Das Blut an meinem Schwert von Hiko-Seijuro ================================================================================ Kapitel 16: ------------ 16 Unsicher, was sie nun tun sollten, sahen ich der große Yakuza und der kleinere Ronin verwirrt an, ließen Soji und Hideto aber nie länger als eine Sekunde aus den Augen. Hideto überlegte fieberhaft, was er nun tun sollte. Er konnte dem Kleinen keinen erwachsenen Gegner überlassen. Andererseits hatte er keine Chance gegen Beide auf einmal. Wenn nicht bald etwas passierte, konnte das hier übel enden. „Schnappen wir sie uns!“, bellte der Große, „Sonst tötet uns der Boss!“, er hob sein Tachi hoch über seinen Kopf und lief langsam auf Hideto und Soji zu. Der Ronin ließ seine kleine Sichel bedrohlich neben sich kreisen, während auch er einen Schritt nach vorn machte. Hidetos Hand verkrampfte sich um den Griff seines Katanas. Was sollte er nur tun? „Hotaru? Soji?“, flüsterte er, „Kann ich euch einen der beiden überlassen? Ich werde versuchen den anderen so schnell wie möglich auszuschalten.“ „Wir werden es versuchen…“, antwortete Hotaru tapfer, sie hatte noch den Dolch unter ihrer Schärpe. Immerhin eine Waffe, von der ihre Gegner nichts wussten, das war ein Vorteil. „Ja.“, entgegnete Soji kurz. Er schloss die Augen und stand ganz entspannt da mit seinem Schwert. „Welchen wollt ihr?“, wollte Hideto noch wissen. „Den Koloss mit dem langen Schwert.“, antwortete Soji, „Dem können wir länger ausweichen.“ „Alles klar!“, gab Hideto zurück, „Passt auf euch auf.“, Hideto drehte sich in Richtung des Ronin und sah diesen ernst an. Gerade als er einen Schritt nach vorn machen wollte, ließ dieser seine Sichel auf Hideto zuschießen. Zischend sauste die Waffe auf Hideto zu, doch er durfte nicht ausweichen, sonst würde die Klinge Soji oder Hotaru treffen. Kurz bevor die Sichel ihn erreichte, riss Hideto sein Katana empor und mit einem lauten Klingen flog die Waffe des Gegners durch die Luft. Nun war seine Verteidigung weit offen und Hideto machte einen Sprang nach vorn, bereit, seinen Gegner zu töten. Doch anstatt erschrocken zugucken, schaute ihm der Ronin höhnisch grinsend entgegen. Noch bevor Hideto realisieren konnte, was vor sich ging, traf ihr etwas hart vor die Brust. Keuchend hielt er inne, seine Atmung ging schwer, sein Blickfeld verschwamm. Röchelnd ging der auf ein Knie hinunter und versuchte sich auf seinen Gegner zu konzentrieren um gegen die Ohnmacht anzukämpfen. Als sich sein Blickfeld wieder einigermaßen klarte, erkannte er, was ihn getroffen hatte: Die Kette, an der die Sichel hing, hatte am anderen ende ein Gewicht, eine kleine metallene Kugel, die der Ronin ebenfalls als Wurfgeschoss genutzt hatte. Immer noch konnte Hideto kaum atmen. Bestimmt war eine seiner Rippen gebrochen. Erzweifelt drückte er seine linke Hand auf die Stelle, welche die Kugel getroffen hatte. „Hideto, bist du okay?“, fragte Hotaru besorgt. Ohne nachzudenken sprang sie auf und lief zu dem knienden Hideto hinüber. „Hotaru! NICHT!“, keuchte er, doch es war zu spät. Der Tätowierte sprang auf Soji zu, während der Ronin seine Sichel an der Kette zu sich zurück schießen lies und Hotaru damit attackierte. Hideto versuchte sein Schwert zu heben, doch der Schmerz durchzuckte ihn und ließ ihn zusammenbrechen. Verdammt, fuhr es ihm durch den Kopf, wir brauchen Hilfe! „HALT!