Love and death von Yuri91 (Tote haben es auch nicht leicht) ================================================================================ Prolog: Ende ------------ Strahlend hell schien die Sonne durch das Fenster, direkt auf das reinste Chaos. Das Zimmer war regelrecht verwüstet. Leere und auch volle Flaschen, zumeist mit alkoholischen Getränken befüllt, lagen auf dem Boden, Schränken und Tischen. Klebrige Pfützen bedeckten die Fliesen. Chips, Salzstangen und andere Knabbereien lagen auf dem blauen Sofa, dem Boden und auf den restlichen Möbeln. Zwischen all dem Schmutz lagen verstreut Kleidungsstücke. Sowohl männliche, als auf weibliche Kleidung. Eine dunkle Jeans, ein rotes Top, ein dunkles T-Shirt und ein weißer Minirock. Die Kleiderspur führte einen hinaus aus dem chaotischen Wohnzimmer, durch eine offene Tür. Dort ging die Spur weiter, bestehend aus Unterwäsche. Ein rosa Spitzen-BH, ein passender Slip und eine schwarze Boxershorts. Die Spur endete vor einem großen Doppelbett. Die dunklen Laken waren zerwühlt und durcheinander, bedeckten nur spärlich die zwei schlafenden Personen. Die junge Frau, mit einer ungewöhnlichen rosa Haarfarbe, lag quer über einen jungen Mann mit wild abstehenden schwarzen Haaren. Durch das offene Fenster drang der Verkehrslärm und das wilde Treiben der Stadt hinauf in das Zimmer. Die Sonne schien warm und hell direkt auf die Schlafenden. Von der Sonne geweckt, öffnete Sakura zögernd die Augen. Kaum hatte sie das getan, durchfuhr ein stechender Schmerz ihren Kopf. Augenblicklich kniff sie schmerzerfüllt die Augen fest zusammen. Ein Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. Nach dem dritten Anlauf schaffte sie es dann aber doch. Auch wenn das Licht in ihren Augen brannte und ihren Kopf schmerzen ließ, schaffte Sakura es aufzustehen. Schmerzhaft stellte sie dabei fest, dass ihre Nacken ganz steif und ihre Rücken weh tat. Während sich Sakura in dem Bett aufsetzte, ließ sie ihren Nacken kreisen, in der Hoffnung, den Schmerz so zu vertreiben. Doch es half nichts. Wie hatte sie nur geschlafen, dass sie jetzt solche Schmerzen hatte? Ausgiebig streckte sich Sakura. Man, sie war total verkatert! Die Abiturabschlussparty gestern bei Sasuke war wirklich sehr lustig gewesen. Und der Alkohol war in Strömen geflossen. Kein Wunder, dass Sakura einen Blackout hatte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie sie nach Hause gekommen war. Als Sakura wieder die Augen öffnete und sich umsah, stellte sie irritiert fest, dass das hier nicht ihr Zimmer war. Weiße Wände, an denen nur zwei Landschaftsbilder hingen. Und ein langes Katana. Ein großer Schrank und eine Kommode standen an den Wänden. Sakura hatte bereits eine Ahnung, wo sie sich befand. Das Katana war Hinweis genug. Dennoch blickte Sakura neben sich. Ihre Augen weiteten sich, als sie einen schlafenden Sasuke neben sich im Bett entdeckte. Und er war nackt! Zumindest sein Oberkörper. Und wenn sie sich nicht täuschte, hatte sie mehr oder weniger auf ihm geschlafen. Eiligst blickte Sakura an sich hinunter. Panisch schlang sie die Arme um ihren nackten Körper. Verdammte Scheiße! Sie konnte doch unmöglich… Um sicher zu gehen, schlug Sakura die Decke von ihren Beinen. Ein Blick zwischen ihre Beine, ließ Sakura zusammen zucken. Auch wenn es inzwischen geronnen war, so konnte sie die weißen Flecken auf dem Bettlacken und an ihren Oberschenkeln kaum übersehen. Erneut blickte Sakura zu Sasuke. Sein Gesicht war ihr zugewandt. Aber er schlief noch. Worüber Sakura mehr als erleichtert war. Vorsichtig stieg Sakura aus dem Bett, sah sich fragend um. Wo nur war ihre Kleidung? Bei der Zimmertür fand sie zumindest ihre Unterwäsche, die sie schleunigst anzog. Währenddessen überlegte Sakura, ob sie vielleicht irgendwo ihre Zähne putzen und sich die Haare kämmen könnte. Sie hatte einen schalen Geschmack im Mund. Wohl von dem Alkohol und ihre Haare fühlten sich ziemlich zersaust und zerknotet an. Dennoch entschied sich Sakura dagegen. Sie wollte so schnell wie nur möglichst hier weg. Es war schon schlimm genug das sie mit Sasuke geschlafen hatte, aber das sie dann auch noch zu betrunken gewesen war, um sich daran zu erinnern, war einfach zu viel! Um einer peinlichen Begegnung mit Sasuke zu entgehen, hieß es also abhauen! Während Sakura Sasukes Schlafzimmer auf Zehenspitzen verließ, blieb sie mit großen Augen im Wohnzimmer stehen. Das hier war der reinste Saustall! Überall leere und volle Flaschen, verschüttete Getränke und Essen lag überall zerstreut. Sogar die Pizzakartons standen noch auf dem Tisch und den Boden. Und inmitten all diesen Drecks lagen ihr Top und ihre Rock! Angeekelt hob Sakura ihre Kleidung vom Boden auf. Das Top und der Rock hatten Flecken, dennoch zwang sie sich, die verschmutzte Kleidung anzuziehen. Unangenehm verzog Sakura das Gesicht, als der nasse, klebrige Stoff ihre Haut berührte. Als Sakura sich bückte, um in ihre Schuhe zu schlüpfen, wurde ihre schwindelig. Sie benötigte einen Moment, bis sich ihr Kreislauf so weit wieder stabilisiert hatte, dass sie nicht länger schwankte. Dann machte sich Sakura aber schnell daran, dass Haus zu verlassen. Kaum war sie auf der Straße, begann Sakuras Kopf zu explodieren. Zumindest fühlte es sich so an. Das Licht schmerzte unglaublich in ihrem Kopf. Ihre Augen begannen zu tränen. Dennoch zwang sich Sakura dazu, weiter zu gehen. Sie war noch nicht weit gekommen. Erst wenige Schritte hatte sich Sakura von Sasukes Haus entfernt. Obwohl es noch recht früh war – Sakura ging davon einmal aus, natürlich konnte es auch schon Mittag sein – war die Straße recht belebt. Nur noch wenige Schritte weiter und Sakura würde zu einer Ampel gelangen. Da musste sie rüber. Also ging Sakura weiter. Sie war nur noch wenige Schritte von der Ampel entfernt, als sie auf einmal stolperte. Sie hatte in all der Eile vergessen, ihre Schuhe zu schnüren. Das wurde ihr jetzt zum Verhängnis. Alles lief wie in Zeitlupe ab. Sakura geriet aus dem Gleichgewicht, stolperte und riss die Augen weit auf, während sie merkte, wie sie fiel. Sakura riss die Arme nach vorne und konnte sich im letzten Moment fangen. Hart schlug sie auf den Boden auf, doch der Schmerz vertrieb den Schrecken. Erleichtert seufzte Sakura auf, obwohl ihr alles weh tat. Dann auf einmal vernahm sie laute Schreie. Warnrufe, wenn sie sich nicht täuschte. Irritiert hob Sakura den Kopf an. Vor Schreck weiteten sich ihre Augen. Sie war auf die Straße gefallen und in diesem Moment fuhr ein LKW direkt auf sie zu. Sie hatte keinerlei Chance zu reagieren. Das einzige, was Sakura noch bemerkte, war das erschrockene Gesicht des Fahrers, während er noch verzweifelt auf die Bremse trat. Doch es war zu spät. Unaufhaltsam kam der LKW immer näher. Sakura kam es wie eine Ewigkeit vor, dabei dauerte alles nur wenige Sekunden. Sakura spürte noch, wie der LKW gegen sie fuhr. Schmerz spürte sie nicht. // Muss wohl am Schock liegen // schoss es Sakura durch den Kopf. Und dann // Ich bin noch zu früh zum Sterben! Das ist so unfair! // Dann wurde alles schwarz um Sakura. Geräusche, Gefühle, Schmerz, Berührungen. Nichts nahm sie mehr wahr, außer der Dunkelheit, die sich unaufhaltsam um Sakura herum ausbreitete. Sie verschluckte. Sasuke wurde von lauten Schreien unsanft aus dem Schlaf gerissen. Draußen vor dem Fenster war ein großer Tumult. Seine Kopfschmerzen ignorierend, stieg Sasuke umständlich aus dem Bett. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, wie er letzte Nacht ins Bett gekommen war. War aber auch egal. Er wollte wissen, was da draußen auf der Straße los war. Kaum stand Sasuke am Fenster, spürte er den kühlen Wind auf seiner nackten Haut. Verwundert stellte er fest, dass er nackt war. Dann ertönte ein lautes Quietschen, panische Schreie und ein dumpfer Schlag. Trotz seines Katers, beschlich Sasuke ein ungutes Gefühl. Abrupt riss er den Anblick von seinem nackten Körper los und sah aus dem Fenster. Seine Augen weiteten sich geschockt. Auch wenn Sasuke sah, was dort geschehen war, so konnte er es doch nicht wahrhaben. Sein Gehirn brauchte eine Weile, bis er verarbeite, was soeben geschehen war. Sein Körper bewegte sich nicht, dennoch stieß sein Mund einen lauten Schrei aus. „Einen Krankenwagen! Schnell!“ rief ein junger Mann, der auf der Straße neben dem Unfallopfer kniete. // Sakura! Oh mein Gott! Das dort unten ist Sakura! Und all das Blut! // „Ich wollte das nicht! Ich habe noch auf die Bremse getreten, aber…“ brachte ein blasser Mann hervor, während er aus dem LKW stieg. Wie gebannt starrte Sasuke weiter auf das Geschehen. Er konnte einfach nicht reagieren. Sein Körper gehorchte ihm nicht, obwohl er nichts anderes wollte, als zu Sakura rennen! Sein Körper weigerte sich, ebenso wie sein Gehirn, die Wahrheit zu akzeptieren. Alles was für Sasuke zählte, war das viele Blut und Sakuras offene Augen, die leer zum Himmel blickten. Kapitel 1: Wieder unter den Lebenden? ------------------------------------- Die Sonne schien, so wie in den letzten Tagen auch, ununterbrochen und verhöhnte sie alle. Es sollte regnen, stürmen, gewittern! Das würde vielmehr seinen Gefühlen entsprechen. So aber war es ein wunderschöner Tag, angenehm warm. Die Leute waren draußen, genossen das schöne Wetter, lagen auf Wiesen und hatten Spaß. Schwer schluckte Sasuke den Kloß in seinem Hals hinunter, während er auf das frische Grab blickte. Der Grabstein fehlte noch. Dazu war die Erde noch zu locker. Stattdessen stand ein schlichtes Holzkreuz an der Stelle und markierte damit Sakuras Grab. Sakura Haruno Geb. 28.03.1994 + 07.05.2012 Es war eine Schande. Sakura war noch so jung! Gerade erst hatte sie ihren achtzehnten Geburtstag gefeiert und erfolgreich das Abitur bestanden! Vor fünf Tagen war der schicksalhafte Unfall passiert. Noch immer konnte Sasuke die Wahrheit nicht akzeptieren. Sein Gehirn weigerte sich einfach. Die letzten Tage hatte er wie in Trance erlebt. Er konnte sich nicht an etwas besonderes erinnern. Gerade eben hatten sie alle noch ausgelassen gefeiert, dann hatte Sasuke auch schon Sakuras Leiche gesehen und jetzt stand er vor ihrem Grab. Die Beerdigung war, wenn man so etwas überhaupt sagen konnte, schön gewesen. Fast jeder der Anwesenden hatte etwas gesagt. Es waren Lehrer, Schüler, Freunde und Familienangehörige da gewesen. Gerade wurde das Grab mit Erde zugeschüttet. Die Blumen, die alle auf den Sarg gelegt worden waren, wurden unter der braunen Erde begraben. „Lass uns gehen.“ Mitfühlend sah Itachi, Sasukes älterer Bruder, zu ihm. Kakashi, sein Onkel, stand neben ihm. Sie alle waren da. Sakura war eine gute Freundin von Sasukes gewesen. Sie war es gewesen, mit der Sasuke sein erste Mal gehabt hatte, auch wenn er sich daran nur bruchstückhaft erinnern konnte. Vielleicht wollte sein Gehirn deswegen die Tatsachen nicht akzeptieren. Kakashi, Sakuras Dojo-Meister, stand neben Sasuke und blickte ihn mitfühlend an. Gemeinsam hatten sie im selben Dojo trainiert. Es gehörte Kakashi und damit auch Sasuke und Itachi. Auch sein Bruder hatte Sakura gut gekannt. Er wollte nicht gehen. Wenn er ging, war es, als würde er endgültig Abschied von Sakura nehmen. Sasuke blickte zum Grab. Naruto, sein und auch Sakuras bester Freund, stand noch da, weinte stumm vor sich hin. Hinata Hyuga, ebenfalls Sakuras beste Freundin, stand neben ihm und weinte. Ihr Cousin Neji und Sai, Sakuras Ex-Freund, standen beide daneben. Bis auf Neji weinte jeder von ihnen. Ino und Tenten, ebenfalls Freundinnen von Sakura, schluchzten laut auf und weinten. Lee wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. Mit betretenen Gesicht standen Choji, Shikamaru, Kiba und Shino daneben. Sasuke hatte nicht eine Träne vergossen. Dafür hatte er keine mehr übrig gehabt. Die letzten Tage hatte er genügend geweint. Jetzt war sein Körper sozusagen leer geweint. Sasuke wandte den Blick von dem frischen Grab ab. Sakuras Grab. Das musste sich Sasuke immer wieder sagen. Sonst würde er wohl nie mit der Realität klar kommen. Es war nicht das erste Mal, dass er auf einer Beerdigung gewesen war. Damals, als er gerade einmal vier Jahre alt gewesen war, hatte er die Beerdigung seiner Eltern miterlebt. Seitdem waren Itachi und Kakashi alles, was er von Familie übrig hatte. Während sich Sasuke mit Itachi und Kakashi abwandte, er hielt es einfach nicht länger hier aus, sah er eine blonde Frau aus den Augenwinkeln. Es war Tsunade, die amtierende Bürgermeisterin von Tokio und gleichzeitig Tante von Sakura. Auch Sakura war eine Waise. Genau wie er. Ihre Eltern waren beide bei dem selben Unglück gestorben. Sakuras und seine Eltern waren befreundet gewesen. Gemeinsam waren sie bei einem Ausflug gewesen, als ein Erdbeben die Region erschüttert hatte und unzählige Menschenleben gekostet hatte. Darunter auch ihrer beider Eltern. Seitdem lebte Sasuke mit Itachi bei Kakashi und Sakura bei Tsunade und ihrem Mann Jiraiya. Tsunade rannen stumm die Tränen über das Gesicht. Ihr Gesicht wirkte verbissen, wohl, weil sie Stärke zeigen wollte. Tsunade zeigte immer Stärke. Jiraiya stand neben ihr, hielt ihre Hand. Mehr ließ sie wohl auch nicht zu. Sasuke wandte sich von der Szene ab, straffte die Schultern. Er würde das jetzt alles hinter sich lassen. Zumindest einen Versuch war es wert. Entschlossen setzte Sasuke einen Schritt vor den anderen. Er musste sich darauf konzentrieren, ansonsten würde er wie angewurzelt stehen bleiben. Nur am Rande bemerkte er, wie Itachi und Kakashi Sasuke in die Mitte nahmen und mit ihm gemeinsam den Friedhof verließen und in das Auto stiegen. Die ganze Autofahrt über starrte Sasuke aus dem Fenster. Seine Umgebung nahm er nicht wahr. Wenn Itachi ihn nicht angesprochen hätte, würde er wohl noch immer in dem Auto sitzen. So aber war er gemeinsam mit seiner Familie in das Haus gegangen. Es war schwer, dass Haus zu betreten. So war es ihm jeden Tag ergangen. Nicht wegen dem Haus selbst, - es war sein Elternhaus und Sasuke lebte gerne hier – vielmehr hatte er ein Problem mit dem Gehweg und der Straße vor dem Haus. Dort war Sakura… Energisch schüttelte Sasuke diese Gedanken von sich ab. Mechanisch ging Sasuke die wenigen steinernen Stufen hinauf, bis zur Haustür, dadurch und in das Haus hinein. Er nahm nichts von seiner Umgebung war. Erst als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete, blieb Sasuke abrupt stehen. Seine Augen wurden groß, während er vor sich hin blickte. Das konnte unmöglich sein. Das war eine Halluzination. Was sollte es sonst sein? Sein Gehirn versuchte ihm einen Streich zu spielen. Die Beerdigung war wohl zu viel für ihn gewesen. Der Schlafmangel, Sakuras Tod und die Beerdigung verlangtem seinem Körper und seinem Geist alles ab. Um sich selbst zu schützen, spielte ihm sein Gehirn einen Streich. „Hi, Sasuke.“ Kurz blinzelte Sasuke erstaunt, dann verschluckte ihn auch schon die Dunkelheit. Er war froh, einfach ohnmächtig zu werden. Besser das, als geisteskrank zu sein, entschied Sasuke, ehe er endgültig in die Ohnmacht glitt. Der erste Moment war ein regelrechter Schock. Gerade eben war Sakura noch von der Dunkelheit verschluckt worden und jetzt wurde sie daraus heraus gerissen. Erschrocken hatte Sakura die Augen aufgeschlagen, nach Luft geschnappt. Alles nur ein böser Traum. Kein LKW hatte sie überrollt und zu Matsch gefahren. Als Sakura das registrierte, atmete sie erleichtert auf. Eines war aber wohl kein Traum gewesen. Sakura sah sich um und stellte fest, dass sie sich noch immer in Sasukes Zimmer befand. Nur jetzt war das Bett gemacht und Sasuke war nicht da. Dafür trug Sakura aber ihre verdreckte Wäsche. Angewidert verzog Sakura das Gesicht. Wie war sie nur wieder hierher gekommen? Anscheinend musste sie im Wohnzimmer doch ohnmächtig geworden sein. Vielleicht hatte Sasuke sie gefunden und zurück ins Schlafzimmer gebracht. Oh mein Gott! Sasuke! Wie sollte Sakura Sasuke nur je wieder unter die Augen treten? Es war schon schlimm genug gewesen, dass sie einen One-night-stand gehabt hatte. Aber dann auch noch mit Sasuke! Wäre es jemand anderes gewesen, wäre es vielleicht nicht so schlimm. Aber Sakura liebte Sasuke! Deswegen hatte sie vor vier Monaten mit Sai Schluss gemacht. Gut, die Beziehung war schon lange den Bach hinab gegangen, aber dann hatten sich Sakuras Gefühle für ihren Kumpel Sasuke verändert. Sie hatte sich in ihn verliebt, sich aber dafür entschieden, es geheim zu halten. Sakura war klar gewesen, dass Sasuke ihre Gefühle niemals erwidern würde. Auch wenn Sasuke ihr Freund war, so war er dennoch eigensinnig und lieber für sich. Eine Freundin passte einfach nicht zu ihm. // Gut. Wieder zurück in die Gegenwart // entschied Sakura und blickte erneut angewidert an sich hinunter. Sie sollte ins Bad gehen und versuchen die Flecken aus ihrer Kleidung zu bekommen. Mit diesem Entschluss, setzte sich Sakura in Bewegung. Dann fiel ihr auf, dass ihr plötzlich gar nicht mehr der Schädel dröhnte. Vielleicht hatte der Schlaf geholfen. War aber auch egal. Während Sakura auf die Badezimmertür zusteuerte – das Bad grenzte direkt an Sasukes Schlafzimmer – zuckte sie lässig mit den Schultern. Als sie mit der Hand nach der Türklinke griff, fiel ihr nebenbei auf, wie blass ihre Haut war. Geschockt weiteten sich ihre Augen, als Sakuras Hand durch das Metall der Türklinke griff. Ja, sie ging einfach hindurch! Mit zitterndem Körper versuchte Sakura erneut die Tür zu öffnen. Ohne Erfolg. Auch jetzt ging ihre Hand einfach hindurch. Als würde sie nicht existieren! Sakura verstand das nicht. Befand sie sich noch immer in einem schrecklichen Alptraum? Konnte ja sein. Sie konnte es nur hoffen. Und dann, ganz plötzlich aus einem Gefühl heraus, rannte Sakura einfach los. Vielleicht hatte sie gehofft, mit dem Kopf gegen die Tür zu laufen und so aufzuwachen. Stattdessen ging Sakura einfach durch die Tür hindurch! Mit geweiteten Augen drehte sich Sakura um. Sie war inzwischen im Bad und starrte erstaunt die Tür an. Wie hatte das funktionieren können? Das war unmöglich! Panik erfasste Sakura. Sie wurde verrückt. Eindeutig! Nie wieder Alkohol! Das war sicher! Niemals wieder! Noch immer ahnungslos und verwirrt, drehte sich Sakura wieder um, blickte in den Badezimmerspiegel. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, fielen Sakura beinahe die Augen aus dem Kopf. Das musste alles ein grausamer Scherz sein! Das konnte nicht sein! Und dennoch sah Sakura sich und gleichzeitig alles hinter ihr. Sie war durchsichtig! Ein erstickter Schrei entrang Sakuras Kehle. Sie wollte ohnmächtig werden und konnte es nicht. Verwirrt stellte Sakura nach einem Moment fest, dass ihr Herz gar nicht schneller schlug und auch ihr Puls hatte sich nicht erhöht. Wenn sie recht darüber nachdachte, hörte sie keinen Herzschlag. Sogleich überprüfte das Sakura. Erleichtert stellte sie fest, dass sie sich selbst sehr wohl berühren konnte. Doch die Erleichterung verflog schnell, machte Panik Platz. Da war kein Puls! Gar nichts! Nichts als Stille! Geschockt stolperte Sakura nach hinten, machten einen Schritt nach dem anderen. Dann, ganz plötzlich, war die Badezimmertür vor ihr. Sie war – erneut – einfach dadurch gegangen. So als würde sie nicht existieren. Lediglich ein leichtes Kribbeln hatte sie dabei verspürt. Dann vernahm Sakura auf einmal das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Noch immer verstand Sakura nicht, was hier los war. Im Moment war sie aber erleichtert, als sie sah, wie Sasuke sein Zimmer betrat. Dieser blieb abrupt stehen, als er Sakura erblickte. Vielleicht war ihm der One-night-Stand genauso peinlich. Aber im Moment war Sakura froh, einfach jemand bekanntes zu sehen. Vielleicht war sie doch nicht verrückt. Vielleicht würde es helfen, sich erst einmal dem One-night-stand-Problem zu widmen. Daher sagte Sakura schlicht: „Hi Sasuke!“ Auf ihre Worte hin, wurden Sasukes Augen noch größer und dann, ganz plötzlich, sackte er ohnmächtig zusammen! Erschrocken und besorgt rannte Sakura zu dem am Boden liegenden Sasuke hin. Vielleicht war das eine Nachwirkung des Alkohols gewesen. Hoffentlich war er nicht verletzt. Vorsichtig kniete Sakura neben Sasuke nieder. Als sie ihm die Stirn fühlen wollte, schaffte sie es nicht. Ihre Hand glitt einfach durch ihn hindurch! Mit großen Augen sah Sakura dabei zu. Mehrere Minuten saß Sakura perplex da. Sie verstand das alles einfach nicht. Plötzlich dämmerte es Sakura. Es war abwegig. Total. Aber manchmal war das Unmögliche eben doch möglich. Wie hieß es bei Sherlock Holmes? Wenn alle Fakten dafür sprachen, dann war das Unmögliche eben die Wahrheit. Das Letzte woran sich Sakura erinnerte, war der Alptraum mit dem LKW. Wenn das aber kein Alptraum gewesen war…? Schwer schluckte Sakura. Wenn sie weiter darüber nachdachte, konnte es also sein, dass der LKW sie überfahren hatte. Und das hätte sie wohl kaum überlebt. Vor allem unbeschadet. Wenn sich Sakura ansah, hatte sie keinerlei Verletzungen. Stattdessen war sie durchsichtig und griff durch alles hindurch! Die einzig logische Schlussfolgerung, so absurd sie auch klang, war, dass Sakura tot und ein Geist geworden war. In diesem Moment riss Sasuke die Augen auf, richtete sich unter Stöhnen auf. Als er Sakura ansah, wurde er erneut blass um die Nase. „Nein! Nein! Sasuke, nicht wieder ohnmächtig werden!“ verlangte Sakura. Aus einem Reflex heraus, griff Sakura nach Sasukes Schultern, wollte ihn schütteln. Doch ihre Hände griffen durch ihn hindurch. Mit großen Augen sahen sie beide auf die Arme, die durch Sasukes Mitte hindurch gingen. Dann sackte Sasuke wieder zusammen. So gerne wollte Sakura losweinen. Stattdessen stöhnte sie genervt auf, weil Sasuke schon wieder ohnmächtig war. Wenn sie nicht gleich an etwas anderes dachte, würde sie ganz gewiss durchdrehen! Sakura zog ihre Arme aus Sasuke zurück und ließ sich mit einem Laut der Frustration neben Sasuke nieder. Während sie darauf wartete, dass Sasuke wieder wach wurde, wunderte sich Sakura, warum sie durch alles hindurch griff, aber auf dem Boden stehen blieb. Vielleicht war das so ein komisches Gesetz bei Geistern. Wer sollte das schon wissen? Es dauerte nicht lange, da wachte Sasuke wieder auf. „Wehe, wenn du jetzt schon wieder ohnmächtig wirst! Glaube mir, ich habe viel mehr Grund dazu! Und ich würde auch sehr gerne ohnmächtig werden, aber ich kann nicht! Das ist total unfair!“ Sakuras Gemecker half wohl. Obwohl Sasuke sie noch immer mit Unglauben ansah, wurde er wenigstens nicht wieder ohnmächtig. „Sakura… Bist du es wirklich oder werde ich verrückt?“ murmelte Sasuke vor sich hin. „Ich persönlich fände es besser, wenn du verrückt werden würdest. Das würde nämlich heißen, dass das hier vielleicht nur ein Alptraum ist. Vielleicht werden wir auch beide verrückt. Dann kommen wir eventuell in eine Gummizelle und können uns gegenseitig in den Wahnsinn treiben!“ „Aber…was machst du hier?“ verlangte Sasuke zu wissen. Genervt hob Sakura die Schultern an. „Woher soll ich das wissen? Gerade eben noch befand ich mich auf der Straße, ein LKW kam auf mich zu und dann bin ich hier wach geworden!“ „Das kann unmöglich sein! Ich war doch gerade eben auf deiner Beerdigung!“ Bei Sasukes Worten, wich Sakura das Blut aus dem Gesicht. Das heißt, es wäre ihr wohl aus dem Gesicht gewichen, wenn sie noch über solch banale Körperfunktionen wie einen Blutkreislauf verfügen würde. Obwohl Sakura vorhin selbst die Theorie mit dem Geist sein aufgestellt hatte, so war es dennoch ein Schock, von Sasuke zu hören, dass er eben auf ihrer Beerdigung gewesen war. Das hieß, sie war wirklich gestorben und jetzt ein Geist! Oder Gespenst? Wo lag eigentlich der Unterschied? „Ich bin also wirklich…tot?“ fragte Sakura unsicher nach. Sasuke nickte lediglich. „Der LKW hat mich also total in Matsch verwandelt? Habe ich auf der Straße geklebt und musste man mich abkratzen? Wenn ja, ist das ja total widerlich!“ „Sakura, spinnst du? Hast du dir eben zugehört? Ich habe mit ansehen müssen, wie du stirbst und jetzt stehst du auf einmal vor mir!“ „Weißt du was, ich glaube, ich bin ein Geist.“ Schweigen saßen sich Sakura und Sasuke gegenüber, sahen sich an. Keiner von beiden schien wohl zu wissen, was sie hier machen sollten. Wie reagierte man auch darauf? Schließlich erschien einem nicht jeden Tag ein Geist, geschweige denn das man als solcher aufwachte. Die Minuten verstrichen, keiner von ihnen sagten ein Wort. Sakura ging davon aus, dass auch Sasuke seinen Gedanken hinterher hing, wie Sakura auch. Sie war tot. Von einem LKW zu Brei gefahren. War sicherlich kein schöner Anblick gewesen. Und jetzt war sie als Geist wieder gekommen. Direkt nach ihrer Beerdigung, von wo sich Sasuke und hoffentlich auch ihre anderen Freunde sich von ihr verabschiedet hatten. „War es wenigstens schön?“ durchbrach Sakura nach einiger Zeit das angespannte Schweigen. „Was?“ fragte Sasuke nach. „Du weißt schon. Die Beerdigung.“ „Es waren zumindest alle da und die meisten haben ziemlich geweint.“ Sasukes Stimme klang dumpf und hohl. Die letzten Tage waren für ihn wohl nicht einfach gewesen. Oh nein! Wie ging es wohl ihrer Tante? Und Jiraiya? Oder Naruto, Hinata und… Verzweifelt dachte Sakura an ihre Freunde und Familie. „Ich muss zu Tsunade. Die anderen müssen wissen, dass ich noch… na ja, dass ich zumindest noch existiere. Irgendwie zumindest!“ „Vielleicht solltest du nicht mit der Tür ins Haus fallen. Weißt du, es ist für mich ein ziemlicher Schock gewesen, dich zu sehen.“ Sakura glaubte Sasuke jedes Wort. Für sie selbst war keine Zeit vergangen. Im einen Moment war sie noch auf der Straße gewesen, dann bei Sasuke im Zimmer. Für ihn dagegen waren Tage vergangen, in denen er sich damit hatte abfinden müssen, dass Sakura tot war. Und dann stand sie einfach vor ihm! Da wäre wohl jeder hart gesottene Kerl ohnmächtig geworden. Ein Klopfen riss sowohl Sakura, als auch Sasuke aus den Gedanken. Beide blickten zu der Tür, die sich kurz darauf öffnete. Itachi betrat das Zimmer, sah besorgt zu Sasuke. Sakura würdigte er nicht eines Blickes. „Alles in Ordnung? Ich habe gehört, wie du Selbstgespräche führst. Also wenn du jemanden zum Reden brauchst…“ Besorgt ruhte Itachis Blick auf seinem jüngeren Bruder. Sasuke sagte nichts, dafür stand Sakura auf. Freudig begrüßte sie Itachi, doch der reagierte nicht darauf. Verwirrt stellte sich Sakura vor Itachi, winkte mit ihrer Hand vor dessen Gesicht herum. Keine Reaktion. Überhaupt keine! Sasuke bekam das alles mit. Stirnrunzelnd ließ Sasuke seinen Blick zwischen Itachi und Sakura hin und her wandern. Es störte sie, dass Itachi nicht auf sie reagierte. Sasuke war bei ihrem Anblick wenigstens in Ohnmacht gefallen. Itachi tat so, als wäre sie überhaupt nicht hier! „Ähm, Itachi. Ich weiß, das hört sich jetzt total bescheuert an, aber siehst du hier noch jemanden außer mir?“ Itachis Gesichtsausdruck wurde besorgter. Auch seiner Stimme war die Sorge um seinen Bruder anzuhören. „Ist wirklich alles in Ordnung? Ich kann dir ein paar Beruhigungstabletten geben, wenn du welche brauchst.“ „Nein. Alles gut. Könntest du mich jetzt bitte alleine lassen?“ fragte Sasuke nach. Sakura dagegen blickte verwirrt drein. Als Itachi das Zimmer verlassen hatte, platzte es empört aus Sakura heraus. „Was soll das? Hält mich Itachi etwa für blöd und will mich verarschen?“ Entschieden schüttelte Sasuke den Kopf. „Ich glaube vielmehr, Itachi konnte dich überhaupt nicht sehen.“ Bei Sasukes Worten, schaute Sakura noch irritierter drein. „Weißt du, ich glaube, ich weiß auch, warum du ausgerechnet hier aufgewacht bist und nur ich dich sehen kann.“ Gespannt hörte Sakura Sasuke zu. Anscheinend schien es ihm schon wieder besser zu gehen. Nachdenken konnte er wohl wieder. Hoffentlich war seine Theorie auch gut. „Und warum?“ fragte Sakura mit verschränkten Armen nach. „Wir waren doch in der letzten Nacht deines Lebens zusammen…“ Sasuke klang ziemlich mitgenommen. Ein Vorteil an ihrem Zustand fiel Sakura auf. Egal wie peinlich ihr dieses Gespräch gerade war, sie konnte nicht mehr rot anlaufen. „Und das soll der Grund sein, warum ich bei dir bin und du mich sehen kannst?“ fragte Sakura skeptisch nach. „Hast du eine bessere Idee?“ verlangte Sasuke zu wissen. Nein. Hatte sie nicht. Locker zuckte Sakura mit den Achseln. Diese Frage konnte später noch geklärt werden. Auch, warum Sakura überhaupt als Geist zurückgekehrt war. Jetzt wollte sie viel dringender etwas anderes machen. „Ok. Darüber können wir später noch reden. Ich werde jetzt zu Tsunade gehen. Sie macht sich sicherlich große Sorgen und ist ziemlich mies drauf.“ Das war wohl die Untertreibung des Jahres. Sakura wollte sich gar nicht vorstellen, wie sehr ihre Tante litt. Daher erhob sich Sakura entschieden, versprach später wieder zu Sasuke zu kommen und wollte das Zimmer verlassen. Vor der Tür blieb sie unschlüssig stehen. Sakura wollte nicht wieder durch die Tür gleiten. War sicherlich kein Anblick, den Sasuke sehen wollte. Sakura wollte nicht, dass Sasuke wieder ohnmächtig wurde. Aber sie schaffte es auch nicht, die Tür zu öffnen. Also blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Sakura hoffte nur, dass Sasuke den Anblick ertragen würde. „Nicht erschrecken“, warnte Sakura den Uchiha noch vor, ehe sie durch die Tür glitt Erneut kribbelte ihr ganzer Körper. Es dauerte nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde, dann befand sich Sakura im Wohnzimmer. Genau hier hatte die Party stattgefunden. Jetzt war davon nichts mehr zu sehen. Sakura musste aus dem oberen Stockwerk zwei hinunter, um zur Haustür zu gelangen. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Tante sie sehen konnte. Ansonsten wäre das alles sinnlos. Das obere Stockwerk bewohnte Sasuke mit Itachi. Beide hatten ein Zimmer und ein eigenes Bad. Das Wohnzimmer teilten sie sich aber. Im unteren Stockwerk hatte Kakashi sein Arbeitszimmer, das Schlafzimmer, Bad und noch ein bisschen mehr. Das Erdgeschoss bestand aus einer Küche, Speisezimmer, Bad, noch ein Wohnzimmer und ein Raum, indem sich ein Billardtisch, eine Dartscheibe und ein Tischfußballtisch standen. Schon oft hatte Sakura dort mit Sasuke, Naruto, Sai, Neji, Hinata und Ino gezockt. Das würde sie in Zukunft wohl nicht mehr können. Sakura war noch nicht weit gekommen. Sie hatte lediglich die Hälfte der Strecke des Wohnzimmers durchquert, als ein Sog abrupt an ihr Riss. Es war ein ungewöhnliches, ungutes Gefühl. Es zog in ihrer Magengegend. Sakura biss die Zähne zusammen, versuchte einen Schritt nach vorne zu gehen, schaffte es jedoch nicht. Es war, als würde ein Seil um ihre Mitte geschlungen sein und sie, wie bei einem Gummiband, zurückziehen. Während Sakura weiter gegen diese unbekannte Kraft ankämpfte, vernahm sie auf einmal ein dumpfes Stöhnen. Das war Sasuke! Augenblicklich drehte Sakura um und rannte in das Schlafzimmer zurück. Ohne darüber nachzudenken, rannte sie durch die Tür, stand Sekunden später wieder im Schlafzimmer. Sasuke hatte das Gesicht verzogen, hielt sich mit einer Hand den Kopf, mit der anderen den Magen. Ein leises Keuchen kam von Sasuke. Während Sakura sich besorgt neben Sasuke kniete, stellte Sakura irritiert fest, dass der starke Sog nicht länger existierte. „Ah, jetzt geht es wieder“, kam es von Sasuke. Besorgt fragte Sakura nach, was los sei. Sasukes Erklärung ließ Sakura die Stirn runzeln. „Du meinst, als ich raus gegangen bin, hat etwas kräftig an dir gezogen und dein Kopf hat angefangen zu schmerzen?“ Zustimmend nickte Sasuke. „Warte ganz kurz. Bleib wo du bist und sag mir, ob dir das jetzt wieder passiert!“ verlangte Sakura. Sie hatte eine Ahnung, was hier gerade geschah. Und wenn es stimmte, würde ihr das Ergebnis überhaupt nicht gefallen! Sakura trat erneut durch die Tür. Kaum hatte sie die Mitte des Wohnzimmers erreicht, spürte sie wieder den starken Sog, der sie zurück ins Schlafzimmer zwang. Von Sasuke war wieder ein Stöhnen zu vernehmen. Sakura eilte zu Sasuke zurück. Verdammte Scheiße! Sie schien recht zu behalten. Warum nur? „Ich glaube, du wirst mich noch eine Weile erdulden müssen.“ „Du meinst, diese Schmerzen rühren daher, dass du dich von mir entfernst?“ Sasuke kapierte schnell und zog die richtigen Schlüsse. „Ja, ich glaube schon.“ „Das heißt, du kannst dich nur wenige Meter von mir entfernen?“ Mit großen Augen sahen sich Sasuke und Sakura an. Diese nickte auf seine Frage. „Das heißt…“, begann Sasuke. Sakura beendete den Satz für ihn. „… das ich an dich gebunden bin!“ Ein frustrierter Laut entwich Sakura, während Sasuke ungläubig drein sah. Wie verrückt konnte der Tag noch werden? Wenn Sakura ehrlich zu sich war, wollte sie es gar nicht wissen. Kapitel 2: Schweben macht Spaß! ------------------------------- „Gut, fassen wir das noch einmal zusammen. Vor fünf Tagen bin ich von einem LKW überfahren worden, heute war meine Beerdigung und jetzt bin ich ein Geist und an dich gebunden. Wenn wir uns zu weit voneinander entfernen, bekommst du heftige Schmerzen. Ach ja, und außer dir kann mich wohl niemand weder sehen noch hören.“ Zustimmend nickte Sasuke Sakura zu. Obwohl er sich wohl darüber freuen sollte, dass Sakura doch nicht endgültig tot war, konnte er noch nicht so ganz fassen, was hier gerade vor sich ging. Ein kleiner Teil seines Unterbewusstseins tendierte immer noch dazu, dass er gerade dabei war, den Verstand zu verlieren. Das war irgendwie logischer, als mit dem Geist einer Freundin zu reden. Am besten wäre es wohl, wenn Sasuke eine Nacht darüber schlafen würde. Vielleicht würde er morgen aufwachen und feststellen, dass er sich doch alles eingebildet hatte. Und wenn nicht… Tja, dann würden Sasuke und Sakura sich wohl arrangieren müssen. „Was kannst du eigentlich?“ fragte Sasuke da unvermittelt. Auch wenn er noch nicht für sich entschieden hatte ob er verrückt wurde oder nicht, so konnte sich Sasuke dennoch mit der neuerlichen Situation befassen. Mehr darüber zu erfahren, war sicherlich nicht verkehrt. „Was meinst du?“ fragte Sakura nach. Bis jetzt hatte sich Sasuke noch nicht daran gewöhnt, dass, wenn er zu Sakura sah, er gleichzeitig alles hinter ihr ebenfalls sah. „Na ja, was kannst du noch, außer durch Türen zu gehen?“ Obwohl Sakura ihn vorgewarnt hatte, so hatte er doch mit Schrecken sehen müssen, wie Sakura einfach in der Tür verschwand. So etwas sah man schließlich auch nicht alle Tage. Und heute hatte er schon einiges mit gemacht. Dabei nur zwei mal ohnmächtig zu werden, fand Sasuke eine gute Leistung. „Frag lieber, was ich alles nicht kann!“ gab Sakura frustriert von sich. „Ich kann gar nichts anfassen! Mich kann niemand sehen und hören. Außer dir natürlich. Ich gehe einfach durch alles hindurch! Ich habe keinen Herzschlag oder Puls und es kribbelt total unangenehm, wenn ich durch etwas hindurch gehe.“ Hm. Das war nicht besonders viel. Das Beste wäre wohl, wenn Sasuke ein paar Nachforschungen anstellen würde. Sakura wäre ihm dabei wohl keine große Hilfe. Wenn sie nichts anfassen konnte, wäre sie auch nicht in der Lage, eine Buchseite umzublättern oder die Maus des Computers zu bedienen. „Sasuke.“ Die Tür wurde geöffnet und Itachi betrat sein Zimmer. Fragend sah Sasuke auf. Sakura dagegen meckerte los. „Ich habe so überhaupt keine Lust, schon wieder ignoriert zu werden!“ „Das Essen ist fertig. Kommst du?“ Bisher war Itachi nie persönlich vorbei gekommen, um ihn zum Essen zu holen. Erst seit Sakura Tod. Wohl, weil Sasuke in den letzten fünf Tagen gut vier Kilo abgenommen hatte. Er hatte kaum gegessen oder geschlafen. Immer wenn Sasuke die Augen schloss, hatte er das Bild vor Augen, wie Sakura in ihrer Blutlache auf der Straße lag. Seitdem hatte es sich Itachi zur Aufgabe gemacht, Sasuke regelrecht zum Essen zu schleifen. Dieses Mal war das nicht nötig. Erst jetzt fiel Sasuke auf, dass er tatsächlich Hunger hatte. „Ich komme sofort“, erklärte Sasuke und verwunderte damit seinen älteren Bruder. Sicherlich hatte sich Itachi wieder neue Gründe zurecht gelegt, weswegen Sasuke unbedingt zum Essen kommen musste. So aber sah er verblüfft drein, nickte dann und wandte sich ab. Als sich die Tür geschlossen hatte und Sasuke sicher sein konnte, dass Itachi außer Hörweite war, wandte sich Sasuke an Sakura. „Du musst wohl mitkommen. Wenn du dann also so freundlich wärst…“ „Aber du musst auch etwas für mich tun!