Der Orden der Escaflowne 2 von Schreibfee_86 (Wozu Liebende fähig sind) ================================================================================ Kapitel 1: Isabel ----------------- DER ORDEN DER ESCAFLOWNE 2 Wozu Liebende fähig sind! 1.Kapitel Isabel Seit dem Hitomi Van von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte, war die Zeit vergangenen wie im Flug. Sie hatten die Mönche verlassen und lebten nun in einem kleinen Familienhaus mit Garten. Die Beiden hatten sich von den Strapazen gut erholt, Hitomi hatte die Schwangerschaft gut getan, sie strahlte nur so. In der Nähe ihres Hauses lebten auch Merle und Ray, sie hatten zu einander gefunden und wohnten seit einiger Zeit zusammen. Ray hatte Merle geholfen, diese furchtbare Zeit zu vergessen und wieder leben zu können. Die schlimmen Ereignisse haben sie zusammen gebracht. Sie haben sie gemeinsam überwunden und sind gestärkt daraus hervorgegangen. Allen und Vargas sind bei den weisen Mönchen geblieben und verfeinern dort ihre Kampfkünste. Hin und wieder flatterte ein Brief bei Van und Hitomi in den Briefkasten. Den Beiden gefiel es unheimlich gut bei den Mönchen, sie hatten dort die Möglichkeit, viel zu lernen und unentdeckt zu bleiben. Während Millerna nun als Ärztin bei den alten Mönchen angefangen hat. Sie wollte mehr über die Heilkunde der alten Männer erfahren und natürlich in Allens nähe bleiben. Noch immer war ihm die blonde Frau verfallen, kam einfach nicht los von ihm. Die Sonne schien bereits mit ganzer Kraft und wärmte die Erde mit ihren Strahlen. Hitomi saß im Garten und genoss die frische Luft und die Stille die sie umgab, seit ihrer Schwangerschaft war sie sehr empfindlich geworden was Lärm anging. Ob sich durch die Verbindung mit Van eine neue Kraft in ihr aufgetan hatte? Sie wusste es nicht. Doch wenn sie ehrlich war, zählte für sie im Moment nur das kleine Mädchen, welches in ihrem Arm lag und zufrieden schlief. Hitomi war gefesselt von diesem kleinen Geschöpf. Sie hatte ihre Augenfarbe und bereits kleine schwarze Haare auf dem Kopf. Behutsam strich Hitomi über die kleine Hand. Dann hörte sie Schritte, durch das Gras gedämpft, aber dennoch hörte Hitomi ihn kommen. Seine warmen Hände strichen über ihre Schultern. Dann spürte sie einen zärtlichen Kuss auf ihrer Wange. „Guten Morgen!“ vernahm sie seine Stimme, die noch etwas rau klang. Wieder kribbelte es in ihrem Bauch unaufhörlich. Ja, dieser Mann war wirklich das Beste was ihr je passiert war. Er setzte sich neben sie auf die kleine Bank und legte einen Arm um ihre Schulter. Sie blickte ihn von der Seite an und schmunzelte, sein Haar stand noch ganz zersaust in alle Richtungen ab. Er registrierte ihren Blick mit einem unbeholfenem glatt streichen der schwarzen Widerspenstigkeit, jedoch ohne Erfolg. „Ich mag es so.“ flüsterte sie ihm zu und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Er lächelte Hitomi an und wandte sich dann dem kleinen Mädchen zu. Zufrieden sah er auf seine Tochter hinab. Die Kleine war nur wenige tage alt. Immer noch sah er die Bilder der Geburt vor sich. Hitomi hatte schreckliche schmerzen gehabt, er hatte das Gefühl, es würde ihn zerreißen, dieses Gefühl der Hilflosigkeit, nichts konnte er für sie tun, außer ihre Hand zu halten und ihr Mut zuzusprechen. Immer wieder sah er ihr blasses Gesicht, der Schweiß rann ihr an den Schläfen hinab. Und immer wieder dieser schmerzvolle Schrei, der einfach nicht aus seinen Ohren weichen wollte. Doch dann als das kleine Mädchen zum ersten Mal lauthals verkündete das es auf der Erde sei, da lächelte seine Hitomi schon wieder. Und doch… für Van war das ein seltsames Erlebnis, ja beinahe schon traumatisierend. Der Gedanke welche furchtbaren Schmerzen sie hatte aushalten müssen, ließ ihn nicht los. Auch jetzt hatte er noch schwer damit zu kämpfen. Wobei der Anblick des zufriedenen Gesichtsausdrucks den das kleine Mädchen auf dem Gesicht hatte, sein Leid ein wenig linderte. Ja, sie wischte nur mit diesem ruhigen Gesichtsausdruck sämtliche Angst, die sich in ihm auftat, beiseite. Hitomi war nicht entgangen, das Van schwer damit zu kämpfen hatte, aber sie wusste das das bald vergessen sein würde. Langsam hob sie ihre freie Hand und strich ihm über die stoppelige Wange. „Es geht mir gut, Van!“ Überrascht sah er sie an, wieder hatte sie ihn durchschaut. Sie war die einzige die so präzise seine Gefühle auflesen konnte. Niemandem sonst hatte er sich jemals offen gezeigt wie ihr. Und dennoch war er immer wieder überrascht, wie gut sie ihn bereits kannte. Ihre Verbindung war von Tag zu Tag stärker geworden. Nichts würde die Beiden trennen können. Plötzlich schlug das kleine Mädchen die Augen auf und gähnte ausgiebig. Die glücklichen Eltern beobachteten sie mit strahlenden Herzen. „Na du kleine Schlafmütze.“ Meinte Van und strich seiner Tochter über die Wange. Das kleine Mädchen gluckste freudig vor sich hin, als sie die Berührung ihres Vaters spürte. Die Beiden hatten sich auf den Namen „Isabel“ geeinigt. Plötzlich sah Hitomi auf. „Wir bekommen Besuch!“ meinte sie knapp und stand langsam mit der kleinen im Arm auf. Van hatte sich bereits an ihr gutes Gehör gewöhnt und folgte ihr ins Haus. Im Flur trennten sie sich. Hitomi legte die Kleine in ihre Wiege, sie legte ihr die Decke über und strich Isabel mit dem Finger über die Wange, das Mädchen sah ihre Mutter mit großen Augen an. Einen Moment dachte Hitomi, sie könnte Unsicherheit in den Augen ihrer Tochter erkennen. Als würde sie ebenfalls spüren das irgendetwas im Gange war. Doch sie ist ein Baby, dachte Hitomi. Dann richtete sich die junge Frau wieder auf und trat zu Van, der bereits die Tür geöffnet hatte und Vargas auf dem Treppenabsatz stand. Schnell öffnete Van die Tür ganz und umarmte den grauhaarigen Mann freundschaftlich. Auch Allen trat nun hinter Vargas vor. „Überraschung!“ rief er fröhlich aus, bevor er seinen besten Freund umarmte. „Kommt rein, kommt rein!“ rief Van übermütig. Auch Hitomi begrüßte die Freunde, dann ließen sie sich im Wohnzimmer nieder. „Wir wollten mal sehen wie es euch so geht.“ Meinte Allen und begutachtete die frischgebackenen Eltern. Van hatte einen Arm um Hitomi gelegt während sie sich an ihn geschmiegt hatte. Sie genoss seine Nähe während sie aufmerksam zuhörte. Und doch ließ sie das ungute Gefühl nicht los. „Gut, geht es uns.“ Bestätigte Van und sah Hitomi in die Augen. Doch plötzlich setzte sich Hitomi auf und verengte die Augen zu schlitzen. Das ungute Gefühl hatte seinen Höhepunkt erreicht. Irgendetwas stimmte nicht. „Was ist denn?“ fragte Van und musterte seine Freundin skeptisch. „Weshalb seit ihr wirklich hier?“ fragte sie tonlos. Van sah sie entsetzt an. Was war denn nur los mit ihr? „Hitomi.“ Versuchte er sie zu beruhigen, doch die junge Mutter stand bereits auf den Beinen, jederzeit bereit ihr Kind zu schützen. Auch Van war aufgestanden, er legte eine Hand auf ihren Rücken, spürte ihr Zittern, die innerliche Anspannung. „Hitomi, es ist alles in Ordnung!“ versuchte Van es erneut. Doch Hitomi hatte Vargas gequälte Augen nicht übersehen. „Sie hat Recht Van. Wir sind nicht nur wegen der Wiedersehensfreude hier.“ Erklärte Vargas. Auch in Van brach nun das Misstrauen durch. Schützend stellte er sich vor Hitomi. „Doch nicht wir sind der Feind.“ Fügte Allen hinzu, dem Vans Beschützerinstinkt nicht entgangen war. „Wir wurden von den Mönchen beauftragt euch zu warnen. Der Zaibacher Orden ist wieder aktiv. Wer ihn anführt ist noch nicht bekannt, aber die alten Mönche denken, dass ihr zwei ganz oben auf ihrer Liste stehen könntet. Wir brauchen eure Hilfe.“ „Ihr macht Witze?“ murmelte Van entsetzt. Doch beide schüttelten traurig den Kopf. „Wir sind ausgestiegen, wir haben damit nichts mehr zu tun.“ Rief Hitomi, der sofort das Bild ihrer Tochter durch den Kopf jagte. „Wir haben eine Tochter, Vargas.“ Setzte nun auch Van an. „Niemand außer euch weiß, dass wir hier sind. Sie werden uns nicht finden.“ Murmelte Van. „Wir schaffen das nicht allein. Jemand muss den Orden anführen, Van.“ Schaltete sich nun Allen ein und versuchte seinen Freund zu überzeugen. „Merle und Ray sowie Millerna sind ebenfalls dabei.“ Fügte er hinzu. „Tut mir leid, Allen, aber diesmal seid ihr auf euch allein gestellt. Meine Familie ist mir wichtiger. Ich habe bereits eine Familie durch den Krieg der Orden verloren, das lasse ich nicht mehr zu.“ Entschlossen verschränkte er die Arme vor der Brust. „Aber Van, das war der ganze Stolz deines Vaters, willst du das einfach aufgeben.“ Versuchte Allen es erneut. Doch Vargas legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Lass gut sein, komm wir gehen.“ Erklärte Vargas. „Van, Hitomi, es war schön euch wieder zu sehen, passt auf euch auf.“ Kapitel 2: Zwischen Verantwortung und Liebe ------------------------------------------- Kapitel 2. Zwischen Verantwortung und Liebe Beunruhigt sah Van seinen Freunden nach, bis das Auto am Ende der Straße um die Ecke bog und nicht mehr zu sehen war. Langsam schloss er die Tür. Hitomi stand im Türrahmen zum Kinderzimmer und musterte ihn. In ihren Augen konnte er Unruhe erkennen, ja, eine Mutter die Angst um ihr Kind hatte. Was wenn sie doch herkamen? Wenn sie Hitomi oder seiner Tochter etwas antun würden? Sie wohlmöglich sogar töten würden? Immer noch blickte er in ihre verstörten grünen Augen, die ihn gerade zu an die Wand nagelten. Sie ahnte es bereits. Ja, vermutlich wusste sie ganz genau worüber ihr Geliebter gerade nachdachte. Welche Möglichkeiten er abwog. „Hitomi.“ Setzte er an und ging langsam auf sie zu. „Warum kann das nicht einfach aufhören!“ verzweifelt lehnte sie sich an ihn. Auch ihr war bewusst, dass sie früher oder später von ihren Feinden gefunden werden würden. Er legte ihre Arme um sie und zog sie an sich. „Ich werde euch beschützen.“ Sagte Van tonlos. Immer noch breitete sich das flaue Gefühl in seinem Bauch aus. Er spürte wie ihr zarter Körper immer öfter von einem zittern beherrscht wurde. Er wusste das Vargas und Allen niemals allein den Orden der Escaflowne würden leiten können. Es war sein Erbe. Ihm allein war es auferlegt worden. Er war verantwortlich für die Organisation. Für die Menschen, die der Orden schon so lange Zeit vor dem Feind schützte, doch nun… es war alles nicht mehr einfach. Er musste sich um seine Familie kümmern. Er würde eine Entscheidung treffen müssen. „Es muss doch einen Weg geben.“ Murmelte Van, während er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Hitomi löste sich von ihm und sah ihn panisch an. „Du überlegst noch? Van, es geht um unsere Tochter?“ rief Hitomi aus, ihre Stimme brach. Wütend funkelte sie ihn an. „Sie werden uns finden Hitomi, ob ich mich für oder gegen den Orden entscheide. Sie werden nicht vergessen, was wir ihnen angetan haben.“ Er hat recht, er hat verdammt noch mal recht, schoss es Hitomi durch den Kopf. Eilig wandte sie sich ab und verschwand in dem Kinderzimmer. Ungeduldig zog sie Schranktüren auf und zerrte eine Tasche heraus. Wahllos stopfte sie die Kleidung hinein. Van beobachtete sie erschrocken. Mit schnellen Schritten war er bei ihr und packte sie an den Schultern. „Hör auf.“ Sagte er leise. Kurz hielt Hitomi inne, begann kurz darauf aber weiter die Sachen in die Tasche zu stecken. Van verstärkte seinen Griff an ihren Schultern. „Hör auf damit.“ Rief er und begann sie leicht zu schütteln. Unwirsch schob sie seine Hände von ihren Schultern und funkelte ihn zornig an. „Ich werde nicht hier sitzen und darauf warten, dass sie unsere Tochter töten.“ Schrie sie ihm entgegen. Tränen bahnten sich einen Weg über ihre Wangen. Aufgeweckt durch den Streit ihrer Eltern begann Isabel zu weinen. Hitomi und Van sahen entsetzt zu der kleinen Wiege. Erst jetzt war ihnen bewusst geworden, dass sie vor der Kleinen gestritten hatten. Hitomi ließ die Kleidung fallen und lief zu der Wiege hinüber. Behutsam hob sie kleine heraus und strich ihr beruhigend über den Rücken. Van warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. Doch noch immer kochte ihr Blut. Was gab es da noch zu überlegen? Es ging um ihr Kind, ihr erstes gemeinsames Kind. Niemals würde Hitomi zulassen, dass jemand ihrer Tochter zu Nahe kam. Sie würde sie bis aufs Blut verteidigen, koste es was es wolle. Wie konnte er nur an diesen blöden Orden denken? „Wir müssen hier weg.“ Sprach Hitomi ihren Gedanken aus. „Die anderen werden das alleine nicht schaffen, Hitomi. Ich kann sie nicht einfach sterben lassen.“ „Aber deine Tochter!“ knurrte Hitomi und drängte sich mit Isabel auf dem Arm an ihm vorbei. „Was soll denn das heißen?“ fragte Van aufgebracht. „Natürlich nicht, ich liebe Isabel und das weißt du!“ schrie er verzweifelt. Wieder war er ihr nachgelaufen und stand nun vor der Haustür, er versperrte er ihr den Weg. „Ich liebe euch beide, von ganzem Herzen. Nichts ist mir wichtiger, als zu wissen dass es euch gut geht. Versteh mich doch!“ seine Stimme schwankte. Beide hatten eine Entscheidung zu treffen, doch Van fürchtete sich vor ihrer Entscheidung. Er stand kurz davor seine kleine Familie zu verlieren. Ihre Grünen Augen funkelten ihn mit einer Mischung aus Verzweiflung, Wut und …. Ja, Liebe. Er konnte Liebe in ihren Augen erkennen. Und dennoch zeigte ihre Haltung ihm eine Entschlossenheit, die ihm eine Gänsehaut über den Körper jagte. Mit der Kleinen auf dem Arm stand sie vor ihm. „Lass mich vorbei, Van!“ sagte sie und zwang sich zur ruhe. „Du willst einfach so gehen?“ fragte er sie leise. „Nicht einfach Van, es geht um das Leben unserer Tochter.“ Antwortete Hitomi murrend. „Ich kann euch nicht beschützen wenn du jetzt gehst. Ich kann dich nicht gehen lassen, Hitomi.“ Antwortete Van ihr traurig. „Tu einfach was du tun musst, Van, schütze das Erbe deines Vaters. Ich werde Isabel in Sicherheit bringen.“ Eilig drehte sie sich um und lief hinaus in den Garten. Verwirrt blieb Van einen Moment stehen. Dann folgte er ihr. Im Garten hatte er sie eingeholt. „Hitomi.“ Rief er eindringlich. Als er sie an der Schulter berührte hob sie abwehrend eine Hand. „Fass mich nicht an.“ Knurrte sie wütend. Immer noch weinte Isabel herzzerreißend. „Du willst also wirklich gehen. Du verlässt mich.