Unknown...Despair...and totally Lost? von Cookie-Hunter ================================================================================ Kapitel 2: ...Despair... ------------------------ (Ich werde jetzt nicht mehr Kyos Sicht Kennzeichnen.) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 2: Despair Niemand darf mich sehen. Niemand darf diese Blutbesudelten Hände sehen. Niemand darf meine hässliche Seele sehen. Wäre ich doch dieser verdammten Frau nie über den Weg gelaufen. Spätestens nachdem ich sie, wie zufällig, einige weitere Male in der Nähe unseres Proberaums gesehen habe, hätte sie mir suspekt sein sollen. Sie schien jedes Mal nur darauf gewartet zu haben, dass ich auftauchte. Anfangs habe ich gedacht, dass sie das tut, weil ich ihr geholfen habe und sie, weil sie ja, angeblich, neu in der Stadt sei, jemanden zum reden gesucht hat. Doch diese Blackouts, die ich dann immer nach den Treffen hatte. All das hätte mir doch reichlich seltsam vorkommen müssen. Ebenso dieses Zittern, welches mich Tage später erfasste, die Schweißausbrüche und der Schmerz und alles was mich Leiden ließ und immer dann wieder weg war, nachdem ich wieder auf sie gestoßen war. Ich Dummkopf habe natürlich versucht mir nichts anmerken zu lassen, meine Schwäche zu kaschieren. Die anderen haben immer wieder probiert herauszubekommen, was denn mit mir los sei, doch ich Ober-baka hab einfach nur geblockt. Mich wieder in mein Innerstes verkrochen und zu Einsamkeit und Schmerz verdammt. Ich wusste ja selbst nicht, was mit mir los war. Diese verdammte Frau, deren Namen mir im Moment beim besten Willen nicht einfallen will, hat mein gesamtes Leben ruiniert. Ohne dass ich es bemerkt habe. Sie hat mich abhängig gemacht, meinen Körper und meine Seele zu einem Wrack gemacht. Nicht einmal gemerkt habe ich, wie sie mir das Zeug untergejubelt hat, bis sie mir –Wann? Vor einer, zwei Wochen? Oder gar schon letzten Monat? – gesagt hat, was sie getan hatte. Aus einem Reflex habe ich sie getötet, als ich bei ihr war. Wie ich dahin gekommen bin, weiß ich nicht. Auch nicht mehr mit was ich sie tötete. Nur, dass ich es am anderen Ende der Stadt weggeworfen habe. Ich war so wütend auf sie. Eine Kurzschlussreaktion. Ich darf niemandem mehr unter die Augen treten. Ich bin unwürdig, eine schmutzige Kreatur mit der man nicht einmal reden sollte. Meine Wohnung, ein Ort des Schutzes und gleichzeitig ein Käfig. Ich kann und will hier nicht raus, auch wenn es den sicheren Tod bedeutet, sobald meine Vorräte endgültig aufgebraucht sind. Ich darf nicht, denn dann würde mich jemand sehen und ich ihn mit meiner Anwesenheit besudeln. Die anderen wollen wissen, was los ist, aber ich kann es nicht sagen, darf es auch nicht. Darf es einfach nicht. Ich werde sterben. Einsam, verletzt und schmutzig. So wie es sich für einen feigen Mörder gehört. Zum Glück kann mich niemand hier im Dunkeln sehen. Obwohl ich mich schon das ein oder andere Mal dabei erwischt habe, wie ich den Vorhang an die Seite geschoben habe, um einige wenige Augenblicke lang das Licht zu kosten. Licht, welches ich nicht mehr verdient habe. Und am Schlimmsten ist, dass mein Gefühl mir immer wieder sagt, dass ich noch etwas von diesem Teufelszeug in meinen Venen habe. Deshalb sitze ich auch jetzt wieder in meinem Badezimmer, lehne mich wieder über den Wannenrand und greife auch jetzt wieder zu der Rasierklinge, damit ich mich davon befreien kann. Schnitt für Schnitt für Schnitt. Zusammen mit meinem wunderschön roten und abstoßend dreckigem Blut fließt es dann in den Ausguss. Hoffentlich weit weg von hier. Damit es sich nicht wieder in meinen Körper schleichen kann. Nur leider kommt mit dem gehenden Blut auch Schwäche. Dieses Schwächegefühl sorgt noch zusätzlich dafür, dass ich mir jämmerlich vorkomme. Ich bin nicht stark genug, um damit fertig zu werden. Nicht stark genug. Wie in allen Dingen. Da. Da ist es wieder. Aber dieses Mal gebe ich nicht nach. Mühsam und den geschundenen Arm an meinen Bauch gepresst richte ich mich auf, tapse schwankend und im Dunkeln zu dem Schrank mit den Handtüchern. Trotz der Dunkelheit kann ich beinahe sehen wie mir schwarz vor Augen wird. Um nicht umzukippen kralle ich mich an das Waschbecken, welches ich zum Glück zwischen die Finger bekomme. Aus Gewohnheit wende ich mich dem kleinen Wäscheschrank, rechts neben dem Waschbecken. Meine Finger zittern beinahe hörbar, als meine Hand zu der Schranktür rechts unten greift und diese öffnet. Tastend suche ich nach einem Handtuch, bekomme Angst, dass keines mehr da sein könnte, doch ganz unten werde ich fündig. Es ist das Letzte. Mit einem kleinen Rest Bewusstsein schaffe ich es noch den weichen Stoff um die frischen Wunden zu legen, bevor ich mich auf dem Boden zusammenrolle und in eine tiefe, schwarze Dunkelheit falle. Und niemand wird kommen um mir zu helfen. Weil niemand weiß, dass ich hier bin. Weil niemand weiß, was ich getan habe. Weil ich es nicht wert bin gerettet zu werden. „So verstehen Sie doch. Ich kann Ihnen nur etwas über den gesundheitlichen Zustand sagen, wenn Sie ein Familienmitglied sind oder ein solches dabei ist“, versuchte der Arzt abzuwehren und Kaoru los zu werden, da dieser sich vor ihm aufgebaut hatte und nach Antworten verlangte. „Mag ja sein, dass wir nicht blutsverwandt mit ihm sind, aber wir stehen ihm näher als irgendwer sonst.“ „Wenn Sie ihm tatsächlich so nah stehen, wie Sie behaupten, wieso liegt er dann hier? In diesem Zustand? Mit Müh und Not können wir es vielleicht schaffen ihn am Leben zu erhalten!“ Geschockt sahen sich die vier Besucher an. Ihr bester Freund schwebte in Lebensgefahr! Die ballte seine Fäuste vor Verzweiflung, Shinya musste schlucken, um seine Tränen zu unterdrücken. Er wollte nicht noch mehr weinen, sondern stark sein für den Älteren. Nur Toshiya ließ seinem Gefühl freien Lauf, brach zusammen und klammerte sich an Kyos verbundene Hand. „Nein, nein“, stammelte er und schüttelte den Kopf. „Das darf nicht. Ich will das nicht. Hörst du? Kyo? Du darfst nicht sterben.