“, ertönte eine ernste Stimme. Der Ronin und der Yakuza hielten erschrocken inne und blickten sich um. Ein Stück links von ihnen, Fluss aufwärts, standen zwei Männer. Der eine war komplett in Lumpen und einen weiten Wollumhang gehüllt, der andere trug einen breiten Strohhut und die Kleidung eines Samurai. „Yoshimaru!“, entfuhr es Hotaru erfreut. „Töte sie, schnell!“, rief der Ronin seinem Kumpanen zu und sprang direkt auf Hotaru zu. Unfähig, aufzuspringen, sah Hideto zu, wie der kleine Soji mit einer nahezu unmenschlichen Geschwindigkeit vorsprang und mit dem Wakizashi die Sichel parierte. „Das war dein letzter Fehler, du Zwerg!“, brüllte der Yakuza und hieb nach dem Jungen. Allerdings hatte er offenbar nicht damit gerechnet, dass der Samurai mit dem Strohhut schneller war als er selbst, voreilte und ihm den Griff seines Katana beim ziehen in die Seite rammte. Schmerz schoss ihm durch den Körper und er ging ebenfalls keuchend auf die Knie. „Die Nieren sind eine sehr empfindliche Gegend.“, erklärte der Samurai ernst, während er sein Katana kunstvoll zurück in die Scheide gleiten ließ. Mühevoll richtete sich Hideto auf, „Gut, dass du hier bist…“, sagte er. „Verdammt!“, rief der Ronin, lies von Soji ab und machte ein paar Schritte zurück. Offenbar waren sie jetzt in der Unterzahl. „Ich hätte nicht erwartet, dass ich das mal sagen würde… aber es ist gut, dich zu sehen, Tsuchigiri…“, höhnt Hideto. „Wie dem auch sei…“, erwiderte Yoshimaru ernst, dann wandte er sich an den Yakuza und seinen Ronin, „Und was euch beide angeht: Wenn ihr am Leben hängt, macht euch aus dem Staub und sorgt dafür, dass ihr uns nicht wieder unter die Augen kommt!“ Zögernd knurrte der Tätowierte und umfasste sein Schwert fest. Er atmete immer noch schwer durch den Treffer an seiner Flanke. „Yukishiro?“, kühl und zittrig schwebte Bakemonos Stimme durch die dicke Sommerluft, die gerade ein wenig durch frischen Wind aufgelockert wurde. Verwirrt drehte sich Hideto zu dem Mann im Lumpenmantel um, „Wer bist du? Woher kennst du meinen Namen?“ „Er war in deiner Kaserne stationiert.“, erklärte Yoshimaru, ließ dabei aber den Yakuza nicht aus den Augen, „Er wollte dich sehen…“ „Yukishiro … Hideto…“, Bakemonos Krächzen hörte sich merkwürdig an. Seine Stimme klang so freudig erregt. Unschlüssig sah Hideto den Fremden an. Wer war dieser Mann? Bakemono bewegte sich gespenstisch langsam zu Hideto hinüber. Auf halbem Weg ließ er seine Kapuze von seinem mit Brandnarben übersäten Kopf gleiten. „Erkennst du mich nicht mehr?“, krächzte er herausfordernd. Plötzlich erkannte Hideto seinen Gegenüber. Diese Augen, das hasserfüllte Grinsen. Zwar hatte er den Großteil seiner Haare durch das Feuer eingebüßt und seine Gesichtszüge waren leicht verzerrt. Trotzdem war er sich sicher… „Aomori!“, rief er erstaunt aus. Yoshimaru bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Mit einer eleganten Bewegung manövrierte er sich schützend zwischen Bakemono und Hotaru, wodurch er die Kontrolle über den Yakuza verlor. Dieser richtete sich langsam auf und beobachtete das Geschehen gespannt. „Yoshimaru! Hotaru! Soji! Passt auf! Dieser Kerl wollte mich töten!“, rief Hideto erschrocken. Hotaru blickte den halb Verbrannten schockiert an. Die Haut seines Gesichts war übersät mit Brandblasen und eiternden Wunden. Auch Yoshimaru schaute Bakemono seinen Gefährten verwundert an. Er konnte es nicht fassen… Ausgerechnet Hidetos Erzfeind anzuschleppen… „Ich übernehme ihn.“, erklärte er schuldbewusst und umfasste den Griff seines Katana fest. „Nein.“, antwortete Hideto ernst, „Er ist hier, um gegen mich zu kämpfen.