“ Stellte Van erschrocken fest. Hitomi sah ihn hin und hergerissen an. Sie liebte ihn, sie wollte ihn nicht verlassen, wollte ihn nicht allein lassen. Aber das kleine Mädchen hatte mit all dem nichts zu tun. Hitomi musste dafür sorgen, dass sie in Sicherheit war. „Van…!“ sanft sprach sie ihn an. „Unsere Tochter hat mit all dem nichts zu tun. Ich werde sie in Sicherheit bringen. Ich lasse nicht zu das diese Ungeheuer ihr etwas antun.“ Sprach sie weiter. „Wenn ich jetzt nicht gehe, war es vielleicht die letzte Möglichkeit.“ Fügte sie mit Tränen in den Augen hinzu. Langsam begann Van zu nicken. Hitomi ging auf ihn zu und strich ihm mit der Hand über die Wange. „Ich kann nicht mit euch gehen.“ Sagte er leise und wich ihrem Blick aus. „Ich weiß.“ Meinte Hitomi und unterdrückte einen Schluchzer. Liebevoll strich Van seiner Tochter über das Gesicht und die kleinen Hände, auch das Mädchen beruhigte sich und betrachte seinen Vater still. Dann sah er wieder zu Hitomi, immer noch rannen Tränen über ihre Wangen. Langsam näherte er sich ihrem Gesicht. Er umschloss es mit beiden Händen und küsste sie zärtlich. Wieder hörte er ein unterdrücktes Schluchzen von seiner Freundin. Sanft hatte sie den Kuss erwidert und kraulte mit ihrer freien Hand seinen Nacken. Nur mühsam lösten sie sich von einander. Dann wandte sich Van Isabel zu. Liebevoll küsste er sie auf die Stirn. „Geht jetzt.“ Hauchte Van. Hitomi nickte langsam und steuerte auf die Garage zu. Van war im Haus verschwunden und kehrte mit der Tasche zurück. Er verstaute sie im Kofferraum. Hitomi hatte Isabel währenddessen auf dem Kindersitz gesichert. Vorsichtig schloss sie die Tür. Van stand bereits hinter ihr. Sie drehte sich zu ihm um und umarmte ihn stürmisch. „Pass auf dich auf.“ Flüsterte sie ihm mit zitternder Stimme ins Ohr. Van nickte und blickte ihr dann in die grünen Augen. „Ich liebe dich.“ Sagte er sanft. „Ich dich auch, Van!“ erwiderte Hitomi gerührt. „Heirate mich, wenn das alles vorbei ist.“ Meinte Van und sah fest in ihre grünen Augen. Liebevoll umarmte sie ihn erneut, „Ja, Van!“ schluchzte sie. Langsam schob er sie von sich. „Ihr müsst los.“ Hitomi nickte, doch ihre Beine bewegten sich nicht. Sie wollte nicht gehen, wollte ihn nicht zurücklassen. Behutsam schob er sie vor sich her, bis sie vor der Fahrertür standen. Noch ein letzter liebevoller Kuss, bevor sie hektisch in den Wagen stieg. Knurrend sprang der Motor des schwarzen Kombis an. Sie legte den Sicherheitsgurt an und fuhr aus der Einfahrt. Ihre Tränen fanden kein Ende, sie war verzweifelt. Nun stand er dort, allein. Sie hatte furchtbare Angst ihn zu verlieren. Doch es gab keinen anderen Weg. Sie musste ihre Tochter schützen, ebenso wie Van es tat. Ja, er liebte seine kleine Familie über alles, doch es fiel ihm schwer zu akzeptieren, dass Hitomi mit ihr gehen musste um sie vor diesem neuen Konflikt zu schützen. Wenn niemand erfuhr, dass die Beiden ein Kind bekommen hatten, würde auch niemand nach Isabel suchen. Entschlossen blickte Hitomi nach vorn. Ihr Ziel stand bereits fest. Kapitel 3: Ein neuer Aufmarsch ------------------------------ Kapitel 3. Ein neuer Aufmarsch Immer noch fassungslos sah Van seiner Familie nach. Er konnte nicht glauben innerhalb welcher Zeit alles in taumeln geraten war. Wie schnell die schöne Zeit den Halt unter den Füßen verloren hatte. Wieder zerstörte der Orden der Zaibacher seine Familie. Hinderte ihn daran glücklich zu sein und endlich seinen Frieden zu finden. Als der dunkle Kombi verschwunden war, ging er zurück ins Haus. Er striff seine Jeansjacke über und schloss alle Türen und Fenster. Dann zog er die schwere Haustür hinter sich zu und schloss ab. Er blickte zum Himmel, dunkle Wolken türmten sich zu bedrohlichen Bergen auf. Entschlossen stieg er die Stufen hinab und machte sich auf den Weg. „Wir müssen das allein schaffen.“ Meinte Vargas während er sich ein Wasser eingoss. Merle sah ihn fragend an. Doch dann begriff sie was er meinte. „Ihr wart bei ihnen!“ stellte sie sie fest. „Ich sagte doch, ihr sollt sie in Ruhe lassen. Sie können uns nicht helfen. Sie haben eine kleine Tochter. Seid ihr von allen guten Geistern verlassen.“ Schrie Merle wütend. „Reg dich nicht auf.“ Sagte Ray besänftigend und strich ihr über den Rücken. Wütend schnaubte Merle. „Was glaubt ihr was ihr damit anrichtet? Ihr stellt Van vor die Frage was ihm wichtiger ist. Sie wird fortgehen.“ Sagte Merle tonlos. „Wie meinst du das?“ fragte nun Allen, der sie verwirrt ansah. „Sie wird die Kleine nehmen und verschwinden. Ihr reißt die Familie auseinander.“ Erklärte Merle und spürte wie ihr Herz schmerzte wenn sie dabei an Van dachte. „Sie würde Van nie allein lassen.“ Setzte Allen an. „Ihr zwingt sie doch förmlich dazu. Ihr bleibt gar keine andere Wahl.“ Schrie Merle Allen entgegen und warf mit einer Zeitschrift nach ihm. Abwehrend hob Allen die Hände. „Ihr habt sie zur Zielscheibe des Feindes gemacht. Getrennt sind sie leicht auszuschalten. Ihr Idioten. Hitomi besitzt keinerlei Kräfte mehr, wie soll sie eurer Meinung gegen den Feind antreten? Kopfschüttelnd griff Merle ihre Jacke vom Haken und riss die Tür auf. Erschrocken blieb sie stehen. „Van!“ Van lächelte ihr entgegen und zog die Freundin in seine Arme. Sie waren wie Geschwister füreinander. Und seit dem die Fanels getötet worden waren war die Bindung der Beiden noch stärker geworden. Langsam lösten sie sich voneinander. Die anderen standen im Flur und beobachteten die Szene. „Van, wo ist sie?“ fragte Merle und musterte ihn. „Sie ist weg.“ antwortete Van knapp und schob sich an Merle vorbei. „Was habt ihr bereits?“ stellte Van die Frage in die kleine Runde und wechselte das Thema, während die anderen ihn verstört ansahen. Vargas fand als erstes seine Sprache wieder. „Wir wissen, dass viele von damals dabei sind. Unter ihnen ist auch eine Violett. Es gab bereits einige Aktionen.“ Erklärte Vargas und legte Van Fotos vor. Van begutachtete die Fotos aufmerksam. „Wo ist mein Bruder?“ „Van, er … er ist verschwunden. Als Bekannt wurde das der Orden wieder aktiv ist, ist er verschwunden.“ Meinte Vargas und senkte den Blick. Wut stieg in Van auf. „Und das sagt ihr mir jetzt erst? Wer weiß was diese Wilden mit ihm anstellen?“ schrie er und warf den Stapel auf den Tisch. „Van, es gibt Hinweise, dass… …“ „Was? Nun sag schon.“ Knurrte Van und ballte die Fäuste. „Dass er in das alles verwickelt war, eure Eltern, das Anwesen… einfach alles.“ Sagte Vargas stockend. „Ich weiß, es ist schwer zuglauben, aber alle…!“ Mit lauter Stimme unterbrach Van ihn. „Niemals.“ Sagte er entschlossen. „Ihr irrt euch.“ Sagte er stattdessen und verließ das Haus. Mit einem lauten Knall schloss sich die Haustür. Merle war unwillkürlich zusammen gezuckt. Doch schnell hatte sie sich wieder gefangen und stürzte ihm hinter her. Auf der Straße hatte sie ihn schnell eingeholt. „Van, bitte warte!“ rief sie als sie ihn fast erreicht hatte. Ruckartig blieb er stehen. Merle stellte sich vor ihn und sah ihn traurig an. „Van, sie sollten gar nicht zu euch gehen. Ich wollte euch raushalten.“ Ungeduldig trat Van von einem Bein auf das andere. „Es tut mir so leid, Van!“ erklärte Merle und sah ihn mitfühlend an. „Du kannst doch nichts dafür, Merle.“ Entgegnete er leise. Wieder spürte er die Verzweiflung die sich in ihm auftat, sie zog unbändig an ihm. „Wo ist sie?“ fragte Merle dann. „Ich weiß es nicht. Sie hat mir nichts gesagt.“ Antworte Van und wich ihrem Blick aus. Sein Blick wurde abwesend, wieder sah er Bilder vor seinem inneren Auge vor sich. Wie sie ihn anlächelte und die kleine Isabel auf dem Arm hielt, die zufrieden schlief. „Es darf ihnen nichts zustoßen.“ Murmelte er leise. Merle legte ihm eine Hand auf die Schulter. Nach einer ganzen Weile hatte Hitomi ihr Ziel erreicht. Erschöpft drehte sie den Schlüssel um und der Motor verstummte. Sie drehte sich nach hinten um. Isabel war in ihrem Kindersitz eingeschlafen. Erneut bahnten sich Tränen ihren Weg über Hitomis Wangen. Ihre Gedanken waren bei Van. Was sollte sie nur tun? Sie musste doch ihr Kind schützen, aber dennoch wollte sie den Mann, den sie so sehr liebte nicht allein lassen. Leise löste sie den Gurt und stieg aus. Dann öffnete sie die hintere Tür und befreite Isabel von den Sicherheitsgurten. Behutsam hob sie sie auf den Arm und lief der alten Hütte entgegen. Mit einem leisen Klopfen machte sie sich an der Tür bemerkbar. Knarrend öffnete sie sich ein Stück. Sie hatte ihn schon sehr lange nicht mehr gesehen, doch die grauen Haare und lange Bart konnten die eindrucksvollen dunklen Augen, die immer noch genauso glänzten wie damals, nicht verbergen. Eine Frau lugte über seine Schulter, auch sie hatte Hitomi schon lange nicht mehr gesehen. Völlig Überrascht schob der Mann die Türe ganz auf. „Hitomi… komm doch rein.“ Rief er freudig aus und schob sie sanft ins innere. "Ich weiß, ich dürfte nicht hier sein." sagte Hitomi leise. Während der ältere Mann nur den Kopf schüttelte. "Du bist hier immer Willkommen." Er umarmte sie vorsichtig und richtete seinen Blick dann auf den Säugling der noch immer schlief. „Hitomi, das ist ja… !“ Er hielt ihr die Arme entgegen und Hitomi legte Isabel vertrauensvoll in seine Arme. "Ja, das ist meine Tochter!" Dann umarmte sie die ältere Frau. „Wo warst du nur solange?“ flüsterte sie gerührt und drückte Hitomi an sich. „Sofia, das ist eine lange Geschichte.“ Erklärte Hitomi und ihre Augen nahmen einen verletzten Blick an. „Sie hat deine Augen.“ Bemerkte Elias, Isabel war aufgewacht und blickte ihn neugierig an. Ein lächeln huschte über Hitomis sanften Züge. „Wo ist der Vater?“ fragte Elias plötzlich und musterte seine Ziehtochter nachdenklich. Hitomi konnte die Tränen nicht zurückhalten, wieder liefen sie an ihren Wangen hinab. „Es ist wieder dieser Orden, habe ich recht?“ fragte Sofia ernst. Hitomi nickte. „Wir haben von den Fanels gehört, es ist wirklich furchtbar. Wir kannten die Fanels so gut aus den alten Zeiten. Als wir noch gemeinsam mit dem Orden der Gaianer Verbündete waren. Was ist mit ihrem Sohn, ihrem jüngsten Sohn?“ fragte Sofia plötzlich. „Er lebt!“ antwortete Hitomi und blickte wieder auf Isabel. Elias war Hitomis sorgenvoller Blick nicht entgangen. „Er ist der Vater!“ stellte Elias überrascht fest und blickte suchend in Hitomis Augen. „Ja, so ist es!“ bekräftigte Hitomi. „Und ich muss zurück zu ihm.“ „Du kannst es nicht aufhalten, diesen alten Krieg gibt es jetzt schon so lange.“ Meinte Sofia resigniert. „Aber er soll seine Tochter aufwachsen sehen, ich werde das, was wir haben nicht aufgeben.Ich werde es nicht zulassen.“ Ihre Stimme zitterte und wieder weinte sie. Sofia nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. „Ich möchte, dass ihr euch um Isabel kümmert. Hier werden sie sie nicht finden. Ich muss zurück zu ihm.“ Sagte Hitomi entschlossen. „Kind, du weißt das du hier immer Willkommen bist. Und ebenso deine Tochter. Solange wir können werden wir für dich da sein.“ Sagte Elias ruhig und hatte sich angelehnt. „Ich danke euch.“ Schluchzte Hitomi und drückte Sofia erneut an sich. „Wir werden die Kleine mit unserem Leben verteidigen.“ Flüsterte Sofia ihr ins Ohr. Hitomi nickte und unterdrückte einen weiteren Schluchzer. Eine Zeit lang standen die beiden Frauen einfach nur da und hielten sich fest. Hitomi war vor ihrer Zeit im Sumatki Schrein bei ihnen aufgewachsen. Dort hatte sie erfahren was es heißt Familie zu haben. Die Beiden waren starke Krieger damals. Beide hatten die Fähigkeit Bannkreise zu errichten und die Gefahr so von sich fern zu halten. Sie haben Hitomi in den ersten Jahren beschützt und sie gelehrt mit ihrer Fähigkeit umgehen zu können. Lange war sie nicht mehr bei ihnen gewesen, der Sumatki Schrein hatte es untersagt. Man wollte das Pärchen nach ihrem Ausstieg nicht in Gefahr bringen. Hitomi hatte es lange Zeit nicht verstanden, aber sie hatte das Verbot akzeptiert und versucht die Beiden zu vergessen. Wirklich geschafft hatte sie es nie, jedoch hatte man sie aus ihrer Akte gestrichen, einfach gelöscht, niemand sollte sie mit dem Orden in Verbindung bringen. Doch nun war die Not so groß, das Hitomi das Verbot brach und zu jenem wundervollen Ort ihrer Kindheit zurück gekehrt war um ihre Tochter zu schützen. Hitomi hatte die Tasche der Kleinen reingebracht. Es befand sich Kleidung und Babynahrung darin. Alles was die Kleine in den nächsten Tagen brauchen würde. Behutsam nahm Hitomi die kleine Isabel an sich. Elias und Sofia standen neben ihr. „Alles wird gut werden.“ Hauchte Hitomi, mehr um sich selbst mut zu machen. Dann legte sie Isabel in Elias Arme und drückte ihm einen Kuss auf die Wange ebenso Sofia, sie drehte sich um und ging. Nicht einmal blickte sie zurück. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen. Mit Weinkrämpfen stieg sie ins Auto und ließ ihn an. Eilig fuhr sie von dem Gelände. Kapitel 4: Auf immer dein! -------------------------- Kapitel 4. Auf immer dein „Wir schaffen das, Van!“ sagte Merle aufmunternd. Van nickte langsam und zwang sich zu einem lächeln. Dann klingelte Merles Handy. „Ja.“ Dann herrschte Stille. „Was? Ja, wir kommen sofort.“ Rief Merle aufgebracht. „Was ist los?“ fragte Van, der ihre plötzliche Angst spürte. „Der Sumatki Schrein, er brennt. Diese feigen Hunde haben ihn einfach angezündet.“ Zischte Merle. Gemeinsam rannten sie zurück zu Merles Wohnung, sie wurden bereits erwartet. „Die Mönche haben sich retten können, es ist ihnen nichts passiert!“ erklärte Vargas, als Merle und Van prustend im Wohnzimmer standen. „Die müssen sich ja sehr sicher sein, wenn sie diesen heiligen Ort angreifen.“ Brachte Van keuchend hervor. „Die denken sie haben jetzt freie Hand, da ihnen kein Gegner mehr im Weg steht.“ Meinte Allen. „Da haben sie uns aber unterschätzt.“ Knurrte Van. „Die werden schon noch sehen mit wem sie es zu tun haben.“ Fügte er düster hinzu und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Und findet raus wo mein Bruder sich befindet, wir müssen ihn daraus holen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und trat auf die Terrasse hinaus. Hitomi, Isabel, wie es euch wohl geht, dachte Van und sein Herz zog sich schmerzlich zusammen. Sie fehlten ihm bereits, wer weiß, vielleicht würde er seine kleine Familie nie wieder sehen. Wenn dieser mörderische Orden ihn töten würde, dann wäre alles verloren. Eine glückliche Zukunft mit Hitomi wäre unwiderruflich dahin. Was würde aus ihnen werden, wenn sie ihn töten würden? Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus. Ein Gefühl das ihm die Luft zum Atmen nehmen wollte. Es breitete sich in seinem Magen aus und schlang sich um sein Herz. Schwer atmend stütze er sich auf der Brüstung der Terrasse ab. Plötzlich spürte er eine Hand auf seinem Rücken. „Ganz ruhig Van.“ Es war Allen der bei ihm stand. „Du musst dich beruhigen. Das ist eine Panikattacke. Ruhig atmen, Van.“ Immer wieder strich er ihm über den Rücken. Langsam beruhigte sich sein Freund. Dann legte Van Allen seine Hand auf die seine und sah ihn dankbar an. „Wir werden heute Abend einen Informanten im Midnight treffen.“ Van nickte ihm zu. Im Midnight, da wo alles begann, Hitomi, dachte Van und ballte seine Hände zu Fäusten. Allen beobachtete seinen Freund eingehend, er hatte sich kaum verändert. Immer noch war der junge Fanel aufbrausend und stur, doch andererseits wieder so in sich gekehrt und still. Doch Allen kannte seinen Freund zu gut, er wusste genau was gerade in ihm vorging. Er stand am Rande der Verzweiflung, fürchte das Leben seiner Familie, die doch gerade erst eine geworden war. Das Leben seiner kleinen Tochter, die erst vor wenigen Tagen das Licht der Welt erblickt hatte. Die Frau, die er über alles liebte. Es durfte ihnen einfach nichts geschehen. Mühsam verdrängte er das eigenartige Gefühl. Er richtete sich auf und straffte die Schultern, ein tiefer Atemzug erfüllte seine Lungen. Dann wandte er sich Allen zu. „Packen wir’s!“ sagte Van entschlossen. Als die Beiden Männer den Raum wieder betraten, blicken Ray und Merle besorgt zu ihrem jungen Freund. „Was guckt ihr mich so an?“ fragte Van genervt. Er wusste, dass sie es nur gut meinten, aber davon wurde sein Leid nicht gemildert. Sie sahen ihn an wie ein angeschossenes Reh, das kurz vorm Gnadenschuss war. Er fühlte sich elend genug, welche Unterstützung konnten sie ihm schon sein, wenn sie ihn so mitleidig ansahen. Ray und Merle warfen sich unruhige Blicke zu, wie sollten sie sich denn verhalten? Als ob nichts geschehen wäre? Den Rest des Nachmittags schwiegen die vier Freunde und warteten darauf, dass der Abend herein brach. Dann würden sie sich auf den Weg machen, um den Informanten im Midnight zu treffen. Van stand unter der Dusche um einen klaren Kopf zu bekommen, immer wieder schwirrten ihm die Bilder von seiner Tochter und Hitomi durch den Kopf, egal was er tat, er konnte einfach nicht abschalten. Er konnte seine Gedanken nicht von ihnen losreißen. Mit einem seufzen trat er aus der Dusche und hielt sich einen Moment die Hände vor das Gesicht. Langsam sammelte sich der junge Fanel, es fiel ihm schwer sich auf etwas anderes als seine Familie zu konzentrieren. Dabei war es doch jetzt so wichtig das er einen klaren Kopf behielt. Jeder Fehler konnte tödlich sein. Er trocknete sich ab und zog die Sachen an, die Merle ihm aus dem Haus geholt hatte. Er schlüpfte in das schwarze Hemd und zog die blaue Jeans über die Boxershorts. Dann glitt er mit den Händen durch das schwarze Haar und schaute in den Spiegel. Was habe ich nur getan? Ich habe sie einfach gehen lassen? Was wenn ihnen was passiert? Dachte Van und betrachtete seine braunen Augen, die vor lauter Ungewissheit gerade zu überquollen wollten. Niemals würde er sich verzeihen können, wenn den Beiden etwas zustoßen würde. Nur mühsam riss er sich von seinem Spiegelbild los, er hatte gehofft dort zu finden, was ihm selbst nicht möglich war. Zuversicht. Ja, er musste wieder an das Glauben für das er lebte. Sollte diese mörderische Bande ihn ruhig umbringen, aber er würde es ihnen verdammt schwer machen. Entschlossen öffnete Van die Tür des Badezimmers und blickte ihn die Gesichter seiner Freunde, die bereits auf ihn warteten. „Gehen wir.“ Meinte Vargas. „Ray, du bleibst wie besprochen hier. Falls irgendwas Unvorhergesehenes geschieht melden wir uns.“ Ray nickte dem alten Kendokämpfer zu und wandte sich dann an Merle. Er schlang seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich. Liebevoll blickte er in die babyblauen Augen, die seinen Blick sanft erwiderten. „Pass auf dich auf.“ Hauchte Ray und küsste sie auf die Nasenspitze. Merle nickte langsam und löste sich nur widerwillig von ihm. Im Midnight herrschte bereits wieder Partystimmung, der Laden war voll. Überall standen Menschen, die lachten, sich angeregt unterhielten oder tanzten. Vargas und Allen hatten so ihre Mühe damit sich zur Theke durchzuschlagen, da diese leicht erhöht war, hatten die Beiden einen guten Überblick. Allen erblickte Van, der gerade die Treppe hinauf stieg und Allen zu nickte als er sich an das Geländer lehnte. Merle stand auf der anderen Seite der Theke und fixierte den Eingang. Immer wieder sprachen junge Männer sie an, sie sah heute wirklich sehr gut aus. Sie trug ein schulterfreies Top und eine enge schwarze Jeans, das einzige was leuchtend heraus stach waren ihre pinkfarbenen Haare. Mit nassen Haaren saß Hitomi auf der Couch. Sie war schon eine ganze Weile zu Hause. Sie begann sich Sorgen zu machen, sie hatte Van nicht erreichen können, ebenso wenig die anderen. Unruhig lief sie hin und her. Als plötzlich ihr Handy klingelte, sie kannte die Nummer nicht. Einen Moment zögerte sie. „Ja, bitte.“ Sagte sie unsicher. „Wenn du deinen Geliebten noch einmal sehen willst, solltest du dich beeilen. Die Falle steht.“ Hörte sie eine Frau sagen. Hitomi wurde heiß und kalt. „Wer sind sie?“ fragte sie aufgeregt. „Das wirst du noch erfahren, du kleines Miststück. Zwanzig Minuten. Wir sind im Midnight.“ Sagte die Stimme noch, dann hörte Hitomi nur das Tuten, sie hatte aufgelegt. Wie gelähmt stand Hitomi da. Im Bruchteil einer Sekunde kam Bewegung in ihren Körper. Sie rannte in das gemeinsame Schlafzimmer, schnell strich sie sich den weiten Pullover über den Kopf und zog hektisch die Jeans an. Eilig rannte sie die Treppe hinunter, griff ihre Schlüssel. Krachend fiel die Haustür hinter ihr ins Schloss. Van wurde von etwas abgelenkt, er hatte eine Frau ausgemacht, sie hatte honigblonde kurze Haare, eine zierliche Figur. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Unwillkürlich schlug sein Herz schneller. Dann sah er wie Männer an ihr zerrten und sie hinter einer Tür verschwanden. Panisch schob er sich durch die Menge, immer wieder wurde er zurückgedrängt, seine Angst stieg ins unermessliche. War das wirklich seine Hitomi? Was wenn sie sie schon längst in ihrer Gewalt hatten. Als er die Tür erreicht hatte drückte er mit einer schnellen Bewegung die Klinke hinunter und stieß die Tür auf. Unruhig suchte Allen das Treppengeländer ab. Dann stieß er Vargas an. „Wo ist Van?“ fragte Allen ihn. Der zuckte mit den Schultern. „Sieh nach.“ Forderte der ältere. „Ich warte auf den Informanten.“ Allen nickte und verschwand in der Menge. Es dauerte eine Weile bis Allen die Treppe erreicht hatte. Auch Merle war nun aufmerksam geworden und drängte sich zu Vargas. „Was ist los?“ fragte sie verwirrt. „Van, ist verschwunden.“ Merles Augen weiteten sich ungläubig. Die Erkenntnis traf sie wie mit einem Hammer „Das ist eine Falle.“ Sagte sie und machte sich auf den Weg um Allen zu Folgen. Kaum hatte Van den Raum betreten schlug die Tür hinter ihm zu. Es war stockfinster, er konnte nichts sehen, unruhig drehte er sich in alle Richtungen, versuchte gegen die aufkeimende Panik anzukämpfen. Er versuchte ein Geräusch auszumachen. Nichts. Plötzlich spürte er einen unaufhörlichen Schmerz. Irgendetwas hatte man ihm vor den Kopf geschlagen. Er konnte eine verzerrte Stimme hören als er zu Boden fiel. Dann wurde es still und dunkel um ihn herum. Hitomi hatte den Wagen mit Warnblink einfach auf der Straße stehen gelassen. Kraftvoll zog sie die Glastür zum Midnight auf. Als plötzlich der Türsteher vor ihr stand. „So, kein Einlass.“ Murrte er und deute auf Hitomis Schlabberpullover. Entsetzt starrte sie ihn an. Das durfte nicht wahr sein. „Und ob mein Freund!“ hörte sie eine vertraute Stimme und Vargas erschien neben ihr. Der Türsteher zog sich zurück. Mit diesem Mann wollte er sich nun wirklich nicht anlegen. „Sie haben Van.“ Brachte Hitomi panisch hervor. Ihr Kopf ruckte umher, sie versuchte ihn unter den Menschenmassen ausfindig zu machen. „Am besten teilen wir uns auf.“ Schlug Vargas vor. Er fragte nicht weiter nach, woher Hitomi das wusste, jetzt mussten sie schnell sein. Hitomi nickte und boxte sich vor bis zu der Treppe. Mühsam kämpfte sie sich durch feiernde Leute. Immer wieder drehte sie sich und suchte den Raum ab. Als sie plötzliche eine Waffe in ihrem Rücken spürte. „Ein Mucks und er ist tot.“ Knurrte eine Männerstimme an ihrem Ohr. Hitomi nickte nur langsam. Dann schob er sie vor sich her. „Rein da.“ Sagte er in einem scharfen Ton und schubste sie ein wenig. Nachdem sie den Raum betreten hatte, schloss er die Tür. Eine kleine Lampe am anderen Ende des Zimmers wurde eingeschaltet. Hitomi konnte eine junge Frau erkennen, sie trug einen Kurzhaarschnitt, ihre Figur ähnelte Hitomis. Dann erblickte sie Van, man hatte ihm die Hände zusammen gebunden und sie nach oben gezogen, gefesselt an einem der Dachträger, er war bewusstlos. Blut lief an seinem Gesicht hinab. „Was habt ihr mit ihm gemacht?“ Schrie Hitomi verzweifelt und wollte auf ihn zu rennen. Doch zwei starke Arme hielten sie unbarmherzig fest. „Auf immer dein.“ Hörte sie die junge Frau sagen. Hitomi verstummte. „Auf immer dein, dass waren seine letzten Worte, bevor er das Bewusstsein verloren hat. Ich denke… ich denke, dass diese Worte dir galten.“ Dann kam sie langsam auf Hitomi zu. „Er war so sehr davon überzeugt, das wir dich bereits in unserer Gewalt haben, das er völlig Kopflos in die Falle lief.“ Neben Van blieb Violett stehen. Langsam streckte sie eine Hand nach seinem Gesicht aus. „Fass ihn nicht an.“ Knurrte Hitomi und begann erneut in den Armen ihres Feindes zu toben. Violett hielt inne. Sie erschrak über den Tonfall, den ihr diese junge Frau trotz ihrer Lage entgegenbrachte. „Na schön.“ Meinte sie und zog ihre Hand wieder zurück. „Die Liebe macht die Menschen schwach, sie hören auf zu denken, handeln unberechenbar und vollkommen kopflos.“ Meinte sie und sah Hitomi mit einem hasserfüllten Blick an. Kapitel 5: Verzweiflungstat --------------------------- Kapitel 5. Verzweiflungstat Ihr fehlte die Luft zum Atmen, sie spürte wie die Verzweiflung in ihr wuchs und diese Überhand zu gewinnen schien. Immer noch hielten sie zwei starke Arme fest. Was sollte sie nur tun, sie besaß doch keinerlei Fähigkeiten mehr, wie sollte sie Van hier bloß heil rausbekommen? Hätte sie doch nur ihren Feuerdämon bewahrt, nun wo Van und ihr Leben in größter Not waren konnte sie ihm nicht helfen. Sie bemerkte Violett erst als diese genau neben ihr stand. „Ihr seit ein schönes Paar.“ Murmelte die Fremde mit einem rauen Ton in der Stimme und blickte von Hitomi zu Van. „Eine wahre Liebe.“ Sprach sie weiter. „Es war alles so perfekt, nicht wahr? Der Krieg schien vorüber nach deinem kleinen Wutanfall in der Lago Villa, ihr wolltet einfach nur aussteigen, ein normales Leben führen. In einer ganz normalen Kleinstadt. Eine Familie gründen. Aber, unterbrich mich wenn ich falsch liege, doch das habt ihr ja schon längst, richtig?“ Ihre raue Stimme hatte einen eisigen Tonfall angenommen mit kalten Augen starrte sie Hitomi an und wartete ihre Reaktion ab. Noch konnte sie keine Unruhe bei der jungen Frau feststellen. „Die kleine Isabel. Wie niedlich sie doch ist, ich hörte davon, dass sie deine Augen haben soll? Aber davon werde ich mich ja schon sehr bald selbst überzeugen können. Es war wirklich dumm von dir, sie zu diesen Rentnern zu bringen, sie haben unserer Macht nicht das geringste entgegen zu setzten.“ Meinte Violett und ein schreckliches Lachen drang aus ihrer Kehle. Hitomi hatte das Gefühl, es würde ihr den Boden unter den Füßen weggereißen. Ein unglaublich starkes Gefühl der Übelkeit stieg in ihr auf. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust. „Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst.“ Knurrte die junge Mutter bedrohlich und begann erneut einen vergeblichen Kampf gegen die beiden Arme die sie festhielten. Wie zwei Schraubstöcke hatte sie ihr Feind gepackt und würde sie auch nicht frei geben. „Oh, ich sehe etwas regt sich in dir. Ich dachte du wärst so unglaublich beherrscht? Was ist los? Ich war in der Annahme, dein Partner wäre der Hitzkopf, dabei sehe ich du stehst ihm in nichts nach. „Warum tut ihr das?“ schrie Hitomi mit Tränen in den Augen. Sie fühlte sie unendlich hilflos und allein. Ihre Tochter schwebte anscheinend in Lebensgefahr, Van hatte sich immer noch nicht bewegt und sie musste hier mit einer völlig verrückten über den Sinn der Liebe diskutieren. Was war denn hier nur los? „Eure Liebe rettet euch nicht vor dem Tod. Das werde ich euch beweisen. Ihr werdet genauso leiden, wie ich es musste. Ihr habt mir das liebste genommen was ich hatte. Jetzt bezahlt ihr dafür. Und mit eurer Tochter werde ich anfangen.“ Brüllte Violett plötzlich. Dann hielt sie inne und entfernte sich wieder ein Stück von Hitomi. „Und weißt du was, ihr zwei dürft dabei zusehen. Ihr bekommt Logenplätze.“ Ein leises Lachen erklang in dem kleinen Raum, das nach und nach immer schriller zu werden schien. Hitomi war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Ihre Gedanken brachen über sie herein wie ein tobender Orkan. Sie war nicht im stande dazu auch nur einen einzigen Gedanken zu fassen und ordnen zu können. „Es ist wirklich eine Schande euch beide so früh schon zu trennen. Euer Leben sollte doch gerade erst richtig beginnen!“ ein seltsamer Ausdruck lag in Violetts Blick. Hitomi verstand das nicht, ständig sprang diese Frau zwischen Freude über den baldigen Tod der kleinen Familie und der Erkenntnis wie traurig es doch wäre sie jetzt auseinander zu reißen hin und her. Verwirrt sah Hitomi in die kalten Augen. „Was quält dich so?