Das Blut an meinem Schwert von Hiko-Seijuro ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Hideto, Yoshimaru und Hotaru folgten einem kleinen gewundenen Pfad durch den dichten Wald. In der Dunkelheit konnten sie kaum etwas erkennen, doch der Morgen brach bald an und die erste Helligkeit des Tages ermöglichte den dreien, wenigstens einander und ihre nahe Umgebung zu erkennen. Yoshimaru hatte sich seinen Strohhut umgebunden, so dass er auf seinem Rücken hing. Seine Hand umklammerte den Schwertgriff. „Meint ihr, wir hätten das wirklich tun sollen?“, fragte Hotaru ängstlich, dich sich dicht an Yoshimarus Rücken hielt. Nachdem sie das Gasthaus verlassen hatten, hatte Yoshimaru darauf bestanden, das Gebäude mit den drei Leichen in Brand zu stecken. „Jeder von ihnen war ein Mensch und hatte eine Bestattung verdient.“, erklärte Yoshimaru, „Wir hatten keine Zeit sie zu begraben, demnach ist eine Feuerbestattung unsere einzige Möglichkeit gewesen.“ Yoshimaru hatte noch lange vor dem brennenden Gebäude gekniet und Sutras rezitiert, um den Geistern der Toten den Weg ins Jenseits zu bereiten. „Und wo wir ziehen, brennen die Häuser…“, raunte Hideto, der voran lief, „Wenn wir nicht bald als Brandstifter gesucht werden, würde es mich wundern… Und dein Schwert, Tsuchigiri, ist auch Mist. Nur jemand, der seine Feinde von hinten ersticht, kann mit dieser Waffe etwas anfangen…“ Yoshimaru hatte Hideto sein Kurzschwert geliehen, da die Räuber dessen Waffen geklaut hatten. „Wenn du es nicht möchtest, nehme ich es gern zurück.“, erwiderte Yoshimaru ruhig, „Ich fühlte mich ohnehin besser, wüsste ich mein Schwert an meiner Schärpe, statt in deinen unfähigen Händen.“ „Dir werd ich gleich…!“, Hideto drehte sich um und erhob das Kurzschwert als plötzlich ein Pfeil direkt vor seiner Nase hersauste und mit einem lauten Klacken in einem Baum stecken blieb. Erschrocken drehten sich Hideto und Yoshimaru in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war, während sich Hotaru ins Gebüsch duckte. „Dort vorn ist einer!“, rief Hideto und wies mit seinem Finger auf einen hohlen Baumstamm, in dem sich etwas bewegte. Hastig eilte er durch das Unterholz auf den Baum zu aus dem ein Mann empor sprang, der eine hellgrüne Dämonenmaske trug. Noch im Sprung zog er sein Katana und landete direkt vor Hidetos Füßen. Yoshimaru beobachtete sie Szene aufmerksam, er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass dies der einzige Hinterhalt war, den die Oni ihnen gelegt hatten. Plötzlich hörte er Hotaru schrill rufen: „Hinter dir Yoshimaru!“ Er schaffte es gerade noch, sich unter einem horizontalen Hieb eines Schwertes hinwegzuducken, der ihn glatt den Kopf gekostet hätte. Noch im Ducken drehte er sich um 180° und zog beim Aufstehen sein Katana mit dem er nur knapp das Gesicht seines Angreifers verfehlte, der eine hellblaue Dämonenfratze trug. Die beiden Gegner wechselten ein paar Hiebe ohne einander zu treffen, beide waren zu sehr darauf bedacht, auszuweichen, statt zu parieren. Währenddessen schlug sich Hideto mit dem Mann in der grünen Maske herum. Dieser hatte mit seinem Katana gegenüber Hidetos Wakizashi einen glatten Vorteil was die Reichweite betraf. Trotz Hidetos Finten und schnellen Stichen kam er nicht nah genug an seinen Gegner heran um ihn zu treffen. Doch die Wendigkeit der kurzen Klinge half ihm, jeden Hieb abzuwehren. Aber wenn er nicht bald einen Weg finden würde, seinen Feind zu treffen, würde dies ein endloser Kampf werden. Yoshimaru sprang über einem Hieb seines Gegners hinweg und stieß sich leichtfüßig von einem Baumstamm ab. Aus der Luft hieb er nach dem Kopf seines Feindes, der sich jedoch um Haaresbreite darunter hinwegducken konnte. Jedoch hinterließ die Klinge einen feinen Ritz im hellblauen Holz der Maske. „Noch einmal wird dir so etwas nicht gelingen.