Sweet Solution von Polarfuchs ([SasuSaku]) ================================================================================ Kapitel 9: Schweigen -------------------- Als Sakura in ihrem neuen zu Hause ankam, fragte sie sich unbewusst ob die beiden Jungs, die sie am Hafen so fluchtartig alleine gelassen hatte, noch lebten – oder ob sie sich schon gegenseitig erschlagen hatten. Alleine schon, weil sie ja kaum ein Wort wechseln konnten, ohne dass sie sich stritten, machte sie unsicher. Waren sie immer so oder lag es an ihr? Und plötzlich erinnerte sie sich wieder daran, dass der Blonde sie als Sasukes Freundin bezeichnet hatte, sodass sie wieder leicht rosa anlief. Als ob er etwas an ihr finden würde. Schnell schüttelte sie ihren Kopf und wanderte mit leisen Schritten in ihr Zimmer, wobei sie kurz in die Stille lauschte und sich fragte, wo Kakashi war. Die Rosahaarige zuckte kurz mit der Schulter und verschwand schließlich in ihrem Zimmer. Dort setzte sie sich erst einmal an ihren noch unbenutzten Schreibtisch und packte ihre Hausaufgaben aus. Es war ein gutes Gefühl, wieder so etwas wie Hausaufgaben zu machen. Es war etwas Bekanntes – etwas, das sie kannte in dieser neuen Welt, die so anders war als ihre alte. Hausaufgaben durften wohl in jeder Welt gleich blöd sein, wie sie sich dachte. Sakura legte ihr Mathebuch auf den Tisch und holte gleichermaßen einen Block und Stifte heraus und machte sich ans Rechnen der ersten Gleichungen, wobei sie manchmal mit ihren Gedanken abdriftete. Sie hatte erst gedacht, Mathe könnte ihr an der neuen Schule schwer fallen, aber zu ihrem Glück lagen diese sogar noch ein wenig zurück, sodass das Mädchen keine Probleme hatte, dem Unterricht zu folgen. Leider würde es in Biologie – sie hasste dieses Fach – nicht so einfach werden. Sie hoffte nur, dass der Lehrer wenigstens einigermaßen in Ordnung und verständnisvoll war. Eben so wie ihre Kunstlehrerin Kurenai Yuuhi. Ein Klingeln riss sie aus den Gedanken, als sie bereits Schritte im Flur hörte und daran glaubte, dass es wohl das Telefon gewesen sein muss. Schließlich hatte es, seit sie hier war, noch kein einziges Mal geklingelt. Das Mädchen hörte, wie Kakashi sich mit seinem Nachnamen meldete, dann etwas zu erwidern schien und durch den Flur schritt. Gerade als sie sich wieder ihren Hausaufgaben zuwenden wollte, klopfte er zweimal kurz. „Ja?“, fragte sie gespielt unwissend und wartete bis er die Tür aufschob. Seine Haare waren durcheinander und seine Augen hatten wie so oft einen müden Ausdruck, während er sie gequält anlächelte. „Da ist’ ne Frau am Telefon, die will dich sprechen.“ „Oh.“ Sakura fragte sich einen Moment lang, wer es sein konnte und was diese Frau von ihr wollte, als sie schließlich aufstand und zu dem Älteren ging, um ihm das Telefon aus der Hand zu nehmen. „Hallo?“, meldete sie sich vorsichtig, warf Kakashi einen kurzen Blick zu und wandte sich dann von ihm ab, um zum Fenster zu gehen. Ich im Türrahmen anlehnend, beobachtete der Hatake das Mädchen und hoffte gleichzeitig, das Karin am Telefon wenigstens vor Sakura mehr Anstand aufbrachte. „Karin Oto hier. Du bist doch…“, die Frau stoppte kurz und murmelte etwas, von dem Sakura glaubte, das es Das Mädchen war. „Ich heiße Sakura Haruno, Oto-san.