Sturm der Gefühle von TR-Fan ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sturm der Gefühle Vorwort: Ich habe irgendwo im Nirvana meiner Festplatte diese uralte Team Rocket Fanfic von mir gefunden. Um genau zu sein, meine allererste Fanfic, bestimmt schon 7 Jahre alt. Wenn ihr euch also entscheiden solltet, diese frühe Machwerrk zu lesen, seid mit Kritik also bitte gnädig. Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß bei Lesen, ich hoffe, sie gefällt euch trotzdem. Sie musterte ihn kritisch. Dieser Neue war zwar nicht gerade ihr Typ, aber er hatte etwas außergewöhnliches an sich: Kinnlange Haare, leuchtend grüne Augen und ein etwas verlegenes und unsicheres, dafür aber charmantes Lächeln. Allerdings verliehen ihm seine weichen Gesichtszüge mit den langen Wimpern, die schmalen Schultern und die ebenso schmalen Hüften eine etwas feminine Note. Das Aussehen eines typischen Weicheis eben. Na ja, wäre ja auch zu schön gewesen, wenn hier ein Arnold - Schwarzenegger – Verschnitt in die Klasse hereinspaziert käme. Mit Schrecken fiel ihr ein, dass sich dieses Muttersöhnchen zwangsläufig neben sie setzen musste, auf den einzigen freien Platz in der Klasse. Das war einer dieser Momente, wo sie beinahe bedauerte, dass sie so unbeliebt bei ihren Mitschülern war und keiner neben ihr sitzen wollte. Im Moment ließ sich das leider nicht ändern, aber wenn der Neue Streit suchte und ihr dumm käme, würde sie dem garantiert nicht aus dem Wege gehen. Dann würde er diesen Tag noch verfluchen und sich wünschen, dass... Jessie wurde durch ein lautes Lachen aus ihrer Reise in die Vergangenheit gerissen. Sie ging zum Fenster der kleinen Waldhütte, in der sie und ihre Partner für ein paar Nächte Unterschlupf gefunden hatten, solange der Knirps an den finalen Liga – Kämpfen teilnahm und nicht mehr wie ein Irrer von Stadt zu Stadt raste. Sie lehnte sich an die Fensterbank und sah zu James und Mauzi hinaus, die sich beim Holzhacken offenbar prächtig amüsierten. „Die beiden sollen lieber zusehen, dass sie endlich fertig werden und wir hier endlich Feuer im Kamin haben.“ grummelte Jessie leise vor sich hin. „Ich friere mir hier drinnen den Arsch ab und die zwei albern da herum! Um alles muss man sich selber kümmern. Ohne mich wären sie total aufgeschmissen!“ Gerade als sie herausgehen und die beiden gehörig zusammenscheißen wollte, hatten sich James und Mauzi aber endlich wieder ihrer Arbeit zugewandt. Jessie betrachtete James eingehend. An jenem Tag auf der Pokemon – Uni hatte sie sich nicht vorstellen können, dass sie mit ihm einmal so eng befreundet sein könnte. Aber immerhin hatte sie den Waschlappen von einst ja nun auch schon einige Jahre unter ihre Fittiche genommen. Zuerst an der Uni, dann in der Biker – Gang, dann bei Team Rocket. Als sich ihre Wege nach dem Rausschmiss auf der Uni trennten, hätte sie nie gedacht, ihn einmal wieder zu sehen. „Tja, manchmal ist das Schicksal schon unheimlich.“ murmelte sie tonlos. In diesem Moment flog die Tür auf und James und Mauzi kamen mit dem Feuerholz herein, immer noch in bester Laune. „Warum hat das so lange gedauert?! Mir ist eiskalt, verdammt!“ blaffte Jessie. „Glaubst du, uns nicht?“ entgegnete James ungerührt. „Wir stehen immerhin eine Ewigkeit in der Kälte, nur damit es die Prinzessin schön warm hat!“ „Wenn ihr schneller gearbeitet hättet, wäre euch auch nicht kalt geworden und die ganze Diskussion überflüssig. Aber Hauptsache, ihr habt euren Spaß!“ Mauzi und James sahen sich erstaunt an. „Irre ich mich, oder ist ihre Laune heute noch schlimmer als sonst?“ raunte Mauzi James zu. „Mach dir nichts draus. Das sind wahrscheinlich nur Herbstdepressionen.“ flüsterte James zurück - leider nicht leise genug. „Wie war das? Ich und Depressionen? Ich bin nicht depressiv!! Ich bin nur stocksauer!!“ Damit schnappte sich eine aufgebrachte Jessie ihre Jacke und verließ, die Tür knallend, die Hütte. „Was war denn das?“ Mauzi war mehr als erstaunt. Dass Jessie gerne mal wegen Kleinigkeiten ausrastet, war ja allgemein bekannt, aber diese Reaktion war selbst für sie ungewöhnlich. „Manchmal werde ich aus ihr einfach nicht mehr schlau.“ seufzte James und ließ sich ratlos auf das alte Sofa fallen. „Um diese Stimmungsschwankungen zu ertragen brauchst du Nerven wie Drahtseile. Wieso gerate ich bloß immer an so hitzköpfige und alles dominierende Frauen? Zuerst meine Mutter, dann Jessebelle, jetzt Jessie...“ „Vermutlich ziehen solche Typen wie du dominierende Frauen an.“ meinte Mauzi. „Was soll denn das jetzt wieder heißen?“ empörte sich James. „Ähem, nichts, ich meine ja nur...“ Mauzi hob abwehrend die Pfoten. James musterte seinen Partner eingehend. „Ich weiß genau, was du meinst, Mauzi! Du kannst froh sein, dass ich nicht Jessie bin, die hätte dir schon längst welche gelangt. Nur zu deiner Information: Ich bin keine Memme!! Wieso halten mich eigentlich alle für die totale Niete, verdammt? Sie reibt mir das jeden Tag unter die Nase und jetzt fängst du auch noch an.“ „ James, ich hab doch gar nichts gesagt. Man, mit euch beiden hat man es wirklich nicht leicht. Nur weil du dich mal wieder mit Jess gestritten hast, musst du das ja nicht gleich an mir auslassen. Ihr zwei kriegt aber wirklich ALLES in den falschen Hals.“ Mit diesen Worten verließ auch Mauzi die Hütte, und einen ziemlich verstörten James zurück. Dieser saß ratlos auf dem Sofa und versuchte seine Gedanken zu ordnen: Weshalb war Jessie denn auf einmal so wütend? Er versucht doch ständig, sie bei Laune zu halten und es ihr recht zu machen. „Das letzte, was ich will, ist sie zu verärgern. Ich versuche doch, alles zu ihrer Zufriedenheit zu erledigen, aber ich bin eben auch nur ein Mensch, der seine Fehler hat. Wieso sieht sie nicht, das ich wenigstens mein Bestes versuche und macht mich deswegen auch noch immer nieder? Sie könnte mir doch mal helfen, anstatt einfach so abzurauschen! Aber andererseits hat sie vielleicht auch Recht, ich stelle mich immer total hilflos an und krieg nichts auf die Reihe. Ohne sie wäre ich ziemlich aufgeschmissen.“ „Was ist nur mit mir los?“ Jessie saß ziemlich ratlos auf einem Stein im Wald. „Das letzte, was ich will, ist James zu verärgern. Wieso muss ich nur immer auf ihm rumhacken? Auf der anderen Seite: an wem soll ich meine angestauten Aggressionen sonst auslassen, wenn nicht an James und Mauzi? Die beiden sind nun einmal die geborenen Fußabtreter. Wenn die Knirpse nicht da sind, sind sie eben mein Ventil.“ „Na, hast du dich wieder eingekriegt?