Das Leben danach von Kittykate (Kriegsende und jetzt?) ================================================================================ Montag - Sieg über die Outrider ------------------------------- So, im Kommentare hinterlassen bin ich ja fast immer mit dabei. :) Doch selbst eine Geschichte zu veröffentlichen verunsichert mich total. Um Kommentare und Kritik wäre ich wirklich sehr dankbar, da ich nicht weiß ob ich das Schreiben lassen sollte. Also wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und hinterlasst doch einfach einen Kommi... Der Friedenswächter schwebte allein im All. Nur noch vereinzelte Trümmer ließen an einen Kampf erinnern. Die Ramrod-Crew stand vor dem großen Panorama-Fenster und blickte in die weite Galaxie. Sie hatten es geschafft die Outrider zu besiegen und diese für immer in ihre Phantomzone zurück zu schicken. Sie hatten endlich den lang ersehnten Frieden ins neue Grenzland gebracht. Frieden, der für immer einkehren sollte. Colt sprang dem Säbelschwinger um den Hals, ehe er April und Fireball freudig umarmte. Er wusste nicht wohin mit seiner Energie, die sich in Erleichterung und Glückseligkeit zeigte, und so griff er nach seinem Cowboy-Hut, zog ihn vom Kopf während er in die Luft sprang und mit seinen Hacken zusammen stieß. Ehe er auf den Boden aufkam, schrie er ein kräftiges „Jeeehaaaa!“ heraus. Zu guter Letzt platzierte er seinen Hut wieder auf den rechtmäßigen Platz. Jetzt ging es ihm besser und er fühlte sich wieder ruhiger. Fireball hatte ihm belustigt zugesehen. „Na, Cowboy, was war denn das für ein Tanz?“ „Das war mein ‚wir-haben-die-Phantombirnen-besiegt’-Tanz! Mensch, Partner, wir haben es geschafft! Wir haben tatsächlich gewonnen!“ „Ja“, grinste Fireball. „Wir haben den Phantomwesen richtig den Hintern versohlt.“ Seine braunen Augen streiften von Colt zu Saber, der ein noch leicht ungläubiges Lächeln auf seinen Lippen trug und amüsiert dem Kuhhirten zugesehen hatte. Saber erwiderte den Blick des Rennfahrers, doch bevor er etwas sagen konnte kam ein Funkspruch rein. Der Captain des Team Ramrods empfing das Signal und stellte den Anrufer auf das große Borddisplay. Es war Commander Eagle. „Ich bin stolz auf euch. Ihr habt es geschafft die Outrider zu besiegen. Ihr habt das gesamte neue Grenzland gerettet.“ „Ach, Commanderchen, das war doch ein Kinderspiel“, prahlte Colt und schnippte sich mit seinen Fingern gegen den Hut. „Da bin ich froh, dass ihr das so seht“, lächelte der Kommandant. „Denn eure Kräfte braucht ihr noch für die kommenden Wochen.“ „Wie? Es gibt keinen Urlaub? Den haben wir uns nämlich verdient“, unterbrach der Kuhhirte seinen Chef und guckte so verständnislos aus der Wäsche, das Eagle sich ein lautes Auflachen verkneifen musste: „Kommt erstmal zurück nach Yuma, dann besprechen wir alles weitere!“ Mit diesen Worten kappte der Kommandant die Verbindung und die Star Sheriffs standen einem schwarzen Bild gegenüber. Saber übernahm das Kommando. „So, ihr habt Eagle gehört. Auf eure Posten, wir fliegen zurück nach Yuma.“ Er selbst ging zu seiner Satteleinheit und setzte sich hinein. Auch Colt sprang in seinen Sitz. Fireball blickte April an, die nach wie vor neben ihm stand und in die Weite der Galaxis sah. „Ist alles klar bei dir, Süße?“ Sein Tonfall war so sanft und ruhig, dass April ein Schauer über den Rücken lief. Sie konnte alles noch nicht glauben. „Ja, alles klar!“ Sie sah zu ihm auf und lächelte: „Lasst uns nach Yuma fliegen, um zu sehen was für Arbeiten uns dort erwarten.“ Mit diesen Worten eilte zu ihrer Satteleinheit. „Das Wort ‚Arbeiten’ hab ich jetzt mal überhört! Wir haben uns einen großen Urlaub verdient, dafür dass wir die Schmutzfüße verjagt haben!“ Colt blickte seiner Kollegin bissig nach. „Ach, komm, Cowboy, du glaubst doch nicht wirklich, dass wir Urlaub bekommen? Wir müssen Ramrod reparieren, zudem gibt es bestimmt noch eine Siegesfeier“, antwortete April während sie in ihre Satteleinheit stieg. „Eine Siegesfeier klingt doch ganz verlockend, Partner“, mischte sich Fireball ein, der ebenfalls in seinem Sitz Platz nahm und die Steuerung Ramrods übernahm. „Urlaub wäre mir trotzdem lieber“, grummelte der Cowboy noch, ehe er sich zurücklehnte und seinen Hut übers Gesicht zog. Sie flogen seit Stunden durch das All. April stand auf. „Ich koche uns einen Kaffee!“ Mit diesen Worten war sie verschwunden. Sie war froh sich ablenken zu können, denn die Stille war irgendwie erdrückend. Die Tochter des Kommandanten setzte Wasser auf und lehnte sich gegen die Küchenzeile. Sie hing seit dem gewonnen Kampf ihren Gedanken nach. Was würde jetzt auf sie zu kommen? Wie ging es mit ihnen zusammen und auch einzeln weiter? Sie hatte sich immer den Frieden gewünscht, doch jetzt wo er eingetroffen ist, wollte sie ihn nicht. Krieg wollte sie auch nicht, auf gar keinen Fall, aber sie fürchtete sich vor dem Abschied. Ja, sie fürchtete den Abschied von dem Friedenswächter und somit auch den Abschied von ihrer zweiten Heimat und ihrer Familie. So blöd das auch klang, die Jungs waren wie ihre Brüder hier gewesen. Einzig und allein würden ihr die Erinnerungen an die letzten zwei Jahre bleiben. Saber blieb bestimmt im Oberkommando und sie selbst würde auch für die Kavallerie weiter arbeiten. Doch wie standen Colt und Fire zu der gesamten Situation? April konnte sich nicht vorstellen, dass sie weiterhin für das KOK arbeiteten, aber auf Ramrod wurden sie jetzt auch nicht mehr gebraucht. Colt wird vermutlich als erstes Robin aufsuchen, während Fire wieder zu seinem Team im Rennsport zurückkehrt. Fire… Als sie an ihn dachte, wurde ihr ganz warm ums Herz. Sie hatte gespürt, dass mehr zwischen ihnen war als gute Freundschaft. Ob er es auch so empfand? Sie wusste es nicht. Er zeigte ihr absolut nichts und ließ nichts von seinen Gefühlen nach außen. Saber saß in seiner Satteleinheit und hing seinen Gedanken nach, Colt schlummerte friedlich vor sich hin, dass hin und wieder ein Schnarchton bestätigte, und Fireball flog Ramrod. „Wie wird es weiter gehen, ich meine, mit uns allen?“ Vorsichtig, beinahe schüchtern brach Fireball die Stille. Er hatte sich die ganze Zeit über Gedanken gemacht. Er hatte sich die letzten Wochen wieder in sein Gedächtnis gerufen, um sich an viele Situationen zu erinnern, die ihn auch persönlich betrafen. Gerade an diese in denen auch April eine Rolle gespielt hatte. Ihre rein platonische Nähe zueinander und auch an die vielen Gefahren, aus denen er sie rausgeboxt hatte. „Ich weiß es nicht“, antwortete Saber Rider ehrlich. „Hast du dir denn noch gar keine Gedanken darüber gemacht? Hast du dich noch nie mit deiner Zukunft nach Kriegsende befasst?“ Er musterte den Jungen neben sich aufmerksam. Saber hatte schon die ganze Zeit den Eindruck, dass sein Pilot grübelte. Irgendwas schien ihn zu beschäftigen und seine volle Konzentration einzunehmen. Bis jetzt wusste der Captain nicht, was ihn so beschäftigte, doch langsam konnte er erahnen in welche Richtungen die Gedanken des Piloten wanderten. Unbemerkt trat April auf die Brücke. Sie hielt die Kaffeekanne mit vier Tassen auf einem Tablett balancierend vor ihrer Brust, trat aber zurück in den Flur als sie Sabers letzte Worte gehört hatte. Worüber sprachen sie? Eins war ihr klar, sollte sie sich bemerkbar machen, würde Matchbox nicht mehr reden. Sie musste lauschen auch wenn sie es nicht gerne tat. Ihr Rücken drückte sich an die Wand. Zum Glück konnte man sie von den Satteleinheiten nicht sehen. „Ich weiß nicht, ob ich für das KOK weiterhin arbeiten werde und möchte. Vielleicht werde ich wieder in den Rennzirkus zurückgehen, obwohl ich euch nicht verlassen möchte. Ich hab mir in den letzten Wochen Gedanken darüber gemacht, allerdings hab ich noch keine Lösung gefunden.“ Fireball stockte. Was tat er denn hier? Er wollte doch mit niemanden über sein Gefühlschaos reden und dann besprach er gerade dieses Thema mit Saber Rider. „Ich kann dich in soweit verstehen, dass du dich hin und her gerissen fühlst. Ich hab es da einfacher. Ich war vorher auch schon im KOK und habe dort gearbeitet, also werde ich auch jetzt wieder dort anfangen.“ „Colt wird erstmal Urlaub beantragen, zu Robin düsen und ihr einen Heiratsantrag machen“, versuchte Fireball scherzend von dem heiklen Thema abzulenken, dass er selbst angeschnitten hatte, und schlidderte prompt in ein noch unangenehmeres Thema. „Und du wirst Sincia aufsuchen?“ „Ich werde die Besprechung abwarten, dann wird sich alles andere zeigen. Aber ich möchte sie auf jeden Fall besuchen.“ Ihm war klar, dass Fireball ablenken möchte, doch er wusste nicht wieso? Er brach sich keine Latte aus dem Zaun, wenn er einmal seine Gefühle preisgab. Auch war Saber nicht entgangen, wie sich der Rennfahrer gegenüber April verhielt. Er war immer für sie da gewesen, hatte sie getröstet und beschützt. Der Highlander musste nur eine geschickte Frage stellen um Fireball endgültig aus der Reserve zu locken. Nachdem der Rennfahrer selbst dieses Thema angeschnitten hatte, wollte er auch endlich wissen, was genau zwischen April und ihm Sache war. „Und du wirst April deine Liebe gestehen?“ Plötzlich begann der Herzschlag des Mädchens zu rasen. Ihr Blut kochte und sie spürte die unerträgliche Hitze in ihr Gesicht steigen. Mit einem Mal wurde ihr ganz komisch und sie fühlte das aufsteigende Zittern. Um nicht auf sich aufmerksam zu machen, umfasste sie das Tablett fester. Sie war froh die Wand an ihrem Rücken zu spüren, denn sie fühlte sich wacklig auf den Beinen. Hatte sie nicht soeben dieselben Gedanken gehegt? War selbst dem Schwertschwinger aufgefallen wie gern sie sich hatten? April konzentrierte ihre Augen auf die Kaffeekanne, lauschte aber gespannt Fires Antwort. Dem entglitten die Gesichtszüge. War es so offensichtlich, dass sogar Saber bemerkt hatte wie der Hase lief? Das konnte und durfte nicht sein. Sie war die Tochter des befehlshabenden Kommandanten. Er durfte sich mit ihr nicht einlassen. Nicht solange er mit ihr in einem Team arbeitete. Er hatte es Commander Eagle damals versprochen, sie alle drei hatten ihm versprochen von April die Finger zu lassen. Auch wusste er nicht wie April die ganze Sache sah. Und er hatte auch nicht vor sie zu fragen… zumindest noch nicht… Erschrocken über diese Frage kamen ihm die Überlegungen ob er seine Gefühle wirklich so nach außen getragen hatte. Zwar hatte er immer darauf geachtet für sie eine Vertrauensperson und der beste Freund zu sein, doch wollte er nie jemandem vermitteln, dass er ein ernsthaftes Interesse an ihr hatte. Denn das waren seine Gefühle und die gingen niemanden etwas an. Was sollte er nur sagen? Wie sollte er antworten? War sie schon wieder zurück? Hörte sie ihnen zu? Fireball blickte entsetzt aus seiner Satteleinheit heraus um sie ausfindig zu machen, doch schien sie noch in der Küche zu werkeln. Auch Saber blickte sich um, doch dann beruhigte er Fireball. „Sie ist noch nicht lang weg, du kannst in aller Ruhe reden. Es ist doch ein offenes Geheimnis.“ Der Highlander klopfte sich in Gedanken auf die Schulter und gratulierte sich selbst zu dieser kleinen Provokation. Jetzt musste der Hitzkopf aus ihm heraus kommen, da er sich mit dieser Feststellung in die Ecke gedrängt fühlt. Fireball geriet mächtig ins Schwitzen. Wieso war das ganze ein offenes Geheimnis? Das musste er richtig stellen, ehe er zu einem persönlichen Gespräch mit Eagle zitiert würde. Er wollte nicht über seine Gefühle reden und schon gar nicht mit dem Vater des Mädchens. „Nein, das verstehst du alles falsch“, brach es aus ihm heraus. Der Rennfahrer starrte Saber an, doch versuchte er seine Konzentration wieder auf das All vor sich zu lenken. „Wir sind gute Freunde, mehr nicht. Und da wird auch nicht mehr sein! Ich mag sie gern, aber für Liebe reicht das nicht! Und schon gar nicht für eine Beziehung!“ Seine Stimme klang fest und überzeugend, doch hatte er dabei stur geradeaus gesehen. Er ahnte, dass seine Ausreden auffliegen würden, sobald der Säbelschwinger ihm in die Augen sah. Er hatte gelogen. Alles war gelogen, doch wurde er nicht rot dabei. Nur sein Gewissen machte ihm zu schaffen. Wenn sie das herausfinden würde, hätte er alle Chancen bei ihr vertan. April stiegen Tränen in die Augen. Sie hatte alles gehört und es tat so weh. Jedes Wort war wie ein Messerstich. Sie fühlte sich schrecklich und sie wusste, dass sie die Tränen nicht mehr lange zurückhalten konnte. Doch anmerken lassen durfte sie es sich auch nicht… Was sollte sie bloß tun? Der Mann, den sie liebte, hatte ihr soeben das Herz gebrochen! Sie schlich zurück in die Küche, stellte das Tablett auf dem Küchentisch ab und ließ ihren Tränen freien Lauf. Die Jungs rechneten sowieso nicht so schnell mit ihrer Rückkehr also konnte sie noch ein paar Minuten hier sitzen bleiben um ihr Gefühlschaos unter Kontrolle zu bringen. April trat wenig später auf die Brücke, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und brachte das Tablett zu Saber. Sie drehte Fire den Rücken zu und überreichte ihrem Boss das befüllte Tablett. „Hier ist der Kaffee.“ Sie spürte die Blicke des Rennfahrers auf ihrem Rücken, doch konnte sie ihn nicht ansehen. Sobald sie in seine braunen Augen blickte, würde sie wieder weinen, das wusste sie. Für sie bestand im Moment die einzige Möglichkeit ihm weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Zumindest so lange bis sie sicher war ihm gegenüber stark zu sein. Sie drehte sich auf den Absatz um, setzte sich in ihre Satteleinheit und genoss ihren Kaffee. Die Ingenieurin versuchte Fireball zu vergessen, ihn aus ihrem Kopf zu verdrängen und sich selbst auf andere Gedanken zu bringen. Dienstag - 1 Woche später ------------------------- Vielen lieben Dank für eure aufbauenden Kommentare. *euch alle knuddel* Hier kommt mal das zweite Kapitel. So ganz zufrieden bin ich zwar nicht, aber mir fällt auch keinerlei Lösung zum Ändern ein. Also lass ich es erstmal so. *grins* Ramrod landete sicher im Raumflughafen Yuma. Der Friedenswächter wurde bereits erwartet, denn auf dem Rollfeld hatten sich mehrere hunderte Menschen versammelt um die Star Sheriffs zu begrüßen. Hauptsächlich waren die Kommandanten des Kavallerie Oberkommandos vertreten, doch auch die Presse war unter ihnen und die Reporter hielten die Fotoapparate und Kameras bereit um von den Helden des neuen Grenzlands einen Schnappschuss zu erhalten. Die Rampe fuhr herunter und Saber Rider, April, Colt und Fireball stiegen aus dem Friedenswächter. Endlich spürten sie wieder festen Boden unter ihren Füßen und die ganze Anspannung fiel mit einem Mal ab. Unbeeindruckt von der Presse trat die Ramrod-Besatzung auf Commander Eagle und die Kommandanten des KOK zu. April wollte ihrem Vater sofort um den Hals fallen, doch gab Saber ihr mit einem Blick zu verstehen sich professionell zu verhalten. So unterdrückte sie ihr Verlange und salutierte vor ihren Vorgesetzten, wie ihre drei Kollegen. Eagle musterte sein bestes Team und fühlte einzig und allein Stolz. Diese vier jungen Menschen hatten es geschafft Frieden ins neue Grenzland zu bringen. Vier mutige junge Leute, darunter der Jüngste gerade mal 18 Jahre, hatten den Krieg beendet mit ihrem Mut und ihrem Einsatz. Die Kommandanten salutierten ebenfalls und zollten dem Star Sheriffs Team ihren Respekt. „Wir sind froh darüber euch unverletzt wieder zu sehen und wir danken euch im Namen Yumas und dem neuen Grenzland. Dank euch und eurem Einsatz konnten die Outrider vernichtet werden. Der Krieg ist beendet und das neue Grenzland kann in Frieden leben.“ April konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sie hatte ihren Vater so lange nicht gesehen, hatte sich so schrecklich viele Sorgen um ihn gemacht. April wollte ihn nur bei sich wissen, ihn im Arm halten und fest drücken. Ihr stiegen Tränen in die Augen, denn sie spürte wie stolz er war. Allen Regeln zum Trotz löste April sich aus ihrer Stellung und rannte ihrem Vater in die Arme. Natürlich blieb ihr Handeln nicht unbeobachtet und jeder Journalist und Fotograf wollte ein Photo von Vater und Tochter erhaschen. Auch wenn die Kommandanten diese Tat nicht gut hießen, verstanden sie Miss Eagle und duldeten ihren Ausrutscher. Saber schluckte kräftig als er die strengen Blicke bemerkte. Hatte er sie nicht eben noch ermahnt? Wieso hörte sie nie auf ihn? Colt begann zu grinsen, auch wenn er aus den Blicken der Kommandanten etwas Strenges entnehmen konnte, und auch Fireball lächelte. Wie lange hatte April sich diesen Moment herbei gewünscht? Nachdem er Sabers Reaktion bemerkt hatte, schlug er seinem Boss auf die Schulter und grinste breit. „Ach komm schon, es ist doch okay das sie als Tochter ihren Vater so begrüßen möchte.“ Saber entglitten die Gesichtszüge. Sein Pilot fiel ihm in den Rücken und wie stand der Scharfschütze zu dem Ganzen? Ja, der grinste ebenfalls nur. Der Highlander konnte es einfach nicht glauben, dass seine Freunde so wenig Autorität an den Tag legten. Aber sie hatten ja Recht, rief er sich selbst zur Ruhe. Wieso sollte April ihren Vater so nicht begrüßen dürfen? Auch auf Sabers Lippen legte sich schließlich ein Lächeln. Die Kommandanten widmeten ihre Aufmerksamkeit der Presse und begannen mit den Interviews. Da Eagle der Meinung war, dass der Cowboy und der Rennfahrer nicht geeignet für Statements waren, lenkte er die Aufmerksamkeit der vier jungen Leute auf sich. „Lasst uns hineingehen!“ Sanft trennte sich Eagle von seiner Tochter und bekam ein zustimmendes Kopfnicken der Ramrod-Crew. Sie folgten dem Kommandant durch die vielen Gänge zu seinem Büro. In diesem nahmen sie alle Platz und warteten auf den Beginn der Besprechung. „Es gibt mehrere Dinge zu besprechen. Fangen wir an mit dieser Woche“, begann Eagle und wich bewusst den Augen des Cowboys aus. „Morgen habt ihr den ganzen Tag Zeit Ramrod zu räumen. Packt eure Sachen und bringt sie in eure neuen Dienstwohnungen. Ich erkläre euch später, wo sich diese befinden. April, ich möchte dass du die Fehlerberichte ausdruckst. Unsere Mechaniker werden sich gleich nach eurem Auszug an die Arbeit machen und den Friedenswächter reparieren.“ April nickte pflichtbewusst. Ihr war klar, dass die Fehlerlisten ihre Arbeit waren. „Fireball, Colt und Saber, für euch drei habe ich eine andere Aufgabe. Meldet euch bitte übermorgen bei Captain Yamato. Von ihr werdet ihr alles weitere erfahren.“ Auch die Jungs nickten zustimmend, doch konnte sich keiner von ihnen vorstellen, welche Aufgabe auf sie wartete. Aprils Augen wichen kurz zu ihren drei Teamkollegen. Erst zu Saber, der direkt neben ihr saß, dann zu Colt und zu guter Letzt sah sie Fireball kurz an. Doch diese wenigen Sekunden reichten schon um sich an seine verletzenden Worte zu erinnern. Hätte sie ihn doch bloß nicht angesehen. Verdammt! Sie fühlte das Chaos der Gefühle in sich und spürte wie wieder die Traurigkeit hochkam. Tapfer versuchte sie die Tränen nieder zu kämpfen. Sie hatte bis zur Landung auf Yuma genug Zeit gehabt sich Gedanken über ihre Gefühle zu machen. Fakt war, dass Fire nicht wusste, dass sie gelauscht hatte und Fakt war auch, dass sie ihn als Freund nicht verlieren wollte. Sie entschied sich ihre Gefühle zu vergessen und ihn als Bruder anzusehen. Allerdings hatte sie es sich nicht so schwer vorgestellt. Immer wieder kämpfte sie mit den Tränen und ein ungutes Gefühl sagte ihr, dass es auch die nächsten Wochen schwer würde. Niemand schien etwas von Aprils Gemütszustand mitzubekommen, denn Eagle kam zum Punkt drei. „In drei Tagen, am Freitag, findet die KOK Siegesfeier statt. Um sieben geht der Empfang los. Ich erwarte von euch, dass ihr allerspätestens um sechs eintrefft. Es gibt viele Leute, die euch kennen lernen möchten. Ihr werdet mit hochrangigen Offizieren aus dem neuen Grenzland reden, und daher möchte ich gerade euch beide nochmals darauf hinweisen“, Commander Eagle sah zu Fireball und Colt. „Seid höflich zu unseren Gästen, keine Schimpfwörter, Flüche und peinliche Situationen.“ Fireball hob unschuldig die Hände hoch. „Ich bin immer höflich!“ „Klar, Kleiner, du und höflich… Soll ich dir mal zeigen, wie freundlich und nett Texaner sein können?“, gab Colt provozierend zurück. „Oh ja, davon hätte ich gern eine Kostprobe, denn so kenn ich dich überhaupt nicht. Zudem will ich dich mal ohne den dämlichen Hut rumlaufen sehen“, grinste Fireball herausfordernd zurück. „Was?!“ Colt richtete sich entsetzt auf und starrte Commander Eagle an. „Fireball hat Recht, Colt. Auf dem Empfang ist Abendgarderobe Pflicht und dazu gehört dein Hut nicht. Aber ich bin mir sicher, dass du den Abend auch ohne deinen Hut überlebst!“ Colt sank fassungslos in seinen Stuhl zurück. Doch schnell hatte er sich wieder gefangen: „Hach, ihr werdet schon sehen, wie höflich und freundlich ich sein kann!“ Fireball unterdrückte sich einen weiteren Kommentar und widmete seine volle Aufmerksamkeit auf Commander Eagle. „Zudem möchte ich eure Berichte bis Freitagabend vorliegen haben!“ Wieder ertönte allgemeines Aufstöhnen. Allen schien derselbe Gedanke aufzukommen: Blieben ihnen diese Berichte nie erspart? „Um auf deinen Wunsch zu sprechen zu kommen, Colt“, zog der Kommandant die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Nach diesem Empfang habt ihr zwei Wochen Urlaub. Ich möchte euch mit dieser Ruhepause Zeit geben euch zu entscheiden, wie ihr eure Zukunft gestalten wollt. Ich freue mich über jeden von euch der bei der Kavallerie bleibt. Ihr seid erfahrene Kämpfer und gut geeignet als Ausbilder, jeder auf seinem Spezialgebiet natürlich“, wieder pausierte Commander Eagle und dieses Mal bedachte er Fireball mit einem langen Blick. „Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob ihr vielleicht wieder in euer altes Leben zurückkehren wollt. Aus diesem Grund gebe ich euch zwei Wochen Bedenkzeit. Nehmt euch die Ruhe um abzuschalten und trefft für euch die richtige Entscheidung.“ Mit diesen Worten hatte keiner von den Vieren gerechnet und April spürte, dass Fireball gemeint war. Auch wenn Colt vorher Kopfgeldjäger war und sich nun ein Leben mit Robin aufbauen konnte, so glaubte sie, dass der Cowboy beim KOK blieb. Er war der beste und schnellste Schütze im neuen Grenzland und von ihm konnten die Rekruten bestimmt viel lernen. Saber schien ganz ähnlich zu denken, denn seine blauen Augen ruhten auf dem Rennfahrer. „So, damit hätten wir das Wichtigste besprochen“, bemerkte Eagle. „Jetzt fehlt nur noch die Einsatzbesprechung. Wie ist es euch auf Ramrod ergangen? Erzählt mal ein bisschen, dass ich einen Eindruck bekomme.“ Und so würde es noch Stundenlang gehen. Immer und immer wieder erzählten sie von dem Erlebten, hörten sich zu und verbesserten sich, wenn etwas falsch verstanden wurde. Stunden später traten sie aus dem Oberkommando hinaus in die Nacht. Es war ein langer Tag gewesen und die Freunde wollten nur noch zurück auf Ramrod. Es war ihre letzte Nacht auf dem Riesen-Cowboy und diese würden sie in Ruhe genießen. Sie kochten zum letzten Mal gemeinsam und setzten sich auch noch ein letztes Mal auf die große Eckbank. Still hing jeder einzelne seinen Gedanken nach, doch allmählich brachen sie das Schweigen und erinnerten sich an die vielen chaotischen, lustigen, schönen, ernsten und weniger schönen Zeiten, die sie zusammen durch gestanden hatten. Sie blieben noch lange in dieser Nacht auf um sich langsam aber sicher von ihrem gemeinsamen Lebensabschnitt zu trennen. Sie blieben Freunde, das stand fest, doch so wie es in den letzten zwei Jahren war würde es niemals wieder werden. Saber war der Erste aus der Runde, der aufstand und entschloss ins Bett zu gehen. „Die nächsten Tage werden anstrengend. Ich verzieh mich mal. Macht nicht mehr so lange!“ Mit diesen Worten war er zur Tür raus. Kaum war diese ins Schloss gefallen entgegnete der Cowboy: „Es ist erst zwei und die Nacht ist noch jung! Also…“, mit einem fragenden Blick sah er von April zu Fire und wieder zurück, doch von April kam keine Reaktion. Nur der Rennfahrer erwiderte die Frage des Scharfschützen. „Also…, was?“ „Ich dachte schon, du würdest nie fragen“, grinste Colt und zog die Pokerkarten hervor und stellte eine Schachtel Kekse auf den Tisch. April lächelte Colt an. „Lieb gemeint, aber heute nicht mehr!“ „Wann denn dann?“, mischte sich Fireball ein, dem der Gedanke an ein Pokerspiel gefiel. „Zu deiner Erinnerung, wir müssen morgen Ramrod geräumt haben.“ Der Rennfahrer verstummte als er in Aprils blaue Augen sah. Normalerweise strahlten sie ihn an, doch jetzt war nicht mal ein Funkeln darin zu sehen. Ihre Augen wirkten leer und verletzt. „Was hast du denn?“ April erwiderte seinen Blick. Sie fühlte das Chaos in sich und wusste nicht damit umzugehen. Zumal sich auch wieder die ersten Tränen anbahnten. Die Wissenschaftlerin musste sie hinunterkämpfen, denn sie wollte sie nicht weinen. Sie konnte und durfte sich nicht die Blöße vor den Jungs geben. Über den Abend hinweg konnte sie ihre Gefühle für ihn verdrängen, doch jetzt, nachdem er sie so ansah, war alles wieder da. Und es tat weh, so unendlich weh. Sie fühlte wie sich ihre Augen mit Wasser füllten, doch soweit durfte es nicht kommen. Verletzt, mit ein klein wenig Sarkasmus in der Stimme, parierte sie: „Herzlichen Dank auch! Wie konnte ich nur vergessen, dass wir morgen Ramrod räumen müssen?!“ Fireball schluckte hart. Dass er derart eine übergezogen bekam, verschlug ihm die Sprache. Was hatte er ihr getan? Hatte er etwas Falsches gesagt? Hilfe suchend blickte er zu dem Cowboy und hoffte, dass er ihm eine Erklärung für Aprils Verhalten geben konnte. Immerhin war er doch der Experte in Sachen Frauen. Doch auch Colt war sprachlos und wusste nicht, was seine Kollegin ritt. „Mensch, Fire, du kannst so gefühllos sein“, schimpfte April weiter. „Ach ja?“ Der Heißsporn sprang auf. Diese Anschuldigung musste er nicht auf sich sitzen lassen. „Woher willst du das wissen?“, schrie er sie an. Auch April stand auf. „Schrei mich nicht an. Du hast nicht das Recht dazu!“, erklärte sie ihm bissig. „Der Abschied von Ramrod fällt mir nicht leicht und durch deine… deine Kommentare… machst du es nicht leichter!“ Fire mahnte sich selbst zur Ruhe. Er ballte seine Hand zur Faust und atmete kräftig durch. Mit einer wesentlich ruhigeren Stimme, begann er erneut das Gespräch zwischen ihnen: „Was hab ich denn falsches gesagt? Du verhältst dich schon die ganze Zeit so komisch...“, April sah ihn zutiefst verletzt an. Ihr war zum Heulen zumute. „Wenn du das selbst nicht weißt…“ Sie ließ den restlichen Satz offen im Raum stehen und wandte sich zur Tür. Ehe sie diese hinter sich schloss raunte sie noch ein ‚Gute Nacht’. Fireball ließ sich auf die Bank zurückfallen und blickte den Cowboy an, in der Hoffnung er könne ihm ihr Verhalten erklären. Er wusste nicht was mit ihr war. Sie wich ihm aus, wechselte kaum noch ein Wort mit ihm und sah ihn teilweise nicht einmal mehr an. Wenn er nur wüsste was mit ihr war. Wenn er wüsste, wieso sie sich so verhielt, dann könnte er mit ihr auch über das Problem in Ruhe reden und nicht so. „Das hätte nicht sein müssen“, bemerkte der Cowboy leise. Die ganze Zeit blieb er still und versuchte den Grund des Streits zu erfahren, doch ohne Erfolg. Zugern wüsste er was vorgefallen war, denn er hatte bislang überhaupt nichts mitbekommen. Ein irritierter Blick traf den Scharfschützen. „Du hättest sie nicht anschreien dürfen“, antwortete er auf die ungestellte Frage. Fire verschränkte seine Arme vor der Brust und schloss die Augen. „Das weiß ich selbst!“ Aprils trauriges Gesicht drängte sich in seine Gedanken. Was hatte er ihr nur getan? Als könnte der Cowboy Gedanken lesen, erklärte er: „Du hast ihr nicht gerade nett gesagt, dass der Abschied von Ramrod bevorsteht. Aber dass sie deswegen gleich so austickt, hab ich auch nicht verstanden.“ Fireball beobachtete seinen besten Kumpel. Lag es wirklich nur daran? Oder steckte mehr hinter der ganzen Sache?! Der Rennfahrer wusste sich keinen Rat und stand wieder auf. „Für mich ist der Abend gelaufen. Lass uns auch in die Kojen verschwinden.“ „Und ich hatte mich schon so auf eine Runde Poker gefreut“, schimpfte der Cowboy für sich und folgte Fireball aus dem Aufenthaltsraum. Mittwoch -------- Kapitel 3 Am nächsten Morgen saßen sie alle beim Frühstück, das mehr oder weniger schweigend ablief. Saber musste gar nicht erst nachfragen worum der Streit am gestrigen Abend ging, denn die beiden Jüngsten hatten so laut miteinander gestritten, dass Saber im Männerschlafraum jedes Wort verstanden hatte. Doch konnte er sich nicht erklären weshalb seine beiden Freunde so gereizt waren. April stand auf und verzog sich in ihr Zimmer. Die Jungs blieben noch eine Weile sitzen. Lange beobachtete Saber den Hitzkopf. Der wich dem Boss bewusst die ganze Zeit mit seinen Blicken aus, denn er wusste was auf ihn zukam. „Ich glaub, ich gehe jetzt auch mal packen“, murmelte er und wollte gerade den Aufenthaltsraum verlassen, als Saber ihn bestimmt aber nicht verärgert zurückhielt. „Egal worüber ihr gestritten habt, bring das wieder in Ordnung.“ Fireball zog den Kopf ein und brummte ein unmissverständliches ‚Ja’, ehe er die Tür hinter sich zuzog. „Glaub mir Boss, wenn ich wüsste, was da gestern los war, dann hätte ich einschreiten können…“, fing Colt an sich zu verteidigen, als Saber ihn kurz ansah. „Ist schon gut! Das müssen die beiden klären. Lass uns auch schon mal packen gehen“, mit diesen Worten standen sie ebenfalls auf. Statt zu Packen, hatte sich April schon mal an den Ausdruck der Fehlerlisten gemacht. Sie wollte alles gut vorbereitet wissen, ehe die Mechaniker sich an die Arbeit machten. Saber und Colt hatten sich schon vor Stunden verabschiedet und ihre neuen Dienstwohnungen bezogen. Und April hatte noch nicht einmal richtig angefangen zu packen. Sie wollte den Abschied von Ramrod so lange es ging hinauszögern, doch irgendwann waren alle Listen ausgedruckt und sorgfältig zu einem großen Stapel sortiert. Langsam begab sie sich in ihr Zimmer und begann es zu räumen. Kaum war sie fertig klopfte es zaghaft. Wer konnte das jetzt sein? Die Jungs waren es bestimmt nicht, aber wer dann? Niemand hatte Zutritt zu Ramrods Halle außer den Star Sheriffs. Vorsichtig öffnete sich die Tür und ein dunkelhaariger Wuschelkopf kam zum Vorschein. Braune Augen musterten sie vorsichtig und ein schüchternes Lächeln trat auf das ihr bekannte Gesicht. „Hey, na, hast du alles geschafft?“ April blickte Fireball an und sie erinnerte sich an ihren guten Vorsatz. Sollte sie ihn weiterhin so schlecht behandeln, wollte er wahrscheinlich nicht einmal mehr ihre Freundschaft. Auch auf ihre Lippen wagte sich ein schüchternes Lächeln. „Ja, ich denke schon.“ Sie stand auf und blickte sich noch einmal um. „Jetzt heißt es Abschied nehmen.“ Sie verschränkte ihre Arme hinter ihren Rücken und blickte Fireball unsicher an. Dem Rennfahrer entging ihr Verhalten nicht. Ein wenig mutiger trat er ganz ins Zimmer ein. „Ich weiß wie schwer dir der Abschied fällt. Immerhin ist das dein Baby, deine Entwicklung. Und es tut mir leid, dass ich das einfach so abgetan hab.“ April starrte ihr jüngeres Teammitglied an. Er entschuldigte sich bei ihr, obwohl sie ein Fehlverhalten gezeigt hatte. „Nein, es tut mir Leid, Fire, ich hätte dich nicht so anschnauzen dürfen.“ Unsicherheit stieg in ihm auf. Seine braunen Augen trafen auf ihre blauen und jeder schien in den Augen des anderen zu versinken. Lange hielten sie den Blickkontakt aufrecht, bis April sich zu ihren gepackten Kisten drehte. „Ich muss jetzt los. Sicher hast du dich schon in deiner neuen Wohnung eingelebt“, sie lächelte ihn kurz an, ehe sie den ersten großen Karton aufhob. „Ja, habe ich“, antwortete er ihr leise. „Eigentlich wollte ich dir anbieten, dass wir das Zeug in den Red Fury laden und ich dich zu deiner neuen Wohnung fahre.“ Unentschlossen stand Fire da und beobachtete die Blondine aufmerksam. Er wusste immer noch nicht so ganz was eigentlich zwischen ihnen passiert war und wann diese Probleme, die sie anscheinend miteinander hatten, begonnen hatten. „Warte, lass mich dir helfen“, gab er sich selbst einen Ruck, ehe er auf April zutrat und ihr den Karton abnahm. „Nimmst du mein Angebot an?“ Sie rang mit der Antwort und blickte mit einem unentschlossenen Blick von den Kartons auf Fireball. Sie wollte ablehnen und ihm keine Umstände bereiten aber als sie dann in sein Gesicht sah, welches sie erwartungsvoll anblickte, lächelte sie. „Wenn es dir nichts ausmacht, dann gerne.“ Auch sie schnappte sich einen Karton und beide trugen alles was in ihrem Zimmer stand nach und nach zum Racer. Mit den letzten Kartons schlossen sie Ramrods Rampe und ließen alle Systeme herunterfahren. April stand vor ihrer Erfindung. Es war ein komisches Gefühl den Kampfgiganten hinter sich zu lassen mit dem Wissen, dass er womöglich nie wieder gebraucht würde. Als Fireball alle Kartons in seinem Racer verstaut hatte, stieg sie ein. Inzwischen war es abends und sie beeilten sich in Aprils neue Dienstwohnung zu kommen. Colt und Saber saßen zusammen in Colts Appartement und genehmigten sich ein Gläschen Saft. Beide waren erschöpft vom Umzug und warteten auf eine Nachricht von April und Fireball. Die drei Jungs hatten sich gegenseitig beim Umzug geholfen und Fire wollte April ebenfalls helfen. Doch Colt und Saber überließen die Arbeit dem Jüngsten allein. Beide waren absolut fertig und ruhten sich aus. Nicht nur aus diesem Grund sondern auch mit dem Hintergedanken, dass die beiden Teamkollegen endlich auch Zeit für sich allein hatten um ihre Probleme zu lösen. „Falls er den Mut dazu aufbringt“, bemerkte Colt. Um das Thema zu wechseln, bemerkte Saber. „Wirst du Robin besuchen?“ „Ja, gleich nächste Woche“, antwortete Colt und seine Augen begannen zu strahlen. So lange hatte er die blonde Lehrerin nicht mehr gesehen. Er sehnte sich nach ihr und auch fehlte ihm ihr kleiner Bruder Josh. „Ich wollte eigentlich jetzt schon nach Tranquility, doch das geht leider noch nicht.“ „Es dauert nicht mehr lang, Partner. Die drei Tage bringst du auch noch rum“, baute Saber den vor Sehnsucht zergehenden Cowboy auf. „Was wirst du in deinem Urlaub anstellen? Reist du zu deinen Eltern?“ „Ich wollte Sincia einen Besuch abstatten und anschließend zu meinen Eltern reisen. Die freuen sich bestimmt darüber mich gesund wieder zu sehen.“ „Was, glaubst du, wird unser Matchbox für eine Entscheidung treffen?“ Colts Gedanken kreisten wieder um seine beiden nicht anwesenden Freunde. Saber schüttelte seinen Kopf. „Wenn er sich für seinen alten Beruf entscheidet, werde ich ihn unterstützen, obwohl er bei uns auch sehr gut aufgehoben wäre. Ich kann dir nicht sagen, wofür er sich entscheidet. Aber er braucht die Zeit und wir werden für ihn da sein, wenn er uns braucht.“ „Na, klar!“ Die beiden hörten Stimmen auf dem Flur. Neugierig stand der Cowboy auf und ging zur Tür. Als er auf den Gang blickte strahlte sein Gesicht, denn er sah April und Fireball vor Aprils Appartement stehen, die dem Cowboy gegenüber wohnte. Seine Freunde hatten alle Kartons im Gang gestapelt. Endlich war der Red Fury leer geräumt. „Ich wusste gar nicht, dass wir so viel Platz auf Ramrod hatten. Wo haben wir das alles untergebracht?“ „Da siehst du mal wie geräumig Ramrod war, Turbo“, folgte keck die Antwort. „Na, hör mal, ich musste mir das Zimmer mit zwei anderen teilen“, entgegnete Fireball, doch Colt mischte sich ein. „Willst du etwa damit andeuten, dass Saber und ich uns zu breit gemacht haben?“ Auch Saber erschien hinter Colt und beobachtete seine Freunde. „Cowboy, wann hast du dich nicht mal breit gemacht?!“, antwortete Fire. „Soweit ich mich erinnern kann, lag überall dein Zeugs herum, Turbo. Können wir euch helfen?“ Mit seinem Blick deutete er auf die vielen Kartons. April schloss die Tür zu ihrer neuen Wohnung auf und lächelte die Freunde an. „Danke, aber jetzt brauchen wir eure Hilfe auch nicht mehr.“ „Das tat weh, Prinzessin“, erwiderte Colt und griff sich theatralisch ans Herz. „Wo sie Recht hat, hat sie Recht“, mischte sich Saber belustigt ein. Das Verhältnis zwischen ihnen schien wieder entspannter und lockerer zu sein. „Wenn wir euch geholfen hätten, wäre hier schon längst Ruhe eingekehrt“, bemerkte Colt Augenzwinkernd. „Aber ohne uns bekommt ihr das natürlich nicht so schnell hin!“ „Was du nicht sagst“, April verschränkte ihre Arme vor der Brust und schaute Colt herausfordernd an. Fireball hingegen schnappte sich einen Karton und brachte ihn in Aprils Wohnung. „Warum habt ihr denn so lange gebraucht?“, hakte der Cowboy neugierig nach. „Ich habe meine Hausaufgaben heute schon gemacht, so habe ich morgen den ganzen Tag frei, während ihr bei Captain Yamato arbeiten müsst.“ „Du willst mich wohl veräppeln, willst du.“ „Nein, Cowboy, das tut sie nicht. Sie hat heute bereits alle Fehlerlisten erledigt“, mischte sich Fireball ein, der sich den nächsten Karton schnappte und wieder in der Wohnung verschwand. Saber konnte sich das nicht einfach untätig mit ansehen und schnappte sich nun auch einen Karton. „Wie blöd kann einer allein nur schauen? Pass lieber auf, sonst bleibt die Fratze“, provozierte April und schnappte sich auch einen Karton. „Keine Sorge, so etwas bleibt nicht. Schließlich bin ich doch eine Schönheit und Schönheit vergeht bekanntlich nicht“, konterte Colt dämlich grinsend. Fireball trat auf den Flur und angelte sich den nächsten Karton. „Na, seit wann so eitel?“ „Ich bin nicht eitel, ich weiß dass ich schön bin“, grinste der Scharfschütze noch breiter und schnappte sich den letzten Umzugskarton. Alle im Raum begannen zu lachen und April bedankte sich bei ihren drei Jungs für die Hilfe. „Ich würde euch gern zum Essen einladen, allerdings hatte ich heute keine Zeit zum Einkaufen.“ „Ist schon in Ordnung, April, ich hab eh keinen Hunger. Also dann Leute, wir sehen uns Morgen.“ Mit diesen Worten verschwand Saber. „Ich werde jetzt noch Robin anrufen. Sie sorgt sich bestimmt schon, weil ich mich noch gar nicht gemeldet hab. Viel Spaß euch noch!“ Auch Colt verschwand in seine Wohnung zurück. Fireball sah sich um. Ihr Appartement unterschied sich kaum von seinem. Jedes Appartement hatte einen kleinen Flur, ein Badezimmer, ein Schlafzimmer, ein großes Wohnzimmer und eine kleine Küche. Auch die Einrichtung unterschied sich kaum von seiner. Selbst die Möbel standen fast gleich. „Ich könnte uns etwas kochen“, bot er an. „Schließlich hatte ich ja Zeit zum Einkaufen.“ „Lass mich für dich kochen“, unterbrach April ihn und lächelte. „Als Dankeschön für deine Hilfe heute!“ Fireball führte sie ein Stockwerk höher zu seiner Behausung. Nach kurzem Umsehen verschwand April in der Küche und begann zu werkeln. Fireball kam ihr zu Hilfe, doch ehe er richtig mit anpacken konnte, läutete es an der Tür. Überrascht, weil er keinen Besuch erwartete, ging er zur Wohnungstür und öffnete sie. Dort erblickte er eine rothaarige, zierliche Frau. „Mandarin“, begrüßte er fröhlich und nahm sie in eine Umarmung. „Hallo, Fire“, lächelte sie ihn an und überreichte ihm einen kleinen Kuchen. „Für dich als kleines Willkommensgeschenk. Schließlich sind wir jetzt Nachbarn“, erklärte sie. „Danke, Süße. Komm rein“, forderte er sie auf und ließ sie in seine Wohnung eintreten. „Hast du schon gegessen? Wir kochen gerade. Du kannst gerne mit essen!“ Mit diesen Worten trat er wieder den Weg in die Küche an. Dort duftete es bereits herrlich und das Essen war fast fertig. Mandarin folgte ihm unsicher. Dass er Besuch haben könnte, war ihr gar nicht in den Sinn gekommen. Sie blickte um die Ecke und erkannte April, die gerade Fire einen Löffel mit Soße zum Probieren gab. „Und ist das gut?“, fragte sie ihn, während sie unsicher auf ihrer Unterlippe kaute. „Perfekt“, grinste der Rennfahrer und drehte sich zu Mandarin. „Schau mal, wer vor der Tür stand.“ April hatte die rothaarige Frau noch gar nicht bemerkt. Doch jetzt lächelte sie den Sterncaptain an. „Hallo, Mandarin. Wir haben uns ja lang nicht gesehen.“ „Hey, April“, grüßte Mandarin zurück. Sie hätte es ja wissen müssen, dass April hier war. Sie war doch seine Freundin, oder nicht? Was tat sie, Mandarin, hier überhaupt? Sie kam sich so fehl am Platz vor. „Möchtest du mit essen? Es ist genug da“, lud April den rothaarigen Sterncaptain ein. Sie schnappte sich das Geschirr und deckte den Tisch, während Fireball mit den Gerichten ebenfalls an den Tisch kam. Mandarin folgte ihnen unsicher. Normalerweise war sie eine toughe, junge Frau mit einem großen Selbstbewusstsein, doch in Fireballs Nähe und in Aprils Anwesenheit fühlte sie sich wie eine kleine graue Maus. „Möchtest du auch ein Glas Saft?“, zog April Mandarins Aufmerksamkeit auf sich und kramte in einem Schrank drei Gläser heraus. Sie kannte sich gut aus, bestimmt war sie schon den ganzen Tag mit ihm hier, schoss Mandarin durch den Kopf. Fireball holte eine Saftflasche aus dem Kühlschrank und setzte sich Mandarin gegenüber. Beide warteten bis auch April sich zu ihnen gesetzt hatte. Nach einer Weile des Schweigens unterbrach der Rennfahrer die Stille. „Sag mal, was hast du eigentlich morgen mit uns vor?“ Neugierig blickten seine braunen Augen in Mandarins blaue Augen. Sie konnte seinem Blick nicht lange standhalten. So schlug sie die Augen nieder und begann zu essen. „Das erfährst du morgen“, antwortete sie nach einem Bissen. „Aber ich möchte das jetzt schon wissen.“ „Tut mir Leid, Fire, ich sag es dir erst morgen.“ April beobachtete die beiden misstrauisch und mischte sich ebenfalls in das Gespräch ein. „Wie geht es dir, Mandarin?“ „Jetzt, wo der Krieg, dank euch, vorbei ist, ganz gut! Meine Flotte wird in zwei Wochen nochmals losgeschickt um nach dem Rechten im neuen Grenzland zu sehen. Und bei euch?“ „Wir haben erstmal zwei Wochen Urlaub“, grinste April. „Endlich Zeit um Shoppen zu gehen!“ Sie wollte gerade fragen, ob Fire sie begleiten wollte, als dieser bereits gedankenverloren antwortete: „Ich werde auf die Rennstrecke düsen und dort ein paar Runden drehen.“ Vorbei war die lockere Stimmung. April hatte es bereits geahnt. Er wollte in den Rennsport zurückgehen. Sie hatte es gefühlt und als er es jetzt aussprach, war es vorbei mit ihren Nerven. Sie hatte alles verdrängt, was zwischen ihnen vorgefallen war und sie hatte wenigstens für ein paar Stunden eine schöne Zeit mit ihm verbringen dürfen. Doch jetzt wurde sie wieder wütend: „Willst du wieder zurückgehen?“ Fireball blickte auf und sah in Aprils zornige Augen. Auch Mandarin war vom scharfen Tonfall irritiert. „Ich möchte ein paar Runden drehen um mir darüber klar zu werden ob es das ist, was ich will“, erklärte er. Was hatte sie jetzt auf einmal? Alles war doch so schön. Er hatte sich entschuldigt und sie hatten einen wunderschönen Abend verbracht - bis jetzt. „Ja, klar… Du hast dich bereits entschieden. Wann wolltest du uns das mitteilen?“ „Ich habe mich noch nicht entschieden, April. Ich habe zwei Wochen Bedenkzeit, ebenso wie du, Saber und Colt“, antwortete er beruhigend. Wieso war sie plötzlich so launisch? Das war sie doch sonst nie gewesen. „Saber, Colt und ich müssen uns nicht entscheiden. Wir wissen bereits, was wir wollen!“ April verschränkte ihre Arme vor der Brust und blitzte ihn an. Sie überlegte, ihm einen bissigen Kommentar hinterher zu schicken, behielt ihn aber doch für sich. „Wir haben den Urlaub bekommen. Warte mal ab wie Colt sich entscheidet wenn er Robin gesehen hat. Vielleicht sagt er das Ganze ja ab? Woher willst du überhaupt wissen wie Colt sich entscheidet?! Wir haben noch kein Wort diesbezüglich gewechselt!“ Fireball versuchte die aufkommende Wut hinunterzuschlucken. Wieso war April nur so schwierig und besonders in letzter Zeit? „Ich kenne Colt und er ist nicht so, wie du ihn beschreibst. Ich bin mir absolut sicher, dass er bleibt“, erwiderte die Ingenieurin. „Ach, ich verstehe, und bei mir bist du dir nicht so absolut sicher?“ Noch ein paar Minuten länger und der Rennfahrer würde explodieren. „Ich weiß nicht…“ „Das ist ja großartig“, unterbrach er sie aufgebracht. „Wieso bist du dann hier?“ Als keine Antwort von ihrer Seite kam, fügte er noch hinzu: „Bitte, du kannst gerne gehen! Du weißt, wo die Tür ist!“ Mandarin saß schweigend auf ihrem Platz und wünschte sich sie könne sich unsichtbar machen. Wieso zankten sich die beiden jetzt? War nicht zuvor noch alles harmonisch und vertraut? Und die Worte, die sie sich gegenseitig an den Kopf warfen, waren auch nicht gerade freundlich. April stand auf. „Das kannst du haben“, sie funkelte Fireball bitterböse an. „Vielen Dank für das Essen und die Hilfe heute. Mandarin wir sehen uns bestimmt mal wieder.“ Somit drehte sich April um und war zur Wohnung raus. Der Rennfahrer biss sich auf die Lippen und ballte die Hand zur Faust. Wieso endete der heutige Abend wieder in einem Desaster? Er verstand April nicht. Er wusste nicht, was sie für Probleme mit ihm hatte. Wieso redete sie nicht mit ihm? Sie hatte doch immer mit ihm reden können, nur warum jetzt nicht mehr? Mandarin beobachtete ihn. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf die seine. „Hey, das wird schon wieder!“ Ihre Worte waren so gemeint, wie sie diese ausgesprochen hatte. Ein leichtes Lächeln trat auf seine Lippen. „Ist schon okay. Das haben wir in letzter Zeit öfter.“ „Aber wieso? Was ist denn passiert?“ Ihre Stimme klang so mitfühlend und sanft, dass Fireball für einen kurzen Moment innehielt und den rothaarigen Sterncaptain musterte. Sie war süß und sah sehr gut aus, stellte sein Kennerblick fest. Ihr Körperbau war sehr zierlich und nicht mit so runden Formen ausgestattet wie Aprils, doch das schien den rothaarigen Captain nicht zu stören. Sie wusste auch so mit ihren Reizen zu trumpfen. „Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler!“ Leichte Röte stieg ihm ins Gesicht und Fireball zwang sich den Blick von Mandarin abzuwenden. Langsam begannen seine Gedanken wieder zu arbeiten und an den Ärger mit der Blondine zu denken. „Wir streiten uns, bis wir uns versöhnen und jetzt zanken wir uns wieder. Das geht vorbei!“ Seine Worte waren nicht besonders zuversichtlich aber überzeugend genug, denn er stellte zufrieden fest, dass die Rothaarige ihn nicht mehr so besorgt anblickte. „Hat es dir geschmeckt?“ „Ja, danke!“ Mandarin half ihm beim Abräumen und Abwasch, ehe sie sich in ihr eigenes Appartement zurückzog. Donnerstag ---------- Am nächsten Morgen trafen pünktlich die drei Star Sheriffs bei Captain Yamato ein. Viele Rekruten und Kadetten waren schon in einer großen Halle versammelt. „Hey, was sehen meine entzückten Äuglein? Ist das nicht Mandarin Yamato? Der heißeste Sterncaptain des neuen Grenzlandes?“ Colt umarmte den rothaarigen Captain und grinste sie breit an. „Hallo, Colt, danke für das Kompliment.“ „Also, Cowboy, ist Robin etwa nicht mehr deine Nummer 1?“, mischte sich Fireball fies grinsend ein. „Natürlich ist meine Robin die schönste aller Frauen. Wie kommst du nur auf so eine Idee?“ Fireball wollte gerade wieder zu einer Antwort ansetzen als Saber die beiden unterbrach. „Wir sollten uns hier melden. Was hast du für uns?“ „Wir bereiten den Festabend vor und starke Männer können wir immer gebrauchen“, konterte Mandarin und beobachtete Fireball. „Na, endlich sieht das jemand! Wurde aber auch allmählich Zeit, nicht wahr Partner?“ Colt war in seinem Element. „Was sollen wir machen?“ „Die Tische müssen für den Empfang aufgebaut werden. Die Bühne steht auch noch nicht. Und die Lichter und Girlanden gehören aufgehängt“, gab Mandarin die Anweisungen. Sie hatte von Commander Eagle den Auftrag bekommen sich um alles zu kümmern und der Sterncaptain tat es gerne. Und jetzt, wo auch Fireball anwesend war, war es doppelt schön. Ja, sie liebte ihn – immer noch. Jedes Mal wenn sie ihn sah schlug ihr Herz Purzelbäume. Sie sah ein, wenn sie keine Chance gegen April hatte, doch sollten sich die beiden verkrachen und der junge Mann Single sein, würde sie um ihn kämpfen. Sie würde warten, bis sich für sie eine Chance auftat. Die Jungs machten sich sogleich an die Arbeit und halfen den Rekruten und Kadetten beim Aufbau. Gemeinsam schafften sie alles noch an diesem Tag fertig zustellen. April war in der Stadt beim Shoppen. Selbstverständlich hatte sie ihrem Vater zuvor einen kleinen Besuch abgestattet um ein wenig Geld zu bekommen. Sie brauchte doch unbedingt ein neues Kleid für den Festabend. Ohne zu zögern reichte Commander Eagle seiner Tochter die Kreditkarte und ließ sie ziehen. Glücklich darüber, ihrem Hobby wieder mehr nachgehen zu können, lief April durch die Straßen Yumas um nach passenden Kleidern zu suchen. So ging sie von Laden zu Laden und kaufte ein. In einem Modegeschäft trat sie gerade in einem eng anliegenden schwarzen Abendkleid aus der Umkleidekabine heraus. Es passte sich an ihre Körperform an wie eine zweite Haut. Es war mit Pailletten bestickt und glitzerte im Licht. Sie betrachtete sich eben im Spiegel, als eine Frauenstimme hinter ihr einen Kommentar abgab. „Dieses Kleid steht dir! Sieht toll aus!“ April drehte sich erschrocken um und stand einem Mädchen mit braunen Haaren und blauen Augen gegenüber. Sie kannte sie von früher und konnte es kaum glauben, sie ausgerechnet hier zu treffen. „Trista!“, flüsterte sie erstaunt. „Hallo, April“, die Brünette kam auf April zu und reichte ihr die Hand. „Lange nicht gesehen!“ „Ja, du bist damals einfach verschwunden!“ April wurde sich wieder der Situation bewusst. Sie hatte Trista angelogen um in die Outrider Basis zu gelangen und dort hatte Jesse Blue Trista eröffnet, dass er sie gar nicht lieben würde. Es musste hart für die junge Frau gewesen sein. Und dann war sie einfach verschwunden, ohne ein Wort. Einzig und allein ihr Halstuch hatte sie zurückgelassen. „Ja, ich weiß. Es war alles nicht so gelaufen, wie es hätte laufen sollen.“ Auch Trista dachte an ihr Treffen. „Es tut mir leid“, bemerkte April und sah sie traurig an. „Es tut mir leid, aber ich…“ „Ist schon gut, April“, lächelte Trista abwehrend. „Vergeben und vergessen. Du wolltest mir nur helfen, das weiß ich jetzt.“ April lächelte zurück. „Und was führt dich nach Yuma?“ „Der Krieg ist vorbei. Da dachte ich mir, sieh dir die Welten an“, erklärte Trista fröhlich. „Aber dass ich dich hier treffe, hätte ich nicht erwartet.“ „Ja, es gibt schon komische Zufälle. Wir feiern morgen eine Siegesfeier und dazu brauche ich noch ein Kleid!“ „Soll ich dir beim Aussuchen helfen?“, bot Trista an. April betrachtete das Mädchen, dem sie damals die Liebe zerstört hatte um sie zu schützen. „Hast du denn Zeit?“ „Ja, klar. Ich hab nichts Besonderes vor.“ So gingen die Mädchen gemeinsam shoppen und auch am Nachmittag noch einen Kaffee trinken. Alle Rekruten und Kadetten verabschiedeten sich von Mandarin. Die Halle war festlich geschmückt und verziert. Die Beleuchtung funktionierte und der große Abend konnte endlich kommen. Am Ende standen nur noch die Star Sheriffs und Mandarin in der großen Halle. „Weißt du was vom Tagesablauf?“, erkundigte sich Fireball neugierig. „Nein, leider nicht. Ich weiß nur, dass einige Kadetten zu Offizieren ernannt werden und dass wir den Sieg über die Outrider feiern werden. Ach ja und Aprils Geburtstag steht die nächsten Tage auch noch an.“ „Was?!“ Drei entsetzte Gesichter blickten Mandarin an. „Aprils Geburtstag. Ich dachte, ihr wüsstet, wann sie Geburtstag hat.“ „Verdammt, den haben wir total vergessen, haben wir den!“ Colt blickte entsetzt zu seinem Chef. „Was machen wir denn jetzt?“, fügte er fast panisch hinzu. „Wir können unsere Prinzessin nicht einfach so abspeisen.“ „Hm. Ich lass mir etwas einfallen“, bemerkte Saber, dem es wie seinem Kameraden ging. Einzig und allein seine besonnene Ruhe, die er ausstrahlte, ließ ihn nicht nervös wirken. „Also, alle Anwesenden werden ein Ständchen singen“, mischte sich Mandarin ein. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Jungs den Geburtstag ihrer Kollegin vergessen hatten. „Ihr könntet sie zum Essen ausführen“, machte sie deshalb einen Vorschlag. „Uns wird schon etwas einfallen. Vielen Dank, Mandarin!“ Saber lächelte sie kurz an, doch in Gedanken suchte er bereits nach einem passenden Geschenk. „Mach dir wegen uns keine Sorgen, Süße“, verkündete auch Fireball zuversichtlich und drückte der jungen Frau ein Küsschen auf die Stirn. „Wir finden schon was für unser Superhirn!“ Mandarin blickte ihn irritiert an: „Hast du denn kein Geschenk für sie? Ich meine, sie ist doch deine Freundin!“ Saber glaubte, er höre nicht richtig und Colt war so überrascht, dass ihm die Kinnlade herunterfiel. Plötzlich bemerkte der Cowboy erfreut: „Also, doch! Ich wusste, dass aus euch noch mal was wird!“ „Seit wann ist sie deine Partnerin? Hast du mir nicht erzählt, dass ihr NUR Freunde seid?“, fügte auch Saber hinzu, allerdings nicht ohne Colt einen verwirrten Blick zuzuwerfen. Fireball fühlte die Unsicherheit und die Hitze in sich aufsteigen. Wie kam Mandarin nur jetzt darauf? Woher nahm sie an, dass er und April zusammen wären? Schier von Panik ergriffen hob er sofort seine Hände abwehrend in die Luft und warf einem nach dem anderen einen entsetzten Blick zu. Er musste ihnen wohl oder übel antworten. „Also, Mandarin“, begann er mit der Rothaarigen. „ich glaube, da liegt ein Missverständnis vor. April und ich sind und waren niemals zusammen!“ Seine Augen wanderten weiter zu Saber und er war sich klar, dass er ihn kein zweites Mal so anlügen konnte. Wie konnte er seine Gefühle für April verharmlosen ohne zu Lügen? Ehe er auf Sabers Frage antworten konnte, stellte dieser schon eine an Colt. „Wie meinst du das?“ „Was, Boss?“ „Na, das mit Matchbox und April“, bemerkte der Recke wieder. „Ach, das ist doch so klar, wie ich Colt heiße“, winkte der Cowboy ab. „Unser kleiner Heißsporn mag doch Ms. Eagle schon länger und April ist doch auch nicht so abgeneigt von ihm.“ Fireball stieg die Röte ins Gesicht. Bewusst sah er seine drei Freunde nicht an. „Wieso hast du mich angelogen?“, forderte Saber bestimmt eine Antwort. „Hat man dir nicht beigebracht ehrlich zu anderen zu sein?“ Mandarin hingegen brannte eine ganz andere Frage auf der Seele. Sie ließ Fireball keine Sekunde aus den Augen. „Wieso hast du sie dann gestern Abend rausgeschmissen, wenn du sie so gern hast?“, wollte sie nun wissen, da sie am Vorabend hautnah miterlebt hatte, wie gern sich die beiden hatten. „Ich... na ja, ich… wir…“, stammelte der Rennfahrer verlegen und rechnete schon mit der nächsten Standpauke als er in Colts entsetztes Gesicht sah, dass schlagartig in ein erbostes umschlug. „DU hast April rausgeschmissen? Du hast April vor die Tür gesetzt? Weißt du denn nicht, dass man(n) eine Frau nicht rausschmeißt, wenn überhaupt, höflichst bittet zu gehen?“ „Jetzt mach mal halblang, Colt“, entgegnete Fireball barsch. „Immerhin ist sie an der Situation nicht ganz unschuldig gewesen.“ „Ihr habt euch gestritten! Wieder einmal“, warf Saber nüchtern ein. „Sie haben sich gestritten“, bestätigte Mandarin Saber. „Es ist egal ob sie Schuld war oder nicht. Frauen wirft man nicht aus der Wohnung“, schimpfte Colt wie ein Rohrspatz. „Sieh endlich ein, dass April kein Unschuldslamm ist“, verteidigte sich Fire. „Du weißt genau was für ein Dampfhammer sie sein kann. Wenn ich dich daran erinnern darf, SIE hat auf Ramrod angefangen zu zicken!“ „DU bist auch nicht gerade freundlich geblieben“, konterte Colt. „Worum ging es bei dem letzten Streit?“, warf Mandarin in Sabers Richtung ein. „Wieso trifft MICH immer die Schuld, wenn Ms. Eagle unzufrieden mit sich und ihrem Leben ist?!“ Fireball verschränkte sauer die Arme vor der Brust. „Ich weiß nicht genau. Um Nichtigkeiten“, antwortete Saber, während er seine beiden Kollegen beobachtete. „Wieso schiebst du immer die Schuld auf andere?“ Colt funkelte seinen Partner an. „Tu ich doch gar nicht!“ „Tust du doch!“ „NEIN!“ „DOCH!“ Das war genug für Saber. Seine Nerven waren auch nicht aus Stahl, auch wenn es immer so wirkte. „Okay, Schluss jetzt“, brachte er die Streithähne zum Schweigen. „Das hier ist ja schlimmer als im Kindergarten!“ Ein letzter tötender Blick wurde beiderseits ausgesandt, ehe sich die Freunde voneinander abwandten. „Ich schlage vor, ihr beruhigt eure wilden Gemüter wieder. Anschließend können wir vielleicht noch in die Bar gehen und uns ein passendes Geschenk für April überlegen?“ Colt blickte kurz zu Fireball, ehe er Saber zustimmte. „Lasst uns die Bar aufsuchen. Ich brauch einen Drink!“ „Ich auch“, stimmte der Rennfahrer schon wieder wesentlich ruhiger zu. Doch konnte er es sich nicht verkneifen, Colt noch etwas hinterher zu werfen. „Da hat es dir jetzt glatt die Sprache verschlagen, stimmt’s Partner?“ Und schon grinste Fireball wieder versöhnlich. Auch Colt lächelte friedlich, blieb aber dem Jüngeren die Antwort schuldig. Gemeinsam verließen die vier Freunde den großen Festsaal und gingen noch in die Bar des Kavallerie Oberkommandos im Zentralhaus. Spät in der Nacht war Mandarin in ihre Wohnung gegangen. Nun saßen die drei Jungs in der noch gut befüllten Bar und tranken ihr letztes Bier. „Ich bin froh, wenn die Siegesfeier vorbei ist, dann hält mich nichts mehr hier“, erzählte Colt von seinem Vorhaben, ehe er zu Fireball sah. „Kann ich dich überhaupt allein lassen?“ „Ja, klar, natürlich“, gab dieser beleidigt zurück. Was bildete sich der Cowboy ein? Er war doch kein fünfjähriger! „Ich werde mit April reden. Ich hole sie ein wenig früher ab und werde unsere Probleme ansprechen. Treffen wir uns dann vor der Halle?“ Colt leerte sein Bierchen und stand auf. Saber und Fireball folgten seinem Beispiel und gemeinsam verließen sie die Bar. „Ja, aber seid pünktlich“, ermahnte der Highlander seinen Freund. „Logo, wenn du nur Colt pünktlich hinbringst!“ „Ich werde da sein“, grinste der Cowboy zuversichtlich. „Solange du unseren Rauschgoldengel am Leben lässt!“ „Also bitte Colt, was denkst du nur von mir“, erwiderte Fireball ebenfalls schmunzelnd. „Ich weiß nicht, du steckst ja voller Überraschungen“, gab Colt feixend zurück. Erleichtert beobachtete Saber seine beiden Freunde und hoffte, dass auch in absehbarer Zeit zwischen der Blondine und dem Rennfahrer wieder alles in Ordnung käme. Schon bald verabschiedeten sich die Freunde und jeder verschwand in seinem Appartement. Donnerstagnacht und Freitag Teil I ---------------------------------- Kapitel 5 Fireball lag wach in seinem Bett. Immer wieder versuchte er einen klaren Gedanken zu fassen. Er überlegte sich seine Worte genau, denn er wollte keinen weiteren Streit hervorrufen. Ihm war klar, dass April aus der Haut fahren würde, sollte er sich im Ton vergreifen oder auch nur ein falsches Wort sagen. Sie konnte stur und bockig sein und sie würde ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, zu Kleinholz verarbeiten. Er hatte bereits den Fehler gemacht und sie aus seiner Wohnung geworfen. Das gleiche wollte er nicht bei ihr riskieren. Ihm lag so viel an ihr und er hoffte die Probleme zwischen ihnen so schnell als möglich beseitigen zu können. Eigentlich hatte Fire sich das Ende des Krieges und alles andere ganz anders vorgestellt. Er hatte erhofft, ihr seine Liebe gestehen zu können und sie hätten ihren Urlaub gemeinsam verbringen können, wie auch beim letzten Mal, während des Waffenstillstands. Er erinnerte sich zurück: Da war dieses Rennen gewesen und April hatte ihn angefeuert. Doch dann kam sein Unfall. So besorgt und ängstlich hatte er sie zuvor noch nie gesehen. Fireball hätte schwören können, dass sie genauso fühlte wie er - bis zu der Ohrfeige… Es war einfach über ihn gekommen. Seine Gefühle waren in dem Moment, in dem sie beide im Sand lagen, so stark gewesen, dass er sie einfach küssen musste. Doch bevor er ihre Lippen berühren konnte, hatte sie ihm derart eine gescheuert, dass er nicht mehr wusste wo oben und unten war. April hatte sich daraufhin vor ihm verschlossen und dieses Thema tot geschwiegen. Natürlich wollten Colt und Saber wissen, was die Jüngsten im Urlaub erlebt hatten, doch weder der Navigatorin noch dem Piloten war ein Wörtchen zu entlocken. Wollte sie ihn vielleicht gar nicht? Er hatte sich bereits Gedanken gemacht, aber die vielen Situationen zuvor bekräftigten das Gegenteil. Irgendwas musste zwischen ihnen sein, oder wollte er es sich einfach nur einbilden? Er würde sie zur Rede stellen und das noch vor der Feier. Fireball wollte Klarheit und April war ihm diese schuldig. Irgendwann in dieser Nacht schlief er ein. Colt hatte sich sofort hingelegt und schlummerte bereits friedlich. Saber hingegen hatte die Nacht über kaum geschlafen. Er hatte sich unendlich viele Gedanken über Aprils Geburtstagsgeschenk gemacht. Nur wollte ihm nichts Sinnvolles und Passendes für ihre blonde Ingenieurin einfallen. Mitten in der Nacht suchte ihn dann doch noch ein Geistesblitz heim, der ihn nicht mehr schlafen lassen wollte. Voller Tatendrang klemmte sich Saber hinter seinen Com und begann seine Idee zu organisieren. Auch wollte er seine Freunde informieren, jedoch hielt er inne. Sein Blick wanderte zur Uhr und er beschloss die beiden am Vormittag aufzusuchen. Wenn er Colt um diese Uhrzeit, ohne triftigen Grund, weckte, würde ihm dieser den Kopf abreißen. Die gleiche Reaktion käme vermutlich auch vom Rennfahrer. Es war soweit. An diesem Abend fand die große Kavallerie Oberkommando Siegesfeier statt. April bereitete sich sinnig auf den bevorstehenden Abend vor. Sie schlief aus und verschwand für ein paar Stunden in der Badewanne. Sie hatte in der Nacht sehr gut geschlafen und freute sich schon riesig auf die Feier und ihren kommenden Urlaub. Trista hatte am Abend zuvor noch angerufen, um April mitzuteilen, dass sie die nächsten Tage auf Yuma bleiben würde. So konnten die Mädchen einkaufen gehen und viel unternehmen. Auch hatte die Tochter des Commander schon etwas mit Claire, ihrer besten Freundin, für das Wochenende ausgemacht. Langsam begann April alles zu realisieren. Die Outrider waren tatsächlich besiegt und ihr verdienter zweiwöchiger Urlaub begann. Außerdem nahm sich die Blondine vor viel mehr Zeit mit ihrem Vater zu verbringen. April sank tiefer in ihr herrlich duftendes Schaumbad. Was ihr Vater wohl alles geplant hatte? Er überließ Mandarin die gesamte Planung des Festabends und doch hielt sie Rücksprache und befolgte die Anweisungen von Commander Eagle. Dass Aprils Dad soviel Vertrauen in Captain Yamato setzte, überraschte die Wissenschaftlerin ein wenig. Sie selbst kannte Mandarin zwar als zuverlässige Kollegin, die immer zur Stelle war, wenn Not am Mann herrschte, aber seit dem Vorabend wusste sie nicht, wie sie die Rothaarige einschätzen sollte. April war nicht entgangen wie Mandarin Fireball angesehen hatte. Konnte es etwa sein, dass der Japaner dem Sterncaptain den Kopf verdreht hatte? Da war er wieder in ihren Gedanken. Seine verletzenden Worte auf Ramrod, sein Verhalten ihr gegenüber, ihre Streitereien um Nichtigkeiten… Alles was April zu schaffen machte, drang sich wieder in den Vordergrund. Wie sollte sie sich ihrem besten Freund gegenüber verhalten? April schmunzelte bitter. Bester Freund… Für ihn war sie eine Freundin und sie würde nie etwas anderes sein. Abgekämpft verdrängte sie ihre Gefühle. Sie wollte dem Schmerz in ihrem Herzen ein Ende setzen. Er war nun mal ihr bester Freund und nichts anderes. Mühsam zwinkerte sie die aufkommenden Tränen nieder. Nach einem kurzen Blick zur Uhr, ließ sie das Wasser aus der Wanne ablaufen und duschte sich ab. Es war an der Zeit sich für den Abend fertig zu machen. Fireball tigerte, noch voller Selbstvertrauen und mit einer vorbereiteten Rede, vor Aprils Appartement auf und ab. Zum dritten Mal hatte er geläutet, doch niemand öffnete. Vorsichtig griff er nach der Klinke. Nach weiterem kurzem Zögern drückte er diese hinunter. Die Tür ließ sich öffnen, also war April noch hier. Im Bad rauschte das Wasser, so schlussfolgerte er, dass sie noch unter der Dusche stand. Sollte er eintreten? Es gehörte sich nicht für einen jungen Mann in die Wohnung einer jungen Frau einzutreten, ohne deren Erlaubnis und noch dazu während diese unter der Dusche stand. Andererseits war diese junge Frau seine beste Freundin mit der er zwei Jahre auf engstem Raum zusammen gelebt hatte. Sie würde ihm schon nicht den Kopf abreißen, wenn er ungebeten eintrat. So durchquerte er den Flur und wartete im Wohnzimmer auf sie. Schließlich mussten die Probleme zwischen ihnen aus der Welt geschafft werden. Er setzte sich auf ihre Couch und sah sich im Wohnzimmer um. Zwei Tage wohnte sie jetzt hier und sie hatte das Appartement schön eingerichtet. Überall standen Pflanzen und Blumen, die Regale waren nicht überfüllt und verschiedene Fotos zierten die weißen Wände. Das Plätschern verstummte und kurz darauf trat April in ein Handtuch eingewickelt aus dem Bad heraus. Sie hatte es über der Brust verknotet und es ging ihr knapp bis zum Knie. Auch ihre Haare waren in einem großen Handtuch eingewickelt und zu einem Turban verknotet. Als sie den jungen Mann erkannte, blieb April das Herz stehen. Hätte sie gewusst, dass er in ihrer Wohnung auf ihrer Couch saß, dann hätte sie sich angezogen. Doch so, nackt in ein Handtuch gewickelt, kam sie sich entblößt und schutzlos vor. Ihr stieg die Schamesröte ins Gesicht. Dass er sie so sah, war ihr mehr als peinlich. Als sie ins Wohnzimmer trat, sprang Fireball sofort auf. Er wollte ihr erklären, warum er einfach so rein gekommen ist, doch verschlug es ihm die Sprache. Sie nur in einem Handtuch bekleidet zu sehen, dass auch mehr kurz als lang war, ließ sein Herz schneller schlagen. Errötet, weil er merkte, wie seine Gedanken abschweiften und sich die Vorstellung festbiss, was zum Vorschein kommen würde, wenn sich der Knoten löste, zwang er seine Augen in Richtung Boden. Automatisch griff April sich mit einer Hand an den Knoten des Handtuchs. Wieso war er hier? Wieso stand er in ihrer Wohnung? Ausgerechnet jetzt? Warum starrte er sie an? Sie durfte sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie seine Anwesenheit verwirrte. Zornig funkelte sie ihn an. „Was suchst du hier?“ Fireball hielt die Luft an. Schüchtern sah er sie von unten herauf an und beobachtete sie. Hatte er wirklich erwartet, dass sie ihn mit offenen Armen empfing? Nach allem was er sich bei ihr geleistet hatte? Er wollte ihr erklären, was er hier tat, wollte die Probleme ansprechen, doch seine vorbereitete Rede war wie weggeblasen. Kein Wort wollte ihm mehr einfallen. Er stand ihr einfach gegenüber, starrte sie an und blieb stumm. April fühlte sich durch sein Starren angegriffen. Wieso sagte er nichts? Wieso antwortete er nicht auf ihre Frage? Glaubte er wirklich, dass er einfach so davon kam? Sie spürte die Wut im Bauch, die immer mehr anstieg, je mehr er schwieg. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dir die Tür geöffnet zu haben!“ Wie Peitschenschläge prasselten ihre Worte auf Fireball nieder, der den Kopf einzog. April riss ihm gerade den Kopf ab, weil er ungebeten in ihre Wohnung getreten war. Hatte er nicht noch zuvor das Gegenteil erhofft? „Ich habe dich auch nicht eingeladen! Was willst du hier?!“ Noch drohender baute sich April vor ihm auf. Der junge Rennfahrer schluckte hart. Er verstand die Welt nicht mehr. So war die Ingenieurin noch nie zu ihm gewesen und er verstand auch nicht, was er ihr getan haben könnte. Plötzlich erinnerte er sich an die Ohrfeige. Das war ein klares Nein gewesen. Nein, sie wollte nicht von ihm geküsst werden. Nein, sie wollte keine Beziehung mit ihm. Er blickte noch verunsicherter drein. Sein Selbstvertrauen war wie weggeblasen und die Traurigkeit breitete sich enorm schnell aus. Er hatte gehofft, dass sein Charme bei ihr zog. Dass er die gleichen Gefühle in ihr hervorrief, die sie in ihm verursachte. Weit gefehlt, stellte er wehmütig fest. Sein Schweigen verunsicherte April enorm. Noch nie hatte es ein Mann geschafft, sie so zu ignorieren. Wenn sie nur seine Gedanken lesen könnte, dann wüsste sie was in ihm vorging, welche Gründe er für seinen Besuch hatte und weshalb er nicht mehr mit ihr reden wollte. Langsam wurde ihr klar in welchem Aufzug sie vor ihm stand. Zudem musste sie sich endlich für den großen Abend fertig machen, wenn sie pünktlich kommen wollte. „Ich ziehe mich um und bereite mich langsam vor. Du kannst dir ja in der Zwischenzeit überlegen, weshalb du hergekommen bist.“ Sie ergriff die Flucht, denn sie war schier am Verzweifeln. Machte es ihm Spaß sie so zu quälen? Wieso suchte er sie auf und ignorierte sie gänzlich? April war in ihr Schlafzimmer verschwunden und Fireball ließ sich verzweifelt auf ihre Couch nieder. Na, das hatte mal wieder toll angefangen. Aber, und das immerhin, hatte sie ihn nicht vor die Tür gesetzt. Saber klopfte an Colts Appartementtür und trat nach einem leisen ‚Herein!’ ein. Saber trat ins große Wohnzimmer und fand Colt vor einem Spiegel stehen. „Nicht schlecht“, staunte der Chef des Team Ramrods, als er seinen Scharfschützen, gekleidet in einem schwarzen Anzug, vorfand, der verzweifelt an seiner Krawatte hantierte ehe er sie schimpfend weg warf. „So ein Mist, aber auch. Muss ich das blöde Ding tragen?“ „Ja, Cowboy, aber du siehst gut aus. Jetzt fehlt es nur noch am Ausdruck!“ Saber erbarmte sich und band dem Cowboy die Krawatte um. „Keine Sorge, großer Schwertschwinger. Ich werde dich und den lieben Commander Eagle nicht blamieren. Das überlass ich gewissen anderen Leuten!“ Er spielte auf die beiden Streithähne in ihrem Team an. Saber grinste, denn er wusste genau, dass Colt den Rennfahrer gemeint hatte. „Das glaub ruhig“, erklärte er amüsiert. „Japaner sind ein sehr höfliches Volk. Der Kleine wird sich schon zusammenreißen, da bin ich mir sehr sicher!“ Die Krawatte saß, passte, wackelte und hatte Luft. Also hatte Saber sie perfekt gebunden und kam nun auf das eigentliche Thema zu sprechen, dass er schon am Vormittag mit seinen Freunden besprechen wollte. Doch keinen von beiden hatte er zu Hause angetroffen. „Ich habe ein Geschenk für April.“ Colt drehte sich wieder Richtung Spiegel und betrachtete Sabers Arbeit genau. „Schieß los!“ „Nachdem es in letzter Zeit einige Probleme in unserem Team gab, hab ich mir gedacht, dass ihr ein Wellness-Wochenende nicht schaden würde. Sie kann eine Freundin mitnehmen und hätte somit gleichzeitig ein wenig Abstand von uns.“ „Von uns“, schnaubte der Cowboy. „Sie braucht wohl eher Abstand von Matchbox! Zwischen denen kracht es die ganze Zeit!“ „Wie auch immer. Was hältst du von der Idee?“ „Klingt gut, soll ich etwas organisieren?“ Endlich wandte der Cowboy seine komplette Aufmerksamkeit seinem Boss zu. „Ich hab schon alles organisiert. Sie muss sich nur noch anmelden, dann steht ihrem Wellness-Wochenende nichts mehr im Weg“, grinste Saber. „Wieso fragst du mich dann überhaupt noch?“ Leicht verärgert, weil sich der Scharfschütze übergangen fühlte, warf er den Satz ein. Saber blieb ihm diese Antwort schuldig, denn ein Blick zur Uhr sagte ihm, dass sie los mussten, wenn sie pünktlich sein wollten. Krampfhaft überlegte Fireball seine Rede, doch sie war wie weggeblasen. Kein einziges Wort fiel ihm mehr ein. Vor Nervosität lockerte er den Krawattenknoten und überlegte sich, was er ihr sagen sollte. Eines stand fest: Er wollte alles geklärt haben, doch wie stellte er es am Geschicktesten an? Sein Blick haftete an der Schlafzimmertür, die sich vor einer dreiviertel Stunde geschlossen hatte und seitdem nicht wieder geöffnet wurde. Doch jetzt tat sich etwas. April trat aus ihrem Schlafzimmer heraus. Sie trug das neu gekaufte schwarze Abendkleid, hatte ihre Haare hochgesteckt und sich dezent geschminkt. Wieder verschlug es Fireball die Sprache. Ihm stockte der Atem und es war ihm, als könne er seine Augen nicht von ihr nehmen. Der Blondine entging nicht das Starren und schon wieder fühlte sie sich unsicher. Wie schaffte er es bloß, sie ständig zu verunsichern? Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blitzte ihn herausfordernd an. „Du hast genau fünf Minuten und fünfunddreißig Sekunden mir zu erklären, wieso du hier bist, ehe wir los müssen!“ Fireball gab sich selbst einen Ruck. „Ich wollte mit dir reden. Es tut mir leid, dass ich dich gestern so unfreundlich rausgeschmissen habe. Ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Aber ich schwöre dir, April, du bist die erste, die alles erfährt. Du bist mir sehr wichtig, denn…“, er stockte. Er konnte ihr nicht sagen, dass er sie liebte. Es passte nicht. Es war nicht der richtige Moment. April konnte sich denken, was er ihr sagen wollte. Verletzt blickte sie den jungen Mann an. „Ich weiß schon, Fire!“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Fireball starrte sie entsetzt an. Woher wusste sie, was er ihr sagen wollte? Ihm wurde heiß und kalt. „Ich bin eine deiner besten Freunde. Du teilst alle wichtigen Entscheidungen mit uns“, sie versuchte ein Lächeln, das total in die Hose ging. „Ich möchte nur eines von dir: Bitte sei immer ehrlich zu mir!“ Fireball nickte zustimmend. „Und du bist immer ehrlich zu mir?“ Müde, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, nickte sie ebenfalls. „Versprochen!“ Vergessen schienen alle Probleme und die beiden machten sich ebenfalls auf den Weg zum Empfang. Pünktlich um sechs Uhr trafen alle vier am verabredeten Punkt ein. Colt grinste seine Freunde viel sagend an und bei April begann er zu jauchzen. „Hey, Süße, du siehst toll aus!“ „Danke, Colt!“ „Ich stimme dem Cowboy nur zu. Ist das Kleid neu?“, mischte sich auch Saber ein. „Ja, das ist es. Danke, Saber“, nickte sie wieder. Einzig und allein Fireball hatte ihr kein Kompliment gemacht. Ihm war klar, dass er es einfach verschwitzt hatte und sollte er ihr jetzt etwas sagen, würde es auf reiner Höflichkeit basieren. Zudem bekam er bestimmt wieder vom Scharfschützen eine Moralpredigt, wie man sich Frauen gegenüber zu verhalten hatte, und darauf hatte der junge Pilot absolut keine Lust. „Sag mal, Fireball, wo hast du dich den ganzen Tag rum getrieben?“ Saber lenkte das Thema in eine andere Richtung. Immerhin hatte der Boss von Team Ramrod seine männlichen Kollegen, wegen einer dringenden Sache, die keinen Aufschub duldete, aufgesucht. „Ich hab dem Red Fury Auslauf gegeben. Er musste einfach mal wieder auf die Piste!“ „Auf der Rennstrecke war also unser kleiner Rennfahrer“, bemerkte Colt überflüssigerweise. „Und wo bist du gewesen? Dich habe ich auch nicht zu Hause angetroffen“, mischte sich Saber gleich wieder ein. „Ich? Nun ja… ich… äh… ich war noch kurz einige Besorgungen machen“, erwiderte Colt. Fireball sah seine Chance sich an dem Kuhhirten zu rächen. „Lass mich raten“, meinte er trocken. „Du hast Robin einen Ring gekauft und willst ihr demnächst einen Heiratsantrag machen!“ Treffer! Voll ins Schwarze! Colt starrte ertappt zum Rennfahrer und stammelte dann ein: „Ehm, ja, ich…“ Für April war dies schon genug Bestätigung und sie sprang dem Cowboy um den Hals. „Wirklich? Dann gratuliere ich dir! Ich hab zwar immer gehofft, dass du diesen Schritt mal machen wirst, aber daran geglaubt hab ich nie!“ Auch Fireball sah seinen Freund erstaunt an. Eigentlich hatte er es nicht so gemeint, es war eher scherzhaft gewesen. „Dass du mal sesshaft wirst…“ Ungläubigkeit spiegelte sich in den Augen des Rennfahrers. „Macht mal halblang, Leute“, erwiderte Colt abwehrend. „Noch hab ich das ganze Theater nicht hinter mir und Robin hat noch nicht geantwortet.“ „Aber sie wird dir antworten“, schwärmte April und begann schon heimlich die Hochzeit zu planen! Commander Eagle trat zu der kleinen Gruppe. „Schön, dass ihr überpünktlich seid“, lächelte er seine beste Truppe an. „Lasst uns hineingehen!“ Freitag Teil II --------------- Kapitel 6 Der Abend war schon seit Stunden im Gange. Commander Eagle hatte sein Vorzeigeteam vielen hochrangigen Offizieren und Kommandanten vorgestellt. Commander Eagle, General White-Hawk und auch König Jarred hielten Ansprachen und eröffneten das Buffet und die Bar. So standen die Star Sheriffs bei einem Gläschen Sekt an der Bar. Colt war froh darüber ein paar Minuten für sich und seine Freunde zu haben. Er hatte so viele Offiziere kennen gelernt, dass der Cowboy gerade noch einen Bruchteil davon mit Namen wiedergeben konnte. Völlig erledigt lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Bar, stützte seine Arme auf dem Tresen ab und beobachtete die Feierlichkeiten. Fireball stand neben ihn, hatte allerdings der Feier den Rücken gekehrt. April saß auf einem Barhocker, ebenfalls neben Colt, und blickte sehnsüchtig auf die Tanzfläche. Sie hatte zwar keine Kraft mehr zum Tanzen und sie bezweifelte auch stark, dass ihre Füße mitmachten, dennoch hätte sie Lust gehabt. Nur von Colt, sowie auch von Fireball, würde keine Aufforderung kommen. Und Saber, der einzige, der auch mal das Tanzbein schwang, befand sich in einem Gespräch mit Prinz Roland. Sie nippte hin und wieder an ihrem Sektglas und beobachtete die vielen Kollegen aus dem KOK. Ihr Blick überflog die Gesellschaft und blieb schließlich an ihren Freunden an der Bar hängen. Colt einmal ohne den alten Hut zu sehen hatte die Blondine schon innerlich abgehakt, bis zu diesem Abend, denn erstaunlicherweise hielt sich der Scharfschütze an die Regeln. Ihr war langweilig und so startete sie eine Konversation ihrer Art. „Kuhhirte, dich mal ohne Hut zu sehen, da hätte ich nie im Leben mehr dran geglaubt.“ Sie blinzelte ihn frech an. „Tja, Miss Eagle, es freut mich, Sie immer wieder ins Staunen versetzen zu können“, gab der Cowboy grinsend zurück. „Oh, ja, ich staune wirklich. Hast du viele Tränen vergießen müssen?“ „Ach, weißt du, so schlimm war die Trennung gar nicht mal“, antwortete der groß gewachsene Mann mit dem braunhaarigen Lockenkopf. „Ist denn das die Possibility? Hast du das auch gehört, Matchbox, oder hab ich was in den Ohren!? Sagte unser Cowboy soeben, dass ihn die Trennung von seinem alten Hut nicht störte? Auf Ramrod durften wir dieses alte Ding nicht berühren, geschweige denn ansehen!“ „Ich respektiere auch den Wunsch deines Vaters. Denn Eaglechen hat mich ausdrücklich darum gebeten den Hut zu Hause zu lassen“, gab Colt trocken zurück. Auch für Fireball schien es an der Zeit sich einzumischen. Er kehrte der Bar ebenfalls den Rücken und stützte die Arme auf dem Tresen ab. „Seit wann hältst du dich an Wünsche und Bitten der anderen? Das war dir doch schon immer schnuppe!“ Colt funkelte Fireball herausfordernd an. „Tja, Zwergnase, das müsstest du eigentlich am Besten wissen“, entgegnete der Lockenkopf. „ Wer hat dir denn immer auf Wunsch aus der Patsche geholfen, oder auch auf Bitten von dir und Saber den Phantomwesen in den Hintern getreten?!“ Fireball sah kurz in Aprils große blaue Augen, ehe er dem Cowboy konterte. „Also, ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals in der Patsche saß!“ Er tat so als würde er grübeln. „Auch kann ich mich nicht daran erinnern, je einen Wunsch geäußert zu haben! Ich habe sie nur erfüllt…“, wieder blickte er zu April, die sich in seinen braunen Augen verlor. Colt grinste vergnügt: „Ach ja? Welchen denn? Miss Eagle steht ja immer noch ohne Begleiter hier neben mir!“ Viel sagend blickte der Scharfschütze seinen Partner an. Fireball hatte die Anspielung durchaus verstanden und wollte gerade kontern, doch April war schneller. „COLT!“ Die Blondine hatte es geschafft sich von Fires Augen zu lösen und funkelte den Cowboy wütend an. „Was fällt dir ein mir so etwas vorzuhalten?! Wo ist Robin eigentlich? Du stehst ja auch ohne Begleitung hier!“ Mandarin trat auf die drei Star Sheriffs zu. „Na, wen haben wir denn da?“ „Hey, heißer Feger!“, begrüßte Colt Mandarin und nahm sie sofort in eine kräftige Umarmung. Da die Rothaarige zierlicher und ein wenig kleiner als April war, hob der Cowboy sie locker vom Boden hoch und setzte sie gekonnt wieder an Ort und Stelle ab. Unbemerkt trat eine weitere Frau auf die Freunde zu. Sie hatte Colts Worte gehört und auch gesehen, wie innig er die junge Rothaarige begrüßt hatte. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und beobachtete den Kuhhirten. „So, so, hab ich dich also auf frischer Tat ertappt“, zog die Frau alle Aufmerksamkeit auf sich. Es war Robin, die sich fein herausgeputzt hatte und ebenfalls auf die Feier eingeladen worden war. Das war Commander Eagles kleine Überraschung für den Cowboy. Der alte Mann wusste doch, wie sehr Colt sich auf seinen Urlaub mit Robin gefreut hatte, wieso also nicht schon einen Tag vorher ein Treffen arrangieren? Auch Aprils Vater kam auf die kleine Gruppe zu. „Na, wie findest du meine Überraschung?“ Colt fiel die Kinnlade nach unten. Doch plötzlich änderte sich schlagartig sein Gesichtsausdruck. Er ließ Mandarin unsanft los und schob sie beiseite. „Mensch, Commanderchen, das ist ja wirklich eine Überraschung.“ Schon stürmte er auf Robin zu, schloss sie in seine starken Arme und drückte ihr einen dicken, langen Kuss auf die Lippen. „Er ist begeistert, Daddy!“ April grinste ihren Vater an, doch dann trat noch eine Person auf die Gruppe zu. Es war ein Offizier, etwa in Sabers Alter, und reichte April die Hand. „Das ist meine Tochter April Eagle, Navigatorin von Ramrod“, stellte er vor und wandte sich an die Blondine. „April, Offizier Brown möchte dir ein paar Fragen zu Ramrod stellen. Hast du ein paar Minuten Zeit?“ Unsicher blickte sie zu Fire und Mandarin, doch dann nickte sie. „Ja, gerne!“ Offizier Brown führte April weg und auch Commander Eagle verschwand wieder in der Masse. „Ui, wenn das kein Kupplungsversuch vom Boss war“, bemerkte Mandarin baff und freute sich, dass die Konkurrenz aus dem Weg war. „Wie kommst du darauf?“, hakte Fireball nach und suchte in der Menge nach April. Mandarin schmiegte sich an ihn und fuhr ihm mit ihrem Zeigefinger über die Brust. So lenkte sie wenigstens seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ach, komm, stell dich doch nicht so unwissend. Der Krieg ist vorbei und Eagle hat bestimmt nicht ewig vor hier zu arbeiten. Der sucht sich jetzt einen passenden Schwiegersohn und hofft auf ein paar Enkel.“ Der Gedanke daran gefiel Fireball überhaupt nicht. Aber andererseits hatte er keinen Einfluss auf April und ihr Liebesleben. Sie waren nur Freunde und das hatte sie ihm klar zu verstehen gegeben - mit ihrer Ohrfeige und ihrem abweisenden Verhalten. Nur war er selbst zu blauäugig und naiv um das begreifen zu wollen. Langsam, als Mandarin ihn mit der Nase auf die Tatsachen gestoßen hatte, schien er es zu verstehen und auch zu akzeptieren. Er war ihr bester Freund, das musste er allmählich einsehen. „Wollen wir tanzen, Turbo?