Liebe stirbt nicht von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Meine Schwester -------------------------- 1.Kapitel: Meine Schwester Die Wände waren alle weiß gestrichen. Genau wie die anderen Zimmer dieses Krankenhauses. In einem dieser Zimmer lag eine gewisse Rabenhaar Schönheit auf einem Krankenbett. Verkabelt wurde der zierliche Körper mit den vielen unterschiedlichen medizinischen Apparaten und Geräten. Neben ihrem Bett saß eine Kastanienhaar Schönheit und hielt ihre Hand. So konnte man an den Augenringen der Frau erkennen, dass sie lange nicht mehr richtig geschlafen hatte. Die Rabenhaar Schönheit öffnete langsam ihre Augen.Getrübte, smaragdgrüne Augen blickten in Purpurrote. „Shizuru…“, sagte sie leise. „Shh...du solltest nicht so viel reden. Es tut dir nicht gut“, sagte die Kastanien Schönheit. „Könntest du mir etwas Wasser geben?“ „Natürlich meine Liebe“. Shizuru stand von ihren Sitzplatz auf und verließ das Krankenzimmer. Sie schlug in Richtung Kantine ein, um der Bitte ihrer Freundin nachzukommen. Auf den Rückweg traf sie auf den Arzt. „Frau Fujino, sie sind die Freundin von Frau Kuga, habe ich Recht?“ fragte der Arzt. „Ja, das bin ich“, antwortete sie ihm. „Leider muss ich Ihnen eine schlechte Nachricht überbringen“, zögerte der Arzt. „Fahren Sie bitte fort“, sagte Shizuru zwar ruhig, aber im Inneren ahnte sie schon, was die Nachricht des Arztes sein wird. Es war zu offensichtlich. „Der Zustand von Frau Kuga verschlechtert sich und mit jeder Minute, die verstreicht, schlägt ihr Herz immer schwächer. Es tut mir Leid Ihnen das sagen zu müssen, aber Frau Kuga wird nicht mehr lange zu leben haben...“, brach der Arzt ab und er schaute in die purpurroten Augen, die die Trauer kaum mehr verstecken konnten. „… Wie lange meinen Sie noch …wird sie..Doktor..?“, brachte Shizuru die Frage nach einem längeren Schweigen hervor. „Um genauer zu sein… es wird sich nur noch um Stunden handeln… es tut mir wirklich Leid.“ „Gibt es keine Möglichkeiten mehr, es zu verhindern oder hinaus zu zögern?“ fragte sie verzweifelt. „Nein, leider nicht. Die Krankheit von Frau Kuga ist selten und noch zu unerforscht. Alle medizinischen Möglichkeiten wurden schon ausgeschöpft und dennoch, keiner der Medikamente zeigte Wirkung. Was jetzt kommt wird ist leider unvermeidbar“ „Ich verstehe…“, gab sich die Kastanienhaar Schönheit dann geschlagen „Sie sollten die letzten Stunden bei ihr sein.“ „Sie haben Recht...ich danke ihnen noch vielmals.“ „Nichts zu danken, dass ist mein Job.“ Nach dem Gespräch mit dem Arzt, ging sie wieder zurück, zu ihrer Freundin. Als sie die Tür zum Krankenzimmer öffnete, erblickte sie die Rabenhaar Schönheit. Tränen bildeten sich an ihren Augen. Warum musste man ausgerechnet ihre wichtigste Person von ihr nehme)? Was hatte sie jemals verbrochen, um so eine Strafe zu bekommen? Ihre Freundin bemerkte die Anwesenheit von ihr. Als Shizuru sich wieder neben den Bett setzte, hob sie das Glas mit Wasser an den Lippen der Rabenhaar Schönheit, die es dankbar annahm. Nach ein paar Schlucken des Wassers, legte Shizuru das Glas zur Seite. „Wie fühlst du dich?“, fragte die Kastanienhaar Schönheit. „Es gab mal bessere Tage...Shizuru.