“, raunte die Stimme hinter der Dämonenfratze und ging wieder zum Angriff über. Doch Yoshimaru war schon auf einen vertikalen Hieb vorbereitet. Wie der Blitz schnellte er vor und rammte dem Oni seine Faust, in der er das Schwert hielt, mitten ins Gesicht, bevor dieser seine Waffe senken konnte. Der Mann erstarrte mehr vor Schreck als vor Schmerz in der Bewegung, die hölzerne Maske hatte wohl die meiste Wucht des Schlages abgefangen. Doch dieser winzige Moment reichte Yoshimaru um seinen Schwertarm zurückzuziehen und dabei die Schulter des Mannes aufzuschlitzen. Sein Katana fiel nahezu lautlos zu Boden und die Augen, die Yoshimaru hinter den kleinen Sehschlitzen der Maske erkennen konnte, blickten ihn mit einer Mischung aus Furcht und Trotz an. Doch anstatt den Mann zu töten, verpasste Yoshimaru ihm einen kräftigen Hieb in die Magengrube, sodass der Oni bewusstlos zu Boden ging. Hideto wirbelte herum und parierte leicht eine gefährliche Schlagkombination seines Gegners. Doch langsam brach ihm der Schweiß aus und noch war kein Ende des Kampfes in Sicht. Während einer Drehung erspähte er einen weiteren Dämon, der wie aus dem Nichts erschien und sich ihm näherte, dieser trug eine violette Maske und ebenfalls ein Katana. Einen Kampf gegen zwei Gegner konnte Hideto nicht nur mit einem Kurzschwert gewinnen, das wusste er. Doch trotzdem stellte er sich mutig beiden Herausforderern. Es kostete ihn alle Mühe und Konzentration, die Hiebe beider Männer zu parieren und ihnen auszuweichen, sodass er nun selbst gar nicht mehr zum Angriff kam. So würde der Kampf ein übles Ende nehmen. Gerade in diesem Moment entdeckte Hideto ein kleines Erdloch zwischen seinen Füßen. Er machte einen schnellen Schritt zurück, woraufhin beide Oni einen Satz nach vorn machten, doch der eine blieb mit seinem Fuß in der Grube hängen und verlor das Gleichgewicht. Dieser kurze Moment, in dem der Mann mit den Armen wedelte um nicht umzufallen, war für Hideto genug Zeit, ihm das Wakizashi in den Brustkorb zu rammen. Allerdings fiel er Mann so zur Seite, dass Hideto das Schwert nicht halten konnte, und es im Rumpf des Mannes stecken blieb, der sich nun den Boden aus der Nähe betrachtete. Doch was brachte es Hideto, einen Gegner besiegt zu haben, wenn er dadurch seine einzige Waffe verloren hatte? Der Mann mit der violetten Maske nutze seine Chance, seinen unbewaffneten Gegner zu attackieren. Hideto hob die Arme um seinen Kopf und Rumpf zu schützen. Der Oni setzte zu einem Stich an, doch erstarrte in der Bewegung. Als er an sich herunter sah, guckte die Spitze eines Schwertes aus seiner Brust. Er schaute Hideto fragend an und sank dann leblos zusammen. Nach Atem ringend schaute Hideto nach vorn. Yoshimaru stand einige Meter entfernt und atmete ebenfalls schwer. Seine nach vorn gebückte Haltung ließ erkennen, dass er sein Katana geworfen hatte, um Hideto das Leben zu retten. „Jetzt bist du wohl froh…“, raunte Yoshimaru“, … das ich meine Gegner bis weilen von hinten ersteche.