Untold von yamina-chan (Was abseits der Handlung geschah...) ================================================================================ Forderung --------- Anmerkungen: Da sich in der letzten Geschichte einige darüber gewundert haben, warum Mullen so verständnisvoll für sein Alter war, habe ich in diesem Abschnitt eine Andeutung darauf eingebaut. Ansonsten können beide "Kapitel" sowohl als eigenständig, als auch als zusammengehörig betrachtet werden. Unsicher betrachtete Mullen sein Spiegelbild. Er trug die Uniform eines Soldaten niederen Ranges, um seinen linken Arm war das Rot-Weiße Band befestigt, der einen erfolgreichen Akademieabsolventen auswies. Er dachte an den Nachmittag zurück, die Ehrung der neuen Mitglieder der Garlyletruppen. Nun war er also offiziell ein Soldat Garlyles. Kein Schüler mehr, kein Rekrut, sondern ein richtiger Soldat. Sein Blick streife die Schachtel, die auf seinem Bett lag. Er hatte sich geschworen, den Inhalt erst dann wieder herrauszunehmen, wenn er im Dienste Garlyles stand. Nun gut, seinen Verpflichtungen musste er erst ab morgen Mittag nachgehen, der heutige Abend war ihnen freigegeben worden. Doch das, was ihn dazu brachte, nervös auf die Uhr zu sehen, das, was ihn die Schachtel nicht öffnen ließ, war etwas anderes. Wie wird er reagieren?, fragte er sich zum wiederholten Male. Ob er verstehen wird, das ich als einfacher Soldat anfangen wollte, obwohl mein Abschluss mir einen weit höheren Rang ermöglicht hätte? Der Blonde setzte sich seufzend. Diese Entscheidung war ihm nicht leicht gefallen. Aber er war sicher, das sie richtig gewesen war. Wenn er wirklich die Fähigkeiten hatte, die man als hochrangiger Offizier brauchte, wenn er wirklich wie geschaffen für das Führungskommando war, wie viele der Ausbilder und Mitrekruten immer wieder behauptet hatten, dann würde er das auch auf diesem Wege beweisen und erreichen. Er wollte nicht von Anfang an Offizier sein, das wäre nicht richtig. Er wollte lernen, was es hieß, ein Soldat zu sein und unter Offizieren zu arbeiten. Wenn man selbst keinerlei Befehlsgewalt hatte. Wenn man nicht den Luxus des Befehlshabers besaß. Er war sich sicher, das man dieses Wissen brauchte, um ein guter Vorgesetzter zu sein und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Aber das war nicht der einzige Grund. Es sollte niemand glauben, das er diese Position nur dadurch erhalten hatte, weil sein Vater Major in der Armee war. Er würde sich einen solchen Aufstieg selbst erarbeiten! Die Frage war, ob sein Vater dies verstand... Sein Vater beurteilte Menschen danach, wie nützlich sie für ihn waren. Das hatte er inzwischen begriffen. Er hatte es immer gewusst, schon als Kind, als seine Mutter ihm dies immer wieder erklärt hatte. Wirklich verstanden hatte er es erst in den letzten Jahren. Er dachte an den Tag zurück, an dem er seinen Vater das erste mal gesehen hatte. Wie Oma Sara, die Krankenschwester, die ihn und seine Mutter hin und wieder besucht hatte, sich mit ihm darüber unterhalten hatte. Einer ihrer Sätze war vermutlich der Grund, das er heute überhaupt hier war. 'Er wird einsam sein, nach dem Tod seiner Frau, Mullen, und traurig über den Verlust. Du musst ihn daran erinnern, das er immernoch dich hat, das er nicht alleine ist, hörst du?' 'Mama hat immer sie gesagt, sie war nützlich für Papa. Wenn ich im sage, das ich das auch sein kann, meinst du, ich darf dann bei ihm bleiben?' Daraufhin hatte sie ihn angesehen. Lange angesehen. Damals hatte er es nicht verstanden. 'Weist du, was es bedeutet, für jemanden nützlich zu sein?', hatte sie ihn gefragt. '...Das man jemandem helfen kann?' Und dann hatte sie ihn wieder so angesehen. 