“ Die Rabenhaar Schönheit hob ihre rechte Hand, die nicht an den Geräten angeschlossen war und berührte damit Shizuru's Wange. Mit dem Daumen strich sie die einzelnen Tränen aus dem verweinten Gesicht. „Habe ich dir nicht schon einmal gesagt, dass du wegen mir nicht weinen sollst“, flüsterte ihre Freundin und lächelte sanft. „Aber...du…“, versuchte Shizuru zu sprechen, doch die Trauer ließ sie verstummen. „Shh…Ich weiß ... ich und du …wir wussten schon lange, dass meine Zeit bald ablaufen würde…“, versuchte sie ihre Freundin zu beruhigen. „Und...wie kannst du...dann von mir verlangen nicht zu...weinen…?“, schluchzte Shizuru „Wie kannst du nur so...grausam sein?“ „Es tut mir Leid, aber ich kann es nicht ertragen, dich weiter so leiden zu sehen“ Die Rabenhaar Schönheit blickte zur Decke hoch. „Wenn ich nicht mehr da bin, würdest du jemanden anderen lieben?“, fragte ihre Freundin plötzlich. „Nein, Niemals! ich liebe nur dich!“, antwortete Shizuru traurig aber mit einer festen Stimme. „Auch nicht, wenn es mein letzter Wunsch wäre?“ „Ich...ich kann das nicht, …ich liebe nur dich…“ „Ich weiß, aber ich will auch, dass du glücklich wirst, auch ohne mich. Ich könnte dich nicht mit gutem Gewissen verlassen, wenn ich weiß, dass du unglücklich bist und bleiben wirst. Ich will, dass du jemanden anderen findest, der dich genauso viel liebt wie ich das tue, Shizuru. Bitte…“ Shizuru schloss ihre Augen, Nach einer Weile des Nachdenkens öffnete sie wieder ihre Augen und blickte zu ihrer Freundin. „Für dich...aber ich kann es dir nicht versprechen.“ „Ich danke dir Shizuru, das reicht mir“ sagte die Rabenhaar Schönheit „Es gibt aber da noch etwas, um das ich dich bitten möchte. Ich habe dir doch einmal von meinem Vater und meiner kleinen Schwester erzählt?“ Shizuru nickte. „Als ich fünf Jahre alt und meine kleine Schwester drei, trennten sich unsere Eltern, weil mein Vater zu viel Alkohol trank und jeden Tag immer gewalttätiger wurde, sodass er auf meine Mutter immer wieder einschlug. Als sie dies nicht mehr ertragen konnte, wollte sie sich von ihm trennen, aber sie wollte mich und meine kleine Schwester behalten. Da es zu wenige Beweise gab, um das Sorgerecht von meinem Vater ganz zu entziehen, entschied das Gericht, uns dann zu trennen. Ich kam zu meiner Mutter und meine zwei Jahre jüngere Schwester zu meinem Vater. Nach dem Prozess verschwand mein Vater mit ihr in den Staaten. Meine Mutter hatte alles versucht, um meine Schwester zu finden. Doch der Kontakt wurde für viele Jahre unterbrochen. Wie das Schicksal nun mal ist, habe ich sie wieder gefunden, meine kleine Schwester. Ich habe ihr einen Brief geschickt und sie schrieb mir auch zurück, dass sie in drei Tagen hier nach Kyoto kommen wird. Aber nun habe ich nicht mehr die Zeit die ich brauche um sie zu sehen. Ich will, dass du anstatt von mir sie triffst und ihr mein Leben zeigst, meine Freunde und meine Liebe...würdest du das für mich tun?“ Shizuru nickte wieder. „Ich danke dir“, sagte die Rabenhaar Schönheit. „Du brauchst mir nicht zu...“ „Doch Shizuru, ich schulde dir viel. Du warst in den schlimmsten Zeiten bei mir, hast mich unterstützt und geliebt. Ohne dich wäre ich schon viel früher gestorben. Dank dir hatte ich die Kraft auch nach dem Tod meiner Mutter weiter zu leben. Die letzten Jahre mit dir waren die glücklichsten meines Lebens. Ich Liebe dich...vergiss das nicht...“. Sie lächelte. Plötzlich fingen die Geräte neben dem Bett an zu Piepen. „Natsumi!“ schrie Shizuru panisch „Halte durch, ich hole den Arzt!“ „Shizuru...es ist gut“. „Nein, Natsumi!!“ „Meine…Schwester... ihr Name...