“ Hideto richtete sich auf und klopfte ruhig seine Kleidung ab. „Das hätte ich auch noch selbst geschafft.“, blaffte er Yoshimaru an. Doch dieser lächelte nur kurz, zog sein Katana aus dem Rücken des Toten, wischte das Blut ab und schob es elegant zurück in die Scheide. Auch Hideto las seine verlorene Waffe wieder auf, die in einer der Leichen steckte. Doch seine eigenen Schwerter hatte keiner dieser Männer gehabt. „So ein Mist.“, fluchte er, „Wo haben die nur meine Waffen?“ „Der Eine, der aus unserem Zimmer fliehen konnte wird sie haben. Ich habe ihn unter diesen Männern nicht gesehen.“ „Sag bloß, du weißt wie der Kerl aussieht.“, wollte Hideto wissen. „Natürlich nicht. Es war ja vollkommen dunkel. Außerdem trug er eine Maske.“, antwortete Yoshimaru in einem Ton, als wäre dies das Offensichtlichste auf der Welt. Hideto schnaubte verächtlich angesichts dieser Aussage. „Doch ich habe die Umrisse seiner Maske erkennen können.“, fuhr Yoshimaru unbeirrt fort, „Er trägt an seinem Vorderkopf zwei lange Hörner nach oben und zwei nach unten. Es muss der Anführer dieser Bande sein.“ „Na prima.“, entgegnete Hideto mit wenig bewunderndem Ton, „Das hilft uns bestimmt ihn zu finden. Vielleicht weiß Hotaru ja etwas. Wo steckt sie überhaupt.“ „Sie stand direkt hinter mir an einem Busch.“, antwortete Yoshimaru verwundert. Erst jetzt bemerkten die beiden, dass Hotaru verschwunden war. Sie suchten eine Weile lang die nähere Umgebung nach ihr ab, doch sie konnten keine Spur finden. „Was hältst du davon?“, fragte Yoshimaru nach einer knappen Stunde der erfolglosen suche. „Ich meine, wenn diese Oni nicht meine Schwerter hätten, könnte ich mich jetzt gut aus dem Staub machen.“, brummte Hideto. „Was für ein ehrenhafter Samurai du doch bist.“, höhnte Yoshimaru. „Das sagt mir ein Tsuchigiri.“, entgegnete Hideto und grinste angesichts seines guten Konterns. „Im Gegensatz zu dir bin ich kein Samurai.“, erläuterte Yoshimaru ruhig wie das Wasser eines Sees an einem windstillen Tag, „Ich bin an keinen Ehrenkodex gebunden.“ Als er bemerkte, dass Hideto ihn verständnislos musterte, fuhr er fort, „Ich halte mein Versprechen aus persönlichem Ehrgefühl. Was du tust, ist mir egal. Ich gehe das nun Mädchen suchen. Folge mir, oder lass es sein. Die Entscheidung liegt bei dir.“ Als Hideto keine Anstalten machte, sich zu bewegen, lief Yoshimaru einfach los. Zwar wusste er nicht, wonach genau er suchen sollte, doch irgendwo tiefer in diesem Wald musste das Lager der Diebe sein. Und das galt es zu finden. Nach einigen Minuten hörte Yoshimaru ein leises Schrittgeräusch hinter sich. Es bewegte sich direkt auf ihn zu kam stetig näher. „Habe ich es mir doch gedacht.“, sagte Yoshimaru ohne sich umzudrehen, „Du bist kein so übler Kerl wie du vorgibst zu sein.“ „Pah.“, gab Hideto mit einem selbstgefälligen Grinsen zurück, „Hör auf Reden zu schwingen und lauf schneller, bevor ich dir in die Hacken trete.“ Die Sonne war bereits aufgegangen und schickte ihre Strahlen wie weiße, glühende Säulen durch das Blattwerk des Waldes. Doch noch immer hatten Yoshimaru und Hideto keine weiteren Spuren von Hotaru oder ihrem Entführer gefunden. „Wir hätten doch türmen sollen…“, dachte Hideto laut. „Hör auf meckern wie ein altes Waschweib.