Die Entführung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Der Anruf -------------------- 1.Kapitel: Der Anruf Es war ein gewöhnlicher Montagmorgen als das Abenteuer seinen Lauf nahm. Frau Kommissarin Betty Peters saß in ihrem Büro, an ihrem Schreibtisch mit einer Tasse Kaffee vor sich. Ihr gegenüber hatte sich Inspektor Roller niedergelassen, welcher konzentriert das Schachbrett zwischen ihnen musterte. Nach dem er eine Weile das karierte Wirrwarr betrachtet hatte, versetzte er schließlich ein Figürchen um ein paar Felder. Die Kommissarin lächelte kühl. „Schach!“, erklärte sie ohne Umschweife während sie ebenfalls eine Figur verstellte. „Geben sie auf Herr Inspektor, sie haben keine Chance mehr! Ich habe Sie so gut wie geschlagen!“ Der Inspektor fuhr sich mit einer Hand über seine Glatze und verfluchte innerlich, dass er keine Haare mehr hatte die er sich hätte raufen können. „ Noch bin ich nicht Matt!“, sagte er in entschlossenem Ton. Doch schon im nächsten Zug merkte er, dass seine Situation aussichtslos war: SIE hatte ihn besiegt. „Schach Matt!“, kommentierte Frau Peters auch sogleich eisenhart. Mit schneidender Stimme, bemüht sich ihren Triumph nicht anmerken zu lassen, fuhr sie fort: „Nun Herr Roller, sind sie jetzt endlich davon überzeugt dass auch Frauen sowohl sportlich als auch geistlich wesentlich mehr leisten können als Männer?“ Verlegen kratzte sich der Inspektor seinen kahlen Schädel und verwünschte nun schon zum 2. Mal an diesem Tag seinen Haarausfall. „Ach!“, meinte er betont lässig, „Sie hatten halt Glück! Glück, weil ich heute mal meinen guten Tag hatte und Sie absichtlich hab gewinnen lassen!“ Er bemerkte sofort dass sein Versuch die Ehre seines Inspektordaseins zu retten mit Nichten geglückt war. „So? Dann hatten Sie aber in letzter Zeit recht häufig ihre guten Tage. Hat Ihre Schwester geheiratet, dass Sie mich gleich 30 Mal hintereinander haben gewinnen lassen?“ Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Inspektor fiel nicht zum ersten Mal auf, das Sie in dieser Pose nicht gerade hässlich aussah: Das schwarze Haar zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden, ihre Schultern peinlich aufrecht gehalten und aus braunen Augen schalkhaft blinzelnd machte Sie einen Eindruck, als könnte kein Mensch der Welt ihr ihre Überlegenheit wegnehmen. Schon gar nicht ein einfacher Inspektor wie er. Roller gab sich einen Ruck. Strahlend Lächelnd verkündete er: „Meine Schwester hat mit Nichten geheiratet, da ist sie ein genauso hoffnungsloser Fall wie ich, aber meine Mutter ist ausgewandert und nervt mich seit ein paar Wochen nicht mehr täglich mit ihren Anrufen. Es scheint als hätte sie in Australien ihr neues Glück gefunden!“ „Einen komischen Humor haben Sie!“, stellte die Kommissarin fest, „ Falls Sie vor haben noch einmal zu versuchen Ihre Ehre als Mann zu retten, kommen Sie doch morgen früh um die selbe Zeit wieder!“ In diesen Moment klingelte das Telefon. Kommissarin Peters musterte den Inspektor einmal kurz und scharf, dann nahm sie das Gespräch entgegen. „Kommissarin Peters, Guten Tag, was kann ich für sie tun? ... Ja .... Nein, natürlich nicht! ... Ja .... Was sagten Sie? ... In Ordnung, Ich denke in einer halben Stunde könnten wir es schaffen! ... Ja, auf wiederhören!“ Energisch knallte Betty Peters den Hörer auf die Gabel. „Gut das Sie hier sind Roller, Sie können gleich mal mit mir mit kommen! Packen Sie ihre Sachen, ich erwarte Sie in 5 min. unten vor dem Revier, in meinem Privatwagen!“ 10 Minuten später befanden sich die beiden Polizisten in einem roten Sportwagen und flitzten auf einer steile Straße einen Berg hinauf. Neugierig erkundigte sich der Inspektor: „Kommissarin, Sie haben mir noch nicht gesagt wo es hin geht und was passiert ist! Verraten sie es mir jetzt?“ Wortkarg erwiderte die junge Frau: „Es wurde ein Schmugglerlager entdeckt. Ganz oben auf diesem Berg. Machen Sie sich auf einen Fußmarsch gefasst, Roller, die Frau die anrief, sie wollte anonym bleiben, sagte, wir könnten nicht bis ganz hoch fahren. Wir sollen uns auf eine Viertelstunde mindestens gefasst machen, vorausgesetzt wir wären schnell im Wandern.“ Entsetzt starrte der Inspektor die Kommissarin an. Er war eher ein wenig rundlich und liebte Verfolgungsjagden überhaupt nicht. Er war seit Kind auf eine Niete im Sport und überlies wenn es zu Beschattungen kam, den Job meistens seinen Kollegen. Um wenigstens ein bisschen schlau zu erscheinen hakte Herr Roller nach: „Was wurde denn geschmuggelt? Wie haben es die Schmuggler versteckt? Und wie hat man es entdeckt?“ Genervt rollte die Kommissarin mit den Augen. „Herr Inspektor, genau um die Antworten auf diese Fragen herauszufinden, sind wir hier überhaupt erst raufgefahren! Und noch eins: Verschonen sie mich jetzt bitte mit den Fragen „Wer“ und „Wiso“, in Ordnung?“ Beleidigt starrte Roller auf die Straße. Diese Kommissarin hielt ihn doch tatsächlich für doof. Nachdem die Kommissarin den Wagen geparkt hatte meinte sie entschieden: „Während ich die Karten zum Eintritt dieses Naturwunders hole, ziehen Sie sich bitte auch noch in Zivil um.“ Ihre Stimme duldete keinen Wiederspruch. Schweigend gehorchte der Inspektor. Als seine Kollegin wiederkam war er längstens fertig und erkundigte sich: „Wiso sind wir eigentlich in einem Zivilwagen und in Zivilkleidung gekommen?“ Frau Peters seufzte. „Ich dachte sie hätten die Polizeiausbildung schon hinter sich, aber anscheinend müssen sie trotzdem noch viel lernen. Wenn wir hier in voller Montur aufgekreuzt wären, hätte sofort jeder Verdacht geschöpft. Und wenn nun unglücklicherweise die Kassiererin zur Schmugglerbande gehören würde, hätte sie doch sofort ihre Komplizen gewarnt und diese wären geflohen oder hätten sofort jede Spur beseitigt.“ Der Inspektor nickte verstehend. „Dann machen wir uns mal auf den Weg!“, meinte er gut gelaunt. Die Kommissarin schaute ihn nur merkwürdig an. „Das ist der Weg!“, erklärte sie und deutete auf einen steilen Trampelpfad vor ihnen. Kapitel 2: Jedes Mühen wird belohnt ----------------------------------- Der Weg war steinig. Wurzeln kreuzten ihn; Furchen, vom Regen geschaffen suchten sich ihre eigenen Strecken. Dazwischen wuchsen Gräser und Moose. Hin und wieder wurde der Pfad schmaler, um dann hinter der nächsten Biegung wieder breiter zu werden. Sie waren schon einige Zeit gelaufen und dabei ordentlich ins Schwitzen geraten. Keuchend zwang sich die Kommissarin weiterzulaufen. Immer weiter, immer höher, immer dichter auf den Nebel zu. Hinter ihr schnaufte der Inspektor. Er hatte Mühe bei ihrem Tempo mitzuhalten. Er registrierte die am Wegrand stehenden Farne, auf dessen Blättern sich Tautropfen abgesetzt hatten. Zwischen 2 Bäumen hatte sich eine Spinne ihr Netz gewebt. Herr Roller hörte nichts außer dem Schnaufen von ihm und der Kommissarin, ab und zu auch mal ein Vogelzwitschern. Es war hier alles so märchenhaft schön, so still und doch wieder ein wenig gruselig. Hier hatte die Natur die Oberhand gewonnen. Der Wald strahlte eine märchenhafte Beruhigung aus. Alles wirkte so harmlos. Der Inspektor musste sich daran erinnern dass das äußere Bild trügte. Nicht alles war harmlos, nicht alles märchenhaft. Still kämpften sich die beiden Polizisten den Weg entlang. Sie hatten schon lange den Sinn für Zeit verloren, doch sie gingen so schnell sie konnten. Die Kommissarin versuchte sich ihre Erschöpfung nicht anmerken zu lassen. Hatte sie nicht erst heute morgen ihrem Kollegen gepredigt das Frauen auch im sportlichen besser als die Männer seien? Sie warf einen Blick über ihre Schulter. Hinter ihr , mit einigem Abstand, sah sie das rote Gesicht Inspektor Rollers, der inzwischen langsamer ging und wie eine Lokomotive schnaufte. „Kommen Sie!“, rief ihm die Kommissarin zu, „Wenn sie jetzt schlapp machen sehe ich das als Bestätigung für meine Behauptung heute morgen!“ Sie hoffte inständig dass ihr Kollege diesen Satz sowohl als Anfeuerung als auch als Aufforderung ansah. Zügig ging sie weiter. Als sie um eine Biegung kam blieb sie überrascht stehen. „Was ist los?“, erkundigte sich Roller einige Sekunden später, nachdem er erst einen kleinen Spurt hingelegt hatte und sie nun wie angewurzelt im Weg stehen sah. „Macht jetzt auch noch die unermüdliche Frau schlapp?“ Doch die Kommissarin beachtete ihn nicht. Erleichtert ging sie auf eine kleine Quelle zu, die fröhlich vor sich hin plätscherte. Dort hockte sie sich hin und begann zu trinken. Sie machte den Eindruck, als hätte sie schon seit Tagen nichts mehr getrunken. Als sie wieder aufschaute klebten ihr eine paar aufgelöste Strähnen im Gesicht. Ernst schaute sie den Inspektor an. „Warum trinken sie nicht?