“. Natsumi hustete stark. „…Natsu...ki“, sagte mühsam die Rabenhaar Schönheit mit ihrem letzten Atemzug, bevor sie ihre Augen schloss. „Nicht!!! Verlass mich nicht! Bitte! Natsumi!“ Shizuru umarmte den Körper ihrer Freundin fest, Tränen flossen ungebremst über ihr Gesicht. Die Wärme sickerte aus dem Körper der Rabenhaar Schönheit und mit ihr auch, das letzte Funken leben. „Verlass mich ...nicht...ich liebe dich doch...so sehr“, schluchzte Shizuru verzweifelt. Doch die Augen von Natsumi öffneten sich nicht. Nicht mehr. Nie wieder. Fortsetzung folgt... Kapitel 2: Natsuki Kuga ----------------------- 2.Kapitel: Natsuki Kuga Eine schwarze Limousine fuhr in den Haupteingang eines militärischen Stützpunktes ein. Zwei Soldaten standen zur Wache am Eingangstor. Der Wagen wurde von einen der Soldaten angehalten, der Mann trat dann neben der Limousine. „Ihren Ausweis“, forderte der Soldat. Das hintere Autofenster der Limousine wurde heruntergefahren. Sofort wich der Soldat einen Schritt zurück, als er die Person im Wagen erkannte. Es saß eine Rabenhaar Schönheit in hoher Militärsuniform in diesem Luxuswagen. „Willkommen zurück, Sir Kuga“, begrüßte der Soldat die junge Frau respektvoll und voller Ehrfurcht. Die Rabenhaar Schönheit nickte nur als Antwort, während der Soldat seinem Kollegen zu wissen gab, dass die Limousine passieren könne. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, verabschiedete sich der Soldat. Der Wagen fuhr durch das Eingangstor. Sie überquerten das Gelände bis zu einen der größten Gebäude auf diesem Stützpunkt. Am Gebäude angekommen, öffnete der Chauffeur ihr die Autotür. Elegant stieg sie aus dem Wagen heraus und betrat das große Gebäude. Von Soldaten und Offizieren, die der Rabenhaar Schönheit begegneten, wurde sie respektvoll begrüßt. Sie ging durch die Korridore, bis sie bei einer Tür stehen blieb. An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift ''Leutnant John Smith“. Sie klopfte an die Tür. „Herein“, sagte dann eine männliche Stimme daraufhin. Sie öffnete die Tür und trat in den dahinter liegenden Raum. Der Raum bestand aus einem Schrank, in denen Akten aufbewahrt wurden, einem Schreibtisch und dahinter befand ein Bürostuhl, auf dem ein Mann mit kurzen blonden Haaren und einer Brille auf der Nase saß. Hinter ihm gab es keine Wände, stattdessen riesengroße Fenster, die den Blick auf das gesamte Stützpunkt ermöglichten. „Was gibt mir die Ehre deines Besuches, Natsuki-chan?“, fragte der Mann sitzend hinter dem Schreibtisch. „Habe ich es Ihnen nicht schon einmal gesagt, dass sie mich nicht so nennen sollen?!“ „Wie Sie wünschen, Sir Kuga. Also was wollen Sie hier?“, fragte Smith spöttisch. „Ich werde morgen nach Kyoto fliegen.“ „Das ist aber plötzlich. Was willst du dort?“ „Das geht dich nichts an“, antwortete Natsuki ernst. „Das sind große Worte von einer Frau“, sagte er und stand dabei von seinem Sitzplatz auf. Er drehte sich um und schaute aus dem großen Fenster vor ihm. „Vergiss nicht, dass ich es war, der nach dem Tod deines Vaters dich aufnahm. Ohne mich wärst du jetzt nichts, also zeige ein bisschen mehr Respekt mir gegenüber.“ „Als ob ich das vergessen könnte! Du hast mich doch nicht besser behandelt als mein Vater es tat. Dass was jetzt aus mir geworden ist, habe ich mir selbst zu verdanken. Ich habe weder von dir, noch von einem anderen Menschen Hilfe benötigt.“ „Halt den Mund, du undankbare Göre!