“ Toshi drückte die Hand des Sängers noch fester und legte seine andere vor seinen Mund, um sein schluchzen zu unterdrücken. Dann hörten sie einen verstärkten Piepton. Der Puls des Sängers hatte sich erhöht. Nur leicht, aber es war eine Veränderung, die zeigte, dass der Sänger noch kämpfte. Den Wunsch hegte bei ihnen zu bleiben. Die 4 Musiker und der Arzt beobachteten Kyo gespannt, in der Hoffnung er würde noch weitere Reaktionen zeigen. Eine vereinzelte Träne löste sich aus den geschlossenen Augen des Warumono, welches wie ein friedlich schlafender Engel wirkte. Sie zog ihre salzige Spur vom Augenwinkel über die Schläfe und starb schlussendlich in dem Kissen, auf das sie tropfte. „Wach doch auf, Kyo. Bitte“, flehte Dai und rüttelte leicht an der Schulter des Blonden. „Das bringt nichts. So einfach ist es nicht jemanden aus dem Koma zu wecken.“ Der Arzt wurde mit 4 entsetzten Augenpaaren angestarrt. „Und jetzt gehen Sie, ich habe schon genug gesagt.“ Aber die Musiker blieben stur. „Iie, er braucht uns jetzt.“ „Aber meine Herren…“ „Kein ‚aber’!“, zischte Toshiya den Mediziner an, „Shinya hat recht. Kyo braucht uns. Vielleicht liegt er im Koma, was allerdings nicht heißen muss, dass er unsere Anwesenheit nicht spürt. Das hat sich doch eben gezeigt. Es wird ihm gut tun. Da bin ich mir sicher.“ „Hai und deswegen bleiben wir“, unterstützte Kaoru Toshiyas Aussage und nickte bestätigend, ehe er sein Augenmerk wieder auf das Warumono richtete. „Der Patient benötigt aber Ruhe“, beharrte der Doktor. „Er liegt im Koma! Er hat seine Ruhe. Wir werden schon nicht krampfhaft versuchen ihn wach zu bekommen, wo das eh nicht möglich ist.“ Langsam platzte dem Neublonden Gitarristen der Kragen. „Kao, darf ich?“, fragte er den Band-Leader. „Hai, darfst du.“ Dai wandte sich vom Bett ab und ging geradewegs auf den Mediziner zu. „Sie entschuldigen“, grinste der Gitarrist angepisst, ergriff den Oberarm des älteren Mannes und beförderte diesen nach draußen. „Und jetzt gönnen Sie ihrem Patienten die verordnete Ruhe.“ Damit schloss er die Tür und ging zurück zu seinen Freunden. „Das wäre erledigt“, smilte der Neublonde kurz, ehe die angespannte Situation es wieder von seinem Gesicht wischte. „Shin? Soll ich dich nach Hause fahren?“, fragte der Bassist und sah den Jüngeren neugierig an. „Warum? Ich fühle mich gut.“ „Nein, Shin“, sagte Daisuke und warf dem Drummer einen sorgenvollen Blick zu. „Du solltest Toshiyas Angebot annehmen. Du bist müde und geschafft und du solltest dich auch umziehen. Glaub mir, Shinya. Es wäre besser für dich. Du hast von uns am meisten durchgemacht.“ „Aber was ist mit Kyo?“ „Um den kümmern sich Die und ich. Mach dir also keine Sorgen“, warf Kaoru ein. Dass der Leader und die anderen Beiden recht hatten wurde dem schlanken Blonden recht schnell klar. Er besaß ja kaum noch Kraft, um sich auf den Beinen zu halten. „Ist ja gut“, gab er sich geschlagen. Toshiya legte einen Arm um die Schulter des Kleineren um ihn in Richtung Tür zu manövrieren. „Toshi“, hielt Kaoru den anderen Schwarzhaarigen auf. „Hai?“ „Bleib bei ihm, ja?“ „Mach ich“, erklärte dieser sich bereit und verließ gemeinsam mit Shinya das Zimmer. „Ob sie es schaffen werden ein Auge zu zutun?“ „Erstmal nicht, aber mit der Zeit werden sie schon vom Schlaf übermannt“, wurde Die vom Leader-sama geantwortet. Der Rhythmusgitarrist seufzte, hockte sich neben das Bett und strich behutsam und federleicht über den verbundenen Unterarm, der vor ihm lag. „Wie es da wohl drunter aussieht?“ „Schlimm vermutlich. Du hast Shinyas Klamotten gesehen und nachdem, was er erzählt hat… Ich denke es ist besser, wenn die Verbände es verdecken. Das zu sehen ist sicherlich grauenvoll“, erläuterte Kaoru seine Ansicht, bemerkte aber, dass Die bereits ins Land der Träume abgedriftet war. Leider war kein anderes Bett zugegen, sonst hätte er den anderen dort hinein verfrachtet. Kaoru lächelte verstehend und strich über den Haarschopf seines Freundes, der mittlerweile in eine sitzende Position gewechselt war. Leise ging Kaoru aus dem Raum und anschließend zum Schwesternzimmer. „Könnte ich vielleicht eine Decke haben? Mein Freund ist eingenickt und ich möchte nur ungern, dass er sich erkältet.“ Die anwesenden Pflegerinnen und Pfleger sahen sich unschlüssig an. Worum es ging und wer gemeint war wussten sie, nur: Sollten sie helfen? Dann raffte sich schließlich eine der Damen auf und bat Kaoru ihr zu folgen. Sie führte ihn direkt zu dem Raum mit der Wäsche, suchte dort nach etwas passendem. „Hier“, sagte sie dann nach kurzem suchen und drückte Kaoru zwei Decken in die Hand. Auf seinen verwunderten Blick hin meinte sie dann: „Nur für den Fall.“ „Arigatou“, erwiderte der Gitarrist freundlich und begab sich zurück zu seinen schlafenden Freunden. Dort zog er sich den Stuhl heran um darauf Platz nehmen zu können, nachdem er dem schlummernden Daisuke eine der Decken umgelegt hatte. Dadurch, dass er sich selbst in die andere Decke gewickelt hatte, schlossen sich bald darauf auch seine Augen. Um mich herum ist es schwarz, aber zu meinem bedauern bin ich noch nicht tot. Denn ich fühle den Schmerz und ich höre all die Geräusche, die sich ständig um mich herum abspielen, wenn ich still daliege. Was habt ihr Götter nur gegen mich? Lasst ihr mich nicht sterben, weil ich zu schmutzig bin und ihr jemanden wie mich nicht im Jenseits haben wollt? Die Kälte der Fliesen und des Raumes, denn ich habe alle Heizungen trotz der späten Jahreszeit auf null gestellt, hat mich erfasst und so ist mir zu kalt, um mich in irgendeiner Form zu bewegen oder gar zu zittern. Ich würde zu gern diesen einen entscheidenden Schnitt setzen, doch dafür fehlt mir der Mut. Dafür hänge ich wohl doch noch zu sehr an den Menschen, die mir nahe stehen. Würde ich sterben wären sie traurig und das will ich nicht. Sie haben Glück verdient und sie sollen fröhlich sein. Wenn sie mich vergessen haben, dann, aber erst dann, schaffe ich es vielleicht. Eine Träne. Ich spüre, wie sie sich aus meinem Augen löst. Ich dachte, ich hätte keine mehr. Aber warum? Weil ich wirklich noch an meinem Leben und meinen Lieben hänge. Aber das ist doch auch selbstverständlich, oder? Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht, wissen wie die Anderen ticken, wie diese Person auf dies und das reagiert und wirklich Worte brauchen wir auch nicht mehr. Wir sind füreinander da. Sie sollen mir helfen. Ich will, dass sie mir helfen. Aber das dürfen sie nicht. Ich würde sie beschmutzen, in den Dreck ziehen, genauso sündig machen, wie ich es bin. Und die Bühne? Unsere Auftritte? Unmöglich. Ich kann mich nicht mehr in diesem gleißenden Licht baden, den Menschen erlauben uns und mir zuzujubeln. Das wäre falsch. Ich wäre falsch. Die Türklingel läutet und hört sich schrecklich laut an in meinen Ohren, die gerade nur an die Stille in der Wohnung, meiner kleinen Welt, gewöhnt sind. Mein Körper verkrampft sich unweigerlich, zieht sich zusammen. Ein Schutzmechanismus. Es ist wieder Kaoru, der versucht mit mir zu reden. Mir wird warm ums Herz. Auch wenn sich seine Worte wütend anhören, so spüre ich doch wie viel Sorge in ihnen steckt. Das macht es mir nur noch schwerer los zu lassen. Ich raffe mich auf und gehe zur Tür, auch wenn es mir schwer fällt mich überhaupt auf den Beinen zu halten. Im Flur angekommen höre ich wie Kaoru sagt, dass er gehen will. Zitternd strecke ich meine Hand in Richtung Tür, doch es ist zwecklos. Ich höre Kaorus Schritte im Treppenhaus. Bleib, Kaoru, bleib doch. Zeig mir, dass es noch Menschen gibt, die mich brauchen. Ich will ihm ein „Hilfe!“ hinterher rufen, jedoch ist meine Stimme zu schwach, um zu schreien und es kommt nur ein gekrächzter Laut aus meinem Hals. Mir wird wieder schwarz vor Augen und der Boden kommt näher. Den Aufprall nehme ich nur am Rande wahr, denn schon hat mich die Ohnmacht wieder in ihre vergessenden Arme geschlossen. Vielleicht geleitet sie mich auch ins Jenseits. Ich hoffe es. Bete beinahe schon dafür. Ob wohl jemand meine Leiche finden wird? Irgendwann bestimmt. Irgendwann… Als Daisuke aufwachte spürte er einen Schmerz in seinem Rücken, der jegliche Müdigkeit aus seinem Körper trieb. „Mou~“, grummelte er, ehe er sich erhob. Ein verschlafener Blick seinerseits überprüfte seine Umgebung, um festzustellen wo er sich befand. Es war nicht sein Schlafzimmer, soviel stand fest. Diesen hässlichen Laminatboden hätte er ja nie ausgewählt. Seine Augen entdeckten ein schlafendes Leader-sama. Gab eine nette Zimmerdeko ab. Dann das Krankenbett, welches er aufgrund der Dunkelheit genau wie Kaoru nur schemenhaft sah. Das war das Zimmer eines Komapatienten. Wieso zogen die die Vorhänge zu? Das gleichmäßige Piepsen und all die anderen Geräusche ließen ihn beinahe wieder eindämmern. Doch die plötzlich zurückkehrende Erinnerung an den Abend zuvor machte ihn wieder hellwach. Hastig stand der blonde Gitarrist auf, um zu sehen, wie es Kyo ging, bereute es jedoch gleich wieder, weil sich sein Rücken noch für die unbequeme Nacht auf dem Fußboden bedankte. „Fuck! Scheiße tut das weh“, jammerte er und hielt die Hand an die Wirbelsäule. „Ein Vermögen für eine Massage.“ Die holte tief Luft und verdrängte das unangenehme Ziepen. Seine Augen huschten über den unbeweglichen Körper, sein Innerstes hoffte darauf eine Veränderung festzustellen und sein Verstand sagte ihm: es wird nichts passiert sein. Leider hatte sein Verstand recht gehabt. Es hatte sich nichts getan. Traurig legte er seine rechte Hand auf die Linke des Sängers, strich mit seinem Daumen über die Finger. „Sei stark, Kyo. Wir kämpfen mir dir und warten auf dich.“ Ein Rascheln war zu hören, aber das kam nicht von dem Sänger. „Guten Morgen, Kao.“ Der Leader blinzelte verschlafen und schälte sich aus der wärmenden Decke. „Morgen“, nuschelte der Schwarzhaarige und wischte sich mit den Fingern den Schlaf aus den Augen. „Hast du auch so gut geschlafen?“, fragte der blonde Gitarrist ironisch grinsend. „Absolut nicht. Dass Stühle auch immer so scheiße unbequem zum schlafen sein müssen. Mein Rücken ist eh schon im Eimer.“ „Der Fußboden war genauso unbarmherzig.“ Kaoru streckte sich und gesellte sich zu Daisuke ans Bett und sah dem schlafenden Warumono ins Gesicht. „Er wirkt eigentlich so wie immer, oder?“, meinte der Blonde schwach lächelnd. Sein Gesprächspartner nickte zustimmend und ergänzte: „Wenn er nicht so blass und hager aussehen würde. So ausgezerrt. Und vor allem erschöpft. Ob wir ihn wieder hinkriegen?“ Dai überlegte einige Augenblicke, antwortete dann: „Wenn er uns lässt. Wobei ich da so meine Zweifel habe, immerhin hat er doch so lange zurückgezogen. Also von daher würde ich sagen…“ „Nein.“ „Das auch nicht. Jedenfalls nicht unbedingt. Mit Hartnäckigkeit und ein wenig Fürsorge können wir ihn schon geknackt kriegen. Es wird nur…dauern.“ „Oh ja.“ Kaoru wuschelte traurig lächelnd durch das blonde Haar Kyos. „Unser kleiner Sturkopf.“ Die lachte leise über das Verhalten ihres Leaders und dass Kyo sich normalerweise wehren würde. Das EKG zeigte leichte Veränderungen, Kyos Herz schlug einen Hauch schneller und auch der Monitor, der die Gehirnströme anzeigte, machte sich durch ein schnelleres Geräusch bemerkbar. „Kyo? Wachst du auf?“ Dies Augen weiteten sich hoffnungsvoll, doch es tat sich nichts weiter, als das alle Geräusche und Wellen der Monitore wieder auf ihren Normalstand zurückpendelten. „Schade“, seufzte der Rhythmusgitarrist. „Nicht so voreilig“, warf Kaoru ein, „Toshiya hat doch gestern ebenfalls eine Reaktion hervorgerufen, nicht wahr?“ Dai überlegte kurz, sein Kopf war noch nicht ganz wach, und nickte zustimmend. „Vielleicht merkt er unbewusst, dass wir hier sind und uns Sorgen machen. Zumindest glaube ich es“, stellte Kaoru seine Überlegungen dar. „Aber ich dachte Komapatienten nehmen nichts von ihrer Umwelt wahr. Wieso dann Kyo? Nicht, dass ich was dagegen hätte, aber…“ „Seh ich aus wie ein Mediziner? Was weiß ich warum Kyo reagiert, aber er tut es und darüber sollten wir froh sein.“ Die hob abwehrend die Hände, als der Ältere ihn so anfauchte. „Gomen ne. Ich weiß doch, dass du nichts davon weißt. Tun die wenigsten. Ich…“ „…möchte nur ein paar Antworten haben. Ist schon gut, Die. Ich kann dich verstehen.“ Kaoru seufzte. Er hasste es in Ungewissheit zu sein. Das machte ihn immer fertig. Resignierend ließ er sich gegen den anderen Gitarristen fallen. „Fahr doch nach Hause, Kao-chan. Ruh dich aus. Das brauchst du jetzt“, meinte Die, der den Leader festhielt und an sich drückte. „Du genauso, also erzähl mir nix.“ Kaoru schloss die Augen. Er spürte, wie unerholsam der Schlaf gewesen war, den er gehabt hatte. „Wir können uns ja von Toshi und Shin ablösen lassen. Und in ein paar Stunden kommen wir wieder. Oder nur einer von uns und wir wechseln uns im Sechs-Stunden-Takt ab, damit Kyo nicht allein sein muss“, schlug Die vor und richtete seinen Blick auf Kaoru. „Wenn er das merkt. Aber der Vorschlag hört sich nicht schlecht an. Es muss jetzt auch viel geregelt werden. Wer weiß, wie lange er ‚schläft’. Das wird wieder eine Menge Arbeit.