“ Mandarin nahm seine Hand zwischen ihre Finger und zog ihn langsam mit sich. „Nur einen einzigen Tanz“, bettelte die Rothaarige weiter als sie Widerstand spürte. Aus dem einen Tanz wurden doch ganz viele. Fireball machte es Spaß mit Mandarin übers Parkett zu toben und es war eine willkommene Abwechslung für sein Gefühlschaos. April befand sich nach wie vor in einem Gespräch mit Offizier Brown. Hauptsächlich redete er über seine Arbeit oder erkundigte sich nach der Entwicklung von Ramrod, nur um wieder auf seine Arbeit zurückzukommen. Kurz gesagt, sie fand ihn langweilig. Und dann stach ihr immer wieder ein Paar ins Auge, das die Nacht über tanzte und keine Pause zu brauchen schien. Das schlimmste war jedoch daran, dass Fireball es war, der eine solche Ausdauer an den Tag legte. Wieso tanzte er nicht mit ihr? Wieso forderte er sie nicht auf? Seine Antwort war immer die gleiche gewesen, als sie ihn des Öfteren darauf angesprochen hatte: Er sei ein Tanzmuffel. Warum hatte er dann so sichtlichen Spaß mit Mandarin? April blickte sich Hilfe suchend in dem großen Saal um. Robin und Colt waren, wie Fire und Mandarin, auf der Tanzfläche und Saber hatte sich von einem diplomatischen Gespräch ins nächste gestürzt. Die Blondine hoffte nur, wenn er alle Offiziere, Kommandanten und Könige durchhatte, dass er ihr aus der Patsche half. Doch musste sie solange mit Offizier Brown alleine klar kommen. Niemand bemerkte wie der Tag sich dem Ende neigte und die Zeiger der Uhr unaufhaltsam auf Mitternacht schritten. Noch ein paar wenige Minuten würde es zum großen Feuerwerk und Aprils Geburtstag dauern. Commander Eagle trat auf das Podest und bat in dem großen Saal um Ruhe und Aufmerksamkeit. Nach endlosen Sekunden war auch der letzte Rekrut verstummt und alle blickten zu dem älteren Mann, der nach seiner Tochter rief und sie bat zu ihm zu kommen. Offizier Brown ließ es sich nicht nehmen sie zu begleiten. April wusste nicht so recht was vor sich ging. Ihr Begleiter des Abends blieb vor dem Podest stehen, während April sich zu ihrem Vater stellte. Ihre blauen Augen blickten ihn besorgt und unsicher an, als die Uhren Zwölf schlugen und der gesamte Saal in ein Happy Birthday einstimmte. Auch Commander Eagle sang lauthals mit, ließ aber seine Tochter nicht aus den Augen. Sie fühlte sich unwohl, ja sie schämte sich fast, der Mittelpunkt dieser Menschenmasse zu sein. Am liebsten wäre sie weggerannt, doch schon trat Offizier Brown auf sie zu, umfasste sie sanft an den Armen und hauchte ihr ein Küsschen in den Mundwinkel. Noch erröteter wusste April einfach nicht mehr weiter. Commander Eagle beobachtete das erfreut, Colts Gesicht verdunkelte sich und wollte nach seinem Hut greifen, um diesen Anblick nicht länger zu ertragen, doch dieser war ja nicht an seinem Plätzchen. So umfasste er seine Robin und drückte sie fest an sich, die sich für April zu freuen schien. Saber stand zwischen Prinz Roland und König Jarred und wusste nicht mehr was er davon halten sollte. Einerseits war Colt der festen Überzeugung, dass aus den jüngeren Freunden ein Pärchen würde, doch andererseits hatte Fireball den ganzen Abend allein mit Mandarin verbracht und April wurde von einem, für ihn, fremden Mann geküsst. Mandarin grinste übers ganze Gesicht, denn nun schien der Weg komplett frei zu sein. Fireball hingegen musste sich sehr zurückhalten um diesen Armleuchter nicht alle Knochen zu brechen. Wie konnte er es wagen April zu küssen und das gleich am ersten Abend? Commander Eagle zog die Aufmerksamkeit aller auf sich: „Wir haben ein Feuerwerk organisiert. Es wird in ein paar Minuten gezündet!“ Langsam setzte sich die große Masse in Bewegung in Richtung Ausgang. Auch Commander Eagle verschwand zwischen den Leuten. Nachdem auch die letzten Gäste in Richtung Ausgang unterwegs waren, wandte sich April mit all ihrer Unsicherheit, wegen dem Kuss, ihrer Wut, die sie auf Fireball und seine Ignoranz hatte, und ihrer Traurigkeit, wegen Mandarin, die mehr Aufmerksamkeit von dem Rennfahrer bekam als April selbst, zu Offizier Brown. Nur noch die beiden standen auf dem Podest. „Hast du `nen Knall?!“, fauchte sie und gab ihm eine saftige Ohrfeige. Der blickte erst nur verdattert zurück. Doch dann wuchs in ihm die Wut. Wie redete denn dieses Mädchen mit ihm?! „Wieso küsst du mich? Und das auch noch vor dem ganzen KOK!?!“ Er wollte gerade ansetzen etwas zu erwidern, als sie ihm aber schon wieder über den Mund fuhr. „Ich weiß, was du vorhast, aber daraus wird nichts“, verkündete sie stolz und kehrte ihm den Rücken zu. Sie eilte zum Ausgang um Abstand zu gewinnen, nicht nur von Offizier Brown, sondern auch von ihren Gefühlen. Vielleicht würde ihr die frische Nachtluft helfen und wieder für Klarheit in ihrem Inneren sorgen. Das Feuerwerk begann mit einem lauten Zischen und Pfeifen und die ersten Raketen schossen in den Sternenklaren Nachthimmel. Immer mehr Raketen folgten der Ersten und erhellten die Nacht. April stand allein etwas abseits und versuchte ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Sie fühlte sich unwohl, allein gelassen und missverstanden. Sehr wohl war ihr klar, dass ihr Vater die Fäden gezogen hatte und dieses Treffen arrangiert hatte. Es war alles geplant und April fühlte sich verraten. Inzwischen sorgte nicht nur Fireball für dieses Chaos, sondern auch noch Commander Eagle. Wieso überließ er nicht April die Entscheidung, wen sie kennen lernen wollte und wen nicht? Sie war alt genug um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Warum bevormundete ihr Vater sie noch? Fireball näherte sich April, jedoch wuchs die Wut im Bauch mit jedem Schritt an. Wie konnte sie sich auch nur von ihm küssen lassen? April war doch sonst nicht so leicht zu haben. Sollte dieser Offizier es wirklich geschafft haben, die Blondine um den Finger gewickelt zu haben? Fireball wollte es von ihr hören. Doch als er bei ihr stand, verließ ihn der Mut. Wie sollte er ihr solche Fragen stellen, ohne auf seine Gefühle für sie zu sprechen zu kommen? Eines war für ihn klar: Er würde ihr nicht gestehen, dass sie ihm den Kopf verdreht hatte, denn er wollte sie nicht als Freundin verlieren. Stumm stand er bei ihr und beschloss das Gespräch ruhig zu starten, in dem er ihr gratulierte, doch in dieser Zeit des Schweigens übernahmen Aprils Gefühle die Kontrolle. Warum stand er jetzt hier? Wieso sagte er nichts? Wo war eigentlich Mandarin? Sie war doch schon den ganzen Abend bei ihm, wo war sie jetzt? Sie fühlte, wie sich ihr Herz verkrampfte. Zuerst sagte er diese verletzenden Worte, auch wenn sie nicht für ihre Ohren bestimmt waren, sie hatte sie gehört. Anschließend schmiss er sie aus seiner Wohnung, ohne mit der Wimper zu zucken. Wollte er sie nicht verstehen? Konnte er sich nicht denken, was er ihr angetan hatte oder was er ihr antun würde, sollte er wieder Rennfahrer werden? Sie wollte ihn nicht verlieren. Konnte er sich nicht annähernd vorstellen, was er für Gefühle in ihr auslöste, wenn er sie nur mit diesen braunen Augen ansah? Ein Blick genügte und er hatte sie um den kleinen Finger gewickelt… Das machte April Angst… Denn sie wusste, dass er ihr wehtun würde. Er hatte es schon mehrmals getan und es würde noch schlimmer werden - durch seine Zuneigung zu Mandarin. Es tat weh zu sehen, dass ihm Mandarin gefiel. Warum stand er jetzt neben ihr und sagte kein Wort? Machte es ihm Spaß sie so zu quälen? Zynisch und kalt klang ihre Stimme, als sie, ohne ihn anzusehen, bissig das bevorstehende Gespräch abwürgte: „Du musst nicht auf mich aufpassen. Mir passiert schon nichts. Der Krieg ist vorbei und Jesse Blue ist tot!“ Fireball fühlte sich angegriffen und konterte prompt: „Denkst du etwa es geht immer um dich? Keine Sorge, Miss Eagle, ich wollte dir nur zum Geburtstag gratulieren, mehr nicht!“ „So, was du nicht sagst“, ihre Stimme strotzte voller Sarkasmus. „Vielen Dank für deine Glückwünsche!“ Fireball platzte der Kragen. Ruckartig drehte er sich zu April, packte sie fest, jedoch ohne sie zu verletzen, an ihren Schulter und zwang sie mit festem Druck, sich zu ihm zu drehen. „Verdammt noch mal und eins! Was ist los mit dir? Wo liegt dein Problem? April, rede mit mir!“, forderte er wütend. Er hatte diese Spielchen satt! Die Blondine spürte den festen Handgriff auf ihren Schultern und merkte wie sich sein Griff voller Ungeduld verfestigte. „Du tust mir weh“, flüsterte sie ängstlich, auch wenn sie wusste dass es nicht stimmte. Sie hatte Angst vor ihm und seiner Reaktion und ließ ihn nicht aus den Augen. „Ganz ruhig, Matchbox“, mischte sich Colt ein, der plötzlich neben dem Japaner stand und ihm beruhigend die Hand auf die Schulter legte. „Du kannst sie jetzt loslassen. April läuft nicht weg!“ April bemerkte erst jetzt, dass Robin, Saber und Colt bei ihnen standen. Und schon lockerte sich Fire’s Griff und ließ ganz von ihr ab. Sofort schnappte sich Robin April und stellte sich neben das junge Mädchen, legte schützend ihre Arme um die Blondine und drückte sie zärtlich an sich. Saber baute sich vor Fireball auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit einem tadelnden Blick verlangte er eine Erklärung von dem Jüngsten des Teams. „Was ist los? Könnt ihr euch nicht einmal benehmen und eure Kindereien zurückhalten?!“ Fireball zog den Kopf ein. Ihm war klar, dass er sich nicht richtig verhalten hatte, aber April schaffte es immer und immer wieder ihn zu provozieren und ihn zum Überkochen zu bringen. „Tut mir leid“, flüsterte Fireball reumütig. „Ach ja?!“, mischte sich April bissig ein. „Den Eindruck hab ich nicht!“ „Es reicht, April! Das gleiche gilt für dich. Euer Kindergartengetue könnt ihr bleiben lassen. Ihr seid erwachsen also verhaltet euch auch so!“ April verbiss sich den nächsten Kommentar und wandte den Blick gen Boden. Commander Eagle trat auf seine Truppe zu. Er hatte die Spannungen zwischen den Freunden gemerkt, jedoch wusste er nicht, was passiert war. Friedensstiftend mischte er sich ein: „Gefällt euch das Feuerwerk?“ Saber nickte: „Ja, Commander Eagle!“ Sein Blick fiel auf April, die nach wie vor in Robins Armen geschlossen war und auf Fireball der schuldbewusst zum Boden sah. Wenn es Commander Eagle nicht besser wüsste, würde er auf eine Beziehungskrise tippen. Allerdings wusste er, dass seine Tochter und Fireball nur Freunde waren. Oder lag er da falsch? Lief zwischen den beiden etwas und er hatte nichts mitbekommen? Misstrauisch beäugte er seine Tochter. Sie wirkte sehr verletzt und traurig, wollte es sich aber nicht anmerken lassen. Auch fiel sein Blick zu dem Piloten von Ramrod. Commander Eagle konnte aber nichts aus Fireballs Gesichtsausdruck schließen. Seine Gefühle waren hinter einer Maske versteckt. Der Chef des Team Ramrods beschloss die beiden zu beobachteten. Sollte etwas laufen, würde er das auch herausfinden und dann gäbe es Konsequenzen für beide! „Ist alles in Ordnung? Gibt es Probleme?“, fragte Eagle weiter. Fireball blickte seinen obersten Chef an und nickte auf die erste Frage. Auch Saber bestätigte seinen Piloten. „Es gibt keine Probleme, Commander!“ Eagle gab sich trotzdem nicht zufrieden und wandte sich an seine Tochter: „Du siehst nicht gut aus, Schatz!“ April zuckte zusammen. Schließlich war ihr Vater mit Schuld an dem Chaos. Sie blickte auf und suchte die Augen des Commanders. „Nichts ist in Ordnung, Commander Eagle. Im KOK sind Beziehungen…“ „…erlaubt. Sie sind nur in den Außentruppen und Teams verboten! Es ist zu gefährlich ein Paar an Board zu haben, da Gefühle die Arbeit beeinträchtigen können! Wenn der Partner in Gefahr schwebt, schaltet der Verstand automatisch aus! Das ist zu riskant für das Team und den Einsatz! Es geht um die Sicherheit der Angestellten des gesamten Kavallerie Oberkommando.“ „Verdammt, Daddy! Was sollte die Aktion mit diesem Offizier?! Glaubst du nicht auch, dass ich mir meine Freunde selbst aussuchen kann?“ Alle verstummten. Dass April ihrem Vater so über den Mund fuhr, war keiner von ihnen gewohnt und in Fireball keimte ein kleiner Funke Hoffnung auf, dass sie ihre Wut nicht allein wegen ihm hatte. „April, rede nicht in diesem Ton mit mir! Vergiss nicht, ich bin nicht nur dein Vater, sondern auch dein Vorgesetzter!“ „Aber ich rede zu dir als deine Tochter und nicht als deine Angestellte!“ Robin drückte ihr kurz die Schulter und brachte somit April kurzzeitig zum Schweigen. Wieder blickte der Vater der Blondine zu Fireball und in ihm breitete sich immer mehr das Gefühl aus, dass dieser Junge etwas mit den schlechten Manieren seiner Tochter zu tun haben könnte. „Wir sprechen uns noch einmal, April, unter vier Augen in einem privaten Gespräch!“ Mit diesen Worten unterband Commander Eagle jede Widerworte. Auch Fireball würde er sich vorknöpfen, doch das hatte noch ein wenig Zeit! Zuerst war seine Tochter dran. Freitag Teil III ---------------- Kapitel 7 Die Situation war unangenehm. Wie konnte er für eine lockere Stimmung sorgen? Colt war nie um einen Spruch verlegen, doch im Beisein des Commanders und den schuldbewussten Blicken von Fireball und April, wollte dem Cowboy kein rettender Gedanke einfallen. Wie um alles in der Welt konnte die Lage nur so entgleisen? Er hatte definitiv etwas nicht mitbekommen und das störte Colt gewaltig. Irgendetwas musste zwischen den beiden Jüngsten vorgefallen sein, dass ihm entgangen war, sei es er hatte nicht aufgepasst oder er war nicht anwesend gewesen. Eines war klar: Die beiden hatten ein großes Problem, dass sie nicht aus der Welt schaffen konnten, egal ob sie wollten oder nicht. Nur wie sollte Colt das Thema vor Commander Eagle anschneiden, wo Saber ihm doch jetzt versichert hatte, dass es keine Schwierigkeiten gab? Ein lockerer Spruch musste her, darüber war sich der Cowboy klar, nur wie? „Robin, Schatz, ich sehe unseren Urlaub schon flöten gehen, da ich wohl eher eine Beerdigung ausrichten muss!“ „Was?!“ April befreite sich aus Robins Umarmung und blinzelte den Scharfschützen böse an. „Ich werde niemanden umbringen, nur wenn ich einmal ein wenig sauer bin!“, fauchte sie zurück. Doch dann besann sie sich eines besseren, da immer noch ihr Vater anwesend war. Sie stemmte locker lässig die Hände in ihre Hüfte und blickte den Cowboy keck an. „Außerdem, Cowboy, hab ich nicht vor meinen kostbaren Urlaub mit dir zu teilen! Du wirst schön brav Robin in den Koffer packen und dir ein paar ruhige Tage auf Tranquility gönnen. Nach den Strapazen des Krieges muss der Held der Waffen sich ausruhen und zu Kräften kommen, um für seine neue Tätigkeit als Ausbilder fit zu sein!“ Commander Eagle beobachtete das Szenario überrascht. Erst hatte er wirklich die Vermutung gehabt, dass die beiden einen ernsthaften Streit herauf beschworen, doch nun atmete er erleichtert aus. Sie waren also doch vernünftig und zuverlässig. „Held der Waffen?“, Colt schluckte kräftig. „Wie komme ich denn zu so einer Ehre, Prinzessin?“ April lächelte und es waren ihre ehrlichen Worte, die das ganze unterstrichen: „Na, ganz einfach Colt, ohne dich hätten wir es nie geschafft, die Outrider zu besiegen.“, sie pausierte kurz und funkelte ihren Freund wieder herausfordernd an: „Stellt euch doch mal vor, was wir ohne einen schießwütigen Cowboy gewesen wären?“ Fireball und Saber wollten sich schon beschweren, als sie aber Aprils Neckerei hörten. „Tja, wir wären wohl nicht so eine schießwütige Truppe gewesen, stimmt`s Colt?“ Saber stupste den Freund in die Rippen und dieser verzog seinen Mund zu einer Schnute. Erfolglos versuchte er den Blicken seitens Robin auszuweichen. Die blonde Lehrerin war weder begeistert von Aprils Aussage noch von dem Gedanken an Waffenbesitz. Und das ihr Freund eine Waffe besaß, würde sie ihm noch austreiben. Ein Offizier trat auf die Truppe zu. „Captain Yamato, Commander Eagle, könnten Sie eine Minute Ihrer Zeit entbehren? Da hinten gibt es ein kleines Problem!“ „Wir kommen! April, wir sehen uns die Tage. Und euch allen einen schönen Urlaub!“ Commander Eagles Blick blieb an Fireball hängen, ehe er dem Offizier folgte. Auch Mandarin eilte hinterher, warf allerdings zuvor noch ein: „Wir sehen uns!“ So verschwanden die drei in der Menge. „Wo wir schon beim Thema Urlaub sind“, merkte Colt an und blickte zu Saber. „Ja, April, wir haben ein kleines Geschenk für dich“, übernahm der Recke das Wort. „Es ist ein super tolles Geschenk für deinen super tollen Geburtstag, da du auch ein super tolles Mädchen bist“, begeisterte sich Colt dafür. Aprils Augen drückten leichte Skepsis aus, da sie Colt selten so reden hörte. Robin und Fireball, der überhaupt nicht informiert war, staunten über die Worte. Saber übernahm wieder das Wort. „Du hast dir mal ein wenig Abstand und Ruhe vor uns verdient und da dachten wir, ein Wellnesswochenende wäre genau das richtige für dich.“ April glaubte nicht richtig zu hören. Sie wusste ja gar nicht, wie einfallsreich ihre drei Jungs sein konnten. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Du kannst eine Freundin mitnehmen“, erzählte Saber weiter und zog eine kleine Karte hervor. „Es ist alles bereits erledigt, du musst nur noch hier anrufen und einen Termin vereinbaren.“ Das Lächeln wurde zum Strahlen und auch ihre blauen Augen leuchteten glücklich. „Vielen Dank, Jungs!“ Erst fiel sie Saber um den Hals, ehe sie sich dem Cowboy widmete und ihn fast erdrückte. Sie wandte sich eben zu Fireball um und wollte ihm ebenfalls dankbar um den Hals fallen, als dieser aber missmutig erwähnte: „Wieso erfahre ich eigentlich nichts? Ich bin immer der Letzte der über solche Dinge informiert wird. Das ist ziemlich unfair von euch!“ Dass seine Worte April trafen und sie verletzten, merkte er gar nicht. Erst als er ihre Stimme vernahm, die leise, zitternd und fast weinerlich klang, wusste er was er wieder angerichtet hatte. „Trotzdem, danke!“ Sie wollte ihre Traurigkeit überspielen, doch hatte sie kaum noch die Kraft dafür. Sie spürte die Tränen, die sich in ihren Augen sammelten, doch weigerte sie sich diese zu weinen. Sie setzte ein Lächeln auf und blickte zu Saber und Colt auf. „Ich frage Deena, ob sie mit mir verreisen möchte! Vielen Dank, Jungs!“ „Wie geht es der lieben Deena überhaupt?“ Fireball wollte seinen Fehler wieder gut machen und sich bei ihr entschuldigen, doch wusste er nicht, wie er das schon wieder anstellen sollte. April konnte ihm kaum in die Augen sehen. „Ihr geht es gut! Wir treffen uns morgen auf einen Kaffee in der Stadt. Also vielen lieben Dank für alles und macht euch einen schönen Urlaub. Ich geh jetzt noch mal zu General White-Hawk und dann werde ich nach Hause verschwinden. Bis in zwei Wochen!“, verabschiedete sie sich kurz angehalten und verschwand. Keine Sekunde länger hätte sie es mit ihm ausgehalten. Wieso war er so gefühllos? Wieso konnte er seine Unwissenheit nicht verbergen? Kaum war April verschwunden, traf ein vernichtender Blick Fireball und nicht wie erwartet von Colt, sondern von Robin. „Sag mal, Kleiner, du hast überhaupt keine Ahnung, wie man sich benimmt, oder?“ Bis jetzt hatte Robin eigentlich einen recht guten Eindruck von dem Rennfahrer gehabt, doch sein Verhalten, das ihm an diesem Abend schon zweimal für Schwierigkeiten sorgte, ließ sie ihre Meinung schlagartig ändern. „Wie kannst du April nur sagen, dass du von nichts wusstest? Feingefühl oder Taktgefühl hast du wohl gar nicht!“ „Hey, Moment mal Robin, bitte“, wollte sich der Heißsporn rechtfertigen als er von Colt einen bösen Seitenhieb erhielt. „Sag mal, wo hast du bloß deinen Kopf, wo hast du den?“ Wütend funkelte der Cowboy ihn an. „Du kannst hier doch nicht so eine Parade liefern, kannst du nicht! Erst ziehst du die ganze Zeit mit Mandarin rum, dann schaffst du es nicht einmal ihr ordentlich zu gratulieren und jetzt… Du lässt kein Fettnäpfchen aus.“ Fireball hasste es, wenn sie alle auf ihm herum hackten. „Stimmt, Colt“, antwortete er mehr als gereizt. „Irgendwann musste ja dein Verhalten auf mich abfärben!“ „Was hast du gesagt?“, brauste der Scharfschütze auf. „Ich setze mich bei niemandem so in die Nesseln!“ „Nein, tust du gar nicht. Immer und immer wieder hast du Dinge getan, die auch nur dir passieren konnten! Nach zwei Jahren ist es doch nur selbstverständlich, dass man die Gewohnheiten anderer übernimmt.“ „Bestimmt nicht, Turbo! Das hättest du jetzt gern, damit du eine ordentliche Ausrede bei unserer Süßen hast, aber vergiss es! Ich lasse mich da nicht mit reinziehen. Ihr habt ein Problem miteinander! Sag ihr endlich, dass du sie liebst! Sag es ihr, dass du dich wie ein Trottel benimmst, weil du nicht weißt, wie du dich ihr gegenüber verhalten sollst! Sag ihr es so wie es ist und hör mit diesem Blödsinn auf!“ „Du spinnst doch, Colt! Du reimst dir da irgendwas zusammen, was gar nicht stimmt. Du möchtest, dass wir zusammen kommen, weil wir in deinen Augen ein nettes Pärchen abgeben würden. Doch du täuscht dich da!“ Diese Angriffe musste er nicht auf sich sitzen lassen. Auch wenn er wusste, dass der Freund Recht behielt. Aber warum diskutierte jeder mit ihm über seine Gefühle? Diese gingen niemanden außer ihn etwas an. Nicht einmal April durfte etwas davon erfahren. Zu groß war die Gefahr, dass sie ihn auslachen könnte um ihm daraufhin mitzuteilen, dass er niemals ihre Kragenweite war. Und er wusste, dass sie eher Typen mochte, die Offiziere oder noch höher gestellt waren. Er hatte längst eingesehen, dass er sich ihr gegenüber immer wieder falsch verhielt, doch wusste er nicht, wie er sich bei ihr richtig verhalten sollte. Sie war ganz anders als alle anderen Frauen, die er bis jetzt kennen gelernt hatte. „Ich glaube nicht, dass ich mich täusche“, wollte Colt erneut wiederholen als ihn Saber unterbrach. Die Töne, die seine besten Freunde anschlugen, gefielen ihm überhaupt nicht. Und sei es so, dass April und Fireball im Clinch lagen, so glaubte er fest daran, dass sie sich wieder versöhnten. Sie mussten ihnen nur die Zeit dazu geben und die Ruhe gab es in den letzten stressigen Tagen einfach nicht. Vielleicht würde der getrennte Urlaub den beiden zur Einsicht verhelfen um in zwei Wochen das ganze Thema noch einmal in Ruhe anzusprechen. „Colt, es bringt nichts einen neuen Streit anzufangen. Ich glaube, die zweiwöchige Ruhepause wird uns allen gut tun um uns zu besinnen!“ Fireball biss sich auf die Lippen. Auch Colt verstummte und blickte zu Robin, die Saber stumm nickend zustimmte. Colt begann zu schmunzeln und knuffte Fireball in den Bauch. „Aber ich hoffe doch, dass die Besinnung auch dich erreicht!“ Auch Fireball lächelte wieder. „Mal sehen, wird bestimmt wieder, Cowboy!“ „So gefällst du mir schon besser“, lachte Colt und zog Robin in seine Arme. „Wir werden uns dann mal in die Kojen schwingen, da wir ganz früh abreisen werden.“ „Macht euch ein paar schöne Tage ihr zwei!“, wünschte Saber dem Pärchen. „Dito, und bleibt anständig“, konterte Colt, zwinkerte und zog Robin mit sich. „Ich werde auch ganz früh abreisen! Fire, halt die Ohren steif!“ „Ebenso, Säbelschwinger!“ Auch Saber verschwand und als Fireball gehen wollte, kam Mandarin herbeigeeilt. „Entschuldige, es gab ein kleines Problem, aber jetzt funktioniert wieder alles. Wo sind denn die anderen?“ „Sie sind alle nach Hause gegangen“, antwortete der Rennfahrer und grinste Mandarin an. „Und was machen wir zwei Hübschen heut noch?“ „Willst du etwa auch schon gehen? Dabei fängt die Party doch jetzt erst an“, gab die Rothaarige entsetzt zurück. Aus der Halle erklang laute Musik und die Masse teilte sich auf. Einige blieben draußen stehen, andere betraten wieder die Halle. „Wir hatten nur ein Problem mit der Musik. Komm schon, Fire, du kannst mich nicht alleine lassen!“, bettelte sie fast. „Bitte!“, fügte sie noch Augen klimpernd hinzu. „Na, gut“, gab er nach. Eigentlich war er nicht in Feierlaune, doch mit Mandarin wurde der Abend bestimmt nicht langweilig und vielleicht brachte sie ihn auf andere Gedanken? Warum eigentlich nicht? So nahm er sie an die Hand und führte sie wieder in die Halle, wo sich sehr viele Offiziere und Gäste auf der Tanzfläche eingefunden hatten. Die beiden mischten sich unter die vielen Tanzenden. Freitag Teil IV und Samstag Teil I ---------------------------------- So, also es geht auch mal bei mir weiter ;) Viel Spaß beim Lesen! Die Halle glich inzwischen eher einer Disco. Nur wenige Lampen leuchteten noch und auch warfen Scheinwerfer ihre bunten Lichtstrahlen durch den Raum. So ziemlich alle Kadetten und Offiziere tanzten zu der Musik, die ein DJ auflegte. Die Siegesfeier glich inzwischen einer großen Party. Nur die Generäle und älteren Kommandanten hielten sich dezent im Hintergrund und überließen dem jungen Volk die Tanzfläche. Unter den vielen Tanzenden befanden sich auch Mandarin und Fireball. Sie tanzten bereits seit Stunden. Mandarin strahlte ihren Freund an, der anfangs ein wenig bedrückt wirkte, doch jetzt schien er ebenfalls Spaß zu haben. Ihre blauen Augen musterten ihn. Seine wuscheligen braunen Haare bewegten sich mit der Musik. Seine braunen Augen hielten ihre blauen Augen fest, als wäre ein unsichtbares Band gespannt, das es ihr unmöglich machte den Blickkontakt zu lösen. Sein Jackett hatte er längst abgestreift und über einen Stuhl gehängt. Inzwischen waren auch die obersten Knöpfe aufgeknöpft und die Ärmel hatte er ebenfalls hochgekrempelt. Mandarin lächelte. Er sah zu gut aus und er tanzte mit ihr! April schien die Flucht ergriffen zu haben. Was auch immer zwischen den beiden vorgefallen war, Mandarin würde ihn nicht drängen. Zu groß war die Angst ihn dadurch zu verjagen. Sie würde geduldig warten bis er von sich aus zu reden begann. Sie wollte ihn nicht verlieren! Im Gegenteil sogar, hoffte die Rothaarige, dass er bald ihre Zuneigung erwiderte. Und wie konnte es denn besser starten als mit ihm zu tanzen? Ihre Augen begannen zu leuchten und Fireball fragte sich, woran sie wohl dachte. Inzwischen war ihm so heiß, dass er die obersten Knöpfe seines Hemdes aufgeknöpft hatte und auch die Ärmel hochgekrempelt hatte. Wenn er gewusst hatte wie anstrengend das Tanzen sein konnte, hätte er sich nie mit Mandarin darauf eingelassen. Er war kein guter Tänzer, und schon gar nicht so gut wie der edle Säbelschwinger und der Kuhtreiber. Ja, Colt konnte tanzen und Fireball fragte sich immer wieder woher er das konnte. Er selbst konnte es nicht. Zumindest hatte April es ihm gesagt, wenn er ihr zum wiederholten Male auf den Fuß gestiegen war. Er gestand sich ein, dass er, so wie er jetzt mit Mandarin tanzte, nie mit April getanzt hatte. Sie tanzten locker mit ein wenig Abstand zwischen sich. Und so wie alle um sie herum tanzten, wie er feststellte, als er sich umsah. Für April hatte er extra Walzer gelernt, da sie ihn auf jedem öffentlichen Empfang auf die Tanzfläche zog. Doch Taktgefühl und Feingefühl hatte er nicht. Ein trauriges Schmunzeln trat ihm auf die Lippen. Robin hatte ihm das gleiche an diesem Abend vorgehalten. Feingefühl und Taktgefühl. Egal ob beim Tanz, bei einer Unterhaltung oder beim einfachen Umgang mit ihr, ihm schienen diese zwei wichtigen Eigenschaften zu fehlen. „Was ist mit dir?“ Mandarin hatte den veränderten Gesichtausdruck sehr wohl bemerkt. „Woran denkst du?“ Sie biss sich auf die Lippen, wollte sie ihn doch nicht drängen. Fire stutzte. Er konnte nicht mit Mandarin über diese Probleme reden. Erstens konnte er mit niemanden darüber reden und zweitens waren Mandarin und April Freundinnen. Es kam nicht gut bei einer über die andere zu reden. „Es ist nichts! Komm lass uns Spaß haben!“ Mit diesen Worten zog er sie überschwänglich an sich und hob sie ihn die Luft. Dabei drehte er sich mit ihr im Kreis, ehe er sie wieder auf den Boden ließ. April wurde beim Gehen von König Jarred und Kronprinz Roland aufgehalten und stand mit den Beiden an der Bar mit Sicht auf die Tanzfläche. Die gemeinsame Unterhaltung war sehr interessant, da April viel von den Monarchen erfuhr. Roland erzählte ihr, dass er bald heiraten müsste und sein Vater viele verschiedene Bälle organisierte um ihm die Richtige zu suchen. Der Prinz klang eher genervt, während sein Vater herzhaft lachte. Dass es seinen Sohn stören könnte, war dem Monarchen nie in den Sinn gekommen. Doch jetzt, da der Krieg sein Ende gefunden hatte, war es an der Zeit an die Zukunft seines Sohnes zu denken und auch an seine eigene. April dachte an ihr erstes Treffen zurück. Damals waren beide so störrisch und wollten sich nicht helfen lassen. Sie haben das Team Ramrod unter Hausarrest gesetzt und sich im Kampf gegen die Outrider nicht helfen lassen wollen. Zum Glück hatten sie dem KOK am Ende doch Vertrauen entgegengebracht und so war ein freundschaftliches Bündnis daraus geworden. „Aber ich möchte bald Enkelkinder und du bist im heiratsfähigen Alter!“, vernahm April die lachende tiefe Stimme des Königs. „Vergiss es, Vater“, kam prompt die Antwort im französischen Akzent. April lächelte. Zum Glück hatte sie diese Diskussion nicht mit ihrem Vater. Es reichte schon, dass er einen Kupplungsversuch gestartet hatte. „Prinz Roland, ich sehe wir haben es nicht leicht mit unseren Vätern.“ König und Prinz stutzten und blickten April an. „Mein Vater hat heute ein Date für mich arrangiert! Aber von Enkelkindern hat er noch nicht gesprochen“, erklärte April freundlich. Zum Glück, fügte sie in Gedanken hinzu. Prinz Roland stutzte und blickte seinen Vater skeptisch an. „Das kenne ich“, antwortete dieser und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Und jetzt sind wir schon dabei eine Verlobte für mich zu finden! April Eagle, ich fürchte wir teilen das gleiche Schicksal!“ Alles in französischem Akzent und ohne ein Fünkchen Ironie oder Spott trieb April die Röte ins Gesicht. König Jarred lachte herzlich auf. „Miss Eagle, möchten Sie nicht ebenfalls auf dem Ball teilnehmen? Bei meinem Sohn sind noch alle Chancen offen!“ Aprils Farbe wurde dunkler und sie blickte fast entsetzt zwischen Roland und Jarred hin und her. „Vater!“, tadelte Roland den Monarchen, der sich vor Lachen nicht mehr einbekam. „April, ich möchte mich für das schlechte Benehmen meines Vaters entschuldigen.“ Prompt verstummte das Lachen und der König blickte seinen Sohn mit einem seltsamen Blick an. „Wie bitte?!“ Auch Roland erwiderte diesen Blick und April begann jetzt zu lachen. Diese Szene war zu köstlich. „Entschuldigung“, brachte sie gerade so hervor, denn die erneuten Gesichtausdrücke sprachen wieder Bände. Sie drehte sich zur Tanzfläche um sich abzulenken und geriet auch sofort ins Stocken. Ein Pärchen stieß ihr sofort ins Auge. Es waren Fireball und Mandarin, die eng miteinander tanzten. Plötzlich hob ihr Kollege die Rothaarige in die Luft, drehte sich mit ihr und ließ sie gekonnt wieder auf dem Boden ab. Beide lachten und hatten sichtlich ihren Spaß. April stand wie erstarrt neben den Monarchen und konnte ihren Blick nicht loseisen. Roland und Jarred entging ihr Verhalten nicht und beide blickten ebenfalls in die Richtung. Sie rang mit sich. Sollte sie zu ihm gehen, ihm die Leviten lesen und sich auf einen weiteren Streit einstellen? Oder sollte sie einfach nach Hause gehen? Es war schwierig für April, da sie sich einer neuen Konfrontation nicht gewachsen sah, aber ihm alles durchgehen lassen, konnte sie auch nicht. Sein Fehlverhalten war schrecklich für sie, doch wenn er es absichtlich tat? Wollte er ihr wehtun? Wollte er ihr immer wieder zeigen, dass sie nicht zu der Sorte Mädchen gehörte, die ihn interessierten? War Mandarin sein Typ? Wusste er nicht wie er April sagen sollte, dass sie niemals mehr sein würde als seine beste Freundin? Wieso war alles so schrecklich verwirrend und verletzend? Wieso musste sie sich in einen Rennfahrer verlieben, der unzählige Mädchen haben konnte? Warum bloß brachten sie seine braunen Augen so aus der Ruhe? Wie schaffte er es sie um den kleinen Finger zu wickeln obwohl sie es gar nicht wollte? Und nun? Wie würde es weiter gehen? Sollten er und Mandarin zusammen kommen… sollte Mandarin das bekommen, was April sich so sehr wünschte… Der DJ spielte ein langsames Lied. Mandarin strahlte Fireball an. Der zog sie in seine Arme und Mandarin drückte sich fest an ihn. Das wurde April zuviel. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Ihr Herz brach in tausend Stücke. Es kam wie es kommen musste: April gab ihn auf. Es hatte keinen Sinn mehr. Sie würde dem jungen Glück nicht im Weg stehen. Sie blickte kurz zu Roland und Jarred. „Entschuldigen Sie mich!“ Und April verließ die Party endgültig. Zurück blieben die Monarchen mehr als verwirrt und Fireball mit Mandarin, die nichts von all dem mitbekamen. Am nächsten Tag saß April wie ein Häufchen Elend im Cafe und wartete auf ihre Freundin. Sie hatte die Nacht über kein Auge zu getan. Ihre Gedanken hatten den kompletten Abend versucht aufzuarbeiten, doch dieser Abend hatte sich tief eingebrannt. Es war einer der schrecklichsten Tage in ihrem Leben gewesen. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht die junge Frau bemerkte, die an ihren Tisch heran getreten war. „April?“ Mit traurigen und leeren Augen blickte sie auf. Als sie die Frau erkannte, rang sie sich ein Lächeln ab. „Trista, schön dich zu sehen!“ Die junge Frau sah in welch schlechtem Zustand sich April befand und schloss sofort auf die gestrig gefeierte Siegesfeier. „Eure Siegesfeier ist wohl gestern nicht so gelaufen, oder?“ „Setz dich doch“, forderte April die braunhaarige Frau auf und schüttelte frustriert ihren Kopf. „Sie war ganz nett“, antwortete sie mit einem aufgesetzten Lächeln. „Captain Yamato hat alles organisiert und gute Arbeit geleistet!“ Sie konnte Mandarins Namen nicht aussprechen. „Ach so, dann frage ich mich allerdings wieso du ein Gesicht machst, als hätte man dir Lebertran zum Trinken gegeben.“ Trista wollte April mit einem Scherz aufheitern, doch verfehlte dieser seine Wirkung. Die Blondine wirkte plötzlich noch kleiner und trauriger. „Weißt du“, sie antwortete so leise, dass Trista sich anstrengen musste um etwas zu verstehen. „mehrmals abgewiesen zu werden ist ein harter Schlag!“ Ein Mann hatte also seine Finger im Spiel. Nur wer? Trista kannte April nicht lange genug um weiter nachbohren zu dürfen. Aus diesem Grund wollte sie der Blondine die Zeit geben, die sie brauchte. Eine weitere Frau trat auf den kleinen Tisch zu. Sie war groß und hatte lange schwarze Haare, die ihr ebenfalls über ihren Rücken fielen. Ihre grünen Augen blickten freundlich zu Trista und besorgt zu April. „Süße, was ist denn los?“, war ihre erste Frage und schon brach April in Tränen aus. Die schwarzhaarige Frau setzte sich auf den freien Stuhl neben April und rutschte näher heran. Sie reichte ihrer Freundin ein Taschentuch und legte besorgt einen Arm um sie. Es dauerte eine Weile bis April sich soweit beruhigt hatte und abgesehen von einigen Schluchzern zwischendurch, schaffte es April ihrer Freundin alles, was vorgefallen war, zu erzählen. Dass Trista ebenfalls noch am Tisch saß, störte die Ingenieurin nicht. Sie vertraute Trista, denn sie mochte das Mädchen gerne. „Wie unhöflich von mir“, lächelte April ein wenig. Sie fühlte sich tausend Tonnen leichter und war glücklich darüber sich endlich alles von der Seele reden können. „Trista, das ist meine Freundin Deena. Sie ist Ärztin und arbeitet im Yuma Krankenhaus in der Notaufnahme. Deena, das ist Trista. Wir haben sie damals auf einem unserer Einsätze kennen gelernt.“ Die Frauen lächelten sich an, doch schon wandte sich Deena an April. „Hat der ein Glück, dass die Outrider besiegt sind, denn sollte er noch einmal bei mir in der Notaufnahme landen, ich lasse ihn glatt liegen!“ „Kennst du dich mit Brandwunden aus?“, wagte Trista einen Einwurf. Überrascht starrten Deena und April die Braunhaarige an. „Ja“, antwortete sie, während sie sich noch weitere Racheaktionen für Fireball überlegte. „Oder ich könnte ihn bei einer Operation ein wenig…“, fing sie unvermittelt wieder an, doch April unterbrach sie. „Nein, Deena, könntest du nicht! Lass es. Es hat sich alles erledigt. Ich komme damit zurecht, ehrlich!“ „Aber er kann sich nicht so dämlich aufführen“, entgegnete die Ärztin aufbrausend. Trista wagte einen weiteren Vorstoß: „Er hat Verbrennungen dritten Grades!“ „Wer?“, mischte sich April sofort neugierig ein, während Deena antwortete. „Ja, mit denen kenn ich mich aus.“ „Und er hat eine kaputte Schulter. Irgendwas ist da drinnen, nur er will nicht ins Krankenhaus!“ April blickte die Freundin mit großen Augen an, während Deena sie entsetzt ansah. „Was hat er in der Schulter? Wie lange schon? Warum will er nicht ins Krankenhaus?“ Trista verschloss sich sofort wieder. Sie hatte zuviel gesagt. Und sie hatte ihm versprochen nicht ein Wort über ihn zu verlieren. „Was ist los? Von wem redest du?“, hakte April nach, doch Trista schwieg und starrte auf die Tischplatte. „Er scheint nach deiner Beschreibung Hilfe zu brauchen! Ich rate dir und ihm folgendes: Sucht sofort das Krankenhaus auf. Nicht nur wegen dem hohen Blutverlust, der zum Tod führen kann, sondern auch wegen den Infektionsrisiken. Brandwunden dritten Grades bilden Blasen, sie müssen sofort steril versorgt werden mit einer Salbe, Kompressen und Verbänden. Und die Schulter muss operiert werden. Sollten Bakterien in die offene Wunde kommen, verschlimmert sich sein Zustand. Er wird hohes Fieber bekommen und sterben.“ Trista biss sich auf die Lippen. „Danke für die Information! April wir sehen uns!“ Sie stand auf und verließ fluchtartig das Cafe. Erschrocken starrten beide der braunhaarigen Frau nach. Die Wissenschaftlerin hatte Tränen in ihren Augen gesehen. Sie musste herausfinden, was Trista verbarg und wer so schwer verletzt war. „Hat sie mir zugehört?“, fragte Deena nach, doch April war ebenfalls mit den Gedanken weit weg. „Und nun zu dir, Kleines“, zog sie die Aufmerksamkeit ihrer Freundin auf sich. „Du hast heute Geburtstag und ich will dich nicht traurig sehen! Lass uns ein wenig feiern und die blöden Männer für eine Weile vergessen!“ „Danke, Deena“, lächelte April. „Möchtest du mit mir mal ein Wochenende wegfahren? Die Jungs haben mir ein Wellnesswochenende geschenkt.“ „Gerne, April!“ Die beiden bestellten einen Kaffee und redeten noch über viele Dinge, doch die Ingenieurin war mit ihren Gedanken wieder bei Trista. Was hatte die Freundin bloß zu verheimlichen? Colt und Robin landeten in Tranquility. Kaum waren beide aus dem Broncobuster ausgestiegen, hatten sich schon alle alten Freunde um sie herum versammelt. Alle, die mit Colt damals gegen die Outrider gekämpft hatten, gratulierten ihm zum Sieg und ließen ihn hochleben. Er war ihr Held und so wurde er gefeiert. Ein kleiner Junge kämpfte sich durch die Masse, immer wieder wurde er zurückgedrängt, doch er war verbissen und drängelte sich nach vorne. Kaum war er hervor getreten sah er Robin und Colt gemeinsam, Arm in Arm vor dem Broncobuster stehen. „COLT!“, rief er glücklich und stolz und rannte auf den Cowboy zu. „Josh“, verwirrt blickte sich der Scharfschütze um als der kleine Junge schon an seinem Bein hing. Er hob den Jungen hoch und drehte sich mit ihm öfter als einmal um die eigene Achse. „He, Partner! Bin ich froh dich zu sehen!“ Dem kleinen Jungen standen die Tränen in die Augen und er drängte sich Colt um den Hals. „Du hast dein Versprechen gehalten! Du hast die Outrider besiegt und bist wieder hier! Colt!“ „Hör auf zu weinen, Partner!“, versuchte der Cowboy den Jungen zu beruhigen, und kämpfte sichtlich ebenfalls mit sich, seine Stimme cool und normal klingen zu lassen. Robin freute sich so sehr für Josh und Colt! Sie liebte ihre beiden Jungs! Fireball stand in der Werkstatt auf der Rennstrecke Yumas und bastelte an seinem Red Fury. Es war eine willkommene Abwechslung für sein Gefühlschaos, denn so konnte er sich in die Arbeit stürzen ohne über den vorherigen Abend nachzudenken. Aus den Augenwinkeln hatte er April bei Prinz Roland und König Jarred lachen sehen und plötzlich sah sie zu ihm, schaute sehr ernst drein und ergriff die Flucht. Hätte er gewusst, dass sie sich doch noch auf der Feier befand, hätte er sie erneut zu einem Gespräch gebeten, doch dann wiederum wusste er nicht, was er ihr hätte sagen sollen. Alles was er zu ihr sagte, schien es schlimmer zu machen als beim letzten Mal. Er wusste nicht, wie er mit ihr umgehen musste um mit ihr ein normales Gespräch zu führen. Aus diesem Grund kamen ihm die Arbeiten am Red Fury gerade gelegen. Am Wochenende war ein großes Rennen, bis dahin wollte er noch möglichst viele Extras einbauen um dieses zu gewinnen. So lange war er kein Rennen mehr gefahren und er wollte wieder auf Platz 1. Saber Rider flog mit Steed durch das All. Gleich nach dem Aufstehen, sehr früh morgens, hatte er sich auf seine Reise begeben. Sein Endziel waren die Highlands und das Schloss seiner Eltern. Bestimmt hatten sie von dem Frieden im neuen Grenzland gehört, doch würden sie ihn nicht verstehen, wenn er keine Zeit für sie finden würde. Er kannte seine Eltern und besonders seine Mutter legte sehr viel Wert auf seinen Besuch. Ein Lächeln huschte über seine Lippen als er an ein baldiges Wiedersehen dachte. Noch müssten sie auf ihn warten, da er erst eine wichtige Sache noch erledigt wissen wollte. Vor ihm tauchte ein großer Planet auf und er konzentrierte sich wieder auf sein eigentliches Vorhaben. Bald würde er ihn erreichen und er freute sich schon auf seine Ankunft. Samstag Teil II --------------- Es war mittags als Steed auf dem grünen Untergrund zum Stehen kam. Saber Rider saß auf seinem stählernen Ross und blickte sich um. Seit seinem letzten Besuch hatte sich nicht viel verändert. Das weiße Schulgebäude erstreckte sich über die Landschaft und eingesäumt zwischen Bäumen wirkte es wie ein sicherer Ort. Seit seinem letzten Besuch war nun bald ein Jahr vergangen. Damals hatten sich die Outrider auf diesem Planeten ausgebreitet und die Star Sheriffs sollten sie verjagen. Zu gut konnte er sich noch an den letzten Angriff der Feinde erinnern. Damals hatten die Blechdosen zwei Kinder entführt und auch April und Sincia wurden gefangen genommen. Die beiden jungen Frauen hatten eine Leichtsinnigkeit an den Tag gelegt, die bei Saber und dem restlichen Team ungut aufkam. Sie hatten damals nicht nur sich selbst, sondern auch und besonders die Kinder in Gefahr gebracht. Zum Glück war damals alles gut ausgegangen und niemand zu Schaden gekommen. Ein Lächeln trat auf seine Lippen, denn ihm fiel gerade ein, dass die schwarzhaarige Lehrerin immer noch sein Tagebuch verwahrte. Er hatte es ihr damals gegeben, um ihr zu zeigen wie sehr er ihr vertraute. Seine Gefühle konnte er ihr gegenüber nicht aussprechen, denn im Vordergrund stand seine Pflicht als Star Sheriff und sein Eid gegenüber dem neuen Grenzland. Damals war auch nicht abzusehen ob dieser Krieg überhaupt jemals endete. Ob sie es gelesen hatte? Es war sein wertvollster Besitz, denn er hatte seine intimsten Gedanken und Geheimnisse hineingeschrieben. Tief in sich spürte Saber, dass sie alles richtig verstanden hatte, wenn sie es gelesen hatte. Endlich konnte er sie wieder sehen. Die Outrider waren besiegt – für immer. Der blonde Recke lächelte leicht. Hier würde er sie finden. An diesem Ort und in diesem Haus arbeitete die Frau, die er lieb gewonnen hatte. Er wollte sie so schnell, wie nur irgendwie möglich, wieder sehen. Er drückte Steed seine Füße in die Flanken, der sofort das weiße Gebäude ansteuerte. Sincia saß in ihrem Klassenzimmer am Lehrerpult und blickte gedankenverloren zum Fenster hinaus. Sie hatte die Nachrichten verfolgen können und erfahren, dass die Star Sheriffs nach ihrem großen Erfolg Urlaub bekamen. Unwillkürlich dachte sie an Saber Rider, den blonden groß gewachsenen und durchaus attraktiven Mann. Sie hatte ihn damals kennengelernt als er mit seinem Team auf diesem Planeten gelandet war. Und sie lernte ihn zu schätzen als er sich für sie und die Kinder bei der Geiselnahme einsetzte. Sie errötete ein wenig, als ihr der Gedanke an die damalige Rettung kam. Er hatte ihr Komplimente gemacht, sie vor schlimmeren Verletzungen bewahrt und sie vor den Outridern beschützt. Dieser Mann war ein Gentleman durch und durch. Er wusste was er wollte, nahm seine Pflicht sehr ernst und blieb immer höflich. Dieses und noch mehr konnte sie aus seinem Tagebuch entnehmen. Er hatte es ihr überreicht mit Worten, die sich tief in sie eingebrannt hatten. Ich überreiche dir mein Tagebuch. Es wird dir mehr über mich und meine Gefühle sagen, als ich es aussprechen könnte. Die Pflicht ruft, ich muss wieder mit meinen Freunden gehen. Auf Wiedersehen, Sincia! Die Schwarzhaarige nahm einen Schlüssel und sperrte eine der Schubladen ihres Pults auf. Zaghaft zog sie die Lade heraus und warf einen Blick ins Innere. Dort lag es, rot eingebunden und nicht größer als ein Taschenkalender. Saber Riders Tagebuch. Sie verwahrte es, seit er sie verlassen hatte. Und wenn sie ihn vermisste blätterte sie darin und las sich seine Eintragungen durch. Es tat ihr gut zu wissen, was er erlebt hatte und wie es ihm dabei ging. Sie fühlte, als würde sie ihn schon Jahre kennen. „Miss Sincia“, eine zwölfjährige Schülerin trat in den Türrahmen und klopfte. „Miss Sincia, sie haben Besuch“, erzählte sie der schwarzhaarigen Frau. Die Lehrerin lächelte. „Ich komme sofort!“ Mit diesen Worten schob sie die Schublade zu und verschloss sie wieder. Die junge Frau fragte sich wer dieser Besucher wohl sein könnte, doch als sie ihn in der Aula stehen sah, setzte ihr Herz aus. Dort stand der Mann, der es schaffte in ihren Gedanken zu spuken, umringt von einigen Kindern, die ihn von früher noch kannten. Saber Rider hatte die Schule betreten und war kaum zwei Schritte vorwärts gekommen, da hatte sich die kleine Amber, die im letzten Jahr einen Wachstumsschub gemacht hatte, ihn entdeckt. Und mit ihr kamen immer mehr Kinder. Er sah ein größeres Mädchen vorbeigehen und bat sie Sincia zu holen. Er schaffte es kaum weiter zugehen. Immer wieder stellten ihm diese Kinder fragen. Zum Kampf gegen die Outrider. Ob er sie wirklich besiegt hatte. Wo er so lange war und wo seine Freunde waren. Der Recke konnte kaum eine Frage beantworten, da immer mehr Kinder dazwischen redeten. Seine Augen lösten sich von den vielen Kinderaugen und blickten sich in der Aula um. Hoffentlich kam ihm Sincia bald zu Hilfe. Er hatte nicht viel mit Kindern zu tun gehabt, wie er feststellte und konnte auch kaum mit ihnen umgehen. Am gegenüberliegenden Ende erfassten seine blauen Augen eine zierliche Gestalt. Er musterte sie und stellte ohne Zweifel fest, dass es Sincia war. Die Lehrerin mit ihren schwarzen Haaren, war noch schöner als vor fast einem Jahr. Er fühlte sein Herz, das mit einem Mal einen Takt schneller schlug. Endlich stand er der Frau gegenüber, die ihm seit seinem letzten Aufenthalt hier im Kopf herumspukte. „Sincia“, sagte er und schaffte es mit dieser einfachen Feststellung, das alle Kinder aus dem Weg gingen. Endlich hatte er freie Bahn. Jetzt konnte er zu ihr gehen. Doch sie blieb wie erstarrt stehen. Sie sah ihn auf sich zukommen, brachte aber keinen einzigen klaren Gedanken zustande. Er war hier, hier bei ihr, und das in seinem Urlaub? Wie war das nur möglich? Als ihr Verstand soweit realisiert hatte, dass er wirklich vor ihr stand, stand Saber schon direkt bei ihr. Vorsichtig und zögernd griff er nach ihrer Hand und drückte diese. „Es ist schön dich wieder zu sehen!“ Colt, Robin und Josh betraten das kleine Häuschen. Kaum hatten sie die Koffer abgestellt, wurde der Scharfschütze auch schon von seinem zukünftigen Schwager beschlagnahmt. „Colt, ich muss dir unbedingt was zeigen. Ich war vor ein paar Tagen bei einem Freund und der hat so ein altes Segelflugzeug bei seinem Opa auf dem Dachboden gefunden. Es war allerdings kaputt und da hat er es mir geschenkt. Komm mit, ich will es dir zeigen“, erzählte Josh ohne Luft zu holen und zog den Cowboy mit sich. „Ich habe es nämlich repariert, weißt du? Und jetzt kann ich es fliegen lassen. Komm schon, Colt, wir können es gleich zusammen starten.“ Nach einem letzten kurzen Blick zu Robin war er schon mit Josh im nächsten Zimmer verschwunden. Robin schmunzelte. Das ihr kleiner Bruder Colt vermisst hatte, war ihr schon lange klar gewesen, doch stellte sich jetzt erst heraus, wie sehr der Cowboy in ihrem Leben gefehlt hatte. Sie bedachte die abgestellten Koffer mit einem kritischen Blick und entschied sich es für heute gut sein zu lassen. Sie mochte Unordnung überhaupt nicht, aber sie gönnte Colt und Josh ein paar Minuten für sich. Immerhin war es wichtig, dass sich die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben verstanden. Die Koffer konnten sie auch morgen noch auspacken. Mit diesem Gedanken verschwand Robin in die Küche und begann das Abendessen zu kochen. Colt und Josh waren längst im Garten um das alte Segelflugzeug starten zu lassen. Der Cowboy war von dem handwerklichen Geschicks des Jungen beeindruckt und starrte dem fliegenden Gefährt nach. Irgendwann reichte Josh ihm die Steuerung und Colt übernahm das Flugobjekt. Er ließ das kleine Flugzeug alle möglichen Figuren fliegen und beide hatten mächtig viel Spaß zusammen. „Du, Colt“, merkte Robins kleiner Bruder zaghaft an. „Was ist denn, Partner?“ Colt landete das Flugzeug wieder sicher auf dem Boden und beschloss für sich, ab jetzt wieder selbst mit dem Broncobuster zu fliegen. So ein Segelflieger war ja ganz nett, aber nichts ging über einen Ritt mit seinem Raumgleiter. „Ich bin froh, dass du wieder da bist. Ich hab dich so sehr vermisst“, nuschelte Josh und errötete leicht. Auch auf Colts Wangen zeigte sich ein leichter Rotschimmer. Er wusste nicht genau, was er auf diese Aussage sagen sollte. Er hatte Robin und den kleinen Jungen neben sich auch vermisst, nur das konnte er ihm doch nicht sagen. Er war nicht der Typ für diese gefühlsduseligen Sachen. Langsam schritt er zum Segelflugzeug und hob es auf. Die blonde Lehrerin unterbrach diese, für Colt unangenehme, Situation. „Jungs, Essen ist fertig!“, rief sie vom Haus in den Garten. Josh war schon unterwegs. „Na, endlich“, rief er, plötzlich war er wie ausgewechselt, und grinste breit: „Ich hab einen Bärenhunger.“ Colt stieg sofort drauf ein. „Nichts da, kleiner Mann, der Bär ist allein für mich. Du musst dich mit dem Rest zufrieden geben.“ Auch er eilte zum Haus. „Ich bin aber noch im Wachstum“, erwiderte Josh und legte einen Zahn zu. Colt kam ihm näher und überholte ihn schließlich. „Ich auch“, entgegnete der Cowboy. „Ja, du wächst in die Breite!“ Josh sprintete, überholte den Cowboy und huschte zuerst an Robin vorbei durch die Tür. Colt hingegen bremste ab und blieb vor seiner Angebeteten stehen. „Tja, mein Lieber, da hat Josh Recht“, spöttelte Robin und knuffte dem Scharfschützen in den Bauch. „Hey, das ist kein Speck, das sind alles Muskeln“, erwiderte Colt fast entsetzt über so eine Annahme, doch schon schloss er Robin in seine Arme und drückte ihr ein Küsschen auf die Lippen. „Aber vielleicht schadet ja ein bisschen Speck nicht, denn mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse und ich habe hier eine ganz süße!“ Robin strahlte und drängte sich näher an Colt. Sie hatte diesen Mann so sehr vermisst, dass sie ihn am Liebsten gar nicht mehr losgelassen hätte. Aber sie musste und Josh wollte schließlich noch heute sein Abendessen. „Kommt ihr zwei jetzt endlich? Ich habe Kohldampf!“ „Ist schon gut, Partner“, stimmte Colt zu, ließ es sich aber nicht nehmen, Robin noch ein Küsschen zu geben. April trat erschöpft vor das Büro ihres Vaters. Sie hatte viel mit Deena geredet und konnte zumindest überhaupt mal mit jemanden reden, der nicht in dieses ganze Desaster mitverwickelt war. Und Deena war die neutralste Person, die April in diesem Moment eingefallen war. Zudem machte sich die Ingenieurin Sorgen um Trista. Das Mädchen sah so traurig aus und schien mit einer Last auf den Schultern unterwegs zu sein, die sie nicht allein zu tragen schaffte. April wollte Trista helfen, hatte sie das Mädchen doch gern und war froh mit ihr eine Freundschaft aufzubauen. Jetzt musste die braunhaarige Frau ihr nur noch vertrauen, so wie sie ihr vertraute. Ihr Blick glitt zu dem Schriftzug auf der Tür und sie beschloss für sich, dass dieses Gespräch mit ihrem Vater das letzte an diesem Tag war. Sie klopfte zaghaft an und trat ein. „Daddy, ich muss mit dir reden“, begann die Wissenschaftlerin sofort, noch ehe sie richtig im Büro stand. Doch als sie ihren Blick zum Schreibtisch richtete, erkannte sie dass Commander Eagle nicht allein war, sondern König Jarred bei ihm saß. „König Jarred?“ „April“, der König von Jarr stand auf und begrüßte die Tochter seines Freundes mit einem kräftigen Händedruck. „Komm nur, dein Vater und ich haben soeben von dir gesprochen. Wir sind beide der Meinung, dass du und Roland ein nettes Pärchen seid.“ Erst starrte April den König an, ehe sie ihren Vater anfunkelte und drohend den Zeigefinger hob. „KEINE Verkupplung! Ich entscheide, wen ich wann zu meinem Freund nehme, ist das klar?!“ Beide Männer lachten herzhaft auf und April erkannte, dass die beiden älteren Herrschaften sie ärgern wollten. „Keine Sorge, April“, versuchte Eagle seine Tochter zu beruhigen. „Ich habe von Offizier Brown bereits von deinen einschlagenden Argumenten gehört und König Jarred hat mich über euer gestriges Gespräch aufgeklärt. Ich werde mich nicht mehr einmischen, versprochen!“ Irgendwie kam sich die Blondine vor als wäre sie im falschen Film. Zumal gefiel ihr nicht, dass ihr Vater von der Ohrfeige gehört hatte. Ein Themenwechsel war angebracht. „König Jarred, Ihr seid noch auf Yuma?“ „Ja, April. Roland und ich werden uns die Stadt noch ein wenig ansehen. Wir werden übermorgen abreisen!“ Tja, somit war für heute die richtige Aussprache gescheitert, obwohl ihr Vater bereits erste Einsicht gezeigt hatte. Das war ja auch schon ein Erfolg. „Ich verschwinde dann wieder, war ein anstrengender Tag heute“, erklärte sie noch lächelnd und zog sich zurück. „Bis die Tage, Daddy! Auf Wiedersehen, König Jarred!“ „Auf Wiedersehen, April!“ antworteten beide gleichzeitig und schon schloss sich die Tür. April stand unentschlossen im Gang und blickte auf ihre Uhr. Es war bereits schon abends, aber sie wollte nicht allein sein. Doch zu Colt konnte sie nicht gehen und auch Saber war nicht mehr auf Yuma. Einzig und allein blieb ihr Fireball, allerdings fühlte sich April für eine weitere Konfrontation nicht stark genug. Fürs erste beschloss die Blondine sich in ihre Wohnung zurückzuziehen. Er hatte sich den ganzen Nachmittag mit seinem Red Fury beschäftigt. Das ganze Auto war so ziemlich in alle Einzelteile zerlegt. Fireball motzte ihn für das nächste Rennen noch ein wenig auf. Immerhin wollte er nach der langen Rennpause nicht auf dem letzten Platz landen. Erschöpft und durchgeschwitzt trat er am Abend den Rückweg an, um sich frisch zu machen. Zu späterer Uhrzeit würde er Mandarin treffen. Die beiden wollten die KOK-Bar unter die Lupe nehmen und sich noch einen Drink genehmigen. Er unternahm gerne etwas mit Mandarin. Sie war locker und fröhlich und sie war nicht so schnell eingeschnappt wie April. Da war sie schon wieder in seinen Gedanken. Egal wo er war oder was er machte, immer wieder schob sich die Blondine zwischen seine Gedankengänge. Er verstand nicht, was er immer falsch machte. Es schien egal zu sein, ob er sich gut oder völlig daneben benahm er konnte es ihr nicht recht machen. Ihre Augen, die ihn so unendlich traurig ansahen, hatten sich tief in sein Gedächtnis gebrannt. Wieso sah sie ihn so an?! Wieso lächelte sie nicht einmal?! Wieso konnte er einfach keinen ordentlichen Umgang mehr mit ihr pflegen?! Wieder drängte sich die Vermutung auf, dass sie ihn nicht haben wollte, aber wieso sagte sie ihm das nicht einfach? Er sehnte sich nach ihr. Er vermisste das Gefühl, wenn er sie berührte. So oft hatte er ihr kurz über den Arm gestreichelt oder ihre Hand gedrückt, wenn sie sich zufällig berührt hatten. Es war irgendwie alltäglich geworden und wie selbstverständlich. Er war immer für sie da gewesen und sie hatten über alle Probleme reden können… Nur jetzt waren es wohl unlösbare Probleme… Irgendwas stand zwischen ihnen und er wüsste gern, was das wohl war. Seufzend machte er sich auf dem Weg ins KOK zu seiner Dienstwohnung. Er musste die Probleme mit April vergessen. Er traf sich mit Mandarin, was wollte er denn mehr? Sie war immer zu Späßen aufgelegt und mit ihr wurde es nicht langweilig. Langsam begann die Vorfreude auf den Abend. Die Schule, in der Sincia arbeitete, war ein Internat. Die Kinder wohnten in dem Gebäude in Gemeinschaftszimmern. Ebenso hatten auch einige der Lehrer und Lehrerinnen ihre eigenen vier Wände. Sincia aber wohnte bei einem älteren Ehepaar zur Miete. Deren Haus stand ein paar Minuten von der Schule entfernt. Die Lehrerin hatte Saber erklärt, dass er während seines Aufenthalts bei ihr wohnen könne und es ihr auch gar nichts ausmachen würde. Dem Recken hingegen war es unangenehm ihr zusätzliche Arbeit zu bereiten, jedoch hatte er sich überhaupt keine Gedanken über eine Bleibe gemacht. Es gefiel ihm nicht, dass ihm so etwas Wichtiges entfallen war, aber es war jetzt nun mal so. Sie traten auf ein, in hellem blau gestrichenes, Haus zu. Sincia blickte zu dem Highlander auf. „Meine Wohnung ist im ersten Stock. Es ist eine kleine Zwei-Zimmer Wohnung, aber sie reicht für mich. Meine Vermieter sind sehr nett. Sie wohnen gleich hier im Erdgeschoss.“ Sie wollte gerade die Tür aufsperren, als diese schon geöffnet wurde. Heraus trat ein älterer Herr. Saber schätzte ihn auf ende sechzig. „Hallo, Sincia“, begrüßte er die Lehrerin freundlich, ehe er den blonden Mann an ihrer Seite neugierig musterte. „Haben Sie Besuch?“ Sincia errötete prompt und brachte nur ein kurzes Ja heraus. Saber hingegen musterte den Mann skeptisch. Was sollte so eine Aussage? Es ging ihn doch gar nichts an, ob und wann seine Mieterin Besuch empfing. „Na, dann wünsch ich Ihnen einen schönen Abend“, grinste der Rentner und setzte seinen Weg fort. Er wollte sich noch ein wenig um den Garten kümmern, denn abends waren die Temperaturen um einiges angenehmer als tagsüber. Sincias Rot verfärbte sich noch dunkler, während Saber dem Alten irritiert nach blickte. „Ich möchte nicht wissen, was er sich denkt“, murmelte die Lehrerin. Immerhin brachte sie kaum einen Mann nach Hause, es waren bis jetzt immer Freundinnen und Kollegen bei ihr gewesen. Und selbst die männlichen Kollegen waren nie alleine bei ihr. Sie ging voran in den Flur und trat die alte Holztreppe hinauf in das obere Geschoss. Saber blieb hinter ihr. Sie sperrte ihre Wohnungstür auf und ließ ihn eintreten. „Wie gesagt, sie ist nicht groß“, erklärte sie kurz. Zuerst betrat er den Flur. Von diesem führten drei Türen weiter in die Wohnung. Rechts ging es in ein kleines Bad, links in ein mittleres Schlafzimmer und gerade aus kam man in ein großes Wohnzimmer. Von dort führte eine weitere Tür in die Küche, die wiederum sehr klein war. Saber sah sich um und stellte erfreut fest, dass sie sehr ordentlich war. Alles war blitzblank geputzt und ordentlich in die Schränke und Regale eingeräumt. Sie hatte sich gut eingerichtet, praktisch, dennoch wohnlich. Während der Star Sheriff sich interessiert umsah, verschwand Sincia in der Küche und kochte ihnen etwas zu Essen. „Schöne Wohnung“, bemerkte Saber in die Stille. Irgendwie gefiel ihm das Schweigen nicht. Selbst wenn er sonst die Ruhe liebte, um sich zurückzuziehen, seine Gedanken zu ordnen oder einfach nur zu genießen, in dieser Wohnung und in ihrer Nähe empfand er die Stille als unangenehm. „Danke“, kam gedämpft zurück. Sincia war gerade mit ihrem Kopf in einem der Schränke verschwunden, um nach einer passenden Schüssel zu suchen. Saber trat ebenfalls in die Küche und sein erster Blick fiel auf ihre Hinteransicht. Es gefiel ihm was er sah… Oh, was dachte er sich nur?! Verlegen blickte er in eine andere Richtung. „Kann ich dir behilflich sein?“ Sincia tauchte wieder auf. Sie drehte sich ihm zu und nickte lächelnd. „Gerne!“ Gemeinsam machten sie sich ans Werk. „Wie habt ihr es geschafft sie zu besiegen? Sie waren eine große Armee und sie waren sehr mächtig“, bemerkte die schwarzhaarige Lehrerin. „Wir konnten in ihre Hauptzentrale eindringen und Nemesis zerstören. Es war ein harter Kampf, aber wir haben ihn gewonnen!“ Sincia hing an seinen Lippen. Leicht errötet mit großen braunen Augen starrte sie ihn an, lauschte seinen Worten und hörte ihr Herz in unregelmäßigen Abständen schlagen. Meistens klopfte es etwas zu schnell. „Sind hier noch einmal Outrider aufgetaucht?“ Saber erwiderte nun ihren Blick. Dem konnte sie nicht lange standhalten und senkte die Augen. „Nein, zum Glück ist danach nie wieder etwas vorgefallen!“ Sie wandte sich einer Tomate zu, die geschnitten werden wollte. Traurigkeit spiegelte sich plötzlich in ihrem Gesicht. „Amber hat wochenlang danach Albträume gehabt. Es war eine harte Zeit gewesen!“ „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass so etwas passiert!“ Besorgt ließ er seine Augen über Sincias Gesicht wandern. Sie lächelte ihn an, auch wenn ihre Augen ihn traurig ansahen. „Da kannst du ja gar nichts dafür!“ Auch er lächelte und sie hielten sich gegenseitig in ihrem Blick gefangen. Verlegen löste Sincia ihre Augen und heftete sie auf das Schneidebrett. Wieder legte sich ein leichter Rotschimmer auf ihre Wangen und sie lauschte ihrem schnellen Herzschlag. Sie hatte bei keinem anderen Mann jemals so gefühlt wie bei ihm. Wieso war das nur so? Mehr als verwirrt, über dieses schöne Gefühl ihn bei sich zu wissen, versuchte sie ihre Gedanken so gut es ging auf das Abendessen zu lenken. Sie hatten eine große Glasschüssel mit allen Zutaten für einen Kartoffelauflauf gefüllt und als dieser endlich im Ofen stand, setzten sich die beiden auf die Couch. Vor ihnen standen zwei, mit Orangensaft gefüllte, Gläser. Sincia erzählte ihm von ihrem Schulalltag und auch wie sie das letzte Jahr gemeistert hatte. Sie war eine Spielgefährtin für die kleineren Kinder, eine Ratgeberin für die Kinder, die etwas größer waren, und eine Seelsorgerin für die großen Kinder. Sie war immer für ihre Schützlinge da, liebte diese und hing auch an ihnen. Als sie von dem Abschluss der Großen erzählte und wie traurig sie über den Abschied war, musste auch Saber schlucken. Die ganze Zeit über sah er sie an, beobachtete ihre Gesichtszüge, prägte sich jeden kleinsten Winkel genau und konnte seine Augen nicht von ihr abwenden. „Wie geht es deinen Kollegen?“ Die Schwarzhaarige wollte nicht nur von sich erzählen. So würde sie etwas von den anderen erfahren und nicht die ganze Zeit alleine reden. Sie konnte sich noch zu gut an seine Freunde erinnern und wie sehr sie sich für sie und die Kinder eingesetzt hatten. April war mit Sincia entführt worden und die jüngere Frau war ihr eine große Hilfe mit ihrem Mut und ihrer Erfahrung gewesen. Saber entschied zu erst von Colt zu berichten, da dieser ein weniger kompliziertes Leben führte als seine anderen beiden Freunde. Er berichtete von Colts Schandtaten und seinen Fettnäpfchen, wobei Sincia immer wieder lachen musste. Zu guter Letzt berichtete er von Robin. „Und sie wird sich der großen Aufgabe annehmen ihn noch ein wenig zu erziehen“, endete der Recke und Sincia lächelte ihn an. „So wie du das erzählst, scheint das keine leichte Aufgabe zu sein.“ „Das wird es nicht, aber Robin wird das schaffen. Seitdem Colt die Lehrerin kennt, hat er sich schon um 180° Grad gedreht!“ Saber erwiderte ihren Blick mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sincia hingegen konnte ihn immer nur kurz ansehen, denn sie fühlte die Verlegenheit sofort in sich aufsteigen. Er war ein toller Mann mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er stand zu seinen Freunden und war immer dazu bereit für jeden von ihnen seine Hand ins Feuer zu legen. Er war ein grundehrlicher Mensch, der ebenso eine Ehrlichkeit von anderen voraussetzte. Zudem war er sehr klug und gebildet. Sincia konnte sich nicht erinnern einen ähnlich gestrickten Mann kennen gelernt zu haben. „Fireball und April hingegen sind unsere Sorgenkinder“, lenkte Saber das Thema in eine ernstere Richtung. Auch Sincia horchte auf. Da schien dicke Luft zu sein und so wie sie die Lage einschätzte, nicht nur zwischen den beiden erwähnten, sondern im ganzen Team. Inzwischen glaubte sie ihn zu kennen und fühlte sich in der Lage ihn zu verstehen und hinter seine Fassade blicken zu können. Und das was sie sah, war überhaupt nicht angenehm. „Was ist denn passiert?“ Eigentlich wollte sie nicht nachbohren, aber Saber schien das Problem bereden zu wollen. „Fire ist ganz klar in April verliebt, wie er sich ihr gegenüber verhält, wie er sie behandelt, alles deutet daraufhin“, begann er und zögerte ein wenig. Vorsichtig sah er sie an. Er wollte sie nicht langweilen. „Erzähl weiter“, bekräftigte ihn Sincia und Saber nickte erleichtert. „Und April scheint von unserem Turbofreak auch nicht abgeneigt zu sein. Wenn sie ihn sieht, dann strahlen ihre Augen.“ „Aber Saber, da ist doch gar kein Problem, oder?“ „Während unserem Kurzurlaub, in der Zeit des Friedenvertrags, muss irgendetwas vorgefallen sein, denn nach dem Urlaub sind beide völlig verändert wieder gekommen. April und Fire verbrachten ihren Urlaub gemeinsam, verloren aber danach kein Wort darüber. April kann seitdem keinen richtigen Kontakt mehr zu dem Rennfahrer aufbauen, weil der es nicht zulässt und sie immer wieder abweist.“ Saber war das aufgefallen. Ihr Verhältnis hatte unter dem gemeinsamen Urlaub gelitten, doch keiner von ihnen verlor nur ein Wort über die Ereignisse. Colt und er hatten in ruhigen Minuten spekuliert und selbst als sie den Mut fanden und einen von den Freunden darauf angesprochen hatten, weigerten die beiden sich, unabhängig voneinander, etwas zu sagen. Saber konnte sich noch zu gut an die Situation auf der Brücke erinnern. Fire hatte ihn damals angelogen, das hatte er angenommen, da ihm dieser auswich. Allerdings konnte der Boss des Teams Ramrod nicht mit Sicherheit sagen, ob sein Pilot log. Fireball war im Grunde eine ehrliche Seele und sie konnten so ziemlich über alles reden - abgesehen von April. Der Rennfahrer konnte über Mandarin oder über seine früheren Freundinnen offen reden, doch kam April zu Wort oder war auch nur anwesend, kam dem Junge kein Wort mehr über die Lippen. Und nun brachten deren ständige Streitereien Unruhe ins Team. Streitereien störten Saber nicht ganz so, da sie sich alle oft in den Haaren gelegen hatten, aber es war nie ernst geworden. Fire und April hingegen bekriegten sich fast. Bei ihnen war der Spaß zum Ernst geworden und der Highlander bezweifelte stark, dass die beiden den Ursprungsgrund kannten. „Kopf hoch“, munterte Sincia ihn auf. Sie hatte ihm die ganze Zeit über seinen Erzählungen zugehört und sie konnte sich ein Bild von der jetzigen Situation machen. „Die beiden werden ihre Probleme schon lösen. Sie sind noch sehr jung und haben schon so viel erlebt. Viel mehr als andere Kinder in ihrem Alter jemals erleben werden. Sie bekommen ihre Probleme schon in den Griff.“ Da kam die Lehrerin zum Vorschein. Saber musste unweigerlich grinsen. Er suchte ihren Blick und fand ihre Augen. „Sag ihnen nicht, dass du sie als Kinder bezeichnest. Immerhin sind sie schon beide erwachsen!“ Auch Sincia lächelte. „Mit achtzehn Jahren ist man noch nicht erwachsen“, widersprach sie. Sie warf einen Blick auf die Uhr und hörte in diesem Moment den Ofen piepsen. Das Essen war fertig und beide freuten sich bereits auf den selbst zubereiteten Auflauf. Fireball saß mit Mandarin in der KOK-Bar bei seinem zweiten Drink. Sie lachten und redeten die ganze Zeit über. Sie besahen sich alle Mitarbeiter des Kavallery Oberkommando, die sich zu dieser Stunde hier noch herumtrieben, und zogen über den ein oder anderen her. Der Rennfahrer leerte sein Glas und blickte die Freundin an. „Ich hol mir noch etwas! Möchtest du auch noch einen Drink?“ Mandy nickte. „Ja, bitte, das gleiche wie eben!“ „Okay“, und schon machte sich der Pilot auf den Weg zur Bar. Die beiden hatten sich einen Tisch geschnappt, der näher an der Eingangstür als an der Theke stand. Aber das störte sie nicht. Die Rothaarige folgte ihm mit ihren Augen. Etwas bedrückt und traurig sah sie ihm nach. Wieso verstand er ihre Zeichen nicht? Lag es an ihr? Oder lag es an ihm? Wollte er sie vielleicht gar nicht verstehen? War er etwa doch in April verliebt? Sie unterdrückte einen Seufzer. Soeben wollte sie sich auf ihren Drink konzentrieren als sie aus den Augenwinkeln ein ihr bekanntes Mädchen eintreten sah. Sofort beobachtete sie die Blondine. April war langweilig gewesen und sie suchte nach ein wenig Gesellschaft. Sie hoffte ein bekanntes Gesicht zu treffen und in der Bar waren ihre Chancen relativ hoch. Als sie eintrat, bemerkte die Blondine, dass der Laden mehr als gut gefüllt war und sie einige vom Sehen wieder erkannte. Ihre Hoffnungen starben mit einem Mal, denn es gab kein Gesicht zu dem sie sich gerne gesetzt hätte. Ein großer Mann, der nicht mehr geradeaus laufen konnte, stieß sie an, brummte kurz etwas und verschwand zur Tür hinaus. Nun war der Ingenieurin die Lust auf einen Drink komplett vergangen. Sie fühlte sich unwohl und beschloss den Abend lieber allein zu verbringen. Kaum setzte sie diesen Entschluss in die Tat um, hielt sie jemand sanft am Arm fest. „April!“ Die Blondine drehte sich zu der Person und erstarrte. Es war Fireball. „Hallo, Matchbox“, flüsterte sie und blickte sich fast ängstlich um. Wenn er hier war, würde Mandarin bestimmt nicht weit weg sein. Sie wollte ihr nicht begegnen und schon gar nicht wollte sie die beiden zusammen sehen. „Ich wollte gerade gehen“, stammelte sie und zog ihren Arm zurück. „Du bist doch gerade erst gekommen“, erwiderte ihr Teamkollege. Der Rennfahrer wollte nicht, dass sie schon wieder ging. Er hatte sie immer nur ganz kurz gesehen und wollte mit ihr mal wieder einen schönen Abend verbringen. Er spürte den stetig unrunden Schlag in seiner Brust und jedes Mal passierte es, wenn ihm diese Frau gegenüberstand. Selbst wenn sie nicht mehr für ihn fühlte, so wollte er ihr bester Freund bleiben. „Magst du dich zu uns setzen?“ Zu uns! April wollte verneinen, doch er ließ ihr nicht mal die Chance dazu, denn er deutete in eine Richtung: „Mandy sitzt dort! Ich komme gleich wieder!“ Die Wissenschaftlerin setzte sich in Bewegung. Sie hatte ein ganz schlechtes Gefühl. Sie kam dem Tisch immer näher und spürte Captain Yamatos Augen auf sich. „Hi, Mandy“, grüßte April und setzte sich auf einen Stuhl zu ihr an den Tisch. „Hallo!“ Mandarin verfiel in ein Schweigen. Wieso hielt Fire die junge Frau an der Tür auf, verwickelte sie in ein Gespräch und schickte sie anschließend zu ihnen an den Tisch? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Dass April bei ihr saß, passte der Rothaarigen überhaupt nicht. Fire und sie hatten so einen schönen Abend gehabt, doch jetzt machte Miss Eagle ihn kaputt. April behagte das Schweigen gar nicht. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie fühlte sich fehl am Platz. Mandarin schien sie nicht hier haben zu wollen, nur verstand die Ingenieurin nicht, warum das so war. Die beiden Frauen hatten nie ein Problem miteinander gehabt, aber jetzt schien es ihnen unmöglich miteinander umzugehen. „Du hast einen tollen Abend organisiert!“ „Danke“, erwiderte Mandy zaghaft. Sie nahm das kleine Friedensangebot an. „Hattest du gestern einen schönen Abend und heute einen schönen Tag?“ April hielt inne, dann setzte sie ein Lächeln auf. „War super, danke der Nachfrage!“ Die blauen Augen verrieten Mandarin, dass es eine Lüge war, doch sie hielt sich mit einer Bemerkung zurück. Dafür sah sie Fireball auf ihren Tisch zukommen und stellte ihr die nächste Frage, die ihr in den Sinn kam. „Wie ist Offizier Brown? Ich hab ihn nach dem Feuerwerk nicht mehr gesehen!“ Fireball war dem Tisch nahe genug, um die nächsten Worte ebenfalls zu verstehen. „Aber dich hab ich auch nicht mehr erblickt. Hattest du mit Offizier Brown eine schöne Nacht?“, ergänzte Mandy und konnte ein kleines hinterlistiges Lächeln nicht unterdrücken. April starrte fassungslos zu dem Sterncaptain, dann auf ihre Fingernägel. Irgendwie wurde die Blondine sauer auf die Rothaarige. War ja klar, dass Mandy solche Dinge annahm. Fire setzte sich zu den Mädchen. Er überreichte der Freundin ihren Drink und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier. Aufmerksam musterte er April. Konnte es sein? April und ein One-Night-Stand? Es war irgendwie unvorstellbar, aber immerhin ließ sie sich ja auch von diesem fremden Typen küssen. Ihre Stimme unterbrach seine Gedankengänge. „Ich war noch eine ganze Weile auf der Party“, wich sie aus. Sie wollte Mandy nichts von der Ohrfeige erzählen. Es reichte schon, wenn ihr Vater bescheid wusste. Sonst sollte niemand davon erfahren. Mandy lehnte sich zurück und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Abschätzend musterte sie ihre Konkurrentin. „Aber das eine schließt doch eine Nacht zu zweit nicht aus“, erklärte sie. April funkelte sie jetzt böse an. „Ich hatte nichts mit Offizier Brown!“ „Außer dem Kuss“, erwiderte die Rothaarige. „Jeder wusste sofort, was an diesem Abend noch laufen würde!“ Aprils blauen Augen blickten unsicher zu Fireball, der weder ein Wort für Mandy, noch ein Wort für sie selbst eingelegt hatte. Er hörte sich alles an und verzog nicht einmal das Gesicht. War sie ihm wirklich so egal? Sie hatte gehofft, er würde für sie einspringen und Mandarin in ihre Schranken zurückweisen, aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil sogar, April vermutete, dass er Mandarin mehr Glauben schenkte als ihr. „Ich hatte nichts mit Offizier Brown! Glaub es oder lass es, Mandy!“ Nach einem verletzten Blick zu Fire, stand April auf. „Vielen Dank für eure Gesellschaft. Ich gehe ins Bett!“ Sie drehte sich um und ging zur Tür. Allerdings rechnete sie nicht damit, dass Fire ebenfalls aufsprang und sie wenige Schritte vor dem Ausgang aufhielt und zu sich drehte. „Lass mich bitte los, Turbo“, bat April. Sie war zutiefst enttäuscht von ihm. „Ich hab nur eine Frage, April Eagle“, Fire pausierte. Er wusste nicht wie er ihr diese Frage stellen konnte, ohne seine Gefühle preiszugeben. „Bist du glücklich mit ihm?“ Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Hatte April ihm nicht gerade etwas anderes gesagt? Entweder er hörte nicht zu oder er glaubte Mandarin. Sie löste sich erschrocken von ihm, doch schlagartig funkelten ihre blauen Augen ihn bitterböse an. „Wieso fragst du nicht Mandy danach?! Sie kann dir diese Frage bestimmt beantworten!“ „Hör auf mit dem Blödsinn, April!“ Auch der Pilot wurde ungeduldig. „Willst du mich für dumm verkaufen?! Warum sollte ich Mandarin fragen, wenn du etwas mit ihm hattest?“ „Ich glaub das einfach nicht!“ April schlug sich fassungslos mit ihrer flachen Hand gegen die Stirn. „Mandy erzählt Geschichten und du glaubst ihr mehr als mir?!“ Irgendwie musste die Navigatorin ihre Gefühle wieder unter Kontrolle bringen. „Hör mir gut zu, Turbo, ich sag es nur einmal!“, sie machte eine extra lange Pause, um auch wirklich seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Ich hatte und habe nichts mit diesem Offizier laufen! Es war ein Kuss und dafür bekam er hinterher eine Ohrfeige! Wenn du mich jetzt entschuldigst“, sie riss ihren Arm los und drehte sich zur Tür, doch einen weiteren Schritt später… „Schön zu erfahren, dass du es nicht nur mit mir so handhabst, sondern generell so schlagfertig bist!“ Sie blieb wie erstarrt stehen. Seine Worte hatten in ihr alle Alarmglocken bereitgestellt. „Wie bitte?“, flüsterte sie und drehte sich zu ihm um. Der Rennfahrer hatte ein hämisches Grinsen aufgesetzt. „Ach, auf einmal hab ich dein Interesse geweckt?“ „Was willst du damit sagen?“ Doch April wusste bereits wovon er sprach. Es gab nur einen einzigen Moment in den gesamten letzten zwei Jahren, in dem er von ihr eine Ohrfeige bekommen hatte. Eigentlich hatte sie geglaubt, dass für ihn die Sache längst erledigt war, doch anscheinend war dem nicht so. Ihr gemeinsamer Urlaub… Während dem Friedensvertrag… Die Wissenschaftlerin konnte sich noch zu gut an diesen Tag erinnern. Es war eigentlich ein wunderschöner Tag gewesen. Er war ein Rennen gefahren und sie hatte ihm zugejubelt. Jedoch raste der plötzlich der Wagen unkontrolliert in einen Reifenstapel. Die Sorge um ihn stieg und stieg, sie malte sich die schlimmsten Horrorszenarien aus. Tief in sich drin wünschte sie, dass sie irgendwann in ferner Zukunft vielleicht doch mal ein Paar würden, aber dem sollte wohl nicht so sein. Tränen liefen April über die Wange bis Fireball hinter ihr auftauchte und ihr sagte, dass alles okay wäre. In diesem Moment war sie so glücklich, ihn gesund und in einem Stück zu sehen, dass sie sich an seine Brust warf. Später waren sie gemeinsam am Strand entlanggelaufen und ließen sich in den Sand fallen. Alles war so schön, wie in einem Traum aus dem April nicht wieder aufwachen wollte. Und dann, ganz plötzlich, beugte sich Fireball über sie und kam ihr näher. Er wollte sie küssen. Je näher er kam, desto schneller musste die Blondine aus ihrem Traum erwachen. Die Wissenschaftlerin wollte nichts sehnlicher als von ihm geküsst zu werden, aber sie durfte nicht. Ihr Vater hatte ihr das Versprechen abgenommen, dass sie während des Außendienstes mit keinem der Jungs etwas anfing. Zudem kannte sie die Konsequenzen genau. Kurz bevor er ihre Lippen berühren konnte, sah April keinen anderen Ausweg als die Ohrfeige. Nur so würde er von ihr lassen. Daraufhin hatte er sie angeschrieen und war entsetzt aufgesprungen. April wusste, dass sie falsch reagiert hatte und wollte es ihm damals erklären, doch er hatte nur abgewunken. Es war alles normal danach, aber Fire war ihr seitdem nie wieder so nahe gekommen. Der Rennfahrer schien die gleichen Gedanken zu haben, denn sein Gesicht verzog sich ein wenig. „Es ist nicht das gleiche“, erwiderte April mit zusammen gekniffenen Augen. „Ach ja? Ist es nicht? Stimmt ja, bei mir war es nur bei dem Versuch geblieben, während er ein Schritt weiter war“, erbost fixierte er seine Freundin. Er klang eifersüchtig, und mahnte sich selbst zur Ruhe. Er musste aufpassen, dass sie nichts von seinen Gefühlen mitbekam. „Ich hatte den Eindruck, dass es dir egal wäre“, schimpfte April, denn sie wurde mal wieder eines besseren belehrt. „Ist es auch. Ich stelle lediglich fest, dass du wohl so mit allen Männern verfährst“, wischte er das Argument weg. „Ja, natürlich verfahre ich so mit jedem, der mir zu nahe kommt“, höhnte April, verschränkte ihre Arme vor der Brust und funkelte ihn an. „Offizier Brown hat sie verdient, da er die Grenze eindeutig überschritten hatte“, erklärte sie mit finsterem Ton. „Du aber hattest sie nicht verdient!“ „Das wird ja immer besser“, unterbrach er sie aufgebracht. „Wieso hast du mir dann trotzdem eine verpasst?“ „Wenn es passiert wäre und es hätte irgendjemand davon erfahren, wären wir beide aus dem KOK geflogen!“ Fireball stutzte. Was erzählte sie ihm da? Ihr Vater war der Boss, der würde sie nicht rausschmeißen. Und genau diese Weisheit verkündete er: „Dein Vater hätte dich in Schutz genommen.“ April trat einen Schritt zurück. Sie wirkte mehr als verletzt. „Das vielleicht schon“, sie pausierte und zögerte mit dem zweiten Teil der Antwort. „Aber?“, hakte er nach. Konnte er sich das nicht selbst denken? Konnte er sich nicht vorstellen, dass er geflogen wäre und sie ihn vielleicht nie wieder gesehen hätte? Nur so konnten sie die Zeit miteinander verbringen! Verstand er es nicht? Wollte er es nicht verstehen? Ihr Blick glitt zum Tisch, wo Mandarin nach wie vor saß und die beiden finster beobachtete. Er wollte es nicht verstehen, sonst bekäme er Ärger mit Mandarin, rief sich April in Gedanken. Und sie selbst wollte sich weiteren Ärger mit dem Sterncaptain ersparen. „Nichts aber, das ist alles. Mandy wartet auf dich“, erwiderte die Blondine und brachte ein kleines Lächeln zustande. „Lass sie nicht noch länger warten!“ Mit diesen Worten verschwand April aus der Bar und flüchtete in ihre Wohnung. Fireball blickte ihr erst verwirrt hinterher, ehe er sich auf den Rückweg machte. Mandarin bohrte nach, was es denn noch wichtiges zu besprechen gab, doch er wich aus. Viel lieber wollte er sich seinem Bier widmen und die vielen verworrenen Gedanken und gesprochenen Worte sortieren. Robin brachte Josh ins Bett. „Gute Nacht, Josh! Schlaf schön!“ „Gute Nacht, Robin“, wünschte er zurück und sah Colt im Türrahmen stehen. „Schlaf gut, Colt!“ „Du auch, Partner!“ Colt war zutiefst gerührt über diesen familiären Umgang. Er selbst hatte keine Familie mehr, da die Outrider damals seine Eltern umgebracht hatten. Er konnte sich kaum noch an eine glückliche Familie erinnern und wusste auch die dazu gepflegten Umgangsformen nicht mehr. Bevor Josh allerdings einschlafen konnte, erzählte Colt noch schnell: „Und morgen gehen wir drei in den Tierpark. Ich war nämlich noch nie im Tranquility-Tierpark!“ „Der ist super, Colt“, antwortete Josh sofort hellauf begeistert. „Dort wird es dir gefallen!“ „Das kann ich mir gut vorstellen“, stöhnte Robin auf. Sie hatte ebenso erst von Colts Plänen erfahren wie Josh und sie wollte sich lieber gar nicht erst vorstellen, was morgen auf sie alles zukommen würde. Ohne auf Robins Kommentar zu reagieren, stimmte der Scharfschütze zu: „Das hoffe ich doch, Kleiner! Also, jetzt musst du aber schnell schlafen, sonst kommen wir morgen nicht pünktlich los!“ Der Cowboy lächelte den kleinen Mann an, der sofort eifrig nickte. „Gute Nacht!“ Und schon hatte er sich in sein Bettchen gelegt und die Augen geschlossen. Robin schmunzelte. Sie bekam Josh nie pünktlich ins Bett, denn meistens versuchte er noch Zeit zu schinden, indem er ihr noch irgendeinen Blödsinn erzählte. Das Colt zurück war, tat Josh gut und Robin hoffte, dass er dieses Mal für immer bei ihnen bleiben würde. Sie ging zur Tür, knipste das Licht aus und schloss leise hinter sich die Tür. Nun stand sie ihrem Cowboy im Flur gegenüber und lächelte ihn liebevoll an. „Wie schaffst du das nur?“ „Was denn?“, gab er ebenso grinsend von sich. „Das Josh sofort ins Bett verschwindet, bei mir klappt das nicht!“ „Tja, meine Liebste, du bist in dieser Beziehung einfach zu nachlässig“, gab der Cowboy von sich und ging in Deckung. „COLT!“ Es war bereits spät abends. Saber hatte Sincia noch beim Abwasch geholfen, doch jetzt richtete sie ihm sein Nachtlager. Er würde auf der Couch im Wohnzimmer schlafen. Saber stellte sich schon darauf ein, dass es nicht ganz so bequem sein würde, bis er sah, dass Sincias Couch eine Schlaffunktion enthielt. Ein Lächeln trat auf seine Lippen, es konnte doch eine geruhsame Nacht werden. Sie brachte Bettwäsche und versorgte ihn noch mit einem Glas Wasser. „Gute Nacht, Saber“, sie stand in der Tür und lächelte ihn an. Es war ein schüchternes, verlegendes Lächeln. Saber betrachtete sie und lächelte ebenfalls. „Gute Nacht, Sincia!“ Sie wollte soeben gehen, doch drehte sie sich noch einmal um. „Saber“, zog sie seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er blickte zu ihr und sie sprach weiter. „Ich gehe morgen mit den Kindern picknicken. Möchtest du mitkommen?“ Saber fragte sich, ob er das schaffen könnte. Er hatte sich an diesem Tag schon überfordert gefühlt, sollte er einen weiteren Tag schaffen? Aber es war eine Chance Zeit mit ihr zu verbringen, wieso also nicht? „Gerne!“ Sincias Herz begann zu rasen vor Freude und sie strahlte ihn an. „Sehr schön! Die Kinder werden sich bestimmt freuen. Schlaf gut, Saber!