Ein Valentinsproblem von Psychopath ================================================================================ Kapitel 4: Ende --------------- Wie und wann ich nach Hause gegangen war, wusste ich nicht mehr, aber ich wachte vollständig angezogen und verkatert auf. Ich sah auf meine Uhr, die verkündete, dass es Nachmittag war. Ich schleppte mich unter die Dusche, zog mich an und betrachtete mein Spiegelbild. „Du siehst schlimm aus, mein Lieber.“, sagte ich laut und dann: „Ach du Scheiße!“ Ich drehte meinen Kopf ein Stück zur Seite, sodass ich meinen Hals sehen konnte, der von einem nicht zu übersehenden Knutschfleck geschmückt war. „Ach nö. Das kann doch nicht wahr sein! Jun, du bist ein verdammter Idiot! Wieso machst du die letzten paar Tage alles falsch?“ Ich jammerte noch eine Minute vor mich hin und kroch dann unter meine Bettdecke. „Das habe ich alles geträumt. Wenn ich aufwache, dann bin ich weder Single, noch habe ich so ein verdammtes Ding am Hals.“, dachte ich und schlief sofort ein. Als ich aufwachte, hatte sich aber leider überhaupt nichts geändert. Mein Kopf fühlte sich immer noch so an, als ob er jeden Moment explodieren würde und der Knutschfleck war leider auch noch da. Den Rest der Woche setzte ich keinen Fuß vor die Tür und so scharf darauf Riku wiederzusehen, war ich komischerweise auch nicht, obwohl ich den Abend mit ihm sehr genossen hatte und auch Spaß hatte. Leider war es mir viel zu peinlich wieder mit ihm zu reden und vermutlich wollte er mich nach dieser Aktion auch nicht mehr wiedersehen, aber natürlich konnte ich mich in dieser Sache auch irren. Wäre alles ohne das Zutun von Alkohol von statten gegangen, wäre es auch nur halb so schlimm, wie ich es im Moment fand. Am späten Nachmittag zwangen mich mein Kühlschrank und mein Magen nach draußen und in den Supermarkt, wo ich – wie sollte es auch anders sein – Riku begegnete. „Hi!“, rief er quer durch das ganze Gebäude und winkte mir grinsend zu, wobei sein T-Shirt ein Stückchen nach oben rutschte und einen wunderhübschen Bauch enthüllte. „Hallo.“, sagte ich, als ich schließlich neben ihm stand. „Muss ich mich dafür entschuldigen, was passiert ist?“, fragte er und sah mich fragend an. Ich zuckte nur mit den Schultern und sagte dann: „Nö… eigentlich nicht. Das war doch auch meine Schuld und du hast ja auch nichts gemacht, was in irgendeiner Form schlimm war. Wir können es doch einfach vergessen und so tun, als ob dieser Abend niemals stattgefunden hat.“ „Und wenn ich das nicht möchte?“ „Dann musst du mir einen Grund sagen, wieso du es nicht vergessen willst.“ „Ich hab einen ganz einfachen Grund. Und zwar fand ich es weder schlimm noch sonst etwas, außer klasse.“, sagte er und grinste mich an. „Ich wollte doch gerade nur wissen, ob du es so schlimm findest, dass du sogar eine Entschuldigung von mir erwartest. Erklärst du mir, wieso du es vergessen willst?“ Mit dieser Antwort hatte ich gar nicht gerechnet und schon gar nicht damit, dass er den Abend klasse fand. „Also… so furchtbar fand ich es ehrlich gesagt nicht, aber es stört mich doch sehr, dass es mit viel Alkoholeinfluss passiert ist und somit vielleicht von dir gar nicht ernst gemeint war.“ „Na wenn der Alk dein einziges Problem ist, dann lade ich dich jetzt ganz alkoholfrei zum Grillen bei mir zu Hause ein. Was sagst du dazu?“ „Na gut… Wann?“ „Jetzt.“ „Jetzt gleich?!“ Riku nickte lebhaft. „Ja! Ich kaufe gerade alles Nötige ein und dann kannst du ja gleich mit zu mir kommen und dann grillen wir. Oder hast du etwas Anderes und viel Wichtigeres vor?“ Und so kam es, dass ich eine knappe halbe Stunde später auf Rikus Balkon auf einer Bank saß und zusah, wie er seinen Grill mit Mühe und Not zusammenbaute. Zwar hatte ich ihm angeboten, zu helfen, aber er hatte darauf bestanden, alles allein zu machen. Ich sollte es mir nur bequem machen und ihn den Rest erledigen lassen. „So! Fertig. Jetzt hol ich nur noch alles, was wir brutzeln lassen können. Bist du Vegetarier?