“, erkundigte sie sich, „Sehen sie das als Pause an, noch mal bekommen wir garantiert nicht so eine Gelegenheit!“ Während sich nun Roller über das Wasser beugte, begann seine Kollegin Brombeeren von einem Strauch zu pflücken. Ächzend richtete sich der Inspektor wieder auf. Nachdem auch er sich ein paar Beeren gegönnt hatte, setzten sie ihren Weg fort. Es wurde langsam Mittag, als sie endlich am Fuße eines großen Felsen ankamen. Die Kommissarin kniff ihre Augen leicht zusammen und scannte die Umgebung ab. Oben, an der Spitze des Felsens konnte sie eine Gestalt ausmachen. „Kommen sie, aber leise!“, warnte sie noch schnell, dann begann Frau Peters mit dem Aufstieg des Felsens. Durch den Nebel wirkte die Person Geisterhaft, beinahe unwirklich. Sie kamen immer näher, immer näher und achteten darauf möglichst keine Geräusche zu machen. Schließlich waren sie dicht genug um zu erkennen das es sich um eine Frau handelte die angsterfüllt mit den Augen die Umgebung absuchte. Kommissarin Peters gab ihrem Kollegen ein Zeichen. „Guten Tag gute Frau, suchen sie jemanden?“ Die Kommissarin war vor die Frau getreten, die erschrocken zusammenfuhr. Scharf befahl sie: „Sagen sie irgendetwas, machen sie es einfach!“ „Wer sind sie? Was wollen sie von mir?“, fragte die Dame zitternd. „OK! Das war perfekt. Sie haben mich angerufen, nicht war? Gestatten: Betty Peters. Nennen sie mich einfach Frau Peters!“ Die Frauen schüttelten sich ihre Hände. Dann begann Frau Peters beschwichtigend und mit ruhiger Stimme zu reden: „Passen sie auf: Es könnte sein, das die Schmuggler hier in der Nähe sind, also bleiben sie immer dicht bei mir. Mein Kollege ist hier in der Nähe und wird uns warnen wenn er etwas verdächtiges sieht. Bleiben sie aber bitte ganz ruhig und zeigen sie mir alles!“ Die Frau stapfte voran, Betty Peters hinterher. Plötzlich blieb sie stehen. Die Kommissarin sah, wie sie wieder anfing zu zittern. „Da hinten!“, flüsterte sie, „Da ist jemand! Direkt vor dem Versteck!“ Die Kommissarin grinste. „Machen sie sich keine Sorgen! Das ist mein Kollege! Er ist nicht gefährlich!“ „Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl! Ich möchte nicht das mich jemand außer ihnen sieht! Gehen sie bitte allein! Das Versteck ist so zu finden: Wenn man sich mit vollem Gewicht an den einen Felszacken ranhängt, bewegt sich der Fels und das Versteck kommt zum Vorschein! Ich verabschiede mich jetzt, denn ich habe meine Pflicht getan und ihnen das Versteck gezeigt. Ich möchte so schnell wie möglich in meine Wohnung zurück, denn das alles ist mir nicht geheuer, auf Wiedersehen!“ „Warten sie!“ Die Kommissarin hielt die junge Frau am Ärmel zurück. „Geben sie mir bitte noch ihre Adresse, wegen der Zeugenaussage! Falls diese später noch gebraucht wird!“ Die Frau griff in ihre Manteltasche und zog eine Visitenkarte heraus. Die steckte sie Frau Peters zu und verschwand dann im Nebel. Die Kommissarin sah der Dame noch eine Weile nach. Sie hatte Recht. Wenn die Schmuggler hier irgendwo in der Nähe waren, könnten diese die Frau später identifizieren und ihr schreckliches antun, wegen dem Verrat des Versteckes. Doch diesen Gedanken schob Betty schnell beiseite und eilte zu ihrem Kollegen. Der hatte das Lager bereits entdeckt. „Haben sie uns etwa belauscht, Roller?“, fragte Frau Peters misstrauisch. Das abhören von Kollegen war jedem Polizisten rein aus Kameradschaftlichkeit strengstens untersagt. Herr Roller errötete und meinte schnell: „Aber, aber meine Liebe, sie wissen doch hoffentlich so gut wie ich dass das strengstens untersagt ist! Nein, Nein!!!! Ich war hier um die Lage abzusichern und als ich plötzlich den Halt verlor, hielt ich mich an diesem Zacken fest. Tja und der gab ein wenig nach und brachte dieses Lager zum Vorschein. Sie können sich sicher vorstellen was ich danach mit meiner Gleichgewichtshaltung zu tun hatte!“ Er lächelte unsicher. „Wo ist denn nun die Dame, Kommissarin? Wollte SIE uns nicht das Versteck zeigen?“ Frau Peters blieb kalt. „Sie haben das Versteck also rein zufällig entdeckt waren die Schmuggler aber reichlich ungeschickt mit ihrer Tarnung! Das ist jetzt schon der Zweite der dieses Lager entdeckt? Da hat.“ Sie runzelte die Stirn. „Was dachten sie sich eigentlich dabei in das Sichtfeld der jungen Dame zu gelangen? Es hat sie unnötig verängstigt und um genau zu sein verscheucht! Sie hat mir nur schnell das Versteck beschrieben und ist dann abgerauscht! Sie hätten doch eigentlich die Lage absichern sollen, oder? Was haben sie dann in unserer unmittelbaren Nähe gemacht?“ Ihre Stimme hatte einen strengen und vorwurfsvollen Ton bekommen. „Ähem, wissen sie, ich dachte, ich hätte eine Gestalt gesehen!“ „Und das sagen sie mir erst jetzt?“ Hektisch schaute sich die Kommissarin um. „Warum haben sie uns dann nicht gewarnt sondern sind auf Verfolgungsjagd gegangen?“ „Frau Kommissarin!“, begann er eindringlich und mit gesenkter Stimme zu sprechen, „Überlegen sie doch mal, wie diese Frau sowieso schon total verängstigt war! Wenn ich dann auch noch Alarm gepfiffen hätte, wäre die doch weggesprungen wie ein aufgeschrecktes Reh!“ „Na schön, sie haben in gewisser Weise Recht.“, gab Frau Peters unwillig zu, „Aber warten sie mal! ... Das heißt aber, dass diese Frau jetzt in Gefahr schwebt! Und wer hat ihr das eingebrockt? Sie! Also werden sie ihr jetzt auch hinterherlaufen und dafür sorgen dass ihr nichts passiert!“ „Aber Kommissarin! Ich weiß doch gar nicht in welche Richtung sie gelaufen ist!“ „Das ist ihr Problem Roller! Und jetzt machen sie, dass sie mir aus den Augen kommen, und zwar schnell! Ich beobachte inzwischen die Lage hier. Sobald Sie unten sind verständigen sie bitte den Polizeichef! Er soll einen Wachposten herschicken, denn ich möchte hier nicht als einzige Tag und Nacht hocken! Also, laufen sie jetzt und erfüllen sie ihren Auftrag. Vielleicht gibt’s dafür ja Gehalterhöhung.“ Der Inspektor lächelte und nickte. Der Gedanke schien ihm Freude zu bereiten. „In Ordnung Kommissarin! Viel Glück beim Wache halten!“ Dann verschwand er erstaunlich lautlos für seinen Körperumfang im dichtem Nebel. „Tja!“, dachte Betty, „Dann hoffen wir mal das sich diese ganze Mühe auch lohnt!“ Kapitel 3: Selbst Kommissare machen mal Fehler ---------------------------------------------- Inzwischen war es Abend geworden. Betty Peters wartete noch immer auf Ablösung. Der Polizeichef hatte sie angerufen und gemeint, er würde eine Ablösung gegen Mitternacht schicken. Solange musste sie noch aushalten. Ihre Finger waren von der Kälte steif geworden. Um weiterhin die Durchblutung anzuregen ballte die Kommissarin erst die Hand zu einer Faust, dann spreizte sie ihre Finger. Diese Übung wiederholte sie ein paar Mal, dann wurde es ihr zu bunt und sie begann beide Handflächen aneinander zu reiben. So hielt sie die Stellung und beobachtete unter ihrem Busch wie sich der Himmel langsam verfärbte und es stockfinster wurde. Der Nebel legte sich langsam. Als sie das erste Mal auf die Uhr schaute war es Mitternacht. Sie hörte eine paar Vögel mit den Flügeln schlagen, sonst war alles ruhig. Nach 2 weiteren Stunden wurde sie unruhig. Wollte der Polizeichef sie hier bis zum Morgengrauen hocken lassen? Sie begann vor sich hin zu dämmern. Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch. Noch bevor sie herumfahren konnte wisperte jemand: „Na Betty? Irgendwas passiert in den letzten Stunden?“ Starr vor Angst sammelte sie ihren letzten Mut und drehte sich ruckartig um. Als sie den Mann im schwarzen Mantel und dunkler Hose erkannte kniff sie halb ärgerlich, halb erleichtert die Augen zusammen. „Michael Backler! Wie kannst du es wagen mich so zu erschrecken! Weißt du das ich gerade einen halben Herzinfarkt bekommen habe? Wenn du Pech hast bekomm ich das nächste Mal einen Ganzen und dann bin ich zum Fangen der Verbrecher nicht mehr zu gebrauchen!“ „Alle Achtung! Du lebst für deinen Beruf, was?“, spöttelte Kommissar Backler, der ein Kollege von ihr war. „Wie ich aus deinem umfangreichem Bericht schließe ist in der letzten Zeit nicht allzu viel erwähnenswertes passiert!“ Er grinste. Seine Kollegin überlegte kurz, dann schoss sie zurück: „Und du? Hast du verschlafen oder war es der Boss der dich erst so spät losgeschickt hat?“ „Es war der Chef!