“ Kakashi rollte im Hintergrund mit seinen Augen und fragte sich, ob Karin nicht vielleicht doch eine Namenschwäche hatte, während er sich mit seiner Rechten über seine müden Augen fuhr, sich vom Türrahmen abstieß und in die Küche ging. „Eh ja“, kam es von der Frau kurz, ehe sie schon weiterredete. „Wie geht es dir?“ Die Rosahaarige verengte über den unhöflichen Tonfall kurz die Augen und räusperte sich. „Dürfte ich zuerst vielleicht erfahren, wer Sie überhaupt sind, Oto-san?“, fragte Sakura und versuchte ihren spitzen Unterton irgendwie zu überspielen, um nicht allzu unhöflich zu wirken. Die Frau am Telefon schnaubte nur kurz verächtlich und erhob dann das Wort. „Ich bin dafür zuständig, dass es dir bei Hatake-san gut geht“, meinte sie und machte eine künstlerische Pause. „Also, wie geht es dir nun?“ Es schien sie gar nicht wirklich zu interessieren und einen Augenblick lang dachte Sakura daran, ihr einfach irgendwas zu erzählen, doch sie entschied sich dagegen. „Mit geht’s gut.“ „Und hast du irgendwelche Probleme mit deinem Pflegevater?“ Sakura musste schlucken. An den Begriff Pflegevater hatte sie sich noch nicht gewöhnen können und es erinnerte sie irgendwie zu sehr an ihren eigenen Vater. Es klang irgendwie falsch, so wie ein Fehler. „Keine Probleme“, murmelte sie daher nur und hoffte darauf, dass dieses Gespräch bald vorbei war. „Hat er dich zu irgendeinem Zeitpunkt unsittlich berührt, dich geschlagen oder sonst irgendwie schlecht behandelt?“ Sakura wurde kurz rot, als ihr der Gedanke kam, Kakashi könnte sie an bestimmten Orten anfassen. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter. „Niemals“, sagte sie hastig und wurde, durch die peinliche Vorstellung, leicht nervös. „Sicher?“ Sie schien es ja doch zu interessieren. „Ganz sicher.“ Ihre Haut schien zu glühen. Also ob er so etwas… Sie wollte nicht daran denken. „Du fühlst dich also Wohl?“, fragte sie skeptisch und irgendwie ahnte Sakura, das diese Frau ihn nicht zu mögen schien. Das Mädchen überdachte einen Moment lang die Frage und dachte daran, dass sie sich eigentlich nicht wohl fühlte; dass sie eigentlich nach Hause wollte; dass sie eigentlich wieder bei ihrem Vater sein wollte. Doch damit Kakashi keine Probleme bekam, entschied sie sich zu lügen und hoffte, dass die Frau sich wenig genug dafür interessierte und die Lüge nicht entdeckte. „Ja.“ Sakuras Stimme zitterte. Verdammt, warum viel ihr Lügen eigentlich so schwer? Karin schnaubte ein weiteres Mal. „Gut“, sagte die Frau und ihre Stimme triefte vor Arroganz. „Hatake-san hat meine Nummer, also wenn etwas ist, dann ruf an.“ „Okay.“ „Aber wagte es nicht in der Nacht oder früh morgens anzurufen. Und wenn es kein Notfall ist, dann kannst du was erleben, Mädchen!“ Plötzlich durchfuhr Sakura der Drang, zickig zu werden, sodass sie ihre Stimme genervt erhob und die Frau frech zur Ruhe brachte. „Mein Name ist Sakura!“, meinte die Rosahaarige zickig. „Dann Tschüss, Sakura.“ Karin betonte jede Silbe ihres Namens noch einmal deutlich, um ihrer Genervtheit noch einmal Ausdruck zu geben, bis sie ganz plötzlich das Gespräch beendete und Sakura leicht verstört auf den Hörer schaute. Dann entschied sie, Kakashi kurz zu fragen, ob die Frau wirklich für sie zuständig war. Mit vorsichtigen Schritten schlich Sakura zum Flur, lauschte einen Moment den Geräuschen in der Küche und machte sich schließlich auf den Weg in diese. „Hatake-san?