“ Jessie hatte Mauzi gar nicht kommen sehen. „Geh mir nicht auf die Nerven, du Flohtüte!“ „Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen werde, aber James hat Recht: Manchmal bist du wirklich unausstehlich, Jessie.“ „Er findet mich unausstehlich, hat er das gesagt?“ Sie konnte es nicht fassen! „Jessie, nimm ´s mir nicht übel, aber in deiner jetzigen Laune kann man es wirklich nicht mit dir aushalten.“ „Ich möchte wissen, was James gesagt hat...“ Sie blieb hartnäckig, ohne genau zu wissen, warum! Was interessierte sie schon die Meinung von James? Die konnte ihr doch egal sein… „Frag ihn das doch selber. Ich gehe jetzt noch etwas spazieren. Bis später.“ Jessie sah ihrem Partner gedankenverloren nach, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war. War sie tatsächlich so, wie er behauptete? Okay, sie war stolz auf ihrem schlechten Ruf und wollte ihn ja auch verteidigen, aber James und Mauzi sollten sie eigentlich besser kennen. Nach all den Jahren! „Bin ich wirklich so eine Nervensäge? Aber es stimmt ja auch irgendwie: Eigentlich reicht es doch, wenn ich den Knirpsen auf die Nerven gehe, in Gegenwart von James und Mauzi muss ich mich mehr zusammenreißen. Ich muss einfach cooler reagieren und mich nicht immer so provoziert fühlen, auch wenn es nicht meiner Art entspricht.“ Als es anfing leicht zu regnen, trottete sie zur Hütte zurück, um sich mit James auszusprechen. „Er ist doch der einzige Mensch, den ich überhaupt habe. Ohne ihn wäre ich völlig allein. Er ist der erste Mensch, der mich so nimmt, wie ich bin, mit all meinen Launen. Ich weiß ja auch nicht, warum ich mich vorhin so aufgeregt habe. Ich sollte mich freuen, wenn James und Mauzi zusammen Spaß haben und lustig sind. Was ist denn schon so schlimm daran? Und so kalt war es in der Hütte auch gar nicht. Wieso hat mich das vorhin bloß so getroffen? Ich bin doch sonst auch nicht dermaßen empfindlich.“ Sie kriegte einfach keine Ordnung in das Chaos ihrer Gedanken… James rührte wütend in der Suppe. „Typisch Jessie, sie rauscht eingeschnappt ab und ich darf hier das Abendbrot machen. Aber wenn sie es unbedingt so haben will, bitte... Soll sie doch mit ihren Allüren glücklich werden, mir reicht es langsam. Ich habe es satt, immer auf ihre Launen Rücksicht zu nehmen. Wenn sie und Mauzi nicht gleich wieder da sind, esse ich ohne die beiden.“ Er holte drei Teller und Löffel aus dem kleinen Schrank und stellte alles auf dem ziemlich schäbigen Küchentisch ab. Dann rührte er weiter die kochende Suppe um. Er bemerkte deshalb gar nicht, das Jessie in die Hütte herein kam. Als sie James an dem kleinen Herd in der Ecke erblickte, blieb sie einige Zeit lang im Türrahmen stehen und beobachtete ihn gebannt. Schließlich fasste sie sich ein Herz und wollte ihre sorgfältig vorbereitete Entschuldigung vorbringen. Sie ging leise zu James, der sie noch immer nicht bemerkt hatte, stellte sich hinter ihm und legte ihre Hände auf seine Schultern. James erschrak leicht, ließ es sich aber nicht anmerken. „Hey, das riecht ja schon richtig gut!“ meinte Jessie betont fröhlich und guckte neugierig in den Kochtopf. „Tut mit leid, aber für ein 5 – Gänge – Menü reichte das Geld leider nicht.“ knurrte James grimmig. Jessie ließ enttäuscht die Hände von seinen Schultern sinken und trat ein paar Schritte zurück. „Du bist immer noch sauer?“ „Ich hab es einfach satt, ständig das Ablassventil für deine Launen zu sein, Prinzessin, das kannst du mir ja wohl nicht verübeln!“ „James, ich ... du... ich wollte dich nicht so anbrüllen. Du ... du kennst mich: Ich raste eben leicht aus und das kann ich nicht ändern. Ich bin mir nicht einmal sicher ob ich das überhaupt will.“ Sie ließ den Kopf hängen und murmelte kaum hörbar: „Aber ich verspreche, mich in Zukunft zusammenzureißen ... tut mir leid.“ Ihre Stimme wurde von Wort zu Wort leiser und James glaubte, sich verhört zu haben. Die große Jessie gab von sich aus Fehler und Schwächen zu? Das war ja wohl das erste Mal seit sie sich kannten. Eigentlich hatte er sie noch etwas schmoren lassen und mit Nichtachtung strafen wollen, aber so... Er drehte sich langsam zu ihr um und umarmte sie leicht. „Entschuldigung angenommen. Aber ich möchte, dass wir darüber noch mal in Ruhe miteinander sprechen. Vielleicht können wir ja dadurch in Zukunft unnötige Streitereien vermeiden und so unsere Nerven schonen.“ flüsterte er ihr ins Ohr. Statt einer Antwort umarmte auch sie ihn und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Gott sei Dank war er nicht nachtragend. So standen sie eine Weile da, bis sie sich stillschweigend aus ihrer Umarmung lösten und begannen, die Suppe auf die Teller aufzufüllen. „Hmm, lecker. Sieht so aus, als käme ich genau im richtigen Moment.“ „Tja, Mauzi, deine Nase findet eben immer etwas Essbares.“ begrüßte Jessie gutgelaunt ihren Partner. „Schön, dass du rechtzeitig zum Essen wieder da bist.“ „Ich bin einfach dem Geruch gefolgt. Und ... habt ihr euch wieder vertragen?“ „Klar, was denkst du denn!“ meinte James und raunte Jessie ins Ohr: „Das haben wir doch, oder?“ Jessie schluckte und dachte mit Grauen daran, dass James noch mal mit ihr darüber reden wollte. Denn so sehr sie sich auch freute, dass das seine einzige Forderung für eine Versöhnung gewesen war, so war das genau ihr Problem. Wie sollte sie James etwas erklären, das sie selber nicht verstand? Aber egal, wenn sie schon mal eine warme Malzeit hatten, wollte sie lieber die Klappe halten und nicht schon wieder quer schießen. „Vielleicht vergisst er es ja.“ hoffte sie. So verlief das Abendessen dann auch ziemlich ruhig und harmonisch. Als Jessie und James anschließend den Tisch wieder abräumten, meinte Mauzi plötzlich: „Ich gehe noch einmal etwas raus, frische Luft schnappen.“ „Waaas? Bleib´ doch hier.“ Jessie war entsetzt. „Nein, warum sollte ich?“ entgegnete Mauzi. „Weil, nun ja... weil... weil es regnet! Du willst doch nicht nass werden, oder?“ „Och, das ist mir eigentlich ziemlich egal. Ich will ja nicht stundenlang durch die Gegend rennen. Ich stelle mich unter einen Baum und genieße die klare Luft.“ „Aber es ist doch so ungemütlich draußen, der Wind ist so stark geworden, schon ein richtiger Sturm! Du kannst dich genauso gut hier ans offene Fenster stellen.“ Sie wollte jetzt auf keinen Fall mit James alleine sein und diese bescheuerte Aussprache mit ihm haben. Mauzi musste unbedingt hier bleiben. „Verdammt, Jessie, das kann dir doch egal sein, was ich jetzt mache oder nicht. Warum soll ich unbedingt hier bleiben?“ „Tja, nun, ähm ... wir müssen uns doch noch einen neuen Plan überlegen, um endlich diesen Knirps zu besiegen.