“, fragte Riku, nachdem er – endlich – den Grill komplett aufgebaut vor sich stehen hatte. Ich schüttelte den Kopf und sah schon die Sonne untergehen. „Gib mir einen Moment, dann hast du gleich etwas zu Essen auf dem Teller.“, sagte Riku und verschwand in der Küche. Währenddessen saß ich immer noch auf dem Balkon und fror mir den Hintern ab. Mittlerweile hatte ich schon das Gefühl, dass ich festgefroren war, als Riku auf den Balkon gelaufen kam: „Ich hab ja total vergessen, dass du hier draußen in der Kälte sitzt! Komm schnell rein. Jetzt wo es dunkel ist, wird es auch immer kälter und ich will doch nicht, dass du krank wirst!“ Er schob mich in die Küche, wo ich mich dann schließlich auf einen Stuhl setzte und Riku beim Herumwerkeln zusah, was tatsächlich mehr Spaß machte, als ich es gedacht hatte, denn immer wenn er sich streckte um irgendetwas zu holen, entblößte er seinen wirklich sehr hübschen Bauch. „So! Jetzt hab ich alles fertig! Gib mir zehn Minuten, dann ist das auch alles gegrillt.“ „Kein Problem. Lass dir Zeit. Ich hab noch gar keinen richtig großen Hunger.“, log ich. Riku grinste und hoppelte auf den Balkon, gerade in dem Moment fing mein Magen armselig an zu knurren. Doch er musste nicht besonders lange warten, da kam Riku auch schon wieder hereingelaufen und deckte ganz schnell den Tisch. „So!“, sagte er und setzte sich mir gegenüber. „Guten Appetit!“ Die ganze Zeit über, als ich bei ihm war, quatschten wir über alles Mögliche und lachten uns zum Teil richtig schlapp. Es kam mir nur so vor, als würde ich mit einem guten Freund etwas Zeit verbringen. Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt, als er mich eingeladen hatte. Niemals hätte ich erwartet, dass wir einfach nur zusammen am Tisch sitzen und wie Bekloppte über jeden Mist lachen würden. Sehr spät nachts beschloss ich schließlich doch nach Hause zu gehen, obwohl Riku mir angeboten hatte, bei ihm zu schlafen, weil es doch so „dunkel und gruselig“ draußen war. Doch weil ich es von Grund auf nie mochte, bei anderen zu schlafen, lehnte ich ab. „Ich ruf dir ein Taxi!“, rief Riku und holte sein Handy hervor. „Ich hasse Taxen.“ „Dann bringe ich dich eben nach Hause!“ „Ich kann auch alleine gehen. Wieso willst du nicht, dass ich in der Dunkelheit nach Hause gehe? Das mache ich seit mindestens einhundert Jahren.“ „Na und?! Es ist dunkel und widerlich draußen und in meiner Gegend laufen immer gruselige Gestalten durch die Gegend und die sehen ganz fies aus. Also lass mich dir ein Taxi holen oder schlaf einfach bei mir. Ich habe ein wunderbar weiches Gästebett, in dem du schlafen könntest. Und morgen mache ich dir meinetwegen auch Frühstück oder sonst was, aber BITTE geh nicht nach Hause. Also im Sinne von mit den Beinen gehen.“ Er verschränkte dir Arme vor der Brust. „Also? Taxi oder Gästebett?“ „Zu Fuß nach Hause.“ „Gut. Dann komme ich aber mit.“ Ich sah ihn erstaunt an. „Wie mitkommen?“ „Gib mir eine Minute, um meine Sachen zu packen. Ich bringe dich nach Hause und dann traue ich mich nicht allein zurück und muss dann einfach bei dir schlafen.“, antwortete er und lief den Flur entlang in sein Schlafzimmer, aus dem er eine Minute später mit einem Rucksack und den Worten: „Wir können.“, wieder auftauchte. „Also? Taxi, Gästezimmer oder ich geh zu dir.“ „Na dann musst du eben zu mir. Ich hasse nämlich Taxen, wie ich dir eben schon gesagt habe, und bei anderen Leuten zu schlafen, finde ich furchtbar.