“ verlangte Sakura. Verdutzt sah Sasuke drein. „Du hast keine Wahl. Du musst mit mir kommen.“ „Muss ich nicht. Schließlich willst du Essen und nicht ich. Ich kann den ganzen Tag, nein, wohl die ganze Ewigkeit hier auf deinem Fußboden verbringen. Also, wenn du etwas essen willst, musst du auch etwas für mich tun!“ Sasuke hätte heute einfach im Bett bleiben sollen. Seine Gefühle fuhren Achterbahn. Erst trauerte er um Sakura, dann war er sicher, verrückt zu werden und jetzt wünschte er sich, Sakura würde verschwinden. Sie begann jetzt schon zu nerven! Zu Lebzeiten war sie umgänglicher gewesen, fand Sasuke. Aber er musste bedenken, nicht nur für ihn war das hier alles neu und ungewohnt. Daher seufzte Sasuke resigniert auf und bedeutete Sakura, fort zu fahren. „Ich will, dass wir später zu Tsunade fahren.“ „Und was ist, wenn sie dich nicht sehen kann?“ „Ich bin mir sicher, dass sie das kann!“ „Wenn nicht, werde ich ihr ganz gewiss nicht erzählen, dass du mich als Geist jetzt heimsuchst.“ Mit diesem Kompromiss wohl zufrieden, nickte Sakura. Dann standen sie beide vom Boden auf. Sasukes Magen knurrte bereits. Wurde Zeit, dass er sich die verlorenen Kilos wieder an aß. Ansonsten würde er Itachi im Dojo immer mehr hinterher hängen. Gemeinsam gingen Sakura und Sasuke nach unten. Vor jeder Tür wartete Sakura darauf, dass Sasuke ihr die Tür öffnete. Anscheinend war es wirklich unangenehm, einfach durch Dinge hindurch zu gehen. Es sah ja auch unheimlich aus. Auch achtete Sakura darauf, Sasuke nicht zu nahe zu kommen, gleichzeitig aber auch nahe genug zu bleiben, damit dieser unangenehme, schmerzhafte Sog nicht wieder entstand. Im Erdgeschoss angekommen, steuerte Sasuke auf die Küche zu. Nur selten benutzten sie das Speisezimmer. Zu dritt an dem großen Tisch, kam man sich schon etwas alleine vor. In der Küche war der Tisch bereits gedeckt. Kakashi nahm gerade den Topf vom Herd und stellte ihn auf dem Tisch ab. Itachi brachte Getränkeflaschen. Während sich Sasuke setzte, blieb Sakura neben ihm stehen. Schwer seufzte sie. „Ich will auch etwas essen. Das sieht so lecker aus!“ Sakura hatte recht. Kakashi konnte unglaublich gut kochen. Heute gab es verschiedenes Gemüse gebraten und gedünstet, Reis, gebratenes Fleisch und Soße. Sobald alle saßen, begann Sasuke sich eifrig seinen Teller zu füllen. Ihm entging dabei nicht, dass sich Itachi und Kakashi überraschte Blicke zuwarfen. Nach einigen Minuten, das Essen schmeckte so gut, dass sich Sasuke gleich eine zweite Portion nahm, schrie Sakura plötzlich auf. Perplex und vollkommen überrascht, ließ Sasuke sein Besteck fallen, sah hinter sich. Hoffentlich war ihr nichts geschehen! Nachdem Sasuke die Situation erfasst hatte, wollte er Sakura nur noch anmeckern. Seine Sorge war unbegründet gewesen. Neben ihm hüpfte Sakura erfreut hin und her. „Sieh mal! Ich kann schweben!“ Tatsächlich! Als Sasuke seinen Blick nach unten wandern ließ, konnte er sehen, wie Sakura mehrere Zentimeter über dem Boden schwebte. „Das ist voll einfach. Zu stehen ist schwieriger.“ „Alles in Ordnung Sasuke?“ Verwundert wandte sich Sasuke von Sakura ab. Seinen Onkel und seinen Bruder hatte er vollkommen vergessen gehabt. Für die war sein Verhalten wohl mehr als sonderbar. „Äh, ja. Ich dachte, ich hätte etwas… gehört.“ Erneut warfen sich Kakashi und Itachi vielsagende Blicke zu. Sasuke dagegen war das alles unangenehm. Daher wandte er sich wieder schweigend seinem Essen zu. Hoffentlich würde so etwas nicht wieder geschehen. Ansonsten würden ihn bald alle für vollkommen verrückt halten. Und Sasuke selbst hatte ja auch noch nicht entschieden, ob er den Verstand verloren hatte oder ob das hier tatsächlich passierte. Gut gelaunt schwebte Sakura neben Sasuke her. Schweben machte wirklich Spaß! Es war sehr interessant, die Füße nicht zu bewegen und stattdessen sich durch Gedankenkraft fortzubewegen. Durch Zufall war es Sakura aufgefallen. Während Sasuke sich über das lecker aussehende Essen hergemacht hatte, hatte Sakura darüber nachgedacht, was sie sonst so über Geister wusste. Die waren immer weiß und unheimlich. Und natürlich schwebten sie! Und kaum hatte Sakura daran gedacht, wie das wohl wäre, berührten ihre Füße auch nicht länger den Boden. Momentan verließen Sasuke und Sakura gerade das Haus. Sasuke steuerte auf Kakashis Auto zu. Es war ein schwarzer fünfer BMW. Hübsches Modell. Sasuke setzte sich hinter das Steuer, Sakura ging durch die Tür und wollte sich auf den Beifahrersitz setzen. Ohne Erfolg. Sie stand vielmehr in dem Sitz. „Äh, Sasuke?“ machte Sakura Sasuke auf sich aufmerksam. Fragend sah er zu ihr, hatte das Problem aber gleich erkannt. „Na, dann sitzt du eben nicht. Wird schon funktionieren.“ Sakura hatte da so ihre Zweifel. Und sie sollte recht behalten. Sasuke startete den Motor und fuhr langsam an. Er war erst wenige Zentimeter gefahren, während Sakura an Ort und Stelle blieb und das Auto durch sie hindurch fuhr. „Sasuke!“ rief Sakura aufgeregt. Mit einem genervten Seufzer trat Sasuke auf die Bremse, sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu Sakura. „Was?“ „Du fährst durch mich hindurch.“ Überrascht zog Sasuke die Augenbrauen in die Höhe, sah sich Sakura genauer an. Auch wenn Sasuke wohl darauf blickte, wie Sakura sich inzwischen auf der Rückbank befand, so gefiel es ihr nicht. Schließlich trug sie noch immer die Kleidung von der Party. Und noch immer waren sie verdreckt. Wie gerne würde sie ihre Kleidung wechseln. „Äh, ja, Autofahren kommt dann wohl nicht in Frage“, bemerkte Sasuke nach einigen Sekunden. „Oder Bus, S-oder U-Bahn“, fügte Sakura hinzu. Sie war sich sicher, dass das Ergebnis überall dasselbe war. Daher war sie froh, als Sasuke ausstieg und Sakura ihm folgte. „Also müssen wir laufen?“ fragte Sasuke wenig begeistert nach. „Scheint so. Ich werde schweben!“ erklärte Sakura mit einem Grinsen. Wenig begeistert setzte sich Sasuke in Bewegung. Der Weg von Sasuke bis zu Sakura war schon ein gutes Stückchen. Dessen war sich Sakura bewusst. Aber was sollten sie sonst tun? So begeistert Sakura anfänglich auch gewesen war, jetzt bereute sie es doch. Nach nur wenigen Metern stellte Sakura fest, dass es sehr anstrengend war, durch eine stark benutzte Straße zu gehen. Immer wieder wich Sakura entgegenkommenden Leuten aus. Einmal war sie aus Versehen durch eine junge Frau gegangen. Es fühlte sich total unangenehm an. Aber auch die Frau schien es wohl zu spüren, denn irritiert sah sie hinter sich, konnte Sakura aber nicht sehen. „Man! Das ist total nervig! Weißt du was mir gerade auffällt? Mir wird nie wieder ein scharfer Kerl hinterher sehen!“ Im Moment schossen Sakura viele verschiedene Gedanken durch den Kopf. Meist waren sie unwichtig oder absurd. Aber man musste nun einmal über eine solche Situation nachdenken. So vieles, was für eine lebende Person selbstverständlich war, konnte Sakura nicht mehr machen. Angefangen beim Essen oder das sie nichts mehr anfassen konnte. Gleichzeitig musste Sakura daran denken, dass sie an Sasuke gebunden war, außer ihm niemanden zum Reden hatte und dass sie andauernd diese schmutzigen Klamotten tragen musste! Sakura konnte nur hoffen, dass Tsunade sie sehen konnte! Wie sollte sie nur die Ewigkeit als Geist überstehen, wenn sie lediglich Sasuke als Gesprächspartner hatte! Schrecklich! Warum Sasuke? „Denkst du wirklich, nur weil wir in der Partynacht dumm gehandelt haben, weil wir besoffen waren, bin ich jetzt an dich gebunden?“ Die Worte kamen leichter als gedacht. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht rot werden konnte. Oder die Tatsache, dass Sakura niemals mit Sasuke zusammen sein konnte, ließ sie über die Nacht hinweg sehen. Sasuke dagegen versteifte sich bei ihren Worten. „Was sollte es sonst sein? Wenn du an einen bestimmten Ort gebunden wärst, wäre es vielleicht sinnvoller, aber an mich? Mir fällt da nichts anderes ein.“ Während Sasuke sprach, sah sich Sakura um. „Weißt du das dich alle merkwürdig ansehen? Für die redest du ja mit dir selbst.“ „Dann hör auf mit mir zu reden!“ meckerte Sasuke los. Lächelnd verzog Sakura den Mund. Vielleicht würde das hier doch ganz lustig werden. Na ja, Sasuke hatte es auch irgendwie verdient. Schließlich wäre Sakura nie so überstürzt aus dem Haus gerannt, wenn sie nicht mit Sasuke geschlafen hätte. Und nur deswegen war sie über ihren offenen Schuh gestolpert und wurde dann von dem LKW überfahren. Verdutzt blieb Sakura stehen, setzte sich erst wieder in Bewegung, als das ziehende Gefühl des Soges auftauchte. Daraufhin blieb auch Sasuke stehen und sah verwirrt zu Sakura. „Komm schon. Ich mach das hier schließlich nur für dich.“ „Hast du Schuldgefühle?“ fragte Sakura unvermittelt. „Weswegen?“ „Weswegen? Weil ich wegen dir gestorben bin!“ Darauf sagte Sasuke nichts. Schweigend liefen sie nebeneinander her. Sakura war beleidigt, bei Sasuke blickte sie nicht durch. Erst als sie die belebten Straßen hinter sich gelassen hatten und am Rande der Stadt das Haus auftauchte, in dem Sakura bei ihrer Tante lebte, sagte Sasuke wieder etwas. „Du gibst mir wirklich die Schuld, weil du vor den LKW gelaufen bist?“ Kalt und schneidend schnitt Sasukes Stimme durch die Luft. „Spinnst du? Ich habe die letzten Tage um dich getrauert und es schrecklich gefunden, dass du nicht mehr da warst! Und dann sagst du mir, ich würde die Schuld tragen?!“ „Wer denn sonst?! Wenn wir nicht… du weißt schon, dann wäre ich auch nicht aus deiner Wohnung abgehauen und dann wäre das alles nicht passiert!“ schrie Sakura Sasuke entgegen. Dieser verengte bei ihren Worten die Augen zu Schlitzen. Kalt sah er sie an. Ein Schauer rann Sakura über den Rücken. „Schön. Wenn du so denkst, dein Problem. Jetzt lass uns zu Tsunade gehen!“ Mit diesen Worten setzte sich Sasuke entschieden in Bewegung. Wohl oder übel musste Sakura ihm folgen. Sakura fühlte sich schlecht. Vielleicht hatte sie doch ein wenig übertrieben. Es war ja nicht so, als hätte Sasuke sie direkt vor den LKW geschubst. Aber man! Sie stand unter Stress. Nicht jeden Tag erwachte man von den Toten und war ein Geist! Natürlich war es für sie beide ungewohnt. Auf der Gefühlsebene sehr anstrengend und Kräfte zehrend. Daher versuchte Sakura Sasukes Worte nicht persönlich zu nehmen, auch wenn es schmerzte. Nachher würde Sakura sich bei Sasuke entschuldigen. Jetzt war nicht der Moment dafür. Sasuke hatte bereits geklingelt und Sakura freute sich darauf, ihre Tante wieder zu sehen. // Bitte lieber Gott, mach, das Tsunade mich sehen kann. Bitte, bitte, bitte! // Die Tür wurde geöffnet. Es war Jiraiya. Als er Sasuke erblickte, zog er fragend die Augenbrauen in die Höhe. „Was kann ich für dich tun, mein Junge?“ „Darf ich rein kommen? Ich wollte gerne mit Tsunade reden.“ „Glaube mir, das ist im Moment keine gute Idee“, erklärte Jiraiya, ließ Sasuke aber ein. Nicht einmal blickte Jiraiya in ihre Richtung. Es tat weh. Auch wenn Sakura immer gewusst hatte, dass Tsunade und Jiraiya ihre Tante und ihr Onkel waren, so waren sie doch mehr wie Eltern gewesen. Sie liebte beide. Jetzt konnte Sakura nur noch hoffen, dass Tsunade sie sehen konnte. Dennoch schwand die Hoffnung mit jedem Schritt. Stattdessen wurde ihr nicht schlagendes Herz immer schwerer, bei jedem Wort, das Jiraiya von sich gab. „Es scheint dir wieder besser zu gehen. Das freut mich. Die Beerdigung hat einen doch sehr mitgenommen. Vor allem Tsunade.“ „Ja, ich habe es gesehen. Es tut mir Leid, ich wollte auch eigentlich nicht stören.“ „Kein Ding. In den letzten Tagen hat Tsunade nichts getan, außer Wutanfälle zu bekommen, nur um dann gleich wieder in Tränen auszubrechen. Gleichzeitig vergräbt sie sich in Arbeit. Besuch tut ihr vielleicht gut.“ Jiraiya führte Sasuke die Treppe hinauf in den ersten Stock. Sakura musste sich nicht umsehen. Sie kannte sich hier auch blind aus. Sakura musterte ihren Ziehvater. Jiraiya sah deutlich älter aus. Die Falten hatten sich tief in seine Haut eingegraben, dunkle Ringe waren unter seinen Augen. Wie gerne würde Sakura ihren Onkel in die Arme schließen und ihm sagen, dass alles wieder gut werden würde. „Aber ich muss dich warnen. Tsunade trinkt ziemlich viel. Also nimm es ihr nicht übel, wenn sie unwirsch und mürrisch ist“, warnte Jiraiya Sasuke. Dieser nickte, während Jiraiya an die Tür klopfte und sie öffnete. Dann zog er sich zurück. Sakura fühlte sich schlecht. Inzwischen fand sie, dass das hier eine schlechte Idee war. Sakura wollte nicht sehen, wie mitgenommen ihre Tante war. Normalerweise war Tsunade immer stark und tough. Als Sakura mit Sasuke das Büro betrat, blieb Sakura geschockt stehen. Tsunade saß an ihrem großen Schreibtisch. Er war leer, bis auf drei leere Flaschen Sake. Sämtliche Dokumente und auch der Laptop lagen auf dem Boden zerstreut. „Tsunade!“ rief Sakura erschrocken auf und rannte auf ihre Tante zu. Doch diese reagierte nicht, sah nicht einmal auf. Erst als Sasuke sich leise räusperte, hob Tsunade den Kopf. Ein leises Keuchen entrang sich Sakura. Tsunade sah schrecklich aus. Ihre Augen waren gerötet, die Wangen eingefallen und blass. Die Tränensäcke waren angeschwollen, dunkle Augenringe lagen unter den Augen. „Was willst du?“ „Tsunade, Sie…“ „Ich weiß. Ich sehe schrecklich aus. Na und? Ist ja auch etwas Schreckliches geschehen.“ Wenn Sakura könnte, würde sie jetzt weinen. Es machte sie wütend, dass sie dazu nicht in der Lage war! Verzweifelt blickte Sakura zu Sasuke. Er schien nicht so recht zu wissen, was er tun sollte. „Sag ihr“, begann Sakura nach einem Moment, „dass ich sie lieb habe. Sag ihr, dass hätte ich dir in der Nacht der Party noch gesagt. Und das ich ihr für alles so dankbar bin.“ Unsicher sah Sasuke zu Sakura, nickte letztendlich und wiederholte Sakuras Worte. Er fühlte sich anscheinend nicht ganz wohl bei der Sache, dennoch schien es Tsunade zu helfen. „Weißt du, Sakura kann glücklich sein, dass sie solch tolle Freunde wie dich hatte.“ Oh, wie schrecklich gemein das war! Total unfair! Als ob Tsunade Sakuras Gedanken gehört hatte, sprach sie aus, was Sakura sich schon seit einiger Zeit dachte. „Es ist nicht fair. Sakura war noch so jung. Erst habt ihr eure Eltern verloren, ich meinen geliebten Bruder und jetzt ist auch noch Sakura weg!“ „Aber ich bin mir sicher, dass Sakura noch hier ist und immer bei uns bleiben wird“, versuchte Sasuke Tsunade etwas aufzumuntern. Sasuke war mehr als erleichtert, als er endlich Sakuras Haus hinter sich lassen konnte. Nie wieder würde er sich darauf einlassen! Es war schrecklich, Tsunade und Jiraiya so zu sehen. Dabei musste Sasuke unweigerlich an Kakashi denken. Als Sasukes Eltern gestorben waren, hatte Kakashi auch seine kleine Schwester verloren. Für ihn war es ganz gewiss nie leicht gewesen. Erst starb seine Schwester und dann musste er sich auch noch um ihre Kinder kümmern! Keine Sekunde bezweifelte Sasuke, dass Kakashi ihn und Itachi liebte. Aber er hatte seine Trauer alleine bewältigen müssen und sich gleichzeitig um Sasuke und Itachi kümmern müssen. Tsunade war es wohl nicht anders ergangen. Und jetzt hatte sie auch noch ihre Nichte verloren. „Scheint so, als könntest nur du mich sehen“, brachte Sakura nach einem Moment verletzt hervor. Für Sakura war das eben wohl auch nicht besonders einfach gewesen. Der Schmerz stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Komm, lass uns nach Hause gehen. Es ist schon spät. Wenn wir heimkommen, sollten wir uns schlafen legen“, schlug Sasuke vor. Er war auch tatsächlich müde. Zweimal durch die halbe Stadt zu laufen und der ganze Stress des heutigen Tages, waren nicht einfach zu bewältigen. Sakura neben ihm schwieg. Er ließ sie ihren Gedanken nachhängen. Später konnten sie auch immer noch darüber reden. Außerdem nagte es an Sasuke, dass Sakura ihm wirklich die Schuld an ihrem Tod gab. Bisher hatte Sasuke nie darüber nachgedacht. Nicht einmal hatte Sasuke darüber nachgedacht, dass er wirklich Schuld an ihrem Tod tragen konnte. Schließlich hatte Sasuke geschlafen, als der tödliche Unfall geschah. Und dennoch nagten Sakuras Worte an Sasuke. Was, wenn sie beide nie miteinander geschlafen hätten? Dann wäre Sakura nachts nach Hause gegangen und der Unfall hätte nie statt gefunden. Aber was sollte das? Diese Überlegungen änderten an der Situation überhaupt nichts. Schließlich war Sakura tot, der One-night-stand hatte stattgefunden und Ende. Außerdem würden die Schuldgefühle Sakura auch nicht von den Toten zurückholen. Dann entschloss sich Sasuke zu etwas. Er würde dafür sorgen, dass Sakura ihr Dasein nicht für alle Ewigkeit als Geist verbringen musste. Irgendeinen Weg musste es geben! Gleich morgen würde Sasuke mit seiner Recherche anfangen. Jetzt war er aber zu müde dafür. Sobald er daheim war, würde er sich schlafen legen. Und vielleicht würde Sakura irgendwann einsehen, dass er keine Schuld an ihrem Tod trug. Kapitel 3: Übung macht den Meister ---------------------------------- Sakura schwebte wenige Millimeter über Sasukes Bett. Sasuke stand unter der Dusche. Die Zeit hatte Sakura genutzt, um ein wenig an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Das lenkte sie ab. Es hatte seine Zeit gedauert, aber jetzt konnte Sakura in sitzender Position über Gegenständen schweben, sodass es wirkte, als säße sie tatsächlich. So schwer war es gar nicht. Sakura hatte auch versucht, sich tatsächlich darauf zu setzen, aber dabei war sie kläglich gescheitert. Immer wieder war Sakura durch das Bett gefallen. Einmal waren ihre Beine sogar im unteren Stockwerk gelandet und lediglich ihr Kopf war noch über dem Boden zu sehen gewesen. Mit Verwunderung hatte Sakura festgestellt, dass sie das ganze Tun erschöpfte. Nicht so wie zu Lebzeiten. Damit war es nicht ganz zu vergleichen. Vielmehr gelang Sakura mit der Zeit immer weniger. Ja, sie war sich sogar sicher, dass sie blasser wurde. Daher hörte Sakura vorsorglich auf. Nicht, dass sie noch gänzlich unsichtbar wurde. Das Wasser wurde abgestellt. Ein kleiner, perverser Teil von Sakura, wollte jetzt am liebsten den Kopf durch die Wand stecken und schauen, was Sasuke so trieb. Es war so gemein! Da hatte Sakura mit ihm geschlafen und ihn nackt gesehen, und sie konnte sich an nichts erinnern! Total Blackout! Sogar jetzt noch! Also hatte sie doch ein Recht darauf, Sasuke nackt zu sehen, oder? Rein theoretisch war es ja nichts Neues für Sakura. Und dennoch traute sie sich nicht. Während Sakura selbst mit sich rang, wurde ihr die Entscheidung auch schon abgenommen. Die Badezimmertür öffnete sich und Sasuke trat aus dem Bad. Einen Moment lang sah Sakura mit großen Augen zu Sasuke. Seine Haare waren noch nass und er trug nichts, außer einer dunklen Boxershorts. Und man, hatte Sasuke einen scharfen Körper! Kein Gramm Fett war an ihm. Alles pure Muskeln und dennoch dezent genug, um nicht zu viel zu sein. Ein Six-pack war angedeutet, was durchaus reichte. „Stimmt was nicht?“ fragte da Sasuke und riss Sakura aus ihrer Betrachtung. Wenn sie noch hätte erröten können, wäre ihr das jetzt wohl geschehen. So wandte Sakura nur schnell den Kopf ab. „Weißt du, ich habe mich gerade gefragt, ob ich überhaupt schlafen muss.“ In der Tat hatte Sakura bereits darüber nachgedacht. Statt einer Antwort, ging Sasuke auf sein Bett zu, zog die Decke beiseite und legte sich hinein. „Ist das nicht ein bisschen wenig?“ platze es aus Sakura heraus. Auf seine arrogante Art, zog Sasuke seine Augenbrauen in die Höhe. „Ich schlafe immer so“, bemerkte er ganz nebenbei. „Hast doch bestimmt schon mehr von einem Mann gesehen.“ Natürlich! Und zwar ihn! Nur leider hatte Sakura daran keine Erinnerung mehr. Daher erwiderte sie schnippisch: „Klar. Ich war schließlich über ein Jahr mit Sai zusammen.“ Und in dieser Zeit hatte Sakura auch oft genug ihren Ex-Freund nackt gesehen. Aber so hatte Sai nie geschlafen. Um nicht weiter auf diesem Thema herum zu reiten, wechselte Sakura das Thema. „Also, was ist jetzt? Denkst du, Geister brauchen Schlaf?“ „Bist du denn müde?“ fragte Sasuke schlicht. „Nö. Nicht wirklich.“ „Tja, dann wohl nicht. Im Gegensatz zu mir. Gute Nacht.“ Mit diesen Worten zog Sasuke die Decke bis zum Hals hoch, drehte sich auf die Seite, mit dem Rücken zu Sakura gewandt. Empört sah Sakura zu Sasuke. „Hey! Du kannst jetzt nicht einfach schlafen!“ „Ach ja? Und warum nicht?“ „Weil…“ Verdammt. Ihr fiel kein triftiger Grund ein. „Siehst du. Wenn du schlafen kannst, tu dir keinen Zwang an. Das Bett ist groß genug. Ansonsten würde ich es begrüßen, wenn du ruhig sein könntest, damit wenigstens ich schlafen kann.“ Mit offenem Mund blickte Sakura zu Sasuke. Der konnte es natürlich nicht sehen, lag er doch mit dem Rücken zu ihr. Für Sasuke war das Thema damit abgeschlossen. Gerne noch hätte Sakura etwas länger diskutiert. Aber sie sah ein, Sasuke hatte sich seinen Schlaf verdient. Für ihn war heute ein anstrengender Tag gewesen. Und im Gegensatz zu Sakura, lebte Sasukes Körper noch. Wie es Sakura schien, würde sie jetzt wohl eine Zeit lang sich alleine unterhalten müssen. Sie fühlte sich nicht erschöpft oder müde, hatte kein Bedürfnis zu schlafen. Dennoch legte sich Sakura anfänglich noch neben Sasuke, schloss die Augen und versuchte zu Schlafen. Doch sobald sie sich nicht länger auf das Schweben konzentrierte, sackte sie durch das Bett hindurch. Na ja, wenn sie schon nicht schlafen konnte, konnte Sakura die Zeit nutzen und weiter an ihren Fähigkeiten trainieren. Wie hieß es so schön? Übung macht den Meister! Als Sasuke am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich ausnahmsweise einmal erholt. In den letzten Tagen hatte Sasuke nur sehr schlecht und wenig geschlafen. Das hier war die erste Nacht, in der Sasuke tatsächlich durchgeschlafen hatte. Keine Alpträume hatten ihn verfolgt. Im Gegenteil. Er hatte gar nichts geträumt. Sasuke schlug die Augen auf und hätte beinahe erschrocken aufgeschrieen. Lediglich der Fakt, dass Sasuke seine Gefühle seit Jahren gut unter Kontrolle hatte, hielt ihn davon ab. „Sakura, was soll der Scheiß?“ fuhr Sasuke stattdessen seine Geisterfreundin an. Seine letzte Hoffnung, sich alles eingebildet zu haben, war mit Sakuras Anblick zunichte gemacht worden. Sie schwebte nur wenige Zentimeter über ihm und strahlte ihn gut gelaunt an. „Sieh mal, was in letzte Nacht alles gelernt habe!“ „Du hast mich zu Tode erschreckt!“ meckerte Sasuke weiter. Statt etwas darauf zu erwidern, flog Sakura mit ausgebreiteten Armen unter die Decke. „Siehst du? Ich kann nicht nur schweben, sondern auch richtig fliegen!“ „Und, was kannst du sonst noch?“ „Äh.“ Betroffen sank Sakura langsam zu Boden, blieb kurz über dem Boden stehen. „Das war’s.“ „Du hast die ganze Nacht geübt und das war es auch schon?“ fragte Sasuke skeptisch nach. Sakura setzte eine beleidigte Miene auf. „Probier du es doch mal. Dir fällt es bestimmt auch nicht einfach zu, du Genie.“ „Sicher?“ Selbstsicher und arrogant blickte Sasuke zu Sakura. Diese schien vor Empörung und Wut gleich zu platzen. „Denk an deinen Blutdruck, nicht das er dich noch ins Grab bringt“, gab Sasuke von sich, während er aus dem Bett stieg. „Ha. Ha. Sehr lustig. Hast du vor jetzt eine Karriere als Komödiant zu starten? Wenn ja, kann ich dir nur davon abraten!“ Schulterzuckend tat Sasuke Sakuras Worte ab, ging ins Bad, um sich frisch zu machen. Es war ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass man nicht länger in die Schule ging. Stattdessen würde Sasuke anfangen, nun selbst zu unterrichten. Sasuke würde in den Familiendojo mit einsteigen. Itachi und Kakashi schmissen bisher den Laden. Und das erfolgreich. Es gab immer mehr Anfragen. Und Kakashi war froh darüber, dass Sasuke jetzt mithelfen konnte. Bisher hatte Sasuke auch noch nie darüber nachgedacht, etwas anderes zu machen. Ihm gefiel es im Dojo zu trainieren. Außerdem war es bereits seit mehreren Generationen in Familienbesitz. Er wollte gar nichts anderes machen, als es mit Itachi und Kakashi zu leiten. Ab heute würde Sasuke selbst dort lehren. Kakashi hatte Sasuke zwar ein wenig Zeit eingeräumt, bis er dort anfangen wollte, aber jetzt war die Trauer aus Sasuke verschwunden. Sakura war schließlich zu seinem ständigen Begleiter geworden. Vielleicht wäre Kakashi überrascht, dass Sasuke bereits so früh anfangen wollte, aber es war schließlich seine Entscheidung. Und er freute sich darauf. Sasuke hatte sich schnell im Bad fertig gemacht, stellte kurz darauf fest, dass er aber zurück ins Bad musste, wenn er sich anziehen wollte. Das war schon anstrengend. Die Zukunft würde kein Zuckerschlecken werden. Immer jemanden um sich herum zu haben, niemals für sich alleine sein. Auf dem Weg zum Frühstück, schwebte Sakura neben ihm her. Bisher hatte sie ohne Punkt und Komma wie ein Wasserfall geredet. „Ich will auch etwas essen! Was Kakashi immer kocht, sieht so lecker aus! Und weißt du was total nervig ist?“ Sakura wartete keine Antwort von Sasuke ab. Stattdessen redete sie munter weiter drauf los. „Ich muss die ganze Zeit diese bescheuerte, schmutzige Kleidung tragen! Mal ehrlich, wie konnte es passieren, dass ich das alles in den Schmutz geworfen habe!“ Während Sakura so locker darüber sprach, spannte sich Sasuke an. So mir nichts dir nichts redete Sakura über ihre gemeinsame Nacht. Oder zumindest den Beginn davon. Auch wenn sie dabei ihr Hauptaugenmerk auf ihre Kleidung richtete. „Sag mal, kannst du dich da noch dran erinnern?“ Ja, konnte Sasuke. An so gut wie alles. Aber etwas an ihrer Wortwahl irritierte Sasuke. „Weißt du…nichts mehr davon?“ Ihm war es peinlich und unangenehm darüber zu reden. So etwas hatte Sasuke noch nie tun müssen. Bisher hatte er auch noch nie Interesse daran gehabt, eine Freundin zu haben. Ergo hatte er keinerlei Erfahrung gehabt. Sakura stattdessen schon. „Nein“, brachte Sakura nach kurzer Zeit hervor. Sie klang nicht sonderlich begeistert, geschweige denn wohl. Schön, ihr war das Thema wohl genauso unangenehm wie Sasuke. Dann konnten sie sich ja darauf einigen, nie wieder darüber zu reden. Passenderweise musste Sasuke jetzt sowieso aufhören, sich mit Sakura zu unterhalten. Er betrat die Küche. Itachi saß am Tisch und aß gerade sein Frühstück, bestehend aus Brot, Marmelade, Käse und Wurst. Kakashi war nirgends zu sehen. Sasuke setzte sich seinem Bruder gegenüber hin. Sakura ließ sich, zu Sasukes Überraschung, neben Itachi nieder. In der Tat hatte sie letzte Nacht geübt. Es sah aus, als würde sie tatsächlich sitzen. „Wo ist Kakashi?“ erkundigte sich Sasuke, während er sich ein Brötchen griff. „Dir auch einen guten Morgen“, war Itachis Antwort. Genüsslich biss Itachi in sein Brot. Erst nachdem er den Bissen hinuntergeschluckt hatte, bequemte sich Itachi dazu, zu antworten. „Kakashi ist schon im Dojo. Heute beginnt ein neuer Kurs für Anfänger.“ „Ah. Ich werde jetzt übrigens auch mithelfen.“ Skeptisch zog Itachi die Augenbrauen in die Höhe, während er lässig weiter aß. „Mir geht es gut. Du musst mich nicht so ansehen, als wäre ich ein rohes Ei, auf das man aufpassen müsste.“ In den letzten Tagen war Sasuke das Verhalten seiner Familie ihm gegenüber egal gewesen. Jetzt nervte diese führsorgliche Art. „Weißt du was Sasuke? Egal wie cool und lässig du dich immer gibst, Itachi und Kakashi übertrumpfen dich bei weitem. Und die sehen soooo gut aus!“ Schwärmerisch gab Sakura einen Seufzer von sich. Bei ihren Worten hätte sich Sasuke beinahe an seinem Kaffee verschluckt. Ganz sicher, die blöde Gans tat das alles nur, um ihn zu ärgern und ihn vor Itachi blöd da stehen zu lassen. Sein Bruder sah auch schon wieder skeptisch zu Sasuke. „Alles in Ordnung?“ erkundigte sich Itachi. „Ha! Und seine Stimme ist so unglaublich sexy!“ Sakura hatte doch tatsächlich den Nerv, ihren Kopf an Itachis Schulter zu legen. Na ja, fast. Sie berührten sich nicht, aber es waren nur wenige Millimeter, die sie voneinander trennten. Obwohl Sasuke das eigentlich egal sein konnte, verengten sich seine Augen. Vor Wut, wenn er sich nicht täuschte. „Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn du heute schon im Dojo anfängst.“ Itachis Reaktion war verständlich. Für ihn sah es so aus, als würde Sasuke Itachis Schulter wütend anstarren. Fragend blickte Itachi auf seine Schulter. Schnell zog sich Sakura zurück, damit ihr Kopf nicht durch Itachis ging. Warum nur störte es Sasuke, dass Sakura seinen Bruder attraktiv fand? Bestimmt, weil sie vorhin mit dem blöden Thema angefangen hatte. Sasuke bedeutete die Nacht mit Sakura nichts. Wieso auch? Aber es nagte an ihm zu wissen, dass er nicht gerade eine Glanzleistung gebracht hatte. Das war es. Ganz sicher. „Nein, ich werde euch helfen“, gab Sasuke entschieden von sich. „Gut. Vielleicht lenkt es dich ja ein wenig ab.“ Itachi war mit frühstücken fertig, räumte seine Sachen zusammen und stand auf. Als er den Raum verließ, konnte es sich Sakura nicht nehmen und schwärmte von Itachis > sexy Rückenansicht <, wie sie es meinte. Das sie dabei von seinem Hintern sprach, war Sasuke klar. Erst als er sich sicher sein konnte, dass ihn niemand hörte, funkelte Sasuke Sakura verärgert an. „Du lässt mich wie einen Idioten da stehen!“ „Wieso? Dir kann es doch egal sein, wen ich heiß finde“, erwiderte Sakura ganz unschuldig. „Wenn du mit so etwas ganz plötzlich anfängst, dann…“ „Hat es dich aus dem Konzept gebracht?“ fragte Sakura gut gelaunt nach. „Schön. Dann hatte ich Erfolg. Du sahst andauernd so angespannt aus. Aber hey, jetzt wirkst du verärgert. Pass auf dass das nicht zur Gewohnheit wird, ansonsten bekommst du noch Falten.“ Vergnügt zwinkerte Sakura Sasuke zu, streckte ihm lächelnd die Zunge heraus. Ihre Worte und Verhalten trugen nicht gerade dazu bei, dass sich Sasukes Stimmung hob. Gut das er seinen Frust im Dojo abreagieren konnte. Sakuras Stimmung war ausgesprochen gut. Sasukes dagegen befand sich im Keller. Eigentlich hatte Sakura ja vorgehabt, sich bei Sasuke zu entschuldigen. Ihre Anschuldigungen von gestern waren wirklich unter die Gürtellinie gegangen. Deswegen hatte Sakura auch ein schlechtes Gewissen. Aber irgendwie war sie gerade viel zu gut drauf. Sie hatte einen Verdacht, wieso. Letzte Nacht, während Sasuke friedlich geschlafen und Sakura trainiert hatte, war genug Zeit gewesen, um nachzudenken. Erst da war ihr wirklich bewusst gewesen, dass sie tot war. Und eine zweite Chance erhalten hatte. Warum, war Sakura ein Rätsel. Aber sie hatte die Möglichkeit, weiter zu leben, wenn auch in etwas anderer Art und Weise. Sie sollte die Zeit nutzen, die sie hatte. Gerade so der endgültigen Vernichtung der Existenz entgangen zu sein, weckte ein tiefes Gefühl der Lebensfreude. Am liebsten wollte Sakura laut schreiend und singend durch die Gegend laufen, hüpfen und alle Welt umarmen. Da das nicht ging – Sakura wollte Sasuke nicht unnötig Schmerzen bereiten – hatte Sakura angefangen, Sasuke ein wenig zu ärgern. Nur ein bisschen. Beim Training würde sie Sasuke in Ruhe lassen. Aber auch ein Geist brauchte etwas Spaß und Ablenkung. Allein die Vorstellung, jede Nacht alleine zu sein und sich irgendwie beschäftigen zu müssen, hörte sich nicht besonders prickelnd an. Anscheinend hatte es Sakura aber ein wenig zu weit getrieben. Sasuke neben ihr stapfte entschieden zum Dojo, wirkte mehr als nur verärgert. Männer. Verstehe einer die Männer. Sonst war Sasuke immer so unglaublich cool und gelassen und dann machte sie ein paar Scherze über Itachi und dann benahm sich Sasuke… Moment, war Sasuke eifersüchtig? Es war schwer sich das vorzustellen. Aber er hatte ja auch mit ihr geschlafen. War Sakura eigentlich seine Erste gewesen? Schließlich hatte Sasuke vorher noch nie eine Freundin gehabt. Vielleicht reagierte er deswegen so. „Tut mir Leid. Wegen vorhin. Ich wollte dich nicht verärgern“, entschuldigte sich Sakura bei Sasuke. Dieser schnaubte nur, nickte aber, so als würde er die Entschuldigung annehmen. Dennoch versuchte Sakura nicht allzu viel in sein Verhalten hinein zu interpretieren. Es war nicht gut, wenn Sakura sich in die Idee hineinsteigerte, Sasuke könne mehr als Freundschaft für sie empfinden. // Törichtes Herz. // Nur weil Sakura schon seit einiger Zeit auf Sasuke stand – die Beziehung mit Sai hatte eine Pause dargestellt, wo sie ausnahmsweise einmal nicht in Sasuke verliebt gewesen war – so hatte das noch lange nicht zu bedeuten, dass Sasuke auch so für sie empfand. Während Sakura so in Gedanken versunken war, bemerkte sie erst etwas verspätet fest, dass sie sich mit Sasuke in der Umkleidekabine befand. Itachi war bereits so weit angezogen. Lediglich sein Oberteil fehlte, das er sich gerade über den Kopf zog. Die Zeit reichte, damit Sakura einen ausgiebigen Blick auf Itachis makellosen Körper werfen konnte. „Liegt wohl in der Familie, dass ihr alle so einen tollen Körper habt.“ Bevor Sakura darüber hatte nachdenken können, waren ihr die Worte auch schon entschlüpft. Wenn es noch möglich wäre, so wäre Sakura jetzt rot angelaufen. Schließlich hatte sie nicht nur zugegeben, dass Itachi gut aussah, sondern auch zugegeben, dass Sasuke ebenso gut aussah. Dem Uchiha war das wohl nicht entgangen. Mit hochgezogener Augenbraue - die sowohl Arroganz als auch Herablassung zeigte – sah Sasuke zu Sakura. „Sasuke, willst du hier nur rum stehen oder dich fertig machen?“ Itachis Worte sorgten dafür, dass Sasuke Sakura nicht länger ansah. Worüber sie froh war. Ansonsten wären ihr wohl noch weitere peinliche Sätze entschlüpft, in der Hoffnung, ihre Worte zu erklären, was es gewiss nur noch schlimmer gemacht hätte. Damit Sasuke sich umziehen konnte, drehte sich Sakura um. Sie hätte auch den Raum verlassen können, aber dann wäre ihr nicht aufgefallen, wann Sasuke fertig war. Sakura war hier schon oft genug gewesen. Sie selbst hatte zu Lebzeiten in diesem Dojo trainiert. Direkt unter der Leitung von Kakashi. Naruto, Sasuke, Neji, Sai und Sakura waren die einzigen, die von Kakashi ein Sondertraining erhielten. Er meinte, sie alle hätten ein besonderes Talent für die Kampfkünste. Bei Sasuke war es nicht weiter verwunderlich. Viermal die Woche hatte Sakura hier Training gehabt. Ebenso wie die anderen. Das einzige, was Sakura irgendwann daran gestört hatte, war, dass auch Sai immer dabei war. Seit vier Monaten waren sie getrennt, aber vor allem im Training versuchte Sai Sakura zurück zu gewinnen. Erfolglos. Sasuke räusperte sich leise. Sakura ging davon aus, dass er ihr somit zu verstehen gab, dass er fertig war. Daher drehte sich Sakura um. Und behielt recht. Schweigend verließen Sakura und Sasuke die Umkleidekabine. Von dort gelangte man direkt in den Trainingsraum. Kakashi stand in seiner üblichen Trainingskleidung da. Schwarze Hose, schwarzes Oberteil. Barfuss. Itachi stand bei seinem Onkel und unterhielt sich mit ihm. Sasuke steuerte auf sie zu. Notgedrungen folgte Sakura ihnen. „Guten Morgen, Sasuke“, begrüßte Kakashi seinen Neffen. „Morgen“, erwiderte Sasuke die Begrüßung. „Itachi hat mir gerade erzählt, du möchtest ab heute das Training übernehmen?“ Zustimmend nickte Sasuke. „Wenn das so ist, kannst du das Training der Anfänger übernehmen. Es fängt gleich an. Es sind Kinder zwischen vier und sieben Jahren.“ Erneut nickte Sasuke. Sakura stattdessen seufzte laut auf. Das würde dann wohl heißen, dass Sakura den ganzen Tag damit zubringen würde, Sasuke dabei zuzusehen, wie er kleine Kinder die Grundschritte beibrachte. Es gab wirklich spannenderes. Aber ihr blieb ja nichts anderes übrig. „Hey, Sasuke! Sei aber zu den Kleinen nicht so böse. Ich werde eine Strichliste führen, wie viele Kinder du zum Weinen bringst. Ich wette, es werden welche dabei sein. Dann wärst du kein so guter Sensei wie Kakashi. Bei ihm hat es immer Spaß gemacht, auch wenn es anstrengend war.