“, erklärte der Kommissar. Eine Weile musterten sie sich schweigend. Dann räusperte sich die Kommissarin. „Michael, dort hinten beim Fels ist das Versteck. Ich hab es verrammelt, nachdem ich alles gründlich nach einem weiteren Ausgang abgesucht hatte. Wenn der Chef alles bergen möchte soll er mich holen. So wie ich das versperrt hab, bekommt das keiner außer mir mehr auf!“ Sie grinste frech. „Selbst kein Mann wie du!“ Er lächelte. „Geht in Ordnung! ... Ach sag mal, hast du morgen Nachmittag schon was vor?“ Er wartete ab und als sie den Kopf schüttelte fuhr er fort: „Wie wäre es mit einem Treffen im Caffee „Cherie“ um 3 ?“ Sie lächelte ihn an: „Ist gebongt. Aber jetzt muss ich los, schließlich möchte ich morgen wieder fit sein! Viel Glück bei deiner Wache!“ Und dann war sie auch schon leichtfüßig wie eine Fee verschwunden. „Boss? Wir haben eine geniale Idee. Zwei Männer sind grad losgegangen um unseren Geistesblitz zu verwirklichen! Dank ihres Abhörgerätes in Farbe des Gesteins, haben wir herausgefunden das die Kommissare, halten sie sich fest, ineinander verschossen sind, also das perfekte Motiv zu einer Entführung. So einen Fehler haben die Bullen schon lange nicht mehr gemacht!“ Ein schmutziges Lachen rollte durch die Leitung. „Und, was wollt ihr erpressen? Und wen wollt ihr entführen?“ „Es reicht einer! Und erpressen werden wir natürlich die Summe von Geld, die uns dank ihnen durch die Lappen gegangen ist! Das ist doch einfach genial nicht?“ „Natürlich!“ „Ach Boss, wann verraten sie nun eigentlich wer sie sind? Wir haben sie noch nie zu Gesicht bekommen, können sie nie von uns aus erreichen und wenn jemand das Gespräch beendet, sind sie das!“ „Ich will anonym bleiben! Kapiert?“ Dann hatte er aufgelegt. Frau Kommissarin Peters taten alle Knochen weh. Die Stellung in der sie die letzten 16 Stunden verweilt war, hatte sich als knochenbrechend herausgestellt. Außerdem war ihr linkes Bein eingeschlafen und ihre Augen schmerzten vom schauen in der Dunkelheit. Der steinige, steile Weg tat sein übriges. Sie fröstelte. Irgendwie fühlte sie sich auf einmal allein und verletzlich. Ihr wurde bewusst das sie, da sie keine Familie hatte, in ihrer Wohnung von niemandem erwartet wurde. Dieses Wissen löste in ihr eine unbestimmte Traurigkeit aus. Plötzlich erstarrte sie. Sie hatte das Gefühl, das gleich etwas schreckliches passieren würde. Unsinn! Redete sie sich gut zu. Was sollte schon großartig passieren. Sie lief weiter. Dann knackten Zweige, sie fiel und schrie. Als nächstes ging alles ganz schnell. 2 Maskierte Männer zogen sie aus dem Loch in das sie gefallen war. Zusammen schoben sie die Kommissarin auf eine Krankentrage. Der eine Man fesselte ihre Hände und Füße, der andere Knebelte sie und schnürte sie auf der Trage fest. Dann verlor sie ihr Bewusstsein. Kapitel 4: Aufruhr auf dem Polizeirevier ---------------------------------------- Am nächsten morgen herrschte Aufregung im Büro des Polizeichefs. Als erstes rief Kommissar Backler an, um zu melden, dass sich bis jetzt nichts getan habe. Außerdem fragte er an, wie lange man ihn denn noch ohne Ablösung lassen wollte. Er erklärte missmutig, dass er vergessen habe, sich ein Frühstück einzupacken, daher fände er es sehr hilfreich, eine Thermoskanne Kaffe und ein Brötchen vorbeigebracht zu kriegen. „Ob sie es glauben oder nicht, Herr Polizeichef, aber hier ist es saukalt!“ , erklärte er mit Missmut in der Stimme. Der Polizeichef versprach, sich um Lebensmittel zu kümmern und um 12. 00 Uhr eine Ablösung zu schicken. Als er gerade aufgelegt hatte, stürmte ein Inspektor ohne anzuklopfen in sein Büro. Es war exakt eine halbe Stunde nach Dienstbeginn. „Moin Boss!“, keuchte er außer Atem, „Hat sich zufälligerweise Kommissarin Peters krankgemeldet?“ Erstaunt über diese Frage kratzte sich Herr Hasselt an seinem Bart. „Nicht das ich wüsste Herr Roller! Aber wieso fragen sie?“ „Chef, es ist mir ja peinlich meine Kollegin verpetzten zu müssen. Aber wissen sie, normalerweise ist sie entweder früher als ich, oder gleichzeitig mit mir im Büro eingetroffen. Seit sie und ich gemeinsam hier arbeiten, und das sind immerhin schon 10 Jahre, ist sie noch NIE zu spät gekommen! Und als sie heute nach einer halben Stunde nicht auftauchte, dachte ich, dass sie sich vielleicht krankgemeldet hat.“ „Nun machen sie mal langsam Inspektorchen! Vielleicht hat sie heute ausnahmsweise mal verschlafen! Immerhin kann sie heute früh erst nach 3.00 Uhr nach Hause gekommen sein und da, das müssen sie zugeben, kann es schon mal passieren, dass man den Dienstbeginn verschläft.“ Noch nicht ganz überzeugt meinte der Inspektor: „Wenn sie meinen Chef! Aber so wahr ich hier stehe, selbst als sie einmal bis 4.00 Uhr in der früh zu arbeiten hatte: selbst da ist sie rechtzeitig zu Dienstbeginn wieder hier gewesen! Sie müssen wissen, dass diese Frau anders als die meisten anderen ziemlich zäh ist!“ Herr Hasselt gab ein glucksendes Lachen von sich. „Inspektor, sie sind rührend! Es ist sehr beeindruckend wie sehr sie sich um das Wohl ihrer Kollegin sorgen! Wenn sie wollen, rufe ich mal kurz bei der Kommissarin an!“ Sprachs, griff zum Hörer und lies sich verbinden. Nach einer ganzen Weile und dem 30stem Klingen, legte er schließlich wieder auf. „Tja, die Dame scheint entweder einen sehr tiefen Schlaf zu haben, oder sie ist nicht da, was natürlich bedeuten würde, dass sie sich gerade auf dem Weg hierher befindet! Also sehen sie Roller, es gibt keinen Grund zur Sorge! Sicher ist ihre Kollegin gleich da! Und nun entschuldigen sie mich bitte, ich habe zu arbeiten!“ Als der Inspektor schon halb aus der Tür war, rief ihm sein Chef hinterher: „Und denken sie bitte das nächste mal ans anklopfen!“ Dann war die Tür auch schon zugegangen. Das nächste Mal wurde der Inspektor durch ein lautes Hämmern an die Tür gestört. Verärgert schlug er die Augen auf und nahm seine Füße von der Tischplatte. „Herein!“, knurrte er. Die Tür wurde aufgerissen und Herr Roller stürmte herein. Hinter ihm fiel die Tür mit einem lautem Krachen ins Schloss. „Jetzt können sie aber sagen was sie wollen, das ist nicht normal! Meine werte Kollegin ist immer noch nicht aufgetaucht! Es ist 2 Stunden nach Dienstbeginn und die Kommissarin ist immer noch nicht da! Langsam sollte sie doch mal ausgeschlafen haben, meinen sie nicht auch?“ Wütend starrte er den Polizeichef an. „Allerdings! Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass sie längst da ist!“, erwiderte Herr Hasselt. „Und ich erst!“, schnaubte Herr Roller. „Zuerst habe ich mir ja noch Sorgen gemacht, aber jetzt finde ich diese Unpünktlichkeit langsam ätzend! Ich wollte sie heute endlich mal im Schach besiegen, aber wenn sie sich drückt, kann ich auch nichts machen!“ „Sie spielen Schach während der Dienstzeit?“, wollte der Chef mit Hochgezogener Augenbraue wissen. „Genauso, wie sie während der Dienstzeit Nickerchen machen!“, erwiderte der Inspektor. Herr Hasselt wurde bleich. „Woher wissen sie das?“, stammelte er etwas unbeholfen. Herr Roller winkte ab. „Berufsgeheimnis! Aber das wollte ich ihnen nur melden: Tragen sie diese Unpünktlichkeit unbedingt in ihre Akte ein, so etwas sollte nicht unbestraft bleiben!!!“ „Hmpf!“, meinte der Polizeichef nur, „Dann tun sie mir im Gegenzug den Gefallen und sagen sie mir Bescheid, wenn sie da ist und falls das bis zur Mittagszeit nicht der Fall sein sollte, dann seien sie so nett und schauen sie heute Nachmittag mal bei ihr vorbei um zu gucken was los ist! Und nun auf Wiedersehen!“ Geschlagen schlich der Inspektor aus dem Büro. Kapitel 5: Die Erpressung ------------------------- Als es Nachmittag geworden war machte sich Kommissar Backler auf den Weg in die Stadt zum Caffee „Cherie“. Nachdem er eingetreten war schaute er sich unauffällig um. SIE war noch nicht da. Gemächlich schlenderte er zur Theke und erkundigte sich nach einem schönen Tisch für zwei. Der Kellner blickte ihn aufmerksam an. „Wie heißen sie?“, erkundigte er sich. Der Kommissar stutzte. „Backler, ist das wichtig?“ Doch der Kellner beachtete seine Frage gar nicht sondern zischte leise: „Dann folgen sie mir bitte unauffällig!“ Verwundert tat ihm Michael Backler den Gefallen. Der Herr im Frack, der einem Pinguin glich, führte ihn zuerst durch eine Tür mit der Aufschrift „Personal“, danach an Vielen Pfannen und Töpfen vorbei und schließlich in einen Raum mit sehr wenig Mobiliar. Neben einem Spiegel machte er Halt und klopfte einen komischen Takt an die Wand. Zur großen Verblüffung des Kommissars, begann sich der Spiegel zu drehen, sodass schließlich eine Öffnung zum Durchschlüpfen bereit war. Der Kellner verbeugte sich kurz und höflich. „Nehmen sie unten die erste Tür links!