'Sag es ihm. Wenn es nicht reicht, das du sein Sohn bist, sag es ihm. Du schaffst das schon. Du bist ein sehr tapferer Junge' Dann hatte sie ihm über den Kopf gestrichen und war mit den Anderen in das Zimmer gegangen, in dem sein Vater gearbeitet hatte. Mullen erinnerte sich gut an diesen Tag. Auch wenn es inzwischen fast zehn Jahre her war. Zu viel war geschehen, als das er ihn je vergessen könnte. Der Tod seiner Mutter, das Treffen mit seinem Vater... Der Mann, den er seinen Vater nannte, er war nicht unbedingt der Warmherzigste, auch das wusste er inzwischen. Aber Baal war eben ein hochrangiger Offizier. Als solcher musste man hart sein, streng sein. Man musste sich Respekt verschaffen können. Darin war er gut. Und er war gut im Reden. Sein Vater gewann immer mehr Einfluss auf die Joulestiftung. Er hatte ihn zwar lange nicht gesehen, aber Gerüchte und Zeitungen informierten gut. Außerdem engagierte Baal sich stark in der Archäologie. Vor allem in dem, was die Legende der Ikarier betraf, die er selbst als Kind von seiner Mutter gehört hatte. Um diese Legenden ging es auch oft, wenn sie sich sahen. Treffen dieser Art waren selten, sehr selten. Ein, oder zwei mal im Jahr hatten sie sich gesehen. Dennoch...obwohl sein Vater nicht gerade dem entsprach, was man einen "Bilderbuch Vater" nennen konnte, er war immernoch sein Vater. Baal hatte ihn damals nicht aufgegeben, sondern ihm deutlich gemacht, das er, wenn er Soldat war, ihm helfen konnte. Er hatte ihn nicht selbst erzogen, aber Mullen war klar, das es für einen Offizier in leitender Position auch völlig unmöglich gewesen wäre. Aber er hatte ihn nicht sich selbst überlassen. Er hatte ihn keiner fremden Familie anvertraut und vergessen, sondern ihm einen Weg gewiesen. Einen Weg, den er gehen musste, um ihn zu erreichen, ihm nahe kommen zu können. Werde Soldat und hilf mir. Er war dieser Forderung nachgekommen und Soldat geworden. Jetzt hoffte er, der Soldat geworden zu sein, den sein Vater sich gewünscht hatte. Er würde ihn sehen. Heute Abend würde er seinen Vater sehen und dann würde sich herrausstellen, ob er - Mullen - würdig war, an der Seite seines Vaters zu sein, und ihm zu helfen. Ob er nützlich genug geworden war. Wieder wanderte sein Blick zur Uhr. Es wurde Zeit. Die vereinbarte Stunde war fast erreicht. Er warf noch einen letzten Blick auf die Schachtel. Er würde sie später öffnen. Heute nicht mehr. Die Aufzeichnungen, die seine Mutter ihm hinterlassen hatte, er würde sie lesen, aber ein anderes mal. Heute Abend ging es nur um ihn und seinen Vater. Er musste wissen, ob er ihn erreicht hatte. Er war einer der jüngsten Absolventen der Militärakademie, das allein sollte seinen Vater schon stolz machen können. Und er würde sich noch weiter anstrengen. Sein Vater sollte sehen, das auf ihn Verlass war. Aber jetzt musste er ihn ersteinmal treffen. Der Blonde stand auf und verließ das Zimmer. Er würde sich nichts von seiner Unsicherheit anmerken lassen. Er hatte über die Hälfte seines Lebens in militärischer Umgebung verbracht und war daran gewachsen, körperlich und seelisch. Da würde er doch nun keine Angst zeigen, nur weil er sich mit seinem Vater traf. Seine Schritte hallten in dem Gang wieder. Der Major, sein Vater, war anlässlich der neuen Absolventen zusamen mit einigen Leuten der Joulestiftung hergekommen und sein Zimmer lag in einem gesonderten Bereich, am anderen Ende. Als Mullen die Tür schließlich erreicht hatte, atmete er noch einmal tief durch. Er wird es verstehen. Er wird verstehen, das ich diesen längeren Weg gewählt habe. Er muss es einfach verstehen! Der Blonde klopfte entschlossen an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)