“, raunte Yoshimaru zurück, „Jetzt ist es ohnehin zu spät. Ich befürchte wir haben uns hoffnungslos verlaufen.“ Beide blickten nach oben und versuchten durch das Blätterwerk zu erkennen, wo genau die Sonne stand, um herauszufinden in welche Himmelsrichtung sie sich wohl bewegten. Doch die Baumkronen waren so dicht, dass sie es unmöglich genau sagen konnten. Plötzlich ertönte ein leises Knacken und bei schauten sich erschrocken um. Niemand war zu sehen. „Von wo kam das?“, fragte Hideto. „Es schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen.“, antwortete Yoshimaru ratlos. Dann ertönte das Knacken wieder, ganz aus der Nähe. Noch während sich die beiden umsahen, spürten sie, wie der Boden unter ihren Füßen nachgab, doch es war zu spät. Yoshimaru versuchte sich kraftvoll vom Erdboden abzustoßen, trat aber ins Leere. Noch eh sie sich versahen, fielen sie durch einen dunklen Schacht, zusammen mit Erde, einigen Ästen und Blättern und landeten unsanft auf kalter, feuchter Erde. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich an die plötzliche Dunkelheit zu gewöhnen. Als sie sich von dem Sturz erholt hatten, richtete sich Yoshimaru auf und blickte sich um. Sie befanden sich in einem Unterirdischen Raum, etwa zehn Mal zehn Schritte lang. Das einzige Licht fiel durch das Loch in der Decke, durch das sie hineingestürzt waren. Die abgestandene Luft roch nach feuchter Erde und vermoderten Blättern. „Verdammt, was war denn das schon wieder?“, fragte Hideto, der sich ebenfalls aufrichtete. „Entweder ein alter Minenschacht oder eine Falle.“, schlussfolgerte Yoshimaru. „Danke Herr Oberschlau.“, raunte Hideto, „Da wäre ich auch noch selbst drauf gekommen.“ „Wieso fragst du dann?“, wollte Yoshimaru wissen. „Ach, lass mich doch in Ruhe.“, brummte Hideto zurück. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er einen Ausgang aus dem Raum auszumachen, doch es schien keinen zu geben. „Ich schlage vor wir tasten uns an den Wänden lang und suchen einen Ausweg.“, schlug er vor. „Eine gute Idee.“, erwiderte Yoshimaru, „Aber vergiss, dass ich das je zu dir gesagt habe.“ Die beiden gingen auseinender und befühlten die von Wurzeln durchzogenen Wände, bis Hideto etwas Weiches in die Finger bekam. „Ein Vorhang…“, murmelte er, „Hier, ich habe einen Weg.“ „Ich ebenfalls.“, rief Yoshimaru von der anderen Seite des Raumes. „Na dann geh doch da lang!“, gab Hideto zurück, „Ich gehe diesen Weg.“ Er verschwand in der Dunkelheit des Stollens und der Erdfarbene Vorhang verdeckte den Durchgang, als hätte er nie existiert. Kurz darauf verschwand Yoshimaru in dem Gang den er entdeckt hatte, der auf dieselbe Art und Weise versteckt gewesen war. Hideto fühlte sich durch den engen Gang, denn nachdem der Vorhang hinter ihm zugefallen war, hatte ihn totale Finsternis umgeben. Er hätte nicht sagen können, wie lange er diesem Pfad gefolgt war. In der Dunkelheit schien keine Zeit zu existieren. Jeder Meter glich dem anderen. Jeder Linkskurve folgte eine Rechtskurve. Das unterirdische Labyrinth schien sich endlos hinzuziehen. Doch plötzlich hörte die Mauer auf. Hideto brauchte einen Moment bis er begriffen hatte, dass er sich auf einer Kreuzung befand. Er schaute sich mit zusammengekniffenen Augen um und erkannte in dem Gang zu seiner Rechten ein schwaches Licht in der Ferne. „Das ist dann wohl das sprichwörtlich Licht am Ende des Tunnels…“, flüsterte er vor sich hin und lief dann in