“ Fröhlich redete Sakura drauf los. Irgendwie musste sie sich ja die Zeit vertreiben. Außerdem war es wunderbar, die ganze Zeit mit Sasuke zu reden, ihn zu ärgern, ohne das dieser etwas dagegen unternehmen konnte. Schließlich wollte er von seinem Onkel und seinem Bruder nicht wie ein Volltrottel dastehen. Schweigend ließ Sasuke alles über sich ergehen. Außerdem musste er nicht lange warten, dann konnte er mit seiner neuen Arbeit beginnen. Etwas mehr als zwei dutzend kleine Kinder kamen mit ihren Eltern zum Dojo. Viele an der Hand der Mutter. Sakura hatte sich, in sitzender Position, nur wenigen Millimeter über dem Boden bequem gemacht. Sie war gespannt, wie sich Sasuke als Sensei anstellen würde. Irgendwie konnte sich Sakura nicht vorstellen, dass Sasuke genügend Verständnis für die Anfänger übrig hatte. Sicherlich würde es ihn schnell nerven, dass die kleinen Kinder nicht sofort alles perfekt beherrschten. Das würde sicherlich amüsant werden. Kapitel 4: Zweifel und Stolz ---------------------------- Erschöpft ließ sich Sasuke am Abend in sein Bett fallen. Niemals hätte er sich vorstellen können, dass das Trainieren von kleinen Kindern so anstrengend sein konnte! Und zu seinem Leidwesen hatte Sakura recht behalten. Ein kleiner Junge hatte tatsächlich angefangen zu weinen. Deswegen fühlte er sich noch immer schlecht. Sasuke hatte sich so viel Mühe gegeben. Hatte dem Jungen immer wieder den Grundschritt gezeigt, den der einfach nicht hinbekam. Und dann, ganz plötzlich, hatte der Junge angefangen zu weinen und war zu seiner Mutter gerannt, die, gemeinsam mit den anderen Eltern, auf einer Bank am Rande der Trainingshalle gewartet hatte. Die Eltern hatten heute ausnahmsweise dabei sein dürfen, weil es ein Schnupperkurs war. Sozusagen ein Testtraining. „Denkst du schon wieder an das Training? Komm schon, das war doch gar nicht mal so übel!“ versuchte Sakura Sasuke aufzumuntern. Als Sasuke nicht darauf reagierte, seufzte Sakura auf. „Hey, bist du der obercoole Uchiha, Sportass und Intelligenzbestie oder ein, sich selbst bemitleidender, Volltrottel?“ Skeptisch zog Sasuke die Augenbrauen in die Höhe, während er zu Sakura aufschaute. Diese hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah Sasuke aufmunternd an. „Du weißt schon, dass ich auf den obercoolen Uchiha hinaus wollte, nicht?“ „Sakura, lass gut sein.“ Natürlich tat sie es nicht. Warum konnte Sakura nie das tun, was man ihr sagte? Wie hatte es nur geschehen können, dass sich Sai in Sakura verliebt hatte? Oder Naruto und Lee. Wirklich, was fanden all die Kerle nur an ihr? Sie sagte immer was sie dachte und seitdem sie ein Geist war, war es sogar noch schlimmer geworden. Scham war wohl nach ihrem Tod zu einem Fremdwort für Sakura geworden. „Abgesehen von dem kleinen Heulzwischenfall finde ich, hast du dich super geschlagen. Und wenn ich mich nicht täusche, dann schwärmen die Mädchen schon jetzt für dich. Und den Kindern hat es bestimmt auch Spaß gemacht. Hast du nicht gesehen, wie begeistert die meisten waren? Ich wette, dreiviertel der heutigen Teilnehmer werden sich fest eintragen lassen.“ Man musste Sakura anrechnen, dass sie sich wirklich Mühe gab, um Sasuke aufzumuntern. Tatsächlich half es auch ein wenig. Dann fiel Sasuke etwas ein, was er sich gestern selbst vorgenommen hatte. Er wollte doch mit seiner Recherche beginnen! Daher stand Sasuke auf, setzte sich an seinen PC und startete ihn. Neugierig schwebte Sakura herbei und sah ihm über die Schulter, während er im Internet nach Informationen über Geister suchte. „Danke“, murmelte Sakura neben ihm. Sasuke tat es mit einem Schulterzucken ab. Was sollte er auch groß sagen? Es verstrich einige Zeit, während Sasuke sich durch verschiedene Seiten klickte. Sakura las mit, schwieg aber. Die meisten Texte überflog Sasuke. Zumeist handelte es sich dabei um Augenzeugenberichte, wo Menschen von Geistern heimgesucht wurden oder ein Poltergeist in ihrem Haus lebte. Alles Schwachsinn, wenn man Sasuke nach seiner Meinung fragen würde. Abgesehen davon, dass Sakura ihn nervte, tat sie nichts. Sie konnte ja nicht einmal etwas, außer Schweben! Außerdem ließ Sakura auch keine Treppen unheimlich knarren oder spielte mit dem Licht herum. Das waren alles schwachsinnige, abergläubische Idioten! „Boah, voll unheimlich. Wie bei einem Horrorfilm“, entgegnete da Sakura. Sasuke verdrehte die Augen. Glaubte sie den Schrott auch noch? Gut, sie war ein Geist, Gespenst oder was auch immer, aber sie konnte doch nichts oder war böse und wollte Rache! „Ah, du bist noch wach. Das ist gut. Ich wollte mit dir reden.“ Bei diesen Worten klickte Sasuke schnell die geöffneten Internetseiten weg und drehte sich zu seiner Zimmertür um. Dort stand Kakashi, der ohne zu fragen eintrat. So war sein Onkel schon immer gewesen. Man hatte zwar seine Privatsphäre, aber wenn Kakashi etwas von ihm wollte, dann gab es kein Halten mehr. „Äh, was gibt’s?“ fragte Sasuke und versuchte sich nicht ertappt zu fühlen. „Ich wollte mit dir reden.“ Bei diesen Worten betrat Kakashi gänzlich das Zimmer. Sakura, die weiter neben Sasuke schwebte, machte es sich auf dem Bett bequem. Kakashi, der erst auf das Bett zugesteuert hatte, änderte kurzfristig seine Meinung und blieb lieber neben Sasuke stehen. Irritiert über das Verhalten seines Onkels, runzelte Sasuke die Stirn, sagte aber nichts. Stattdessen wartete er darauf, dass Kakashi mit dem Gespräch anfing. „Wegen heute…“, begann der Dojo Meister auch sogleich. Sasuke sackte das Herz in die Hose. Sicherlich bekam er jetzt Ärger oder bekam zu hören, dass er als Sensei nicht zu gebrauchen war. „…muss ich dich wirklich loben.“ Überrascht hielt Sasuke in seinen Befürchtungen inne und sah erstaunt zu Kakashi. „Was? Aber ein Kind hat geweint!“ Lächelnd zuckte Kakashi mit den Schultern. „Damals, als ich als Sensei angefangen habe, war ich nicht sonderlich umgänglich. Ich habe immer alles sehr ernst und genau genommen. Wenn jemand einen Fehler gemacht hat, wurde er bestraft.“ Erstaunt blickte Sasuke seinen Onkel an. So hatte er ihn bisher noch nie erlebt. Kakashi war immer für einen da, war nett, hatte immer ein offenes Ohr für einen und war wie der beste Freund. Bisher hatten Itachi und Sasuke so gut wie nie Ärger von Kakashi bekommen. Es war ihm wichtig, dass seine Neffen Spaß am Leben hatten, bot ihnen viel, vergaß dabei aber nie, ihnen zu zeigen, wie sehr er sie liebte. Und dafür liebte Sasuke seinen Onkel. Und auch andere Menschen behandelte Kakashi so. Noch nie hatte er seinen Onkel wütend erlebt. Vielmehr war er immer verständnisvoll und vertraute einem. „Tja“, fuhr Kakashi lächelnd fort. „Ich war auch einmal jung und habe es nicht besser gewusst. Aber wegen dem Jungen solltest du dir keine Gedanken machen. Du hast heute wirklich einen tollen Job geleistet.“ „Meine Rede! Sag ich dir doch schon die ganze Zeit“, warf Sakura ein, wurde aber selbstverständlich von Sasuke nicht weiter beachtet. „Itachi kann es auch nicht besser. Und wenn nur ein Kind weint, ist das ein guter Schnitt. Wichtig ist doch, dass es den Leuten Spaß macht, die hier her kommen. Und die, die dann ein Talent für den Kampfsport besitzen, treten auch an Wettkämpfen an. Ab morgen kannst du sämtliche Gruppen mit kleinen Kindern übernehmen. Itachi wird froh sein, dass er sich nicht länger um zwei Gruppen kümmern muss.“ In der Tat unterrichtete Itachi die Anfänger und auch Fortgeschrittenen. Kakashi kümmerte sich um sämtliche Gruppen mit Hauptaugenmerk auf diejenigen, die für Wettkämpfe geeignet sind und, oder sich im Teenageralter befanden. Itachi trainierte die Leute so weit, dass sie dafür geeignet waren und Kakashi übernahm den Feinschliff. Das Sasuke erst nur die Anfänger bekam, fand er nicht weiter schlimm. Schließlich begann er mit dem Job gerade erst. Zwischen trainieren und lehren war ein großer Unterschied. Und das Itachi weiter als er war, war auch nicht verwunderlich, schließlich war Itachi vier Jahre älter als Sasuke. „Ich werde mir Mühe geben und dich nicht enttäuschen!“ äußerte Sasuke entschlossen, was Kakashi noch breiter Grinsen ließ. „Natürlich wirst du das.“ Liebevoll verwurstelte Kakashi Sasuke sein Haar. Das tat Kakashi oft, ebenso wie Itachi. Damit hatte sich Sasuke schon vor langer Zeit abgefunden. Das Sakura jetzt aber dabei war, passte Sasuke gar nicht. „Ach ja, was ich noch sagen wollte“, begann Kakashi. Eigentlich hatte Sasuke angenommen, sein Onkel würde jetzt gehen. Worüber konnte Kakashi wohl noch mit ihm sprechen? „Es freut mich zu sehen, dass es dir anscheinend besser geht. Hast du, außer bei der Beerdigung, mal etwas von den anderen gehört? Miteinander reden hilft sicherlich.“ „Ja, genau! Ich will die anderen auch wieder sehen! Lass uns mit denen treffen, Sasuke!“ forderte auch sogleich Sakura. „Ich weiß nicht. Ich glaube, die anderen wollen im Moment keine Gesellschaft“, widersprach Sasuke seinem Onkel. Und um ehrlich zu sein, hatte er keine Lust, seine Zeit mit schlecht gelaunten, traurigen Klößen zu verbringen. „Hm. War ja nur eine Idee. Schlaf gut.“ Mit diesen Worten verließ Kakashi Sasukes Zimmer. Sakura nahm jetzt Kakashis Platz ein, sah besorgt zu Sasuke, der sich eigentlich der Internetrecherche wieder widmen wollte. „Geht es den anderen so schlecht?“ fragte Sakura bedrückt. „Was denkst du denn? Die anderen wissen schließlich nicht, dass du als Geist wieder zurückgekommen bist“, entgegnete Sasuke scharf. „Daran hab ich gar nicht mehr gedacht.“ Wow, darauf wäre Sasuke ja im Lebtag nicht drauf gekommen! Außer über Tsunade und Jiraiya hatte sich Sakura wohl um sonst niemanden Gedanken gemacht. Sasuke hoffte, es lag daran, dass das alles so ungewohnt und erschreckend für Sakura war. Ansonsten musste er davon ausgehen, dass sie alle mehr oder weniger Sakura egal waren. Etwas, das sich Sasuke nicht vorstellen wollte. Morgen ist Training. Vielleicht kommen die anderen ja.“ „Und was ist mit Ino, Shikamaru, Tenten, Hinata, Lee und Choji? Ich würde gerne alle wieder sehen! Und mit ihnen reden!“ verlangte Sakura. Das konnte Sasuke nachvollziehen. Dennoch ging es nicht. „Sakura, ich kann schlecht bei allen vorbei schauen, irgendwelchen Smalltalk betreiben, während die anderen total deprimiert sind.“ Einen Moment dachte Sakura darüber nach. Niedergeschlagen ließ sie den Kopf hängen, stimmte Sasuke aber dennoch zu. „In ein paar Wochen wird sich alles wieder gelegt haben. Da bin ich mir sicher. Und vielleicht werden die anderen mir die verrückte Geschichte von einer Geister-Sakura glauben“, versuchte dieses mal Sasuke Sakura aufzumuntern. Dankbar lächelte Sakura ihn an. Vielleicht würde die Zukunft mit Sakura ja doch nicht so anstrengend werden, wie befürchtet. Noch etwa eine Stunde klickte sich Sasuke von Internetseite zu Internetseite. Alles was er fand, war irgendwie…dumm. Es passte einfach nicht auf Sakura. Wenn jemand behauptete, sie wäre ein dämonisch gesinnter, Unheil treibender Geist, dann würde es Ärger geben! Sakura war doch lediglich an Sasuke gebunden. Ansonsten tat sie doch niemandem etwas! Gab es aber irgendwo noch andere Geister? Wenn ja, würde Sakura diese gerne treffen. Solange sie nicht dem typischen Geist aus Horrorfilmen konfrontiert wurde, war alles gut. Und vielleicht könnte Sakura dadurch ja auch in Erfahrung bringen können, ob sie vielleicht später noch mehr lernen könnte. Vor allem ob sie ihre Klamotten wechseln könnte. Das wäre super! Sasuke vor dem PC, gähnte ausgiebig. Sakura blickte auf die Uhr. Es war bereits kurz nach Mitternacht! Dadurch, dass Sakura keinerlei Müdigkeit empfand, war ihr das Zeitgefühl vollkommen abhanden gekommen! Seit Stunden saß Sasuke am PC, nur um ihr zu helfen! Wurde Zeit, dass sich Sakura bei ihm entschuldigte. „Äh, Sasuke. Erst mal danke dafür, dass du mir hilfst. Aber vielleicht solltest du jetzt aufhören. Es ist schon spät.“ Erstaunt riss Sasuke die Augen auf, als er auf Sakuras Worte hin auf die Uhr blickte. Sakura war sich sicher ein „ so spät schon!“ von Sasuke zu vernehmen. Dann machte er sich daran, den PC auszuschalten und ging ins Bad. Sakura seufzte auf. Was sollte das denn? Wie sollte sich Sakura bei Sasuke bedanken, wenn er einfach ins Bad stolzierte? Kurzerhand folgte Sakura Sasuke, indem sie einfach durch die Wand schwebte. Erschrocken keuchte sie auf, als sie Sasuke halbnackt im Bad stehen sah. Gerade noch rechtzeitig – oder leider – zog sich Sasuke seine Boxershorts wieder an. Wie peinlich! Zwei Sekunden früher und Sakura hätte Sasuke dabei erwischt, wie er gerade pinkelte! So hatte sie wenigstens nicht allzu viel von mitbekommen. Sasuke war das wohl auch nicht egal. Er herrschte sie an und brüllte, sie solle aus dem Bad verschwinden. Gerne folgte Sakura seinem Befehl. Zu Lebzeiten wäre ihr so etwas peinliches nicht passiert! Außerdem gab es eh nichts mehr zu sehen. Nach kurzer Zeit kehrte Sasuke in sein Zimmer zurück. Stinksauer. „Noch nie was von Anklopfen gehört?“ zischte Sasuke Sakura an. „Tut mir Leid, aber dazu bin ich leider nicht in der Lage“, entgegnete Sakura schnippisch. Einen Moment lang funkelten sich Sakura und Sasuke wütend an. Während sich Sasukes Puls erhöhte – Sakura stellte verwundert fest, dass sie seinen Herzschlag hören konnte – blieb Sakura ganz ruhig. Ihr fehlte schließlich ein schlagendes Herz. Wie bei einem Vampir. Total unheimlich! Aber Sakura schweifte ab. Eigentlich hatte sie doch vorgehabt, sich bei Sasuke zu entschuldigen. Da konnte sie doch schlecht mit ihm streiten. Daher gab Sakura das Blickduell auf und ließ sich auf ihre Art und Weise auf dem Bett nieder. „Na ja, eigentlich wollte ich mich ja bei dir entschuldigen. Jetzt wohl wegen zwei Sachen.“ Sasuke schwieg, sah aber nicht mehr ganz so sauer drein. Daher redete Sakura einfach weiter. „Also einmal tut es mir Leid, dass ich eben so ins Bad geplatzt bin. Wird nicht wieder vorkommen.“ Bei ihren Worten verschränkte Sasuke die Arme vor der Brust, forderte sie mit einer Kopfbewegung aber dazu auf, fortzufahren. Lief doch bisher ganz gut, fand Sakura. „Na ja, und wegen dem, was ich gestern zu dir gesagt habe, wollte ich mich auch entschuldigen. Tut mir wirklich Leid. An meinem Tod trägst du nun wirklich keine Schuld. Ich hab ein bisschen überreagiert und so. Ich hoffe du kannst mir verzeihen.“ Erwartungsvoll und hoffend blickte Sakura zu Sasuke. Dieser reagierte im ersten Moment überhaupt nicht. Dann ließ er die Arme sinken, ging auf sein Bett zu und ließ sich ins Bett fallen. „Schon gut“, murmelte Sasuke in die Bettdecke hinein. Erleichtert atmete Sakura aus. Gut, das wäre geschafft. „Schlaf gut“, wünschte Sakura Sasuke eine Gute Nacht. Dieser bedankte sich. Mehr konnte er sowieso nicht tun. Nach kurzer Zeit war Sasuke eingeschlafen. Langeweile drohte von Sakura Besitz zu ergreifen. Was konnte sie jetzt machen? Wieder nur üben? Etwas anderes blieb ihr ja wohl nicht übel. Und die ganze Nacht über Sasuke beim Schlafen zu beobachten, war doch irgendwie krank, fand Sakura. Seufzend schwebte Sakura zum Fenster, steckte den Kopf durch die Rollläden und sah hinaus. Von hier hatte sie einen guten Blick auf die Stelle, wo Sakura gestorben war. Es war immer noch sehr merkwürdig, sich das vorzustellen. Wenigstens konnte sie sich nicht daran erinnern, außer, dass der LKW auf sie zugerast kam. Was wohl mit dem armen Mann geschehen war? Hoffentlich hatte er keine allzu großen Schuldgefühle oder musste gar ins Gefängnis! Schließlich war Sakura auf die Straße gefallen. Da war es schwer als Autofahrer zu reagieren. Aber selbst wenn Sakura wollte, unternehmen konnte sie ja doch nichts. Da kam ihr eine Idee. Vielleicht konnte Sakura gemeinsam mit Sasuke herausfinden, wer der LKW-Fahrer gewesen war und konnte dann mit Sasuke zu dem Mann gehen. Sasuke konnte dann, so als ihre Art Sprachrohr, dem Mann mitteilen, das Sakura nicht böse auf ihn war und ihn keinerlei Schuld traf. Yeah, Sasuke konnte vielleicht als Medium arbeiten. Ein Betrüger wäre er schließlich nicht. Mit einem Geist konnte er tatsächlich reden! Außerdem, dank Sasukes Recherchen, wusste Sakura nun, das sie ein Geist war, kein Gespenst. Bei Geistern, so die allgemeine und weit verbreitete Meinung im Internet, handelte es sich um die Seelen oder Rückstände von verstorbenen Menschen. Gespenster waren meist nur ausgedachte Wesen, die spukten und so einen Kram machten. Es gab aber auch die Meinung, dass Geister und Gespenster dasselbe waren. Na ja, leider gab es keine Informationen darüber, was Geister und Gespenster so konnten. Es gab vieles und doch nichts. Es gab einen Haufen Informationen darüber, was Flaschengeister etc. so konnten. Aber nicht explizit, was der normale Hausgeist konnte. Aber Sakura konnte die Nächte nutzen, um an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Das Schweben funktionierte ja ganz gut. Vielleicht sollte sie sich jetzt daran machen zu versuchen, etwas zu berühren. So richtig berühren. Ohne das sie dabei durch etwas hindurch griff. Sakura hasste das Gefühl. Mit der Zeit, wenn ihr nichts anderes übrig blieb, würde sie sich damit wohl aber abfinden müssen. Sakura wandte ihren Blick wieder nach draußen. Die Nacht war sternenklar. Ab jetzt würde sie wohl eine menge Zeit haben, um sich die Sterne genauer ansehen zu können. Obwohl es mitten in der Nacht war, herrschte auf den Straßen Tokios noch viel Verkehr. Überall gab es schillernde und leuchtende Reklametafeln. Von dem Haus aus konnte man über einen großen Teil von Tokio blicken. Dennoch war es hier verhältnismäßig ruhig. Bei Sakura daheim war es sogar noch ruhiger, da Tsunade gerne die Ruhe liebte und ihre Großeltern ebenso gedacht hatten, weswegen die Familie Haruno in zweiter Generation dort wohnte. Hm, vielleicht sollte Sakura doch lieber daran arbeiten, sich von Sasuke entfernen zu können, ohne das dieser blöde Sog auftauchte und Sasuke in die Ohnmacht trieb. Einen Moment dachte Sakura darüber nach, was ihr wichtiger war. Alleine zu sein beziehungsweise einmal Abstand zu Sasuke zu haben oder ob sie Dinge und vor allem geliebte Menschen anfassen wollte. Nur was brachte es ihr, wenn Sakura jemanden anfassen konnte, ohne das der andere es mitbekam? Von Sasuke einmal abgesehen. Schwere Entscheidung. Es gab Vor- und Nachteile. Und leider brachte ihr beides irgendwie nichts und dennoch wollte es Sakura können. Besser sie fing damit an, was leichter war. Und was konnte leichter sein? Das war eine gute Frage, wenn man beides nicht konnte. Kurzerhand entschied Sakura, dass sie mit dem Anfassen von Dingen anfangen konnte. Sakura zog ihren Kopf aus der Wand zurück. Die kühle Nachtluft verschwand. Gänzlich wieder in Sasukes Zimmer, sah sich Sakura um. Womit sollte sie anfangen? Vielleicht war groß und schwer ganz gut. Aber eigentlich hatte ein Schrank ebenso eine feste Materie wie ein Würfel. Egal. Sakura wollte ja lernen, Dinge anzufassen, nicht, sie hochzuheben. Das würde sicherlich schwieriger werden. Entschlossen stellte sich Sakura vor Sasukes Kleiderschrank und streckte die Hand danach aus. Es war dunkel. Lediglich die Sterne und der Mond boten einen Lichtfleck in der Dunkelheit. Still und verlassen lag der Friedhof da. Wirkte unheimlich und gespenstisch in der Nacht. Die Blätter der Bäume bewegten sich im Wind, rauschten und ließen die Umgebung noch gruseliger erschienen. Doch das alles interessierte ihn nicht. Seit Stunden stand er nun schon auf dem Friedhof, direkt vor dem Grab des jungen Mädchens. Ihr Tod war ein solcher Glückstreffer für ihn. Und jetzt wollte er dieses Glück für sich beanspruchen. Bereits letzte Nacht hatte er hier gestanden und gewartet. Er wusste, es konnte einige Zeit dauern, daher hatte er die letzte Nacht erwartungsvoll gewartet und sich im Warten geübt. Das es aber bereits die zweite Nacht war, störte ihn sehr. Auch tagsüber war er ab und an hier vorbei gekommen. Aber natürlich hatte er nicht allzu lange bleiben können. Dass das Grab noch frisch war und etliche Blumen davor lagen, kam ihm zugute. So wurde niemand misstrauisch. Aber wie lange sollte er hier noch warten! Sie hatten eine Abmachung! Er hatte doch nicht so viel dafür hergegeben, nur um mit leeren Händen hier zu stehen! Er würde sich wohl noch einmal mit ihm treffen müssen. Es würde nicht leicht werden, sondern wieder sehr anstrengend und Kräfte zehrend. Bisher hatte es sich aber immer noch gelohnt. Also würde er einen erneuten Ruf in Kauf nehmen. Für seinen Wunsch würde er alles geben. Niemand nahm ihm einfach das weg, was für ihn am wichtigsten war. Niemand! Jetzt war die Zeit gekommen, sich zurückzuholen, was ihm vor Jahren genommen wurde. Der Tod des Mädchens war einfach zum perfekten Zeitpunkt gekommen. So hatte er Sakura Haruno nicht erst umbringen müssen oder sich sonst bei irgendwem die Hände schmutzig machen müssen. Nur wo war sie? Sie musste von den Toten zurückgeholt worden sein. Dessen war er sich sicher. Nur wo war ihr Geist? Dauerte der Übergang vom Totenreich so lange? Nun gut. Heute Nacht würde er noch abwarten. Wenn sie bis dahin nicht zu ihm kam, würde er andere Seiten aufziehen. Niemand ließ ihn warten oder missachtete seine Befehle. Niemand, dem sein Leben und seine Seele lieb war. Kapitel 5: Eifersüchtig? ------------------------ Der Morgen graute bereits und Sakura übte noch immer entschlossen. Bisher hatte sie nur kleine Fortschritte erzielt. Aber wenigstens schaffte es Sakura, dass nicht mehr ihre ganze Hand durch den Schrank griff, sondern das sie es schaffte, nach wenigen Zentimetern die Hand zu stoppen und sie sozusagen festhielt. Anschließend benötigte Sakura aber ihre ganze Konzentration, damit sie ihre Hand wieder zurückziehen konnte. Der Trick war, so hatte Sakura inzwischen herausgefunden, Konzentration. Doch reine Willenskraft reichte nicht aus. Übung war ebenso entscheidend. Also konnte es wohl noch seine Zeit dauern, bis Sakura es endlich schaffte, Gegenstände zu berühren. Aber mitten drin feststecken konnte sie schon einmal. Wenn das nicht ein riesen Erfolg war! Über ihre eigenen sarkastischen Gedanken, schüttelte Sakura den Kopf. Das war nicht besonders aufbauend. Egal. Sasuke würde gleich aufstehen und dann würde sie ihm überall hinfolgen müssen. Aber sie konnte während des Trainings ja auch selbst weiter an ihren Fähigkeiten arbeiten. Leider musste Sakura nur immer wieder Pausen einlegen. Immer dann, wenn Sakura merkte, dass sie anfing durchsichtiger zu werden. Erst als Sasukes Wecker klingelte, hörte Sakura damit auf und schwebte zu ihm. „Guten Morgen, du Schlafmütze!“ begrüßte Sakura Sasuke gut gelaunt. Dieser grummelte verschlafen ein paar Beleidigungen vor sich hin. Sakura musste schmunzeln. Sasuke war wohl eine Schlafmütze. Und eine ziemlich große. „Komm schon. Ein neuer Tag ruft! Außerdem habe ich jetzt wieder jemanden zum Reden.“ Sasuke atmete erleichtert auf. Wenigstens im Bad hatte er seine Ruhe vor Sakura. Er konnte gut darauf verzichten, von Sakura beim Pinkeln erwischt zu werden. Erneut. Als Sasuke im Bad fertig war, betrat er wieder sein Zimmer. Irritiert sah er sich um, als er Sakura nirgends entdecken konnte. Vorsichtshalber ließ Sasuke seinen Blick hoch zur Zimmerdecke gleiten. Und riss die Augen auf. Sakura schwebte unter der Decke. Den Kopf hatte sie durch die Decke gesteckt und besah sich wohl gerade den Dachboden. Das war aber nicht der Grund, warum Sasuke die Augen weit aufgerissen hatten. Von hier unten konnte er direkt unter Sakuras Rock sehen. Sie trug noch denselben rosafarbenen Tanga, wie in der Nacht, als er mit ihr geschlafen hatte. Natürlich. Warum sollte sie andere Unterwäsche tragen, wenn ansonsten alles gleich geblieben war? Dennoch bot sich ihm ein schöner Anblick. Bei diesem Gedanken wandte Sasuke den Blick schnell wieder ab. Er war schließlich kein Perverser! „Äh, Sakura“, sagte Sasuke und vermied es dabei, seinen Blick nach oben zu richten. „Was suchst du?“ Sakura schwebte nach unten, direkt vor Sasuke, dem es schwer fiel, ihren Blick zu erwidern. „Ich habe mich nur mal umgesehen. Wollte so wissen, wo sich was befindet.“ „Ah ja.“ Sasuke ließ es auf sich beruhen. Vielmehr wollte er weg von Sakura. Was leider nicht möglich war. Ansonsten sah sie ihm noch seine Scham an. Was war er doch für ein Mann? Sasuke war ein Uchiha. Sein Onkel und Bruder waren total cool und auch sein Vater war ein ruhiger, besonnener Mann gewesen, der seine Gefühle im Griff hatte. Normalerweise brachte ihn nichts so schnell aus der Fassung. Sakura schaffte es aber immer wieder. Meist, indem es irgendetwas sexuell war. Sasuke hatte sich im Griff. Bisher war er noch nie auf eine Frau scharf gewesen. Auch auf Sakura nicht, obwohl sie miteinander geschlafen hatten. Dessen war sich Sasuke sicher. Bestimmt war das alles noch auf den Stress der letzten Tage zurück zu führen. Sasuke hoffte es zumindest. Das Frühstück verlief heute ohne irgendwelche peinlichen Zwischenfälle. Wohl weil Itachi bereits gefrühstückt hatte. Im Dojo lief auch alles ruhig. Der Vormittag wurde für das eigene Training genutzt und um aufzuräumen und zu putzen. Ein Dojo benötigte viel Pflege. Ansonsten konnte der Holzboden schnell abnutzen und es war sehr teuer, einen neuen legen zu lassen. Einmal hatten sie das machen müssen. Als ein heftiger Orkan über Tokio hinweg gefegt war, hatte das Dach an einer Stelle ein kleines Loch bekommen. Es war ihnen zunächst nicht aufgefallen. Als es dann aber einmal stark geregnet hatte, war der Regen auch in den Dojo gelangt. Die Feuchtigkeit hatte den Boden an manchen Stellen aufgeweicht, das Holz hatte sich verformt. Auf unebener Fläche konnte man nicht trainieren. Notgedrungen hatten sie den Dojo für zwei Wochen schließen müssen. Während Sasuke darauf wartete, dass der Unterricht für die Anfänger statt fand, hoffte er, dass nicht wieder ein Kind anfangen würde zu weinen. Sasuke ließ seinen Blick zu Sakura schweifen. Angestrengt sah sie die Wand an. Was hatte sie nur vor? Das konnte er sie später auch immer noch fragen. Ein wenig Training für sich selbst würde ihm ganz gut tun. Das Training war gut verlaufen. Kakashi hatte immer einmal kurz vorbei geschaut, war aber nach wenigen Sekunden wieder verschwunden. Anscheinend war er mit Sasukes Arbeit zufrieden. Zu Sasukes Überraschung, war der Junge von gestern wieder da, der heulend zu seiner Mutter gerannt war. Damit der Kleine nicht wieder losweinte, achtete Sasuke darauf, den Jungen vorerst nicht allzu sehr zu fordern. Es gab Kinder, die waren nun einmal noch nicht so weit und benötigte immer ihre Eltern. Zu Sasukes Überraschung, trainierte Sakura selbst nicht die ganze Zeit. Sobald ein Kind Schwierigkeiten hatte, flog Sakura zu ihm hin und feuerte es an. Was das bringen sollte, war Sasuke nicht ganz klar, schließlich hörte niemand Sakura außer ihm selbst. Mit der Zeit hatten die Kinder die Schritte aber dennoch einigermaßen hinbekommen. Andere würden gut darin werden, solange sie viel trainierten. Sasuke seufzte auf. Das warme Wasser der Dusche ließ seine Muskeln entspannen. Obwohl er nicht viel zu tun hatte, war das Unterrichten sehr anstrengend. Überrascht riss Sasuke die Augen auf, als er auf einmal Sakuras aufgebrachte Stimme hörte. Hoffentlich würde Sakura nicht wieder einfach im Bad erscheinend. Egal was war. Ihr konnte doch eigentlich sowieso nichts passieren. Sie war doch schon tot. Vorsichtshalber drehte Sasuke dennoch das Wasser ab, trat aus der Dusche und packte sich ein Handtuch. Er machte sich nicht erst die Mühe sich abzutrocknen. Mit dem Handtuch um die Hüfte geschlungen, ließ Sasuke Sakura wissen, dass sie ins Bad konnte. Sekunden später kam sie durch die Wand. Aufgeregt und mit einem breiten Lächeln. Also war Sakura nichts geschehen, so wie vermutet. Als Sakura Sasuke halb nackt vor sich sah, weiteten sich für einen Moment ihre Augen. Sasuke versuchte sich einzureden, dass ihm das nichts ausmachte. Desinteressiert verschränkte er die Arme vor der Brust und fragte betont gelangweilt: „Was ist jetzt schon wieder geschehen?“ „Komm! Sieh dir das an!“ Aufgeregt schwebte Sakura zu der Wand, streckte den Arm aus und blickte dann ganz stolz zu Sasuke. „Siehst du? Total cool! Und das habe ich in nur zwei Tagen geschafft!“ Irritiert sah Sasuke zu Sakura. Was hatte sie denn geschafft? Gar nichts! Nichts war anders als sonst. Die Verwirrung stand Sasuke wohl ins Gesicht geschrieben, denn Sakura verzog verärgert das Gesicht. Während sie Sasuke ansah, als wäre er der letzte Volltrottel, schwebte sie auf ihn zu, streckte den Arm aus und… „Kapierst du es jetzt?“ Mit großen Augen sah Sasuke an sich hinunter. Sein Blick blieb an Sakuras Hand hängen, die seine Brust berührte. Sie berührte ihn! Sasuke konnte es spüren! Sakuras Haut fühlte sich nicht warm an, sondern vielmehr kalt. Dennoch fühlte es sich an, als stünde er unter Strom. An der Stelle, wo Sakura ihn berührte, kribbelte seine Haut. „Du… du kannst“, brachte Sasuke perplex hervor. „Ja, ich kann endlich wieder berühren!“ Voller Freude und Stolz sah Sakura Sasuke an. Ihr Gesicht strahlte. Dann wurde Sasuke etwas klar. Er stand hier, so gut wie nackt, während Sakura seine nackte, nasse Brust berührte. Ohne es zu wollen, merkte Sasuke, wie sein Blut sich in untere Körperregionen sammelte. Sakura war ihm viel zu nahe. Er konnte doch jetzt nicht tatsächlich einen Ständer bekommen! Obwohl Sasuke vor Sakura zurückweichen wollte, schaffte er es nicht, blieb an Ort und Stelle. Sakura fiel die Situation wohl ebenfalls auf. Ihr Blick veränderte sich. Eine knisternde Spannung entstand zwischen ihnen. Sasuke wusste genau, worauf das hinaus laufen würde. Verdammt! Sasuke interessierte sich nicht für Sakura. Warum wollte er sie dann also küssen? Langsam näherte sich Sakuras Gesicht dem seinen. Sasukes Herzschlag beschleunigte sich. Und dann, ganz plötzlich, kribbelte Sasukes Körper überall, während Sakura unerwartet durch ihn hindurch stolperte. „Ah!“ Überrumpelt drehte sich Sasuke um, sah, wie Sakura noch ein paar Schritte nach vorne stolperte, ehe sie zum Stillstand kam. Mit einem verlegenen Lächeln drehte sich Sakura zu ihm um. „Ups“, war alles, was Sakura von sich gab. Genervt, um von seinen wahren Gefühlen abzulenken, fuhr Sasuke Sakura an. „Schön. Jetzt weiß ich was du kannst. Und nun raus!“ Sakuras Lächeln verschwand, ihr Gesicht verdüsterte sich, während sie mit einem empörten Schnauben an Sasuke vorbei ging und das Bad verließ. Was fiel diesem Idioten ein? Dachte er etwa, die ganze Welt würde sich nur um ihn drehen? Also ehrlich! Mürrisch schwebte Sakura auf die Fensterbank zu, ließ sich darauf nieder und besah sich das wilde Treiben auf den Straßen unter sich. Es dämmerte, aber es waren noch viele Leute unterwegs. Verdammt! Wenn Sakura nicht ihre Konzentration verloren hätte, dann würde sie sicherlich noch im Bad sein und wild mit Sasuke knutschen! Und das sie sich geküsst hätten, dessen war sich Sakura sicher. Sasuke hatte es ja auch regelrecht provoziert, wie er da so halb nackt und nass im Bad gestanden hatte! Der Anblick war wirklich sehenswert gewesen. Oh, und wie sehr sehnte sich Sakura danach, von Sasuke geküsst zu werden! Es war berauschend gewesen, Sasuke zu berühren. Obwohl es nur so kurz gewesen war. Dennoch blieb Sasuke ein Idiot! Erneut schnaubte Sakura frustriert und beleidigt auf. Sasuke hatte ihr die Freude über ihren Erfolg zunichte gemacht! Sakura war aber stolz auf sich. Natürlich hatte sie keinerlei Vergleichsmöglichkeiten, aber nach zwei Tagen als Geist Sachen berühren zu können, war doch schon eine Leistung! Leider kostete es Sakura noch viel Kraft und Konzentration. Sie hoffte das sich das mit der Zeit ändern würde. „Sasuke?“ Bei dieser Frage schaute Sakura auf, schwebte wieder ins Zimmer zurück. Suchend stand Itachi im Zimmer, sah sich nach Sasuke um. Dieser trat aus dem Bad und blickte zu seinem Bruder. „Ja?“ „Kakashi meinte, als kleine Belohnung für deinen ersten richtigen Tag, wollte er dich zu den Quellen einladen.“ „Ah, das hast du damals auch bekommen, nicht?“ „Ja, und du warst mit. Daher wirst du wohl kein Problem haben, wenn ich euch begleite?“ Die Mundwinkel beider Männer hoben sich nur leicht an. Sakura schüttelte den Kopf. Diese Männer waren wirklich aus einem anderen Holz geschnitzt. Ob sich Itachi und Kakashi auch so dämlich anstellten, wenn es um Frauen ging? „Gut. Bin ich zehn Minuten fertig“, erklärte Sasuke, Itachi nickte und verließ kurz darauf das Zimmer. Sasuke verschwand wieder im Bad. Er hatte Sakura nicht eines Blickes gewürdigt. Oberidiot! Was sollte das? Hatte er jetzt vor, Sakura für immer zu ignorieren? Als ob Sasuke den Kuss nicht genauso gewollt hätte! Sakuras Laune sank von Minute zu Minute, während Sasuke sich im Bad fertig machte. Als er endlich aus dem Bad trat, war ihre Stimmung auf dem Nullpunkt. „Auch endlich fertig? Die Dusche war wohl mehr als sinnlos gewesen“, begann Sakura ihre schlechte Laune an Sasuke auszulassen. Statt etwas darauf zu erwidern, begann Sasuke eine Tasche zu packen und ging wortlos aus dem Zimmer. Sakura überlegte, ob sie nicht bleiben sollte, wo sie war. Sasuke würde schon merken, was ihm das brachte. Nach einem Moment entschied Sakura dennoch, Sasuke zu folgen. Sie konnte ihn ja nerven, bis er ausrastete und ihn alle für verrückt hielten. Verwundert stellte Sakura fest, dass der Sog bisher noch nicht angefangen hatte, an ihr zu zerren. Vielleicht stand Sasuke ja noch vor der Tür und wartete. Sakura flog los, so schnell sie kannte. Sasuke konnte in dieser Zeit nicht mehr als zwei Meter weit gekommen sein und dennoch musste Sakura bis in das Erdgeschoss fliegen, bis sie Sasuke erreichte. Erstaunt stellte Sakura fest, dass sie sich wohl inzwischen weiter voneinander entfernen konnte! Doch das war etwas, was Sakura Sasuke nicht erzählen würde. Sollte er doch weiter denken, Sakura war so eng an ihn gebunden. Dann konnte sie ihn besser ärgern. Kurz darauf ging die Familie Uchiha/Hatake aus dem Haus, auf das Auto zu. “Äh, Sasuke? Wie soll ich denn mitkommen? Und damit auch du?“ fragte Sakura nach. Für den Moment würde Sakura ihre schlechte Laune beiseite schieben, um das Problem mit dem Auto zu klären. Doch Sasuke antwortete nicht, blickte nur kurz in ihr Gesicht und stieg dann ein. Perplex blickte Sakura zu Sasuke. Was sollte das denn jetzt auf einmal? Aber gut. Dieses Spiel konnte man auch zu zweit spielen. Behandelte Sasuke Sakura wie Dreck, würde sie das eben auch tun. Als Kakashi den Motor startete, versuchte Sakura dem Auto so gut wie möglich zu folgen. Manchmal wurde der Abstand größer, manchmal konnte Sakura gut aufholen. Glücklicherweise waren die Straßen in Tokio immer sehr voll, sodass Sakura in der Regel nahe genug beim Auto bleiben konnte. Erleichtert atmete Sakura auf, als Kakashi auf einen Parkplatz fuhr und den Motor abstellte. Sakura hatte nicht auf die Umgebung geachtet. Sie war zu sehr mit fliegen beschäftigt gewesen. Dennoch war sie froh, dass sie jetzt einen Gang zurück schalten konnte. Das alles war sehr anstrengend gewesen und wenn sich Sakura nicht irrte, war sie etwas blasser geworden. Gemeinsam mit Kakashi und Itachi betrat Sasuke die Männerumkleide. Notgedrungen folgte Sakura. Sasuke war überrascht, wie gut die Autofahrt verlaufen war. Nicht einmal war ihm schwindelig geworden. Sakura hatte tatsächlich gute Fortschritte gemacht. Sagen würde er ihr das aber ganz gewiss nicht. Abstand würde ganz gut sein. Dann würden in Sasuke nicht diese dummen, verwirrenden Gefühle in ihm aufkommen. Das war der einzige Grund, warum Sasuke im Moment so kühl zu Sakura war. Anscheinend sorgte sein Verhalten aber dafür, dass Sakura schlecht gelaunt war. Und diese ließ sie an ihm aus. Während Kakashi und Itachi sich unbekümmert auszogen, hatte Sasuke Hemmungen. Er war schließlich der einzige, der wusste, dass sich Sakura hier aufhielt. „Ah, was für ein hübscher Anblick! So gut aussehende Männer sieht man schließlich nicht alle Tage. Und wenn ich Itachi schon für heiß gehalten habe…Also Kakashi ist noch zehn Mal heißer!