“ Nun schloss sie hinter sich die Tür und verschwand erst ins Badezimmer, um danach in ihr Bett zu kriechen. Sonntag Teil I -------------- April hatte die Nacht nicht schlafen können. Ihre Gedanken kreisten um ihre Probleme mit Fireball. Doch diese waren nichts im Gegensatz zu Tristas Problemen. Sie mochte das Mädchen so gerne und wollte ihr Vertrauen gewinnen. Wieso redete sie nicht über diese schwer verletzte Person? Wieso konnte sie diese Person nicht ins Krankenhaus bringen? Hatte sie schon mal schlechte Erfahrungen gemacht? Klar, Kliniken waren nie besonders toll gewesen und wer ging schon freiwillig hin, aber wenn die Verletzungen so schwerwiegend waren…? Sie musste herausfinden wo Trista wohnte. Nur so konnte sie in Erfahrung bringen, was wirklich passiert war. Ein Lächeln huschte über Aprils Gesicht. Sie war doch wirklich egoistisch gewesen. Sie hatte Deena und Trista ihre Probleme mit Fireball vorgeheult, dabei hatte die Brünette einen wirklichen Grund gehabt. Der Rennfahrer und sie waren dagegen lachhaft. Sie stritten sich, weil sie nicht mehr zu recht kamen. Während eine sehr wichtige Person in Tristas Leben gegen den Tod kämpfte. Wie könnte sie ihre Adresse herausfinden? April glaubte sich erinnern zu können, dass Trista in einer Wohnung von Freunden wohnen würde, die verreist waren. Nur, wie hießen diese Freunde? Die Blondine setzte sich in ihrem Bett auf. Schlafen konnte sie eh nicht. Verbissen kramte sie in ihrem Gedächtnis, ob Trista ein Viertel genannt hatte, Namen oder eine Hausnummer, doch April konnte sich an nichts erinnern. Vielleicht sollte sie doch erstmal schlafen. Um diese Uhrzeit würde es ihr bestimmt nicht mehr einfallen und schon gar nicht auf Knopfdruck. April legte sich wieder ins Bett und kuschelte sich unter die Decke. Irgendwann schlief sie dann doch ein. Colt, Robin und Josh standen vor dem noch geschlossenen Tierpark in der Warteschlange. Anscheinend hatten mehrere Familien dieselbe Idee gehabt ihren freien Sonntag hier zu verbringen. Colt freute sich bereits wie ein Kleinkind und auch Josh redete in einer Tour: „Wir müssen unbedingt die Pinguine anschauen und auch zu den Giraffen gehen. Weißt du Colt, Robins Lieblingstiere sind die Koalas und ich liebe die Elefanten! Welche Tiere magst du?“ „Die Bären sind schon eine tolle Tierart. Sie wirken so gemütlich, können aber unheimlich schnell werden. Wenn sie sich aufrichten werden sie an die Zwei-Meter groß.“ „Vor denen hab ich ein wenig Angst! Aber Robin“, zog der kleine Junge die Aufmerksamkeit seiner Schwester auf sich. Diese stand die ganze Zeit stumm zwischen ihren Männern und hörte geduldig zu. „den Streichelzoo können wir auslassen“, erklärte der Junge. „Die Tiere dort sind langweilig!“ „Was?!“, vernahm Robin Colts Stimme. „Kein Streichelzoo? Aber dort kann man die Tiere streicheln.“ „Wenn du in den Streichelzoo magst, dann gehen wir hin“, erlaubte Josh und bezog seine Schwester wieder mit ein: „Okay, Robin, wir gehen doch durch den Streichelzoo.“ „Hauptsache, ihr seid euch einig“, ließ sich die blonde Lehrerin vernehmen. Die Pforten wurden geöffnet und die Warteschlange verringerte sich. Bald standen auch Robin und ihre beiden Jungs im Zoo. Josh schnappte sich eine Karte und führte die beiden Erwachsenen an. „Dort hinten“, Josh zeigte mit seinem Finger in eine bestimmte Richtung. „Da kommen die Pinguine. Gehen wir dort zuerst hin?“ „Aber klaro, Partner“, stimmte Colt zu. Als sie vor dem Pinguinhaus standen, lachte der Cowboy begeistert auf. „Pinguine sind schon seltsame Vögel, denn sie können gar nicht fliegen!“ „Natürlich nicht, Colt, darum sind es ja auch Pinguine“, ließ sich Robin vernehmen, während sie die kleinen Frackwesen beobachtete. Die schwarzweißen Tierchen rutschten auf dem Eis hin und her. Einer sprang ins Wasser und tauchte ab, während andere einfach nur so herum schwammen und ein anderer das Wasser wieder verließ. „Guck mal, der schüttelt sich“, lachte Josh auf, als er einen Pinguin sah, der eben aus dem Wasser gekommen war. „Sogar sein Schwänzchen wackelt, ist ja riesig“, ließ auch Colt sich vernehmen. Augen verdrehend ließ Robin es sich nicht nehmen, ebenfalls einen Spruch abzugeben. „Ich höre blanken Neid heraus!“ Colt gefiel der Kommentar, denn er spielte auf ein sehr spezielles Thema an. „Mann kann es ja mal probieren!“ „Oh, nein, mein Lieber“, ermahnte Robin ihn sofort. Sie hatte nicht vorgehabt den Cowboy mit so einem Spruch zu provozieren. So beschloss sie weiter zu gehen und hoffte, dass die beiden Jungs ihr folgen würden. Ihr Plan ging auf, doch schon blieben sie am nächsten Becken stehen – bei den Seelöwen. „Schaut mal, wie faul die alle sind. Die liegen alle auf den Steinen beim Sonnen!“ Colt und Josh waren diese Tiere zu langweilig und gingen schnell weiter. Eine Weile später kamen sie über die Eisbären und Robben zu den Elefanten. Einer von den Dickhäutern bekam gerade von seinem Pfleger eine Pediküre. „Hey, Josh, schau dir doch mal die Stampferchen von dem Großen da drüben an. Da wird dir ja gleich ganz anders“, bemerkte Colt, doch Josh hatte sein Augenmerk auf einen anderen Elefanten gerichtet. „Und der sonnt seinen Rüssel!“ Es war ein köstliches Bild. Der Elefant stand bei dem Elefantenhäuschen und hatte seinen Rüssel auf dem niedrigeren Dach abgelegt. „Josh, weißt du, wie man die Elefanten noch nennt?“ Nach einem Kopfschütteln erklärte Colt: „Elophantus!“ Josh begann zu kichern und auch der Cowboy grinste über das ganze Gesicht. „So ein Blödsinn“, bemerkte Robin und drängte zum Aufbruch. „Lasst uns weitergehen. Dort hinten kommen die Giraffen“, erklärte sie nach einem kurzen Blick in den Plan. Ihr war klar, dass Josh stundenlang bei den Elefanten hätte bleiben können, doch sie wollte auch die restlichen Tiere im Park sehen. Sie brauchte noch eine ganze Weile bis sie Josh von den dickhäutigen Riesen wegzerren konnte. Colt kam ihr überraschender Weise zur Hilfe: „Komm schon, Josh, die Gier-Affen warten auf uns!“ Josh lachte und eilte dem Cowboy nach. Robin hingegen starrte den beiden mit offenem Mund nach. Nach einer unruhigen Nacht war die Tochter von Commander Eagle aufgestanden, hatte sich fertig gemacht und war auf dem Weg ins Büro ihres Vaters. Es war Sonntag und somit hatte sie gute Chancen ihn dort nicht anzutreffen. Für April war es klar, dass der Computer ihres Daddys die einzige Möglichkeit war etwas über Tristas Verbleib herauszufinden. Kein anderer Computer im KOK war zu so etwas im Stande. In der Nacht kam ihr diese Idee und sie rechnete sich gute Erfolgschancen aus. April hatte eine Jeans angezogen, ein rosafarbenes Sweatshirt und ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihr Ausweis hing an einer Lasche ihrer Hose, doch sie hoffte das ihr niemand begegnete. Immerhin war es Einbruch und somit eine Straftat, die sie beging. Sie führte ihre ID-Karte in den Schlitz am Haupteingang ein, tippte auf die Tastatur ihren Erkennungscode und wartete. Schon öffnete sich die Tür. Sie trat in den Aufzug, fuhr in das Stockwerk der Kommandantenbüros und trat durch den langen Korridor. Sie sah das Büro ihres Vaters schon von weitem, denn es war die letzte Tür an dem auch der Flur endete. Sie griff nach dem Knauf. April hielt die Luft an. Jetzt stellte sich heraus ob ihr Vater arbeitete. Sie drehte den Türgriff, doch die Tür war verriegelt. Erleichtert stieß April die angehaltene Luft aus. Sie griff in ihre Hosentasche und zog ein kleines Werkzeug heraus. Dieses führte sie in das Schlüsselloch. Zudem hantierte sie mit ihrer Karte. Es dauerte eine Weile, aber schließlich hatte sie das Türschloss geknackt. Der Weg war frei. Schnell huschte sie in das Büro, verriegelte den Knauf von innen und eilte zum Schreibtisch. Zaghaft setzte sie sich in den großen Stuhl und schaltete den Rechner ein. Langsam fuhr dieser hoch. Gegen Mittag saßen Sincia, Saber und die Kinder auf ausgebreiteten Decken im Schatten einiger Bäume und tranken und aßen. Alle genossen das herrliche Picknick an diesem warmen und sonnigen Tag. Nach dem Essen spielten die Kinder und so saßen die beiden Erwachsenen letztendlich alleine im Schatten eines riesigen Baumes. Beide sahen den Kindern beim Spielen zu, während sie sich über die Zufälle im Leben unterhielten. „Eine Begegnung muss nicht immer nur als Zufall gesehen werden. Ich glaube, dass es auch durch das Schicksal Begegnungen gibt“, erklärte Saber. „Ein Treffen, das vorherbestimmt war von irgendjemanden oder irgendwas. Team Ramrod könnte eine schicksalhafte Begegnung sein“, bemerkte Sincia. „Dein Beruf ist ebenfalls Schicksal. Du bist einfach für diesen Job geschaffen. Du kannst mit den Kindern umgehen, du verstehst dich mit ihnen und hast immer ein offenes Ohr für sie.“ „Das Leben besteht aus Zufällen, aber“, sie wurde leicht verlegen. Plötzlich kam ein Mädchen angerannt. „Miss Sincia, Amber ist in den Wald gegangen!“ „Oh nein“, entsetzt und besorgt sprang sie auf. „Hol alle Kinder und bring sie hierher. Ihr rührt euch nicht vom Fleck! Und ich suche Amber.“ Auch Saber stand auf. Seine Sensoren waren immer noch auf äußerst empfindlich gestellt. Selbst wenn sie die Outrider besiegt hatten, er hatte sich noch nicht umgestellt und an den Frieden gewöhnt. Das Mädchen nickte pflichtbewusst und sammelte die Kinder ein. Währenddessen suchten die Erwachsenen nach Amber im Wald. Sie war noch nicht sehr tief hineingegangen und so fanden sie das Mädchen schnell. Sie saß am Boden, hatte ihre Beine an sich gezogen und weinte, weil sie sich verlaufen hatte. Sincia war sofort bei ihr, nahm sie erleichtert in den Arm und drückte sie fest. „Amber, zum Glück!“ Sie half Amber auf die Beine und nahm ihre Hand. „Versprich mir, bitte, dass du nie wieder allein in den Wald gehst, ja?!“ Amber nickte und wischte sich mit ihrem Ärmel über die Augen. Saber war ebenfalls erleichtert, doch plötzlich raschelte etwas im gegenüberliegenden Gebüsch. Amber riss ihre Augen auf, warf sich an Sinica und begann ängstlich zu zittern. Die Lehrerin drückte sie an sich. Ebenso ängstlich beobachtete sie die Büsche. Saber zückte seinen Säbel, den er nach wie vor aus reiner Gewohnheit trug und wartete ab. Seine hochsensiblen Sensoren waren auf alles vorbereitet. Wieder raschelte es und dann huschte ein rotbraunes, buschiges Wesen heraus und verschwand, in großem Abstand zu Amber, im Gebüsch neben dem Mädchen. Saber steckte erleichtert seinen Säbel weg und lächelte. „Das war nur ein Fuchs!“ Auch von Sincia fiel die Anspannung ab. „Vielen Dank, Saber Rider!“ Amber wischte sich ein letztes Mal über ihre Augen und gemeinsam verließen sie den Wald. Auf ihrem Picknickplatz trafen sie die Kinder, die alle dort auf ihren Decken saßen und warteten. Sie mussten Sincia noch das Versprechen abnehmen, nicht in den Wald zu gehen, ehe sie wieder spielen durften. Ein wenig zitterte die Schwarzhaarige immer noch. Sie war froh, dass der Star Sheriff bei ihr gewesen war. Alleine hätte sie das nicht überstanden. „Danke!“ „Es gibt nichts zu danken. Es gehört sich einfach so!“ „Nicht viele Männer beschützen Frauen in Not!“ Saber musste schmunzeln. „Und nicht viele Frauen befinden sich in Not!“ Auch Sincia lächelte. Insgeheim stimmte sie ihm zu und war froh darüber gewesen, eine Frau in Not zu sein. Sie fühlte den unruhigen Herzschlag in ihrem Brustkorb. Allerdings trübte sie nun ein Gedanke. Eine Freundin von ihr war in Not, sogar in sehr großer, aber sie schwieg und verhielt sich ruhig. Immer wieder schlug ihr Mann sie, wenn er betrunken war. Und genau diesen Gedanken äußerte sie. Saber fühlte die Wut in sich. Kein Mann durfte eine Frau schlagen. Nicht einmal und gerade nicht im Rausch. „Wieso verlässt sie ihn nicht?“ Betrübt haftete der Blick der Schwarzhaarige auf der Wiese. „Sie hat Angst! Ich versuche ihr zu helfen, aber sie möchte sich nicht helfen lassen!“ Sie faltete ihre Hände in ihrem Schoss und verknotete ihre Finger ineinander. Diese Sorge belastete Sincia, denn sie konnte diesen Mann nicht verstehen. Zaghaft legte Saber seine Hand auf ihre. Mit einem entschlossenen Blick sah er in ihre braunen Augen. „Ich werde dir helfen! Du musst mir nur alles erzählen, was du weißt!“ Sincia spürte die Wärme seiner Hand. Seine Finger lösten kleine Elektroimpulse auf ihrer Hand aus und durch diese Berührungen begann ihr Herz zu rasen. Sie nickte ihm zu. „Aber nicht hier und jetzt. Die Kinder sollen so etwas Schreckliches nicht hören!“ Er verstand sie, nickte zu und löste langsam seine Hand wieder von ihrer. Sie blieben noch ein paar Stunden an der frischen Luft und gegen späten Nachmittag traten sie den Rückweg ins Internat an. April hatte es geschafft. Es hatte über eine Stunde gedauert, aber sie konnte Tristas Standpunkt mit dem Computer ausfindig machen. Sie musste sich zwar erst in einige andere Computer hacken, aber es hatte funktioniert. Der Drucker ratterte fleißig vor sich hin, während April zum Fenster hinausblickte. Es versprach ein wunderschöner Tag zu werden, da die Sonne bereits jetzt schon schien. Schlechtes Wetter war erst für den Abend angesagt gewesen. Nachdem der Drucker fertig war, schaltete April alles aus und hoffte, dass ihr Vater nicht dahinter kam. Sie packte den Papierstapel, verließ das Büro und schloss die Tür hinter sich. Plötzlich hallten Schritte durch den Flur. April bekam Panik. Sie musste schnell verschwinden. Doch sollte sie jetzt loslaufen, würde sie in die Arme des Unbekannten rennen. Die Schritte wurden lauter. Die Person kam direkt auf sie zu. Panisch öffnete sie die Tür zum Büro erneut und schloss sie hinter sich wieder. Sie setzte sich in die Hocke und lauschte den fremden Schritten. Der Schall erfüllte den ganzen Flur. Wenige Schritte vor dem Büro des Commanders wurde es ruhig. Mehrere Schlüssel klapperten an einem Bund. April wagte es kaum zu Atmen. Wenn sie erwischt wurde war es vorbei. Jemand entschied sich für einen Schlüssel, schob ihn in ein Schloss und drehte ihn um. Die Tür klackte, ging mit einem Knarren auf und fiel mit einem ‚Rums’ wieder zu. Stille kehrte ein. April musste so schnell es ging hier raus. Sie huschte erneut aus dem Büro, schloss die Tür ganz leise und eilte mit dumpfen Schritten den Flur entlang. Sie war froh, dass sie sich an diesem Morgen für ihre Turnschuhe entschieden hatte. Am Aufzug stoppte sie. Für den Bruchteil einer Sekunde wollte sie ihn benutzen, doch entschied sich für die Treppe. Sollte sich der Aufzug bewegen, schöpfte man vielleicht Verdacht. So eilte sie die Treppenstufen hinunter. Es waren viele Stufen und als sie das Gebäude verließ war sie vollkommen außer Atem. Aber sie hatte das was sie gesucht hatte. Nach weiteren Stunden hatten sie bereits die Büffel, Gnus, Emus, Koalas, Ameisenbären, Faultiere, Krokodile und Schildkröten gesehen. Selbst den Streichelzoo hatten Colt, Robin und Josh durch. Jetzt kamen sie aus dem Aquarium heraus. Von dort führte ein weiterer Weg in das Haifischreich. Mit großen Augen blickten sich die drei um und betraten ein Fließband, das sie unter den Haien hindurchbeförderte. „Dort, seht ihr, Robin, Colt“, erzählte Josh, „das ist ein Hammerhai!“ „Der ist ja der Hammer“, ergänzte Colt. Robin war fasziniert. Sie sah sich ungläubig um, denn nur eine dicke Plexiglaswand trennte sie von den gefährlichen Tieren. „Ui, sieh mal, da ist ein Haihappen“, bemerkte Colt plötzlich und Josh versuchte ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. „Colt, was ist ein Haihappen?“, hakte der Junge nach und blickte mit seinen blauen Augen zum Cowboy auf. „Ein Haihappen ist ein Happen für den Hai“, erklärte der Scharfschütze gut gelaunt. Robin hingegen gingen diese ständigen Sprüche langsam aber sicher auf die Nerven. Bis jetzt hatten sie bei allen Tieren irgendwas zu lästern gefunden, Wortspielchen gemacht oder Namen verdreht. Sie machten sich bei allem ihr Späßchen und die Lehrerin kam langsam aber sich an die Grenzen ihrer Geduld. Am Ende des Tunnels angekommen erreichten sie den Ausgang. Der Tag war herrlich und inzwischen hatte die Sonne ihren höchsten Stand erreicht. Ihr nächster Weg führte sie ins Affenhaus. Staunend betrachteten sie die Gorillas, Schimpansen, Paviane und traten letztendlich zu den Totenkopfäffchen. Zwei kleine Totenkopfäffchen spielten gerade fangen und tobten durch das ganze Gehege. Colt und Josh gefiel das und prompt ließ der Scharfschütze den nächsten Spruch verlauten. „Ist doch ganz affig hier, oder?“ Mehr als genervt konterte Robin: „Ich werf euch zwei gleich dazu… Die einzig affigen hier, seid nämlich ihr!“ „Affen sind toll“, ergänzte Josh begeistert und folgte gebannt den tobenden Äffchen. Colt hingegen bemerkte: „Robin, dein Bruder möchte hier bleiben. Ließe sich das einrichten?“ „Oh, natürlich Cowboy“, formte die Blondine ein Grinsen auf ihre Lippen. „Dich lass ich auch gleich da. Dann kann ich meinen freien Sonntag noch in Ruhe genießen.“ „Robin, Schatz, glaub mir eines: Ohne uns wird dir nur langweilig!“ Colt deutete auf Robins Bruder und sich selbst und nun grinste auch Josh seine Schwester an. „Er hat Recht!“ Immerhin kannte der Junge seine große Schwester und Mutterersatz schon lange genug. Auch wenn er an manchen Tagen sehr anstrengend sein konnte, seine Schwester würde ihn niemals hergeben. Robin musterte die beiden und lächelte. Beide hatten sie Recht. „Also, kommt mit. Die Affen wurden jetzt lange genug mit eurer Anwesenheit beglückt. Es warten noch die Löwen und Tiger auf uns.“ Josh rannte los. „Super! Lasst uns schnell dorthin gehen!“ Robin lächelte und sah ihrem quirligen Bruder nach. Colt legte einen Arm um sie und zog sie näher an sich. „Und danach kommen wir zu den Bären!“ „Ja, danach gehen wir zu den Bären.“ Nach ein paar Schritten bemerkte Robin: „Das war eine schöne Idee von dir Colt!“ „Ich hoffe doch“, grinste der Cowboy und Robin kuschelte sich noch ein bisschen enger an ihren Liebsten. Fireball stand bei seinem Red Fury. Mandarin hatte sich bereit erklärt ihm zu helfen und gemeinsam bauten sie die neuen Teile in sein Auto ein. Nachdem der vorige Abend so schlecht gelaufen war, stürzte sich der Rennfahrer in die Arbeit. Der Sterncaptain hingegen bastelte halbherzig mit. Ihr gefiel nicht, dass die Tochter des Chefs immer in die schönsten Momente platzte und ihr alles zerstörte, was sie aufgebaut hatte. Zudem hatte der Rennfahrer sie mehr oder weniger noch am Abend ignoriert, da ihn irgendwas beschäftigt hatte. Es war so unfair, fand Mandarin und schloss in Gedanken versunken das falsche Kabel an einen kleinen zusätzlichen Motor. Diese Berührung funkte und krachte, ehe Rauch aufstieg. Erschrocken fiel die Rothaarige zurück. Besorgt sprang Fireball auf und eilte zu ihr, um zu sehen ob ihr etwas passiert war. Zum Glück ging es Mandarin gut, nur der Motor sah nicht mehr allzu frisch aus. „Alles okay?“ Er kniete sich zu ihr und blickte sie so liebevoll mit seinen Augen an, dass ihr ganz schwindlig wurde. „Ja, geht schon, Matchbox!“ Sein Blick wanderte zu dem rauchenden Motor und begutachtete das Malheur. Fachmännisch erklärte er ihr: „Du hast das Kabel an die falsche Buchse angeschlossen. Schau mal, hier hätte es hingehört. Na ja, den Motor können wir vergessen. Der ist jetzt nur noch Schrott.“ „Es tut mir Leid, Fire, ich war nicht ganz bei der Sache.“ „Ist schon gut. Wollen wir für heute Schluss machen? Dann bring ich dich nach Hause.“ Mandarin nickte schuldbewusst und ließ sich von dem Rennfahrer heimbringen. Auch ihm tat es gut, denn er selbst war auch nicht so ganz bei der Sache. Die Nacht über hatte er kaum geschlafen, denn immer wieder kamen ihm Aprils Worte in den Sinn. Und wieder hatte sie ihn mit diesen unendlich traurigen Augen angesehen. Wieso sah sie ihn immer so an? April warf einen Blick auf ihre Blätter. Sie war noch nie in diesem Viertel, in dem Trista vorübergehend wohnte, gewesen. Es war nicht die Ecke Yumas, in der sich die Menschen gerne aufhielten. Dieses Viertel wurde vor langer Zeit auf einem ehemaligen Fabrikgelände erbaut und es hieß, dass hier die ärmeren Menschen lebten. Als April eine Querstraße betrat war ihr klar, wieso sie hier noch nie gewesen war. Alles war heruntergekommen. Kinder spielten auf den Straßen Fußball, da kaum Verkehr herrschte. Allein in der Dunkelheit wollte April sich nicht in dieser Gegend aufhalten. Sie musste schnellstens Trista finden. Irgendwo hier wohnte sie, das hatte sie anhand der EC-Karten Aufschlüsselungen herausfinden können. Sie hatte in den letzten Tagen oft und viel in einer Apotheke eingekauft und auch standen regelmäßige Einkäufe in einem Supermarkt in dieser Gegend auf der Liste. April blätterte nochmals kurz die Listen durch und sah sich um. Auf der anderen Straßenseite, war diese Apotheke. Vielleicht konnte der Apotheker ihr weiterhelfen? Sie faltete ihre Blätter zusammen und stopfte sie sich in ihre Potasche der Jeans. Die Wissenschaftlerin betrat den kleinen, alten Laden. Eine uralte Glocke läutete und aus den hinteren Räumen trat ein älterer Mann im weißen Kittel an die Theke. „Hallo, kann ich Ihnen helfen?“ „Ich hoffe es“, antwortete April und trat zu dem Verkaufstisch. „Ich habe eine Frage. Ich suche eine braunhaarige Frau in meinem Alter. Ich weiß, dass sie hier irgendwo wohnt, aber ihre genaue Adresse hab ich leider nicht. Da ich weiß, dass sie bei Ihnen immer Verbandmaterial und schmerzstillende Medikamente geholt hatte, dachte ich mir Sie kennen sie vielleicht?“ „Es tut mir Leid, Miss, leider kann ich Ihnen da nicht behilflich sein. Selbst wenn ich die Adresse der jungen Dame wüsste, dürfte ich Ihnen keinerlei Auskunft geben.“ Enttäuscht blickte April ihn an. Sie spielte mit dem Gedanken ihre ID-Karte zu zeigen, doch beließ sie es bei dieser Auskunft. Sie vertraute darauf, dass sie dieser Mann nicht anlog. Sie verabschiedete sich kurz und verließ den Laden wieder. Wieder fiel ihr Blick auf die tobenden Kinder. Wenn sie den ganzen Tag draußen spielten, trafen sie hin und wieder Nachbarn. Warum also nicht fragen? April eilte zu den spielenden Kindern und unterbrach das Fußballspiel. „Hallo, ich bin April und ich suche eine Frau, die so groß und so alt ist wie ich. Sie ist schlank und hat braune Haare. Kennt ihr sie vielleicht? Habt ihr so eine Frau schon mal gesehen?“ „Nein, ich glaube nicht“, gab eines der Kinder zurück und auch die anderen verneinten. „Okay, trotzdem danke!“ April stellte sich wieder an die Straße und blickte sich um. Wo, um alles in der Welt, sollte sie anfangen zu suchen? Sie ging die Hauptstraße entlang und blieb an jeder Seitenstraße stehen und beobachtete die Umgebung, doch nichts tat sich. In der nächsten Seitenstraße herrschte reges Treiben. April war auf einem kleinen Markt gelandet, der jeden Tag stattfand. Es überraschte sie ein wenig, doch flimmerte ein kleiner Funken Hoffnung in ihr Trista hier zu begegnen. Die Blondine warf sich ins Getümmel, beobachtete die Menschen und auch die Marktschreier. Einer der Stände verkaufte Geldbörsen und Taschen, der nächste hingegen Obst und Gemüse. Plötzlich zog April ein Fischgeruch in die Nase. Angewidert rümpfte sie die Nase und wollte an dem Stand vorbei gehen, als der Besitzer ihr zurief. „Junges, hübsches Mädchen möchtest du einen Lachs? Der ist ganz frisch gefangen aus dem Tarataus-See!“ April blieb stehen, sah zum Mann auf und schüttelte den Kopf. „Nein, danke!“ „Wie steht es dann mit Forelle oder Seibling? Beide sind sehr gut und man kann sie ganz leicht zubereiten.“ „Danke“, wiederholte April und wollte soeben weitergehen, als der Fischmann wieder begann. „Weißt du, es ist schade, dass hier in diesem Fleckchen alles so runterkommt. Ich war einmal in der City gewesen und dort erstrahlt und erblüht alles. Yuma kümmert sich um die Touristenfleckchen, nicht aber um seine Bewohner. Aber das Wetter ist heute traumhaft. Obwohl noch für den Abend Regen angesagt war. Was verschlägt dich heute in dieses Viertel? Dich habe ich hier noch nie gesehen.“ Hin und wieder gab April ein ‚ja’, ‚hm’ oder ein ‚nein’ von sich, aber diese Frage war ihr zu persönlich. „Ich suche jemanden. Ich wollte einen Freund besuchen, nur hab ich seine Adresse vergessen.“ Der Fischmann überlegte. „Das wird schwierig. Ich kenn zwar einige hier, aber nicht alle.“ April wartete ab, doch in diesem Moment nahm sie aus den Augenwinkeln eine Person wahr, die ihrer Zielperson sehr ähnlich sah. April blickte der Frau nach und entschied sich ihr zu folgen. Sollte sie es nicht gewesen sein, würde sie die Suche abbrechen, ansonsten würde sie alle Hebel in Bewegung setzen, um die verletzte Person ins Krankenhaus zu bringen. „Vielen Dank für Ihre Hilfe!“, verabschiedete sich die Blondine und nahm die Verfolgung auf. Je länger April ihr folgte, desto sicherer konnte sie sagen, dass sie Trista folgte. Auch wenn sich diese Frau nicht einmal umdrehte, die Blondine erkannte sie an ihren Bewegungen. Vor einer Haustür blieb die braunhaarige Frau kurz stehen, ehe sie in den Hausflur verschwand. April beeilte sich hinterher zu kommen und konnte noch mit durchschlüpfen, ehe die Tür sich wieder schloss. Trista hantierte mit ihrem Schlüssel. Das Gebäude war bereits sehr alt und auch schon sehr renovierungsbedürftig, doch Yuma-City schien sich nicht für eine Renovierung zu interessieren. Es war bestimmt schrecklich in einem so heruntergekommen Haus zu leben. Von der Decke und den Wänden bröckelte der Putz ab, das Haus hatte innen wie außen einen neuen Anstrich verdient und auch die Treppe sah nicht mehr sehr vertrauensvoll aus. April stand im Treppenhaus. Drei Stufen führten ins Hochpaterre zu zwei alten Holztüren, die von beiden Seiten der Treppe in Wohnungen führten. Von außen hatte sie gesehen, dass das Haus drei Stockwerke hatte. Die Blondine wollte soeben in die nächste Etage als sie Trista über sich ausmachen konnte. Vorsichtig und auf leisen Sohlen stieg sie ein paar Stufen hinauf um ein Auge auf das obere Stockwerk zu werfen. „Ich hab den Geldbeutel vergessen“, hörte April Tristas Stimme dumpf aus der Wohnung. Sie eilte noch schnell ein paar Stufen hinauf um auszumachen, welche Tür offen stand. Doch schon wurde die Stimme wieder lauter. „Ich spring noch schnell in die Apotheke! Bin gleich wieder da!“ April ergriff die Flucht. Sie durfte auf keinen Fall gesehen werden. Trista zog die Tür hinter sich zu und war der Blonden dicht auf den Fersen. April legte den kleinen Verriegelungsschalter an der Tür um und schaffte es die Eingangstür noch möglichst leise hinter sich zuzuziehen. Sofort eilte sie die Straße ein wenig hinab, um anschließend wieder den Weg zum Haus zurück zu gehen. Die nächste Straßenecke war zu weit entfernt, um ungesehen dorthin zu kommen, also musste die Blondine möglichst verwirrt und unschuldig wirken. Gar nicht so leicht, da sie mehr als nervös war. Ihr gefiel dieses Spiel nicht, andererseits sah sie sonst keinerlei Möglichkeit der verletzten Person zu helfen und auch Tristas Sorgen zu mildern. In diesem Moment trat Trista aus dem Haus heraus und blieb wie erstarrt stehen. April kam auf sie zu und sah mehr als verwirrt aus. Plötzlich stoppte auch der Star Sheriff und beide standen sich erstaunt gegenüber. „April?“ Irritiert musterte sie das Mädchen. „Trista? Was machst du hier?“ April hoffte, dass ihre Stimme nur halb so überrascht klang, wie geplant. Sie war mehr als nervös und das warf sie beinahe aus ihrer Routine. Sie war doch ein Star Sheriff, steckte öfters in der Klemme und immer hatte sie einen kühlen Kopf bewahrt. Wieso wollte es ihr bei Trista nicht so gelingen? „Ich… ich wohne hier vorübergehend. Und was machst du hier?“ Eine Antwort musste her und zwar schnellstens. „In meiner Kindheit war ich mal hier gewesen. Mein Vater und ich sind früher zu einem Markt gegangen und haben dort eingekauft. Ich suche diesen Markt, nur weiß ich nicht mehr, wo er war.“ April setzte ihr unschuldigstes Lächeln auf und hoffte Trista schluckte die Ausrede. Sie war zwar nicht gelogen, aber auch nicht ganz die Wahrheit. Trista blickte sie sehr skeptisch an, doch dann lächelte sie: „Du hast dich komplett verlaufen. Du musst die Straße dort entlang und vorne an der Kreuzung biegst du nach rechts ab.“ „Okay“, lächelte April. „Kommst du auch mit?“ „Nur bis zur Kreuzung, dann muss ich eine andere Richtung einschlagen“, nickte Trista zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. „Und du bist hier früher gewesen?“ April nickte. „Ja, mein Vater kannte einen der Marktstandbesitzer.“ „Aber in der Stadtmitte gibt es doch auch einen Markt. In dieses Viertel gehen doch nur die ärmeren Bewohner“, bohrte Trista weiter und fügte noch schnell hinzu: „Habe ich gehört!“ „Ja, das stimmt schon“, antwortete April zögernd. „Meistens waren wir dort auf dem Markt, aber er wollte seinen alten Bekannten unterstützen. Und dann sind wir hierher gekommen. Wie gesagt, es ist lange her. Ich war damals gerade in die Schule gekommen.“ Trista beobachtete die Blondine neben sich. „Und in diesem Haus wohnen Freunde von dir?“, bohrte die Ingenieurin weiter. „Ja, sie sind gerade im Urlaub und ich sollte auf die Wohnung aufpassen. Trifft sich ganz gut, da ich eh einen Kurzurlaub auf Yuma mache“, antwortete Trista. Die beiden kamen an die Kreuzung. „Okay, findest du den Weg? Geh am Besten gleich die nächste Straße rechts, dann kommst du bald zum Markt!“ „Vielen Dank, Trista“, antwortete April und machte sich auf den Weg. Auch Trista ging weiter, allerdings in die Entgegengesetzte Richtung. An der nächsten Hausecke blieb April stehen und beobachtete die Brünette. Bald war diese in einer Seitenstraße verschwunden und die Wissenschaftlerin eilte den Weg zurück. Sie musste sich beeilen. Die Apotheke war nicht weit weg und somit hatte sie auch nicht viel Zeit. April drückte die Haustür auf und kam ohne großes Aufsehen wieder in den Flur. Sie eilte die Treppenstufen hinauf und blieb vor der linken Tür stehen. Hier wohnte also Trista vorübergehend. Fireball hatte Mandarin bis vor die Türe gebracht und ihr geraten sich auszuruhen und frisch zu machen. Die hübsche Rothaarige gefiel ihm überhaupt nicht. Sie wirkte so blass, verwirrt und auch sah sie leicht kränklich aus. Hoffentlich fehlte ihr nichts. Nachdem die Tür zu Mandarins Wohnung geschlossen war, drehte sich der Rennfahrer um und ging zu seiner eigenen Wohnung. Er wollte sich ein wenig frisch machen und anschließend noch April aufsuchen. Seit dem gestrigen Gespräch ging ihm viel durch den Kopf. Und auch war er sich langsam bewusst, welche Ausmaße ihre Worte hatten. Er hatte wirklich geglaubt, dass sie ihn abwies, weil sie kein Interesse hatte, aber dass es für ihn und besonders für sie die Kündigung bedeutet hätte, wurde ihm erst jetzt richtig bewusst. Er hätte einen riesigen Fehler gemacht und sie hatte ihn nur davor bewahren wollen. Jetzt verstand er sie und der kleine Funke Hoffnung, doch mehr in ihr hervorzurufen als nur Freundschaft, wuchs seit dem Vorabend wieder stetig an. Fireball hatte die Wohnungstür hinter sich geschlossen und war soeben auf dem Weg in sein Badezimmer, als ihn der plötzliche Drang heimsuchte, April sofort einen Besuch abzustatten. Er wollte mit ihr nochmals in Ruhe über die Situationen und Missverständnisse reden und das sofort. Egal wie dringend er nun eine Dusche gebraucht hätte, April hatte Vorrang. Mit einem Satz war der Rennfahrer wieder an der Tür und wenig später stand er vor Aprils Wohnung und läutete und klopfte. „April, bist du da? Ich möchte mit dir reden. Es ist wichtig, hörst du?“ Aus der Wohnung kam kein Mucks, dafür trat Commander Eagle in den Gang und kam zielstrebig auf den jungen Mann zu. „Hallo, Fireball“, begrüßte er den Piloten überrascht. „Möchtest du zu meiner Tochter?“ „Ja, Commander Eagle“, antwortete Fire leicht verlegen. „Aber sie scheint unterwegs zu sein.“ Er läutete erneut, doch wieder tat sich nichts. „Das ist schade. Ich war gerade auf dem Weg ins Büro, um noch einige Akten durchzusehen, wollte ihr aber zuvor noch einen kurzen Besuch abstatten.“ Der Chef des KOK musterte Fireball und die Siegesfeier kam ihm wieder in den Sinn. Wenn er schon seiner Tochter nicht die Leviten lesen konnte, dann könnte er wenigstens den Japaner über die seltsamen Vorkommnisse ausfragen. Etwas zögerlich bemerkte der Commander: „Nachdem April nicht zu Haus ist und wir somit beide ein wenig Zeit hätten“, er pausierte und Fireball schwante nichts Gutes… Eagle wollte mit ihm reden und es würde kein angenehmes Gespräch werden. „Möchtest du mit mir einen Kaffee trinken gehen?“ „Gehen wir in meine Wohnung. Ich koche uns einen Kaffee, Commander Eagle.“ Das Gespräch war unausweichlich und er wollte nicht in aller Öffentlichkeit über gewisse Dinge reden. Und so war es die einzige Möglichkeit gewesen, die ihm spontan eingefallen war. „Gerne.“ Sonntag Teil II --------------- Hi, es tut mir leid, aber ich komm zur Zeit überhaupt nicht zum Schreiben. Bei mir ist soviel los und da muss das hier leider zurück stecken. Ich werde jetzt einfach mal den Teil reinstellen, der schon seit Wochen fertig ist, der Rest folgt dann irgendwann mal... Dickes Sorry und ich hoffe ihr bleibt mir trotzdem treu mit eurer ehrlichen Kritik. Danke schon mal dafür :) Ach ja und ich habe einen Teil von Turbofreak geklaut (wie Fire seinen Spitznamen erhält) Ich hoffe du bist mir nicht böse und verklagst mich nicht! ;) So und nun viel Spaß... eure Sunshine84 Kapitel 11 April öffnete die Tür und trat in die Wohnung ein. Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich und sah sich um. Sie befand sich in einem länglichen Flur von dem rechts und links je eine verschlossene Tür in ein Zimmer führte. Am Ende des Ganges war eine weitere verschlossene Tür. Es schien niemand hier zu sein. Der weibliche Star Sheriff rief sich zur Ruhe und Vorsicht. Sie wusste nicht, wer diese verletzte Person war. Sie wusste nicht, in welchem Zustand sich diese Person befand. Sie trat noch ein paar Schritte weiter in die Wohnung. Rechts von ihr konnte sie eine Glastüre ausfindig machen, während links ein Torbogen den Weg in ein großes Wohnzimmer freigab. Sie wollte gerade noch einen weiteren Schritt wagen, als sie, aus dem ihr gegenüberliegendem Zimmer, Geräusche vernahm. Die Tür öffnete sich knarrend. April wich einen Schritt zurück. Ihr Herz raste und der Puls hinterließ in ihrem Ohr ein heftiges Pochen. Sie bekam Angst. Ihre Hände wurden schweißnass und in diesem Moment bereute sie ihre Aktion. Ein Mann trat heraus. Er war in eine Jogginghose und ein schlichtes Shirt gekleidet. Seine Statur war groß und schlank und sein linker Arm war in weißen, dicken Verbänden eingehüllt, die in seinem Ärmel verschwanden. Sein Gesicht wirkte markant und männlich. Die blauen Haare waren verstrubbelt und die eisblauen Augen fixierten sie einen Moment überrascht, ehe sie April anfunkelten und sich ein hämisches Grinsen auf seinen Lippen zeigte. Die Blondine war erstarrt. All ihr Blut war gewichen und sie wirkte mit einem Mal blass und ängstlich. Wie konnte das sein?! Er war tot! Immer wieder kamen ihr diese zwei Gedanken. Sie ließen keinen Platz für einen klaren Kopf. Die Wissenschaftlerin hatte gesehen, wie er starb. Sie hatte gesehen, wie der Planet explodiert war und er mit ihm. Sie war fest davon ausgegangen, dass sie ihn nie wieder sehen musste. Doch jetzt stand er hier, ihr gegenüber in Tristas Wohnung. Sein Arm war einbandagiert, er wirkte ein wenig schwach, aber dennoch sehr lebendig für einen Toten. „Hallo, April!“ Diese Stimme jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Sie spürte die Gänsehaut, die sich schlagartig über ihren Körper ausbreitete. Sie war ihm direkt in die Arme gelaufen und sie hatte niemanden bescheid gegeben. Keiner würde sie finden, wenn er so war wie früher. Wenn er sie immer noch besitzen wollte. Saber, Colt und Fire könnten sie dieses Mal nicht vor ihm retten. Immerhin dachten sie, dass er tot war! Sie alle hatten geglaubt, dass er tot wäre. Ihre Freunde würden sie niemals finden. Sie musste weg. Sie musste aus dieser Wohnung raus und das so schnell sie konnte und solange Trista noch nicht zurück war. Wie sie ihn einschätzte und nach Tristas Beschreibungen konnte er nicht viel Kraft haben. Er würde es nicht schaffen sie alleine gefangen zu nehmen. „Jesse Blue!“ Während dieser Feststellung trat April einen weiteren Schritt zurück, doch spürte sie einen Widerstand in ihrem Rücken. Dieser Widerstand fühlte sich an wie ein Blaster und nach einem kurzen Schulterblick, wusste sie auch wer ihn ihr in den Rücken hielt. „Mach keine falsche Bewegung“, drohte eine weibliche Stimme finster und verärgert. Im selben Moment wurde die Waffe entsichert. „Trista, bitte, du willst mir doch nicht allen ernstes sagen, dass du ihm hilfst?! Nach allem was er dir angetan hat?!“ April blickte das Mädchen über ihre Schultern an. „Beweg dich ja nicht! Mein Finger ist heute sehr nervös!“ Um ihre Mahnung zu unterstreichen drückte sie der Navigatorin die Waffe ein wenig fester in den Rücken. Während Trista dem Star Sheriff die Waffe in den Rücken hielt, holte Jesse Handschellen und sperrte Aprils Hände hinter dem Rücken ein. So konnte sie ihnen nicht sehr gefährlich werden. Nach wie vor mit dem Blaster bedroht, führten die beiden sie ins Wohnzimmer. Es war spärlich eingerichtet und keines der Möbelstücke harmonierte mit dem anderen. Alles war einfach willkürlich zusammengetragen und abgestellt worden. Die beiden bugsierten April zur Couch und schubsten sie hin. Sie lag auf dem Möbelstück und der Blick des Blauhaarigen behagte ihr überhaupt nicht. Schnellst möglichst versuchte sie sich aufzurichten und in eine Sitzposition zu bringen, doch dieses Unterfangen war schwerer als sie gehofft hatte. Doch sie schaffte es. Sie rüttelte an den Handschellen und wollte ihre Arme bewegen, allerdings waren sie zu sehr eingeschränkt. „Wie hast du überlebt?!“, wollte April sofort wissen, doch Jesse winkte ab. „Alles zu seiner Zeit, meine Liebe!“ Schon wandte er sich an Trista. „Bist du in der Apotheke gewesen?“ „Nein, noch nicht! Ich gehe aber gleich los!“ „Woher wusstest du…“, begann die Blondine irritiert, doch die Brünette unterbrach sie. „Woher ich wusste, dass du zurückkommst? Das kann ich dir sagen“, wollte Trista ihr antworten, doch Jesse fuhr dazwischen: „Nicht jetzt! Geh in die Apotheke und hole meine Medikamente. Und wenn er dir diese nicht geben will, dann töte ihn und hol sie dir einfach!“ Trista zuckte für einen Bruchteil einer Sekunde, doch dann nickte sie. „Ja, Jesse. Aber jetzt, wo wir sie haben, können wir nicht diese Ärztin holen? Sie kann dir bestimmt helfen und dich vielleicht ambulant versorgen?“ Jesse horchte auf. Diese Idee war gar nicht mal so schlecht. Er nickte ihr zu. „Mach schon“, zischte er ungeduldig. Trista nickte, überreichte ihm die Waffe und er zielte auf April. „Mach keine Faxen! Mein Schussarm ist topfit!“ Die braunhaarige Frau trat auf April zu und zog sie von der Couch hoch. Sie untersuchte April nach ihrem Communicator. Sie tastete alle Hosentaschen ab und fand die zusammengefalteten Blätter in Aprils Potasche. Irritiert musterte sie das feste Papier und wollte es soeben ansehen, als Jesses Stimme die Stille durchbrach. „Gib mir das Zeug und such nach dem blöden Ding!“ Sie reichte Jesse das gefaltete Papier und tastete Aprils Hose weiterhin ab. Schließlich fand sie den Com in der Seitentasche der Jeans. Grob schubste sie den Star Sheriff zurück auf die Couch. Trista verschwand kurz im Badezimmer und kam mit einem großen Klebeband wieder zurück. Sie verklebte April den Mund und wählte kurz darauf Deenas Nummer. Nachdem die Wissenschaftlerin wieder auf der Couch saß, ließ auch Jesse Blue die Waffe sinken. Er legte sie vor ihr auf den Couchtisch ab und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die Blätter in seiner Hand. Tristas Stimme erfüllte den Raum. „Deena? Zum Glück erreiche ich dich!“ Sie hatte die Bildübertragung abgeschaltet und hielt sich den Com, wie ein Handy, ans Ohr. April konnte die Worte ihrer Freundin nicht verstehen, versuchte aber alles um das lästige Klebeband von ihrem Mund zu bekommen. Die dumpfen Töne, die sie von sich gab, verstummten immer wieder sofort. Die junge Frau war nicht laut genug und hatte kaum noch Luft noch lauter zu werden. „Hör zu. April ist verletzt. Sie hat eine große Platzwunde am Kopf. Die muss unbedingt genäht werden und zwar so schnell wie möglich“, drängte Trista. „Sie ist bei mir in der Wohnung und ist gestürzt. Bitte komm schnell, ich habe Angst, dass sie mir verblutet!“ Trista musterte April, die sie ängstlich und besorgt mit ihren großen blauen Augen ansah. „Bring möglichst viel mit zur ambulanten Versorgung. Schnell!“ In den folgenden Minuten gab Trista die Adresse durch und drängte erneut zur Eile. Hinterher legte sie auf, schaltete den Communicator komplett ab und legte ihn zur Waffe auf den Couchtisch. „Sie kommt! Die Kleine macht sich so große Sorgen, dass sie sofort alles stehen und liegen lässt, um dir zu helfen! Ist das nicht süß?“ „Es war alles geplant“, ließ sich Jesse Blue vermerken. Beide Mädchen blickten zu ihm auf. Er überreichte Trista die Blätter und fluchte leise. „Wir müssen bald aufbrechen!“ Trista überflog alle Blätter. Auf den ersten drei Blättern, waren ihre Kontodaten aufgeführt. Die nächste Seite zeigte ihr die die Stadtkarte, auf der ihr Standpunkt markiert war. Auf den folgenden zwei Blättern waren Informationen ihres letzten Verbleibs aufgeführt. Wo hatte diese Blondine das alles her? Sie spürte eine große Wut im Bauch aufsteigen und im nächsten Moment stand sie bei April und verpasste ihr eine saftige Ohrfeige. Zu spät hatte Jesse gemerkt, was Trista vor hatte, sonst wäre er eingeschritten. Plötzlich schrie die Braunhaarige: „Du hast alles geplant! Du hast mich ausgefragt, um hinterher über mich zu recherchieren! Du hast dir alle Informationen geholt, die du gebraucht hast, um mich zu finden! Du bist eine verlogene, kleine…“ „Es reicht, Trista! Du wolltest in die Apotheke! Mach schnell, sonst kommt Frau Doktor und ich habe keine Medikamente“, befahl Jesse kühl und eisern. Trista wagte keine Widerworte und verschwand. Als die Tür ins Schloss fiel, trat Jesse auf die verängstigte Ingenieurin zu. Er hob seine Hand, zog am Klebeband und riss es ihr weg. „Und nun zu dir: Wer weiß alles davon?“ „Das kannst du dir doch denken“, blaffte April bissig zurück. „Soweit ich informiert bin, haben Saber und Colt den Planeten verlassen. Der einzige, der hier noch rumschnüffeln könnte, ist Fireball“, er blickte zu April, die ihn nach wie vor böse ansah. „Nein, Fireball würde dich nicht suchen. Er hat jetzt eine neue Flamme, hab ich gehört! Scheint ziemlich beschäftigt zu sein, der Gute!“ April funkelte den Blauhaarigen an, ehe sie konterte. „Denk was du willst, Jesse. Die Jungs wissen bescheid und sind schon auf dem Weg hierher!“ „Guter Witz, Süße“, lachte Jesse. „Wenn der Schwertschwinger und der Kuhtreiber in die Atmosphäre von Yuma eingedrungen wären, hätte ich schon längst Informationen darüber erhalten.“ Jesse setzte sich ihr gegenüber und betrachtete seine Gefangene. „Hör auf dir etwas einreden zu wollen. Du bist bei mir und keiner der drei Blechsterne wird dich finden! Wenn dich überhaupt nur einer von ihnen vermissen wird!“ Er pausierte kurz und beobachtete den Schaden, den er angerichtet hatte. April war wirklich bei diesen Worten zusammengesunken. Sie hatte so sehr gehofft, dass es auffallen würde, wenn sie sich nicht meldete, aber anscheinend hatte Jesse Recht. Sie würde niemandem fehlen und ganz besonders Fireball würde ihr Verschwinden nicht bemerken. Er hatte jetzt Mandarin. Sie spürte Jesses Blick auf sich und fauchte: „Was ist?!“ „Ich finde es nur herrlich dich in meiner Gewalt zu haben. Du glaubst gar nicht, wie viel Mühe und Arbeit mich dieser Plan gekostet hatte“, erklärte Jesse ehrlich. „Welcher Plan?“ Misstrauisch beobachtete sie ihren Feind. „Ich wusste, dass Trista dich neugierig machen wird, wenn sie ein bisschen was erzählt, aber entscheidende Informationen zurückhält. Du bist eine gute Seele und möchtest einer Freundin in Not helfen“, er wurde wieder ernster: „Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann du hier auftauchst.“ Mehr als überrascht starrte April ihm in die eisblauen Augen. „Was habt ihr vor?“ „Das wirst du noch früh genug erfahren, liebste April!“ Jesse kostete diesen Moment voll aus, erhob sich und setzte sich neben sie. April ahnte nichts Gutes und verkrampfte automatisch. Er kam ihr ganz nah. Vorsichtig strich er ihr eine der blonden Strähnen hinters Ohr und flüsterte: „Ganz ehrlich, meine Süße, hast du mich eigentlich vermisst?“ April lief ein Schauer über den Rücken. Automatisch wich sie zur Seite. Sie konnte seine Berührungen nicht ertragen und wollte auch nicht in seiner Nähe sein. Jesse störte ihr Widerstand nicht. „Es war nicht gerade nett von dir den Planeten in die Luft zu jagen und mich nicht mitzunehmen.“ April funkelte ihn ruckartig an: „Du wolltest uns zuerst töten, Blue!“ „Aber bitte, April, ich wollte dich nicht töten. Die drei Flachpfeifen aus deinem Team, ja, aber dich hätte ich am Leben gelassen. Ich verstehe sowieso nicht, wieso du dich ausgerechnet in die Rennsemmel verguckt hast. Er liebt dich doch gar nicht. Der Junge hat doch gar keine Ahnung, wie man eine Frau wie dich behandelt.“ „Aber du weißt das, ist mir schon klar“, spukte ihm April höhnisch entgegen, woraufhin Jesse grinste. „Soll ich es dir zeigen?“ Jesses Mundwinkel zuckten zu einem zynischen Grinsen. Er beugte sich näher zu ihr, doch in diesem Moment kehrte Trista zurück. April sank erleichtert zusammen. Fürs erste war sie vor Jesse sicher. Ihr Herz schlug so schnell wie noch nie und sie hatte panische Angst. Was war wenn er Recht behielt und sie wirklich niemanden fehlte? Dann war sie verloren. Sie setzte all ihre Hoffnungen in ihre Jungs, und sie würde kämpfen bis zum bitteren Ende. Fireball stellte dem Commander Eagle eine Tasse Kaffee auf den Tisch und holte die Milch aus dem Kühlschrank raus. Auch setzte er das Töpfchen Zucker ab. Ihm selbst stand der Kopf jetzt eher nach einer Tasse Tee. Die brauchte er um sich zu beruhigen und auch ruhig zu bleiben. „Und wie ist dein Urlaub, Fireball?“ „Ganz okay!“ Der Rennfahrer war der Ansicht möglichst schnell aus der Situation wieder rauskommen zu wollen. Je weniger er antwortete, desto schneller würde er Commander Eagle langweilen. „Bist du schon auf der Rennstrecke gewesen?“, bohrte Eagle nach. „Noch nicht!“ „Und wann hast du vor dorthin zu gehen?“ „Ich weiß noch nicht!“ Eagle hatte ihn durchschaut, aber so leicht würde er sich nicht abwimmeln lassen. Er hatte einige Fragen und dieser Junge würde sie ihm beantworten. Und wenn sie die ganze Nacht zusammen saßen und Kaffee tranken. „Auf der Abschlussbesprechung hast du dich ziemlich zurückgehalten. Wie hast du das Leben auf Ramrod empfunden?“ Fireball musterte seinen Boss skeptisch. Irgendwas sagte ihm, dass er so einfach nicht davon kam. Er verschränkte seine Finger um die Tasse und starrte in das dunkel gefärbte Wasser. „Ich habe dort meine allerbesten Freunde gefunden. Muss ich dazu mehr sagen?“ Unsicherheit blitzte in seinen Augen auf, dennoch lächelte er den älteren Mann mit dem Vollbart an. „Ja, ich bitte darum. Dass ihr vier die besten Freunde seid, weiß ich ja. Aber wie hast du dich gefühlt als du auf Ramrod gewesen bist?“ Diese Frage war sehr direkt, aber Eagle sah keine andere Möglichkeit als nur direkte Fragen zu stellen, denn der Japaner wich geschickt jeder Frage aus. Fireball zögerte. Wieder senkte er seine Augen und suchte krampfhaft nach einer Antwort, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprach, doch ihm wollte nichts einfallen. Wieder blickte er den Commander unsicher von unten herauf an und antwortete leise: „Ich hab mich zu Hause gefühlt!“ Ein Lächeln trat Eagle auf die Lippen, so hatte er den Eindruck, dass es dieses Mal eine ehrliche und auch direkte Antwort war. Erleichtert lehnte sich der Kommandant in den Stuhl zurück. Seine Finger allerdings umrundeten die Tasse und den Henkel. Er überlegte wie er die nächste Frage stellen konnte, ohne dass Fireball gleich wieder auswich. „Und fühlst du dich auch im Rennzirkus zu Hause?“ Der junge Japaner horchte auf und blieb wie erstarrt. Langsam fing er sich, nahm einen Schluck Tee und ließ sich Zeit mit seiner Antwort. „Ja, allerdings liegt diese Zeit sehr lange zurück.“ Fireball verstand den Commander nicht. Er hatte die Vermutung, dass sein Boss mit ihm über April reden wollte und nun stellte er Fragen über den Rennzirkus? Skeptisch beobachtete er den groß gewachsenen Mann. „Ich habe in deiner Akte gelesen, dass April und Saber dich vor zwei Jahren aufgesammelt haben, kurz nach deinem Grand Prix Sieg!“ „Das stimmt“, antwortete Fireball und wartete auf die nächste Frage. „Was hast du davor gemacht? Ich meine, du bist der jüngste Champion aller Zeiten, aber es muss doch noch ein Leben davor gegeben haben. Deine Kindheit, deine Familie, deine Herkunft…“ Darum ging es. Commander Eagle wollte seine Akte vervollständigen und horchte ihn deswegen aus. „Meine Eltern sind aus Japan, ebenso wie meine Großeltern und Urgroßeltern. Ich hatte eine Kindheit und eine Familie“, wich er aus. „Wieso hast du deine Eltern noch nicht erwähnt?“ Fireball verkrampfte unbewusst die Finger um seine Tasse. Eagle merkte die Anspannung in dem Jungen, doch konnte er sich nicht so recht erklären, warum dem so war. Abwartend und ruhig musterte er den Japaner. Er würde sich gedulden, bis Fireball bereit war ihm Antworten zu geben. „Sie sind tot!“ Bestürzt blickte Aprils Vater ihn an. Von König Jarred hatte er bereits gehört, dass dieser Junge der Sohn seines besten Freunds war. Doch Commander Eagle wollte es von dem Japaner selbst hören. Er wollte wissen, ob Fireball über alles bescheid wusste. „Wie sind sie gestorben?“ Er wusste, dass er in alten Wunden bohrte, doch er wollte auch Antworten und freiwillig schien sie ihm dieser Junge nicht zu geben. „Mein Vater ist im Krieg gefallen“, antwortete Fireball. Er hatte gewusst, dass das Gespräch unangenehm würde, doch hatte er nicht dieses Thema erwartet. Langsam ergab er sich, denn Eagle würde nachbohren, wenn er nicht von sich aus zu reden begann. „Damals vor fast neunzehn Jahren hat er gegen die Outrider gekämpft und ist während eines Einsatzes verschwunden. Meine Mutter war mit mir schwanger als sie von der Nachricht erfahren hatte. Er wusste nicht, dass es mich gab.“ Commander Eagle nickte verständnisvoll. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schloss die Augen. Die Zeiten von damals kamen ihm wieder in den Sinn. Er kannte Fireballs Vater. Er hatte mit ihm zusammen damals gegen die Outrider gekämpft. Er, Jarred und Shinjiro waren damals gemeinsam an der Front gestanden. Sie hatten die Sondereinsätze geflogen und standen tagtäglich in Lebensgefahr. „Dein Vater hat es durch seinen Einsatz geschafft, dass wir die Outrider besiegen konnten.“ Fireball hörte aufmerksam zu, doch besser ging es ihm dadurch nicht. „Wieso fragen Sie mich nach meinem Vater, wenn Sie ihn doch kannten?“ „Als ich dich zum ersten Mal sah, dachte ich, Shinjiro steht mir gegenüber. Mir war klar, dass du sein Sohn bist, doch dein Name passt überhaupt nicht mit seinem überein. Fireball…“ Commander Eagle musterte seinerseits wieder den Jungen und der Rennfahrer konnte es in seinen Augen lesen, dass er auch hierzu eine ehrliche Antwort hören wollte. „Mein richtiger Name ist Shinji Hikari. Fireball ist mein Spitzname, den mir der Rennzirkus aufgedrückt hatte. Sie konnten meinen Namen nicht aussprechen und haben von der japanischen Flagge auf meinem Red Fury Racer auf Feuerball geschlossen. Zuletzt hat mich meine Mutter auf dem Sterbebett Shinji genannt.“ Fireball sackte immer mehr in sich zusammen, während er erzählte. Eagle war zutiefst gerührt, doch eine Frage konnte er sich nicht verkneifen. „Wann ist deine Mutter gestorben?“ „Ich war damals vierzehn. Kurz darauf lernte ich meinen Manager kennen, der mich aufnahm und in den Rennzirkus brachte. Und zwei Jahre später war ich nicht nur der jüngste Champion sondern auch plötzlich ein Star Sheriff und Pilot auf Ramrod…“ Der Japaner lächelte über sein seltsames Schicksal. Erst meinte es das Leben absolut nicht gut mit ihm und nun hatte er die besten Freunde und eine Familie gefunden. „April hat dich damals als Pilot eingestellt“, wechselte Eagle das Thema, nachdem Fireball ihm den passenden Wechsel geliefert hatte. „Ihr seid dicke Freunde geworden, du und April…“, es war wie eine Feststellung ausgesprochen, doch der Junge ahnte, dass viel mehr hinter dieser Aussage steckte, als Commander Eagle aussprach. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte und nickte einfach. „Allerdings hab ich am Freitag nicht gerade den Eindruck gehabt, als wäre eine große Freundschaft vorhanden.“ „Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit. Es ist nicht weiter schlimm, ehrlich nicht. Wir verstehen uns prima“, wich Fireball wieder aus. „Ich weiß nicht, Shinji. Was ich gesehen hab hat mir nicht gefallen und es sah ganz und gar nicht nach prima verstehen aus“, erklärte Eagle seine Bedenken. „Ich weiß, dass April sehr viel von dir hält, aber ihr Blick geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie sah so verletzt aus und so traurig“, fügte er hinzu. Fireball schloss seine Augen und hielt den Kopf gesenkt. Da ging es dem Commander wie ihm. Doch er wollte nicht mehr mit ihm darüber reden. „Haben Sie sonst noch Fragen, die ich Ihnen beantworten soll?“ Eagle merkte, dass er dem Jungen schwer zugesetzt hatte und verneinte. Sein Blick streifte die Uhr. Es war schon nach sieben und er wollte unbedingt noch ein paar Akten von seinem Schreibtisch aufräumen. Zudem wollte er dem Jungen jetzt Ruhe und Zeit lassen, denn er hatte dringend eine Dusche nötig. Seine Finger, Hände und Arme waren mit Öl beschmiert und ihm stand der Schweiß auf der Stirn. „Ich lasse dich jetzt mal allein. Danke, Shinji, für den Kaffee!“ „Gerne, Commander Eagle.“ Fireball hatte kaum noch die Kraft aufzustehen und seinen Boss zur Tür zu bringen, doch seine gute Erziehung zwang ihn dazu. Nachdem er die Tür hinter ihm verschlossen hatte, verschwand er sofort unter die Dusche. Er musste seine Gedanken sortieren und vielleicht half ihm das Wasser sich ein wenig zu beruhigen. Deena hatte sich nach dem Anruf sofort auf dem Weg gemacht. Total nervös hatte sie sich ein Taxi gerufen und ließ sich bis zu der angegebenen Adresse bringen. Panisch läutete sie an der Tür und wartete sehnsüchtig auf den Türsummer. Dieser erklang auch. Sie eilte in den ersten Stock und traf auf Trista. Ängstlich blickte sie Deena an und ließ sie eintreten. „Sie ist im Wohnzimmer!“ Die junge Ärztin trat ein und ging voraus. Sie hatte sich in ihren Fantasien auf das schlimmste vorbereitet. Als sie aber eintrat fand sie eine unversehrte und gesunde Blondine vor, die ihre Hände hinter ihrem Rücken hielt und eine leichte Schwellung und Rötung auf ihrer linken Wange hatte. Nichts war von einer Platzwunde oder viel Blut zu sehen. Skeptisch blickte sie sich um und sah einen groß gewachsenen Mann mit blauen Haaren am Fenster stehen. Sie drehte sich zu Trista, die ihr gefolgt war, und funkelte sie wütend an. „Was soll das?!“ Ihr nächster Blick traf das Schießeisen. Die Brünette richtete die Waffe auf Deena. „Hast du alles dabei?“ „Wozu brauchst du das?“, erwiderte die Ärztin verwirrt. „Nicht ich brauche das. Jesse muss operiert werden. Das hast du mir selbst gesagt, gestern im Café!“ Deena drehte sich zu dem Blauhaarigen um und April konnte sehen, wie es in ihrem Kopf ratterte. „Jesse?! Der Jesse?“, Die Augen der Ärztin trafen die der Wissenschaftlerin. April nickte leicht: „Wenn Deena euch hilft, lasst ihr sie dann gehen?“ „Wo denkst du hin, April, damit sie gleich zu Fireball geht und ihm sagt, dass der böse Jesse Blue von den Toten zurückgekehrt ist und dich gefangen hält? Versteh mich nicht falsch, April, ich freue mich darauf ihn wieder zu sehen, denn diese Begegnung wird er nicht überleben, aber im Moment ist das noch zu früh.“ Die Wissenschaftlerin fauchte erneut: „Natürlich ist das zu früh für dich. Sieh dich an, Jesse, du bist schwach und verletzt.“ „Aber nicht mehr lange“, unterbrach er sie ungeduldig und fixierte Deena. „Dann mal los. Ich bin bereit! Trista hat mir alles ausgerichtet und du kannst jetzt dein Können unter Beweis stellen. Sollte mit mir irgendwas passieren, wird sie April töten!“ Das war eindeutig. Deena sah ein letztes Mal zu ihrer Freundin und nickte ihm schließlich zu. „Okay. Du musst dich hinlegen. Am Besten wäre ein Bett.“ Trista führte die beiden ins Schlafzimmer und half Jesse beim Ausziehen seines Shirts. Während er sich ins Bett legte, holte die Brünette April und blieb mit ihr in der Tür stehen. April wandte ihren Blick ab. Sie konnte nicht bei der Operation zu sehen. Gemeinsam kehrten Saber, Sincia und die Kinder von ihrem Picknick zurück ins Internat. Inzwischen war es später Nachmittag und die Mädchen und Jungen hatten Freizeit bis zum Abendessen. Sincia hingegen verabschiedete sich von ihren Kollegen und Schülern und meldete sich sogleich ab. Die schwarzhaarige Lehrerin wollte nicht gleich mit ihrem Gast nach Hause und schlug einen kleinen Umweg ein. Saber begleitete sie schweigend. Eine Weile spazierten sie nebeneinander her, doch keiner von ihnen sagte ein Wort. Der blonde Recke wartete geduldig ab. Sie kannte seine Frage bereits, darum musste er sie nicht erneut stellen. Mit seinen blauen Augen beobachtete er die schlanke Frau neben sich, die sehr mit sich haderte. Einerseits wollte Sincia ihm alles erzählen, aber es war alles so schrecklich und sie sorgte sich sehr um ihre Freundin. Sie vertraute Saber, sehr sogar, doch in ihr machte sich die Angst breit. Sollte Ralph herausfinden, dass jemand über seine Handgreiflichkeiten bescheid wusste, würde er vielleicht seine ganze Wut an Joanna auslassen? Die Sorge um die Freundin wuchs mit jedem Gedanken. Zudem spürte sie Sabers Augen auf sich ruhen. Sie wusste, er würde sie nicht drängen, doch auch ahnte sie, dass er eine Ausrede nicht dulden würde. Zögernd und verhalten begann Sincia schließlich: „Joanna und ich kennen uns seit der Schule und sind dicke Freundinnen.“ Sie pausierte wieder, da ihr einige Erinnerungen an damals in den Sinn kamen. Joanna war mit ihren kurzen roten Haaren, den strahlend blauen Augen und dem spitzbübischen Grinsen auf ihren Lippen, schon immer die frechere von beiden gewesen. Sincia hingegen war schüchtern und zurückhaltend, die ihre langen schwarzen Haare immer zu einem braven Zopf geflochten hatte. Zusammen hatten sie einigen Unsinn angestellt, wobei der Drahtzieher immer die Rothaarige und Sincia der Mitläufer gewesen war. Selbst die Jungs konnten mit ihrem Schabernack Joanna nicht das Wasser reichen. Die Schulzeiten waren bald vorbei und aus den beiden Mädchen wurden erwachsene Frauen. Sincia hatte sich für das Lehramt entschieden, während ihre rothaarige Freundin in einer Bank arbeiten wollte. Sie konnte schon immer gut mit Zahlen umgehen und befand diesen Beruf als ihren Traumjob. Die beiden waren noch immer unzertrennlich gewesen. Eines Tages kam Ralph in die Bank. Er wirkte schmächtig, trug eine Brille auf der Nase und seine braunen Haare waren zusammen gebunden. Unsicher und Hilflos suchten seine blauen Augen, die der Angestellten am Schalter und in diesem Moment war es um Joanna geschehen. Sie hatte sich sofort verliebt. Immer und immer wieder kam Ralph zu ihr an den Schalter, manchmal sogar zweimal am Tag und tischte ihr immer glaubwürdige Gründe auf. Eigentlich lag es auf der Hand, denn Joanna hatte es auch ihm angetan. Als er an einem Tag das zweite Mal hereinspazierte, traute er sich endlich sie nach einem Date zu fragen. Sincia wurde immer auf dem Laufendem gehalten. Die Freundin hatte ihr jeden einzelnen Auftritt so herrlich schwärmend beschrieben, dass die beiden Frauen viel und herzlich gelacht hatten. „Am Anfang war noch alles okay, doch dann“, unsicher suchte sie Sabers Augen. Still und aufmerksam hörte er ihr zu. Er unterbrach sie nicht, sondern beobachtete sie nur. Er konnte gut in ihrer Mimik lesen, was in ihr vorging. Die schönen Erinnerungen an ihre Kindheit und den Unsinn, den sie getrieben hatten, hatte Sincia ein Lächeln auf die Lippen gebracht. Doch jetzt, als sie wieder an die schlimmen Seiten dachte, verschwand dieses und ihre Lippen waren nur noch zu einem dünnen Strich gezogen. „es war kurz nach der Hochzeit, da begannen die Probleme. Sincia hatte Sehnsucht nach ihrer Freundin, wollte sich mit ihr Treffen und sich mit ihr ausquatschen, doch Joanna schob immer wieder neue Ausreden vor, als wollte sie keinen Kontakt mehr zu der langjährigen Freundin. Eines Tages hielt es Sincia nicht mehr aus. Sie wollte sich nicht auf das Abstellgleis schieben lassen und beschloss die Freundin aufzusuchen und ihr klipp und klar die Meinung zu sagen. Sie fehlte ihr und sie brauchte jemanden zum Reden. Die Lehrerin stand damals vor der Haustür. Diesen Moment würde sie niemals wieder vergessen. Das Häuschen, in dem Joanna und Ralph wohnten, war weiß angestrichen. Es wirkte idyllisch und auch der Garten wirkte sehr gepflegt. Anscheinend arbeitete Joanna in ihrer Freizeit viel im Freien. Als die Haustür sich öffnete und Sincia ihre Freundin sah, hielt sie erschrocken die Luft an. Joanna war geschminkt, doch unter der Maskerade schillerte ein blaues Auge hervor. Die Rothaarige wollte die Tür zuschlagen, doch die Lehrerin ging energisch dazwischen und trat schließlich ins Haus ein. Immer wieder musste sie nachbohren, aber Joanna hüllte sich in Schweigen. Besorgt nahm sie die Freundin mit zur Couch und wiederholte ihre Frage, wie so etwas passiert sein konnte. Widerwillig begann Joanna zu antworten, denn ihr war klar geworden, dass sie Sincia nicht mehr so schnell ohne Antworten wegschicken konnte. „Wir haben ein bisschen viel getrunken und da kam die Kinderfrage auf“, wiederholte Sincia leise, die damals gesprochenen Worte. Sie hatten sich tief in ihr Gehirn gebrannt und sie würde sie niemals mehr vergessen können. „Du musst wissen, dass Joanna nie Kinder gewollt hatte“, erklärte sie Saber, ehe sie weiter erzählte. „Sie sagte, dass sie sich gestritten haben, da er anderer Meinung war und plötzlich…“ Sincia blieb stehen, senkte den Kopf und hielt ihre Hand zur Faust geballt an ihre Brust. Sie kämpfte mit den Tränen, denn der unsagbar, ängstliche Blick in den Augen ihrer Freundin würde sie nie wieder loslassen. Auch Saber blieb stehen, trat vorsichtig zu der hübschen Frau und nahm sie sanft in den Arm. Behutsam drückte er sie an sich und legte seinen Kopf auf ihren. Er musste sich nicht sonderlich anstrengen um zu wissen, was dieser Typ Sincias Freundin angetan hatte. Die Lehrerin litt mit ihrer Freundin mit. Und sie konnte ihr nicht helfen. Wer wusste schon wie oft sie dieser Typ geschlagen hatte und welche Gründe er vorgeschoben hatte? Beruhigend strich er ihr über die schwarzen langen Haare. „Er ist damals nach Hause gekommen und hat uns mehr als verwirrt angesehen. Freundlich lud er mich zum Essen ein, aber ich lehnte ab.“ Ein leichtes Zittern suchte ihren Körper heim. „Ich…“, sie rang um Fassung um Saber weiter zu erzählen, doch sie schaffte es nicht. Die ersten Tränen stahlen sich aus ihren Augen heraus und liefen ihr über die blasse Wange. Immer wieder suchte ein Beben ihren Körper heim. „… ich werde es….“ Saber spürte das stetig anhaltende Zittern und das leichte Beben ihrer Schultern. Leise weinte diese wunderbare Frau vor sich hin und er konnte ihr nicht helfen. Er konnte nichts rückgängig machen und die Freundin von diesem schrecklichen Typen fernzuhalten. In seinen blauen Augen spiegelte sich so viel Wut und Hass auf diesen Menschen, der unschuldige Frauen schlug. Ein herzzerreißender Schluchzer erklang plötzlich in seinen Armen und er spürte, dass Sincia sich an ihm festkrallte. Sie suchte Halt bei ihm und automatisch drückte er sie ein wenig fester an sich. „Ich werde es mir niemals verzeihen an diesem Abend gegangen zu sein. Ich hätte sie da rausholen müssen. Ich hätte ihr beistehen müssen, doch ich bin gegangen, habe die Flucht vor diesem Mann ergriffen. Meine Angst war zu groß um zu bleiben. Doch es war der schrecklichste Fehler, den ich gemacht habe.“ Ihre Worte gingen wieder in Schluchzern unter und sie drückte sich noch ein wenig näher an den jungen Mann, der ihr in diesem schweren Moment soviel Halt gab und für sie da war. Sie war ihm dankbar, dass er keine lästigen Zwischenfragen stellte, dass er sich alles stumm anhörte und ihr den Halt gab, den sie brauchte. „Immer wieder“, begann sie nach ein paar Minuten des Schweigens. „ich habe sie immer wieder angerufen, doch sie wimmelte mich ab und meinte, ich würde alles noch schlimmer machen!“ Saber ballte die Hand an ihrem Rücken zur Faust, während er mit der anderen nach wie vor sanft über ihr Haar strich, um sie zu beruhigen. Gewalt an Frauen war die schlimmste Straftat. Er konnte keinen Mann verstehen, der so etwas tat. Es war seine Pflicht als Star Sheriff und es war seine gute Erziehung und der Anstand einzuschreiten, um diese Frau von ihrem elenden Schicksal zu befreien. Er musste Sincia helfen, die sich so schreckliche Sorgen um ihre Freundin machte. Und diese misshandelte Frau sollte so schnell wie möglich gerettet werden. Sanft und zärtlich drückte sie sich von seiner Brust ab, um ihn in die Augen zu sehen. Sie ahnte, was in dem Highlander vorging und welche Gedanken er sich machte. „Ist schon gut“, flüsterte sie, während sie sich mit ihrem Handrücken, die letzten Tränen aus dem Gesicht wischte. „Es tat gut mit jemanden darüber zu reden.“ Saber blickte ihr entschlossen in die immer noch geröteten und gequollenen Augen. Sanft hob er seine Hand, legte sie ihr an die Wange und strich mit seinem Daumen noch eine Träne weg. „Jeder Mann sollte seiner Frau Achtung entgegenbringen. Kein Mann hat das Recht ihr gegenüber handgreiflich zu werden!“ Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie ihn an, und ihr Herz begann immer schneller und unrunder zu schlagen. Leise, kaum hörbar, sagte sie: „Wenn jeder Mann so wäre wie du…“ „Was dann?“ Errötet und beschämt entriss sie sich seinem Blick und starrte ihre Hände an, die nach wie vor an seiner Brust ruhten. „Dann gäbe es nur noch glückliche Frauen…“, antwortete sie verlegen, doch er unterbrach sie: „Sincia!“ Überrascht blickte sie auf. Sein Tonfall klang so ernst und auch er errötete leicht. „Ich…“, begann er leise. „Ich werde dir niemals so etwas antun!“ War jetzt der Moment, in dem sie ihn küssen sollte? Sie wollte es so sehr und jede Faser ihres Körpers wollte ihn berühren und spüren. Vorsichtig näherte sie sich ihm, als sie seine nächsten Worte vernahm. „Ich werde für dich da sein, und ich werde deiner Freundin helfen! Das verspreche ich!“, fügte Saber hinzu. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Ihr Herz machte einen großen gewaltigen Sprung und ihre Augen begannen zu strahlen. Sie schöpfte neue Hoffnung aus seinen Worten und sie wusste, wenn er etwas versprach, dann hielt er dieses Versprechen auch. „Danke!“ Glücklich über seine Worte drückte sie ihm einen sanften Kuss auf die Wange, doch als sie sich von ihm löste, sah sie in sein ernstes Gesicht. Vorsichtig näherte er sich dieser schönen Frau, die ihm schlaflose Nächte bereitete und tagsüber in seinem Kopf rumspukte. Sincia kam ihm voller Erwartung entgegen und als ihre Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt waren, raunte er: „Ich habe mich verliebt!“ Wieder überkam Sincia ein glücklicher Schauer. Sie schloss ihre Augen und hauchte. „Ich mich auch!“ Keiner von beiden wusste, wer von ihnen die letzten Millimeter überwunden hatte, aber sie genossen ihren Kuss in vollen Zügen. Sonntag Teil III ---------------- Kapitel 12 Stundenlang hätte Colt den schweren, trägen, großen Braunbären zu sehen können. Aber dem kleinen Josh wurde schnell langweilig, da die Bären nur faul in der Sonne lagen und nichts machten. Allmählich begann der Junge zu quengeln und Robin entschied sich für ihre Nerven und drängte zum Aufbruch. Ihr schmerzten langsam die Füße und sie spürte die Müdigkeit in ihren Gliedern. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Gemütlich verließen sie den großen Tierpark und fuhren nach Hause. Kaum angekommen verschwand Josh in seinem Zimmer und Colt ließ sich erschöpft auf die große Couch plumpsen. Auch wenn er es nicht zugeben würde, er fühlte sich so platt, als hätte er gegen dreißig Outrider allein gekämpft. Outrider… seitdem sie den Kampf gewonnen hatten, war dem Cowboy langweilig geworden. Früher hatte er die ruhigen Tage genossen und sich ausgeruht, allerdings war er auch nicht traurig gewesen, wenn die Pflicht rief. Er hatte eine sinnvolle Beschäftigung gehabt, er war für den Frieden im neuen Grenzland unterwegs gewesen und die gemeinsamen Kämpfe mit seinen Freunden fehlten ihm. Auch wenn er jetzt glücklich war, mit Robin und Josh zusammen sein zu können, ein bisschen unnütz kam er sich vor. Auch trug er seine Waffe nicht mehr. Denn in dem Moment als er in Robins Häuschen gekommen war, musste er seinen Blaster in eine Schublade legen. Ja, Robin hatte immer noch etwas gegen Waffen. Ein wenig musste der Cowboy schmunzeln. Sein Blick glitt zu dem Schränkchen, in der sein Blaster lag. Es war die Schublade ganz oben links. Er stand auf und trat auf den kleinen Schrank zu. Vorsichtig, fast zärtlich, zog er die Schublade auf. Dort lag er, sein Blaster, sein treuester Freund und Helfer in den letzten Jahren. Natürlich hoffte er, ihn nie wieder zu brauchen, auch wenn ein wenig Wehmut in diesem Gedanken mitschwang. Nie wieder… war doch eine sehr lange Zeit… Er zog die Lade noch ein wenig weiter auf und dort kam ein kleines Schächtelchen zum Vorschein. Es war in dunkelblau gehalten und wirkte so klein und zierlich in der großen Schublade, dass man es fast nicht sah. Doch der Cowboy wusste, dass es hier war. Schließlich hatte er es klangheimlich zu seinem Blaster gelegt. Sanft griff er nach der kleinen Box und hielt sie in seinen Händen. Auch wenn „Nie wieder“ eine lange Zeit war, er würde sie mit Robin verbringen. „Heute“, murmelte Colt und steckte sich die kleine Schachtel in die Hosentasche. Er konnte und wollte nicht noch länger warten. Er würde sie heute zum Essen ausführen und sie fragen. Robin trat aus dem Bad heraus und hatte sein Wort noch verstanden. „Was ist heute?“ Sie blickte ihn irritiert und skeptisch an. Wieso stand er vor dem Schränkchen? Und wieso war die Schublade geöffnet, in der seine Waffe lag? Hatte er etwas vor? Wollte er ihr etwas verheimlichen? Colt bemerkte ihren Blick, schob die Schublade zu und drehte sich ihr schief lächelnd zu. „Heute war ein so wundervoller Tag und ich habe soeben mit meinem alten Leben abgeschlossen!“ Skeptisch hob sie ihre Augenbrauen. „Wie bitte?“ „Ja, heute ist mir richtig klar geworden, dass Frieden herrscht, Schatz!“ Er trat ein paar Schritte auf sie zu und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Stirn. Immer noch verwirrt beobachtete sie ihren Freund. Doch dann stimmte sie lächelnd zu. „Es ist seltsam sich an den Frieden zu gewöhnen, wenn so lange Krieg geherrscht hatte.“ Sie senkte ihre Augen und betrachtete den Boden. „Und für dich muss das ganze noch unglaublicher wirken als für mich, denn du bist in den Kämpfen mittendrin gewesen.“ Besorgt musterte Colt die Frau, die er so sehr liebte. Jetzt sah sie ihn wieder an und ihre Augen strahlten soviel Wärme und Zuneigung aus, dass Colt ganz warm ums Herz wurde. „Ich bin stolz auf dich, dass du in diesem Team gewesen bist. Ich bin stolz, dass du und deine Freunde uns den Frieden gebracht habt.“ Sie drückte sich an ihn und schloss glücklich ihre Augen. „Und ich bin froh, dass du nun hier bei uns und besonders bei mir bist.“ „Ich liebe dich!“, raunte Colt und zog sie fest an sich. Vorsichtig löste sich Robin von ihrem Liebsten und lächelte ihn an. „Ich liebe dich auch, Colt!“ Sie gab ihm ein Küsschen auf die Lippen ehe sie die Küche ansteuerte. Als der Cowboy dies sah eilte er ihr hinterher und versperrte ihr den Weg. „Aber Schatz, du willst doch jetzt nicht mehr kochen?!“ „Doch Colt, genau das hatte ich vor“, erwiderte sie und blickte ihn skeptisch an. Er stand vor ihr in der Tür und Robin überlegte, wie sie an ihm vorbeikommen könnte. Er wollte nicht, dass sie jetzt etwas kochte, denn dann konnten sie nicht ausgehen. Wie konnte er sie von der Küche fernhalten? Er wusste, dass Josh nicht mitkommen konnte… Wie sollte er denn um ihre Hand anhalten, wenn ihr kleiner Bruder dabei war? Aber Robin würde Josh nicht verhungern lassen. Was also tun? In diesem Moment läutete das Telefon. Weder Colt noch Robin rührten sich. Nein, Robin würde nicht nachgeben und den Anruf entgegennehmen. Auch Colt wollte nicht hingehen und abheben, denn bis er zurückkam, hätte Robin mit dem Kochen begonnen. Nachdem es eine Weile läutete, kam Josh aus seinem Zimmer gerannt und nahm den Anruf entgegen. Immer wieder ertönte die Kinderstimme aus dem Flur, bis es ganz still wurde. Im nächsten Moment stand Robins Bruder bei ihnen und blickte beide verwirrt an. „Was macht ihr da?“ „Nichts, wir reden“, antwortete Robin. „Wer war das?“ Das war Josh’s Stichwort: „Darf ich zu Ted? Er hat gerade angerufen und wieder etwas auf dem Dachboden gefunden!“ „Ich weiß nicht“, antwortete die Lehrerin unsicher. Ihr Blick traf die Uhr. „Es ist doch schon abends.“ „Warum denn nicht? Lass ihn doch spielen gehen“, mischte Colt sich ein und ergriff Partei für den Kleinen. Er sah seine Chance, mit ihr Essen zu gehen. „Bekommst du dort auch etwas zu essen?“, hakte die Lehrerin nach. „Ja, seine Mom kocht nachher und ich darf mit essen!“, antwortete Josh brav. Robin überlegte noch kurz, doch dann gab sie sich geschlagen. „Okay, wir bringen dich hin und wir holen dich wieder ab. Um zehn bist du fertig, und keine Widerrede!“ „Juhu“, jubelte Josh, das er eindeutig vom Cowboy abgeguckt hatte. Er beeilte sich seine Schuhe anzuziehen und stand keine Minute später wieder vor den Erwachsenen. „Können wir jetzt fahren? Los, beeilt euch!“, drängelte er und auch die anderen zwei zogen sich ihre Schuhe an. Wenig später saßen sie alle im Auto und fuhren zu Teds Elternhaus. Colt saß am Steuer, während Robin sich zur Rückbank, auf der Josh saß, umdrehte: „Und du bist brav, zeigst anständiges Benehmen und führst dich gut auf. Um zehn holen wir dich wieder ab, vergiss das nicht, ja?!“, ermahnte sie ihren Bruder und Josh nickte gehorsam. Wieso erzählte ihm seine Schwester jedes Mal dasselbe? Sie wusste doch, dass er schon groß war und trotzdem ermahnte sie ihn immer wieder. Kurze Zeit später hatten sie ihr Ziel erreicht und Josh war im Haus verschwunden. Colt drehte sich zu ihr und lächelte: „Wir könnten doch eine Kleinigkeit essen gehen, wenn du möchtest!“ Robin gab sich geschlagen und war irgendwie erleichtert nicht kochen zu müssen. „Gerne“, antwortete sie und Colt fuhr los. Er wusste schon, wo er sie zum Essen ausführen würde, denn er kannte das Restaurant von früher. Als er damals auf diesem Planeten gelandet war, hatten er und seine Freunde dort gegessen. Zu gut konnte er sich noch an den damaligen Einsatz erinnern, als Outrider gesichtet worden waren. Es war der Einsatz gewesen auf dem er damals Robin kennen gelernt hatte. Er parkte auf dem Parkplatz und führte Robin in das Restaurant. Ein Kellner begrüßte sie und führte die beiden an einen Tisch. Er brachte ihnen die Karte und nahm bereits die Getränke-Bestellung auf. Als er diese an den Tisch brachte, bestellten sie sich das Essen und warteten. Commander Eagle hatte nach dem Gespräch mit Fireball nochmals seine Tochter aufgesucht. Auch wenn die Aussprache nicht ganz so funktioniert hatte, wie er es sich gewünscht hätte, war der Erfolg über einige Informationen doch auch schon etwas. Jetzt fehlte nur noch seine Tochter. Denn für die Ohrfeige an einem Offizier würde sie die Konsequenzen tragen müssen. Egal ob ihre Gründe ausschlaggebend waren oder nicht, sie war die Tochter des Kommandanten und konnte sich dieses Recht nicht herausnehmen. Wieder stand Eagle vor der Appartementtür seiner Tochter und klopfte und klingelte. Nichts tat sich. Vielleicht war sie heute noch ausgegangen? Er nahm seinen Weg ins Büro auf. Von dort aus konnte er sie anrufen und mit ihr einen Termin vereinbaren. War das denn zu fassen? Er war ihr Vater und musste einen Termin mit ihr ausmachen um sie zu sehen? Kopfschüttelnd trat er den Weg in die Hauptzentrale an und fuhr mit dem Aufzug ins oberste Geschoss. Mit hallenden Schritten trat er den Gang entlang, der rechts und links mit Bürotüren gesäumt war. Alle führenden Kommandanten und Militärchefs arbeiteten hier. Und jeder von ihnen hatte sein eigenes Büro, traf seine Entscheidungen und doch sprachen sich alle miteinander ab, um eine noch bessere Zusammenarbeit möglich zu machen. Keiner von ihnen ließ einen anderen außen vor. Jeder besprach alles mit jedem. Eagle holte seinen Schlüsselbund hervor und klimperte ein wenig, bis er den richtigen Schlüssel gefunden hatte. Als er vor seinem Büro zum Stehen kam, steckte er den Schlüssel hinein um aufzusperren, doch die Tür öffnete sich gleich. Hatte er nicht zugesperrt? War er etwa schon so alt und vergesslich? Eigentlich war er sich sicher, dass er immer zusperrte, wenn er ging. Aber die Tür war offen gewesen… Er trat auf seinen großen Schreibtisch zu und setzte sich in den schwarzen Stuhl. Irgendwas war hier anders, nur was? Eagle sah sich skeptisch um. Alles war so wie immer, doch ein Gefühl verriet ihm, dass etwas nicht stimmte. Sein Blick glitt durch das Büro, doch konnte er nichts Merkwürdiges feststellen. Sich selbst für paranoid erklärend, wollte der Commander sich dem Computer widmen, als ein leuchtender roter Punkt auf dem Telefon seine Aufmerksamkeit weckte. Überrascht, wer ihm denn eine Nachricht hinterlassen hatte, drückte er auf die kleine blinkende Taste. Die Nachricht sprang an und kurze Zeit später ertönte eine nervöse und aufgebrachte Frauenstimme. Commander Eagle, hier ist Deena. Hören Sie, ich hab nicht viel Zeit. Ich bin auf dem Weg zu April, sie scheint verletzt zu sein! Sobald ich näheres weiß, melde ich mich wieder. Keine Sorge, Commander Eagle. Es ist bestimmt nichts Schlimmes! Gut dass Aprils Vater bereits saß, denn sonst hätte er bestimmt das Gleichgewicht verloren. Er fühlte wie sein Körper zu zittern begann und es zeigten sich bereits die ersten Sorgenfalten auf der Stirn. Seine Tochter verletzt? Wo? Wie war das passiert? Sein Herz pumpte vor Aufregung und Besorgnis schneller und das Adrenalin schoss ihm durch den Körper. Wo war er nur gewesen? Wieso war er nicht für seine Tochter da? Was sollte er nur tun? Wie sollte er sie erreichen? Nervös und mit zitternden Händen wählte er Aprils Nummer. Kein Freizeichen. Ihr Com war abgeschaltet. Noch nervöser wählte er die Rückruftaste von Deenas Nummer, doch auch hier mit demselben Ergebnis; Kein Freizeichen! Wen sollte er fragen? Wen sollte er um Hilfe bitten? Der Kommandant hatte immer einen kühlen Kopf in jeder Situation und war sie noch so ausweglos. Doch jetzt, kaum ging es um seine Tochter, war er planlos und hilflos, nervös und unbrauchbar. Fireball… Das war der einzige, der ihm in diesem Moment einfiel. So wählte der Kommandant die Nummer des jungen Japaners. Fireball saß frisch geduscht und angezogen auf der Couch. Das Gespräch mit Eagle ließ ihn nicht los und auch die vielen Gedanken, die er wegen April hatte, konnte er nicht abschalten. Sobald er sie erwischen würde, klärte er alles mit ihr. Er liebte sie und sollte auch sie die gleichen Gefühle für ihn hegen, dann käme sie ihm nicht mehr davon. Das Team Ramrod wird aufgelöst und er würde Nägel mit Köpfen machen. Egal ob eine Beziehung im KOK erlaubt war oder nicht, er entschied sich für April. Sollte es nicht möglich sein mit ihr zusammen zu arbeiten, würde er in den Rennzirkus zurückkehren. Zwar zog es ihn nicht unbedingt dorthin zurück, aber er würde es tun nur um mit ihr zusammen bleiben zu können. Doch um mit ihr eine Beziehung führen zu können, müssten sie erstmal die vielen Missverständnisse klären und einen klaren Standpunkt ihrer Gefühle feststellen. Alles würde nichts bringen, sollte die Liebe nur von einer Seite bestehen. Und schon war Fireball wieder geknickt. Was war wenn sie ihn nicht liebte? Sondern einfach nur um ihre normale Freundschaft besorgt war? Rannte er wieder überstürzt in eine Sache hinein, aus der er vielleicht dieses Mal nicht heil herauskam? Mitten in seinen Gedankengängen, begann sein Communicator zu bimmeln. Hoffnungsvoll sprang er auf, denn es konnte ja April sein? Wollte sie mit ihm reden und alles klären? Nervös suchte er nach seinem Com. Wo hatte er ihn zuletzt hingelegt? Überall suchte er, versuchte das Geräusch zu lokalisieren und hatte ihn schließlich im Schlafzimmer gefunden. Wie gut, dass der Anrufer solch eine Ausdauer bewies. Erwartungsvoll blickte er auf das Display und erstarrte. Commander Eagle stand in Großbuchstaben drauf. Unsicher nahm er den Anrufer entgegen. Was konnte sein oberster Chef noch von ihm wollen? „Hallo?“ Commander Eagle hatte die Bildübertragung abgeschaltet. Er wollte Fireball nicht zeigen, wie schlecht er sich fühlte. „Hallo, Shinji“, begrüßte Eagle den Sohn seines ehemals guten Freundes. „Ich habe ein Problem und hoffte, du könntest mir dabei helfen?“ Irgendwie gefiel Fireball nicht die Tonlage. Der Commander klang besorgt und nervös. War etwas passiert? War irgendwas nicht in Ordnung? „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Hast du irgendeine Nachricht von meiner Tochter oder Deena erhalten?“, hakte Eagle nach. Seine Stimme klang gebrechlich, nicht mehr so beherrscht wie sonst. Bei Fireball stellte sich die Alarmbereitschaft ein. Es musste etwas passiert sein, sonst würde der Commander nicht so eine Frage und schon gar nicht an ihn stellen. „Nein, Commander, weder und noch!“ Er holte Luft um sich selbst wieder zu beruhigen. Langsam spürte er die Nervosität auch in sich aufsteigen. Irgendwas war faul, nur was? „Was ist passiert?“ Besorgt und zögernd berichtete Aprils Vater von der Nachricht. Noch während er sprach, war Fireball in seine Schuhe geschlüpft, hatte nach seinem Schlüssel und seiner ID Karte gegriffen und war zur Wohnung raus. Immer schneller werdend eilte er zur Hauptzentrale des KOK. Inzwischen hatten die beiden ihr Gespräch beendet und der junge Rennfahrer stand bereits im Aufzug und fuhr ins oberste Stockwerk. Schnell hatte er das Büro des Kommandanten erreicht und trat ohne anzuklopfen herein. Commander Eagle war bereits in einem Gespräch mit dem Krankenhaus, in dem Deena normalerweise arbeitete. Als Fireball ins Büro eintrat, blickte er ihn kurz an und deutete ihm zu warten. „Gut, vielen Dank, Miss Jordan!“ Mit diesen Worten legte er auf. „Ich habe soeben mit dem Krankenhaus gesprochen. Deena hatte heute ihren freien Tag und im Krankenhaus wurde sie heute nicht gesehen. Aber setz dich doch erstmal.“ „Danke, ich stehe lieber“, vor lauter Aufregung hätte Fireball gar nicht ruhig sitzen können. Erschrocken musterte er Aprils Vater, der um Jahre gealtert schien. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben und der Pilot, des Teams Ramrod, wurde gleich noch nervöser. „Ich spiele dir die Nachricht ab. Sie wurde mir heute am frühen Nachmittag hinterlassen. Aber danach kam kein Anruf mehr.