“, zischte Smith wütend und wandte sich von den Fenstern ab, um der Rabenhaar Schönheit ins Gesicht blicken zu können. „Du hast mir schon lange nichts mehr zu sagen. Ich stehe jetzt auf einer der höchsten Positionen, von denen du nur träumen kannst“, grinste Natsuki überlegen. „Wie kannst du es wagen?!“ „Hast du mir nicht beigebracht, niemanden zu vertrauen außer sich selbst?“ Die Rabenhaar Schönheit drehte sich um und ging zur Tür. Bevor sie aber den Raum verließ, sagte sie noch mit einer sehr kalten Stimme: „Ich bin nicht mehr das kleine Kind, die alles macht, was man ihr sagt. Ich hoffe, du hast es endlich verstanden.“ Dann verließ sie das Büro, in den jetzt ein sehr wütender, aber sprachloser Leutnant zurückbleibt Nach dem Gespräch, fuhr die Rabenhaar Schönheit zu sich nach Hause. Sie lebte in einem großen Penthouse, das einige Kilometer außerhalb des Stützpunktes lag. An Geld mangelte es ihr nicht. Im Gegenteil: durch ihre Soldatenkarriere hatte sie genug verdient, um für 5 weitere Leben vorzusorgen. In den letzten Jahren wurde sie von einer nichts bedeutenden Soldatin zu einer der wichtigsten Personen im Militär. Nachdem die Rabenhaar Schönheit mit dem Aufzug zu ihrer Etage fuhr, blieb sie dann vor ihrer Haustür stehen. Es war eine Kamera an der Wand über der Tür installiert. Die Kamera konnte Bewegungen erfassen und so alle Aktivitäten vor der Tür analysieren und bewachen. „Stimmen – Identifikation: Sicherheitskontrolle, bitte“, hörte man eine über Computer gesteuerte Stimme sagen. „Natsuki Kuga.“ „Identität der Stimme stimmt überein. Willkommen zu Hause Frau Kuga“, nachdem der Computer dies aussprach, öffnete sich auch die Tür automatisch. Sie betrat ihr Apartment. Es war äußerst modern und so luxuriös eingerichtet, dass es der jungen Faru an nichts mangelte. Auch nicht an den neusten und besten Technologien und Sicherheitsequipment. Seufzend zog Natsuki ihre Uniform aus und ging unter die Dusche. Sie drehte den Wasserhahn auf und schon strömte das warme Wasser über ihren durchtrainierten, aber dennoch weiblich gebauten Körper herunter. „Morgen werde ich nach Kyoto fliegen…“, dachte Natsuki sich. Es war lächerlich. 17 Jahre lang hatte sie weder Kontakt zu ihrer Mutter, noch zu ihrer Schwester. Aber jetzt vor 2 Wochen bekam sie diesen Brief von ihrer Schwester mit der Anfrage, ob sie nach Kyoto kommen würde. Die Rabenhaar Schönheit wusste nicht, warum sie zugestimmt hatte. Sie empfand nichts für ihre Familie. Das Gefühl von Liebe oder Fürsorge hatte sie schon längst verloren. Als kleines Kind hatte sie sich schon geschworen, keinen Mensch zu brauchen, zu vertrauen oder überhaupt zu lieben. Dampf entstieg aus der Dusche, während Natsuki es verließ. Sie trocknete ihre langen rabenschwarzen Haare ab. Anschließend putzte Natsuki noch ihre Zähne, bevor sie dann ins Bett ging. Ihre Gedanken schweiften an Morgen, wo sie ihre Schwester und Mutter nach 17 Jahren wieder sehen wird. Nach einer Weile aber trieftet die Rabenhaar Schönheit in den Schlaf. Nächster Tag am Flughafen von Kyoto Sie war nun Natsuki trug ihre Zivilkleidung, die aus einer einfachen dunklen Jeans, einen weißen T-Shirt und dunkelblauen Sweetjacke bestand. Es würde zu viel Aufsehen erregen, wenn sie mit ihrer Militäruniform in Japan rumlaufen wurde. Es war ungewöhnlich, dass eine japanische Frau für das amerikanische Militär arbeitete. „Sollen wir Ihnen ein Gefährt organisieren, Sir?“, fragte ein Angestellter vom Flughafenpersonal. „Nein, ich werde mir ein Taxi bestellen, aber das Gepäck bringen Sie in das Hotel, dass ich reserviert habe.