“, fragte sie zaghaft und warf ihm einen kurzen Blick zu, ehe sie wieder zu Boden starrte. Ihre Hand um das Telefon verkrampfte sich leicht, als sie unter seinem fordernden Blick versuchte, etwas zu sagen. „Wer war diese Frau wirklich?“ Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf die Lippen des Hatake, als er sich schon am Kopf kratzte und Sakura musternd betrachtete. „Leider deine Ansprechpartnerin.“ Er seufzte kurz, belächelte Sakuras konfuses Gesicht und wandte sich wieder der Küchenzeile zu, sodass sein Lächeln leicht verblasste. Dort lagen die drei Fotos, welche Karin ihm hatte zukommen lassen und welche er bis zu diesem Moment noch vor Sakura geheim gehalten hatte. „Sakura“, murmelte er leicht betrübt, wobei er die Fotos in die Hand nahm und sich wieder zu dem Mädchen drehte. „Die hab ich bekommen.“ Er zögerte einen Moment, schwenkte die Fotos mit der unbedruckten Seite etwas in der Luft und lächelte gequält. „Die gehören dir.“ Leicht überrascht aufschreckend, betrachtete sie seine betrübte Gestalt verwirrt, ehe ihr Augenmerk zu den Fotos wanderte und sie sich abermals fragte, was er meinte. Der Mann machte ein paar Schritte auf sie zu und zog ihr das Telefon aus den Händen, was sie widerstandslos geschehen ließ, bis ihr an den Fotos plötzlich auffiel, dass eine Ecke leicht angebrannt war. Plötzlich atmete sie stoßweise und ihre Kehle schnürte sich schmerzhaft zu, während sie stocksteif dastand und die Fotos wie hypnotisiert anstarrte. Konnte es sein? Waren es wirklich Fotos von ihr? Von ihrem Leben? Ein leichter Schmerz jagte durch ihre ausgetrocknete Kehle, als sie ihren zitternden Arm hob, ihren Finger ausstreckte und mit diesem die leicht angebrannte Kante berührte. Unwillkürlich roch sie wieder den beißenden Geruch des Rauches, spürte die Hitze und die Tränen, die in ihr aufstiegen. Plötzlich sah sie wieder ihren Vater vor sich - verletzt und schutzlos; dachte daran, dass sie vielleicht vergessen hatte wie er aussah. Sie keuchte. Ihr wurde schwindelig. Und dann griff sie nach den Fotos – und erstarrte. Da war er. Gleich auf dem ersten Bild. Es war etwas Neues. Ein neuer Abschluss – Abschied; ein neues Lebewohl. Sie sah nicht mehr seinen leblosen Körper unter den Trümmern. Sie sah nur noch ihren Vater, geschmückt mit einem Kimono und freudig in die Kamera lächelnd. Ihre Kehle war staubtrocken und sie wusste, dass ihr Tränen in den Augen standen. Dennoch erhob sie das Wort. „Ich gehe wieder ins Zimmer.“ Kein einziger Blick. Kein Hinweis. Sie ging einfach. Und Kakashi schwieg in dem Wissen, dass sie im Moment ohnehin nicht reden wollte. Sakura fühlte sich unheimlich schwer, als sie die Tür hinter sich schloss und sich auf ihr Bett fallen ließ, immerzu auf die Fotos starrend, welche der Grauhaarige ihr gegeben hatte. Ihr rauschten so unendlich viele Dinge durch den Kopf – Erinnerungen; Fragen; Banale Hoffnung – doch sie konnte keinen Gedanken zu fassen bekommen. Ihr Körper ertaubte und ein bitterer Schmerz kroch in ihrer Brust umher, als würde gleich etwas ihr Herz zerreisen und ihren Rumpf zersprengen. Und dann spürte sie die Tränen. Erst waren es wenige, welche mit ihrem zitternden Atem an ihrer Haut abperlten und ihre Kleidung berührten. Doch dann kamen immer mehr. Es waren die Zeugen ihres Schmerzes; ihrer Dummheit überlebt zu haben. Sie schluchzte, verlor die Kontrolle, erfasste jedoch weiterhin jeden Millimeter des kleinen Fotos. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag. Es war eine Überraschung gewesen, dass er sich einen Kurzurlaub gegönnt hatte und mit ihr auf ein Fest gegangen war. Sie hatte sich so sehr darüber gefreut, dass sie geweint hatte, als er ihr von ihrem Glück erzählt hatte. Das Foto war dann entstanden, als sie einen Passanten darum gebeten hatten, ein Foto von ihnen zu machen. Sakura wimmerte auf und wischte sich zitternd über ihr Gesicht; konnte immer noch nicht fassen, dass es ein Abschluss war. Sie spürte das Foto in ihren Händen, fühlte die Tränen und die Erkenntnis traf sie hart. Plötzlich war es so deutlich. Ihr Vater war nicht mehr, als nur noch eine Erinnerung. Als sie abermals aufschluchzte, hörte sie nicht, wie sich ihre Zimmertür öffnete und Kakashi eintrat, welcher sie bedrück ansah und schluckte. Er überbrückte die wenige Distanz und presste ihren Körper einfach gegen seinen, sodass sie nur erschrocken aufschrie. Als das Mädchen realisierte, wer es war und was er tat, wehrte sie sich gegen ihn – weinte, schluchzte und zerriss ihre Seele immer weiter. Doch er ließ sie nicht los, sondern betrachtete ihre gebrochene Gestalt stumm, wobei ihre Gegenwehr langsam verblasste und nur noch ein verzweifeltes Mädchen zurückließ. Einsam und verlassen, sowie gebrochen und kraftlos. Sakura hämmerte mit ihren Fäusten unfähig gegen seine Brust und vergrub ihr Gesicht gleichzeitig in seinem Pullover; weinte so hemmungslos und verzweifelt, wie er es noch nie erlebt hatte. Er wusste, dass sie erst jetzt begriffen hatte – wirklich gegriffen hatte – dass es kein Zurück gab. Weder für sie, noch für ihn. „Alles wird gut“, flüsterte er und strich ihr über ihren bebenden Rücken. „Es wird alles wieder gut.“ Sie schluchzte laut auf und krallte sich mit ihren Fingern in sein Oberteil, wobei sie sich fest an ihn presste und ihre schwachen Beine völlig vergaß, welche unter ihr nachgaben. Doch Kakashi fing sie auf; fing das kraftlose Mädchen, welches in ihrer Ohnmacht völlig versank. Ihr Körper bebte. Ihr Herz brannte. Ihre Seele zersprang. Sollte es… einen neuen Anfang geben? ~*~ Sie war noch nie so unsagbar glücklich darüber gewesen, dass Wochenende war und sie somit nicht zur Schule gehen musste. Es war ein beruhigendes und zugleich auch verwirrendes Gefühl plötzlich diese andere Denkweise zu besitzen. Zu denken, dass Schule doch nicht das Schlupfloch vor dem Leben war. Sakura wusste nicht mehr, wie lange sie in Kakashis Armen geweint hatte, doch als sie ihn gebeten hatte – es waren sieben Mal – sie eine Weile alleine zu lassen, hatte sie ohnehin ihr Zeitgefühl verloren. Neben ihr auf dem Bett sah sie noch die Fotos liegen und unwillkürlich dachte sie an ihren Ausbruch – oder Zusammenbruch, wie auch immer. Sie hatte einmal gelesen, dass es