Die Entführung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Spurensicherung - gar nicht so einfach ------------------------------------------------- Während der Kommissar seinem Kollegen die Geschichte erzählte musterte er ihn aufmerksam. Nichts in seinem Gesicht verriet irgendeine Gefühlsregung. „Deshalb“, schloss Backler endlich, „Habe ich gedacht sie wären der Erpresser und habe sie verfolgt.“ Schweigen breitete sich aus. Nachdenklich starrte der Kommissar in seinen Tee. Konnte es sein, dass Inspektor Roller, den er seit 20 Jahren gut zu kennen glaubte, ein Entführer war? Schließlich hob Backler wieder den Kopf und fragte, während er dem Inspektor geradewegs ins Gesicht schaute: „Was haben sie eigentlich wirklich in der Telefonzelle gemacht?“ „Sie werden lachen, aber ich dachte, wenn die Kommissarin inzwischen nach Hause gekommen ist, kann ich mir den Weg auch sparen. Sie wissen ja dass ich kein guter Läufer bin und Umwege so weit es geht möglichst vermeide.“ Backler lachte ein wenig enttäuscht. Er hatte gehofft, dass sich der Inspektor während er log mithilfe seines Gesichtsausdrucks verraten würde, doch dies war nicht der Fall gewesen. Vielleicht hat er auch gar nicht gelogen!, versuchte der innere Coach den Kommissar zu überzeugen, doch es gelang ihm nicht recht. Nun ja, dachte Backler, das Risiko ist zwar groß, aber wenn der Entführer sich noch heute meldet, dann weiß ich wenigstens dass mein werter Herr Kollege mit in die Sache verstrickt ist. Nachdem sie noch über einiges belangloses Zeug gepludert hatten, verabschiedete Roller sich wieder. Nun, da er wieder allein war begann der Kommissar seinen Plan der Ermittlung weiter zu verfolgen. Dieser Punkt war der einzige, den er in der Erzählung verschwiegen hatte. Spurensicherung!, schoss es ihm als erstes durch den Kopf. Der Erpresser hatte es zwar sehr geschickt organisiert, dass seine Stimme nicht aufgenommen worden war, aber die Hoffnung vielleicht noch Fingerabdrücke auf Diktiergerät und Briefkasten zu entdecken, bestand. Als erstes sah sich Backler das Aufnahmegerät an. Es waren die Fingerabdrücke von zwei Personen zu entdecken: Die einen stammten von ihm, die anderen mussten die des Caffeebesitzers sein. Bei genauerem Betrachten stellte er feste das jemand mit einem Mikrofasertuch über das Gerät gewischt hatte. Diese Spur konnte er also nicht weiter verfolgen, doch noch bestand die Chance Fingerabdrücke am Briefkasten zu finden. Er überlegte. Konnte er es wagen, den Caffeebesitzer um Erlaubnis zu bitten, den Briefkasten genauer zu betrachten? Doch dann entschied er sich dagegen. Es hatte sich ja schon bei der Belagerung des Schmugglerlagers bewiesen, das die Bande Verbrecher äußerst gerissen war. Womöglich würden sie es herausbekommen und er hätte damit Betty unnötig in Gefahr gebracht. Also musste er sich etwas anderes einfallen lassen, etwas Gerisseneres. Kurze Zeit später wählte der Kommissar die Nummer eines alten Freundes. Nach einer Weile meldete sich der Verlangte auch tatsächlich. „Schuhmann, mit wem spreche ich?“ „Hallo Hans, altes Haus, hier ist Michael, schön das es dich noch gibt! Wie geht’s dir?“ „Mittelprächtig! Ich bin von Arbeit nur so eingedeckt! Aber sprich ruhig dein Anliegen vor, momentan ist ja Feierabend!“ Hans Schuhmann lachte gutmütig. „Also Hans pass auf, mir ist vor ein paar Tagen was ganz blödes passiert. Bei einem Fall passte ich nicht auf und verabredete mich unvorsichtig wie ich bin mit Betty. Du weißt schon, die andere Kommissarin. Tja, und diese Verbrecher haben das durch irgendein Abhörgerät mitbekommen und sogleich kombiniert, dass die Beziehung zwischen mir und Betty ein bisschen mehr als Kollegium ist. Daraufhin entführten sie Betty und verlangen jetzt von mir Geld für sie. Tja, das ist ne ganz schöne Menge und weil ich mich außerdem nicht gerne Erpressen lasse hab ich ein wenig ermittelt. Ich bin auf einer Spur, aber um die weiterzuverfolgen zu können brauch ich deine Hilfe!“ Am anderen Ende der Leite blieb es kurz still. Dann staunte Schuhmann: „Mannoman, was es Heutzutage alles gibt! Jetzt entführen und erpressen sie schon die Polizisten selbst! ... Aber erzähl, was kann ich für dich tun?“ „Also, hör zu: Ich muss von einem Briefkasten Fingerabdrücke nehmen, aber so das es die Entführer nicht merken. Die sind gerissener als du denkst, sag ich dir! Also hab ich mir folgendes ausgedacht. Da du doch eine Firma für Briefkästen leitest, musst du doch auch ab und zu mal Werbung machen, nicht wahr? Und deswegen macht deine Firma jedes Jahr ein Auswahlverfahren, welcher Bewohner der Stadt einen Briefkasten gratis bekommt!“ „Das stimmt nicht! Da könnte ich ja gleich das ganze Unternehmen verschenken!“ „Na so schlimm ist es nun auch wieder nicht! Aber ich meinte nicht die Realität mit meiner Ausführung eben, sondern meinen Plan.“ „Ach so, du meinst wir tun so als ob!“ „Genau! Und dann klingelst du morgen bei der betreffenden Person die ich dir nachher noch nenne und wechselst ihren Briefkasten aus. Sag ihm einfach, dass er gewonnen hat und ob du die Briefkästen gleich austauschen kannst! Wenn alles glatt geht, liefere bitte den Briefkasten in einem Karton bei der Post ab, mit dem Adressat an mich! Den verschenkten Briefkasten bezahle ich dir selbstverständlich und die Transportkosten auch, wenn du möchtest!“ „Ach lass man das mit den Kosten, das wächst auf meinen Mist, aber ich hab noch einen Verbesserungsvorschlag für deinen Plan: Ich werde nicht selbst gehen, sondern einen Boten schicken! Das ist unauffälliger. Nur das Päckchen werde ich selbst zur Post bringen.“ „Hans, du bist genial, danke! Aber pass auf dass dein Bote Handschuhe trägt, ja? Es darf nichts verwischen!“ „Geht in Ordnung Michael! Ich wünsch dir was, tschüss!“ „Tschau!“ In der Nacht schlief der Kommissar schlecht. Er überlegte wie es wohl Betty erging und ob sein Kollege Inspektor Roller nicht doch irgendwas mit der Sache zu tun hatte. Er hatte sich zwar all die Jahre gut mit ihm verstanden, aber dennoch hatte er sich verdächtig benommen ... Am nächsten Morgen wachte Herr Backler wie gerädert durch sein Weckerklingeln auf. Schlaftrunkend wankte er ins Bad. Heute war ein großer Tag. Ein sehr großer sogar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)