“ Gegen Ende seiner Aussage seufzte der Schwarzhaarige und vergrub sein Gesicht im Shirt seines Freundes. „Will nicht“, murrte er, was Daisuke zu einem Lächeln bewegte. „Armes Leader-chan“, sagte er gespielt mitleidig und pattete dem Anderen den Kopf. „Ich kann dir ja helfen. Du musst auch nicht immer alles allein machen.“ „Arigatou, Die.“ „Keine Ursache, Großer“, smilte der, bevor er wieder zu Kyo sah. „Und du“, er piekste ihm leicht in die Seite, „siehst zu, dass unser Großer hier nicht ganz so viel Stress hat. Haben wir uns verstanden?“ Er piekte noch einige male auf den Kleineren ein. Wieder zeigte sich eine Reaktion auf den Monitoren. „Ich glaube deine Theorie stimmt. Vielleicht liegt er auch gar nicht im Koma, sondern hat einfach keine Lust ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Eine Art, besonders tiefe Ohnmacht“, überlegte der Neublonde laut und piekte aus Langeweile noch ein mal zu. „Jetzt lass ihn. Sonst hat er bald überhaupt kein Verlangen mehr danach aufzuwachen.“ „Ich hör ja schon auf. Aber dafür lässt du mich jetzt auch aufstehen, damit ich noch telefonieren kann.“ „Ist gut“, murmelte Kaoru und gab seinem unfreiwilligen Kissen die Freiheit zurück. „Ich beeil mich auch. Kannst dich ja zu Kyo ins Bett kuscheln“, grinste Die und sah zu, dass er aus dem Zimmer kam. „Baka“, grummelte der Schwarzhaarige. Als ob da genug Platz gewesen wäre. Vermutlich hätte er sich auf einen der Schläuche gelegt und Kyo dadurch in arge Bedrängnis gebracht. Ein tiefer Seufzer verließ Kaoru. „Warum, Kyo? Du weißt, dass du mit deinen Problemen zu uns, zu mir, kommen kannst. Warum hast du dich dann so verkrochen? Was ist passiert, dass du niemanden mehr um dich haben wolltest?“ Ein schrecklicher Gedanke durchfuhr seinen Kopf. Kyo wurde doch nicht etwa…? Traurig legte er seine Hand auf Kyos, drückte sie ganz leicht. Den Gedanken verdrängte er wieder. Den brauchte er nun wirklich nicht. „Weißt du, es tut weh, wenn ein Freund dir nicht vertraut. Es ist ein trauriges Gefühl. Wenn du aufwachst musst du es uns erzählen, hai? Damit wir dir helfen können.“ Er schwieg kurz, dachte nach. Dann tätschelte er die tätowierte Hand seines Freundes und Bandkollegen. „Ach, Kyo-chan. Wir sind fast verrückt geworden, weil du nichts von dir hast hören lassen. Shinya hat sein Schlagzeug beinahe zertrümmert, so stark und viel hat er gespielt, um sich abzulenken. Toshiya hat uns beinahe auf die Palme gebracht, weil er immer wieder mit einem neuen Spiel angekommen ist. Ah, und Daisuke…Der hat in den letzten 2 Wochen so viele Melodien aufgeschrieben, die könnten glatt für 2 Alben reichen“, erklärte er und sah dabei verlegen seine Finger an. Er meinte die Frage „Und du?“ von dem Jüngeren zu vernehmen. Für einige Momente überlegte der Schwarzhaarige, spielte unsicher mit seinen Händen. „Ich hab versucht alle Termine zu umgehen. Bis jetzt hat es auch geklappt. Das ein oder andere Interview musste schon gemacht werden, aber das braucht dich ja nicht interessieren, da du ja doch nicht zu sowas hingehst.“ Ein leises Lachen folgte seiner Aussage. „Ich nehme es dir ja nicht übel. Ist manchmal doch ganz schön anstrengend und die Fragen oft überflüssig und nervig. Und wie du dich vielleicht erinnerst hab ich regelmäßig versucht dich aus deiner Höhle zu kriegen.“ „Gib schon zu, dass du wenig geschlafen hast.“ Ruckartig drehte Kaoru seinen Kopf zur Tür, wo Daisuke stand und ihn schief angrinste. „Erschreck mich doch nicht so“, meckerte der Schwarzhaarige. „Gomen, aber es war einfach zu verlockend dich bei deinem Selbstgespräch zu unterbrechen. Hier, hab dir was mitgebracht“, sagte Die und drückte dem Gitarristen einen Becher Kaffee und ein Sandwich in die Hand. „Ui, Frühstück. Arigatou.“ „Keine Ursache“, erwiderte der Neublonde und nahm einen Schluck von dem schwarzbraunen Getränk. „Bäh, schmeckt ja scheußlich. Zum Tote aufwecken.“ Kaoru betrachtete den Anderen ungläubig, nahm dann im Selbstversuch einen Schluck und meinte seelenruhig: „Weiß gar nicht was du hast. Ich trinke den gern sogar noch stärker, wenn ich wach werden will.“ Fassungslos starrte Die seinen Kumpel an. „Dann weiß ich jetzt endlich, warum du mit so wenig Schlaf auskommst.“ Daisuke warf einen tiefen, nachdenklichen Blick in seinen Pappbecher. Der Lead-Gitarrist beobachtete den anderen misstrauisch und schaute abwechselnd auf dessen Gesicht und auf das Getränk. „Was. Hast. Du. Vor?“ „Shinya hat gesagt, dass er uns gleich ablöst.“ „Was. Hast. Du. Vor?“, wiederholte der Schwarzhaarige seine Frage und ahnte schon etwas. Die schaute ihn breit grinsend an. „Ob das Zeug auch Komapatienten wach bekommt?“ Kaoru dachte kurz über den Einfall nach, wägte Für und Wider gegeneinander ab. Er nahm einen Schluck seines Kaffees und meinte dann nur: „Hast meine Erlaubnis es auszuprobieren.“ Mein Magen meldet sich wieder und macht mich wach. Es tut richtig weh. Vielleicht habe ich ja noch irgendwas, obwohl nach mehr als 3 Wochen kaum noch was da ist. Beim Aufstehen fällt das Handtuch von meinem Arm. Die Verletzungen sind also getrocknet. Gut, dann stört mich das wenigstens nicht mehr. Im Dunkeln stolpere ich in Richtung Küche. Licht brauche ich nicht, denn meine Augen sind es mittlerweile gewöhnt mit so wenig Licht auszukommen. An der Kochstätte angekommen taste ich mich blind durch meine Schränke. Eine Packung Nudeln. Die kann man zur Not auch ‚roh’ essen. Vielleicht noch was dazu. Unsicher werfe ich einen Blick zu dem summenden Gerät namens Kühlschrank. Ich weiß, dass er eigentlich nichts enthält und deswegen auch ausgeschaltet werden könnte. Aber da ist kein nichts, das weiß ich. Ein, zwei Dinge beherbergt das Ding dann doch. Die dürften aber so oder so nicht mehr ganz frisch sein. Zaghaft legen sich meine Finger um den Türgriff und ziehen daran. Für einige Momente bin ich dann wirklich blind. Meine Augen müssen sich dem, für sie zu starken, Licht erst wieder anpassen. Die Milch kann man auf jeden Fall vergessen. Das letzte Gemüse springt einen demnächst an. Der Käse sieht jedoch essbar aus. Schnell reiße ich ihn an mich und werfe die Tür zu, ehe das Grünzeug noch auf dumme Ideen kommt. Mit meinem behelfsmäßigen Mittag- oder ist es vielleicht mein Abendessen? – schleiche ich ins Wohnzimmer und kauere