normal war das Menschen Ereignisse oft spät realisierten oder akzeptierten. Wenigstens musste sie sich nicht darum kümmern, dass sie womöglich verrückt war. Außerdem hatte Kakashi ihr versichert, dass nun alles gut werden würde, was jedoch in ihren Augen eher eine Floskel war. Aber er hatte auch gesagt, dass sie einen Therapeuten oder Psychologen zum Reden haben konnte, wenn sie wollte. Mit einem reden, musste sie zwei oder drei Mal ohnehin, hatte er an der Stelle noch hinzugefügt. Das Mädchen wusste nicht genau, ob sie mit einem Fremden reden konnte, wenn es nicht einmal mit dem Hatake klappte, aber was blieb ihr da schon für eine Wahl? Keine – genau. Die Rosahaarige wurde aus den Gedanken gerissen, als sich ihre Zimmertür öffnete und ihr Pflegevater hinein trat. Vorsichtig näherte er sich ihrer im Bett kauernden Gestalt. „Geht’s dir besser?“, fragte er mit einer flüsternden Stimme, so als könnte Sakura zerbrechen, wäre er lauter. Sie warf ihm nur einen verworrenen Blick zu, wandte ihr Augenmerk dann aber doch wieder zum Boden, sodass er leise aufseufzte und sich an den Rand ihres Bettes setzte. „Weißt du, ich hab damals auch geschwiegen“, fing er plötzlich an und fixierte seinen melancholischen Blick am Fenster. Sakura warf ihm einen verwirrten Blick zu und fragte sich gleichzeitig, worüber er sprach. Einen Moment vergaß sie und lauschte seiner leisen Stimme. „Es war eine Art Zuflucht für mich. Wenn niemand wusste, was ich dachte oder fühlte. Ich wollte alleine sein und nachdenken – über alles.“ Seine Augen verzogen sich zu einer sanften Grimasse und sie glaubte, dass er jene Regung gar nicht wirklich mitbekommen hatte. „Niemand ließ mich nachdenken. Immerzu redeten sie auch mich ein und ich zog mich immer wieder zurück, aber es klappte nicht.“ Er stoppte, sah sie plötzlich mit einem so intensiven Blick an, dass sich eine angenehme Gänsehaut über ihre Arme zog – und lächelte. Sakura war verwirrt; verstand nicht, warum er sie plötzlich anschaute, als wollte er ihr damit irgendetwas mitteilen. „Du willst auch nachdenken, huh?“, fragte er ganz leise und sein Blick wurde weicher, ehe er sein Augenmerk wieder auf das Fenster warf. „Ich konnte nicht nachdenken, weil sie mich bewusst davon abhielten. Im Endeffekt bin ich ihnen dafür sogar dankbar.“ „Warum?“, fragte sie ganz unvermittelt mit ihrer schwachen Stimme, ehe sie überhaupt merkte, dass sie gesprochen hatte. So gefangen war sie von seiner Gestalt, von der ihr zum ersten Mal auffiel, dass sie noch viel mehr war; sehr viel mehr, als sie jemals geglaubt hatte. Kakashi Hatake hatte für sie plötzlich eine Geschichte – eine Vergangenheit. Er lächelte weich. „Weil es mich krank gemacht hat.“ Die Rosahaarige schauderte und richtete sich vorsichtig auf. Ein Schwall von Angst ergriff sie. Würde sie auch krank werden? „Warum?“, sie wiederholte sich, aber er sagte nichts dazu. „Ich konnte und wollte nichts anderes mehr machen, als nachdenken. Ich habe mir meine eigene Welt aufgebaut und in ihr gelebt. Dort war alles gut, aber in der Realität sah es anders aus. Doch die hab ich ausgeblendet.“ Das Mädchen erzitterte kurz und fragte sich im selben Moment, ob sie sich auch schon in so einer Welt befand; ob das hier überhaupt real war. „Und jetzt?