“ „Dafür haben wir doch noch reichlich Zeit, Jessie, die ganze Nacht.“ „Irgendwann möchte ich aber auch mal schlafen, falls es dir nichts ausmacht, Mauzi!“ Jetzt wurde es sogar James zuviel. „Er hat doch Recht, Jessie. Was ist denn schon gegen eine halbe Stunde Frischluft einzuwenden? Wir haben noch den ganzen Abend, die ganze Nacht und den ganzen Morgen. Der Knirps kämpft doch erst morgen Nachmittag.“ Langsam gingen Jessie die Argumente aus. „Ist ja gut, ich gebe mich geschlagen.“ „Danke für deine Großzügigkeit, Jessie.“ grinste Mauzi konnte gerade noch schnell ins Freie schlüpfen, bevor ein von Jessie geworfenes Buch ihn am Kopf treffen konnte. „Der wird auch immer unverschämter.“ murmelte Jessie und sammelte das Buch wieder auf. „Sag mal, was ist eigentlich in letzter Zeit mit dir los?“ wollte ein erstaunter James wissen. „Müssen wir das denn unbedingt jetzt diskutieren?“ Jessie war sich immer noch nicht sicher wie und was überhaupt sie James erklären sollte. „Klar, wenn nicht jetzt, wann denn sonst?“ Manchmal verstand er seine Partnerin wirklich nicht. Sie kannten sich doch nun schon so lange... Auf der anderen Seite, was wusste er denn schon wirklich von ihr, oder sie von ihm? Er wusste, dass sie nicht so selbstbewusst war, wie sie immer tat. Aber leider konnte er viel zu selten einen Blick hinter die Fassade der coolen, selbstbewussten Jessie werfen. Das, was er mit Sicherheit über sie wusste, war, dass sie sich immer sehr schwer tat, über ihre wahren Gefühle zu sprechen. Er legte den Arm um ihre Schultern. „Du hast doch nicht wirklich Herbstdepressionen, oder?“ versuchte er einen kleinen Scherz. „Vielleicht doch.“ seufzte sie zu seiner Überraschung und ließ sich entnervt auf das alte Sofa fallen. „Ich weiß ja auch nicht ... seit Ewigkeiten reisen wir diesen Knirpsen hinterher, hetzen von Stadt zu Stadt ohne einmal zur Ruhe zu kommen. Zur Belohnung fliegen wir dann noch regelmäßig angesengt durch die Luft und erleben eine Bruchlandung nach der anderen. Und der Boss hält es nicht einmal für nötig, unseren Einsatz angemessen zu belohnen. Wir haben ja kaum genug Geld, um uns was vernünftiges zu Essen zu leisten. Geht dir das nicht auch langsam auf die Nerven?“ Jessie traten die Tränen in die Augen. „Klar!“ James zog sich einen Stuhl heran und setzte sich Jessie gegenüber. „Andauernd von ein paar Kindern besiegt zu werden macht auf Dauer echt keinen Spaß. Aber sei doch froh, dass wir jetzt zumindest solange, wie der Knirps an der Liga teilnimmt, in dieser Hütte wohnen können. Sie ist zwar alles andere als komfortabel, aber immerhin haben wir ein Dach über den Kopf. Das ist doch schon mal was!“ „Stimmt. Das ist schon fast wie Urlaub.“ grinste Jessie. Das war typisch James: Er schaffte es doch immer, sie aufzuheitern, ganz egal, wie mies es ihr ging. Und außerdem war sie heilfroh, das James nicht weiter nachfragte. Offenbar reichte ihm die Begründung. „Diesbezüglich kann man nur hoffen, das dieser Versager bis ins Finale kommt.“ lachte sie. „Vielleicht sollten wir erst dann zuschlagen, was meinst du?“ fragte James. „Da wäre ich glatt dabei. Der Haken ist nur, dass wir nicht wissen, ob er es überhaupt soweit schafft, James.“ seufzte sie schwärmerisch. „Aber dein Vorschlag ist ziemlich verlockend.“ James stand auf, ging zu ihr und setzte sich langsam neben sie. „Kopf hoch, Jessie, nicht mehr lange, und wir machen richtig schöne und erholsame Weihnachtsferien.“ „Ja, aber nur, wenn der Boss uns nicht den Weihnachtsbonus streicht. Bei unserem ständigen Versagen ist das mehr als wahrscheinlich!“ „Dann machen wir eben so ein paar Tage blau, Jessie. Hauptsache dieses blöde Herbstwetter geht bald vorbei!“ Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte leise. James´ aufmunternde Worte hallten ihr im Kopf nach. Plötzlich wusste sie, was sie am Nachmittag so gestört hatte: Sie hatte immer geglaubt, dass James und Mauzi ohne sie nicht klarkämen und sie der Mittelpunkt des Teams wäre. Auf einmal wurde ihr klar, dass ihre Partner auch ohne sie Spaß haben konnten. Daher kam ihre Unzufriedenheit. James und Mauzi brauchten sie doch nicht notwendigerweise. Blieb nur die Frage, wie sehr SIE die beiden brauchte. „James?“ „Hm?“ „Wieso machen wir uns heute nicht einen schönen, lustigen Abend? Ich meine, wir sollten diesen Beinahe – Urlaub ausnutzen, denn für die Weihnachtsferien sehe ich echt schwarz.“ „Wenn dich das aufmuntert, gerne. Ich kann auch ein bisschen Abwechslung vertragen.“ Er stand auf und machte das kleine Kofferradio an, das sie mal irgendwo hatten mitgehen lassen. Während er nach einem guten Sender suchte, war Jessie immer noch über ihre Entdeckung erstaunt: Okay, James kriegte alleine rein gar nichts auf die Reihe –ganz das Muttersöhnchen von damals eben– aber es war ihr entgangen, dass er sich mit Mauzi ziemlich gut ergänzte. Der eine hatte die guten Ideen, der andere den Verstand, sie auch umzusetzen (Mauzi und Verstand?). Sie war praktisch nur der Macher hinter den Kulissen, der Regisseur, der Dirigent und Manager. Aber zum ersten Mal wurmte sie die Tatsache, dass das ihre Rolle sein sollte. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Vorschlaghammer: Sie war nicht der alleinige Star des Team Rocket! Moment mal, das dachte sie doch nicht gerade wirklich, oder? Natürlich war sie die Hauptperson... das junge, hübsche und vor allem intelligente Team – Mitglied! „Hey Jessie, hörst mir überhaupt zu?“ Als sie ihren Namen hörte, zuckte sie leicht zusammen. „´ tschuldigung, James. Ich war gerade in Gedanken... Was hast du gesagt?“ „Ich habe dich nur gefragt, worauf du als erstes Lust hast. Mauzi müsste bald wieder da sein, dann können wir ja Karten spielen.“ „Meinetwegen, warten wir so lange auf unseren dritten Mann.“ Beide saßen nebeneinander auf dem Sofa. Jessie blätterte in einer Modezeitschrift, war aber längst nicht so interessiert wie sonst, und James tat so, als würde er lesen, beobachtete seine Freundin aber aus den Augenwinkeln. Ihm war nicht entgangen, dass Jessie nach wie vor etwas bedrückte, das konnte sie nicht vor ihm verbergen, allerdings konnte er sich nicht erklären, was das sein könnte. Wieso hatte sie eben nicht die Gelegenheit genutzt, und ihm die Wahrheit gesagt? Na ja, Liebe und Wahrheit verurteilte sie eben und er konnte sie nicht zu einer Aussprache zwingen, wenn sie partout nicht wollte. Er seufzte. „Ist was mit dir, James?“ „Ähm... nö, das Buch ist bloß so traurig.“ „Ach so, dann ist ja gut. Hey, willst du tanzen? Das muntert dich wieder auf!