“ Als wir bei mir ankamen, fiel mir ein, dass ich gar kein Gästebett hatte, doch als ich dies Riku offenbarte, schlug er einfach vor, dass wir doch beide in meinem Bett schlafen könnten, wenn es mir denn nichts ausmache. Natürlich machte es mir nichts aus! Ganz im Gegenteil sogar! Wir machten uns beide fertig und ich hatte mich sogar schon aufs Bett gesetzt, als Riku meine Fernsehzeitschrift in die Hand nahm, ein paar Sekunden drauf starrte und dann begeister fragte, ob wir nicht SAW gucken wollten, der gerade angefangen hatte. Obwohl ich absolut keine Lust hatte, einen Horrorfilm meinem Schlaf vorzuziehen, tat ich es trotzdem. Während des Films krallte ich meine Fingernägel immer wieder in mein Kissen und vergaß sogar manchmal zu blinzeln. Das war jedoch nicht das schlimmste, denn ich saß an der offenen Tür zum dunklen Flur und hörte alle möglichen Geräusche, die gar nicht da waren und meinte immer aus dem Blickwinkel eine Bewegung wahrzunehmen, was ich mir jedoch einbildete, aber trotzdem alle fünf Sekunden ängstlich in die Dunkelheit starrte. Nachdem der Film – endlich – vorbei war, quatschte Riku darüber, wie toll der Film doch war und dass er ihn sich wesentlich gruseliger vorgestellt hatte. Kaum hatte er sich hingelegt, schon war er eingeschlafen, während ich noch an meine Decke starrte und die Ohren spitzte, ob jemand meinen Flur entlang schlich. Jedoch wurde mir die Decke zu langweilig und ich drehte mich auf die Seite, sodass ich genau in Rikus Gesicht schaute. Er war so furchtbar niedlich! Hatte ich überhaupt die Haustür abgeschlossen? Schnell stand ich auf und machte das Licht im Flur an und rannte beinahe zur Tür, um dort feststellen zu müssen, dass ich tatsächlich bereits abgeschlossen hatte und mit meiner Lichtaktion hatte ich auch noch Riku geweckt. „Was machst du denn?“, nuschelte er. „Nichts. Geh wieder schlafen.“ „Du aber auch.“ „Natürlich.“ Ich träumte die ganze Zeit über von irgendwelchen dunklen Räumen, in denen die SAW-Puppe auf mich wartete und immer wieder kicherte, so wie sie es in dem Film immer getan hatte. Das war auch der Grund dafür, wieso ich schlecht schlief und morgens um fünf Uhr aufwachte und auch gleich, nachdem ich Riku ein Wenig angehimmelt hatte, aufstand und zum Bäcker ging. Wieder zu Hause angekommen stellte ich erst einmal die Brötchen auf meinen Esstisch und sah dann nach Riku, der aber nicht mehr im Bett lag, sondern vermutlich unter der Dusche stand, was ich an den Geräuschen erkannte, die (natürlich) aus dem Bad kamen. Um nicht einfach nur blöd herumzustehen, beschloss ich einfach schon mal, den Frühstückstisch hübsch zu decken. Ich packte den ganzen frühstückstauglichen Kram aus meinem Kühlschrank auf den Tisch und verbreitete es so, dass es nicht mehr aussah, wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen Zeug, den ich im Kühlschrank gefunden hatte. „Oi! Du hast den Tisch aber schön gedeckt.“, sagte Riku, der gerade mit klitschnassen Haaren die Küche betreten hatte und mich dabei zu Tode erschrocken hatte, da ich ganz in meine Dekoarbeiten vertief gewesen war. Er setze sich auf einen Stuhl und bestaunte mein Werk. „Und wie fandst du den Film gestern eigentlich? Ich hab die ganze Zeit über gequasselt und dabei gar nicht bemerkt, dass du noch gar nichts gesagt hattest.“ „Also… ich fand den ganz okay.“, log ich. „Na dann, guten Appetit.“ Ich setzte mich gegenüber von ihm auf einen Stuhl und betrachtete meine wirklich gelungene Tischdeko. Wir frühstückten, ohne auch nur ein einziges Wort zu wechseln. Egal wie krampfhaft ich nach einem Thema suchte, über das man sich unterhalten konnte, mir fiel einfach nichts ein. Nachdem wir unser Frühstück beendet hatten, stand Riku auf und sagte: „Danke schön, dass ich hier schlafen durfte und vielen Dank für das Essen. Ich werde dann auch mal nicht weiter stören und nach Hause gehen.“ Er stand auf und ging zur Tür, wohin ich ihm natürlich folgte. „Ciao.“, sagte er und gab mir einen Kuss auf den Mund. „Du kannst mich jederzeit besuchen kommen, wenn du willst.“, sagte er schließlich noch und lächelte mich an. 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