“, empfahl er und verschwand dann wieder auf dem selben Weg, den sie gekommen waren. Unsicher ging der Kommissar durch die Tür. Vorsichtshalber zückte er sein Taschenmesser. Hinter ihm schloss sich der Spiegel lautlos wieder. Vorsichtig ging er eine spärlich beleuchtete Wendeltreppe hinunter und kam an einen roten Samtvorhang. Ärgerlich fragte er sich was man hier eigentlich für ein Spiel mit ihm spielte. Der Vorhang glitt wie von Geisterhand gezogen zur Seite. Vor ihm lag ein Gang mit je 3 Türen auf jeder Seite. Am Ende konnte er eine Haustür ausmachen. Ohne zu zögern ging er auf die erste Tür links zu und klopfte. Eine krächzende Stimme gestatte ihm: „Herein!“ . Kommissar Backler versteckte das Messer hinter seinem Rücken während er eintrat. Man konnte nie wissen. Nachdem er die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte sah er sich um. Er war scheinbar in einem Wohnzimmer gelandet. Das Zimmer war nur spärlich beleuchtet, dicke Rauchwolken hingen in der Luft. An den Wänden standen scheinbar uralte Regale und Kommoden und in der Zimmermitte standen ein niedriger Tisch und mehrere Sessel. Von einer Wand aus tauchte ein Fernseher den Raum in flimmerndes Licht. Sein Ton war abgestellt worden. In einem der Sessel hatte sich ein Mann um die 50 niedergelassen und paffte genüsslich seine Pfeife. Mit der selben heiseren Stimme wie bei dem „Herein!“ gestatte er: „Setzen Sie sich!“. Der Kommissar kam sich vor wie in seiner Schulzeit, als man ihm noch befohlen hatte was er zu tun und zu lassen hatte. Verärgert ließ er sich auf einem der abgenutztem Polster nieder. Alles machte einen etwas schäbigen Eindruck. Der Hausherr griff mit einer lässigen Bewegung nach der Fernbedienung und schaltete nun auch das Bild aus. „Guten Tag, Herr Backler!“ Er sprach mit ruhiger, rauer Stimme. „Ich habe sie schon erwartet. Das Messer können sie weglegen. Bei mir sind sie in Sicherheit!“ Der Mann lachte amüsiert. Michael Backler kam sich albern vor, als er sein Werkzeug hinter dem Rücken hervorzog. Dennoch hielt er es weiterhin fest umschlossen. Sein Gegenüber fuhr fort: „Ich habe sie natürlich nicht ohne Grund kommen lassen. Mein Name ist Arnold. Mario Arnold. Ich bin der Besitzer des Caffee `s!“ Herr Arnold sog einmal tief den Zigarrenrauch ein, bevor er weitersprach. „Wissen sie, bis jetzt habe ich ein sehr geruhsames Leben geführt. Mit dem Caffee klappte alles wie am Schnürchen und auch privat hatte ich noch nie einen Grund zur Sorge. Zumindest bis ich vor ein paar Minuten einen äußerst seltsamen ANRUF erhielt.“ Der Kommissar sah leicht genervt auf seine Uhr. „Herr Arnold, ich finde es ja sehr nett dass sie sich mir anvertrauen wollen, aber trotzdem fände ich es sehr entgegenkommend, wenn sie das während meiner Dienstzeit machen würden. Wissen sie, eigentlich bin ich hier verabredet. Ich meine nicht hier, sondern natürlich in ihrem Caffee.“ „Weiß ich, weiß ich!“, schmunzelte der Caffeebesitzer, „Und jetzt fürchten sie das ihre Freundin oder soll ich sagen: Kollegin, warten muss, nicht war?“ Er lächelte leise in sich hinein. „Wenn sie es wissen, wieso bestehen sie dann darauf mich aufzuhalten?“ Der Kommissar tippte sich nun eine Spur energischer mit seinem Taschenmesser auf die Armbanduhr. „Ich möchte verhindern dass sie warten müssen.“ Ruckartig heftete Michael Backler seinen Blick wieder auf Herrn Arnold. „Ach ja? Und weshalb sind sie sich so sicher, dass ich warten werde?“ Mario Arnold setzte sich ernst in seinem Sessel auf. „Es hängt mit dem Anruf zusammen!“, erläuterte er, „Vorhin rief ein Mann bei mir an, ich vermute, dass er mit verstellter Stimme sprach. Er sagte ungefähr dies:“ Herr Arnold brach ab und griff nach einem Notizblock, der vor ihm auf dem Tisch lag. Dann sprach er mithilfe seiner Mitschriften weiter: „ Hören sie mir gut zu ARNOLD! Das Arnold betonte er, falls das wichtig ist. Wir haben in ihrem Briefkasten ein kleines SPIELZEUG hinterlassen, das geben sie bitte an HERRN KOMMISSAR BACKLER weiter, mit dem Hinweis, dass man auf das grüne DREIECK drückt um es ablaufen zu lassen. Sagen sie ihm, dass es von einem nettem Mensch ist, der es nur gut mit ihm und seiner fabelhaften FREUNDIN meint!“ Dann klickte es in der Leitung. Ich ging natürlich sofort zu meinem Briefkasten und fand das hier.“ Herr Arnold brach ab und holte mit großer Vorsicht ein Diktiergerät aus seiner Hosentasche. Anschließend legte er es mit einem Klack auf den Glasstisch zwischen ihnen. Herr Backler betrachtete es entgeistert, während der Caffeebesitzer ihm eine Rauchwolke ins Gesicht blies. Wie in Trance klappte er eine Pinzette aus seinem Taschenwerkzeug und hob damit das Diktiergerät auf. Kopfschüttelnd betrachtete er das Gerät von allen Seiten. Dan drückte er auf die Play-Taste. Fassungslos hörte Backler der Aufnahme zu. Sie beinhaltete das Gespräch dass er und Betty am Morgen geführt hatten. Ihm fiel ein dass er seine Kollegin mittags nicht in der Kantine gesehen hatte. Am Ende der Aufnahme machte es kurz „klick!“ , dann erklang die gehetzte Stimme von Betty Peters. Kommissar Backler erstarrte. „Hallo Michael! Wenn du dies hörst wirst du wahrscheinlich im Zickzack springen. Ich bin gefangen genommen worden. Die Entführer trugen Masken, ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen! Sie verlangen von dir dass du für meine Befreiung Geld zahlst! Geld oder sie nehmen mir das Leben! Michael ...“ Betty stockte. Der Kommissar wurde von einer heißen Welle des Mitleids überflutet. Im nächsten Moment lief es ihm eiskalt den Rücken herunter. Was hatte Betty gesagt? Geld gegen ihr Leben? Die Stimme der Kommissarin war jetzt deutlich leiser geworden, klang aber noch immer tapfer. Sehr tapfer für eine Frau die sich in Todesangst befindet, schoss es Backler durch den Kopf. „... Michael du musst nicht zahlen! Nicht wenn du nicht willst! Ich fände es nicht schlimm mein Leben für dich zu opfern, wirklich ... . Ähem, was ich noch sagen soll: Gehe bitte jetzt sofort in deine Wohnung zurück, denn die Entführer werden sich melden! Dann werden sie dir alles weitere sagen.“ Es klackte wieder, aber diesmal blieb es danach still. Totenstill. Schließlich räusperte sich der Kommissar. „Sie haben gehört! Ich muss gehen!“, meinte er mit belegter Stimme und stand auf. Das Diktiergerät ließ er in seine Jackentasche gleiten. Auch Arnold stand auf. „Dann wünsch ich ihnen mal viel Glück! Ich glaub das können sie momentan gebrauchen, und zwar nicht zu knapp! Mit Entführungen ist leider nicht zu spaßen, nicht wahr? Man liest es ja immer wieder in den Zeitungen! Die Kriminellen werden immer dreister! Jetzt entführen und erpressen sie schon Polizisten! Wo gibt es denn so was!“ Herr Backler ging auf diese Bemerkung lieber nicht ein. Der Caffeebesitzer hatte ja im Grunde Recht. Mit versteinertem Gesichtsaudruck ließ sich der Kommissar zur Haustür der kleinen Wohnung geleiten. Dann verschwand er nach einem knappen Abschiedsgruß in Richtung seines Autos. Seit einer Stunde war der Kommissar bereits in seiner Wohnung und tigerte auf und ab. Eines musste er zugeben: Die Entführer waren verdammt gerissen. Statt sich mit ihrer Stimme zu verraten hatten sie Betty zum sprechen bewegt. Mit welchen Mitteln auch immer. Wenn er Glück hatte, würde sich ja auch Betty melden, an Stelle der Entführer. Dann könnte er ihr sagen dass er zahlen würde, damit sie nicht um ihr Leben zu bangen hatte. Mit so etwas war wirklich nicht zu Spaßen. Einen kurzen Augenblick lang überlegte er ob es sinnvoll wäre seine Kollegen einzuschalten, dann verwarf er den Gedanken sofort wieder. Es hatte ja doch keinen Sinn. Denn wenn die Entführer dann etwas merkten, war Betty verloren. Das Telefon klingelte. Vor Schreck zuckte der Kommissar zusammen. Möglichst gefasst nahm er das Gespräch entgegen und brummte möglichst furchteinflößend ein „Backler“ in die Sprechmuschel. „Hallo mein Schnuckiputzi! Na, wie geht’s dir?“ Süß und kristallklar drang die Stimme seiner Mutter an sein Ohr. „Mom!“, knurrte er etwas verstimmt, „tut mir Leid wenn ich dich abhängen muss, aber ich erwarte einen wichtigen Anruf! Sobald ich wieder Zeit hab ruf ich dich zurück, ja?“ „Das sagst du jedes Mal!