“ Commander Eagle drückte auf den Anrufbeantworter und drehte sich selbst dem Fenster zu. Der junge Shinji Hikari musste nicht sehen, wie sehr der Commander litt. Fireball hörte schweigend zu. So nervös und aufgebracht wie Deena war, schien wirklich etwas Schlimmes passiert zu sein. „Wie kann ich sie bloß finden?! Wie kann ich ihr helfen?!“ Der Rennfahrer ballte seine Hände zu Fäusten und überlegte krampfhaft wie er anfangen konnte, nach den Mädchen zu suchen. „Das scheint noch nicht alles zu sein, Shinji“, zog Eagle den Blick des Jungen wieder auf sich. Es war ihm eingefallen, ganz plötzlich. Es konnte kein Zufall gewesen sein. Er war doch noch nicht senil geworden. Er war sich ganz sicher, dass er alles abgeschlossen hatte. Was noch? Was war noch passiert?!, schoss Fireball durch den Kopf. Der Commander war immer noch dem Fenster zugedreht. Langsam drehte der sich wieder zu dem Freund seiner Tochter. „Jemand ist hier eingebrochen. Als ich hierher kam, war die Tür nicht abgesperrt. Ich bin mir aber sicher, dass ich die Türe abgeschlossen hatte.“ „Ein Einbruch?“, wiederholte Fireball ungläubig. Er blickte sich im Büro um und konnte nicht die kleinsten Anzeichen eines Einbruchs finden. Wenn hier jemand war, dann hatte er sauber und ordentlich gearbeitet. „Was könnte er gesucht haben?“, lag ihm die nächste Frage auf der Zunge. „Akten, vielleicht“, äußerte Eagle seine Vermutung. „Wenn dieser Jemand am PC war…“, bemerkte Fireball mit einem Seitenblick auf den Computer, der nach wie vor ausgeschaltet war. „…und dort gestöbert hat…“, ergänzte Eagle überlegend. „…dann kann uns nur Saber Rider helfen“, vollendete Fireball ihre gemeinsamen Gedankengänge. Saber und Sincia waren bereits nach Hause gekommen und hatten zu kochen begonnen. Es gab einen Gemüseauflauf, da Sincia Vegetarierin war. Saber half ihr beim Zubereiten des Abendessen. Schweigend standen sie nebeneinander in der kleinen Küche. Es war ein verlegenes Schweigen, welches seit dem Kuss anhielt. Beide hingen seit dem Heimweg ihren Gedanken nach. Sie wussten nicht mehr wie lange sie so da gestanden hatten. Keiner von ihnen wusste, wie das ganze überhaupt passieren konnte. Doch eines stand für beide fest, dieser Kuss war das was sie wollten und worauf sie solange gewartet hatten. Nachdem das Schweigen immer noch anhielt, wagte Saber einen Vorstoß. „Was ich verspreche, das halte ich auch!“ „Ich weiß“, unterbrach sie ihn sofort. Jetzt sah sie ihn an, direkt in seine blauen Augen. Sanfter und mit einem Lächeln auf den Lippen verbesserte sie sich: „Ich weiß, dass ich mich auf deine Versprechen verlassen kann!“ Sincia beugte sich leicht zu ihm. Auch Saber kam ihr entgegen. Sanft küssten sie sich bis ein lästiges Klingeln die beiden störte. „Entschuldige“, raunte er ihr zu und ärgerte sich insgeheim seinen Com nicht abgeschaltet zu haben. Doch wenn ihn jemand anrief war es auch dringend und so beeilte er sich dranzugehen. Als er den Namen seines Bosses auf dem Bildschirm blinken sah, schrillten in ihm alle Alarmglocken. War doch noch nicht alles vorbei? Sind Outrider gesichtet worden? Sincia hatte Saber beobachtet und auch in ihr machte sich ein ungutes Gefühlt breit. Der Anrufer brachte den Highlander in Alarmbereitschaft. Das hatte sie sofort bemerkt. Ernst nahm Saber den Anruf entgegen. „Commander Eagle? Hier ist Saber Rider!“ Als Sincia den Namen seines Vorgesetzten hörte, war ihr klar, dass es dringend war. Sie schob den Auflauf in den Ofen und stellte die Zeituhr. Vorsichtig trat sie ins Wohnzimmer, beobachtete den Schotten und lauschte dem Gespräch. Der Commander hatte die Bildübertragung angelassen und Saber konnte sofort sehen, dass etwas passiert sein musste. Der Commander wirkte mit einem Mal müde und alt. „Was ist passiert?“ Innerlich bereitete sich der Chef des Team Ramrod auf das schlimmste vor. Er erwartete jede schlechte Nachricht, die er sich nur vorstellen konnte. „Jemand ist in mein Büro eingebrochen und hat sich wohl am Computer zu schaffen gemacht. Meine Hoffnung lag bei dir, herauszufinden welche Daten gestohlen wurden. Leider war das auch noch nicht alles. April ist anscheinend schwer verletzt, denn Deena hat mir eine Nachricht hinterlassen, dass sie auf dem Weg zu ihr ist. Sie wollte sich nochmals melden, doch weder von ihr noch von April habe ich etwas gehört oder gesehen!“ Auf so eine Nachricht war Saber nicht vorbereitet gewesen. Eher hätte er erwartet, dass Outrider gesichtet worden waren. Aber April verletzt und verschwunden? Wie konnte so etwas passiert sein? Eines stand fest, er musste sofort zurück und herausfinden, was es zumindest mit diesem Einbruch auf sich hatte. „Ich werde mich sofort auf den Weg machen, Commander Eagle.“ Dankbar lächelte sein Chef ihn an. Er wusste doch auf Saber Rider war Verlass. „NEIN!“, drang eine entschlossene Stimme durch den Com. Fireball, der neben dem Commander stand, schaute ihn überrascht an. Wer hatte dieses Wort gesagt, denn es war niemand zu sehen außer Saber. Wo steckte der überhaupt? Wollte er nicht zu seinen Eltern in die Highlands? War es seine Mutter gewesen? Auch Commander Eagle stutzte und blickte kurz zu Fireball. Als er sich wieder dem Com zuwandte, war Sabers Gesicht verschwunden, stattdessen blickte ihm ein hübsches, blasses Frauengesicht entgegen, das ihn entschlossen ansah. „Commander Eagle, so sehr ich es bedauere, was alles passiert ist, aber mit Verlaub, es ist schon spät und somit zu gefährlich sich heute noch auf dem Weg zu machen. Morgen früh wird er aufbrechen“, erklärte Sincia entschlossen. Firball begann zu grinsen. Also war der Schelm doch zu Sincia geflogen um ihr seine Liebe zu gestehen. Er hatte es doch geahnt. Etwas überrumpelt blickte der Commander die Frau an und nickte schließlich zu. „Natürlich, aber morgen früh dann. Alles Gute, Fräulein!“ „Für Sie auch, Commander Eagle!“ Mit diesen Worten legte Sincia auf und schaltete den Com ab. Erst danach bekam Saber ihn zurück. Völlig perplex starrte er die sonst so ruhige und zurückhaltende Frau an, ehe er ein Schmunzeln auf die Lippen brachte. „Wie redest du denn mit meinem Boss?“ Auch Sincia lächelte: „So wie es sich gehört! Du hast schließlich Urlaub!“ Aus dem Schmunzeln wurde ein Lächeln, bis er in schallendem Gelächter ausbrach, indem auch die Schwarzhaarige mit einstimmte. Colt und Robin waren mit dem Essen fertig und warteten auf ihren Nachtisch. Der Abend war genauso schön, wie der ganze Tag. Allerdings genossen sie beide die Zweisamkeit. Natürlich liebten sie Josh und waren eine Familie, aber so alleine tat ihnen gut und festigte ihre Beziehung noch ein wenig mehr. Nervös knetete Colt seine Finger ineinander. Langsam sollte er seinen Heiratsantrag hinter sich bringen, sonst war der Abend vorbei und Josh war wieder bei ihnen. Wie sollte er das bloß anstellen? Er hatte doch gar keine Ahnung, was er tun musste. Natürlich hörte man von allen Seiten die Standardfrage, aber er wollte es für Robin besonders romantisch machen, nur wie? „Robin“, stammelte er nervös. Augen zu und durch, hieß es doch immer so schön. „Wir kennen uns zwar noch nicht sehr lange, aber mir kommt es vor wie eine Ewigkeit. Ich bin mir so sicher, wie ich es noch nie zuvor war“, er pausierte. Was redete er da für einen Schwachsinn? Wollte er nicht Augen zu und durch? Jetzt redete er um den heißen Brei, statt auf den Punkt zu kommen. Robin hingegen errötete. Was tat er da? Was sagte er ihr da? War das etwa ein Heiratsantrag? Wollte er sie fragen, ob sie ihn heiraten will? Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Oder bildete sie sich das ganze nur ein? Colt sammelte sich und begann erneut: „Robin…“, allerdings bimmelte in diesem Moment sein Communicator und Colt ärgerte sich einmal mehr darüber, warum er dieses Ding eigentlich immer dabei hatte. „Entschuldige, bitte“, bemerkte Colt, während er das Gerät hervorzog. Fireball leuchtete auf dem Display. Colt überlegte noch kurz ob er ihn nicht wegdrücken sollte, doch würde er anrufen, wenn es nicht dringend war? Sollte er jetzt nicht abheben, blieb die Frage unbeantwortet. Was konnte er nur wollen? Genervt nahm er ab, denn auch die Neugier spielte eine kleine Rolle. „Was ist?!“ „Hey, Partner“, Fireballs Gesicht erschien auf dem Display und er wirkte ein wenig durcheinander. „Sorry, dass ich dich jetzt störe, aber es ist etwas passiert und es ist wichtig!“ Als er das Gesicht seines besten Freundes sah, wurde ihm klar, dass etwas vorgefallen war. Auch Robin ahnte nichts Gutes, warum sonst sollte Fireball anrufen, wenn es nicht wichtig war? „Hör zu, Colt, April ist verschwunden und jemand ist in Commander Eagles Büro eingebrochen. Auch Deena ist sang und klanglos verschwunden, sie wollte zu April, da sie anscheinend verletzt ist.“ „WAS?!“ Colt sprang wütend auf. Leider hatte er nicht gesehen, dass just in diesem Moment, der Kellner mit dem Nachtisch an ihren Tisch kam. Durch die plötzliche Reaktion des Cowboys, erschrak der Kellner so sehr, das der ins Straucheln geriet und der Nachtisch auf den Boden fiel. Robin sprang ebenfalls auf, eilte um den Tisch herum und half dem Kellner beim aufsammeln der Scherben, während sie Colt nicht aus den Augen ließ. Jeder im Restaurant hatte seine Tätigkeiten eingestellt und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Cowboy. Böse funkelte Colt Fireball an, dem nichts Gutes schwante. Ein Gefühl sagte dem Rennfahrer wie froh er sein müsste, Colt nicht gegenüber zu stehen. Er erwartete schon, dass der Cowboy ihm den Kopf abriss. Prompt kam auch die wetternde Antwort: „Kannst du nicht einmal auf unsere Prinzessin aufpassen?! Kann man dich nicht einmal ein paar Tage allein lassen, ohne dass gleich etwas schief geht?!“ Doch Robin ging dazwischen. „Jetzt ist gut, Colt!“ Sie griff nach dem Communicator. Fireball war erleichtert Robin zu sehen. „Entschuldige das unangebrachte Verhalten des Cowboys. Hör zu, April geht es bestimmt gut. Es muss ihr gut gehen. Vielleicht klärt sich ja auch noch alles. Auf jeden Fall wird Colt morgen zu euch zurückkommen. Ist Commander Eagle bei dir?“ Fireball nickte und war erleichtert Robins Worte zu hören. „Sag ihm bitte, dass alles gut werden wird.“ Der Rennfahrer blickte zu seinem Boss, der ihm dankbar zunickte. „Er bedankt sich für deine lieben Worte, Robin!“ „Ihr schafft das!“ Mit diesen Worten beendete sie das Gespräch. Fireball drehte sich seinem Boss zu, der ein Schmunzeln nicht verbergen konnte. „Sie hat ihn gut im Griff“, stellte der Chef des KOK fest. „Ja, das hat sie wirklich“, grinste auch Fireball. „Heute können wir eh nicht mehr viel ausrichten. Du kannst gehen, Shinji. Vielen Dank für deine Hilfe.“ „Kommen Sie mit, Commander Eagle?“ Fireball machte sich Sorgen um seinen Boss. Es ging immerhin um April. „Nein, ich werde versuchen, Deena und April zu erreichen. Vielleicht schaffe ich das ja heute noch!“ „Sollten Sie eine Nachricht erhalten, bitte informieren Sie mich!“ Commander Eagle blickte dem Japaner in die braunen Augen und nickte zu. „Das werde ich!“ Und Fireball wusste, dass sein Chef dieses Versprechen halten würde. Er drehte sich zur Tür um hinaus zu gehen, als Commander Eagle ihn nochmals aufhielt. Überrascht wandte sich der Japaner um. Commander Eagle hatte ihm bereits den Rücken zugedreht, aber sein Wort war laut genug, dass Fireball es genau hören konnte. „Danke!“ „Gerne“, antwortete der Rennfahrer und verließ das Büro des Chefs. Auch er würde nicht untätig bleiben diese Nacht. Immer und immer wieder rief er die beiden Mädchen an. Doch jedes Mal mit demselben Misserfolg. Die Coms waren und blieben ausgeschaltet. Geknebelt und gefesselt saßen Deena und April auf der Rückbank eines schwarzen Wagens mit getönten Scheiben. Ein fremder Kerl war vor einer halben Stunde in die Wohnung gekommen. Er trug eine schlabbernde Hose, ein zerrissenes Shirt und einen langen Mantel. Erst hatte April Hoffnungen gehabt, dass ihre Rettung kam. Doch der finstere Blick, in dem unrasierten und ungepflegten Gesicht, hatte ihr Angst eingejagt. Jesse hatte dem Kerl müde zugenickt, während Trista ihm um den Hals gesprungen war. Er war wohl eher ein Bekannter von ihr als von dem Blauhaarigen. Genervt hatte er etwas mit tiefer Stimme gebrummt. Sein Nicken zu den Mädchen deutete April, dass etwas nicht stimmte. Jesse, Trista und der Fremde waren kurz aus dem Zimmer verschwunden. Ein paar Minuten darauf waren sie zurückgekommen und der seltsame Typ riss April von der Couch hoch. Ein leises Quieken entfuhr ihr, als er sie sehr grob anpackte und sie mit sich zog. „Schnauze“, hatte er auf diese Reaktion gebrummt und war mit ihr zur Wohnung raus. Trista hingegen ging sanfter mit Deena vor. Ihr tat es leid, dass sie die nette Ärztin mit hineingezogen hatte. Die Schwarzhaarige war unschuldig und nur durch Trista steckte sie mit in dieser Situation. Die Braunhaarige haderte kurz mit sich, sie doch freizulassen, allerdings drang Jesses Stimme an ihre Ohren. Er war bereits auf dem Flur gewesen als er nochmals zurückkam. „Es ist zu spät! Komm jetzt!“ Deena glaubte eine Spur Traurigkeit in Tristas Augen zu sehen, doch nach Jesses Worten war ihr Blick wieder fest und hart. Sie führte Deena ebenfalls aus der Wohnung. Jesse hatte alle notwendigen Dinge in eine Tüte gepackt. Falls die Star Sheriffs doch herausfinden sollten, wo April gewesen war, wollte er ihnen keinerlei Spuren hinterlassen. Der Blauhaarige war sich sicher alle Spuren verwischt zu haben und schloss hinter sich die Türe. Auch er trat aus dem Haus heraus. Inzwischen saßen Trista, Deena und April auf der Rückbank eines schwarzen Autos, der fremde Kerl saß am Steuer und Jesse stieg auf den Beifahrersitz ein. „Lass uns so schnell wie möglich abhauen“, befahl der Blauhaarige düster. Er wollte nur noch weg. Weg von diesem elenden Viertel, indem nur Armut herrschte, weg aus dieser großen Stadt, und von diesem Planeten. Er hatte das was er wollte. Er war auf dem Weg der Besserung, hatte seine persönliche Ärztin und er hatte April. Sein Blick fing sich im Außenspiegel, durch den er April auf der Rückbank ausmachen konnte. Sie blickte so ernst und verkrampft aus dem Fenster. Worüber sie wohl nachdachte? Als sie kurz die Augen in Richtung Spiegel richtete, konnte sie ihn sehen. Wie lange beobachtete er sie schon? Wütend senkte sie den Blick, lehnte sich zurück und wartete ab. Sie hoffte so sehr, dass er sie nicht mehr sehen konnte. Jesse konnte sie wirklich nicht mehr sehen. Aber ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Nach so langer Zeit war sie endlich in seinem Besitz. Schweigend verlief die lange Fahrzeit. Wie sehr wünschte sich April die Zeit zurückdrehen zu können. Sie fragte sich, was Fireball in diesem Moment tat. War er immer noch mit Mandarin unterwegs? Suchte er sie schon? Wahrscheinlich nicht… April überkam ein ironisches Lächeln. Warum sollte er sie suchen? Er hatte Mandarin und sie verstand ihren besten Freund auch. Die Rothaarige war nett und ehrlich. April hingegen nicht. Sie konnte nicht ehrlich zu ihm sein, denn sie wollte nicht, dass er sie auslachte oder Mitleid mit ihr bekam. Schon gar nicht wollte sie seine Freundschaft verlieren. Mandarin war auch viel zierlicher als April und sie passte einfach zu dem Japaner. Es war besser wenn er mit dem Sterncaptain zusammen war. Nur bekam April große Angst, weil sie nicht wusste, was Jesse mit ihr vorhatte! Sie musste die starke, selbstsichere Frau spielen, für Deena, aber die Angst blieb in ihr. Mit Deena an ihrer Seite würde sie es schaffen, auch wenn ihr wohler wäre wenn ihre beste Freundin nicht mit in diese Sache verwickelt wäre. Plötzlich hielt der Wagen. Die Fahrertür öffnete sich und der Typ stieg aus. Mit einem lauten Knall fiel die Tür wieder ins Schloss. Auch Trista öffnete die Tür und half Deena aussteigen, die direkt in der Mitte des Wagens saß. Jesse Blue stieg auch aus und öffnete Aprils Tür. Ein fieses Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen als er sich zu ihr hinunter beugte. „Ich hoffe du hast Lebewohl gesagt, Süße!“ April erwiderte seinen Blick finster und wandte die Augen ab. Sie wollte ihn nicht ansehen, und sie wollte ihm schon gar nicht den Triumph gönnen, sie in seiner Gewalt zu haben. Sie würde sich ihm widersetzen und ihm das Leben so schwer wie möglich gestalten. Sie war fest entschlossen diesen Vorsatz niemals aus den Augen zu verlieren. „Endlich gehörst du mir!“ Diese Worte waren so leise, aber energisch, dass April ein Schauer über den Rücken lief. Erschrocken blickte sie ihn wieder an. Da war sie wieder… Die Angst… Sonntag Teil IV --------------- Kapitel 13 Jesse trat auf die Seite und ließ den Fremden an seinen Platz. Als April von dem seltsamen Typen aus dem Auto gezogen wurde, erblickte sie ein großes schwarzes Raumschiff. Sie musste nicht auf den Namen des Schiffes sehen um zu wissen vor welchem sie stand. Einiges wurde ihr nun klar. Dieser Typ musste ein Bekannter von Trista sein, denn er war ein Weltraumpirat. Und soweit der weibliche Star Sheriff wusste, hatten die Outrider nie etwas mit den Piraten gemeinsam gemacht. April hatte dieses Schiff noch nie zuvor gesehen, aber sie wusste dass ein anderes Sondereinsatzkommando des KOK auf Jagd nach diesem Weltraumschiff war. Die Weltraumpiraten streunten bereits durch das neue Grenzland bevor die Outrider überhaupt aufgetaucht waren, enterten Schiffe und scheuten auch nicht vor Outriderschiffen zurück. Ihr wurde so einiges klar. Dann war dieser Fremde also ein Pirat. Doch Piraten hassten Outrider und Outrider hassten Piraten, warum halfen dann die Piraten Jesse Blue? Wegen Trista? Und wie kam Trista überhaupt zu den Weltraumpiraten? Jesse beugte sich nah zu ihrem Ohr: „Ich sehe das es in deinem hübschen Köpfchen rattert. Ich nehme an du weißt vor welchem Schiff du stehst!“ „Black Treasure!“ Monoton und leise kam die Antwort, während April das schwarze Schiff musterte. „Ich habe sie noch nie zuvor gesehen!“ „Das könnte daran liegen, dass du dem Sondereinsatzkommando Outrider eingeteilt warst!“ April sah sich um. „Wo sind wir hier überhaupt? Yuma hätte dieses Schiff sofort gestellt, wenn sie es gesehen hätten!“ Sie standen auf einem verlassenen Fabrikgelände. Die einzelnen Hallen zerfielen langsam um nach und nach zu Ruinen zu werden. Zwischen zwei Hallen bot sich genug Platz um ein großes Raumschiff zu landen. Natürlich war die Black Treasure kleiner als Ramrod, denn keines der Schiffe kam an ihren Ramrod heran. Doch sie wusste, dass es für ein Piratenschiff groß und dennoch sehr schnell und wendig war. April hatte sich aus Neugier mit einem ihrer Kollegen ausgetauscht und viele interessante Dinge erfahren. Das Schiff war mit der neuesten Technik ausgestattet, bot viel Platz und war wohl eines der teuersten Schiffe im neuen Grenzland. Plötzlich spürte sie einen festen Handgriff an ihrem Oberarm. Zwei Finger drückten sich in ihr Fleisch. Schmerzhaft biss April die Zähne zusammen. Wenn der Typ noch fester drückte, würde er ihren Knochen zermalmen. Mit einem kräftigen Ruck zog er sie hinter sich her. Zu schwungvoll denn die Blondine strauchelte und fiel zu Boden. Zum Schmerz im Arm kam nun auch noch ein brennender Stich in ihren Knien. Genervt zog der Fremde sie wieder auf die Beine und zerrte sie mit. Schmerzhaft biss sie die Zähne aufeinander. Er hätte doch etwas sagen können, sie wäre schon mitgekommen. Was blieb ihr denn anderes übrig? Ihre Hände waren nach wie vor an ihrem Rücken gefesselt. Sie hatte kaum Kraft sich zu befreien und selbst wenn ihr die Flucht gelingen sollte, wäre Deena immer noch in ihrer Gefangenschaft. Jesse marschierte neben April. Immer wieder wechselte sein Blick von dem Star Sheriff zu dem Piraten. Wobei er sie besorgt musterte und ihn mit seinen Augen zu malträtieren versuchte. April suchte die Gegend nach Deena ab und fand sie mit Trista beim Einstieg. Sanft aber bestimmt dirigierte die Braunhaarige die neue Privatärztin von Jesse durch den Gang in den hinteren Teil des Schiffes. Der Gang war hell erleuchtet und Deena konnte Türen zu ihrer linken Seite ausmachen. Diese führten bestimmt zu den Unterkünften der Besatzung. Ihr Blick wich zu Trista und die Ärztin konnte die entschlossene Braunhaarige von der Seite mustern. Wohin wurde sie gebracht? Und wieso kannte sie sich auf diesem Schiff so gut aus? Sollte sie es wagen? Sollte sie Trista fragen? Sie hatte doch gesehen, dass die Braunhaarige sie am liebsten hätte laufen lassen wollen. Wieso machte sie das alles? Wieso half sie Jesse Blue? Und was war das überhaupt für ein Schiff? Wo würden sie sie hinbringen? Doch schon blieben sie vor einer verschlossen Tür zur linken Seite stehen. Trista öffnete sie und stieß Deena voran, hinter sich die Tür wieder schließend. Dieser Raum war viel spärlicher beleuchtet als der Gang. Mit wenigen Schritten waren sie am anderen Ende des Zimmers angekommen und die Brünette ließ Deena los. „Hier bleibst du erstmal! Wenn du etwas brauchst, ich werde immer wieder nach dir sehen!“ Deena setzte sich und kaum das sich ihre Augen an den wenig beleuchteten Raum gewöhnt hatten fand sie Tristas Augen. „Warum?“ Eine Spur Traurigkeit erschien in den blauen Augen. Ehe die junge Frau antworten konnte, öffnete sich die Tür und zwei finstere Gestalten traten ein. Beide trugen ähnliche Kleidung wie der Fremde, der sie abgeholt hatte. Leise unterhielten sie sich und warfen hin und wieder Blicke zu der schwarzhaarigen Frau. Deena saß in einer Ecke gekauert und zog ihre Beine an sich. Ihre Hände konnte sie immer noch nicht frei bewegen, da diese hinter ihrem Rücken gefesselt waren. So sehr sie sich auch bemühte, sie fand einfach keine angenehme Sitzstellung. So gab sie es auf und beobachtete die drei ängstlich. Wo war bloß April? Wo haben sie sie hingebracht? Sie hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie aus dem Auto gestiegen war. Ihre Sorgen stiegen ins Unermessliche, denn sie wusste, dass nur Jesse Blue bei ihr war. Um sich abzulenken besah sie sich diesen Raum genauer. Er erinnerte sie, von der Größe, an ihr kleines Büro im Krankenhaus. Mit dem Unterschied dass ihr Büro hell erleuchtet war, während dieser Raum nur von wenig Licht erhellt wurde. Durch die spärliche Beleuchtung wirkte alles finster und gefährlich und in Deena stieg eine Unbehaglichkeit auf, die sie noch nie zuvor erlebt hatte. Plötzlich erklang ein Schrei. Ein Schatten hüllte sie in Dunkelheit. Ein kräftiger Schlag traf sie auf ihren Hinterkopf und alles wurde um die Ärztin herum schwarz. Fireball saß in seiner Wohnung im Dunkeln und Stillen. Er schien so leblos, doch in seinem Kopf ratterte es ohne Pause. Seine Gedanken kreisten um April und Deena. Was konnte passiert sein? Wo konnte sie sein? Wer hatte noch alles seine Finger mit im Spiel? Gegen Trista konnte sich April doch verteidigen. Sie legte im Karatekurs die Jungs reihenweise auf die Matte, da wird doch eine Frau ein Leichtes für sie sein. Zudem war seine Kollegin nicht ein kleines, schüchternes, naives Blondchen, sondern eine toughe, kluge, junge Frau, die keineswegs auf den Mund gefallen war und der man nichts vormachen konnte. Sie behielt in jeder Situation einen klaren Kopf. Wie konnte es dann nur zu so einer undurchsichtigen Lage kommen? Er überlegte wann er sie zuletzt gesehen hatte und mit wem. Doch ihm fiel nur ein, dass er sie zuletzt in der Bar gesehen hatte. Ihr nicht ganz so schönes Gespräch kam ihm wieder in den Sinn. Verzweifelt ließ er seinen Kopf hängen und raufte sich mit den Händen die Haare. Es war zum Verrücktwerden. Wieso konnte er nicht mehr mit ihr reden? Sie hatten sich alles anvertraut und plötzlich benahm sie sich als hätte es ihre Freundschaft nie wirklich gegeben. Was war nur passiert? Er überlegte wann das ganze überhaupt passiert war. Seit dem die Outrider besiegt waren, oder hatte es schon seit ihrem gemeinsamen Urlaub nicht mehr so funktioniert? Fireball konnte es nicht sagen. Die Ohrfeige hatte damals eine klare Ansage gehabt, in seinen Augen zumindest. Doch diese Situation hatte er völlig falsch interpretiert. Zum Glück hatten sie das klären können, wenigstens zum Teil. Was war außerdem noch vorgefallen, dass er sagen und machen konnte was er wollte und sie immer damit verletzte? Ein leises, aber durchdringendes Klopfen ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken. Innerlich fragte er sich, wer das jetzt sein konnte. Kommandant Eagle wollte sich übers Telefon melden. Saber und Colt würden erst morgen auf Yuma eintreffen. Sonst fiel ihm keiner ein, der ihn aufsuchen würde. Langsam erhob sich der junge Mann von der Couch um nachzusehen, wer vor der Tür stand. Konnte es vielleicht sogar April sein? Ein Ruck ging durch seinen Körper und er eilte zur Wohnungstür. Wenn es April war… Er war sich sicher, er würde sie nie wieder gehen lassen. Mit einem Satz war er bei der Tür und riss diese auf. „April?“, raunte er, als er direkt in zwei wasserblaue Augen sah. „April?“ Das Wort wurde ihm teilweise etwas ungehalten zurückgeworfen. „Es tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, Fire!“ Es war Mandarin, die nach ihrem Freund sehen wollte, da er ebenfalls leicht niedergeschlagen am Vormittag wirkte. Wütend stemmte sie ihre Hände in die Hüfte, rümpfte ihre Nase und schüttelte ihren roten Schopf. Das war doch das höchste aller Gefühle. Sie kümmerte sich um ihn, opferte sich für ihn auf, wartete schon solange darauf ihm nahe sein zu können und dann dachte er nur noch an April? Mandarin musste schnellstens einen Riegel vorschieben. Er musste lernen nicht mit ihren Gefühlen zu spielen. Doch das tat er jedes Mal wenn er den Namen von Miss Eagle erwähnte. Sie drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zurück zu ihrem Appartement. „Mandy? Was ist denn?“ Etwas verwirrt hatte er ihre Reaktion beobachtet und folgte ihr auf den Flur um zu sehen, wo sie denn hin wollte. „Ist schon gut, Fire. Gute Nacht!“ Die Rothaarige stand vor ihrer Tür und zog ihren Schlüssel hervor. „Mandy, es tut mir leid! Ich mache mir nur Sorgen um sie. Sie scheint verschwunden zu sein! Bitte, geh nicht einfach so. Lass uns drüber reden!“ Fire wusste nicht mehr was er denken sollte. In letzter Zeit kannte er die Zickerein nur von April, doch das auch Mandarin diese Marotten hatte war ihm neu. Als der Sterncaptain seine Worte hörte, verharrte sie kurz. Auch wenn April für sie eine Konkurrentin darstellte, so war sie noch immer eine zuverlässige Kollegin und auch Freundin gewesen. Es schien wirklich etwas vorgefallen zu sein. So beschloss Mandarin ihm ein letztes Mal zu verzeihen und trat wieder auf seine Wohnung zu. Besorgt musterte sie nun ihren Freund. „Was ist passiert?!“ „Komm erstmal rein!“ Fireball hielt seine Tür auf und ließ seine Nachbarin eintreten. Dann kochte er ihnen erst einmal Tee, ehe er sie informierte. Schweigend hatte Colt die Rechnung bezahlt und war mit Robin aus dem Restaurant verschwunden. Er kochte immer noch über die Unfähigkeit seines besten Freundes. Konnte er nicht einmal auf April aufpassen ohne dass gleich etwas schief ging? Er fragte sich was er schon wieder verpasst hatte. Sobald er seinen Hombre sah würde er ihn zu Kleinholz verarbeiten. Und nicht einmal der Schwertschwinger würde ihn dieses Mal aufhalten können. In Robin sah es nicht sonderlich anders aus. Sie verstand nicht, wie April plötzlich verschwinden konnte. Sie konnte sich keinen Reim auf das Verschwinden der Freundin machen. Und wieso war Fireball nicht zur Stelle gewesen? Was war bloß in Yuma passiert? Vergessen waren Colts Worte, sein schüchternes und verlegendes Handeln, sein geplanter Heiratsantrag… Vergessen war der ganze schöne Abend. Beide sorgten sich um April und hofften dass ihr nichts Schlimmeres passiert war. In Gedanken versunken fuhren sie zu Ted um Josh abzuholen. Der kleine Junge war quicklebendig und hatte einen riesigen Spaß gehabt. Auf der Heimfahrt erzählte er in einer Tour was sie gemacht hatten. Dass Colt und Robin nur mit einem halben Ohr zuhörten, merkte der Kleine in seinem Eifer gar nicht. Doch für die Erwachsenen schien es eine willkommene Abwechslung zu sein. Nachdem Colt geparkt hatte, schickte Robin ihren Bruder sofort ins Bad. Er sollte sich fertig machen und schon mal ins Bett gehen. Sie und Colt würden später noch bei ihm vorbeisehen. Kaum war der Cowboy ins Haus getreten, schwank sein Blick zur besagten Schublade. Robin blieb kurz stehen und drehte sich ihm zu. Sie beobachtete ihn und seine Reaktionen. Langsam trat er auf die Schublade zu und öffnete sie. Er nahm seinen Blaster heraus und hielt ihn in seinen Händen. Unbewusst verengten sich seine Augen. „Glaubst du etwa…?“ Robin wagte kaum den Gedanken auszusprechen. „Wir wissen nicht, was passiert ist, aber als Star Sheriff muss man immer vom Schlimmsten ausgehen. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt.“ Robin trat mit gesenktem Kopf auf ihn zu und stellte sich hinter seinen Rücken. Ihre Augen waren geschlossen, während sie ihre schlanken Arme um seinen Bauch schlang. Ihren Kopf lehnte sie an seinen breiten Rücken und atmete tief seinen Duft ein. Wenn es so schlimm war, wie er meinte, würde er wieder für längere Zeit gehen. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Nicht schon wieder, nicht noch einmal. Sie wollte nicht wieder Angst um ihn haben, sich Sorgen machen und einfach nur abwarten ob er wieder lebend zu ihr zurückkam. Sie wollte ihn hier bei sich haben. Bei sich selbst und Josh. Josh… Er hatte sich so über Colts Rückkehr gefreut und wenn er nun erfuhr, dass er wieder gehen musste… Sie wollte sich nicht vorstellen, wie Josh reagieren könnte. Colt legte seine Waffe zurück in die Schublade und schloss sie wieder. Morgen nahm er sie mit, aber heute Nacht brauchte er sie nicht. Sanft aber bestimmt löste er Robins Arme von sich und drehte sich ihr zu. „Ich werde jetzt zu Josh gehen und sagen, dass ich morgen wieder abreise. Und dann werde ich mich ins Bett verziehen. Morgen wird ein anstrengender Tag.“ Robin hob ihren Kopf und suchte seine Augen. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Sie wusste dass ihr Denken egoistisch war und sie konnte auch in seinen Augen sehen, dass ihm dieser so schnelle Abschied nicht gefiel. „Ich komme auch mit!“ Saber und Sincia saßen schweigend beim Essen. Den Gemüseauflauf hätten sie nach dem Telefonat beinahe vergessen, wenn der Ofen nicht gepiepst hätte. Es war eine unangenehme Situation. Saber fühlte sich verpflichtet etwas zu sagen. „Hör zu. Sobald wir April gefunden haben, werde ich zurückkommen und Joanna von diesem Mann trennen! Hörst du? Ich habe es dir versprochen, und ich werde dieses Versprechen auch halten.“ Sincia blickte auf und sah ihm lange nachdenklich in die Augen. Sie konnte sich auf ihn verlassen, ohne Frage, doch viel mehr sorgte sie sich im Moment um ihn. Er war schweigsam gewesen, seit dem sie das Gespräch beendet hatte. Immer wieder fragte sie sich, was ihm durch den Kopf ging. In seinem Blick veränderte sich etwas. „Glaubst du mir etwa nicht?“ „Wieso?“, stutzte sie und ihr wurde bewusst, dass sie nicht reagiert hatte. „Saber, ich weiß, dass du deine Versprechen hältst. Am wichtigsten ist jetzt die Suche nach April. Das weiß ich. Viel eher mache ich mir Sorgen um dich. Was geht in dir vor?“ Saber schüttelte seinen Kopf und unterdrückte ein Schmunzeln. „Ich habe mir nur Foltermaßnahmen für meinen Piloten überlegt. Dieses Mal wird er mir nicht so leicht davon kommen. Nicht mal wenn sich mir Colt mit seinen Waffen in den Weg stellt.“ Erschrocken blickte Sincia ihn an. Solche Worte hatte sie noch nie von ihm gehört. „Keine Angst, er wird das überleben, immerhin weiß ich nicht wie ich April erklären soll, warum Fire nicht bei der Suche mit dabei ist.“ Ein schelmisches Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen und auch Sincia lächelte wieder. Gemeinsam aßen sie auf und wuschen das Geschirr ab. Danach wollte Saber sich seine Schlafcouch richten als Sincia an ihn herantrat. „Ich… Saber, ich möchte…. Ich wollte dich fragen, ob du… würdest du… bei mir schlafen wollen?“ Mehr als errötet senkte Sincia ihren Kopf und konnte somit nicht mehr sein Lächeln sehen. Zaghaft trat er auf sie zu und schloss sie in seine Arme. Ganz sanft drückte er ihr ein Küsschen auf die Stirn und führte sie ins Schlafzimmer. Josh saß in seinem Bett und blickte aufmerksam zwischen Robin und Colt hin und her. Er wollte nicht so recht glauben, was er gehört hatte und erwartete noch ein „April, April“, oder „War nur ein Scherz“, doch nichts dergleichen passierte. „Ehrlich?“ Seine Augen zeigten plötzlich soviel Traurigkeit, doch er riss sich zusammen. Er war doch schon groß und er wusste dass Colt Aufgaben hat und ihn das neue Grenzland brauchte. „Ja, Kleiner, es tut mir leid“, bekümmert sah der Cowboy seinen kleinen zukünftigen Schwager an. „Aber ich werde wiederkommen.“ Colt wuschelte Josh durch die Haare. „Das weiß ich doch“, winkte der Junge ab und gab sich cool. Robin stand in der Tür und beobachtete ihre zwei Männer. „Ich bin weg wenn du aufstehst und dich für die Schule fertig machst. Also wir sehen uns bald, ja, Partner?“ „Klar! Bis bald, Colt!“ „Gute Nacht!“ Der Cowboy erhob sich und verließ das Zimmer des Jungen. Robin lächelte ihn noch kurz an, löschte das Licht und folgte Colt ins Schlafzimmer. Beide machten sich Bettfertig und der Cowboy schlüpfte unter die Decke. Robin löschte das Licht und kroch zu ihrem Liebsten ins Bett. „Finde April und bring sie gesund nach Hause, versprich es, Colt!“ In der Dunkelheit konnte er sie nur schemenhaft ausmachen. So sah er auch nicht das Glitzern einer einzelnen Träne in ihrem Auge. Sie sorgte sich nicht nur um die Freundin, sondern auch fiel ihr der Abschied schwer. „Das werde ich!“ Und sie wusste dass er das tat. Mandarin trank einen Schluck ihres Tees und starrte fassungslos auf die Tischplatte vor sich. Sorge breitete sich in ihr aus und auch spürte sie ein ganz ungutes Gefühl in der Magengegend. Mit ihren blauen Augen blickte sie den Rennfahrer an. „Wann hast du sie zuletzt gesehen?“ „Gestern Abend in der Bar“, antwortete Fireball brav. „Und weißt du was sie heute machen wollte?“ „Nein, woher denn? Sie redet ja nicht mehr mit!“ Aus dieser Antwort konnte sie die Enttäuschung heraushören. Aber wenn sie nicht mit ihm redete, hatten sie auch keinen Anhaltspunkt. Etwas irritiert beobachtete sie ihren Nachbarn. Sie traute sich kaum zu fragen, doch die Neugier siegte mal wieder. „Wieso redet sie nicht mehr mit dir?“ Die Blondine und der Hitzkopf schienen beste Freunde gewesen zu sein. Seit wann war dieses Verhältnis gestört und warum? Aufmerksam betrachtete sie ihn und versuchte anhand seiner Reaktionen oder Blicke auf die Lösung zu kommen. Fireball druckste. Er wusste nicht was er ihr erzählen sollte. Sollte er es ihr überhaupt erzählen? Vielleicht konnte sie ihm ja helfen eine Lösung auf seine viele Fragen zu finden. Unentschlossen, was er nun tun sollte, knetete er seine Finger, während seine braunen Augen auf den Teppich stierten. Sie erhielt keine Antwort, so sehr sie ihn auch anstarrte. Er hüllte sich in Schweigen und wollte sie wohl nicht an diesem Thema teilhaben lassen. Vielleicht ging es sie ja wirklich nichts an und er wollte sie einfach nicht verletzen. Sie wandte ihre Augen ab und starrte in ihre Teetasse. Ihre Finger hielten diese fest umklammert und wurden durch die noch heiße Flüssigkeit gewärmt. „Schon gut, Fire. Du musst es mir nicht erzählen!“ Der Rennfahrer stutzte und blickte den rothaarigen Sterncaptain überrascht an. Er wollte ihr soeben sagen, was alles geschehen war, doch ihre Worte stoppten ihn ehe er richtig starten konnte. „Es tut mir leid! Ich wollte nicht neugierig sein!“ Ihre blauen Augen beobachteten die farbige Flüssigkeit in ihrer Tasse. Traurigkeit und Enttäuschung aber auch Verständnis konnte Fireball herauslesen. Unbehaglich rutschte der Japaner auf der Couch umher, ehe er seine Sitzposition wechselte. Er schwang seine Beine auf die Sitzfläche und kreuzte sie zum Schneidersitz. Mit seinem ganzen Körper war er nun der zierlichen Rothaarigen zugedreht. „Du bist nicht neugierig!“ Überrascht blickte sie auf. „Vielleicht kannst du mir helfen Licht in die Dunkelheit zu bringen?“ Sie beobachtete ihn aufmerksam. Wieder tauchte die Neugierde auf. Vielleicht erfuhr sie so etwas vom Leben auf Ramrod. Auch sie stellte die Tasse auf den kleinen Couchtisch ab und setzte sich Fireball gegenüber. Sie zog ihre Knie an sich und umschlang sie mit ihren Armen. Mandarin schenkte ihm ihre volle Aufmerksamkeit. Der Pilot fuhr sich unbeholfen mit einer Hand durch die Haare, da er nicht wusste was er ihr genau erzählen sollte, doch dann brach es einfach aus ihm heraus. „Ich bin ein Idiot!“ Etwas erschrocken über diese Aussage riss Mandarin ihre Augen auf. „Nein, das bist du nicht“, beruhigte sie ihn. „Doch genau der bin ich – in ihren Augen! Ich weiß nicht was ich bei ihr falsch gemacht, dass sie so sauer auf mich reagiert.“ Hilfe suchend blickte er sich im Wohnzimmer um, doch niemand konnte ihm die Antworten liefern, die er suchte. Nervös faltete er seine Hände im Schoß und suchte ihre blauen Augen. Nur ein Blick in Aprils blaue Augen hatte gereicht um ihn zu beruhigen. „Hast du mal etwas zu ihr gesagt oder etwas gemacht worüber sie nicht lachen konnte?“ Mandarin fühlte sich unbehaglich, denn Fire verlangte von ihr in diesem Moment der Freund zu sein, den er brauchte. Das sie aber eine Frau war, die ihn mehr mochte als einen Freund, erschwerte diese ganze Situation für den Sterncaptain gewaltig. Fireball erstarrte. Er konnte Mandarin nicht von dem Versuch des Kusses erzählen. Der gemeinsame Urlaub ging niemanden etwas an, außer April und ihn. Irritiert musterte die junge Frau ihren Nachbarn und schlug sich plötzlich mit der flachen Hand an ihre Stirn. Natürlich hatte er etwas getan, das bei April ungut aufkam. Mandarin selbst war dabei gewesen, auch wenn sie sich gewünscht hätte nicht anwesend zu sein. Bevor der Rennfahrer nachfragen konnte, klärte sie ihn auf. „Du hast sie aus deiner Wohnung geworfen.“ „Ja“, gab Fire kleinlaut zu. „Das wollte ich nicht. Außerdem weiß ich nicht mal mehr den Grund dieses Streits!“ Er wirkte zerknirscht und absolut ratlos. Zaghaft legte Mandarin eine Hand auf seine ineinander verschränkten Finger. Eindringlich blickte sie ihm in seine braunen Augen. Eines wurde ihr jetzt klar und diese Erkenntnis war keine erfreuliche. Ihr Herz zerbrach in diesem Moment in tausend Scherben. Der Schmerz raubte ihr die Stimme. Nachdrücklich verfestigte sie ihren Griff, während sie flüsterte: „Ich verstehe April nicht. Aber ich weiß jetzt, dass du sie liebst!“ Errötet und absolut erschreckt wich Fireball zurück und entzog ihr seine Hand. Unbeholfen und tollpatschig versuchte er sie nun von ihrem Gedanken abzubringen. „Nein, nein, da irrst du dich! Ich mag sie, ja, aber ich...“, er brach ab. Er brachte es nicht fertig seine Freundin so sehr anzulügen wie er Saber angelogen. Und selbst bei seinem Boss war es ihm mehr als schwer gefallen, doch es musste sein. Wenn Saber es erfahren hätte, hatte er die Pflicht alles zu hinterfragen; Die berechtigten Fragen über den gemeinsamen Urlaub der Kollegen zu stellen. Anschließend hätte er Meldung erstatten müssen und das wäre das vorzeitige Aus für April und ihn gewesen. Unsicher blickte er Mandarin an. Dieselbe Pflicht hatte auch Mandarin als Sterncaptain. Selbst wenn es Team Ramrod auf absehbare Zeit nicht mehr geben würde, noch waren sie ein Team. Die Entscheidung würde in zwei Wochen anstehen und ab diesem Termin wären sie aus der Spezialeinheit entlassen. Bis dahin konnte ihnen, April und ihm, alles und jeder noch einen Strick draus drehen. Fast flüsternd wich er aus: „… ich mach mir nur Sorgen!“ Mandarin wünschte sich in seinen Kopf. Sie würde ihn gerne verstehen. Sie wollte wissen was er dachte, denn aus seinem Gesichtsausdruck konnte sie nicht viel schließen. Auch verwirrte sie seine Aussage. Es lag auf der Hand wie er fühlte, doch er leugnete alles. Vergebens ignorierte sie das schmerzliche Gefühl in ihrer Brust. Langsam stiegen ihr die Tränen hoch und mühsam kämpfte gegen sie den Kloß im Hals. „Ich mach mir auch Sorgen“, stimmte sie mit leiser Stimme zu. „Ich verzieh mich dann mal. Informierst du mich, wenn du etwas weißt?“ Der Rennfahrer nickte und wollte soeben aufstehen, doch Mandarin hielt ihn zurück. „Lass mal, ich finde allein zur Tür. Bis dann!“ Sie stand auf und war auch keine Minute später zur Tür raus. Kaum hatte sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen flossen die ersten Tränen. Sie musste einsehen, dass sie gegen April keine Chance hatte. Deena kam langsam wieder zu sich. Erst verschwamm alles vor ihren Augen als sie ins dürftige Licht blickte, doch nach und nach wurde ihr Blick besser. Sie war wieder allein im Raum. Was war nur passiert? „Hey, da bist du ja wieder“, drang eine sanfte Stimme an ihr Ohr. „Geht’s wieder? Du hast einen ganz schön mächtigen Schlag abbekommen.“ Zu schnell drehte sie ihren Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam und wurde prompt mit einem starken Pochen bestraft. Sie kniff vor Schmerz die Augen zusammen, doch als sie sie wieder öffnete blickte sie ihrer besten Freundin in die Augen. „April?“ Die Ingenieurin nickte erleichtert. „Was ist passiert?“ Deena fasste sich mit ihrer Hand an die Schläfe und kniff erneut die Augen zusammen als das Pochen wieder auftrat. „Dieser Mistkerl. Er hat mich hierher gebracht und statt mich sanft abzuliefern, hat er mich gestoßen.“ April stemmte wütend ihre Hände in die Hüfte und überlegte sich bereits wie sie ihm das wieder heimzahlen könnte. „Ich bin auf dich geflogen und du hast dir deinen Hinterkopf an der Wand gestoßen. Totaler Knock- out!“ „Aber“, versuchte Deena einen Einwand, doch April unterbrach sie sofort wieder. „Vor lauter Wut über diese Grobheit ist Jesse hochgegangen. Er hat getobt und geschimpft und hat für mächtig Trouble gesorgt.“ „Was? Eine Schlägerei?“ „Nein, Trista ist zuvor eingeschritten und auch der Kapitän der Black Treasure hat sich persönlich die Ehre gegeben und uns einen Besuch abgestattet.“ „Black Treasure?“ „Du Ärmste, du warst ganz schön lange weg“, April stützte sich auf ihre Arme und blickte ihrer besten Freundin besorgt ins Gesicht. „Wir sind hier auf einem Piratenschiff. Es ist eines der gefürchteten Schiffe im neuen Grenzland.“ Deena blickte April verständnislos an. „Piraten…“ „Ja, ich weiß zwar immer noch nicht, wie Trista und Jesse mit Piraten zusammen kommen, aber den Zusammenhang finde ich auch noch raus.“ Entschlossenheit strahlten Aprils blaue Augen aus. Erschöpft wischte sich Deena über die Augen. All die Informationen waren noch ein wenig viel für die Ärztin. Langsam warf sich ihr Gehirn wieder an und sie versuchte die letzten Stunden nochmals hervorzurufen. Sie war gefesselt auf dieses Schiff gebracht worden, hatte Trista und die finsteren Gestalten beobachtet und plötzlich war alles weg. Moment… Deena blickte wieder zu April, anschließend auf ihre Hände. „Ich war gefesselt!“ „Ja, das haben wir auch Jesse zu verdanken!“ April hob ihre Hände hoch und betrachtete sie genauer. Selbst die Handschellen hatten ihre Druckstellen auf ihrer Haut hinterlegt. Nicht nur dass ihr Oberarm geschwollen und blau angelaufen war, nein auch ihre Knie schmerzten und nicht mal ihre Hände sind verschont geblieben. „Ich hab wirklich einen Schlag auf den Kopf bekommen, denn ich versteh das alles nicht.“ Deena schüttelte verwirrt ihren Kopf und suchte erneut die Augen ihrer Freundin. „Wieso ist Jesse plötzlich so nett und setzt sich für uns ein?“ Doch diese Frage sollte ihr unbeantwortet bleiben, denn April hatte selbst keine Ahnung wieso er dies plötzlich tat. Überfragt zuckte sie mit ihren Schultern und blickte mit demselben unschlüssigen Blick zurück. Die Ärztin wollte soeben aufgeben und das Gesagte sacken lassen, als ihr noch etwas einfiel. „Wenn wir frei sind, dann können wir doch abhauen, oder nicht?“ April ließ sich wieder auf ihren Hintern plumpsen und lehnte sich an die Wand. Erschöpft schüttelte sie ihren blonden Schopf. „Nein, leider nicht. Wir befinden uns irgendwo im All und ohne Schutzanzüge können wir nicht da raus. Zudem haben sie uns eingesperrt. Es gibt auch keine Möglichkeit das Schloss zu knacken. Immerhin sind das Piraten und die wissen wie man etwas sicher einschließt.“ „Dann sind wir also verloren“, schlussfolgerte Deena und ließ sich ebenfalls wieder an die Wand sinken. „Vorerst können wir nichts tun. Wir müssen abwarten was Jesse mit uns vorhat“, verharmloste April die Worte ihrer Freundin. Doch selbst hatte sie sich auch schon mit diesem Gedanken befasst. Wenn sie überhaupt jemand bereits suchte, hier, irgendwo im neuen Grenzland, würde ihre Rettung sie niemals finden. Jesse Blue stand auf der Brücke und blickte hinaus ins schwarze All. Ein hämisches Grinsen hatte sich auf seinen Lippen ausgebreitet. Sie waren bereits weit genug von Yuma entfernt. „Diese dummen Star Sheriffs“, murmelte der Blauhaarige. Keine Flotte war da, um die Black Treasure aufzuhalten. Seine größten Feinde waren nicht zur Stelle, um ihrer Kollegin zu helfen. Sie wussten nicht einmal wo sich die Wissenschaftlerin befand. Und schon gar nicht ahnten sie wer seine Finger im Spiel hatte. Alles hatte perfekt geklappt. Sein ganzer Plan war genau aufgegangen und Trista hatte große Arbeit geleistet. Seiner Rache stand nichts mehr im Weg und April war nicht nur in seinem Besitz, sondern dazu auch noch der Schlüssel seines Plans. Die Tür hinter ihm öffnete sich mit einem Zischen um sich auch kurz darauf ebenso laut wieder zu schließen. Wutschnaubend trat Trista auf ihn zu. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und warf ihm missbilligende Blicke zu. „Musste das sein? Du kannst froh sein, dass ich für dich ein gutes Wort eingelegt habe!“ Jesse beachtete sie gar nicht: „Dieser Klotz hätte sich ja mal benehmen können!“ „Das ist doch die Höhe, Jesse. Du weißt genau was ausgemacht war.“ Wütend funkelten ihre blauen Augen. Sie war sauer. Das ernste Gespräch mit dem Kapitän der Black Treasure steckte ihr noch in den Knochen. „Ich weiß es!“, fuhr er sie ungehalten an. „Dennoch werden wir die Ärztin brauchen.“ Sie wusste dass er Recht hatte und ihr Zorn verflog. Zustimmend nickte Trista. Sie senkte ihre Augen und ließ ihre Arme hängen. Deena wurde gebraucht mehr denn je. Jesse hatte zwar die Operation hinter sich gebracht, dennoch mussten seine Wunden versorgt werden. Trista fühlte sich nicht in der Lage ihn länger zu pflegen und die Ärztin war am besten für diesen Job geeignet. Immerhin hatte sie als Doktor das medizinische Wissen. „Meine Verletzung ist noch nicht überstanden. Deena wird sich weiterhin um meine Wunde kümmern“, erklärte Jesse in ruhigerem Ton. Sanft blickte er die Brünette an. „Du kennst unseren Plan und du weißt, dass ich fit sein muss.“ Trista blickte auf und sah dem Blauhaarigen ins Gesicht. „Ich weiß es, Jesse!“ Sein Gesicht verhärtete sich wieder. „Gut, dann hat sich ja alles geklärt.“ Bedrückt sah auch Trista zum Fenster raus: „Steelstone wird sich Bo vorknöpfen. Ich werde ebenfalls nochmals mit Bo reden.“ Jesse nickte, auch wenn er bereits wusste dass ihr Vorhaben nichts brachte. „Tu das! Ich möchte nicht, dass so etwas noch einmal passiert. Wir brauchen April! Sie ist ein wichtiger Teil des Plans und auch Deena wird nicht mehr grob angepackt. Ist das klar?!“ Die Tür zur Brücke öffnete sich erneut. Trista plagten Gewissensbisse gegenüber der Ärztin. Wieder nickte sie. „Ich werde es Bo ausrichten.“ Ein Mann mit schwarzem Vollbart, schwarzem krausen Haar und zerrissener, schlabbernder Kleidung trat ein. Seine Hände hatte er in den Taschen seines Mantels vergraben. Eisern starrte er zu seinen Gästen auf diesem Schiff. Sein Gesicht war markant und über seiner rechten Augenbraue befand sich eine sieben Zentimeter lange Narbe. Nachtschwarze Augen musterten den Blauhaarigen skeptisch, ehe sie Trista fast väterlich anblickten. Er hatte ihre Worte gehört und trat nun auf die beiden zu. „Du musst nicht mit Bo reden! Es hat sich alles geklärt!“ Trista blickte auf und wollte gerade dazu ansetzen zu widersprechen, doch der groß gewachsene muskulöse Mann gebot ihr Einhalt. „Jesse!“ Immer noch blickte der Blauhaarige aus dem Fenster ins schwarze All. Er konnte diesen Mann nicht leiden und schon gar nicht wollte er mit ihm mehr als notwendig reden. „Wir hatten ausgemacht, dass du ein einziges Mädchen mitbringst!“ „Ich weiß was wir ausgemacht hatten“, knurrte der Angesprochene. „Wieso hast du jetzt ein zweites dabei? Was hast du vor?“ Dem Mann gefiel es überhaupt nicht, dass der Outriderkommandant ihm nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte. Immerhin hatte er als Kapitän der Black Treasure das Sagen. Alles und jeder stand unter seinem Kommando. Dieser Verräter hatte sein Leben allein Trista zu verdanken und auch jetzt sollte er dankbar sein, sich wieder hier auf der Black Treasure zu befinden statt auf Yuma zu versauern. Lange schwieg Jesse und Trista rechnete mit gar keiner Reaktion mehr. Sie verstand ihren Freund nicht. Wieso konnte er nicht einfach Danke sagen? Warum konnte er nicht einfach freundlich und nett zu ihrem Ziehvater sein? Die Braunhaarige sah wieder zu ihrem Kapitän. Seit sie von Jesse so ausgenutzt worden war, befand sie sich auf der Black Treasure. Sie hatte auf dem Schiff angeheuert und hatte sich ihren jetzigen Stand als vollwertiges Mitglied im Team hart erkämpft. Dieser Kampf war es allemal wert gewesen, denn sie hatte in der Crew eine Familie gefunden und im Captain einen Vater. Jeder hatte sie in sein Herz geschlossen und Trista hatte viel von jedem einzelnen gelernt. Seit sie ein Mitglied der Piraten war kannte sie den Konflikt zwischen Piraten und Outridern. Und sie selbst wurde somit auch ein Feind der Outrider. Sie blickte zu Jesse, der sich nach wie vor nicht rührte. Sie hatte ihn gerettet. Sie hatte sich für ihn eingesetzt, ihn verteidigt und beschützt, und sie hatte sich um ihn gekümmert, nach allem was er ihr damals angetan hatte. Und sie hatte sich erneut in ihn verliebt. Selbst jetzt half sie ihm wieder und was tat er? Er stand regungslos da, starrte in die Dunkelheit und ignorierte jeden. Enttäuscht biss sich Trista auf ihre Lippen und wusste nicht mehr was sie denken sollte. Jesse rührte sich. Langsam drehte er sich zum Kapitän um. Seine blauen Augen blitzten Steelstone herausfordernd an. „Ich habe gar nichts vor“, antwortete Jesse mit einem boshaften Lächeln auf den Lippen. „Das zweite Mädchen war nicht geplant gewesen, dennoch ist sie sehr hilfreich! Ich werde mich jetzt zurückziehen.“ Jesse trat mit selbstsicherem Blick auf den Black Treasure Captain zu. „Sobald wir das Schiff erreicht haben, seid ihr mich los, Kapitän Steelstone.“ „Ich kann es kaum erwarten“, gab Tristas Ziehvater zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. Sein Blick glitt zu Trista, während Jesse zur Tür hinausging. Diese senkte beschämend den Blick und starrte den Boden an. „Wirst du mit ihm gehen?“ Sanft aber direkt traf sie die Frage. Er kannte bereits die Antwort und auch wenn er es nicht gutheißen würde, so sollte sie ihre eigenen Wege gehen. „Er braucht mich“, antwortete Trista mit leiser Stimme. Kapitän Steelstone nickte und trat neben sie ans Fenster. Sein Blick glitt durch das schwarze All. „Wir werden bald das andere Schiff erreichen. Du hast noch einen weiten Weg vor dir. Ruh dich aus, Trista.“ Diese nickte und eilte ebenfalls zur Tür hinaus. Montag ------ Kapitel 14 Colt band sich seinen Waffengürtel um und steckte seinen Blaster hinein. Er schien so in Gedanken vertieft zu sein, dass er nicht mal bemerkte wie Robin auf ihn zutrat. Sie trug noch ihr Nachthemd und wirkte sehr müde. Tiefe Augenringe zeigten wie schlecht sie letzte Nacht geschlafen hatte. Immerhin quälten sie die Gedanken ihn für eine möglich lange Zeit nicht mehr zu sehen. So sehr hatte sie sich auf seine Rückkehr nach dem vermeintlichen Frieden gefreut, doch das alles noch nicht vorbei zu sein schien wurde ihr mehr und mehr bewusst. Draußen herrschte noch die Finsternis denn vom Sonnenaufgang war noch lange nichts zu sehen. Ihr Herz schmerzte als sie ihren Liebsten so stehen sah. Auch er schien sich nicht mit dem Gedanken des Abschieds anfreunden zu können. Jedoch wusste Robin wie wichtig es war herauszufinden was mit April geschehen war. Zumal auch ein Einbruch in Commander Eagles Büro stattgefunden hatte. Hingen diese beiden Dinge vielleicht zusammen? Sie ließ ihren Kopf hängen und spürte die Müdigkeit in ihren Knochen. Colt drehte sich zu ihr und blickte sie lange stumm an. Er betrachtete sie einfach nur. Seine Robin, die schönste Frau der Welt. Er wollte nicht schon wieder fort und schon gar nicht wollte er sie so stehen lassen. Ob sie noch einmal die Geduld aufbringen würde auf ihn zu warten? Tief in sich drinnen wusste er dass sie warten würde, aber so ganz ohne die Gewissheit wollte er nicht gehen. Langsam trat er einen Schritt auf sie zu. „Robin, Schatz, ich liebe dich!“ Sie blickte auf und lächelte. Ihr Herz hatte einen Sprung gemacht und pochte schneller in ihrer Brust. Colt blieb unschlüssig stehen und strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe er seine Hand unter ihr Kinn legte. Zaghaft suchte sie seine Augen und verfing sich in seinem Blick. „Hör zu, mein Engel, ich werde wieder kommen! Sobald wir April gefunden und sicher nach Hause gebracht haben bin ich wieder da!“ Seine Hand legte sich sanft an ihre Wange. „Das weiß ich doch, Schatz!“ Robin griff zaghaft mit ihrer Hand nach seiner und hielt sie fest an ihre Wange gedrückt. Sanft schmiegte sie ihr Gesicht in die Handfläche. Zögernd löste Colt seine Hand von ihrem Gesicht und griff in seine Hosentasche. Er trug noch etwas sehr wichtiges bei sich, das er ihr unbedingt noch geben wollte. Während die eine Hand in der Hosentasche verweilte, suchte die andere nach ihrer und umfasste sie fest. „Robin, meine süße Robin, wenn ich zurück bin lass ich dich nicht mehr alleine! Bis dahin gebe ich dir das“, er zog die kleine Schatulle heraus, legte sie in ihre Hand und verschloss ihre Finger darum. Robin wusste nicht wie ihr geschah. War das etwa…? Sollte das etwa…? Sie wusste nicht was sie denken sollte. Schon zog Colt ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Bewahre es gut auf! Wenn ich wieder da bin werde ich ihn dir an den Finger stecken!“ Errötet und geplättet starrte sie auf ihre Handfläche. Auch der Cowboy hielt seinen Blick gesenkt um die Röte um seine Nasenspitze zu verstecken. Doch plötzlich riss er Robin an sich und küsste sie so voller Leidenschaft. Er wollte sich nicht von ihr trennen, er wollte sich nicht von ihr lösen und gehen, obgleich musste er es tun. Er wurde mehr denn je gebraucht! Mit geschlossenen Augen löste er sich von ihr und raunte an ihre Lippen. „Ich liebe Dich!“ „Pass auf dich auf und komm gesund zurück“, flüsterte sie und hauchte ihm einen erneuten Kuss auf seine Lippen. Abrupt löste sich der Cowboy von ihr, drehte sich um und ging. Ihm fiel der Abschied so schwer, darum hielt er es für besser jetzt zu gehen. Robin folgte ihm und sah ihm nach wie er in den Bronco Buster einstieg und davon flog. Tränen stiegen ihr in ihre blauen Augen und sie sorgte sich nicht nur um April, sondern auch um ihren zukünftigen Mann. Fest von ihrer Hand umklammert hielt sie die kleine Schachtel an ihre Brust. Saber Rider war bereits seit Stunden auf dem Weg nach Yuma. Er hatte alle Möglichkeiten in der Nacht noch durchgespielt, doch auf eine Lösung seiner Fragen kam er nicht. Er hatte keine Ahnung wo April sein konnte, wer seine Finger im Spiel hatte oder ob sie in der Zwischenzeit vielleicht sogar wieder zu Hause war und sich alles geklärt hatte. Auch der Einbruch stimmte ihn ratlos. Als er auf Yuma landete funkte er Commander Eagle an. Dieser traf zeitgleich mit Saber Rider vor dem Hauptgebäude ein. In einer lückenlosen, sachlichen Zusammenfassung berichtete der Chef des Oberkommandos nochmals die Vorkommnisse. Saber hörte sie sich stumm an und versuchte für sich bereits eine Lösung herauszufinden. Sie stiegen in den Aufzug und fuhren in die oberste Etage und erreichten kurz darauf das Büro des Kommandanten. Saber untersuchte die Tür und überlegte, wie der Einbrecher vorgegangen war. Commander Eagle blieb hinter dem Schotten stehen und beobachtete ihn aufmerksam. Unbemerkt trat Fireball an die beiden Männer heran. Er nickte Aprils Vater zu und verharrte still um Saber nicht zu stören. Immer wieder schloss der Recke die Tür und begutachtete das Schließsystem. Langsam zog er seine ID-Karte heraus und betrachtete sie grüblerisch. Seine Konzentration galt voll und ganz dem Türschloss vor sich. Sanft schob er seine Karte durch den Türschlitz und beobachtete die Reaktion, die er dadurch auslöste. Plötzlich stand er auf und drehte sich zu seinem Chef. Erst jetzt entdeckte er Fireball. Ausdruckslos registrierte Saber die Anwesenheit des Rennfahrers und spürte die Wut in seinem Bauch aufkommen. Allerdings hatte er für dieses Gefühl im Moment keinen Platz. Er schob den Gedanken Fireball die Leviten zu lesen beiseite und erklärte Commander Eagle seine Theorie. „Ganz einfach, Sir, unser Einbrecher hat mit einem spitzen Gegenstand in dem Türschloss hantiert, während er eine ID-Karte oder einen ähnlichen Gegenstand durch den Schlitz schob. So konnte er ganz einfach das alte Schloss knacken.“ Er drehte sich zum Schloss und demonstrierte den Tathergang. Commander Eagle beobachtete jeden Handgriff und nickte bedenklich. Fireball bemerkte spitz: „Wieso gibt es eigentlich in diesem Gebäude keine elektrischen Türen mit Codes?“ Seufzend drehte sich Aprils Vater zu dem Rennfahrer. „Wir waren der Ansicht ein wenig Tradition unserer Großväter und Väter beizubehalten. Ich ahnte ja nicht, dass mir diese alte Technik einmal zum Verhängnis werden könnte. Zumal gefällt mir diese Tür“, gab Eagle seufzend zu. Fireball verschränkte grinsend seine Arme hinter seinem Kopf und warf der alten Türe einen skeptischen Blick zu. Etwas Historisches hatte sie schon an sich, da musste er seinem Boss zustimmen. Saber mischte sich ein. „Darf ich mich im Büro umsehen, Sir?“ Eagle nickte und deutete ihm einzutreten. Er und Fireball hielten sich zurück und beobachteten den Recken aufmerksam. „Was könnte ein Einbrecher im Kavallerie Oberkommando suchen? Was erhoffte er sich zu finden?“, grübelte Saber und blickte sich aufmerksam im Büro um. Fireball wagte einen Einwurf. „Vielleicht suchte er nach Akten?“ Saber drehte sich zu ihm und Commander Eagle um. „Akten über was oder wen?“ Er pausierte kurz und wandte sich an seinen Boss. „Welche Akten bewahren Sie hier auf?“ „Hauptsächlich die Personalakten“, gab der Kavallerie Chef zurück. „Also könnte unser Verdächtiger jeder sein, der im Oberkommando arbeitet“, schoss es aus Fireball. Saber nickte. „Nun müssen wir den Kreis der Verdächtigen eingrenzen“, stimmte er zu. „Es könnte ein unzufriedener Angestellter oder ein Kadett sein, der vermutet seine Prüfung nicht geschafft zu haben…“ Sein Blick glitt erneut durch das Büro und blieb schließlich am Computer hängen. „Haben Sie die Prüfungen auf dem Computer gespeichert?“ „Ja, die Prüfungen sind in einer verschlüsselten Datei. Nur wenige Kommandanten können darauf zu greifen.“ Eagle ging zum Schreibtisch und fuhr seinen PC hoch. Saber blieb hinter ihm stehen, während Fireball den beiden gegenüber verharrte. Ihm schien so als hätten sie einen Denkfehler gemacht. Doch er wusste nicht welchen. Eagle öffnete die Datei und überprüfte kurz die Unterlagen. In seinem Hinterkopf hatte er noch zwei Kandidaten, die die Prüfungen nur knapp bestanden hatten. Zwar waren noch nicht alle Prüfungen vorbei und die Kadetten konnten einige Prüfungen immer noch vermasseln, doch Eagle hoffte das Beste für die Prüflinge. „Können die Kommandanten nur von Ihrem Programm auf die Datei zugreifen oder haben die ihren eigenen PC mit Zugriff?“ Fireball war es der diese Frage einwarf. Eagle blickte kurz auf. „Jeder kann von seinem eigenen Computer darauf zugreifen.“ Er wandte sich wieder seinen Unterlagen. Nach ein paar Minuten des Schweigens schüttelte der Mann seinen Kopf. „Nein, die Ergebnisse sind nach wie vor die gleichen. Die Kadetten können wir ausschließen.“ „Dann bleiben unzufriedene Mitarbeiter?“ Fireball blickte skeptisch zwischen Eagle und Saber hin und her. Er verschränkte seine Arme und schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Das glaub ich nicht!“ Nun warf Saber ihm einen mahnenden Blick zu. „Was du glaubst oder nicht entspricht nicht den Tatsachen und Fakten. Ich hab dir schon mal gesagt, dass du nicht nur nach deinem Gefühl gehen sollst!“ Der drohende Unterton in seiner Stimme entging weder Fireball noch Commander Eagle, der verdutzt den Rennfahrer musterte. Dem Japaner schwante nichts Gutes. „Was willst du damit sagen, Säbelschwinger?“ Saber Rider blitzte ihn an entsann sich aber wer anwesend war. „Das bereden wir in einer stillen Minuten“, wich er aus und drehte sich zu Eagle, der beide irritiert beobachtete. Die Stirn lag in Falten, während er überlegte worauf die beiden hinauswollten. Die Stimme des Highlanders holte den Commander in die Realität zurück. „Commander Eagle, ich möchte gern einen Suchlauf starten. Vielleicht finden wir so heraus welche Programme genutzt wurden.“ Der Kommandant stand auf und stellte sich hinter Saber um ihm über die Schulter zu blicken. Der junge Schotte drückte ein paar Tasten und wenige Minuten später öffneten sich verschiedene Fenster. Fireball setzte sich auf den Stuhl gegenüber seiner Vorgesetzten und grübelte über die unterschwellige Mahnung. Die Black Treasure verlangsamte ihr Tempo bis sie zum plötzlichen Stillstand kam. Verwundert und auch irritiert über diesen Halt sahen sich April und Deena mit großen Augen an. Einen Landeanflug auf einen Planeten hätten sie sehr wohl in ihrem Magen gemerkt, doch keine von ihnen hatte ein flaues Gefühl im Bauch bekommen. April stand auf und half Deena auf die Beine. Ihre Hoffnungen bestanden in diesem Moment auf Rettung. Waren ihre Kollegen vielleicht doch gekommen um sie herauszuholen? Eigentlich wollte die Wissenschaftlerin sich nicht irgendwelchen Hoffnungen hingeben, doch sie konnte sich sonst keinen Grund für diesen Halt vorstellen. Zögernd blieb Deena an Ort und Stelle stehen und wagte es nicht sich auch nur zu bewegen. Ihr behagte diese Situation nicht. Sie hatte keinerlei Erfahrung mit Flügen im All. Auch wusste sie nicht was sie erwartete, wenn ein Kampf stattfinden sollte. Deena war Ärztin und sie war glücklich auf Yuma gewesen. Sie wollte nie diesen Planeten verlassen und schon gar nicht konnte sie sich einen Beruf als Star Sheriff vorstellen. Sie hatte April nie um ihren Job beneidet. Sie wusste von den Gefahren und auch war ihr bewusst, wie oft die Freundin unter Einsatz ihres Lebens für den Frieden eingestanden hatte. Unsicher beobachtete sie ihre beste Freundin, die einen kühlen Kopf behalten hatte und mögliche Situationen durchging. Als die blauen Augen direkt zu Deena blickten, wusste die Schwarzhaarige plötzlich unter welchem Druck die Freundin auch gestanden haben muss. Immerhin war sie eine Frau unter Männern gewesen. Sie musste sich im Team behaupten, in gefährlichen Situationen die Oberhand halten und im Gefecht Mut und Tapferkeit beweisen. Der versteifte Körper der Ärztin lockerte sich ein wenig. Sie fühlte sich sicher in Aprils Nähe und Deena wollte für den weiblichen Star Sheriff dieselbe Sicherheit ausstrahlen. „Folgende Möglichkeiten gibt es jetzt: Entweder sie haben eine Panne und müssen das Raumschiff reparieren, dann werden wir aber länger irgendwo im Weltall schwirren. Die zweite Möglichkeit ist: Die Star Sheriffs haben sie in eine Kontrolle genommen und aus diesem Grund müssen wir hier ausharren. Oder aber Saber Rider und die Jungs haben uns gefunden und werden uns retten!“ Bei der dritten Möglichkeit entging Deena nicht das hoffnungsvolle Strahlen in den Augen der Freundin. April hielt sehr viel auf ihre Kollegen und ihre Hoffnung gerettet zu werden starb zuletzt. Doch dann barg die Rettung auch wieder Gefahren für April angekratztes Gefühlskostüm. Sie war über Fireballs Zurückweisung noch zu verletzt um ihm gegenüber zu treten, geschweige denn an seiner Seite zu kämpfen. Deena befürchtete die Freundin könne unter dem ganzen Druck zusammenbrechen. Ihr Nervenzusammenbruch vom Vortag kam ihr wieder in den Sinn. Ob der Möchtegern-Casanova wusste, wie sehr er Aprils Gefühle in der Hand hatte? Die Ärztin war sich nicht sicher. Sie kannte Fireball bis jetzt nur von den Krankenhausaufenthalten auf Yuma. Viel hatte sie nie mit ihm geredet, doch der Eindruck, den sie von Aprils Erzählungen bekommen hatte, war mehr als schlecht im Moment. April bemerkte die in Gedankenversunkene Freundin. „Was ist?“, hakte sie neugierig nach. Deena schüttelte lächelnd den Kopf. Unsicher trat die Blondine auf Deena zu, doch diese hob ihre Hände und verneinte erneut. „Es ist wirklich nichts. Ich habe mich nur gefragt, welche der Möglichkeiten in Frage kommt.“ Die Antwort war zwar gelogen aber April schien sie zu glauben. Unsicher und ratlos verschränkte die Wissenschaftlerin die Arme vor der Brust und tippte sich mit ihrem Zeigefinger gegen das Kinn. Dazu biss sie auch noch auf ihrer Unterlippe herum, wie sie es immer tat, wenn sie über etwas nachdachte. „Ich freue mich über unsere Rettung“, erklärte sie schließlich, „dennoch glaube ich eher an eine Schiffspanne.“ „Da geht es dir wie mir“, nickte Deena zu. Doch jetzt blickte sie entschlossen auf. „April, egal was passiert oder was uns erwartet, ich werde für dich da sein und dir helfen!“ Ein liebevolles Lächeln trat auf ihre Lippen und die Haltung der Blondine entspannte sich ein wenig. „Danke Deena, ich werde deine Hilfe brauchen.“ Sie hatte den letzten Teil des Satzes sehr leise gesagt, dennoch hatte die Ärztin alles verstanden. Die Tür öffnete sich plötzlich und beide Mädchen richteten ihre Aufmerksamkeit auf den einzigen Weg der nach draußen führte. Erschrocken beobachteten sie die plötzliche Ansammlung vieler bewaffneter Gestalten. Ängstlich starrte Deena jede der Waffen an, während ihre Knie weich wie Wackelpudding wurden und mehr als beängstigend zu zittern begannen. April trat einen Schritt zurück und stellte sich beschützend vor ihre beste Freundin. Sie kannte die bewaffneten Wesen, denn sie hatte in den letzten Jahren zu oft gegen sie gekämpft. Ihr Blick verhärtete sich als sie sah wie mehr und mehr Wesen in diesen Raum Stellung nahmen und ihre Waffen auf die beiden Frauen richteten. Jesse trat mit ausdruckslosem Gesicht ein. Es reichte ein Handzeichen und schon wurden die Befehle ausgeführt. Die Wesen umzingelten die Mädchen und trieben sie aus dem kleinen Raum hinaus. April starrte Jesse wütend im Vorbeigehen an, doch sie sagte kein Wort. Jesses Augen folgten ihren Bewegungen als er weitere Befehle gab: „Bringt sie zum Outriderschiff! Es wird Zeit zu gehen.“ Bei dem Wort Outriderschiff zuckte Deena merklich zusammen. Sie hatte Outrider noch nie persönlich gesehen sondern nur immer von ihnen gehört. Dass sie sich jetzt, zwei Wochen nachdem die Star Sheriff die Outrider besiegt hatten, in Gewalt der gefährlichen Wesen befinden soll, schien ihr so unwahrscheinlich und wie in einem bösen Traum. Sie blickte kurz zu April, deren Augen starr und ausdruckslos auf ihren Weg gerichtet waren. Überall standen die Piraten bereit anzugreifen sollte einer der Outrider auch nur einen falschen Schritt wagen. Sie beobachteten alles und jeden. Die Kompanie der Phantomwesen führte die beiden Mädchen durch verschiedene Gänge bis zu einer bestimmten Tür. An dieser Tür standen auch Captain Steelstone und Trista. April warf Trista einen wütenden Blick zu, während sie den Outridern folgte. Sie schalt sich in Gedanken, denn ihre Hoffnung sich mit Trista anzufreunden schien in weite Ferne gerückt zu sein. Deena erhaschte einen Blick auf den Kapitän der Weltraumpiraten und dieser Anblick ließ sie erstarren. Sie blieb plötzlich stehen und hatte eine unheimliche Angst vor dem Mann. Er war einer der größten Verbrecher im neuen Grenzland und niemand hatte ihn bis jetzt erwischt und eingesperrt. Sie konnte es nicht glauben einem solch gefährlichen Mann gegenüberzustehen. Der Outrider hinter ihr wurde ungeduldig. „Hey, beweg dich!“ Er stupste ihr seinen Blaster in den Rücken um sie voranzutreiben, doch Deena verharrte wie ein Eisblock unfähig sich zu bewegen. Trista lächelte Steelstone an und verabschiedete sich von ihm endgültig. „Vielen Dank für alles! Und alles Gute für eure weitere Reise.“ Sie hatte die letzten Monate eine schöne Zeit bei den Piraten gehabt und auch eine Familie gefunden. Ihr tat der Abschied weh, jedoch hatte sie sich für Jesse und die Outrider entschieden. „Ist schon gut, Trista. Pass auf dich auf!“ Dem Kapitän gefielen Abschiede nicht und so wiegelte er das Szenario schnell ab. Sanft trat Trista zu Deena, legte einen Arm um ihre Schultern und schob sie sachte weiter ehe der Outrider sie verletzen konnte. Widerstrebend ließ sich die Ärztin schieben als vor ihr sich die Tür öffnete und sie in einen Plastiktunnel blickte, der mitten im All schwebte. Nun galt ihre Aufmerksamkeit diesem Bau denn sie kannte so etwas nicht. Trista begann behutsam auf sie einzureden. „Das ist ein Verbindungstunnel zwischen zwei Schiffen. Im All würden wir ohne Schutzkleidung nicht überleben. Somit können wir unversehrt ins andere Schiff überwechseln. Sieh mal, ich finde den Ausblick wunderschön. Nicht viele Menschen haben die Möglichkeit durch das All zu gehen.“ Sie schob Deena immer weiter und stellte fest, wie diese sich nun auch neugierig umsah. Die Ärztin wusste, dass sie so etwas nie gesehen hätte, wenn nicht die Entführung gewesen wäre. Und sie war begeistert. Erst jetzt konnte sie verstehen, warum April gerne im neuen Grenzland unterwegs war. Es waren unendliche Weiten und sie gaben das Gefühl frei zu sein. Immer weiter ging die Gruppe durch den langen Tunnel, der wie im Nichts schwebte. Bald hatten sie das schwarze große Schiff erreicht. Nachdem Deena und April in einen Raum gesperrt waren, fuhr der ausgeklappte Plastiktunnel wieder ein und verschwand im Schiff der Piraten. Das Raumschiff startete die Triebwerke und verschwand. April bemerkte wie auch das Outriderschiff die Motoren hochfuhr und sie sich in Bewegung setzten. In diesem Moment wurde ihr klar, dass es für jegliche Rettung zu spät war. Sie befanden sich in den Händen der Outrider und sie ahnte bereits, dass ihre Reise in einer anderen Dimension enden würde. Auch wusste sie, wenn sie einmal in der Phantomzone waren gab es nie wieder ein Zurück. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Trista brachte etwas zu Essen. Hinter ihr verschloss sie sich wieder. „Ihr habt bestimmt Hunger“, lächelte sie und überreichte jeder einen Teller. Skeptisch betrachtete April das Essen. „Ist das vergiftet?“ Die Brünette schüttelte ihren Kopf. „Wir vergiften euch nicht. Jesse braucht euch und tot nützt ihr ihm nichts mehr.“ Sie drehte sich um wieder zu gehen, doch Deena hielt sie zurück. „Wieso sind wir hier?“ Die junge Frau ließ ihren Kopf hängen. „Ich darf euch nichts dazu sagen“, antwortete sie und trat einen weiteren Schritt auf die Tür zu, als Aprils Stimme sie erstarren ließ. „Ich verstehe nicht, wieso du, nach allem was Jesse dir angetan hat, immer noch bereit bist ihm zu helfen.“ Mit einem Funkeln in den Augen drehte sich Trista auf dem Absatz um und musterte April. „Bist du jemals richtig verliebt gewesen?“ April erstarrte. Ihr Herz schmerzte bei dem Gedanken nicht dieselben Gefühle bei ihm hervor zu rufen, wie er es bei ihr tat. Zögernd nickte sie. Plötzlich klang Tristas Stimme sanfter. „Würdest du dann nicht das gleiche tun wie ich?“ Entschieden schüttelte April den Kopf. Sie stellte den Teller auf den Boden ab und stand auf. Entschlossen trat sie einen Schritt auf die Braunhaarige zu. „Nein, Trista, Jesse hat dich damals benutzt und dir seine Liebe vorgeheuchelt. Wenn mir das passiert wäre, niemals wäre ich zu ihm zurückgekehrt.“ „Dann hast du keine Ahnung von richtiger Liebe“, fauchte Trista zurück. April ballte ihre Fäuste. Die junge Frau sollte einsehen, dass sie an eine völlig falsche Liebe glaubte. „Liebe ist für mich Vertrauen, füreinander Einzustehen auch wenn die Zeiten nicht so rosig sind.“ Trista beobachtete die Blondine. „Fireball“, murmelte sie plötzlich und April verharrte. „Du hast dich in deinen Kollegen verliebt, aber er erwidert deine Gefühle nicht. So war das doch, richtig?“ April zuckte merklich zusammen. „Wo ist dann bitte das Vertrauen? Füreinander einstehen kommt dann nur von einer Seite, aber nicht von der anderen. Würde er dir in schlechten Zeiten beistehen und dir helfen? Er liebt dich doch gar nicht! Wie kannst du ihm vertrauen, wenn er sich für eine andere Frau interessiert? Glaubst du nicht, dass du auf dem Holzweg bist?“ Trista hatte alles so mitfühlend dennoch verständnislos gesagt, dass Aprils Herz blutete. Sie hatte ihr alles gesagt, was die Wissenschaftlerin bereits selbst wusste, sich aber nicht eingestehen wollte. Sie wollte einfach nicht wahrhaben, dass Fireball eine andere liebte, trotzdem war es nun mal so. „Du hast recht, ich habe mich vielleicht in den falschen verliebt, aber Jesse ist auch keine bessere Wahl, Trista“, erwiderte April hilflos. Es war ein letzter Versuch Trista die Augen zu öffnen, der leider wieder fehlschlug. Das Mädchen behielt ihren Sturkopf. „Das ist vollkommener Schwachsinn. Jesse und ich, wir lieben uns. Wieso willst du das nicht einsehen und akzeptieren?“ „Weil diese Liebe auf Lügen und Intrigen aufgebaut wurde“, erwiderte April wütend. „Du hast doch keine Ahnung“, fauchte Trista wütend. „Iss damit du bei Kräften bleibst!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ schnellen Schrittes den Raum. Deena bemerkte leise. „Sie ist zu sehr von ihm geblendet als dass sie sein wahres Gesicht erkennen könnte. Sie wird es aber einsehen, glaub mir.“ „Hoffentlich ist es dann nicht zu spät“, erwiderte April besorgt. Das letzte Drama als Jesse ihr offenbarte mit ihr gespielt zu haben war der Navigatorin noch zu bewusst. „Und sie hat Recht was Fireball betrifft“, tastete sich Deena zaghaft vor. „Ich weiß es auch. Ich werde ihn vergessen und so wie es aussieht werde ich genügend Zeit dafür haben.“ Stutzig beobachtete Deena wie April wieder an ihren Platz zurückkehrte, sich setzte und ihren Teller aufnahm. „Wie meinst du das?“ „Ach nichts“, wiegelte April das Thema wieder ab. Erst jetzt merkte sie wie viel Hunger sie hatte, denn die letzte Mahlzeit war ihr Frühstück am Vortag gewesen. Saber Rider fand verschlüsselte Dateien und versuchte diese schließlich zu knacken. Seit einer Stunde saß er vor dem Computer und tippte verschiedene Tasten. Seine blauen Augen waren konzentriert auf den Bildschirm gerichtet. Commander Eagle verfolgte jedes Fenster das sich öffnete und wieder schloss. Mit aufmerksamen Augen beobachtete er das Vorgehen des Teamführers. Fireball konnte nicht mehr sitzen. Zu lange hielt dieses Schweigen an und Ergebnisse hielten sie auch noch nicht in Händen. Er stand auf und vertrat sich ungeduldig die Füße. Inzwischen war er der festen Überzeugung nur Zeit zu verschwenden. Er hätte sich von Anfang an ein Auto leihen müssen um die Gegend nach April abzusuchen, statt tatenlos rum zu sitzen und auf Ergebnisse zu warten. Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen doch schloss er ihn sofort wieder als die Tür aufschlug und ein ziemlich wütend aussehender Cowboy auf ihn stürzte. Ehe der Rennfahrer reagieren konnte, hatte der wild schnaubende Colt ihn bereits am Hemdkragen gepackt und nahe zu sich gezogen. Die blauen Augen funkelten die überraschten braunen Augen an. Eigentlich hatte Colt sich den ganzen Weg über auf die Begegnung mit Fireball vorbereitet. Immer wieder hatte er sich zu Anstand und Höflichkeit ermahnt. Diese Vorsätze hielten an bis er die Tür geöffnet hatte, doch als er den Hitzkopf entdeckte übernahm die pure Wut, über dessen Unfähigkeit auf April aufzupassen, die Kontrolle und vergessen waren die guten Vorsätze. Die Gesichter der beiden waren sich so nah und inzwischen verfinsterte sich auch der Blick von Fireball. Er griff nach Colts Hand an seinem Kragen und versuchte die Finger von seinem Shirt zu lösen. „Spinnst du?! Was soll das?!“ Die Situation war überhaupt nicht lustig und dementsprechend mürrisch ertönten die Fragen. „Was das soll fragst du mich?!“ Colt ballte seine freie Hand zur Faust und hob sie in Höhe von Fireballs Gesicht. „Es wird an der Zeit dir Vernunft einzuprügeln.“ „COLT!“ Saber war aufgesprungen und beobachtete die beiden entsetzt. „Wir klären das später! Lass ihn los!“ Das war keine Bitte sondern eine Aufforderung. Der Cowboy zögerte, während er dem wütenden Blick des Rennfahrers standhielt, ehe er seine Hand löste und den Jungspund ganz freigab. Er wandte sich ab, versteckte seine Hände in den Hosentaschen um nicht noch einmal die Beherrschung zu verlieren. Fireball beobachtete seinen Partner skeptisch und richtete sich sein Shirt. Commander Eagle hatte die Szene mit Entsetzen gesehen und fragte sich was wohl in seinem besten Team vorgefallen war, dass keiner mehr mit dem anderen auskam. Wieder legte sich eine tiefe Sorgenfalte auf die Stirn des Kommandanten. Erst stritten April und Fireball auf der Siegesfeier, nun prügelten sich fast Colt und Fireball und Saber schien auch nicht gut auf den Rennfahrer zu sprechen zu sein. Immer steckte der junge Japaner mit drin und Eagle fragte sich ernsthaft was in seinem Vorzeigeteam passiert war. Saber warf den beiden einen mahnenden Blick zu ehe er sich wieder zu dem laufenden Programm drehte. „Ich hab die verschlüsselten Dateien geknackt.“ Er setzte sich wieder und stöberte in den gefundenen Dokumenten. Wieder trat Stille in dem Büro ein. Colt stellte sich zum Commander und versuchte einen Blick über die Schulter des Säbelschwingers zu erhuschen. „Wie wäre es denn den guten alten Colt über euren bisherigen Stand aufzuklären?“ Immer noch hielt er seine Hände in den Hosentaschen vergraben und starrte absichtlich auf den Bildschirm. Ein Blick zu seinem Hombre hätte genügt erneut auf ihn loszugehen. Doch in Anwesenheit von Aprils Vater entschied der Cowboy sich ruhig zu verhalten. Er wollte hinterher nicht Schuld an der miesen Laune des Highlanders sein. Niemand antwortete ihm. Seine Worte verhallten in der eingekehrten Stille. Plötzlich schüttelte Saber ungläubig seinen Kopf, drückte eine Taste und surrend begann der Drucker zu arbeiten. Ein gleich bleibendes Geräusch in den nächsten Minuten, denn die Männer verharrten weiterhin schweigend. Niemand wollte Saber Rider stören. Sie alle warteten Geduldig auf eine Erklärung des Blonden. Langsam erhob sich der Captain des Teams und trat zum Drucker. Vorsichtig griff er nach dem kleinen Stapel Papier und reichte ihn Commander Eagle. Dieser setzte sich auf seinen freigewordenen Stuhl und sah sich die Blätter in Ruhe an. Colt und Fireball beobachteten die Bewegungen des Commanders. Ihre Augen hafteten an seinem Gesichtsausdruck in der Hoffnung etwas in ihm lesen zu können, doch die Miene war erstarrt. Nachdem Eagle die Blätter durchgesehen hatte, suchte er den Blick seines besten Mannes. Dieser verstand die ungestellten Fragen sofort und begann neutral zu erklären. „Sie halten Informationen in der Hand, von denen wir normalerweise nicht mal ansatzweise etwas wissen dürften. Unser Einbrecher hat sich in verschiedene Computer gehackt und recherchiert. Sie ist fündig geworden, hat den Tatort wieder verlassen und sich auf die Suche begeben.“ „Sie?“, hakte Colt erstaunt nach. „Zuvor hast du jeden Angestellten des KOK verdächtigt. Wieso bist du dir plötzlich so sicher, dass es eine Frau war?“ Commander Eagle ahnte es, allerdings wartete er geduldig auf die Antwort des Schotten. Dieser erlöste ihn prompt. „Es war April!“ „April?“, riefen Fireball und Colt wie aus einem Mund. „Warum hat sie das bloß getan?“ Die Stimme hörte sich nicht mehr so stark an eher enttäuscht und zerrüttet. Commander Eagle verstand nicht, wieso seine Tochter eine Straftat beging. Sie hatte in sein Büro eingebrochen, sich in verschiedene Systeme gehackt, Daten geklaut und ausgedruckt. Er musste das melden. Als oberster Kommandant musste er diesen Vorfall melden. Aber sie war doch seine Tochter, immer zuverlässig und hatte sich an die Regeln gehalten. „Trista“, antwortete Saber kurz und knapp. Er kannte nicht die Zusammenhänge. Er wusste nicht einmal dass Trista auf Yuma war. Seitdem sie damals verschwunden war hatte keiner mehr etwas von ihr gehört. Einen unschlüssigen Blick warfen sich Colt und Fireball zu. Vergessen war der Streit. Sie wussten nichts mit dieser Aussage anzufangen. Keiner von ihnen konnte sich erklären wie Trista ins Spiel kam und was mit April geschehen war. „Wo ist April denn?“ Immer ungeduldiger stellte sich der Rennfahrer von einem Bein aufs andere. „Laut den Unterlagen ist sie im Westen der Stadt. Es zeigt das alte Fabrikgelände, welches vor Jahren stillgelegt wurde. Es ist das ärmste Viertel der Stadt. Anhand des Stadtplans gehe ich davon aus, dass sie dorthin ist.“ „Ich sehe hier eine große Auflistung verschiedener Medikamente und Verbandmaterialen. Diese Frau hat in einer Apotheke täglich eingekauft“, mischte sich Commander Eagle ein und Saber nickte zustimmend. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und betrachtete die gegenüberliegende weiße Wand. „Jemand scheint schwer verletzt zu sein. Die Einkäufe begannen etwa eine Woche vor unserer Landung auf Yuma. Seitdem war sie regelmäßig in dieser Apotheke. Auch sind die Einkäufe aus einem Supermarkt in diesem Viertel aufgeschlüsselt. Anhand des Stadtplans hat sie das Viertel eingegrenzt und ich vermute, dass unsere April zu ihr ist.“ „Wer ist diese Trista?“ Aufmerksam hatte Eagle Sabers Ausführungen gelauscht und sich die Blätter erneut durchgesehen. „Trista haben wir auf einem unserer Aufträge kennen gelernt. Sie war Jesse Blues Freundin. Wir wollten sie damals retten und April hatte sich mit ihr angefreundet“, erklärte Saber neutral. „Nachdem der Auftrag erledigt war, verloren wir sie aus den Augen. Ich wusste nicht, dass Trista auf Yuma lebt“, erklärte er und kürzte diese teilweise schief gelaufene Mission ab. Immerhin wurde an diesem Tag April mit einer Waffe bedroht und die Jungs konnten sie nur in letzter Sekunde da rausholen. Er musste nicht noch mehr Zweifel streuen als Eagle sowieso schon hegte. Ihm war nicht entgangen wie verwirrt er über den Streit der Freunde gewesen war. In diesem Moment war es besser manche Details nicht laut auszusprechen. Colt hörte sich das alles an, zog seine Hände aus den Hosentaschen und fasste sich grübelnd an den Hut. „Wieso haben diese Einkäufe erst eine Woche vor unserer Landung auf Yuma angefangen? Das verstehe ich nicht, tu ich nicht!