diese Richtung weiter. Nach einer Weile erreichte Hideto einen kleinen Raum, der von einer Öllampe erleuchtet wurde. In der hinteren Wand befand sich ein etwa Kopfgroßer Schacht auf Augenhöhe, durch den sanftes Licht fiel und frische Luft hineinwehte. Der Boden, sowie die Wände waren hier mit Holz ausgekleidet, dass der Raum nicht einstürzen konnte. Auf dem Boden stapelten sich hölzerne und metallene Kisten, sowie eine große Truhe. An den Wänden lehnten einige Waffen, Speere, Schwerter und Bögen. In einer Ecke erblickte Hideto seine Schwerter. Seine Augen weiteten sich vor Freude als er seine Waffen in seine Schärpe steckte, dann widmete er sich den Kisten und der Truhe, um zu sehen, was die Oni sonst noch erbeutet hatten. Auch Yoshimaru war von vollkommener Dunkelheit eingeschlossen. Mit einer Hand folgte er der Mauer zu seiner Linken, mit der anderen umklammerte er seinen Schwertgriff, bereit jeder Zeit zu ziehen und zuzuschlagen, obgleich er keinen Zentimeter weit gucken konnte. Doch sein Gespür sagte ihm, dass etwas auf ihn lauerte. Mehr aus einer Ahnung heraus, ging er in die Hocke und spürte wie etwas über seinen Kopf hinwegzischte. Gespannt hielt er den Atem an und lauschte in die Finsternis hinein. „Hast du ihn erwischt?“, fragte eine raue Stimme. „Ich weiß nicht.“, antwortete die Stimme eines jungen Mannes unsicher, „Mach doch mal die Lampe an.“ Ein Funke entsprang der Dunkelheit und wurde schnell zu einer kleinen Flamme, welche die Schemen der beiden Angreifer erkennen ließ, die ihre Blicke durch den Gang schweifen ließen. Doch das Licht wehrte nicht lange. Yoshimaru nutzte den Moment der Verwirrung und zog sein Schwert während der aufsprang. Schon im Zug schlitzte er dem Mann mit dem Schwert den Brustkorb auf. Noch bevor dieser stöhnend den Boden erreicht hatte, vollführte Yoshimaru eine flinke Drehung und enthauptete den zweiten Mann aus dem Wirbel heraus. Die Lampe fiel zu Boden, zerbrach und tauchte den Gang wieder in Finsternis. Vorsichtig kletterte Yoshimaru über die beiden Leichen und rutschte fast in ihrem Blut aus, das den Boden des Ganges tränkte. Er folgte weiter seinem Weg und erkannte bald ein Licht, auf das er sich rasch zu bewegte. Er erreichte einen Raum, der so groß war wie ein Haus. Er selbst stand auf einer Erhöhung die sich etwa zwei Meter über dem normalen Boden befand und spähte hinab auf den Mann mit der gehörnten Maske. Dieser wurde von je einem Mann flankiert, die Masken in verschiedenen Farben trugen und mit diversen Waffen ausgerüstet waren. Einige Schritte hinter ihnen hockte ein gefesseltes Mädchen auf dem Boden – Hotaru! „Es grenzt an ein Wunder, dass ein einfacher Rônin es bin hierher geschafft hat.“, ließ der Anführer der Bande verlauten, „Du hättest längst tot sein sollen!“, obwohl er sich gelassen gab, erkannte Yoshimaru den Zorn in seiner Stimme. „“Wie sagt man doch so schön…“, erwiderte Yoshimaru ruhig, und stieg eine schmale Leider hinab, die ihn auf eine Ebene mit den Männern und Hotaru führte, „Wenn man will das etwas richtig getan wird, sollte man es am besten selbst erledigen.“ Hotaru versuchte etwas zu sagen, doch der Knebel in ihrem Mund ließ ihren Ruf zu einem, „Mhmmtnnng, ddddnnn ssssnnn Fmmmmmlll!“, werden. Die Männer lachten angesichts dieses verzweifelten Versuches, ihren Retter zu warnen. „Lasst sie frei und ich werde euer Leben verschonen.