“, beschwerte sich die zuckersüße Stimme entrüstet, doch er kümmerte sich nicht darum, sondern legte auf. Im nächsten Moment klingelte es an der Tür. Mit der Hand an seiner Pistole schlich Backler an seine Haustür und riss sie mit einem Ruck auf. Vor ihm stand Fr. Schraubenzieher und starrte ihn verblüfft an. „Machen sie schnell, gute Dame, ich habe nicht lange Zeit!“, zischte er halb erleichtert, halb verärgert. „Haben sie schlechte Laune oder arbeiten sie an einem neuen Fall?“, erkundigte sich seine Nachbarin neugierig. „Beides, also machen sie hin!“ Demonstrativ schaute Backler auf seine Uhr. Als sie ihn nur erneut verblüfft anschaute blaffte er sie ärgerlich an: „Wissen sie was? Ich pfeife auf ihre Wohltätigkeitsbasare, dass ist nur was für Tratschweiber und nichts für echte Männer! Merken sie sich das!“ Entnervt knallte er die Tür zu. Von der anderen Seite kam es nur noch gekränkt: „Eigentlich wollte ich sie ja zum Kaffe einladen, weil sie doch immer so allein sind, ohne Frau und Kinder, aber das können sie sich jetzt in den Wind schmieren!“ Seufzend kehrte der Kommissar zurück in sein Wohnzimmer. So konnte das nicht weiter gehen! Er war ja jetzt schon ein hoffnungsloses Nervenbündel. Dann fasste er einen Entschluss. Er musste ohne seine Kollegen ermitteln. Und zwar schnell. Da klingelte erneut das Telefon. Er schaute auf die Anzeige. Es war keine Nummer angezeigt. Anscheinen rief der Kerl aus einer Telefonzelle an. War wahrscheinlich kein Anfänger, also würde es schwierig werden ihn zu schnappen. Erwartungsvoll nahm er ab. „Backler, Was gibt’s?“ „Neuigkeiten betrefflich ihrer FREUNDIN! Das gibt’s!“ Der Kommissar merkte sofort das der Mensch am anderem Ende der Leitung mit verstellter Stimme sprach. „Also gut, fassen sie sich kurz: Wie viel verlangen sie?“ „Nun, ich schlage einen FAIREN Preis vor! Weil sie uns das Geld mit den Waren vermasselt haben, verlangen wir genau SOVIEL, wie es gekostet hätte!“ „Und wie viel ist das? Kommen sie bitte zur Sache Mann!“ „Wir verlangen 50000! Nicht mehr und nicht weniger. Denken sie daran, es geht um das LEBEN ihrer FREUNDIN!“ „Bis wann hab ich Zeit?“ „Sagen wir bis Mittwoch nächster Woche, also genau 8 TAGE. Dann melde ich mich wieder. Aber ich warne sie! Sobald sie ihre KOLLEGEN einschalten, gefährden sie das Leben ihrer FREUNDIN!“ „In Ordnung, ich merke es mir! Mittwoch in einer Woche, 50000 Euro, keine Polizei.“ „Du hast es ja VERSTANDEN! Applaus, dass hätte ich nicht gedacht! Also bis Mittwoch!“ Dann hatte der Mann aufgelegt. Backler legte ebenfalls den Telefonhörer zurück auf die Gabel und schaute aus dem Fenster. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ging gerade jemand aus der Telefonzelle. Der Kommissar schaltete schnell. In Windeseile warf er sich seinen Mantel über und stürmte aus dem Haus. Kapitel 6: Die Verfolgungsjagd ------------------------------ Gerade als er vor die Haustür trat verschwand der Mann um die Ecke. Der fühlt sich anscheinend sehr sicher!, ärgerte sich der Kommissar. Geschwind folgte er dem Mann. Dieser ging zügig die Straße hinab und machte erst an einer Bushaltestelle wieder Halt. Gemächlich schlenderte der Kommissar auf ihn zu und ließ sich schließlich auf eine Bank in der Nähe nieder. Aus den Augenwinkeln verfolgte der Kommissar wie ein Bus kam und ohne den Mann wieder abfuhr. Beim nächsten Bus hingegen verschwand der Unbekannte sofort durch eine der beiden geöffneten Türen. In letzter Sekunde quetschte sich auch noch Backler hinein. Glücklicherweise hatte er immer seine Busfahrjahreskarte dabei. Nach 3 Stationen, die der Mann auch locker hätte zu Fuß gehen können, stieg der Herr in dunklem Mantel aus. Backler hatte inzwischen alles versucht um sein Gesicht zu erkennen, aber der Kragen des Mantels war steil nach oben geschlagen. Der Verdächtige ging strammen Schrittes die Straße hinunter und blieb erst vor einem Blumenladen stehen. Um nicht aufzufallen drehte sich Backler zu einem anderem Schaufenster um und beobachtete wie der Herr die Auslagen hinter den Scheiben auf der anderen Straßenseite gründlich studierte. Nach einigen Minuten, die dem Kommissar wie eine Ewigkeit vorkamen, ging der Mann weiter. Er bog noch um ein paar Ecken und war schließlich in einer Straße angelangt, die Backler bekannt vorkam. Hier hat Betty ihre Wohnung!, schoss es ihm durch den Kopf. Und tatsächlich verschwand der Mann in dem selben Mietshaus, wo auch Backler seine Kollegin häufiger besuchte. Schnell folgte ihm der Kommissar zu dem Eingang des trostlos grauem Blockhauses. Als er schließlich vor der Haustür angelangt war, wurde diese mit Schwung aufgerissen. Ertappt blickte er in das Gesicht von ... er staunte nicht schlecht ... Inspektor Roller. „Das hätte ich nun aber nicht von ihnen gedacht!“, rief er überrascht aus. „Ach ja?“ Der Inspektor blinzelte ihn nicht minder wütend an. „Ich auch nicht von ihnen!“ „Wie bitte?“ Empört starrte der Kommissar seinen Kollegen an. „Was zum Kuckuck soll ich denn bitte verbrochen haben?“ „Und ich erst? Habe ich es nötig verfolgt zu werden?“ „Wie haben sie denn das gemerkt?“ Neugierig musterte Backler denn kahlen Mann vor ihm. „Hören sie mal!“ Der Inspektor tippte sich an die Stirn. „Beruflich mögen sie ja in Ordnung sein, aber privat sind sie eine Niete! Wissen sie, ich habe da ein Gespür für entwickelt, ob man mich verfolgt. Und als ich sie dann in Hausschuhen ...“ Er deutete bedeutungsvoll auf die rosa Plüschpantoffeln des Kommissars, „... vor einem Spielwarengeschäft stehen sah, wusste ich auch ohne viel Aufwand das sie mir folgen! So, jetzt wissen sie wieder, was sie verbrochen haben, hoffe ich, aber jetzt hätte ich gerne eine Erklärung für ihr seltsames Verhalten!“ Kommissar Backler hätte sich ohrfeigen können. So benahm sich wirklich kein Profi, da hatte sein Kollege Recht. „Tja ...“, begann der Kommissar, „Ich gebe ihnen Recht, ich habe mich wie ein Trottel benommen! Aber bevor ich ihnen erkläre, wieso ich sie verfolgt habe, hätte ich gern eine Frage beantwortet bekommen: Was suchen sie hier, im Mietshaus von, wenn ich mich nicht irre, Kommissarin Peters?“ „Wissen sie, Kommissarin Peters und ich spielen jeden Morgen auf der Wache Schach, aber heute morgen kam und kam sie einfach nicht. Sie müssen wissen, dass das nicht ihre Art ist, denn sonst kommt sie entweder zu Früh, oder auf die Sekunde genau. Nach einer halben Stunde ging ich zum Chef, um ihn zu fragen ob sich die Kollegin krank gemeldet habe. Doch er wusste von nichts und als er bei ihr anrief meldete sie sich nicht. 30 min. später war sie immer noch nicht da und auch da meldete sie sich nicht als Herr Hasselt anrief. Daraufhin ordnete mir der Boss an, dass ich nach Dienstschluss einmal bei ihr vorbeischauen solle, aber das hat sich jetzt als Flop herausgestellt. Sie ist nicht zuhause. ... Jetzt müssen sie mir aber sagen weshalb sie mich auf diese schwachsinnige Weise verfolgt haben, Los!“ „Ist ja gut!“, wehrte der Kommissar ab, „Aber nur wenn sie versprechen, dass sie sich nicht einmischen!“ „Einmischen? In ihre verrückten Aktionen? Niemals!“ „Na dann kommen sie mal mit!“ Kapitel 7: Spurensicherung - gar nicht so einfach ------------------------------------------------- Während der Kommissar seinem Kollegen die Geschichte erzählte musterte er ihn aufmerksam. Nichts in seinem Gesicht verriet irgendeine Gefühlsregung. „Deshalb“, schloss Backler endlich, „Habe ich gedacht sie wären der Erpresser und habe sie verfolgt.“ Schweigen breitete sich aus. Nachdenklich starrte der Kommissar in seinen Tee. Konnte es sein, dass Inspektor Roller, den er seit 20 Jahren gut zu kennen glaubte, ein Entführer war? Schließlich hob Backler wieder den Kopf und fragte, während er dem Inspektor geradewegs ins Gesicht schaute: „Was haben sie eigentlich wirklich in der Telefonzelle gemacht?“ „Sie werden lachen, aber ich dachte, wenn die Kommissarin inzwischen nach Hause gekommen ist, kann ich mir den Weg auch sparen. Sie wissen ja dass ich kein guter Läufer bin und Umwege so weit es geht möglichst vermeide.