“ Schwärmerisch flog Sakura zwischen Kakashi und Itachi umher. Sasuke ignorierte sie dabei ganz. War wohl ihre Art der Rache. Obwohl Sasuke das wusste, ärgerte es ihn. Verdammt, was hatte Sakura davon, wenn sie Itachi und Kakashi anhimmelte? Während Sasuke ungehalten zu Kakashi, Itachi und damit auch zu Sakura sah, stand diese gerade neben Kakashi und lächelte breit. „Wenn ich gewusst hätte, dass der Sensei so gut aussieht, also dann…“ Bildete es sich Sasuke ein oder hatte sich Kakashi bei Sakuras Worten etwas angespannt? Außerdem kam es Sasuke so vor, als würde Kakashi Zeit schinden, bis er auch seine Unterwäsche auszog. So wie Sasuke. Itachi dagegen hatte sich in der Zwischenzeit ausgezogen und sich ein Handtuch um die Hüften gewickelt. „Ach, Mist. Jetzt habe ich nicht hingeguckt!“ Wie nur sollte Sasuke Sakura klar machen, dass sie sich gefälligst umdrehen sollte oder besser gleich die Umkleide verlassen sollte, ohne das er dabei für verrückt gehalten wurde? Eine Idee kam Sasuke. „Ähm, ich geh noch schnell auf die Toilette“, erklärte Sasuke, zog sich sein T-Shirt wieder über und verließ schnell die Umkleide. Sakura musste ihm folgen. Das war seine einzige Chance, mit ihr unter vier Augen zu reden. In der Toilette angekommen, funkelte Sasuke seine tote Freundin wütend an. „Was soll der Scheiß?“ „Ich weiß nicht was du meinst. Ich bleibe doch hier und folge dir nicht in eine der Toilettenkabinen“, gab Sakura unschuldig von sich. „Du weißt genau, was ich meine!“ „Na und?“ erwiderte sie schnippisch. „Kann dir doch egal sein, wenn ich mir deinen Onkel und deinen Bruder etwas genauer ansehe! Ich habe schließlich auch Bedürfnisse!“ „Du bist tot!“ „Und?“ Demonstrativ besah sich Sakura ihre Fingernägel, ließ die Wut in Sasuke nur noch mehr hoch kochen. „Hör auf damit!“ verlangte Sasuke entschieden. „Womit? Ein Geist zu sein?“ „Nein, Kakashi und Itachi so anzustarren!“ „Warum? Du interessierst dich doch nicht für mich, da kann es dir doch egal sein!“ Wütend funkelten sich Sakura und Sasuke an, fochten ein Blickduell aus. Keiner von ihnen wollte den Blick als erstes abwenden. Er würde diesen Kampf nicht verlieren. Frauen interessierten ihn nicht und ganz gewiss nicht Sakura! Natürlich war Sasuke egal, wen Sakura scharf fand. Er war nicht eifersüchtig. Aber sie musste doch nicht seinen Bruder und Onkel anschmachten! Das war etwas ganz anderes, als wenn Sakura beispielsweise Naruto oder Sai so ansehen würde! Ehrlich. Es juckte ihn nicht. Das redete sich Sasuke immer wieder ein. Er schaffte es, sich selbst zu belügen, Sakura durchschaute ihn aber, was Sasuke überhaupt nicht gefiel. Ohne den Blick abzuwenden, entgegnete Sakura ganz nüchtern: „Du bist eifersüchtig, stimmt’s?“ Ein selbstzufriedenes Lächeln bildete sich auf Sakuras Gesicht. Verdammt, was sollte er machen? Sasuke musste die Situation klären. Und zwar schnell. Er durfte sein Gesicht nicht verlieren und ganz bestimmt nicht gegenüber Sakura. Also würde er einlenken. Sasuke seufzte leise, eh er den Blick abwendete und versuchte, Sakura zu besänftigen. „Ich denke, wir haben das alles etwas falsch angefangen. Es tut mir Leid, wie ich mich eben verhalten habe und finde es echt super, was du in der kurzen Zeit schon alles geschafft hast.“ Verblüfft sah Sakura zu Sasuke. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Sasuke konnte nur hoffen, dass sie diese Eifersuchtskiste vergessen hatte. „Ja, finde ich auch. Und warum warst du dann so…eisig zu mir?“ verlangte Sakura zu wissen. So einfach machte es Sakura einem dann doch nicht. Schade. Warum war sie nicht so wie Hinata, die immer ruhig und unsicher war oder sogar Ino, die, auch wenn sie sehr aufgedreht war, dennoch alles tat, damit die Männer sie wollten? Sakura stattdessen wollte immer ihren Dickschädel durchsetzen. Jetzt im Ernst, was fanden Naruto, Sai und Lee nur an Sakura? „Nun“, begann Sasuke, der beim besten Willen nicht wusste, was er sagen sollte. Gespannt ruhte Sakuras Blick auf ihm. „Könntest du es lassen, Kakashi und Itachi so anzuschmachten? Das ist wirklich peinlich“, sagte Sasuke stattdessen. Ein gewinnendes Lächeln zeichnete sich auf Sakuras Gesicht ab. „Ha! Du sagst also selbst, dass du eifersüchtig bist!“ „Nein!“ entgegnete Sasuke prompt. „Von mir aus kannst du so viele Männer anstarren, wie du willst. Aber nicht ausgerechnet die Männer aus meiner Familie!“ „Na gut.“ Etwas versöhnlicher aber dennoch sehr zufrieden mit sich und der Situation, sah Sakura zu Sasuke. „Ich werde nicht gucken, wenn ihr euch umzieht. Aber ignorier mich nicht länger. Das ist schrecklich, wenn die einzige Person, die einen sehen und hören kann, einen nicht beachtet!“ Zustimmend nickte Sasuke. Was sollte er auch sonst machen? Außerdem hatte er deswegen schon Schuldgefühle, auch wenn er das Sakura niemals gegenüber gestehen würde. „Nachdem das jetzt geklärt ist, können wir ja wieder rüber gehen“, entschied Sasuke und trat aus der Toilette. Als er an Sakura vorbei ging, meinte er gehört zu haben, wie sie einen unheilvollen Satz für Sasuke vor sich hin murmelte. „So einfach kommst du mir nicht davon. Du wirst mir schon noch alles erzählen.“ Sasuke hoffte, sich verhört zu haben. Kapitel 6: Warm und lebendig ---------------------------- Wie die ganzen Nächte vorher auch, übte Sakura. Übte, übte und übte. Aber es half. Gut zwei Wochen waren seit ihrer Wiedererweckung – oder wie auch immer man das nennen wollte – vergangen. Sakura und Sasuke hatte sozusagen Waffenstillstand geschlossen. Sakura hatte aufgehört andere Männer in Sasukes Gegenwart anzuschmachten – das hatte sie ja eh nur getan, um Sasuke eins auszuwischen – und Sasuke versuchte mit ihr zu reden und so weiter. Auch recherchierte Sasuke so viel er konnte in seiner Freizeit. Leider war dabei nichts heraus gekommen. Lediglich der Fakt, dass man ein Geist wurde, weil einen etwas auch nach dem Tod noch weiter beschäftigte, war noch dabei heraus bekommen. Was das sein sollte, wusste Sakura nicht. Sasuke hatte vorgeschlagen, es könne sein, weil Sakura so jung gestorben war. Aber jeden Tag starben Leute in ihrem Alter und noch jüngere! Dann müsste es ja nur so vor Geistern wimmeln! Bisher war Sakura aber noch keinem über den Weg gelaufen. Eine Idee hatte Sakura aber auch, obwohl sie die Sasuke nicht erzählt hatte. Vielleicht waren ihre Gefühle für Sasuke und der One-night-Stand mit ihm daran schuld. Wissen, tat sie es aber auch nicht. War schließlich nur eine Vermutung. Leider hatte Sakura auch keine großen Fortschritte in ihrem Training gemacht. Solange sie sich konzentrierte, konnte sie Dinge anfassen, manchmal sogar Sachen heben. Mehr aber nicht. Und auch nicht für lange. Es kostete zu viel Kraft. Immer wenn Sasuke schlief, so wie jetzt auch, flog Sakura so weit wie möglich von Sasuke weg, schätzte die Entfernung. Einen Kilometer schaffte sie, bis der Sog anfing an ihr zu zerren. Dann verringerte Sakura den Abstand sofort. Schließlich sollte Sasuke nichts geschehen. Hoffentlich würde sich das noch ändern. Sakura wollte unbedingt ihre Freunde und ihre Familie sehen. Oft dachte Sakura an sie. Jedes Mal wurde sie anschließend melancholisch. Sie sollte nicht so oft an sie denken, ansonsten würde sie noch ein depressiver Geist werden. Sicherlich erging es – zumindest ihrer Familie – nicht besonders gut. Bei ihren Freunden wusste es Sakura nicht. Sie hatte sie so lange nicht mehr gesehen, würde es aber so gerne. Hoffentlich lebten sie alle ihr Leben weiter. Nicht das einer von ihnen genauso depressiv wurde. Schwer seufzte Sakura. Sie verstand das alles nicht. Warum nur war sie hier? Es war ja schön, nicht tot zu sein, aber das war auch kein Zustand, in dem sie die Ewigkeit verbringen wollte. Und Sakura hatte Angst, dass sie bis in alle Ewigkeit existieren würde, von niemandem gesehen und gehört zu werden. Sakura flog zu Sasukes Bett. Er schlief tief und fest. Sasuke sah ganz friedlich aus, wie er so dalag. Sakura konzentrierte sich, streckte die Hand nach Sasuke auf. Vorsichtig strich sie ihm eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. So oft wie möglich berührte Sakura Sasuke. Dann fühlte sie sich lebendig. Wenn sie Sasuke berührte, kam es Sakura so vor, als würde ihr Herz wieder schlagen. Sicherlich nur Einbildung. Dennoch brauchte sie das. Leider konnte Sakura das nur nachts machen, wenn Sasuke schlief. Tagsüber ließ er es nicht zu. Sasuke redete und hörte ihr zwar zu, half ihr, aber er blieb immer auf Abstand. Daher kam sich Sakura immer etwas merkwürdig vor, wie ein Spanner oder Perversling. Ein Tag war unglaublich lange, wenn man nicht mehrere Stunden davon schlafend verbrachte. Außerdem fehlte Sakura das Träumen. Vieles fehlte Sakura, aber nachts war es vor allem das. Vorsichtig „legte“ sich Sakura neben Sasuke. Bisher hatte sie es noch nicht geschafft, etwas so Banales wie sitzen oder stehen hinzu bekommen. Daher lag Sakura auch nicht wirklich auf dem Bett, sondern schwebte wenige Millimeter darüber. Sakura schloss die Augen und stellte sich vor zu träumen. Der Unterricht war vorbei. Endlich. Heute waren die Kinder ziemlich anstrengend gewesen. Irgendwie hatten sie zu viel Energie übrig gehabt und hatten daher nicht immer das getan, was Sasuke von ihnen verlangt hatte. „Ich denke, wir können aufhören im Internet zu suchen.“ Überrascht blickte Sasuke auf. Er hatte gerade den PC starten wollen, als Sakura dies gesagt hatte. Dabei hatte sie entmutigt geklungen. Konnte es sein? „Sakura, willst du denn nicht, dass du wieder ein lebender Mensch wirst?“ fragte Sasuke verwundert nach. Schwermütig blickte Sakura aus dem Fenster, ließ den Kopf hängen. „Das Internet wird wohl kaum eine Antwort auf mein Problem liefern.“ „Ich kann auch in die Bibliothek gehen oder okkulte Bücher suchen“, schlug Sasuke vor. Statt einer Antwort, erhielt Sasuke einen verloren wirkenden Seufzer. Was war nur letzte Nacht geschehen? Wenn Sasuke aber genauer darüber nachdachte, war Sakura in den letzten Tagen generell nicht mehr so gut drauf gewesen. Inzwischen vermisste er die gut gelaunte, nervige, andauernd am redende Sakura. Die war Sasuke viel lieber gewesen, als Sakura so zu sehen. Irgendetwas musste er unternehmen. Sakura durfte nicht so traurig sein! Nur was sollte Sasuke machen? Lag es vielleicht an ihm? Sollte er nicht länger auf Abstand zu Sakura gehen? Vielleicht war das ja der Grund. Sasukes Gedanken wurden von dem Telefon unterbrochen. Seit Sakuras Tod war dies das erste Mal, dass ihn jemand anrief. Um das nervtötende Geräusch des Telefons endlich zum Schweigen zu bringen, hob Sasuke ab. „Uchiha?“ meldete er sich. „Hallo Sasuke.“ Am liebsten wollte Sasuke schon wieder auflegen. Es war Ino. Warum musste von allen Leuten ausgerechnet Ino anrufen? Wenn es nach ihm ginge, würde Sasuke gleich wieder auflegen. Sakura aber kam aufgeregt zu ihm geschwebt. „Ist das Ino? Oh mein Gott! Ich muss ihr so viel erzählen!“ Seufzend und nur Sakura zu liebe, legte Sasuke nicht gleich wieder auf, sondern begann ein Gespräch mit Ino. „Hi.“ „Äh, ich hoffe, ich störe nicht.“ Doch. „Nein, tust du nicht.“ „Sasuke, jetzt sei nicht so ein Muffel! Frag sie, was sie will. Bitte!“ bat Sakura aufgeregt. „In Ordnung“, murmelte Sasuke Sakura zu, wofür er ein strahlendes Lächeln erhielt. So gut gelaunt hatte er Sakura schon lange nicht mehr erlebt. Hoffentlich würde das Telefonat auch die Mühe wert sein. „Was gibt es Ino?“ „Also, weißt du… Wir sind ja mit der Schule fertig und sehen uns deswegen nicht mehr. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich habe die anderen seit…“ Ino brach ab. Der Schmerz war ihrer Stimme anzuhören. Daher griff Sasuke ein, bevor er noch eine weinende Ino am Telefon hatte. „Ja, ich habe die anderen auch seitdem nicht mehr gesehen.“ „Ähm, ja. Deswegen wollte ich dich fragen, ob du heute Abend vielleicht Zeit hast. Ich weiß, es ist ein bisschen kurzfristig, aber die anderen kommen alle. Wir wollten uns bei Neji und Hinata treffen. Um acht Uhr, wenn du möchtest.“ Sakura neben Sasuke war sofort Feuer und Flamme. Sie wollte dahin. Sasuke wollte seine Freunde auch gerne wieder sehen. Vor allem Neji und Naruto. Allerdings konnte es sein, dass sie alle wie Trauerklöße da sitzen würden. Dennoch würde Sasuke dort hin gehen. Sakura zu liebe. „In Ordnung. Ich bin um acht Uhr bei Neji. Bis dann.“ Sasuke legte auf, bevor Ino noch mehr sagen konnte. Es reichte, wenn er heute Abend mit allen beisammen war. Außerdem kam Sasuke gar nicht mehr dazu, weiter darüber nachzudenken. Überschwänglich schrie Sakura kurz vor Freude auf, ehe sie Sasuke um den Hals fiel. Ohne darüber nachzudenken, legte Sasuke seine Arme um Sakura. Und hielt plötzlich abrupt inne. Sakura umarmte ihn und er Sakura. Sasuke fasste nicht durch Sakura hindurch und sie fiel auch nicht durch ihn. Nein, vielmehr berührten sie sich. Und zwar überall. So wie es bei zwei Menschen aus Fleisch und Blut üblich war. Sasukes Herzschlag beschleunigte sich, seine Hände wurden schwitzig. Verdammt, er hatte doch Abstand zu Sakura halten wollen! Und jetzt wusste er auch wieder, warum. Seinem Körper gefiel das alles viel zu sehr. Langsam löste sich Sakura von Sasuke. Ihr schien es wohl auch aufgefallen zu sein. Zumindest das sie sich berührten. Seine körperliche Reaktion darauf entging Sakura hoffentlich. Mit großen Augen sah Sakura zu Sasuke. Sie schien genauso verblüfft zu sein wie er. „Was…?“ begann Sakura irritiert, während sie erstaunt zwischen sich und Sasuke blickte. Einen Moment sahen sich Sakura und Sasuke in die Augen. Nein, würde es jetzt wieder darauf hinaus laufen, dass sie sich beinahe küssten? Sakura wurde zumindest nicht wieder durchsichtig. Dafür klopfte es an der Tür. Erschrocken löste sich Sakura von Sasuke und wurde wieder so durchsichtig wie davor. Eine Sekunde später öffnete Itachi die Tür und steckte den Kopf hinein. „Ist jemand bei dir?“ erkundigte sich Itachi irritiert und sah sich suchend im Zimmer um. „Nein, ich habe telefoniert!“ Wirklich, was dachte sein Bruder von ihm? „Ich war mir sicher, eine Frauenstimme gehört zu haben.“ Überrascht riss Sasuke die Augen auf. Sakura sah ebenso erstaunt zu ihm. Es kostete Sasuke all seine Mühe, nicht zu Sakura zu blicken, sondern weiter zu Itachi zu sehen. „Nein. Du musst dich verhört haben. Ich bin alleine, wie du siehst.“ „Scheint wohl so…“ „Falls es dich aber interessiert, ich gehe gleich noch zu Neji.“ Überrascht hob Itachi eine Augenbraue in die Höhe. Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Das freut mich.“ Sasuke wusste, was sein Bruder damit meinte. Entgegengesetzt aller Meinungen, hatte Sasuke seine Trauer über Sakuras Tod selbstverständlich überwunden. Für Itachi war das Treffen, nach Wochen mit Freunden, wohl ein guter Schritt in die richtige Richtung bei der Trauerbewältigung. Itachi verließ Sasukes Zimmer. Sakura flog aufgeregt herum. „Er hat mich gehört! Itachi hat mich tatsächlich gehört!“ Ja, das stimmte. Itachi hatte Sakura tatsächlich hören können. Und nicht nur das. Sasuke hatte sie berührt und umgekehrt. Eine richtige Berührung, nicht nur an einer Stelle. Sakura war überall richtig vorhanden gewesen. Und schon wieder hätten sie sich beinahe geküsst. Bei dem Gedanken daran, schlug Sasukes Herz schneller. Wenn Itachi nicht gewesen wäre, dann… „Warum, denkst du, konnte Itachi mich hören?“ War das alles, was Sakura interessierte? Itachi? Dass sie sich beinahe geküsst hatten, war wohl nebensächlich. Genauso, dass sich Sakura ganz lebendig angefühlt hatte! „Woher soll ich das wissen?“ gab Sasuke, gegen seinen Willen, gereizt von sich. In letzter Zeit schaffte es Sakura immer, Sasuke auf die Palme zu bringen. Vor allem wenn solche Sachen wie eben zwischen ihnen geschahen! Sakura, von Sasukes scharfen Worten etwas irritiert, schwebte neben ihn, blickte ihn fragend an. „Na ja, weißt du, ich habe mich, glaube ich, etwas anders gefühlt. So ein bisschen wie früher. Kann das sein?“ Echt hatte sie sich angefühlt. So wie früher. Sasuke versuchte dieses nagende Gefühl in seinem Magen weg zu schieben. Zu verdrängen. Ansonsten würde es nur wieder zu einem Streit zwischen Sakura und ihm führen. „Ja. Man, ich konnte dich…berühren. Du hast dich ganz normal angefühlt.“ Sasuke vermied es zu Sakura zu sehen. Sakura musste nicht wissen, dass ihn das ganz durcheinander gebracht hatte. Außerdem freute sich Sakura viel zu sehr darüber, dass jemand sie hören konnte, nicht nur Sasuke. Die Berührung war wohl eher nebensächlich für sie gewesen. „Weißt du“, begann Sakura und ließ sich neben Sasuke nieder. „Es ist gleich acht. Du wolltest doch zu Neji. Ich freu mich schon darauf, die anderen wieder zu sehen. Du auch?“ Sasuke schnaubte. „Denk ja nicht, das Treffen wird sonderlich lustig. Für die anderen bist du tot. Eine Freundin, die sie verloren haben.“ Betroffen sah Sakura auf den Boden. „Um ehrlich zu sein, habe ich daran überhaupt nicht gedacht. Ich habe mich so darauf gefreut die anderen wieder zu sehen.“ „Verstehe ich. Aber mach dir nichts draus. Ich werde einfach dafür sorgen, dass die anderen auch wieder ein bisschen Spaß haben werden!" Verdammt! Wie schaffte es Sakura, ohne das sie etwas tat, dass solche Worte aus Sasuke kamen? Sakura hatte nichts anderes getan, als bedrückt den Boden anzustarren. Ihre Augen waren ganz groß und wirkten traurig. Dieser Anblick hatte gereicht und Sasuke hatte gesagt, was er gesagt hatte. Sicherlich würde er ihr das Blaue vom Himmel versprechen, wenn Sakura weiterhin so drein sah. Dankbar und lächelnd sah Sakura Sasuke an. „Wir sollten langsam gehen, nicht?“ schlug Sakura vor. Sasuke war dankbar, dass Sakura nicht weiter auf dem Thema herum ritt. Beide standen sie auf. Sasuke zog sich Schuhe und Jacke an, dann verließ er das Haus. Auf der Straße angekommen, fragte Sasuke: „Kann ich mit dem Auto fahren oder ist dir das zu anstrengend?“ „Geht schon. Ich habe inzwischen Übung darin, einem fahrenden Auto zu folgen“, erklärte Sakura lächelnd. Sasuke stieg in Kakashis Wagen und startete den Motor. Anfänglich saß Sakura noch neben ihm. Bald jedoch war das Auto zu schnell und Sakura folgte ihm außerhalb des Wagens. Anfangs hatte Sasuke immer Sorge gehabt, Sakura würde nicht mithalten können. Immer wieder hatte er abgebremst, wenn Sasuke dachte, der Abstand wäre zu groß. Bisher war Sasukes Sorge immer unbegründet gewesen. So auch dieses Mal. Der Wagen blieb vor einem großen, prächtigen Anwesen stehen. Das war das Anwesen der Hyugas. Sakura war hier schon oft gewesen. Auch wenn es luxuriös war, so unterschied es sich nicht besonders von dem Haus, indem Sakura groß geworden war oder dem der Uchihas. Auf dem Weg hierher, hatte Sakura gut mithalten können. Inzwischen wurde sie nicht mehr so durchsichtig, wenn sie sich angestrengt hatte. Schweigend folgte Sakura Sasuke zur Haustür. Natürlich könnte sie einfach hindurch fliegen. Sakura war so aufgeregt, sie hätte es beinahe getan. Dennoch blieb Sakura neben Sasuke stehen, obwohl alles in ihr danach drängte, endlich ihre Freunde zu sehen. Es dauerte nicht lange, da erklangen Schritte hinter der Tür. Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Als Neji Sasuke erblickte, legte sich Überraschung auf sein Gesicht, dann Freude. „Hey! Ich wusste gar nicht, das du auch kommst“, begrüßte Neji seinen besten Freund. Während sich die zwei jungen Männer umarmten, flog Sakura aufgeregt hin und her. „Neji! Hey! Du siehst gut aus! Ich hab dich vermissten, Kumpel! Weißt du, ich könnte meinen besten Freund gebrauchen. Es gibt viel, was ich dir erzählen muss!“ Sakura wusste, alles was sie sagte, bekam eh nur Sasuke mit. Und dennoch war ihre Freude darüber, Neji zu sehen, zu groß. Irgendwie musste sie ja ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Aus einem Impuls heraus, während Sakura dabei zu sah, wie sich Sasuke und Neji umarmten, fiel Sakura in die Begrüßung mit ein. Wie nicht anders zu erwarten, griff sie direkt durch Neji und Sasuke hindurch. Während Sasuke einen Ausruf der Überraschung von sich gab, musste Neji niesen und blickte irritiert drein. Dennoch lächelte Sakura breit. „Du bist übrigens der Erste. Die anderen kommen auch alle, aber wie immer mit Verspätung. Ich sage Hinata schnell Bescheid, dass du da bist. Du kannst ja schon mal ins Wohnzimmer vorgehen.“ Sasuke ging in die entsprechende Richtung. Sakura folgte ihm, während Neji die Treppe in den oberen Stock nahm. Kaum das Neji außer Hörweite war, fuhr Sasuke sie auch schon an. Damit hatte Sakura gerechnet, tat ihrer Freude aber keinen Abbruch. „Was sollte das? Du hast mich total erschreckt!“ „Ach, an so etwas solltest du doch langsam gewöhnt sein“, erwiderte Sakura lächelnd. Sasuke schüttelte den Kopf. Im Wohnzimmer angekommen – hier trafen sie sich meistens – ließ sich Sasuke auf das große, weiße Sofa nieder. Der Raum selbst war sehr hell und modern eingerichtet. Ein großer Fernseher, weiße Schränke, ein Glastisch und weiße Möbel. Wenn nicht überall Pflanzen und Bilder stehen und hängen würden, dann würde Sakura diesen Raum überhaupt nicht mögen. Mit der Dekoration sah das Wohnzimmer nicht kalt, abweisend und unbewohnt aus. Meistens trafen sie sich hier, weil Tsunade keinen Besuch mochte, Sasuke die Leute nicht so gerne zu sich einlud und bei den anderen kein Platz für sie alle war. Sakura setzte sich neben Sasuke. „Ich hoffe, den anderen geht es so wie Neji. Er sah nicht unglücklich aus.“ „Aber er kann seine Gefühle gut verbergen“, erwiderte Sasuke. „Wer kann seine Gefühle gut verbergen? Und mit wem redest du?“ Sasuke und Sakura sahen beide zur Wohnzimmertür. Dort stand Hinata, die schüchtern auf den Boden sah. „Hallo Hinata“, begrüßte Sasuke die junge Hyuga und ignorierte dabei ihre Fragen. „Hinata! Oh, ich hoffe ihr geht es gut! Sie sieht so…. Ich weiß nicht. Ist Hinata traurig oder nur wieder so schüchtern?“ Aufgeregt flog Sakura zu ihrer Freundin. Auch Hinata wollte sie am liebsten umarmen, aber Sakura wollte nicht, dass Hinata genauso irritiert drein sah, wie Neji. Menschen konnten manchmal Sakuras Anwesenheit spüren, aber das Gefühl nicht einordnen. „Äh, hallo. Ich freue mich, dich zu sehen.“ Langsam kam Hinata auf Sasuke zu, ließ sich in einem Sessel gegenüber von Sasuke nieder. Wenn Sasuke und Hinata alleine waren, dann herrschte in der Regel Schweigen. Die beiden hatten sich einfach nie etwas zu sagen. Vielleicht lag es auch daran, dass Hinata so schüchtern und Sasuke nie sonderlich viel sprach. „Man, wenn Hinata mich hören könnte, würde ich schon dafür sorgen, dass hier nicht so ein Schweigen herrscht!“ Die Stille hielt auch nicht besonders lange. Nach und nach trudelten die einzelnen Leute ein. Tenten mit Lee und Sai – Sakura war froh, dass Sai sie momentan nicht sehen konnte - , kurz darauf Shikamaru und Choji. Shikamaru wirkte wie immer genervt von allem, Choji aß, aber wenigstens herrschte nicht länger dieses langweilige Schweigen zwischen Sasuke und Hinata. Als Ino kam, fiel sie Sasuke gleich um den Hals, setzte sich neben ihn, direkt durch Sakura hindurch. Empört hatte Sakura drauf los gemeckert. Viel zu sehr freute sie sich aber darüber, alle ihre Freunde wieder zu sehen, als das Sakura Ino böse sein konnte. Die konnte ja sowieso nichts dafür. Als letztes traf Naruto ein. Dann endlich konnte sich auch Neji zu seinen Gästen gesellen. „Jetzt kann die Party beginnen!“ ereiferte sich Sakura. Voller Vorfreude riss sie ihren Geisterarm in die Höhe. Endlich sah Sakura ihre Freunde wieder! Endlich würde sie an dem Leben anderer wieder teilhaben können. Endlich konnte Sakura anderen Gesprächen lauschen, als denen von Sasuke, Itachi und Kakashi! Der Abend musste einfach super werden! Auch wenn Sakura nur indirekt daran teilhaben konnte. Er musste einfach! Kapitel 7: Fröhliches Wiedersehen? ---------------------------------- Zu Beginn des Abends verlief alles ganz gut. Alle unterhielten sich, die Stimmung war recht entspannt. Ausgelassen wäre ein zu extremes Wort. Zumindest wirkte keiner Bedrückt oder Niedergeschlagen. Das freute Sakura. Sie wusste, dass ihre Freunde sie vermissten. Dennoch war das kein Grund, es offen zu zeigen. Außerdem war Sakura dadurch nicht gekränkt. Im Gegenteil. Ihr wurde eine neue Chance gegeben, warum sollte es ihren Freunden nicht genauso ergehen? Bei Narutos Verhalten allerdings runzelte Sakura besorgt die Stirn. Ihr sonst so gut gelaunter, ausgelassener Freund, war heute still. Wenn sonst jemand nicht so viel sagte, viel es nicht auf. Bei Naruto war das anders. Er war derjenige, der sich immer an allen Gesprächen beteiligte, lautstark seine Meinung kund tat und es irgendwie immer schaffte, im Mittelpunkt zu stehen. Heute war er fast genauso unscheinbar wie Hinata. „Hey, Sasuke! Kümmere dich doch mal bitte um Naruto“, bat Sakura, die hinter Sasuke geschwebt war. Die Plätze seitlich von Sasuke, wurden von Neji und Ino eingenommen. Neji war, seit Sakura denken konnte, immer ihr Freund gewesen. Ebenso Hinata und Sasuke. Als sie vier dann das Training unter Sensei Kakashi aufgenommen hatten, war auch Naruto in die Freundesgruppe gekommen. Mit den anderen hatte sich Sakura im Laufe des Schullebens angefreundet. Auch wenn Ino eine der wichtigsten Freundinnen von Sakura war, so missfiel der jungen Geisterfrau das Verhalten ihrer Freundin. Andauernd hing Ino an Sasuke. Das hatte Ino früher auch schon getan. Vielleicht hätte Sakura Ino einmal erzählen sollen, wie sie zu Sasuke stand. Lediglich Hinata, Neji und Naruto wussten davon. Bei Ino war sich Sakura nicht so sicher, ob sie es nicht weiter erzählen würde. Wie eine Klette klebte Ino also an Sasuke. Das änderte sich erst, als der junge Mann Ino von sich löste, von seinem Platz erhob und sich neben Naruto setzte. Hinata machte ihm bereitwillig Platz. Da Sakura mitbekommen wollte was los war, folgte sie Sasuke. „Du ziehst eine ziemliche Fresse. Sieht nicht sehr ansehnlich aus.“ Bei Sasukes Worten fielen Sakura beinahe die Augen aus dem Kopf. Was sollte das denn? Aufmunternde Worte waren das ganz bestimmt nicht! Männer! Hatten überhaupt keine Einfühlsamkeit. „Ich frage mich, warum du nicht so herum läufst.“ Auf Narutos Worte hin, runzelte Sasuke irritiert die Stirn. Anscheinend schien er die Worte genauso wenig zu verstehen, wie Sakura. Hinata und Shikamaru, die seitlich von Naruto saßen, blickten interessiert zu ihnen. Auch Choji hörte mit einem Ohr zu, während er die Knabbereien, die Neji auf den Tisch gestellt hatte, nach und nach verschlang. „Warum sollte ich?“ „Weil unsere, deine beste Freundin nicht mehr da ist. Tot, falls du das vergessen haben solltest!“ Abrupt legte sich eine angespannte Stille über den Raum. Alle hatten die anklagenden Worte von Naruto mitbekommen. Hinata und Ino keuchten leise auf, Choji hörte auf zu essen, während alle Augen auf Naruto und Sasuke ruhten. „Nein, das habe ich nicht vergessen“, begann Sasuke, wurde von Naruto aber sofort unterbrochen. „Ach ja? Und warum bist du dann der einzige, dem Sakuras Tod nichts auszumachen scheint? Wir alle haben auf der Beerdigung geweint, sogar Shikamaru und Neji fast! Uns alle hat das mitgenommen. Du bist der einzige, dem nichts anzumerken ist! Ist dir Sakura etwa so egal?!“ Je länger Naruto geredet hatte, umso mehr steigerte sich seine Lautstärke, während Naruto selbst immer wütender und verzweifelter wurde. Während Naruto sich immer mehr hineinsteigerte, zerriss es Sakura fast das Herz, ihren Freund so leidend zu sehen. Es wäre wohl besser gewesen, wenn sich Sakura nicht eingemischt hätte. „Naruto, es reicht“, begann Neji, versuchte die Auseinandersetzung zu beenden, bevor es in einem handfesten Streit endete. Narutos Blick legte sich auf Neji. Tränen standen in seinen Augen, während er verzweifelt und stark zugleich den Hyuga ansah. „Du vermisst Sakura doch genauso! Auch wenn wir uns in den letzten Tagen nicht gesehen haben, so ist vorhin doch klar geworden, dass niemand von uns seinen geregelten Tagesablauf wieder wahrgenommen hatte. Von Sasuke einmal abgesehen! Jeder von uns hier wirkt bedrückt, auch wenn sich Mühe gegeben wird, es nicht zu sehr zu zeigen. Außer Sasuke!“ „Naruto hat Recht“, gab Sai von sich, während Hinata versuchte zu schlichten. „Sasuke zeigt seine Gefühle nicht so sehr. Naruto, bitte hör auf“, mischte sich nun Hinata ein. Die Tränen standen ihr in den Augen. Ob wegen des Streites, dem Thema oder beidem, wusste Sakura nicht. Auf jeden Fall war die Stimmung sehr angespannt und bedrückend geworden. Sakura wusste nicht, was sie tun sollte. Außer Sasuke, nahm sie doch niemand war! Sie fühlte sich total hilflos. Verzweifelt riss Sakura die Arme in die Höhe. „Sasuke, nimm es dir nicht so zu Herzen. Naruto kennt die Wahrheit nicht“, versuchte Sakura dafür zu sorgen, dass sich Sasuke nicht allzu sehr aufregte. Wenn Sasuke auch noch seine Kontenance verlor, würde das hier eine ziemlich heftige Auseinandersetzung werden. „Ach ja? Bist du dir sicher, Hinata? Sakura hat Sasuke geliebt. Und wie verhält er sich? Vielleicht sind wir Sasuke aber auch alle egal und…“ Weiter kam Naruto nicht. Sasuke hatte so schnell zugeschlagen, den meisten fiel es erst auf, als Naruto mit großen Augen seine Wange betastete. Während Hinata, Ino und Tenten aufkeuchten, griff Neji beherzt zu, hielt Sasuke zurück, während Shikamaru und Lee versuchten zu vermeiden, dass Naruto sich auf Sasuke stürzen konnte. Die Hände hatte Sasuke zu Fäusten geballt, während er schwer atmend zu Naruto blickte, dessen Hand noch immer auf der, inzwischen, geröteten Wange ruhte. „Glaubst du wirklich, mir wäre Sakuras Tod egal? Ich habe tagelang nicht geschlafen, nicht gegessen! Bis ich irgendwann eingesehen habe, dass das Sakura auch nicht wieder zurück bringt! Also versuche ich mein Leben wieder zu leben. Ohne Sakura. Aber es muss weitergehen! Glaubst du wirklich, wenn Sakura dich und die anderen jetzt so sehen könnte, dass sie glücklich darüber wäre? Denkst du nicht, sie würde viel lieber wollen, dass wir wieder glücklich sind, anstatt der Trauer zu verfallen und unser Leben ungelebt zu lassen? Sakuras Leben ist viel zu früh beendet worden. Sie hatte kaum Zeit, richtig zu leben. Deswegen müssen wir jetzt für Sakura mit leben!“ Auf Sasukes kleine Rede hin, wirkten viele verblüfft. Manch einem rollte eine Träne über die Wange. Naruto jedoch blickte beschämt zu Boden. „Entschuldige. Du hast recht. Sakura würde das sicherlich nicht wollen. Tut mir Leid.“ Narutos Stimme klang noch immer bedrückt, jetzt aber auch noch schuldbewusst. Er hatte jedes Wort ernst gemeint. Anerkennend nickte Sasuke und schon fanden sich Naruto und Sasuke in einer typischen Männerumarmung wieder. Erleichterung machte sich breit. Die Anspannung wich aus den meisten. Allen voran Neji. Er kannte Sasuke von allen hier anwesenden wohl am besten. So langsam setzten sich alle wieder hin. Lediglich Sai hatte die Augen verärgert zu Schlitzen verengt, schwieg aber. Langsam lockerte sich die Stimmung wieder. Ehe sich Sakura versah, wurde von alten Zeiten erzählt. Lustige und peinliche Moment, die nicht alle etwas mit Sakura zu tun hatten. Naruto, wie er einmal während des Dojotrainings in die falsche Umkleidekabine gegangen war und Sakura und Hinata halb nackt gesehen hatte, woraufhin Sakura Naruto eine harte Kopfnuss verpasst hatte. Ein anderes mal, als Lee Sakura in der Tanzschule zum Tanzen aufgefordert hatte und ihr andauernd auf die Füße getreten war. Dann, bei einer Drehung während des Walzers, hatte Lee das Gleichgewicht verloren und war mitten in Tenten und Neji hineingestolpert. Kurz darauf hatten sie sich alle vier auf dem Boden wieder gefunden. Dann musste natürlich noch die Geschichte erzählt werden, als sie alle in der Disko waren. Eine Gruppe von Touristen aus Frankreich war ebenfalls dort gewesen. Einer dieser Jungs hatte sich an Sakura heran gemacht. Damals war Sakura noch solo gewesen. Neji war dann hilfsbereit als > ihr Freund < eingesprungen, hatte besitzergreifend den Arm um Sakura gelegt gehabt. Am nächsten Schultag war dieses Bild überall in der Schule zu finden gewesen und Sakura und Neji als das neueste Paar bekannt gemacht worden. Bis jeder in der Schule dann die Wahrheit wusste, waren einige Wochen vergangen. „Ja, oder als Ino versucht hat, Sasuke zum tausendsten Mal zu einem Date zu überreden und wir letztendlich alle mit im Kino saßen.“ Alle lachten los, abgesehen von Sai – er hatte wohl beschlossen heute keinen Spaß zu haben – und Ino, die mit roten Wangen dasaß und wütend Shikamaru anfunkelte. Auf der einen Seite war Sakura mehr als erleichtert, dass sich der Abend wohl doch noch zum Guten hin entwickelte. Zum anderen war Sakura besorgt und nervös. Sasukes Ansprache hatte sie tief bewegt. Und ja, er hatte recht gehabt. Schließlich hatten sich Sakura und Sasuke bereits darüber unterhalten gehabt. Aber Naruto, dieser Trottel, hatte allen ernstes Sasuke gesagt, dass sie ihn liebte! Klar war Sai jetzt schlecht gelaunt. Und Naruto hatte es sicherlich nicht böse gemeint. Schließlich existierte sie für ihn nicht mehr. Sasuke wusste jetzt aber von ihren Gefühlen und sie musste sich tagein, tagaus mit Sasuke abgeben! Sakura konnte nur hoffen, dass Sasuke im allgemeinen Wirrwarr des heutigen Abends das vergessen hatte. Ansonsten würde sie ein Problem haben! Sakura traute sich schon gar nicht mehr, zu Sasuke zu blicken, aus Angst, sie könne etwas in seinem Blick sehen. Etwas, das ihr ganz und gar nicht gefallen würde. Was sollte Sasuke auch groß machen? Selbst wenn diese Erkenntnis auf sonderbare Art und Weise dazu führen würde, dass Sasuke sich ganz plötzlich in Sakura verliebte, würden sie vor einem kaum lösbaren Problem stehen. Sakura war noch immer tot und ein Geist. Wie sollte man da eine gescheite Beziehung führen, wenn man sich nicht anfassen konnte? Und wenn doch, dann konnte Sakura sich nie lange genug darauf konzentrieren. „Ich komme gleich wieder“, erklärte Sasuke und erhob sich. Während er sich anschickte, das Wohnzimmer zu verlassen – wohl um das Bad aufzusuchen – blieb Sakura bei Naruto sitzen. Im Moment, so hatte sie das Gefühl, brauchte Naruto das. Auch wenn er Sakura nicht sehen konnte, so hoffte sie, dass er auf irgendeine Art und Weise ihre Gegenwart spürte. Kaum das Sasuke die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann es in Sakuras Körpermitte zu ziehen. Oh, verdammt! Der Sog war wieder da! Auch wenn Sakura die Hoffnung gehabt hatte, dass sie mit der Zeit immer mehr Abstand zu Sasuke gewinnen konnte, so kam es immer, wenn Sakura geschwächt oder Sasuke nicht in Topform war, dass die mögliche Entfernung, auf die sie gehen konnten, schrumpfte. Dann klebten sie wieder regelrecht aufeinander. Manchmal schaffte es Sakura, sich ganze fünf Kilometer von Sasuke zu entfernen. Es gab aber auch Momente, da waren zwei Meter bereits zu viel. Einer dieser Momente war ausgerechnet jetzt! Sakura vermutete, es konnte nur an Sasukes Psyche liegen. Der Streit mit Naruto hatte ihn wohl mental geschwächt. Sakura glaubte, dies war auch der Grund, warum sie anfangs so nahe bei Sasuke hatte bleiben müssen. Notgedrungen folgte Sakura Sasuke. Schließlich sollte er nicht ohnmächtig im Flur liegen und darauf warten, dass ihn jemand fand. Außerdem würde dann dieses unangenehme zerrende Gefühl verschwinden. Sasuke hatte mitgedacht und stand bereits wartend im Flur. Als Sakura durch die Wand geschwebt kam, setzte er seinen Weg fort. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sakura, aus Angst wegen dem, was Naruto gesagt hatte. Warum Sasuke schwieg, wusste sie nicht. Während Sasuke im Bad war, wartete Sakura vor der Tür auf ihn. Wie sollte sie nur den Abend überstehen? An die Zeit, die Sakura mit Sasuke alleine verbringen würde, wollte sie lieber nicht denken. Das einzige, worauf Sakura hoffen konnte, war, dass sich Sasuke tatsächlich nicht mehr daran erinnerte, wie Sakura zu Sasuke stand. Wenn Sakura noch über die Fähigkeit verfügen würde, dann würde ihr Herz jetzt vor Anspannung laut und schnell schlagen. Ihr Gesicht wäre sicherlich permanent feuerrot. Wie kam nur Hinata damit klar? Schließlich wusste jeder über ihre Gefühle für Naruto bescheid. Außer Naruto natürlich. Sicherlich war das der entscheidende Grund. Als Sasuke wieder aus dem Bad kam, platzte Sakura mit dem nächst besten Gedanken hervor. Warum war ihr selbst nicht ganz klar. War wohl so etwas wie eine Panikreaktion. Nur, warum war ihr ausgerechnet das eingefallen? Hätte Sakura den Mund gehalten, wäre ihr eine unangenehme Situation erspart geblieben. „Stört es dich eigentlich nicht, dass dich Ino die ganze Zeit über anflirtet? Mir persönlich würde so etwas ja auf den Geist gehen.“ „Sollte das ein Witz sein?“ erkundigte sich Sasuke mit hochgezogenen Augenbrauen. „Nein. So sagt man das nun einmal“, gab Sakura etwas unwirsch von sich. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Das bin ich von Ino gewöhnt. Wenn sie es nicht machen würde, müsste ich mir wohl eher Gedanken um sie machen.“ Sasukes leicht dahin gesagte Worte, ließen die Eifersucht in Sakura aufsteigen. Sie selbst hatte immer vermieden allzu offensichtlich mit ihren Gefühlen für Sasuke umzugehen. Eine Zeit lang war sie ja auch sehr glücklich mit Sai gewesen. Dennoch gab es Sasuke nicht das Recht, so zu tun, als wäre es das Normalste der Welt, Ino als Groupie zu haben. Außerdem hatte Inos Verhalten schon längst dazu beigetragen, Sakura die Stimmung zu vermiesen. Es war jedes Mal dasselbe. Langsam sollte sie sich eigentlich daran gewöhnt haben. Vor allem, da Sasuke sich nie auf ein Date einließ oder sonst etwas mit Ino alleine unternahm. „Vielleicht solltest du etwas unternehmen, damit das aufhört. Oder willst du, dass dich Ino immer anhimmelt?“ fragte Sakura provozierend. Innerlich verfluchte sich Sakura für ihr Verhalten. Wem versuchte sie hier etwas vorzumachen? Mal ehrlich! Nur weil sie selbst von ihrem Verhalten ungehalten war, musste sie Sasuke doch jetzt nicht anmeckern und ihn provozieren! Zunächst zog Sasuke nur wieder eine Augenbraue in die Höhe. Nachdenklich verzog er das Gesicht, bis er zufrieden mit sich selbst, grinste. „Danke Sakura. Du hast mich auf eine Idee gebracht!“ Ein ungutes Gefühl kam in Sakura auf. Was hatte sie da nur getan? „Äh, was meinst du?“ fragte sie vorsichtig nach. Eigentlich wollte Sakura das gar nicht so genau wissen. „Ich werde Ino klipp und klar erklären, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Am besten gleich.“ Überrascht riss Sakura die Augen auf. „Das kannst du doch nicht machen! Ino geht es auch nicht so gut! Sie hat doch so viel geweint. Da kannst du nicht so gemein zu ihr sein!“ „Ich dachte, du wärst eifersüchtig auf Ino.“ Von Sasukes Worten geschockt, entglitten Sakura die Gesichtszüge. Schnell hatte Sakura ihre wahren Gefühle hinter einer Maske versteckt. Oh nein, sie würde nicht darauf reinfallen. Sicherlich wollte Sasuke nur erzwingen, dass Sakura Narutos Worten recht gab! Wenn sie hoffen durfte, dann wusste Sasuke vielleicht selbst nicht so genau, ob Sasuke Naruto glaubte, dass Sakura ihn angeblich lieben würde. Sicherlich war das hier der Test. „Natürlich nicht! Ich finde ein solches Verhalten nur generell sehr anstrengend. Außerdem ist Ino meine Freundin!“ Entschlossen erwiderte Sakura Sasukes Blick. Um ihre Worte zu unterstreichen, verschränkte Sakura zusätzlich die Arme vor der Brust. Sie hoffte, dass sie entschieden rüber kam. Anscheinend war es so, denn Sasuke zuckte locker mit den Schultern. „Gut. Dann kann ich ja auch auf Inos Angebot eingehen und mich mit ihr zu einem Date treffen.“ Mit diesen Worten drehte sich Sasuke um und ging zurück ins Wohnzimmer. Perplex starrte Sakura ihm nach. Mehr aus Gewohnheit folgte sie ihm, während in ihrem Kopf die Gedanken nur so rasten. Hatte Sasuke noch alle Tassen im Schrank? Dieser Idiot! Erst war er super nett und half ihr und dann benahm er sich wie ein Arsch! Das waren doch alles nur Psychospielchen, die Sasuke da mit ihr abzog! Manchmal hatte Sakura das Gefühl, sie wäre ihm wichtig. Dann wieder behandelte er sie, wie irgendeine entfernt bekannte Cousine oder sonst wen von der Straße! Eifersucht, Wut und Schock kämpften in Sakura. Wie vorher auch, schwebte sie zu Naruto. Er sah nicht länger so niedergeschlagen aus. Angestrengt unterhielt er sich mit Hinata, während Neji, Lee und Shikamaru in ein Gespräch vertieft waren. Choji aß, Tenten versuchte mit Sai zu reden – noch eine weitere Person, die Sakura Kopfschmerzen bereitete – und Ino sah nur erwartungsvoll zu Sasuke. Kaum saß er neben ihr, begann sie auch schon wieder zu flirten. Demonstrativ sah Sakura weg, versuchte Naruto und Hinata zuzuhören. Doch sie bekam keines ihrer Worte mit. Gegen ihren Willen, kehrte Sakuras Blick immer wieder zu Ino und Sasuke zurück. Im Gegensatz zu vorher, redete Sasuke auch ab und an mit Ino. Diese schien es noch mehr anzuspornen, sodass sich Ino noch mehr ins Zeug legte. So langsam gewannen Eifersucht und Wut die Oberhand. Eifersüchtig auf Ino und wütend auf Sasuke, weil er so falsch mit ihr spielte. Wie gerne hätte Sakura jetzt jemanden zum Reden? Aber ihr blieb ja nur Sasuke. Und mit dem konnte sie ganz gewiss nicht darüber reden. Momentan verfluchte Sakura ihr Dasein. Was brachte es ihr, mit ihrem Schwarm 24 Stunden am Tag zusammen zu sein, wenn Sakura mit ansehen muss, wie er eine Freundin fand? Auch wenn Ino ihre beste Freundin war, so wollte Sakura doch nicht, dass sie jemals mit Sasuke zusammen kam. Die restlichen Stunden des Abends, liefen an Sakura vorbei. Sie bekam nicht mehr viel um sich herum mit. Außerdem geschah auch nichts mehr denkwürdiges. Es war zwei Uhr nachts, als sich die Gruppe so langsam auflöste. Choji schlief bereits auf dem Sofa, als Shikamaru ihn weckte und sich mit ihm gemeinsam verabschiedete. Anschließend gingen Tenten, Lee und Sai. Sie waren zu dritt gekommen, ergo mussten sie auch zu dritt gehen. “Ich gehe jetzt auch langsam ins Bett. Morgen früh muss ich meinem Onkel noch helfen“, erklärte Neji gegen zwei Uhr. „Sollst du jetzt in der Firma arbeiten?“ erkundigte sich Sasuke. „Ja. In zwei Wochen beginnt meine Ausbildung bei der Bank. Onkel will, dass Hinata und ich das Familienunternehmen übernehmen.“ „Ich dachte, du hast nicht so viel Lust darauf.“ Neji zuckte mit den Schultern. „Mir fällt nichts Besseres ein, was ich sonst tun soll. Ich würde auch lieber nur Kampfsport betreiben, aber davon kann ich nicht leben.“ „Ach ja“, mischte sich Naruto in das Gespräch mit ein. „Kann Kakashi vielleicht noch ein wenig Unterstützung im Dojo gebrauchen?“ Hoffnungsvoll sah Naruto zu Sasuke. „Itachi und ich arbeiten schon im Dojo.“ „Ja, aber ihr könnt doch sicherlich eine Aushilfe gebrauchen, oder? Tenten ist ja auch Praktikantin bei Tsunade, Ino arbeitet im Blumenladen ihrer Eltern, Hinata und Neji sind bei der Bank, Sai beginnt bald seine Ausbildung bei der Polizei, Choji hat eine Ausbildung als Koch bekommen und Shikamaru hat eine Zusage für das Medizinstudium bekommen.“ „Und Lee geht auch zur Polizei“, fügte Hinata leise hinzu. „Das heißt, du bist der einzige, der nicht weiß, was er in Zukunft machen soll“, fasste Sasuke Narutos kleine Ansprache zusammen. Mit einem peinlichen Grinsen, kratzte sich Naruto an der Backe. „Tja, wenn du es so ausdrückst…“ Sasuke seufzte auf. „Schon gut. Ich werde mit Kakashi reden.“ „Yeah!“ Es war interessant, zuzuhören, was ihre Freunde so alles taten. Vor allem beneidete Sakura Shikamaru. Sie selbst hatte sich ebenfalls für ein Medizinstudium beworben. Ob sie angenommen worden war, wusste Sakura nicht. Sie hatte keine 1,0 Schnitt wie Shikamaru, lediglich 1,3 , aber für Medizin war es schon echt schlecht. Wehmütig seufzte Sakura auf, ließ die Schultern und den Kopf hängen. Ohne aufzusehen folgte Sakura Sasuke und Ino, die sich von den anderen verabschiedeten und gingen. Das hieß, Sasuke ging und Ino folgte ihm sofort. Neji wollte schlafen gehen, das hieß, lediglich Hinata und Naruto würden alleine zurück bleiben. Sakura drückte ihrer Freundin fest die Daumen. Wenigstens eine von ihnen sollte einen schönen Abend haben. Außerdem hatte es Hinata verdient. Sie war immer für Naruto da gewesen und hatte ihn bei allem unterstützt. Es dauerte einen Moment, bis Sakura registrierte, dass sie sich mit Sasuke und Ino bereits an Kakashis BMW befand. Sie war eindeutig zu sehr in Gedanken. Aber hey, was sollte Sakura schon passieren? Das schlimmste war, wenn jemand durch sie hindurch lief. „Ähm, hat mich sehr gefreut, dass du gekommen bist. Und mir hat echt gut gefallen, was du über Sakura gesagt hast.“ Schüchtern blickte Ino zu Sasuke auf. Warum nur musste sie sich das jetzt antun? Um so wenig wie möglich von dem Gespräch mitzubekommen, setzte sich Sakura demonstrativ auf den Beifahrersitz. „Sag mal“, begann Ino. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Sakura schnaubte. „Hast du am Montagabend schon was vor? Im Kino läuft ein toller Film. Vielleicht möchtest du mit mir dort hin gehen?“ Wäre es möglich, würde Sakuras Herz vor Spannung, Hoffnung und Verzweiflung wild schlagen. // Sag nein! Sag nein! Sag nein! // betete Sakura verzweifelt. Doch es nützte nichts. Sakuras Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als Sasuke Ino zusagte. Während Ino überglücklich war, brach für Sakura eine Welt zusammen. Wie gerne würde sie jetzt laut losweinen? Aber das war nicht länger möglich. Um nicht total jämmerlich auszusehen, straffte Sakura die Schultern, als Sasuke einstieg und den Motor anließ. Wenigstens hatte es keinen Abschiedskuss gegeben. Auf der Heimfahrt konnte Sakura nur froh sein, dass sie als Geist eh nicht mit Sasuke mitfahren konnte. So musste sie kein gezwungenes Gespräch mit ihrem führen, geschweige denn sich peinlich und bedrückt anschweigen. Das Geistdasein brachte doch so manchen Vorteil mit sich. Kapitel 8: Date mit Folgen -------------------------- Von Samstagnacht bis Montagabend zog sich die Zeit. Wollte nicht vergehen. Ja, es kam Sasuke so vor, als würde sie rückwärts laufen, sobald er versuchte mit Sakura zu reden. Diese war wieder sehr distanziert und gleichzeitig überaus freundlich. Die Idee mit dem Date, gehörte eindeutig zu den schlechtesten von Sasuke. Sakura sorgte einfach nur dafür, dass Sasuke immer wieder aus dem Bauch heraus entschied. Letztendlich hatte er sich nur darauf eingelassen, weil er wissen wollte, ob Sakura tatsächlich eifersüchtig war und ihn liebte. Nun, ob sie ihn liebte, bezweifelte Sasuke. Das sie eifersüchtig war, konnte man jedoch gut sehen. Immer wenn Sasuke versuchte mit Sakura zu reden, sorgte sie dafür, dass die Gespräche sehr oberflächlich verliefen. Außerdem stürzte sie sich in ihr selbst auferlegtes Training. Sakura machte es ihm wirklich nicht leicht. Sasuke freute sich nicht auf das Date. Ino war für ihn nur eine Freundin. Wenn sie nicht zufälligerweise dieselbe Freundesgruppe hätten, würde er sicherlich nie etwas mit ihr zu tun haben. Allerdings wollte Sasuke auch keinen Rückzieher machen. Dabei dachte er weniger an Inos Gefühle – das war zweitrangig – sondern vielmehr daran, dass er sich eine Blöße geben würde, sollte er das Date absagen. Was würde das schon über Sasuke aussagen? Außerdem würde er diesen Abend auch hinter sich bringen. Es war ja lediglich ein Kinobesuch. Konnte man überhaupt von einem richtigen Date reden, wenn Sakura eh immer mit dabei war? Schon wieder kehrten Sasukes Gedanken zu Sakura zurück. Ja, wegen ihr wollte er das Date absagen. Sein Verhalten hatte sie verletzt. Das zeigte Sakura ihm deutlich, mit ihrem betont freundlichen Verhalten. Sicherlich hatte sie es nicht leicht. Sie hatte niemanden, mit dem sie darüber reden konnte und musste auch noch gezwungenermaßen bei dem Date mitkommen. Aber verdammt! Sakura war selbst daran schuld! Wenn sie ihn nicht so weit getrieben hätte, würde Sasuke sich niemals freiwillig mit Ino alleine treffen. Weiter darüber nachzudenken, würde aber auch nichts bringen. Ereignislos verlief der Sonntag. Sasuke musste nicht arbeiten, konnte also selbst ein wenig trainieren und verbrachte seine Freizeit mit Itachi. So musste er nicht mit Sakura alleine sein, die ja doch nicht mit ihm reden wollte. Fast den gesamten Montag arbeite Sasuke. Sakura war ebenfalls in der Trainingshalle und übte selbst. Sie wurde immer besser darin, Dinge anzufassen und zu heben. Nach dem Training duschte Sasuke ausgiebig. Nur, um Zeit zu schinden. Um nicht länger als nötig Sakuras schmerzerfüllten Blick zu sehen. Sie gab sich Mühe, ihre wahren Gefühle zu verbergen. Das merkte Sasuke. Sie legte es nicht darauf an, Sasuke Schuldgefühle zuzufügen. Doch gerade dies löste es in Sasuke aus. Eigentlich müsste Sasuke mit Sakura reden. Dessen war er sich bewusst. Und doch brachte er es nicht über sich. Er wollte nicht immer derjenige sein, der mit eingekniffenem Schwanz ankam. In den letzten Wochen, seitdem Sakura als Geist zu ihm zurückgekehrt war, war es fast immer ausschließlich Sasuke gewesen, der nach einem Streit versuchte, die Wogen zu glätten. Langsam sah er es nicht mehr ein. Wenn Sakura das alles bedrückte und verletzte, sollte sie es ihm sagen. Dann würde Sasuke Ino anrufen und das Date absagen. Aber Sakura schwieg eisern. Was war dieses Weibsstück auch so stolz? Genauso wie ihre Tante! Alles dickköpfige Frauen, in dieser Familie! Sasuke sah auf die Uhr. Langsam wurde es Zeit. In einer halben Stunde würde er sich mit Ino treffen. Das einzig gute heute Abend war, dass sie sich einen Film ansehen würden, in den Sasuke sowieso gehen wollte. Mit einer eisern schweigenden Sakura, verließ Sasuke das Haus. Warum sagte Sakura nichts? Es war ihre eigene Schuld, wie Sasuke sich immer wieder sagte. Der Weg zum Kino war kurz. Warum Sasuke so früh aufgebrochen war, wusste er nicht. Ino war noch nicht da. Jetzt musste er die Zeit totschlagen. Es war recht frisch. Momentan zog eine Kältefront über Tokio, passend zu seiner und Sakuras Beziehung zueinander. Daher blieb Sasuke im Auto sitzen. Er parkte direkt vorm Eingang. Wenn Ino kam, würde er sie also gleich ausmachen können. Nach fünf Minuten Schweigen, hielt Sasuke es nicht länger aus. Genervt seufzte Sasuke auf, ehe er sich an Sakura wandte. Dabei gab er sich Mühe, nicht verärgert, genervt oder scharf zu klingen. „Sakura, gib es zu. Dir passt das hier überhaupt nicht.“ „Stimmt nicht“, war Sakuras knappe Antwort. Diese Frau würde ihn noch ins Grab bringen! Vielleicht war genau das Sakuras Ziel. Einen weiteren Geist, mit dem sie die Ewigkeit verbringen und harmlose Menschen in den Wahnsinn treiben konnte! „Und warum bist du dann so?“ „Wie bin ich denn?“ // Bleib ruhig. Du willst keinen Streit mit Sakura. // Während Sasuke sich das immer wieder sagte, verhärteten sich Sakuras Gesichtszüge. Fragend folgte Sasuke Sakuras Blick. Ino kam die Straße entlang. Sie trug einen kurzen Jeansrock und ein lilafarbenes, enges, weit ausgeschnittenes Oberteil. Sicherlich fror sie darin, in dem verzweifelten Versuch, für Sasuke hübsch auszusehen. Aus den Augenwinkeln, nahm Sasuke eine Bewegung wahr. Als er seinen Kopf drehte und wieder zu Sakura sah, wirkte diese wütend und verletzt gleichzeitig. Verärgert sah Sakura an sich herunter. Auch sie trug, wie all die Wochen vorher, tagein, tagaus, ihren weißen, verdreckten Jeansrock und das rote Top, was Sasuke in jener Nacht so heiß gemacht hatte. Auch jetzt stand Sakura die Kleidung. Der Dreck störte Sasuke nicht. Sakura dagegen sehr. Sie gab einen Laut der Verzweiflung von sich, ehe sie ihren Frust freien Lauf ließ. „Dieses scheiß Geisterdasein! Ich will auch saubere, hübsche Klamotten anziehen! Ich will auch vor dem Schrank stehen und nicht wissen, was ich anziehen soll! Voller Panik, wie ich mich für ein Date anziehen soll oder wenn ich mich mit Freunden treffe!“ Schweigend hörte Sasuke Sakura zu. Sicherlich war das nicht der einzige Grund. Er war sich sicher, dass dies nur der Gipfel des Eisberges war. Aber wenigstens vergaß Sakura so, dass sie sich in kühler Zurückhaltung übte. „Du siehst gut aus, egal was du anhast.“ Die Worte kamen aus Sasukes Mund, ehe er es überhaupt bemerkte. Er registrierte es erst, was er da gesagt hatte, als Sakura ihn ansah. Aber er meinte es auch so. Sasuke war egal, was Sakura trug. Sie war in allem hübsch. Und das ihre Haare immer etwas zerstrubbelt wirkten, störte Sasuke auch nicht weiter. „Hallo, Sasuke!“ Bevor Sakura darauf etwas erwidern konnte, kam Ino zum Auto gelaufen. Gut gelaunt begrüßte sie Sasuke. Einen Moment lang, sah er Sakura in die Augen, ehe er sich mit einem Seufzen abwandte und ausstieg. Der Horrorabend konnte beginnen. Die Begrüßung lief, wie Sasuke erwartet hatte, überschwänglich ab. Ino schmiss sich Sasuke regelrecht an den Hals. “Oh, Sasuke! Ich freue mich ja schon so!“ Während Ino überglücklich an Sasukes Hals hing, blickte dieser mit einem schlechten Gewissen hinter sich. Dort saß Sakura noch immer auf dem Beifahrersitz und erwiderte Sasukes Blick. Sasuke schluckte schwer, wandte schleunigste den Blick ab. Um die Schuldgefühle erst gar nicht aufkommen zu lassen, wandte sich Sasuke an Ino. „Können wir dann jetzt? Sonst fängt der Film ohne uns an.“ Dankbarerweise war der Weg zum Kino hin und das Anstehen für die Karten ohne Probleme verlaufen. Allerdings bestand Ino darauf, dass Sasuke ihr Popcorn kaufte. Warum, war Sasuke nicht klar. Schließlich machte Ino eine Diät nach der anderen, nur um sich dann wieder mit Süßigkeiten voll zu stopfen. Erleichtert saß Sasuke in seinem Stuhl, wartete darauf, dass der Film anfing. „Sherlock Holmes“ würde sicherlich ein sehr guter Film sein. Erst gab es aber zehn Minuten Werbung, die sich Sasuke antun musste. In der Zwischenzeit hatte Ino angefangen, lautstark und genüsslich ihr Popcorn zu essen. Sasuke sah neben sich. Es war purer Zufall, dass neben Sasuke noch ein Platz frei gewesen war. Auch wenn Sakura sicherlich einen größeren Abstand hätte einhalten können, das Kino war fast vollkommen ausverkauft. Daher saß sie schwebend neben ihm. Den Blick hatte sie stur auf die Leinwand gerichtet. Kurz nachdem der Film angefangen hatte, versuchte sich Ino an Sasuke zu schmiegen. Erst bot sie ihm Popcorn an. Was Sasuke ablehnte. Er mochte Süßigkeiten nicht besonders gerne. Dann legte Ino ihre Hand ziemlich offensichtlich auf die Stuhllehne, mit der Handfläche nach oben. Sasuke zog seinen Arm zurück und legte sie in seinen Schoß. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Nur weil Sasuke Sakura eins auswischen wollte, weil er sie hatte eifersüchtig machen wollte, saß er hier und bekam Schuldgefühle! Es fiel Sasuke schwer, sich auf den Film zu konzentrieren. Entweder dachte er an Sakura, die eisern schwieg oder aber Ino lenkte ihn ab. Ihre Annäherungsversuche wurden mit der Zeit immer offensichtlicher. Irgendwann legte sie – während eine angeblich erschreckende Situation im Film ablief – ihren Kopf auf Sasukes Schulter. So nach dem Motto, sie müsse ihr Gesicht an seiner Schulter verbergen, damit sie nicht sehen konnte, was da so grausames geschah! Dabei handelte es sich um eine gute Choreographie für eine Kampfszene! Sasuke entzog sich Ino, blickte schnell zu Sakura, die den Blick nicht einen Moment von der Leinwand nahm. Als der Film vorbei war, hätte Sasuke vor Erleichterung beinahe aufgeseufzt. Ein Blick auf Sakura reichte aus, damit Sasuke den Seufzer unterdrückte. Entschlossen stand Sasuke auf. Ohne weiter auf Ino oder Sakura zu achten, ging Sasuke auf den Ausgang zu. Sekunden später klebte Ino wieder an ihm. Das nahm er nur am Rande war. Er war sauer auf Sakura. Sie hatte ihm den bisherigen Abend ziemlich verdorben. Ebenso das Wochenende. Sasuke hatte mit ihr reden wollen, sie hatte es aber nicht zugelassen. Fein. Ihre Schuld. Sasuke würde nicht länger Rücksicht auf Sakura nehmen! Was hatte er nicht schon alles für sie getan? Sasuke hatte stundenlang vor dem PC gesessen, hatte Informationen über ihren Zustand als Geist heraus gesucht und zusammen getragen! Sasuke versuchte, so viel Zeit wie möglich für Sakura übrig zu haben, damit sie jemanden zum Reden hatte. Ebenso war er für sie zu Tsunade gegangen! Und was bekam Sasuke? Sobald Sakura etwas nicht passte, zog sie diese Show ab! Das war nicht zum Aushalten! Natürlich machte Sasuke Fehler, aber deswegen musste Sakura ihn nicht so behandeln! Sasuke führte ein eigenes Leben, egal was mit Sakura war. Damit musste sich Sakura abfinden! Sasuke fasste einen Plan. Warum sollte er es nicht tun? Den restlichen Abend konnte sich Sasuke so angenehm wie möglich gestalten. Die Konsequenzen musste Sakura tragen. Schließlich war sie mit daran schuld. In einem kleinen Teil seines Verstandes wusste Sasuke, dass das hier sehr schlecht enden konnte. Das er Bockmist baute. Immer wenn einer von ihnen sauer auf den anderen war, endete es ganz schlecht. Letztendlich wurde immer einer von ihnen verletzt. Ob reden dieses Mal helfen würde, dessen war sich Sasuke unsicher. Momentan war es ihm aber auch egal. „Ino, hast du Lust noch mit zu mir zu kommen?“ fragte Sasuke, sah zu Ino hinunter, während er versuchte, das überraschte Keuchen Sakuras zu ignorieren. Während Ino vor Freude aufquietschte, konnte Sasuke spüren, wie er von Sakuras Blicken regelrecht erdolcht wurde. Ihr Problem. Sasuke hatte versucht die Situation zu klären. Jetzt musste Sakura die Suppe auch auslöffeln. Die Autofahrt verlief ereignislos. Nach nur wenigen Minuten befand sich Sasuke mit Ino in seinem Zimmer. Auf dem Weg dorthin, hatte Sasuke versucht, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Schließlich hatte Sasuke keine Lust darauf, das irgendwer aus seiner Familie mitbekam, dass er Ino mit anschleppte. In seinem Zimmer bot Sasuke Ino einen Platz an. Er selbst setzte sich auf das Bett. Sakura war außerhalb geblieben. Wohl im Wohnzimmer. Sollte Sasuke recht sein. Sein Blick fiel auf Ino. Was sollte er nun mit ihr anfangen? Anscheinend musste er den nächsten Schritt machen. Mit großen Augen sah Ino erwartungsvoll zu Sasuke. Was Ino wollte, konnte sich Sasuke schon denken. Nur bei dem Gedanken daran, Ino zu küssen, kamen in ihm keinerlei Gefühle hoch. Sein Puls blieb ruhig. „Ähm“, begann Ino wenig geistreich. Wohl um die unangenehme Stille zu durchbrechen. „Fandest du den Film genauso genial wie ich?“ „Er war recht gut.“ „Recht gut?“ Inos Stimme wurde lauter. Hoffentlich war Itachi mit seinem Kumpel Kisame unterwegs oder schlief bereits. Was Sasuke ganz gewiss nicht gebrauchen konnte, war, dass jemand in sein Zimmer platzte. Ansonsten dürfte sich Sasuke wochenlang irgendwelche dummen Sprüche anhören müssen. „Ja, er war sehr gut. Zufrieden?“ Ino zuckte mit den Schultern. So würde das nie etwas werden. Sasuke musste es irgendwie schaffen, dass sein Plan auch funktionierte. Da Sasuke nichts besseres einfiel und auch noch nie groß Feingefühl besessen hatte, schlug Sasuke letztendlich vor: „Willst du nicht hierher kommen? Das Bett ist bequemer als der Schreibtischstuhl.“ Inos Gesicht färbte sich leicht rötlich. Dennoch stand Ino auf und setzte sich neben Sasuke. Eigentlich war Sasuke davon überzeugt, dass Ino augenblicklich loslegen würde. Versuchen würde, ihn zu küssen oder ihm zumindest näher zu kommen. Stattdessen fragte Ino etwas, womit Sasuke überhaupt nicht gerechnet hatte. „Sag mal, was ist auf der Party geschehen?“ Von dem plötzlichen Themenwechsel überrumpelt, blickte Sasuke verständnislos drein. “Na ja“, begann Ino ihre Worte weiter zu erläutern. „Als wir alle gegangen sind, war Sakura geblieben. Sie hatte ja so einiges getrunken. Ihr beide wart alleine und… nun ja… Sakura ist hier vor dem Haus… Du weißt schon…“ „Gestorben“, beendete Sasuke Inos Satz. Etwas niedergeschlagen nickte Ino. Nach einem kurzen Moment des Zögerns, fragte sie dann doch das, weswegen sie dieses Thema überhaupt angesprochen hatte. „Was ist da eigentlich zwischen euch gelaufen?“ Kannte Ino die Wahrheit? Auch wenn es Sasuke überhaupt nicht gefiel wie dieser Abend verlief, so glaubte er kaum, dass Ino von dem One-night-stand etwas ahnte oder gar wusste. Vielleicht hatte Ino aber auch eins und eins zusammengezählt. „Schließlich hat Sakura bei dir geschlafen.“ „Sie hat bei mir übernachtet, da sie total betrunken war.“ Sasuke hoffte, das würde Ino als Erklärung reichen. Vorsichtshalber wollte er das Gesprächsthema aber in eine andere Richtung lenken. „Ich weiß, dass mit Sakura ist hart. Aber ich dachte, wir treffen uns wegen…uns.“ Dumme Formulierung, aber Sasuke fiel nichts besseres ein. „Wenn du über Sakura reden willst, das können wir gerne wann anders machen. Jetzt wollte ich mit dir alleine sein.“ Ja, das hatte gewirkt. Vergessen war die Schulabschlussparty, vergessen Sakura und alles was mit ihr zu tun hatte. Inos Gesicht strahlte, ihre Augen konnten den Blick von Sasuke überhaupt nicht mehr abwenden. Langsam näherte sich Inos Gesicht Sasukes. Sein Körper blieb ruhig. Dennoch würde Sasuke das hier durchziehen! In diesem Moment kam Sakura hineingeschwebt. Mit großen Augen erfasste sie das Geschehen. „Du Arschloch!“ donnerte Sakura sogleich los. „Wie kannst du das nur tun? Du nutzt Ino aus!“ Von wegen. Es war Sakura wohl offensichtlich egal, wie es um ihre eigenen Gefühle stand. Oder aber sie liebte Sasuke wirklich nicht. Was der Uchiha inzwischen aber bezweifelte. Immer näher kamen sich Sasuke und Ino. Mit Sakura im Nacken, war das gar nicht mal so einfach. Vor allem, wenn sie ihn so laut anschrie. „Hör auf damit!“ Kaum waren die Worte aus Sakura heraus gekommen, griff sie nach dem nächst besten Gegenstand – einem kleinen Bilderrahmen – und warf ihn nach Sasuke. Im letzten Moment konnte sich Sasuke noch ducken. So erwischte ihn den Bilderrahmen lediglich im Rücken. Schmerz fuhr durch seinen Körper, den Sasuke jedoch ignorierte. Sasuke funkelte Sakura wütend an. Diese sah ebenso wütend und verletzt zu Sasuke. Das Ino neben ihm überrascht aufkeuchte, bekam Sasuke zunächst nicht mit. Erst als Ino Sakuras Namen vor sich hin stotterte, sah Sasuke zu seinem Date. „Da ist Sakura!“ brachte Ino kreidebleich hervor, deutete mit dem Finger vor sich. Direkt auf Sakura. Diese vergaß ihren Ärger, während sich Freude auf ihrem Gesicht abzeichnete. „Ino! Du kannst mich sehen!“ „Wo ist sie hin?“ fragte Ino verdattert. Sasuke war von dem Geschehen überrumpelt. Das Ganze ging ihm viel zu schnell. Erst sah Ino Sakura, dann nicht mehr, während Sakura plötzlich nicht mehr wütend war. Frauen! Sasuke verstand die Welt nicht mehr. „Du kannst Sakura sehen?“ war alles, was Sasuke nach einen Moment heraus brachte. Sakura indessen redete auf Ino ein, die jedoch immer noch auf die Stelle starrte, wo Sakura sich eben noch befunden hatte. Inzwischen schwebte Sakura jedoch direkt vor Inos Nase. Eindeutig, Ino konnte Sakura jetzt nicht mehr sehen. „Ja, da eben war sie… Moment!“ Von einem Moment zum anderen, setzte sich Ino kerzengerade hin, schaute Sasuke mit großen Augen ungläubig an. „Was heißt hier > auch äh’s < heraus brachte, beschäftigte etwas anderes Sasuke viel mehr. „Du kannst Sakura sehen?“ fragte Sasuke mehr als irritiert und ungläubig. „Stimmt!“ warf Sakura ein. „Tja, wie soll ich es sagen?“ begann Kakashi, betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Ich kann Sakura seit der Beerdigung sehen.“ „Und warum haben Sie nichts gesagt, Sensei?“ verlangte Sakura zu wissen. Kakashi zuckte mit den Schultern. „Ich dachte mir, ich gebe euch ein wenig Zeit und warte, bis ihr vielleicht damit zu mir kommt.“ „Und woher hätten wir das wissen sollen?“ meckerte Sasuke los. Das ganze konnte Sasuke nicht so wirklich kapieren. Die ganze Zeit über hatte Kakashi Sakura sehen können und er selbst hatte sich wie der letzte Depp benommen, wenn Sakura ihn wieder auf die Nerven gegangen war. Mit großen Augen sah Sakura geschockt zu Kakashi. Einerseits freute sie sich darüber, dass es eine weitere Person gab, mit der Sakura sich unterhalten konnte. Aber hatte Kakashi ausgerechnet jetzt kommen müssen? Schließlich hatte Sakura Sasuke endlich geküsst! Eine Strafe war es für ihn wohl eher weniger gewesen, aber jetzt wusste Sakura, warum Sasuke so handelte, wie er es tat. Er empfand auch etwas für Sakura und wollte sie eifersüchtig machen, genauso, wie sie es bei ihm getan hatte, als sie Itachi und Kakashi bewundert hatte und… Abrupt hielt Sakura in ihren Gedanken inne. Ihre Augen weiteten sich geschockt. Oh nein! Kakashi hatte eben selbst gesagt, dass er sie genauso lange sah, wie Sasuke auch. Das hieß… „Oh Scheiße! Sensei Kakashi, das tut mir so unglaublich Leid!“ Verständnislos richteten sich die Blicke der zwei Männer im Zimmer auf Sakura. Wie gerne würde sie jetzt im Erdboden versinken. Moment! Rein theoretisch konnte sie so zumindest verschwinden! So verführerisch sich das auch anhörte, dauerhaft konnte sie Sasuke und Kakashi nicht aus dem Weg gehen. „Ähm, also, wegen den Dingen, die ich in der Umkleide gesagt habe und auch sonst so…Also das tut mir wirklich leid. Das war nicht so gemeint. Also nicht, dass Sie nicht gut aussehen würden, Sensei! Also ich meine…“ „Schon gut“, winkte Kakashi lächelnd ab. Zum Glück hatte Kakashi eingegriffen. Ansonsten wäre Sakura noch immer damit beschäftigt, sich um Kopf und Kragen zu reden. Dankbar hielt Sakura den Mund. Kakashi dagegen schien sich ein Lachen nur gerade so verkneifen zu können. „Ähm, okay. Schön, dass das jetzt so weit geklärt ist. Und was jetzt?“ Fragend richtete Sasuke seinen Blick auf Kakashi. Sakura selbst wusste nicht weiter. Daher wartete sie auf eine Antwort von Kakashi. „Was meinst du? Von mir aus gehe ich jetzt und ihr könnt da weiter machen, wo ich euch eben unterbrochen habe.“ Sakura war wirklich dankbar dafür, dass sie nicht rot werden konnte. Sasuke dagegen verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast nichts dazu zu sagen?“ „Nein.“ „Du weißt nichts darüber?“ hackte Sasuke nach. „Für wen hältst du mich? Ich bin lediglich ein Dojo-Meister.“ „Schon gut, Sensei. Äh, Gute Nacht.“ „Gute Nacht, ihr beiden. Und seid nicht zu laut“, fügte Kakashi mit einem viel sagenden Grinsen hinzu, ehe er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. Verlegen und irritiert, sahen sich Sasuke und Sakura an. „Ich hatte gehofft, er würde etwas wissen.“ „Woher denn auch? Der Sensei hat schon recht. Er trainiert Kampfsport, das macht ihn nicht zu einem Okkultismusfachmann.“ Sasuke zuckte mit den Schultern. Dann drehte er sich um und ging in Richtung des Badezimmers. Verblüfft sah Sakura zu, wie Sasuke dahinter verschwand. Das war’s? Sie knutschten rum und nach der Unterbrechung tat Sasuke so, als wäre nichts gewesen? Oder aber war Sasuke schüchtern? Konnte das sein? Irgendwie war das schwer vorstellbar. Dennoch hatte Sakura sonst keine Erklärung für Sasukes Verhalten. Außerdem wollte Sakura sich nicht vorstellen, dass Sasuke jetzt wieder so tun würde, als wäre nichts. Besser, sie wartete erst einmal ab. Nicht, dass sie sich wieder von ihren Gefühlen leiten ließ und sie sich wieder streiten würden. Denn das würde ansonsten geschehen. Sakura und Sasuke sollten in Zukunft wirklich mehr miteinander reden, anstatt immer nur dem Bauchgefühl zu folgen. Nervös und gespannt ließ sich Sakura auf ihrem Bett nieder. Aus dem Bad konnte man das Wasser rauschen hören. Sasuke stand unter der Dusche. Gut, dann hatte Sakura etwas Zeit, um nachzudenken. Wie hatte sie es nur geschafft, dass sie die ganze Zeit über…materialisiert war? Ein anderes Wort fiel Sakura nicht ein. Also, wie nur war es gekommen, dass sie nicht durch Sasuke hindurch gefallen war? Konzentriert hatte sie sich ganz gewiss nicht darauf. Anfangs, ja. Schließlich hatte Sakura ja gewollt, Sasuke zu küssen, sobald er sein Zimmer betrat. Das er gleich so darauf anspringen würde, hatte Sakura überrascht. Seufzend blickte Sakura an die Zimmerdecke. Leider stand dort keine Erklärung oder Lösung für ihre Probleme. Aber wenigstens wusste Sakura jetzt, dass sie mit Sasuke rummachen konnte, wenn sie wollte. Hoffentlich würde sie dafür auch wieder eine Chance bekommen. Auch wenn das Wasser angenehm warm war, so konnte sich Sasuke nicht entspannen. Dabei war das gerade der Grund gewesen, warum er duschte. Sakura ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Das Gefühl, wie sich ihre Lippen auf seinen angefühlt haben, Sakuras Geschmack, die Art, wie sie ihre Hände in seinem Haar vergraben hatte. Es half alles nichts. Kaum dachte er daran, bekam Sasuke einen Ständer. Die Störung von Kakashi war wirklich zu einem passenden Zeitpunkt gekommen. Ansonsten hätte sich Sasuke wohl nicht zurückhalten können. Dann wäre es für ihn wohl peinlich ausgegangen. Abrupt drehte Sasuke das Wasser auf eiskalt. Er musste ein Aufkeuchen unterdrücken. Das kalte Wasser half. Auch wenn Sasuke Sakura immer noch wollte, beruhigte sich wenigstens sein Körper. Nach einigen Minuten hielt es Sasuke nicht länger unter dem kalten Wasser aus. Außerdem konnte Sasuke Sakura eh nicht aus dem Weg gehen. Aber der Abend hatte wirklich eine interessante, überraschende Wende genommen. Auch wenn Kakashi beteuerte, er würde nichts über Sakuras Zustand wissen, so hatte Sasuke seine Zweifel daran. Kakashi, auch wenn er nur ein Dojo-Meister war, hatte Kenntnisse, die übertrafen das Wissen der meisten Menschen. Vor allem in Bereichen der Psyche, Kampfsport, aber auch auf dem okkultistischem Gebiet und japanischer Traditionen und Magie war Kakashi bewandert. Weswegen, wusste Sasuke nicht. Konnte es sich auch nicht vorstellen. Aber das Kakashi über einen sechsten Sinn und Wissen über die Magie verfügte, zeigte allein, dass Kakashi Sakura sehen konnte. Als einziger Mensch, der vor Sakuras Tod nicht mit ihr zusammen war. Darüber nachzudenken, brachte Sasuke in diesem Fall aber auch nicht weiter. Aber es hatte ihn von Sakura abgelenkt. Er dachte erst wieder an sie, als er abgetrocknet und fertig angezogen aus dem Bad trat. Sakura saß auf seinem Bett und starrte an die Decke. Verdammt, wie sollte Sasuke jetzt mit ihr umgehen? Nach dem One-night-stand hatte sich Sasuke nicht mit Sakura auseinandersetzten müssen. Jetzt hatten sie sich vielleicht nur geküsst, aber es musste dennoch so einiges geklärt werden. Vor allem verstand Sasuke nicht, warum Sakura ihn geküsst hatte. Schließlich hatte er ein Date mit Ino gehabt und sie beinahe geküsst. Wie tickten Frauen nur, dass aus Wut und Schmerz plötzlich Verlangen werden konnte? Vielleicht sogar Liebe. Sasuke räusperte sich leise. Besser, er brachte es gleich hinter sich. Nicht, dass Sakura wieder mit irgendwelchen Dingen nach ihm warf. Hoffentlich würde es nicht allzu lange dauern. Es war bereits nach Mitternacht und morgen, beziehungsweise heute, musste Sasuke wieder arbeiten. Sakura wandte den Blick von der Decke ab und zu Sasuke. Dieser wusste bereits schon jetzt nicht weiter. Bisher hatte er noch nie vor einer solchen Herausforderung gestanden. Bei Frauen brauchte er sich nicht anstrengen, in der Schule und im Sport fiel ihm, mehr oder weniger, alles zu. Letztendlich war es aber Sakura, die das Thema ansprach. Wenn auch nicht so, wie Sasuke sich das gewünscht hätte. „Was ist jetzt? Wird so getan, als wäre nichts geschehen oder sehen wir der Wahrheit ins Gesicht und du gibst zu, dass du an mir interessiert bist?