“, verkündete Yoshimaru ernst und legte seine Hand an seinen Schwertgriff. „Soll das ein Witz sein?“, höhnte der Anführer der Oni, „Wenn ja, war es kein sehr Guter.“ „Ich beliebe nicht zu scherzen.“, erwiderte Yoshimaru scharf, „Das ist eure letzte Chance eure erbärmliche Haut zu retten.“ Der Onianführer hob seine rechte Hand und seine beiden Wachen bewegten sich auf den Eindringling zu während sie ihre Schwerter zogen. Yoshimaru schob seinen linken Fuß weiter nach hinten und umklammerte den Schwertgriff mit aller Kraft. Er würde eine seiner Lieblingstechniken benutzen, das Battojutsu, die Kunst des Schwertziehens. Ein überaus schneller Angriff der mit tödlicher Wucht auf den Gegner trifft. Sein Gesicht verspannte sich vor Konzentration, als sich ihm seine beiden Feinde langsam nährten. Hideto durchwühlte eine Kiste mit edlen Stoffen, besah sich einige, roch an manchen und ließ sie wieder in die Kiste fallen. Dann verschloss er diese sorgfältig, packte sie an einem Griff und schleuderte sie in eine Ecke, in der schon mehrere Kisten auf einem Haufen lagen. „So ein Müll.“, brummte er, „Können die denn nichts wertvolleres Stehlen?“ Er nahm sich die große Truhe vor, doch sie war verschlossen. Nachdem er sich kurz umgeschaut hatte, nahm er eine Lanze von der Wand, schon sie in den dünnen Spalt zwischen Truhe und Deckel und hebelte sie auf. In ihrem Inneren fand er einen Beutel mit Münzen und einen Elegant verzierten Dolch. „So eine große Truhe für so wenig Inhalt…“, raunte er und schob den Beutel in seine Schärpe. Plötzlich hallten Kampfgeräusche durch den Raum. Hideto wirbelte herum und zog sein Schwert. Doch es war niemand da. Er schaute in den Gang aus dem er gekommen war, doch sah nur Schwärze. Vorsichtig machte er sich auf den Weg, einen anderen Gang von der Kreuzung auszuprobieren. Die beiden Gestalten mit den Dämonenmasken pirschten auf Yoshimaru zu, wobei sie weiter auseinander gingen um ihn aus zwei Richtungen zu attackieren. Er wich ein Stück zurück, um zu verhindern, dass sich ein Gegner hinter ihn schlich. Doch unweit hinter seinem Rücken war die Wand mit der Leiter, die auf die obere Ebene führte und versperrte ihm so jeden Fluchtweg. Er atmete gleichmäßig, konzentrierte sich auf das Schwert in seiner Hand und wartete auf den richtigen Augenblick um loszuschlagen. Doch als er einen seiner Angreifer genau beobachtete, bemerkt er, dass dieser an ihm, Yoshimaru, vorbei sah, auf die Wand hinter ihm. Yoshimaru verstand sofort und plötzlich spürte er eine bedrohliche Präsenz hinter sich. Er zog sein Katana mit atemberaubender Geschwindigkeit, doch anstatt es gegen die beiden Männer zu führen, die ihm gegenüber standen, drehte er sich um die eigene Achse und zog mit der Klinge einen silbernen Kreis des Todes im trüben Licht des unterirdischen Raumes. Blut spritzte, ein Mann schrie kurz auf, bevor er zu Boden fiel. Ein anderer hatte noch rechtzeitig reagieren können und war mit einem Sprung nach hinten ausgewichen. Die beiden hatten sich in kleinen Ausbuchtungen der Wand versteckt und mit erdfarbenen Decken bedeckt, um aus dem Hinterhalt angreifen zu können!, schoss es Yoshimaru durch den Kopf. Doch nun hatte er es mit drei Gegnern zu tun. Blitzschnell schoss einer von ihnen vor und attackierte Yoshimaru mit seinem Schwert. Doch dieser konnte ausweichen und zu einem Gegenangriff ausholen. Aber noch während