“ Hitomis Stimme war nur ein Hauch. Doch Violett wandte sich von ihr ab und verbarg ihr Gesicht vor Hitomis Blicken. „Ich tötete die Liebe meines Lebens, einfach so.“ flüsterte Violett und wischte mit dem Handrücken über ihr Gesicht. „Er wird nie mehr zu mir zurückkehren.“ Sie wirkte auf einmal unheimlich zerbrechlich und schwach. Plötzlich wusste Hitomi wer da vor ihr stand. Ja, sie hatte davon gehört, dass in Merles Zimmer ein Mann des Feindes von den eigenen Leuten getötet worden war. „Du warst das?“ fragte Hitomi leise. „Ja, ich habe meine eigene Liebe umgebracht.“ Antwortete Violett knapp. „Der Hass hat dich blind gemacht. So sehr getrieben von deinen Rache gelüsten hast du völlig unbeherrscht zugestoßen.“ Meinte Hitomi und blickte auf Violetts Rücken. „Schweig, sei endlich ruhig.“ Schrie sie plötzlich und drehte sich zu ihr um. „Zugestoßen und den, den du über alles liebst getötet. Zu spät kam die Erkenntnis, habe ich recht?“ fragte Hitomi weiter, ihre Stimme klang beherrscht und ruhig. Doch sie wusste, dass sie gerade mit ihrem Leben spielte. „Du sollst endlich ruhig sein.“ Keifte Violett und kam schnell näher. „Nicht nur die Liebe lässt einen den Verstand ausschalten, auch der Hass, der grenzenlose Hass gegen Menschen, die man nicht einmal kennt, vermag über den Menschen zu herrschen. Van hat so gehandelt, weil seine Liebe die er mir entgegen bringt größer ist als der Wunsch sein eigenes Leben zu bewahren. Doch du, du hast vollkommen Kopflos auf jemanden eingestochen, von dem du nicht einmal weißt das er unter dieser Bettdecke lag. Und jetzt sollen wir den Preis dafür zahlen.“ Hitomis Stimme zitterte, so groß war ihre innere Anspannung. Violett stand mit hochrotem Gesicht vor ihr. Dann war es auch schon geschehen mit einer schallenden Ohrfeige brachte sie Hitomi zum schweigen. Doch schnell hatte sich diese von dem ersten Schock erholt. Immer noch stand Violett dicht vor ihr. „Tu was du tun musst, aber deinen Schmerz wirst du dadurch nicht verlieren.“ Sagte Hitomi ruhig. Beide starrten sich in die Augen. „Ricardo, fessele sie und häng sie neben ihren Geliebten. Sollen die Beiden ihre letzte gemeinsame Zeit zusammen verbringen.“ Meinte Violett und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Dann verließ sie den Raum durch eine Hintertür, die Hitomi jetzt erst ausmachte, als Violett sie öffnete. Mit groben Schubsen bugsierte der massige Mann sie vorwärts. Wieder versuchte Hitomi sich loszureißen, sie strampelte und versuchte ihn zu treten und zu beißen. Vergebens. Anscheinend hatte er nicht einmal große Mühe damit sie festzuhalten. Schnell griff er nach ihren Händen. Als sie sich weiterhin wehrte schlug er ihr ins Gesicht. Verschwommen nahm sie wahr wie er sie fesselte und dann das Ende des Seiles über den Stahlträger warf. Dann hörte sie Van, er stöhnte leise. Er schien starke Schmerzen zu haben, aber zu mindestens wusste sie dass er noch lebte. Langsam zog er sie hoch, ihre Zehenspitzen berührten noch so eben den Boden. Langsam klärte sich ihr Blick wieder. Dann sah sie direkt in sein Gesicht. Seine grauen Augen starrten sie gierig an. Sie spürte seine Hand auf ihrem Haar. Langsam glitt sie an ihr hinab. Er strich über ihre Wange hinab an ihrem Hals zu ihrem Busen. Einen Moment verweilte seine Hand dort und er blickte sie triumphierend an, dann änderte sich sein Blick. „Was für eine Verschwendung dich zu töten.“ Meinte er trocken, doch anschließend begann er schallend zu lachen. Als er sich beruhigt hatte, presste er sich an sie, seine Lippen kamen ihren immer näher. Sie spürte wie erregt war. Wut breitete sich in ihr aus. Doch auch die Angst davor, was er noch mit ihr vor hatte. Kurz bevor er ihre Lippen berühren konnte spukte sie ihm ins Gesicht. „Fass mich nicht an.“ Fauchte sie ihm angewidert entgegen. Er wich hastig einen Schritt zurück. Das hatte er nicht erwartet. Doch schnell wandelte sich seine Überraschung in Wut. Mit einem schnellen Schritt war er bei ihr und hatte seine Hand um ihre Kehle gelegt. Prustend schnappte sie nach Luft. „Du bist nicht in der Situation solche Dinge ungestraft tun zu können, Püppchen. Hier wird nach meinen Regeln gespielt und wenn du glaubst das könnte mich davon abhalten, dass ich mir deinen Körper genauer ansehe, dann liegst du falsch. Ich könnte dich genauso gut jetzt und hier töten.“ Schnaubte er wütend. Sein griff um ihren Hals lockerte sich. Wieder begann er sie mit seinen Händen gierig zu berühren. Unsanft fasste er an ihre Brust und drückte sein Gesicht an ihren Hals. Seine Zunge glitt an ihrem Hals hinab. Ein Schauer überfuhr Htiomis Körper, gequält schloss sie die Augen. Sie spürte einen stechenden Schmerz an ihrem Hals, hatte er sie gebissen? Ja, es musste so sein. Langsam löste er sich von ihrem Hals und blickte in ihr Gesicht, Blut lief an seinem Mund hinab. Angewidert wandte sie ihr Gesicht von ihm ab. Hitomi konnte hinter ihrem Feind eine schwache Bewegung ausmachen, sie musste von Van ausgehen, war er wieder bei Bewusstsein? Hoffnung keimte in ihr auf. Plötzlich schlangen sich Beine um den Hals ihres Peinigers. Unbarmherzig drückte Van zu. Der massige Mann versuchte sich panisch zu befreien. Wut spiegelte sich in Vans Augen wieder. Die Wut ließ ihn seinen Schmerz vergessen, er musste sie schützen vor diesem Tier. Niemand fasste seine Frau an. Der Widerstand von Ricardo ließ langsam nach. Dann sackte er auf die Knie. Sein Gesicht war Blau angelaufen. Erschöpft ließ Van von ihm ab. Ängstlich suchte er ihren Blick. Ihre Augen blickten ihm besorgt entgegen, doch es schien ihr gut zu gehen. „Van.“ Flüsterte Hitomi und versuchte zu ihm zu gelangen. Stück für Stück gelang es ihr das Tau über den Stahlträger zu schieben. Auch Van versuchte sich ihr zu nähern. „Hitomi, geht es dir gut?“ fragte er sie besorgt. Sie war so froh seine Stimme zu hören. „Ja!“ schluchzte sie und zog weiter an dem Tau, immer wieder verlor sie den Halt und baumelte in der Luft. Endlich bei ihm angelangt lehnte sie sich an seine Brust. Zärtlich küsste er sie auf die Stirn. Kapitel 6: Flucht aus der Dunkelheit ------------------------------------ Kapitel 6. Flucht aus der Dunkelheit „Van, sie wissen wo Isabel ist.“ Ihre Stimme brach, ihr Mund fühlte sich so unendlich trocken an. Verzweifelt sah sie ihn an. Einen Augenblick weiteten sich seine Augen erschrocken, doch versuchte er sich wieder zu entspannen. Natürlich machte er sich Sorgen um seine Tochter, die Angst kroch in ihm hinauf und drohte ihn zu verschlingen. Doch er musste ihr jetzt halt geben, sie durfte nicht aufgeben. „Ich bin mir sicher, dass wo immer sie auch ist, nichts und niemand an sie heran kommen wird.“ Sagte Van ruhig und lächelte sanft. „Du hast richtig gehandelt.“ Fügte er leise hinzu. Wieder küsste er sie sanft auf die Stirn und lehnte seine Stirn dann an ihre. „Wir schaffen das, Hitomi. So kann es nicht enden!“ murmelte Van leise und blickte in ihre zweifelnden Augen. Wie gern würde sie ihm glauben, neuen Mut schöpfen. Doch das schien alles so unreal, dass sie hier noch einmal heil rauskommen würden. Diese Verrückte würde sie alle töten. Er versuchte noch näher an sie heran zu kommen, doch sein Körper schmerzte bei jeder kleinen Bewegung. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen, doch er biss die Zähne zusammen, sie sollte sich keine Sorgen machen. Vielleicht hatte sie es gar nicht gehört, überlegte Van. Doch ihr ängstlicher Blick sagte ihm mehr als alle Worte. „Es ist in Ordnung, meine Liebste. Es geht mir gut.“ Erklärte Van und versuchte ihr die Angst zu nehmen. „Lüg mich nicht an, Van. Es geht dir furchtbar. Was haben sie nur mit dir gemacht?“ fragte Hitomi und schüttelte leicht den Kopf, wieder strömten ihr die Tränen in die Augen. „Hört das denn niemals auf?“ schluchzte sie und kämpfte mit den Tränen, die einfach nicht enden wollten. „Mach dir keine Sorgen um mich, es geht mir gut.“ Versuchte Van sie zu beruhigen und suchte immer wieder ihren Blick. „Was ist mit dir?“ fragte er plötzlich als er ihre Wunde am Hals entdeckte. „Was ist das?“ hakte er nach und versuchte die Wunde genauer zu betrachten. Hitomi wendete sich ab, er sollte sie nicht so ansehen. „Er war es, habe ich recht?“ wieder hörte Hitomi Wut in seiner Stimme. Sie nickte langsam. Mit einem tiefen Atemzug versuchte er sich zu beruhigen. Beim einatmen spürte er wie seine Lungen schmerzten und seine Rippen ihm beinahe den Verstand raubten. Es muss was gebrochen sein, schoss es Van durch den Kopf. Doch sofort waren seine Gedanken wieder bei ihr. „Zeig sie mir, Hitomi!“ forderte er sie sanft auf. Sie schüttelte nur leicht den Kopf, den Blick auf den Boden gerichtet. Sie schämte sich so sehr. Ihr Körper fühlte sich schmutzig und fremd an. Immer noch roch sie das Aftershave des korpulenten Mannes, gemischt mit seinem Schweiß. „Zeig es mir.“ Wiederholte Van eindringlich. „Ich muss mich vergewissern, dass es nicht mehr blutet, Hitomi.“ Zögernd wandte sie den Kopf in die andere Richtung. Er konnte die Abdrücke eines Gebisses erkennen, die Wunde war bereits verschlossen, eine blutige Kruste klebte darauf. Das Blut war an ihrem Hals hinab gelaufen, bis auf den grauen Pullover. Erleichtert atmete er aus. Er blickte in ihre Augen. „Hey, sieh mich an.“ Forderte er sie auf. Langsam hob sie den Blick und versank in den außergewöhnlichen braunen Augen, die sie so besorgt und liebevoll ansahen. „Weißt du noch was ich dich gefragt habe, bevor du mit Isabel aufgebrochen bist?“ Überrascht blickte sie ihn an. Suchte forschend in seinem Blick was er meinte, doch sie wusste es nicht mehr und sein Blick verriet ihr nichts. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Ich habe dich gebeten, mich zu heiraten, wenn das alles vorbei ist, weißt du noch?“ Jetzt nickte sie eilig, wie hatte sie das nur vergessen können? Der ganze Stress, die Angst, diese grenzenlose Wut hat ihr diesen wunderbaren Gedanken aus dem Gedächtnis getrieben. „Ich will das immer noch, Hitomi. Und deshalb werde ich dich hier nicht sterben lassen, hörst du? Wir werden das gemeinsam überstehen.“ Sie lauschte seinen Worten und konnte die aufsteigenden Schluchzer nur schwer unterdrücken. In ihren Augen sammelten sich erneut dicke Tränen, die lautlos auf den Boden tropften. Sie wollte ihm gerade antworten als sie Schritte hörte, Schritte die schnell näher kamen. Es war wieder diese Frau. „Sie kommt, Van. Sie kommt zurück!“ flüsterte Hitomi. „Mach dir keine Sorgen, es wird alles wieder gut.“ Versuchte Van sie zu beruhigen. Schwungvoll schwang die Holztür auf. „Ricardo, irgendetwas… Ricardo?!!?“ rief Violett aus und stürzte auf ihren Untergebenen zu. Kurz bevor sie ihn erreichte blieb sie abwartend stehen. Wenn sie sich neben ihn Knien würde, könnten die Beiden sie erreichen und dasselbe mit ihr anstellen. Prüfend blickte sie die beiden Gefangenen an. „Ich habe euch wohl unterschätzt.“ Knurrte sie leise und ging um die Beiden herum. Van und Hitomi erwiderten ihren kalten Blick mit der gleichen Intensität. „Ihr macht es mir schwerer als ich dachte. Ihr leistet trotz eurer Situation noch Gegenwehr. Vielleicht kann eure Tochter euch vom Gegenteil überzeugen.“ Wieder zeichnete sich ein finsteres Grinsen auf ihrem Gesicht ab. Ihr klingelndes Handy lenkte sie ab. Verwirrt griff sie in ihre Jeanstasche und zog es hervor. „Ja!“ motzte sie in den Hörer. „Es ist mir egal. Ihr werdet nicht ohne die Kleine hier aufkreuzen, ist das klar?“ Sie schwieg und lauschte der Stimme die aus dem Hörer drang. „Ihr werdet es schaffen, wenn ihr nicht sterben wollt. Es interessiert mich nicht, welche Bannsiegel euch umgeben. Ihr kämpft gegen Rentner. Meldet euch wenn ihr die Kleine habt.“ Wütend drückte sie auf den Knopf zum beenden des Gesprächs. Van und Hitomi hatten sie aufmerksam beobachtet. Es schien nicht so zu laufen wie sie es gern gehabt hätte. „Was glotzt ihr so?“ schrie sie den beiden entgegen und stapfte aus dem Zimmer. Mit einem lauten Knall schlug die Tür zu. Erleichtert sahen sich die Verliebten an. Ihre Tochter schien immer noch in Sicherheit zu sein. Neuer Mut stärkte sich in Hitomis geschwächtem Geist. Ihr Kampfgeist war neu entfacht worden. Wieder zog sie ungeduldig an den Fesseln. Ihre Handgelenke schmerzten. Die dicken taue hatten in ihr Fleisch geschnitten. Unaufhörlich bemühte sie sich ihre Hände zu befreien. Dann hörte sie erneut Schritte auf dem Flur. Sofort hielt sie inne und sah erschrocken auf die Tür, als diese Aufschwang. Zwei Männer standen im Eingang, beide hielten einen Baseballschläger in der Hand. Sie ahnte bereits was ihr vorhaben war und blickte panisch zu Van. Er erwiderte ihren Blick ruhig. Woher nahm er nur diese grenzenlose Ruhe? Er schien vollkommen ungerührt von diesen Männern zu sein. Hatte er denn überhaupt keine Angst? Er hat sich verändert, dachte Hitomi plötzlich und musterte ihren Freund nachdenklich. Ja, er kontrollierte seine Gefühle besser. Er war nicht mehr so ungestüm und hitzköpfig wie noch vor zweieinhalb Jahren als sie ihn kennen lernte. Doch sie kannte ihn besser. Sie wusste genau was in ihm vorging, auch wenn er es nicht zeigte. Als die beiden Männer näher kamen wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. „Na ihre zwei hübschen, Violett hat uns geschickt, wir sollen schon mal alles vorbereiten. Für die großartige Show, deshalb werden wir euch noch ein wenig herrichten.“ Beide Männer grinsten wissend. Der erste Schlag traf Van unerwartet in den Rücken, diese feigen Schweine griffen aus dem Hinterhalt an. Schmerzerfüllt schrie er auf. „Aufhören, sofort aufhören damit.“ Schrie Hitomi und begann an dem Tau zu reißen. Dann fühlte auch sie einen harten Schlag auf ihren Schultern. Sie verlor das Bewusstsein. „Lasst sie ihn Ruhe.