“ Nach Sakuras, leicht trotzig klingenden, Ansprache, war Sasuke einfach nur baff. Mit so etwas hätte er überhaupt nicht gerechnet. Wann war Sakura nur so geworden? Oder vielleicht war sie schon immer so, nur diese Seite zeigte sie nicht so oft. Wenn Sasuke so darüber nachdachte, wie oft sie schon Naruto verprügelt hatte, weil ihr nicht gepasst hatte, was er gesagt hatte…? „Hallo? Erde an Sasuke!“ Mit ihrer durchscheinenden Hand winkte Sakura vor Sasukes Gesicht herum. Auch wenn es störend war, so bekam Sakura seine Aufmerksamkeit. Nur was sollte er auf ihre Frage antworten? Schließlich stand Sasuke nicht auf Sakura. Ja, vielleicht fand er sich körperlich zu ihr angezogen. Aber lieben tat er sich ganz gewiss nicht! Wobei. Sakura hatte ja gar nicht wissen wollen, ob er sie liebte oder ob sie jetzt ein Paar wären. Das war sowieso Unsinn. Aber es würde nicht schaden, wenn Sasuke zugab, dass er Sakura anziehend fand. Zumindest fiel ihm kein Nachteil ein. Vielmehr ein Vorteil. Vielleicht würde Sasuke davon profitieren und hätte die Chance, öfter mit Sakura herum machen zu können. Dann könnte er Erfahrungen sammeln und mit der Zeit würde er auch besser werden und sich nicht wie beim dem One-night-stand blamieren. „Gut, dann halt nicht!“ riss Sakuras Stimme Sasuke aus seinen Gedanken. Beleidigt verschränkte Sakura die Arme vor der Brust und wollte aus dem Zimmer schweben. Sasuke seufzte auf. Anscheinend war er ein wenig vom Thema abgedriftet. Besser war es aber, wenn er jetzt mit Sakura darüber redete, bevor wieder Eiszeit zwischen ihnen herrschte. „Sakura, warte.“ „Warum?“ verlangte sie trotzig zu wissen. „Du wolltest doch eine Antwort von mir haben.“ Auch wenn Sasuke selbstsicher klang, so war er doch in Wahrheit ziemlich nervös und aufgeregt. Gut nur, dass er seine Gefühle immer sehr gut im Griff hatte. Meistens zumindest. Also würde er das hier auch meistern! Kapitel 10: Liebeskummer? Kakashi-Sensei hilft! ----------------------------------------------- Gespannt sah Sakura zu Sasuke. Inzwischen hatte sie gar nicht mehr mit einer Antwort seitens Sasuke gerechnet. Klar, vielleicht hatte Sakura das Thema etwas überstürzt angefangen, aber als Sasuke aus dem Bad gekommen war, hatte er etwas hilflos gewirkt, wie er mit ihr umgehen sollte. Also hatte Sakura spontan gehandelt. „Und?“ Leicht genervt sah Sakura drein. Würde Sasuke in Zukunft für jeden einzelnen Satz mehrere Minuten benötigen? Zumindest legte er zwischen den einzelnen Sätzen recht lange Pausen ein. Dafür hatte Sakura momentan keine Nerven. Das Thema war zu wichtig dafür. „Ja, es könnte schon sein, dass ich…körperlich…“ begann Sasuke, woraufhin Sakura die Augen verdrehte. „Schön. Hab’s kapiert. Zum knutschen bin ich gut genug.“ Irritiert runzelte Sasuke die Stirn. „Das habe ich überhaupt nicht gesagt!“ „Aber gemeint! Für das Körperliche reiche ich aus, aber nicht für mehr!“ Während Sakura das sagte, taten ihr die Worte selbst weh. Das Sasuke nichts darauf erwiderte, tat nur umso mehr weh. Verletzt wandte sich Sakura ab. Länger würde sie es in Sasukes Gegenwart nicht aushalten. Sie musste weg. Ansonsten würde sie von Sasuke losweinen, wenn auch ohne Träne. Sakura kam bis zur Tür, dann stand Sasuke vor ihr. Entschlossen baute er sich vor ihr auf. Als ob Sasuke sie so aufhalten könnte. Sakura konnte durch ihn hindurch fliegen oder einfach durch die Wand neben ihm. Sakura wählte die Wand. Es war ein unangenehmeres Gefühl, durch einen Menschen zu fliegen als durch unlebendige Gegenstände. Sakura war schon halb durch die Wand, als sie etwas zurückhielt. Irritiert stellte sie fest, dass Sasuke sie an ihrem Arm fest hielt. Mehr aus Verblüffung und Faszination als das sie sich mit Sasuke auseinandersetzen wollte, flog Sakura zurück. Wie schaffte er das? Sakura musste sich immer sehr darauf konzentrieren, etwas anzufassen. Und jetzt griff Sasuke einfach nach ihr? Während Sakura mit offenem Mund auf die Stelle sah, wo Sasukes Hand ihren Arm umschloss, wirkte Sasuke zufrieden, aber auch entschlossen. „Sakura, hör zu. Ich habe keine Lust, wieder mit dir zu streiten.“ Nur weil Sakura zu perplex war, hob sie den Kopf und blickte Sasuke an. Ansonsten würde sie ihn wohl anmeckern oder sich losreißen. „Ich verstehe nicht so ganz was hier vor sich geht. Mag sein, dass es dich verletzt, dass ich nicht dasselbe für dich empfinde wie du für mich.“ Na super. Das fing ja super an! Wenn das so weiter ging, würde Sakura gleich zusammenbrechen. Das war nicht die sensibelste Art, um das Herz gebrochen zu bekommen. Falls es jemals eine nicht so schmerzhafte Methode dafür gab. Sakura wollte Sasuke Einhalt gebieten. Sie wollte nicht mehr davon hören. Mehr Worte würden es auch nicht besser machen. Im Gegenteil. Und dennoch machte Sasuke weiter, bevor Sakura etwas dagegen unternehmen konnte. „Aber das muss ja nicht bedeuten, dass das etwas zwischen uns verändert.“ Um sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen, wie hart Sasuke Worte sie trafen, zog Sakura skeptisch die Augenbrauen in die Höhe. „Ach ja. Und wie? Lass hören! Ah, vielleicht hast du es dir so vorgestellt. Immer wenn es dich überkommt, muss ich herhalten, aber ansonsten steh ich da und habe das Nachsehen.“ Bei ihren Worten, verzog Sasuke das Gesicht. Seine Hand schloss sich fester um ihren Arm. Das erste Mal seit Wochen, spürte Sakura Schmerzen. Nicht schlimm. Es war eher ein unangenehmer Druck. „Denkst du wirklich, ich wäre so jemand, der nur an dem einen interessiert ist?“ fragte Sasuke, während er sie eindringlich ansah. Provozierend zuckte Sakura mit den Schultern, erwiderte Sasukes Blick standhaft, auch wenn es Sakura schwer fiel. „Wenn du das wirklich glaubst, dann stell dir doch mal die Frage, warum ich mich dabei gerade an ein totes Geistermädchen halten sollte, wenn ich sonst etliche andere Frauen haben könnte?“ „Woher soll ich das wissen?“ platzte es verletzt aus Sakura. „Wie kannst du sagen, an mir interessiert zu sein und gleichzeitig nichts von mir zu wollen?“ An sich hatte Sakura damit gerechnet, dass Sasuke sie jetzt ebenfalls anfahren würde. Stattdessen wurde sein Griff lockerer, seine Gesichtszüge entspannten sich. Mit sanfter, beruhigender Stimme, fuhr Sasuke fort. Sagte etwas, womit Sakura überhaupt nicht gerechnet hatte. „Ich würde dich nie benutzen. Und es tut mir Leid, dass ich dich mit der Aktion mit Ino verletzt habe. Aber man muss doch nicht immer ein Paar sein, nur weil man…“ Sakura unterbrach Sasuke unwirsch. „Klar. Du kannst das so einfach sagen. Du bist ja auch nicht verliebt!“ Nach Sakuras kleinem Wutausbruch, schwiegen beide. Sasuke überrascht und Sakura schockiert. Jetzt hatte sie es zugegeben! Verdammt, warum nur? Bisher hatte sie es nie bestätigt. Warum also jetzt? Sakura stand wie der letzte Trottel da! Hatte Sasuke ihre Liebe gestanden und dieser war gerade dabei, ihr das Herz zu brechen! Etwas verlegen räusperte sich Sasuke. Sakura überlegte, ob sie einfach durch den Boden in das untere Stockwerk fliegen sollte. Das würde ein weiteres peinliches Gespräch mit Sasuke eventuell vermeiden. Zumindest auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Nach Sasukes Räuspern, begann er zu reden. Zeit für eine Flucht blieb leider nicht mehr. „Es ist besser, denke ich, wenn ich jetzt schlafen gehe.“ Damit hatte Sakura nicht gerechnet. Dankbar nickte sie Sasuke zu, wandte sich aber schnell von ihm ab. Sie bekam nicht mehr mit, wie Sasuke sich umzog und ins Bett legte. Auch nicht, wie er noch lange die Stelle anstarrte, durch die Sakura vor Minuten verschwunden war. Sakura flog durch das Anwesen der Uchihas/Hatake. Sie war vollkommen durcheinander. Einerseits gefühlsmäßig, andererseits mit den Gedanken. Wie gerne würde Sakura jetzt mit Ino, Hinata oder auch mit Neji reden! Vor allem die Hyuagas konnten Sakura immer helfen, wenn sie mit ihren Gefühlen überfordert war. Ohne auf ihre Umgebung zu achten, flog Sakura durch Wände und Türen. War einmal im Wohnzimmer, in der Küche, flog durch Itachis Bad und stattete auch dem Keller einen Besuch ab. „Kannst du nicht schlafen?“ Überrascht drehte sich Sakura um. Wie sie erstaunt feststellte, war sie in Kakashis Privatbereich gelandet. In seiner Bibliothek. Kakashi saß in einem gemütlich aussehenden Sessel, ein Buch lag auf seinem Schoß. Die Wände wurden von hohen Regalen gesäumt, in denen sich etliche Bücher stapelten. Alle ordentlich und sortiert aufgestellt. Manche Bücher waren neu, andere uralt. Allein wenn man sie ansah, befürchtete man, sie würden gleich auseinander fallen. „Entschuldige, Sensei. Ich wollte nicht stören.“ „Tust du nicht. Ich habe sowieso gelesen.“ Sakura fragte sich noch, warum ihr Sensei um solch eine späte Uhrzeit noch wach war, schob diesen Gedanken jedoch beiseite. Fragend waren die intelligenten Augen des Sensei auf Sakura gerichtet. Ach ja, er hatte sie ja etwas gefragt! „Ähm, nein. Ich schlafe nicht. Brauche ich nicht und kann ich auch gar nicht mehr.“ „Ah, so etwas hatte ich schon vermutet. Und warum siehst du so niedergeschlagen aus, wenn ich fragen darf?“ Im ersten Moment wusste Sakura nicht, wie sie reagieren sollte. Sollte sie so tun, als wäre nichts? Aber jetzt hatte sie die Chance, mit jemandem zu reden. Aber es war ihr Sensei! Oder ehemaliger Sensei. Schließlich lag ihr Körper unter der Erde. Na ja, Sakuras eigentliches Problem war, dass Kakashi der Onkel von Sasuke war. Da konnte sie sich doch nicht bei Kakashi ausheulen! Sakura rang noch mit sich, als Kakashi das Buch beiseite legte, aufstand und auf sie zukam. Ehe sich Sakura versah, legte Kakashi seine Hand tröstend auf Sakuras Schulter. Er berührte sie richtig! Das war zu viel für Sakura. Bevor Sakura wirklich wusste, was sie tat, hatte sie ihre Arme um Kakashis geschlungen. Auch wenn keine Tränen flossen, so war dieses trockene weinen doch sehr befreiend. Ein Schluchzer nach dem anderen entrang sich Sakuras Kehle. Beruhigend fuhr Kakashi Sakura über den Rücken. Während sie weinte, fragte sie sich immer wieder, warum Kakashi sie berühren konnte. Vielleicht funktionierte es jetzt generell. Schließlich hatte Sasuke sie auch einfach am Arm gepackt. Verdammt! Sasuke! Und schon weinte Sakura mehr. Es dauerte einen Moment, aber nach einer Weile hatte sich Sakura soweit beruhigt, dass sie sich von Kakashi löste. Mehr aus Gewohnheit als das es irgendeinen Nutzen hätte, fuhr sich Sakura mit dem Handrücken über das Gesicht. „Entschuldigung.“ „Ich bitte dich. Dafür gibt es keinen Grund. Und vielleicht wäre das „Du“ inzwischen angebracht. Jetzt, wo du Sasukes Freundin bist.“ Sakura wusste, Kakashi meinte es nur gut und wollte sie aufbauen. Aber mit dem, was er sagte, machte er es nicht gerade besser. Dennoch zwang sich Sakura dazu, nicht wieder loszuschluchzen. Das brachte ihr auch nichts. Stattdessen schnaubte sie auf. „Das war ein super Witz.“ Einen Moment sah Kakashi irritiert drein. Dann kam die Erkenntnis. „Entschuldige. Ich hatte angenommen, da ihr euch geküsst habt, dass ihr…“ „Ja, dachte ich ja auch. Aber Sasuke will nichts von mir. Na ja, außer meinem Körper.“ Die Worte waren raus, bevor Sakura noch einmal darüber nachdenken konnte. Kaum hatte sie das gesagt, war es ihr unglaublich peinlich. Schließlich redete sie hier mit Sasukes Onkel! “Äh…“ Gut nur, dass Sakura nicht rot werden konnte. Auf Sakuras Worte hin, schlich sich ein freches Grinsen auf Kakashis Gesicht. „Du musst es Sasuke nachsehen. Ich bin mir sicher, du bist wichtig für Sasuke. Wenn man so genau darüber nachdenkt, glaube ich eher, Sasuke gesteht sich seine wahren Gefühle für dich nicht ein. Er hatte schon immer ein Problem damit, Bindungen aufzubauen. Itachi ist da nicht anders. Bisher hat keiner von beiden jemals eine Freundin mit nach Hause gebracht. Du bist eigentlich immer das einzig weibliche Wesen, dass jemals dieses Haus betreten hat. Jetzt einmal von irgendwelchen Feiern abgesehen. Ich denke schon, dass sie an Frauen interessiert sind und ich glaube, Itachi hatte auch schon die ein oder andere Affäre, aber nie etwas ernstes…“ Bei Kakashis Worten, zog Sakura nach einer Weile die Augenbrauen in die Höhe. War ja ganz spannend, was der Sensei erzählte, aber das waren dann doch ein paar Informationen zu viel. Das schien Kakashi selbst auch zu bemerken. Verlegen fuhr sich Kakashi durch seine Haare und grinste verschmitzt. In solchen Momenten wirkte Kakashi unglaublich jung. So alt war er ja auch noch gar nicht. Sakura wusste zwar nicht das genau Alter, aber auf keinen Fall war er älter als Anfang dreißig. „Entschuldige. Bin wohl etwas abgeschweift.“ Ja, schon etwas. Aber es hatte geholfen, Sakura ein wenig abzulenken. „Gut. Worauf wollte ich hinaus? Ach ja“, fuhr Kakashi fort, seine Meinung Sakura kund zu tun. „Sasuke und seine Gefühle für dich. Also, wie bereits gesagt, ich bin mir sicher, Sasuke empfindet etwas für dich, nur gesteht er es sich nicht ein. Ansonsten wäre sein Verhalten ja auch ziemlich unlogisch. Warum mit einem – wenn ich das jetzt einmal so flachs formulieren darf – Geistermädchen rummachen, wenn er auch andere Frauen haben könnte?“ Das machte Sakura nachdenklich. Dasselbe hatte Sasuke auch schon zu ihr gesagt. Und das teilte sie Kakashi auch mit. Dieser nickte zufrieden. „Siehst du? Sag ich doch. Gib ihm etwas Zeit. Er wird das schon noch selbst feststellen. Ich werde dir ein wenig dabei helfen. Lass den Kopf nicht hängen.“ Aufmunternd lächelte Kakashi Sakura zu. Diese war, nach Kakashis Worten, sehr erleichtert. Vielleicht konnte sie ja doch noch hoffen? Aber nicht zu sehr! Sakura wollte nicht erneut das Herz gebrochen bekommen. Aufgeben würde sie aber auch nicht! Sie würde schon dafür sorgen, dass Sasuke seine Gefühle erkennen und auch annehmen würde. Oh ja! Entschieden und kämpferisch ballte Sakura die Hand zur Faust. Spornte sich selbst an. Sie würde Sasuke für sich gewinnen. Koste es, was es wolle! Am nächsten Morgen fühlte sich Sasuke wie gerädert. So schlecht hatte er schon lange nicht mehr geschlafen. Immer wieder war er in der Nacht aufgewacht. Besorgt hatte sich Sasuke umgesehen. Einerseits war er erleichtert gewesen, Sakura nicht zu sehen. Das hieß, sie hatte nichts von seiner unruhigen Nacht mitbekommen. Andererseits war er beunruhigt, eben weil Sakura nicht da gewesen war. Schon lange hatte er sich damit abgefunden, dass Sakura nachts bei ihm war und meistens trainierte. Das sie jetzt nicht einmal da gewesen war, ließ ihn nur vermuten, wo sie war und was sie so getrieben hatte. Sicherlich war Sakura verletzt, wegen dem, was Sasuke letzte Nacht zu ihr gesagt hatte. Aber verdammt! Er hatte nun einmal recht. Sasuke war nicht an Sakura interessiert. Nicht gefühlsmäßig. Klar, er mochte es, wenn Sakura in der Nähe war. Man konnte gut mit ihr reden oder auch schwiegen. Auch kämpfte er gerne gegen Sakura. Generell, wenn Sasuke so darüber nachdachte, unternahm er viel mit Sakura. Sie war seine beste Freundin. Warum sollte er das zerstören, wenn er mit ihr zusammen kam? Auch eine körperliche Beziehung, entschied er, kam nicht in Frage. Das würde ebenfalls die Freundschaft zerstören. Es war besser, wenn sie wieder auf Anfang gingen. So taten, als würde der gestrige Tag nicht existieren. Als hätte er nie stattgefunden. Das kühle Wasser, das sich Sasuke im Bad ins Gesicht spritzte, ließ ihn endlich wach werden. Schnell hatte sich Sasuke im Bad fertig gemacht und angezogen. Auf dem Weg in die Küche, fragte er sich noch, wo Sakura wohl war. Sekunden später hatte er die Antwort. Sie saß mit Kakashi beim Frühstück. Gut, Kakashi frühstückte. Sakura saß neben ihm und erzählte ihm lächelnd von den letzten Tagen, wenn er richtig zugehört hatte. „Ah, guten Morgen, Sasuke“, begrüßte Kakashi seinen Neffen. „Morgen“, grüßte auch Sakura ihn und schenkte Sasuke ein strahlendes Lächeln. Der Anblick haute Sasuke fast aus den Socken. War Sakura letzte Nacht nicht noch total niedergeschlagen und am Boden gewesen? Wie kam es, dass sie ihn jetzt so anlächelte? Hatte er etwas nicht mitbekommen? Sasuke verstand die Welt nicht mehr. „Äh, morgen.“ Sasuke setzte sich an den Tisch und griff sich ein Brötchen. Noch immer war er von Sakuras Verhalten irritiert, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Während er aß, dachte Sasuke über Sakura nach. Anscheinend war sie zu demselben Schluss wie er gekommen. Die letzte Nacht konnte getrost aus ihren Erinnerungen gelöscht werden. „So und jetzt würde ich ja gerne einmal von dir wissen, wie es hatte passieren können, dass du vor unserer Haustür überfahren wurdest.“ Sasuke verschluckte sich an seinem Brötchen. Perplex starrte Sasuke zu Kakashi, während Sakura verlegen dreinblickte. „Findest du nicht, dass das dich nichts angeht? Sakuras Tod ist wohl ihre Sache.“ „Richtig. Deswegen kann ich mir ja auch aussuchen, wem ich davon erzähle und wem nicht“, gab Sakura mit leicht scharfen Unterton von sich. Sasukes Augen wurden groß. Sakura würde doch jetzt Kakashi nicht von dem One-night-stand erzählen! Das ging nicht! Kakashi sollte das nicht wissen! Sasuke war daran genauso beteiligt wie Sakura. Er hatte ein Mitspracherecht! Außerdem war er es, der sich an die besagte Nacht erinnerte und nicht Sakura! Was ja, genauso genommen, wieder gut für Sasuke war… Egal, er schweifte vom Thema ab. „Na ja, ich hatte ein bisschen zu viel auf der Party getrunken. Hab es wohl nicht mehr nach Hause geschafft. Hab das totale Black-out. Und als ich draußen, auf dem Gehweg war, bin ich gestolpert und auf die Straße gefallen. Leider direkt vor einen LKW.“ Entspannt zuckte Sakura mit den Schultern. Sie sprach über ihren Tod, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Aber sie konnte sich ja auch nicht mehr so gut daran erinnern. Konnte Sasuke aber auch egal sein. Er war nur erleichtert, dass Sakura Details weggelassen hatte. Entspannt wandte sich Sasuke wieder seinem Brötchen zu. Gerade hatte er einen großen Bissen genommen, als Kakashi nachhackte. „Und wieso bist du nicht geblieben? Du hättest doch hier frühstücken können.“ „Äh“, gab Sakura verlegen von sich. Etwas verunsichert blickte sie zu Boden, während sich Sasuke erneut an seinem Frühstück verschluckte. Die Tränen standen ihm bereits in den Augen, die Luft blieb ihm weg. Beherzt klopfte Kakashi ihm auf den Rücken. Das half. Nach wenigen Sekunden konnte Sasuke wieder gut durchatmen. Als Sasuke zu Sakura und Kakashi blickte, war auf Sakuras Gesicht ein Grinsen zu sehen. Sasuke konnte sich schon denken warum. Er selbst spürte, wie heiß sein Gesicht war. Sicherlich war er hochrot angelaufen. Aber wenigstens hatte diese kleine Einlage dafür gesorgt, dass Kakashi seine Frage vergessen hatte. Denkste. Sasukes Hoffnung wurde in Sekunden zunichte gemacht, als sich Kakashi wieder an Sakura wandte. „Und? Warum bist du so fluchtartig abgehauen?“ Das Grinsen verschwand aus Sakuras Gesicht. Erneut blickte sie verlegen drein, druckste um eine Antwort herum. Innerlich verzweifelte Sasuke. Das war ja nicht zum Aushalten! Eine Karriere als Schauspielerin sollte Sakura niemals in Erwägung ziehen. So viel stand fest. Kakashi blickte zwischen Sakura und Sasuke hin und her. Sie beide vermieden es, sich anzusehen. Sakura blickte zu Boden, Sasuke war auf sein Essen konzentriert. Erkenntnis zeichnete sich auf Kakashis Gesicht ab. Sasuke konnte es nicht sehen, hob seinen Kopf aber an, als ein leises Lachen von Kakashi kam. „Ah, jetzt verstehe ich. Gut. Ich werde nicht weiter nachhaken. Das ist etwas zwischen euch.“ „Was ist zwischen wem?“ fragte Itachi interessiert, während er die Küche betrat. Sasuke betete, dass das hier alles schnell vorbei sein würde. Es war schon schlimm genug, dass Kakashi hinter die Wahrheit gekommen war. Itachi musste sich da nicht auch noch mit einmischen. Doch Kakashi zerstörte seine Hoffnungen. Zufrieden grinsend lehnte sich Kakashi in seinem Stuhl zurück. Während sich Itachi neben Sasuke setzte und ein Brötchen aufschnitt, fuhr Kakashi fort. Störte sich nicht an Sakuras Bemühungen, ihn zum Schweigen zu bringen. Sasuke wusste, es war hoffnungslos, Kakashi von etwas abzuhalten. Wenn sich sein Onkel etwas in den Kopf setzte, dann bekam er auch immer, was er wollte. „So wie es scheint, hat Sasuke mit Sakura einen kleinen One-night-stand gehabt. In der Nacht, bevor Sakura starb.“ Überrascht zog Itachi die Augenbrauen in die Höhe, während er seinen kleinen Bruder musterte. Sasuke warf Kakashi nur einen finsteren Blick zu, während Kakashi ihm zugrinste. Sakura schüttelte frustriert mit dem Kopf. „Sensei, du bist so gemein!“ schleuderte Sakura ihm an den Kopf, auch wenn das von Itachi ungehört blieb. Sasuke kümmerte sich nicht weiter darum. Er ignorierte Itachi und Sakura. Kakashi sowieso. Nachdem Sasuke sein Frühstück beendet hatte, stand er auf und ging schnurstracks zum Dojo. Sakura blieb zurück bei Kakashi und Itachi. Auch wenn sie gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatte, so wollte Sakura nicht allzu viel Zeit mit Sasuke alleine verbringen. Vorerst. Vor allem, wenn Kakashi einfach so hinausposaunte, was zwischen Sakura und Sasuke geschehen war. „Fandest du das angebracht?“ fragte nun Itachi zwischen zwei Bissen. „Was meinst du?“ „Sakura ist tot. Sie war Sasukes beste Freundin. Und ich glaube, er stand auf sie. Das war etwas taktlos von dir.“ Auch wenn Itachis Worte ein Vorwurf an Kakashi waren, so freute sich Sakura darüber. Nicht nur Kakashi glaubte, dass Sasuke etwas für sie empfand. Itachi dachte genauso darüber! Wenn das nicht viel versprechend klang! „Ach was. Sasuke kann das ab. Schließlich ist Sakura hier.“ Perplex starrte Sakura Kakashi an. Warum wurde nicht gleich eine Sondersendung darüber gemacht, dass Sakura nun ein Geist war? Schließlich erzählten Sasuke und Kakashi allen möglichen Leuten davon! „Klar“, schnaubte Itachi ungläubig. Sein Verhalten konnte Sakura gut nachvollziehen. Unter anderen Umständen würde sie Kakashi auch nicht glauben. „Was soll das?“ zischte Sakura ihren Sensei an. Dieser seufzte auf. „Du machst es mir wirklich schwer. Mach dich doch bitte sichtbar, damit mich Itachi nicht für einen Verrückten hält.“ „Pah! Du hättest es verdient! Wie konntest du Itachi so einfach davon erzählen? Das ist total privat und geht niemanden etwas an! Und außerdem, warum erzählst du Itachi davon, dass ich ein Geist bin? Habe ich überhaupt kein Mitspracherecht? Verliert man als Geist seine Menschenrechte?“ Während sich Sakura aufregte und ihren Frust freien Lauf ließ, zuckte sie überrascht zusammen, als klirrend Itachis Messer zu Boden fiel. Als Sakura zu Itachi blickte, sah dieser sie mit großen Augen an. Sein Mund war nach unten geklappt. „Tja, du hast dich wohl gerade sichtbar gemacht“, erklärte Kakashi. Sakura war viel zu überrascht. Wie schaffte sie das nur? Sakura hatte immer noch nicht herausgefunden, wie sie sich sichtbar machen konnte. Das passierte einfach so. Sie konnte es nicht kontrollieren. Inzwischen glaubte Sakura, hatte ihre Stimmung etwas damit zu tun. Warum aber Kakashi und Sasuke sie einfach berühren konnten, dafür hatte Kakashi ihr bereits eine Lösung geliefert. Kakashi selbst besaß so etwas wie den sechsten Sinn. Er war schon immer empfänglich für das Übernatürliche gewesen. Bei Sasuke, so vermutete Kakashi, lag es wohl daran, dass er so viel Zeit mit Sakura verbrachte. Und auch viel Körperkontakt zu ihr hatte. So hatten sie sich wohl unbewusst aufeinander abgestimmt. „Sakura, ich erklär Itachi schnell alles. Siehst du mal bitte nach Sasuke?“ riss Kakashi Sakura aus ihren Gedanken. Noch immer etwas überrumpelt, nickte Sakura und flog aus der Küche. Warum Kakashi mit seinem Neffen alleine sein wollte, wusste sie nicht. Vielleicht wollte er nur vermeiden, dass sich Itachi über ihren Anblick zu sehr aufregte. Konnte Sakura aber auch egal sein. Jetzt hatte Sakura zumindest noch eine Person mehr zum Reden. Während Sakura so darüber nachdachte, erreichte sie ihr Ziel schnell. Im Dojo trainierte Sasuke bereits angestreckt und boxte energisch gegen einen Sandsack. Sakura seufzte auf. Besser, sie ließ ihn jetzt in Ruhe. Ohne von ihm bemerkt zu werden, ließ sich Sakura auf einer Bank nieder und beobachtete Sasuke bei seinem Training. Wütend schmiss er einen Tonkrug gegen die Wand. Mit einem lauten Knall zersprang das Gefäß in tausend kleine Scherben. Energisch lief er in dem dunklen Zimmer auf und ab. Was fiel diesem Kerl nur ein? Er hatte alles getan, was dieser von ihm verlangt hatte und dennoch wartete er noch immer auf den Geist! Über drei Wochen waren seit Sakuras Tod vergangen. Noch immer war sie nicht bei ihm erschienen. Nächtelang hatte er auf dem Friedhof ausgeharrt und auf den Geist gewartet. Er verpfändete doch nicht seine Seele und bekam dann nichts dafür! Ein weiterer Tonkrug zerschellte an der Wand. Vor Wut schnaufend, stützte sich der Mann auf einem alten, zerschlissenen Holztisch ab. Verdammt sei er! Dessen Erklärung half ihm auch nicht weiter. Sakura war als Geist zurückgekommen. Das hatte er versichert. Sie war nur nicht zu ihm gekommen. Grund dafür konnte sein, dass sie verloren gegangen war. Das hieß, sie war an jemand anderen oder an einen anderen Ort gebunden. Sie hatte seinen Ruf nicht vernommen. Wie nur hatte das geschehen können? Er hatte alles getan, damit sie zu ihm kam. Die Zauberformel und die Beschwörung waren alle korrekt durchgeführt worden. Dessen hatte er sich immer wieder versichert. Auch er hatte zugestimmt, dass alles korrekt verlaufen war. Er konnte es sich nur so erklären. Vor Sakuras Tod musste etwas vorgefallen sein. Irgendetwas, was sie an einen anderen Ort kettete. Jetzt musste er Sakura suchen. Nur wo? Tokio war groß. Aber irgendwo in der Stadt musste sie sich befinden. Und dann, sobald er sie hatte, würde er Sakura für seine Zwecke gebrauchen. Dann würde er endlich an sein Ziel kommen. Endlich würde er das erhalten, was diese dumme Kuh ihm vor Jahren genommen hatte! Kapitel 11: Männer! ------------------- Energisch drosch Sasuke gegen den Sandsack ein. Dieser flog schwungvoll zurück und kam mit Wucht wieder zu Sasuke. Erneut prassten die Schläge kraftvoll auf den harten, unnachgiebigen, leblosen Gegner ein. Seine ganze Wut – sowohl auf Kakashi als auch auf Sakura – ebenso sein Frust über die ganze Situation, ließ Sasuke an dem Sandsack aus. Der Schweiß rann ihm bereits nach kurzer Zeit über das Gesicht, bildete sich auf Rücken und Brust. Erst nach etwa einer Stunde, trat Sasuke beiseite, ließ den Sandsack sich ausschwingen. Mit dem Handrücken wischte sich Sasuke den Schweiß von der Stirn. Sein Oberteil war vollkommen durchnässt. Er würde noch schnell duschen müssen, bevor er seine neuen Schüler trainieren würde können. Wobei, die kleinen Kinder würden sich sicherlich nicht daran stören, wenn Sasuke verschwitzt das Training durchführte. Dennoch würde ihm eine kühle Dusche gut tun. Nur noch leicht schwang der Sandsack hin und her. Sasuke hob seinen Kopf an. Sein Blick fiel direkt auf Sakura, die ihm gegenüber auf einer Bank saß und zu ihm sah. Überrascht weiteten sich Sasukes Augen. Wie lange war Sakura schon hier? Er hatte nicht mitbekommen, wie Sakura gekommen war. Wobei das auch nicht schwer war. Als Geist bewegte sich Sakura sowieso lautlos voran. Das einstündige Training, um die Wut loszuwerden, kam Sasuke jetzt gelegen. Anstatt Sakura anzufahren, ihre böse Blicke zuzuwerfen oder ihr Vorwürfe zu machen, blickte Sasuke schweigend zu ihr. Wartete ab. Was sie wohl wollte? Wenn Sakura schon länger da war, hatte sie gut daran getan, ihn nicht anzusprechen. Dennoch interessierte es Sasuke, was Sakura jetzt wieder von ihm wollte. Trotzdem wartete er ab, wollte Sakura den ersten Schritt machen lassen. Die Sekunden verstrichen, langsam kam sich Sasuke dumm dabei vor, einfach nur schweigend im Raum zu stehen und sich anzustarren. Gerade hatte Sasuke die Arme vor der Brust verschränkt, als Sakura diese nervende Stille durchbrach. „Auf die Gefahr hin, dass du dich jetzt wieder aufregen solltest, Kakashi hat Itachi davon erzählt, dass ich ein Geist bin.“ Auf diese Worte hin, zog Sasuke die Augenbrauen in die Höhe. War ja klar, das sein Onkel nicht stillhalten konnte. Er kannte keine größere Tratschtante als Kakashi. Und in der Regel verlief es immer peinlich. Sasuke und Itachi waren oft die Opfer von Kakashis Tratschereien. Nur wenn es darauf ankam – beispielsweise bei der Tatsache, dass Kakashi von Anfang an wusste, dass Sakura ein Geist war – schwieg sein Onkel. Da Sasuke nichts auf Sakuras Worte erwiderte, zuckte Sakura nonchalant mit den Schultern. „Auch gut.“ Noch immer beschäftigte Sasuke die Frage, was Sakura hier wollte. Die Sache mit Itachi konnte doch wohl nicht der einzige Grund gewesen sein. Daher wartete Sasuke weiter ab. Von Sakura erklang nach kurzer Zeit ein schwerer Seufzer. „Du erwartest jetzt aber hoffentlich nicht, dass ich mich entschuldige. Für das, was Kakashi gesagt hat, kann ich auch nichts.“ Leicht schüttelte Sasuke den Kopf. Deswegen machte er Sakura keine Vorwürfe mehr. Diesen Frust hatte er sich bereits abtrainiert und darüber nachgedacht. Hatte sich dafür entschieden, dass er diesbezüglich überreagiert hatte. Dennoch war Sasuke noch immer etwas sauer auf seinen Onkel. „Willst du vielleicht noch schnell unter die Dusche hopsen, bevor dein Training beginnt?“ fragte Sakura. Leicht irritiert runzelte Sasuke die Stirn. Sakura wirkte nicht so, als läge ihr sonst noch etwas auf der Seele. Daher verwarf Sasuke seinen vorherigen Beschluss und fragte Sakura direkt, was sie hier wollte. Ihre Antwort überraschte Sasuke. „Kakashi hat gesagt, ich soll dir nach. Das habe ich gemacht. Mehr steckt nicht dahinter.“ Sakuras Antwort sollte Sasuke nicht sonderlich kümmern. Dennoch kam Enttäuschung in ihm auf. Sakura war also nicht seinetwegen hier. „Also, wie sieht’s mit der Dusche aus?“ erkundigte sich Sakura und bewarte Sasuke davor, in Gedanken und Überlegungen abzudriften, die alles andere als gut waren. Schließlich hatte er entschieden, den Status quo beizubehalten, bevor der One-night-stand geschehen war. Mittlerweile klebte das nasse Oberteil regelrecht an Sasuke. Wenn es weiter trocknen würde, konnte man sicherlich die weißen Schweißspuren an seinem Oberteil erkennen. Daher nickte Sasuke Sakura als Antwort zu. Eine kurze Dusche würde nicht schaden. Schweigend folgte Sakura Sasuke hinauf in sein Zimmer. Zum Glück war Sakura ein Geist, sonst wäre sie gegen die Wand gelaufen. Stattdessen schwebte sie hindurch und fand sich dann in Sasukes Zimmer wieder. Erst da schreckte Sakura aus ihren Gedanken, als Sasuke das Wasser der Dusche anstellte. Sakura ließ sich auf Sasukes Bett nieder. Es würde wohl nicht lange dauern, dann wäre Sasuke wieder zurück. Dann könnte Sakura ihn ja fragen. Auf dem Weg hierher, hatte Sakura die ganze Zeit darüber gegrübelt, ob sie Sasuke bitten sollte, ihrer Tante wieder einen Besuch abzustatten. Sie vermisste Tsunade und Jiraiya ungemein. Außerdem sorgte sich Sakura um ihre Tante und ihren Onkel. Schließlich dachten diese immer noch, Sakura wäre tot und für immer von diesem Planeten verschwunden. Auch würde Sakura noch gerne ihre Freunde sehen. Klar, Ino wusste inzwischen bescheid. Aber auch Neji, Hinata und Naruto hatten die Wahrheit verdient. Allerdings wäre es nicht sehr ratsam, jedem von Sakuras aktuellem Zustand zu erzählen. Nicht, dass das noch irgendwann im Fernsehen zu sehen war oder im Internet stand! Schwer seufzte Sakura auf. Ihre Ellbogen standen auf ihren Knien, die Hände stützten den Kopf. Es war eine schwere Entscheidung und Sasuke musste daran teilhaben. Schließlich würde Sasuke den Vermittler spielen müssen. So sehr sich Sakura danach auch sehnte, so wollte sie kein unnötiges Risiko eingehen. Mit der Zeit würde sich vielleicht etwas ergeben. Kakashi hatte heute, bevor Sasuke und Itachi zum Frühstück erschienen waren, Sakura versprochen, ein paar Erkundigungen einzuholen. Denn auch er vertrat die Meinung, dass man nicht einfach so als Geist von den Toten wiederkehrte. Dafür gab es einen Grund. Und wenn man den kannte, konnte man vielleicht auch dafür sorgen, dass Sakura wieder lebendig wurde. Oder zumindest ihr Dasein als Geist nicht bis in alle Ewigkeit verbringen musste. Sakura schreckte aus ihren Gedanken, als Sasuke die Badezimmertür geräuschvoll schloss. Zu Sakuras Erleichterung, hatte sich Sasuke bereits ein frisches T-Shirt angezogen. Lediglich von Sasukes Haaren tropfte das Wasser ab und an. „Äh, Sasuke“, begann Sakura etwas unsicher. Inzwischen, so befand Sakura, hatte sich Sasukes Laune deutlich gebessert. Jetzt war eigentlich eine gute Gelegenheit, um ihr Anliegen darzulegen. Daher begann Sasuke ohne Umschweife, bevor Sasuke noch etwas sagen konnte. „Könnten wir vielleicht wieder zu mir nach Hause? Nicht unbedingt heute, aber ich würde meine Tante und meinen Onkel doch sehr gerne wieder sehen. Ich vermisse sie und mache mir Sorgen.“ Gespannt sah Sakura Sasuke an. Dieser hatte, für ihn in seiner typischen Art, die Arme vor der Brust gekreuzt und eine Augenbraue in die Höhe gezogen. In dieser Pose dachte Sasuke nach. Die Sekunden verstrichen, während Sakura auf eine Antwort wartete. Sie wollte Sasuke nicht drängen. Sonst würde er vielleicht aus Prinzip ablehnen. „Willst du dich ihnen zeigen oder soll ich wieder unter einem Vorwand dahin gehen?“ erkundigte sich Sasuke nach einigen Sekunden. Tja, darüber hatte Sakura nicht groß nachgedacht. Daher zuckte Sakura etwas verloren mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich weiß nicht. Nicht, dass sie sich unnötige Hoffnungen machen. Vielleicht aber ist das auch viel schlimmer für sie. Gleichzeitig denke ich mir, was bringt es schon, wenn du zu ihnen gehst, warum auch immer und ich sie nur sehe!“ Verzweifelt schmiss Sakura die Arme in die Luft. Das war zum Haare raufen! Sasuke verstand wohl ihr Dilemma, denn er nickte zustimmend. Die Augenbraue blieb nicht länger oben und Sasuke setzte sich neben Sakura auf das Bett. „Um ehrlich zu sein, würde ich mich auch ungern wieder zum Deppen machen. Ich glaube auch, das würde nichts bringen. Letztendlich würdest du danach wohl besorgter sein, als ohnehin schon.“ Bei Sasukes Worten verzog Sakura das Gesicht. So wie es aussah, würde Sasuke damit wohl Recht behalten. „Und was ist, wenn ich mich ihnen zeige?“ fragte Sakura hoffnungsvoll. Genauso ahnungslos wie Sakura, zuckte Sasuke mit den Schultern. „Vielleicht sollten wir Kakashi fragen. Er weiß sicherlich, was zu tun ist. Außerdem hat er mit diesem ganzen Kram hier mehr Erfahrung.“ Gezwungenermaßen stimmte Sakura Sasuke zu. Etwas anderes blieb ihr wohl auch nicht übrig. Wenigstens schien Sasuke nicht länger sauer zu sein. Sogar der Streit von gestern war für einen Moment beiseite geschoben. Ihr kleines Liebesproblem konnte Sakura später immer noch angehen. Jetzt ging die Familie erst einmal vor. Mit Sasuke verbrachte sie eh genug Zeit. Sasuke musste zurück zum Dojo. Der Unterricht für die Kleinen begann jeden Moment. Deswegen hatte Sakura Kakashi alleine aufgesucht. Jetzt saß Sakura, mehr oder weniger, auf dem Sofa in Kakashis Bibliothek. In Zukunft würde Sakura hier wohl noch etwas mehr Zeit verbringen. Sakura liebte Bücher und Kakashis Bibliothek war einfach der Traum einer jeden Leseratte! Kakashi setzte sich Sakura gegenüber, faltete die Hände in den Schoß. Sein Blick wurde nachdenklich. Sakura hatte Kakashi die Situation geschildert. Jetzt wartete sie darauf, dass ihr Sensei ihr weiter helfen konnte. „Bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen, Erkundigungen einzuziehen. Aber ich werde mit Sicherheit noch etwas herausfinden, wie wir deinen momentanen Zustand ändern können. Aber was du jetzt unternehmen sollst…“ Erneut wurde Kakashis Gesicht nachdrücklich. Angespannt saß Sakura da, blickte zu ihrem Sensei und wartete ab. Während sie wartete, dachte Sakura ebenfalls nach. Letztendlich würde Sakura wohl keinen Besuch machen. Weder bei ihrer Tante, noch bei ihren Freunden. Es würde alles verkomplizieren. Vielleicht sollte Sakura das machen, wenn sie endlich herausgefunden hatte, wie sie sich sichtbar machen konnte. Und nicht nur, während sie sich aufregte. Zu dem selben Schluss gelangte Kakashi nach einigen Minuten auch. „Ich denke, momentan wäre es für deine Familie wohl nicht so gut, wenn sie die Wahrheit erfahren. Vielleicht, wenn wir mehr wissen. Nicht das sie sich unnötige Hoffnungen machen, dass du irgendwann wieder lebendig wirst. Schließlich kann es genauso sein, dass wir lediglich herausfinden, wie du deinen Frieden finden wirst. Und wenn du dort hingehst, um deine Familie zu beobachten… Wenn es dir etwas bringt, solltest du es machen. Aber das musst du selbst für dich entscheiden.