Pardon him von -juujun- (Aoi x Uruha) ================================================================================ Kapitel 33: 33. Kapitel ----------------------- Ruki Reita schlief neben mir. Die ganze Nacht hatte ich ihn wieder wach gehalten mit meinen Alpträumen, hatte kaum geschlafen da ich immer wieder schreiend aufwachte. Ich schlief inzwischen nur noch bei völliger Erschöpfung, wenn ich so übermüdet war das ich einfach nicht mehr Träumen konnte. Meine Augenringe waren für jeden gut sichtbar und seit diesem verhängnisvollen Tag waren weder ich noch Reita noch einmal arbeiten gewesen. Es störte ihn nicht, hatte er gesagt, aber ich wusste nicht so recht ob ich ihm glauben konnte. Er schlief so tief und fest, dass ich über ihn klettern konnte ohne, dass er aufwachte. Erst rauchte ich eine Zigarette, versuchte meine aufkommende Panik wieder herunterzuschlucken. Unweigerlich musste ich dabei an Uruha denken. Wie konnte er das alles nur so still und stumm ertragen? Es war kurz nach Arbeitsschluss und ich wusste, dass er auf seiner Zelle sein würde. Schon oft hatte ich mich gefragt wie es wäre, mit ihm zu reden, da ich ja wusste, dass er dasselbe durchmachte. Uruha Grinsend rauchte ich am Fenster, beobachtete Aoi wie er den Hof fegen musste. Dazu wurde jeder einmal verdonnert und da wir so viele Insassen waren kam man kaum einmal im Jahr dran. Aber Aoi hatte es heute erwischt. Er hatte mich nicht einmal bemerkt. Das ganze lies mich noch mehr grinsen. Vor allem wie er immer wieder inne hielt um sich seinen schrecklich schmerzenden Rücken zu halten. Ich bekam jedes Mal fast einen Lachanfall wenn er das tat, da es mich unweigerlich daran erinnerte wie zimperlich er in der Hinsicht doch war. Doch diese Idylle wurde schnell unterbrochen, als ich ein zaghaftes Klopfen an meiner Tür wahrnahm. Es erschrak mich im ersten Moment, zuckte natürlich zusammen. Aber, wer so zaghaft klopfte, der konnte doch nichts Böses wollen, oder? Ruki Aoi hatte mir einmal erklärt wie er Uruhas Zelle immer betrat, hatte betont das er immer erst anklopfte, um sich anzukündigen, auch wenn Uruha nicht so etwas wie ‚Komm rein’ oder ‚blieb bitte draußen’ sagen konnte. Ankündigen musste man sich. Also klopfte ich vorsichtig, wollte schon eintreten, zögerte dann aber doch. Hatte ich lange genug gewartet um eintreten zu können? Gab es nicht doch vielleicht ein Geräusch, das Uruha von sich aus machte um sein Einverständnis zu erklären? Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich die Tür dann wirklich öffnete. Natürlich hatte ich damit gerechnet, dass er geschockt sein würde, aber ich musste sagen, dass seine offensichtliche Furcht sich in Grenzen hielt. „Gomen, das ich dich erschrecke…“, nuschelte ich, den Kopf gen Boden gerichtet. Als ich aufsah nickte er mir zu. Uruha Ich konnte nicht behaupten, dass es mich nicht erschreckte, wie Ruki auf einmal in der Tür stand. Ich kannte ihn eigentlich nur vom weitem. Aber nun stand er vor mir und ich wusste gar nichts mit ihm anzufangen. Jedoch, hatte ich keine Angst vor ihm. Es war wahnwitzig, verrückt. Dabei hatte Aoi so viel über sich ergehen lassen müssen, wo dieser Ruki noch nichts tun musste. Er blieb in einiger Entfernung stehen, lehnte sich an die Wand, an der er sich auch herabsinken ließ. Kurz konnte ich einen Blick in seine Augen erhaschen. Und da wusste ich warum er mir keine Angst machen konnte: er war ein Opfer, genau wie ich. Vielleicht selbst daran schuld, aber trotzdem der Gewalt anderer ausgesetzt gewesen, was seinen Blick so schmerzerfüllt und gleichzeitig tiefgründig gemacht