“ Er kam auf keinen grünen Zweig und konnte sich seine Frage nicht selbst beantworten. „Der Krieg war vorbei, vielleicht musste sie sich vorher irgendwo verstecken und konnte während dem anhaltenden Kampf zwischen uns und den Outridern nicht nach Hause“, mutmaßte Saber. „Und wieso braucht sie soviel Verbandszeug? Ist sie verletzt? Oder pflegt sie jemanden, der verletzt ist?“, warf auch Fireball ein. „Ich kann es euch nicht sagen. Eins steht fest: April ist unser Einbrecher und ist kurz darauf verschwunden. Vielleicht wollte sie Trista besuchen, ist gestürzt und befindet sich gerade in Tristas Obhut?“ „Daher der Anruf von Deena, das April verletzt sei und sie auf dem Weg zu ihr ist“, kombinierte Fireball und sah unschlüssig in die Runde. Saber nickte und wandte sich an seinen Boss. „Haben Sie schon jemanden über diesen Einbruch informiert?“ „Nein, aber das muss ich tun“, antwortete Aprils Vater besorgt. Er dachte an die Konsequenzen die seine Tochter tragen müsste und ihm wurde das Herz schwer. „Wenn April der Einbrecher ist, dann gibt es mordsmäßig Ärger für die Kleine“, stellte Colt besorgt fest. Wieder nickte Saber zustimmend. „Was passiert dann mit ihr?“ Fast ehrfurchtsvoll klang der Rennfahrer. Er wollte es eigentlich nicht wissen, doch April war ihm wichtiger als alles andere und er wusste wie viel ihr es bedeutete für das KOK zu arbeiten und ein Star Sheriff zu sein. „April wird wegen Einbruch, Diebstahl und Vertrauensbruch vor den Ausschuss kommen und muss wahrscheinlich ihren Dienst quittieren.“ Er wusste, dass dies das Ende der Karriere seiner Tochter war. Er saß in der Zwickmühle. Eagle wollte seiner Tochter nicht das Leben zerstören. Ihm blieb aber keine andere Möglichkeit, da er als führender Kommandant verpflichtet war Meldung zu erstatten. Erschrockene Gesichter blickten den Vater der Kollegin an. Colt war der erste der seine Sprache wieder fand. „Kann man da nichts dran ändern?“ „Ja, sie könnten doch diesen Vorfall unter den Tisch fallen lassen“, stimmte Fireball eifrig zu. „Es tut mir leid, Shinji“, entgegnete der Boss traurig. „Shinji?“ Colt musterte seinen Partner ohne eine Antwort zu erhalten. „Mit Verlaub, Sir“, mischte sich Saber nun ein. „Ich bitte Sie erst Meldung zu erstatten wenn wir April gefunden haben und ihre Version hören. Vielleicht gab es einen wichtigen Grund so etwas zu tun. Ich weiß, dass ich Sie darum nicht bitten darf, aber ich möchte April eine Chance geben. Sie liebt ihren Beruf und sie ist einer der zuverlässigsten Star Sheriffs im Dienst.“ Der Kommandant blieb reglos sitzen. Langsam nickte er. „Ich werde nichts unternehmen bis ihr April gefunden habt.“ Er reichte Saber die Unterlagen. Der Captain nickte seinen Kollegen zu. „Ich bin dafür wir suchen als erstes die Apotheke auf.“ Er ging zur Tür. Colt und Fireball folgten ihm, doch der Rennfahrer drehte sich nochmals zum Vater seiner Kollegin um. „Wir finden sie, Sir!“ Kaum merklich nickte Aprils Dad wieder. Verzweifelt ließ er sich in seinen Stuhl zurückfallen. Fireball zerbrach es das Herz den starken Mann so zerbrechlich zu sehen. Langsam schloss er hinter sich die Türe und ließ seinen Boss allein. Auf dem Gang blickte er Colt und Saber entgegen, die beide auf eine Erklärung warteten. „Ich erzähl euch alles was ich weiß, aber nicht hier. Lasst uns dieses Viertel aufsuchen.“ Unterwegs berichtete der Japaner alles. Über den Tag als er mit Mandarin am Red Fury Racer gebastelt hatte und April noch abends in der Bar traf. Ihr Gespräch über ihren gemeinsamen Urlaub und seinem nicht gelungenen Kuss verschwieg er. Er erzählte auch von seinem Versuch sie am nächsten Tag zu Hause anzutreffen, von seinem Gespräch mit Eagle, wieso er Shinji hieß und warum er sich Fireball nannte. Auch berichtete er von Deenas Anruf und warum er seine Kollegen kontaktiert hatte. Immer wieder hakten Colt und Saber an verschiedenen Stellen nach und der Rennfahrer beantwortete alle Fragen, die er wusste und beantworten konnte. Nach einem langen Fußmarsch durch die Großstadt erreichten sie schließlich das Armenviertel. Sie blieben stehen und sahen sich um. Alles war alt und renovierungsbedürftig. Die Straßen, die Häuser, selbst der Gehweg zerfiel. Die drei schluckten kräftig, ehe sie sich ansahen und sich auf den Weg zu der Apotheke machten. Unterwegs trafen sie auf ein paar Kinder, die auf der Straße miteinander Fußball spielten. Fireball blieb stehen und sah ihnen eine Weile zu. Mitleid für die Bewohner dieses Viertels drückte ihm aufs Gemüt. Kinder sollten nicht in Armut leben. Saber und Colt, die beide ein wenig vorausgegangen waren, drehten sich um und warteten auf ihren Kollegen. Eines der Kinder kickte den Ball, doch der flog nicht zu einem der anderen sondern landete vor Fireballs Füßen. Dieser verfolgte den anrollenden Ball und stoppte ihn schließlich mit seinen Füßen. Er hob ihn auf und betrachtete ihn. Selbst der kleine runde Ball war abgenutzt und alt. Ihm war anzusehen, dass er bereits mehrmals geflickt wurde. Traurigkeit spiegelte sich in seinen Augen. Nicht einmal für einen normalen Fußball reichte das Geld in diesem Viertel. Das Kind trat zögernd auf den Fremden zu. „Kann ich meinen Ball wieder haben?“ Fireball musterte den Knirps vor sich. Die kurzen Hosen waren mit einigen geflickten Löchern versehen und auch das einst weiße Shirt war grau und mit Schlieren verziert. Er reichte ihm den Ball. „Hier hast du ihn wieder. Kann ich dir eine Frage stellen?“ Der Junge nahm den Ball entgegen und blickte wieder zu dem Großen auf. „Hast du eine Frau mit langen blonden Haaren gesehen? Wir suchen sie, wissen aber nicht wo sie ist.“ Der Junge schüttelte seinen Kopf, drehte sich um und rannte zurück zu seinen Freunden. „Was ist denn los, Shinji?“, rief Colt grinsend. Fireballs Name gefiel ihm und da es dem Kleinen nicht schmeckte so genannt zu werden, machte es dem Cowboy doppelt so viel Spaß ihn so zu nennen. Fireball trat murrend zu seinen Kollegen und blitzte Colt angesäuert entgegen. „Wenn du meinen Namen schon aussprichst, betone ihn richtig!“ „Hab dich doch nicht so. Wer hat denn auch so einen komischen Namen?!“ „Ich habe so einen komischen Namen. Und aus diesem Grund hab ich mich Fireball genannt“, grummelte der Japaner und ging weiter. Saber warf einen Blick auf den ausgedruckten Stadtplan und deutete mit einem Nicken auf eines der Häuser. „Drei Häuser weiter muss die Apotheke sein.“ Straffen Schrittes gingen sie weiter und entdeckten schließlich die kleine alte Apotheke. Ein kleiner unscheinbarer Laden mit kleinen Schaufenstern. Der Laden schien aus dem letzten Jahrhundert zu sein, denn das Gebäude war genauso renovierungsbedürftig wie die restlichen Häuser in diesem Viertel. Zumal die Apotheken in Yuma City alle modern ausgerüstet waren. Die Schaufenster waren mit Hologrammen verziert, die Produkte mit Werbeaufzeichnungen präsentierten. Alle Apotheken waren riesig, hell und wirkten freundlich durch die vielen großen Fenster. Colt rümpfte seine Nase und drückte die Tür auf, doch sie blieb verschlossen. Empört darüber, dass sich die Tür keinen Millimeter rührte, warf er sich erneut dagegen, mit demselben Erfolg. „Was soll der Mist?!“ Fireball lugte durch das kleine voll gestellte Schaufenster und konnte weder Licht noch Leben in diesem Laden ausmachen. Saber untersuchte die Tür und fand schließlich einen kleinen Notizzettel mit den Öffnungszeiten. Nach einem prüfenden Blick auf seine Armbanduhr bemerkte er: „Mittagspause. In einer Stunde öffnet die Apotheke wieder!“ Colt spukte das Wort „Mittagspause“ verächtlich aus. „Wenn wir hier sind muss der Typ seinen Laden öffnen. Immerhin sind wir Star Sheriffs.“ „Reg dich ab, Cowboy“, mischte sich Fireball ein, der sich umsah. „Wir können uns hier noch ein wenig umsehen. Vielleicht haben die Bewohner April gesehen.“ Saber stimmte zu. „Lasst uns weiter gehen!“ Die Jungs gingen weiter. Ihnen war gar nicht wohl bei dem Gedanken April könnte sich in diesem Viertel aufhalten. Es schien ihnen gefährlich für eine junge Frau sich hier allein aufzuhalten. Hoffentlich war sie nicht irgendeinem Verbrechen zum Opfer gefallen. Immer unbehaglicher wurde den Kollegen. Nach ein paar Minuten Fußmarsch betraten sie einen Markt. Colt starrte das rege Treiben mit großen Augen an. „Ja, ist das denn die Possibility? Da brat mir doch einer einen Storch, brat mir doch!“ Auch Fireball betrachtete das Szenario. Das dieses Viertel einen eigenen Markt hatte, war ihm zuvor gar nicht in den Sinn gekommen. Aber da sich hier die Bewohner dieses Viertels aufhielten, breitete sich ein Hoffnungsschimmer aus. „Fragen wir die Leute, vielleicht hat einer von ihnen April gesehen.“ Gesagt, getan! Die drei teilten sich auf und erkundigten sich nach einer blonden jungen Frau mit großen blauen Augen. Erfolglos fanden sich die drei nach einer langen Zeit an einem Gemüsestand zusammen. Gemeinsam wollten sie weitergehen als eine Männerstimme rief: „Fisch, frischer Fisch! Frisch gefangen aus dem Tarataus-See!“ Colt blieb stehen und drehte sich mit großen Augen um. „Aus dem Tarataus-See? Dort gibt es die besten Fische.“ Er betrachtete die Fischauslage und grinste seine Freunde an. „Wie wäre es mit einem Lachs? Die schmecken sehr fein. Ich kann euch einen anbraten, dann kommt ihr heute zum Abendessen zu mir.“ „Seit wann isst du denn Fisch?“, hakte Fireball skeptisch nach. „Na, hör mal, meine heimliche Leidenschaft ist angeln“, erwiderte der Cowboy grinsend und wandte sich wieder dem großen Angebot zu. „Ein Fischkenner“, lachte der Verkäufer und betrachtete die drei Fremden. „Euch kenne ich gar nicht. In letzter Zeit kommen immer wieder Fremde hierher“, erzählte der Mann unbekümmert, doch Saber wurde stutzig. „Wie meinen Sie das?“ „Nun ja, gestern war ein junges Mädchen da, die ich zuvor noch nie in diesem Viertel gesehen hab.“ „Wie sah sie aus?“ „Lange blonde Haare, war ein hübsches Mädchen. Wir haben uns ein wenig unterhalten. Sie sagte, dass sie jemanden suche, doch dann plötzlich hatte sie es sehr eilig und ist verschwunden!“ „April“, ernst suchte Colt den Blick des Schotten, dieser nickte. „Wo ist sie hin?“ Aufmerksam betrachtete er das Gesicht des Fischverkäufers nach Informationen ab. „Ich weiß es nicht!“ „Wurde sie angegriffen? Hat sie jemand verfolgt?“, hakte Fireball besorgt nach, doch der Fischverkäufer schüttelte unwissend seinen Kopf. „Verdammt!“ Der Rennfahrer schlug mit seiner linken zur Faust geballten Hand in seine rechte Handfläche. „Sie war hier, nur wo ist sie dann hin?“ „Das müssen wir herausfinden“, bemerkte der Recke und auch sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. April hatte Trista gesucht und verschwand eiligst. Die einzige Möglichkeit, die ihm einfiel, war, dass sie Trista gesehen hatte und ihr gefolgt war. Nur wohin? Seine Hoffnung lag bei der Apotheke. Er sah wieder auf die Uhr und stellte fest, dass die Mittagspause in wenigen Minuten vorbei war. „Lasst uns nochmals zur Apotheke gehen!“ „Vielen Dank, großer Meister“, verabschiedete sich Colt von dem Fischverkäufer und trat mit seinen Kollegen den Rückweg an. „Gerne“, antwortete der Verkäufer und begrüßte seinen nächsten Kunden. Sie spazierten wieder zurück zu der Apotheke und öffneten die Tür. Nacheinander traten sie ein und hörten immer wieder eine uralte Glocke schellen. „Die Glocke gehört auch mal ausgetauscht“, murmelte Colt. Fireball nickte zustimmend und sah sich um. Der Laden war klein, antike Möbel standen verteilt an den Wänden und eine alte Theke versperrte den Weiterweg in die hinteren Räume. Die Regale waren gefüllt mit Medikamenten, aber auch mit alten braunen Flaschen in denen verschiedene Substanzen abgefüllt waren. Der ganze Laden wirkte dunkel, da die Lampe nicht sehr hell leuchtete. Der Verkaufsraum war mit ihnen drei gut gefüllt. „Das ganze Viertel gehört ausgetauscht! Wieso kümmert sich Yuma nicht um dieses Viertel?“ „Touristen kommen hier nicht her und Yuma lebt von den vielen Touristen, Fireball“, antwortete Saber, doch schon trat ein älterer Mann aus dem hinteren Teil des Ladens hervor und stellte sich an die Theke. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ „Guten Tag, ich bin Saber Rider, ein Star Sheriff, und das sind meine Kollegen, Fireball und Colt.“ Er zückte seinen Ausweis und präsentierte ihn dem Apotheker. Der ältere Mann musterte jeden einzelnen von ihnen, dann den Ausweis. Er hatte von den Star Sheriffs gehört. Sie hatten für den Frieden in der Welt gesorgt. Erst vor eineinhalb Woche hatte sich die Nachricht über den Sieg der Outrider verbreitet. Sein Gesichtsausdruck wurde fragend. „Und wie kann ich Ihnen helfen?“ „Wir suchen unsere Kollegin, April Eagle. Sie hat lange blonde Haare, blaue Augen und ist schlank“, antwortete Saber höflich. Ihm entging nicht die leichte Skepsis des älteren Mannes. „Eine junge Dame ihrer Beschreibung war gestern hier und hat nach jemanden gefragt“, gab der Apotheker zu und verschränkte seine Arme skeptisch vor der Brust. „Und wie kann ich Ihnen da helfen?“ „Wissen Sie noch wann sie gestern hier war?“ Saber Rider fixierte ihn mit seinen blauen Augen. Fireball und Colt hielten sich zurück, auch wenn es offensichtlich war, dass der Jüngere ungeduldig wurde und von einem Bein aufs andere tapste. „Hm, nein…“, antwortete der Apotheker, doch schon war Fireball vorgesprungen und funkelte ihn an. „Überlegen Sie noch einmal. Es ist sehr wichtig für uns!“ „Junger Mann, ich hab Ihnen doch gerade gesagt, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann.“ „Soll ich ihnen auf die Sprünge helfen?“, drohte er. Schnell hielt Saber ihn zurück. Er packte den Rennfahrer an der Schulter und zog ihn zurück. Warnend bemerkte er: „Damit hilfst du uns nicht. Das habe ich dir schon öfter gesagt!“ Empört über diese Drohung des jungen Mannes fixierte der Apotheker Saber Rider. „Wenn Sie so den Krieg gewonnen haben…“ „Das geht zu weit, Mister“, unterbrach Colt ihn aufgebracht. „Wie wir den Krieg gewonnen haben ist egal, wichtig ist, dass wir ihn überhaupt gewonnen haben! Also raus mit der Sprache sonst werde ich ungemütlich. Es geht um Leben und Tod! Unsere Kollegin schwebt in Lebensgefahr und wenn Sie uns nicht die gewünschte Auskunft geben wollen, werden wir sie dazu zwingen müssen!“ Auch er trat auf die Theke bedrohlich zu. Saber hatte bereits alle Hände voll damit zu tun Fireball zurückzuhalten. Dass ihm nun auch der Cowboy in den Rücken fiel war kaum zu fassen. „Es muss nach der Mittagspause gewesen sein“, redete der Apotheker, während er einen Schritt zurück trat. Der funkelnde Blick und das muskulöse Erscheinen des Cowboys erschreckten den alten Mann. „Also, geht doch“, lobte Colt ihn sarkastisch. „Und weiter? Was wollte April von Ihnen wissen?“ „Sie erkundigte sich nach einer jungen Frau und wollte ihre Adresse aufgrund der Einkäufe, die sie hier tätigte.“ „Und haben Sie April die Adresse gegeben?“, forderte nun auch Fireball ungeduldig. „Nein, ich wusste nicht dass die junge Dame ein Star Sheriff ist. Ich habe sie ohne eine Auskunft wieder weggeschickt“, gab der Apotheker zu. „Könnten Sie uns die Adresse geben? Wir hoffen sie dort anzutreffen“, erklärte Saber Rider, doch der Apotheker schüttelte vehement seinen Kopf. Auf diese Reaktion stutzte der Recke. Misstrauisch beobachtete er den älteren Mann, der ihm auch prompt seine Antwort präsentierte. „Nein, das habe ich der jungen Dame gesagt und das werde ich jedem sagen. Die Adressen der Kunden gebe ich nicht weiter. Das fällt unter die Schweigepflicht. Selbst wenn ich sie habe, darf ich darüber keine Auskunft erteilen.“ „Verdammt noch mal“, fluchte Fireball wütend. „Wir sind Star Sheriffs und uns dürfen Sie die Adresse geben.“ „Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht behilflich sein. Viel Glück auf der Suche nach Ihrer Kollegin.“ Mit diesen Worten hatte er die Star Sheriffs bereits verabschiedet und wartete nur noch darauf, dass diese den Laden verließen. „Entschuldigen Sie die Störung und vielen Dank für Ihre Mühe“, verabschiedete sich Saber Rider höflich und zog Fireball mit sich. Colt würde ihm auch so folgen würde, da war er sich sicher. Die anderen beiden warfen dem Apotheker nur einen bösen Blick zu, doch sie gingen ohne ein weiteres Wort zu erwidern mit. Vor der Tür begannen der Cowboy und der Rennfahrer unabhängig voneinander zu schimpfen. „Wie kannst du nur so freundlich zu dieser Witzfigur sein?!“, fauchte Colt. Vor Empörung griff er sich an die Hutkrempe um sich seinen Hut zurechtzusetzen. „Colt“, ermahnte ihn Saber zur Ruhe. „Der spinnt doch. April war hier, sie ist irgendwo in der Nähe und der Typ weigert sich uns zu sagen wo wir sie finden“, schimpfte auch Fireball. „Fireball“, warnte der Chef auch seinen Piloten. Langsam aber sicher überspannten seine Kollegen den Bogen. „Wir werden hier nichts machen können. Der Apotheker hat Recht, er darf Daten nicht rausgeben. Auch nicht an uns Star Sheriffs. Wir können hier nichts machen. Lasst uns zu Commander Eagle gehen, vielleicht hat er in der Zwischenzeit etwas herausgefunden.“ Erfolglos traten sie den Rückweg zum Kavallerie Oberkommando an. Die Star Sheriffs erstatten Kommandant Eagle Bericht. Zu Viert saßen sie in seinem Büro, erzählten ihm von ihren Recherchen und ihrem erfolglosem Suchen. Müde und schwach nickte Eagle. Er hatte seine Augen geschlossen, die Hände ruhten ineinander gefaltet auf dem Tisch. Besorgt betrachteten die drei Männer ihren Vorgesetzten, jeder konnte ihm nachfühlen, sorgten sie sich ja genauso um April. Aber Vatersorge war noch einmal etwas ganz anderes. Langsam erhob sich Eagle, trat auf sein Fenster zu und blickte in die inzwischen nachtschwarze Nacht hinaus. Die Arme hielt er hinter seinem Rücken verschränkt. Lange schwiegen sie, doch dann unterbrach seine tiefe Stimme die unangenehme Ruhe. „Ich habe beschlossen, April als Vermisst zu melden. Von dem Einbruch werde ich nichts sagen. Aber die Vermisstenmeldung könnte uns auf der Suche nach ihr weiterhelfen.“ Er drehte sich zu seinem besten Team um, das bis gestern noch aus vier Leuten bestand. Saber Rider nickte bedenklich seinem Boss zu. „Es könnte helfen, aber zu viele Leute sind eher ein Hindernis.“ „Ich verstehe was du meinst, Saber. Ich werde die obersten Kommandanten einweihen und mich mit ihnen beratschlagen. Alles wird natürlich geheim gehalten. Nichts wird nach draußen dringen, sofern ihr es auch niemanden sagt.“ Saber und Colt nickten zustimmend, wusste es, außer ihren Freundinnen, eh niemand. Fireball hingegen schwieg und dachte an Mandarin. Doch er vertraute seiner besten Freundin und wusste, dass sie schweigen konnte wie ein Grab. Auch er nickte zu. „Ruht euch aus. Die nächsten Tage werden nicht einfach werden. Ihr braucht eure Kräfte.“ Die drei erhoben sich, verabschiedeten sich und gingen zur Tür. Colt war zuerst aus dem Büro, Fireball folgte sogleich, doch Saber wurde noch einmal zurück gerufen. „Saber, könnte ich dich noch kurz unter vier Augen sprechen?“ Colt und Fireball wunderten sich was der Chef noch alleine mit ihrem Teamboss zu besprechen hatte, doch waren sie es gewohnt, dass Commander Eagle mit Saber die weitere Vorgehensweise besprach. Saber würde seine Kollegen am nächsten Tag ausreichend informieren und so zogen sich die beiden in ihre Dienstwohnungen zurück. Saber schloss die Tür und setzte sich erneut zu Commander Eagle an den Schreibtisch. „Ich möchte, dass du morgen früh die Luftwache aufsuchst und dich erkundigst ob es etwas Auffälliges, in den letzten Tage, gab.“ Entsetzt verharrte der Highlander auf seinem Stuhl, doch schon übernahm sein logisches Denken wieder die Kontrolle. „Sie vermuten, dass April und Deena von diesem Planeten verschleppt wurden.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen“, nickte der Commander zu. Ihm bereitete der Gedanke Bauchschmerzen und er hoffte immer noch dass seine Tochter auf Yuma war. Allerdings hatte er jedes Krankenhaus und jede Arztpraxis angerufen und sich nach seiner Tochter erkundigt – erfolglos. „Ich werde mich gleich morgen nach dem Frühstück auf den Weg machen.“ Saber stand auf und Commander Eagle tat es ihm gleich. Die beiden verabschiedeten sich und auch Eagle verließ kurz nach Saber sein Büro und begab sich auf den Nachhauseweg. Selbst er sollte versuchen ein wenig Schlaf zu ergattern. Colt saß auf seiner Couch in der neuen Dienstwohnung und ließ sich die letzten Monate nochmals durch den Kopf gehen. Vieles schien falsch zu laufen. Zum einen war da Saber, der immer wieder den Knirps anfauchte und ihn in seine Schranken wies. Natürlich verstand Colt das Tun seines Bosses, aber er verstand nicht wieso Fireball es alleine ausbaden musste. Der Cowboy war sich bewusst, dass auch er über die Stränge schlug, doch Ärger bekam immer wieder nur der Rennfahrer. Dass April ihnen abhanden kommen konnte, verwunderte Colt ebenso. Er fragte sich was geschehen war, denn seine Kollegin war immer auf Sicherheit und Vorsicht aus. Zudem wunderte es ihn, wie sie auf Trista stieß und warum auch Deena plötzlich verschwunden war. Ihm kam alles so abstrakt vor und er fühlte sich wie in einem schlechten Film. Seine Gedanken wichen zu Robin. Seiner geliebten Robin. Hätte Fireball ihn nicht angepiepst, hätte sein Hombre April nicht verloren, dann wäre Colt nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Er war so kurz davor ihr die alles entscheidende Frage zu stellen. Der Cowboy war sich sicher, dass er nur Robin liebte und sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen konnte. Aber wieder mal kam alles anders als man denkt. Er musste das Beste draus machen. Er hatte Robin den Ring überreicht. Colt versprach zu ihr zurückzukommen und ihr den Ring an den Finger zu stecken. Sein Herz begann zu rasen. Auf diesen Moment freute er sich besonders, auch wenn er wusste wie zittrig sein Verhalten sein würde. Es klopfte an der Tür. Der Cowboy schrak auf und blickte auf die Wanduhr. Wer um alles in der Welt wollte denn um diese nachtschlafende Zeit noch was von ihm? Unschlüssig ob er aufstehen und nachsehen sollte oder ob er sich ruhig verhalten sollte, klopfte es ein weiteres Mal und eine leise Stimme drang durch die geschlossene Tür: „Colt, bist du da?“ Kein Zweifel diese Stimme gehörte Fireball. Sie klang unsicher und der Cowboy wunderte sich was der kleine Rennfahrer von ihm wollte. Langsam erhob sich Colt und schlurfte zur Tür. Als er sie öffnete konnte er seinen Hombre davor stehen. Seine Haltung wirkte entmutigt, den Kopf hielt er gesenkt und nervös knetete der Japaner seine Finger. Augenblicklich fragte sich Colt was alles vorgefallen war, von dem er absolut nichts mitbekommen hatte. „Was ist los, Partner? Kannst du nicht schlafen?“ „Ehrlich gesagt, nein“, antwortete Fireball und suchte kurz den Augenkontakt mit seinem Kollegen. „Stört es dich, wenn ich kurz reinkomme?“ Der Cowboy bekam Mitleid mit dem jungen Heißsporn und ließ ihn eintreten. Vielleicht war Fireball endlich mal dazu bereit über die vergangenen Monate zu sprechen. Colt schloss die Tür und trat ins Wohnzimmer. Er deutete Fireball sich zu setzen, während er fragte: „Trinken wir ein Bier?“ Doch ehe er die Antwort abwartete verschwand er in die Küche und kam mit zwei geöffneten Flaschen wieder zurück. Eine reichte er Fireball, der bis jetzt schweigend den Wohnzimmertisch angestarrt hatte. „Auf uns, Partner“, prostete Colt dem Jüngeren zu, der endlich seinen Kopf hob und Colts Geste erwiderte, sogar mit einem kleinen Lächeln. Nachdem sie jeder einen Schluck zu sich genommen hatten, begann Colt erneut das Schweigen zu brechen. „Was ist los?“ Etwas unsicher drehte Fireball die gekühlte Flasche in seinen Händen, während er überlegte, was er antworten sollte. Er war nicht zum Reden gekommen, sondern suchte einfach Gesellschaft. Natürlich hätte er auch zu Mandarin, seiner direkten Nachbarin, gehen können, aber mit ihr hätte er unangenehme Gespräche führen müssen, da sie ihn immer wieder über ihn und April ausfragte. Zu Saber hatte er sich nicht getraut, weil er in den letzten Tagen mehrfach mit dem Recken zusammengestoßen war, und somit blieb ihm nur noch Colt. Er hatte gehofft, dass der Cowboy ihn auf andere Gedanken bringen könnte. Colt merkte schon, dass Fireball nicht reden wollte und nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. Als er wieder absetzte, begann er von neuem: „Hör mal, Hombre. Ich kann dir nicht helfen wenn du dich mir nicht anvertraust. Also schieß los, wo drückt der Schuh.“ Wieder nach einer Weile des Schweigens, weil Fireball einfach nicht wusste wo er beginnen sollte, brach erneut der Cowboy das Schweigen. Verzweifelt, aber auch leicht genervt, ließ der sich in den Sessel zurückfallen, während der Rennfahrer nach vorne gebeugt auf der Couch saß und seine Arme auf die Knie abstützte. „Wusstest du, dass ich Robin einen Heiratsantrag machen wollte?“ Fireball sah auf. „Ja, das sagtest du auf dem Ball.“ Er wunderte sich wie Colt auf dieses Thema kam und tat sich schwer seinem Freund zu folgen. „Ich hatte ihr einen gemacht, nun ja, ich war kurz davor“, erklärte der Cowboy weiter, während Fireball ihn mit großen Augen ansah. „doch dann kam dein Anruf.“ „Tut mir leid, Cowboy.“ Wieder knickte Fireball ein. Er wusste nicht, dass er Colt mitten im Antrag gestört hatte. „Schnee von gestern, aber erzähl doch mal, wie das passieren konnte?“, winkte der Cowboy ab. „Ich weiß auch nicht. Ich war mit Mandarin in der Werkstatthalle und hab mit ihr am Red Fury Racer geschraubt. Als wir wieder im KOK ankamen hatte ich eine Nachricht von Commander Eagle auf dem Com.“ „Und wieso schraubst du mit Mandarin am Red Fury?“ Neugierig lauschte Colt seinem Freund. Er wusste das der Rothaarige Sterncaptain und Fireball sich gut verstehen, das haben sie schon als sie sich kennen gelernt hatten. „Wir haben uns am Abend zuvor in der Bar zusammengesetzt und noch eine Kleinigkeit getrunken. Ich erzählte ihr von dem Rennen, das bevorstand und sie bot mir ihre Hilfe an den Red Fury wieder fit zu kriegen.“ Fireball dachte an Samstagabend und kam sich plötzlich so schäbig vor. Er hatte April vor den Kopf gestoßen als er sie mit Mandarin an einen Tisch setzte. Er hatte ihr nicht geglaubt, als sie ihm sagte, dass nichts mit diesem Offizier lief. Er stellte sie zur Rede, doch die Wahrheit in ihren Worten wollte er nicht verstehen. Er fühlte sich so schlecht, schuldig und für alles verantwortlich. Fireball stellte die Bierflasche auf dem Tisch ab und ließ sich Haare raufend zurückfallen. „Verdammter Mist, verdammter!“ Colt beobachtete überrascht diese Reaktion. Er konnte seinem Hombre nicht ganz folgen und dementsprechend zwinkerte er mit seinen Augen. Nach einem Blick in das verdutzte Gesicht erklärte Fireball: „April war ebenfalls in der Bar. Sie hat es wieder mal geschafft mich zu provozieren. Verdammt noch mal, sie schafft es immer mich zum Überkochen zu bringen!“ Erneut blinzelte Colt ungläubig. Diese Worte konnten nur bedeuten, dass sie erneut gestritten hatten. Ohne auch nur die Frage gehört zu haben, wusste Fireball welche als nächstes kam. „Wir hatten Streit. Mal wieder und genauso schlimm wie die letzten Male. Verdammt, sie bringt mich noch um den Verstand. Ich verstehe sie einfach nicht. Spielt sie mit mir? Macht es ihr Spaß mich jedes Mal aufs Neue zu piesacken?“ Colt lauschte dem Gefühlsausbruch seines Partners und fühlte sich in diesem Moment in all seinen Verdächtigungen bestätigt. „Du liebst sie!“, stellte er klar und nüchtern fest. Die Wahrheit so auf den Kopf zugesagt zu bekommen ist hart, aber Fireball sah ein dass es keinen Zweck mehr machte noch mehr seiner Freunde zu belügen. Er hatte Mandarin angeflunkert und Saber auch. Er fühlte sich so schlecht und schäbig. Er musste darauf vertrauen, dass Colt ihn nicht anschwärzte. „Ja, ich liebe dieses blonde Gift!“ Eine klare Stellung, die erste seit vielen Monaten. Eine ohne Missverständnisse und für Colt die Bestätigung für seine in den letzten Monaten aufgestellten Thesen. Doch dann fragte er sich, wieso es sich die beiden so schwer machten. Es sah doch ein Blinder, dass April dem Japaner nicht abgeneigt war. Warum fanden sie dann nicht zusammen als die Blondine noch nicht durch Abwesenheit glänzte? Sie hatten doch viele gemeinsame Momente und verbrachten sogar ihren Urlaub zusammen. Alles ergab plötzlich einen Sinn. „Ich wusste es“, schnippte der Cowboy mit seinen Fingern. „Deswegen hast du sie gebeten den Urlaub mit dir zu verbringen.“ Es schien so klar. Der Lockenkopf bemerkte, wie sein Kumpel leicht zusammenzuckte. Plötzlich trat eine tiefe Falte auf die Stirn des Texaners. „Und du hast es nicht geschafft sie für dich zu gewinnen? Ich dachte du wärst der schnellste Rennfahrer der Galaxie.“ Im letzten Satz schwang eindeutig Ironie mit und ein hämischer Gesichtsausdruck unterstützte diese Unterstellung. Der Japaner wand sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er hatte Colt bereits zu viel gesagt. Seine Zukunft, sein Schicksal und auch Aprils Karriere lagen in den Händen des Cowboys. Je mehr er von sich preisgab, desto schlimmer könnte alles sein Ende finden. Unsicher und um Antwort ringend wich der Rennfahrer dem starren Blick aus. „Nun ja, du kennst April… und… du weißt wie unberechenbar sie sein kann.“ Colt roch die Ausrede. Der Kopfgeldjäger kam wieder voll und ganz durch. „Quatsch keinen Käse, Matchbox. Du hattest Schiss, oder?“ Aufmerksam beobachtete er seinen Hombre, doch dieser hatte eine Maske aufgesetzt und ließ nichts mehr durchdringen. Colt gab sich damit nicht zufrieden. Er würde den Kleinen aus der Reserve locken, koste es was es wolle. Fireball hatte nun lange genug geschwiegen. Es wurde Zeit reinen Tisch zu machen und nach einer Lösung zu suchen. Wenn er das nicht von sich aus tat, würde Colt ihm schon nachhelfen. „Du hast Schiss, dass sie dich abservieren könnte. Komm schon, Kleiner, in deinen Augen würde April nur Offiziere an ihre Seite lassen, stimmt’s?“ Hart schluckte Fireball. Es fiel ihm schwer sich unbeteiligt zu stellen, besonders jetzt als Colt zweimal hintereinander ins Schwarze getroffen hatte. Er hatte wirklich Schiss vor einer erneuten Abfuhr. Die erste hatte ihn so erschreckt, dass er nicht mehr wusste wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Die Ohrfeige hatte ihm klare Grenzen aufgezeigt und diese wollte er unter keinen Umständen erneut überschreiten. So beschloss er für sich Abstand zu halten und ihr Zeit zu lassen. Er wollte ihr nicht das Gefühl vermitteln sie zu bedrängen. Er war sich sicher, dass sie sich ihm wieder anvertrauen würde, wenn sie soweit war, doch alles kam anders. April hatte sich seither alleine mit ihren Problemen herumgeschlagen und Fireball sichtlich ausgegrenzt. Ihm war es nicht entgangen, auch wenn sie es zu verbergen versucht hatte, denn er konnte in ihrem Gesicht lesen wie in einem Buch. Ihre großen, wasserblauen Augen hatten ihren Glanz seit jeher gänzlich eingebüßt, aber von sich aus auf sie zuzugehen traute er sich auch nicht. Erneut fuhr er sich mit seiner rechten Hand durch die wild abstehende Mähne. Er fühlte sich so unwohl in Colts Nähe. Wie der Cowboy das schaffte mit seinen Sprüchen ins Schwarze zu treffen war Fireball immer noch ein Rätsel. Aber er musste ihm erneut Recht geben. Auch das mit den Offizieren glaubte der Rennfahrer. Hatte April es nicht dem ganzen Kavallerie Oberkommando gezeigt, wer an ihre Seite gehört? Er war verwirrt. Unsicher überdachte er ihre Worte und wollte ihnen so gerne glauben schenken. Aber er konnte nicht. Ihm war klar, dass er niemals das sein würde, was zu ihr passte. Er würde ihr niemals das bieten können, was sie verdient hatte und er würde auch niemals in den Augen ihres Vaters etwas anderes sein, als der Rennfahrer, der durch Zufall in die Rolle des Piloten gerutscht war. „Matchbox. Ich weiß, was du denkst, aber glaub mir eins: April ist genauso wenig abgeneigt von dir wie du von ihr.“ Wieder trat das unbehagliche Gefühl in seinem Bauch auf. Nach einem langen Blick erhob sich schließlich der Japaner und schabte nervös mit seinem Fuß. „Wenn das unter uns bleiben könnte“, raunte Fireball unsicher. „Natürlich“, schoss Colt zurück. Was nahm der kleine Kollege nur an? Dass Colt ihn hinterging? Auf jeden Fall konnte sich Fireball auf seinen Partner verlassen. Auch der Lockenkopf stand auf und boxte ihn auf den Oberarm. „Aber klar doch! Mach dir da keine Sorgen! Wenn du mir eines versprichst!“ Unsicher versuchte der Rennfahrer in dem Gesicht seines Partners zu lesen, aber erkennen konnte er nichts. „Wenn wir sie wiederhaben, gestehst du ihr deine Liebe!“ Überrascht zwinkerte Fireball mehrmals doch dann zeigte sich ein kleines Lächeln. „Mal sehen“, murmelte er für sich, nickte aber Colt zu. Für diesen Abend hatte er genug. „Danke, Cowboy.“ Fireball wollte alles richtig machen, doch er wusste nicht was das richtige war. Zu viele Fragen standen noch offen und wer wusste schon wann und wo sie April finden würden. Er hoffte, dass sie ihre blonde Navigatorin bald wieder fanden, denn er vermisste sie schrecklich und auch wenn er sie nicht berühren durfte, wollte er sie wenigsten sehen und wieder in der Nähe wissen. Der Rennfahrer kehrte in seine Wohnung zurück und legte sich kurz darauf schlafen. Colt hingegen lag noch lange wach in dieser Nacht. Er musste das Gespräch mit dem Jungspund erst noch verarbeiten. Mehr und mehr Fragen traten auf, doch der Cowboy war sich sicher, dass Fireball nicht mehr erzählen würde. In der Hoffnung, dass April bald wieder bei ihnen wäre und er zu seiner Robin zurückkehren konnte, schlief auch er spät nachts ein. Dienstag und Mittwoch --------------------- Fireball arbeitete seit den frühen Morgenstunden an seinem Racer. Eigentlich wollte er sich längst auf eigene Faust auf die Suche nach April begeben, doch Saber hatte ihn mehrmals ermahnt und ihm Alleingänge strikt verboten. So versuchte er seinen Racer für das Rennen in zwei Wochen fit zu kriegen und sich damit auch ein wenig Ablenkung zu verschaffen. Lange hat er nicht einschlafen können, lag wach in seinem Bett und dachte über Colts Worte nach. Immer noch beschäftigten sich seine Gedanken hauptsächlich mit April. Fireball lag unter seinem Wagen und schraubte am Unterboden, während seine Gedanken wieder abdrifteten. Wenn April wirklich das gleiche empfand, wie Colt behauptete, dann verstand Fireball erst Recht nicht, warum sie ihn immer wieder abwies und ihn in den Wahnsinn trieb. Er merkte nicht wie schnell der Tag voranschritt. Viel zu sehr war er mit dem Wagen und seinen Gedanken beschäftigt. „Sieht ja wieder halbwegs fit aus, deine Kiste“, hallte eine Stimme in der Werkstatt. Erschrocken über den plötzlichen Besuch, schreckte Fireball aus seinen Gedanken, schoss in die Höhe und schlug sich den Kopf prompt am Unterboden. Langsam ließ er sich zurückfallen und kniff seine Augen zusammen. Das tat weh, aber holte ihn wieder in die Realität. Er rollte mit dem kleinen Board unter dem Auto hervor und richtete sich benommen auf. Vorsichtig tastete er mit seiner Hand an die verletzte Stelle seines Kopfes. Das würde eine saftige Beule geben. „Mensch, Fire, musst du immer mit dem Kopf durch die Wand?“ Als er die Augen öffnete, blinzelte der Rennfahrer direkt in das grinsende Gesicht des Kuhhirten. „Sehr witzig“, erwiderte der Jungspund, als er plötzlich eine zweite Gestalt wahrnahm, die interessiert auf das Auto zuging und den Rennwagen betrachtete. „Prinz Roland?“ Überrascht zwinkerte er ein paar Mal. Der typische französische Akzent erklang in der Halle, während der Prinz fragte: „Daran arbeitest du also? Très interessant!“ „Eh, ja“, erwiderte Fireball überrascht. „Was treibt euch her?“, wandte er sich an Colt. Und erst jetzt nahm er eine weitere Bewegung an der Eingangstür wahr. Es war Saber Rider, sein Teamboss, der mit vor der Brust verschränkten Armen, aufmerksam seine Kollegen beobachtete. „Wir holen dich ab um dich vor der Selbstverstümmelung zu schützen“, feixte Colt weiter, doch Fireball stutzte. „Wohin gehen wir?“ Saber mischte sich ein. „Wir gehen zu Deenas Wohnung. Commander Eagle hat mir ihre Adresse gegeben. Wir werden uns dort umsehen, vielleicht finden wir ja einen Hinweis auf den Verbleib der Mädchen.“ Irritiert blinzelte der Japaner den Schotten an und wechselte seinen Blick auf Prinz Roland. „Kommt Prinz Roland mit? Und hat dich Eagle deswegen noch unter vier Augen sprechen wollen?“ Langsam schüttelte Saber seinen Kopf. „Nein, ich erkläre dir alles unterwegs.“ Die drei Star Sheriffs und der Prinz des Königreichs Jarr verließen die Werkstatthalle und begaben sich zur Station des Schnellzuges um in die Stadtmitte von Yuma zu gelangen. Aufmerksam lauschten Colt und Fire ihrem Teamboss bei seiner Ausführung. „Commander Eagle beauftragte mich zur Luftfahrt zu gehen um mir die Aufzeichnungen der letzten Tage anzusehen. Zwei Angestellte von der Lauftraumbehörde und ich haben heute den ganzen Vormittag und den halben Nachmittag damit verbracht alle Aufzeichnungen nach fremden, auffälligen oder ungekennzeichneten Schiffen durchzusehen.“ „Habt ihr etwas gefunden?“, hakte Colt neugierig nach, der den Sinn hinter dieser ganzen Aktion nicht nachvollziehen konnte. „Nein, nichts. Es gab überhaupt nichts Auffälliges. Als ich Commander Eagle vorhin Bericht erstattet habe, traf ich Prinz Roland und König Jarred.“ Aufmerksam betrachtete Fireball nun den Prinzen. „Und was wolltet ihr bei Eagle? Ich dachte ihr seid schon längst auf dem Weg nach Jarr.“ Prinz Roland nickte, konnte der junge Japaner nicht wissen, wie ihre Planungen ausgesehen haben. Er hatte es nur April gesagt, wie lange sie vorhatten zu bleiben. „Wir wollten eigentlich gestern abreisen, doch mein Vater hatte beschlossen noch einen Tag hier zu verbringen. Als wir bei Commander Eagle im Büro saßen um uns zu verabschieden, trat Saber ein. Erst da erfuhren wir was passiert war. Commander Eagle sah sehr schlecht aus. Mein Vater hat alles in unserem Königreich organisiert. Wir werden solange bei euch bleiben bis April gefunden wurde“, klang Prinz Roland, mit seinem französischen Akzent, entschlossen. Saber nickte zustimmend, als er Colt und Fireballs Blicke spürte. „Ich bat Commander Eagle mir Deenas Adresse zu geben. Vielleicht finden wir bei ihr einen Hinweis auf den Verbleib der beiden. Prinz Roland erklärte sich bereit uns auf der Suche nach ihr zu unterstützen.“ Grübelnd versuchte Fireball den Zusammenhang zwischen der Luftraumbehörde und Aprils Verschwinden zu verstehen, als es ihm plötzlich kam. War April vielleicht gar nicht mehr auf Yuma? Aber wenn Saber sagte, dass keine auffälligen Schiffe in die Atmosphäre von Yuma eingedrungen waren, dann konnte sie nur auf diesem Planeten sein. „Wenn wir sie doch nur schon gefunden hätten“, murmelte Fireball besorgt. Saber stutzte. Er hatte die Worte des Piloten gehört und fühlte sich, gegen alle früheren Argumente des Rennfahrers, bestätigt in seinem Verdacht. Nach und nach bekam er das Gefühl das ihm alles über den Kopf wuchs. Er war mit seinem Latein längst am Ende. Eigentlich, so dachte Saber, war er der Überzeugung gewesen eine gute Menschenkenntnis zu haben. Aber immer mehr begann der Recke daran zu zweifeln. Viel zu viele Gedanken wirbelten durch seinen Kopf. Er wusste nicht mehr weiter. Am liebsten hätte er alles hingeschmissen und wäre zu Sincia zurückgekehrt, doch das konnte er nicht. April bedeutete ihm sehr viel. Sie war für ihn die Schwester, die er niemals hatte. Er sorgte sich rund um die Uhr um sie und zermarterte sich den Kopf über ihren Aufenthalt. Selbst die Outrider zog er bereits in Erwägung. Hatten sie vielleicht die Feinde doch nicht besiegt? Waren sie ihnen damals entwischt und niemand hatte es bemerkt? Doch warum war dann der Todesstern explodiert? Deenas Wohnung erschien ihm nun als die allerletzte Möglichkeit nach Hinweisen zu suchen. In so einer verzwickten Lage hatte er sich noch nie zuvor befunden und er freute sich bereits jetzt schon auf den Tag an dem dieser Fall abgeschlossen war. Colt unterbrach ihn in seinen Gedankengängen. „Kleiner, denk an unsere Abmachung.“ Fireball stutzte, ehe er verlegen auf den Boden stierte, um ja nichts zu übersehen über das er womöglich stolpern könnte. Noch verwirrter als vorher betrachtete Saber seine Teamkameraden. Von welcher Abmachung sie wohl sprachen? „Was meinst du?“, hakte er deshalb neugierig nach, doch der Cowboy winkte lachend ab. „Nichts, großer Schwertschwinger. Dem Kleinen packte gestern nur das schlechte Gewissen nicht besser auf April aufgepasst zu haben.“ Fireball dachte im ersten Moment, dass Colt sich nicht an sein Versprechen hielt, aber als er die kleine Ausrede hörte, atmete der Jungspund erleichtert aus. Saber beobachtete seine Kameraden aufmerksam und so langsam zweifelte er wirklich an seiner Kompetenz als Teamführer. Wieso flunkerte Colt ihn an? Oder täuschte er sich etwa wieder und der Cowboy sprach die Wahrheit? Saber wusste es nicht mehr. Was war nur los? War er unfähig sein Team zusammen zu halten? Letzte Nacht lag er lange wach, da seine Gedanken ihm keine Ruhe ließen. Er vermisste Sincia, ihre gemeinsamen Gespräche und ihre Zuneigung für ihn. Sie brachte ihm Verständnis entgegen und heiterte ihn schon allein mit ihrer Anwesenheit auf. Seine Gedanken glitten zu Sincias Freundin – Joanna. Er hatte ihr versprochen, dass er wieder zurückkehrte und Joanna half. Er hatte Sincia noch nie so besorgt und traurig gesehen. Wenn er daran dachte, dass es Männer gab, die einer Frau gegenüber gewalttätig wurden, wuchs Wut in seinem Bauch heran. Doch plötzlich traf ihn eine erschreckende Kenntnis. Ob Deena und April auch an solche Männer geraten waren? Waren sie vielleicht sogar einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen? Er stoppte sich selbst in seinen Gedanken. Nein, das durfte er niemals annehmen, geschweige denn daran denken. Doch wo um alles in der Welt steckten die beiden Mädchen? Er verstand nicht wie die zwei so plötzlich verschwinden konnten. Commander Eagles Beschluss, seine Tochter als vermisst zu melden, jedoch den Einbruch noch nicht zu melden, hatte er in die Tat umgesetzt und das beschäftigte Saber zusätzlich. Sein Boss informierte die ranghöchsten Generäle unter höchster Geheimhaltungspflicht. Natürlich verstand Saber das Eagle keine andere Möglichkeit blieb, doch auch sorgte er sich um Aprils Zukunft. Wenn wirklich alles herauskam, wusste er nicht wie er ihr dann noch helfen konnte. Der Schotte ließ seinen Tag Revue passieren. Gleich früh morgens hatte er sich auf den Weg zur Luftwache gemacht um sich zu erkundigen ob fremde oder auffällige Schiffe, Raumschiffe ohne Kennung oder dergleichen in die Atmosphäre von Yuma eingedrungen waren. Nach mehreren Stunden Durchsicht der Akten befanden Saber und zwei Kollegen der Luftwache, dass nichts Auffälliges geschehen war. Schlussfolgernd befanden sich April und Deena also noch auf Yuma. Somit konnte er auch wiederum die Outrider ausschließen. Nur wo konnten die Mädels stecken? Es war später Nachmittag als Saber sich auf dem Rückweg machte um seinem Boss Bericht zu erstatten. Überrascht war er dort auf Prinz Roland und König Jarred getroffen, die sich von Commander Eagle verabschieden wollten. Doch als Saber Bericht erstattete und der Boss des KOK seinem Freund und dessen Sohn über das Verschwinden seiner Tochter aufklärte beschlossen beide kurzerhand ihren Urlaub auf Yuma zu verlängern. Bevor Saber ging, erkundigte er sich noch nach Deenas Adresse. Ihm war klar, dass sie in dem Viertel, worüber April recherchiert hatte, alles getan hatten und seine Hoffnung lag darin in Deenas Wohnung einen Hinweis auf den Verbleib der Mädchen zu finden. Commander Eagle hatte die Adresse gleich herausgesucht. Saber teilte seinem Chef mit, dass er sich gleich mit seinem Team auf den Weg begab, als Roland ebenfalls aufsprang und ihn begleitete. Eigentlich wollte Saber sich mit Colt alleine auf dem Weg machen, aber dieser redete ihm ins Gewissen und als auch Roland die Hintergründe für Sabers Entscheidung wissen wollte beschloss der Recke den Heißsporn doch mitzunehmen. Nun kämpfte er mit seiner Entscheidung, da Fireballs Reaktionen am Vortag Saber gezeigt hatten, dass der Hitzkopf in ihm nur mehr Probleme machte. Und diese neuen Probleme mussten sie mit allen Mitteln verhindern. Der Highlander hatte mit der Suche nach den Mädchen genug zu tun, wenn einer seiner Kollegen noch Ärger machte, müsste er sich zusätzlich auch noch darum kümmern. Ihm war klar, dass der Hitzkopf immer dann herauskam, wenn Fireball meinte für etwas Gutes einzustehen. Auch hatte er festgestellt, dass es mit April zusammenhing. Saber hatte auf Ramrod immer den Eindruck gehabt, Fireball fühlte mehr für seine Kollegin. In vielen Situationen hatte er sie auch gerettet, wenn auch etwas überstürzt und unüberlegt. Doch nach diesem Gespräch auf der Brücke war sich Saber nicht mehr so sicher. Fireball hatte ihm erklärt dass er nie etwas für April empfinden würde, sie einfache Freunde seien. Seine Worte widersprachen seinem Verhalten ihr gegenüber. Oder fühlte er sich einfach nur für sie verantwortlich, weil sie die einzige Frau im Team ist? Saber schüttelte über diesen Gedanken den Kopf. Er dachte an sein Gespräch mit Sincia, die ihm sein Gefühl bestätigte. Fireball und April waren mehr füreinander als nur Kollegen und Freunde. Wieso nur hatte der Japaner den Highlander damals angelogen? Er musste mit ihm in einer ruhigen Minute sprechen. Die Werkstatthalle lag außerhalb bei der Rennstrecke. Die vier Männer erreichten nach einem kurzen Fußmarsch die Monorail Haltestelle. Dieser einschienige Schnellzug brachte sie innerhalb weniger Minuten in die Innenstadt, während sie zu Fuß eine halbe Ewigkeit brauchten. Die Fahrt verlief schweigend und als der Zug in Yuma City hielt, stiegen sie aus und begaben sich ebenso schweigend zu Deenas Adresse. Niemand hatte ein Wort gesagt und so gingen sie bereits seit einer halben Stunde durch die Großstadt Yumas. Die Menschen hatten sich schon lange an den Frieden gewöhnt, gingen ihrem geregelten Tagesablauf nach und sorgten sich nicht mehr über einen möglichen Angriff. Dafür aber kannte jeder Saber Rider, Colt und Fireball. An vielen Stellen trafen sie Leute, die sie freundlich begrüßten, stehen blieben und ihnen nachsahen, aber auch welche, und das war leider die Mehrzahl, die die attraktiven jungen Männer ansprachen. Gerade hatten es die vier geschafft sich aus einer kleinen Gruppe junger Frauen zu retten, als Colt plötzlich bemerkte: „Wir sind bekannt wie bunte Hunde. Wir könnten jede Frau haben.“ „Du willst aber keine andere außer Robin“, beendete Saber den Gedanken seines Freundes, ehe der Cowboy sich hineinsteigern konnte. Er hatte es sofort an den blitzenden blauen Augen seines Freundes gemerkt und auch das überhebliche Grinsen war dem Recken nicht entgangen. Wieder mal seufzte der Schotte in Gedanken über seinen Scharfschützen. Er konnte es einfach nicht lassen. Colt, selbst wenn er vergeben war, fühlte sich wohl im Kreise der jungen Frauen. Er war und blieb nun mal ein Weiberheld. Ob Robin das wusste? Konnte sie das einfach so akzeptieren? Skeptisch musterte er seinen Teamkameraden, der ihn zwischenzeitlich mit seinem Ellbogen in die Seite stupste. Wieder mal grinste der Cowboy und zwinkerte ihm frech zu: „Ich rede ja auch nicht von mir.“ Stolz wie Oskar über seine Aussage klopfte sich Colt schon mal gedanklich auf die Schulter. Immerhin war Saber ein eingefleischter Single und somit trug der Cowboy heute seine Späßchen auf Sabers Rücken aus. Eine zeitlang beobachtete er seinen Teamboss aus den Augenwinkeln, der hingegen keine Reaktion zeigte. Gelangweilt kickte der Lockenkopf einen Stein weg, der vor ihm auf dem Gehsteig lag. Roland und Fire begleiteten die beiden schweigend. Fireball war erleichtert, dass Colt seine Späßchen heute mit Saber trieb, so konnte er in Ruhe seine wirren Gedanken ordnen und Roland kannte dieses Verhalten noch nicht. Er war zum ersten Mal mit dabei und er hielt es für sicherer sich nicht einzumischen. Erst als alle meinten Saber würde sich nicht dazu äußern, kam dessen Konter und so trocken dass es den Cowboy die Sprache verschlug. „Ich bin mit Sincia glücklich und zufrieden“, erklärte Saber kurz angebunden. Er hatte im Moment keine Zeit für Scherze dieser Art. Es ging hier um wichtigeres als sein und Colts Liebesleben. Es ging um ihre Kollegin und Freundin April! Sie hatten schon viel zu viel Zeit auf ihrer Suche verschwendet. Und das ungute Gefühl, dass seit einiger Zeit in seinem Magen lauerte wuchs auch stetig an. Auch ging ihm Commander Eagles Blick nicht mehr aus dem Kopf. Seine Augen sahen so traurig und mutlos drein. Es war bestimmt schwer für einen Vater nichts über den Verbleib des Kindes zu wissen und sie noch als vermisst zu melden. Fireball stutzte und sah auf. Stimmt, er hatte Commander Eagle mit Sincia sprechen hören. Er wusste dass Saber bei ihr war, doch Colt schien das vollkommen zu überraschen. „Sincia? Holla, seit wann das denn?“ Colts Stimme drang sich unbarmherzig in die Gedankengänge seiner Freunde. Der Cowboy war so verblüfft über diese Aussage, dass ihm wirklich für wenige Sekunden die Sprache wegblieben ist. In letzter Zeit verstärkte sich das Gefühl überhaupt nichts mehr mitzubekommen. Ernst suchte Saber kurz den Blick seines Partners. „Seit ein paar Tagen“, wiegelte er nun ab und konzentrierte sich auf die ihm angegebene Adresse. Sie waren nur noch einen Block von Deenas Wohnung entfernt. Die vier jungen Männer blieben vor einem gelb angestrichenen Wohnblock stehen und sahen das mehrstöckige Haus hinauf. Im fünften Stockwerk befand sich Deenas Wohnung. Die Star Sheriffs tauschten einen entschlossenen Blick aus und traten zur Eingangstür. Colt drückte gegen die verschlossene Türe, doch nichts tat sich. Saber suchte auf den Klingelschildern nach Deenas Namen und wollte schon bei einem Nachbarn in diesem Stockwerk läuten, als eine junge Frau auf die Hauseingangstür zutrat. Sie drängelte sich mit einer Entschuldigung an Colt vorbei und steckte soeben den Schlüssel ins Schloss als sie die Herren um sich herum genauer musterte. Ihre blaugrünen Augen glitten von Prinz Roland, den sie mit einem schnellen Blick abstempelte, über den Asiaten zu dem Hochgewachsenen um schließlich an dem Cowboy hängen zu bleiben. Sie kniff ihre Augen zu engen Schlitzen, während sie die fremden Männer taxierte. Unsicher suchte Prinz Roland die Blicke der Star Sheriffs. Fireball hatte überrascht die junge Frau angestarrt, die etwas seltsam wirkte, ehe er sich dem Prinzen zuwandte und mit seinen Schultern zuckte. Auch Saber betrachtete die Frau verwirrt. Sie hielt den Schlüssel in ihren Händen, der es ihnen ermöglichte zu Deenas Wohnung zu gelangen. Sie waren so kurz vor ihrem Ziel, doch was tat diese Frau? Sie starrte sie an, als wären sie Außerirdische. Colt betrachtete sie genauer. Sie war eine junge hübsche Frau. Ihre hellbraunen Haare fielen ihr wellig auf die Schulter, während ihre blaugrünen Augen ihn musterten. Sie gefiel ihm auf Anhieb. Nachdem niemand etwas sagte oder tat, entschied der Cowboy die Initiative zu ergreifen. „Hallöchen, schöne junge Frau. Mein Name ist Colt“, dabei zog er seinen Cowboyhut vom Kopf und deutete eine Verbeugung an. Die Frau hielt sich still, während Fireball und Saber einen entsetzten Blick austauschten. War ihr Scharfschütze gerade wieder auf Jagd? „Hallo“, antwortete sie zögernd. „ich bin Amy“, antwortete sie zurückhaltend. Inzwischen färbten sich ihre Wangen leicht rot und verhalten warf sie nun auch noch einmal Saber und Fireball einen raschen Blick zu. „Freut mich dich kennen zulernen“, erwiderte Colt mit seinem unwiderstehlichstem Lächeln. „Ihr…“, sie stockte, während ihre Wangen sich mehr röteten. „Ihr seid doch die Star Sheriffs, richtig?“ Colt strahlte sie mit einem Mal an. „Ja, das sind wir. Darf ich dir mein Team vorstellen? Das sind Saber Rider, Fireball und Roland.“ Empört straffte sich der Kronprinz. „Mit Verlaub, Colt, ich bin Prinz Roland Jarred, Kronprinz des Königreichs Jarr.“ Mit großen Augen lauschte sie dem vierten, ihr unbekannten, Mann. Doch mit einem Mal erstarrte sie. „Ein Prinz?“ Ihr Kopf färbte sich noch röter. Sie war noch nie zuvor einem Adligen gegenüber gestanden. Saber entschied sich einzugreifen und die Frau aus ihrer Verlegenheit zu holen. „Hören Sie, Amy, wir wollten eine Freundin besuchen, möchten sie aber überraschen. Könnten Sie uns bitte ins Haus lassen?“ Verwirrt und verlegen blickte sie von einem zum anderen und nickte leicht. Mit zitternden Fingern drehte sie den Schlüssel im Schloss herum und öffnete die Tür. Sie ließ alle vier Männer eintreten ehe sie selbst das Treppenhaus betrat. „Danke schön“, lächelte Fireball sie freundlich an und nahm die ersten Stufen in Angriff. Roland verbeugte sich höflich und ging ebenfalls. Saber folgte ihnen, doch auf der ersten Stufe hielt er an. Langsam drehte er sich um. „Kommst du, Colt?“ Fireball kehrte zurück und grinste frech. „Wo bleibst du bloß, oh furchtloser Anführer?“ Colt winkte lachend ab, während er Amys Hand nahm und ihr einen Handkuss hin hauchte. Amy drehte verlegen ihr Gesicht weg und stierte zum Boden, während Colt seinen Kollegen die Stufen hinauf folgte. Langsam folgte ihnen Amy. Als die vier Männer im dritten Stock immer noch vor ihr waren, beschloss sie ihren Mut zusammen zu nehmen und ein Gespräch zu starten. „Zu wem wollt ihr?“ Überrascht drehte sich Fireball um. Er grinste verlegen und bemerkte: „Zu einer Freundin.“ „In welches Stockwerk müsst ihr?“ „Ins fünfte“, antwortete Colt prompt und bemerkte das zaghafte Lächeln auf ihren Lippen. „Ich wohne auch in der fünften Etage.“ Sie schloss schnell zu den Star Sheriffs auf und begleitete sie in das gesuchte Stockwerk. Vor Deenas Wohnung blieben die Jungs stehen, während Amy auf die Nachbartür zuging. Überrascht zwinkerte sie. „Meine Nachbarin kenne ich gar nicht. Ich wohne bereits seit fünf Jahren hier, aber sie habe ich noch nie gesehen.“ Firball läutete derweil an der Wohnungtür, während Colt Saber einen unschlüssigen Blick zuwarf, da er nicht wusste, wie sie nun vorgehen sollten. Saber hingegen ignorierte den Cowboy. Er hielt sich für den Anführer, dann sollte er auch sehen, wie er diese junge Frau wieder loswurde. Belustigt beobachtete er allerdings seinen Kollegen aus den Augenwinkeln. „Sie scheint aber nicht zu Hause zu sein“, stellte Amy verwirrt fest. „Fireball läute noch einmal, vielleicht schläft sie gerade“, gab Saber Anweisungen und der Rennfahrer befolgte diese, wobei er sich wunderte warum er das tun sollte. Sie wussten doch, dass Deena nicht da ist. Sonst wäre sie ja auch nicht verschwunden. Wieder warteten sie vergebens. Fireball seufzte auf: „Und nun, Chef?“, hakte er nach und sah zu Saber auf. Dieser aber wandte sich mit einem leichten Lächeln an Colt. „Und nun, Chef?“, wiederholte der Highlander und blickte seinen Scharfschützen wartend an. „Was seht ihr mich dabei so an“, wehrte der Cowboy ab. Er wusste doch selbst nicht, was sie jetzt tun sollten. Vor Amys Augen konnten sie ja schlecht in die geschlossene Wohnung einbrechen, aber wie sollte er sie jetzt abwimmeln? Fireball verstand sofort und blickte Colt so unverständlich in diesem Moment an, wie er es schaffte, denn ein innerer Lachkrampf breitete sich langsam aus. „Na, du bist doch unser Boss.“ Saber nickte bekräftigend, während Roland sich still zurückhielt. „Möchtet ihr einen Kaffee? Ich kann einen aufsetzen“, bot Amy freundlich und mit leicht geröteten Wangen an. Wenn das ihre Freundinnen wüssten, dass sie mit den Star Sheriffs in ihrem Hausflur stand und ein Schwätzchen hielt… Die würden vor Neid erblassen. Colt wusste, dass das nicht ging, zumal er das auch nicht wollte. Sie hatten keine Zeit für Kaffee und fremde Frauen, denn sie mussten so schnell wie möglich etwas über Aprils und Deenas Verbleib herausfinden. Saber sah dem Cowboy an, wie überfordert er in diesem Moment war und griff ihm stützend unter die Arme. „Mein Vorschlag wäre, später noch mal wieder zu kommen. Vielleicht haben wir dann mehr Glück.“ „Sehr gut“, stimmte Colt begeistert zu und drehte sich zu Amy. „Vielen Dank für die Einladung. Vielleicht sieht man sich mal wieder.“ Mit schnellen Schritten eilte er zu den Treppenstufen und ging diese hinunter. Saber, Fireball und Roland folgten ihm. Seufzend drehte sich Amy um. Sie sperrte ihre Wohnungstür auf und verschwand kurz darauf. Erst als die Tür ins Schloss fiel, spähte Fireball hinauf und schritt leisen Schrittes voran. Wenig später standen sie zu viert wieder vor Deenas Appartementtür. Saber kniete sich hin und untersuchte das Schloss. Er hatte schnell herausgefunden, wie die Schließanlage funktionierte und mit wenigen Handgriffen öffnete sich die Tür. „Seltsam“, murmelte Saber. „Die Tür war überhaupt nicht abgesperrt!“ „Was?“, stießen Colt und Fireball zeitgleich aus. Im selben Moment hielten sie sich gegenseitig den Mund zu und blickten sich ängstlich um. Hoffentlich hatte Amy sie nicht gehört. Schnell huschte einer nach dem anderen in die Wohnung. Keine Sekunde zu früh schloss sich die Tür, als die Nachbartür sich öffnete und Amy irritiert den Kopf auf den Flur steckte. Sie hatte sich eingebildet die Star Sheriffs im Flur zu hören. Als sie niemanden entdeckte, ging auch sie wieder zurück in ihre Wohnung. Erst als sich die Star Sheriffs in Sicherheit wogen, begann Fireball zu sticheln. „So, du großer Anführer. Viel Entscheidungsfreude hast du ja nicht.“ „Ach, ich wusste ja nicht wie schwer es werden würde diese Frau los zu werden“, winkte Colt ab. Aber Fireball ließ sich nicht so schnell abwimmeln. „Was musstest du die dir auch anlachen? Denkst du eigentlich einmal an Robin? Ich dachte du wolltest ihr einen Heiratsantrag machen“, stichelte er weiter. „Natürlich werde ich Robin heiraten“, konterte Colt aufgebracht. „Ob sie das auch noch will?“, warf Saber trocken ein, während er sich langsam umsah. „Natürlich will sie das auch“, schnappte der Cowboy sofort. Fireball verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn ich erzähle, dass du heute in dein altes Schema verfallen bist, wird sie sich das nochmals überlegen, glaub mir!“ „Das wirst du nicht, Matchbox“, drohte Colt, doch Saber unterbrach genervt die kleine Zankerei. „Es reicht langsam. Colt, du reißt dich in Zukunft zusammen, sonst erfährt Robin wirklich alles und Fireball halte dich ein bisschen zurück. Du verhältst dich auch nicht immer astrein.“ Und wieder bekam Fireball eins auf den Deckel. Wenn er nur wüsste was Saber gegen ihn hatte. Ständig motzte er an ihm herum, wies ihn in seine Schranken, obwohl er noch nicht mal halb so viele Sprüche klopfte wie der Cowboy, oder blaffte ihn an. Verärgert verschränkte er seine Arme vor der Brust und verkniff sich mit aller Mühe einen Konter. Die vier standen in einem kleinen Flur. Rechts führte eine Tür in ein kleines angrenzendes Badezimmer, dessen Tür offen stand. Links stand über die komplette Wandseite eine Garderobe. Saber schritt voran. Vor ihm führte eine Tür in ein großes Wohnzimmer und von dort führte eine weitere Türe in die Küche, wie auch eine andere zum Schlafzimmer. Im Wohnzimmer blickte er sich ebenfalls um. Alles war gemütlich eingerichtet und zeigte, dass hier eine Frau lebte. Sein Blick streifte die seiner Kameraden und den des Prinzen. Er sah ihm sofort an, dass er sich unwohl in fremden Wohnungen fühlte. Saber hielt es für besser sein Team aufzuteilen. „Colt, du siehst dich im Schlafzimmer um. Fire, nimm bitte das Bad und die Küche unter die Lupe. Roland und ich werden das Wohnzimmer nach Hinweisen absuchen.“ Die Gruppe trennte sich und jeder suchte in seinem Bereich nach etwas auffälligem, doch weder Colt noch Fireball konnten etwas finden. Saber besah sich das Wohnzimmer genauer, während Roland sich eher interessiert umsah. Immerhin hatte er noch nie Räume außerhalb des Schlosses und der Monarch Supreme gesehen. Er wusste nicht, wie die Menschen auf Yuma lebten und es war interessant so eine Wohnung von innen zu sehen. Erst gestern befand sich Roland mit seinem Vater in diesem Viertel und hatte bewundernd die Hochhäuser hinauf gesehen. Yuma war eine beeindruckende Stadt, das hatte Roland in der ersten Minute bereits erkannt. Saber kniete sich auf den Boden und warf einen Blick unter die Couchgarnitur, sowie die beiden Sessel. Als er nichts vorfand, stand er auf und trat auf eine kleine Kommode zu. Roland betrachtete fasziniert die Decke und trat einen Schritt zurück. Plötzlich stieß er gegen einen kleinen Telefonschrank, warf eine kleine Lampe darauf um, die krachend und klirrend auf dem Boden aufschlug. Von diesem Geräusch aufgeschreckt, eilten Fireball und Colt ins Wohnzimmer. Selbst Saber drehte sich erschrocken um. Verlegen betrachtete Roland die Bescherung, für die er verantwortlich war, und bemerkte: „Ich werde ihr die Lampe ersetzen.“ Während Fireball in die Küche verschwand um nach Schaufel und Besen zu suchen, trat Colt an den Prinz heran. Er klopfte ihm brüderlich auf die Schulter und grinste breit: „Das hätte ich von einem Blaublut nicht erwartet. Gratulation!“ Roland räusperte sich und wollte sich soeben befreien als Saber auf die beiden zutrat. Er inspizierte die Bescherung und anschließend das kleine Telefonschränkchen. Telefon… Die Tür war nicht verschlossen… Nachricht auf dem Anrufbeantworter von Commander Eagle… In Saber begann es zu arbeiten. Deena erhielt einen Anruf, vielleicht sogar über Aprils Aufenthalt. Sie griff zum Telefon, rief Commander Eagle an und verließ schnellstens die Wohnung. In der Eile zog sie nur die Tür hinter sich zu und sperrte sie nicht ab. Skeptisch musterte er das Telefon, als plötzlich Colt in seine Gedanken platzte. Er griff nach einem kleinen Block. „Sieh mal, Chefchen, das oberste Blatt ist abgerissen und das ganze nicht mal ordentlich, wenn ich das bemerken darf.“ Überrascht riss Saber die Augen auf und riss Colt den Block aus der Hand. Schnellen Schrittes eilte der Recke in die Küche, an Fireball vorbei, der fündig geworden ins Wohnzimmer trat, um die Scherben zusammen zu kehren. Überrascht folgten ihm die anderen drei in die Küche. Dort stand der Highlander bereits unter der Dunstabzugshaube und schaltete das Licht ein. Er hatte es vermutet und seine Vermutungen scheinen sich zu bestätigen. „Ich brauche einen Bleistift!“ „Wozu brauchst du einen Bleistift?“, äußerte Fireball mehr als irritiert. Er verstand nicht was los war und legte irritiert Schaufel und Besen auf die Arbeitsplatte. „Sucht einen! Ich habe vermutlich einen Hinweis“, erklärte Saber mehr als nervös. Sollten sie vielleicht doch einen Schritt weiterkommen? Stand auf diesem Block des Rätsels Lösung? Endlich setzten sich die drei übrig gebliebenen in Bewegung und suchten hastig nach einem Bleistift. „Ich hab einen“, rief Fireball und rannte wieder zu Saber in die Küche. Neugierig beugten sich alle vier über den kleinen Block, während Saber vorsichtig die eingedruckte Schrift mit dem Stift markierte. Nach und nach erschienen die Buchstaben, die sich zu Worten zusammenfassten. Die Handschrift war in ärztlicher Schmierschrift verfasst, zudem ließ sich nur erahnen, wie aufgebracht Deena gewesen sein muss. Enttäuscht betrachtete Fireball den kleinen Zettel. „Könnt ihr lesen was da steht?“ Colt schüttelte entmutigt seinen Kopf. „Nix. Nicht einen Buchstaben, verdammt!“ Wütend drehte sich der Cowboy um. Sie waren so kurz davor gewesen. In Gedanken hielt er sich seinen Zeigefinger und den Daumen so nah zusammen, dass sie sich fast berührten. Roland verstand die Enttäuschung. Fireball trat zurück ins Wohnzimmer. Sein Blick glitt durch den mittelgroßen Raum und blieb schließlich am Telefon hängen. Vielleicht konnten sie anhand des Telefons die Nummer herausfinden? Entschlossen schritt er auf das Schränkchen zu und schnappte sich das Telefon. Nach einer kurzen Tastenkombination, hörte er eine blecherne Stimme. „Saber, ich hab die Nummer. Schreib bitte mit“, forderte er seinen Boss auf und diktierte ihm die Bandansage mit Uhrzeit. Es war nur die letzte Nummer gespeichert, aber besser als gar nichts. Er legte auf, doch nun blätterte er das Telefonbuch der zuletzt gewählten Nummern durch. „Commander Eagles Nummer ist die letzte auf dem Display.“ Saber trat auf ihn zu und sie verglichen die Einträge mit den notierten Nummern. Eine von den zuletzt gewählten Nummern stand auf Sabers Zettel. „Ist das nicht Aprils Nummer?“ Fireball besah sich die Zahlen genauer und stimmte schließlich zu. „Ja, das ist Aprils Nummer. Also hat April Deena zu sich gerufen.“ „Ich glaube, mehr werden wir heute nicht finden. Räumen wir noch die Scherben auf und dann lasst uns zurückkehren und Commander Eagle Bericht erstatten.“ Alle stimmten mit ein und keine viertel Stunde später verließen sie die Wohnung von Aprils Freundin. Inzwischen hüllte die Nacht Yuma ein. Es war eine bewölkte und kalte Nacht. Die Star Sheriffs beeilten sich ins Kavallerie Hauptkommando zu kommen. Vor Commander Eagles Büro blieben sie stehen und warteten auf ein Zeichen eintreten zu dürfen, doch dieses blieb aus. Saber rüttelte den alten Türgriff und drehte sich zu seinen Freunden um. „Er ist bestimmt schon nach Hause gegangen. Prinz Roland, wo verbringt ihr die Nächte?“ „Mein Vater und ich haben eine Suite im Yuma-Grand-Hotel.“ „Wir begleiten euch noch in das Hotel“, beschloss Saber und Fireball und Colt beugten sich dem Entschluss ohne zu murren. Nachdem sie den Prinzen sicher zum Hotel gebracht hatten, suchten die drei noch ein Restaurant auf. Sie hatten kaum etwas gegessen und langsam hing ihnen der Magen bereits in der Kniekehle. Während sie auf das Essen warteten, blickte Fireball auf. „Und was machst du jetzt mit den Daten?“ „Ich werde mir die Straßenkarte von April ansehen und die Straßen mit Deenas Handschrift vergleichen. Wenn ich nichts finde, gebe ich den Zettel Commander Eagle zur Überprüfung. Das wird allerdings unsere Suche um ein paar Tage hinauszögern.“ „Verdammt, noch mal“, schimpfte Colt. „Wir stehen so nah davor etwas über Aprils Aufenthaltsort zu erfahren und dann scheitern wir wegen einer Handschrift?“ „Beruhig dich, Colt!“, ermahnte Saber seinen Kollegen, denn in diesem Moment trat der Kellner mit den bestellten Gerichten zu ihnen. Mit mächtigem Hunger fielen sie über ihr Essen her und schwiegen in friedlicher Eintracht. Saber Rider saß in der Nacht noch lange wach. Mit einer Lupe ausgerüstet untersuchte er die Straßenkarte, während er jeden Buchstaben von Deenas Notiz verglich. Doch er fand keinen Vergleich. Lange starrte er den handgeschriebenen Zettel an, bis er sich entschied ins Bett zu gehen. Es hatte keinen Sinn sich den Kopf darüber zu zerbrechen, denn an diesem Abend würde er keine Lösung mehr finden. Doch Saber war nicht der einzige der noch lange wach war. Im Hangar 50, der Reparaturhalle, hielt sich ein weiterer Star Sheriff auf. Es war Fireball, den es zu Ramrod gezogen hatte. Der Rennfahrer stand vor dem Riesencowboy, dem teilweise die Außenhülle fehlte. Viele Kabelschächte waren freigelegt, überall standen elektrische Hebebühnen oder Leitern. Der Cowboy befand sich in Wartung. Fireball wusste nur zu gut, dass die letzte Schlacht viel Schaden angerichtet hatte, doch dass er dieses Raumschiff in so einem Zustand vorfand, hatte er nicht mal annähernd geahnt. Langsam trat Fireball auf einen der Antriebe in den Füßen des Riesencowboys zu und legte seine Hand auf das Metall. Es war kalt, aber es fühlte sich gut an. Das Raumschiff beruhigte ihn. Viele Abenteuer hatten sie gemeistert und Ramrod musste viele Blessuren einstecken, dennoch waren es wundervolle Erinnerungen. Seitdem ihn April in der Wüste aufgegabelt hatte, fühlte er sich wieder wohl. Er hatte gute Freunde und eine Familie bekommen. Mit bitterem Beigeschmack musste er an seine richtige Familie denken. Sein Vater war im Krieg gegen die Outrider verschollen und nie wieder zurückgekehrt und seine Mutter hatte ihn verlassen. Damals hatte ihn der Rennsport aufgefangen, doch niemand dort konnte ihm das Gefühl vermitteln sich geborgen und sicher zu fühlen. Dieses Gefühl bekam er erst auf Ramrod. Zuerst fühlte er sich nur pudelwohl zwischen seinen Freunden, aber als er mit April ein immer festeres Band der Freundschaft knüpfte, bekam er das Gefühl zu Hause zu sein, beschützt und geborgen. Niemals hatte er auch nur gedacht solche Gefühle zu empfinden, doch April löste vieles Unbekannte in ihm aus. Er spürte dass er für sie da sein musste, wenn sie traurig war. Er hatte es sich selbst zur Aufgabe gemacht, sie vor allem Bösen und Jesse Blue zu beschützen. Und er war glücklich, wenn April es auch war. Er hatte sich hoffnungslos in sie verliebt. Sicher hatte er schon vor seiner Zeit auf Ramrod, die eine oder andere Freundin gehabt, aber diese Beziehungen waren eher kurzlebig und in seinen Augen nie ernst gewesen. Niemals hatte er so gefühlt, wie er für April fühlte. Er wusste, dass diese Frau etwas ganz besonderes war. Sie gab ihm Konter und ließ sich von seinem Temperament nicht einschüchtern. Sie hatte ihren Dickkopf und trat ihm stolz entgegen. Und jedes Mal wenn er sie einfach nur ansah spielte sein Körper verrückt. Umso schlimmer war es für ihn, ihr nichts recht machen zu können. Diese ständigen Streitereien, die aus einem kleinen Wort entstanden, machten ihn noch wahnsinnig. Er verstand nicht wann die Freundschaft zwischen ihnen zu Bruch gegangen war, aber sie war es. Zuvor hatten sie sich nie so angeschrieen, zuvor hatten sie sich nie gegenüber gestanden und wie zwei Dickköpfe auf ihre eigenen Meinungen beharrt. Selbst ihr kleines Abkommen, vor der Siegesfeier in Aprils Appartement, hatten sie nicht eingehalten. April war nicht ehrlich zu ihm, sonst hätte sie ihm längst gesagt, was vorgefallen war und Fireball selbst wusste, dass auch er nicht ehrlich zu ihr war, sonst hätte er ihr längst seine Liebe gestanden. Er wusste dass es bereits spät in der Nacht war und so beschloss er sich langsam in sein Appartement zurückzuziehen. Hoffentlich hatte Saber herausgefunden wie die Straße hieß. Dann würde er April bald wieder sehen. Und eines schwor er sich: Er würde ihr seine Liebe gestehen, egal was kam. Colt hatte sich in sein Appartement zurückgezogen und kurzerhand Robin angerufen. Ihm fehlte die blonde Lehrerin so sehr. Er konnte kaum einschlafen, weil er so daran gewöhnt war mit ihr ein Bett zu teilen. Er liebte diese Frau und der Lockenkopf war sich sicher, je länger sie voneinander getrennt waren, desto mehr wollte er sie heiraten. Lange redeten sie in der Nacht. Der Cowboy informierte seine Zukünftige über die aktuelle Sachlage und zwinkerte ihr zuversichtlich zu. Er war sich sicher, dass sie April bald finden würden und dann konnte ihn nichts mehr auf Yuma halten. Robin hingegen brachte Colt auf den Stand der Dinge und erzählte ihm von Joshuas Lausen. Nachdem beide viel gelacht hatten, begann Robin zu gähnen und Colt beschloss dass es auch Zeit war für ihn ins Bett zu verschwinden. Nach einer langen Verabschiedung mit sehnsüchtigen Blicken und aufs Display gehauchten Küssen, beendete Robin die Verbindung. Sein Blick streifte die Uhr und Colt beeilte sich ins Bett zu kommen, denn in ein paar Stunden musste er schon wieder fit für die Suche nach seiner Kollegin sein. Er hoffte, dass Saber die Schrift hatte entziffern können. April hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Das Licht leuchtete dämmrig und ließ seltsame Schatten tanzen. Das Outriderschiff befand sich seit geraumer Zeit im All. Wo es hin flog oder wie lange sie noch unterwegs waren, wussten nur die Outrider, Jesse Blue und Trista Derringer. Selten brachte Trista den Gefangenen Wasser oder etwas zum Essen. Sie blieb auch nie lange, selbst wenn Deena versuchte sie zu einem Gespräch zu bringen. April sah zu ihrer Freundin, die zusammengekauert auf dem Boden lag und schlief. Sie selbst hingegen dachte keine Minute daran zu schlafen. Auch wenn ihr die Müdigkeit auf die Knochen schlug, sie konnte nicht einschlafen. In ihr tobten die wirrsten Gedanken und Gefühle. Leise Schritte konnte sie vor der Tür vernehmen. Nach dem Rascheln eines Schlüsselbundes und dem Klappern eines Schlosses, wusste sie, dass sie wieder kam. Doch sie schenkte der Tür keinerlei Aufmerksamkeit. Trista trat wieder in den Raum. Überrascht, dass April noch wach war, starrte die Braunhaarige auf die Blondine. Unsicher schloss Trista die Tür hinter sich und trat einen Schritt in den Raum. „Du bist noch wach?“ April blickte auf. Ihre blauen Augen hatten jeglichen Glanz eingebüßt und blickten leer und verletzt drein. Ein stummes Nicken folgte. Sie war so verwirrt. Sie hatte gedacht, sie könnte sich mit Trista anfreunden. Immerhin hatte sie ihr doch damals geholfen, sie hatte ihr die Augen über Jesse geöffnet. Doch nun? Trista hasste sie abgrundtief. Sie stand auf Jesses Seite und glaubte an die falsche Liebe. Wieder einmal… „Du solltest dich ausruhen. Deine Aufgabe wird dich sehr viel Kraft kosten.“ Hörte April Sorge aus diesen Worten? Bestimmt nicht. Erschöpft ließ sie ihren Kopf senken. „Ach ja? Was wird denn meine Aufgabe sein?“, brummte April verstimmt. Trista stellte zwei Schüsseln auf den Boden ab und wandte sich daraufhin wieder zum Gehen. „Das kann ich dir nicht sagen.“ „Kannst du nicht oder willst du nicht?“, fauchte April nun. Jetzt erst blickte sie wieder auf. Den dampfenden Schüsseln schenkte sie keine Beachtung. Auch Tristas Blick verdunkelte sich. „Du wirst alles noch früh genug erfahren.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ den halbdunklen Raum. April sackte in sich zusammen. Sie wollte nach Hause. Zurück zu ihrem Vater und ihren Freunden. Auch wenn sie dort Fireball und Mandarin zusammen vor finden würde, sie sehnte sich nach Yuma. Und über ihn würde April auch wegkommen, da war sie sich sicher, auch wenn es ein langer und schwerer Weg werden würde. Wieder dachte sie an Fireball und der Moment auf der Siegesfeier trat in ihr Bewusstsein. Wie er mit Mandarin über die Tanzfläche fegte, den Spaß, den er hatte, und Mandarins verliebte Blicke… Eine stumme Träne fand ihren Weg aus Aprils Auge und glitt lautlos über die zarte Wange. Ihr folgten weitere. Der Schmerz in ihrer Brust überdeckte alle anderen Gefühle. Zusammengekauert lehnte April an einer Wand und weinte stumm vor sich hin, während Deena tief und fest schlief und die zwei Schüsseln, vor ihnen auf dem Boden, langsam auskühlten. Der Highlander schlief bereits tief und fest. Lange noch nicht, denn umso härter riss ihn der Wecker aus dem Schlaf. Mit kleinen müden Augen richtete er sich auf, stellte den Wecker ab und verfluchte sich, wieder eine Nacht nur so kurz geschlafen zu haben. Wenn das so weiterging und sie April nicht bald fanden, dann verlor er noch seinen Verstand. Hoffentlich benahmen sich Colt und Fireball, denn Sabers Nerven waren zum Zerbersten angespannt. Eine weitere Streiterei, selbst die kleinste, harmloseste Diskussion würde Saber zum Explodieren bringen. Seine Laune war mächtig im Keller zudem musste er sich wach bekommen. So stand er auf und ging zuerst ins Bad. Die Dusche stellte er kalt und das eisige Wasser brachte ihn schnell in die Realität. Etwas wacher zog er sich an und putzte sich eben die Zähne als es an seiner Appartementtür klopfte. Überrascht, wer denn so früh morgens vor der Tür stand, ging der Recke, mit Schaum vor dem Mund und Zahnbürste darin, zur Tür um sie zu öffnen. Dort stand Fireball mit kleinen, müden Augen. Er sah überhaupt nicht gut aus und Saber ließ den Piloten eintreten. Er deutete Fireball sich zu setzen, während er wieder ins Bad verschwand um sich fertig zu machen. Ein paar Minuten später trat Saber wieder ins Wohnzimmer und fand Fireball am Schreibtisch vor. „Guten Morgen, Fireball“, begrüßte ihn Saber erstmal. „Guten Morgen, Schwertschwinger“, antwortete dieser müde. „Du hast es nicht herausgefunden?“, lenkte der Rennfahrer schnell das Thema auf die Notiz. Sollte Saber ihm Fragen wegen seiner Müdigkeit stellen, müsste er gestehen, dass er sich gestern bei Ramrod im Hangar aufgehalten hatte. Dies war allen Mitarbeitern in der Nacht strengstens untersagt. Doch Fireball schoss mal wieder gegen alle Regeln und bei seinen ganzen Fehltritten in der letzten Zeit war sich der Jungspund bewusst, dass Saber Meldung erstattete. Aus diesem Grund wich er dem Thema geschickt aus. Saber beobachtete Fireball skeptisch. Doch schließlich schüttelte er seinen Kopf. Bloß keinen Streit vom Zaun brechen. Das würden Sabers Nerven nicht mitmachen. Auch wenn Fireball unausstehlich sein konnte wenn er nicht ausgeschlafen war, heute war dem wohl nicht so und der Highlander wollte es unter keinen Umständen heraufbeschwören. „Nein, leider nichts. Es gibt mehrere Straßen, die ich einbeziehen kann, aber genauer kann ich es leider nicht entziffern.“ Fireball blickte seinen Captain bedrückt an. So sehr hatte er gehofft endlich April zu finden. „Ich werde die Notiz Commander Eagle überreichen. Vielleicht kann eine Spezialabteilung sie entschlüsseln.“ Saber schnappte sich die Notiz und die Straßenkarte und verließ mit Fireball seine Wohnung. Sie suchten Colt auf. Gemeinsam wollten sie zu ihrem Boss um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Colt lag allerdings noch in den Federn und schlummerte selig im Land der Träume. Erst als das Klopfen sich ständig permanent in seinen Traum mit einbaute, wurde der Cowboy wach. Langsam realisierte er, dass dieses Klopfen von seiner Tür kam. Es dauerte etwas bis er sich aufgerappelt hatte und die Tür schließlich öffnete. „Guten Morgen, Colt“, begrüßte Saber ihn freundlich. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er den Cowboy in einer hellblauen Boxershort mit Pferden drauf, vorfand. „Guten Morgen, Superschwert“, brummte Colt. Der Lockenkopf konnte sich den Grund dieses Besuchs nicht vorstellen. „Machst du dich bitte fertig? Wir wollen zu Commander Eagle.“ Langsam nickte die Schlafmütze, schloss die Türe, ohne seine Freunde eintreten zu lassen, und wankte ins Bad. Fireball und Saber blieben im Flur stehen und sahen sich verwirrt an. Hatte der Cowboy soeben die Tür geschlossen? Nun gut, warteten sie halt im Flur. Plötzlich hörten sie schnelle Schritte im Flur und sahen Mandarin auf sie zu kommen. „Guten Morgen“, flötete sie fröhlich. Sie wirkte ausgeruht als habe sie keine Schlafprobleme. „Ich war grad auf den Weg in die Kantine, da hab ich euch hier stehen sehen.“ „So früh und schon so fit“, zog Fireball die Rothaarige lächelnd auf. Diese stutzte und betrachtete die beiden Herren kritisch. „Seid ihr zu Nachteulen geworden?“ Selbst Saber musste nun schmunzeln. „So was in der Art“, lächelte er. Mandarin hingegen verstand sofort. „Ihr habt immer noch keine Ahnung wo sich April befindet?“ Überrascht zog Saber seine Augenbrauen hoch. Woher wusste Mandarin davon? Sie hatten doch vereinbart stillschweigen darüber zu wahren. Doch schon wandte er sich an Fireball. „Was verstehst du nicht unter: Wir sagen es niemanden?“ Er war bissiger als er wollte, aber seine Nerven waren an diesem Tag zum Zerbersten angespannt. Fireball hingegen funkelte ihn an. „Mandy wusste es vorher. Bevor wir darüber stillschweigen sollten.“ Mandarin beobachtete die beiden aufmerksam und stellte entsetzt fest, dass die Nerven im Team absolut blank lagen. Natürlich sorgten sich die Jungs um April. Immerhin ist die Blondine ihre Teamkameradin. Fireball drehte demonstrativ Saber den Rücken und bemerkte bissig: „Wir haben einen Hinweis auf ihren Verbleib, aber leider können wir ihn nicht lesen!“ „Hinweis? Welchen? Darf ich mal sehen?“ Saber zog die Notiz aus seiner Tasche und reichte sie Mandarin. Diese schaute den Zettel einfach nur an. Nach einer Weile bemerkte sie einen Namen. Saber und Fireball stutzten. „Du kannst diese Sauklaue lesen?“ Mandarin nickte und las erneut die Schrift vor. „Meine Mutter war Ärztin. Man gewöhnt sich dran“, erklärte sie schmunzelnd. Saber zog schnell die Straßenkarte des Viertels hervor. Auch Fireball schaute ihm über die Schulter und schließlich hatten sie die Straße gefunden. „Wir waren Montag so nah dran. Hier ist der Markt und hier ist die Straße“, erklärte Saber und zeigte mit seinen Fingern auf die Karte. Fireball hingegen sprang freudig auf Mandarin zu, hob sie in die Luft, drehte sich mit ihr und als er sie auf den Boden absetzte drückte er ihr einen Kuss auf die Wange. Unbemerkt von allen hatte Colt die Tür geöffnet und alles mitbekommen. Sein Gesicht verdüsterte sich als er Fireball und Mandarin sah. In ihm kam das Gefühl, dass der Japaner ihn belogen haben könnte. War doch mehr zwischen dem Sterncaptain und der Rennsemmel als dieser zugab? „Ich bin soweit“, verkündete Colt sein Erscheinen. „Wir können zu Commander Eagle!“ Saber sah auf und schüttelte seinen Kopf. „Erst gehen wir in das alte Fabrikviertel. Kommt schon, Leute!“ So machten sich die Star Sheriffs mit Mandarin auf den Weg. Bald würden sie April gefunden haben. Und bei ihr war auch ganz sicher Deena. Ihr Weg führte sie zum Hotel um Prinz Roland abzuholen. Danach strebten sie das alte Fabrikviertel an. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichten die Star Sheriffs und Prinz Roland am schnellsten das alte Fabrikviertel und somit auch bald Tristas Wohnung. Der Thronfolger des Königreich Jarr sah sich um und erschrak. Hatte er doch bis jetzt nur die schöne Seite Yumas kennen gelernt. Nie glaubte er auch nur daran, dass so ein wundervoller Planet auch Armenviertel besaß. Mit großen mitleidsvollen Augen betrachtete er die heruntergekommenen Häuser, die verdreckten Straßen und die Kinder in zerlumpten Kleidern. Wieder mal spielten die Kinder der Bewohner auf der Straße mit ihrem alten geflickten Fußball. Erschrocken über den Anblick blutete auch Mandarin das Herz. Sie lebte bereits seit ein paar Jahren auf Yuma, dennoch hatte sie von diesem Viertel noch nie etwas gehört. Und was die Rothaarige noch mehr erschütterte, dass April den Mut besaß, sich alleine auf den Weg in dieses Viertel zu begeben. Sie selbst fühlte sich unwohl, obwohl sie vier starke Männer und ihre Waffe zum Schutz dabei hatte. Sie wusste, dass die Tochter des Chefs Gefahren immer tough entgegen trat, doch soviel Mut hatte sie nicht von ihr erwartet. In dieser schrecklichen Gegend würde es Mandarin auch gar nicht wundern, wenn die Blondine einem Schwerverbrechen zum Opfer gefallen war. Saber Rider führte seine Freunde, ohne große Umwege über den Markt, direkt zu der angegebenen Adresse. Am Vortag waren sie schon ganz nah gewesen. Er erinnerte sich wie sie durch dieses Viertel gelaufen waren und sich im Enddefekt immer nur im Kreis bewegt hatten. Sie standen gestern so kurz davor die Wohnung zu finden, aber ohne geringsten Anhaltspunkt konnten sie nicht fündig werden. Die Gruppe trat immer tiefer in die schmaler werdenden Gassen. Unbehaglich betrachteten sie die alten Häuser, die kleinen Straßen und zum ersten Mal wurde ihnen bewusst, dass dieses Viertel eine hohe Kriminalitätsrate haben könnte. Schwerverbrecher blieben in den schmalen Gassen im Schatten unentdeckt und wer sich hier auskannte konnte bestens ungesehen türmen. Saber führte sie aus einer schmalen Gasse heraus und sie betraten wieder eine größere Straße. Eine weitere Straße ging links weg und auf dem kleinen Straßenschild erkannten sie den Namen der gesuchten Adresse wieder. Wenige Häuser später blieben sie vor einem leicht bröckelnden, alten Haus auf der rechten Straßenseite stehen. Colt besah sich die Klingelschilder, doch nur eines von den sechs war mit einem Namen beschriftet. Ratlos sahen sich die fünf an. Saber verschränkte seine Arme vor der Brust und verteilte Aufgaben. „Wir wissen nicht, ob Trista mit Deena und April noch in dieser Wohnung ist. Zudem haben wir auch keine Ahnung, ob die Mädels alleine sind oder sich in Gefangenschaft befinden. Colt, Fire und ich werden in die Wohnung gehen. Mandarin und Prinz Roland, ihr wartet hier und haltet die Stellung. Es kann sein, dass die Bewohner türmen wollen, es kann aber auch sein, dass sie unterwegs sind und vielleicht sogar bald zurückkehren werden.