“ „Aber Sir...“ „Ich habe mich bereits deutlich genug ausdrückt und sage das nicht noch einmal“, sagte Natsuki in einem tieferen Ton und durchbohrte den Mann mit ihrem kalten Blick, der davon regelrecht zusammenzuckte. „Ja, Sir. Wie Sie es wünschen.“ Mit nur einer kleinen Tasche, in den wichtige Papiere und Geld aufbewahrt wurden, bestellte die Rabenhaar Schönheit sich ein Taxi. Dem Fahrer gab sie die Adresse, die ihre Schwester im Brief schrieb. Nach ungefähr einer Stunde des Fahrens durch Kyoto, dem japanischen Zentrum der Tradition und Kultur, blieb das Taxi vor einem Haus stehen. Das Haus war nicht sehr groß, aber auch nicht klein. Sie stieg aus den Taxi, bezahlte den Fahrer und ging dann zur Eingangstür des Hauses. Natsuki klopfte an der Tür. Keine Antwort. Dann klopfte sie ein zweites Mal und Geräusche waren dahinter zu hören. Ungewohnt angespannt. Natsuki bereitete sich vor, jetzt ihre Mutter oder Schwester nach 17 Jahren zu sehen. Wider Erwarten, öffnete aber stattdessen jemand anderes, ihr unbekannt, die Tür. Es war eine junge Frau mit Kastanienbraunen Haaren und Purpurroten Augen. Die Frau weitete ihre Augen und sagte plötzlich geschockt: „NATSUMI?!“ Aber das verwirrte Natsuki nur noch mehr. Fortsetzung folgt… Kapitel 3: Missverständnis -------------------------- 3.Kapitel: Missverständnis „NATSUKI?!“, schrie Shizuru schockiert. Stille folgte dann und die beiden Frauen starrten sich gegenseitig verwirrt an. „Sorry, aber ich bin nicht Natsumi...“, sagte die Rabenhaar Schönheit nach einer Weile und unterbrach so das Schweigen. Vor ihr stand die Frau, die sie so liebte. Mit dem gleichen Rabenschwarzen Haar, mit dem gleichen schönen Gesicht, mit den gleichen...Sie nahm beinahe einen verträumten Blick an, doch dann aber bemerkte die Kastanien Haar Schönheit einen Unterschied zwischen ihrer Natsumi und der Person vor ihr…die Augen besaßen zwar das Smaragdgrün, in dem sie schon so oft gewohnt versunken war, doch das, in welches sie nun blickte, war leer und kalt… ohne jeglicher Emotionen oder anderen Gefühlen. Ganz anders als bei Natsumi, die mit ihren smaragdgrünen Augen stets vor Fröhlichkeit und solch voller Liebe strahlten. Aber Shizuru konnte ihren Blick von Natsuki nicht abwenden. Obwohl die Augen ihres Gegenübers so kalt waren, so hatten sie trotzdem etwas Geheimnisvolles. „Ara, es tut mir Leid...für die Verwechslung“, entschuldigte sich Shizuru dann. „Kein Problem...Sie haben mich Natsumi genannt. Meinten Sie damit Natsumi Kuga?“ „Ja...warum?“ „Wohnt sie hier?“ „...“ „Ist sie zu Hause?“, fragte die Rabenhaar Schönheit dann. Eine lange Stille folgte daraufhin. „Dürfte ich erstmal wissen wer Sie sind?“, fragte Shizuru schließlich. Natsuki zögerte erst, doch sie beschloss dann zu antworten: „Nun, mein Name ist Natsuki Kuga und ich bin die kleine Schwester von Natsumi Kuga.“ Vollkommen geschockt über die Antwort, fiel es der Kastanien Schönheit dann plötzlich wieder ein. Kurz vor ihrem Tod, hatte Natsumi ihrer Freundin noch mit letzter Kraft mitteilen können, dass ihre kleine Schwester nach Kyoto kommen würde. Shizuru hatte das aber ganz vergessen gehabt. In den letzten Tagen musste sie mit ihren Emotionen und ihrer Trauer kämpfen und so hatte sie den Besuch von Natsumi's kleiner Schwester ganz verdrängt gehabt. Somit erklärte es auch die Ähnlichkeit zwischen den beiden… Jetzt stand sie hier. Vor ihr. Die kleine Schwester, die sich den ganzen Weg aufgemacht hat, um ihre große Schwester nach Jahren wiederzusehen. Und ihr sollte Shizuru den Tod ihrer Schwester beichten?... „Bin ich hier vielleicht falsch?