“ Brüllte Van und spürte wie sein Herz, die Kontrolle verlor. Er konnte es nicht mehr kontrollieren. Man hörte es Donnern und Blitze zuckten am Fenster vorbei. Entfacht durch Angst und Wut ließ er seiner Kraft freien Lauf. Er wusste, dass sie sie töten würden, wenn er jetzt nicht eingriff. Er konnte seine ganze Kraft nur entfesseln, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab. Doch der nächste Schlag beendete sein ungestümes Aufbäumen. Auch er verlor das Bewusstsein. Das Donnern wurde leiser und die Blitze verblassten am grauen Himmel. Als er langsam wieder zu sich kam, konnte er eine Gestalt mit einem Umhang erkennen. Eine große Kapuze verbarg sein Gesicht, langsam kam er näher. Van versuchte ihn abzuwehren. Doch er war zu schwach. Sanft legte sich die Hand des Fremden auf Vans Brust. Van hörte wie jemand das Tau durchschnitt. Dann stützten ihn zwei weitere Arme. Benommen von dem Schlag konnte Van nur verschwommen erkennen wie die eingehüllte Gestalt Hitomi ebenfalls von ihren Fesseln befreit hatte und auf den Arm hob. Er hörte ein leises Stöhnen von seiner Freundin. Dann schoben ihn die kräftigen Arme langsam vorwärts. Kapitel 7: Letzte Rettung ------------------------- Kapitel 7. Letzte Rettung Willig ließ Van sich vorwärts treiben. Nur schwer konnte er etwas erkennen, ihm war schwindelig und sein Körper schmerzte. Immer noch konnte er die Gestalt vor sich, mit Hitomi auf dem Arm erkennen. War es Hilfe? Hilfe, die die Beiden vor dem Tod bewahren würde? Irgendwie schien ihm diese verhüllte Gestalt bekannt zu sein. Es ließ ihn neuen Mut schöpfen und sich willig stützen. Er hätte so oder so nicht viel gegen die Beiden neben ihm ausrichten können, sie waren stärker. In seiner jetzigen Verfassung konnte er es nur geschehen lassen. Dennoch waren seine benebelten Augen, so gut es ging auf Hitomi gerichtet. Er hörte wie sich eine Wagentür öffnete, es musste ein Transporter sein. Van konnte das Geräusch einer Schiebetür zu ordnen. Die Beiden, die ihn stützen halfen ihm in den Wagen. Als er sanft neben Hitomi auf eine Matratze gedrückt wurde, wurde es schwarz vor seinen Augen. Langsam kam Hitomi wieder zu Bewusstsein. Sie spürte jemanden neben sich. Blinzelnd blickte sie in die Richtung in der sie die Person vermutete. Ungläubig schloss sie Augen und öffnete sie erneut vorsichtig. „Keine Angst, ich bin es wirklich. Vernahm sie seine Stimme und konnte ein Lächeln auf seinen Lippen wahrnehmen. Ihr Blick klärte sich nach und nach. Die verschwommene Umgebung wurde klarer. Immer deutlicher erkannte sie den jungen Mann der neben ihr saß und ihre Hand hielt. „Es ist alles in Ordnung.“ Erklärte er ruhig. „Aber…. Folken…. Wo kommst du denn her?“ fragte sie ihn ungläubig und schlug immer wieder die Augen nieder. „ich dachte mir schon, dass so etwas passieren würde. Ich bin untergetaucht um im rechten Moment helfen zu können. Sie hätten mich ein paar Mal beinahe erwischt, deswegen konnte ich mich nicht melden.“ Versuchte er zu erklären. Doch kaum hatte er geendet spürte er wie sich die junge Frau in seine Arme warf und hemmungslos weinte. Behutsam strich er ihr über den Rücken. „Van hat mich zu Euch geführt. Er war dabei dem ein Ende zu setzen. Seine Kraft zu entfesseln, ich habe die Blitze gesehen und den grollenden Donner gehört. Die Blitze zuckten genau über dem Gebäude in dem Mann euch gefangen gehalten hatte. So konnte ich euch finden.“ Meinte Folken und strich Hitomi weiter über den Rücken. Dann schob er sie ein Stück von sich. „Hitomi, so etwas darf Van nicht noch einmal tun, hörst du?“ sagte Folken ernst. Hitomi sah ihn fragend an. „Wenn er die Kontrolle über diese Kraft verliert, wird sie ihn völlig auszerren und töten. Er kann diesem unbändigen Sturm dann nichts mehr entgegensetzten wenn er einmal entfesselt ist.“ Hitomis Augen weiteten sich ängstlich. „Er wäre dieses Risiko eingegangen um dich zu retten.“ Fügte Folken leise hinzu. „Wo ist er?“ fragte sie dann plötzlich. „Er ist ein Zimmer weiter untergebracht. Van schläft noch. Er hat eine böse Gehirnerschütterung, aber ansonsten geht es ihm gut.“ Meinte Folken und lächelte Hitomi an, während er über ihre Wange strich. „Ich möchte zu ihm.“ Sagte sie leise. Folken nickte. Langsam löste er sich von hier und streckte ihr eine Hand entgegen. Hitomi ergriff sie und ließ sich von ihm führen. Ihre Beine wollten ihr noch nicht so ganz gehorchen. Er führte sie in Vans Zimmer. Hitomi hockte sich auf die Bettkante und strich zärtlich über seine unrasierte Wange. Er atmete ruhig und schien tief und fest zu schlafen. „Ich habe noch eine Überraschung für dich.“ Sagte Folken dann und blickte sie geheimnisvoll an. Erneut bot er ihr seine Hand. Vertrauensvoll legte Hitomi ihre Hand in die seine. Er ging langsam mit ihr aus dem Zimmer und dann den langen Gang entlang. Vor einer doppeltürigen Holztür blieb er mit ihr stehen und sah in ihre grünen Augen. „Alles okay?“ fragte er sie ruhig. Hitomi nickte und blickte neugierig in seine Augen. Freundlich lächelte er sie an. Dann ergriff er die Klinke und drückte sie hinunter. Er öffnete die Tür und schob Hitomi vor sich in den Raum. Sie traute ihren Augen nicht. Alle waren da. Allen, Millerna, Merle, Ray, Vargas, einfach alle… es war ihnen nichts geschehen. Sie alle lächelten Hitomi zu. „Hallo Hitomi, schön, dass ihr wieder da seid.“ Hörte sie Merle sagen. Dann trat die kleine Gemeinschaft ein Stück beiseite und offenbarte das kleine runde Sofa das in der Ecke unter dem Fenster stand. Hitomis Augen weiteten sich ungläubig. „Isabel!“ flüsterte Hitomi. Dort saßen doch wirklich Sofia und Elias. Liebevoll lächelten sie ihr entgegen. Sofia hielt die kleine Isabel auf dem Arm. Die mit großen Augen in die Runde blickte. Langsam setzte sich Hitomi in Bewegung, alles war vergessen. Ihre Schmerzen, die Qualen der letzten Stunden, sie sah nur noch ihre Tochter. Als sie bei den Dreien angekommen war, standen die Beiden älteren auf. Hitomi strich ihrer Tochter sanft über den Kopf und küsste sie auf die Stirn, woraufhin die Kleine zufrieden gluckste. Sofia übergab der Mutter ihr Kind und legte einen Arm um Hitomis Schultern. Auch Elias war an seine Ziehtochter herangetreten und legte ebenfalls einen Arm um sie. Glücklich lehnte Hitomi ihren Kopf an seine Schulter und sah auf ihre kleine Isabel hinab. „Ich danke euch!“ hauchte Hitomi, kleine Tränen hatten sich in ihren Augen gebildet. Elias wischte sie behutsam ab, als sie an ihren Wangen hinab liefen. Auch die anderen waren näher herangekommen und betrachteten die Zusammenkunft von Mutter und Kind. Dann blickte Hitomi zu Folken, der sie zufrieden beobachtete. „Ich muss zu Van, er weiß das alles noch nicht, oder?“ fragte sie ihren Retter. Folken schüttelte lächelnd den Kopf. „Komm, ich begleite dich zu ihm.“ Bot er ihr an. Hitomi nickte ihm zu und folgte ihm mit Isabel auf dem Arm. Glücklich drückte sie ihr Kind vorsichtig an sich. Immer wieder küsste sie die Kleine liebevoll. Vor Vans Zimmertür atmete sie noch einmal tief durch, bevor sie leise das Zimmer betrat. Taktvoll schloss Folken hinter ihr die Tür und wartete auf dem Flur auf sie. Leise ging sie auf das Bett zu und setzte sich vorsichtig auf die Kante. Dann strich sie über seine Hand und drückte sie leicht. „Van!“ sprach sie sanft. Dann glitt ihre Hand zu seinem Gesicht. Wieder berührte sie sanft seine Wange. Immer wieder sprach sie ihn an. Bis er sich langsam rührte. Verschlafen schlug er die Augen auf. Ihre behutsame Stimme hatte ihn geweckt. Müde blinzelte der junge Mann, als er in ihr Gesicht blickte lächelte er liebevoll. „Es geht dir gut.“ Sprach er mit rauer Stimme und hob seine Hand an ihr Gesicht. Dann glitt sein Blick auf das kleine Bündel welches in ihrem Arm lag. Schnell setzte er sich auf und sah immer wieder von Hitomi auf Isabel. Hitomi legte sie in seinen Arm. „Aber… wie ist das möglich?“ flüsterte er überwältigt. Kapitel 8: Wie soll es weiter gehen? ------------------------------------ Kapitel 8. Wie soll es weiter gehen? Tränen der Freude liefen ihm über die Wangen. Und auch Hitomi konnte die aufgestauten Gefühle der letzten Tage nicht länger zurückhalten. Langsam streckte er seinen freien Arm aus und zog Hitomi in seinen Arm. Vorsichtig kletterte sie zu ihm ins Bett. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Gemeinsam beobachteten sie ihre Tochter, die inzwischen wieder schlief. „Van, ich…“ „Sssccchhh, lass uns später reden!“ flüsterte Van und gab seiner Freundin einen Kuss auf die Stirn. Sie nickte langsam und kuschelte sich an ihn. Er wollte jetzt nur das Zusammensein genießen. Ein Moment von dem, er vor wenigen Stunden noch gedacht hätte, er würde ihn nie wieder erleben können. Folken stand auf dem Flur und war in Gedanken versunken. Dann plötzlich hob er den Kopf. Ja, so müsste es gehen ohne die Beiden gefährden zu müssen. Mit schnellen Schritten eilte er durch den Flur. Als er atemlos im Wohnzimmer des alten Herrenhauses angelangt war, schauten die anderen verwirrt zu ihm auf. „Folken, was ist den los, ist irgendwas mit Van und Hitomi?“ fragte Merle aufgebracht und ging auf ihn zu. „Nein, alles in Ordnung. Ich denke, ich weiß wir sie besiegen können, ohne Van und Hitomi einer Gefahr aussetzten zu müssen. Es darf sich nicht wiederholen, was den beiden widerfahren ist. Wir dürfen nicht riskieren das Isabel ihre Eltern verliert!“ sagte er bestimmt und blickte in die Gesichter der anderen. Nach und nach konnte er von jedem ein zustimmendes nicken sehen. „Gut, dann wären wir uns ja einig.“ Fügte er freundlich hinzu. „Was hast du vor?“ fragte Merle und zog die Augen zusammen. Es dauerte nicht lang und Hitomi war in Vans Armen eingeschlafen. Zufrieden blickte Van auf seine beiden Frauen hinab. Doch auch er wusste, dass es noch nicht vorbei war. Noch hatten sie nicht gewonnen. Ein Schauer lief über seinen Rücken, er wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn er Hitomi oder Isabel in diesem Krieg verlieren würde. Ein leises Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja.“ Sagte er so leise wie möglich um Hitomi nicht zu wecken. Langsam öffnete sich die Tür. Van wollte seinen Augen nicht trauen, dort stand wirklich sein Bruder. Sein Bruder Folken. „Folken, was…?“ fragte Van verwirrt, doch dieser legte nur einen Finger auf seinen Mund und bedeute Van still zu sein. Dann hob er Isabel aus Vans Arm. Langsam legte Van Hitomi auf das Kissen. So konnte er vorsichtig das Bett verlassen. Sie schlief tief und fest. Dann übernahm Van seine Tochter wieder und folgte seinem Bruder auf den Flur. Als er die Tür geschlossen hatte sah er seinen Bruder immer noch fassungslos an. „Wo warst du die ganze Zeit, ich habe mir furchtbare Sorgen macht.“ Hielt Van ihm vor. Folken hob abwehrend die Hände. „Ich bin untergetaucht. Sie waren hinter mir her Van. Ich dachte, ich könnte euch so schützen. Immer wieder habe ich sie auf falsche Fährten gelockt, doch irgendwann ließen sie von mir ab. Da wusste ich, dass sie euch gefunden haben und bin zurückgekommen.“ Meinte Folken erklärend. „Du hast uns gerettet.“ Stellte Van anerkennend fest. „Ja, Bruder!“ Glücklich legte Van einen Arm um seinen Bruder und zog ihn langsam an sich. Immer darauf bedacht Isabel nicht zu wecken. Dann löste er sich von ihm und blickte in die rostroten Augen seines Bruders. „Was wirst du nun tun?“ fragte Folken seinen Bruder. Van schaute ihm ausdruckslos in die Augen, die innere Verzweiflung treib in schier in den Wahnsinn. „Ich weiß es nicht. Ich will sie nicht verlieren, Folken. Und doch muss ich mich unseren Feinden stellen. Der Orden der Escaflowne ist mein Erbe. Ich muss es schützen, genauso wie meine Familie.“ Sagte Van traurig und wandte den Blick ab. „Wir finden eine Lösung.“ Meinte Folken tröstend und legte Van eine Hand auf die Schulter. „Geh wieder zu ihr, sie braucht dich jetzt.“ Fügte er sanft hinzu und schob Van behutsam zu der Tür. Van nickte und betrachtete die kleine Isabel, die immer noch friedlich in seinen Armen schlief. Als Van wieder hinter der Tür verschwunden war sah Folken regungslos auf die Türklinke. „Leb wohl, mein Bruder.“ Flüsterte er und drehte sich dann um. Er musste die anderen in sein Vorhaben einweihen. Gemächlich schritt er durch die ruhigen Gänge des großen Anwesens. Dann kam er schließlich in dem Wohnzimmer an, die anderen warfen ihm neugierige Blicke zu. Er nahm sich einen Stuhl von dem Esstisch und stellte ihn vor die Couch, wo die Freunde ihn immer noch begutachteten. Er setzte sich verkehrt herum darauf und legte die Arme auf die Lehne. „Ich brauche drei oder vier freiwillige die mir helfen, jemand muss sie ablenken und in die Falle locken.“ Sagte er ruhig. „Was hast du vor?“ fragte Merle und sah ihn mit großen Augen an. „Ich denke, es wird funktionieren, wir werden sie auf ihrem eigenen Grund und Boden schlagen. In ihrem Haus. Doch sie müssen alle drin sein. Die Ausgänge müssen verriegelt sein. Undurchdringbar. Ich werde in der Mitte des Hauses auf sie warten. Sobald das geschehen ist, … wenn alle im Haus sind, dann verschwindet ihr. Ihr dürft nicht im Haus bleiben.“ Erklärte er gefasst. „Aber was ist mit dir, sie werden dich töten.“ Warf Allen energisch ein und war aufgestanden. Auf Folkens Gesicht bildete sich ein sanftes Lächeln, dass sich nach und nach zu einem breitem Grinsen entwickelte. „Ich werde wieder bei meinen Eltern sein.“ Murmelte er unverständlich, doch Elias hatte ihn sehr wohl verstanden. „Aber dein Bruder wird untröstlich sein, Folken, das kann nicht der richtige Weg sein.“ Meinte Elias und trat auf Allen zu. Verärgert zog Folken die Augenbrauen zusammen und sprang auf, so schnell das der Stuhl klappernd auf den Holzboden fiel. „Es ist der einzige Weg!“ schrie er wütend. Dann drehte er sich um. „Es ist der einzige Weg, der einzige Weg um Van zu schützen.“ Wiederholte Folken ruhig aber energisch. „Es ist das einzige was ich tun kann um meinen Bruder zu retten. „Ich bin es ihm schuldig, ich bin es meinen Eltern schuldig. Versteht ihr denn nicht?“ rief er verzweifelt aus. „Folken!“ Millerna schritt auf ihn zu und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. „Aber wie willst du das anstellen?“ fragte sie ihn leise. „Er wird seinen Geist befreien.“ Mischte sich Vargas in das Gespräch ein, er hatte die Diskussion vom Fenster aus verfolgt. „Seinen Geist freilassen?“ fragte nun Ray. „Ja, beide Söhne der Fanels tragen einen Geist in sich, der einen uralten Sturm entfesseln kann. Doch ist dieser Geist einmal befreit so lässt er sich nicht mehr kontrollieren, er verschlingt alles und jeden. Es ist so etwas wie die letzte Rettung, die letzte Rettung für die, die man liebt. Um sie schützen zu können opfert sie der Träger dieser magischen Kraft.