“ Colt öffnete die Tür und trat ein. Er nahm die ersten nicht mehr vertrauenswürdigen Treppenstufen in Angriff und trat ins Hochparterre um kurz darauf noch ein Stockwerk höher zu steigen und vor der rechten Wohnungstür seine Position einzunehmen. Er zog seinen Blaster und richtete ihn auf die Tür. Fireball folgte seinem Partner und nahm auf der anderen Seite der Tür Stellung. Mandarin und Roland positionierten sich neben der Eingangstür und warteten. Es war still in diesem alten Haus, einzig und allein die knarrenden Treppenstufen durchbrachen die unangenehme Stille. Saber trat ebenfalls hinauf und zückte seinen Blaster, griff vorsichtig nach der Türklinke und drückte diese hinab. Verschlossen. Er steckte seine Waffe zurück in seinen Waffengürtel, kniete sich hinab und untersuchte das Schloss. Es war ein ganz einfaches altes Schloss. Mit wenigen Handgriffen und seiner elektronischen Dienstmarke hatte er den Schließzylinder geknackt. Sofort richtete er sich auf und zog seine Waffe. Erneut drückte er die Türklinke und öffnete zaghaft die braune alte Holztüre. Der Recke trat zuerst ein, blickte sich aufmerksam um, jederzeit bereit bei einem Angriff zu schießen. Colt folgte ihm sofort und stellte sich an Sabers Seite. Fireball trat als letzter ein und gab Rückendeckung. Zaghaft und vorsichtig setzten die Star Sheriffs einen Schritt vor den anderen, drangen langsam immer tiefer in die Wohnung vor. Links von sich entdeckte Colt eine geschlossene Tür. Angespannt griff er nach der Türklinke, öffnete sie hastig und zielte in ein trostlos eingerichtetes leeres Schlafzimmer. Mit wenigen Schritten stand der Cowboy beim einzigen Kleiderschrank und öffnete nacheinander die Türen. Alte, durch Motten zerfressene, Kleidungsstücke hingen darin. Der Lockenkopf schaute noch schnell unter das Bett und das war es auch schon an Möbeln in diesem Zimmer. Fireball erging es eben so mit der Tür zu seiner rechten Seite. Auch diese führte in ein Schlafzimmer, dieser Raum enthielt ebenso wenige Möbel wie das andere. Und nach wenigen Sekunden stellte der Rennfahrer fest, dass sich hier auch niemand versteckt hielt. Saber wartete auf seine Kollegen und mit ihnen als Rückendeckung bahnten sie sich ihren Weg weiter durch die Wohnung. Rechts führte eine Glastüre zur Küche. Doch ein kurzer Blick hindurch und sie wussten, dass sich in diesem Raum keiner aufhielt. Ein Torbogen führte links in einen großen Raum. Saber und Colt traten nebeneinander ein und sicherten Stück für Stück das Wohnzimmer. Fireball hingegen trat auf die letzte verschlossene Tür zu, die sich am Ende des Ganges befand. Er öffnete die Tür und richtete sofort seine Waffe in das Badezimmer, doch auch hier war niemand, außer Kellerasseln, Silberfische und ganz viel Schimmel an den Wänden. Ihn ekelte es bei dem Anblick, doch auch zeigte ihm dieses Bild, dass die Wohnung nicht mehr bewohnt wurde. Der Recke und der Cowboy steckten ihre Waffen weg und sahen sich in dem spärlich eingerichteten Wohnzimmer um. „Niemand zu Hause“, stellte Colt fest. Fireball trat hinzu, nachdem er das Badezimmer verlassen hatte und sich vergewissert hatte, dass die Tür auch wirklich zu war. „Bis auf die Motten, Kellerasseln und Silberfische! Mich wundert es, dass es hier noch keine Kakerlaken gibt!“ „Fasst nichts an! Ich informiere das Kavallerie Oberkommando, dass sie jemanden von der Spurensuche schicken sollen!“ Mit diesen Worten zückte Saber seinen Kommunikator und funkte Kommandant Eagle an. Fireball und Colt blieben missmutig stehen und betrachteten das schreckliche Bild dieser furchtbaren, alten und kaputten Möbel. Bis Colts Blick auf das Telefon fiel. Sollten die Bewohner getürmt sein, könnten sie in Aufbruchsstimmung vergessen haben, das Telefonverzeichnis zu löschen. Der Cowboy hatte damit bereits genügend Erfahrungen gesammelt, da er als Kopfgeldjäger öfter Telefonverzeichnisse durchstöbert hatte. Diese Dinger wurden gerne mal vergessen. Fireball folgte ihm fragend. „Wir dürfen nichts anfassen!“ „Ist ja gut, Matchbox“, wimmelte der Cowboy ab, griff nach dem Hörer und stöberte unter den gespeicherten Einträgen und zuletzt gewählten wie empfangenen Rufnummern. Leider waren nur zwei Nummern drinnen. Deenas Telefonnummer und eine fremde Ziffernreihe ohne Namen. Fireball übertrug die Nummer in seinen Kommunikator und wollte dort eben anrufen als Saber wieder hinzutrat. „Was macht ihr da? Sagte ich nicht bereits, ihr sollt nichts anfassen?!“ „Wir haben eine unbekannte Nummer gefunden und wollten soeben mal testen wer da ran geht“, erklärte Fireball, doch Saber schüttelte seinen Kopf. „Damit sie nur auf uns aufmerksam werden? Sicher nicht! Die Spurensuche kommt bald. Dann können wir zu mir gehen, denn ich habe ein spezielles Programm auf meinem Computer. Dort können wir einen Suchlauf starten.“ Mit der Spurensuche traten auch Mandarin und Prinz Roland ein. Stück für Stück wurde die Wohnung auf die kleinsten DNA-Spuren durchsucht. Die Untersuchungskommission brauchte den ganzen Nachmittag und erst am Abend konnten Saber und sein Team die Wohnung verlassen zusammen mit den Kollegen von der Spurensuche. Auch wenn sie wieder einen kostbaren Nachmittag auf der Suche nach April vergeudet haben, so waren die Kollegen fündig geworden. Das Bettlaken in einem der Schlafzimmer enthielt einen Blutfleck und verschiedene Haarsträhnen konnten gesichert werden. Auch Fingerabdrücke wurden gefunden und dokumentiert. Die Kollegen der Spurensuche würden die Fundstücke im Labor untersuchen lassen. Der Auftrag von Kommandant Eagle lautete, das Blut mit der DNA von April und Deena zu vergleichen. Die Ergebnisse setzten die Kollegen für Donnerstagmittag an. Am Abend startete Saber seinen Durchlauf nach der Nummer. Das Programm arbeitete und arbeitete. Prinz Roland hatten sie auf dem Rückweg wieder im Hotel abgesetzt und die Star Sheriffs standen in Sabers Dienstwohnung um den kleinen Computer und starrten wie gebannt auf den Bildschirm. Mandarin war die erste die ein Gähnen nicht mehr unterdrücken konnte. Inzwischen ging es auf Mitternacht zu. „Ich gehe jetzt“, verkündete sie. „Sagt ihr mir bescheid wenn Ergebnisse da sind?“ Saber nickte zustimmend. „Geht nur schlafen. Ich bleibe wach und sobald ich Informationen habe, sag ich euch bescheid!“ Colt, Fireball und Mandarin verließen die Dienstwohnung und zogen sich in ihre eigenen zurück. Kaum war der letzte gegangen, schlief auch Saber keine halbe Stunde später im Sitzen vor dem Computer ein. Er schlief so tief und fest, dass er nicht das kurze Piepsen vernahm. Der Suchlauf war beendet. Ein Bild erschien auf dem Bildschirm. Der Mann trug einen schwarzen Vollbart und hatte schwarzes krauses Haar. Sein Gesicht war markant und über seiner rechten Augenbraue befand sich eine sieben Zentimeter lange Narbe. Nachtschwarze Augen blickten von dem Foto direkt auf Saber. Charles Steene stand in schwarzen Lettern auf dem Bildschirm. Donnerstag ---------- Langsam schlug er die Augen auf. Er spürte starke Rückenschmerzen und sein Nacken war ganz steif. Vorsichtig und unter Schmerzen richtete er sich auf und streckte sich. Verwirrt sah er sich um. Ein Schmunzeln trat auf Sabers Lippen. War er doch tatsächlich auf seinem Stuhl vor dem Computer eingeschlafen. Müde wischte er sich über seine Augen. Sein nächster Blick galt der großen Wanduhr. Kurz vor vier… Vier Stunden Schlaf war nicht viel. Bei weitem nichts. Die Sorgen um April wuchsen mit jedem verlorenen Tag mehr. Zudem sorgte er sich um seine Sincia. Lange hatte er sich nicht bei ihr gemeldet. Auch wenn er den großen Drang verspürte ihre Stimme hören zu wollen, wusste er, dass er sie eh nicht erreichen würde. Sie war in der Schule und unterrichtete die Kinder. Er würde sie erst in drei Stunden erreichen. Colt und Fireball schliefen bestimmt auch noch. Er war sich sicher, dass sie vor Sonnenaufgang nicht aufstanden. Saber erhob sich träge um ins Bett zu verschwinden, als sein Blick auf den Bildschirm fiel. Ein Mann blickte ihm direkt entgegen. Saber kniff seine Augen zusammen. Charles Steene… Dieser Name war ihm nicht unbekannt, aber ihm wollte nicht einfallen, woher er ihn kannte. Konzentriert setzte sich Saber wieder auf den Stuhl, die Müdigkeit war wie verflogen. Schnell flitzten seine Finger über die Tasten. Immer wieder arbeitete der Computer, bis sich letztendlich ein Fenster öffnete. Der kleine Cursor blinkte in dem Fenster und nach und nach schalteten sich Dateien auf. Saber hatte eine Verbindung zur intergalaktischen Datenbank hergestellt und beobachtete den schnellen Seitenwechsel und die Unmengen an Daten. Konzentriert verschränkte er seine Arme vor der Brust und wartete auf Ergebnisse. Es war dunkel. Schattenhaft konnte er die Umrisse von Möbeln entdecken. Er befand sich in einem schmalen Gang. Rechts von ihm stand eine kleine Kommode, links war eine Garderobe befestigt. Die Tür vor ihm war geschlossen, aber Licht schien durch den Spalt zwischen Tür und Boden. Er wusste nicht, wo er war und was er hier machte, aber das Licht lockte ihn. Neugierig trat er auf die Türe zu, legte zögernd seine Hand auf den Knauf und drehte ihn. Er achtete penibel auf das leiseste Geräusch. Nicht wissend was ihn hinter der Tür erwartete, öffnete er sie vorsichtig. Sein Blick glitt in den Raum hinein. Rechts von sich erkannte er eine Schrankwand, auf der viele brennende Kerzen standen. Überrascht öffnete er die Tür ganz und ließ seine Augen durch den Raum gleiten. Der ganze Raum flimmerte im Kerzenlicht. Die Kerzen standen auf dem Couchtisch, auf der Anrichte, auf den Fensterbrettern… Schnell erfassten seine Augen den Raum und blieben an einer zierlichen Gestalt hängen, die links von ihm vor einer Kommode stand und weitere Kerzen entzündete. Die wallenden, langen, blonden Haare fielen der jungen Frau über die schmalen Schultern und den wunderschönen Rücken hinab und reichten ihr bis ans Steißbein. Seine Augen konnte er nicht von ihrer Gestalt lösen. Sie hatte ihn in wenigen Sekunden gefesselt und ihre Anziehungskraft war stärker, als jede andere Kraft in diesem Universum. Mit klopfendem Herzen trat er in den Raum und schloss die Türe hinter sich. Durch das dumpfe Geräusch des Türschlosses, begann sie zu reden. „Endlich“, hauchte sie. Sie zündete die letzte Kerze an, stellte sie zurück an ihren Platz und drehte sich langsam, wie in Zeitlupe, zu ihm und lächelte ihn an. „Endlich bist du da“, hauchte ihre sanfte Stimme. Ihm stockte nicht nur der Atem, sondern zierte seinen Körper eine Gänsehaut. In diesem Moment, als sie sich umdrehte, schien ihm etwas die Luft abzuschnüren. Ihr Anblick brachte seine Sinne komplett durcheinander. Ihre blonden Haare fielen ihr über den Rücken, allerdings verweilte eine blonde Strähne vor ihrer Brust. Ihr Körper war in ein fast durchsichtiges Neglige gehüllt, das kürzer nicht sein dürfte. Ihre Brüste wurden durch den Schnitt betont, während ihre Brustwarzen sich durch das Hauch von Nichts abzeichneten. Ihr schmaler Oberkörper ging in eine noch schmalere Taille über, während ihre Hüften sich bei jedem Schritt, den sie tat, schwungvoll bewegten. Erst jetzt registrierte er, dass sie sich auf ihn zu bewegte. Sein Herz pumpte schneller, sein Magen begann Loopings zu schlagen, während er die kribbelnde Erregung spürte, die seinen Körper langsam aber sicher übermannte. Sie stand nah vor ihm. Da er sie um einen Kopf überragte, musste sie zu ihm aufsehen. Ihre blauen Augen blickten ihn verführerisch von unten herauf an. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre rosigen Lippen und ein zarter Rotschimmer zierte ihre Wangen. Ihre Nähe war ihm nicht unangenehm, im Gegenteil sogar fürchtete er sich nicht zurückhalten zu können, wenn sie ihn weiter so betörte. Er spürte bereits wie das Blut sich in unteren Regionen staute und seine Erregung gegen die Hose drückte. Unfähig zu denken oder zu reagieren, sah er sie an. Er war wie gefesselt von ihren blauen Augen, die ihn so lasziv anblickten. Seine Zurückhaltung fiel ihm schwer. Zu schwer, aber er musste sich zusammenreißen. „April“, hauchte er fast tonlos. Sie wollte nicht reden, sie wollte nicht denken, sie wollte nur eines von ihm. „Nicht jetzt“, seufzte sie, während sie ihre schlanken Arme um seinen Nacken schlang, sich auf Zehenspitzen stellte und ihn sanft zu küssen begann. Ihre Lippen zu spüren, ließ ihn endgültig sein Gehirn abschalten. Das letzte bisschen Vernunft verabschiedete sich in diesen wenigen Sekunden. Ungestüm, wie er nun mal war, schlang er seine Arme um ihren schlanken Körper, drückte sie fest an sich und erwiderte ihren Kuss. Im Zuge der Leidenschaft suchte sich seine Zunge den Weg zu ihrer, allerdings stieß er dabei auf ihre Lippen. Er fuhr ihre Konturen nach, schmeckte ihren Geschmack und wartete darauf eingelassen zu werden. Sie gewährte ihm den Einlass recht schnell, da sie es selbst kaum erwarten konnte ihn zu schmecken. Beide intensivierten den Kuss. Seine Hände gingen auf Wanderschaft, lösten das Neglige von ihren Schultern, welches sofort von ihrem Körper herab fiel und auf dem Boden landete. Sie zog ungeduldig an seinem T-Shirt, wollte ihn davon befreien, ohne den Kuss zu lösen, aber wusste, dass es so nicht ging. Sie löste sich kurz von ihm, zog ihm das Shirt über den Kopf und nahm sofort wieder seine Lippen in einen Kuss auf. Achtlos fiel auch sein Shirt zu Boden. Da sie nichts mehr trug und er, ihrer Meinung nach, immer noch zu viel, nestelte sie mit ihren Fingern an seinem Anzug herum. Er genoss ihre Berührungen und begann selbst mit seinen Händen auf Erkundungstour zu gehen. Sanft strichen seine Fingerkuppen über ihre Schultern, an ihren Hals und hinab zu ihren Brüsten. Er umschloss sie mit beiden Händen und begann sie zärtlich zu kneten. Durch die Berührung angeheizt, begann sie in den Kuss lustvoll zu seufzen. Ihre Finger nestelten immer noch an seinem Anzug, doch endlich hatte sie den Verschluss gefunden und befreite seinen Oberkörper schnell. Kaum hatte sie die muskulöse Brust und den trainierten Bauch freigelegt, ließ sie ihre Finger über seine Muskeln streichen. Sanft umspielte sie seine Brustwarzen, die sich erregt härteten, und fuhr jeden einzelnen Muskel nach. Sie löste den Kuss, küsste ihn auf seine Wange, über die Nase zur anderen Seite, hinab zum Kinn und folgte seinem Hals entlang zur Schulter. Nachdem sie jeden einzelnen Zentimeter mit Küssen angehaucht hatte, folgte sie seiner Brustmuskulatur hinab zu seinem Bauch, umspielte seinen Bauchnabel und gelangte zum restlichen Stoff seines Anzugs. Sanft strich sie mit ihren Fingern am Bund entlang, griff schnell zu beiden Seiten den Stoff und zog ihn hinab zu den Knien. Seine Erregung baute sich in voller Größe vor ihr auf. Mit einem Lächeln auf den Lippen half sie ihm aus der Hose und küsste sich langsam das rechte Bein hinauf. Auf Hüfthöhe schlug sie den Weg nach links ein, umging seine harte Männlichkeit geschickt und widmete sich seiner linken Hüfte. Als er ihren Atem an seinem Penis spürte, entwich ein aufgeregtes Stöhnen seinen Lippen. Er wurde unter ihren Berührungen noch verrückt. Sie brachte ihm zum Glühen, benebelte seine Sinne und spielte mit ihm ihr eigenes Spiel. Aber nun schien sie ihn lange genug hingehalten zu haben, denn er fühlte, wie ihr Atem seine Männlichkeit streifte. Sanft begann sie seinen Schaft zu küssen, mit den Zähnen daran zu schaben und liebkoste ihn entlang, bis sie bei seiner Eichel angekommen war. Schon nahm sie ihn in den Mund auf und begann ihn geschickt zu verwöhnen. Es fühlte sich unglaublich an. Sie fühlte sich unglaublich an. Sie war unglaublich. Was sie mit ihm tat, brachte ihn um den Verstand. Er fühlte sie, fühlte was sie tat und fühlte das stetige Kribbeln, welches langsam zum Pulsieren wurde. Er stöhnte, womit er ihr zeigte, dass sie es richtig tat. „Ah…. Süße“, zwang er sich zu sagen, bevor es zu spät war. Sie stoppte und ließ ihn frei. Aufmerksam blickte sie ihn an, aber er half ihr auf und nahm sofort wieder ihre Lippen in Besitz. Wieder entstand ein heißes Gerangel ihrer Zungen, doch einen Sieger würde es nicht geben. Langsam aber sicher bugsierte er sie zur Couch. Als sie den weichen Stoff in ihren Kniekehlen spürte, knickte sie ein und ließ sich hinab sinken. Zärtlich küssend folgte er ihr. Doch nun war er es, der auf Wanderschaft ging. Er küsste sich ihren Körper hinab, umspielte mit seiner linken Hand ihre linke Brust und umschloss die rechte Brust mit seinen Mund. Sanft nahm er ihren Nippel zwischen die Zähne, schabte daran und saugte zärtlich. Sein Tun entlockte ihr wohlige Seufzer und spornte ihn an. Er spürte wie hart ihre Brustwarze wurde und wandte sich schließlich ihrer anderen Brust zu. Er wollte ihr die schönste Nacht ihres Lebens bescheren. Das hatte sie verdient und das würde sie auch von ihm bekommen. Nach einer genüsslichen Weile wanderte er hinab, prustete ihr in den Bauch und küsste ihren Bauchnabel. Seine Hände kneteten ihre Brüste, strichen über ihre seidige Haut und zogen eine Gänsehaut über ihren Körper. Schließlich wandte er sich ihrer Intimzone zu, hauchte ihr Küsse auf die Haut, spreizte ihre Beine und küsste sich langsam hinab. Bald hatte er ihren Lustknopf gefunden, küsste ihn, bearbeitete ihn mit der Zunge und entlockte ihr weitere Lustlaute. „Fire“, hauchte sie mehr erregt denn je, und dieses Wort, diese Aufforderung, ließ ihn alle guten Vorsätze vergessen. In seinen Augen loderte das pure Feuer und in ihren Augen sah es nicht minder aus. Sie positionierten sich. Langsam drang er in sie ein und bewegte sich sofort in ihr. In seinen Rhythmus stimmte sie schnell mit ein. Immer schneller werdend, begleitet von lustvollen Lauten, steuerten sie ihrem Höhepunkt entgegen. „Ich liebe dich!“, schrie sie ihm, während ihres Orgasmus ins Ohr, woraufhin er sich seinem näherte. Ein letzter Stoß und er ergoss sich in ihr. Er brach erschöpft auf ihr zusammen. Sog ihren Duft tief in sich auf und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich liebe dich.“ Die Sonne stieg langsam auf und weckte Yuma mit seinen Bewohnern. Endlich brach der neue Tag an. Die Sonnenstrahlen kitzelten Fireball an der Nase, woraufhin er verschlafen die Augen öffnete. Mit einem sanften Lächeln drehte er sich zur anderen Seite und legte seinen Arm auf die andere Betthälfte. April würde bestimmt noch tief und fest schlafen. Eigentlich sollte er dort einen warmen Körper fühlen, aber er fühlte nichts. Sein Arm lag schlaff auf dem weißen Laken. Das Lächeln auf seinen Lippen verschwand, mit einem Schlag fühlte er sich hellwach und seine braunen Augen blickten traurig auf seine Hand. „Alles nur ein Traum“, murmelte er enttäuscht. Als er an seinen Traum zurückdachte, stieg ihm die Röte auf die Wangen. Ja, er hatte von April geträumt. Sie war bei ihm gewesen, eines führte zum anderen und er gestand ihr seine Liebe. Es hatte sich so echt angefühlt. Enttäuscht setzte sich Fireball auf und blickte durch das Fenster hinaus. Die Morgenröte konnte er vom Bett aus betrachten. Seine Augen verloren sich in der Ferne. Wenn er doch nur wüsste, wo sich April befand… Wenn sie ihre Kollegin doch nur schon gefunden hätten… „April“, murmelte Fireball gedankenverloren. Langsam richtete er sich auf und verschwand im Badezimmer. Er drehte die Dusche auf und stellte sich darunter. Wieder kam ihm die Erinnerung an seinen Traum. Er spürte die aufkommende Hitze in seinem Körper, während das heiße Wasser über seinen Körper floss. Er musste diese Gedanken verdrängen. Er durfte in ihr nicht die Frau sehen, die er begehrte, sondern musste sie als Kollegin und gute Freundin sehen. Schnell drehte er den Hahn auf Kaltwasser und spürte wenige Sekunden später die kühle Erfrischung. Das eisige Wasser kühlte die innere Hitze ab und ließ ihn erschaudern. Eine Gänsehaut überzog seinen nackten Körper bis er die Dusche abstellte. Schnell atmend und die Kälte ignorierend stand er in der Duschkabine und sortierte seine Gedanken. Er stieg heraus und wickelte sich ein Handtuch um die Hüfte. Gerade als er das Bad verließ, klopfte es an seiner Wohnungstür. Rasch, aber auch verwundert, öffnete er die Tür und stand Mandarin gegenüber. Die Rothaarige starrte überrascht auf das Erscheinungsbild und musterte den nackten Oberkörper. Wieder begann das Herz in ihrer Brust zu rasen. Warum konnte man dieses Gefühl nicht einfach abstellen?! „Mandy“, begrüßte er sie lächelnd. Auch sie hob ihr Gesicht und suchte Fireballs Blick. „Guten Morgen, Fire“, lächelte sie zaghaft, während sie versuchte die innere Hitze niederzuzwingen. „Ich wollte zu Saber und dachte mir, ich hol dich noch vorher ab“, erklärte sie nun ihr Erscheinen. Der Japaner nickte und trat zur Seite. „Ich zieh mich an, dann können wir los. Komm nur rein und setz dich.“ Schüchtern trat sie an ihm vorbei und nahm wenige Sekunden später auf der Couch platz. Fireball hingegen schloss die Türe und verschwand im Schlafzimmer. Nach ein paar Minuten kam er wieder heraus und lächelte den Sterncaptain an. „Von mir aus können wir los.“ Beide verließen seine Dienstwohnung und gingen zu Saber. Vor Sabers Tür trafen sie auf Colt. Colt hatte seine Hände in den Taschen seiner Jeans versteckt, während er voller Hingabe gähnte. Sein Hut hing ihm leicht ins Gesicht und warf einen Schatten über die Augen des Cowboys. „Guten Morgen, Cowboy“, begrüßte Mandarin den Star Sheriff. Erneut begann Colt herzhaft zu gähnen. „Howdy“, entgegnete der Lockenkopf. „Na, wo hast du dich die letzte Nacht herumgetrieben?“, neckte Fireball seinen Partner. Ihm gefiel der Anblick eines müden Colts. Zudem tat der Cowboy genau das, was sich der Rennfahrer verkniff. Er fühlte sich genauso schlapp, weil ihn dieser Traum recht unruhig schlafen ließ. Wieder stieg die Hitze in seinem Körper auf. Zum Glück lenkte ihn Colts Antwort von seinen wirren Gedanken ab. „Nirgends war ich. Hab mit Robin telefoniert.“ „Dann bist du wohl nicht so schnell zum Schlafen gekommen“, provozierte Fireball den Braunhaarigen. „So ist das nun mal, Turbofreak. Wenn du mal eine Frau liebst, dann wirst du das verstehen“, erwiderte Colt. Nun betrachtete der Cowboy den Jüngeren genauer. „Aber so richtig wach wirkst du auch nicht. Hast wohl auch nicht viel geschlafen, wie?“ Fireball wurde mit einem Schlag rot wie eine Tomate. Ausgerechnet jetzt schossen ihm die Gedanken an eine nackte April, die sich auf der Couch räkelte und ihn lasziv ansah, durch den Kopf und erhitzten seinen Körper. „Doch“, wich der Pilot aus, aber Colt entging nicht die kleinste Regung. Misstrauisch betrachtete er Mandarin und seinen Teamkollegen. Wieder mal waren die beiden zusammen und das schon so früh morgens. Irgendwas stimmte doch da nicht. Bevor er aber etwas sagen konnte, öffnete Saber die Türe und ließ seine Freunde herein. „Guten Morgen, kommt rein!“ Nacheinander betraten sie Sabers Wohnzimmer, welches im Grunde genauso aussah wie jedes andere der Kavallerie. Nur hatte der Highlander sich einen Arbeitsplatz eingerichtet auf dem zwei Bildschirme standen. Der linke Bildschirm zeigte immer wieder kurz Daten an, ansonsten blinkte ein weißer Cursor auf schwarzem Hintergrund. Auf dem rechten Bildschirm blickte ihnen ein Mann mit schwarzem Vollbart entgegen. Er hatte schwarzes, krauses Haar und sein Gesicht war markant. Über seiner rechten Augenbraue befand sich eine sieben Zentimeter lange Narbe und die Augen waren nachtschwarz. „Unheimlicher Typ“, stellte Mandarin leise fest, während sie sich über ihre Arme strich. „Charles Steene“, las Fireball währenddessen laut vor und blickte seinen Boss fragend an. „Wer ist das?“ „Das ist der Besitzer von der Telefonnummer, die wir gefunden haben“, erklärte Saber. Sein Blick traf den linken Bildschirm. Der Suchlauf suchte nach einer Verbindung zwischen Verbrechern und diesem Mann. Aber bis jetzt hatte er noch keine Ergebnisse gefunden. „Aber anscheinend findet der intergalaktische Suchlauf keine eingetragenen Verbrechen.“ Konnte es sein, dass dieser Mann zum ersten Mal gegen das Gesetz arbeitete? Aber warum dann April? Kannte sie ihn? Wenn ja, woher? Immer mehr Fragen taten sich auf und bis jetzt hatten sie auf keine einzige eine Antwort. Während Mandarin und Fireball rieten, wer dieser Mann sein könnte, blieb Colt wie erstarrt stehen. Er kannte diesen Mann. Charles Steene… Der Name sagte ihm nichts, aber das Gesicht kannte Colt. Er war früher schon mal hinter ihm her gewesen. Ein Auftraggeber wollte wissen, wo sich der Kerl aufhielt. Colt war ihm auf die Spur gekommen, aber dieser Typ war gerissen. Sie hatten sich ein Wettschießen geliefert, bei dem Colt damals einen Streifschuss im linken Oberarm abbekommen hatte. Der Typ war geflohen und hatte seine Spuren wie ein Profi verwischt. Instinktiv fasste sich Colt an die zurückgebliebene Narbe. Er fixierte das Bild. Plötzlich begann der Computer zu piepsen. Ein Bild tat sich auf und das Gesicht des Mannes erschien auf dem linken Bildschirm. Saber tippte ein paar Tasten und vergrößerte das Foto. Neben dem Bild erschien ein Text, den sich der Highlander durchlas. „Saber, was ist los?“, rief Mandarin erschrocken. Auch Fireball wurde durch das Piepsen unruhig und Colt starrte wie gebannt das Foto an. „Hier steht Captain der Weltraumpiraten. Steelstone“, antwortete Saber Rider. „Was?!“ Colt wusste wie gefährlich dieser Mann war. Hatte er selbst damals die Erfahrung gemacht, was es bedeutete ihm gegenüberzustehen. Nicht auszudenken was April geschehen könnte, sollte sie sich in seiner Gefangenschaft befinden. Dieser Mann war unberechenbar. „Was hat April mit den Weltraumpiraten zu tun?“, hakte Fireball besorgt nach. Er wusste, dass die Piraten gefürchtete Banditen waren und dass sie niemand bis jetzt zu fassen bekam. Nicht einmal das Sondereinsatzkommando der Kavallerie. Langsam wurde ihm das Ausmaß der Gefahr bewusst, in der sie schwebte. „Das wissen wir nicht. Ich werde Commander Eagle informieren. Zudem müssen wir auf die Ergebnisse der Blutproben warten“, behielt Saber einen kühlen Kopf und fasste die weitere Vorgehensweise zusammen. Fireball hingegen ballte seine Hände zu Fäusten. „Das dauert mir zu lange“, erwiderte er prompt. „Ich werde sie suchen und finden“, mit diesen Worten drehte sich der Rennfahrer um und ging. Vor der Tür hielt ihn Sabers Stimme zurück. „Du wirst hier bleiben, Fireball! Mehr kannst du im Moment nicht tun.“ Ungestüm drehte sich der Pilot zu seinem Boss: „Ihr darf nichts passieren, aber je länger sie in der Gefangenschaft der Piraten ist, desto eher werden wir sie verlieren!“ Seine Stimme wurde immer lauter bis er die letzten Worte heraus schrie. Saber verschränkte seine Arme vor der Brust. Er wusste, dass sie keine Zeit mehr verlieren durften, aber ohne einen Plan loszustürmen, war aussichtslos. Er schloss seine Augen und suchte für sich eine Lösung. Er verstand, dass Fireball besorgt war, und dass diese Besorgnis sich im Moment in Wut umschlug, merkte er ebenfalls. „Planlos aufzubrechen hilft ihr auch nicht!“ „Besser als nichts tun“, erwiderte der Rennfahrer energisch. Mandarin stand stumm und verwirrt zwischen ihren Kollegen. So einen harten Umgangston hatte sie noch nicht mitbekommen. Nein, nicht einmal annähernd hatte sie geahnt, dass die Teamkameraden so mit einander umgingen. Plötzlich mischte sich Colt ein. Der Cowboy sah entschlossen aus. Seine blauen Augen blitzten auf und starrten das Bild an. „Ich werde gehen. Ich hab ihn schon mal ausfindig gemacht. Ich werde ihn wieder finden.“ „Wann?“ Saber schlug überrascht seine Augen auf. „Vor meiner Zeit als Star Sheriff. Als Kopfgeldjäger hab ich den Auftrag bekommen ihn aufzuspüren. Ich werde April finden. Sobald ich einen Hinweis habe, melde ich mich bei euch.“ „Wo willst du anfangen?“, hakte Mandarin neugierig nach. Von seiner Vergangenheit wusste sie nichts. Im KOK kursierten die wildesten Gerüchte über Colt. Aber ein Gerücht über Kopfgeldjäger hatte sie noch nicht gehört. „Ist nicht so wichtig! Säbelschwinger?“ Aufmerksam beobachtete Fireball seine Kollegen. Ihn wunderte es, dass Colt auf Sabers Zustimmung wartete, aber er tat es. Und der Schwertschwinger nickte ihm zu. Schnell mischte er sich ein: „Ich komm auch mit.“ „Nein!“ Dieses Wort kam ausnahmsweise nicht von Saber Rider, sondern von Colt. Die Überraschung wich rasant der Wut. Blitzschnell stand Fireball bei dem Cowboy und packte ihm am Kragen. „Was soll das?! Ich werde mitkommen! April braucht unsere Hilfe und zwar schnellstens!“ Colt versuchte sich zu befreien, aber der Hitzkopf war stark. Mandarin fühlte sich wie eine Zuschauerin, die nicht in diese Situation gehörte. Dafür fühlte sie die extrem geladene Luft. „Das ist uns auch bewusst“, mischte sich Saber schnell ein und ging zwischen die beiden Hitzköpfe. „Aber du bist zu ungestüm, du würdest euch nur in Gefahr bringen“, erklärte Saber. „Colt geht allein!“ Er löste Fireballs Finger und schob die beiden auseinander. Colt richtete sich seinen Kragen und setzte sich seinen Hut wieder zurecht, der durch die Handgreiflichkeit, seitens Fireball, etwas verrutscht war. „Partner, alleine kann ich besser ermitteln“, tat der Lockenkopf seine Überlegungen kund. „Wir werden jetzt zu Commander Eagle gehen und mit ihm alles weitere besprechen.“ Saber sprach nun letztendlich das Machtwort. „Colt, pass auf dich auf und halte uns auf dem Laufenden!“ „Aye, aye, Sir“, salutierte der Cowboy grinsend und verschwand wenige Sekunden später zur Wohnung raus. Saber drehte sich zum Computer und druckte die beiden Seiten aus. Kurz darauf ging er mit der immer noch irritierten Mandarin und dem noch schmollenden Fireball zum Büro des Kavallerie Chefs. Wenig später standen sie vor Eagles Büro und wartete auf ein Zeichen eintreten zu dürfen. Fireball lehnte mit dem Rücken an der Wand und mit verschränkten Armen vor der Brust. Mandarin stand zwischen den Star Sheriffs und wusste nicht so recht, was sie sagen oder tun sollte. Seit der Auseinandersetzung in Sabers Büro schwiegen sie sich an. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die in Wahrheit nur wenige Sekunden waren, hörten sie Commander Eagles dunkle, tiefe Stimme. Saber Rider öffnete die Türe und trat ein. Die restlichen zwei folgten ihm. Fireball schloss die Türe und alle drei salutierten. Durch das große Panoramafenster, dessen Rollläden allerdings zugezogen waren, drangen nur wenige Sonnenstrahlen ins Büro hinein. Eagle saß hinter seinem Schreibtisch, ihm gegenüber saßen König Jarred und Prinz Roland. Die beiden königlichen Hoheiten standen auf und nickten den Besuchern zu. Aprils Dad hingegen blieb sitzen. Er sah auf und wirkte noch älter, als in den letzten Tagen. „Captain Rider, Captain Yamato, Shinji“, begrüßte er die Star Sheriffs und den Sterncaptain, aber nun blickte er Saber Rider fragend an: „Wo ist Colt?“ „Colt habe ich auf verdeckte Mission geschickt, Sir!“ Dem Highlander war bewusst, dass er die oberste Stelle für diesen Auftrag umgangen hat. Aber mit den neuesten Informationen konnten sie es sich nicht mehr leisten einfach nur tatenlos herumzusitzen. April schwebte in großer Gefahr. Er trat vor und überreichte Eagle seine Informationen. Die blauen Augen des Mannes verdunkelten sich einen kurzen Moment, doch dann fragte er: „Auf welche Mission?“ Er nahm die beiden Zettel und las sie durch. Saber ließ dem Chef der Kavallerie Zeit die Blätter zu lesen. Als er sich sicher war, dass Eagle die Informationen aufgenommen hatte, begann er: „Sir, wir haben den Verdacht, dass April und Deena von Weltraumpiraten entführt wurden. Wir fanden eine Telefonnummer, die auf Charles Steene läuft. Charles Steene ist eher bekannt als Captain Steelstone. Colt hatte als Kopfgeldjäger schon mal mit ihm zu tun gehabt. Er glaubt herauszufinden, wo sie sind, und berichtet uns über ihren Aufenthalt.“ „Steene… Steelstone….“ Über Eagles Gesicht zog sich eine tiefe Sorgenfalte. „Wir werden das Team GalaxyCops auf die Suche schicken. Sobald ihr Informationen erhaltet, gebt sie an das Sondereinsatzkommando weiter!“ Saber nickte aufmerksam. Schon erteilte Eagle ihm weitere Aufträge. „Begebt euch auch auf die Suche“, doch in diesem Moment stockte der Commander. „Ramrod ist noch nicht wieder einsatzfähig.“ „Der Red Fury liegt in seinen Einzelteilen in meiner angemieteten Werkstatt“, fügte Fireball hinzu. „Colt ist mit Broncobuster geflogen“, mischte sich Mandarin ein, woraufhin Saber sagte: „Ich habe noch Steed, aber sonst…“ Alle sahen sich ratlos an. Was sollten sie jetzt machen? Kein Ramrod, keine Rettungsaktion. Plötzlich blinkte die ComLine. Eagle nahm das Gespräch entgegen. Ein älterer Mann im weißen Kittel und einer runden Brille auf der Nase erschien im Display und salutierte. „Sir!“ „Professor Neese“, begrüßte der Commander seinen Gesprächspartner. „Sir, wir haben die gefundenen Blutproben mit den DNAs Ihrer Tochter und Fräulein Deena verglichen. Das Blut stammt nicht von den Frauen.“ Erste Erleichterung machte sich breit. Aber von wem war dann das Blut? „Untersuchen Sie das Blut und vergleichen Sie es mit jedem Verbrecher im neuen Grenzland und schließen sie auch alle registrierten Weltraumpiraten mit ein. Wir haben einen Verdacht, dass diese in Verbindung mit dem Verschwinden meiner Tochter stecken.“ „Aye, Sir“, salutierte der Professor. „Allerdings werden wir die Ergebnisse frühestens Sonntag haben.“ Sonntag? Das dauerte viel zu lange, aber gut, wenn es nicht schneller ging, dann war dem so. Eagle nickte und die Verbindung wurde beendet. „Wenigstens wissen wir, dass sie nicht verletzt sind“, murmelte Mandarin vor sich hin. Fireball hatte sie gehört. Auch er war erleichtert, dass es nicht ihr Blut war, dennoch konnten sie nicht aufbrechen, da sie keinen mobilen Untersatz hatten. „Und was machen wir jetzt? April ist irgendwo im Neuen Grenzland und wir haben keine Möglichkeit sie zu suchen, da Ramrod überholt wird!“ Er raufte sich die Haare, weil er nicht wusste wohin er sie sonst tun sollte. Pure Verzweiflung und Besorgnis spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. „Vielleicht können wir behilflich sein“, zog Prinz Roland die Aufmerksamkeit aller auf sich. Der Prinz blickte seinen Vater an: „Die Monarch Supreme bietet genug Platz, oder Vater?“ König Jarred verschränkte seine Arme vor der Brust und schloss seine Augen. Es stimmte was sein Sohn sagte. Die kommenden Termine könnten abgesagt oder verschoben werden. Sicherlich verstanden seine Geschäftspartner die momentane Situation. Jarred nickte langsam. Charles Eagle stand auf und umrundete den Tisch. Erst sah er sein Team an, ehe er seine Gäste betrachtete. „Ich weiß das sehr zu schätzen, Jarred. Vielen Dank!“ Der König blickte seinen ehemaligen Kampfgefährten an. „Charles, wir haben dir doch bereits jede Hilfe zugesagt“, antwortete Jarred lächelnd. „Gut“, bemerkte Fireball ungeduldig. „Nun haben wir ja schon mal einen großen, fahrbaren Untersatz. Aber was machen wir falls wir einen Außeneinsatz bekommen?“ Saber Rider warf seinem Piloten einen mahnenden Blick zu, jedoch war es Commander Eagle der dem Jungspund zustimmte. „Das ist richtig, Shinji. Ihr braucht schnelle Gleiter, die jederzeit einsatzbereit und für Kämpfe ausgestattet sind.“ Nachdenklich blickte Aprils Dad den König von Jarr an. „Besteht die Möglichkeit drei Sternengleiter in der Monarch Supreme unterzubringen?“ König Jarred blickte skeptisch zurück. Nachdenklich fasste er sich an seinen Vollbart und schwieg. Nach einer Weile nickte er. „Das sollte machbar sein. Ich werde mich sofort darum kümmern.“ „Vielen Dank“, nickte Eagle erleichtert. Schon drehte er sich seinem Team zu. „Sterncaptain Yamato, Sie haben es gehört. Holen Sie mit Captain Rider und Offizier Hikari drei Sternengleiter und bringen Sie diese zu Hangar 321. Es besteht höchste Geheimhaltungspflicht. Sollte jemand Fragen stellen, verweisen Sie ihn an mich. Morgen früh 0600 ist Abflug. Bereiten Sie alles vor.“ Mandarin salutierte und auch Saber und Fireball verabschiedeten sich. Gemeinsam verließen sie das Büro. Kurz nach Ihnen verabschiedeten sich auch Roland und Jarred de Jarr. Eagle blieb alleine zurück. Er umrundete seinen Schreibtisch. Zögernd blickte er seinen Schreibtisch an, auf dem sich bereits die Akten stapelten. Auch wenn ihm die Ablenkung gut tat, so konnte er sich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Er drehte sich seinem Fenster zu, drückte einen Knopf an der Wand und sah dem sich einfahrenden Rollo zu, bis er freien Blick über Yuma City hatte. Es war ein wunderschöner Tag, viel zu schade ihn im Büro zu verbringen. Die Sonne stand am blauen Himmel und erwärmte Yuma mit ihren Strahlen. Nicht eine Wolke hing in dem wunderschönen Blau. Wieder widmete er seine Aufmerksamkeit der Skyline. Langsam füllten seine Augen sich mit Tränen. „April“, murmelte er besorgt, während seine Augen sich von der Stadt lösten und hinauf in den Himmel blickten. Seit geraumer Zeit flog das Piratenschiff durch das All. Auf der Brücke saß Kapitän Steelstone in seinem Stuhl und starrte ins schwarze Universum. Seine Mannschaft saß um ihn herum und wartete auf weitere Befehle. Nachdem sie den Tunnel von dem Outriderschiff abgekapselt und ihn auch eingefahren hatten, bekamen sie den Befehl zu starten. Allerdings wussten sie nicht welches Ziel sie ansteuern sollten. So verharrten sie still auf ihren Plätzen, beobachteten aufmerksam, wie auch irritiert, ihren Captain und wunderten sich über dessen Schweigsamkeit. Steelstone wusste, dass es ein Fehler war Trista mit diesem Outrider mitgehen zu lassen. Er hatte sie lieb gewonnen, auch wenn er sie anfangs wie jedes andere Crewmitglied geschunden hatte. Er erinnerte sich an ihr erstes Treffen, als sei es erst vor wenigen Tagen gewesen. Die Piraten waren auf Dom gelandet um ihre Vorräte aufzufüllen und sich mal wieder unter anderen Menschen zu mischen. Viele seiner Crewmitglieder waren, während ihres Aufenthaltes, in einem Freudenhaus gelandet, um ihren menschlichen Bedürfnissen nach zu kommen. Er selbst, Charles Steene, überwachte die Lieferung und verhandelte über den Preis. In der Zeit während des Krieges, gab es für die Piraten kaum Möglichkeiten Schiffe zu entern. Die Menschen waren durch die Angriffe der Outrider eingeschüchtert und blieben lieber auf ihren Planeten. Andere die mutiger waren, endeten als Weltraumabfall, da die Outrider alles und jeden niederschossen. Für die Piraten waren es schlechte Zeiten, so beschlossen sie auf herkömmliche Art ihre Nahrungen wieder aufzufrischen. Als die Geschäfte abgeschlossen waren, konnte auch der Kapitän endlich in die Stadt gehen. Sein Weg führte in eine abgelegene Schenke. Nachdem er die Kneipe betrat, blickten zwei Männer von einem Tisch nahe der Tür auf. Allerdings widmeten sie sich gleich wieder ihrem Kartenspiel. Außer den beiden Kartenspielern, saß ein schmusendes Pärchen an einem weiteren Tisch. Sonst war niemand weiteres hier. Er strebte die Bar an, setzte sich auf einen Hocker an der Theke und bestellte sich Whiskey. Langsam ließ er seinen Blick durch den kleinen, dämmrigen Raum schweifen, den nur wenige Lampen erhellten und die Dunstwolke zeigte, die in dieser Kneipe hing. Hier war er schon oft gewesen um Geschäfte abzuschließen, Warenhandel zu betreiben oder auch einfach nur mit einsamen, jungen Frauen zu reden. Allerdings schien er an diesem Abend kein Glück zu haben, denn Geschäfte waren im Moment nicht in Aussicht, Warenhandel ebenso nicht und eine Frau saß auch nicht hier. Seine Augen musterten noch kurz den Wirt, dessen Haare im Nacken zu einem Zopf gebunden waren, das Hemd und die Hose hinter einer Schürze verborgen war und der emsig ein Glas trocknete. Misstrauisch beobachtete der Wirt seinen Gast ebenso. Steelstone widmete sich seinem Whiskey, schwenkte ihn ein wenig, setzte das Glas an und kippte den Inhalt in einem Zug runter. Nachdem er das leere Glas wieder auf den Tresen gestellt hatte, sagte er: „Noch einen!“ Der Wirt stellte sein geputztes Glas auf die Schenke ab, zog eine Whiskeyflasche hervor und goss ein. Wenige Sekunden später lag das Geld auf der Theke und das Glas stand erneut daneben. „Noch einen!“ Gerade als der Wirt nachschenkte, öffnete sich die Türe und eine verhüllte Gestalt betrat die Kneipe. Wieder blickten die Kartenspieler auf, wandten sich aber ebenso schnell wieder ihrem Spiel zu. Die Gestalt steuerte die Theke an, zog sich einen Barhocker an der Ecke der Theke heran und setzte sich. Eine Stimme, die recht dunkel klang, bestellte: „Whiskey!“ Der Wirt holte ein Glas hervor, schenkte das bestellte bräunliche Gesöff auf den Tresen und verlangte das Geld. Steelstone, der sein Glas in der Hand hielt, schwenkte es die ganze Zeit über, während er die dunkle Gestalt aus den Augenwinkeln beobachtete. Die Gestalt zahlte, schnappte sich das Glas und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter. Prompt schüttelte es den Körper, kaum merklich für Außenstehende, aber Steelstone bemerkte es sofort. Auch hörte er, wenn jemand die Stimme verstellte. Er kippte sich sein Getränk auch hinunter und stellte das Glas ab. Langsam stand er auf und ging auf die Gestalt zu. Direkt neben ihr setzte er sich hin und spielte mit einem Aschenbecher. Die Gestalt fühlte sich unwohl, das spürte er. Aus diesem Grund bemerkte er grinsend, aber leise genug um lästige und ungewollte Zuhörer zu vermeiden: „Ein ganz schön harter Drink für so ein Bürschchen wie dich!“ Unsicher was der Vermummte darauf sagen sollte, schwieg er. „Überhaupt ist das hier eine üble Gegend. Was führt dich hierher, so mutterseelenallein?“ Wieder schwieg der Verhüllte. Dafür deutete er dem Wirt ihm das Glas einzuschenken. Das Geld zog er aus der Tasche und warf es ihm auf die Theke. Wieder stand ein Glas bräunlichen Gesöffs vor ihm. „Musst ja einen Scheißtag gehabt haben, hm?“, hakte Steelstone nach, während er die vermummte Gestalt weiterhin aus den Augenwinkeln beobachtete. Eine kleine Hand nahm das Glas und entschlossen trank der Fremde den Drink in einem Zug leer. Wieder schüttelte es die Gestalt und diesmal nahm der Captain es ganz genau wahr. „Was wollen Sie von mir?!“, raunte der Fremde mit zitternder Stimme, ohne darauf zu achten, dass er sie verstellen sollte. Steelstone überkam ein fieses Grinsen. Sah er sich doch in seinem Verdacht endgültig bestätigt. „Ich frage mich, was eine Frau in Dom und dazu noch in einer der schäbigsten Kneipe überhaupt sucht.“ Immer noch nicht mit der Wahrheit herausrückend, entgegnete der Fremde: „Was geht Sie das an?!“ „Oh, eine Menge. Ich hab dich hier noch nie gesehen und glaube mir, ich kenne hier so ziemlich jedes Gesindel, das sich hier so herumtreibt.“ „Gesindel“, höhnte der Fremde. „Für so was halten Sie mich also, ja?!“ „Für was denn sonst?! Du kommst doch nicht wegen Liebeskummer in so eine üble Gegend, oder?!“ Steelstone ahnte bereits, dass er mit seiner Vermutung nicht ganz so falsch lag. Mit einem Mal sackte der Fremde neben ihm zusammen. Nach einer Weile hob der Vermummte seinen Kopf und Steelstone entdeckte ein junges Mädchengesicht unter der großen Kapuze. „Er hat mich ausgenutzt. Er hat mich dazu benutzt an ein anderes Mädchen heran zu kommen, der er, wie er sagt, komplett verfallen ist. Mir hat er seine Liebe nur vorgeheuchelt. Ich wollte nur noch weg. Nach Hause kann ich nicht mehr...“ In ihren blauen Augen schimmerten Tränen. Tränen der Wut und Enttäuschung. Aber sie bekämpfte sie tapfer. Sie würde nicht weinen. Steelstone bekam Mitleid mit dem Mädchen. „Und du kannst nirgendwo hin?“ „Nein“, hauchte sie mit letzter Kraft, während sie die Tränen hinunterschluckte. „Ich kann dir ein Angebot machen“, bemerkte der Kapitän leise, woraufhin sie ihn erschrocken, wie auch entsetzt anstarrte. „Auf keinen Fall. Nein! Sie sind mir viel zu alt“, widersprach sie sofort, aber Charles Steene begann plötzlich zu lachen. „An dieses Angebot dachte ich nicht“, antwortete er amüsiert. „Nein, ich wollte dich in meiner Crew aufnehmen. Allerdings musst du hart arbeiten und starke Nerven beweisen. Wir sind eine Männercrew und haben noch nie zuvor ein Mädchen aufgenommen, aber wenn du dich zu wehren weißt, bist du bei uns richtig. Du kannst mit uns durch die Galaxie reisen, Abenteuer erleben und dein altes Leben hinter dir lassen“, erklärte er ihr. „Na, was meinst du?“ Sie betrachtete ihn mit großen Augen, konnte kaum glauben was er zu ihr sagte. „Wirklich?“ „Ja“, bestätigte er ihr und sie stimmte nickend zu. „Sehr schön, verrätst du mir nun deinen Namen?“ Die junge Frau senkte ihre Augen, haderte mich sich, ob sie ihm wirklich vertrauen konnte, entschied sich aber dann doch dafür. Alles würde besser sein, als alleine durchs Grenzland zu streunen. Sie blickte wieder auf und sah direkt in seine nachtschwarzen Augen. „Trista. Mein Name ist Trista.“ „Freut mich, Trista“, begrüßte er sie lächelnd. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich in seinen Mundwinkel ab. So war es damals. Er hatte sie lieb gewonnen und fühlte sich wie ihr Vater. Bo wagte ihn anzusprechen. „Captain, welches Ziel steuern wir als nächstes an?“ Steelstone schloss seine Augen. „Dom“, antwortete der Kapitän, jedoch verbesserte er sich sogleich: „Nein! Lysian; Steuert Lysian an. Uns erwartet dort ein Auftrag.“ So flog die Black Treasure eine Schleife und düste ins tiefschwarze All. Colt war noch schnell in seine Dienstwohnung geeilt, packte die notwendigsten Sachen zusammen und ging zu seinem Broncobuster. Wenige Minuten später bekam er Starterlaubnis. Er musste sich konzentrieren. Er durfte sich keinen Fehler erlauben. Lange war es her, seit er als Kopfgeldjäger in der Galaxie auf Verbrecherjagd war. Dennoch verlernte man seine Instinkte nicht. Auch wenn er ein leicht flaues Gefühl im Magen spürte, würde er nicht aufgeben. Er würde diese Piraten ausfindig machen und die Mädchen retten. Der Cowboy überlegte, wo er seine Suche beginnen sollte. Eigentlich gab es nur einen Planeten. Kurz nachdem Colt Yuma verließ, steuerte er den abgelegenen, aber für jegliches Gesindel beliebten Planeten Dom an. Er würde dort nach einer Spur suchen. Hoffentlich verlor er nicht allzu viel Zeit auf seiner Suche nach den Piraten. Donnerstag - zensiert! ---------------------- Langsam schlug er die Augen auf. Er spürte starke Rückenschmerzen und sein Nacken war ganz steif. Vorsichtig und unter Schmerzen richtete er sich auf und streckte sich. Verwirrt sah er sich um. Ein Schmunzeln trat auf Sabers Lippen. War er doch tatsächlich auf seinem Stuhl vor dem Computer eingeschlafen. Müde wischte er sich über seine Augen. Sein nächster Blick galt der großen Wanduhr. Kurz vor vier… Vier Stunden Schlaf war nicht viel. Bei weitem nichts. Die Sorgen um April wuchsen mit jedem verlorenen Tag mehr. Zudem sorgte er sich um seine Sincia. Lange hatte er sich nicht bei ihr gemeldet. Auch wenn er den großen Drang verspürte ihre Stimme hören zu wollen, wusste er, dass er sie eh nicht erreichen würde. Sie war in der Schule und unterrichtete die Kinder. Er würde sie erst in drei Stunden erreichen. Colt und Fireball schliefen bestimmt auch noch. Er war sich sicher, dass sie vor Sonnenaufgang nicht aufstanden. Saber erhob sich träge um ins Bett zu verschwinden, als sein Blick auf den Bildschirm fiel. Ein Mann blickte ihm direkt entgegen. Saber kniff seine Augen zusammen. Charles Steene… Dieser Name war ihm nicht unbekannt, aber ihm wollte nicht einfallen, woher er ihn kannte. Konzentriert setzte sich Saber wieder auf den Stuhl, die Müdigkeit war wie verflogen. Schnell flitzten seine Finger über die Tasten. Immer wieder arbeitete der Computer, bis sich letztendlich ein Fenster öffnete. Der kleine Cursor blinkte in dem Fenster und nach und nach schalteten sich Dateien auf. Saber hatte eine Verbindung zur intergalaktischen Datenbank hergestellt und beobachtete den schnellen Seitenwechsel und die Unmengen an Daten. Konzentriert verschränkte er seine Arme vor der Brust und wartete auf Ergebnisse. Die Sonne stieg langsam auf und weckte Yuma mit seinen Bewohnern. Endlich brach der neue Tag an. Die Sonnenstrahlen kitzelten Fireball an der Nase, woraufhin er verschlafen die Augen öffnete. Mit einem sanften Lächeln und den Gedanken an seinen Traum, drehte er sich zur anderen Seite und legte seinen Arm auf die andere Betthälfte. April würde bestimmt noch tief und fest schlafen. Eigentlich sollte er dort einen warmen Körper fühlen, aber er fühlte nichts. Sein Arm lag schlaff auf dem weißen Laken. Das Lächeln auf seinen Lippen verschwand, mit einem Schlag fühlte er sich hellwach und seine braunen Augen blickten traurig auf seine Hand. „Alles nur ein Traum“, murmelte er enttäuscht. Als er an seinen Traum zurückdachte, stieg ihm die Röte auf die Wangen. Ja, er hatte von April geträumt. Sie war bei ihm gewesen, eines führte zum anderen und er gestand ihr seine Liebe. Es hatte sich so echt angefühlt. Enttäuscht setzte sich Fireball auf und blickte durch das Fenster hinaus. Die Morgenröte konnte er vom Bett aus betrachten. Seine Augen verloren sich in der Ferne. Wenn er doch nur wüsste, wo sich April befand… Wenn sie ihre Kollegin doch nur schon gefunden hätten… „April“, murmelte Fireball gedankenverloren. Langsam richtete er sich auf und verschwand im Badezimmer. Er drehte die Dusche auf und stellte sich darunter. Wieder kam ihm die Erinnerung an seinen Traum. Er spürte die aufkommende Hitze in seinem Körper, während das heiße Wasser über seinen Körper floss. Er musste diese Gedanken verdrängen. Er durfte in ihr nicht die Frau sehen, die er begehrte, sondern musste sie als Kollegin und gute Freundin sehen. Schnell drehte er den Hahn auf Kaltwasser und spürte wenige Sekunden später die kühle Erfrischung. Das eisige Wasser kühlte die innere Hitze ab und ließ ihn erschaudern. Eine Gänsehaut überzog seinen nackten Körper bis er die Dusche abstellte. Schnell atmend und die Kälte ignorierend stand er in der Duschkabine und sortierte seine Gedanken. Er stieg heraus und wickelte sich ein Handtuch um die Hüfte. Gerade als er das Bad verließ, klopfte es an seiner Wohnungstür. Rasch, aber auch verwundert, öffnete er die Tür und stand Mandarin gegenüber. Die Rothaarige starrte überrascht auf das Erscheinungsbild und musterte den nackten Oberkörper. Wieder begann das Herz in ihrer Brust zu rasen. Warum konnte man dieses Gefühl nicht einfach abstellen?! „Mandy“, begrüßte er sie lächelnd. Auch sie hob ihr Gesicht und suchte Fireballs Blick. „Guten Morgen, Fire“, lächelte sie zaghaft, während sie versuchte die innere Hitze niederzuzwingen. „Ich wollte zu Saber und dachte mir, ich hol dich noch vorher ab“, erklärte sie nun ihr Erscheinen. Der Japaner nickte und trat zur Seite. „Ich zieh mich an, dann können wir los. Komm nur rein und setz dich.“ Schüchtern trat sie an ihm vorbei und nahm wenige Sekunden später auf der Couch platz. Fireball hingegen schloss die Türe und verschwand im Schlafzimmer. Nach ein paar Minuten kam er wieder heraus und lächelte den Sterncaptain an. „Von mir aus können wir los.“ Beide verließen seine Dienstwohnung und gingen zu Saber. Vor Sabers Tür trafen sie auf Colt. Colt hatte seine Hände in den Taschen seiner Jeans versteckt, während er voller Hingabe gähnte. Sein Hut hing ihm leicht ins Gesicht und warf einen Schatten über die Augen des Cowboys. „Guten Morgen, Cowboy“, begrüßte Mandarin den Star Sheriff. Erneut begann Colt herzhaft zu gähnen. „Howdy“, entgegnete der Lockenkopf. „Na, wo hast du dich die letzte Nacht herumgetrieben?“, neckte Fireball seinen Partner. Ihm gefiel der Anblick eines müden Colts. Zudem tat der Cowboy genau das, was sich der Rennfahrer verkniff. Er fühlte sich genauso schlapp, weil ihn dieser Traum recht unruhig schlafen ließ. Wieder stieg die Hitze in seinem Körper auf. Zum Glück lenkte ihn Colts Antwort von seinen wirren Gedanken ab. „Nirgends war ich. Hab mit Robin telefoniert.“ „Dann bist du wohl nicht so schnell zum Schlafen gekommen“, provozierte Fireball den Braunhaarigen. „So ist das nun mal, Turbofreak. Wenn du mal eine Frau liebst, dann wirst du das verstehen“, erwiderte Colt. Nun betrachtete der Cowboy den Jüngeren genauer. „Aber so richtig wach wirkst du auch nicht. Hast wohl auch nicht viel geschlafen, wie?“ Fireball wurde mit einem Schlag rot wie eine Tomate. Ausgerechnet jetzt schossen ihm die Gedanken an eine nackte April, die sich auf der Couch räkelte und ihn lasziv ansah, durch den Kopf und erhitzten seinen Körper. „Doch“, wich der Pilot aus, aber Colt entging nicht die kleinste Regung. Misstrauisch betrachtete er Mandarin und seinen Teamkollegen. Wieder mal waren die beiden zusammen und das schon so früh morgens. Irgendwas stimmte doch da nicht. Bevor er aber etwas sagen konnte, öffnete Saber die Türe und ließ seine Freunde herein. „Guten Morgen, kommt rein!“ Nacheinander betraten sie Sabers Wohnzimmer, welches im Grunde genauso aussah wie jedes andere der Kavallerie. Nur hatte der Highlander sich einen Arbeitsplatz eingerichtet auf dem zwei Bildschirme standen. Der linke Bildschirm zeigte immer wieder kurz Daten an, ansonsten blinkte ein weißer Cursor auf schwarzem Hintergrund. Auf dem rechten Bildschirm blickte ihnen ein Mann mit schwarzem Vollbart entgegen. Er hatte schwarzes, krauses Haar und sein Gesicht war markant. Über seiner rechten Augenbraue befand sich eine sieben Zentimeter lange Narbe und die Augen waren nachtschwarz. „Unheimlicher Typ“, stellte Mandarin leise fest, während sie sich über ihre Arme strich. „Charles Steene“, las Fireball währenddessen laut vor und blickte seinen Boss fragend an. „Wer ist das?“ „Das ist der Besitzer von der Telefonnummer, die wir gefunden haben“, erklärte Saber. Sein Blick traf den linken Bildschirm. Der Suchlauf suchte nach einer Verbindung zwischen Verbrechern und diesem Mann. Aber bis jetzt hatte er noch keine Ergebnisse gefunden. „Aber anscheinend findet der intergalaktische Suchlauf keine eingetragenen Verbrechen.“ Konnte es sein, dass dieser Mann zum ersten Mal gegen das Gesetz arbeitete? Aber warum dann April? Kannte sie ihn? Wenn ja, woher? Immer mehr Fragen taten sich auf und bis jetzt hatten sie auf keine einzige eine Antwort. Während Mandarin und Fireball rieten, wer dieser Mann sein könnte, blieb Colt wie erstarrt stehen. Er kannte diesen Mann. Charles Steene… Der Name sagte ihm nichts, aber das Gesicht kannte Colt. Er war früher schon mal hinter ihm her gewesen. Ein Auftraggeber wollte wissen, wo sich der Kerl aufhielt. Colt war ihm auf die Spur gekommen, aber dieser Typ war gerissen. Sie hatten sich ein Wettschießen geliefert, bei dem Colt damals einen Streifschuss im linken Oberarm abbekommen hatte. Der Typ war geflohen und hatte seine Spuren wie ein Profi verwischt. Instinktiv fasste sich Colt an die zurückgebliebene Narbe. Er fixierte das Bild. Plötzlich begann der Computer zu piepsen. Ein Bild tat sich auf und das Gesicht des Mannes erschien auf dem linken Bildschirm. Saber tippte ein paar Tasten und vergrößerte das Foto. Neben dem Bild erschien ein Text, den sich der Highlander durchlas. „Saber, was ist los?“, rief Mandarin erschrocken. Auch Fireball wurde durch das Piepsen unruhig und Colt starrte wie gebannt das Foto an. „Hier steht Captain der Weltraumpiraten. Steelstone“, antwortete Saber Rider. „Was?!“ Colt wusste wie gefährlich dieser Mann war. Hatte er selbst damals die Erfahrung gemacht, was es bedeutete ihm gegenüberzustehen. Nicht auszudenken was April geschehen könnte, sollte sie sich in seiner Gefangenschaft befinden. Dieser Mann war unberechenbar. „Was hat April mit den Weltraumpiraten zu tun?“, hakte Fireball besorgt nach. Er wusste, dass die Piraten gefürchtete Banditen waren und dass sie niemand bis jetzt zu fassen bekam. Nicht einmal das Sondereinsatzkommando der Kavallerie. Langsam wurde ihm das Ausmaß der Gefahr bewusst, in der sie schwebte. „Das wissen wir nicht. Ich werde Commander Eagle informieren. Zudem müssen wir auf die Ergebnisse der Blutproben warten“, behielt Saber einen kühlen Kopf und fasste die weitere Vorgehensweise zusammen. Fireball hingegen ballte seine Hände zu Fäusten. „Das dauert mir zu lange“, erwiderte er prompt. „Ich werde sie suchen und finden“, mit diesen Worten drehte sich der Rennfahrer um und ging. Vor der Tür hielt ihn Sabers Stimme zurück. „Du wirst hier bleiben, Fireball! Mehr kannst du im Moment nicht tun.“ Ungestüm drehte sich der Pilot zu seinem Boss: „Ihr darf nichts passieren, aber je länger sie in der Gefangenschaft der Piraten ist, desto eher werden wir sie verlieren!“ Seine Stimme wurde immer lauter bis er die letzten Worte heraus schrie. Saber verschränkte seine Arme vor der Brust. Er wusste, dass sie keine Zeit mehr verlieren durften, aber ohne einen Plan loszustürmen, war aussichtslos. Er schloss seine Augen und suchte für sich eine Lösung. Er verstand, dass Fireball besorgt war, und dass diese Besorgnis sich im Moment in Wut umschlug, merkte er ebenfalls. „Planlos aufzubrechen hilft ihr auch nicht!“ „Besser als nichts tun“, erwiderte der Rennfahrer energisch. Mandarin stand stumm und verwirrt zwischen ihren Kollegen. So einen harten Umgangston hatte sie noch nicht mitbekommen. Nein, nicht einmal annähernd hatte sie geahnt, dass die Teamkameraden so mit einander umgingen. Plötzlich mischte sich Colt ein. Der Cowboy sah entschlossen aus. Seine blauen Augen blitzten auf und starrten das Bild an. „Ich werde gehen. Ich hab ihn schon mal ausfindig gemacht. Ich werde ihn wieder finden.“ „Wann?“ Saber schlug überrascht seine Augen auf. „Vor meiner Zeit als Star Sheriff. Als Kopfgeldjäger hab ich den Auftrag bekommen ihn aufzuspüren. Ich werde April finden. Sobald ich einen Hinweis habe, melde ich mich bei euch.“ „Wo willst du anfangen?“, hakte Mandarin neugierig nach. Von seiner Vergangenheit wusste sie nichts. Im KOK kursierten die wildesten Gerüchte über Colt. Aber ein Gerücht über Kopfgeldjäger hatte sie noch nicht gehört. „Ist nicht so wichtig! Säbelschwinger?“ Aufmerksam beobachtete Fireball seine Kollegen. Ihn wunderte es, dass Colt auf Sabers Zustimmung wartete, aber er tat es. Und der Schwertschwinger nickte ihm zu. Schnell mischte er sich ein: „Ich komm auch mit.“ „Nein!“ Dieses Wort kam ausnahmsweise nicht von Saber Rider, sondern von Colt. Die Überraschung wich rasant der Wut. Blitzschnell stand Fireball bei dem Cowboy und packte ihm am Kragen. „Was soll das?! Ich werde mitkommen! April braucht unsere Hilfe und zwar schnellstens!“ Colt versuchte sich zu befreien, aber der Hitzkopf war stark. Mandarin fühlte sich wie eine Zuschauerin, die nicht in diese Situation gehörte. Dafür fühlte sie die extrem geladene Luft. „Das ist uns auch bewusst“, mischte sich Saber schnell ein und ging zwischen die beiden Hitzköpfe. „Aber du bist zu ungestüm, du würdest euch nur in Gefahr bringen“, erklärte Saber. „Colt geht allein!“ Er löste Fireballs Finger und schob die beiden auseinander. Colt richtete sich seinen Kragen und setzte sich seinen Hut wieder zurecht, der durch die Handgreiflichkeit, seitens Fireball, etwas verrutscht war. „Partner, alleine kann ich besser ermitteln“, tat der Lockenkopf seine Überlegungen kund. „Wir werden jetzt zu Commander Eagle gehen und mit ihm alles weitere besprechen.“ Saber sprach nun letztendlich das Machtwort. „Colt, pass auf dich auf und halte uns auf dem Laufenden!“ „Aye, aye, Sir“, salutierte der Cowboy grinsend und verschwand wenige Sekunden später zur Wohnung raus. Saber drehte sich zum Computer und druckte die beiden Seiten aus. Kurz darauf ging er mit der immer noch irritierten Mandarin und dem noch schmollenden Fireball zum Büro des Kavallerie Chefs. Wenig später standen sie vor Eagles Büro und wartete auf ein Zeichen eintreten zu dürfen. Fireball lehnte mit dem Rücken an der Wand und mit verschränkten Armen vor der Brust. Mandarin stand zwischen den Star Sheriffs und wusste nicht so recht, was sie sagen oder tun sollte. Seit der Auseinandersetzung in Sabers Büro schwiegen sie sich an. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die in Wahrheit nur wenige Sekunden waren, hörten sie Commander Eagles dunkle, tiefe Stimme. Saber Rider öffnete die Türe und trat ein. Die restlichen zwei folgten ihm. Fireball schloss die Türe und alle drei salutierten. Durch das große Panoramafenster, dessen Rollläden allerdings zugezogen waren, drangen nur wenige Sonnenstrahlen ins Büro hinein. Eagle saß hinter seinem Schreibtisch, ihm gegenüber saßen König Jarred und Prinz Roland. Die beiden königlichen Hoheiten standen auf und nickten den Besuchern zu. Aprils Dad hingegen blieb sitzen. Er sah auf und wirkte noch älter, als in den letzten Tagen. „Captain Rider, Captain Yamato, Shinji“, begrüßte er die Star Sheriffs und den Sterncaptain, aber nun blickte er Saber Rider fragend an: „Wo ist Colt?“ „Colt habe ich auf verdeckte Mission geschickt, Sir!“ Dem Highlander war bewusst, dass er die oberste Stelle für diesen Auftrag umgangen hat. Aber mit den neuesten Informationen konnten sie es sich nicht mehr leisten einfach nur tatenlos herumzusitzen. April schwebte in großer Gefahr. Er trat vor und überreichte Eagle seine Informationen. Die blauen Augen des Mannes verdunkelten sich einen kurzen Moment, doch dann fragte er: „Auf welche Mission?“ Er nahm die beiden Zettel und las sie durch. Saber ließ dem Chef der Kavallerie Zeit die Blätter zu lesen. Als er sich sicher war, dass Eagle die Informationen aufgenommen hatte, begann er: „Sir, wir haben den Verdacht, dass April und Deena von Weltraumpiraten entführt wurden. Wir fanden eine Telefonnummer, die auf Charles Steene läuft. Charles Steene ist eher bekannt als Captain Steelstone. Colt hatte als Kopfgeldjäger schon mal mit ihm zu tun gehabt. Er glaubt herauszufinden, wo sie sind, und berichtet uns über ihren Aufenthalt.“ „Steene… Steelstone….“ Über Eagles Gesicht zog sich eine tiefe Sorgenfalte. „Wir werden das Team GalaxyCops auf die Suche schicken. Sobald ihr Informationen erhaltet, gebt sie an das Sondereinsatzkommando weiter!“ Saber nickte aufmerksam. Schon erteilte Eagle ihm weitere Aufträge. „Begebt euch auch auf die Suche“, doch in diesem Moment stockte der Commander. „Ramrod ist noch nicht wieder einsatzfähig.“ „Der Red Fury liegt in seinen Einzelteilen in meiner angemieteten Werkstatt“, fügte Fireball hinzu. „Colt ist mit Broncobuster geflogen“, mischte sich Mandarin ein, woraufhin Saber sagte: „Ich habe noch Steed, aber sonst…“ Alle sahen sich ratlos an. Was sollten sie jetzt machen? Kein Ramrod, keine Rettungsaktion. Plötzlich blinkte die ComLine. Eagle nahm das Gespräch entgegen. Ein älterer Mann im weißen Kittel und einer runden Brille auf der Nase erschien im Display und salutierte. „Sir!“ „Professor Neese“, begrüßte der Commander seinen Gesprächspartner. „Sir, wir haben die gefundenen Blutproben mit den DNAs Ihrer Tochter und Fräulein Deena verglichen. Das Blut stammt nicht von den Frauen.“ Erste Erleichterung machte sich breit. Aber von wem war dann das Blut? „Untersuchen Sie das Blut und vergleichen Sie es mit jedem Verbrecher im neuen Grenzland und schließen sie auch alle registrierten Weltraumpiraten mit ein. Wir haben einen Verdacht, dass diese in Verbindung mit dem Verschwinden meiner Tochter stecken.“ „Aye, Sir“, salutierte der Professor. „Allerdings werden wir die Ergebnisse frühestens Sonntag haben.“ Sonntag? Das dauerte viel zu lange, aber gut, wenn es nicht schneller ging, dann war dem so. Eagle nickte und die Verbindung wurde beendet. „Wenigstens wissen wir, dass sie nicht verletzt sind“, murmelte Mandarin vor sich hin. Fireball hatte sie gehört. Auch er war erleichtert, dass es nicht ihr Blut war, dennoch konnten sie nicht aufbrechen, da sie keinen mobilen Untersatz hatten. „Und was machen wir jetzt? April ist irgendwo im Neuen Grenzland und wir haben keine Möglichkeit sie zu suchen, da Ramrod überholt wird!“ Er raufte sich die Haare, weil er nicht wusste wohin er sie sonst tun sollte. Pure Verzweiflung und Besorgnis spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. „Vielleicht können wir behilflich sein“, zog Prinz Roland die Aufmerksamkeit aller auf sich. Der Prinz blickte seinen Vater an: „Die Monarch Supreme bietet genug Platz, oder Vater?“ König Jarred verschränkte seine Arme vor der Brust und schloss seine Augen. Es stimmte was sein Sohn sagte. Die kommenden Termine könnten abgesagt oder verschoben werden. Sicherlich verstanden seine Geschäftspartner die momentane Situation. Jarred nickte langsam. Charles Eagle stand auf und umrundete den Tisch. Erst sah er sein Team an, ehe er seine Gäste betrachtete. „Ich weiß das sehr zu schätzen, Jarred. Vielen Dank!“ Der König blickte seinen ehemaligen Kampfgefährten an. „Charles, wir haben dir doch bereits jede Hilfe zugesagt“, antwortete Jarred lächelnd. „Gut“, bemerkte Fireball ungeduldig. „Nun haben wir ja schon mal einen großen, fahrbaren Untersatz. Aber was machen wir falls wir einen Außeneinsatz bekommen?“ Saber Rider warf seinem Piloten einen mahnenden Blick zu, jedoch war es Commander Eagle der dem Jungspund zustimmte. „Das ist richtig, Shinji. Ihr braucht schnelle Gleiter, die jederzeit einsatzbereit und für Kämpfe ausgestattet sind.“ Nachdenklich blickte Aprils Dad den König von Jarr an. „Besteht die Möglichkeit drei Sternengleiter in der Monarch Supreme unterzubringen?“ König Jarred blickte skeptisch zurück. Nachdenklich fasste er sich an seinen Vollbart und schwieg. Nach einer Weile nickte er. „Das sollte machbar sein. Ich werde mich sofort darum kümmern.“ „Vielen Dank“, nickte Eagle erleichtert. Schon drehte er sich seinem Team zu. „Sterncaptain Yamato, Sie haben es gehört. Holen Sie mit Captain Rider und Offizier Hikari drei Sternengleiter und bringen Sie diese zu Hangar 321. Es besteht höchste Geheimhaltungspflicht. Sollte jemand Fragen stellen, verweisen Sie ihn an mich. Morgen früh 0600 ist Abflug. Bereiten Sie alles vor.“ Mandarin salutierte und auch Saber und Fireball verabschiedeten sich. Gemeinsam verließen sie das Büro. Kurz nach Ihnen verabschiedeten sich auch Roland und Jarred de Jarr. Eagle blieb alleine zurück. Er umrundete seinen Schreibtisch. Zögernd blickte er seinen Schreibtisch an, auf dem sich bereits die Akten stapelten. Auch wenn ihm die Ablenkung gut tat, so konnte er sich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Er drehte sich seinem Fenster zu, drückte einen Knopf an der Wand und sah dem sich einfahrenden Rollo zu, bis er freien Blick über Yuma City hatte. Es war ein wunderschöner Tag, viel zu schade ihn im Büro zu verbringen. Die Sonne stand am blauen Himmel und erwärmte Yuma mit ihren Strahlen. Nicht eine Wolke hing in dem wunderschönen Blau. Wieder widmete er seine Aufmerksamkeit der Skyline. Langsam füllten seine Augen sich mit Tränen. „April“, murmelte er besorgt, während seine Augen sich von der Stadt lösten und hinauf in den Himmel blickten. Seit geraumer Zeit flog das Piratenschiff durch das All. Auf der Brücke saß Kapitän Steelstone in seinem Stuhl und starrte ins schwarze Universum. Seine Mannschaft saß um ihn herum und wartete auf weitere Befehle. Nachdem sie den Tunnel von dem Outriderschiff abgekapselt und ihn auch eingefahren hatten, bekamen sie den Befehl zu starten. Allerdings wussten sie nicht welches Ziel sie ansteuern sollten. So verharrten sie still auf ihren Plätzen, beobachteten aufmerksam, wie auch irritiert, ihren Captain und wunderten sich über dessen Schweigsamkeit. Steelstone wusste, dass es ein Fehler war Trista mit diesem Outrider mitgehen zu lassen. Er hatte sie lieb gewonnen, auch wenn er sie anfangs wie jedes andere Crewmitglied geschunden hatte. Er erinnerte sich an ihr erstes Treffen, als sei es erst vor wenigen Tagen gewesen. Die Piraten waren auf Dom gelandet um ihre Vorräte aufzufüllen und sich mal wieder unter anderen Menschen zu mischen. Viele seiner Crewmitglieder waren, während ihres Aufenthaltes, in einem Freudenhaus gelandet, um ihren menschlichen Bedürfnissen nach zu kommen. Er selbst, Charles Steene, überwachte die Lieferung und verhandelte über den Preis. In der Zeit während des Krieges, gab es für die Piraten kaum Möglichkeiten Schiffe zu entern. Die Menschen waren durch die Angriffe der Outrider eingeschüchtert und blieben lieber auf ihren Planeten. Andere die mutiger waren, endeten als Weltraumabfall, da die Outrider alles und jeden niederschossen. Für die Piraten waren es schlechte Zeiten, so beschlossen sie auf herkömmliche Art ihre Nahrungen wieder aufzufrischen. Als die Geschäfte abgeschlossen waren, konnte auch der Kapitän endlich in die Stadt gehen. Sein Weg führte in eine abgelegene Schenke. Nachdem er die Kneipe betrat, blickten zwei Männer von einem Tisch nahe der Tür auf. Allerdings widmeten sie sich gleich wieder ihrem Kartenspiel. Außer den beiden Kartenspielern, saß ein schmusendes Pärchen an einem weiteren Tisch. Sonst war niemand weiteres hier. Er strebte die Bar an, setzte sich auf einen Hocker an der Theke und bestellte sich Whiskey. Langsam ließ er seinen Blick durch den kleinen, dämmrigen Raum schweifen, den nur wenige Lampen erhellten und die Dunstwolke zeigte, die in dieser Kneipe hing. Hier war er schon oft gewesen um Geschäfte abzuschließen, Warenhandel zu betreiben oder auch einfach nur mit einsamen, jungen Frauen zu reden. Allerdings schien er an diesem Abend kein Glück zu haben, denn Geschäfte waren im Moment nicht in Aussicht, Warenhandel ebenso nicht und eine Frau saß auch nicht hier. Seine Augen musterten noch kurz den Wirt, dessen Haare im Nacken zu einem Zopf gebunden waren, das Hemd und die Hose hinter einer Schürze verborgen war und der emsig ein Glas trocknete. Misstrauisch beobachtete der Wirt seinen Gast ebenso. Steelstone widmete sich seinem Whiskey, schwenkte ihn ein wenig, setzte das Glas an und kippte den Inhalt in einem Zug runter. Nachdem er das leere Glas wieder auf den Tresen gestellt hatte, sagte er: „Noch einen!“ Der Wirt stellte sein geputztes Glas auf die Schenke ab, zog eine Whiskeyflasche hervor und goss ein. Wenige Sekunden später lag das Geld auf der Theke und das Glas stand erneut daneben. „Noch einen!“ Gerade als der Wirt nachschenkte, öffnete sich die Türe und eine verhüllte Gestalt betrat die Kneipe. Wieder blickten die Kartenspieler auf, wandten sich aber ebenso schnell wieder ihrem Spiel zu. Die Gestalt steuerte die Theke an, zog sich einen Barhocker an der Ecke der Theke heran und setzte sich. Eine Stimme, die recht dunkel klang, bestellte: „Whiskey!“ Der Wirt holte ein Glas hervor, schenkte das bestellte bräunliche Gesöff auf den Tresen und verlangte das Geld. Steelstone, der sein Glas in der Hand hielt, schwenkte es die ganze Zeit über, während er die dunkle Gestalt aus den Augenwinkeln beobachtete. Die Gestalt zahlte, schnappte sich das Glas und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter. Prompt schüttelte es den Körper, kaum merklich für Außenstehende, aber Steelstone bemerkte es sofort. Auch hörte er, wenn jemand die Stimme verstellte. Er kippte sich sein Getränk auch hinunter und stellte das Glas ab. Langsam stand er auf und ging auf die Gestalt zu. Direkt neben ihr setzte er sich hin und spielte mit einem Aschenbecher. Die Gestalt fühlte sich unwohl, das spürte er. Aus diesem Grund bemerkte er grinsend, aber leise genug um lästige und ungewollte Zuhörer zu vermeiden: „Ein ganz schön harter Drink für so ein Bürschchen wie dich!“ Unsicher was der Vermummte darauf sagen sollte, schwieg er. „Überhaupt ist das hier eine üble Gegend. Was führt dich hierher, so mutterseelenallein?“ Wieder schwieg der Verhüllte. Dafür deutete er dem Wirt ihm das Glas einzuschenken. Das Geld zog er aus der Tasche und warf es ihm auf die Theke. Wieder stand ein Glas bräunlichen Gesöffs vor ihm. „Musst ja einen Scheißtag gehabt haben, hm?“, hakte Steelstone nach, während er die vermummte Gestalt weiterhin aus den Augenwinkeln beobachtete. Eine kleine Hand nahm das Glas und entschlossen trank der Fremde den Drink in einem Zug leer. Wieder schüttelte es die Gestalt und diesmal nahm der Captain es ganz genau wahr. „Was wollen Sie von mir?!“, raunte der Fremde mit zitternder Stimme, ohne darauf zu achten, dass er sie verstellen sollte. Steelstone überkam ein fieses Grinsen. Sah er sich doch in seinem Verdacht endgültig bestätigt. „Ich frage mich, was eine Frau in Dom und dazu noch in einer der schäbigsten Kneipe überhaupt sucht.“ Immer noch nicht mit der Wahrheit herausrückend, entgegnete der Fremde: „Was geht Sie das an?!“ „Oh, eine Menge. Ich hab dich hier noch nie gesehen und glaube mir, ich kenne hier so ziemlich jedes Gesindel, das sich hier so herumtreibt.“ „Gesindel“, höhnte der Fremde. „Für so was halten Sie mich also, ja?!“ „Für was denn sonst?! Du kommst doch nicht wegen Liebeskummer in so eine üble Gegend, oder?!“ Steelstone ahnte bereits, dass er mit seiner Vermutung nicht ganz so falsch lag. Mit einem Mal sackte der Fremde neben ihm zusammen. Nach einer Weile hob der Vermummte seinen Kopf und Steelstone entdeckte ein junges Mädchengesicht unter der großen Kapuze. „Er hat mich ausgenutzt. Er hat mich dazu benutzt an ein anderes Mädchen heran zu kommen, der er, wie er sagt, komplett verfallen ist. Mir hat er seine Liebe nur vorgeheuchelt. Ich wollte nur noch weg. Nach Hause kann ich nicht mehr...“ In ihren blauen Augen schimmerten Tränen. Tränen der Wut und Enttäuschung. Aber sie bekämpfte sie tapfer. Sie würde nicht weinen. Steelstone bekam Mitleid mit dem Mädchen. „Und du kannst nirgendwo hin?“ „Nein“, hauchte sie mit letzter Kraft, während sie die Tränen hinunterschluckte. „Ich kann dir ein Angebot machen“, bemerkte der Kapitän leise, woraufhin sie ihn erschrocken, wie auch entsetzt anstarrte. „Auf keinen Fall. Nein! Sie sind mir viel zu alt“, widersprach sie sofort, aber Charles Steene begann plötzlich zu lachen. „An dieses Angebot dachte ich nicht“, antwortete er amüsiert. „Nein, ich wollte dich in meiner Crew aufnehmen. Allerdings musst du hart arbeiten und starke Nerven beweisen. Wir sind eine Männercrew und haben noch nie zuvor ein Mädchen aufgenommen, aber wenn du dich zu wehren weißt, bist du bei uns richtig. Du kannst mit uns durch die Galaxie reisen, Abenteuer erleben und dein altes Leben hinter dir lassen“, erklärte er ihr. „Na, was meinst du?“ Sie betrachtete ihn mit großen Augen, konnte kaum glauben was er zu ihr sagte. „Wirklich?“ „Ja“, bestätigte er ihr und sie stimmte nickend zu. „Sehr schön, verrätst du mir nun deinen Namen?“ Die junge Frau senkte ihre Augen, haderte mich sich, ob sie ihm wirklich vertrauen konnte, entschied sich aber dann doch dafür. Alles würde besser sein, als alleine durchs Grenzland zu streunen. Sie blickte wieder auf und sah direkt in seine nachtschwarzen Augen. „Trista. Mein Name ist Trista.“ „Freut mich, Trista“, begrüßte er sie lächelnd. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich in seinen Mundwinkel ab. So war es damals. Er hatte sie lieb gewonnen und fühlte sich wie ihr Vater. Bo wagte ihn anzusprechen. „Captain, welches Ziel steuern wir als nächstes an?“ Steelstone schloss seine Augen. „Dom“, antwortete der Kapitän, jedoch verbesserte er sich sogleich: „Nein! Lysian; Steuert Lysian an. Uns erwartet dort ein Auftrag.“ So flog die Black Treasure eine Schleife und düste ins tiefschwarze All. Colt war noch schnell in seine Dienstwohnung geeilt, packte die notwendigsten Sachen zusammen und ging zu seinem Broncobuster. Wenige Minuten später bekam er Starterlaubnis. Er musste sich konzentrieren. Er durfte sich keinen Fehler erlauben. Lange war es her, seit er als Kopfgeldjäger in der Galaxie auf Verbrecherjagd war. Dennoch verlernte man seine Instinkte nicht. Auch wenn er ein leicht flaues Gefühl im Magen spürte, würde er nicht aufgeben. Er würde diese Piraten ausfindig machen und die Mädchen retten. Der Cowboy überlegte, wo er seine Suche beginnen sollte. Eigentlich gab es nur einen Planeten. Kurz nachdem Colt Yuma verließ, steuerte er den abgelegenen, aber für jegliches Gesindel beliebten Planeten Dom an. Er würde dort nach einer Spur suchen. Hoffentlich verlor er nicht allzu viel Zeit auf seiner Suche nach den Piraten. Freitag ------- Die Tür schnappte knarrend auf. Kaum wehte ein Luftzug in das Gebäude, stieg ihm der Nikotingeruch in die Nase. Angewidert verzog er das Gesicht. Er hielt seinen Kopf gesenkt, dennoch konnte er unter seiner viel zu großen Kapuze die einzelnen Gestalten erkennen. Er trat ein und steuerte auf die Bar zu. Er spürte die Blicke, die ihm die Gestalten im Halbdunkeln zuwarfen, die ihn beobachteten. Lange war er nicht mehr im Geschäft gewesen, dennoch gab er sich selbstbewusst, so als wäre er einer von ihnen. Würde er Verunsicherung zeigen, wäre das sein sicherer Tod. Mit festem Schritt ging er auf die Theke zu, hinter der der Wirt stand, dessen Haare im Nacken zu einem Zopf gebunden waren. Sein Hemd und die Hose wurden hinter einer Schürze verborgen. Er füllte für einen Gast ein Glas mit Whisky. „Was solls sein?“ „Ich suche jemanden“, verkündete der Fremde. „Hier suchen viele Leute“, erwiderte der Wirt. „Ich suche diese Person!“ Er zog ein Foto heraus, legte es auf den Tresen und schob es dem Wirt hin. „Kenn ich nicht“, war die Antwort, ohne überhaupt das Foto angesehen zu haben. Er ging zu seinem Gast, stellte das volle Whiskey Glas auf den Tresen und kehrte zurück. Der Fremde ließ nicht locker. „Er hat ein Schiff. Ich möchte dort anheuern!“ Jetzt warf der Wirt einen Blick auf das Foto, dann skeptisch auf den verhüllten Fremden. „Da kann ich dir nicht helfen!“ Er legte seine Hand auf das Foto und schob es zurück. „Wo finde ich ihn?“ Das Foto packte er wieder in die Tasche. Der Wirt sah sich ernst um. Dann beugte er sich vor und zischte: „Er war schon länger nicht mehr da.“ „Wann kommt er wieder?“ Wieder blickte sich der Wirt in seinem Laden um. Leiser fügte er hinzu: „Ich habe gehört, dass er auf Lysian Geschäfte abwickeln muss.“ Der Wirt richtete sich auf. Lauter sagte er wieder: „Kann ich dir sonst noch helfen?“ „Erst mal nicht!“ Der Fremde stand auf, drehte sich um und verließ den Laden. Sein Weg führte durch die dunklen Gassen der Stadt zurück zum Landeplatz. Dort bestieg er ein kleines Raumschiff und zog sich die Kapuze vom Kopf. Er griff nach seinem Cowboyhut und setzte diesen auf, während er Saber Riders Nummer wählte. Wenige Augenblicke später tauchte der Blondschopf im Display auf. „Hey Boss, auf Lysian scheint ein Drogengeschäft abzulaufen.“ „Ok, Colt“, Saber Rider nickte. „Ich informiere Commander Eagle und werde die Koordinaten an König Jarred weitergeben. Wir treffen uns dort.“ „Alles klar. Aber wieso König Jarred?“ „Die Monarch Supreme nimmt uns mit. Pass auf dich auf!“ „Roger“, antwortete Colt und trennte die Verbindung. Schon startete er seinen Broncobuster und verließ den Planeten Dom. „Lysian?“, wiederholte Jarred. „Steuert Lysian an!“, kommandierte er seiner Besatzung. Der Navigator schickte die Koordinaten und der Pilot übernahm die Steuerung. Es hatte ein wenig gedauert, bis die königliche Crew Platz für die 3 Sternengleiter geschaffen hatte. Aber letztendlich waren alle 3 Gleiter untergebracht und die Star Sheriffs mit gepackten Koffern bereit gestanden. Nun standen sie hier. Bei König Jarred und Prinz Roland auf der Brücke und beobachteten die Weite der Galaxie. Saber informierte Commander Eagle und dieser würde sofort die Galaxy Cops anfunken, hoffend dass die Weltraumpiraten gefangen genommen werden konnten und April und Deena noch nichts zugestoßen war. Fireball verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere und wieder zurück. Er hasste es nichts tun zu können. Warten und sich in Geduld üben, zählte bestimmt nicht zu seinen Stärken. Er betete, dass sie April und Deena unverletzt auffinden würden. Wenn er die Blondine erst einmal wieder bei sich hatte, würden sich ihre Probleme klären lassen. Davon war er fest überzeugt. Seine Ungeduld übertrug sich langsam aber stetig auf Mandarin. Auch sie wurde zunehmend nervöser. Sie blickte ihren Freund aufmerksam an. „Wir werden sie finden, Fireball. Mach dir nicht zu viele Gedanken.“ Der Japaner erwiderte ihren Blick und lächelte zaghaft zurück. Saber trat zu seinen Kollegen. „Die Galaxy Cops sind auf Phanorama. Sie werden sofort aufbrechen.“ „Von Phanorama brauchen sie genauso lange nach Lysian, wie wir“, stellte Fireball fest. Mandarin mischte sich ein. „Wo befindet sich Colt?“ „Das wissen wir nicht“, antwortete Saber und blickte König Jarred an. „Hoffentlich sind die Weltraumpiraten dann nicht längst über alle Berge, wenn wir dort ankommen.“ Der König nickte ernst. „Hoffen wir das Beste.“ Das Outriderschiff setzte auf dem Boden auf. April und Deena blickten sich überrascht an. Die jungen Frauen hatten jegliches Zeitgefühl verloren. Sie saßen in diesem dämmerigen Raum, seit einer gefühlten Ewigkeit fest. Ihr Tages- und Nachtrhythmus war vollkommen durcheinander. Die Dunkelheit war bedrückend, keine von ihnen trug noch große Hoffnung in sich gefunden und gerettet zu werden. Auch wenn April positiv dachte, so würden die Star Sheriffs sie niemals finden. Woher sollten sie auch wissen, wo die Outrider sie hinverschleppt hatten? Sie wusste es selbst nicht einmal. Geschweige denn ahnten sie überhaupt nicht, dass die Outrider zurückgekommen waren. Deena spürte die Gefühlslage ihrer besten Freundin und drückte fest ihre Hand. „Wir stehen das gemeinsam durch. Egal, was passiert, wir sind zusammen. Keine von uns ist allein.“ April lächelte dankbar. „Es tut mir leid, dass du da mit hineingezogen worden bist.“ „Ehrlich gesagt, bin ich froh darüber, dass du das hier nicht alleine durchmachen musst“, gestand Deena. Wenn sie sich vorstellte, April würde hier alleine sitzen, ihren Gedanken und der Hoffnungslosigkeit ausgeliefert zu sein, mit der Angst lebend, was die Outrider, besonders Jesse Blue, mit ihr vorhaben könnten. Auch wenn die Lage nicht besonders hoffnungsvoll erschien, konnten sie sich immerhin gegenseitig Kraft spenden. Die Tür öffnete sich. Trista erschien im Raum gefolgt von einem Outridertrupp. Sie waren bewaffnet und umkreisten Deena und April. Langsam standen die beiden Frauen auf. „Habt ihr Angst, dass wir euch weglaufen?