“ „Ach, ich weiß nicht Jess...“ „Nun komm schon, du hast mich vorhin auch wieder aufgebaut. Die Musik ist doch ganz gut!“ „Na schön, wenn du meinst.“ Er ließ sich von ihr vom Sofa zerren und nach kurzer Zeit waren beide in ausgelassener Partystimmung. „Was geht denn hier ab?“ Mauzi war erstaunt, seine Partner auf einmal so fröhlich vorzufinden. „Ach, nichts... wir... wir üben nur ein paar Choreographien ein, stimmt‘ s, James?“ „Äh... richtig, vielleicht können wir sie ja mal bei unserer Kampfansage benutzen“, ging er auf Jessies Ausrede ein. „Aaaach sooo. Dann übt mal schön, ich will erst einmal was trinken, spazieren gehen macht durstig.“ Während Mauzi die spärlichen Vorräte unter die Lupe nahm wurde im Radio eine langsame Ballade gespielt und natürlich wollte Jessie wieder tanzen. „James, jetzt hab dich nicht so kindisch!“ „Ich will aber nicht! Ich finde wir haben schon genug getanzt für heute. Ich hole die Karten und dann spielen wir, ich will endlich mal gegen euch gewinnen!“ So energisch reagierte er selten, aber Jessie gab trotzdem nicht auf: „Nun zier dich nicht so, sonst ist das schöne Lied gleich wieder vorbei. Es ist doch nur so kurz!“ Aber diesmal blieb James standhaft: „Ich habe einfach keine Lust, kannst du das nicht verstehen?“ „Ehrlich gesagt: Nein!“ „Dann kann ich es auch nicht ändern...“ Diesmal war es an James, die Hütte fluchtartig zu verlassen. „Erkläre mir das bitte mal!“ Jessie starrte Mauzi fassungslos an. Mauzi starrte mit einer nachdenklichen Grimasse auf die von James zugeschlagene Tür. „Ich kann es mir auch nur denken... Eigentlich müsstest du da auch von selber drauf kommen, Jess.“ „Worauf denn?“ „Also aus euch beiden soll mal einer schlau werden... Das Lied, diese merkwürdige Stimmung hier... ich schlage vor, du gehst im nach.“ „Warum sollte ich? Bei dem Wetter ist er in spätestens zehn Minuten wieder da.“ „Manchmal bist du echt schwer von Begriff!“ „Dann sag mir doch mal, was mit ihm los ist.“ „Ich kann ´ s mir ja auch nur denken, weil er die ganze letzte Zeit schon so anders war. Aber du kriegst immer gar nichts mit, du bist ja zu sehr mit dir beschäftigt!“ Das saß! Warum dachte jetzt sogar Mauzi, dass ihr alles, was nicht unmittelbar mit ihr zusammenhing, völlig egal war. Wirkte sie wirklich so gefühlskalt? Ohne es zu wissen, setzte sich James auf den selben Baumstumpf, auf dem drei Stunden vorher noch Jessie gesessen hatte. Der kalte Regen topfte ihm an den Haaren runter und der Wind peitschte ihm ins Gesicht, aber es war ihm egal. Wie peinlich! Wie kindisch! Wie sollte er Jessie nur seine überstürzte Flucht erklären? Was war den schon gegen einen langsamen Tanz einzuwenden? War es nicht das, was er sich schon so lange wünschte? Eng umschlungen mit Jessie zu tanzen... Nein, auch wenn er in sie verliebt war, wollte er nichts tun, um ihre Freundschaft zu gefährden. Es wäre einfach zu verfänglich. Am besten, alles bleibt beim Alten. Die Freundschaft, Team Rocket, die Kampfansage, das ewige Versagen, Streit, Versöhnung, neuer Streit. Mit dieser temperamentvollen Frau an seiner Seite, konnte sein Leben gar nicht eintönig und langweilig werden. So oft er auch jammerte, dieses Leben hatte er doch gewollt. Mit Jessie hatte er eine Freundin, die ihn verstand – na ja, meistens jedenfalls – und auf die er sich , trotz aller Meinungsverschiedenheiten, hundertprozentig verlassen konnte. Dieses Mädchen hatte ihm das wirkliche Leben außerhalb der Prunkvilla gezeigt, durch sie hatte sein Leben erst richtig begonnen. „So verschieden wir auch sind, sie ist doch irgendwie ein Teil von mir. Ich habe sooft das Gefühl, dass wir uns noch gar nicht richtig kennen, aber das, was wir voneinander wissen, reicht aus, um uns blind und ohne Worte zu verstehen.“ dachte er. Deshalb durfte Jessie niemals etwas von seinen Gefühlen für sie mitkriegen. Das, was er hatte, wollte er nicht verlieren. In seiner Habgier machte er oft so viele Fehler, aber genau das würde er in diesem Fall nicht machen! Er wusste nicht ob und wie viel Jessie für ihn empfand. Sie gab ihm oft genug zu verstehen, dass er nur ein Jammerlappen war, ein lästiger Klotz an ihrem Bein, der ihren Karriereplänen im Weg stand. Traurig stand er auf und schlurfte weiter durch den Wald. „Auf der anderen Seite haben wir es schon sehr lange miteinander ausgehalten. Vielleicht schweißen uns gerade die Niederlagen immer enger zusammen. Zwischen uns ist etwas, was denn meisten Menschen fehlt. Diese gegenseitige Unterstützung, dieses blinde Vertrauen und Verständnis. Ich entdecke fast jeden Tag neue Seiten an ihr.“ Er blieb stehen. Niemand hatte ihn bisher so akzeptiert, wie er war. Jessie war die Erste. Sie hielt es mit ihm aus trotz und wegen seines Charakters. Sie kommandierte und befahl gerne, war auch oft von ihm genervt, aber sie versuchte nicht, ihn zu ändern, so wie es bislang alle anderen getan hatten. Nachdenklich ging er weitrer und dachte an die gemeinsame Zeit mit Jessie. Vielleicht sollte er zurück gehen. Es war doch albern, sich wegen nichts zu streiten, dazu war er viel zu gerne mit ihr zusammen. Jessie sah zur Uhr. Über eine Stunde war James nun schon weg, und das bei diesem Wetter. Der Regen wurde heftiger, der Sturm stärker. Sie würde es zwar vor Mauzi niemals zugeben, aber langsam begann sie sich nun doch Sorgen um James zu machen. „Ich gehe mal gucken, wo James bleibt. Er kann ja nicht die ganze Nacht bei dem Wetter durch den dunklen Wald irren.“ Sie zog sich ein Regencape über und schnappte sich eine Taschenlampe. „Gut, ich bleibe hier. Nur für den Fall, dass er zurückkommt.“ antwortete Mauzi, aber Jessie war schon draußen. Sie würde James schon finden und dann würde sie ihm was husten. „Wieso tue ich mir das hier eigentlich an?“ fluchte sie leise vor sich hin, während sie sich durch das Unwetter kämpfte. „Na warte, James. Wenn ich dich finde, dann kannst du was erleben! Deinetwegen ist jetzt ein erholsamer Abend futsch! Ich werde dir den Hals umdrehen, dich vierteilen und an Karpadors verfüttern!