“, fragte die Frau vor ihr und holte sie aus ihren Gedanken. „Nein... Sie sind hier richtig... aber Natsumi... ist nicht mehr da“, antwortete Shizuru abgehakt. „Bitte? Was sagten Sie?“ „Natsumi ist nicht mehr hier…“ „Und wo ist sie jetzt?“ „Nein... sie…ist…“ „Ja, was ist mit ihr?“ „Wie wäre es, wenn Sie erst einmal hereinkommen?“, lächelte Shizuru freundlich, trat etwas zur Seite und machte eine einladende Handgeste. Obwohl es nicht die Antwort war, die Natsuki erwartet hatte, nickte sie nur. Shizuru schloss die Tür hinter sich, nachdem die Rabenhaar Schönheit das Haus betrat. Sie führte die kleine Schwester in das Wohnzimmer. Es herrschte wieder Stille. „Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“, fragte die Rabenhaar Schönheit dann. „ Mein Name ist Shizuru Fujino. ich bin... die Freundin von Natsumi.“ „…ah…Fujino…-san…“ Stille herrschte wieder zwischen ihnen. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ „Uhm.. haben Sie vielleicht Ice Tee da?“ „Natürlich doch“, sagte die Kastanien Schönheit lächelnd, bevor sie in die Küche ging. Shizuru selbst mochte dieses Getränk nicht. Sie bevorzugte mehr die klassischen Sorten eines Frischgebräues, wie z.B. den grünen Tee. Aber Natsumi trank lieber gerne Ice Tee, so hatte sie das Getränk immer auf Vorrat. Bei dem Gedanken erinnerte sie sich, wie Natsumi sich stets darum gerungen hatte, ihren selbstgemachten Tee zu trinken. Verzweifelt hatte Natsumi immer nach den von Shizuru versteckten Ice Tee gesucht. Am Ende hatte Natsumi aber dann doch den selbstgemachten Tee getrunken. „Aber nur, weil ich dich so liebe“, hatte Natsumi jedoch immer lieb gesagt, bevor sie den Tee trank. Als ihr diese Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit mit Natsumi wieder aufkam und sie ihre Augen dabei schloss, bahnten sich Tränen an und sie drohten wieder auszubrechen. Shizuru biss sich verbittert auf die Unterlippe und ballte ihre Hände auf der Theke. Sie versuchte sich zu beruhigen und atmete langsam ein und aus. „Ich habe es dir versprochen, Natsumi…und ich werde es auch halten. Also mach dir keine Sorgen, okay?...“, flüsterte Shizuru sich aufmunternd zu, dennoch liefen einzelne Tränen an ihrem Wangen leise hinab… Wieder beruhigt aus der Küche mit den Ice Tee in der Hand, musste sie dann vor der Wohnzimmertür stehen bleiben. Die Rabenhaar Schönheit stand neben einen Regal, der mit Bildern von ihr und Natsumi gefüllt war. Die Frau hielt eines der Bilder in der Hand und blickte äußerst intensiv darauf. Shizuru konnte jedoch den Ausdruck in den Augen nicht deuten. „Ihr beide seht euch sehr ähnlich aus“, sagte Shizuru lächelnd zu. „Hmm...“. Sie legte das Bild wieder in das Regal. „Hier bitte Ihr Tee, Kuga-san.“ „Ich danke Ihnen, aber …nennen Sie mich bitte bei meinen Vornamen, Fujino-san“, bat die Rabenhaar Schönheit. Shizuru war überrascht, vielleicht war die Frau vor ihr gar nicht so unfreundlich wie sie dachte. „Dann bitte ich Sie, mich ebenso bei meinen Vornamen zu nennen.“ „Ich danke Ihnen für das Getränk, Shizuru..-san“, sagte Natsuki noch etwas stotternd, als sie ihr das Glas abnahm. Ihre Hände berührten sich leicht dabei und es verursachte ein leichtes Erröten bei der Rabenhaar Schönheit, das Shizuru einfach nur süß fand. Es erinnerte sie so sehr an Natsumi. Sie bat Natsuki an, sich zu setzen, was diese auch tat. „Also, warum ist meine Schwester nicht da? Ich dachte, sie erwartet mich bereits?