“ Erklärte Vargas und trat langsam auf Folken zu. „Wie willst du das deinem Bruder erklären?“ fragte Vargas mit zusammen gekniffenen Augen. „Gar nicht.“ Erwiderte Folken trocken. „Er würde es nicht zulassen, wenn er es wüsste.“ Fügte Folken hinzu und wandte sich von dem großen Kendomeister ab. „Und das entscheidest du einfach so? Ganz allein?“ rief Merle außer sich und lief auf den jungen Mann mit den rostbraunen Augen zu. Sie packte ihn an den Schultern und drehten ihn grob zu sich um. Tränen glänzten in ihren Augen. „Nein.“ Antwortete Folken ruhig und legte eine Hand auf ihre. „Ich weiß es schon sehr lange. Die Mönche vom Sumatki – Schrein haben es mir damals prophezeit, als Van und ich noch Kinder waren. Ich habe dieses Schicksal vorgelegt bekommen und ich werde es erfüllen.“ Sagte er sanft und strich Merle die Tränen von den Wangen. „Aber du bist doch sein Bruder, der einzige Verwandte den er noch hat, du darfst nicht sterben. Dein Bruder…!“ schluchzte Merle und sah ihn ungläubig an. „Er wird es irgendwann verstehen, Merle, mach dir keine Sorgen. Hitomi und Isabel sind bei ihm, ebenso ihr alle. Er wird Leben und es wird ihm gut gehen.“ Meinte er und lächelte leicht. Kapitel 9: Eingesperrt ---------------------- Kapitel 9. Eingesperrt Mit einem unguten Gefühl schlug Hitomi die Augen auf, hektisch setzte sie sich auf. Wo war Van? Und Isabel? Panik erfasste die junge Mutter. Eilig rutschte sie vom Bett hinunter und lief durch den Raum. Sie öffnete die Tür zum anliegenden Badezimmer, ohne Erfolg. Sie waren nicht hier. Immer mehr Zweifel bäumten sich in ihr auf. War das wirklich alles passiert? War sie überhaupt gerettet worden? Oder befand sie sich immer noch in Gefangenschaft? Sie wusste es nicht mehr, warum? Schnell lief sie zum Fenster und blickte hinaus. Ein riesiges Grundstück umgab dieses Haus. Rote Rosen streckten sich über den Gartenzaun in das neben liegende Gründstück, das anscheinend nicht bebaut war. Träumte sie? War das alles real? Sie konnte niemanden sehen. Es stand auch kein Auto in der Einfahrt. Wieder wendete sie ihren Blick in das Zimmer. Eine große doppeltürige Eichentür fiel in ihren Blick. Sie wandte sich vom Fenster ab und steuerte auf die Tür zu. Doch kurz bevor sie an der Tür angelangt war, wurden ihre Schritte bedächtiger, was würde sie erwarten wenn sie diese Tür öffnen würde? Würde sie Freunde oder Feinde vor sich haben? Hitomi schüttelte den Kopf und fasste sich mit der Hand an die Stirn, sie war ganz durcheinander. Was war nur geschehen, sie fühlte sich, als stünde sie unter Drogen. Doch sie wagte den Schritt in die Ungewissheit, sie musste ihre Tochter finden. Isabel. Behutsam drückte sie die Klinke hinunter und öffnete vorsichtig die Tür. Sie fand sich auf einem schmalen Gang wieder. Auf diesem Gang befanden sich weitere Türen. Man hörte keinen Laut, als würde man nur darauf warten, dass sie sich bemerkbar machte um vorzuspringen. Mit leisen Schritten lief Hitomi über die kalten Fliesen des Flurs. Immer wieder erfasste sie eine Welle des Schwindels. Sie stützte sich an der Wand ab. Langsam war sie sich sicher, dass sie allein sein würde. „Van?“ rief sie unsicher und blickte immer wieder zurück. „Van?“ rief sie wieder. Keine Antwort. Doch dann. Sie hörte etwas. Hitomi blieb ganz still stehen und horchte, sie hielt sogar die Luft an. Ihr Herzschlag pochte in ihren Ohren. Die Aufregung und die Ungewissheit ließ ihr Herz schneller schlagen. Doch da, da war es wieder, diese kleine vertraute Geräusch. Langsam folgte sie dem kleinen laut, der zu ihren Ohren vorgedrungen war. Sie konnte ihre Tochter hören. Langsam stellte sich wieder die innerliche Ruhe bei der jungen Frau ein, ihr Herz schlug ruhiger. Die Stimme ihrer Tochter hörte sich nicht verängstigt an, nein, ganz im Gegenteil, die kleine schien zufrieden vor sich hin zu grummeln. Hin und wieder konnte Hitomi ein Lachen von Isabel hören, dann wieder nur diese zufriedenen Töne, die sich immer machte, wenn sie sich wohlfühlte. Die Stimme ihrer Tochter wurde lauter, als sie schließlich vor einer schmalen Tür stehen blieb. Kurz lauschte sie. Ja, kein Zweifel, das war Isabel. Aber wer war bei ihr? Van? Leise klopfte Hitomi an, bevor sie die Tür öffnete. Sie steckte den Kopf hindurch und suchte den Raum ab. Van lag auf der Couch und schlief, während Isabel auf seinem Bauch lag und ihre Beinchen in die Luft streckte. Jetzt fielen auch die letzten Steine von ihrem Herzen ab. Es war alles in Ordnung, Van und Isabel ging es gut. Doch warum? Warum dann dieses ungute Gefühl? Hitomi schüttelte einmal den Kopf und schloss dann die Tür. Als sie vor ihm stand streckte sie die Arme nach Isabel aus, die Kleine begann sofort zu glucksen und strampelte noch wilder mit ihren Beinen. „Hallo meine Kleine.“ Flüsterte Hitomi sanft. Auf Hitomis Arm beruhigte sich die Kleine schnell. Hitomi trug ihre Tochter zu der Wiege und legte sie hinein. Mit einem knöttern und ein paar wenigen Tränen akzepierte sie die Wiege und blickte ihre Mutter mit großen Augen an. „Wir müssen nun mal deinen Vater wecken.“ Erklärte Hitomi und wandte sich dann wieder Van zu, der völlig entspannt da lag und tief und fest schlief. Sie hockte sich neben ihn und sprach ihn an. „Van, aufwachen.“ Flüsterte sie ruhig während sie ihm über die Wange strich. „Hm.“ Murmelte er verschlafen und schlug benommen die Augen auf. Als er sie erkannte bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. „Van, wo sind wir hier?“ fragte sie ihn unruhig. Sofort war er hellwach und hatte sich hingesetzt. „Was ist los, Hitomi?“ stellte Van die Gegenfrage und blickte sich um. Er erkannte die alte Villa und beruhigte sich sofort. Prüfend sah er ihr in die Augen. „Weißt du es nicht mehr?“ fragte er sie. „Was denn?“ meinte Hitomi völlig verdutzt. „Folken, Folken hat uns gerettet und dann hier her gebracht, alle anderen sind auch hier.“ Erklärte Van und sah ihr weiterhin in die Augen. Sie überlegte einen Augenblick, dann sah sie ihn wieder an. „Van, wenn er uns hergebracht hat, und die anderen auch alle hier waren, warum ist dann niemand mehr hier?“ fragte sie ihn verwirrt. „Man hört keinen Laut im Haus, es niemand hier.“ Wiederholte Hitomi als er ihr nicht antwortete. Plötzlich blitzten Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Eine weiße Villa, Folken, ein großer Sturm, Vargas konnte sie auch sehen und Violett. „Oh nein“, keuchte sie als sie wieder bei klarem Verstand war. „Was ist denn los?“ fragte Van hektisch, der sie immer noch stützte. „Meine Visionen, sie sind wieder da. Meine Fähigkeit ist wieder da, Van! Ich habe Folken gesehen. Folken, er will es allein mit ihnen aufnehmen.“ Brachte sie mühsam hervor. „Wir müssen uns beeilen Van, sonst wird… sonst… sonst wird dein Bruder sterben." „Wo sind sie Hitomi, wo?“ rief Van verzweifelt. „Ich weiß es nicht, ich habe ein altes Gebäude gesehen, ein altes Herrenhaus wäre möglich, vielleicht eines ihrer Häuser.“ Antwortete Hitomi verstört. „Wir müssen sofort hier raus.“ Rief Van und lief auf die Wiege zu. Behutsam hob er Isabel aus der Wiege. „Die Tür lässt sich nicht öffnen!“ rief Hitomi aus dem Flur. „Die Tür nach unten lässt sich nicht öffnen.“ Schrie sie ihm entgegen. Erschrocken blieb Van neben ihr stehen. „Das war geplant! Deswegen ging es dir eben nicht gut, sie haben uns etwas unter gemischt. Das war alles geplant.“ Meinte Van und übergab Isabel an Hitomi. „Was hast du vor Van?“ rief Hitomi ihm nach, als er in ihr Zimmer zurück rannte. „Die Fenster.“ Antwortete er ihr knapp. „Wir müssen hier raus.“ Murmelte er als er den Stuhl anhob um das Fenster einzuschlagen. Kapitel 10: Ausbruch -------------------- Kapitel 9. Ausbruch Klirrend zerbrach die Fensterscheibe im ersten Stock. Prüfend warf Van einen Blick nach unten. Besonders hoch war es nicht. Aber er und Hitomi konnten unmöglich mit einem Säugling auf dem Arm aus dem Fenster springen. „Und was nun?“ hörte er Hitomis, in ihrer Stimme schwang Ungeduld mit. „Ich werde springen!“ antwortete Van langsam. Es schien ihm als hätte sie seinen nächsten Gedanken bereits erahnt. „Wir werden nicht hier bleiben, Van!“ protestierte Hitomi und blickte auf Isabel, die ihre Mutter mit großen Augen ansah. Van seufzte laut, er wusste dass es keinen Sinn haben würde, es ihr ausreden zu wollen. „Ich werde sehen was ich an der Haustür tun kann.“ Meinte er dann nachdenklich. „Van!“ mahnte Hitomi bedrohlich. „Ich lasse euch nicht hier. Komm her.“ Sagte er sanft. Behutsam trat Hitomi auf ihn zu. Er fasste ihr Gesicht zwischen beide Hände und küsste sie liebevoll. Als er sich von ihr löste blickte er ihr tief in die Augen. „Niemals würde ich euch allein lassen.“ Raunte er ihr zu. Hitomi nickte langsam und sie spürte wie die Anspannung von ihr abfiel. Dann wandte sich Van seiner Tochter zu. Er umfasste das kleine Händchen und küsste sie vorsichtig. Prüfend blickte er Hitomi in die Augen. Vertrauen, Liebe, Zuversicht, ja… das konnte er in den grünen Smaragden sehen. Ein sanftes Lächeln huschte über sein Gesicht, ehe er in den Fensterrahmen kletterte. „Sei vorsichtig, Van.“ Bat Hitomi ihn besorgt. Dann sprang er Kraftvoll ab, federnd landete er auf dem Gras. Er erhob sich und blickte zu ihr nach oben. „Ich hole euch jetzt daraus.“ Rief er Hitomi zu. Dann sah sie ihn nur noch davon laufen, hinter der Hausecke war er verschwunden. Kurze Zeit später hörte sie lautes Knallen, welches von dem Flur aus hinaufhallte. Sanft schaukelte sie Isabel im Arm und lief im Zimmer auf und ab. Ihre Tochter streckte immer wieder glucksend die Arme in die Luft. Ein lauter Knall, dann war stille. Angestrengt horchte Hitomi. Wieder beschlich sie ein Gefühl der Angst. Eilig lief sie in den Flur zurück. Sie wollte gerade seinen Namen rufen, als sich die Tür zum Treppenhaus öffnete und ein staubiger Van in der Tür stand. Erleichtert atmete sie aus und umarmte ihn stürmisch. Wieder gluckste Isabel freudig. „Es ist alles in Ordnung, Hitomi, es geht mir gut.“ Er spürte wie sie zitterte. Er wusste genau, dass sie ihn jetzt spüren musste, sie musste sich selbst davon überzeugen, dass er wirklich da war und das es ihm gut ging. „Ich habe doch gesagt, dass ich wieder komme.“ Sagte er ruhig und strich ihr über die Wange. Sie nickte langsam. „Komm, wir müssen los.“ Meinte er dann und griff ihre Hand. „Wie wollen wir von hier weg kommen, Van. Alle Autos sind weg!“ stellte Hitomi ungläubig fest. „Verdammt.“ Brüllte Van und schlug mit der Faust vor die Hauswand. „Van.“ Rief Hitomi mitfühlend. „Nimm Isabel, ich habe eine Idee.“ Meinte Hitomi plötzlich und ein überlegenes Grinsen legte sich auf ihre Lippen. „Was hast du vor?“ fragte Van, als er auf sie zu lief. „Wirst du gleich sehen.“ Sagte Hitomi. Behutsam legte Hitomi ihre Tochter in Vans Arme. Dann drehte sie sich um und lief davon. Hinunter von dem Grundstück. „Hitomi!“ schrie Van ihr nach. Doch sie blieb nicht stehen. Hinter der Mauer, die das Grundstück einrahmte verschwand sie. Verwirrt blieb Van zurück und blickte auf seine Tochter. „Was hat deine Mutter nur schon wieder vor?“ flüsterte er nachdenklich. Dann hörte er ein lautes Motorengeräusch und sah wie ein Geländewagen in die Einfahrt fuhr. „Sie ist vollkommen verrückt.“ Lachte Van und lief auf das Auto zu. Hitomi hatte die Beifahrertür aufgestoßen und lächelte ihm entgegen. Als Van eingestiegen und sich angeschnallt hatte sah er sie verblüfft an. „Du klaust ein Auto?“ fragte er ungläubig, doch noch immer grinste er. „Wir müssen doch hier weg oder?“ erwiderte Hitomi und zuckte mit den Schultern. Auf der weiteren Fahrt schwiegen sie. Beide bereiteten sich auf das bevorstehende vor. Sie wussten nicht genau was sie erwarten würde. Hitomi blickte immer wieder kurz zu Van hinüber. Sie hoffte, sie können von seinem Gesichtsausdruck ableiten was in ihm vorging. Doch sein Gesicht ließ keine Schlüsse zu. Hitomi blieb im ungewissen. Das einzige was sie feststellte war die maßlose Anspannung, die ebenso bei ihr anstand. Sie wusste, dass es wieder einmal um alles ging. Um das Leben ihrer Freunde, ihres Mannes, das Leben ihrer Tochter, die nichts mit all dem zu tun hatte. Hitomi atmete tief ein. Plötzlich sog sie scharf die Luft ein und blickte Van erschrocken an. Diese begriff sofort und wollte noch ins Lenkrad greifen doch es war zu spät, der Wagen steuerte auf ein parkendes Fahrzeug zu. Schützend legte sich Van über seine Tochter. Ein lauter Knall und der Wagen stand. Hitomi blickte sich um. Die Umgebung war finster. Sie konnte kaum etwas erkennen. Sie schien sich in einem alten Gebäude zu befinden. Die Fenster waren mit Holzbrettern zu genagelt worden. Durch deren Ritzen blitze die Sonne. An einer Wand konnte sie ein altes Banner erkennen. Mit Mühe konnte sie einen verblassten Namen darauf ablesen. Dann verschwamm die Umgebung und es wurde Dunkel. In der Ferne hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Langsam blinzelte sie. Sie blickte direkt in die braunen Augen, die sie besorgt ansahen. „Hitomi? Alles in Ordnung?“ hörte sie ihn fragen, seine Stimme klang panisch. Hitomi brachte ein Nicken zu stande und schluckte schwer. Dann fühlte sie seine Hand an ihrer Wange. „Was ist mit Isabel?“ fragte Hitomi dann hektisch. „Der kleinen geht es gut.“ Antwortete Van und konnte deutlich sehen, wie sich Hitomi wieder entspannte. „Das muss aufhören.“ Hörte sie ihn sagen, seine Stimme klang entschlossen und wütend. „Milbert!“ sagte Hitomi leise. Van blickte sie verwirrt an. „Was?“ „Milbert, das stand auf dem Banner.” Murmelte Hitomi. „Die alte Lackiererei, dort sind sie Van.“ Meinte Hitomi dann. „Ich habe es gesehen.“ „Die alte Halle ist hier ganz in der Nähe.“ Sagte Van leise und blickte aus dem Fenster. „Wir sollten hier verschwinden, bevor die Polizei auftaucht. Kannst du aufstehen?“ fragte Van sie besorgt. „Ich glaube schon.“ Sagte Hitomi und löste den Gurt. Dann öffnete sie die Tür und hob die Beine aus dem Wagen. Sie spürte eine warme Flüssigkeit an ihrer Stirn. Sie hob ihre Hand und fühlte an der Stirn. Sie blutete. Van war ebenfalls ausgestiegen, er hielt Isabel auf dem Arm und lief um das Auto herum zu Hitomi. „Verdammt, sie ist wieder aufgegangen.