“ Dann siegte aber ihre Angst um James über ihre Wut und sie begann, laut seinen Namen zu rufen. Sie durchleuchtete den Wald mit ihrer Taschenlampe, aber von James war nichts zu sehen. James lag auf dem aufgeweichten Waldboden. Er spürte, das sein linker Fuß zumindest verstaucht war, und am seinem Kopf etwas Blut herunterlief. Das hatte er nun davon: Als er gedankenverloren umhergelaufen war, hatte er nicht gemerkt, das der Sturm einen Ast abbrach, der dann auf ihn gefallen war. James war immer noch ganz benommen. Sein Kopf dröhnte immer noch von dem gewaltigen Schlag. Er hatte es mittlerweile zwar geschafft, den Ast von seinem Bein zu ziehen, aber zum Aufstehen fehlte ihm die Kraft. Hoffentlich musste er nicht die ganze Nacht hier im Regen liegen bleiben, das wäre sein Tod. „Ob Jessie sich wohl Sorgen um mich macht? Immerhin bin ich jetzt schon ganz schön lange weg, vielleicht sucht sie mich. Aber wahrscheinlich feiert sie schon mein Verschwinden, so idiotisch, wie ich mich vorhin benommen habe.“ James war verzweifelt. Er würde Jessie nie wieder sehen, diese Nacht in Regen und Kälte nicht überleben, das stand für ihn fest. In diesem Fall konnte er wohl auf Jessies Hilfe nicht zählen. Wie sollte sie ihn in der Dunkelheit finden? Wahrscheinlich war es ihr auch ganz recht, das er weg war, wieso sollte sie sich Sorgen machen? Er wusste, dass Mauzi sich oft heimlich Sorgen um Jessie und ihn machte, dass war seine einzige Hoffnung. Vielleicht konnte Mauzi Jessie zur Suche überreden... Moment mal: Rief da nicht gerade jemand seinen Namen? Natürlich! Diese Stimme würde er überall erkennen. „Jessie, hier bin ich!!!“ schrie er, so laut er konnte. „Wo denn?!“ kam die prompte Antwort. „Geh einfach meiner Stimme nach!“ brüllte er, so laut er es in seinem halb bewusstlosen Zustand konnte. Nach einer halben Ewigkeit hatte sie ihn endlich gefunden. „Jaaames!!“ rief sie erleichtert und stürzte auf ihn zu. „Was ist passiert? Bist du in Ordnung?“ „Sieht nicht so aus.“ grinste er schwach und erzählte ihr knapp, was passiert war. „Zumindest kam ich nicht alleine aufstehen.“ Sanft und doch energisch zog Jessie ihn daraufhin aus dem Schlamm. „Hier stütz dich auf meine Schulter!“ befahl sie und gab ihm einen Stock, auf den er sich mit der anderen Hand stützen konnte. So humpelte er, auf seine Partnerin gestützt, Richtung Hütte. Nachdem Jessie sich von dem ersten Schock erholt hatte, verbrachte sie den Rest des Weges damit, James ihre Meinung zu geigen. „Unglaublich... wo hattest du nur deinen Kopf? Läufst wie blind durch die Gegend. Was hättest du nur gemacht, wenn ich nicht netterweise bei diesem Wetter noch losgezogen wäre – jetzt macht dich nicht schwerer, als du bist – und dich gesucht hätte?“ „Tut mir Leid. Ich weiß auch nicht, wie dass passieren konnte. Aber ich habe es ja nicht absichtlich getan.“ „Bei so einem Sturm und bei Dunkelheit durch den Wald zu gehen ist eine Schnapsidee. Da muss man mit solchen Gefahren rechnen. Wieso bist du überhaupt abgehauen? Ich hatte mir den Abend echt etwas anders vorgestellt.“ „Jessie, können wir ein anderes Mal darüber reden? Ich habe eine Ewigkeit im kalten Matsch und Regen gelegen, ich friere, habe einen kaputten Fuß, rasende Kopfschmerzen und eine Wunde am Kopf. Mir geht´s nicht gut, ich spüre, dass ich Fieber kriege.“ „Du bist ein Jammerlappen!!! Das hast du dir alles selbst zuzuschreiben.“ James hielt es für ratsamer, ihre Schimpftirade einfach kommentarlos über sich ergehen zu lassen. So elend, wie er sich fühlte, war er einer Auseinandersetzung mit ihr noch weniger gewachsen, als normalerweise. „Was ist denn mit dir passiert?“ wollte Mauzi wissen, als der total verschmutzte und blutverschmierte James stöhnend in die Hütte gehumpelt kam. „Der ist total hinüber.“ antwortete Jessie. „Ein Baumast hat mich erwischt.“ erklärte James matt, der am Ende seiner Kräfte war. „Bei dem Wetter im Wald spazieren zu gehen ist aber auch selbstmörderisch, was hast du dir nur dabei gedacht?“ meinte Mauzi. „Ja, danke! Diese Predigt habe ich mir eben schon anhören dürfen.“ fauchte James mit einem mürrischen Blick auf Jessie. „Mittlerweile habe richtig hohes Fieber, also wie wäre es mit etwas Mitgefühl?“ „Lass mal sehen!“ Jessie fühlte besorgt seine Stirn. „Mein Gott, du glühst ja richtig! Am besten, du legst dich sofort ins Bett.“ Alle Streitereien waren vergessen, James wurde ernsthaft krank, diesmal übertrieb er nicht. Während Mauzi für den Patienten einen Tee kochte und James sich die nassen Klamotten auszog, bereitete Jessie sein Krankenlager vor. In dem kleinen „Schlafzimmer“ rollte sie seinen Schlafsack auf einer Matratze aus, und legte eine Wolldecke daneben. Dann kam auch schon James herein: Er hatte sich mittlerweile mit dem Rest des heißen Wassers, das Mauzi für den Tee brauchte, das Blut und den Dreck abgewaschen und sich seinen Schlafanzug angezogen. „In trockenen Sachen fühlt man sich gleich viel besser.“ schniefte er hinter seinem Taschentuch hervor. Er ließ sich erschöpft auf die Matratze fallen und sich von Jessie „verarzten“ (Natürlich nur im wörtlichen Sinne, was denn sonst!). Ziemlich gekonnt versorgte sie seine Wunde, die jetzt Gott sei dank nicht mehr stark blutete und verband ebenso geschickt seinen verstauchten, inzwischen heftig angeschwollenen Fuß. James sah Jessie bewundernd dabei zu und hustete: „Also wirklich, Jess, man merkt, das du einmal Krankenschwester warst. Du machst das klasse.“ Jessie sah ihn irritiert an. „Meinst du das im Ernst, oder liegt das am Fieber? Ich meine...danke.“ Sie schaute verlegen weg. Mit Lob konnte sie ganz schlecht umgehen, aber es kam ja auch nicht allzu häufig vor, dass sie gelobt wurde. Glücklicherweise kam Mauzi gerade mit dem Tee herein, der James wieder etwas aufwärmen sollte und das Thema war damit abgehakt. Nachdem James den Tee getrunken hatte, kuschelte er sich erschöpft in seinen Schlafsack und war auch prompt eingeschlafen. Jessie legte ihm zusätzlich noch die Decke über, da er Schüttelfrost hatte und trotz des Tees noch immer fror. Damit er seine Ruhe hatte und sie sich nicht noch bei ihm ansteckte, ließ Jessie ihn in der Kammer alleine und schlief im Wohnzimmer auf der Couch. Mauzi und Jessie sahen von Zeit zu Zeit immer abwechselnd nach dem Kranken. Es war ungefähr halb fünf am Morgen, als Mauzi seine Partnerin hektisch aus dem ihrem unruhigen Schlaf riss: „Hey, Jessie, wach auf! Ich glaube James geht es schlechter.“ „So schlimm wird ´s schon nicht sein. Lass mich noch schlafen, du bist mit der Nachtwache an der Reihe.“ „Aber deswegen komme ich ja zu dir. Krankenpflege ist Menschensache, ich weiß gar nicht, was ich machen soll!“ Mittlerweile war Jessie wach und begriff, was ihr Partner ihr erzählte. „Na schön, dann sehe ich mir das eben mal an...“ schlaftrunken stolperte sich Richtung Nebenzimmer. Sie fühlte bei James die Temperatur, die noch immer sehr hoch war. Er drehte unruhig seinen Kopf hin und her und murmelte ein paar unverständliche Worte. „Okay, das Fieber muss runter. Mauzi, hol mir mal alle Handtücher, die du finden kannst und eine Schüssel kaltes Wasser!