mich auf die Couch. Lustlos öffne ich die Nudeltüte und greife mir einige von den Dingern heraus. Geschmacklos und beim Kauen viel zu laut in der Stille. Mein Fernseher stiert mich an, als ob er mich zwingen will ihn anzuschalten, um ein wenig von der Welt mitzubekommen. Zugegeben ich bin schon ein wenig neugierig, doch da ich mich nicht mehr wirklich wie ein Teil dieser Welt fühle sollte es mich nicht interessieren. Ich habe gemordet. Ich hatte Drogen in meinem Körper. Etwas, was ich nie wollte. Etwas, das niemals ein Teil meines Lebens sein sollte oder durfte. Zum Glück bin ich körperlich darüber hinweg. Mein Körper spürt kein Verlangen mehr nach diesem Teufelszeug. Auch wenn ich häufig das Gefühl habe ein Rest, ein winzig kleiner Rest, hat sich in meinen Adern festgesetzt. Ich probiere abwesend ein Stück von dem Käse. Ziemlich trocken, aber geschmackvoller als die Nudeln. Bissen um Bissen wird mein Magen zufriedener. Doch ich esse nicht viel, immerhin sind dies meine allerletzten Vorräte und ich möchte nicht allzu schnell dem Hungertod entgegen sehen. So soll mein Leben nicht enden. So nicht. Ganz eng ziehe ich meine Beine an meinen Körper, schlinge meine Arme darum. Da ist wieder diese Gefühl von Einsamkeit. Könnte jetzt nicht einer von euch, meinen Freunden, wieder an meine Tür hämmern und Sturm klingeln? Versuchen mich hervor zu locken? Auch wenn mein Leben verwirkt und nicht einen müden Yen mehr wert ist, möchte ich doch spüren, dass es nicht so ist. Das ist widersprüchlich und dumm, ich weiß. Aber ist es nicht normal so zu fühlen? Ich verstecke mein Gesicht in meinen Knien, denn ich fühle wie Tränen aufsteigen und die will ich nicht zeigen, auch wenn da niemand ist, der sie sehen kann. Eigentlich hatte ich gedacht es wären keine Tränen mehr da. Offensichtlich ein Irrtum. Unaufhaltsam entfliehen sie meinen Augen und sterben im Jeansstoff meiner Hose, nachdem sie über meine Wangen geflossen sind. Meine Unterarme schmerzen. Die Krusten ziepen und sind stellenweise auch schon wieder aufgeplatzt, weshalb ich einen brennenden Schmerz verspüre. Was hab ich nur mit meinem Leben gemacht? Es war doch alles so toll. Wir hatten so viel erreicht. Zugegeben es konnte auch schon mal stressig sein, aber in welchem Beruf hat man das nicht. Ich konnte meine Texte schreiben und sie auch singen. Das war für mich immer das Schönste. Vor allem hatte ich meine besten Freunde an meiner Seite. Und jetzt? Meine Hände sind blutbesudelt und mein Körper starrt nur so vor Dreck. In meinen Liedern habe ich so viel über Schmerz gesungen, mir selbst Schmerz zugefügt. In meinen Texten habe ich über Mord gesungen, aber es ist wirklich etwas ganz anderes selbst einen zu begehen. Ich bin sogar zu feige, um mich selbst anzuzeigen. Stattdessen verkrieche ich mich hier und vegetiere vor mich hin. Plötzlich wird es lauter draußen. Mein Körper bewegt sich von allein zum Fenster, meine Hand schiebt den Vorhang leicht beiseite. Zum Glück ist es stark bewölkt stelle ich fest, nachdem meine Augen es schaffen mit dem Licht umzugehen. Bei den kleinsten direkten Sonnenstrahlen könnte ich vermutlich nicht einmal mein Gesicht dem Fenster zuwenden. Ein kleiner Verkehrsunfall. Nichts weiter. Und dafür habe ich mich dem Licht zugewandt. Einen kurzen Blick werfe ich noch auf die zusammengekrachten Autos, es ist ja nicht so als ob ich meine Neugier ganz verloren hätte, dann schiebe ich den Vorhang zurück, lasse mich von der Welt dort draußen abschneiden. Dass es immer noch Tag ist… Als Kaoru aufgetaucht ist, war es früher Nachmittag. So jedenfalls die Digitaluhr im Flur. Oder ist es bereits der nächste Tag? Möglich wäre es, immerhin weiß ich nicht, wie lange ich danach weggetreten war. Meine Finger streichen über den Stoff der Gardine. Lebe wohl, Welt. Du schaffst es auch ohne mich. Ohne mich. Traurig gehe ich zu dem Regal, dass dem Fenster am nächsten steht und betrachte die dort stehenden Fotorahmen. Die Bilder brauche ich gar nicht sehen, denn ich kenne die Motive in- und auswendig. All die male wo wir einige lustige Schnappschüsse gemacht haben. Ein leichtes Schmunzeln legt sich auf meine Lippen. Es werden nie mehr solche Momente passieren. Nicht für mich. Seufzend wende ich mich ab und schlurfe auf die Couch zu, um darauf zu krabbeln. Dort mache ich mich dann fast automatisch ganz klein und starre ins Nichts. Was soll ich auch sonst tun? Ich werde einfach hier liegen bleiben und auf den Tod warten. Ja, warum nicht. Auch wenn es dauern wird, aber ich habe Zeit, um zu warten. Im Jenseits kann ich mich dann erst bei der Frau dafür entschuldigen, dass ich sie getötet habe und dann verfluche ich sie für das, was sie mir angetan hat. Dafür nehme ich sogar die Folgen in Kauf. Aber dann ist wenigstens mein Gewissen beruhigt. Das reicht mir dann auch. Danach ist mir alles egal. Völlig egal. 2 Monate später: Toshiya saß bei Kyo und beschäftigte sich damit Karten gegen den Kleineren zu spielen. Einfaches, harmloses Mau-Mau. Natürlich schummelte er ein wenig, indem er Kyos gute Karten nicht warf, oder nur dann, um seine los zu werden und dem anderen eine rein zu würgen. Trotzdem schaffte er zu verlieren. Toshiya verstand zwar nicht wie das möglich war, aber so machte es ihm gleich noch mehr Spaß. Und so zockte er Runde um Runde. „Mou, du hast schon wieder gewonnen. Wie machst du das?“ Er gähnte. Karten spielen war anstrengend. Müde dreinschauend kramte er das Deck zusammen und packte es in die Hülle zurück. Seufzend stützte er die Ellenbogen auf der Matratze ab und legte sein Kinn in seine Hände. „Weißt du, ohne dich ist es richtig langweilig. Wenn du deine bissigen Kommentare nicht einwirfst ist irgendwie alles anders.“ Gelangweilt piekste er dem anderen in den Bauch. „Los, wach auf. Oder ich pieke dich so lange weiter bist du einen blauen Fleck bekommst. Davon musst du dann aufwachen und mich anmeckern, ansonsten kriegst du so viele Flecken, dass man deine eigentliche Hautfarbe nicht mehr erkennen kann!“ Sich diese Überlegung ernsthaft vornehmend drückte er mit seinem Finger immer wieder die Decke und somit das darunter liegende Fleisch ein. „Wir brauchen dich, Kyo. Wir machen uns Sorgen um dich. Von den Fans ganz zu schweigen.