“ „Jetzt will ich dich daran hindern, ständig nachzudenken.“ Ihr Blick wurde plötzlich traurig und sie seufzte fast lautlos auf, als sie spürte, wie kraftlos sie immer noch war. Sie zögerte und er schwieg. Ihr Mund öffnete sich einen Spalt breit, doch sie schloss ihn wieder – zögerte erneut. Die Sekunden strichen dahin und Sakura konnte das Ticken der Küchenuhr hören. Es machte sie wahnsinnig, aber sie schwieg – zögerte ein weiteres Mal. Tick… Tack... Tick… Tack… Sie kniff ihre Augen zusammen; spürte, wie sich bereits Tränen in ihnen sammelten. Ihr Mund öffnete sich, das Ticken der Uhr dröhnte in ihrem Kopf und sie entfloh… „Ich habe Angst.“ …dem Schweigen. ~*~ Es war wieder Montag und das Wochenende hatte sie schneller als gedacht hinter sich gebracht. Sie fühlte sich unwohl und durchschaut; ungeschützt, als wenn alle Welt jetzt wissen würde, was Kakashi nun wusste. Denn sie hatte es ihm erzählt – wirklich alles. Von ihrem Kindheit, bis hin zum Unfall und ihren jetzigen Gefühlen. Er hatte geschwiegen und sie getröstet, wofür das Mädchen ihm so unendlich dankbar war. Aber neben den ganzen unbehaglichen Gefühlen, fühlte sich auf eine merkwürdige Art und Weise auch gelöst. Sie hatte sagen können, was sie die ganze Zeit nur gedacht hatte; was sie zerfressen hatte. Und nun war sie erleichtert. Sakura saß gerade in der Schuleigenen Bücherei und las ein Buch über die japanische Mythologie. Sie versuchte zumindest es zu lesen, doch manchmal schweiften ihre Gedanken zu dem Gespräch zwischen Kakashi und ihr, als hätte sie die wichtigste Botschaft noch nicht entschlüsselt, welche er ihr mit seinen Worten gereicht hatte. Jeder hat Angst jemand Wichtiges zu verlieren. Das Mädchen schüttelte kurz ihren Kopf, um die Worte zu vertreiben und versuchte abermals, sich auf das Buch in ihren Händen zu konzentrieren. Sie vertiefte sich so sehr in das Buch, dass sie kaum mitbekam, wie sich die Tür zur Bibliothek öffnete und jemand eintrat, der nur ein einziges Mal diese Räume betreten hatte – bei dem aufgezwungenen Rundgang zur Einschulung. Nichts ahnend las sie weiter, die neugierigen Blicke ignorierend, deren Besitzer die Luft gespannt angehalten hatten, als sich der Neuankömmling neben Sakura setzte. „Hn.“ Die Rosahaarige schreckte auf und fuhr hektisch herum, um in die dunklen Augen ihres Gegenübers zu starrten. Ihr Mund öffnete sich überrascht und gleichzeitig verwirrt, ehe sie ihn wieder schloss. „Du hast heute nur sechs Stunden, oder?“, fragte seine raue Stimme leise, ehe er ihr schon das Buch aus den Händen nahm, als wäre es selbstverständlich für ihn. Für eine Gegenwehr oder Antwort war sie zu überrascht, also nickte zu nur und schluckte kurz auf. Er las denn Titel und sie glaubte wahrzunehmen, dass er überrascht war. Manche zeigen diese Angst weniger, andere wiederum mehr. „Ich habe heute länger, also musst du alleine gehen“, meinte er monoton und überflog die Seite, die sie gerade gelesen hatte. „Schaffst du das?