“ befahl sie, bevor sie James vorsichtig weckte. Sie richtete ihn auf und machte seinen Schlafsack auf. „Pass auf, James, ich mache dir jetzt Waden - und Brustwickel, dann geht das Fieber schnell runter.“ erklärte sie und wie aufs Stichwort erschien auch schon Mauzi mit ein paar Handtüchern und einer Schüssel voll Wasser. Jessie begann, James die Schlafanzughose hochzukrempeln und mit Mauzis Assistenz hatte sie schnell die Wadenwickel fertig. Selbst Mauzi fand, dass sie dabei außergewöhnlich sanft und geschickt vorging, und James kriegte sowieso kaum etwas mit, er beschwerte sich lediglich über die eiskalten und nassen Handtücher. „Nun hab dich nicht so... Es dauert nicht lange, dann sind die Handtücher kochend heiß.“ maulte Jessie. Nachdem sie James noch einen Brustwickel verpasst hatte (wer würde das nicht mal gerne tun?), kroch er vorsichtig wieder in seinen Schlafsack, damit die Wickel nicht verrutschten. „Und das soll ihm helfen?“ Mauzi sah skeptisch von James zu Jessie. „Klar! Kalte Wickel sind das beste Rezept gegen hohes Fieber. Damit geht die Temperatur im Nullkommanix runter. Ich schlage vor, du legst dich aufs Sofa und schläfst noch ein bisschen. Ich bleibe hier bei James.“ „Ganz wie du meinst, Jess. Dann hab ich das Sofa jedenfalls für mich alleine.“ Sie sah Mauzi etwas wehmütig hinterher und bereute ihren Vorschlag schon fast. Doch dann beschloss sie, das Beste aus der Situation zu machen und setzte sich neben James ´ Matratze. Sie sah ihn nachdenklich an. Seine hohe Temperatur machte ihr mehr Sorgen, als sie es sich vor Mauzi hatte anmerken lassen. Ohne die geeignete Medizin war so einer Erkrankung nur schwer beizukommen, únd sie war sich nicht hundertprozentig sicher, ob die Wickel tatsächlich auch in seinem Fall helfen würden. „Ich hoffe, dein Fieber fällt bald. Halte noch etwas durch, James, du hast es bald überstanden. Du hast ja schließlich schon ganz andere Dinge heil überlebt...“ Sie dachte an die gemeinsamen Abenteuer zurück, die den reichen Jungen und das arme Mädchen zu einem echten Team zusammengeschweißt hatten. Plötzlich wusste sie, was sie die letzten Tage über so beschäftigt hatte: Sie braucht ihn! Sie brauchte James genau so sehr, wie er sie –oder sogar noch mehr? Der letzte Nachmittag hatte ihr gezeigt, dass James viel unabhängiger war, als sie immer gedacht hatte. „James, du darfst mich niemals verlassen. Ich weiß, wir sind ein ungleiches Paar, aber wir ergänzen uns doch ideal. Ohne dich, würde eine Hälfte von mir fehlen.“ murmelte sie. Sie dachte daran, wie er nach seiner so genannten „Verlobung“ wieder zu ihr… ähm… zu Team Rocket, zurückgekehrt war und wie sehr sie sich darüber gefreut hatte. Sie war damals so erleichtert gewesen. Jessie seufzte und redete leise und mit wachsendem Kloß in der Kehle auf ihn ein: „Ich hätte dir zwar wirklich den Reichtum gegönnt, aber so finde ich es doch viel besser. Wer weiß, ob wir uns sonst überhaupt noch mal wieder gesehen hätten... Oh, James, ich mache mir langsam Sorgen um dich! Seit ich dich kenne warst du nie ernsthaft krank. Hin und wieder mal eine Erkältung hat ja jeder, und dass wir uns regelmäßig fast die Knochen brechen, gehört zu unserem Job dazu, aber dich hier so hilflos liegen zu sehen... das macht mir echt zu schaffen.“ Oh Gott, war sie denn völlig bescheuert, dass sie so einen Quatsch laut aussprach? Sie, die Unnahbare? Was war nur los mit ihr? Wenn er das nun hört – wie peinlich! Sie konnte es nur auf ihren Schlafmangel und den Stress der letzten Stunden schieben! Genau, sie war völlig übermüdet, das war alles! Sie fühlte noch einmal besorgt seine Stirn, bevor sie ihren Kopf auf seine Matratze legte, um wenigsten den Rest der Nacht (oder besser: des frühen Morgens) zu schlafen. Da sie zu müde war, um ihren Schlafsack vom Sofa zu holen, und Mauzi nicht mehr stören wollte, zog sie die Decke von James ´ Schlafsack, damit sie es zumindest einigermaßen bequem und warm hatte. Als sie aufwachte, war es im Raum schon ziemlich hell, obwohl es draußen immer noch stark regnete. Folglich musste sie dann doch noch sehr lange geschlafen haben. Jessie stand wie gerädert auf und gähnte. Gerade, als sie versuchte ihre schmerzenden Knochen zu ordnen, steckte Mauzi den Kopf zur Tür herein. „Hey, seid ihr schon wach?“ „Bis jetzt nur ich, also sei still!“ zischte sie. „Nicht mehr nötig.“ murmelte James verschlafen. „Jaaames!“ quietschte Jessie erleichtert und Mauzi grinste: „Gut, dann kann ich ja für uns alle Frühstück machen.“ und verschwand. „Und... wie geht ´s dir?“ fragte Jessie nach einer verlegenen Pause. „Ich fühle mich entsetzlich... wie durch die Mangel gedreht.“ stöhnte James. „Da bist du nicht der Einzige.“ lachte Jessie und streckte sich ausgiebig. „Ähm... Auf jeden Fall bin ich froh, dass es dir wieder besser geht, James. Du hast uns ganz schön auf Trab gehalten heute Nacht.“ „Du hast dir doch nicht etwa Sorgen um mich gemacht, oder?“ „Nein, natürlich nicht! Was soll die dumme Fragerei?!“ fuhr sie ihn an, doch dann bemerkte sie, dass James sie erschöpft und traurig ansah und sie lenkte ein. „Naja, wenn ich ehrlich bin, hat mir dein plötzliches hohes Fieber doch zu denken gegeben und... Ja, verdammt, ich habe mir die ganze Zeit Sorgen gemacht, sonst wäre ich wohl auch kaum durch den Sturm gerannt, um dich zu suchen!!“ Bevor James darauf antworten konnte, brachte Mauzi das Frühstück, aber Jessie sah einen fröhlichen Schimmer in James‘ fiebrigen Augen. James richtete sich mühsam auf. „Ich habe keinen Hunger.“ sagte er kläglich. „Waaaas?!“ Seine beiden Partner glaubten, sich verhört zu haben. Er war doch sonst so ein Vielfraß, es musste ihm wirklich noch sehr dreckig gehen, wenn er keinen Appetit hatte. Jessie gelang es schließlich ihn zu überzeugen, wenigstens ein halbes Brötchen zu essen, um wieder zu Kräften zu kommen. Nachdem die drei Rockets ihre Mahlzeit beendet hatten, erneuerte Jessie James ´ Waden - und Brustwickel, was er geduldig über sich ergehen ließ. Dann wollte er noch ein paar Stunden schlafen, um sich zu erholen. Jessie und Mauzi beschlossen, es ihm nach zu tun, da die letzte Nacht für beide sehr anstrengend gewesen war. Sie legten sich auf die Couch, konnten aber beide merkwürdigerweise nicht einschlafen. Also beschlossen sie nach etwa einer Stunde, die Hütte aufzuräumen, um die Zeit sinnvoll zu nutzen. Viel gab es in der kleinen Hütte mit den wenigen Team Rocket Besitz natürlich nicht zu tun, und so beschloss Jessie, einmal nach James zu sehen. Als sie in sein Zimmer kam, saß er aufrecht auf der Matratze und befreite sich gerade von seinen Wickeln. „Hi, komm rein!