“ Fluchte er leise und drückte erneut das Tuch auf Hitomis Stirn. „Ist halb so wild, Van. Lass uns gehen!“ sagte sie dann als sie die ersten Polizeisirenen hörte. Mit seiner anderen freien Hand stütze er sie und sie verschwanden hinter der nächsten Hauswand. Kapitel 11: Drahtseilakt ------------------------ Kapitel 10. Drahtseilakt Behutsam trug Van seine Tochter durch die verwinkelten Gassen. Sein Blick war fest nach vorn gerichtet. Und dennoch konnte er nicht verhindern das er immer wieder in das kleine Gesicht blickte und wie von selbst ein Lächeln auf seinem Gesicht erschien. Doch plötzlich blieb er stehen. „Hitomi, wir können Isabel dort nicht mit hinnehmen.“ Sagte er ernst und blickte von seiner Tochter auf, um Hitomi anzusehen. Immer noch zierte ein verschmierter Blutstreifen ihr Gesicht, angst schimmerte in ihren grünen Augen. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, ihre Kehle schien wie zugeschnürt, sie wusste ganz genau was er sagen wollte. „Von jetzt an werde ich allein gehen. Wir treffen uns zu Hause!“ fügte Van mit fester Stimme hinzu. Langsam trat er an Hitomi heran und übergab ihr die Kleine. „Aber Van… ich… wir…!“ ihre Stimme zitterte, unaufhaltsam spürte sie wie erneut eine Welle der Angst über sie hinweg zu rollen drohte. Fassungslos sah sie ihn an. „Ich kann nicht riskieren, dass dir oder Isabel dort etwas passiert. Vertrau mir. Ich weiß was ich tue.“ Versuchte Van sie zur Vernunft zu bringen. „Bitte Hitomi, ich will euch nicht verlieren.“ Flehte Van. Hitomi erwiderte seinen Blick. „Und wir wollen dich nicht verlieren, Van.“ Antwortete Hitomi energisch und ging weiter. Doch Van hatte sie schnell eingeholt und griff nach ihren Schultern. Sanft drehte er sie zu sich herum. Tränen liefen über ihre Wangen. „Hitomi!“ „Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, ich kann helfen.“ Wehrte Hitomi ihn ab und entfernte sich etwas von ihm. „Hitomi, für dich gibt es jetzt nur eine Person, die du schützen musst, unsere Tochter, bring sie fort von hier. Ich bitte dich!“ Unwillig senkte Hitomi den Blick und schaute ihre Tochter an, die genüsslich gähnte, sie wusste dass er recht hatte. Isabel musste weg von hier, schon einmal war sie bedroht worden, das durfte sich nicht wiederholen, sie war ein zu leichtes Ziel. Schließlich nickte sie kaum merkbar. „Ich pass auf mich auf, ich verspreche es.“ Sagte Van sanft und hob ihr Kinn an. Langsam näherte er sich ihrem Gesicht, sie schloss die Augen und unterdrückte einen verzweifelten Aufschrei. Sie wollte ihn nicht verlassen, ihn nicht allein dorthin gehen lassen. Aber sie hatte ihr Mädchen zu schützen. Ihre kleine Isabel. Sanft spürte sie seine Lippen auf ihren. Die Wärme die von ihm ausging. Und die Zärtlichkeit mit der er sie sanft berührte. Als er sich von ihr löste, hielt sie die Augen geschlossen. „Ich komme wieder.“ Hörte sie ihn sagen. Sie nickte nur. Dann hörte sie wie er sich von ihr entfernte. Als sie die Augen öffnete war er verschwunden. Warum hatte das Schicksal es nur so übel mit ihnen gemeint? Wann konnten sie endlich glücklich sein? Wie erstarrt stand Hitomi da. Erst als Isabel zu quengeln begann wandte sie sich zum gehen. Ja. Nach Haus. Sie würden nach Hause gehen. Immer wieder versuchte Hitomi sich von dem finsteren Gedanken abzulenken, dass ihm etwas passieren könnte. Aber sie musste jetzt erst ihre Tochter nach Hause bringen. Immer wieder blickte Hitomi sich um, doch die Straßen waren wie leer gefegt. Immer näher kam Van dem alten Geschäft. Schon von weitem konnte er es sehen. Doch die Straßen waren ruhig. Nur hin und wieder fuhr ein Auto an ihm vorbei. Als er das alte Gebäude erreicht hatte, stellte er fest, dass niemand hier war. Mit einem Knarren öffnete sich die alte Tür, sie war nicht verschlossen. Eigenartig, dachte Van und ging vorsichtig hinein. Der alte Boden knarrte unter seinem Gewicht, Spinnweben hingen an den Balken und Fenstern. Hier war niemand. Doch dann was war das? Weiter hinten in dem abgeteilten Raum schien Licht zu brennen. Leise näherte er sich und lünzte durch den offenen Spalt der Tür. Der alte Bürostuhl war leer und dennoch konnte er Bilder auf dem Schreibtisch liegen sehen. Mit der Hand stieß er die Tür langsam weiter auf. Er trat in den Raum und betrachtete die Bilder. Hitomi. Hitomi war auf den Bildern zu sehen. Die Zeitung in der sie auf dem Dach des Midnights abgedruckt worden war, hing an einer Pinnwand. Er schob die Fotos auf dem Tisch von dem Stapel. Immer wieder war sie darauf. Auch neue Fotos waren dabei. Fotos die sie zeigten wie sie Isabel auf dem Arm trug. Wie Van und sie sich küssten. Und Fotos aus alten Zeiten. Sie zeigten sie in Sommerkleidung mit Blutergüssen auf den Armen und Beinen. Van spürte wie sein Herz immer mehr zu rasen begann. Ihm wurde heiß und seine Nackenhaare stellten sich auf, als er plötzlich Stimmen hörte. Eilig verließ er das kleine Zimmer und versteckte sich hinter einem der breiten Balken. „Und wo sind sie jetzt?“ hörte er jemanden genervt fragen. Er kannte diese Stimme, er kannte sie nur zu gut. „Ja, das sind ja hervorragende Nachrichten. Dann schaff sie mal her. Bitte?... Ja, dann tötet die Kleine eben. Was soll ich mit dem Balg? Und ihr wisst nicht wo der Vater abgeblieben ist? Das ist ja jammerschade. Hm… der wird schon noch auftauchen. Und jetzt tut verdammt noch mal eure Arbeit.“ Schrie er plötzlich in den Hörer. Van traute seinen Ohren nicht. Die Gedanken rasten nur so durch seinen Kopf. Was sollte er nur tun. Van hörte wie er fluchte und dann auflegte. Eilig ging auf das kleine Büro zu. Van hörte wie seine Schuhe laut auf dem Holzboden aufschlugen. Er konnte kaum glauben wenn er dort sah. Van war durcheinander und verwirrt. Hitomi hatte ihn doch umgebracht, wie zum Teufel kam er hierher und was hatte er vor? Van hatte das Telefongespräch geschockt mitbekommen. Wenn sich das alles gerade jetzt abspielte, dann war Isabel verloren. Seine Tochter sollte in diesem Moment sterben. Seine Gedanken stürzten so wild und in rasender Geschwindigkeit durch seinen Kopf, das er fürchtete sich in ihnen zu verlieren. Er dachte seine Knie würden sein Gewicht nicht länger tragen können. Die Handlanger von diesem Widerling sollten das kleine Mädchen umbringen, das hatte Van deutlich gehört. Sein Herz krampfte sich Schmerzhaft zusammen. Wut keimte in ihm auf, eine unbändige Wut. Entschlossen setzte er sich in Bewegung. Er bemühte sich so leise wie möglich in die Nähe des Büros zu kommen. Dann konnte er ihn sehen. Er saß mit dem Gesicht zur Tür und sah sich die Fotos an. Immer wieder grinste er verächtlich. Nur mit Mühe konnte Van sich zurückhalten. Er musste den richtigen Moment abpassen. Ihm lief die Zeit davon. Gerade als sich Dylan zurücklehnte und halb zu Tür drehte, sprang Van nach vorne, er packte sein gegenüber am Kragen und zog ihn über den Schreibtisch zu sich. Hart schlug er zu. Stöhnend hielt sich Dylan die Hand vor das Gesicht und versuchte seinen Angreifer anzusehen. Mit der anderen Hand fingerte er nach einem Messer das auf dem Tisch lag, doch Van war schneller und hielt es seinem Feind an den Hals. „Anrufen.“ Presste Van hervor und deute auf das Handy. „Und wenn nicht?“ fragte Dylan grinsend. Wieder schlug Van ihm hart ins Gesicht. „Ok, ok.“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sich Dylan das Handy ans Ohr. Er spürte wie Van den Druck an seinem Hals verstärkte. „Ein Ton, von dem hier und du bist tot.“ Zischte er ihm zu. „Ernesto, ich bin es noch mal. Ich habe mir das ganze anders überlegt. Bringt die Kleine lebend her, vielleicht kann ich noch etwas Spaß mit ihr haben.“ Sprach Dylan in den Hörer, bekam aber sofort Vans wütenden Blich und das Messer zu spüren. Scharf sog Dylan die Luft ein, als er den Schmerz spürte, Blut lief an seinem Hals hinab. „Ja, ja, bring sie einfach her.“ Knurrte er dann noch, ehe er langsam das Handy weglegte. „Zufrieden?“ grinste er Van an, doch dieser verzog keine Miene. Verwundert liefen die Freunde durch das Haus. Sie hatten niemanden finden können. Es war absolut leer. Dabei hatten sie doch alles so gut organisiert. Tagelang hatten sie den Feind beobachtet, seine Gewohnheiten inspiziert und nun… nun war niemand hier? Folken zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. „Irgendwas stimmt hier nicht!“ murmelte er misstrauisch. Dann hörte er Merle, eilig rannte sie die Stufen hinunter. „RAUS HIER!“ schrie sie ihren Freunden entgegen. „Die miesen Ratten haben das Haus verkabelt, oben läuft ein Timer.“ Brüllte sie weiter und zog an Rays Arm. Nacheinander stürzten die Freunde aus dem Haus. Gerade als die Wagen zur Deckung erreicht hatten knallte es und eine Feuerwelle schlug aus den Fenstern und Türen. Die Fenster der Wagen splitterten durch die Druckwelle. Ray hatte sich schützend über Merle gelegt, während Allen Millerna noch gerade zu fall bringen konnte. Folken und Vargas lagen bereits auf dem feuchten Gras und hielten die Hände über ihre Köpfe. Hitomi war nicht mehr weit von dem gemütlichen Haus entfernt, welches Van und sie Anfang des Jahres gekauft hatten. Immer wieder blickte sie auf die kleine Isabel und strich über die kleinen Finger. Als plötzlich ein großer weißer Jeep neben ihr hielt. Die quietschenden Reifen ließen sie geschockt aufsehen. Als sie den Wagen erblickte wusste sie es bereits. Dann wurde sie auch schon an den Schultern gepackt, ein anderer Mann kam und nahm ihr Isabel ab. Heftig begann sie sich zu wehren. Sie schrie um ihr Leben, um das Leben ihrer Tochter. Sie hoffte darauf, dass ihr jemand zur Hilfe kommen würde. Abwechselnd blickte sie auf ihre Tochter und die geschlossenen Türen von den Häusern, die in ihrem Blickfeld lagen. Immer wieder schrie sie verzweifelt auf. Hitomi wand sich unter dem harten Griff, versuchte immer wieder sich zu befreien. Erst als er sie hart ins Gesicht schlug endete ihre Gegenwehr. Verschwommen nahm sie war wie er sie ins Auto schleifte. Dann nahm sie nur wahr wie ihre Tochter zu weinen begann, mehr nicht. Dunkelheit empfing sie. Zufrieden nahm Ernesto auf dem Beifahrersitz platz. „Das hat besser geklappt, als ich dachte.“ Schnaufte er erleichtert. „Dann lass uns unser Geschenk mal abliefern. Gut, das er sich das mit dem Baby noch überlegt hat. Man, man, das hätte ich nicht fertig gebracht.“ Murmelte Ernesto und blickte auf das kleine Bündel in seinen Armen. Grollend sprang der Motor an, nachdem der Wagen die Straße verlassen hatte deutete nichts mehr darauf hin, was sich gerade hier abgespielt hatte. „Bist du nicht überrascht mich zu sehen?“ fragte Dylan grinsend. Immer noch antwortete Van ihm nicht. Zu sehr war er in Sorge um seine kleine Familie. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Ein Double.“ Sagte Dylan euphorisch. „Tja, aber meinen alten Herrn hat es wirklich erwischt. Na ja, jeder hat so seine Verluste einzustecken, nicht wahr?“ fragte er Van trocken und zog die Augenbrauen hoch. So sehr Van es auch versuchte, nach diesem Kommentar, gab es für ihn kein halten mehr. Unter einem wütenden Schrei zog er Dylan über den Schreibtisch und schubste ihn hart vor die Wand. „Wenn ihnen nur irgendetwas passiert, dann schwöre ich dir, begleite ich dich persönlich in die Hölle.“ Donnerte Van ihm entgegen und packte ihn wieder am Kragen. Unter einem harten Ruck brachte er Dylan wieder auf die Beine. „Das ist eine Sache zwischen uns. Halt meine Familie daraus.“ Knurrte Van eindringlich. „Ich glaube du verstehst da was falsch, sie hat sehr wohl was damit zu tun. Sie ist meine Verlobte, schon vergessen?“ wieder mischte sich dieses überlegene Grinsen in sein Gesicht. „Verlobungen kann man lösen?“ zischte Van und drückte Dylan erneut gegen die Wand. Kapitel 12: Zorn und Liebe -------------------------- Kapitel 11. Zorn und Liebe Hart hielt Van Dylan an die Wand gedrückt. Immer noch grinsend starrte Dylan seinen Feind an. Vans braune Augen funkelten ihn zornig an, immer mehr gewannen sie an schwärze, umso mehr sie sich verfärbten, desto weniger grinste Dylan Lago. Er wusste was der junge Farnel dort tat. Er gab sich seiner Wut und seinem Zorn hin. Er befreite seinen Geist, ließ einen gewaltigen Ursturm sein Unwesen treiben. Viel zu spät erst realisierte Dylan das er zu weit gegangen war, viel zu weit. Wie sollte er gegen ein verzweifeltes Herz ankommen. Van schütze seine Familie und das mit allen Mitteln die ihm zur Verfügung standen. Selbst wenn es für ihn den Tod bedeuten würde. Tiefschwarz funkelten ihm die Augen seines Feindes entgegen. Dylan hörte bereits das Heulen des Windes und knurrendes Donnern welches vom Himmel drang. Der junge Lago brauchte einen Augenblick um sich aus seiner Starre zu lösen. Seine Angst zu überwinden und seinen Zorn wieder nach vorn treiben zu können. Immer noch spürte er den kräftigen Griff mit dem Van ihn gepackt hatte. „Wollen wir beginnen, mein Cousin?“ presste Dylan hervor und stieß Van kraftvoll von sich. Van taumelte ein paar Schritte zurück, fand aber schnell wieder sein Gleichgewicht. Beide gingen in Angriffshaltung und sahen einander abwartend an. Das grollende Donnern wurde immer heftiger, kräftige Blitze zuckten über dem Gebäude am Himmel. Mühsam rappelten sich die Freunde wieder auf. „Alle in Ordnung?“ fragte Allen und half Millerna auf die Beine. Schockiert blickte sie ihn an. Tränen bildeten sich in ihren Augen und liefen an ihren Wangen hinab. Allen zog sie zu sich und umarmte sie fest. Mit beruhigenden Worten sprach er auf sie ein. Ray blickte Merle prüfend an, doch sie war unverletzt. Kraftlos sank sie wieder zurück in das Gras. „Und was nun?“ murmelte sie unverständlich, doch Folken hatte sie verstanden, gerade als er ihr antworten wollte, bemerkte er die mächtig, getürmten Wolken, die am Himmel standen. Er konnte ein noch leises grummeln vernehmen und auch die zarten Blitze entgingen ihm nicht. „Van.“ Hauchte Folken und spürte wie die Verzweiflung wieder in ihm aufstieg. Eine Welle des Zorns schlug ihm entgegen. Sein Bruder war vollkommen außer sich. „Was sagst du?“ fragte Merle verwirrt und folgte seinem Blick, dann verstand sie. „Sie sind aus dem Haus raus. Und nun… nun verteidigt Van sich.