“ Unbeirrt führte er seine Tätigkeit fort. Ohne dass er es merkte öffnete sich die Tür und die schlanke Gestalt Shinyas betrat den Raum. Er schmunzelte, als er sah was der Bassist mal wieder mit ihrem Sänger anstellte. Leise schlich er sich an und stellte sich genau hinter den Schwarzhaarigen. „MUSST du ihn schon wieder ärgern?“, sagte er etwas lauter in dessen Ohr. Der Ältere zuckte zusammen und fiel mit dem Oberkörper auf Kyo. Shinya kicherte, da der Gesichtsausdruck des Anderen einfach zu köstlich war. „Shin, du…“ Weiter kam er jedoch nicht, denn die Person unter ihm fing an sich zu regen und erstickt zu husten. Mit einer Mischung aus Geschockt, Verwundert und Überrumpelt starrten Shinya und Toshiya auf Kyo, ehe Shinya reagierte und seinen Freund von dem Kleineren herunter zog. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte der Schwarzhaarige ängstlich, doch er erhielt keine Antwort. Hilfe suchend jagten seine Augen über Kyo und das Bett hinweg, bis sie an dem Knopf für die Krankenschwester hängen blieben. Hastig schnappte er sich den Schalter und veranstaltete ein regelrechtes Sturmklingeln. Sie brauchten Hilfe. Kyo versuchte sich bereits die störende Beatmungshilfe selbst zu entfernen. Schweren Herzens ergriffen Shinya und Toshiya je eines seiner Handgelenke, damit der Sänger sich nicht weh tun konnte. Beruhigend strich Shinya mit seiner freien Hand eine der lang gewachsenen Strähnen aus Kyos Gesicht. „Ganz ruhig, Kyo-chan. Hilfe kommt gleich. Halt noch ein wenig durch.“ Der Drummer schluckte seine Freudentränen erfolglos weg. „Schön, dass du wieder bei uns bist“ „Hai, schön, dass du wieder hier bist“, bestätigte Toshiya und lockerte seinen Griff ein wenig. Kyos panischer Blick verlor dadurch jedoch nicht an Intensität. „Es ist alles wieder gut, Kyo, alles wieder gut“, redete Shinya weiter beruhigend auf den Älteren ein. Endlich betrat eine der Pflegerinnen das Zimmer und rief auch gleich Verstärkung herbei. Zu dritt befreiten diese Kyo von dem Beatmungsschlauch. Kaum hatte dieses lange, störende Ding seinen Hals verlassen, erbrach sich Kyo. Das meiste war Galle und ätzte heftig in seiner sensibilisierten Speiseröhre, immerhin hatte der gute Mann seit einer halben Ewigkeit nichts mehr gegessen. Ein schaurig klingender Husten folgte und seine beiden Freunde dachten schon, dass der Sänger zu ersticken drohte. Die drei Frauen sprachen sich kurz ab, dann verschwanden zwei von ihnen. Die eine sollte den Arzt rufen, die andere holte etwas zum Wegwischen des Erbrochenen. Die Dritte befreite Kyo derweil von den Elektroden am Kopf. Toshiya stand mit Shinya einige Schritte entfernt um nicht im Weg zu stehen, dennoch sahen sie das panische Blitzen in den Augen ihres Freundes. „Shin, ich geh Kao und Die Bescheid sagen, hai?“ „Hai, mach das. Ich bleib hier falls etwas ist.“ Toshiya nickte zustimmend und verließ den Raum. Im selben Moment betrat eine der gegangenen Schwestern zusammen mit einem Arzt das Zimmer und der Mediziner begann sofort einige Routineuntersuchungen durchzuführen. Er murmelte einige, für den Laien unverständliche, medizinische Begriffe, die fein säuberlich von der Schwester auf ein Blatt Papier notiert wurden, welches auf einem Klemmbrett seinen Platz hatte. Der Sänger ließ sich alles wortlos gefallen, seine Augen sprachen jedoch Bände. All die Panik, die Angst und das Widerstreben in ihnen, mit denen die Menschen um ihn herum beobachtet wurden. Es war so also ob er sich jeden Moment zusammenrollen und verschwinden oder um sich schlagen würde. In dem Drummer verkrampfte sich alles bei diesem Anblick. Ein bisschen Ruhe und Erklärung würden dem anderen vermutlich gut tun. Dann würde er nicht mehr so einem verängstigtem Reh gleichen. Wie ein Kind, das Angst vor der immer wieder kehrenden Misshandlung hatte, sah er aus. Eines, dass nicht mehr wusste was Liebe und Geborgenheit bedeuteten. Er war so dünn und zerbrechlich geworden. Kyo begann zu zittern. Ihm war unwohl, das sah man. Shinya zog es deswegen vor sich an den Arzt zu wenden. „Gomen ne, aber ich habe ein wenig Angst um ihn. Bitte lassen sie ihm doch etwas Zeit um alles zu realisieren. Onegai“, bat der Dunkelblonde den Arzt und sah ihn eindringlich an. Dieser warf seinen Blick zwischen seinem Patienten und dem Mann vor sich hin und her. Nach reiflicher Überlegung stimmte er, wenn auch ungern, zu. „Aber nicht für lange. Ich möchte ihn nämlich gerne auf die normale Station verlegen lassen, aber dafür sind noch einige Untersuchungen nötig.“ „Ist gut.“ Der Mediziner gab den beiden Schwestern einen Wink und sie ließen Shinya mit dem Patienten allein. Er hatte eingesehen, dass es wohl fürs Erste besser für den Erwachten war, eine bekannte Person um sich zu haben. Shinya wartete bis die Tür geschlossen war, erst dann wandte er sich dem Sänger zu. „Hallo Kyo. Wie schon gesagt: Schön, dass du wieder da bist. Weißt du, du hast jetzt fast 2 Monate im Koma gelegen. War schon ganz schön Nerven aufreibend. Und wir haben die ganze Zeit auf dich aufgepasst. Es war immer einer von uns da. Immer.“ Shinya wischte sich einige Freudentränen weg. Er wollte jetzt nicht vor Kyo weinen. Der Kleinere sollte ein glückliches Gesicht sehen. „Wir hatten schon Angst, du würdest gar nicht mehr aufwachen. Nicht mehr aufwachen wollen. Immerhin haben wir ja keinen blassen Schimmer, was denn mit dir passiert ist, vor dem Koma, verstehst du? Es will uns auch keiner was erzählen. Nicht das Geringste. Schon blöd.“ Er spielte nervös mit seinen Fingern, wusste nicht was er jetzt noch sagen oder tun sollte. Er war einfach nur froh, aber Kyos Augen dämpften seine Freude und waren der Grund für seine Ratlosigkeit. „Wir haben dich lieb, Kyo“, brachte letztendlich hervor und legte selbigem bestätigende eine Hand auf den Unterarm. Die Verbände waren entfernt worden und die Tätowierungen würden von weißen Linien durchzogen. „Werde schnell wieder gesund, ja?“ Shinya hoffte auf ein zustimmendes nicken, doch stattdessen weiteten sich Kyos Augen und er begann schneller zu atmen. Besorgt starrte der Drummer den Älteren an, ratlos was mit diesem jetzt los war. „Kyo? Kyo, was hast du?“ Er wollte eine Hand auf die Stirn von Kyo legen, um Fieber auszuschließen. Wenige Wimpernschläge bevor Shinya die Haut Kyos auch nur berühren konnte schlug jener Shinyas Arm beiseite. Holprig versuchte er von dem anderen weg zu rutschen. „Kyo, was ist los?“, versuchte Shinya ihn zu beruhigen, „Ich bin es doch nur, Shin.