des Ausholens griff der Oni hinter ihm an, sodass Yoshimaru seinen eigentlichen Angriff nun zur Parade nutzen musste. Noch eh er sein Katana zurückgezogen hatte, trat ihm einer der Männer, der hinter ihn gehuscht war, in den Rücken. Yoshimaru taumelte nach vorne und fühlte wie alle Luft aus seinen Lungen wich. Für einen Moment war er atemlos und nicht in der Lage, sich zu verteidigen. Diese Schwäche nutzten seine drei Gegner sofort und griffen von allen Seiten an. Hideto folgte einem Gang in dem er meinte, die Kampfgeräusche deutlicher zu hören als in den anderen, und schon bald erkannte er ein schwaches Licht. Plötzlich durchbrach ein Todesschrei die unheimliche Stille. Hideto beschleunigte seine Schritte, obwohl er kaum etwas erkennen konnte. Schon bald erreichte er einen Raum, der wesentlich größer war als die kleine Schatzkammer, die er geplündert hatte. Auf einer Ebene etwa zwei Meter unter ihm sah er drei Männer, die sich um einen vierten scharten. Sie erhoben ihre Waffen und griffen an. In dem Moment erkannte Hideto, dass der Mann in der Mitte Yoshimaru war. Zwar strebte sich alles in ihm dagegen, diesen Tsuchigiri zu retten, der viele Leute seines Fürsten getötet hatte, doch spürte er auch in diesem Moment die Blutschuld die er gegenüber Yoshimaru hatte. Dieser Meuchler hatte keine Sekunde gezögert, seine eigene Waffe zu verlieren um ihm, Hideto, das Leben zu retten. Hideto suchte gar nicht erst nach einer Leiter, sondern sprang ohne nachzudenken hinunter, um Yoshimaru zu helfen. Doch er kam zu spät. Die Oni sprangen nach vorn, Yoshimaru wirbelte in einem tödlichen Tanz mit seinem Katana, als die Spitzen der Waffen sich rasend schnell auf ihn zu bewegten. Noch einmal drehte er sich im Kreis und schlug zu, dann blieb seine Klinge in der Luft stehen. Drei von vier Männern vielen zu Boden, doch der eine, der noch stand, war ein Mann mit einer schwarzen Dämonenmaske. Blut benetzte die Spitze seines Katanas. Hidetos Augen weiteten sich vor Entsetzen. Ohne Rücksicht rannte er auf den Oni zu und griff ihn an. Sein Entsetzen verwandelte sich in lodernden Zorn. Zwar gelang es dem Mann, Hidetos ersten Hieb zu blocken, doch der zweite Kostete ihn glatt den Kopf. Er war nicht einmal dazu gekommen, selbst anzugreifen. Hideto kniete sich in die größer werden Blutlache um nach Yoshimaru zu sehen. Blut tränkte dessen Gi an der linken Schulter und den Hakama am rechten Bein. Doch sein Torso schien unverletzt. Hideto drehte den Gefallenen auf den Rücken, um nach weiteren Verletzungen zu suchen. Erleichterung verdrängte allen Zorn, als Yoshimaru in angrinste. Er hatte die Klingen seiner Feinde mit seinem Körper abgefangen an Stellen, an denen er keine lebensgefährlichen Verletzungen davon tragen würde. Und dabei mit seinem Kata zwei der Angreifer getötet. Eine beeindruckende Leistung, wie Hideto gestehen musste. „Das war gut. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.“, raunte Yoshimaru nach Luft schnappend. „Nun werd mal nicht frech.“, antwortete Hideto, „Immerhin habe ich dir grade das Leben gerettet.“ „Damit steht es dann zwei zu eins.“, verkündete Yoshimaru hustend, „Aber einer ist noch da. Ich schätze, der ist für dich…“, er wies mit dem Kopf in Richtung des Onianführers. Hideto nickte und erhob sich. „Wollen wir doch mal sehen, wieso gerade du der Anführer dieser Untergrund-Affen-Bande bist.