“ Knurrte Vargas und sprang heftig auf. Überrascht sahen die Freunde ihn an. „Kommt schon wir müssen ihnen helfen.“ Sprach er die anderen an, doch alle sahen ihn mitfühlend an. „Bis wir da sind, ist es zu spät.“ Nuschelte Folken und schloss die Augen. „Zu spät? Zu spät für was?“ fragte Vargas, „Wir sind die einzige Rettung die sie haben. Wir müssen Van zur Hilfe kommen. Ihr könnt ihn doch nicht einfach so sich selbst überlassen?“ schrie Vargas ungläubig. „Wir können nichts mehr für ihn tun, wenn er seinen Geist völlig befreit hat, gibt es keine Rettung mehr. Für niemanden.“ Sagte Folken traurig. „Aber wir müssen es versuchen.“ Schaltete sich nun auch Allen ein. „Du wolltest für deinen Bruder sterben und jetzt willst du einfach hier warten bis es um ihn geschehen ist?“ fragte Vargas, Wut schwang in seiner Stimme mit. Folken zögerte, wieder glitt sein Blick zu den drohenden Wolkenbergen. „Nein, ihr habt recht. Wir müssen ihm helfen.“ Sagte er dann und stand auf. Schnell sammelten sich die Freunde und machten sich auf den Weg. Auch Dylan stärkte seine Kraft und sprang auf Van zu. Noch hatte er nicht offenbart welche Kraft auf seiner Seite stand, doch es konnte nicht mehr lange dauern das wusste Van. Eine blaue Flamme schlug ihm entgegen. „Beeindruckend nicht, deine Freundin ließ ihn frei und ich habe ihm ein neues zu Hause gegeben.“ Meinte Dylan und lachte kalt auf. Schützend hielt sich Van die Hand vor das Gesicht. Es war so heiß, so unglaublich heiß. Er konnte nicht glauben was er dort hörte. Es war alles so geplant gewesen, dieser Mistkerl hatte alles genau geplant. Wieder schob sich eine neue Welle der Wut durch seinen Körper. Mühsam schloss er die Augen um den Schmerz auszuhalten, den ihm der gewaltige Sturm bereitete. Die Beiden waren so sehr aufeinander fixiert das sie nicht bemerkten, wie Ernesto mit Hitomi und dem Baby in der Tür stand. Mit offenem Mund beobachtete er die beiden Kontrahenten. Erst als Isabel zu weinen begann, sah Van erschrocken auf, das Schwarz seiner Augen verschwamm zu jenem warmen Braun, welches seine Augen sonst auszeichnete. Dylan nutze diesen Moment und stieß Van hart von sich. Er stürzte und rutschte einige Meter über den alten Holzboden, ehe er benommen liegen blieb. Hitomi stieß einen erstickten Schrei aus. Ihr Blick war starr auf Van gerichtet. Er bewegte sich nicht. Erst als sie Dylans harte Schritte hörte, die schnell näher kamen löste sie ihren Blick widerwillig von Van. Grob packte er sie am Kinn und zwang sie ihn anzusehen. „Ich freue mich wahnsinnig auf unsere Hochzeit.“ Flüsterte er in ihr Ohr. Angewidert schloss sie die Augen und versuchte sich ihm zu entziehen. Doch bevor er sie Küssen konnte wurde er zurück gerissen. Van hatte ihn gepackt und von ihr weggezogen. Schützend stellte er sich zwischen sie und ihn. Ein erbitterter Kampf nahm seinen lauf. Es wurde immer windiger, starker Regen hatte eingesetzt und der heulende Wind deckte die alten Dachpfannen vom Dach ab. Klirrend zerbrachen sie auf dem Asphalt. Immer wieder blitzte es kräftig. Es würde nicht mehr lange dauern und Van würde keinerlei Kontrolle mehr über den mächtigen Sturm haben. Wie gebannt starrte Hitomi auf die Beiden kämpfenden, Tränen liefen über ihre Wangen. So hatte es nicht kommen sollen, niemals. Sie hatte ihn doch ausgeschaltet, getötet. Ihr Dämon hatte ihn umgebracht. Wieso war er hier? Ihr Atem ging immer schneller, Panik stieg in ihr auf. So hatte es nicht kommen dürfen. Nun kämpfte ihr Dämon gegen den Mann den sie liebte. Ihr Dämon kämpfte in einem Mann, der nicht Leben dürfte, weil sie ihn mit seiner Kraft getötet hatte. Wie war das möglich? Ihr Blick fiel auf Isabel, immer noch hielt Ernesto sie behutsam im Arm. Sie wusste, dass dieser korpulente Mann nur eine weitere Marionette von Dylan war, aber im inneren seines Herzens war er ein guter Mann. „Bitte, bring sie fort von hier.“ Sagte Hitomi als sie sich zu ihm umgedreht hatte. Ihre Stimme hatte einen gebrochenen Klang angenommen. Ernesto musterte die junge Frau eine Zeitlang. „Was redest du, ich kann hier nicht weg.“ Brummelte Ernesto und versuchte den Blick abzuwenden. Doch ihre Tränen ließen es nicht zu das er sich wegdrehte. Langsam blickte er auf Isabel, die immer noch leise weinte und quengelte. „Bitte, ich bitte dich darum. Sie muss leben. Bring sie zu Sofia und Elias. Sie werden sich um sie kümmern.“ Brachte Hitomi mühsam hervor. Ernesto spürte ihre Verzweiflung und auch die Endgültigkeit in ihrer Stimme schmerzte in seinem Herzen. „Ich weiß das du kein schlechter Mensch bist, rette das Leben meiner Tochter.“ Flehte sie ihn an und hatte ihre Hand auf seine gelegt. Diese starke Frau schien aufzugeben, ging es Ernesto durch den Kopf. Sie war gebrochen. „Was hast du vor?“ fragte Ernesto und kniff die Augen zusammen. „Ich werde versuchen es zu beenden. Ich kann nicht zulassen das er Van tötet.“ Schluchzte sie und schloss die Augen. Dann blickte sie ihrer Tochter in die Augen, ein Lächeln bildete sich auf Hitomis Lippen. Sanft strich Hitomi über ihre kleine Wange. Dann blickte sie Ernesto wieder ernst an. „Du wirst sie doch von hier fortbringen?“ fragte Hitomi gequält. Ernesto war hin und hergerissen. Er hatte Dylan Loyalität geschworen, aber damals wusste er auch nicht, dass dieser Typ mit irgendwelchen Sonderkräften ausgestattet war. In Ernestos Leben war so viel anders gekommen als er es gewollt hatte, vielleicht war das seine Chance. Kaum Sichtbar begann er zu nicken. Doch Hitomi konnte es sehen, Erleichterung brach aus ihr heraus, ein leidiges Schluchzen drang aus ihrer Kehle. Ernesto blickte noch einmal auf die Beiden kämpfenden, dann auf Hitomi, die ihm verzweifelt entgegen blickte. „Du musst an dich glauben.“ Murmelte Ernesto, bevor er durch die schwere Metalltür verschwand. Hitomi zog sie zu und legte den Riegel davor. Niemand würde rein oder raus gehen. Nicht bevor es vorbei war. Ihre Hände zitterten und ihr Herz schlug in einem heftigen Rhythmus, sie konnte ihren Herzschlag in ihren Ohren hören. Kraftlos klammerte sie sich an den Türgriff. Sie musste sich beruhigen, Kräfte sammeln. Noch einmal atmete sie tief ein, dann richtete sie sich langsam auf und ging auf die Beiden zu. Als Van ihre leise Stimme vernahm sah er auf. Er konnte sehen wie sie auf die Beiden zu kam. Er wollte ihr entgegen rufen, dass sie von ihnen fortbleiben sollte, doch wieder durchzog ein stechender Schmerz seinen Körper. Langsam streckte sie die Arme aus und begann in einer, für Van unverständlichen Sprache zu singen. Ihre Augen waren geschlossen. Dylans feuerrote Augen schienen einen Moment der Verwirrung auszustrahlen, bevor er laut auflachte. „Das ist nicht dein ernst, Süße. Er ist mein. Du hast ihn nicht mehr gewollt. Er wird dir nicht gehorchen.“ Grollte Dylan und richtete seine Hand auf sie. Erschrocken hielt Van den Atem an. WAS? Das durfte nicht wahr sein. Sie begab sich auf einen Pfad des Selbstmordes. Noch nie hatte es jemand geschafft einen solchen Dämon zu besänftigen. Noch bevor Dylan sie angreifen konnte, hatte Van ihn zu Fall gebracht. Mit einem unerwartet harten Schlag sackte Van unter einem schmerzhaften Schrei zusammen. Doch Hitomi setzte ihren Weg fort. Kurz bevor sie Dylan erreichte, öffnete sie die Augen und blickte dem Dämon ins Gesicht. Eine Welle der Hitze schlug ihr entgegen. Der beißende Qualm brannte in ihren Augen. Doch sie blickte ihn weiter unverwandt an, auch ihr Gesang endete nicht. Langsam hob sie eine Hand und legte sie an die Wange ihres Feindes, doch sie sprach nicht zu Dylan, der Hülle, dieses mächtigen Dämons, nein, sie sprach zu ihm selbst. Immer mehr, der alten Balken gaben dem Sturm nach, der draußen tobte. Der Regen und der Wind fanden einen Weg ins innere des Gebäudes. Kapitel 13: Tosender Sturm und züngelnde Flammen ------------------------------------------------ Kapitel 12. Tosender Sturm und züngelnde Flammen Ihre Hand schmerzte bereits furchtbar, sie war glühend heiß. Aber sie kannte dieses Gefühl nur zu gut. Und sie hatte es in den vergangenen Monaten schrecklich vermisst. Ja, ihre Gabe hatte ihr gefehlt. Als sie ihren Blick wieder auf seine Augen richtete, loderten kleine Flammen darin. Immer wieder hörte sie ein sträubendes Schnauben welches der Dämon von sich gab. Ja, sie hatte ihn einfach in sein verderben gehen lassen und dennoch… ja, er hatte etwas für die Frau mit den grünen Augen übrig. Immer hin war sie sein Wirt gewesen, sehr lange Zeit. Und er war ihr Schutzpatron. Mit ihrer Geburt war er für ihre absolute Sicherheit verantwortlich gewesen. Doch sein Schützling erwies sich als äußert talentiert sich selbst zu verteidigen. Nur durch sie war er so lange geschützt gewesen. Die Zeit in der sie sich einfach nur anstarrten schien nicht enden zu wollen, Van beobachtete die Beiden, er konnte sich kaum bewegen. Es hatte begonnen, der Sturm begann seine Kraft zu absorbieren, sich an ihm zu nähren. Van spürte es in seinem ganzen Körper, spürte wie ihn die Kraft mehr und mehr verließ, jeder Muskel sich verkrampfte und schmerzte. Der Sturm zog seine Kraft in sich auf, in den heftigen Wirbelsturm. Es gab kein entkommen. Sie musste fort von hier. Hitomi durfte nicht länger hier bleiben. Er war verloren, aber sie … sie musste sich retten. Wie sollte er sie bloß von hier fort bekommen. Immer wieder versuchte er sich aufzurichten, doch der Sturm zog sofort jegliche Energie von ihm fort. Drängte ihn unbarmherzig auf den Boden zurück. Tränen liefen Vans Wangen hinab, er konnte nichts mehr tun. Er war nicht in der Lage sie zu retten. Verzweiflung drängte sich in ihm auf. Van würde nur zusehen können, entweder würde der Dämon sie töten oder der gewaltige Sturm. Immer wieder rief er ihren Namen, doch er brachte kaum einen Ton über die Lippen. Van hatte sich oft vorgestellt wie es sein würde, die Mönche haben es ihn gelehrt, doch der Schmerz der durch seine Glieder fuhr war unvorstellbar. Ja, die Mönche hatten ihn darauf vorbereitet wie es sein würde, aber so? Er hatte seinen Blick starr auf Hitomi gerichtet, immer noch stand sie vor Dylan oder vor dem was noch von ihm übrig war. Bedrohlich hatte sich der Dämon vor Hitomi aufgebaut, doch sie blieb Standhaft und erwiderte seinen bohrenden Blick. Aber dann, was tat sie? Van wollte ihr zurufen, sie zur Vernunft bringen, aber seine Stimme versagte abermals. Hitomi löste die Hände von seinen Wangen und legte sie aufeinander, dann kniete sie demütig vor ihm nieder. Langsam sank sie zu Boden, ihre Knie berührten den kalten Boden. Sie neigte ihr Haupt und ihr Gesang endete. Van traute seinen Augen nicht, ergeben hockte Hitomi vor ihrem Dämon. Immer noch in Gestalt von Dylan stand er Wutschnaubend vor ihr. Nur mühsam konnte Van seinen Blick aufrecht erhalten, jeder Muskel fühlte sich an als würde er zerreißen. Der Schmerz schien übermächtig, er wusste nicht wie lange er das noch würde aushalten können. Doch dann als Dylans Körper in Flammen aufging und ein letzter Schrei des Anführers des Zaibacher Ordens zuhören war, wusste Van der Dämon hatte sich befreit, hatte Dylan zerrissen, ihn in eine andere Welt geschickt in der Hitze und Dunkelheit ständig andauerten. Nur stand ein flammender Körper vor seiner Freundin. Es war ein leichtes für ihn sie zu töten. Doch er schien zu zögern. Immer noch übertönte sein schnaufen den Sturm. Während Vans versuche mit Hitomi in Kontakt zu treten von dem Sturm mühelos geschluckt wurden. Van traute seinen Augen nicht es schien als würde der Dämon sich aufbäumen, Kräfte sammeln, sich vorbereiten auf den letzten Schlag. Er wollte bei ihr bleiben, es mit eigenen Augen sehen was geschah, doch der Sturm schwächte ihn unaufhörlich, die Umgebung und somit auch Hitomi verschwamm vor Vans Augen. Er verlor das Bewusstsein und alles um ihn herum wurde schwarz. Hitomi hatte sich nicht ein Stück bewegt ruhig atmete sie ein und aus. Versuchte jegliche Unsicherheit zu verdrängen und zu unterdrücken. Er durfte ihre Furcht nicht spüren aber sie wusste auch, dass ihr die Zeit davon lief. Sie wusste nicht wie lange Van den Strapazen des Sturmes noch standhalten konnte. Immer wieder drängten sich Folkens Worte in ihre Erinnerung. „Er ist verloren, wenn er diesen Sturm entfesselt.“ „Niemand kann diesen Sturm stoppen.“ Doch sie wusste dass der Träger eines solchen Dämons die Macht dazu hatte. Erneut begann sie zu singen, sprach eine Sprache die ihr noch nie über die Lippen kam perfekt. „Es liegt an dir. Ich nehme dich an mich, werde dich hüten und ehren. Mein Körper soll auf immer dein sein. Es liegt an dir. Ich biete dir meine Seele und mein Herz. Es liegt an dir. Komm zurück zu mir, wenn du mir mein Verhalten verzeihen kannst. Es liegt an dir, ob ich lebe oder sterbe, ich lege mein Leben in deine Hand. Es liegt nur an dir. Es ist deine Entscheidung, ob du zurückkehrst zu mir. Hitomi verstummte erneut und hob langsam den Blick, sie blickte in die züngelnden Flammen und spürte seine Wut, doch auch sein zögern bewies das er unentschlossen war. Wie aus dem nichts streckte sie eine peitschende Flamme nach oben, die dann auf Hitomi zuschoss. Als die Flamme sie traf spürte sie eine liebevolle Berührung, danach stechenden Schmerz. „Ich bitte dich!“ rief Hitomi keuchend „Spiel nicht mit mir, entscheide dich. Denn ich bin dein! Ich bin ein Teil von dir.“ Erneut traf sie eine zügelnde Flamme, doch ihre Haut verbrannte nicht, es schmerzte allerdings erneut wie tausend Messerstiche. Er bestrafte sie oder vielleicht spielte er auch mit ihr. Sie wusste es nicht, aber es lag an ihm. Er entschied über Leben und Tod schon immer war es so gewesen. Als sie erneut den Kopf hob, sah sie nur wie er auf sie zuschoss, dann wurde es Dunkel um sie herum. Ihr Körper sackte zusammen, nur um sich dann unter einem kräftigen Aufschrei wieder aufzurichten. Sie fühlte ihn, er war zurückgekehrt. Er hatte sie nicht vergessen. Und so nahm er ihren Körper erneut an. Er gab ihr neue Kraft. Zögernd richtete sie sich ganz auf und versuchte einige Schritte auf Van zu zugehen, doch der kräftige Wind machte es ihr schwer. Nur mühsam kam sie vorwärts, der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)