“ „…“ „…Ich hoffe doch, dass ich Natsumi heute treffen werde, oder? Fuji…eh…Shizuru-san?“ „…Natsuki-san…es fällt mir sehr schwer, dass jetzt sagen zu müssen…aber…“ „Ja?“ Die Kastanien Schönheit stoppte im Satz und schaute weg. Sollte sie ihr das jetzt wirklich sagen? Aber…wie wird sie reagieren? Ihre Gedanken schwirrten umher, doch schließlich fasste sie all ihren Mut zusammen und Purpurrot blickte traurig in Smaragdgrün. „…Natsumi …wird nicht mehr… zurückkommen…hierher…“ „Wo ist sie denn nun? Ich werde sie dann wohl aufsuch..“ „Natsumi …ist… sie lebt …nicht mehr…“ „...“ „Sie ist... vor drei Tagen gestorben“ sagte Shizuru schließlich. Die Frau vor ihr sagte nichts und sie bewegte sich auch nicht. In den smaragdgrünen Augen spiegelte sich nur Überraschung auf. Aber andere Emotionen wie Schock oder Trauer, waren darin nicht zu finden. Schockiert fragte sich die Kastanienhaar Schönheit in diesem Moment, ob die Frau vor ihr wirklich Natsumi's Schwester war. Wie konnte man nur nach einer solchen Nachricht so reagieren? Aber die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen, außer, dass Natsumi ein bisschen älter aussah. „Und an was war sie gestorben?“ fragte Natsuki einfach. „Natsumi... starb vor 3 Tagen an einer seltenen Krankheit...“ „Vor drei Tagen also...aber wo…“, stoppte Natsuki mitten in ihrer Frage, die sie dann doch nicht stellte. Sie schwieg und schaute von Shizuru weg. Nach einer langen Stille fragte Shizuru dann: „Möchtest du sie sehen, Natsuki? Ich meine,..ihr Grab ist in der Nähe.“ „Ich...Okay.“ Nachdem die Rabenhaar Schönheit ihren Ice Tee getrunken hatte, machten sie sich auf den Weg zur Grabstätte. Nach einer Weile blieb Shizuru dann stehen, vor einem großen gebogenen Tor. Es war das Eingangstor zu der Grabstätte. Sie schritten durch das Tor und gingen langsam auf den steinenden Weg entlang, der an beiden Seiten weitere Wege besaß, die zu vielen anderen Grabstätten führten. „Wie kann es dann sein, dass sie so schnell beerdigt werden konnte? So etwas dauert doch Wochen, um es vorzubereiten, geschweige denn diese Vorbereitungen durchzuführen..“ „…Wir sind angekommen“, sagte Shizuru leise und während Natsuki sich bis auf einen Meter an den Grabsteinen genähert hatte, stand sie ein paar Metern davon entfernt. Sie sagte erst nichts, denn sie wollte der Rabenhaar Schönheit in diesem Moment nicht aufdringlich werden. „Ja, aber Natsumi wusste, dass sie sterben wird. Es war schon... vor Monaten endgültig festgestellt worden und so war alles schon vor ihrem Tod bereits erledigt.“ „Ich verstehe... meine Schwester wusste schon vor Monaten, dass sie sterben wird… und warum hat sie mich dann hierher bestellt? Wusste sie denn nicht, dass sie somit meine Zeit verschwendet hat?“, klagte Natsuki mit einer ruhigen Stimme. Die Kastanienhaar Schönheit war schockiert, als sie diese Wörter hörte. Ihre eigene Schwester ist gestorben und an das Einzige, was die Frau jetzt denken konnte, war, dass man ihre Zeit verschwendet hatte!? „Wie Gefühlslos bist du eigentlich!?“, schrie Shizuru. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten, doch die Frau vor ihr drehte sich nicht zu ihr um. „Deine Schwester hat in den letzten Minuten ihres Lebens an dich gedacht und dir ist das alles völlig egal! Wenn du ihr nicht so ähnlich aussehen würdest, hätte ich niemals gedacht, dass du überhaupt zu ihrer Familie gehörst! Sie war ein solch liebevoller Mensch und du? Du bist so …herzlos!