“ lächelte er schwach. „Also, von den Dingern werde ich dir wohl noch mindestens einmal welche machen müssen, um das restliche Fieber weg zu kriegen.“ lachte Jessie, während sie die feuchten Handtücher vom Fußboden aufsammelte. „Oh, bitte nicht! Diese Viecher sind ekelhaft.“ stöhnte James. „Aber sie haben dir geholfen, also jammere nicht!“ Jessie tauchte die Handtücher wieder in die Schüssel mit Wasser und legte James erneut die ungeliebten Wickel an. „Weißt du, ich bin ehrlich froh, dass es dir besser geht. Dein Fieber ist schon sehr gesunken.“ „Ich fühle mich aber trotzdem noch hundsmieserabel, Jessie.“ stöhnte James. „Das ist doch nur natürlich, nach allem, was du durchgemacht hast. Aber du bist schon fast wieder obenauf, wenn du schon wieder so jammern kannst wie sonst auch.“ Jessie konnte sich ein Grinsen über den quengeligen Patienten nicht verkneifen. „Dank deiner Hilfe... danke, dass du für mich da warst, Jess.“ „Hey, Ehrensache. Du hast mich ja schließlich auch schon mal gesund gepflegt, als es mir schlecht ging.“ „Nein ehrlich. Allein, dass du mich überhaupt gesucht hast, finde ich schon klasse. Wo ist eigentlich Mauzi, ich wollte mich auch bei ihm bedanken.“ „Ach, der ist spazieren. Es regnet und stürmt nicht mehr so schlimm wie heute Nacht, da wollte er etwas Sauerstoff tanken.“ „Ehrlich gesagt, ich kann mich kaum an das erinnern, was heute Nacht passiert ist. Ich weiß nur noch, wie ich im Schlamm lag und tierische Angst hatte, bis du mich gefunden hast,“ schniefte James, während er sich die Nase schnäuzte. „Tja, das war eigentlich auch alles, danach habe ich dich hierher geschleppt und mich um dich gekümmert.“ „Wie hast du mich eigentlich gefunden?„ fragte James neugierig. „Och, so weit warst du gar nicht gekommen, da war das nicht zu schwer. So viele Wege, die du hättest nehmen können, gibt es hier ja nicht.“ Mittlerweile hatte sie ihm die Wickel erneuert und leider nicht verhindern können, dass sie beim Anblick seiner Brust leicht errötete. Aber falls es James aufgefallen war, ließ er es sich wenigstens nicht anmerken, wofür Jessie ihm sehr dankbar war. Als es ihm so schlecht ging, war es ihr egal gewesen, aber jetzt, wo er bei vollem Bewusstsein war, hätte sie im Erdboden versinken können. „So, dann leg dich am besten wieder ruhig hin, damit die Wickel nicht verrutschen. Ich sehe nachher noch mal nach dir.“ sagte sie schnell und verließ mit der Wasserschüssel das Zimmer. Während Jessie das Wasser weg goss, dachte sie an die letzten Tage zurück. „Irgend etwas ist anders als sonst. Wir konnten doch sonst immer offen über alles reden. Und jetzt machen wir es nicht mehr, können es nicht mehr. Wir streiten uns wegen Kleinigkeiten, gehen uns aus dem Weg, ich bin eifersüchtig auf das gute Verhältnis zwischen James und Mauzi und James setzt lieber im Sturm sein Leben aufs Spiel als mir seine plötzliche Ablehnung dem Tanzen gegenüber zu erklären.“ Sie verstand es nicht, was war nur aus ihrer unzerstörbaren und von Ehrlichkeit geprägten Freundschaft geworden? Sie kramte eine neue Modezeitschrift aus ihren Sachen raus und wollte es sich gerade gemütlich machen, als sie James ´ Stimme hörte: „Jessie! Mir ist langweilig.“ Jessie stöhnte genervt auf und ging zu ihm. „Kann ich es mir auf dem Sofa gemütlich machen? Bei euch ist doch etwas mehr Action als hier drin.“ „Du benimmst dich wie ein kleines Kind, aber bitte, wenn du möchtest…“ freute sich Jessie auf die Aussicht, dann wenigstens jemanden zum Reden zu haben, der sie von diesen Gedanken ablenkte. „Vorher müssen wir dich aber noch von den nassen Wickeln befreien.“ „Na endlich bin ich die Dinger los!“ stöhnte James. „Diese Dinger haben dir wahrscheinlich das Leben gerettet.“ meinte Jessie trocken, während sie ihn von den Wadenwickeln befreite. „Danke noch mal für deine Hilfe, Jess. Das werde ich dir nie vergessen.“ Verlegen zog sie James den Brustwickel ab und die Pyjamajacke wieder an. Normalerweise hätte er sich über so etwas niemals Gedanken gemacht, aber irgendwie spürte er Jessies Blick auf sich ruhen, und das irritierte ihn. Er riskierte einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu ihr rüber, während er sich seine Pyjamajacke zuknöpfte. Und was er da im schwachen Licht, das von draußen durchs Fenster fiel, sah, verwirrte ihn nun völlig. Jessies Gesicht war rot angelaufen, und sie schien sich äußerst unbehaglich zu fühlen. Das bildete er sich doch nicht nur ein, oder? Fand sie ihn etwa attraktiv? Und wenn ja, wieso war ihm das noch nie vorher aufgefallen? Egal, wie auch immer…. Sie sah irgendwie wahnsinnig süß aus, wie sie so vor ihm stand wie ein kleines Kind, das bei etwas Schlimmen erwischt worden war, und nun mit schlechtem Gewissen auf seine Strafe wartete. James zögerte noch einen kurzen Moment doch dann fasste er sich ein Herz. Er nahm Jessies Gesicht in seine Hände und drehte es zu sich hin. „Vielen Dank, Jessica...“ murmelte er und küsste sie. Jessie konnte es nicht fassen, er küsste sie! James küsste sie!! Das hätte sie ihm niemals zugetraut. Zuerst war es noch ein sehr schüchterner und vorsichtiger Kuss, doch als James spürte, dass Jessie sich nicht dagegen wehrte, und ihn nach der ersten Überraschung sogar zaghaft erwiderte, wurde er zärtlicher. Ein langer Kuss, den beiden insgeheim schon lange herbeigesehnt hatten… Als Jessie ihre Fassung und ihren Atem wieder gefunden hatte, guckte sie James direkt in die wunderschönen Augen und flüsterte: „Weißt du, dass ich das schon ganz lange machen wollte?“ „Bestimmt nicht so lange wie ich.“ grinste James glücklich, dass er sich endlich getraut hatte und seiner inneren Stimme gefolgt war. „Na, dann war das ja wohl schon lange überfällig, oder?“ versuchte Jessie die Situation aufzulockern, starrte dabei aber unsicher in der Gegend rum. James fand diese kleinlaute, verletzliche Jessie unbeschreiblich süß, zumal er wusste, dass er der Einzige war, dem sie diese Seite von sich zu zeigen wagte. „Ich liebe dich Jessie, mehr als alles andere,“ entfuhr es ihm. Ein breites, strahlendes Lächeln, wie er es bei seiner Partnerin noch nie gesehen hatte, breitete sich auf Jessies Gesicht aus und schließlich brachte sie eine Antwort hervor: „Ich dich auch, James. Ich liebe dich auch.