“ Doch mit jedem Wort rutschte der Sänger weiter weg. Es strengte ihn deutlich an. Er musste all seine Kraftreserven aufbringen. Plötzlich fasste seine Hand ins Leere und Kyo fiel rückwärts aus dem Bett. Das laute Rumpeln brachte Shinyas Herz völlig aus dem Takt. Sofort eilte der Drummer sofort um das Bett herum, um nach dem rechten zu sehen. Er fand seinen Freund zitternd am Boden liegend. Er machte noch einen Schritt auf ihn zu, hielt aber inne als er die Stimme des Sängers vernahm. „Nein!“ Die Stimme, sie war rauer als sonst. Und war leicht verzerrt. Man merkte ihr an, dass sie schon lange nicht mehr benutzt worden war. Shinya war wie versteinert, wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Warum war der Andere so abweisend? Hatte es mit dem zu tun was passiert war, bevor sie ihn gefunden hatten? Bevor er ihn gefunden hatte? Was musste es Schreckliches gewesen sein, damit der Sänger so reagierte? So viele Fragen und keine Antwort weit und breit. In dem Augenblick betrat Toshiya wieder den Raum. Sein erleichtertes Gesicht wandelte sich erst in Verwunderung und dann in Angst um, als er bemerkte, dass Kyo neben dem Bett lag. Hastig eilte er auf den Sänger zu und wollte ihm aufhelfen, aber Shinya hielt ihn zurück. „Was? Shin, was tust du? Wir müssen ihm helfen!“ Doch der Drummer schüttelte den Kopf. „Er will das aber nicht. Ich glaube, er will nicht angefasst werden“, erklärte er und schaute traurig zu Boden. „Warum denn nicht? Er kann doch nicht da unten sitzen bleiben.“ Entschlossen löste sich Toshiya von dem Anderen und ging ebenso entschlossen auf den am Boden hockenden Mann zu. Shinya sah ihm panisch nach. Doch es war zu spät. Toshiya hatte Kyo am Oberarm gepackt und wollte seinen eigenen anderen Arm um dessen Rücken schlingen, da schlug der Blonde mit dem pechschwarzen Ansatz um sich, um die verhassten Berührungen los zu werden. Der Bassist fiel erschrocken auf seinen Hosenboden, tastete nach seinen Wangen. Er hatte gerade noch Kyos Bewegungen ausweichen können, ehe es ihn schlimm erwischte, dennoch fühlte er etwas auf seiner Haut. Er spürte etwas feuchtes an seinen Fingerspitzen und als er sie sich besah schimmerte Blut auf ihnen. Seine Augen wanderten zu dem Sänger, der zusammengekauert in der Ecke hockte, zitterte und, wenn man genau hinhörte, weinte. Es war erstaunlich wie viel Willenskraft er aufbrachte, denn normalerweise hätte er sich durch das lange Liegen und den dadurch degenerierten Muskeln kaum oder gar nicht bewegen können. Die Nadel, die in seiner Hand gesteckt hatte, um ihn mit der Nährflüssigkeit aus dem Tropf versorgen zu können, lag mit blutiger Spitze auf dem grauen PVC-Boden. Die Herzelektroden hatten sich von dem Körper gelöst und ein grausiger Piepton erfüllte das Zimmer. Der Urinschlauch leistete der Infusionsnadel Gesellschaft. An seinem Ende tropften Blut und Harn herunter. Durch das eintönige, langatmige Piepen wurden der Arzt und die Pflegerinnen alarmiert und schon standen sie wieder in dem Patientenzimmer. Kurz verschafften sie sich einen Überblick, bevor sie auf die Gruppe Männer zustürmten. Der Mediziner rief den Pflegerinnen und den hinzugekommenen Pflegern einige Anweisungen zu, woraufhin einige wieder verschwanden. Der Rest packte Kyo an Armen und Beinen, um ihn wieder ins Bett legen zu können. Von den verzweifelten Schreien und den Versuchen sich zu befreien ließen sie sich nicht beirren. Der Schwarzblonde rief, dass man ihn nicht anfassen solle und die Tränen rannen über sein panisch verzerrtes Gesicht. Aber man hörte nicht auf ihn. Das weggegangene Personal kam wieder. Sie schoben ein neues Bett herein. Eines, an den man den Patienten fesseln konnte. Sie mussten ihn ruhig bekommen. Um ihret- und um seiner selbst willen. Der Arzt nahm einer Schwester eine Spritze, gefüllt mit Beruhigungsmittel, ab und wollte sie dem Schwarzblonden verabreichen. Jedoch hatte er nicht mit Kyo gerechnet. Allein der Anblick des medizinischen Instrumentes ließ noch mehr Angst in ihm hoch steigen und sich noch mehr aufbäumen. Obwohl sie bereits zu viert waren und versuchten den Sänger auf das Bett zu schnallen waren sie machtlos. Sie wollten es nur ungern riskieren dem Sänger etwas zu brechen, wäre aber wohl die letzte Möglichkeit gewesen, so unmenschlich sich das auch anhörte. „Nein! Nicht! IIE!“ Es war Kyos Stimme, die diese Worte brüllten. Toshiyas Herz schmerzte beim Anblick seines Freundes, aber er wusste, dass es geschehen musste. Er riss sich zusammen und hielt mit beiden Händen Kyos Gesicht vom Kopfende her fest. Wenige Wimpernschläge später hielt Kyo ganz still und sah Toshiya direkt in die Augen. Der Bassist konnte beinahe die pure Verzweiflung spüren, die die Augen des Anderen aussandten. Eine seiner eigenen Tränen landete auf Kyos Stirn. „Verzeih mir Kyo, aber es ist nur zu deinem Besten. Wir wollen dich doch so schnell wie möglich wieder bei uns haben. Mit dir zusammen lachen können. Dafür musst du jetzt still halten. Sonst kann dir keiner helfen.“ Der Arzt nutzte die Gelegenheit und verpasste Kyo die Infusion mit dem Beruhigungsmittel. Der Stich war schmerzhaft und würde einen dicken blauen Fleck ergeben, das sah man, denn Kyos ganzer Körper war bis zum Äußersten angespannt. „Ruh dich aus, Kyo. Wir werden bei dir bleiben. Dir kann nichts mehr passieren. Wenn du das nächste Mal aufwachst wird die Welt wieder in Ordnung sein“, flüsterte er dem verängstigten Mann vor sich zu. Unter seinen Fingern und in den Augen des anderen konnte man immer mehr die Entspannung fühlen und erkennen. Doch sie war nicht die Folge seiner Worte, sondern des starken Sedativums, welches sich die Herrschaft über den kleinen, dürren Körper unter den Nagel riss. Keine 2 Minuten später schlief Kyo tief und fest. Die kurze Zeit, in der er jetzt aus seinem Koma erwacht war, hatte seinem geschwächten Körper mehr zugesetzt als es irgendetwas anderes es hätte tun können. Da ist er wieder. Da ist Kaoru an meiner Tür und will mich immer noch sprechen. Er klopft und klopft. Ein gleichmäßiges Geräusch. Doch dann ist es plötzlich weg, Er sagt, dass er geht und wieder kommen wird, weil er weiß, dass ich hier bin. Ja, unserem Leader kann man nichts vormachen. Ich bewundere seine Hartnäckigkeit. Das ist verwunderlich. Außer ihm hat mich nur noch Die einmal besucht. Vermutlich hat Kaoru