hat. Ruki Ich hätte nicht erwartet das Uruha so ruhig auf mich reagieren würde. Außerdem bezweifelte ich das ich selbst in einer solchen Situation so auf mich selbst reagiert hätte. Aber er saß da, auf seinem Bett und sah mich einfach nur an. Ich konnte seinen Blick unmöglich deuten, er war weder aggressiv noch verängstigt, schien mich weder zu fürchten noch zu verabscheuen. Das gab mir fast so etwas wie Sicherheit und ich ließ mich an der wand, an der ich lehnte, herabsinke und lehnte den Kopf an die kalte Wand. Den Blick hatte ich wieder abgewandt. Nicht das er mir Angst machte, nein vielmehr ertrug ich es nicht mehr ihn anzusehen. „Tut mir Leid das ich so plötzlich hereinstürme…“, murmelte ich leise, hielt inne. Sollte ich gleich mit der Tür ins Haus fallen? Wir schwiegen, aber ich bemerkte Uruhas aufmunternden Blick, wahrscheinlich wollte er mich dazu anspornen weiterzureden. Er selbst konnte es ja nicht. „Aoi hat mir erzählt das es dir auch passiert ist…“, ich wollte es einfach nicht aussprechen und doch zwang ich mich auch die folgenden Worte zu sagen: „Ich kann es nicht mehr ertragen, das sie alle keine Ahnung haben wie es mir geht und sie mir trotzdem meinen Ratschläge geben zu können, obwohl sie nicht wissen wie ich mich fühle…“ Uruha Leider wusste ich noch nicht was ich sagen sollte, also blieb ich stumm, wartete darauf das Ruki weiter sprach, mir genauer sagte was er wollte. Und genau dies tat er auch. Was er erklärte, kannte ich nur zu gut. Ich hätte fast darüber gelächelt. Keiner hier wusste so wirklich, was wir fühlten, was uns so quälte. Selbst wenn Aoi bereits ziemlich tief in meine Psyche vorgedrungen war, für ihn dürfte bei weitem nicht alles logisch sein, was in unseren Köpfen vorging und vielleicht war es auch besser so. Immerhin bedeutete es ja, dass ihm nie so etwas Schlimmes passiert war. Ich nahm den Block zur Hand. Es waren meine ersten Worte an Ruki und ich wusste jetzt schon, dass ich ihm helfen wollte. ‚Ich kenne dieses Gefühl. Mir geht es genauso…’ Ruki Eigentlich hatte ich es nicht anders erwartet. Doch als ich seine Worte las, wirkte es noch einmal ganz anders auf mich. Vielleicht hatte ich es mir auch einfach nur gewünscht, dass es so war. Meine Gedanken waren mit einem Mal so wirr, dass ich sie selbst kaum noch begreifen konnte. Wahrscheinlich war ich die Gesellschaft anderer Menschen einfach nicht mehr gewohnt, was mich zusätzlich nervös machte. „Danke…“, sagte ich leise. In diesem Moment hatte ich so viele Fragen an ihn, hatte so viele Dinge im Kopf, die ich mit ihm bereden wollte, aber ich wusste, das es sozusagen unser erstes Gespräch war und deshalb wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. „Können wir uns vertrauen?“, fragte ich deshalb. Zugegeben, es war eine ungewöhnliche Frage, doch immerhin war dies keine alltägliche Situation. Doch als ich Uruha ansah, nickte er sofort. Dann senkte er den Kopf, um etwas aufzuschreiben. ‚Mir würde es nichts ausmachen, wenn du dich aufs Bett setzen würdest. Wenn du es dir zutraust, setz dich ruhig neben mich.’ Stand auf dem Block, den er wieder mit ausgestrecktem Arm zu mir reichte. Es war wahrscheinlich besser so. Also setzte ich mich wirklich neben ihn. Es fühlte sich nicht einmal bedeutend schlechter an. „Darf ich dich fragen, wieso du Aoi an dich heran gelassen hast?