“ Backler lachte ein wenig enttäuscht. Er hatte gehofft, dass sich der Inspektor während er log mithilfe seines Gesichtsausdrucks verraten würde, doch dies war nicht der Fall gewesen. Vielleicht hat er auch gar nicht gelogen!, versuchte der innere Coach den Kommissar zu überzeugen, doch es gelang ihm nicht recht. Nun ja, dachte Backler, das Risiko ist zwar groß, aber wenn der Entführer sich noch heute meldet, dann weiß ich wenigstens dass mein werter Herr Kollege mit in die Sache verstrickt ist. Nachdem sie noch über einiges belangloses Zeug gepludert hatten, verabschiedete Roller sich wieder. Nun, da er wieder allein war begann der Kommissar seinen Plan der Ermittlung weiter zu verfolgen. Dieser Punkt war der einzige, den er in der Erzählung verschwiegen hatte. Spurensicherung!, schoss es ihm als erstes durch den Kopf. Der Erpresser hatte es zwar sehr geschickt organisiert, dass seine Stimme nicht aufgenommen worden war, aber die Hoffnung vielleicht noch Fingerabdrücke auf Diktiergerät und Briefkasten zu entdecken, bestand. Als erstes sah sich Backler das Aufnahmegerät an. Es waren die Fingerabdrücke von zwei Personen zu entdecken: Die einen stammten von ihm, die anderen mussten die des Caffeebesitzers sein. Bei genauerem Betrachten stellte er feste das jemand mit einem Mikrofasertuch über das Gerät gewischt hatte. Diese Spur konnte er also nicht weiter verfolgen, doch noch bestand die Chance Fingerabdrücke am Briefkasten zu finden. Er überlegte. Konnte er es wagen, den Caffeebesitzer um Erlaubnis zu bitten, den Briefkasten genauer zu betrachten? Doch dann entschied er sich dagegen. Es hatte sich ja schon bei der Belagerung des Schmugglerlagers bewiesen, das die Bande Verbrecher äußerst gerissen war. Womöglich würden sie es herausbekommen und er hätte damit Betty unnötig in Gefahr gebracht. Also musste er sich etwas anderes einfallen lassen, etwas Gerisseneres. Kurze Zeit später wählte der Kommissar die Nummer eines alten Freundes. Nach einer Weile meldete sich der Verlangte auch tatsächlich. „Schuhmann, mit wem spreche ich?“ „Hallo Hans, altes Haus, hier ist Michael, schön das es dich noch gibt! Wie geht’s dir?“ „Mittelprächtig! Ich bin von Arbeit nur so eingedeckt! Aber sprich ruhig dein Anliegen vor, momentan ist ja Feierabend!“ Hans Schuhmann lachte gutmütig. „Also Hans pass auf, mir ist vor ein paar Tagen was ganz blödes passiert. Bei einem Fall passte ich nicht auf und verabredete mich unvorsichtig wie ich bin mit Betty. Du weißt schon, die andere Kommissarin. Tja, und diese Verbrecher haben das durch irgendein Abhörgerät mitbekommen und sogleich kombiniert, dass die Beziehung zwischen mir und Betty ein bisschen mehr als Kollegium ist. Daraufhin entführten sie Betty und verlangen jetzt von mir Geld für sie. Tja, das ist ne ganz schöne Menge und weil ich mich außerdem nicht gerne Erpressen lasse hab ich ein wenig ermittelt. Ich bin auf einer Spur, aber um die weiterzuverfolgen zu können brauch ich deine Hilfe!“ Am anderen Ende der Leite blieb es kurz still. Dann staunte Schuhmann: „Mannoman, was es Heutzutage alles gibt! Jetzt entführen und erpressen sie schon die Polizisten selbst! ... Aber erzähl, was kann ich für dich tun?“ „Also, hör zu: Ich muss von einem Briefkasten Fingerabdrücke nehmen, aber so das es die Entführer nicht merken. Die sind gerissener als du denkst, sag ich dir! Also hab ich mir folgendes ausgedacht. Da du doch eine Firma für Briefkästen leitest, musst du doch auch ab und zu mal Werbung machen, nicht wahr? Und deswegen macht deine Firma jedes Jahr ein Auswahlverfahren, welcher Bewohner der Stadt einen Briefkasten gratis bekommt!“ „Das stimmt nicht! Da könnte ich ja gleich das ganze Unternehmen verschenken!“ „Na so schlimm ist es nun auch wieder nicht! Aber ich meinte nicht die Realität mit meiner Ausführung eben, sondern meinen Plan.“ „Ach so, du meinst wir tun so als ob!“ „Genau! Und dann klingelst du morgen bei der betreffenden Person die ich dir nachher noch nenne und wechselst ihren Briefkasten aus. Sag ihm einfach, dass er gewonnen hat und ob du die Briefkästen gleich austauschen kannst! Wenn alles glatt geht, liefere bitte den Briefkasten in einem Karton bei der Post ab, mit dem Adressat an mich! Den verschenkten Briefkasten bezahle ich dir selbstverständlich und die Transportkosten auch, wenn du möchtest!“ „Ach lass man das mit den Kosten, das wächst auf meinen Mist, aber ich hab noch einen Verbesserungsvorschlag für deinen Plan: Ich werde nicht selbst gehen, sondern einen Boten schicken! Das ist unauffälliger. Nur das Päckchen werde ich selbst zur Post bringen.“ „Hans, du bist genial, danke! Aber pass auf dass dein Bote Handschuhe trägt, ja? Es darf nichts verwischen!“ „Geht in Ordnung Michael! Ich wünsch dir was, tschüss!“ „Tschau!“ In der Nacht schlief der Kommissar schlecht. Er überlegte wie es wohl Betty erging und ob sein Kollege Inspektor Roller nicht doch irgendwas mit der Sache zu tun hatte. Er hatte sich zwar all die Jahre gut mit ihm verstanden, aber dennoch hatte er sich verdächtig benommen ... Am nächsten Morgen wachte Herr Backler wie gerädert durch sein Weckerklingeln auf. Schlaftrunkend wankte er ins Bad. Heute war ein großer Tag. Ein sehr großer sogar. Kapitel 8: Der erste Schritt zum Erfolg --------------------------------------- 2 Tage und 2 weitere schlaflose Nächte später, bekam Backler schließlich sein Päckchen. Erwartungsvoll packte er den glänzend roten Briefkasten aus. 5 Minuten später tippte er resigniert die Telefonnummer seines Freundes Hans. „Schuhmann? Michael, bist du es?“ „Ja, leider!“ „Wiso? Ist irgendwas schief gegangen? Kam das Päckchen nicht an?“ „Tja, das Päckchen kam schon an, aber leider ist es scheinbar mit einem feuchten Lappen abgewischt worden. Wollte dein Angestellter vielleicht besonders sorgfältig arbeiten und hat den Briefkasten noch mal extra poliert?“ „Also Michael ich bitte dich! In meiner Firma macht jeder nur das was man ihm aufträgt! Es tut mir Leid das es nichts geworden ist, aber dafür kann ich nun wirklich nichts!“ „Na ja, kann doch sein! Ich meine ...“ „Michael“, unterbrach ihn Schuhmann, „Ich habe Verständnis für deine Lage, aber ich dulde es trotzdem nicht das du meine Firma kritisierst! Wir arbeiten ordentlich! Melde dich bitte erst wieder, wenn du dich abgeregt hast Ok? Auf Wiederhören!“ Es klackte und der Kommissar musste sich hilflos setzen. Jetzt hatte er es sich auch noch mit seinem Freund versaut, das war nun wirklich nicht das, was er beabsichtigt hatte. Um sich einen klaren Kopf zu verschaffen und zu überlegen was er als nächstes tun sollte, überwand sich Backler zu einem Spaziergang. Sein Ziel war der Zeitungskiosk, 3 Straßen weiter. Diesmal achtete er darauf, seine Hausschuhe gegen die Straßenschuhe zu tauschen und sich möglichst normal zu benehmen. Eiligen Schrittes machte er sich auf den Weg. „Guten Tag! Was darf es sein?“ Backler stand am Kiosk und überlegte. Schließlich entschied er sich für eine ‚Zeit’. Während er bezahlte und ihm der Verkäufer die Zeitung reichte, plapperte der Herr hinter der Theke munter drauf los. „Wirklich SEHR interessant die Themen in der ‚Zeit’ nicht war? Mir wird immer SCHNELL langweilig, aber die ‚Zeit’ schafft es immer wieder mich zu FESSELN! Was meinen sie? Wie lange wird es die Zeit noch GEBEN?“ Mitten in der Bewegung erstarrte Backler. Ihm war, als hätte er die Stimme des Verkäufers schon einmal gehört. Verstört meinte er nur schnell: „Sicher noch lange!“ Und verabschiedete sich dann eilig. Erst vor seiner Wohnungstür fiel es ihm ein: Der Herr hatte genau so eine Merkwürdige Betonung der Wörter wie der Erpresser am Telefon. Langsam schlurfte er in seine Wohnung und hörte sich das Gespräch mit dem Erpresser das auf dem Telefon aufgezeichnet worden war noch einmal an. Es bestand kein Zweifel: Es waren ein und dieselbe Person. Der Kioskbesitzer gehörte zu der Bande. Eilig wählte der Kommissar die Nummer der Polizei. Kurze Zeit später waren auch schon 2 Beamte zur Stelle. Backler kannte sie vom sehen und ihm war es ein wenig peinlich als Kommissar ein Opfer zu sein. Aber nur so konnte er Betty helfen. Die Beamten kopierten sich das aufgenommene Gespräch und fuhren dann weiter zum Kiosk um den Mann auf Verdacht festzunehmen. Kapitel 9: Überstürzte Ereignisse --------------------------------- Noch am selben Abend erhielt Backler 2 Anrufe. Der erste war von der Polizeiwache: Der Festgenommene hatte bis jetzt noch nichts gestanden. Der 2. war von einem Unbekannten. „Backler?“ „Guten Tag Backler! Gratulation, das haben sie wirklich gut herausgefunden! Wären sie bei uns, hätten sie ein Lob vom Boss bekommen!“ Der Kommissar erstarrte. Der Mann verstellte seine Stimme, was nur eines bedeuten konnte ... Ihm wurde übel. „Leider sind sie nicht auf unserer Seite, deswegen bekommen sie nun eine letzte Verwarnung: Sollten sie noch einmal auf eigene Faust schnüffeln, ist ihre Kollegin erledigt. Ich hoffe sie haben mich verstanden?“ „Ja, leider mehr als deutlich!