“, rief er durch den Raum, während er mit der linken Hand sein Kurzschwert zog. Der Oni zog ebenfalls sein Katana, doch in seiner Linken hielt er eine Jitte, ein Gerät, dass eigentlich von Polizisten benutzt wurde. Es bestand aus einem eisernen Stiel von etwa 20 Zentimetern, mit einem etwas kürzeren Eisendorn, der parallel zum Stiel verlief. Sie wurde benutzt um das Schwert eines Gegners abzufangen und zu verkanten. Hideto erhob sein Schwert und griff an, doch der Oni blockte das Katana locker mit seiner Jitte, die er mit einer leichten Drehung des Handgelenks so verkantete, dass die Klinge feststeckte. Hideto stach mit seinem Wakizashi zu, doch dies parierte der Anführer mit seinem eigenen Katana. „Glaubst du immer noch, du hättest eine Chance?“, fragte der Oni mit einer tiefen rauchigen Stimme, die den Eindruck, er sei ein Dämon festigte. „Natürlich.“, erwiderte Hideto trotzig, „Von einem Spinner mit Maske lasse ich mich nicht töten!“ Er holte erneut mit seinem Wakizashi aus, doch der Oni blockte es wieder ohne Probleme ab. Doch nun erhöhte er den Druck auf Hidetos Katana so plötzlich, dass dieser es nicht mehr halten konnte. Das Schwert flog ein paar Meter durch den Raum und landete scheppernd in einer Ecke. Die Augen des Oni verengten sich unter der Maske zu Schlitzen, wahrscheinlich grinste er. „Das war’s.“, verkündete seine tiefe Stimme, in der Euphorie mitschwang. „Das glaube ich auch.“, Hideto erhob sein Wakizashi, der Oni seine Jitte. Hideto ließ sein Wakizashi abfangen. „Hab ich dich!“, rief der Oni aus, und holte Schwung mit seinem Katana, um Hideto zu töten, was allerdings eine Lücke in seiner Verteidigung hinterließ. „Das glaube ich nicht!“, erwiderte Hideto grinsend. Mit seiner freien Katanahand zog er einen reich verzierten Tanto aus seiner Schärpe. Hideto sah wie sich die Augen des Mannes vor Schreck weiteten, als er versuchte, seine Verteidigung zu schließen, doch Hideto war schneller. Er ließ den Dolch nach vorn schnellen und traf den Anführer in Bauch, woraufhin dieser seine Bewegungen stoppte. Doch noch gab er nicht auf, er hob sein Katana um es mit letzter Kraft gegen Hideto zu richten, der nun keine Verteidigung mehr hatte. Doch Hideto ließ sich nach hinten fallen und trat mit aller Kraft gegen den Tanto, der etwa oberhalb des Bauchnabels steckte. Der Oni schrie vor Schmerz auf, als der Dolch ein Stück höher und tiefer in seinen Bauch eindrang. Blut tränkte seine Kleidung und er ging röchelnd in die Knie. „Du…“, flüsterte er schmerzverzehrt, „du… bist der Oni…“ Dann erlosch das Licht in seinen Augen und er fiel leblos zu Boden. Hideto stand auf und zog seinen neuen Tanto aus dem Körper seines getöteten Gegners, dann las er sein Wakizashi und Katana auf, bevor er zu Hotaru hinüberging und ihre Fesseln durchtrennte. Hotaru streckte sich, holte aus und schlug Hideto mit voller Wucht in den Magen. „Ihr Idioten!“, keifte sie, „Wieso hat das so lange gedauert?“ „Was zur…?“, Hideto war sprachlos. „Vielleicht hattest du Recht, Hideto.“, ertönte Yoshimarus Stimme hinter Hidetos Rücken, und die beiden drehten sich zu ihm um, „Wir hätten einfach türmen sollen.“, Yoshimaru lächelte gequält während Hotaru vor Verzweiflung auf den Boden stampfte. „Ihr Männer seid doch alle gleich!“, rief sie und machte sich auf den Weg, diese Höhle zu verlassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)