“ „Halt den Mund… Halt einfach den Mund!!!... Tss…Familie… dieses Wort kotzt mich an!!“, sagte Natsuki in einer wütenden Stimme und sie drehte sich dabei um. „Was weißt du schon von meiner Familie!? Nur weil du sie gekannt hattest?! Steht Sie dann etwa für die gesamte Familie Kuga?!“ Natsuki blickte finster zum Grab ihrer Schwester Natsumi. „Sie hatte ihr eigenes Leben geführt und hatte ihren eigenen Tod erlebt. So ist das eben. Nur weil sie „meine Schwester“ war, soll ich jetzt Trauer für sie fühlen?!“ „Rede nicht so respektlos über Natsumi! Sie hat in ihren…“ „Wieso sollte ich nicht? Sie durfte immerhin mit „meiner Mutter“ hier in Japan schön behutsam aufwachsen! Wahrscheinlich wird „meine Mutter“ nun jeden Tag ans Grab ihrer Tochter treten und es bis zu ihrem Lebensende besuchen und pflegen!“, unterbrach Natsuki Shizuru spöttisch. Die Kastanienhaar Schönheit verstummte, denn sie ahnte etwas Furchtbares. Sollte Natsumi es ihr nicht gesagt haben? Smaragdgrün schien das Purpurrot förmlich durchschauen zu können, doch Purpurrot antwortete nur traurig und blickte anscheinend zum Grabstein Natsumi’s. Smaragdgrüne Augen folgten denen und bemerkten schließlich einen weiteren, sehr ähnlichen Grabstein neben den der Schwester. So stand auf den einen Grabstein Kuga, Natsumi - gestorben im Alter von 21 Jahren, doch auf den anderen stand Kuga, Saeko - gestorben im Alter von 35 Jahren. „…Ist das…?“ „Natsumi's Mutter …nein..eure Mutter starb vor 4 Jahren bei einem Autounfall…Natsumi hatte den Tod nur schwer verkraften können …und nach ihrem Tod musste sich Natsumi alleine durchschlagen…mit mir…“, doch gegen Ende ihres Satzes wurde Shizuru immer leiser. „…Tsss….“ „…“ „Ihr verdammten…“ „Ich denke, dass sie oft an dich…“ „Sei still! Von was weißt du schon?!“ Natsuki hatte sich wieder zu der Kastanienhaar Schönheit gewendet und die setzte weiter wütend fort: „Das war nicht meine Familie! Ich hatte noch nie eine Familie gehabt! Oder meinst du mit „Familie“ etwa die Menschen, die mich im Stich ließen? Zurück mit einem brutalen und gewalttätigen Vater, der mich Tage und Nächte lang schlug!? Lässt eine liebevolle Mutter so etwas zu?! Oder die Schwester? Wenn du diese Menschen als meine Familie bezeichnest, dann kann ich auf solch eine Familie verzichten!!“ Als die Rabenhaar Schönheit den Satz beendete, liefen Tränen über ihr einst so voller Stolz gefülltes Gesicht, welches sie nun mit ihren Händen versucht zu verstecken. Bei dem Anblick dieser gebrochenen Frau vor ihr, brach es Shizuru das Herz. Vollkommen gelähmt von den Worten konnte sie nicht antworten. Die Kastanienhaar Schönheit wusste natürlich nichts von der traurigen Vergangenheit Natsuki’s und trotzdem sickerten sich bei ihr schwere Schuldgefühle. Etwas Tröstendes wollte sie sagen, doch kein einziges Wort entkam ihrem Mund. Stattdessen aber näherte sie sich der Rabenhaar Schönheit und umarmte sie. Erleichtert war sie, als Natsuki nicht versuchte, sie wegzuschieben, im Gegenteil, sie hielt sich an ihr fest und legte ihr weinendes Gesicht an ihre Schulter. Die Kastanien Schönheit drückte sie fester an sich und flüsterte leise in der Umarmung: „Es tut mir so Leid, Natsuki… das wusste ich nicht…“ Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)