“ Trista erwiderte nichts, stattdessen verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und nickte den Outridern zu. Zwei richteten ihre Waffen auf Deena und April und schossen. Es war ein sonniger Tag. Keine Wolke war am blauen Firmament zu sehen. Dadurch wurde es auch wieder sehr warm. Ein Schatten verdeckte die Sonne und verdunkelte für einen kurzen Moment alles. Ein Mädchen blieb stehen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und blickte hinauf. So plötzlich wie es dunkel wurde, wurde es auch wieder hell. Der Schatten verschwand und sie konnte ein Raumschiff ausfindig machen. Lange war hier kein Raumschiff mehr gelandet. Erwartete ihr Vater Besuch? Ob das die Star Sheriffs waren? Lange war es her, seit sie zuletzt hier waren. Und Fireball hatte ihr bei seinem letzen Besuch versprochen, dass er sie wieder besuchen würde. Aber das Raumschiff war viel kleiner. Zumindest hatte sie das Raumschiff der Star Sheriffs größer in Erinnerung. Sie musste ihren Vater unbedingt sprechen. Sie blickte sich um und rannte los. So schnell sie konnte lief sie durch die belebten Straßen und wich den vielen Passanten geschickt aus. Es war wie ein Hindernissparcour. Ihr blauer Haarschopf war inzwischen bis zu den Schultern gewachsen und sie konnte ihre Haare zu einem Zopf binden. Vollkommen verschwitzt und außer Atem betrat sie das Rathaus. Die Räume waren durch die Klimaanlage gekühlt. Es war eine angenehme Kühle, besonders auf ihrer verschwitzten Haut. Sie ging gerade aus auf den Schreibtisch zu. „Ich möchte zu meinem Vater“, bat sie die Sekretärin und diese nickte dem Mädchen zu. „Er ist in seinem Büro. Geh nur zu ihm.“ Mit großen Schritten ging sie zur Bürotüre ihres Vaters und klopfte kurz. Schon trat sie ein. Ihr Vater saß hinter seinem Schreitisch, über Akten gebeugt, doch als sie eintrat blickte er auf und lächelte. „Snowcone, was kann ich für dich tun?“ „Erwartest du die Star Sheriffs, oder sonstigen Besuch?“ Das Mädchen schloss hinter sich die Türe und ging auf ihren Vater zu. „Nein, warum fragst du?“ Snowcone blickte zum Fenster hinaus, welches hinter ihrem Vater Licht ins Zimmer einließ. „Ein Raumschiff ist gelandet.“ Der Vater blickte seine Tochter aufmerksam an. „Ich weiß, dass der Krieg schlimm war, aber du weißt ebenso wie ich, dass die Outrider, die mit uns zusammenleben friedlich sind. Keiner von ihnen hatte sich an dem Krieg beteiligt. Im Gegenteil sie halfen den Menschen in dieser schwierigen Situation. Zudem ist der Krieg vorbei. Die Star Sheriffs haben die bösen Outrider verjagt. Mach dir nicht zu viele Sorgen.“ „Nur, wer ist es dann in dem Raumschiff?“ „Vielleicht kommen überlebende Outrider hierher. Immerhin wissen sie, dass sie hier in Frieden leben können. Sie sind alle auf Laramy willkommen.“ Snowcone nickte und lächelte. „Gut, ich hätte mich nur gefreut, wenn wir die Star Sheriffs eingeladen hätten.“ Ihr Vater blickte Snowcone aufmerksam an. „Gut, mein Kind, dann laden wir sie doch zu uns ein. Ich werde mich darum kümmern.“ Nun erschien ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht. „Super, vielen Dank, Paps.“ Schon eilte sie hinaus. Sie hoffte wirklich, dass er den Star Sheriffs die Einladung unverzüglich zu kommen ließ, darum wollte sie auch vorbereitet sein. Grübelnd, wie sie die Star Sheriffs und besonders Fireball, begrüßen konnte, ging Snowcone wieder durch die Stadt. April erwachte. Ihr Kopf dröhnte. Langsam öffnete sie ihre Augen und blickte sich um. Sie lag auf einer Pritsche, in einem abgesperrten Raum. Die Tür hatte ein kleines Fenster zum Gang raus, sonst leuchtete nur eine Deckenleuchte auf Sparflamme. Immerhin war der Raum heller, als der auf dem Outriderschiff. Sie richtete sich auf und bezwang das Schwindelgefühl hinunter, welches sie plötzlich zu übermann drohte. Dabei hob sie ihren linken Arm zum Kopf und stieß einen Schmerzenslaut aus. Sie betrachtete ihren Oberarm, der in Verbände eingewickelt war. Die Erinnerungen kehrten zurück. Trista betrat den Raum mit vielen Outridern. Sie sah wie die Waffe auf sie gerichtet wurde, hörte den Schuss und spürte einen kurzen, schmerzhaften Druck im Oberarm, dann nahm sie nichts mehr wahr. Alles um sie herum wurde mit einem Mal dunkel. Warum nur hatte man sie betäubt? Sollte sie nicht sehen, auf welchem Planeten sie gelandet waren? Landete das Schiff am Ende irgendwo in der Prärie? Eines musste sie Jesse lassen, er war schlau. Er kannte Aprils Fähigkeiten, sich an Orten schnell zurecht zu finden. Kannte sie den Ort auf dem er sie versteckt hielt? War sie schon mal hier gewesen? Auf dem Gang hörte sie Schritte. Es waren mehrere Personen, die sich ihrer Tür näherten. Schon verstummte alles an Geräuschen. Ein lautes Quietschen und die Tür öffnete sich zischend. Mit einem Schubs taumelte Deena herein. Kaum hielt Deena das Gleichgewicht, schloss sich die Tür zischend wieder. Sie wurde wieder mit einem Quietschen verriegelt und der Trupp marschierte wieder davon. „April, du bist wach“, stellte Deena erleichtert fest. „Diese irren haben auf uns geschossen“, schimpfte die schwarzhaarige gleich darauf los. „Sie hätten uns töten können.“ „Nein, sie wollten uns nur betäuben, damit wir nicht sehen, wo sie uns hinbringen.“ „Warum machen sie so etwas?“ April blickte ihre beste Freundin an. „Damit ich nicht erfahre, wo wir uns befinden. „Das weiß sogar ich, wo wir sind. Und ich bin kein Star Sheriff.“ Deena verschränkte ihre Arme vor der Brust und funkelte wütend zur Tür. „Wir sind in einer Outriderbasis. Überall laufen diese Uniformierten Gestalten herum. In jedem Gang stehen Wachen. Sie haben mich sogar zu sechst begleitet, damit ich nicht weglaufen kann.“ Die Blondine stutzte. „Wohin haben sie dich gebracht?“ „Zu Jesse Blue. Ich hab mir seine Wunde angesehen und ihm neue Verbände angelegt.“ Deena ließ sich neben April auf die Pritsche sinken. „Ich hasse mich dafür“, gestand sie plötzlich. „Ich muss den Mann verarzten, der dir so schreckliche Dinge antun würde.“ April umfasste Deenas Hand und drückte sie ganz fest. „Ich hasse dich nicht. Du tust nur deine Arbeit.“ „An der falschen Person und im falschen Ort. Ich gehöre ins Yuma Hospital. Oh je, die werden mich feuern, weil ich mich nicht zum Dienst gemeldet habe.“ Pure Verzweiflung zeigte sich in Deenas Gesicht. „Sollten sie bisher noch nicht nach uns gesucht haben, spätestens wenn die Klinik dich als vermisst meldet, werden sie stutzig.“ Auch wenn es sich so leicht aussprechen lies, April glaubte ihre Worte selbst nicht mehr. Wieder ertönten Schritte im Gang. Dieses Mal waren es weniger als zuvor. Wieder ertönte das Quietschen und zischend öffnete sich Tür. Jesse Blue trat ein, in Begleitung zweier Outrider. Hinter ihnen schloss die Tür sich. April und Deena blickten auf. Keine von ihnen wusste, was der Besuch bezwecken sollte. Jesse Blue betrachtete Aprils verbundenen Oberarm, ehe er ihre blauen, finster dreinblickenden Augen fand. „Ich bin hier um dich in deine neue Arbeit einzuweihen.“ Morgen früh wirst du von meinen Wranglern abgeholt. Sie begleiten dich in dein neues Büro. Dort wirst du Skizzen vorfinden. Verbessere die Technik, die Außenhülle, die Waffen. Das Raumschiff soll stärker und besser sein als Ramrod.“ „Niemals“, sprang April sofort auf. „Wenn du dich weigerst, wird Deena darunter leiden“, erwiderte Jesse ungerührt. „In wiefern? Was willst du ihr antun?“, hakte April sofort nach. „Das siehst du dann, wenn du versuchst dich meinen Befehlen zu widersetzen.“ April blickte ihre beste Freundin an. Auch sie stand auf, wobei sie dabei nicht so schnell hochkam wie die Blondine. April bemerkte, dass die Schwarzhaarige Schmerzen hatte und sich den Bauch hielt. Erst jetzt erinnerte sich April, dass auch Deena angeschossen wurde. Wahrscheinlich wussten die Outrider, dass sie als Ärztin mit ihren Händen und Armen arbeitete, daher schossen sie sie dann in den Bauch. Eine tiefe Sorgenfalte trat April auf die Stirn. Hoffentlich war sie nicht schlimmer verletzt worden. Wieder richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Jesse Blue. Seine Wunde schien gut zu verheilen. Er trug den Arm immer noch in der Schlinge, aber er war wieder wesentlich besser zu Fuß und ging schon wieder ganz gerade. Schade, denn ihrer Meinung nach hätte er an ruhig an seiner Wunde sterben können. „Ich wünsche euch einen geruhsame Nacht“, mit diesen Worten drehte sich Jesse um und verließ den Raum durch die sich öffnende Tür wieder. Die Outrider folgten, ließen allerdings ihre Gefangenen nicht aus den Augen, bis sie ebenfalls zur Türe hinaus waren. Erst als sich diese wieder schloss, verriegelten sie diese wieder von außen. Die Schritte entfernten sich wieder. „Bist du schwer verletzt?“ „Nein“, antwortete Deena. „Sie haben mir in die Bauchhöhle geschossen, dabei aber keine Organe getroffen.“ „Versprich mir, dass du dich nicht überanstrengst und auf dich aufpasst“, nickte April zu. „Das gleiche gilt auch für dich“, nahm Deena auch ihr das Versprechen ab. April half Deena sich hinzulegen und Kräfte zu sammeln, damit ihre Wunde schnellstmöglichst verheilt. Erst dann setzte sie sich auf die zweite Pritsche und sortierte ihre Gedanken. Jesse hatte immer noch nicht aufgegeben. Er wollte eine Kampfeinheit erschaffen, die besser und stärker war als Ramrod. Er würde nie aufgeben, erst wenn er die Star Sheriffs besiegt hatte. Er setzte sie unter Druck, nahm Deena als Druckmittel, dennoch bestand hier auch ein kleiner Funke Hoffnung. Wenn sie herausfand wo sie sich befanden, könnte sie eine codierte Nachricht an ihren Vater schicken. Die Outrider verstanden eh nichts von Aprils Arbeit. Es war zwar nicht gewährleistet, dass sie an einem Computer arbeitete, dennoch konnte sie einen verlangen, den sie für ihre Planungen benötigte. Sie blickte zu ihrer Freundin hinüber, die bereits eingeschlafen war. Nun galt es zu allererst herauszufinden, wo Jesse sie hingebracht hatte. Samstag ------- Deena schlief noch tief und fest, während April seit Stunden wach lag und nicht mehr schlafen konnte. Jesses Drohung ging ihr nicht aus dem Kopf. Aus diesem Grund musste sie schnell herausfinden, wo sie sich befanden. Zudem musste sie eine Nachricht an ihren Vater schicken. Ein ganz schlechtes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. Die Tür wurde aufgesperrt, kurz darauf öffnete sie sich und Outrider traten ein. Es waren sechs an der Zahl und jeder bewaffnet. „Star Sheriff, mitkommen!“ April richtete sich auf und funkelte ihre Feinde an. Nun würde sie ihren zugeteilten Arbeitsplatz kennen lernen. „Geht’s auch ein bisschen freundlicher?“, zischte sie, während sie aufstand. Im nächsten Moment schalt sie sich. Das waren Outrider. Gefühle kannten diese Wesen nicht. Sie verließ ihre Zelle, die hinter ihr wieder verriegelt wurde, und ging von den Wranglern begleitet durch die verschiedenen Gänge. Jeder Gang sah gleich aus, es gab keinerlei Zeichen an den Wänden. Sie konnte sich nicht orientieren, ihr kam nichts bekannt vor, außer der Erinnerung, dass jede Outriderbasis der anderen glich. Wenig später standen sie vor einer Türe, diese ging zischend zur Seite auf und sie wurde nicht sehr zärtlich in einen Raum geschubst. Die sechs Wrangler blieben vor der Tür positioniert, während in dem hell erleuchteten und spärlich eingerichteten Raum weitere zwei bewaffnete Outrider standen, die sie nicht aus den Augen ließen. April blickte ihre Feinde böse an, ehe sie sich in dem Raum umsah. Eine helle Neonröhre erhellte das Zimmer. In der Mitte des Raumes stand ein sehr großer Schreibtisch, auf dem die verschiedenen Pläne offen lagen. Vor dem Schreibtisch stand ein Stuhl, ansonsten gab es nichts in dem Raum. Nicht mal einen Computer fand sie vor. Sie atmete tief durch, trat auf den Schreibtisch zu und besah sich die Pläne des Raumschiffes. Wenn sie sofort auf den Computer bestand, könnte Jesse Verdacht schöpfen. In der Innenstadt fand soeben ein Fest statt. So viele Passanten liefen durch die Straßen. Überall standen Verkaufsstände, es liefen Clowns durch die Menge, verteilten Luftballons oder zeigten Kunststücke. Die Kinder lachten, die Eltern unterhielten sich, manche aßen in Restaurants oder nahmen einen Imbiss im Stehen ein, andere liefen von Stand zu Stand auf der Suche nach Schmuckstücken. Der Krieg war vorbei und endlich konnten sich die Siedler wieder den Sonnenseiten des Lebens widmen. Vermutlich fand deswegen auch dieses Fest statt. Die Regierung wollte seinen Bewohnern erneut zeigen, dass endlich der Frieden eingekehrt war. Zum einen war es ideal unter diesen Vorraussetzungen zu ermitteln, zum anderen erschwerte es ihm aber auch die Arbeit. Unter den Massen an Menschen fiel er bei seinen Beschattungen nicht auf, allerdings konnten ihm die Piraten aber auch jederzeit aus den Augen verschwinden. Er hatte sie kurz nach seiner Landung aufstöbern können, seitdem verfolgte er die Piraten. Natürlich waren die Verbrecher nicht dumm und zeigten sich nicht im Grüppchen. Aber Colt hatte sich einem von ihnen an den Fersen gehängt. Und einen zweiten hielt er auch noch im Blick. Es war nicht leicht den Piraten im Getümmel nicht aus den Augen zu verlieren. Er musste entgegenkommenden Passanten ausweichen, aufpassen, dass er nicht über die Kinder stolperte, die ihm kaum bis zu den Kniescheiben gingen, während er die Piraten verfolgte. Im Moment stand er vor der Auslage eines Verkaufsstands, während er ihn beobachtete. Seine Gedanken schweiften ab. Es hatte nicht lange gedauert von Dom nach Lysian zu kommen. Nachdem er das Gaspedal seines Bronco Busters durchgedrückt hatte, kam er wenige Stunden später auf dem Zielplaneten an. Immer wieder drängten seine Gedanken an den Wirt zurück. Dieser Mann lag mit seinen Infos noch nie falsch. Colt ahnte schon seit vielen Jahren, dass dieser Wirt ein Mittelsmann für sämtliche Verbrecher im Neuen Grenzland war. Anzeigen, gar ihn zu verhaften, kam für den Cowboy aber nicht in Frage. Er selbst profitierte auch von diesem Typ. Darum beließ er es so, wie es war. Die Piraten gingen weiter, somit konzentrierte sich der Lockenkopf ebenfalls wieder auf seine Aufgabe und verfolgte die Männer. Er war ihr Schatten und dieser würde er für die nächsten Stunden auch bleiben. Bald würden sie Lysian erreichen. All ihre Hoffnung lag auf diesem Planet. Ob Colt die Piraten schon aufgespürt hatte? Er hatte sich bisher noch nicht gemeldet. Je näher sie dem Planeten kamen, desto unruhiger wurde Fireball. Mandarin trat mit einer heißen Tasse Kakao auf die Brücke, wo er am Fenster stand und ins nachtschwarze All blickte. „Hier für dich“, zog sie seine Aufmerksamkeit auf sich und überreichte ihm die Tasse. „Kaffee“, freute er sich, als er einen Schluck nahm verzog er das Gesicht. „Nein, Kakao“, lachte die Rothaarige. „Kaffee würde dich noch nervöser machen.“ Fireball blickte sie an, wich ihr dennoch aus. „Wieso nervös? Ich bin nicht nervös.“ Mandy sah sich um. Außer dem Pilot und den Navigator war die Kommandobrücke der Monarch Supreme unbesetzt. König Jarred saß mit Roland und Saber im Aufenthaltsraum und besprach die weitere Vorgehensweise auf Lysian. Wenn sie es wirklich mit den gefürchteten Verbrechern der Galaxie zu tun hatten, dann mussten sie auf Nummer sicher gehen. Besonders wenn April und Deena sich in ihrer Gefangenschaft befanden. „Hör zu, Fireball. Wir alle sorgen uns um April.“ Er wandte wieder seinen Blick hinaus ins Weltall. „Ich liebe sie“, gestand er plötzlich ganz leise. Mandarin fand nun die Gewissheit. Und es tat ihr weh, wobei sie schon lange spürte, dass es so war. „Wir werden sie finden.“, tröstete Mandarin ihren Freund. Schob dabei selbst ihre Traurigkeit zur Seite. Fireball sagte nichts mehr, stattdessen starrte er vor sich hin. Mandarin blieb einfach bei ihm stehen. Der Navigator durchbrach die Stille. „Ich hab die Galaxy Cops in der Leitung.“ „Ich hole Saber und König Jarred“, meldete sich Mandarin zu Wort und verließ die Kommandobrücke im Eiltempo. Der Navigator stellte das Gespräch auf den großen Monitor. „Galaxy Cops, hier spricht die Monarch Supreme.“ „Hallo, Monarch Supreme“, ein hübsches Frauengesicht erschien im Bildschirm. Sie hatte grüne Augen und braunes, welliges Haar, das ihr bis zur Schulter fiel. Sie stockte, als sie Fireball erkannte. „Hallöchen, Star Sheriff, wir haben die Nachricht erhalten, dass euer Navigator verschwunden ist.“ Saber Rider kam auf die Brücke, dicht gefolgt von Mandarin, König Jarred und Prinz Roland. „July!“, begrüßte Saber seine Kollegin. Er hatte mit ihr und April zusammen die Grundausbildung durchlaufen. Während July auf die Galaxy Cops spezialisiert wurde, wurden er und April zu Star Sheriffs ausgebildet. „Saber, schön dich wieder zu sehen, wenn auch die Umstände besser sein könnten. Wir befinden uns noch etwa zwei Stunden Flugzeit von Lysian entfernt. Commander Eagle meldete uns, dass die Weltraumpiraten dort sind und April sich aller Wahrscheinlichkeit dort in Gefangenschaft befindet.“ „Das ist richtig“, antwortete Saber. Plötzlich wurde die Frau zur Seite geschoben und ein zweites Gesicht tauchte auf. Die blauen Augen und die schwarzbraunen, schulterlangen Haare ließen den Recken sofort erkennen, mit wem er sprach. „Hallo, Danny!“ „Hey, alter Säbelschwinger“, grinste ihm auch dieses Gesicht an. „Wir haben einen Hinweis erhalten, dass ein Drogendeal im Norden von der City stattfinden soll. In dem alten Fabrikgelände. Wir werden uns dort zuerst umsehen.“ „Colt ist ihnen auch schon auf den Fersen. Er wird sich melden, sobald er genauere Informationen hat.“ „Ihr habt euren schießwütigen Cowboy alleine losgeschickt?“, hakte July nach. Bis auf Saber und April kannte sie die anderen beiden des Teams nur von Erzählungen. Beide Sondereinheiten hatten sich immer verfehlt und selbst auf den Veranstaltungen, Firmenfeiern, oder gar auf der Friedensfeier waren die Galaxy Cops nicht dabei gewesen. Während das neue Grenzland den Sieg über die Outrider feierte, waren die Galaxy Cops auf der Suche nach den Weltraumpiraten. „Colt schafft das. Er war immerhin lange Zeit Kopfgeldjäger“, mischte sich Fireball ein. Ihm gefiel nicht, wie die beiden auf dem Monitor über ihren Cowboy redeten. Immerhin kannte er sie nicht einmal, wusste er selbst bis vor wenigen Tagen nicht einmal, dass es diese Sondereinheit überhaupt gab. Warum hatte ihm das nie jemand erzählt? Danny nickte. „Gut, Saber. Wir melden uns sobald wir Lysian erreicht haben.“ „Alles klar. Bis später.“ Der Navigator, der Monarch Supreme, beendete die Verbindung. König Jarred blickte seinen Piloten an. „Wann erreichen wir Lysian?“ „In drei Stunden, euer Hoheit.“ Saber und Mandarin stellten sich zu Fireball. „Wenn wir auf Lysian sind, werden wir uns dort umsehen und zu Colt Kontakt aufnehmen.“ „Ist gut“, antwortete Fireball und blickte wieder in das tiefschwarze All vor sich. April arbeitete seit Stunden an den Plänen. Im Großen und Ganzen hatten die Outrider einige Fehler eingearbeitet, doch diese würden sich schnell beheben lassen. Sie machte sich hier und dort Notizen, als Jesse in den Raum trat. „Wie kommst du voran?“ Sie funkelte ihn wütend an. Ihre blauen Augen blitzten förmlich. Dennoch rief sie sich zur Besinnung. „Es geht, Jesse. Mir fehlt ein Computer. Ich kann so keine genauen Berechnungen starten.“ Ihr Ton klang ganz anders, als ihre Augen sprachen. Jesse betrachtete die hübsche Blondine. Er hatte sie noch nie solche Kleider tragen sehen. Blue Jeans und eine Bluse. Turnschuhe. April trug Turnschuhe. Nein, auf Ramrod hatte sie immer ihren Overall angehabt oder ihren Kampfanzug. Sein Herz schlug ganz schnell. Sie war die Frau seiner Träume, sie sollte an seiner Seite stehen. Dennoch würde sie niemals freiwillig zu ihm kommen. Er lachte mit einem Mal hämisch. „Natürlich werde ich dir einen Computer zur Verfügung stellen.“ April blickte ihn erleichtert an, entging ihr die Ironie seiner Stimme. „Allerdings bin ich nicht blöd. Ich weiß genau, was du vorhast.“ Ihr Blick schlug in Skepsis um. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ „Du willst einen Notruf absetzen.“ April ließ sich ihre Gefühle nicht anmerken. Dennoch hatte Jesse sie durchschaut. All ihre Hoffnung lag in einem Computer. „Ich kenne dich schon zu lange“, fügte er noch hinzu. Seine Augen blickten auf die Pläne und streiften ihre Notizen. Zufrieden blickte er sie an und verließ den Raum wieder. „Warte, was ist mit mir?“, setzte sie ihm nach, allerdings stellten sich die Outrider ihr in den Weg. „Du wirst später abgeholt.“ Mit diesen Worten verschwand der Blauhaarige wieder. April blieb zurück, ballte ihre Hände zu Fäusten und starrte wütend, gemischt mit Verzweiflung, die geschlossene Türe an. Die Outrider mit ihr im Raum zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Hey, weitermachen!“ Die Blondine schluckte und beugte sich über die Pläne. Wie sollten sie und Deena nur entkommen? Die Monarch Supreme steuerte den Planeten an. Kaum war das Raumschiff nahe genug, erhielt die Besatzung einen erneuten Funkspruch der Galaxy Cops. „Wir haben Lysian erreicht und im Norden der Stadt ein gutes Versteck gefunden“, informierte July Saber und seine Kollegen. „Ich schicke dir die Koordinaten, damit ihr uns leichter findet.“ Saber nickte und der Navigator empfing die Daten. „Wir sehen uns später“, verabschiedete sich July. Saber notierte sich die Daten und nickte seinen Kollegen zu. „Es geht los.“ Kurze Zeit später öffnete sich die Ladeluke. Schon ritt Saber Rider in seinem schwarzweißen Kampfanzug auf Steed heraus. Ihm folgte ein Sternengleiter des Kavallerie Oberkommandos. In diesem saß Mandarin. Nacheinander flogen noch zwei Sternengleiter heraus, jeweils mit Prinz Roland und Fireball besetzt. Sie näherten sich dem Planeten und traten kurz darauf in die Atmosphäre ein. Der Planet Lysian bestand aus weiten Teilen steiniger Wüste. Nur die Stadt bot viele Grünpflanzen und Grünanlagen. Saber steuerte westlich der Stadt eine hügelige Landschaft an und flog dann auf Steed weiter in Richtung Norden. Die Hügel wurden mehr und mehr zu Bergen. Als er die angegebenen Koordinaten erreicht hatte, hielt er an und stieg von Steed herunter. Neben ihm landeten die drei Sternengleiter und ihre Piloten stiegen aus. „Wo sind die Galaxy Cops?“, fragte Mandarin, während sie sich umsah. Nirgends konnte sie das Raumschiff ihrer Kollegen sehen. Saber hingegen wollte erstmal Colt versuchen zu erreichen. „Saber Rider an Bronco Buster, kannst du mich hören, Colt?“ Keine Antwort. Saber blickte seine Kollegen an. „Scheint fast so, als klebte er immer noch den Piraten an den Fersen“, bemerkte Fireball. Er blickte an sich selbst und seinen Kollegen hinunter, sie alle trugen ihre Kampfanzüge. „So können wir nicht in die Stadt, wir würden auffallen wie bunte Hunde.“ „Da muss ich dir zustimmen“, meinte eine Frauenstimme neckend hinter ihm. Er drehte sich um und erblickte das Galaxy Cops Team. July grinste ihn schelmisch an, dabei funkelten ihre grünen Augen. Sie sah gut aus, schlank und fast so groß wie er selbst. Neben ihr stand Danny, den er bereits auch schon über die Funkverbindung kennen gelernt hatte. Er war so groß wie Saber. Zwei weitere Männer standen neben Danny. Die beiden waren so groß wie Colt. Danny übernahm die Vorstellung. „Das sind Marty Whitacker und Sam Cooper, unsere Ermittler und Schützen an Bord.“ Marty hatte braune Haare und ebenso grüne Augen wie July, während Sam blondes Haar trug und blaue Augen hatte. „July Whitacker, unser Navigator und ich bin Danny Cross, Captain und Pilot der Nightwing.“ „Freut mich“, antwortete Fireball. „Ich bin Fireball, das sind Mandarin Yamato und Prinz Roland, Thronfolger des glorreichen Königreich Jarr. Saber kennt ihr ja schon.“ July betrachtete den Wuschelkopf genauer. „Du bist der Fireball? Ich meine, wir hören immer nur von euch, und es geht das Gerücht um, dass du Rennfahrer gewesen bist.“ Fireball nickte irritiert. „Oh, ich habe einen berühmten Rennfahrer kennen gelernt“, jubelte die hübsche Frau, wurde allerdings von ihrem Captain wieder auf den Boden der Tatsache geholt. „Sommersprosse, du stehst zwei der glorreichen Star Sheriffs gegenüber, den Helden des neuen Grenzlandes. Das sollte dich mehr aus der Bahn werfen.“ Colt meldete sich per Funk. „Saber Rider? Hier Bronco Buster.“ „Colt? Ich höre dich“, antwortete der Highlander sofort. „Ich habe sie verfolgt. Die Black Treasure liegt im nördlichen Gebiet. Überall sind Berge. Ihr Versteck ist nicht leicht einzusehen.“ „Colt, wir sind auch im Gebirge. Ich gebe dir unsere Koordinaten durch.“ „Ich bin gleich bei euch“, erwiderte der Cowboy, nachdem er sie erhalten hatte. „Hab schon Sehnsucht nach euch.“ Saber Rider schmunzelte. „Das hab ich mir gedacht.“ Kurze Zeit später hörten sie die Turbinen des Bronco Buster und der Cowboy landete neben den Sternengleitern. Kaum stand der Lockenkopf bei seinen Kollegen, plapperte er los: „Die Black Treasure steht nicht weit von hier entfernt. Die Piraten waren den ganzen Tag in der Stadt, dort findet in diesen Tagen auch ein Fest statt. Die gesamte Bevölkerung ist auf Achse.“ Erst jetzt hielt er inne und blickte die vier, ihm fremden, Personen gegenüber an. „Wer seid denn ihr?“ Die drei Männer nickten dem Cowboy zur Begrüßung zu, July hob lächelnd eine Hand zum Gruß. Saber Rider übernahm kurz die Vorstellung, wobei Colts Augen an July hängen blieben. „Donnerwetter“, entfuhr ihm leise. Danny überging den Kommentar, während July eine sanfte Röte auf die Wangen stieg. „Gehen wir in den Aufenthaltsraum. Wir möchten euch informieren, was wir herausgefunden.“ Er ging voran und alle anderen folgten ihm. Nightwing war fast genauso wie Ramrod, nur viel kleiner und kompakter. Aber dem Team fehlte es an nichts. July kochte den Kaffee, während Marty jedem eine Tasse hinstellte. Sam breitete die Pläne der Fabrik aus und die Star Sheriffs und Prinz Roland rutschten auf die Bank. Danny setzte sich auf einen Stuhl und wartete auf sein Team. Erst als sich alle am Tisch eingefunden hatten, begann er zu erzählen. „Unseren Informationen nach trifft sich Steelstone mit einem Drogendealer in der alten Fabrik. Der Deal findet um elf Uhr in der Nacht statt. Steelstone wird die Ware zur Black Treasure bringen lassen.“ Prinz Roland mischte sich ein: „Wie groß ist das Zeitfenster zwischen dem Deal und dem Verschwinden?“ Sam übernahm das Wort. „Maximal eine halbe Stunde, wohl eher kürzer.“ „Können wir mit Unterstützung der örtlichen Polizei rechnen?“, hakte Saber nach. Marty nickte. „Die Polizei ist informiert“, berichtete er. „Sie stehen bereit und warten auf ein Zeichen von uns ehe sie eingreifen. Der Polizeichef stellt seine Einheit unter unsere Befehlsgewalt.“ July stimmte zu: „Ihm ist es wichtig, dass der Deal heute platzt. Lysian wird vermehrt für Drogengeschäfte genutzt. Es hat sich in den letzten Jahren rum gesprochen, dass die Polizei untätig bleibt.“ Fireball verfolgte das Gespräch. Sam erklärte nun, wo genau in der Fabrik der Deal stattfinden wird. Er deutete dabei auf die Pläne vor ihm auf den Tisch. Auch wenn er den detaillierten Informationen folgen konnte, so stellte sich ihm eine wichtigere Frage und damit unterbrach er Sam: „Wo wird die Black Treasure stehen?“ Der blonde Galaxy Cop pausierte und blickte den Jungspund an. July nickte ihm zu. Sie deutete auf den Plan. „Wenn hier der Deal stattfindet, haben sie die Möglichkeit die Black Treasure dort zu parken. Alles andere würde zu lange Zeit brauchen, die Ware zum Raumschiff zu bringen, außerdem bietet sich hier auch die Möglichkeit schnell wieder zu verschwinden.“ Colt hakte sich sofort ein. „Dann haben wir die Möglichkeit hier und dort Stellung zu beziehen.“ Er deutete auf zwei geeignete Orte. Auch Danny nickte: „Die Polizei wird rundherum Stellung aufnehmen. Für eure Sternengleiter habt ihr hier Platz. Nightwing ist zu groß um ihn in die Nähe zu stellen.“ Er blickte seine Kollegin an. „Du wartest an Board. Sobald wir deine Hilfe brauchen, meld ich mich.“ „Geht klar“, stimmte die Frau zu. Colt schmunzelte. Dieses Team war ihrem so ähnlich. Die Frauen mussten auf dem Schiff warten und die Männer gingen auf den Außeneinsatz. „Wie bei uns“, stellte er fest. Nachdem er verwirrte Blicke erntete, erklärte der Cowboy. „April musste bei uns auch immer Innendienst schieben.“ „Dann sollten wir sehen, dass wir bald Stellung beziehen. Nicht dass wir entdeckt werden und der Deal noch platzt“, bemerkte Fireball. Saber nickte zustimmend. „Wie teilen wir uns auf? Immerhin könnten sich April und Deena an Board der Black Treasure befinden.“ Danny nickte. „Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht. Ich halte es für besser wenn Marty sich ins Piratenraumschiff schleicht, während ihr uns im Kampf gegen die Piraten unterstützt.“ „Auf keinen Fall“, widersprachen Fireball und Colt gleichzeitig. Während Fireball stürmisch aufgesprungen war, blieb Colt ruhiger und verschränkte die Arme vor der Brust. Die beiden blickten sich an, ehe der Rennfahrer sich wieder setzte und Colt erklärte: „Ich werde diese Aufgabe keinem Greenhorn überlassen.“ „Greenhorn?!“ Marty funkelte den Cowboy wütend an. „Versteh mich nicht falsch, Partner, aber um April kümmere ich mich.“ Colt schickte in diesem Satz auch Fireball ein Zeichen sich raus zu halten. Danny und Saber blickten sich lange Zeit stumm an. „Colt und Marty, ihr werdet zusammen das Schiff durchsuchen“, stimmte Danny schließlich zu, wobei Saber meinte: „Passt auf, es ist wahrscheinlich immer noch ein Teil der Crew auf dem Schiff.“ Die beiden Teamchefs blickten ihre Kollegen an. „Dann ist alles besprochen“, stimmte Saber zu. „Wir beziehen schon mal Stellung.“ Danny nickte. „Marty, Sam und ich begleiten euch.“ Alle standen auf und verließen nacheinander den Aufenthaltsraum. Fireball war der Letzte und blieb kurz in der Tür stehen, als er Dannys zärtlichen Ton in der Stimme hörte. „Pass auf dich auf, Sommersprosse.“ Die beiden standen in einer Umarmumg, während Danny seiner Kollegin eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. July blickte ihm in die Augen und nickte. „Aber immer doch. Komm du mir auch in einem Stück wieder.“ Er lächelte und beugte sich vor, um ihr einen Kuss zu geben. Dies war der Moment in dem Fireball sich verdrückte. Mehr als verwirrt über die Szene holte er die anderen schnell ein. Einerseits lief etwas zwischen dem Captain und der Navigatorin, andererseits erklärte April ihm, dass einer von ihnen gekündigt worden wäre, wenn er sie geküsst hätte. Welche Regelung gab es jetzt im Oberkommando? Führten die beiden Galaxy Cops eine geheime oder eine offizielle Beziehung? Danny stieß auch wieder zu ihnen. Die Galaxy Cops traten in den Frachtraum und bestiegen ihre Gleiter. Auch die Star Sheriffs und Prinz Roland hielten sich bereit zum Start. Nacheinander flogen sie zu der alten Fabrik. Captain Steelstone stand am Fenster und betrachtete die steinige Wüste. Lysian erblühte förmlich, allerdings scherte sich niemand im Neuen Grenzland um das Land außen herum. Besser für ihn, so konnte er sein Schiff mit samt seiner Besatzung gut in den Bergen verstecken. Die Black Treasure war das modernste Schiff seiner Zeit. Sie war schnell, leise und wendig. Niemand würde ihn schnappen. Nicht solange er dieses Schiff besaß. Er blickte sich um. Seine Crew saß teilweise in den Aufenthaltsräumen, oder befand sich noch in der Stadt auf Ausgang. Er vertraute seinen Männern. Seit vielen Jahren war er mit ihnen im Neuen Grenzland unterwegs. Sie wussten, wie sie sich zu verhalten hatten um nicht aufzufallen. Seine Gedanken schweiften ab. Wie es seiner Ziehtochter wohl ginge? Er hoffte wirklich, dass sie keinen Fehler gemacht hatte, in dem sie diesem blauhaarigen Outriderkommandanten ihr Vertrauen schenkte. Als Steelstone diesen Mann zum ersten Mal sah, spürte er sofort, dass man ihm nicht trauen konnte. Eines stand für den Captain der Weltraumpiraten fest, sollte ihm zu Ohren kommen, dass dieser Kommandant Trista ausgenutzt hatte, so würde er ihn persönlich zur Rechenschaft ziehen. Die Crew näherte sich der Black Treasure. Vorsichtig, darauf bedacht zu beobachten, ob sie nicht doch verfolgt werden. Aber es war niemand sonst in der steinigen Wüste zu sehen. Wenn sie alle an Board waren, würde er die Einsatzbesprechung abhalten. Es ging um einen Auftrag, es ging immer gefährlich dabei zu, wusste man doch nie, ob die Gegenseite nicht doch einen Spitzel in den Reihen hatte. Er rief sein Team zusammen und stellte sich selbst ans Schaltpult. Dort rief er die Pläne der Fabrik auf und erklärte seinen Männern, wo sie landen sollten. „Ich werde zuerst alles regeln. Ihr bleibt dann im Hintergrund. Wenn das Geschäft abgeschlossen ist, holt ihr euch die Ware. Bringt sie in den Frachtraum.“ Er teilte seine Männer ein, wer im Schiff blieb und wer die Ladung verräumte. „Ich möchte, dass alles innerhalb fünfzehn Minuten verräumt ist und wir wieder verschwunden sind.“ Seine Crew nickte. Kurz darauf schwärmten die Männer aus, wie eine Horde Bienen um alles für den Abend vorzubereiten. Captain Steelstone blickte wieder gedankenverloren zur Glasfront hinaus. Die Star Sheriffs und die Galaxy Cops, wie auch die Polizisten von Lysian, bezogen ihre Posten und warteten auf die Piraten. Um kurz vor Elf glitt die Black Treasure kaum hörbar auf das Gelände. Es war wirklich so, wie die Galaxy Cops recherchiert hatten. Die Piraten würden ihnen direkt ins gesponnene Netz laufen. Alle konzentrierten sich auf ihren Einsatz. Erst tat sich lange Zeit nichts, doch dann fuhren einige Autos herein. Es waren fünf Kombis und eine Limousine. Die Marke konnte man nicht erkennen. Aus der Limousine stieg zuerst der Fahrer aus, ehe er die hintere Tür öffnete. Ein Mann stieg aus. Seine Haare unter einer Kappe versteckt und er trug eine große Sonnenbrille auf der Nase. „Als ob der sich vor der Sonne schützen müsste“, raunte Colt leise, der bereits sah, wie dunkel die Nacht über Lysian wurde. Captain Steelstone und der Fremde gingen aufeinander zu. Sie reichten sich die Hände, besprachen sich kurz und jeder gab mit seiner Hand seinen Männern ein Zeichen. „Es geht los“, verkündete Danny angespannt. Die Kofferräume wurde geöffnet, die Piraten gingen hinüber und hoben Kisten heraus, die sie in den Frachtraum der Black Treasure brachten. Immer mehr Kisten wechselten den Besitzer. Steelstone überreichte nun seinerseits einen Koffer. Vermutlich befand sich darin das Geld. Danny gab das Zeichen zum Angriff. Sofort schlugen sie alle zu. „Jetzt!“ Die Polizei stürmte das Gebäude von allen Seiten und hatte außen auch Posten stationiert. Danny und Sam, stürmten mit Fireball und Saber auf die zwei Köpfe des Deals. Die Piraten zogen ihre Schießeisen hervor und schossen auf die Feinde, mehr und mehr Piraten kamen aus der Black Treasure raus um ihrem Kapitän aus der Patsche zu helfen. Ungesehen schafften es Marty und Colt in die Black Treasure. Der Cowboy sah schnell ein, dass Marty sich besser auskannte und folgte ihm kommentarlos. „Der Frachtraum ist dort hinten“, deutete der Galaxy Cop und schon standen sie in einem Gang. Zum einen befanden sich hier vier Gefängniszellen, zum anderen fanden sie die Tür geschlossen vor, die zum Frachtraum führte. Colt und Marty gingen von Türe zu Türe, aber in keiner der Zellen war jemand gefangen. Plötzlich hörten sie eine tiefe Stimme hinter sich. „Was macht ihr hier?“ Die beiden drehten sich um und erkannten eine Handvoll Piraten, die ihnen den Weg versperrten. „Nichts was euch etwas angeht“, erklärte Marty, doch schon schossen die Weltraumpiraten auf die Feinde. Colt und Marty hatten alle Mühe den Schüssen auszuweichen. Die einzige Möglichkeit zur Flucht war der Frachtraum. Während Colt Marty Rückendeckung gab, öffnete dieser die Türe und sie beiden flohen durch den Frachtraum, die Rampe hinunter. Die Piraten setzten ihnen nach. Draußen schien das Chaos perfekt. Ein Außenstehender würde nicht mehr erkennen, wer Freund oder Feind war. Während Sam den Drogendealer dingfest gemacht hatte und auch langsam die Polizei die Überhand gewann, kämpften die Piraten erbittert gegen ihre Feinde. Colt meldete sich. „Saber, sie sind nicht auf dem Schiff.“ Steelstone wich einem Angriff von Danny aus, als er kurz inne hielt. „Wen sucht ihr?“ Saber hielt ebenso inne. Die Piraten blieben stehen, allerdings jederzeit wieder angriffsbereit. Auch Danny wartete mit gezogener Waffe ab. „Wir suchen unsere Kollegin und ihre Freundin.“ „Zwei Frauen? Eine Blonde und eine Schwarzhaarige?“, hakte Steelstone verwirrt nach. „Ja, genau. Unseren Informationen nach wären sie bei Ihnen.“ Steelstone lachte kurz auf. „Die sind schon längst mit den Outrider über alle Berge.“ Im nächsten Moment zeigte er den Befehl zum Rückzug an. Es brach wieder eine wilde Schießerei aus, doch die Star Sheriffs wie auch die Galaxy Cops konnten den Piraten nicht mehr nachsetzen. Danny funkte seine Kollegin an: „July? Wir brauchen Nightwing!“ Die Kollegin bestätigte den Befehl. Die Black Treasure schloss die Rampe und startete. Nun wurde es eng, wenn sie die Piraten noch fangen wollten. Jeder rannte zu seinem Gleiter zurück und sie flogen aus der Fabrikhalle hinaus. Gemeinsam verfolgten sie die Black Treasure und versuchten das Schiff vom Himmel zu schießen. Die Black Treasure wehrte sich eisern, wich den Angriffen der sieben Kampfgleiter aus und schoss zurück. Nur manches Mal konnte einer von ihnen knapp entkommen. „Fireball, pass auf!“, ermahnte Colt seinen Kollegen über Funk. „Ist ja gut, hab alles unter Kontrolle.“ Mandarin flog eine Schleife und griff erneut an, doch die Black Treasure konnte diesem Angriff auch ausweichen. „Sie sind so wendig, obwohl das Schiff so groß ist.“ „Das ist die Black Treasure“, meldete sich July über Funk. Nightwing flog heran. „Danny, Marty, Sam, kommt an Board.“ Sie öffnete die Rampe und die drei Gleiter flogen in das Kampfraumschiff. „Wir lenken sie ab“, verkündete Saber auf Steed und verteilte sein Team. „Colt nähert sich von rechts, Fireball, du kommst von links. Mandy und ich werden uns von oben anschleichen und Prinz Roland, ihr kommt von vorne.“ Das Team stimmte über Funk zu und startete seinen Angriff. Jeder dabei bedacht seine Aufgabe zu erfüllen und dennoch nicht von den schießwütigen Piraten abgeschossen zu werden. Als die Black Treasure den Rundum-Angriff bemerkte, drehte das Schiff nach unten links ab. Fireball und Colt rasten aufeinander zu. „Passt auf“, meldete sich Mandarin über Funk, die einen Frontalzusammenstoß kommen sah. Im letzten Moment zogen die beiden Piloten ihre Raumschiffe zur Seite. Der Bronco Buster und der Sternengleiter flogen Bauch an Bauch aneinander vorbei und drehten kurz darauf ab. „Das war knapp, Partner“, bemerkte Colt über den Funk. „Was du nicht sagst, Cowboy“, erwiderte Fireball. Die Black Treasure nahm Geschwindigkeit auf und verließ den Planeten. Nightwing setzte ihm sofort nach und nahm die Verfolgung auf. Saber und sein Team kehrten zur Monarch Supreme zurück. Sonntag ------- Hallo ihr Lieben, nachdem meine Muse seit einigen Tagen wieder zu Besuch ist, geht es auch hier ratzfatz weiter. Ich werde die Zeit nicht sinnlos verstreichen lassen, solange sie mir wieder treu ist. Wir nähern uns jetzt auch schon mit großen Schritten dem Showdown. Viel Spaß beim Lesen. :) Es war weit nach Mitternacht, als sie auf die Brücke der Monarch Supreme zurückkehrten. Unverzüglich meldeten sie König Jarred von den Vorkommnissen auf Lysian. Dieser saß in seinem Stuhl auf der Kommandobrücke und nickte ernst. „Wir müssen also davon ausgehen, dass die Outrider wieder aktiv gegen uns werden.“ „Ich verstehe nicht, Vater“, mischte sich Prinz Roland ein. „Wir haben ihren Stern zerstört, wir haben ihre Armee radikal geschwächt. Es können nicht so viele Outrider übrig geblieben sein, dass sie uns gleich wieder angreifen.“ „Prinz Roland hat Recht“, stimmte Saber Rider zu. „Sie verfolgen einen ganz bestimmten Plan.“ Es ärgerte ihn. Nun standen sie auf der Suche nach April wieder ganz am Anfang. „Ruht euch aus“, wies Jarred besorgt die jungen Leute an. „Es hat keinen Sinn jetzt noch zu überlegen, wie wir weiter vorzugehen haben. Ihr braucht eure Kräfte für die weitere Suche.“ Die Star Sheriff nickten und zogen sich in ein Quartier zurück, welches sie sich zu viert teilten. König Jarred hatte vor dem Abflug aus Yuma Pritschen kommen lassen, damit seine Gäste sich auch während des Fluges schlafen legen konnten. Nacheinander schliefen sie rasch ein. Die letzten Tage waren zu anstrengend gewesen. Die Nacht war viel zu kurz, dennoch fühlte sich Saber erholt. Er stand auf und trat in den Aufenthaltsraum. Dort saßen bereits König Jarred und Prinz Roland über einen ausgebreiteten Plan. So wie die beiden aussahen, hatten sie die ganze Nacht über nicht geschlafen, sondern sich Gedanken gemacht, wo die Outrider ihren Unterschlupf haben, wenn sie sich überhaupt noch in ihrer Galaxie befinden. Saber Rider schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich zu den Regenten. Auch er besah sich die Karte an. Es war eine Karte des Neuen Grenzlandes. Jeder Planet war auf ihr eingezeichnet. Kurz nach ihm betraten auch Fireball, Colt und Mandy den Raum. Nach und nach setzten sich alle an den Tisch. „Sollte April sich noch in unserer Dimension befinden müssen wir Planeten ausschließen, wo sie unter keinen Umständen sein kann“, erklärte Prinz Roland. „Überlegt ganz genau, wo die Basis zerstört ist, wo sie keine Möglichkeiten haben sich verstecken.“ So brüteten die Star Sheriffs über den Plänen. Sie konnten einige Planeten direkt ausschließen, andere gerieten eher in den Verdacht. Am Ende der Besprechung fielen ihre Entscheidungen auf die äußeren Grenzplaneten und Laramy. „Dann haben wir jetzt sechs Planeten zur Auswahl“, stellte Fireball geknickt fest. „Wenn wir jeden einzelnen anfliegen sind wir Monate unterwegs.“ Seine Augen betrachteten die Entfernung. Pecos lag am äußersten Osten des neuen Grenzlandes, während Dakota sehr südlich lag. Laramy ging richtig Westen, die anderen drei Planeten waren in nördlicher Richtung. „Wir haben aber keine Wahl, wenn wir April so schnell wie möglich finden wollen“, erwiderte Mandarin. „Wir müssen uns für einen Planeten entscheiden, nur so können wir ausschließen ob wir richtig oder falsch lagen.“ „Wir sind hier“, deutete Saber Rider auf die Karte. „Wir befinden uns schon nördlich. Wir könnten diese drei Planeten abklappern, dann werden wir Richtung Laramy fliegen. Wenn sie dort auch nicht ist, geht’s weiter nach Dakota und zu guter Letzt nach Pecos.“ Niemanden gefiel das sie ohne Hinweise auf April und Deena suchen mussten. Aber was blieb ihnen anderes übrig? Sie konnten nicht an Ort und Stelle verharren und auf irgendwelche Hinweise warten, sollten sie überhaupt jemals Informationen bekommen. König Jarred nickte und verließ den Aufenthaltsraum um seine Anweisungen an seine Crew weiter zu geben. Er sah ein, dass sie einer Hoffnung nachjagten, doch auch er wusste keine bessere Lösung. Kaum verließ der König den Raum, explodierte der Rennfahrer. „Verdammt noch mal, diese Outrider! Wieso müssen diese Blechdosen immer ihre Finger mit drin haben?!“ „Beruhige dich, Matchbox“, wies Saber ihn an. „Ich frage mich eher, wer ihr Anführer ist. Immerhin kommen einfache Outrider nicht auf die Idee unsere April zu entführen.“ Alle schwiegen bis Fireball bemerkte: „Trista!“ „Mensch, Partner, Trista war zwar damals mit Jesse Blue befreundet, aber sie würde doch nie zu den Outridern wechseln. Nicht nachdem was ihr der Schlumpf angetan hatte.“ „Wer weiß das schon, Kuhhirte“, erwiderte Fireball. Saber blickte ebenso ernst, wie der Rennfahrer. „Wir müssen diese Tatsache in Betracht ziehen. Immerhin war April zuletzt bei Trista. Und die junge Frau hängt da eindeutig mit drinnen.“ „Mir gefällt das gar nicht“, grummelte Colt. Fireball nickte: „Mir auch nicht, Partner.“ Saber Rider nickte seinen Kollegen zu, während Mandarin von einem zum anderen sah. Gemeinsam verließen sie den Aufenthaltsraum und gingen zur Kommandobrücke. Der Pilot hatte den Autopiloten geschaltet, beobachtete aber das All um sich herum. Der Navigator, der Monarch Supreme, erhielt wieder einen Funkspruch. „Die Galaxy Cops sind in der Leitung.“ Er stellte wieder auf den großen Monitor um. „Hey, Leute“, begrüßte July die Star Sheriffs, als sie die Jungs entdeckte. Saber lächelte seine Kollegin an. „July, habt ihr die Weltraumpiraten noch einholen können?“ „Sie sind uns entwischt“, gestand der weibliche Galaxy Cop. „Aber trotzdem vielen Dank für eure Hilfe. Wir haben einen ziemlich großen Fisch im Drogenkartell festnehmen können.“ „Gern geschehen“, nickte Saber Rider zu. Auch wenn sie nicht, wie erhofft, April gefunden hatten. „Viel Glück auf der Suche nach April. Ich hoffe, ihr findet sie schnell.“ „Das hoffen wir auch“, stimmte Fireball zu. „Wenn wir das nächste Mal Urlaub haben, melden wir uns. Dann können wir in Yuma einen Kaffee trinken gehen“, verabschiedete sie sich wieder. „Das klingt toll“, grinste der Cowboy breit. July lachte und trennte wieder die Verbindung. „Wenn das mal Robin nicht erfährt“, zwickte der Japaner seinen Kollegen auf. „Wenn du ihr das nicht sagst“, erwiderte der Lockenkopf ungerührt. „Mal sehen“, zwinkerte Fireball, ehe er sich wieder dem schwarzen Universum vor sich widmete. Snowcone stand vor dem großen Zaun und blickte unschlüssig in den Garten. Sie krabbelte durch den Zaun und ging langsam über den angelegten Garten. Alles war so ruhig. Seit dem letzten Angriff der Outrider war wieder Ruhe in Laramy eingekehrt. Die Outrider und die Menschen lebten nach wie vor friedlich miteinander. Sie ging gerade zum Haupteingang unter der großen Blumenuhr, als ihr zwei Outrider entgegenkamen. Schnell wich sie hinter einen nahe stehenden Baum. Sie beobachtete die Wesen, wie sie ins Hauptgebäude der Basis gingen. Überrascht, dass die Outrider wieder hier waren, wich Snowcone zurück und lief zu einem Seiteneingang, den sie schon sehr oft benutzt hatte. Sie schlich sich in die Basis. Planten die Outrider einen erneuten Angriff? Warum waren sie wieder zurückgekehrt? Das blauhaarige Mädchen würde es herausfinden. Kaum war sie im Inneren der Basis, schlich sie durch die Gänge. Immer wieder konnte sie Outridertrupps ausweichen und sich vor ihnen verstecken. Erschrocken darüber, wie viele sich hier noch versteckt hielten und es noch niemand bemerkt hatte, hielt sie den Atem an. Als zwei weitere Outrider vorbeiliefen, schnappte sie sogar noch mehr Informationen auf. „Hast du gehört? Der Star Sheriff wird mit uns kommen.“ „Ja, ich weiß, aber jetzt sollten wir uns beeilen. Jesse mag es nicht wenn wir unpünktlich sind.“ Die beiden Wrangler gingen schneller weiter, während Snowcone zurückblieb. Sie musste so schnell wie möglich ihrem Vater berichten, was sie entdeckt hatte. Trotz aller Eile, trat Snowcone vorsichtig den Rückweg an. Endlich hatte sie die Basis wieder verlassen, dann eilte sie wieder zum Zaun zurück, krabbelte hinaus und rannte so schnell es ging durch die Stadt zu ihrem Vater ins Rathaus. Ohne sich bei der Sekretärin zu melden, stürmte sie in das Büro hinein. „Vater, Vater“, keuchte sie, als sie endlich angekommen war. „Snowcone, was ist passiert?“, horchte der Bürgermeister von Laramy auf. „Vater, die Outrider sind wieder in der Basis.“ Sofort sprang der Bürgermeister auf. Ihm wurde sofort bewusst, was diese Nachricht bedeuten konnte. Beim letzten Mal hatte er nicht hören wollen und sie wären beinahe von den Outridern überrannt worden. „Was haben sie vor?“ Snowcone holte tief Luft, dann berichtete sie: „Ich weiß nicht was sie planen, aber ich habe zwei von ihnen belauscht. Ein Star Sheriff befindet sich in Gefangenschaft und ein oder eine Jessy hat das Kommando.“ „Wir müssen die Star Sheriffs informieren“, nickte der Bürgermeister entschlossen zu. „Ich habe die Einladung zu unserem Sommerfest noch nicht abgeschickt, aber ich werde ihnen die Informationen noch mit dazuschreiben und es sofort erledigen.“ Er ging zu seiner Tochter und legte ihr sorgenvoll die Hand auf die Schulter. „Ich danke dir, mein Kind. Aber versprich mir, dass du dich zukünftig von der Basis fernhältst.“ Sie blickte ihren Vater an und nickte zögernd. „Ist gut, Vater.“ Commander Eagle saß in seinem Büro und arbeitete Akten durch. Sein Gesicht war eingefallen, er trug tiefe Augenringe unter seinen Augen und die Kraft zehrte an ihm, da er kaum noch eine Nacht durchschlief. Er sorgte sich sehr um April und mit jedem Tag der verging, wurde die Beklemmung größer, dass seine Tochter nicht mehr auffindbar wäre. Inzwischen war eine Woche seit ihrem Verschwinden vergangen. Immer wieder blickte er zum Telefon. Unschlüssig ob es der richtige Weg war, griff er nach dem Hörer und wählte eine Nummer. „Smith“, meldete sich ein Mann am anderen Ende des Gerätes. „Hier spricht Commander Eagle. Colonel Smith können Sie in mein Büro kommen?“ „Worum geht es Commander?“, antwortete die Stimme am anderen Ende. „Es geht um einen Vorfall, in den meine Tochter verwickelt ist“, gestand das Oberhaupt der Kavalerie. „Ich komme sofort.“ Der Colonel legte auf. Ihm wurde anhand der Worte bewusst, wie dringend er im Büro auflaufen musste. Keine zehn Minuten später klopfte es an der Tür und Colonel Smith trat ein. Ein unscheinbarer Typ. Er trug die Kavallerie Oberkommando Uniform, kurze hellbraune Haare, braune Augen und ein sympathisches Lächeln. „Sir“, salutierte der Colonel, ehe er eintrat und die Tür hinter sich schloss. Als er den Commander ansah, erschrak Smith leicht. Etwas war vorgefallen, das sah er sofort. Ernst wollte er gleich am Schreibtisch Platz nehmen, allerdings deutete ihm Commander Eagle auf die Besprechungsecke. Beide Männer setzten sich und der Colonel wartete ab, was sein oberster Chef zu sagen hatte. Mitten in seinen Erklärungen erreichte Eagle ein Anruf von der Monarch Supreme. Er stand auf und nahm das Gespräch an. „Monarch Supreme?“ „Hier ist König Jarred. Die Star Sheriffs und die Galaxy Cops haben auf Lysian die Weltraumpiraten gefunden. Ihre Tochter befand sich nicht in Gefangenschaft, dafür erhielten die Star Sheriffs die Information, dass sie sich in der Gewalt der Outrider befände. Der Drogendeal ist geplatzt, die Polizei von Lysian konnte die Dealer festnehmen. Die Weltraumpiraten allerdings konnten entkommen.“ „Ich nehme an, dass die Galaxy Cops die Verfolgung aufgenommen haben“, nickte Commander Eagle zu. „Selbstverständlich. Wir befinden uns auf der weiteren Suche nach Ihrer Tochter. Sobald wir nähere Informationen haben, werde ich mich wieder melden.“ König Jarred sah, wie schlecht es dem Oberhaupt des Kavallerie Oberkommandos ging. „Danke, König Jarred.“ Die Verbindung wurde wieder getrennt und Commander Eagle blickte wieder sorgenvoll zu Colonel Smith. Dieser erwiderte den Blick, allerdings mehr als verwirrt. Er wiederholte seine Notizen. „Hab ich Sie richtig verstanden, dass Miss Eagle in ihrem Büro eingebrochen ist und illegale Daten entwendet hat, um dann von den Weltraumpiraten beziehungsweise von den Outridern verschleppt zu werden?“ „Ja“, nickte Commander Eagle zu. „Aber warum?“, stellte sich dem Colonel die Frage aller Fragen. Commander Eagle zuckte ebenfalls mit seinen Schultern. Niemand außer April konnte ihm hierzu Auskunft geben. Der Colonel stand auf. „Sir, sobald ihre Tochter zurück ist, werde ich mich bei ihnen melden.“ Er pausierte. „Allerdings wird ein Verfahren mit der Dienstaufsicht nicht zu vermeiden sein.“ Aprils Vater sackte in sich zusammen. „Ich weiß.“ Colonel Smith lächelte aber aufmunternd. „Sollten die Outrider hinter der Tat stecken und Miss Eagle die Vorfälle aufklären können, wird sie wahrscheinlich mit einer Verwarnung davon kommen.“ „Hoffen wir es“, antwortete Eagle und reichte dem Colonel die Hand. „Vielen Dank.“ Der Colonel verließ in Gedanken versunken das Büro des Oberhauptes. Als er an diesem Morgen zum Dienst antrat, hätte er niemals erwartet, solch eine Meldung zu erhalten. Kaum war die Tür zum Büro von Kommandant Eagle geschlossen, erreichte diesen eine Nachricht. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und öffnete die Nachricht. Ihr Absender war der Bürgermeister von Laramy. Er las sie sich durch. Es war eine Einladung zum Sommerfest auf Laramy. Snowcone und der Bürgermeister freuen sich, wenn die Star Sheriffs daran teilnehmen könnten. Das Fest fand kommenden Freitag statt. Hätte Commander Eagle nicht solche Sorgen, würde er sein Team dorthin schicken. Als er aber weiter las, kam er sich vor wie in einem schlechten Film. „Outrider sind in Basis tätig. Ein Star Sheriff wird in der Basis gefangen gehalten. Outrider unterstehen dem Kommando eines/einer Jessy.“ Commander Eagle blickte auf die Nachricht ohne sie zu realisieren. „Jessy“, grübelte er nachdenklich. „Konnte es wirklich sein, dass damit….“ Ein Anruf riss ihn aus den Gedanken. Der Nummer nach zu urteilen war dies das Labor. Ihm fiel wieder ein, dass die Blutuntersuchungsergebnisse für heute angesetzt waren. Er nahm das Gespräch entgegen und begrüßte Professor Neese. „Professor Neese, was haben Sie herausgefunden?“ „Commander Eagle, das Blut haben wir mit sämtlich registrierten Verbrechern verglichen. Wir haben eine Übereinstimmung, Sir. Das Blut stammt von Jesse Blue!“ Jessy… Jesse Blue. Aprils Vater bedankte sich bei Professor Neese und legte auf. Er war davon ausgegangen, dass der ehemalige Kadett nicht überlebt hatte. Die Star Sheriffs berichteten, dass er mit dem Outriderplaneten in die Luft gegangen wäre. Er baute eine Funkverbindung zur Monarch Supreme auf. König Jarred meldete sich. Im Hintergrund erkannte er die Star Sheriffs. „Commander Eagle“, begrüßte Jarred ihn verwirrt. Sie hatten doch erst vor wenigen Augenblicken miteinander gesprochen. „Ich habe Neuigkeiten über Aprils Verbleib“, fing das Kavallerie Oberkommando Oberhaupt unvermittelt an. Sie hatten lange genug Zeit vergeudet auf der Suche nach seiner Tochter. Die Star Sheriffs wurden unruhig. „April befindet sich auf Laramy. Die Outrider haben sich dort in der Basis versammelt. Ihr Kommandant ist Jesse Blue“, berichtete Eagle. „Aber der ist doch tot“, mischte sich Colt ein. „Er ist mit dem Outriderplaneten Hops gegangen.“ „Die Blutergebnisse haben das Blut aus der Wohnung eindeutig mit Jesse Blues DNA in Verbindung gebracht. Egal, wie er es geschafft hat, er hat überlebt und er hält meine Tochter und wahrscheinlich auch Deena gefangen. Beeilt euch, wir wissen nicht was er plant.“ König Jarred nickte. „Wir nehmen unverzüglich Kurs auf Laramy, Commander Eagle. Ich melde mich, sobald wir Laramy erreicht haben.“ „Vielen Dank, König Jarred.“ Er beendete die Verbindung, stand auf und blickte aus seinem Fenster über Yuma City. König Jarred stand auf. „Wie lange brauchen wir bis Laramy?“ „Eine Woche“, antwortete der Pilot und änderte seinen Kurs, kaum dass er die Daten vom Navigator erhalten hatte. König Jarred nickte. Kaum fiel der Name Jesse Blue, sorgte sich der Japaner umso mehr um seine Kollegin. Er wusste, wie der blauhaarige Kadett immer um April gekämpft hatte. Aber er wusste nicht, zu was sein Erzfeind wirklich fähig war. Eines stand fest, Fireball traute ihm alles zu. Vor Ungeduld platzend trat er zum Piloten. „Bei dem Tempo brauchen wir wirklich eine Woche, aber wir sind in drei Tagen dort, wenn ich fliege!“ Der Pilot blickte den Jungspund neben sich an. „Rutsch rüber, ich fliege“, befahl der Rennfahrer und schob den Piloten unwirsch von seinem Platz. Nachdem der Autopilot immer noch geschaltet war, passierte nichts während dem Pilotenwechsel. Schnell hatte sich Ramrods ehemaliger Pilot einen Überblick verschafft, schaltete den Autopiloten aus und verkündete laut: „Haltet eure Perücken fest, jetzt werden wir mal die Pferdchen herausholen!“ Er schob am Geschwindigkeitsregler und die Monarch Supreme schoss ins tiefschwarze All. Colt jubelte: „Das ist unser schnellster Pilot des neuen Grenzlands!“ Saber und Mandarin blickten erst zu Fireball, dann zum Piloten, der perplex neben Fireball stand, ehe sie zu König Jarred sahen. Aber dieser hatte nur ein Schmunzeln auf den Lippen. „Wie der Vater, so der Sohn“, murmelte der König vor sich hin. April arbeitete bereits den zweiten Tag an den Plänen. Es war dasselbe wie Tags zuvor. Die Outrider holten sie früh morgens aus ihrer Zelle, brachten sie zu ihrem Arbeitsplatz um sie dort erst wieder abends rauszuholen. In ihrem Kopf ging sie die verschiedensten Möglichkeiten durch, aber sie konnte keinem eine Nachricht schicken. Selbst wenn ihnen eine Flucht aus der Basis gelang, war es nicht sicher ob sie auf Menschen trafen. Auch hatte sie noch keine Ahnung wie viele Outrider überhaupt in der Basis verharrten. Und dass diese sie ohne Zögern erschossen, war April klar. Da konnte Jesse Blue sagen was er wollte. Auch fragte sie sich, wie lange sie in der Basis blieben. Was würde passieren, wenn die Pläne gezeichnet waren? Auf keinen Fall würde er sie gehen lassen, aber war das hier nur ein Zwischenstopp? Wenn ja für wie lange? Fragen über Fragen und April wusste nicht die Antwort auf eine einzige von ihnen. Dennoch musste ihr etwas einfallen. Sie wollte nicht in dieser Outriderbasis versauern. Sie brauchte einen Fluchtplan. Selbst wenn sie mitten in der Prärie standen, konnten sie sich zumindest verstecken. Spätestens wenn sie draußen war, würde sie wissen wo sie sich befand und dann war es ein leichtes sich zu orientieren. Statt ihre Aufzeichnungen zu machen, grübelte sie über Fluchtmöglichkeiten. Die Tür wurde geöffnet und die Outrider rissen sie aus ihren Gedanken. Da der Star Sheriff sich die Pläne ansah, gingen sie auch davon aus, dass sie arbeitete. „Der Kommandant möchte dich sehen!“ Mit einem Mal hob April ihren Kopf und blickte die Outrider ängstlich an. Was wollte er von ihr und was hatte er mit ihr vor? Ihr war gar nicht wohl, wenn sie überlegte wie zurückhaltend Jesse bisher war. Dennoch hatte er ihr zweimal bereits gezeigt, was er mit ihr noch vorhatte. Auch wenn sie diese Situationen geschickt verdrängt hatte, rief ihr diese Nachricht alle Ängste vor Jesse Blue wieder wach. „Beweg dich“, drängte einer der Outrider ungeduldig. April setzte sich in Bewegung und folgte einem von ihnen. Natürlich waren ihre fünf Leibwächter auch wieder mit dabei. Sie wurde wieder durch verschiedene Gänge geführt, bis sie vor einer Tür stehen blieben. Der führende Outrider öffnete die Tür und die Gruppe trat ein. Jesse stand mit dem Rücken zu ihnen. „Wartet draußen“, befahl er und kurze Zeit später war die Tür wieder geschlossen. April verharrte an Ort und Stelle. Sie besah sich sein Quartier. Ein Schrank stand an der Wand zu ihrer rechten Seite. Vor ihr führte eine Tür in einen Nebenraum, vermutlich ins Badezimmer. Links von ihr stand ein Schreibtisch und Jesse stand mit dem Rücken zu ihr vor einem Bett. Der Blondine wurde ganz mulmig. Sie hatte Angst vor dem was Jesse mit ihr tun könnte. „Was willst du?“ Ihre Stimme klang fester, als sie sich fühlte. Jesse drehte sich um. Sein Gesichtsausdruck blieb für April undurchschaubar, aber seine Augen sprachen Bände. Genussvoll glitten sie von ihrem Gesicht über ihren Körper hinab. „Du weißt genau was ich will, was ich schon immer wollte.“ April wich einen Schritt zurück. Sie fühlte sich unbehaglich, spürte wie er sie mit seinen Augen bereits auszog. Sie schluckte. Ihre Beine zitterten. Sie versuchte ihre Angst zu verdrängen, musste sie ihm doch selbstbewusst gegenübertreten. Sie stand ihm schon so oft gegenüber, jedes Mal im Kampf, aber sie hatte auch immer ihre Kollegen hinter sich gehabt. Dieses Mal war sie auf sich alleine gestellt. „Vergiss es, Jesse!“ Er lächelte und trat langsam auf sie zu. Je näher er ihr kam, desto ängstlicher wich sie zurück. Allerdings dauerte es nicht lange und sie spürte die Wand im Rücken. Sollte er sie berühren, würde sie gegen ihn kämpfen. Er war verletzt, sie hatte eine Chance gegen ihn. Jesse stellte sich vor sie. Er sah ihr die Angst in ihren Augen an. Auch wenn sie ihre Körpersprache beherrschte, ihre Augen logen nicht. Ein Lächeln huschte ihm über die Lippen. „Dieses Mal ist keiner da, der dir helfen kann. Weder der Säbelschwinger, noch der Cowboy und schon gar nicht die Rennsemmel.“ Er wusste um seinen Nachteil. April könnte sich wehren und er war noch nicht stark genug sie zu überwältigen. Diesen Nachteil wollte er mit Worten aufbessern. „Du hast keine Ahnung, Jesse“, fauchte April. „Sie sind schon auf der Suche nach uns und sie werden uns hier raus holen.“ Wieder huschte ihm ein amüsiertes Lächeln über die Lippen. „Das hoffst du, aber glaube mir, ich weiß es besser. Die drei sind so mit ihren Herzensdamen beschäftigt, dass ihnen dein Verschwinden wahrscheinlich noch nicht einmal aufgefallen ist. Sollten sie dennoch nach dir suchen, wissen sie gar nicht wo du bist.“ „Du unterschätzt sie“, erwiderte April bissig. Sie hoffte und glaubte so sehr daran, dass bald ihre Kollegen hier eintrafen. Auch wenn sie innerlich wusste, dass Jesse recht behielt. Sie wusste nicht einmal selbst, wo sie sich befand, wie sollten dann ihre Kollegen wissen, wo er sie versteckt hielt? Außerdem galt Jesse Blue als tot. Sie alle hatten im Kampf gesehen, wie er mitsamt dem Planeten in die Luft gejagt wurde. „Du überschätzt sie, meine Liebste“, widersprach Jesse der Blondine. „Bald, schon sehr bald, werde ich dich die meine nennen und dann werde ich dir zeigen, wie sehr ich dich liebe.“ April kroch ein Schauer nach dem anderen über den Rücken. Die Angst kroch ihr in die Knochen, lähmte sie. Jesse sah, welche Wirkung seine Worte bei ihr auslösten. Zufrieden blickte er ihr in die ängstlichen Augen. Die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich wieder und Trista trat mit Deena ein. Irritiert über das was sie sah, kniff die Brünette ihre Augen finster zusammen. Jesse wandte sich von April ab. „Wann ist meine Verletzung ausgeheilt?“ Deena blickte von April zu Jesse. „Ausgeheilt? In einigen Jahren vielleicht.“ Diese Antwort gefiel dem Outriderkommandant überhaupt nicht. Er wandte sich von den Frauen ab. „Solange kann ich nicht warten. Bald werden wir die Basis räumen. Mit dem Raumschiff werden wir in die Phantomzone fliegen. Sobald wir dort angekommen sind, leitest du, April, dort die Umbauarbeiten an unserem Raumschiff. Die Pläne überarbeitest du ja im Moment.“ „Wozu?“ April verstand nicht. Jesse drehte sich um und lächelte. „In einigen Jahren, vielleicht auch Jahrzehnten, egal wie lange ich dafür brauchen werde, werde ich mit einer Armee Outrider zurückkommen und dann gewinne ich!“ „Du bist krank, Jesse“, fauchte April wütend. „Wann genau starten wir?“, mischte sich Deena ein. Der Blauhaarige blickte seine Ärztin an. „Wir starten in wenigen Tagen, du wirst uns allerdings nicht begleiten“, verkündete er. April und Deena verschlug es im ersten Moment die Sprache. „Du lässt mich hier? Alleine in der Basis?“ „Irgendwer wird dich schon finden“, bemerkte er unbekümmert. „Trista, bring sie zurück in ihre Zelle.“ „Und wenn mich niemand findet? Wer sollte schon in dieser Outriderbasis herumlaufen?“, empörte sich die Ärztin. Wütend funkelten ihre Augen den Mann an, den sie ärztlich versorgen musste. Die Outrider traten ein mit gezückten Waffen. „Das nennt man dann wohl Pech“, antwortete Jesse. Er nickte den Wachen zu und ließ die Frauen abführen. So wurden April und Deena in ihre Zelle geführt. Lange dauerte es bis April ihre aufgebrachte Freundin wieder beruhigt hatte. Mittwoch -------- In rasender Geschwindigkeit erreichte die Monarch Supreme Laramy. Fireball und der Pilot des königlichen Schiffes wechselten sich über die Tage ab, kurz vor Laramy übergab der Ramrod-Pilot das Steuer wieder an den Hauptpiloten. „Sorry, Kumpel, aber eine Woche wäre zu lange gewesen.“ Zu König Jarred gewandt, schwärmte er: „Die Monarch ist ein Schätzchen, euer Hoheit.“ König Jarred schmunzelte. „Ich weiß, Fireball“, antwortete der König milde. Er war überhaupt nicht verärgert über die Frechheit des jungen Piloten. Der Navigator bat um Landeerlaubnis. Diese wurde der Monarch Supreme gestattet und kurz darauf landete das königliche Flaggschiff im Raumflughafen. König Jarred stieg aus, gefolgt von seinem Sohn und seinem engsten Berater. Nach ihm stiegen die Star Sheriffs aus, dann folgten noch vier Wachen der königlichen Garde. Drei Fahrzeuge fuhren vor. Ins erste stiegen König Jarred, Prinz Roland und der Berater, ins zweite Fahrzeug stiegen die Star Sheriffs und ins dritte Fahrzeug die Wachen. Nacheinander fuhren die Autos durch Laramy zum Rathaus. König Jarred betrat mit seinem Gefolge das Rathaus und trat auf den Empfangstresen zu. Die Empfangsdame blickte den stattlichen Mann überrascht an. „Wen darf ich melden?“ „König Jarred aus dem Königreich Jarr.“ Mit noch größeren Augen nickte die Dame und griff zum Telefon und meldete den Gast. Der Bürgermeister trat aus seinem Büro heraus und empfing seine Gäste. „König Jarred.“ Er sah auch die Star Sheriffs. „Willkommen auf Laramy, Star Sheriffs.“ Der König drehte sich um und blickte seinen Sohn, wie auch die Star Sheriffs an. „Ich möchte zuerst alleine mit ihm sprechen.“ Die jungen Leute nickten. Während die königliche Wache im Gebäude wartete, verließen Mandarin, Saber, Colt, Fireball und Prinz Roland das Rathaus und gingen ein wenig die Hauptstraße entlang. Ein blauhaariges Mädchen trat ihnen in den Weg. Snowcone hatte sie gesehen, wie sie aus dem Auto gestiegen waren. Eigentlich rechnete sie nicht damit, ihnen so schnell wieder zu begegnen. Doch als sie auf die Straße kamen, lief sie zu ihnen hinüber. „Hallo, Fireball“, begrüßte sie ihn freudig. Ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. „Wer ist das?“, fragte Mandarin amüsiert. „Ein Fan von dir?“ Ehe der Rennfahrer auf die Anspielung antworten konnte, legte Colt Mandarin einen Arm um die Schulter und klärte sie über das blauhaarige Mädchen auf. „Das ist seine Freundin.“ „Oh, was für ein Frauenaufreißer“, kicherte der rothaarige Sterncaptain. Colt erzählte unbeeindruckt weiter. „Wir haben sie damals kennen gelernt, als die Outrider ihre Schmierfinger namens Renegade gebaut haben. Sie war damals noch ein Doppelagent, allerdings“, erhob er den Ton in seiner Stimme, damit der Sterncaptain ihn nicht wieder unterbrach. „konnte Fire die Kleine auf unsere Seite und damit auf die gute Seite ziehen.“ Mandarin blickte von Colt zu Fireball und der Kleinen. Das Mädchen grinste frech, während Fireball den Kopf einzog und mürrisch den Cowboy beobachtete. „Und ich wette, das hat er allein mit seinem Charme geschafft.“ Saber schmunzelte. Der Cowboy hingegen erklärte trocken: „So sind die Rennfahrer. In jeder Stadt, die sie besuchen, hinterlassen sie eine Freundin, aber glaubt er mir das?“ Theatralisch endete der Lockenkopf. „COLT!“ Fireball fand das gar nicht zum spaßen. „Ich glaube, das wird er niemals verstehen“, stichelte auch Mandarin. Snowcone, Prinz Roland, Saber, Colt und Mandarin begannen lauthals zu lachen. Fireball verschränkte beleidigt seine Arme vor der Brust. „Macht euch nur lustig über mich“, grummelte er. „Habt ihr die Nachricht erhalten?“, wechselte Snowcone nun das Thema. „Welche Nachricht?“, hakte Saber sofort ernst nach. „Ich war in der Outriderbasis und habe gesehen, dass die Outrider wieder da sind. Ich habe zwei belauscht und sie sprachen von einem Star Sheriff, den sie gefangen halten“, antwortete das blauhaarige Mädchen. „Du hast herausgefunden, wo April sich befindet?“ Der Cowboy schluckte erstaunt. Mandarin nickte anerkennend. „Du bist mutig für dein Alter.“ Snowcone lief rot an. Verlegen winkte sie ab. „Ich bin immer in der Outriderbasis spielen, aber plötzlich waren sie wieder da.“ Sehr ernst kniete sich Fireball zu ihr und blickte ihr in die blauen Augen. „Snowcone, kannst du uns in die Basis bringen?“ „Klar“, stimmte sie zu. Saber mischte sich ein. „Das ist viel zu gefährlich.“ „Snowcone bringt uns rein und verschwindet gleich wieder. Versprichst du mir das?“ Aufmerksam blickte der Rennfahrer seine kleine Freundin an. Diese nickte zustimmend. „Versprochen!“ Die Star Sheriffs trugen bereits ihre Kampfanzüge, allerdings hatten sie ihre Helme nicht dabei. Saber überlegte. Sie würden zu viel Zeit verlieren, wenn sie erst zum Schiff zurückgingen. „Okay, wir schalten unsere Funkgeräte an den Handgelenken an. Dann können wir uns darüber verständigen.“ Er wandte sich an Prinz Roland. „Wir gehen in die Basis und mischen die Phantomwesen dort mal richtig auf. Bitte informiert euren Vater und den Bürgermeister. Sie mögen mit den Wachen und der Polizei die Basis umstellen und sich bereithalten für einen Angriff.“ Prinz Roland nickte und kehrte ins Rathaus zurück. Snowcone führte die Star Sheriffs an und sie beeilten sich zur Outriderbasis zu kommen. „Bereitet alles für unseren Abflug vor!“ Jesse blickte auf den Hangar hinab, in dem das Raumschiff stand und einige Jeeps parkten. „Jawohl, Kommandant“, die zwei Outrider salutierten und verschwanden. Trista trat besorgt zu ihm. „Schaffst du den Dimensionssprung wirklich? Denk daran, du bist nach wie vor verletzt.“ Jesse spürte nur ein ganz leichtes Pochen in der linken Schulter. Seine Schulter war dick verpackt, dafür hatte Trista gesorgt, und solange er seinen Arm nicht großartig bewegte würde es auch keine Probleme geben. „Natürlich schaffe ich den Dimensionssprung“, antwortete er gleichgültig. Langsam ging sie ihm auf die Nerven. Er spielte mit dem Gedanken sie ebenfalls in der Basis zurück zu lassen. Allerdings wusste er auch, dass April ihm niemals helfen würde, wenn er Schmerzen hatte. Ob er wollte oder nicht, er war auf Trista angewiesen. „Kümmere dich darum, dass alles nach Plan verläuft.“ „Ja, Jesse“, antwortete Trista und verließ den Überwachungsraum. Wenig später stand sie im Hangar und wies die Outrider an, welche Aufgaben zu erledigen waren. Jesse beobachtete. Es lief alles nach Plan. Und bis die Star Sheriffs Aprils Spur aufgenommen haben, war er längst mit ihr in der Phantomzone. Unruhe machte sich in der Basis breit, das spürte auch April. Sie war, wie die letzten Tage, wieder über die Schiffspläne gebeugt. Aber daran arbeiten tat sie nicht. Stetig hatte sich ein plausibler und umsetzbarer Fluchtplan in ihrem Kopf manifestiert. Mit ein wenig Geschick und viel Glück würden sie und Deena sich schon sehr bald auf freiem Fuß befinden. Die Unruhe in der Basis konnte sie sich zu Nutze machen. Sie blickte kurz zu ihren Bewachern. Die Outriderposten bei ihr im Raum beobachteten jede Bewegung. Das Spiel konnte beginnen. Sie richtete sich auf. „Hey, weitermachen!“, kommandierte einer der Outrider. „Mir ist nicht gut“, stammelte sie. „Weitermachen hab ich gesagt“, wiederholte der Wrangler. Beide richteten ihre Waffen auf April. Im nächsten Moment ließ sich April auf den Boden fallen. Einer der beiden blieb vor der Tür stehen, der andere ging zu ihr und um den Schreibtisch herum um nach dem weiblichen Star Sheriff zu sehen. Erst als er ganz nah an April stand, riss sie ihm die Beine weg, nahm ihm die Waffe ab und sprang auf. Mit einem gezielten Schuss, hatte sie den Posten an der Tür erschossen. Sie spürte wie der andere ihren Fuß umfasste und ihr das Bein weg zog. Sie knallte mit dem Rücken auf den Boden, behielt die Waffe fest vor ihrer Brust. Der Outrider beugte sich über sie um ihr den Blaster abzunehmen, doch schon schoss sie auf ihn und er dematerialisierte sich. Sie zog sich die Outrideruniform über, drehte ihre Haare hoch und zog sich einen Helm über. So würde sie keiner erkennen. Sie verschanzte sich hinter dem Schreibtisch, richtete die Waffe auf die Türe und schoss. Durch den Schuss öffneten ihre sechs Bewacher die Türe und blickten hinein um nach dem Rechten zu sehen, als April schon in den Angriff überging. Es brauchte ein paar Schüsse, aber letztendlich schaffte sie es die Outrider in ihre Phantomzone zu schicken und selbst den gegnerischen Schüssen auszuweichen. Sie lief aus dem Raum heraus, den Gang entlang und folgte dem Weg, den sie in den letzten Tagen zweimal täglich gegangen war. Kurz vor der Zelle traf sie auf eine Outridertruppe. Sie atmete tief durch und strebte eine normale Gangart an. Die Wrangler blieben stehen. „Wo gehst du hin?“, fragte einer von ihnen. „Befehl vom Kommandanten. Ich soll nach der Gefangenen sehen“, antwortete April mit verstellter Stimme, die der Helm zum Glück zusätzlich verzerrte. „Wenn du fertig bist, komm zum Hangar. Du wirst dort gebraucht“, wies der Outrider an, denn er wusste, wer Jesse Blues Befehle missachtete, landete in der Phantomkammer. Die Truppe ging weiter und verschwand um die nächste Ecke. Erleichtert eilte April zur Zellentür, schloss sie auf und öffnete sie. Deena, die auf dem Bett saß, fauchte: „Was willst du, Outrider?!“ April zog ihren Helm vom Kopf und warf ihn zur Seite. Wenn sie mit Deena gemeinsam floh, war es egal ob man sie erkannte oder nicht. „Komm, wir haben keine Zeit! Wir müssen abhauen!“ Dabei zog sie ihre Waffe und hielt sie vor die Brust. Sie musste jederzeit einsatzbereit sein. „April“, atmete die Ärztin auf. Sie war so froh ihre beste Freundin zu sehen, hatte sie sich doch bereits mit ihrem Schicksal abgefunden und sah sich in der Outriderbasis elendig verhungern. Sie rannte zu ihrer Freundin und gemeinsam liefen sie los. Die Outridertruppe, die April begegnet war, setzte den Weg fort. Sie kamen am Büro vorbei, in dem der Star Sheriff arbeitete, doch die Wachen waren nicht auf ihrem Posten und die Türe stand offen. Schnell rannten sie zu dem Raum um sich einen Überblick zu verschaffen. Doch von dem Star Sheriff fehlte jede Spur. „Das war sie!“, stellte einer von ihnen sofort fest. „Melde Jesse Blue den Vorfall“, wies er einen aus der Gruppe an, der auch sofort losrannte. „Der Rest folgt mir. Wir fangen sie wieder ein!“ Die Outrider rannten den Weg zurück, doch auch in der Zelle war niemand mehr, die Türe stand offen. Sie teilten sich auf um nach den Frauen zu suchen. Snowcone ging zu einem Lüftungsschacht seitlich an der Basis. Ihr folgten die Star Sheriffs. Sie löste das Gitter und krabbelte voran. Zielsicher führte sie die Freunde den Weg durch die Schächte. Lange Zeit waren hier keine Outrider mehr gewesen und Snowcone war fast jeden Tag in der Outriderbasis ein- und ausmarschiert. Eigentlich durfte sie nicht mehr herkommen, aber sie befand, dass man in solch einem Notfall ein Auge zu drücken konnte. Nach einiger Zeit kam sie am Ende des Lüftungsschachtes an. Sie versuchte durch das Gitter einen Blick zu erhaschen, konnte allerdings keine Outrider erkennen. Leise löste sie das Gitter, legte es zur Seite und krabbelte aus dem engen Schacht heraus. Sie richtete sich auf und machte Platz für ihre Verfolger. Einer nach dem anderen kam hervor und blickte sich um. Saber Rider übernahm wie gewohnt das Kommando: „Snowcone, du gehst zurück.“ Er sah dem blauhaarigen Mädchen an, dass ihr dieser Befehl nicht gefiel, dennoch ließ er keine Widerworte zu. Kaum war das Mädchen wieder im Lüftungsschacht, schloss Colt das Gitter. „Wir teilen uns auf. Mandy und Fireball, ihr sucht April und Deena. Colt und ich suchen Jesse Blue.“ Die Teams nickten. „Seid vorsichtig. Sie rechnen nicht damit, dass wir hier sind“, fügte er noch hinzu, als in diesem Moment der Alarm in der Basis los ging. Misstrauisch hielten sie inne. Sie hörten im Parallelgang Schritte hallen. Jeder hielt seine Waffe schussbereit in den Händen, während sie sich eng an die Wand drückten. Die Outrider rannten blindlings an ihnen vorbei. Irritiert, dass sie unbemerkt blieben, nickte Saber Rider ihnen schließlich zu. „Die Chance sollten wir nutzen, also los!“ Mandarin und Fireball und Colt und Saber trennten sich und rannten den Gang in entgegengesetzte Richtungen. Es dauerte nicht lang, da trafen Saber und Colt auf die ersten Outrider. Der Überraschungsangriff gelang sogar, woraufhin der Cowboy meinte: „Die haben gar nicht mit uns gerechnet, Schwertschwinger.“ „Dann beeilen wir uns. Hoffentlich finden wir unseren blauhaarigen Freund schnell.“ April und Deena hörten den Alarm und es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie entweder in Gefangenschaft oder auf freiem Fuß waren. Zweite Option wäre ihnen beiden lieber, darum suchten sie sich ihren Weg hinaus. Wenn sich Gänge kreuzten blieben sie stehen. Die Tochter von Commander Eagle verschaffte sich immer zuerst einen Überblick, ehe sie losstürmte. So hatte sie es in der Grundausbildung gelernt und nur so hatte sie bisher auf ihren Einsätzen auch überlebt. Deena blieb hinter April. Sie wurde zum Schatten und verließ sich auf den Star Sheriff. Sie lief los, wenn ihre Freundin ihr ein Zeichen gab, blieb stehen und presste sich an die Wand, wenn die Blondine es auch tat. Fireball und Mandy liefen die Gänge entlang. Zum Glück war jede Outriderbasis vom Grund auf gleich gebaut. Es würde ein leichtes werden April und Deena zu befreien. Sie liefen um die nächste Ecke und stießen auf eine Gruppe Outrider. Schnell schossen Mandy und Fire auf die Feinde, die sofort das Feuer erwiderten. April sah einige Outrider an der nächsten Gangkreuzung stehen. Was sie nun aber verwunderte, dass sie auf jemanden schossen. Irritiert beobachtete sie, dass einer von ihnen dematerialisiert wurde. Nachdem kein Outrider mehr im Gang zu sehen war, eilten sie und Deena zur nächsten Kreuzung. Während Deena sich wieder an die Wand presste, lugte April ums Eck und erstarrte. Zwei Outrider standen noch im Gang und schossen auf Mandarin und Fireball. Wie konnte es sein, dass sie hier waren? Im ersten Moment zu überrascht, schimpfte sie sich gedanklich selbst, dass diese Frage in diesem Augenblick vollkommen egal war. Die beiden Star Sheriffs waren ganz auf ihre Verteidigung konzentriert. Fireball sah aus den Augenwinkeln wie Mandy in Bedrängnis geriet. Ein Outrider visierte den Sterncaptain an. Er würde sie schwer verletzten oder gar töten, wenn Fireball nicht sofort reagierte. Der Heißsporn stürzte zu ihr rüber und feuerte auf den Outrider, der sich sofort auflöste nachdem er getroffen wurde. Im nächsten Moment riss er Mandarin zu Boden. Unsanft prallten sie auf. Mandarin lag auf dem Rücken, Fireball halb auf dem Boden, halb auf ihrem Bauch. April sah wie knapp der Schuss die beiden verfehlte. Ein Outrider stand noch im Gang und dieser zielte auf ihre Kollegen. Sofort schritt sie ein. Sie trat um die Ecke, zielte auf den Gegner und schoss, ehe dieser schießen konnte. Auch dieser Wrangler verschwand in die Phantomzone. Fireball sah auf und erkannte April mit einer Waffe auf der anderen Seite stehen. Hinter ihr tauchte auch Deena auf. „April“, erleichtert blickte er seine lang vermisste Kollegin an, wunderte sich aber über ihren Aufzug. Sie trug eine Outrideruniform, aber keinen Helm. „Hattest du Schwierigkeiten, Matchbox?“ Er stand auf und half Mandarin auf die Beine. „Pah, ich doch nicht“, antwortete er, wobei er sie dabei anlächelte. Er hielt sich sein Handgelenk an den Mund und meldete sich bei seinen Kollegen. „Saber, April und Deena sind uns in die Arme gelaufen. Wegen ihnen wurde der Alarm ausgelöst.“ „Habe verstanden, Fire“, hörte er die keuchende Antwort. „Habt ihr Schwierigkeiten?“ „Nur ein bisschen“, gab Saber zu. „Wir kommen euch zu Hilfe, wo seid ihr?“ Er blickte von April, zu Deena, zu Mandarin und wieder in Aprils blaue, sorgenvolle Augen. „Im Hangar. Hier scheint ein Rattennest zu sein.“ „Wir kommen“, antwortete Fireball entschlossen. Die Blondine schluckte. „Sie wollten die Basis verlassen. Das war der Grund für die plötzliche Unruhe“, stellte sie fest. Mandarin blickte unsicher zu April und Deena. „Was machen wir mit euch?“ Snowcone tauchte unerwartet hinter Mandy und Fireball auf. Es stand außer Frage, dass das Mädchen sich nicht an Sabers Befehl gehalten hatte und sie auch noch belauscht hatte. „Kann ich euch helfen?“ Fireball blickte das blauhaarige Mädchen an. Statt wütend auf sie zu sein, dass sie sich Sabers Anweisungen widersetzt hatte, antwortete er. „Ja, bring April und Deena hier raus.“ Das Mädchen nickte. „Folgt mir.“ Deena lief los, blickte sich aber noch mal nach ihrer Freundin um, die ihr nicht folgte. „Kommst du nicht?“ April schüttelte stur ihren Kopf. „Trista braucht meine Hilfe.“ Deena nickte verstehend. „Pass auf dich auf!“ Schon folgte sie Snowcone zu dem Fluchtweg. Ehe Fireball etwas sagen konnte, lief April in Richtung Hangar. Er und Mandarin folgten ihr. Instinktiv fanden sie sich schnell zurecht. In einem Seiteneingang blieben sie stehen und beobachteten das Geschehen. Saber und Colt kämpften gegen eine Übermacht Outrider. Sie hielten sich hinter den Rädern des Kampfraumschiffes versteckt und kamen nur hervor, wenn sie gegen die Outrider schossen. Sonst hielten sie sich in Deckung um den gegnerischen Schüssen auszuweichen. „Wir brauchen einen Plan“, überlegte Mandarin. Dabei blickte sie sehr ernst ihre Kollegen an. April nickte. Sie sah von Mandarins blaue Augen in Fireballs braune Augen. Immer noch begann ihr Herz einen schnelleren Rhythmus zu schlagen, wenn sie ihn sah. Seine braunen Haare waren wuschelig und fielen durcheinander. Sie lenkte sich selbst von den Gedanken ab. „Ganz einfach. Wir können hinter den Autos Schutz suchen.“ Sie riss ihre Augen von dem Japaner los und zeigte auf die einzelnen Fahrzeuge, die in der Halle parkten. Der Sterncaptain nickte. „Okay, ich schlag mich zu Saber und Colt durch. Gebt mir Rückendeckung.“ Fireball und April nickten und schossen auf die Outrider. Mandy stürzte los, feuerte auf die Feinde und erhielt auch von den anderen beiden Rückendeckung. „Du bist dran, April“, gab Fireball an, doch in dem Moment klickten Waffen hinter ihnen. Unbemerkt konnten Outrider sich von hinten anschleichen. Sie hielten ihre Waffen in die Rücken der Star Sheriffs und drohten blechern: „Keine Bewegung, Star Sheriffs.“ Fireball blickte über seine Schulter zurück. „Verdammt“, fluchte er, als er feststellte, dass sie von Outridern umzingelt waren. Die beiden wurden in die Halle gedrängt und die Schüsse verstummten. Schnell hatten die Outrider Fireball und April voneinander getrennt und standen wie eine Mauer zwischen dem blonden Star Sheriff und ihren Kollegen. Trista überwältigte die Blondine. Sie nahm ihr die Waffe ab und drehte ihr den Schussarm auf den Rücken. Schon drückte sie die Waffe an Aprils Kopf. „Trista“, knurrte Fireball. Er war enttäuscht und verwirrt. Er konnte sich immer noch keinen Grund vorstellen, warum sie gegen April arbeitete. Die Brünette hielt Aprils Arm auf den Rücken fest im Griff und zog sie weiter zurück. Weg von den Star Sheriffs. Jesse Blue erschien ebenso in der Halle und stellte sich neben Trista und ihre Gefangene. „Hallo, Blechsterne“, erwiderte er gelassen. Man merkte ihm seine Überraschung absolut nicht an. „So schnell sieht man sich wieder.“ „Wie hast du überlebt?“ Colt richtete sich auf und funkelte seinen Erzfeind wütend an. „Dank Trista und den Weltraumpiraten, ach ja und natürlich Dank eurer fabelhaften Ärztin. Wo ist sie eigentlich?“ Er konnte sie nirgends entdecken. „Sie ist in Sicherheit“, mischte sich Saber ein, der seine Deckung ebenfalls aufgegeben hatte um zu Beobachten. Jesse nickte, als hätte er dies schon vermutet. „Egal, die Ärztin wäre eh hier geblieben.“ „Wie meinst du das?“, hakte Fireball skeptisch nach. Er ließ weder Jesse noch Trista aus den Augen. Der Blauhaarige stellte sich nahe an April und strich ihr sanft über die Wange. „April wird uns in die Phantomzone begleiten.