“, fragte ich ganz offen und er nickte. Ich hoffte, es wäre eine einigermaßen unverfängliche Frage. Uruha Es sollte mich beunruhigen, dass ich trotz des traurigen Themas noch während des Gesprächs lächeln konnte. Es war aber einfach so, dass es nicht nur Ruki half, dass ich dasselbe hinter mir hatte. Mir tat es auch gut, mich einmal nicht erklären zu müssen, nur ein Blick reichte im Moment aus, und wir wussten was im anderen vorging. Ruki war noch immer verunsichert, das war offensichtlich. Trotzdem ging es ihm schon sehr viel besser. Über seine Frage musste ich einen Moment nachdenken. Es schien bereits so lange her, dass Aoi in mein Leben getreten war und es völlig auf den Kopf stellte, jeden Tag ein bisschen mehr. ‚Er ist einfach nicht wieder gegangen. Er ist bei mir geblieben, obwohl mir das anfangs gar nicht so recht war. Und heute lieben wir uns. Ich habe mal gelesen das Liebe einen über die Unvollkommenheit des anderen hinwegsehen lässt. Vielleicht ist es das.’ Darüber hatte ich mir wirklich Gedanken gemacht. Ich riskierte einen kurzen Blick aus dem Fenster, nachdem ich Ruki den Block überreicht hatte. Aoi fegte noch immer und ich musste darüber lächeln. Ruki Es freute mich, dass ihn meine Frage nicht störte. Ganz im Gegenteil, es schien ihn sogar zu freuen, sich mit mir austauschen zu können. Seine Worte zeigten, wie lange er sich schon darüber Gedanken gemacht haben musste. Aber ich kannte das: in meinem Kopf gingen ebenfalls eine Menge abwegiger Gedanken vor und vielleicht würde Uruha noch einige davon hören. „Doch ich weiß ehrlich nicht, wie ich darauf reagieren soll…“, erwiderte ich auf seine Worte und legte den Block wieder neben mich auf das Bett. Uruha war kurz aufgestanden und blickte lächelnd aus dem Fenster. Mir gefiel die Atmosphäre zwischen uns. Sie war ganz friedlich und auch wenn Reita sich sehr um mich bemühte, ich fühlte mich seit langen mal wieder richtig gut. Uruha Ich musste meinen Blick dann doch von Aoi losreißen, aber ich beschäftigte mich gerne mit Ruki. Allerdings wusste ich ihm ersten Moment auch nicht so recht, was ich darauf sagen sollte. ‚Ehrlich gesagt weiß ich das bei Aoi auch nie.’, schrieb ich erst einmal, zeigte ihm meine Worte und setzte dann den Stift erneut an. ‚Aber er ist bei mir, verbringt seine wertvolle Zeit mit mir. Also sollte ich ihm doch etwas zurückgeben. Ich versuche ihn nicht wegzudrücken, versuche ihm seinen Willen zu geben. Mehr kann ich nicht tun…’, versuchte ich zu erklären. Einen kleinen Nachtteil hatte es wohl doch, das wir uns so ähnlich waren: manchmal wussten wir beide keine Antwort. Ruki Ich seufzte als ich seine Worte las. „Das ist eine gute Idee...“, nuschelte ich und nahm mir allerdings insgeheim vor, es genauso zu machen wie Uruha. „Und Aoi hat keine Probleme damit … das du so bist wie du bist?“, fragte ich noch einmal nach, auch wenn meine Worte etwas abwertend klangen. Wir beide waren nun einmal einfach weniger wert als Reita, Aoi oder irgendwer anderes. Uruha schüttelte den Kopf und lächelte mich erneut an. Es machte ihm nichts aus, das ich meine Worte so gewählt waren. 'Sie lieben uns, obwohl wir es nicht verdient haben... denk immer daran, dass sie uns lieben, ja?', schrieb er auf und ich spürte, wie mir erneut warm ums Herz wurde. Ich nickte und versuchte ebenfalls zu lächeln. Er nahm den Block erneut zur Hand und schrieb etwas auf. 'Du kannst immer zu mir kommen. Mir tut es auch gut...' schrieb er auf und wurde sogar noch leicht rot. Mich brachte dies nun wirklich zum grinsen. „Danke. Ich komme auf jeden Fall wieder... und ich werde versuchen deinen Ratschlag zu befolgen.“, erklärte ich und erhob mich vom Bett Auch wenn ich das Gespräch genossen hatte, es war anstrengend gewesen. „Danke...“, sagte ich erneut. Seine Worte hatten mir wirklich geholfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)