“ Es folgte ein weiterer Kuss und eine innige Umarmung, aus der sich die beiden lange nicht lösen konnten. Schließlich humpelte James auf seine Freundin gestützt zur Couch, auf der sich die beiden dann zufrieden, in die Wolldecke gewickelt, aneinanderkuschelten. So saßen sie da, sprachen kein Wort. Die Ruhe wurde nur von Zeit zur Zeit durch James ´ Husten und Niesen unterbrochen. „Ich hätte nie den Mut gehabt, es dir zu sagen.“ gestand Jessie schließlich. „Ich eigentlich auch nicht. Aber die Gelegenheit war jetzt günstig, wenn du mir dafür eine geknallt hättest, hätte ich mein „unmögliches Verhalten“ auf mein hohes Fieber schieben können.“ lachte James. „Vorsicht! Du hast doch gar kein Fieber mehr, dank meiner äußerst zartfühlenden Behandlungen. Bestenfalls noch erhöhte Temperatur.“ „Selbst bei erhöhter Temperatur reagiere ich manchmal schon sehr sentimental, da ist alles möglich!“ grinste James frech. „Ja, und um schlechte Ausreden bist du auch nie verlegen, das ist ja mal wieder typisch.“ „Schön, das wir schon so streiten, wie ein altes Ehepaar, das kann ja noch heiter werden, wenn das so weiter geht!“ James konnte es nicht lassen, sie aus der Reserve zu locken. „Das wird sich vermutlich auch nie ändern, dafür ist die Versöhnung zu schön... Auch auf die Gefahr hin, dass du mich mit deiner Erkältung ansteckst...“ murmelte Jessie und küsste James erneut leidenschaftlich… Als Mauzi wieder vom Spaziergang zurück kam, war Jessie gerade dabei, James den verstauchten Knöchel zu massieren. „Hey, da ist ja jemand von den Toten auferstanden und hat sein Krankenlager verlassen. Geht ´s wieder, James?“ „Natürlich. Bei dir wollte ich mich auch noch für die Pflege letzte Nacht bedanken.“ „Keine Ursache. Team Rocket braucht dich schließlich. Ich habe zumindest keine Lust, deine Hälfte der Kampfansage jedes Mal aufzusagen. Ansonsten ist alles wieder klar bei dir?“ Mauzi hatte den vagen Verdacht, das hier etwas in der Luft lag. „Natürlich! Mein Kopf brummt noch etwas und mein Fuß schmerzt zwar noch extrem, aber wenn ich ihn nicht belaste, merke ich es kaum. Ich habe nur riesigen Hunger.“ „Dann bist du ja wirklich auf dem Wege der Besserung. Aber das ist ja auch kein Wunder, du hast heute kaum was gegessen. Ich schlage vor, Jessie macht dir den Rest Suppe von gestern Abend warm.“ „Wieso denn ich? Mach du das doch. Eine Suppe warm zu machen ist immerhin nicht die hohe Kunst, das dürftest du also gerade noch hinkriegen.“ maulte Jessie. „Schon gut, schon gut. Krieg dich wieder ein.“ ergab sich Mauzi dem Unausweichlichen. Mit Jessie wollte er sich lieber nicht anlegen. Nach dem Abendessen wollte James sich wieder in seinen Schlafsack zurückziehen, da er immer noch leichten Schüttelfrost hatte. Nach einem Zeitraum, den sie für angemessen hielt, meinte Jessie zu Mauzi: „Ich glaube, ich sehe noch mal nach James. Vielleicht ist sein Fieber wieder etwas gestiegen, oder er hat noch schlimme Schmerzen.“ Mauzi wunderte sich zwar, da sich die beiden schon beim Abendessen so merkwürdig verhalten hatten, sagte aber nichts. „James ist doch über den Berg, warum will sie dann noch einmal nach ihm schauen? Seit wann kümmert sich hier im Team einer um die Verfassung des anderen?“ Nachdenklich sah ihr Teamkollege Jessie nach, wie sie ihm Nebenraum verschwand. „James? Geht es dir gut?“ vorsichtig näherte sich Jessie der Gestalt, die im Schlafsack fast vollkommen verschwunden war. „Solange ich mich nicht bewege...“ murmelte James und drehte sich langsam zu ihr um. Gespannt sah er sie an. „Also... ich... ich habe mich gefragt, ob ich dich vielleicht... wärmen sollte – wegen deines Schüttelfrostes.“ stammelte Jessie verlegen. „Wenn du keine Angst hast, dich bei mir anzustecken, gerne.“ James war erstaunt, dass sie die Initiative ergriff. Immer noch verlegen, legte sich Jessie neben ihn auf die Matratze und war erleichtert, als er sie in die Arme nahm. „Ist schon irre, was seit gestern Abend mit uns passiert ist, oder?“ fragte sie. „Kann man wohl sagen. Hast du… hast du Mauzi von uns erzählt?“ „Nein, sollte ich das? Schließlich ist alles noch so neu, wir wissen ja selber noch nicht so richtig, was mit uns los ist, oder?“ „Eben deshalb habe ich gehofft, dass du esMuzi noch nicht erzählt hast. Wir müssen damit erstmal selber klarkommen. Es reicht ja, wenn wir es Mauzi morgen erzählen.“ „Tja, das ist schon alles verrückt… aber , hey, das passt doch irgendwie zu uns, stimmt‘ s? Also ehrlich, wenn mir einer gestern noch erzählt hätte, das wir beide mal ein Paar werden...“ glücklich kuschelte sich Jessie enger an ihren Freund. James strich ihr langsam durch die Haare und flüsterte: „Ich hätte auch nie gedacht, dass du ähnlich empfindest, wie ich. Wir kennen uns schon seit Jahren, aber darüber haben wir nie gesprochen. Und du hast mir immer das Gefühl gegeben, dass ich nur...“ „James, es tut mir leid, dass ich dich immer wie meinen Fußabtreter behandelt habe.“ murmelte Jessie. „Ich wollte dich nicht absichtlich auf Distanz halten, aber so bin ich nun mal. Ich lasse Gefühle nicht gerne zu. “ „Hey, ist schon gut. Das weiß ich doch, mein Schatz.“ „Schatz?“ fragend sah sie zu ihm hoch. „´tschuldigung, soll ich dich nicht so nennen?“ „Doch. Es ist nur... außer meiner Mutter hat mich noch nie jemand so genannt. Das ist unheimlich schön, James.“ „Jess, ich verspreche dir, ich werde immer für dich da sein – immer. Gamz egal, was mit und passiert oder nicht passiert, wir werden immer die besten Freunde sein. Ich hoffe, du weißt das und kannst mir irgendwann so vertrauen, wie ich dir vertraue.“ „James, du bist der Einzige, dem ich jemals vertraut habe. Seit meine Mutter tot ist, bist du der Erste, zu dem ich überhaupt eine persönliche Beziehung aufgebaut habe. Du bist das wichtigste auf der Welt für mich, ich liebe dich über alles.“ „Ich dich auch, Jess. Du hast mir das richtige Leben gezeigt, außerhalb meines Goldenen Käfigs. Gemeinsam mit dir habe doch bisher alles überstanden. Deshalb bin ich mir auch sicher, das die Sache mit uns funktionieren wird. Das hat sie doch bis jetzt auch.“ Eine Weile lagen beide schweigend nebeneinander und Genossen die gegenseitige Nähe, bis Jessie meinte: „Ich glaube, ich gehe besser mal wieder. Mauzi wird sonst noch misstrauisch.“ „Ist doch egal, morgen erzählen wir es ihm. Bitte bleibe noch hier.“ Das frisch gebackene Liebespaar küsste sich noch einmal innig, dann kuschelte sich Jessie noch enger an ihren Freund und beide waren froh, dass sie alle Unklarheiten zwischen sich beseitigt hatten. Das blinde Verständnis, das eigentlich alle weiteren Worte überflüssig machte, war wieder da. Glücklich schliefen sie Arm in Arm ein. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)