“ „Du nimmst April nirgends mit hin“, begehrte Colt wütend auf und eröffnete das Feuer auf die Outrider. Fireball konnte sich noch rechtzeitig hinter ein Auto in Sicherheit retten. Sofort gingen die Feinde ebenfalls in den Angriff über. Jesse betrachtete Aprils Verkleidung. „Sehr schlau, wirklich, sehr intelligent. Von dir kann ich noch etwas lernen“, amüsierte er sich über ihren Aufzug. Dann wandte er sich April ab und grinste hämisch. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und beobachtete das Kampfgeschehen. Es überraschte ihn die Star Sheriffs in der Basis zu sehen. Er hatte sie doch gewaltig unterschätzt. Der weibliche Star Sheriff wollte ihren Freunden helfen, aber die Braunhaarige hielt sie fest im Griff. Wütend wandte sie sich an Trista. „Er spielt nur mit dir. Warum verstehst du das denn nicht?!“ Sie spürte wie Trista ihr den Lauf des Blasters stärker an die Stirn drückte. „Sei still“, fauchte die Größere bissig zurück. „Tötet die Star Sheriffs“, befahl Jesse, drehte sich um und ging voraus. Trista folgte ihm und schubste April vor sich her, die allerdings lauthals protestierte. Die Star Sheriffs kämpften erbittert und sahen, wie sich Jesse und Trista mit April entfernten. „Colt, Fireball, ihr nehmt die Verfolgung auf, Mandy und ich geben euch Rückendeckung. Jesse darf unter keinen Umständen mit April ein Raumschiff besteigen“, rief Saber seinen Kollegen zu. Jeder hörte wie besorgt er klang. Der Cowboy und der Rennfahrer verließen ihre Deckung, wichen immer wieder den Schüssen aus und schafften es selbst einige Outrider zu eliminieren. Sie schossen sich einen Weg frei und die beiden nahmen die Verfolgung auf. Einige Outrider lösten sich aus der Gruppe und verfolgten die zwei flüchtigen Star Sheriffs. Colt schoss während des Laufens immer wieder zurück, mit der anderen Hand hielt er seinen geliebten Cowboyhut fest. „Wenn das hier vorbei ist, zieh ich meinen Heiratsantrag durch.“ Er sah kurz zu seinem Kollegen. „Und du solltest dir bis dahin über deine Gefühle klar sein!“ „Ich will April!“ Auch Fireball schoss auf ihre Verfolger und wich deren Schüsse aus. „Dann kümmere dich um unsere Kleine und sag es ihr endlich, damit dieser Affenzirkus ein Ende hat! Ich halt die Blechnasen auf.“ „Sei vorsichtig“, antwortete Fireball und rannte weiter. Colt wich in einen Seiteneingang, sammelte sich, ehe er wieder hervortrat und auf die Feinde schoss. Immerhin kam kein Outrider an ihm vorbei. Kaum war Snowcone mit Deena aus der Basis raus, sah sie wie die Basis umstellt war. Sie fand auch sofort ihren Vater und schilderte den Kampf zwischen Outridern und Star Sheriffs. König Jarred, der aufmerksam dem kleinen Mädchen zuhörte, beschloss die Basis mit seinen Wachen zu stürmen. Unterstützt wurde er von seinem Sohn und von der Laramy Polizei. Sie stürmten die Basis und drangen in den Hangar ein. Sofort mischten sie sich in den Kampf, Outrider gegen Star Sheriffs, ein und überrannten die fremden Wesen. Für Saber und Mandy wurde es nun ein leichtes die letzten Outrider in ihre eigene Dimension zu schicken. Bald hatte der jüngste Star Sheriff Trista und Jesse eingeholt. „Stehen bleiben!“ Jesse drehte sich um. „Du gibt’s wohl nie auf“, erwiderte der Blauhaarige genervt, zog seinen Blaster und schoss auf seinen Feind. Der Japaner konnte dem Schuss ausweichen und schoss zurück. „Niemals, Jesse, ich bin genauso hartnäckig wie du!“ Trista wich mit April zur Seite. Sie wollte es nicht riskieren, dass sie beide in die Schusslinie gerieten. Jesse sah das Blitzen in den braunen Augen. Diese Augen hasste er abgrundtief. Mit diesen Augen verdrehte der Rennfahrer jedem Mädchen den Kopf und mit diesen Augen hatte er April eingenommen. Wütend fuhr der Kommandant ihn an: „Wieso bist du hier Rennsemmel? Meinen Ohren zufolge bist du doch in festen Händen.“ „Was du nicht sagst, Jesse! Du doch auch, also was willst du von April?“ „Du weißt genau was ich will. Es war schon immer das gewesen was ich wollte“, antwortete der ehemalige Kadett. Fireball provozierte ihn weiter. „Vergiss es, Jesse! April steht nicht auf Verräter!“ „Aber auch nicht auf Rennfahrer!“ „Da stimme ich dir zu. Sie steht jetzt auf Offiziere“, spielte er seinen Trumpf aus. April riss ihre Augen auf. Was sollte das? Wieso sagte er das? Sie erinnerte sich an ihr Gespräch in der Bar zurück. Sie hatte ihm erklärt, was geschehen war, aber in seinen Augen sah sie, dass er nicht verstehen wollte. Traurig, darüber dass er ihr nicht glaubte, senkte sie ihre Augen zum Boden. „Wir können ihr beide nicht das Wasser reichen, so gern wir das auch wollten“, fügte Fireball hinzu. Ein Hauch Wehmut mischte sich in seine Stimmlage. „Ach ja?“ Jesse zielte, aber Fireball war schneller und schoss ihm die Waffe aus der Hand. Im nächsten Moment griff der Rennfahrer ihn an und warf den Blauhaarigen zu Boden. Er selbst saß über ihm. Fireball richtete seine Waffe auf seinen Erzfeind. Plötzlich schlug ihm Jesse mit voller Wucht ins Gesicht, woraufhin Fireball Blut im Mund schmeckte und perplex locker ließ. Schon gewann Jesse Blue die Oberhand und drehte den Spieß um. Jetzt überrannte der Blauhaarige den Japaner. Seine Schmerzen in der Schulter spürte er nicht durch das Adrenalin, welches sein Körper ausstieß. Immer wieder bekam Fireball Jessys Faustschläge ins Gesicht. Als er mit seiner Hand auf Fireballs Hand schlug, ließ der auch endlich die Waffe los. April riss ihre Augen wieder auf das Geschehen, als der Schuss fiel. Doch während der Schlägerei, riss sie an Trista. Sie konnte nicht tatenlos zusehen, wie Jesse ihren Kollegen verprügelte. Tränen sammelten sich in ihren Augen, auch wenn sie stark genug war sie nicht zu weinen. Trotz der Schmerzen war sein Kampfgeist geweckt. Von dieser blauhaarigen Ratte ließ er sich nicht einschüchtern. Er zog blitzschnell sein Knie an und trat Jesse in den Bauch. Dieser schlug erneut in Fireballs Gesicht, wieder schmeckte er Blut. Doch der Wuschelkopf wehrte sich jetzt eisern. Seine Muskeln waren zum Zerbersten gespannt, als er sich mit aller Kraft gegen seinen Feind wehrte. Nun schlug er zurück. Sie rollten sich auf dem Boden und schenkten sich nichts. Beide sahen schlimm aus. Mehrere Platzwunden, geschwollene Gesichter, Blut lief aus Nase oder Mund. Aber Jesse gewann schnell wieder die Oberhand und schnürte dem Rennfahrer die Luft ab. „Jetzt schaff ich dich endlich aus dem Weg, Fireball!“ Trista spürte, wie sehr April litt. Sie hielt immer noch die Waffe an Aprils Stirn, jedoch nicht mehr so überzeugt wie am Anfang. Eine Frage stellte sich ihr und diese Frage drang durch den Raum. Ihre Unsicherheit war unverkennbar. „Warum, Jesse, willst du ihn töten?“ Fireball konnte nur noch schwer atmen, dennoch mobilisierte er seine letzten Kräfte und schaffte es sich von dem ehemaligen Kadetten zu befreien. Im nächsten Moment schlug er Jesse Blue kräftig gegen die Schultern, ohne zu wissen, dass dessen linke Schulter verletzt war. Es war ihm die gesamte Zeit über nicht aufgefallen. Fireball ließ es sich nicht nehmen, statt Jesse zu antworten: „Dann ist der größte Konkurrent bei April aus dem Weg!“ Ein Blitz durchfuhr Jesse, als er Fireballs kräftigen Schlag auf seine noch nicht ganz verheilte Schulter spürte. Er fuhr vor Schmerz zusammen und keuchte die angehaltene Luft aus. Sein gesunder Arm stützte seine lädierte Schulter. Er kniete vor Fireball, der halb sitzend, halb liegend auf dem Boden kauerte. Trista reichte diese Antwort. Sie ließ April kurzerhand los, die sofort zu ihrem übel zugerichteten Kollegen eilte, und trat auf den Blauhaarigen zu. Die Waffe auf den Mann gerichtet, der ihr wieder einmal etwas vorgespielt hatte: „So ist das also… Wenn du dich bewegst, knall ich dich ab!“ Jesse fing sich schnell wieder. Er beobachtete Trista und sah ganz genau wie sehr sie zitterte. Ihre Schwäche nutzte er für sich aus. So war es ihm ein leichtes ihr die Waffe abzunehmen. Im nächsten Moment schoss er auf Trista und trat den Rückzug an. Weit kam er aber nicht, denn Saber und Colt sprinteten an allen vorbei und überwältigten den Flüchtigen. Es war ein leichtes für die beiden Star Sheriffs, den eh schon verletzten und geschwächten Blue fest zu nehmen. Während Colt Jesse mit Freuden seine Rechte und Pflichten aufzählte, führten die zwei Star Sheriffs Jesse Blue ab. Mandarin erfasste das Geschehene und erschrak über Fireballs geschwollenes und blutendes Gesicht. Sofort eilte sie zu ihm und kniete sich neben April. Sie streichelte sanft über Fireballs Haar und stützte ihn in seiner sitzenden Position. April fühlte sich plötzlich überflüssig. Ein Stöhnen hinter ihr zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf Trista, die sich vor Schmerzen krümmte und bereits in einer Blutlache lag. „Trista!“ Sofort stürmte sie zu ihrer Retterin. Sie drückte ihre Hand auf die Schusswunde in Tristas Bauch. „Halte durch!“ Prinz Roland, der Mandarin gefolgt war, sah das viele Blut. Schnell kniete er sich zu April und blickte sie sehr ernst an. „Sie muss sofort ins Krankenhaus.“ Mit diesen Worten hob er die Braunhaarige auf seine Arme. April presste immer noch ihre Hände auf die stark blutende Wunde. Gemeinsam eilten sie durch die Basis zum Ausgang, um sie dort zum nächsten Krankenwagen zu bringen. Endlich erblickte April das Tageslicht. Es war ein sonniger Tag, die Blumen blühten, der Wind blies sanft über Laramy. Deena rannte erleichtert auf April zu, als sie aber Trista schwer verletzt sah, kam die Ärztin in ihr zum Vorschein. Sie winkte die Sanitäter zu sich heran, die eine Trage bereitstellten. Prinz Roland legte Trista auf die Trage. Die Brünette öffnete kurz die Augen um sich bei ihrem Helfer zu bedanken. Kraftlos hauchte sie: „Danke“, ehe sie ihre Augen wieder schloss. Deena folgte den Sanitätern. „Ich bin ihre Ärztin, ich komme mit!“ Roland und April blieben zurück. Die Kleidung des Prinzen war mit Tristas Blut voll gesogen, ebenso wie an Aprils Händen das Blut klebte. Ein weiterer Sanitäter reichte ihnen Tücher, damit sie sich säubern konnten. „Sind Sie verletzt?“ „Nein“, antwortete April und schüttelte dabei ihren Kopf. Saber und Colt händigten Jesse den Wachen von König Jarred aus. Diese nahmen ihn in Gewahrsam und brachten ihn in die Gefängniszelle auf die Monarch Supreme. Endlich konnte die Basis von der örtlichen Polizei untersucht werden. „Es ist schön dich wieder zu haben“, bemerkte Colt, während er April freudig begrüßte und stürmisch an sich riss. Saber trat an sie heran und schloss April ebenfalls in eine Umarmung. „Jag uns nie wieder so einen Schrecken ein!“ Fireball, gestützt von Mandarin, kam nun auch aus der Basis heraus und stieß zu ihnen. Unglaublich erleichtert, April endlich gefunden zu haben, blickte er sie an. „Hallo, April.“ „Fire“, hauchte April zurück. „Hallo, Mandy!“ „April, schön dich zu sehen“, grüßte der rothaarige Sterncaptain zurück. Der Bürgermeister von Laramy trat in Begleitung von König Jarred und Snowcone auf die Gruppe zu. „Ihr habt uns mal wieder gerettet. Wie kann ich euch danken?“ „Danken Sie nicht uns, sondern Snowcone. Ihre Tochter hat uns die entscheidenden Hinweise gegeben“, lobte Fireball. April blickte von ihrem Teamkollegen zu der Tochter des Bürgermeisters. „Du hast uns gefunden?“ Sie kniete sich zu dem Blauhaarigen Mädchen hinab und schloss sie in eine Umarmung. „Du hast unser Leben gerettet. Vielen Dank, Snowcone!“ Colt betrachtete seinen Kumpel und erst jetzt fiel ihm auf, wie er zugerichtet war. Auch Jesse trug sichtbare Zeichen eines Kampfes im Gesicht. „Mensch, Turbo, du siehst aus, als wärst du unter einen LKW geraten.“ Schnell antwortete der Japaner: „Wenn ich so aussehe, wie ich mich fühle, widerspreche ich dir nicht, obwohl es kein LKW war, sondern Jesse…“ „Star Sheriffs, König Jarred, Prinz Roland. Unser Sommerfest findet übermorgen statt, ich möchte Sie alle gerne dazu einladen. Ich habe Ihnen schon Zimmer im Hotel reserviert.“ Saber nickte. „Ich informiere Commander Eagle, dass wir April und Deena gefunden haben, er soll uns einen Spezialtrupp schicken, der Jesse Blue nach Yuma bringt. Er entscheidet auch, ob wir noch bis zum Wochenende bleiben dürfen.“ April stand wieder auf. „Wie geht’s meinem Vater“, besorgt blickte April ihren Teamboss an. „Er ist sehr besorgt um dich“, lächelte Saber. „Dann lasst uns erstmal ins Hotel gehen. Alles weitere können wir auch heute Abend besprechen.“ Mandarin wandte sich besorgt an ihren verletzten Kollegen. „Ich bring dich erstmal zum Sanitäter.“ Fireball nickte leicht und ging mit Mandarin zum nächsten Krankenwagen. Traurig blickte April ihnen nach. Dass Fireball Mandarin mitgenommen hatte, zeigte doch nur, wie sehr er sie liebte. Wieder fuhren mehrere Autos vor und die Star Sheriffs, wie auch König Jarred und Prinz Roland wurden ins Hotel gebracht. Ein Wagen stand bereit für Mandarin und Fireball, der sich erst noch verarzten lassen musste. Der Concierge überreichte Saber Rider die Zimmerschlüssel in Kartenform. Wir haben vier Zimmer für die Star Sheriffs. Es wurden Einzelzimmer gebucht, in jedem Zimmer steht aber ein Doppelbett zur Verfügung“, informierte der Mann am Empfang. Saber verteilte die Schlüssel. „König Jarred und Prinz Roland, Sie bekommen mein Zimmer.“ Er überreichte auch Colt einen Schlüssel, behielt selbst einen und sah dann April an. „Hier ist der Schlüssel zu deinem Zimmer.“ „Danke.“ April nahm den Schlüssel entgegen. „Ich gehe jetzt ins Krankenhaus. Anschließend müssen Deena und ich uns noch ein paar Klamotten kaufen. Wir haben nichts zum anziehen dabei.“ Colt betrachtete sie: „Möchtest du nicht diese Uniform ausziehen?“ April sah an sich herunter. Sie hatte ganz vergessen, dass sie immer noch in der Outrideruniform unterwegs war. Eine leichte Röte stieg ihr auf die Wangen. Sie grinste den Cowboy an. „Natürlich…. Ich hab gar nicht mehr gemerkt, was ich trage. Die Dinger sind eigentlich ganz bequem.“ „Ich hole dich heute Abend ab, dann wirst du uns einiges erklären müssen“, meldete sich noch Saber zu Wort, ehe sie ihm abhanden kam. „Können wir das auf morgen verschieben?“, wich sie aus. Nachdem sie ein Nicken vernahm suchte sie ihr Zimmer. Allerdings hörte sie noch ein paar Worte ihres Teamführers. „April, ich bin froh, dass wir dich gefunden haben!“ Sie lächelte. Ihre Freunde hatten nach ihr gesucht, sie war ihnen nicht gleichgültig. Immer noch war es schwer zu glauben, dass sie endlich in Sicherheit war. Saber und Colt saßen in der Hotellobby und warteten auf ihren Hobbyrennfahrer in weiblicher Begleitung. Zwischenzeitlich brachten einige Wachen der Monarch Supreme das Gepäck des Königs und des Thronerben, wie auch die Taschen von den Star Sheriffs. „Was für ein Service“, flachste Colt, als er seine Tasche der königlichen Wache abnahm. Langsam kam er in den Genuss mit einem König zu verreisen. Nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit, währenddessen jeder von ihnen eine Tasse Kaffee trank, erreichten auch Fireball und Mandarin das Hotel. Mehrere Pflaster zierten das Gesicht, während sein blaues Auge und die Schwellung seiner Wange und Lippen langsam von bläulich ins lilafarbene umschlugen. „Jetzt erstmal eine schöne, heiße Dusche“, schwärmte der Rennfahrer munter. Colt stand auf und lief ihm entgegen. „Die kannst du haben, Partner“, er hielt ihm den Zimmerschlüssel vor die Nase und grinste viel sagend. „Hier steht eure Zimmernummer drauf. Unser Gepäck ist auch schon hier.“ Mit den Worten griff sich der Cowboy die Taschen, von seinem Kollegen und seine eigene, und lief voraus. Mandarin und Saber folgten den beiden. Wobei er ihr ihre Tasche überreichte. Der Cowboy und er hatten lange überlegt, ob sie die beiden in ein Zimmer stecken sollten. Ihnen war durchaus bewusst, dass das geteilte Zimmer für eine Aussprache zwischen den jüngeren Teammitgliedern nicht gerade förderlich war, dennoch wollte keiner von ihnen Ärger mit der Liebsten. Und Fireball war nun mal der einzige Single im Team und musste sich nicht rechtfertigen. Frisch geduscht, aber wieder in den alten Klamotten gekleidet, verließ April das Hotel und suchte sich den Weg zum Krankenhaus. Bewundernd beobachtete sie die Umgebung. Laramy war eine schöne Stadt. Nur behagten ihr die Outrider nicht, die wie die Menschen ihren normalen Tagesablauf verfolgten. Gerade nach den jüngsten Ereignissen fürchtete sie sich davor wieder eingesperrt zu werden. Erst als sie das große Klinikgebäude erreicht hatte, galten ihre Sorgen Trista. Sie ging direkt zum Empfang und erkundigte sich nach Trista und Deena. Dort erfuhr sie von einer jungen Outriderin, dass Trista im OP lag und Deena, als ihre Ärztin, sie operierte. April nickte der freundlichen Dame zu und wartete im Besucherraum auf weitere Informationen. Sie durfte nicht den Fehler machen und alle Outrider über einen Kamm scheren. Die Wissenschaftlerin beschloss für sich, dass sie den fremden Wesen auf Laramy mehr vertrauen entgegenbringen sollte. Donnerstag ---------- Frisch geduscht und in einem Handtuch eingewickelt verließ April das Badezimmer, in dem Deena sofort verschwand. Sie beugte sich über ihren neu erworbenen Koffer und zog ein nagelneues schulterfreies Top, eine Blue-Jeans und ihre gestern erst erstandene Spitzenunterwäsche heraus. Lange war sie nicht mehr Shoppen gewesen, aber gestern war es dringend notwendig. Weder sie noch Deena hatten Wechselwäsche dabei gehabt. Sie waren tagelang in den gleichen Klamotten herum gelaufen. Und da ihre Kleidung zudem noch mit Blut getränkt wurde, mussten schleunigst Klamotten her. Immerhin konnten sich ihre Kollegen glücklich schätzen, dass sie mal nicht zum Tüten tragen verdonnert wurden. April entfernte die Preisschilder und zog ihre Auswahl an Kleidung an. Sie stellte sich vor den Spiegel und begutachtete sich von allen Seiten. In diesem Moment trat Deena wieder aus dem Bad heraus, ebenso in ein Handtuch eingewickelt. Sie stieß einen Pfiff aus. Während sie April auf den Hintern klopfte, sagte sie: „Heiß!“ Wenn Fireball da keine großen Augen bekam, hatte er wirklich Tomaten auf den Augen. Allerdings verkniff sie sich jegliche Kommentare und zog sich ebenfalls um. Sie selbst bevorzugte bei der Wärme einen Rock und ein Neckholderoberteil. April wartete auf ihre Freundin und sah sich zwischenzeitlich in ihrem Hotelzimmer um. Der Raum war geräumig. Es stand ein Doppelbett darin, eine kleine Kommode, ein Fernseherschrank mit kleinem Fernseher und ein großer Kleiderschrank. Das angrenzende Bad war klein, aber okay. Dusche, Waschbecken, Toilette. Es reichte vollkommen aus. Ihr Blick streifte ihre beste Freundin. „Doktor Willard, Sie sehen wunderschön aus!“ „Vielen Dank, Miss Eagle“, antwortete Deena. Beide Frauen zogen sich auch die neuen Pumps an. Bevor sie gingen, steckte die Ärztin die Zimmerkarte ein und verließ mit der Wissenschaftlerin das Zimmer. Die beiden Frauen gingen den Gang entlang zum Aufzug, als hinter ihnen ein gellender Pfiff ertönte. „Donnerwetter, Turbofreak, hast du schon mal zwei solche Sahneschnittchen gesehen?“ Unverkennbar gehörte diese Stimme Colt. Dass er sich einen Spaß draus machte die Frauen aufzuziehen, entging April nicht. Deena drückte auf den Knopf um den Aufzug zu holen. April hingegen drehte sich um. „Vielen Dank für dein Kompliment, Cowboy.“ „Aber gerne doch, Prinzessin“, erwiderte er schelmisch grinsend und ging auf sie zu. Ihm folgten Saber, Mandarin und Fireball. Als er neben ihr stand, betrachtete er sie nochmals genauer und stierte auf ihren Hintern, der in der Jeans besonders knackig aussah. „Das kannst du durchaus öfter anziehen.“ Dem Cowboy gefiel was er da sah. „Neue Kleidung?“, fragte Saber höflicher nach. Der Aufzug erreichte ihr Stockwerk und sie alle stiegen ein. Deena nickte. „Ja, wir sind gestern noch einkaufen gegangen.“ Sie befanden sich über eine Woche in Gefangenschaft. Ihre Kleidung war verschmutzt, fleckig und müffelte. Länger konnten sie das keinem und sich selbst schon gar nicht mehr zumuten. „Was habt ihr vor?“, fragte Mandarin neugierig. „Wir gehen in die Klinik. Ich erkundige mich nach meiner Patientin und April wollte sie besuchen“, antwortete Deena. Im Aufzug konnte sie endlich mal den Verdacht überprüfen. Sie beobachtete die Rothaarige und den Rennfahrer ganz genau, aber auf eine Beziehung ließ deren Verhalten nicht schließen. Im Gegenteil sogar, hingen seine Augen förmlich an April, wenn der Japaner sich unbeobachtet fühlte. Ob sich April da nicht etwas einbildete? „Was macht ihr?“, fragte die Blondine zurück. Sie hatten sich gestern nicht mehr gesehen. Alle waren früh ins Bett gegangen. „Wir wollten ein bisschen durch die Stadt bummeln“, antwortete Mandarin und stieß dabei den jüngsten Star Sheriff an, der unsanft aus den Gedanken gerissen wurde. „Stimmt“, bestätigte er. „Colt und ich gehen zur Polizei. Sie haben Pläne des Outriderraumschiffes gefunden und einige Notizen. Die wollte ich mir mal ansehen“, erklärte Saber. „Die Notizen sind von mir“, antwortete April. „Ich kann dir alles erklären, Boss.“ Der Aufzug erreichte das Erdgeschoss und sie traten in die große Hotellobby. „Ja, wir müssen dringend miteinander sprechen“, sah Saber schnell ein. „Heute Nachmittag um drei Uhr treffen wir uns hier in der Lobby wieder.“ Ihm fiel auch ein, dass er April noch nicht über ihren Aufenthalt auf Laramy informiert hatte. „Wir fliegen Samstag zurück. Dein Vater möchte uns Montag in Yuma sehen.“ Und an Deena gewandt sagte er: „Commander Eagle hat auch mit dem Krankenhaus gesprochen und du bist noch bis einschließlich Montag freigestellt.“ Die beiden Frauen nickten. Gemeinsam traten sie aus dem Hotel heraus an die frische Luft, schon trennten sich ihre Wege. Deena stand vor der geschlossenen Zimmertüre. Nachdem sie leise geklopft hatte, drückte sie den Schalter und die Türe schob sich automatisch zur Seite auf. Sie und April betraten das Krankenzimmer. Trista war noch alleine. Das zweite Bett im Zimmer war unbelegt. Doch solche Situationen änderten sich bekanntlich schneller, als man glaubte. „Hallo“, begrüßte Trista die beiden mit noch einer etwas schwächeren Stimme. „Wie fühlst du dich“, fragte Deena sofort und überprüfte automatisch den Puls ihrer Patienten, obwohl diese noch an Geräten angeschlossen war und überwacht wurde. „Es geht so“, antwortete die Brünette leise. April zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. „Es tut mir so leid. Das hätte nicht passieren dürfen.“ Trista lächelte aufmunternd. „Du kannst nichts dafür. Im Gegenteil sogar, hätte ich auf dich gehört, dann wäre es niemals überhaupt so weit gekommen.“ Die Blondine griff nach der Hand ihrer Freundin und drückte sie fest. „Wir beide haben viel gelernt.“ Auch Deena setzte sich, aber zu Trista aufs Bett. Aufmerksam beobachtete sie die beiden Frauen. Trista spürte Aprils festen Händedruck und lächelte. „Lass mich dir erklären, was passiert ist.“ Sie blickte in Aprils blaue Augen. „Nachdem ihr gegen Jesse und die Outrider damals gekämpft habt, habe ich New Witchita verlassen. Ich konnte meiner Familie nicht mehr in die Augen sehen. Ich war so verletzt, dass ich nicht einmal dich mehr ansehen konnte. Verärgert über mich, wie blind ich gewesen bin, und sauer auf Jesse, weil er mich ausgenutzt hatte, habe ich die Flucht ergriffen. Ich stieg in meinen Gleiter, verließ den Planeten, wusste aber nicht wohin ich sollte. Nach einigen Tagen im All erreichte ich einen Planeten. Es war ein seltsamer Planet mit noch seltsameren Wesen. Angst lähmte mich, dennoch musste ich eine Pause machen. Ich brauchte wieder Vorräte an Board.“ Sie dachte an damals zurück. Wie sie durch die Straßen der Stadt ging, wie sie von den fremden, skurrilen Menschen und Lebewesen angestiert wurde. „Ich hatte zum Glück meinen Mantel um, ich weiß nicht was passiert wäre, wenn ich sichtbar als Frau durch diese Straßen gegangen wäre.“ Deena unterbrach sie: „Du musst nichts erzählen. Ruh dich noch ein wenig aus.“ „Nein“, widersprach die Brünette. „Es geht schon.“ Sie lächelte Deena kraftlos an und blickte wieder zu April. „Ich kam in eine Bar und setzte mich an den Tresen. Ein älterer Mann sprach mich kurzerhand an, er durchschaute meine Verkleidung schnell und fragte mich, was ich auf solch einem Planeten suchen würde.“ Sie pausierte kurz. „Wir kamen ins Gespräch und schließlich bot er an, dass ich mit ihm und seiner Crew reisen könnte.“ April nickte. „Captain Steelstone persönlich hat dich auf der Black Treasure angeheuert.“ Auch Trista nickte. „Ich begleitete ihn und lernte die Mannschaft kennen. Es war nicht leicht, sich als Frau durchzusetzen, aber ich habe mir schnell den nötigen Respekt verschafft. Bald war ich eine von ihnen… ich hatte wieder eine Familie.“ Sie lächelte. „In den Monaten, die wir im All unterwegs waren, erledigte die Crew immer wieder Aufträge auf verschiedenen Planeten. Ansonsten kaperten sie Schiffe: hauptsächlich Frachtschiffe und Wracks. Aber mich haben sie nie mitgenommen. Ich wurde bei jeder Tätigkeit dazu verdonnert im Schiff zu warten. So auch an diesem einen Tag…“ Captain Steelstone und seine Mannschaft flogen durchs All, als sie sich plötzlich inmitten eines riesigen Trümmerfeldes wieder fanden. Überall schwebten Wrackteile und Weltraumschrott umher. Er hatte alle Mühe sein geliebtes Schiff ohne Schäden durch das Labyrinth der Metallteile hindurch zu manövrieren. Entsetzt blickte er sich um. „Was ist denn hier passiert?“ Trista sah zum Fenster hinaus und betete, dass dieses Schiff ohne Besatzung unterwegs gewesen war. „Für ein Schiff, sind das sehr viele Wrackteile, Captain“, mischte sich Bo ein. Aber auch dem Kapitän war das bereits aufgefallen. „Das war kein Schiff, hier fand eine Schlacht statt. Vermutlich wurden mehrere Schiffe zerstört“, erklärte er. „Lasst uns nachsehen, ob wir Wracks finden.“ Die Piraten hielten ihre Augen offen, aufmerksam suchten sie in dem schwebenden Schrott nach Schätzen. Trista hingegen verharrte am Fenster. Bei einer Schlacht kämpften besetzte Schiffe gegeneinander. Aber so wie es hier aussah, hatte kein einziger Mensch überlebt. Sie beobachtete ein vorbei fliegendes Metallteil. Es war riesig, vielleicht eine Seitenwand von einem der Schiffe. Einer der Piraten meldete einen Fund: „Dort ist etwas. Zwar kein Schiff, aber ein Kasten.“ Alle Piraten wandten sich dem gefundenen Objekt zu. Steelstone wich den Trümmern geschickt aus, während er langsam zu dem Fund flog. Er schickte ein paar seiner Männer sich umziehen. Sie sollten das Schiff verlassen und nachsehen, was dieser Kasten beinhaltete. Trista wollte ebenso davon stürmen, aber er hielt sie zurück. „Du nicht, Trista, du bleibst an Board.“ So blieb die junge Frau am Fenster stehen und betrachtete den Fund. Je näher sie kamen, desto mehr fiel ihr auf, welch sonderbare Form dieser Kasten enthielt. Er war maximal einen Meter breit, dafür aber zwei Meter hoch. Die Black Treasure hielt an. Die Luke öffnete sich und vier Piraten, gekleidet in Schutzanzügen und gesichert mit Seilen, verließen das Schiff. Sie schwebten durch den Schrott hindurch, schoben teilweise die Trümmerteile zur Seite und kamen dem länglichen Kasten immer näher. Die Crew beobachtete wie ihre Kameraden den Fund untersuchten. Schon packte jeder der Piraten an und gemeinsam schoben sie das längliche Ding zum Schiff zurück. Je näher die Piraten der Black Treasure kamen, desto schneller erkannte der Kapitän was das war. „Das ist eine Rettungskapsel“, erklärte er laut. Kaum waren seine Männer wieder an Board, schickte er Trista los: „Sieh nach, ob du helfen kannst. Ich versuche uns hier unbeschadet wieder herauszubringen.“ Die Braunhaarige rannte durch das Schiff in den Frachtraum. Die Piraten schälten sich aus den Schutzanzügen, während zwei andere die Kapsel öffneten. Sie wartete ab, doch kaum war eine Seite geöffnet, fiel jemand heraus. Geistesgegenwärtig fingen die Männer die Person auf und legte sie auf den Boden. Trista trat näher und betrachtete den Geborgenen. Es war ein großer Mann, schlank, in einem Kampfanzug. Sein Gesicht kam ihr so bekannt vor… blaue Haare. „Nein“, schrie sie auf. Schon stürzte sie zu ihm. „Jesse! Jesse! So antworte doch“, sprach sie ihn an. Tränen liefen ihr über die Wange, doch diese registrierte sie nicht einmal. Sie suchte mit zitternden Fingern seinen Puls, fand ihn aber nicht. Sie begann sofort mit der Wiederbelebung. Endlich war die Black Treasure aus dem Trümmerfeld heraus. Steelstone übergab das Steuer seinem Steuermann und trat selbst wenig später in den Frachtraum. Als er den bewusstlosen, jungen Mann vorfand, kommandierte er: „Steuert Yuma an. Dieser Mann muss sofort in ein Krankenhaus.“ Einer seiner Piraten lief los um den Befehl des Captains weiter zu geben. Trista blickte auf. Immer noch waren ihre Wangen von Tränen benetzt. „Er darf nicht in ein Krankenhaus. Jeder würde ihn sofort erkennen.“ Misstrauisch blickte er seine Ziehtochter an. „Aber wir können ihn nicht mitnehmen. Spätestens in einigen Tagen erliegt er seinen Verletzungen.“ Trista strich besorgt über Jesses Wange. Sie sah ein, dass der Kapitän die Wahrheit sprach. „Ich werde mich um ihn kümmern.“ Überrascht diese Worte von ihr zu hören, nickte er. „Ich habe auf Yuma eine Wohnung. Dort kannst du ihn versorgen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Frachtraum wieder. Trista blickte drei Piraten an, die noch mit ihr im Raum standen. „Bringt ihn in meine Koje.“ Vorsichtig hoben die drei Piraten Jesse hoch und gingen gemeinsam mit Trista zu ihrer Kabine. Von diesem Moment an wich sie Jesse nicht mehr von der Seite. Trista hielt inne, über ihre Augen legte sich ein dunkler Schleier. „Kaum waren wir in der Wohnung, setzte ich mich ans Internet und durchforstete alles nach seinen Verletzungen. Ein paar Tage später bin ich dir begegnet.“ April hörte schweigend zu. Nicht ein einziges Mal unterbrach sie die Freundin. Aber nun erklärte sie: „Die Trümmer waren die Überreste von dem Outriderplaneten. Unsere letzte Schlacht gegen sie“, sie wurde leiser: „gegen Jesse.“ Sie schluckte. „Wir dachten, er sei tot. Dass er sich in eine Kapsel retten konnte, haben wir nie bedacht“, gestand sie. Sie spürte Deenas Hand an ihrem Rücken, die sie sanft streichelte. „Weißt du, Trista, Jesse war früher ein Freund der Kavallerie und ein Freund der Star Sheriffs. Er war Kadett. Wir hatten ein paar Tage frei und halfen in der Kadettenausbildungsstätte aus. Dort lernten wir Jesse kennen. Er“, sie suchte Tristas Augen. „Er hat sich in mich verliebt. Das war aber das allerletzte gewesen, was ich gebraucht hätte. Einen Mann, der eifersüchtig auf meine Teamkameraden war, eine Beziehung, die nur aufs Telefonieren bestanden hätte. Das wäre nichts gewesen. Ich habe ihm damals eine Abfuhr erteilt. Für mich stand die Kavallerie an oberster Stelle und der Krieg gegen die Outrider.“ Aufmerksam hörte Trista zu, auch Deena verhielt sich ruhig im Hintergrund, einzig und allein strich sie ihrer besten Freundin über den Rücken. „Mit der Zurückweisung kam er nicht zurecht und einige Wochen später, steht er mir als mein neuer Feind im Kampf gegenüber. Das wollte ich nicht, niemals. Und dann haben wir erfahren, dass er dich als neue Freundin hat. Mir war sofort klar, dass du ausgenutzt wurdest, ich wollte dir nur helfen. Ich wäre gern mit dir befreundet gewesen.“ „Das sind wir doch schon, April“, hauchte Trista lächelnd. „Wir sind Freundinnen.“ Auch April lächelte. „Ja“, stimmte sie zu. „Ich habe mich getäuscht“, bekannte die Braunhaarige über sich selbst lächelnd. „Und es tut mir leid, April. Ich habe dir nicht geglaubt, aber du und deine Freunde habt mir bewiesen, dass Vertrauen und Freundschaft viel mehr wert ist. Du hast soviel Glauben in deine Kollegen gesteckt und ich wollte dir diesen Glauben zerstören, dabei habe ich an das Falsche geglaubt.“ April wollte etwas erwidern. Ehe sie etwas sagen konnte, redete Trista weiter: „Du hast drei wunderbare Freunde, die sich um dich gesorgt haben und nach dir gesucht haben. Sie haben nicht aufgegeben auf der Suche nach dir. Sie haben darauf vertraut dich zu finden, sowie du ihnen vertraut hast, dass sie dich finden.“ „Sie sind wie meine Brüder“, hauchte April gerührt von ihren Worten. „Einer nicht“, lächelte Trista. „Einer von ihnen ist dir total verfallen. Ich habe es gesehen. Ich habe gesehen, wie besorgt dich Fireball ansah, wie wütend er auf Jesse und mich war und wie sehr er um dich gekämpft hat.“ Bei diesen Worten begann Aprils Herz wieder zu rasen. Sobald jemand auch nur den Namen des Rennfahrers erwähnte, begannen ihre Augen zu strahlen. „Das hätte er für jeden von uns getan“, spielte April das Gesagte herunter. „Nein, April. Es ging ihnen bei der Schlägerei nicht um das einfache Kräfte messen. Es ging ihnen nicht um Gut oder Böse oder Star Sheriff gegen Outrider. In diesem Kampf ging es nur um dich. Der Sieger war der Stärkere und der hatte dich auch verdient.“ April konnte Trista’s Worten keinen Glauben schenken. „Es ist mir aufgefallen, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Wieder einmal bin ich auf diese Bazille hereingefallen“, schimpfte die Brünette mit sich selbst. „Glaube mir, es gibt viel bessere Männer als Jesse Blue. Du wirst einen ganz lieben finden, Trista Derringer.“ Es klopfte an der Tür, kurz darauf schob sich die Tür auf und Prinz Roland betrat das Krankenzimmer mit einem großen Blumenstrauß in der Hand. Überrascht von diesem Besuch lief Trista rot an. Sie erinnerte sich an ihn. Er war ihr Helfer, der sie aus der Basis getragen hatte. „Wie diesen hier“, fügte April leise hinzu und lächelte Trista an. Entschuldigend blickte der Prinz die drei Frauen an. „Störe ich?“ „Nein“, antwortete April lächelnd. „Wir müssen eh los. In einer Stunde haben wir ein Teammeeting.“ Sie drückte Trista’s Hand, nickte Prinz Roland zu und verließ mit Deena das Zimmer. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Vielleicht würde Trista bald einen wirklich anständigen Mann zum Freund haben. Sie dachte an den Tag zuvor zurück. Prinz Roland war ebenfalls ins Krankenhaus gekommen und hatte mit April im Besucherzimmer ausgeharrt, bis die OP vorbei war. Die ganze Zeit des Wartens über, hatte April ihm erklärt, wer die junge Frau war, wie sie sie kennen gelernt hatte und was sie in der Outriderbasis gemacht hatte. Als die OP endlich beendet war und Trista in ihrem Zimmer lag, war er sogar mitgegangen um sich nach ihrem Zustand zu erkundigen. Deena blickte April skeptisch an. „Teammeeting? Den Grund hast du doch nur vorgeschoben, damit die beiden allein sein können.“ „Meine Liebste Frau Doktor, hast du noch nicht auf die Uhr gesehen? Es ist zwei Uhr durch. Um drei haben wir unser Teammeeting. Saber hat die Besprechung heute morgen erwähnt.“ „Ach, du grüne Neune“, antwortete Deena. „Wo ist nur die Zeit hin?“ „Das frage ich mich auch“, grinste April. Sie hakte sich bei ihrer Freundin unter und gemeinsam gingen sie zurück zum Hotel. Punkt drei fanden sich alle sechs in der Hotellobby ein und sie gingen gemeinsam in Saber’s Zimmer. Jeder suchte sich ein Plätzchen, denn das Zimmer des Säbelschwingers unterschied sich nicht von April und Deenas. „Sag mal, Boss, ich wusste gar nicht, dass du so unordentlich bist“, hakte die Wissenschaftlerin besorgt nach. Nein, sie hatte den Highlander immer für sehr ordentlich gehalten. Sie schob ein paar Klamotten zur Seite und setzte sich mit Deena auf eine Seite des Doppelbettes. Dieser verschränkte seine Arme und erwiderte trocken: „Das ist auch nicht von mir. Der Kuhhirte ist so unordentlich.“ „Gar nicht wahr“, erwiderte der Cowboy prompt und schob mit seinen Füßen einen Teil seiner Klamotten zur Seite. Er selbst lehnte sich an den Fenstersims an. April blickte kurz zu Fireball und Mandarin. Das bedeutet, dass die beiden sich das letzte Zimmer teilten. Ihr Herz wurde wieder schwer. So ganz hatte sie immer noch nicht mit der Situation abschließen können. Auch Mandarin setzte sich zu April aufs Bett. Saber lehnte sich an den Fernseherschrank, während Fireball sich an die Wand zum Badezimmer lehnte und seine Arme vor der Brust verschränkte. April erklärte ihnen zuerst was sie von Trista in der Klinik erfahren hatten, ehe sie zu dem wechselte was sie und Deena erlebt hatten. Alle lauschten aufmerksam. Viele Informationen deckten sich mit ihren eigen recherchierten. Als sie geendet hatte, blickte sie ihre Kollegen an. An Fireball blieben ihre Augen länger hängen. Er sah schlimm aus. Die Schwellungen im Gesicht waren noch nicht abgeklungen, ebenso wechselten die Blutergüsse von bläulich-lila ins grünliche. Auch die Platzwunden waren deutlich zu erkennen. Sie dachte wieder an Tristas Worte. Konnte es wirklich sein, dass er gegen Jesse um sie gekämpft hatte und nicht aus reinem Pflichtgefühl? Auch Fireball blickte auf. Er spürte ihren Blick auf sich. Kurz begegneten sich ihre Augen, als April sich wieder abwandte. „Wie habt ihr uns gefunden?“ „Du hast schöne Spuren hinterlassen“, grinste Colt. April betrachtete verwirrt den Lockenkopf. „Zumindest konnten wir deine Spuren verfolgen bis zu den Weltraumpiraten. Wir ahnten nicht, dass die Outrider euch inzwischen gefangen hatten“, erklärte Saber, dem Aprils fragender Blick nicht entgangen war. So informierte er auch sie, wie sie ihren Spuren gefolgt sind und wie ihre Suche nach ihr verlaufen war. Inzwischen brach der Abend herein und Deenas Magen fing an zu knurren. Verlegen erklärte sie: „Nach dem wir heute Geschichtentag haben, haben wir glatt vergessen zu essen.“ Alle lachten. „Dann lasst uns Essen gehen“, stimmte Saber zu. Bevor sie aber losgingen, hielt Aprils Stimme sie nochmals zurück. „Jungs, vielen Dank. Ich habe so sehr an euch geglaubt und gehofft, dass ihr uns aus der Hölle befreit. Ihr seid die besten Freunde, die man sich nur wünschen kann.“ Sie stand auf und blickte kurz von Colt zu Saber, dann ein bisschen länger zu Fireball, der sie anlächelte, und wieder über Saber zu Colt zurück. Der Cowboy trat auf sie zu, legte seinen Arm um ihre Schultern und antwortete: „Weißt du, Prinzessin, so eine schlechte Freundin bist du auch nicht.“ „Colt“, boxte sie ihn in den Bauch, wurde aber im nächsten Moment von ihm herzhaft gedrückt. „So und nun gehen wir Essen, damit Deena uns nicht vom Fleisch fällt“, verkündete er, denn sein Magen hing auch schon auf Halbmast. Gemeinsam verließen sie kurze Zeit später das Hotel und suchten sich ein nettes Lokal. Freitag ------- „Sag mal, Fire, wann willst du es ihr sagen?“ Mandarin stand am Fenster und blickte auf die Straße hinaus, während Fireball im Badezimmer stand und sich fertig anzog, die Tür hatte er nur angelehnt, darum konnte er die Frage seiner Mitbewohnerin auch hören. Er hielt inne, blickte sein Spiegelbild an und fuhr sich mit den Fingern über die Verletzungen. Jesse Blue hatte ihn übel zugerichtet. Doch auch er war nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen. „Wenn sich eine Möglichkeit zum Reden ergibt“, antwortete er nach einer Weile des Schweigens. Es klopfte an der Zimmertüre und schon war er aus dem Bad heraus und öffnete diese. Vor ihm stand April. „Hallo, April, komm rein“, er trat zur Seite und ließ sie herein. Sie ging ins Zimmer, blickte aufs Bett, das noch nicht gemacht war und wendete schmerzhaft ihre Augen wieder ab. Dann sah sie zu Mandarin, die ihr gegenüber stand. „Guten Morgen, April. Was führt dich schon um diese Uhrzeit zu uns?“ Ihr war nicht entgangen, wie sich der Gesichtausdruck der Blondine änderte, als sie das zerwühlte Bett sah. „Saber lässt ausrichten, dass er schon zur Monarch Supreme gegangen ist. Jesse wird in zwei Stunden abgeholt.“ Sie nickte Mandarin zu und drehte sich zu Fireball. „Wir treffen uns bei der Monarch Supreme“, verkündete sie und ging an ihrem Kollegen vorbei wieder zur Tür. Sie öffnete diese. Kurz bevor sie ging, drehte sie sich nochmals zu dem Japaner, lächelte unsicher und verschwand. Nacheinander trafen sie am Raumflughafen ein und warteten auf das Schiff aus Yuma. Gemeinsam standen die Star Sheriffs mit König Jarred und Prinz Roland vor dem königlichen Flaggschiff. Endlich landete der KOK-Transporter. Eine Spezialeinheit stieg aus. Sie gingen zum König und salutierten vor ihm. Auch der König und die Star Sheriffs salutierten. „Wir haben Jesse Blue in Gewahrsam“, sagte der König. „Wir übernehmen jetzt, König Jarred. Commander Eagle hat uns bereits über die Vorkommnisse berichtet“, sprach der Captain. Die Wachen, wie auch die Star Sheriffs standen bereit, jederzeit einzugreifen sollte Jesse flüchten wollen. Alle warteten sie auf den blauhaarigen Mann. In Handschellen verpackt, wurde der kurze Zeit später wie ein Schwerverbrecher aus der Monarch Supreme geführt und der Einheit des Kavallerie Oberkommandos übergeben. Jesse blickte finster zu den Star Sheriffs. Seine Augen streiften von einem Star Sheriff zum nächsten, bei April verweilten sie etwas länger bis er letztendlich seinen Erzfeind ansah. Ein Lächeln huschte ihm über die Lippen. Immerhin hatte er nicht kampflos aufgegeben. Fireball sah schlimmer aus, als er selbst. Es würde noch ein Weilchen dauern, bis das Gesicht des Japaners verheilt war und man die Kampfspuren nicht mehr erkennen konnte. So hatte der Rennfahrer zumindest noch für die nächsten Tage ein Andenken an ihn. Im nächsten Moment rissen die Kavalleristen an ihm und führten ihn ab. Er wurde auf das Raumschiff verfrachtet, dort eingesperrt und bewacht bis sie Yuma erreichen würden. Ihm blühte das Gefängnis, das war jedem klar. April erschrak übers Jesses Aussehen. Er hatte ebensoviel einstecken müssen wie Fireball. Wieder kamen ihr Tristas Worte in Erinnerung. Aber sie konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass es bei ihrer Schlägerei um sie gegangen war. Vorsichtig blickte sie zu dem Wuschelkopf auf, der Jesse nicht eine einzige Sekunde aus den Augen ließ, nicht mal dann, als er im Raumschiff verschwand und dieses kurze Zeit später startete und am Horizont verschwand. Sie berührte ihn sanft am Arm: „Matchbox.“ Saber riss ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Wir haben unsere Aufgabe für heute erfüllt. Lasst uns auf das Sommerfest gehen, wegen dem wir noch hier sind“, sprach der Teamboss und lächelte. Ihnen allen tat ein wenig ausspannen gut. „Kommen Sie mit, König Jarred?“, fragte Fireball an den König gewandt, doch dieser schüttelte den Kopf. „Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, die sich nicht aufschieben lassen. Ich werde später gehen.“ „Prinz Roland?“, wandte sich auch Saber an den Thronerben des Königreiches. „Ich habe ebenfalls noch etwas vor“, wich dieser aus und kämpfte damit nicht rot zu werden. April und Deena grinsten sich viel sagend an. Sie vermuteten, dass er wieder Trista besuchte. Aber erwähnen würden sie das unter gar keinen Umständen. Colt würde schamlos mit Kommentaren um sich werfen und wahrscheinlich sogar soweit gehen, dass diese unterhalb der Gürtellinie endeten. Prinz Roland sollte sein kleines Geheimnis bewahrt bleiben. Gemeinsam verließen sie den Raumflughafen und gingen gemütlich durch Laramy. Sie folgten dem Menschen- und Outriderfluss und betraten gegen die Mittagszeit einen großen Park. Überall standen Verkaufsstände, Imbissstände, Sitzmöglichkeiten, Spielecken für die Kinder. Sie ließen sich mit der strömenden Menge mitreißen, bis sie an einen See kamen. Dort erkannten sie, dass das Sommerfest um den See herum statt fand. Deena, April, Saber, Colt, Fireball und Mandarin schlenderten über das Sommerfest. Die ganze Zeit lief April Arm in Arm mit ihrer besten Freundin durch den großen Stadtpark. Sie blieben hier und dort stehen um zu gucken, kauften Kleinigkeiten und schlenderten weiter. Saber und Colt folgten den beiden mit Fire und Mandarin. Auch die beiden größeren Männer waren auf der Suche nach etwas schönem. Sie wollten ihren Freundinnen eine Kleinigkeit mitbringen, nachdem sie ihren gesamten Urlaub wieder mal im Einsatz verbracht hatten. Fireballs Augen hingen die gesamte Zeit über an Aprils Mähne. Die langen blonden Haare hatten ihn in einen Bann gezogen. Er wusste nicht, wie er sie von Deena weglocken konnte, wie er überhaupt ein klärendes Gespräch führen sollte, geschweige denn was er ihr alles sagen sollte. Niemals zuvor war es für ihn so schwierig gewesen sich mit einem Mädchen auszusprechen. In diesem Moment stolperte Colt, ungeschickt wie er war, über einen Stein und knickte mit seinem Fuß um. „Verdammter Mist“, fluchte er. Ihm fiel ein, dass sie in Begleitung einer Ärztin waren. „Deena, mein Fuß, aua, kannst du ihn dir mal ansehen? Ich glaube er ist gebrochen.“ Theatralisch hob er seinen Fuß vom Boden und deutete mit seinen Händen zusätzlich. April ließ Deena gehen, die sich sofort vor dem Cowboy hinkniete. „Gebrochen? Wegen einem Kieselstein? Ich glaube nicht“, schmunzelte sie. Saber ging zu einem Verkaufsstand um sich die Auslage anzusehen. Mandarin folgte ihm kurzerhand, denn auch sie war noch auf der Suche nach einer kleinen Erinnerung an Laramy. „Kieselstein? Der Stein, war fünfmal so groß wie ein Kieselstein“, jammerte der Cowboy weiter. Fireball verkniff sich ein Lachen und näherte sich April. Der Cowboy hatte ihm unbeabsichtigt eine Chance gegeben, sich mit ihr auszusprechen. Diese Chance würde er nicht sinnlos verstreichen lassen, sondern sie auch gleich nützen. Sanft berührte er sie an ihrem Oberarm. „Kann ich dich unter vier Augen sprechen?“ April blickte ihn irritiert an. Sie wüsste nicht, worüber er mit ihr sprechen wollte. Dennoch nickte sie, denn der Cowboy jammerte immer noch. „Lass uns ein Stückchen laufen.“ Die beiden gingen voraus und wenig später lotste Fireball sie zum Seeufer. Er überlegte, was eigentlich das Hauptproblem war, worunter ihre Freundschaft litt. Es war ihr gemeinsamer Urlaub. Somit beschloss Fireball hier für klare Verhältnisse zu sorgen: „April, ich habe jetzt verstanden, warum du mir in unserem Urlaub eine Ohrfeige gegeben hast. Nicht du wärst gekündigt worden, sondern ich. Das wolltest du mir in der Bar sagen, hab ich recht?“ April blickte ihn unsicher an. „Es tut mir leid. Ich hätte es dir sagen sollen, statt einfach zuzuschlagen. Ich habe dir damals deinen Urlaub versaut, und jetzt tue ich es schon wieder.“ „April…“ Sie ließ ihn nicht ausreden. „Ich bin deine beste Freundin und ich hab immer viel zu viel von dir verlangt. Viel mehr, als dass du mir hättest geben können.“ Sie pausierte, suchte nach Worten: „Ich dachte, da wäre etwas Besonderes zwischen uns“, gestand sie leise. „Aber dann hab ich euer Gespräch belauscht. Du hast Saber gesagt, dass wir nur Freunde sind…“ Der Japaner zog den Kopf ein: „Das war nicht für deine Ohren bestimmt“, bemerkte er, doch sie unterbrach ihn wieder. „Es ist schon in Ordnung. Ich hatte den Bezug zur Realität verloren. Ich hab mich in meinen Gefühlen verrannt.“ Sie senkte verlegen ihren Kopf. Er blickte sie aufmerksam an. Wieder versuchte er sich zu erklären, aber sie ließ ihn immer noch nicht zu Wort kommen. „Inzwischen habe ich verstanden, was mit dir und Mandarin ist und ich will euch nicht im Weg stehen. Ich bin für dich da, wenn du Probleme hast, sofern du nach wie vor der Meinung bist, dass wir befreundet sein können.“ Sie konnte ihm immer noch nicht in die Augen sehen. Sie wollte es so gern, schaffte es aber nicht. Nun stutzte der Rennfahrer überrascht. „Wie meinst du das mit Mandarin?“ „Na, sie liebt dich doch“, erklärte April und kämpfte gegen die Tränen an. Sie musste stark bleiben. Fireball dämmerte einiges. Es hing noch viel mehr an der verzwickten Situation, als nur die Ohrfeige. Ein Lächeln trat auf seine Lippen. Er drehte sich zu ihr und zog sie plötzlich in seine Arme. Er drückte sie an sich und vergrub seinen Kopf in ihren Haaren. „Ich liebe dich, April Eagle“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Du bist die Frau, die mein Herz eingenommen hat und meinen Verstand kontrolliert.“ Mit einem Mal begann ihr Herz zu rasen, als hätte sie einen Marathonlauf bewältigt. Sie starrte auf sein rotes Shirt. Ein Rotschimmer trat ihr auf die Wangen. Hatte sie sich verhört oder träumte sie? Sollte sie wirklich träumen, wollte sie nie, nie wieder aufwachen. Sie versuchte sich zu lösen, wollte ihm in die Augen blicken, wollte in sein Gesicht sehen, aber er verstärkte seinen Griff. Sein Gesicht immer noch in ihren Haaren versteckt, fühlte er ihre Nähe und spürte ihr weiches Haar auf seiner Haut. Er würde sie nicht loslassen. Nicht ehe er ihr alles gestanden hatte. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht, als du spurlos verschwunden warst, und bin tausend Tode gestorben, als wir die Nachricht erhielten das Jesse Blue dich in seiner Gewalt hat.“ Sie spürte, wie der Zorn kurz in ihm aufflackerte. „Er hat mir nichts getan“, sagte sie sanft an seiner Schulter und ihre Worte beruhigten ihn sofort. Matchbox suchte nach den richtigen Worten, er wusste nicht, wie er es formulieren sollte. „In unserem Urlaub hast du mich um den Verstand gebracht und ich wollte dich nur noch bis zur Besinnungslosigkeit küssen, aber den Versuch hast du im Ansatz erstickt. Daraufhin dachte ich mir, dass ich mich in meinem Gefühl getäuscht hatte. Das Besondere zwischen uns, wie du erwähnt hast, dass ich mir das alles einfach eingebildet hab.“ Auch er pausierte kurz. „Auf Ramrod sprach Saber mich auf meine Gefühle zu dir an. Ich bin ihm ausgewichen, ich fühlte mich in die Ecke gedrängt. Du solltest das nicht hören, denn ich habe Saber mit jedem Wort angelogen.“ Wieder versuchte sie sich von ihm zu lösen, aber er ließ sie immer noch nicht. Er fühlte sich ihren blauen Augen nicht gewachsen. Er wusste nicht, ob er überhaupt noch fähig gewesen wäre zu sprechen. „An deinem Geburtstag sind bei mir die Sicherungen durchgebrannt“, gestand er. „Dieser Offizier machte das, was ich mir so lange gewünscht hatte.“ Das er den Kuss meinte, brauchte er ihr nicht zu sagen, sie würde es wissen. „Und jeder Versuch mich mit dir auszusprechen, erstickte kläglich im Keim“, endete er. Sie verharrte in seinen Armen, ließ die letzten Wochen Revue passieren. So vieles war geschehen, was sie gerne rückgängig gemacht hätte. Als sie dachte, es käme nichts mehr, drang seine Stimme wieder an ihr Ohr. Die Stimme, die sie so sehr liebte. „Süße, ich habe mich entschieden. Es ist egal, ob ich in den Rennzirkus zurück gehe oder im Oberkommando bleibe. Mir ist nur wichtig, dass ich mit dir zusammen sein kann. Wenn du nicht bei mir bist fehlt etwas. Ohne dich fühle ich mich nicht vollständig.“ „Fire“, hauchte sie überwältigt. Er löste sich von ihr und suchte zaghaft ihre Augen. Ihre wunderschönen klaren, blauen Augen, die ihm mehr verrieten, als es Worte hätten tun können. Sanft umfasste er ihr Gesicht mit seinen Händen. Er streichelte ihr mit dem linken Daumen über ihre Wange, während der rechte Daumen ihre Lippen nach fuhr. Er beugte sich zu ihr und legte seine Lippen auf ihre. Sanft fing er sie in einen Kuss ein, den sie schnell erwiderte. Dabei schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn näher an sich heran. Seine Arme wanderten hinab zu ihrer Taille und umfingen sie dort. Eng umschlungen vergaßen sie die Welt um sich herum. Colt riss die beiden Turteltauben auseinander. „Na, also, wieso denn nicht gleich so? Dass ihr auch immer so stur seid. Wir hätten uns den ganzen Ärger ersparen können, hätten wir.“ Fireball und April lösten den Kuss, aber noch lange nicht ihre Umarmung und lachten den Cowboy an. „Habt ihr wenigstens alles klären können?“, fragte Saber teilweise erleichtert, dass der Streit beigelegt war, teilweise besorgt, da er genau wusste, dass Beziehungen in den Teams nicht gern gesehen wurden. Fireball suchte Aprils blaue Augen, die vor Freude glänzten. Immer noch hielt er sie in seinem Arm, loslassen würde er sie nicht mehr so schnell. Endlich war sie bei ihm. „Ja, das haben wir!“ April verlor sich in seinen braunen Augen. Auch wenn sie diese Augen so sehr liebte, wandte sie sich ab und strahlte ihren Teamboss an. „Es ist alles wieder gut!“ „Das haben wir gesehen, Prinzessin“, ärgerte Colt sie. „Du hast unseren Matchbox regelrecht eingenommen. Wenn wir nicht gekommen wären, hättest du ihn mit Haut und Haare verschlungen.“ April wurde rot wie eine Tomate. Böse funkelte sie den Cowboy an. „COLT!“ Deena mischte sich ein. „Du hast das nicht richtig beobachtet, Cowboy. Meiner Meinung nach war der Turbofreak so ungestüm.“ Nun trat dem auch eine Röte auf die Wangen. Dass ihre beste Freundin sich mit dem vorlauten Cowboy zusammenschloss, wollte April nicht glauben. „Deena, na warte…“, im nächsten Moment riss sie sich von ihrem Kollegen los und jagte ihre Freundin, die lachend davon lief. „…wenn ich dich in die Finger bekomme.“ Saber und Colt eilten den beiden nach. Auch Fireball wollte hinterher, als sein Blick auf Mandarin fiel. Ihm fiel wieder ein, was April über Mandarins Gefühle sagte. „Mandy“, er wusste nicht, wie er das heikle Thema ansprechen sollte. Die Rothaarige freute sich für April und Fireball. Die beiden gehörten zusammen, sie passten zueinander. Das mit ihr und dem Japaner wäre niemals gut gegangen, wenn überhaupt was zustande gekommen wäre. Sie beneidete April. Sie hatte die besten Freunde gefunden, die immer hinter ihr standen, die sie nie alleine ließen und die alle Hebel in Bewegung setzten, wenn sie in Schwierigkeiten steckte. Und sie hatte einen wunderbaren Partner, der ihr Leben über seines stellte. „Es tut mir leid, wenn ich deine Gefühle verletzt habe“, gestand Fireball. Mandarin blickte zu ihm auf. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. „Ist schon gut, Matchbox. Du musst mir nichts erklären.“ Sie klopfte ihm auf die Schulter. „Ich freu mich für euch, das ist die Wahrheit.“ Immer noch nicht ganz überzeugt betrachtete er ihr Gesicht. „Nun schau nicht so. Es ist alles in Ordnung“, munterte sie ihn auf und lief los. „Wir müssen die anderen einholen, wenn wir sie nicht verlieren wollen.“ Fireball nickte erleichtert. Mandarin würde darüber hinweg kommen. Auch er rannte los, überholte sie und gemeinsam suchten sie nach dem Rest des Teams. Der Tag verging und sie verbrachten ihn auf dem Sommerfest. Als die Nacht hereinbrach, suchten sich die Besucher des Sommerfestes Plätze um den See. Auch die Star Sheriffs setzten sich ans Seeufer. April lehnte sich an Fireball, der sie in seine Arme schloss. Sein Kopf ruhte an ihrem. Nach einem neidischen Blick zu seinen jüngeren Kollegen, ließ sich der Cowboy in die Wiese nieder und legte sich hin. Dabei zog er sich den Hut übers Gesicht. „Wenn Robin doch nur hier wäre.“ „Mir fehlt Sincia auch“, stimmte Saber zu. Sein Blick ruhte auf dem großen See. Mandarin blickte ebenfalls gedankenverloren auf den See, während Deena ihre beste Freundin beobachtete. König Jarred und Prinz Roland fanden die Star Sheriffs und setzten sich dazu. „Morgen werden wir nach Yuma zurückfliegen“, verkündete König Jarred. Deena blickte ihn an. „Majestät, besteht die Möglichkeit, dass wir Trista mit nach Yuma nehmen können? Ich möchte sie in Yuma weiter behandeln.“ „Ist sie denn transportfähig?“ „Ja, das ist sie“, antwortete die Ärztin. „Gut, dann werden wir die Patientin auch mitnehmen“, stimmte König Jarred zu. Das seinem Sohn der Gedanke gefiel, fiel ihm nicht auf, dafür aber Deena. In diesem Moment begann ein wunderschönes Feuerwerk, welches das Publikum in seinen Bann zog. Yuma ---- Das königliche Flaggschiff landete im Raumflughafen Yuma. Commander Eagle und ein Krankenwagen standen bereit und warteten. Die Rampe öffnete sich. Wenig später trat der König aus dem Schiff heraus und ging auf Aprils Vater zu. Die beiden Männer reichten sich die Hände zur Begrüßung. Nach und nach trat auch der Rest heraus. Saber Rider, Colt, Fireball und Mandarin salutierten vor ihrem Boss. April hingegen rannte zu ihrem Vater und fiel ihm um den Hals. Einige Wachen des Königs schoben ein Krankenbett aus dem Schiff. Deena, sie hatte ihre Tasche geschultert, und Prinz Roland begleiteten Trista, die immer noch sehr geschwächt von ihrer Verletzung war. Die Wachen schoben Trista, in ihrem Bett liegend, an Commander Eagle vorbei und brachten sie zum Krankenwagen. Deena trat auf Aprils Vater zu. „Sir“, begrüßte sie ihn. „Schön euch beide wieder zu sehen“, lächelte der Kommandant erleichtert. Die Schwarzhaarige umarmte ihre Freundin, drückte ihr ein Küsschen auf die Wange und stieg in den Krankenwagen ein. Zuallererst musste Trista in die Klinik. Prinz Roland stellte sich zu den anderen. „Lasst uns in mein Büro gehen“, verkündete der Kommandant. Gemeinsam gingen sie ins Hauptquartier und saßen wenig später in der Besprechungsecke zusammen, jeder mit einer Tasse Kaffee vor sich. Nach einigen Stunden und mehreren Tassen Kaffee war der Kommandant über alles Geschehene informiert. Und er verstand jetzt auch, woher Fireball seine Verletzungen im Gesicht hatte. Sein Team stand wie immer mit vollem Körpereinsatz vor den Feinden. Schließlich stand König Jarred auf. „Wir werden uns jetzt auf den Heimweg begeben. Mein Land regiert sich nicht von selbst.“ Kommandant Eagle stand ebenfalls auf und reichte ihm die Hand. „Vielen Dank für eure Hilfe, König Jarred. Ich weiß gar nicht, wie ich mich dafür revanchieren kann.“ „Nichts zu danken, Kommandant. Hätten wir Schwierigkeiten sind Sie genauso für uns da.“ „Ich schicke Ihnen in Kürze die Star Sheriffs zur Monarch Supreme. Sie werden die Sternengleiter wieder herausholen.“ „Ist gut, Kommandant Eagle.“ Die beiden reichten sich nochmals die Hände. Auch Prinz Roland stand auf und verabschiedete sich. Die beiden königlichen Hoheiten verließen das Büro. Commander Eagle blickte seine Truppe an: „Euer Urlaub ist vorbei. Ich brauche eure Entscheidung. Team Ramrod wird mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Könnt ihr euch vorstellen weiterhin für die Kavallerie zu arbeiten? Euer Einsatzgebiet wird Alamo werden. In der Ausbildungsstätte werdet ihr wohnen und unterrichtet die Kadetten in euren Spezialgebieten. Wir brauchen dort erfahrene und gute Ausbilder. Ihr könnt mit eurer Kampferfahrung mit jedem gut ausgebildeten Kavalleristen mithalten.“ „Ich bin Wissenschaftlerin, Daddy“, erinnerte April ihren Vater. „Du wirst auch auf Alamo gebraucht. Die Wissenschaftler dort werden deine Unterstützung brauchen.“ April nickte. Saber antwortete, als erster von allen. „Ich werde nach Alamo gehen. Ich habe selbst die Ausbildungsstätte durchlaufen und kann den Kadetten bestimmt einiges an Erfahrung mit auf den Weg geben.“ Auch Colt stimmte zu: „Ich stehe für Alamo bereit. Dann lernen die Kadetten endlich mal ordentlich schießen. Aber eines vorweg, Commanderchen. Da ich in absehbarer Zeit heiraten werde, brauche ich gleich ein größeres Appartement.“ „Bring erstmal deinen Heiratsantrag über die Bühne, du Komiker“, mischte sich Fireball ein. Ehe ein Streit ausbrechen konnte, stimmte Commander Eagle zu. „Ist gut, Colt. Das lässt sich einrichten.“ Eagles Blick blieb auf dem Jüngsten des Teams hängen. „Was ist mit dir?“ „Ich bleibe auch dabei, Commander“, erwiderte der den Blick. Natürlich spielte es dabei eine große Rolle, dass auch April auf Alamo war. Aber auch so zog es ihn nicht sonderlich in den Rennzirkus zurück. Nur auf ein größeres Appartement kam er nicht zu sprechen. da seine Beziehung zu April noch nicht offiziell war. Niemand außer seinen Freunden wusste bisher davon. Und so sollte es vorerst auch bleiben. Commander Eagle würde ihm den Kopf abreißen, wenn er Wind davon bekam. „Ich erwarte morgen Nachmittag eure Berichte. Auch von Ihnen, Captain Yamato. Ihr könnt abtreten und bringt die Sternengleiter in den Hangar. Sagt den Kavalleristen sie mögen die Gleiter überprüfen.“ Die Truppe stand auf, salutierte und ging zur Türe, aber seine Tochter ließ er noch nicht gehen. „April, du bleibst bitte noch.“ Sie wusste nicht worüber ihr Vater noch mit ihr sprechen wollte. April setzte sich wieder, während ihre Freunde das Büro verließen. Ihr entging nicht, wie Fireball ihr einen aufmunternden Blick zuwarf, ehe er die Tür schloss. Gemeinsam gingen die Star Sheriffs in den Raumflughafen und holten die Sternengleiter, sowie den Bronco Buster und ihr Gepäck heraus. Steed folgte Saber Rider von alleine. Kurz darauf hob die Monarch Supreme ab und verließ Yuma um nach Hause zu fliegen. Die Sternengleiter flogen langsam zum angegebenen Hangar und parkten. Ein paar Kavalleristen traten auf die Star Sheriffs zu und nahmen den Befehl vom Oberhaupt der Kavallerie entgegen. Sie kümmerten sich um die Gleiter und prüften diese auf Schäden. Mandarin blickte die Jungs an. „So, jetzt werden sich unsere Wege trennen“, meinte sie traurig. Es hatte Spaß gemacht, mit ihnen die Zeit zu verbringen, mit ihnen im All unterwegs zu sein. Sie war gerne mit den Star Sheriffs auf der Suche nach April gewesen. „Ich muss zu meiner Einheit zurück.“ Fireball umarmte die Rothaarige. „Wir bleiben in Kontakt, versprochen?“ „Natürlich, Kleiner“, lachte sie und knuffte ihn in die Seite. „Besuch uns doch mal auf Alamo“, verabschiedete sich Colt fröhlich. „Wenn wir mal Urlaub haben kommen wir auch nach Yuma.“ Mandarin nickte: „Alles klar, Cowboy.“ Auch von Saber wurde sie gedrückt. „Vielen Dank für deine Unterstützung. Pass auf dich auf.“ „Werde ich“, antwortete sie. Zum Abschied winkte sie noch einmal. Saber schnappte sich seine Tasche und ging zu Steed, der am Eingangstor zum Hangar wartete. „Ich werde mich ins Appartement zurückziehen und mit Sincia telefonieren.“ Auch Colt ging zu seinem Bronco. „Ich hau mich dann auch mal aufs Ohr.“ Fireball nickte seinen Kumpels zu. Ein ungutes Gefühl in seinem Bauch, sagte ihm, dass er noch nicht in sein Appartement zurückgehen sollte. Er schnappte sich seine und Aprils Tasche und ging wieder zurück zum Büro von Kommandant Eagle. April hatte ihrem Vater alles erklären müssen. Zum einen wollte er wissen, was es mit dieser Trista auf sich hatte, dann wollte er alles über ihre Gefangenschaft wissen. Er stellte die Fragen, sie antwortete so ehrlich sie konnte. Sein Tonfall wurde immer strenger. „Und kannst du mir bitte erklären, was dich geritten hat in mein Büro einzubrechen?“, erhob er letztendlich stinksauer die Stimme. April fuhr zusammen. „Ich musste herausfinden, wo sie wohnt. Daddy, ich traf sie in der Stadt, sie erzählte etwas von einer verletzten Person. Ich musste ihr einfach helfen.“ „So, du musstest ihr helfen“, wiederholte Commander Eagle verständnislos. „Dafür begehst du eine Straftat?“ „Daddy“, fing sie an, doch er unterbrach sie sofort wieder. „Einbruch, Diebstahl, Entwenden verschlüsselter Daten, Vertrauensmissbrauch“, warf er ihr an den Kopf. „Du bist meine Tochter, ich habe dir vertraut“, hielt er ihr wütend vor. „So hab ich dich nicht erzogen, April! Deine Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie das wüsste.“ April stiegen Tränen in die Augen. „Ich habe den Vorfall der Dienstaufsicht gemeldet. Du hast morgen Nachmittag ein Gespräch mit Colonel Smith.“ „Dienstaufsicht?“ Die Tränen waren im Ansatz erstickt, dafür sprang sie jetzt wütend auf. „Du hast mich der Dienstaufsicht gemeldet?“ Nun war sie es die ihren Vater anschrie. „Ich bin dazu verpflichtet“, widersprach Commander Eagle. „Ich bin deine Tochter“, erwiderte sie harsch. Kommandant Eagle duldete ihren Ton nicht: „Und ich bin Ihr Vorgesetzter, Offizier Eagle.“ April stellte sich plötzlich kerzengerade hin. Wenn ihr Vater so einen Ton anschlug, sprach er wirklich, als ihr Vorgesetzter. Sie schwieg. „Die Dienstaufsicht wird sich Ihren Fall ansehen.“ „Welche Konsequenzen erwarten mich“, hakte April nach. Ihr wurde bewusst, dass sie ihren Job verlieren könnte. „Das wird sich zeigen, April.“ Ihr Vater blickte sie sorgenvoll an. Verstand sie denn nicht, in welche Zwickmühle sie ihn manövriert hatte? „Gibt es sonst noch etwas, Sir?“ April behielt ihre Haltung. Ihr Vater hatte sie zurechtgestutzt, das nahm sie ihm übel. „Nein, April, das war es.“ Seine Stimme klang sanft mit einem sehr besorgten Ton. Er sah sie salutieren, ehe sie zur Tür ging und das Büro verließ. Erst als sie sich unbeobachtet und allein fühlte, flossen die Tränen. Sie bemerkte nicht, wie jemand auf sie zutrat. Aber sie erkannte die sanfte Stimme, mit der er tröstende Worte murmelte. Fireball war zurückgegangen und wartete vor dem Büro des Kommandanten auf seine Freundin. Da ihr Vater so lospolterte, verstand er jedes einzelne Wort auf dem Korridor und zog selbst den Kopf ein. Nun lag es an ihm sie zu trösten, wenn sie heraus kam. Kaum stand sie im Flur, begann sie zu weinen. Er trat zu ihr, zog sie in seine Arme, küsste sanft ihre Stirn und begann sie zu trösten. In diesem Moment gab es nur April für ihn. So fiel es auch keinem von beiden auf, dass die Tür zum Büro des Kommandanten wieder aufging und Eagle in der Tür stand. Eigentlich wollte er jetzt auch gehen, da er seine Konzentration eh nicht mehr auf die Arbeit lenken konnte. Doch was er dann sah ließ ihm den Atem stocken. April und Fireball wirkten so vertraut miteinander. Ganz anders als noch vor zwei Wochen. Auf der Siegesfeier vermittelten sie ihm, dass die Freundschaft zerbrach, jetzt schien sie zu innig. Der Rennfahrer murmelte etwas, woraufhin seine Tochter nickte. Er schulterte sich eine Tasche, die andere nahm er in die Hand und gemeinsam gingen sie den Flur entlang. Eagle seufzte. Vielleicht war es ganz gut, wenn ein Freund jetzt bei ihr war. Er selbst sah ja ein, dass er viel zu hart mit seiner Tochter ins Gericht gegangen war. Auch er verließ sein Büro und ging nach Hause. Fireball schloss die Tür zu seinem Appartement auf und führte April in seine vier Wände. Schnell bemerkte er die Unordnung, die er in seiner Wohnung hinterlassen hatte. Ein bisschen schämte er sich. Was sie wohl von ihm dachte? April bemerkte allerdings das Chaos nicht. Viel mehr beschäftigten sich ihre Gedanken mit dem Streit. Sie verstand die Welt nicht mehr. Sanft dirigierte Fireball sie zur Couch. Er ging noch kurz in die Küche, holte für sie beide etwas zum Trinken und kehrte schnell zu ihr zurück. Er setzte sich zu ihr und zog sie in seine Arme. Dankbar kuschelte sich April an seine Brust. Sie spürte seine feste Umarmung, fühlte sich bei ihm geborgen und es kam ihr so vor, als wäre es nie anders gewesen. Sie begann von sich aus zu erzählen, was im Büro ihres Vaters vorgefallen war. Fireball hörte ihr aufmerksam zu, auch wenn er den Streit selbst mit angehört hatte. Immer wieder strich er ihr sanft über den Rücken, hauchte ihr ein Küsschen auf die Stirn, ermunterte sie zum weitererzählen. Er verstand Commander Eagle ein bisschen. Immerhin war er selbst schon vor Sorge fast durch die Decke gegangen, wie musste es da wohl ihrem Vater gegangen sein. „Wieso tut er so was?“, fragte April verzweifelt. Fireball suchte ihr Gesicht und fand ihre blauen Augen. „Weil er dich liebt“, antwortete er. „Er hat sich große Sorgen um dich gemacht, April. Welcher Vater würde nicht so reagieren?“ Sie löste sich ein wenig von ihm. „Ist dein Vater auch so… so stur?“ Sie blickte ihn aufmerksam an. Sie wusste gar nichts über seine Familie, seine Herkunft. Dieses Thema behagte ihm nicht. Er ließ sie los und wandte sich ab. Nach einem Blick in ihr leeres Glas stand er auf. „Möchtest du noch etwas trinken?“ April bemerkte, dass er vom Thema abwich. „Nein, danke“, antwortete sie. Besorgt richtete sie ihre Augen auf ihn. „Hab ich etwas Falsches gesagt?“ Fireball ging zum Fenster und blickte hinaus. Es wurde Abend, die Sonne stand schon sehr tief am Horizont. „Nein, das hast du nicht“, murmelte er. Eines Tages würde sie sowieso alles erfahren, wieso also nicht jetzt? Tief holte er Luft. „Mein Vater lebt nicht mehr. Ich habe ihn nie kennen gelernt.“ April stand auf und ging besorgt zu ihm. „Das ist ja schrecklich“, hauchte sie. „Wie ist er gestorben?“ Sie spürte, dass sie alte Wunden aufriss, aber sie ahnte auch, dass er ihr nichts von sich aus sagen würde. „Er ist im Krieg gegen die Outrider gefallen.“ Der weibliche Star Sheriff berührte ihn sanft am Arm, doch Fireball entzog ihr diesen. Er wollte ihre Nähe jetzt nicht. „Meine Mutter ist mit mir schwanger gewesen, aber mein Vater hat es nicht mehr erfahren.“ „Und deine Mutter…“, bohrte April weiter. „Sie ist gestorben, als ich vierzehn Jahre alt war. Kurz darauf lernte ich meinen Manager kennen, der mich aufnahm und in den Rennzirkus brachte. Und zwei Jahre später lernte ich dann dich kennen und Colt und Saber.“ April blickte ihn an. „Wie heißt du? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fireball dein wirklicher Name ist.“ Matchbox sah ihr Spiegelbild im Fenster. Er schloss seine Augen: „Shinji Hikari.“ „Shinji Hikari“, wiederholte April ehrfurchtsvoll, als hätte dieser Name eine ganz besondere Bedeutung. Fireball hörte seinen Namen zum ersten Mal aus ihrem Mund und es gefiel ihm wie sie ihn aussprach. „Darf ich dir noch eine Frage stellen, Shinji?“ „Mach schon, ob ich dann antworte wirst du schon sehen“, antwortete er bedrückt. „Eure Schlägerei… Jesse und du… ging es um … um mich?“ Er drehte sich ihr zu, strich ihr eine störrische Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte. „Jesse und ich hatten noch eine Rechnung offen.“ Er suchte ihre blauen Augen. „Jetzt weißt du alles über mich.“ Er drückte ihr noch ein Küsschen auf ihren blonden Haarschopf. „Hast du Hunger, Kleines? Ich hab nämlich einen Bärenhunger.“ Mit diesen Worten ging er in seine Küche und kramte nach etwas essbarem. Immerhin hatte er noch Nudeln und ein bisschen Tiefkühlgemüse zu Hause, aus den Zutaten ließ sich bestimmt etwas Feines zaubern. April sah ihm lächelnd nach: „Wann hast du denn mal keinen Hunger?“ Am Dienstagnachmittag meldete sich April bei Colonel Smith, schilderte die gesamte Geschichte zum vierten Mal innerhalb weniger Tage. Hier und dort hakte der Colonel, der ihr sympathisch war, nach, arbeitete offene Punkte und Fragen ab und ließ sie dann nach mehreren Stunden endlich wieder ziehen. „Vielen Dank, Offizier Eagle. Sie werden von uns hören.“ Als sie aus dem Büro heraustrat, war es bereits dunkel über Yuma. Sie blickte auf ihre Uhr und fragte sich, ob sie noch bei Fireball vorbeisehen durfte. Kurzerhand beschloss sie ihm einen Besuch abzustatten. Sollte sie unerwünscht sein, könnte sie immer noch in ihr eigenes Appartement gehen. So ging sie zu dem Wohnblock der Kavalleristen und strebte auf Fireballs Wohnung zu. Zögernd klopfte sie. Es dauerte ein bisschen bis er zur Türe kam und ihr öffnete: „Hallo, Süße“, begrüßte er sie überrascht. Er zog sie in eine Umarmung, drückte ihr ein Küsschen auf die Stirn und führte sie in seine Wohnung. Zuerst hatte sie vermutet, dass er schon geschlafen hatte, doch als er sie ins Wohnzimmer führte, entdeckte sie Colt und Saber, drei Weingläser und die zweite offene Weinflasche auf dem Tisch stehen. „April, möchtest du auch ein Glas trinken?“, lud der Cowboy sie ein und deutete mit seiner Hand auf den freien Platz neben sich auf der Couch. Sie schüttelte den Kopf, setzte sich aber zu ihrem Kollegen. „Veranstaltet ihr hier ein Saufgelage?“, hakte sie irritiert nach. „Nein“, antwortete Saber. „Wir haben nur überlegt, was die von der Dienstaufsicht von dir wollen und welche Konsequenzen dir drohen könnten.“ Vorwurfsvoll blickte sie ihren Freund an. „Du hast es ihnen erzählt?“ „Natürlich, Prinzessin, wir sind ein Team, hast du das schon wieder vergessen?“, nahm der Cowboy seinen Hombre in Schutz. April sank in sich zusammen. „Ich hab dem Colonel alles gesagt. Er meldet sich bei mir“, erzählte sie. Saber nickte und stand auf. „Ich geh jetzt lieber mal, nicht dass ich hier wirklich noch versumpfe.“ Colt folgte dem Beispiel, verabschiedete sich und rief den Jüngsten noch zu: „Tut nichts, was ich nicht auch tun würde.“ Schon zog der Cowboy die Türe hinter sich zu. Fireball setzte sich zu ihr auf die Couch und April kuschelte sich an ihn. Er begann sie zaghaft zu streicheln. Nicht ohne Hintergedanken flüsterte er: „Wollen wir nicht ins Schlafzimmer wechseln? Da ist es doch viel gemütlicher, als hier auf der Couch.“ April errötete leicht, dennoch nickte sie: „Du hast recht, lass uns ins Bett gehen. Da fällt uns bestimmt eine Beschäftigung ein, die uns auf andere Gedanken bringt.“ Sie küsste ihn, stand auf und zog ihn mit sich. Wenig später verschwanden sie im Schlafzimmer, wo ein wildes Liebesspiel entbrannte. So hätte er es sich nicht einmal erträumen können. Und er hatte bereits einmal davon geträumt. April, wie auch ihre Kollegen und Commander Eagle erhielten am Donnerstag die Information, dass Aprils Anhörung bei der Dienstaufsicht Freitagvormittag stattfand. Nach einer Nacht bei Fireball, in der sie kaum ein Auge zugetan hatte, was nicht an ihrem feurigen Freund, sondern lediglich an der Nervosität lag, fand sie sich mit ihren Kollegen und ihrem Vater im Anhörungszimmer ein. Colonel Smith, Colonel Etkins und Colonel Dawn saßen auf der einen Seite des länglichen Tisches, während die Star Sheriffs mit ihrem Oberhaupt sich auf die andere Seite setzten. Die Namensschilder der Dienstaufsichtsmitarbeiter glänzten im hellen Licht der Lampe. „Offizier Eagle“, eröffnete Colonel Etkins, er war der älteste der drei Männer, die Anhörung. „Wir sind heute hier versammelt, weil Sie sich unerlaubten Zutritt zum Büro von Kommandant Eagle verschafft haben, auf illegaler Weise Daten gesammelt und diese dann zu allem Überfluss auch noch entwendet haben. Dabei begangen sie einen Vertrauensbruch.“ April zog den Kopf ein. Sie saß zwischen Saber und Fireball, neben Saber saß ihr Vater und neben Fireball saß Colt. Der Cowboy rutschte schon bei der Eröffnung unruhig auf seinem Stuhl umher und übertrug seine Unruhe auf den Teamkollegen. Zugern hätte der Rennfahrer seiner Freundin aufmunternd über den Arm gestrichen, doch Berührungen jeglicher Art waren verboten. Er würde sie nur tiefer in diesen Schlamassel ziehen. „Was hat Sie zu der Tat bewegt, Offizier Eagle?“ „Ein Mädchen steckte in Schwierigkeiten. Ich wollte ihr helfen. Nachdem sie sich mir nicht anvertraut hatte, beschloss ich es selbst herauszufinden.“ „Nur weil Ihnen jemand nichts anvertraute, begehen Sie eine Straftat?“ Misstrauisch beobachteten die drei Männer den weiblichen Star Sheriff. Der Redner fügte noch hinzu: „Ich hatte von Ihnen mehr Professionalität erwartet, Miss Eagle.“ April erwiderte prompt: „Mein Bauchgefühl sagte mir, dass da etwas nicht stimmen konnte. Und wie es sich zeigte, behielt ich Recht. Immerhin bin ich auf Jesse Blue gestoßen.“ „Was letztendlich dazu geführt hatte, dass Sie nicht nur sich selbst, sondern auch noch Ihre Freundin, Doktor Willard, in Lebensgefahr gebracht haben.“ April senkte schuldbewusst die Augen. „Wenn das alles nicht passiert wäre, wäre dieser Verräter immer noch auf freiem Fuß“, mischte sich Colt wütend ein. Ihm gefiel nicht, wie die drei Herren der Dienstaufsicht mit April umsprangen. „Mister Willcox, ich kann mich nicht erinnern, Sie nach Ihrer Meinung gefragt zu haben“, erhielt der Cowboy prompt einen Rüffel. „Offizier Eagle, wieso haben Sie sich in diesem Verdachtsfall nicht an Ihren Vater oder an Ihre Teamkollegen gewandt?“ „Meine Kollegen befanden sich im Urlaub, Sir“, antwortete sie, erwähnte aber mit keiner Silbe den Streit zwischen Fireball und ihr. Das ging die Herren nichts an. „Und ich sagte bereits, dass ich einem Bauchgefühl nach ging. Ich hatte keine Beweise, nicht mal einen konkreten Verdacht.“ „Sie sagten soeben, dass sich Ihre Kollegen im Urlaub befanden. Für Offizier Rider und Mister Willcox mag das zutreffen, aber Mister Hikari befand sich auf Yuma. Wieso sind Sie nicht zu ihm gegangen?“ Fireball mischte sich ein: „Nur weil wir beide auf Yuma sind, heißt das noch lange nicht, dass wir unseren Urlaub gemeinsam verbringen.“ April blickte ihn dankbar an. Er lächelte kurz zurück. Jeder von ihnen würde für sie einspringen, um sie unbeschadet aus dieser Situation zu bringen. Der kurze Blickwechsel entging den drei Herren nicht. Ihrer Meinung nach, steckte da viel mehr dahinter, als die Star Sheriffs zugeben wollten. Colonel Etkins funkelte den Japaner an. „Mister Hikari, wenn ich mit Ihnen spreche, werde ich es Sie wissen lassen.“ Colonel Smith überflog kurzerhand einige Blätter. Es waren die Berichte der Star Sheriffs und von Sterncaptain Yamato über ihren Einsatz auf der Suche nach April und über den Kampf gegen die Outrider bis zur Verhaftung von Jesse Blue. Jeder Bericht deckte sich mit dem anderen und alle Berichte fügten sich mit Miss Eagles Bericht zu einem großen Puzzle zusammen. Es fehlte nicht das kleinste Detail. „Wieso haben Sie nicht sofort Meldung erstattet, als Sie Jesse Blue enttarnt hatten?“ Die Antwort stand im Bericht, dennoch wollte Colonel Etkins sie noch mal hören. „Da war es bereits zu spät. Mit diesem Mädchen hatte er mir eine Falle gestellt und ich bin darauf reingefallen“, gestand sie leise. „Ich konnte doch nicht wissen, dass er dahinter steckt. Ich habe ihn für tot gehalten“, fügte sie impulsiver hinzu. „Wir alle haben ihn für tot gehalten, Sir“, stimmte Saber nun auch zu. Colonel Etkins blickte böse zu den Star Sheriffs. Warum mischten sich die anderen ständig in das Gespräch ein? „Offizier Rider, ich muss Ihnen die Regeln einer Anhörung nicht erklären, oder?“ „Nein, Sir“, antwortete Saber und verstummte wieder. Der Colonel stellte noch einige Fragen zu den Weltraumpiraten, zu den Outridern bis er letztendlich auf ihre Flucht zu sprechen kam. „An dem Tag, als die Star Sheriffs auf Laramy eintrafen, sind Sie geflohen, Offizier Eagle“, stellte Etkins fest. „Wieso haben Sie ein so gefährliches Unterfangen gestartet und damit Doktor Willard und sich selbst so in Gefahr begeben?“ „Wie?“, fragte April verwirrt nach. Der Colonel verbesserte sich: „Die Star Sheriffs waren bereits auf Laramy, Sie hätten nur darauf warten müssen, befreit zu werden.“ April blickte dem Mann entrüstet entgegen: „Woher hätte ich denn wissen sollen, dass sie auf Laramy sind? Ich wusste es doch selbst nicht einmal. Jesse hat dafür gesorgt, dass ich nicht herausfinde wo ich bin und er hat auch dafür gesorgt, dass ich keinen Hilferuf schicken konnte.“ Sie atmete tief durch. „An diesem Tag waren die Outrider dabei die Basis zu räumen. Es hätte nicht mehr lange gedauert und sie wären in die Phantomzone zurückgekehrt. Mich hätten sie mitgenommen. Deena wollten sie in der Basis zurück lassen. In diesem Moment blieb mir nichts anderes übrig, als die Flucht. Erst als ich meine Kollegen traf, wusste ich, dass sie uns gefunden hatten.“ Etkins blickte nun zu Fireball. „Mister Hikari, Sie haben gegen Mister Blue gekämpft, sind sogar handgreiflich geworden und der Kampf endete in einem Handgemenge. Wie kam es dazu?“ „Es ging um Jesses Verhaftung“, antwortete der Japaner. „Sind Sie sich sicher, dass es keine persönlichen Probleme zwischen Ihnen und Mister Blue gab?“, hakte der Colonel nach. „Ich verstehe nicht“, stellte sich Fireball dumm. „Es geht das Gerücht um, dass Mister Blue in Miss Eagle verliebt ist und auf Sie sehr eifersüchtig war. Ging es in Ihrem Kampf nicht eher um Miss Eagle selbst, als um Ihren Einsatz?“ April funkelte den Colonel wütend an. „Was erlauben Sie sich eigentlich? Natürlich ging es nur um die Verhaftung!“ „Miss Eagle, diese Frage war an Herrn Hikari gestellt und nicht an Sie“, wies der Colonel sie in ihre Schranken und blickte aufmerksam zu dem jüngsten Star Sheriff. Fireball schluckte. Was sollte er sagen? Natürlich ging es einzig und allein um April. Er selbst hatte alles andere in diesem Moment vergessen. Für ihn galt es Jesse zu zeigen, dass April zu ihm gehörte. Wenn er dies zugab, würden sie mehr auf ihn und April eingehen und wissen wollen, welche Art von Verhältnis die beiden zueinander hatten. Und wenn sie erklären würden, dass nie mehr außer Freundschaft gewesen war, glaubte ihnen sowieso keiner, auch wenn es der Wahrheit entsprach. „Jesse und ich hatten zwischenmenschliche Probleme, die aber nichts mit unserem Kampf in der Outriderbasis zu tun haben. In diesem Kampf galt es einzig und allein ihn zu schnappen und einzusperren. Nachdem er mir die Waffe aus der Hand schlug, musste ich mich mit meinem ganzen Körper einsetzen, sonst wäre er entkommen.“ Colonel Etkins blickte die Star Sheriffs an, dann zu Commander Eagle. „Sir, wir werden uns kurz besprechen.“ Die Star Sheriffs standen auf und verließen den Raum. Im Gang draußen begann April zu zittern. Sofort standen ihre Kollegen bei ihr um sie zu beruhigen. Commander Eagle trat zum nächsten Fenster und blickte sorgenvoll hinaus. Nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete Colonel Smith die Türe und bat darum, wieder Platz zu nehmen. Nachdem Ruhe eingekehrt war, begann er zu erklären. „Ihre Aussagen in den Berichten decken sich miteinander. Ihre Erklärungen stimmen mit den Berichten überein, wie auch mit Jesse Blues Aussage.“ Seine Augen glitten zu Fireball. „Selbst Ihre Aussage, Mister Hikari, haben wir mit Jesse Blues Aussage verglichen. Auch wenn der Wortlaut etwas anders war, so findet sich hier auch inhaltlich eine Übereinstimmung.“ In diesem Moment fiel Fireball ein Stein vom Herzen. In Gedanken bedankte er sich bei seinem Erzfeind. „Normalerweise steht auf diese Vorkommnisse eine fristlose Entlassung an“, übernahm Colonel Etkins wieder das Wort. „Da aber in diesem Fall die Outrider ihre Finger im Spiel hatten und auch Jesse Blue verhaftet werden konnte, gilt diese Mission als erfolgreich beendet. Offizier Eagle, Sie werden zur Strafe eine Woche vom Dienst suspendiert. Selbstverständlich setzen wir absolutes Stillschweigen voraus.“ Er pausierte kurz um die Star Sheriffs anzusehen. Dann ruhte sein Blick wieder auf April. „Sie kommen heute mit einer Verwarnung davon, Miss Eagle. Nehmen Sie sich das zu Herzen und überlegen Sie in Zukunft zweimal, wie Sie vorgehen werden.“ Erleichtert stand April auf. „Vielen Dank, Sir!“ Auch Saber stand auf und umarmte seine Kollegin. Fireball und auch Colt schlossen sie ebenfalls nacheinander in die Arme. Währenddessen verschwanden die Colonel’s und kehrten wieder zu ihrer Arbeit zurück. Zu guter Letzt trat ihr Vater an sie heran. „Ich bin froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist.“ „Es tut mir so leid, Daddy“, schniefte April an seiner Brust. „Es kommt nie wieder vor.“ Commander Eagle drückte sein Mädchen an sich und nickte erleichtert. „Ich weiß.“ Er löste sich von seiner Tochter und blickte die Jungs an. „Ramrod ist wieder einsatzbereit. Nachdem April nächste Woche suspendiert ist und euer Urlaub zum wiederholten Male ausgefallen ist, möchte ich euch eine Woche in den Urlaub schicken. In dieser Woche räumt ihr eure Wohnungen und zieht mit Ramrod nach Alamo um. Mit den restlichen Tagen könnt ihr planen wie ihr wollt.“ Dankbar umarmte April ihren Vater und grinste die Jungs an. „Und ich hab schon gedacht, ich müsste sterben vor Langeweile.“ Colt zwinkerte. „Als erstes fliegen wir nach Tranquility.“ Saber nickte. „Dann müssen wir zu Sincia. Ich habe ihr etwas versprochen, dass ich noch erledigen muss.“ Fireball nickte zustimmend. „Dann nichts wie los. Wenn wir morgen starten haben wir mehr Zeit für eure Herzdamen.“ Gemeinsam verließen sie das Kavallerie Oberkommando. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)