“ Nichts das es ihn interessierte, aber er musste nun mal auf sie Acht geben. Und Sakura indes fragte sich, ob er sie für ein Baby hielt, dass er ihr zumutete, den Heimweg nicht mehr zu finden. „Natürlich“, murmelte sie leicht beleidigt, zog ihm das Buch aus den Händen und drehte sich mit dem Rücken zu ihm, damit sie ihm nicht mehr in die Augen sehen musste, die sie zu durchleuchten vermochten. Erst jetzt fielen ihr die Blicke ihrer Mitschüler auf, die sie gespannt beobachten, sodass sie nur genervt die Augen verdrehte und mit ihrem Zufluchtsort abschloss. Sie wandte sich wieder ihrem Buch zu. „Tzz.“ Die Rosahaarige zuckte zusammen, bemerkte, wie Sasuke an ihr vorbei ging und, ohne sich umzudrehen, aus der Bücherei verschwand. Sie verkniff sich ein Schmunzeln. Das Herz entscheidet, wer dir wichtig ist. Der Verstand versucht nur, die Auswahl zu vertuschen. Er sucht den Vorteil. Wieder die Worte des Hatake. Plötzlich verschwand ihr leichter Frohsinn und sie hing nur noch an einem Gedanken. Mein Herz hat schon entschieden. ~*~ Sakura mochte ihn. Ohne Zweifel. Nein, sie mochte alle Drei. Aber ihn mochte sie am meisten. Verdammt, fluchte sie innerlich. Wie kommt es, dass ich denjenigen am meisten mag, der am wenigsten mit mir zu tun haben will? Wahrscheinlich war sein Desinteresse sogar der Grund, schließlich wünschte sie sich von jedem eben jenes. „Sie sind zwar neu hier“, Sakura schrak so heftig auf, dass sie sich fast verschluckt hätte, als ihr Biologielehrer plötzlich vor ihr stand und sie mit seiner zischenden Stimme anfuhr. „Aber deswegen billige ich noch lange nicht, Ihr Desinteresse an meinem Unterricht.“ Die Rosahaarige vernahm das gedämpfte Kichern in der Klasse. Schadenfreude, schnalzte ihre innere Stimme genervt. Die sollten auch desinteressierter sein. „Tut mir Leid, Orochimaru-sensei“, murmelte sie leise. „Wird nicht wieder vorkommen.“ „Heute auf keinen Fall mehr, nein“, zischte seine schneidende Stimme, als er einen Schritt von meinem Tisch zurücktrat und mit seinem ausgestreckten Arm zur Tür deutete. „Verbringen Sie die restliche Zeit im Flur. Nach dem Unterricht bekommen Sie eine Strafarbeit.“ Sakura packte ohne Widerworte ihre Sachen und verließ unter dem Kichern der Klasse den Raum, ehe ihr Lehrer wieder alle zur Ruhe rief. Wahrscheinlich war sie das schwarze Schaf für ihn in seiner Klasse. Im Flur lehnte das Mädchen sich an die Wand schräg gegenüber der Tür und seufzte einmal tief. Warum machte sie sich auch so viele Gedanken darüber, nun bekam sie Ärger. Sie hoffte nur, dass die Strafarbeit nicht zu schwer werden würde. Noch einige Minuten darüber nachdenkend, riss sie eine bekannte Stimme aus den Gedanken. „Na, bist du rausgeflogen?“ Als sie aufblickte, entdeckte sie Sasuke und seinen blonden Freund, dessen Namen sie immer noch nicht kannte. Die Rosahaarige nickte nur scheu und erinnerte sich daran, wie sehr sich die beiden gestritten hatten. „Keine Sorge, dass passiert mir auch manchmal“, meinte der Blonde dann und grinste breit, während Sasuke nur genervt seine Augen verdrehte. „Fast immer, Dobe“, verbesserte der Schwarzhaarige ihn und fing sich einen beleidigten Blick ein. „Nicht jeder kann so perfekt sein, wie du“, meckerte der Blonde und verzog seine Augen urplötzlich zu Schlitzen. „Und nenn ich nicht Dobe, Teme!“ „Tzz.“ Sakura sah schon, wie der Blonde wieder wütender wurde und sah schon einen Kampf auf sich zu kommen, als ihre Stimme sich selbstständig machte. „Habt ihr keinen Unterricht?