“ „Wie du wünschst.“, Yoshimaru machte einen Schritt zurück, „Dann kümmere ich mich um den Rest.“ Offenbar fühlte sich der Yakuza angesprochen, „Wie ihr wollt! Aber ihr werdet diese Entscheidung nicht überleben!“, wild entschlossen hob er sein Tachi über den Kopf. „Ihr wartet hier.“, flüsterte Yoshimaru Hotaru und dem Jungen zu, den er nicht kannte. Tapfer nickte Hotaru, Soji sah den Fremden mit dem Strohhut trotzig an, immer noch Hidetos Kurzschwert in den Händen. Der Tätowierte rannte wild rufend auf Yoshimaru zu, das Tachi bedrohlich schwingend. Yoshimaru umfasste sein Katana fest und ging leicht in die Hocke. Die Klinge des Yakuza nährte sich geschwind. Stahl blitzte auf. Kurz bevor das Tachi Yoshimaru traf, zog er mit einer fast übernatürlichen Geschwindigkeit sein Katana. Die Wucht des Schlages stieß das lange Schwert des Yakuza bei Seite. Erschrocken blickte dieser seinem Gegner entgegen. Durch eine schnelle Drehung wirbelte Yoshimaru herum und schlug dem Giganten mit voller Wucht seine Schwertscheide in die Rippen. Keuchend, ging der Yakuza in die Knie, nun schon zweimal an derselben empfindlichen Stelle getroffen. „Deine letzte Chance.“, sagte Yoshimaru ernst, „Flieht oder sterbt.“ „Ihr passt nicht auf!“, ertönte die Stimme des Ronin. Zischend flog seine Sichel auf Yoshimaru zu. Ruckartig riss dieser seine Schwertscheide empor, sodass die Klinge der Sichel hinein glitt. Durch ein leichtes Schräghalten der Saya blockierte Yoshimaru die Sichel und der Ronin konnte sie nicht zurück ziehen. „Ich passe immer auf!“, erklärte Yoshimaru. „Verdammt.“, der Auftragskiller murmelte wilde Flüche vor sich hin, als er nach einem Weg suchte, den Fremden zu töten. Doch die Sichel war nicht seine einzige Waffe… Yoshimaru hatte zwar die Kontrolle über die Sichel, doch konnte er nicht angreifen, ohne die Spannung in der Kette zu lösen und somit die Waffe freizugeben. Eine Pattsituation. Doch der Ronin zog mit der anderen Hand einen Wurfdolch aus dem Strohumhang und ließ ihn in Richtung Hotaru und Soji fliegen. Erschrocken ließ Yoshimaru die Schwerthülle fallen, machte einen Satz nach links und wehrte das Wurfgeschoss mit seinem Katana ab. „Jetzt haben wir dich!“, brüllte der Yakuza, der sich erhob und auf Yoshimaru zusprang. Im selben Moment eilte auch der Ronin nach vorne, ein Kurzschwert in der Hand und bereit, Yoshimaru zu töten. Den Ausweglosigkeit der Situation erkennend, ging Yoshimaru ganz in die Hocke, als plötzlich der kleine Junge neben ihm stand. „Was machst du hier Kleiner?“, rief er aus. Doch erkannte er den Willen zu helfen in den Augen des Kindes. Das Schwert des Ronin und das Langschwert des Yakuza kamen bedrohlich nahe, als der Straßenjunge sein Kurzschwert hob, und damit das Tachi abwehrte. Der Aufprall der Waffen ließ den Kleinen erzittern und er verlor das Gleichgewicht. Die Klinge des Ronin verfehlte Yoshimaru und schlitzte stattdessen den Arm des Jungen auf. Blut tropfte auf den sandigen Boden. Doch binnen des Bruchteils einer Sekunde erhob sich Yoshimaru in einem tödlichen Wirbel seines Schwertes. Seine Klinge blitzte durch die Luft und traf den Ronin an Hals und den Yakuza quer über die Brust. Der Auftragskiller ging gurgelnd zu Boden und regte sich nicht mehr, der Tätowierte strauchelte einen Meter zurück und ging stöhnend in die Knie. Seine massige Gestalt machte ihn äußerst widerstandsfähig. Doch in diesem Zustand konnte nicht einmal er noch kämpfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)