ihnen gesagt, dass er sich um das Problem namens Kyo kümmert. Aber angerufen und SMS geschrieben , das haben sie alle. Ich habe jede einzelne Nachricht gelesen und das, was sie auf Band gesprochen haben habe ich mir angehört. Jedes einzelne Wort zeigte mir wie viel ihnen an mir liegt. Wenn diese Worte durch meinen Kopf flitzen tut mir mein Herz weh, fällt es mir schwerer Abschied zu nehmen von allem und jedem. Aus irgendeinem Grund erhebe ich mich und meine schwachen Beine führen mich zu der Haustür. Mehrmals gerate ich ins Wanken und falle beinahe, denn überall habe ich Sachen von mir und Müll herumliegen. Wozu auch aufräumen, wenn ich eh bald sterben werde? Meine Finger recken sich der Tür entgegen, drehen den Schlüssel herum und wollen sich bereits um die Türklinke legen, als ich wieder Kontrolle über meinen Körper bekomme. Ruckartig ziehe ich meinen Arm zurück, stolpere rückwärts und falle hin. Wie konnte ich nur? Hab ich solche Sehnsucht nach ‚draußen’? Für einen Moment herrscht Stille in meinem Kopf, dann die Antwort: Ja. Ja, verdammt ich habe Sehnsucht. Ich brauche Leute um mich herum. Leute mit denen ich mal wieder reden kann. Und nicht solche psychotischen Selbstgespräche, wie dieses. Ich will zu meinen Freunden zurück. Ich will mit ihnen lachen und wieder gemeinsam Musik machen. Das macht jedes Mal unheimlich viel Spaß. Jeder wirft seine Ideen in die Runde, indem er etwas vorspielt. Oder in meinem Fall singt. Alles wird notiert und aufgehoben. Wenn man es nicht für diesen Song verwenden kann, dann vielleicht für einen der Nächsten. Manchmal ist es schon anstrengend, aber vor allem ist da doch der Spaß. Kami-sama, diese Erinnerungen. Ich darf nicht daran zurückdenken, sonst wage ich es wirklich noch dort hinauszugehen. Langsam rolle ich mich auf die Seite und mache mich zu einer Kugel. Kyo, du hast getötet. Deine Seele ist blutbesudelt und dreckig. Du hast kein Recht dort draußen zu sein. Danke, Gewissen. Das es auch noch recht haben muss. So verdammt recht. Leise summe ich vor mich hin. Bin stolz darauf, dass meine Stimme ihr bestes und letztes gibt, um dies zu vollbringen. Es ist ‚Itoshisa’. Warum? Ich weiß es nicht. Eine Weile liege ich dort und lasse die Melodie den Raum erfüllen. Ich höre draußen Schritte und sie nähern sich meiner Tür. Sofort verstumme ich und lausche den Schritten. Sie halten nur wenige Meter von mir entfernt, also vor der Haustür. Wer ist das? Wer kann das sein? War Kaoru etwa schon wieder hier? Als dann jedoch die ersten Worte von dieser Person zu hören sind setzt mein Herz für einen Moment aus. Shinya. Da steht Shinya vor meiner Wohnung. Und so wie er sich anhört war ihm wohl der Kragen geplatzt. Ein Zeichen dafür, dass er jetzt hartnäckig sein würde. Das Geräusch, als er gegen die Tür tritt, lässt mich zusammenzucken. Ich höre, wie er zu weinen beginnt, aber das sollte er nicht. Niemand sollte wegen mir weinen. Geh weg, Shin, geh weg. Dann bist du nicht mehr unglücklich. „Hau ab.“ Kaum bemerke ich was ich getan habe schlage ich die Hände vor den Mund. Ich muss hier weg. Ich ziehe mich an der Kommode hoch. Shinya redet weiter. Ich will nicht hören was er sagt. Halte mir kindisch die Ohren zu. Ich darf nicht mit dir reden, Shin. Sieh es ein. „Es geht nicht.“ Schon wieder. Ich tat es schon wieder. Was? Was sagt er da? Alles wird kaputt gehen? Es ist alles kaputt. „Sieh es ein. Ich kann nicht.“ Wieder spüre ich Tränen in meinen Augen. Shinya will etwas erwidern. „Geh!“, werfe ich ihm nur entgegen. Er wird es schon noch einsehen. Es hat keinen Zweck. Ich bewege mich von der Tür weg. Direkt zum Badezimmer. Jetzt gibt es keinen anderen Ausweg mehr. Ich muss alles beenden. Meine Schuld war gestiegen. Vor der Wanne lasse ich mich nieder und taste nach der erlösenden Klinge. Sie muss hier irgendwo auf dem Boden liegen. Gefunden. Schnell und sicher ist das Metall zwischen den Fingern meiner rechten Hand und ich fange an sie über meinen linken Unterarm zu ziehen. Kaum habe ich begonnen beschleicht mich bereits das Schwächegefühl. Mir fallen die Augen zu, aber ich höre nicht auf. Ich will es zu Ende bringen. Schnitt um Schnitt komme ich dem Ende näher. Doch dann geht es nicht mehr weiter. Irgendetwas blockiert meine Bewegung. Langsam öffne ich meine Lider, sehe wie sich eine Hand auf die meine gelegt hat. Wem gehört sie? Eine zweite kommt hinzu und zusammen nehmen sie mir die Klinge weg. Ich beobachte wie dieses vertraute Stück Metall auf den Wannenboden fällt und von meinem Blut liebevoll umschlossen, wie ein alter Bekannter begrüßt wird. Dann spüre ich wie jemand meine Hand umklammert. „Was ist dir nur passiert, Kyo?“, höre ich Shinyas Stimme. Ich drehe meinen Kopf zu ihm hin und sehe die verweinten Augen. Die Besorgnis in seiner Mimik lässt es mir warm ums Herz werden. Es tut mir Leid Shinya. „Frag nicht“, ist alles was ich noch hervorbringe. Er sieht mich an. Verwundert, mit einem Hauch von Glück und Hoffnung. Meine Lider schließen sich. Ich kann nichts dagegen tun. Diese seelische Zerstrittenheit macht mich fertig. Ich kann weder der einen Seite zustimmen, noch der anderen, die das Ende bedeutet. Ich habe keine Kraft mehr. Shinyas Körper ist plötzlich ganz nah an meinem. Er ist ganz warm. Angenehm warm. Das macht es mir leichter mich zurückzuziehen. „Stirb nicht, ja?“ Warum nicht? Es würde doch so vieles einfacher machen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wow, wir haben auch das Zweite Kapitel geschafft *stolz ist* Das bekommt ihr auch nur, weil ich mich bei dem Uploaddatum vertippt habe. Eigentlich sollte das nicht 22. sondern 27. sein, aber euch kommt das doch nur recht, nicht wahr? Joa, bleibt also nur noch Kapitel 3! Und da kommt ihr ins Spiel. Das sind nämlich, wenn ich mich letztens nicht verzählt habe, sage und schreibe 26 (!) parts. Meine Frage an euch: Wollt ihr euch selbst auf die Folter spannen und den 2 Wochen Rhythmus beibehalten und dann euer Weihnachtsgeschenk fürs nächste Jahr haben? Oder wollt ihr jede Woche ein Kapitel und alles bereits im Sommer schon erfahren? Antworten könnt ihr mit in einem Kommi (das war jetzt kein Zaunpfahl. Nein. Überhaupt nicht. Ehrlich.), einer ENS oder in meinem GB zukommen lassen. Bin ja flexibel^^ Dann würd ich mal sagen: Mata ne Bis Kapitel 3 dasMone Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)