“ Naruto warf ihr einen überraschten Blick zu und Sasuke war ihr innerlich dankbar, dass sie Naruto unterbrochen hatte. Er hatte im Moment nicht die Nerven für seine laute Stimme. „Wir haben eine Freistunde“, strahlte Naruto plötzlich wieder und sie war erleichtert, dass er den Streit anscheinend vergessen hatte. Sakura nickte verstehend und scheuchte ihre Augen zu Boden. „Ah, ich heiße übrigens Naruto, Naruto Uzumaki“, meinte er und lehnte sich neben die Rosahaarigen an die Wand. „Und du?“ Sie zögerte. „Sakura.“ Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie immer noch Haruno hieß, also beließ sie es beim Vornamen. Wenigstens, wusste sie jetzt, wie der Blonde hieß. „Wir wollen morgen in den Park. Hast du Lu-“ Er wurde von der Pausenklingel unterbrochen, als schon die Schüler aus den Klassen stürmten und sie sich mit einem Handwink von den beiden verabschiedete, um ihre Strafarbeit abzuholen. Im Türrahmen sah sie schon, wie er auf sie zukam. „Ich möchte bis zum nächsten Mal ein Referat über die Zellmembran von Ihnen sehen und hören“, zischte er und drängte sich an ihr vorbei, während sie ihm verwirrt hinterher schaute. Referat, kreischte ihre innere Stimme. Ist der bescheuert? „So ist er immer“, perplex wandte sie sich um und starrte den braunhaarigen Jungen an, von dem das Mädchen meinte, dass er auf den Namen Shikamaru hörte. Er wirkte verschlafen. Sie erinnerte sich an den Tag in der Bücherei. Naruto und Sasuke waren schon in die Pause verschwunden. „Gleich ein Referat“, nuschelte sie und warf ihrem Lehrer noch einen bösen Blick zu. Sein leises Lachen ließ die Rosahaarige wieder zu ihm Blick und als er ihr dann noch andeutete, dass sie ihm folgen sollte, war sie völlig konfus. „Du hattest noch Glück“, meinte er grinsend und gähnte. „Der Letzte musste einen Zehn-Seiten-Aufsatz über den Begriff Unaufmerksamkeit schreiben.“ „Zehn Seiten?“, fragte Sakura ungläubig. „Mir würde vielleicht was zu einer oder zwei einfallen.“ Er nickte nur müde und fragte sie, nach ihrem nächsten Unterricht. „Erdkunde. Du?“ „Mathe“, meinte er locker und kratzte sich leicht an der Schläfe. „Bist du eigentlich in jeder großen Pause in der Bücherei?“ Sakura war kurz überrascht, nickte dann aber bestätigend und blieb stehen, als er ebenfalls zum Stillstand kam. „Dann sehen wir uns ja“, lächelte er müde, nickte ihr noch zu verabschiedete sich. „Ich muss in diese Richtung.“ Sie sah ihm noch nach, bis er um die nächste Ecke verschwand und trat dann auch ihren Weg an, in dem Wissen, dass sie gar keinen Neuanfang mehr beginnen musste. Er hatte schon lange begonnen. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Hey Leute! Tut mit wieder einmal Leid wegen der langen Wartezeit, aber hier ist es endlich. Eigentlich wollte ich noch eine andere Szene in das Kaiptel einbringen, aber die kommt dann eben ins Nächste, welches - man mag's kaum glauben - schon halb fertig ist. Ich bin zuversichtlich, es schnell zu Ende zu bekommen,aber ich werde wohl für die nächste Zeit kein Internet mehr haben. Ist jetzt auch grad nicht mal mein PC... ^^ Ich werde es schon irgendwie schaffen! Liebe Grüße Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)