“ „Sehr gut! Nun eine Frage: Wissen die Bullen wann die Übergabe stattfindet?“ „Es war auf dem aufgenommenen Telefongespräch vom letzten Mal drauf!“ „Na Prima haben sie das hingekriegt, sehr gut!“ Der Mann klang ärgerlich. „Dann müssen wir uns wohl etwas anderes einfallen lassen. Am besten verlegen wir unseren Termin vor! Am Sonntag werden sie uns die Kohle liefern, den Treffpunkt und die Uhrzeit werde ich ihnen rechtzeitig sagen. Aber das eines klar ist: Noch ein Wort zu ihren Kollegen und Frau Peters Leben ist beendet! Klar?“ „Leider!“ „Werden sie nicht frech! Was sollen sie nicht tun?“ „Selbst ermitteln oder meine Kollegen einweihen.“ „Na also, sie haben es ja noch verstanden! Also, wir sprechen uns!“ Hilflos starrte Backler aus dem Fenster. Was hatte er falsch gemacht? Wie waren ihm die Verbrecher auf die Schliche gekommen? Er fühlte sich schrecklich. Betty war in der Gewalt von schrecklichen Männern und er konnte nichts dagegen tun. Schlimmer noch: wenn er etwas tat, dann würde es Betty eher schlechter als besser ergehen. Schiksalergeben schlurfte er in seiner Wohnung umher. Schließlich nahm er sich zusammen, zog sich an und machte sich auf den Weg zur nächsten Kneipe. Er war so weit gekommen, um abschließend wieder abzusacken. Erst vor der Black-Man-Kneipe machte er Halt. Backler hatte nie in seinem Leben zuvor diese Kneipe betreten, schon der beruflichen Gründe wegen. Doch nun fühlte er sich seltsam zu diesem grauen Ort hingezogen. Zu dem Ort, wo sich die meisten Gauner der Stadt herumtrieben, so erzählte man sich. Zügig trat er durch eine schiefe Tür ein. Er kam in einen verräucherten Raum, der hell, aber von Rauchschwaden durchzogen war. Überall standen Tische mit Stühlen Drumherum. In einer der Hinteren Ecken konnte er die Theke ausmachen. Es herrschte eine drückende Hitze. Mehrere Männer waren schon angetrunken und 2 fingen an sich zu prügeln. Der Kommissar zog den Kopf ein und ging langsam, einen weiten Bogen machend zur Theke. Der Mann dahinter machte ihm ein Zeichen, er seihe gleich zurück. Ohne irgendeine Gefühlsregung beobachtete Backler, wie der Geschäftsmann die beiden sich prügelnden Männer auseinander riss, ihnen etwas sagte und sie anschließend zur Tür hinausschob. Dann kehrte er hinter die Theke zurück. „Was darf es sein?“ Mit heiserer Stimme wurde Backler angesprochen. „Ein Bier bitte!“ Kraftlos sank Backler auf einen Barhocker. Der Barkeeper stellte das schäumende Bier vor ihm ab. Während er sein Bier schlürfte schlug ihm plötzlich jemand auf die Schulter. „Na so ein Zufall!“ Der Besitzer des Caffee Cheries lies sich neben ihm nieder. „Na, wie läuft es?“, erkundigte er sich mit gesenkter Stimme. Backler bemerkte nicht den Lauernden Blick seines Tischnachbarn. „Nicht so gut! Diese Bande ist einfach zu schlau!“ „Wie? Haben sie nachgeforscht?“ „Na was meinen sie denn? Das ich denen das Geld in den Rachen werfe? Nein danke! Wenn ich schon nicht meine Kollegen einweihen darf mach ich das schon lieber selbst!“ „Und? Was haben sie bis jetzt herausgefunden?“ Der Barkeeper unterbrach das Gespräch: „Hey Mario, alter Kumpel! Dasselbe wie immer?“ „Jep, aber klar doch! Und da ich es grad sehe: Für meinen Freund Backler bitte noch ein Bier! Selbstverständlich auf meine Kosten!“ Während sich der Mann hinter der Theke wieder an die Arbeit machte, antwortete Backler. „Nun ja, ich hab verschiedene Nachforschungen angestellt. Einen hab ich sogar schon hinter Gitter gebracht, aber der nützt auch nicht viel, denn jetzt fing ein anderer an mich weiter zu erpressen. Die Situation ist aussichtslos!“ „Nana, nicht so betrübt mein Freund! Hier, trinken sie! Prost!“ Gierig schlürfte der Kommissar das kühle Bier in sich hinein. Das tat gut! Das beruhigte seine Nerven wenigstens ein bisschen. Eine Weile schwiegen sie vor sich hin, dann ergriff Herr Arnold erneut das Wort. „Wissen sie was mich schon immer mal interessiert hat? Wie so ein Kommissar überhaupt arbeitet! Erzählen sie mal im Beispielfall von der Entführung ihrer Kollegin! Was haben sie gemacht bis sie den einen Mann hinter Gitter bringen konnten?“ „Na ich hab natürlich wie verrückt nach Spuren gesucht! Aber das ist jetzt vorbei! Wenn ich weiter machen würde, wäre bald Betty nicht mehr am Leben, und das will ich nicht!“ „Das kann ich ihnen sehr gut nachfühlen! Aber nach welchen Spuren haben sie gesucht?“ Backler hatte nun sein 2. Bier ausgetrunken. Er war noch nicht komplett besoffen, aber sein Blick war schon glasig geworden. „Wiso wollen sie das wissen?“ „Es interessiert mich halt! Aber lassen sie sich ruhig Zeit mit dem Erzählen, mit trockener Kehle wird das sowieso nichts! ... He Heinz! Noch ein Bier für meinen Freund! Aber bitte ein großes!“ Der Barkeeper drehte sich um. „Geht klar!“ Nachdem der Kommissar sein drittes Bier vor sich hatte, wurde er schon gesprächiger. Er erzählte von der Suche nach Fingerabdrücken auf dem Dicktiergerät und wie er beim Zeitungskauf die Stimme des Erpresser wiedererkannt hatte. Backler hatte sein Glas nun zur Hälfte ausgetrunken. Er trank nicht oft Wein, und so vertrug er die Menge auch nicht sonderlich gut. Er begann einen fürchterlichen Schluckauf zu kriegen. Lächelnd fuhr sich Herr Arnold über seinen Bauch. Er hatte bekommen was er wollte. „Und?“, hakte er nach, „Haben sie nicht daran gedacht das sie an meinem Briefkasten auch Fingerabdrücke finden könnten?“ Backler schaute verträumt in sein Bierglas. „Doch!“, hickste er selig, „Deswegen hab ich ja auch einen genialen Plan ausgehegt wie ich ihnen den Briefkasten ohne das sie es merken abluchsen kann!“ Plötzlich bekam er einen ängstlichen Blick, dann begann er zu schluchzen: „Aber bitte nicht böse sein ja? Jetzt sind sie doch ganz bestimmt böse nicht war? Oh, bitte seien sie mir nicht böse!“ Herr Arnold lächelte liebenswürdig. „Aber nein, wie könnte ich! Aber mal etwas anderes: Haben sie noch Lust auf einen kleinen Spaziergang? Ich muss einfach mal raus hier, auf die Dauer vertage ich die stickige Luft nicht!“ Backler sah seinen Nachbarn fasziniert an. „Dann sind sie mir nicht böse? Dankeschön, danke, danke, danke!“ Er freute sich wie ein kleines Kind. „Zur Belohnung gehe ich jetzt ausnahmsweise mal mit ihnen Spazieren!“ Und schon war der betrunkene Kommissar aufgesprungen und hopste zur Tür der Kneipe. Der Caffeebesitzer bezahlte noch schnell und ging dann hinterher. „So jetzt machen wir einen Ausflug!“, erklärte er dem Kommissar. „Kommen sie, steigen sie zu mir ins Auto!“ Brav befolgte der Kommissar die Anweisung. Erschöpft sank er auf den Rücksitz und schlief ein. Herr Arnold lächelte zufrieden. Sein Plan war aufgegangen. Eine geraume Zeit später auf einer einsamen Landstraße, wurde Backler aus seinen Träumen gerissen. Gespielt freundlich lächelnd meinte Herr Arnold: „So mein Lieber, jetzt spielen wir Indianer!“ Der Kommissar sah ihn verstört an. „Ich will aber noch weiter schlafen!“ „Möchten sie nicht Indianer spielen? Das ist komisch! Also Indianer spielen ist immer noch mein Lieblingsspiel.“ „Na gut!“, gab der betrunkene Backler schließlich nach. Böse grinsend führte Herr Arnold den Besoffenen zu einem Baum. Kaum waren sie angekommen, zog der Caffeebesitzer blitzschnell Fesseln aus seiner Jackentasche und band den Kommissar an den Baum. Als nächstes zückte er sein Handy. „Ja?“ „Hier ist der Boss! Backler wurde gesprächig! Ich hab ihn auf der Landstraße in Richtung Nord abgesetzt! Dort werdet ihr ihn finden!“ „Sollen wir die Frau gleich erledigen?“ „Nein, wartet damit bis ich mich wieder melde! Und tut den Kommissar zu seiner Kollegin! Er soll erst einmal seinen Rausch ausschlafen! Auf Wiederhören!“ Dann steckte Herr Arnold sein Handy wieder weg und stieg in sein Auto. Im nächsten Moment war er mit aufheulendem Motor davon gefahren. Backler der immer noch in einem hohem Stadium der Betrunkenheit war, schluchzte ein wenig hilflos und murmelte erschöpft: „Warum bist du weggefahren, mh? Ich dachte wir wollten Indianer spielen!“ Dann lehnte er sich so gut es ging bequem an den Stamm des Baumes und schloss die Augen. Backler wusste nicht mehr wie lang er so dagestanden hatte. Im Nachhinein war es ihm egal. Ihm war inzwischen klar geworden dass er in seinem Rausch völlig willenlos geworden war und sich nun in den Fängen des Feindes befand. Vor Gram biss er sich fest auf die Lippe. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: er blutete. Der Kommissar überlegte. War er durch dieses Erlebnis nicht um einen Schritt weiter gekommen? Das Problem an der Sache war nur, das ihm diese Erkenntnis nun nichts mehr nützte. Allem Anschein nach war der Besitzer des Caffee Cherie’ s, gleichzeitig auch der Boss der Bande. Er hätte ihm nicht alles erzählen dürfen! Ein Kommissar wie er! Er hatte sich wie ein Kleinkind benommen, was mehr als bedenklich war! Dabei war er doch sonst immer derjenige der anderen Leuten die Informationen aus der Nase zog. Was für eine Niederlage. Plötzlich schoss ihm ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf: War Betty seinetwegen schon tot? Ein Motorengeräusch ertönte aus weiter Ferne. Backler schniefte. Er hatte geweint. Ja, sogar als Mann und Polizist weinte man ab und zu. Wenn Betty tot war, war sowieso alles zu spät. Da war weinen das mindeste was er tun konnte. Sobald er wieder frei war konnte er ja auch Selbstmord begehen. Denn ohne die Kollegin war sein Leben sowieso nichts mehr Wert. Scheinwerferlicht näherte sich seinem Standplatz. Kurz darauf hielt ein Wagen neben ihm an. Ihm wurden die Fesseln abgenommen und dann verfrachtete man ihn ohne einen jeglichen Kommentar in das Gefährt. Ein Pistolenlauf presste sich gegen seine Schläfe. „Eine falsche Bewegung, und du bist erledigt, klar?“, raunte eine Stimme. Backler standen Schweißperlen auf der Stirn. Diesen Umgang war er nicht gewöhnt. Da wäre er lieber noch ein paar Stunden in der Kälte an den Baum gefesselt stehen geblieben. „Ist Betty schon ...“ Backler brach ab. Was für eine idiotische Frage. Natürlich war sie das schon, was hatte er denn gedacht! Der Mann neben ihm lachte ein unangenehmes Lachen. „Du meinst deine feine Freundin, die Kommissarin? Der geht’s soweit gut. Also kein Grund zur Sorge!“ Wieder ein dreckiges Lachen. Nun schaltete sich der Fahrer ein. Während er sprach lies er den Motor an. „Weißt du Bulle, auch wenn du eine jämmerliche Kreatur bist, wollten wir dir wenigstens einen Gefallen tun: Du darfst zusammen mit deiner Kollegin sterben. Und du darfst sie sogar vorher noch einmal sehen! Dann könnt ihr euch ja noch mal aussprechen!“ Das Auto brauste mit bestimmt 100 km/h die Landstraße entlang. Der Kommissar wurde ordentlich durchgeschüttelt. Nach einer Ewigkeit schließlich trat der Fahrer mit einem Ruck auf die Bremse. „So!“, erklärte der Mann neben ihm, „Hier wirst du vorerst wohnen!“ Mit Schwung wurde die Autotür aufgerissen. Ein kräftiger Mann zog Backler unsanft aus dem Wagen. Ein anderer fesselte ihm nachträglich die Hände. Dann wurde er unsanft weitergeschoben, direkt auf eine alte Burg zu. Betty Peters sah schrecklich aus. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten, das Ergebnis von mehreren schlaflosen Nächten. Eine Schramme zierte ihr Gesicht und ihre Hände waren von dem Sturz aufgeschabt. An den Armen und Beinen waren Tiefe Schnittstellen von den Fesseln. Innerliche Verletzungen waren ein fürchterlicher Schock, ein verstauchter Knöchel und nicht zuletzt das fürchterliche Gewissen als Polizistin überwältigt worden zu sein. Sie saß in einem steinernem Verlies soviel war klar. Das sie keinerlei Fluchtchancen hatte war ebenfalls klar. Am klarsten war aber das nun ihr Lebensende gekommen war. Egal ob Michael zahlte oder nicht, die Männer würden sie erledigen. Sie hatte zuviel gesehen, war als Polizistin wahrscheinlich auch noch schlauer als den Kerlen lieb war und so würde sie der lieben Welt Ade sagen müssen. Dabei hatte sie sich den Verlauf ihres Lebens wesentlich anders vorgestellt. Sie wollte mal einen Mann haben und ein oder zwei Kinder. Sie wollte die Welt von möglichst vielen Verbrechern befreien und sie wollte vor allen Dingen an Altersschwäche sterben und in den Armen eines netten Mannes den sie gern gehabt hatte. Nicht aber so. Dieses Ereignis passte ihr überhaupt nicht in den Sinn. Das war absurd. Plötzlich riss sie das Geräusch von Schritten aus ihren Überlegungen. Es war also soweit. Die Männer wollten sie ermorden. Backler war müde. Inzwischen war er bestimmt 100 Stufen hinuntergestiegen und die Männer führten ihn immer noch weiter. Nun standen sie vor einer Tür. Lächelnd zog einer der 6 Typen einen Schlüssel aus der Jackentasche. „Wir sind angekommen! Hier wird auch deine süße Kollegin festgehalten.“ Backler wurde schlecht. Hoffentlich hatten sie ihr noch nicht zu viel schlimmes angetan. Die Tür quietschte als sie aufschwang. Der Raum dahinter war stockfinster. Ein Lichtkegel der von der Taschenlampe ausging schlich sich in den Raum. Einer der Männer verpasste ihm einen Schubs so das er stolperte und in den Raum stürzte. „So Zuckerpüppchen, hier ist Gesellschaft für dich! Jemand von der hohen Polizei.“ Dann wurde die Tür auch schon wieder zugezogen und eine erstickende Dunkelheit legte sich über den Raum. Die Kommissarin wagte nicht zu atmen. Wer war nun hierein gekommen? Sie hatte sich von der Tür weggedreht, damit sie ihre Mörder wenigstens nicht hätte sehen müssen, aber nun erwies sich dies als unklug. „Betty?“ Die Frau zuckte zusammen. Träumte sie oder war das wirklich Michaels Stimme? Vorsichtshalber antwortete sie nicht. Wer weiß was sich diese Verbrecher diesmal ausgedacht hatten um sie zu ärgern. „Betty? Ich bin’s Michael! Haben mir diese Männer etwas falsches erzählt oder bist du wirklich hier?“ Sie begann bitter zu lächeln. Und als nächstes hatte sie keine Kontrolle mehr über sich. Sie begann hemmungslos zu schluchzen. Ihre Schultern bebten und dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. „Es ist sowieso zu spät Michael! Sie werden kommen und uns ein Ende bereiten! Es tut mir Leid!“ Michael antwortete nicht. Plötzlich fühlte die Kommissarin einen Arm auf ihrer Schulter. „Es wird schon wieder alles! Es muss dir nichts Leid tun, es wird schon wieder alles!“ Es klang sehr tröstend aber Betty erriet das sich ihr Kollege mit seinen Worten zum größten Teil selbst beruhigen wollte. Sie roch seinen Atem. Er war erfüllt von abgestandenem Bier. Nun wurde ihr klar wieso er hier war. Wahrscheinlich hatte er sich in seiner Not, weil er nicht wusste wie er das Geld beschaffen sollte Betrunken un war dann besoffen freiwillig in das Auto der Entführer gestiegen. Sie schluchzte weiter. Es war ihr in einem gewissem Grad peinlich, aber auf der anderen Seite hatte sie es so lange ohne Tränen ausgehalten, da musste sie es jetzt einmal herauslassen. Hinter ihr saß Michael. Auch wenn er noch leicht im Rausch war beruhigte sie seine Anwesenheit. „Ach Michael!“ Es war ein halbes seufzen. „Bevor ich sterbe nur noch eines: Ich liebe dich!“ Seine Wange schmiegte sich an ihre. „Du wirst nicht sterben! Aber ich liebe dich auch!“ Im nächsten Moment war nur noch sein regelmäßiges Atmen zu hören. Nachdem sie ihm eine Weile zugehört hatte, schlief auch sie ein. Sorgenvoll blickte Inspektor Roller die Straße hinab. Hoffentlich kamen seine Kollegen bald. Wer wusste schon was sonst die Männer mit seinem Kollegen und im Besonderen mit Betty anstellten. Es waren insgesamt 10 Männer die hier herumstrolchten. 2 die den Eingang des alten Gemäuers überwachte, 2 die den Waren gefahren hatten und 6 die Backler bei seinem Trauermarsch überwacht hatten. Roller erschrak als plötzlich neben ihm jemand auftauchte. War er etwa entdeckt worden? Inspektor Haselmann lächelte. „Es ist soweit, die Burg ist umstellt. Jetzt ist endlich Schluss mit diesem Krimi!“ Ein Polizeiwagen kam mit Scheinwerferlicht die Straße hinunter. Ein Kommissar mit Namen Maier schaute mit seinem Oberkörper zur Dachluke des Wagens heraus. In seiner einen Hand hielt er einen Trichter. Dann rief er: „Hände hoch die Herrschaften und alle Marsch, Marsch durch den Haupteingang hinaus, die Ruine ist umstellt!“ 5 Stunden später waren alle Verbrecher der Bande festgenommen, die ganze Burg durchsucht und selbst das 2. Geheimversteck der Bande gefunden. Nur 3 Personen fehlten: Die beiden entführten Kommissare und der Chef der Verbrecher. Kommissar Maier winkte ab. „Gut Leute, ich glaube kaum das sich der Boss hier aufhält. Beim genauerem Verhör werden wir sowieso herausfinden wo er wohnt! Jetzt besteht eure Aufgabe nur noch darin die Entführten wieder zu finden!“ In diesem Moment kamen Inspektor Roller und 3 seiner Kollegen mit Kommissarin Peters und Kommissar Backler beladen aus der Ruine. Kopfschüttelnd betrachtete Roller die 2 . „Sie waren einfach nicht wach zu kriegen!“, erklärte der Inspektor achselzuckend. Kommissar Maier lächelte. „Das ist ihnen auch nicht zu verdenken, soviel wie sie durchgemacht haben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)