“ Etwas niedergeschlagen ließ Sakura den Kopf hängen. Sie selbst war ja zu dem selben Schluss gekommen, aber es auch noch einmal von Kakashi zu hören, war etwas anderes. „Ich werde wohl hier bleiben. Ich will nicht sehen, wie Tsunade ihre Sorgen in Alkohol ertränkt und permanent arbeitet, damit sie sich nicht mit ihren Gefühlen beschäftigen muss. Und mein Onkel wird sich sicherlich nicht besser verhalten. Er wird ebenso trinken, schreiben und den Frauen hinterher jagen. Er würde meine Tante niemals betrügen!“ fügte Sakura schnell hinzu. Sie wollte nicht, dass es so aussah, als würde ihr Onkel ihre Tante betrügen. Jiraiya hatte einen Hang zu hübschen Frauen, schaute ihnen gerne hinterher, aber lieben tat er nur Tsunade. „Sakura?“ fragte Kakashi und riss Sakura aus ihren Gedanken. „Äh, ja?“ „Ich muss jetzt leider los. Ich habe gleich einen Termin. Ein alter Bekannter. Vielleicht kann er mir ein wenig weiterhelfen. Und dann werden wir dein Problem in Angriff nehmen.“ Kakashi versuchte Sakura aufzumuntern. Mit mäßigem Erfolg. Sakura wusste nicht einmal, ob man ihren Zustand rückgängig machen konnte oder nicht. Aber damit hatte sie sich, um ehrlich zu sein, auch noch gar nicht so sehr damit beschäftigt. „Und, wie läuft es mit Sasuke?“ erkundigte sich Kakashi. Sakura zuckte mit den Schultern. „Bisher ist noch nichts passiert. Aber ich hatte ja auch noch gar keine Zeit. Außerdem weiß ich auch gar nicht, wie ich das angehen soll“, gestand Sakura. „Ich dachte, du hättest bereits einen Freund gehabt. Sai, oder nicht?“ Auf Kakashis Gesicht bildete sich ein kleines Lächeln. „Doch schon. Aber ich weiß auch nicht… Ich hab gar nichts gemacht. Eines Tages kam Sai, fragte mich, ob wir mal zusammen weggehen wollen. Und am Ende des Dates waren wir ein Paar.“ Tatsächlich hatte Sakura kurz vorher schon angefangen für Sai zu schwärmen. Als er sie nach einem Date gefragt hatte, war sie überglücklich gewesen. Und als Sai sie nach Hause gebracht hatte, hatte er sie – wie in einem romantischen Kitschfilm – vor der Tür geküsst. Es war fast eine halbe Stunde vergangen, bis sie sich voneinander gelöst hatten. Und letztendlich waren sie dann ein Paar gewesen. Mehr als ein Jahr. „Tja“, begann Kakashi, fuhr sich durch sein Haar. „Um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht so ganz, auf was Sasuke steht. Er redet nicht gerne über solche Dinge. Und so triviale Dinge wie ins Kino gehen oder schön Essen, fällt bei euch wohl flach.“ Da hatte Kakashi recht. Es wäre doch wirklich mehr als suspekt, wenn Sasuke alleine in einem Restaurant saß und Selbstgespräche führte. Aber eigentlich wollte Sakura mit Kakashi auch nicht darüber reden. Schließlich war er noch immer der Onkel von Sasuke und ihr Sensei. Außerdem hatte es schon genug gereicht, dass er Itachi von ihrem One-night-stand erzählt hatte! Daher erhob sich Sakura, unter einem Vorwand, und ließ Kakashi alleine zurück. Sonderlich viel länger hätte sie ja eh nicht bleiben können. Es wäre wirklich super, wenn Kakashis Bekannter ein paar Informationen hatte. Gedankenverloren flog Sakura durch das Anwesen. Raum für Raum durchquerte sie, flog durch Wände und geschlossenen Türen. Sie hatte noch Zeit. Erst in vier Stunden, wenn Sasuke die zwei Kindergruppen trainiert hatten, würde Sasuke ihr wieder Gesellschaft leisten können. Natürlich könnte Sakura wieder ein wenig an ihren Techniken arbeiten oder Sasuke beim Trainieren zusehen. Allerdings hatte sie darauf keine Lust. Abrupt hielt Sakura inne. Laute Musik dran an ihr Ohr. Metall. Das dröhnte fast jeden Tag aus Itachis Zimmer. Anfangs hatte es Sakura überrascht, inzwischen hörte Sakura es schon gar nicht mehr. Auch wenn Itachi immer sehr still und verschlossen war, gleichzeitig aber auch Sasuke gerne aufzog, so hatte Sakura nie damit gerechnet, dass er Metall hörte. Kurzerhand flog Sakura in sein Zimmer. Sie hätte angeklopft, wenn sie es gekonnt hätte. Aber sie bezweifelte, dass es Itachi überhaupt gehört hätte. Als Sakura in das Zimmer kam, war sie mehr als überrascht. Bisher hatte sie es immer vermieden, aus Respekt zu Itachi, in sein Zimmer zu gehen. Itachi verwunderte Sakura immer wieder. Er lag auf einem großen Doppelbett, die Musik dröhnte, während er ein Buch las. An den Wänden hingen Poster von Rammstein, HIM und Meatloaf. Die Möbel dagegen waren geschmackvoll, aus dunklem Holz. Es zeugte einmal wieder, wie reich diese Familie war. Ein Regal war voll mit Büchern. Aber eher wenige aus der heutigen Zeit. Bram Stalker, Jules Vernes und Dichtbände und Kurzromane von Edgar Ellen Poe und Oscar Wilde. Bei dieser Auswahl hob Sakura die Augenbrauen. Gegenüber von dem Regal stand ein Schreibtisch mit PC, ein Fernseher und X-box sowie etliche dazugehörigen Spielen. Im großen und ganzen war es ähnlich, wie bei Sasuke. Und auch Sakura verfügte daheim über diesen ganzen Firlefanz. Sakura sah sich um. Wie sollte sie sich Itachi gegenüber bemerkbar machen? Sakura wollte mit Itachi reden. Vielleicht konnte er ihr weiterhelfen? Schließlich waren Sasuke und Itachi Brüder. Und irgendwie tickten die beide ähnlich. Daher konnte er ihr vielleicht weiterhelfen, wie Sakura Sasuke für sich gewinnen konnte. Dafür allerdings musste Itachi überhaupt einmal wissen, dass Sakura seine Hilfe benötigte. Sakura ließ ihren Blick weiter durch das Zimmer schweifen. Leider sah Sakura kein Stück Papier herumfliegen. Dafür aber ein paar Stifte, die ordentlich am Rande des Schreibtisches lagen. Damit konnte Sakura nur leider nichts anfangen. Daher sah sich Sakura weiter um. Ihr Blick fiel wieder auf das Bücherregal. Sakura blieb davor stehen und zog behutsam ein Buch aus dem Regal. Konzentriert trug Sakura das Buch – es war der einzige Roman von Oscar Wilde – „Das Bildnis des Dorian Gray“ - vor Itachis Bett und blieb davor stehen. Bisher hatte er das schwebende Buch noch nicht entdeckt gehabt. Spätestens aber, als Sakura das Buch mit Schwung neben Itachis Kopf fallen ließ, ruckte Itachis Kopf auf und blickte mehr als überrascht auf. „Was…?“ gab Itachi geschockt von sich, während er sich suchend mit irritiertem Blick umsah. Tja, Itachis Aufmerksamkeit dürfte Sakura nun haben. Nur wie macht sie ihm jetzt ihr Problem klar? Das hätte sich Sakura vielleicht erst überlegen sollen, bevor sie Itachi so erschreckte. „Sakura?“ fragte Itachi noch immer überrumpelt. „Ja! Ich bin’s!“ rief Sakura freudig aus, doch das hörte Itachi nicht. Seufzend ließ Sakura die Schultern hängen. Als Geist hatte man es echt nicht einfach. Zu diesem Schluss schien auch Itachi zu kommen. Glücklicherweise dachte der Uchiha mit. „Wenn du es bist, dann heb das Buch einfach wieder an.“ Sakura folgte Itachis Vorschlag und hob das Buch wieder an. Mit großen Augen verfolgte Itachi die Bewegung des Buches. Nach einigen Sekunden nickte er dann. „Äh, gut. Einigen wir uns darauf, dass du mit dem Buch zur Seite schwängst, wenn es >Nein< bedeutet und es horizontal bewegst, wenn du >Ja< meinst.“ Wie Itachi sagte, antwortete Sakura durch das Buch mit >Ja<. „In Ordnung. Äh, suchst du Sasuke oder willst etwas von ihm?“ erkundigte sich Itachi. Sakura verneinte. Sie merkte schon, dass hier würde eine anstrengende Prozedur werden. So einfach wie gedacht, würde es wohl doch nicht werden, stellte Sakura seufzend fest. „Ah, wolltest du mit mir reden?“ Langsam kommen wir der Sache näher, dachte sich Sakura, während sie das Buch horizontal bewegte. Itachi sollte sich langsam etwas besseres einfallen lassen. Auf die Dauer wäre es zu anstrengend, das Buch die ganze Zeit zu bewegen. Aber das konnte Itachi ja auch nicht wissen. „Äh, gut. Warte einen Moment“, bat Itachi und dachte nach. Dann stand er auf und währe beinahe durch Sakura hindurch gegangen, wenn sie nicht im letzten Moment zur Seite gewichen wäre. Dann ging er zu seinem Schreibtisch, zog eine Schublade auf und suchte etwas. Gespannt wartete Sakura ab. Das Buch hatte sie inzwischen wieder in das Regal zurück gestellt. Mit einem triumphierenden Lächeln drehte sich Itachi wieder zu ihr um. In Händen hielt er eine kleine Tafel aus dunklem Schiefer und ein Stückchen Kreide. „Ich wusste, dass ich das noch hatte. Damit habe ich Sasuke das ABC beigebracht und so Sachen. Keine Ahnung, warum ich es noch habe, aber die Suche hat sich ja gelohnt“, erklärte Itachi, während er zu seinem Bett zurückkehrte und die Schreibtafel sowie das Stück weiße Kreide darauf ablegte. Skeptisch zog Sakura die Augenbrauen in die Höhe. Ein Blatt Papier und ein Stift hätten es auch getan. Aber gut. Sakura setzte sich neben Itachi auf das Bett, legte sich die Tafel auf die Oberschenkel und begann zu schreiben. Hey Itachi. Ich hab ein Problem und habe gehofft, du könntest mir dabei helfen. Während Sakura schrieb, las Itachi mit. Als Sakura geendet hatte, fragte Itachi schlicht: „Und wobei brauchst du meine Hilfe?“ Während Sakura schrieb und sich um die richtigen Worte bemühte, war Sakura dankbar dafür, dass sie für Itachi nicht sichtbar war. Zum Glück, denn ansonsten würde er sehen, wie peinlich das ganze Sakura war. Es geht um Sasuke, begann Sakura zu schreiben. „Meinst du etwa diese ungeheuerliche Geschichte von Kakashi, als er heute Morgen von dem One-night-stand erzählt hat? Keine Sorge, er hat nur wieder seine blöden Scherze gemacht, die außer ihm niemand amüsant findet.“ Wenn es doch nur so wäre, dachte sich Sakura. Es war keine Geschichte, schrieb Sakura. Verblüfft blickte Itachi sie an. Das hieß, zumindest dorthin, wo er damit rechnete, wo sich Sakura wohl befinden mochte. Nach wenigen Sekunden allerdings zeichnete sich Verständnis auf seinem Gesicht ab. „Ah, klar. Ich verstehe. Du bist in Sasuke verliebt, er in dich und ihr wisst nicht, wie ihr das geregelt bekommen sollt.“ Nein. „Ach? Und was ist es dann?“ fragte Itachi verblüfft nach. Da auf der Tafel inzwischen kein Platz mehr war, wischte Itachi sie sauber, bevor er Sakura wieder die Tafel überreichte. Sasuke ist ein Volltrottel, begann Sakura, woraufhin Itachi zu lachen begann. „Da hast du wohl recht“, stimmte Itachi ihr zu. „Aber was ist jetzt das Problem?“ „Ah, wenn du mich nicht andauernd unterbrechen würdest, hätte ich es dir schon längst gesagt!“ meckerte Sakura los, allerdings von Itachi ungehört. Daher begann Sakura ihm die Situation schriftlich zu schildern. Wie sie nach dem One-night-stand umgekommen war und dann bei Sasuke gelandet war. So ähnlich hatte es Kakashi wohl Itachi auch erzählt gehabt, was aber neu für ihn war, war die Tatsache, dass Sakura und Sasuke auch in Sakuras jetzigem Zustand miteinander rumgemacht hatten, sich deswegen in die Haare bekommen hatten und Sakura einfach nicht mehr weiter wusste. Nachdem Sakura geendet hatte, schwieg Itachi. Dachte über ihre Worte nach. „Also wenn ich das richtig verstanden habe, läuft es im großen und ganzen darauf hinaus, dass Sasuke eigentlich nur noch klar gemacht werden soll, dass er eigentlich in dich verliebt ist.“ Ganz so hätte sich Sakura zwar nicht ausgedrückt, aber im Kern war die Aussage richtig. Du und Kakashi seid gleich davon ausgegangen, dass wir ein Paar wären, fügte Sakura hinzu. Sie hatte das Bedürfnis gehabt, sich zu verteidigen und sich zu rechtfertigen. „Ja, ja, stimmt. Ein Blinder mit Krückstock würde erkennen, wie Sasuke für dich fühlt. Aber Sasuke ist, wie du anfangs richtig bemerkt hast, ein Volltrottel.“ Ja, und was soll ich jetzt machen? Auf die üblichen Alternativen kann ich nicht zurückgreifen. „Wohl wahr. Hm, lass mich einen Moment nachdenken.“ Sakura gab ihm den Moment, den er benötigte. Währenddessen blieb Sakura weiter auf dem Bett sitzen und versuchte wieder zu Kräften zu kommen. Es war doch kräftezährender als gedacht, wenn Sakura auch nur so etwas triviales wie Schreiben tat. Daher kam ihr diese kleine Pause ganz gelegen. „Ah, ich denke, ich wüsste etwas!“ verkündete Itachi nach wenigen Minuten triumphierend. Kapitel 12: Lüftung von Geheimnissen ------------------------------------ Erschöpft ließ sich Sasuke in sein Bett fallen. Wann würde er sich endlich daran gewöhnen? Zu unterrichten war für Sasuke anstrengender als selbst vier Stunden am Stück zu trainieren. War es Itachi am Anfang auch so ergangen? Sasuke hatte da so seine Zweifel. Itachi war immer in allem der Beste. Er war Mr. Perfekt. Etwas, das Itachi Sasuke aber nicht spüren ließ. Auch Kakashi behandelte die Brüder gleich. Aber wenn die Frauen Sasuke anhimmelten, dann schmissen sie sich Itachi regelrecht an den Hals. Jeder wollte mit Itachi befreundet sein. Er war der coolste Junge an der Schule gewesen, von allen der Beliebteste. Aber Sasuke war nicht neidisch auf Itachi. Es waren lediglich Tatsachen, die er da aufzählte. Als es an seiner Tür klopfte, rief Sasuke vom Bett aus „Herein.“ Als sein Besucher das Zimmer betrat, hob Sasuke nur kurz dem Kopf, um zu sehen, wer da kam. Als hätte er es geahnt, stand Itachi in der Tür. Sekunden später federte das Bett, als sich Itachi schwungvoll neben Sasuke nieder ließ. „Na, wie läuft es so mit den kleinen Satansbraten?“ erkundigte sich Itachi. „Frag nicht“, gab Sasuke erschöpft von sich. Wenn er an heute dachte, wollte er am liebsten alles aufgeben. Yuki, der kleine Junge, der anfangs immer so viel geweint hatte, heulte zwar inzwischen nicht mehr, aber seine Veränderung fand Sasuke nicht unbedingt positiv. „Ach, komm schon. So schlimm wird es schon nicht sein.“ Auf Itachis Worte hin, schnaubte Sasuke abfällig. „Klar. Schlag du dich mal dreimal die Woche mit so einem Rotzlöffel herum, der zu Wutausbrüchen neigt und sogar nach einem tritt!“ Bei dieser Erklärung begann Itachi zu lachen. Missmutig warf Sasuke seinem Bruder einen bösen Blick zu. Beschwichtigend hob Itachi die Hände. „Ich bin eigentlich gekommen, um dir einen Vorschlag zu machen.“ Aus dem bösen Blick, wurde ein skeptischer. Wenn Itachi irgendwelche Ideen hatte, waren die in der Regel mit Skepsis zu betrachten. Ebenso bei Kakashi. „Du bist jetzt genau einen Monat im Familienbetrieb tätig. Ich dachte mir, das müsste doch gefeiert werden!“ Um seine Worte noch zu unterstreichen, bückte sich Itachi und holte vom Boden eine Flasche Wein und eine Flasche Sekt. Verwundert musterte Sasuke seinen Bruder. „Triffst du dich heute mal nicht mit Kisame?“ „Ach was. Ich muss ja nicht jeden Abend weg. Also los, lass uns ein wenig feiern!“ Enthusiastisch öffnete Itachi den Sekt und hielt Sasuke die Flasche hin. „Hab die Gläser vergessen“, meinte sein älterer Bruder, während er Sasuke weiter aufforderte, aus der Flasche zu trinken. Mühsam richtete sich Sasuke auf, griff nach der Flasche und nahm einen großzügigen Schluck. Auch wenn ihm nicht nach feiern zu mute war, so stimmte die prickelnde Flüssigkeit ihn schnell um. Zwei Stunden später, fühlte sich Sasuke ziemlich angetrunken. Vielleicht war er auch schon betrunken. Es kümmerte Sasuke zumindest nicht groß. „Hier, sach ma“, begann Itachi, der genauso betrunken wie Sasuke war. Beide Brüder saßen auf Sasukes Bett. Es war schon lange her, seitdem sie so etwas gemacht hatten. Einfach nur trinken und reden. Es gefiel Sasuke. Bisher hatte Itachi noch nicht viel gesagt. Sasuke hatte sich den Großteil der Zeit über Sakura aufgeregt. Das sie so stur war, immer eifersüchtig und streitsüchtig. Das sie immer ihren Kopf durchsetzen musste und ihm ein Ohr abkaute. „Aber du magst Sakura doch trotzdem, oder? Warum hasten mit ihr sonst geschlafen?“ „Kakashi ist ein Idiot“, meckerte Sasuke los. „Ja, aber ihr habt doch…“ „Ja, man. Aber ich will nicht drüber reden!“ Verdutzt sah Itachi zu seinem jüngeren Bruder. Besser er ließ das Thema wohl ruhen. Während Itachi gerade das Thema wechseln wollte, sprudelten die Worte nur so aus Sasuke. Bisher war er ganz froh gewesen, dass Sakura einen Black-out für die besagte Nacht hatte. So wusste niemand von seiner Schande. Aber für die Zukunft – so sagte sich Sasuke selbst – könnte er ruhig ein paar Tipps benötigen. Und jetzt, durch den Alkohol, fand er auch den Mut, seinen Bruder zu fragen. „Ich war total scheiße! Es war so peinlich! Sakura hat schon Erfahrung. Sie war über ein Jahr mit Sai zusammen gewesen. Und als ich mit ihr geschlafen habe, da habe ich es total vergeigt.“ „Mach dir nix draus. Du hattest doch so einiges intus. Ab einem gewissen Alkoholpegel kann man sowieso nicht mehr“, versuchte Itachi Sasuke aufzumuntern. „Klar. Der Alkohol war schuld, dass ich zu früh gekommen bin und Sakura von alledem nichts hatte!“ Frustriert schmiss Sasuke die Arme in die Höhe. So, jetzt war es raus! Seinem perfekten Bruder gegenüber hatte Sasuke seinen Fehlschlag gebeichtet. „Soll ich dir mal von meinen ersten Versuchen erzählen?“ gab Itachi ernst von sich. Sasuke schwieg. Sicherlich war es bei Itachi super verlaufen. Daher war Sasuke mehr als verblüfft, als Itachi zu erzählen begann. „Ich war achtzehn. Genau wie du. Aber im Gegensatz zu dir, hatte ich nichts getrunken. Ich war mit Kisame in der Disko gewesen, als mich eine junge Frau angemacht hatte. Ich habe mir nichts dabei gedacht, bin mit ihr in ihre Wohnung gegangen. Wir haben rumgemacht und als es zur Sache kam…funktionierte es nicht. Ich war zu aufgeregt gewesen und so herrschte im wahrsten Sinne des Wortes tote Hose. Als ich dann wirklich mein erstes Mal hatte, war ich mit einem Mädchen aus der Parallelklasse im Bett. Sie hatte schon Sex gehabt und hat mich da sozusagen eingeführt. Glaub mir, anfangs war ich alles andere als gut. Aber sie hatte viel Geduld und mit der Zeit wurde ich auch besser.“ Verblüfft und mit offenem Mund hatte Sasuke zugehört. Er konnte kaum glauben, was Itachi da eben erzählt hatte. Das machte seinen Bruder ja richtig…menschlich. „Ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin hattest“, war das einzige, was Sasuke dazu einfiel. „War sie auch nicht. Wir hatten eine zeitlang Sex. Mehr nicht. Zu etwas anderem haben wir uns nicht getroffen.“ Mit einem Schulterzucken tat Itachi seine Worte ab. Für ihn schien es nichts besonderes zu sein. Vielmehr war es für ihn so üblich. So viel wusste Sasuke inzwischen. Aber er hatte gedacht, dass Itachi bereits eine feste Beziehung gehabt hätte, auch wenn er sie geheim gehalten hatte. Das sich Itachis Beziehungen zu Frauen lediglich auf das Körperliche beschränkte, überraschte ihn aber dennoch. „Warst du noch nie verliebt gewesen?“ fragte Sasuke neugierig nach. Itachi schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Und wie sieht’s bei dir aus?“ So schnell wendete sich das Blatt. Ertappt wandte Sasuke den Blick ab. Im Moment fand er seine Finger doch viel interessanter. „Ah, also läuft da was zwischen Sakura und dir?“ „NEIN!“ donnerte Sasuke sofort los. Erst nachdem er bemerkte, wie stark er auf diese einfache Frage reagierte hatte, versuchte Sasuke die Situation noch irgendwie zu retten. Das wäre ansonsten viel zu offensichtlich. „Also ich meine, ich finde Sakura schon attraktiv und so. Aber ich will nicht mit ihr zusammen sein. Wenn, dann eher so, wie du die Beziehungen zu Frauen pflegst.“ Ja, damit wäre Sasuke zufrieden. Itachi konnte ruhig wissen, dass er Sakura anziehend fand. Aber er würde weiter darauf beharren, dass er nichts für Sakura empfand. So sahen nun einmal die Fakten aus! „Sasuke, ich kann dir von so etwas nur abraten. Unter Freunden ist so etwas sowieso nicht zu empfehlen. Ich habe meist nur One-night-stands oder Affären, die nicht länger als ein Wochenende halten. Damit wird man nicht glücklich. Ich habe bisher noch nicht die richtige Frau gefunden, für die es sich lohnen würde, eine Beziehung einzugehen. Aber Sakura und du, ihr passt super zusammen. Ich dachte eigentlich schon die ganze Zeit, zwischen euch würde etwas laufen. Kakashi und ich hatten schon Wetten am Laufen, wann ihr ein Paar werdet.“ Von Itachis Worten erneut überrascht, sah Sasuke auf. Itachis Gesicht war vollkommen ernst. Hatte man es denn wirklich sehen können? Sasuke bezweifelte es. Klar. Sakura war auch hier, wenn einmal keine Feier anstand. Sakura wusste so manche Dinge von Sasuke, die sonst keiner wusste und anders herum genauso. Sie waren beste Freunde! Warum nur dachten Itachi und Kakashi da anders? Genau das schien ihm wohl ins Gesicht geschrieben zu stehen. Itachi schüttelte den Kopf. „Wirklich“, begann er ernst. „Du sollest versuchen, dir eine so super Frau wie Sakura nicht aus den Fingern gleiten zu lassen. Und wenn nicht Sakura, dann behalte dir wenigsten im Hinterkopf, dass eine Beziehung deutlich besser ist, als wenn man immer wieder kurze Bekanntschaften mit wildfremden Leuten macht.“ Sasuke verzog das Gesicht. Was fiel Itachi ein, so über ihn zu reden? Er sollte sich selbst einmal an die Nase packen, schließlich lebte Itachi genau so, wie er Sasuke davon abriet. „Du weißt doch überhaupt nichts!“ wurde Sasuke wieder laut. „Kakashi hat mir erzählt, dass er euch bei einem Techtelmechtel unterbrochen hatte. Wirklich, Sasuke, wenn du nur jemanden für das Körperliche brauchst, dann halte dich nicht an Sakura. Sonst brichst du ihr noch endgültig das Herz.“ Itachis Worte wogen schwer. Genau deswegen hatte Sasuke doch beschlossen, nichts mit Sakura anzufangen. Und natürlich auch, damit ihre Freundschaft weiterhin Bestand hatte. Sasuke wusste ja jetzt, dass Sakura in ihn verliebt war. Er wollte sie nicht weiter verletzten. Aber er konnte Itachis Rat nicht folgen. Er fühlte sich zu keiner anderen Frau hingezogen, außer zu Sakura. Bei Ino war er nicht einmal irgendwie in Fahrt gekommen. Wie sollte er dann etwas mit anderen Frauen anfangen? Und würde das Sakura nicht genauso verletzten? Vielleicht sogar noch mehr? Genau das fragte Sasuke auch Itachi. Dieser ließ sich, mit verschränkten Armen hinterm Kopf, auf das Bett zurück fallen. Seinen Blick hatte er weiterhin auf Sasuke gerichtet. „Dann, kleiner Bruder, würde ich sagen, spring über deinen Schatten und fang etwas mit Sakura an.“ Missmutig verzog Sasuke das Gesicht. „Hast du mir nicht zugehört? Ich empfinde nichts für Sakura!“ „Und deswegen benimmst du dich so? Du machst dir so viele Gedanken um Sakura und behauptest gleichzeitig, nichts für sie zu empfinden?“ Fest presste Sasuke die Kiefer aufeinander. Seine Zähne knirschten. „Aber weißt du, ich fand ja schon immer, dass Sakura eine kleine Augenweide ist. Und jetzt, wo ich ja weiß, dass du nichts für sie empfindest, könnte ich ja mein Glück bei ihr probieren.“ Überrascht riss Sasuke die Augen auf. Was redete Itachi da für einen Müll? „Ich hätte schon früher mit dir darüber reden sollen. Aber Sakura ist ja solo und da ich immer dachte, du hättest etwas für sie übrig…?“ „Willst du mich etwa eifersüchtig machen?“ unterbrach Sasuke seinen Bruder unwirsch. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Nicht wirklich. Aber da Sakura hier ja sowieso rumspuckt, kann sie es ja auch in meinen Gedanken und in meinem Schlafzimmer machen.“ Ein schelmisches, zweideutiges Grinsen legte sich auf Itachis Gesicht. Falls es Itachis Ziel gewesen war, Sasuke eifersüchtig zu machen, so hatte er es erreicht. Ohne Vorwarnung sprang Sasuke auf und schlug mit der Faust nach Itachi. Das hieß, er versuchte es. Aber Itachi hatte es wohl kommen sehen oder zumindest mit einer solchen Situation gerechnet. Der Alkohol tat den Rest und so fand sich Sasuke Sekunden später mit dem Rücken auf seinem Bett. Itachi über ihm, der ihm Arme und Beine festhielt, sodass sich Sasuke kaum noch bewegen konnte. Schmerzverzerrt verzog Sasuke das Gesicht. Es war wirklich unangenehm. „Hey, was ist denn hier los?“ Besorgt kam Sakura herbei geflogen. „Itachi, geh von Sasuke runter! Man, da lässt man euch mal einen Abend miteinander verbringen und dann passiert so etwas!“ „Ach, Sakura, es sieht schlimmer aus, als es ist“, erklärte Itachi mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Überrascht hielt Sakura inne. Gerade hatte sie zwischen die zwei Streithähne gehen wollen. Jetzt sah sie Itachi mit großen Augen an. Sasuke wusste auch wieso. Nicht oft bekam man ein Lächeln von Itachi geschenkt. Vor allem ließ es Frauenherzen schmelzen. Erneut flammte die Eifersucht in Sasuke auf. Er wand sich unter Itachi, kam aber nicht frei. „Und was ist dann hier los?“ verlangte Sakura zu wissen. Die Hände hatte sie in die Hüften gestemmt und funkelte Sasuke und Itachi an. Sie sah wunderschön aus. Das musste Sasuke immer wieder feststellen, wenn Sakura wütend wurde. Und das bekam er in letzter Zeit ziemlich oft zu sehen. „Nur eine kleine Auseinadersetzung zwischen Geschwistern“, beteuerte Itachi. Hilflos nickte Sasuke zustimmend. Sakura schien ihnen nicht wirklich zu glauben, dennoch tat sie so. Es war Sasuke peinlich. Sie konnte jetzt Sasuke betrunken und Itachi vollkommen unterlegen erleben. So schindete er ganz gewiss keinen Eindruck bei ihr. Aber warum sollte er auch, rief sich Sasuke zur Raison. Erleichtert atmete Sasuke aus, als Itachis Gewicht von seinem Brustkorb verschwand. Er rieb sich seinen Oberkörper, während er sich auf seinem Bett aufsetzte. Währenddessen erhob sich Itachi, stieg aus dem Bett. „So, wird Zeit ins Bettchen zu gehen. Denk an das, was ich dir gesagt habe“, sagte Itachi eindringlich, bevor er aus Sasukes Zimmer verschwand. Zu Sasukes Missfallen konnte es sich Itachi nicht verkneifen, Sakura schelmisch zu zuzwinkern. Dann war Itachi endlich verschwunden. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte Sakura besorgt nach. „Warum hat dich Itachi gesehen?“ fragte Sasuke unwirsch. „Wohl, weil ich mich aufgeregt habe. Ist zumindest meine Theorie. Immer wenn ich starke Emotionen empfinde, verstehst du?“ Ja, Sasuke verstand. Auch er war gerade stark aufgewühlt. Alles wegen Itachi und Sakura. „Sasuke, was ist denn eben passiert?“ verlangte Sakura zu wissen. Sasuke zuckte nur mit den Schultern, woraufhin Sakura genervt aufseufzte. Sekunden später saß Sakura neben Sasuke. Bei ihr beulte sich das Bett nicht ein, was auch kein Wunder war. „Ihr habt getrunken?“ fragte Sakura verwirrt. Ihr Blick war auf die Flasche Wein und den Sekt gerichtet. Sasuke zuckte erneut mit den Schultern. Der Anblick war wohl Antwort genug. „Vielleicht solltest du dich etwas ausruhen“, schlug Sakura vor. Sasuke schnaubte ungehalten, woraufhin Sakura die Augen verdrehte. Sie war ihm so nahe. Itachi, dieser Idiot! Er und sein dummes Geschwafel! Warum sollte er etwas mit Sakura anfangen? Aber sie war ihm so nahe. Sicherlich bildete es sich Sasuke nur ein, aber er war sich sicher, Sakuras Wärme zu spüren. Auch wenn das unmöglich war. Ehe sich Sasuke versah, hatte sein Körper gehandelt, entgegen den Vorsätzen seines Verstandes. Und dann hatte Sasuke seine Lippen auch schon auf Sakuras gepresst. Sakura entfuhr ein überraschter Aufruf, der sich aber schnell in ein Stöhnen verwandelte. Stöhnend wand sich Sakura unter Sasuke. Sie wusste kaum noch was geschehen war, genoss aber jeden Moment. Gerade noch hatte sie ein lautes Gepolter aus Sasukes Zimmer gehört, hatte dann Sasuke von Itachi besiegt gesehen und jetzt lag sie mit Sasuke im Bett. Sie verstand nicht so ganz, wie das alles hatte kommen können, aber es war Sakura im Moment auch vollkommen egal. Ihr Gehirn hatte sich eine Auszeit genommen. Dafür hatte ihr Körper die Kontrolle an sich gerissen. Verlangend krallte Sakura ihre Hände in Sasukes Haar, zog ihn näher an sich heran. Sie musste ihn einfach überall spüren. Und zwar sofort! Ungeduldig ließ Sasuke seine Hände über Sakuras Körper gleiten. Jede seiner Berührungen hinterließ ein angenehmes Prickeln auf ihrer Haut. Stöhnend schnappte Sakura nach Luft, als sich Sasukes Mund plötzlich an ihrem Hals befand und sich langsam nach unten arbeitete. Seine Hände glitten unter ihr rotes Top, schlossen sich kraftvoll um ihre Brüste, die vor Verlangen schmerzten und sich nach Sasukes Berührungen sehnten. // Kann ich meine Klamotten eigentlich ausziehen? // fragte sich Sakura. Sie hatte da so ihre Zweifel. Aber dann zog Sasuke sie auch schon in eine aufrecht sitzende Position und zog kurzerhand an ihrem Top. Sekunden später lag es auf dem Boden. Innerlich begann Sakura zu jubeln, während sich ein verführerisches Lächeln auf ihren Lippen bildete. „Ich finde, es sollte schon gerecht zugehen“, erklärte Sakura und zog auch schon an Sasukes Oberteil. Nach nur wenigen Sekunden landeten Sakuras Minirock, Sasukes Hose sowie die Unterwäsche auf dem Boden. Weiterhin behielt Sasuke die Kontrolle. Er ließ nicht zu, dass Sakura Sasuke dort berührte, wo sie wollte. Auch war es eine Quälerei, die er mit ihr anstellte. Ihr Körper stand in Flammen. So lebendig hatte sie sich schon seit Wochen nicht mehr gefühlt. Sasuke Hände fuhren über ihren nackten, willigen Körper. Nicht ganz so sicher, dafür aber zielstrebig. Es störte Sakura nicht. Dafür genoss sie jede einzelne Berührung viel zu sehr. Verlangen ballte sich in ihr zusammen, wurde zu einer feurigen Kugel, die drohte, Sakura zu verbrennen. „Sasuke“, wimmerte Sakura leise, während er ihre rechte, harte Brustwarze zwischen die Zähne zog und daran knabberte. Fragend richtete sich Sasukes Blick auf Sakura, während er weiterhin ihre Brust bearbeitete. „Bitte“, flehte Sakura. Worum genau, wusste Sakura selbst nicht. Um mehr? Um Erlösung? Es war egal. Hauptsache sie spürte Sasuke. Endlich, nach all der Zeit! Auch wenn Sakura von Itachi nicht in Kenntnis gesetzt worden war, wie er Sakura und Sasuke hatte zusammenbringen wollen, er hatte auf jeden Fall Erfolg gehabt. Überglücklich, aber gleichzeitig auch voller Verlangen, schloss Sakura ihre Hände um Sasuke Gesicht. Sie übte nur leichten Druck aus, aber es reichte, damit Sasuke seine Lippen von ihr löste. Sekunden später lagen sie auf Sakuras Lippen. „Ich will nicht länger warten“, brachte Sakura irgendwann atemlos hervor. Um ihren Worten mehr Druck zu verleihen, schlang Sakura ihre Beine um Sasuke. Die ganze Zeit schon machte sie der zuckende, heiße Stab von Sasukes Lust verrückt. Jetzt wollte sie ihn endlich in sich spüren. „Sakura“, begann Sasuke, etwas zögernd, wenn sich Sakura nicht ganz irrte. „Ich…“ „Bitte“, brachte Sakura erneut flehend hervor. Daraufhin ließ sich Sasuke nicht zweimal bitten. Er stützte seine Hände seitlich von Sakura ab, erhob sich ein wenig, um leichter in sie einzudringen. Einladend öffnete Sakura die Beine. Scheiß auf ein ausgiebiges Vorspiel. Sie war schon lange ganz feucht vor Lust. Während sich Sasuke positionierte, schob Sakura ihre Hand zwischen sie beide. Gekonnt nahm Sakura ihn in die Hand, was Sasuke ein sinnliches Stöhnen entlockte. Kurz bewegte Sakura ihre Hand auf und ab, übte leichten Druck aus. Bisher hatte Sakura keine Möglichkeit gehabt, sich ihn genauer anzusehen. Es war bereits dunkel im Zimmer und auch jetzt gab es dadurch keine Chance ihn genauer zu betrachten. Also musste Sakura nun so seine Größe abschätzen. Sie war nun einmal neurgierig. Und die war beachtlich. Ebenso seine Breite. Ein Uchiha eben. Obwohl in Sakura jede einzelne Zelle nach Sasuke schrie, blickte sie vorsichtshalber noch einmal zu Sasuke. Nicht das er doch einen Rückzieher machen wollte. Schließlich hatte er wieder etwas getrunken. Als sich dann aber Sasukes Mund auf ihren presste, schob Sakura jegliche Gedanken beiseite. Und dann spürte Sakura Sasuke endlich. Ganz langsam und behutsam schob er sich in sie. Ein Stöhnen nach dem anderen entrang sich ihrer Kehle. Endlich bekam sie, was sie brauchte. Endlich hatte sie Sasuke und würde sich auch daran erinnern können. Als sich Sasuke gänzlich in Sakura befand und sie bis zum äußersten ausdehnte, hielt Sasuke inne. Während Sakuras Hände verlangend über Sasuke Brust und Rücken strichen, konnte sie die stahlharten, angespannten Muskeln unter ihren Händen spüren. Als sich Sasuke nach einigen Sekunden noch immer nicht bewegte, machte sich Sakura Gedanken. „Sasuke? Ist alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt nach. „Ja, schon gut“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann begann er sich zu bewegen. Es fühlte sich unglaublich gut an. Sakura fühlte sich vollständig. Glücklich und zufrieden. Und dennoch legte Sakura ihre Hände auf Sasukes Brust, übte leicht Druck aus. „Sasuke, ist schon gut. Mach dir keinen Stress. Lass dir Zeit.“ So langsam hatte es bei Sakura gedämmert. Sie wusste schließlich, dass das hier gerade mal das zweite Mal war, dass Sasuke Sex hatte. Wenn er Zeit benötigte, würde Sakura ihn lassen. Für die Zukunft würden sie noch genügend Zeit haben. Sasuke rührte sich noch immer nicht. Vielmehr schien es so, als hätten Sakuras Worte dafür gesorgt, dass er zur Salzsäure erstarrte. Ganz behutsam, um Sasuke ja nicht zu verschrecken oder ihm einen falschen Eindruck zu vermitteln, zog sich Sakura langsam zurück. „Lass mich nur machen“, flüsterte Sakura Sasuke zu. Kaum füllte Sasuke sie nicht mehr aus, kam es Sakura so vor, als würde ihr etwas fehlen. Aber das würde sie gleich wieder ändern. Sakura dirigierte Sasuke und sorgte dafür, dass er mit dem Rücken auf dem Bett lag. Dann begann Sakura, seinen Mund, seinen Hals und seine Brust mit Küssen zu bedecken. Nach kurzem Zögern lagen Sasukes Hände an ihrem Hintern. Pressten ihren Körper an seinen. Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen, während sie sich langsam und genüsslich an seinem Körper hinab arbeitete. Sachte fuhr Sakura mit den Fingerspitzen über Sasukes langen Schaft. Unter ihr zitterte Sasuke vor Verlangen. Als sich ihre Lippen und Sasuke schlossen, stöhnte dieser laut auf. Seine Hände vergruben sich in ihrem Haar. Gemächlich bewegte Sakura ihren Kopf auf und ab. Sasuke musste erst einmal ein Gefühl dafür bekommen und dafür würde Sakura schon sorgen. Außerdem gefiel es ihr, wie sich Sasukes Muskeln unter ihren Berührungen anspannten, wie er leise ihren Namen keuchte, sich seine Hände in ihrem Haar vergruben, die nicht wussten, ob sie Sakura wegziehen oder zu einem schnelleren Tempo führen sollten. Nach einiger Zeit, als es Sakura selbst nicht mehr aushielt und sie nur noch von einem Gedanken beflügelt war, zog sie sich zurück. Sekunden später saß sie rittlings auf Sasuke „Sakura, was…?“ begann Sasuke zu fragen. „Lass mich nur machen“, gab Sakura leise lächelnd zurück. Bevor sie damit anfangen konnte, ihres und Sasukes Verlangen zu stillen, gab sie Sasuke noch einen leidenschaftlichen Kuss. Atemlos lösten sie sich voneinander. Dann griff Sakura nach unten, erfasste das stahlharte Glied Sasukes und setzte sich auf ihn. Sakura stöhnte lautstark, ebenso Sasuke, als sie ihn in sich aufnahm. Es fühlte sich so unglaublich gut an. Viel besser als bei Sai. Aber so dachte man wahrscheinlich eh immer, wenn man mit jemand neuem zusammen war und noch alles neu, spannend und aufregend war. Obwohl Sakura sich Zeit lassen wollte und sie sich anfänglich auch langsam bewegte, so konnte sie nicht länger an sich halten, als sich Sasuke Hände kraftvoll um ihre Hüfte schlossen. Sakura wurde schneller, erhöhte ihr Tempo immer mehr. Sasuke keuchte, ebenso wie Sakura. Ihr Verlangen ballte sich zusammen, steigerte sich bis ins unermessliche, bis Sakura endlich Erlösung fand. Der Orgasmus fegte wie ein Orkan über sie hinweg. Sakuras Muskeln verkrampften sich, sie warf den Kopf in den Nacken. Sasukes Namen stöhnend, kam Sakura. Fast zeitgleich stöhnte Sasuke laut auf. Seine Hüfte begann sich heftig zu bewegen. Kraftvoll pumpte er in sie hinein, während Sakura ihn gleichzeitig molk. Und dann war alles vorbei. So schnell wie es gekommen war, ebbte die Sinnesflut ab. Erschöpft sackte Sakura zusammen. Ihr Kopf ruhte auf Sasukes schweißbedeckter Brust, ihr Herz schlug schnell und wild. Sasukes Arme schlossen sich feste um Sakura. Unter ihren Ohren konnte sie Sasukes Herzschlag ebenso wild wie ihres schlagen hören. Zufrieden lächelte Sakura. Nach einigen Sekunden des Ausruhens, erhob sich Sakura leicht. Die kleine Bewegung reichte aus, um das Verlangen wieder in ihr neu zu entfachen. Noch immer steckte Sasuke tief in ihr und die kleine Bewegung ließ ihre empfindlichen Nervenenden verlangend zusammenzucken. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ drang dann Sasukes Stimme – noch immer vor Lust tief und rau klingend – an Sakuras Ohr. Zufrieden und befriedigt gab Sakura ein „Hm-hm“, von sich. Nur widerstrebend stieg Sakura von Sasuke, legte sich danach aber wieder sofort zu ihm. „Ich meine, weil du dich jetzt so anstrengen musstest, damit du manifestiert geblieben bist.“ So weit hatte Sakura gar nicht gedacht. Sie hatte sich nicht einmal konzentriert. Sogar ihre Kleidung hatte sie ablegen können. Und jetzt lag sie zufrieden neben Sasuke im Bett. Seine Arme schlossen sich erneut um Sakura. Es war ein wunderbares Gefühl, in seinen Armen zu liegen. „Alles super. Ich hoffe es war für dich genauso befriedigend wie für mich“, gab Sakura schmunzelnd von sich. Als Sasuke antwortete, schwang Stolz und Zufriedenheit in seiner Stimme mit. „Dessen bin ich mir sicher.“ „Ich bin jetzt nur müde“, erklärte Sakura. Und seit Wochen gähnte Sakura das erste Mal. „Dann schlaf“, gab Sasuke von sich, während er Sakura noch ein Stück näher an sich zog. Kurz darauf zog er noch die Bettdecke über sie beide, während Alkohol, Müdigkeit und Erschöpfung ihren Tribut forderten. Sakura hatte nicht damit gerechnet und es sogar für unmöglich gehalten, aber sie schlief tatsächlich ein. So zufrieden und glücklich, wie schon lange nicht mehr. Und das erste Mal bewusst in Sasukes Armen. Mit einem Lächeln auf den Lippen, von einem Gefühl der Geborgenheit erfasst, schlief Sakura neben Sasuke im Bett ein. Kapitel 13: Lüftung von Geheimnissen (zensiert) ----------------------------------------------- Erschöpft ließ sich Sasuke in sein Bett fallen. Wann würde er sich endlich daran gewöhnen? Zu unterrichten war für Sasuke anstrengender als selbst vier Stunden am Stück zu trainieren. War es Itachi am Anfang auch so ergangen? Sasuke hatte da so seine Zweifel. Itachi war immer in allem der Beste. Er war Mr. Perfekt. Etwas, das Itachi Sasuke aber nicht spüren ließ. Auch Kakashi behandelte die Brüder gleich. Aber wenn die Frauen Sasuke anhimmelten, dann schmissen sie sich Itachi regelrecht an den Hals. Jeder wollte mit Itachi befreundet sein. Er war der coolste Junge an der Schule gewesen, von allen der Beliebteste. Aber Sasuke war nicht neidisch auf Itachi. Es waren lediglich Tatsachen, die er da aufzählte. Als es an seiner Tür klopfte, rief Sasuke vom Bett aus „Herein.“ Als sein Besucher das Zimmer betrat, hob Sasuke nur kurz dem Kopf, um zu sehen, wer da kam. Als hätte er es geahnt, stand Itachi in der Tür. Sekunden später federte das Bett, als sich Itachi schwungvoll neben Sasuke nieder ließ. „Na, wie läuft es so mit den kleinen Satansbraten?“ erkundigte sich Itachi. „Frag nicht“, gab Sasuke erschöpft von sich. Wenn er an heute dachte, wollte er am liebsten alles aufgeben. Yuki, der kleine Junge, der anfangs immer so viel geweint hatte, heulte zwar inzwischen nicht mehr, aber seine Veränderung fand Sasuke nicht unbedingt positiv. „Ach, komm schon. So schlimm wird es schon nicht sein.“ Auf Itachis Worte hin, schnaubte Sasuke abfällig. „Klar. Schlag du dich mal dreimal die Woche mit so einem Rotzlöffel herum, der zu Wutausbrüchen neigt und sogar nach einem tritt!“ Bei dieser Erklärung begann Itachi zu lachen. Missmutig warf Sasuke seinem Bruder einen bösen Blick zu. Beschwichtigend hob Itachi die Hände. „Ich bin eigentlich gekommen, um dir einen Vorschlag zu machen.“ Aus dem bösen Blick, wurde ein skeptischer. Wenn Itachi irgendwelche Ideen hatte, waren die in der Regel mit Skepsis zu betrachten. Ebenso bei Kakashi. „Du bist jetzt genau einen Monat im Familienbetrieb tätig. Ich dachte mir, das müsste doch gefeiert werden!“ Um seine Worte noch zu unterstreichen, bückte sich Itachi und holte vom Boden eine Flasche Wein und eine Flasche Sekt. Verwundert musterte Sasuke seinen Bruder. „Triffst du dich heute mal nicht mit Kisame?“ „Ach was. Ich muss ja nicht jeden Abend weg. Also los, lass uns ein wenig feiern!“ Enthusiastisch öffnete Itachi den Sekt und hielt Sasuke die Flasche hin. „Hab die Gläser vergessen“, meinte sein älterer Bruder, während er Sasuke weiter aufforderte, aus der Flasche zu trinken. Mühsam richtete sich Sasuke auf, griff nach der Flasche und nahm einen großzügigen Schluck. Auch wenn ihm nicht nach feiern zu mute war, so stimmte die prickelnde Flüssigkeit ihn schnell um. Zwei Stunden später, fühlte sich Sasuke ziemlich angetrunken. Vielleicht war er auch schon betrunken. Es kümmerte Sasuke zumindest nicht groß. „Hier, sach ma“, begann Itachi, der genauso betrunken wie Sasuke war. Beide Brüder saßen auf Sasukes Bett. Es war schon lange her, seitdem sie so etwas gemacht hatten. Einfach nur trinken und reden. Es gefiel Sasuke. Bisher hatte Itachi noch nicht viel gesagt. Sasuke hatte sich den Großteil der Zeit über Sakura aufgeregt. Das sie so stur war, immer eifersüchtig und streitsüchtig. Das sie immer ihren Kopf durchsetzen musste und ihm ein Ohr abkaute. „Aber du magst Sakura doch trotzdem, oder? Warum hasten mit ihr sonst geschlafen?“ „Kakashi ist ein Idiot“, meckerte Sasuke los. „Ja, aber ihr habt doch…“ „Ja, man. Aber ich will nicht drüber reden!“ Verdutzt sah Itachi zu seinem jüngeren Bruder. Besser er ließ das Thema wohl ruhen. Während Itachi gerade das Thema wechseln wollte, sprudelten die Worte nur so aus Sasuke. Bisher war er ganz froh gewesen, dass Sakura einen Black-out für die besagte Nacht hatte. So wusste niemand von seiner Schande. Aber für die Zukunft – so sagte sich Sasuke selbst – könnte er ruhig ein paar Tipps benötigen. Und jetzt, durch den Alkohol, fand er auch den Mut, seinen Bruder zu fragen. „Ich war total scheiße! Es war so peinlich! Sakura hat schon Erfahrung. Sie war über ein Jahr mit Sai zusammen gewesen. Und als ich mit ihr geschlafen habe, da habe ich es total vergeigt.“ „Mach dir nix draus. Du hattest doch so einiges intus. Ab einem gewissen Alkoholpegel kann man sowieso nicht mehr“, versuchte Itachi Sasuke aufzumuntern. „Klar. Der Alkohol war schuld, dass ich zu früh gekommen bin und Sakura von alledem nichts hatte!“ Frustriert schmiss Sasuke die Arme in die Höhe. So, jetzt war es raus! Seinem perfekten Bruder gegenüber hatte Sasuke seinen Fehlschlag gebeichtet. „Soll ich dir mal von meinen ersten Versuchen erzählen?“ gab Itachi ernst von sich. Sasuke schwieg. Sicherlich war es bei Itachi super verlaufen. Daher war Sasuke mehr als verblüfft, als Itachi zu erzählen begann. „Ich war achtzehn. Genau wie du. Aber im Gegensatz zu dir, hatte ich nichts getrunken. Ich war mit Kisame in der Disko gewesen, als mich eine junge Frau angemacht hatte. Ich habe mir nichts dabei gedacht, bin mit ihr in ihre Wohnung gegangen. Wir haben rumgemacht und als es zur Sache kam…funktionierte es nicht. Ich war zu aufgeregt gewesen und so herrschte im wahrsten Sinne des Wortes tote Hose. Als ich dann wirklich mein erstes Mal hatte, war ich mit einem Mädchen aus der Parallelklasse im Bett. Sie hatte schon Sex gehabt und hat mich da sozusagen eingeführt. Glaub mir, anfangs war ich alles andere als gut. Aber sie hatte viel Geduld und mit der Zeit wurde ich auch besser.“ Verblüfft und mit offenem Mund hatte Sasuke zugehört. Er konnte kaum glauben, was Itachi da eben erzählt hatte. Das machte seinen Bruder ja richtig…menschlich. „Ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin hattest“, war das einzige, was Sasuke dazu einfiel. „War sie auch nicht. Wir hatten eine zeitlang Sex. Mehr nicht. Zu etwas anderem haben wir uns nicht getroffen.“ Mit einem Schulterzucken tat Itachi seine Worte ab. Für ihn schien es nichts besonderes zu sein. Vielmehr war es für ihn so üblich. So viel wusste Sasuke inzwischen. Aber er hatte gedacht, dass Itachi bereits eine feste Beziehung gehabt hätte, auch wenn er sie geheim gehalten hatte. Das sich Itachis Beziehungen zu Frauen lediglich auf das Körperliche beschränkte, überraschte ihn aber dennoch. „Warst du noch nie verliebt gewesen?“ fragte Sasuke neugierig nach. Itachi schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Und wie sieht’s bei dir aus?“ So schnell wendete sich das Blatt. Ertappt wandte Sasuke den Blick ab. Im Moment fand er seine Finger doch viel interessanter. „Ah, also läuft da was zwischen Sakura und dir?“ „NEIN!“ donnerte Sasuke sofort los. Erst nachdem er bemerkte, wie stark er auf diese einfache Frage reagierte hatte, versuchte Sasuke die Situation noch irgendwie zu retten. Das wäre ansonsten viel zu offensichtlich. „Also ich meine, ich finde Sakura schon attraktiv und so. Aber ich will nicht mit ihr zusammen sein. Wenn, dann eher so, wie du die Beziehungen zu Frauen pflegst.“ Ja, damit wäre Sasuke zufrieden. Itachi konnte ruhig wissen, dass er Sakura anziehend fand. Aber er würde weiter darauf beharren, dass er nichts für Sakura empfand. So sahen nun einmal die Fakten aus! „Sasuke, ich kann dir von so etwas nur abraten. Unter Freunden ist so etwas sowieso nicht zu empfehlen. Ich habe meist nur One-night-stands oder Affären, die nicht länger als ein Wochenende halten. Damit wird man nicht glücklich. Ich habe bisher noch nicht die richtige Frau gefunden, für die es sich lohnen würde, eine Beziehung einzugehen. Aber Sakura und du, ihr passt super zusammen. Ich dachte eigentlich schon die ganze Zeit, zwischen euch würde etwas laufen. Kakashi und ich hatten schon Wetten am Laufen, wann ihr ein Paar werdet.“ Von Itachis Worten erneut überrascht, sah Sasuke auf. Itachis Gesicht war vollkommen ernst. Hatte man es denn wirklich sehen können? Sasuke bezweifelte es. Klar. Sakura war auch hier, wenn einmal keine Feier anstand. Sakura wusste so manche Dinge von Sasuke, die sonst keiner wusste und anders herum genauso. Sie waren beste Freunde! Warum nur dachten Itachi und Kakashi da anders? Genau das schien ihm wohl ins Gesicht geschrieben zu stehen. Itachi schüttelte den Kopf. „Wirklich“, begann er ernst. „Du sollest versuchen, dir eine so super Frau wie Sakura nicht aus den Fingern gleiten zu lassen. Und wenn nicht Sakura, dann behalte dir wenigsten im Hinterkopf, dass eine Beziehung deutlich besser ist, als wenn man immer wieder kurze Bekanntschaften mit wildfremden Leuten macht.“ Sasuke verzog das Gesicht. Was fiel Itachi ein, so über ihn zu reden? Er sollte sich selbst einmal an die Nase packen, schließlich lebte Itachi genau so, wie er Sasuke davon abriet. „Du weißt doch überhaupt nichts!“ wurde Sasuke wieder laut. „Kakashi hat mir erzählt, dass er euch bei einem Techtelmechtel unterbrochen hatte. Wirklich, Sasuke, wenn du nur jemanden für das Körperliche brauchst, dann halte dich nicht an Sakura. Sonst brichst du ihr noch endgültig das Herz.“ Itachis Worte wogen schwer. Genau deswegen hatte Sasuke doch beschlossen, nichts mit Sakura anzufangen. Und natürlich auch, damit ihre Freundschaft weiterhin Bestand hatte. Sasuke wusste ja jetzt, dass Sakura in ihn verliebt war. Er wollte sie nicht weiter verletzten. Aber er konnte Itachis Rat nicht folgen. Er fühlte sich zu keiner anderen Frau hingezogen, außer zu Sakura. Bei Ino war er nicht einmal irgendwie in Fahrt gekommen. Wie sollte er dann etwas mit anderen Frauen anfangen? Und würde das Sakura nicht genauso verletzten? Vielleicht sogar noch mehr? Genau das fragte Sasuke auch Itachi. Dieser ließ sich, mit verschränkten Armen hinterm Kopf, auf das Bett zurück fallen. Seinen Blick hatte er weiterhin auf Sasuke gerichtet. „Dann, kleiner Bruder, würde ich sagen, spring über deinen Schatten und fang etwas mit Sakura an.“ Missmutig verzog Sasuke das Gesicht. „Hast du mir nicht zugehört? Ich empfinde nichts für Sakura!“ „Und deswegen benimmst du dich so? Du machst dir so viele Gedanken um Sakura und behauptest gleichzeitig, nichts für sie zu empfinden?“ Fest presste Sasuke die Kiefer aufeinander. Seine Zähne knirschten. „Aber weißt du, ich fand ja schon immer, dass Sakura eine kleine Augenweide ist. Und jetzt, wo ich ja weiß, dass du nichts für sie empfindest, könnte ich ja mein Glück bei ihr probieren.“ Überrascht riss Sasuke die Augen auf. Was redete Itachi da für einen Müll? „Ich hätte schon früher mit dir darüber reden sollen. Aber Sakura ist ja solo und da ich immer dachte, du hättest etwas für sie übrig…?“ „Willst du mich etwa eifersüchtig machen?“ unterbrach Sasuke seinen Bruder unwirsch. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Nicht wirklich. Aber da Sakura hier ja sowieso rumspuckt, kann sie es ja auch in meinen Gedanken und in meinem Schlafzimmer machen.“ Ein schelmisches, zweideutiges Grinsen legte sich auf Itachis Gesicht. Falls es Itachis Ziel gewesen war, Sasuke eifersüchtig zu machen, so hatte er es erreicht. Ohne Vorwarnung sprang Sasuke auf und schlug mit der Faust nach Itachi. Das hieß, er versuchte es. Aber Itachi hatte es wohl kommen sehen oder zumindest mit einer solchen Situation gerechnet. Der Alkohol tat den Rest und so fand sich Sasuke Sekunden später mit dem Rücken auf seinem Bett. Itachi über ihm, der ihm Arme und Beine festhielt, sodass sich Sasuke kaum noch bewegen konnte. Schmerzverzerrt verzog Sasuke das Gesicht. Es war wirklich unangenehm. „Hey, was ist denn hier los?“ Besorgt kam Sakura herbei geflogen. „Itachi, geh von Sasuke runter! Man, da lässt man euch mal einen Abend miteinander verbringen und dann passiert so etwas!“ „Ach, Sakura, es sieht schlimmer aus, als es ist“, erklärte Itachi mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Überrascht hielt Sakura inne. Gerade hatte sie zwischen die zwei Streithähne gehen wollen. Jetzt sah sie Itachi mit großen Augen an. Sasuke wusste auch wieso. Nicht oft bekam man ein Lächeln von Itachi geschenkt. Vor allem ließ es Frauenherzen schmelzen. Erneut flammte die Eifersucht in Sasuke auf. Er wand sich unter Itachi, kam aber nicht frei. „Und was ist dann hier los?“ verlangte Sakura zu wissen. Die Hände hatte sie in die Hüften gestemmt und funkelte Sasuke und Itachi an. Sie sah wunderschön aus. Das musste Sasuke immer wieder feststellen, wenn Sakura wütend wurde. Und das bekam er in letzter Zeit ziemlich oft zu sehen. „Nur eine kleine Auseinadersetzung zwischen Geschwistern“, beteuerte Itachi. Hilflos nickte Sasuke zustimmend. Sakura schien ihnen nicht wirklich zu glauben, dennoch tat sie so. Es war Sasuke peinlich. Sie konnte jetzt Sasuke betrunken und Itachi vollkommen unterlegen erleben. So schindete er ganz gewiss keinen Eindruck bei ihr. Aber warum sollte er auch, rief sich Sasuke zur Raison. Erleichtert atmete Sasuke aus, als Itachis Gewicht von seinem Brustkorb verschwand. Er rieb sich seinen Oberkörper, während er sich auf seinem Bett aufsetzte. Währenddessen erhob sich Itachi, stieg aus dem Bett. „So, wird Zeit ins Bettchen zu gehen. Denk an das, was ich dir gesagt habe“, sagte Itachi eindringlich, bevor er aus Sasukes Zimmer verschwand. Zu Sasukes Missfallen konnte es sich Itachi nicht verkneifen, Sakura schelmisch zu zuzwinkern. Dann war Itachi endlich verschwunden. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte Sakura besorgt nach. „Warum hat dich Itachi gesehen?“ fragte Sasuke unwirsch. „Wohl, weil ich mich aufgeregt habe. Ist zumindest meine Theorie. Immer wenn ich starke Emotionen empfinde, verstehst du?“ Ja, Sasuke verstand. Auch er war gerade stark aufgewühlt. Alles wegen Itachi und Sakura. „Sasuke, was ist denn eben passiert?“ verlangte Sakura zu wissen. Sasuke zuckte nur mit den Schultern, woraufhin Sakura genervt aufseufzte. Sekunden später saß Sakura neben Sasuke. Bei ihr beulte sich das Bett nicht ein, was auch kein Wunder war. „Ihr habt getrunken?“ fragte Sakura verwirrt. Ihr Blick war auf die Flasche Wein und den Sekt gerichtet. Sasuke zuckte erneut mit den Schultern. Der Anblick war wohl Antwort genug. „Vielleicht solltest du dich etwas ausruhen“, schlug Sakura vor. Sasuke schnaubte ungehalten, woraufhin Sakura die Augen verdrehte. Sie war ihm so nahe. Itachi, dieser Idiot! Er und sein dummes Geschwafel! Warum sollte er etwas mit Sakura anfangen? Aber sie war ihm so nahe. Sicherlich bildete es sich Sasuke nur ein, aber er war sich sicher, Sakuras Wärme zu spüren. Auch wenn das unmöglich war. Ehe sich Sasuke versah, hatte sein Körper gehandelt, entgegen den Vorsätzen seines Verstandes. Und dann hatte Sasuke seine Lippen auch schon auf Sakuras gepresst. Sakura entfuhr ein überraschter Aufruf, der sich aber schnell in ein Stöhnen verwandelte. Stöhnend wand sich Sakura unter Sasuke. Sie wusste kaum noch was geschehen war, genoss aber jeden Moment. Gerade noch hatte sie ein lautes Gepolter aus Sasukes Zimmer gehört, hatte dann Sasuke von Itachi besiegt gesehen und jetzt lag sie mit Sasuke im Bett. Sie verstand nicht so ganz, wie das alles hatte kommen können, aber es war Sakura im Moment auch vollkommen egal. Ihr Gehirn hatte sich eine Auszeit genommen. Dafür hatte ihr Körper die Kontrolle an sich gerissen. Verlangend krallte Sakura ihre Hände in Sasukes Haar, zog ihn näher an sich heran. Sie musste ihn einfach überall spüren. Und zwar sofort! Ungeduldig ließ Sasuke seine Hände über Sakuras Körper gleiten. Jede seiner Berührungen hinterließ ein angenehmes Prickeln auf ihrer Haut. Stöhnend schnappte Sakura nach Luft, als sich Sasukes Mund plötzlich an ihrem Hals befand und sich langsam nach unten arbeitete. Seine Hände glitten unter ihr rotes Top, schlossen sich kraftvoll um ihre Brüste, die vor Verlangen schmerzten und sich nach Sasukes Berührungen sehnten. // Kann ich meine Klamotten eigentlich ausziehen? // fragte sich Sakura. Sie hatte da so ihre Zweifel. Aber dann zog Sasuke sie auch schon in eine aufrecht sitzende Position und zog kurzerhand an ihrem Top. Sekunden später lag es auf dem Boden. Innerlich begann Sakura zu jubeln, während sich ein verführerisches Lächeln auf ihren Lippen bildete. „Ich finde, es sollte schon gerecht zugehen“, erklärte Sakura und zog auch schon an Sasukes Oberteil. Nach nur wenigen Sekunden landeten Sakuras Minirock, Sasukes Hose sowie die Unterwäsche auf dem Boden. Weiterhin behielt Sasuke die Kontrolle. Er ließ nicht zu, dass Sakura Sasuke dort berührte, wo sie wollte. Auch war es eine Quälerei, die er mit ihr anstellte. Ihr Körper stand in Flammen. So lebendig hatte sie sich schon seit Wochen nicht mehr gefühlt. Sasuke Hände fuhren über ihren nackten, willigen Körper. Nicht ganz so sicher, dafür aber zielstrebig. Es störte Sakura nicht. Dafür genoss sie jede einzelne Berührung viel zu sehr. Verlangen ballte sich in ihr zusammen, wurde zu einer feurigen Kugel, die drohte, Sakura zu verbrennen. „Sasuke“, wimmerte Sakura leise, während er ihre rechte, harte Brustwarze zwischen die Zähne zog und daran knabberte. Fragend richtete sich Sasukes Blick auf Sakura, während er weiterhin ihre Brust bearbeitete. „Bitte“, flehte Sakura. Worum genau, wusste Sakura selbst nicht. Um mehr? Um Erlösung? Es war egal. Hauptsache sie spürte Sasuke. Endlich, nach all der Zeit! Auch wenn Sakura von Itachi nicht in Kenntnis gesetzt worden war, wie er Sakura und Sasuke hatte zusammenbringen wollen, er hatte auf jeden Fall Erfolg gehabt. Überglücklich, aber gleichzeitig auch voller Verlangen, schloss Sakura ihre Hände um Sasuke Gesicht. Sie übte nur leichten Druck aus, aber es reichte, damit Sasuke seine Lippen von ihr löste. Sekunden später lagen sie auf Sakuras Lippen. „Ich will nicht länger warten“, brachte Sakura irgendwann atemlos hervor. Um ihren Worten mehr Druck zu verleihen, schlang Sakura ihre Beine um Sasuke. Die ganze Zeit schon machte sie der zuckende, heiße Stab von Sasukes Lust verrückt. Jetzt wollte sie ihn endlich in sich spüren. „Sakura“, begann Sasuke, etwas zögernd, wenn sich Sakura nicht ganz irrte. „Ich…“ „Bitte“, brachte Sakura erneut flehend hervor. Daraufhin ließ sich Sasuke nicht zweimal bitten. Er stützte seine Hände seitlich von Sakura ab, erhob sich ein wenig, um leichter in sie einzudringen. Einladend öffnete Sakura die Beine. Scheiß auf ein ausgiebiges Vorspiel. Sie war schon lange ganz feucht vor Lust. Während sich Sasuke positionierte, schob Sakura ihre Hand zwischen sie beide. Gekonnt nahm Sakura ihn in die Hand, was Sasuke ein sinnliches Stöhnen entlockte. Kurz bewegte Sakura ihre Hand auf und ab, übte leichten Druck aus. Bisher hatte Sakura keine Möglichkeit gehabt, sich ihn genauer anzusehen. Es war bereits dunkel im Zimmer und auch jetzt gab es dadurch keine Chance ihn genauer zu betrachten. Also musste Sakura nun so seine Größe abschätzen. Sie war nun einmal neurgierig. Und die war beachtlich. Ebenso seine Breite. Ein Uchiha eben. Obwohl in Sakura jede einzelne Zelle nach Sasuke schrie, blickte sie vorsichtshalber noch einmal zu Sasuke. Nicht das er doch einen Rückzieher machen wollte. Schließlich hatte er wieder etwas getrunken. Als sich dann aber Sasukes Mund auf ihren presste, schob Sakura jegliche Gedanken beiseite. Und dann vereinten sich endlich ihre Körper, wurden eins. Jetzt hatte Sakura eine Chance sich anschließend auch daran erinnern zu können. Doch schon hielt Sasuke inne, während Sakuras Hände verlangend über Sasuke Brust und Rücken strichen, konnte sie die stahlharten, angespannten Muskeln unter ihren Händen spüren. Als sich Sasuke nach einigen Sekunden noch immer nicht bewegte, machte sich Sakura Gedanken. „Sasuke? Ist alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt nach. „Ja, schon gut“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, bevor er weiter machte. Es fühlte sich unglaublich gut an. Sakura fühlte sich vollständig. Glücklich und zufrieden. Und dennoch legte Sakura ihre Hände auf Sasukes Brust, übte leicht Druck aus. „Sasuke, ist schon gut. Mach dir keinen Stress. Lass dir Zeit.“ So langsam hatte es bei Sakura gedämmert. Sie wusste schließlich, dass das hier gerade mal das zweite Mal war, dass Sasuke Sex hatte. Wenn er Zeit benötigte, würde Sakura ihn lassen. Für die Zukunft würden sie noch genügend Zeit haben. Sasuke rührte sich noch immer nicht. Vielmehr schien es so, als hätten Sakuras Worte dafür gesorgt, dass er zur Salzsäure erstarrte. Ganz behutsam, um Sasuke ja nicht zu verschrecken oder ihm einen falschen Eindruck zu vermitteln, entzog sich Sakura ihm. „Lass mich nur machen“, flüsterte Sakura Sasuke zu. Erschöpft und befriedigt sackte Sakura zusammen. Ihr Kopf ruhte auf Sasukes schweißbedeckter Brust, ihr Herz schlug schnell und wild. Sasukes Arme schlossen sich feste um Sakura. Unter ihren Ohren konnte sie Sasukes Herzschlag ebenso wild wie ihres schlagen hören. Zufrieden lächelte Sakura. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ drang dann Sasukes Stimme – noch immer vor Lust tief und rau klingend – an Sakuras Ohr. Zufrieden und befriedigt gab Sakura ein „Hm-hm“, von sich. „Ich meine, weil du dich jetzt so anstrengen musstest, damit du manifestiert geblieben bist.“ So weit hatte Sakura gar nicht gedacht. Sie hatte sich nicht einmal konzentriert. Sogar ihre Kleidung hatte sie ablegen können. Und jetzt lag sie zufrieden neben Sasuke im Bett. Seine Arme schlossen sich erneut um Sakura. Es war ein wunderbares Gefühl, in seinen Armen zu liegen. „Alles super. Ich hoffe es war für dich genauso befriedigend wie für mich“, gab Sakura schmunzelnd von sich. Als Sasuke antwortete, schwang Stolz und Zufriedenheit in seiner Stimme mit. „Dessen bin ich mir sicher.“ „Ich bin jetzt nur müde“, erklärte Sakura. Und seit Wochen gähnte Sakura das erste Mal. „Dann schlaf“, gab Sasuke von sich, während er Sakura noch ein Stück näher an sich zog. Kurz darauf zog er noch die Bettdecke über sie beide, während Alkohol, Müdigkeit und Erschöpfung ihren Tribut forderten. Sakura hatte nicht damit gerechnet und es sogar für unmöglich gehalten, aber sie schlief tatsächlich ein. So zufrieden und glücklich, wie schon lange nicht mehr. Und das erste Mal bewusst in Sasukes Armen. Mit einem Lächeln auf den Lippen, von einem Gefühl der Geborgenheit erfasst, schlief Sakura neben Sasuke im Bett ein. Kapitel 14: Erfahrung, Erkenntnis, Geständnis --------------------------------------------- Unsanft riss der Wecker Sasuke aus seinem Schlaf. So gut hatte er schon lange nicht mehr geschlafen. Dennoch störte das nervtötende Rappeln des Weckers die friedliche Idylle eines neu anbrechenden Tages. Ungelenk tastete Sasuke mit noch geschlossenen Augen nach dem Wecker. Nach einigem hin und her tasten, konnte Sasuke den Wecker endlich spüren und schaltete ihn aus. Tief atmete Sasuke ein und aus, fuhr sich mit der Hand durch die verstrubbelten Haare. Eigentlich müsste er langsam aufstehen, aber er hatte so überhaupt keine Lust. Auch wenn er sehr gut geschlafen hatte, so hatte er das Gefühl, nicht sonderlich viel Schlaf abbekommen zu haben. Als sich Sasuke schlaftrunken an der Brust kratzen wollte, stellte er irritiert fest, dass er in etwas ziemlich haariges griff. Verwundert öffnete Sasuke die Augen, blickte an sich hinunter. Eigentlich war er nicht sonderlich behaart. Auf seiner Brust befanden sich eigentlich so gut wie keine Haare. Vor allem keine rosafarbenen. Mit einem Mal wurde er wach. So richtig wach. Nicht nur sein Gehirn, sondern er spürte gleichzeitig, wie er einen Ständer bekam. Er hatte letzte Nacht mit Sakura Sex gehabt. Und, du meine Güte, sie hatte ihn geritten. Allein bei dem Gedanken daran, wie es sich angefühlt hatte, Sakura auf ihm und er tief in ihr, wurde sein Schwanz noch härter. Sasukes Puls beschleunigte, während er sich die gestrige Nacht noch einmal Schritt für Schritt in Erinnerung rief. Eigentlich hatte Sasuke gar nicht so genau gewusst, warum er das getan hatte. Er wollte wohl sich und Itachi beweisen wollen, dass er nur körperlich an Sakura interessiert war und das er sehr wohl gut im Bett sein konnte. Und der Alkohol hatte den Rest getan. Obwohl Sasuke anfangs noch sehr energisch und zielsicher die Kontrolle übernommen hatte, so war er doch schon nach kurzer Zeit an den Punkt gekommen, wo er nicht so ganz weiter wusste. Genauer gesagt, er hatte Angst, zu früh zu kommen, wenn er zuließ, dass Sakura ihn anfasste. Deswegen hatte er das unbedingt vermeiden wollen. Gleichzeitig hatte es ihn aber so sehr angetörnt, wie sich Sakura unter ihm wand, sich seinen Berührungen hingab, sodass er allein deswegen schon beinahe gekommen wäre. Als Sakura dann aber die Kontrolle übernommen hatte – so sexy hatte Sasuke Sakura noch nie erlebt – da hatte er noch immer versucht, an irgendetwas anderes zu denken, nur nicht daran, dass er gleich kommen würde. Als Sakura ihn dann aber langsam und gekonnt bearbeitet hatte, konnte Sasuke nicht mehr anders und gab sich Sakura und dem Moment ganz hin. Diese Entspannung war besser gewesen als alles andere. Und er hatte sogar an sich halten können, bis er gemerkt hatte, dass sich Sakuras Muskeln fest und rhythmisch um ihn schlossen. Bei diesen Erinnerungen – oder besser Sex-Flashback – wäre Sasuke erneut beinahe gekommen. Als sich aber Sakura auf einmal regte, riss es Sasuke aus seinen Gedanken. Verschlafen hob Sakura den Kopf. Die Haare waren verwuschelt, aber es sah unglaublich sexy und verführerisch aus, wie sie da nackt halb auf ihm lag, die Haare ihr Gesicht fast verdeckten. Man sah Sakura an, dass sie Sex gehabt hatte. In diesem Moment war sie einfach unbeschreiblich schön. Schlaftrunken strich sich Sakura die Haare aus dem Gesicht, gähnte ausgiebig, bis ihr wohl auffiel, dass sie nicht alleine war. „Oh, guten Morgen Sasuke“, begrüßte sie ihn müde, aber gut gelaunt. „Morgen“, gab Sasuke angespannt zurück. Schwer schluckte er. Was sollte er denn jetzt nur sagen oder tun? Wie verhielt man sich denn nach so einer gemeinsamen Nacht? Aber seine Gedanken liefen eh nicht auf Hochtouren. Dafür war er viel zu abgelenkt. Und zwar von Sakuras Brüsten, die sich ihm keck entgegen streckten. Sie waren vielleicht nicht besonders groß, aber dennoch überaus anziehend. Unbewusst leckte sich Sasuke mit der Zunge über die Lippen. Oh verdammt war er hart! Es begann sogar schon zu schmerzen. „Äh, Sasuke?“ Sakuras Hand, die vor seinem Gesicht hin und her wedelte, riss Sasuke aus seinen Gedanken. Dennoch fiel es ihm schwer, den Blick von Sakuras Brüsten abzuwenden. „Hallo? Erde an Sasuke!“ Erst als Sakura die Arme vor ihren Brüsten verschränkte und ihm so den wunderbaren Anblick nahm, schaffte es Sasuke auch, den Blick abzuwenden und Sakura ins Gesicht zu sehen. Sie wirkte etwas verärgert. Aber warum? Sasuke hatte doch nichts getan, außer… Ja klar, das auf die Brüste Stieren war wohl nicht besonders clever gewesen… „Schön, dass du mir jetzt auch endlich einmal in die Augen sehen kannst“, gab Sakura von sich, allerdings wirkte sie nicht mehr ganz so mürrisch. Stattdessen legte sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Trotzdem spürte Sasuke bei Sakuras Worten, wie sein Gesicht zu Glühen begann. Wurde er etwa tatsächlich rot? Peinlicher konnte dieser Tag nicht beginnen! „Ist dir etwas aufgefallen?“ platze es plötzlich aus Sakura. Sasuke war noch viel zu abgelenkt. Er verstand nicht, wie Sakura gerade noch verärgert, dann gut gelaunt und jetzt so aufgeregt sein konnte. Und das innerhalb einer Minute! „Hä?“ war alles, was Sasuke wenig intelligent von sich gab. „Ich habe geschlafen! So richtig geschlafen! Das ist total cool! Ich habe sogar geträumt! Und du hast es geschafft, mir die Kleidung auszuziehen. Vielleicht kann ich mir ja jetzt auch etwas anderes anziehen!“ Aufgeregt hüpfte Sakura in Sasukes Bett auf und ab. Klatschte sogar vor Freude in die Hände. Sasuke allerdings konnte Sakuras Begeisterung nicht ganz folgen. Dafür war er von ihrem nackten Körper und den wippenden Brüsten viel zu sehr abgelenkt. Erst als das auf und ab des Bettes und auch das von Sakuras Brüsten aufhörte, konnte Sasuke wieder langsam klar denken. „Ja, vielleicht kam das wegen der Anstrengung. Sonst bist du ja auch nicht so lange am Stück manifestiert.“ Sasuke wunderte sich selbst darüber, dass er eine möglichst logische Erklärung hatte liefern können. Sakura dachte über seine Worte nach und entschied, dass er recht haben könnte. „Klar hab ich recht“, kommentierte Sasuke, um zu überspielen, wie viel lieber er aufhören würde zu reden und stattdessen wieder mit ihr ins Bett gehen wollte. „Hm, ich werde mich wohl besser langsam anziehen und vielleicht schaffe ich es ja, mir irgendwie neue Kleidung zuzulegen.“ Sasuke fand diesen Vorschlag alles andere als super, trotzdem nickte Sasuke. „Und wo willst du dir neue Klamotten herholen? Möchtest du vielleicht in ein Geisterkaufhaus gehen? Leider kann ich dir keines empfehlen, da ich noch nie in einem gewesen bin.“ Beleidigt zog Sakura einen Schmollmund. Man, sah das verführerisch aus. „Du bist ein Idiot. Du hättest mit einem fetten Kater aufwachen sollen. Das hast du zumindest verdient.“ „Wolltest du dich nicht anziehen?“ erkundigte sich Sasuke. Wenn sie angezogen war, würde ihm ein Gespräch deutlich leichter fallen. Hoffte er. Wortlos stieg Sakura aus dem Bett, klaubte ihre Kleidung vom Boden zusammen und begann sich anzuziehen. Sasukes Blick ruhte währenddessen auf Sakura. Bildete er es sich ein oder war Sakura irgendwie… manifestierter? Zumindest erschien sie Sasuke nicht mehr so durchsichtig. Gut, er bemerkte das schon gar nicht mehr. Er hatte sich an diesen Anblick gewöhnt gehabt, das, selbst wenn Sakura ihn berührte, sie durchsichtig war. Jetzt jedoch konnte Sasuke nicht durch Sakura hindurch sehen. Dennoch wirkte ihre Gestalt irgendwie nebelhaft. „Was ist?“ fragte Sakura, nachdem sie sich wieder angezogen hatte. „Du…bist nicht mehr durchsichtig.“ Überrascht riss Sakura die Augen auf, sah an sich hinunter, ließ sogar ihre Hände über ihren Körper fahren, worauf Sasukes Körper prompt reagierte. Verdammt! Sasuke musste dringend auf die Toilette, allerdings konnte er mit seinem Dauerständer ja wohl kaum aus dem Bett! Aber warum schämte er sich überhaupt? Letzte Nacht hatten sie miteinander Sex gehabt und Sakura hatte dieses Mal keinen Black-out. „Bin gleich wieder da!“ erklärte Sakura da plötzlich und war auch schon durch den Zimmerboden verschwunden. Erstaunt stellte Sasuke fest, das sie, als sie durch den Zimmerboden glitt, wieder durchscheinender wurde, wenngleich er immer noch Schwierigkeiten hatte, durch Sakura hindurch zu sehen. Sasuke seufzte erleichtert auf. Endlich konnte Sakura ihn nicht mehr ablenken und er konnte auf die Toilette. Aufgeregt flog Sakura durch das Haus. Es war zwar noch früh, aber um diese Uhrzeit müssten sich Itachi und Kakashi eigentlich beim Frühstück befinden. In der Küche traf sie auch auf Kakashi. Itachi, so erzählte der Sensei, war gerade nach oben zu Sasuke gegangen. Aber Sakura konnte sich später noch immer bei Itachi bedanken. Jetzt musste sie erst einmal etwas in Erfahrung bringen. „Sensei, wie siehst du mich?“ Bei Sakuras Frage, runzelte Kakashi die Stirn, legte sein Brötchen auf den Teller zurück, das er sich gerade geschmiert hatte. „Was meinst du genau? Warum ich dich überhaupt sehen kann?“ Energisch schüttelte Sakura den Kopf. „Nein, ich meine… Bin ich für dich durchsichtig oder nicht?“ „Nimm es nicht persönlich, aber ich kann durch dich hindurch sehen. Ich dachte, das wüsstest du.“ Enttäuschung machte sich in Sakura breit. Sie hatte gehofft, jetzt – warum auch immer – wieder richtig sichtbar zu sein. Warum sonst konnte Sasuke nicht mehr durch sie hindurch sehen? Außerdem hatte sie richtig geschlafen! Sogar kurz geträumt! Auch wenn es ein wirklich bizarrer Traum gewesen war. Aber was sie geträumt hatte, daran konnte sich Sakura nicht mehr wirklich erinnern. Lediglich das Gefühl, dass es sehr merkwürdig, ja sogar etwas gefährlich gewesen war, blieb zurück. Schnell fasste Sakura für Kakashi zusammen, was heute morgen geschehen war. Besser gesagt, dass sie geschlafen hatte und Sasuke sie richtig sehen konnte. „Hm. Ist irgendetwas vorgefallen?“ erkundigte sich Kakashi, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Sakura wurde heiß. Sie konnte Kakashi doch nicht erzählen, dass sie mit Sasuke Sex hatte! Sie konnte es ja selbst noch nicht glauben. Und was war jetzt zwischen ihr und Sasuke? Aber das musste erst einmal hinten anstehen. Mit Sasuke konnte sie später immer noch reden. „Also… letzte Nacht haben Sasuke und ich…Also… Ach, du weißt schon…“ druckste Sakura herum. Ein wissendes Grinsen breitete sich auf Kakashis Gesicht aus. Er hob die Hand und gebot Sakura so Einhalt, bevor sie sich noch mehr um Kopf und Kragen redete. Dankbar schloss Sakura den Mund. Sie wagte es nicht, Kakashis Blick zu erwidern. Dafür war es zu peinlich. Außerdem war Sakura deswegen überhaupt nicht hier! „Also ich habe mich gestern mit meinem Freund getroffen. Er konnte mir tatsächlich weiterhelfen. Und ich denke, ich habe auch jetzt eine Erklärung für deine derzeitige Situation parat.“ Bei Kakashis Worten, stand Sakuras Körper in Sekunden unter Strom. Jeder Muskel in Sakura war angespannt. Hoffnung keimte in ihr auf. Gespannt lauschte Sakura Kakashis Worten, konnte kaum glauben was sie da hörte. „Es gibt nicht viele Möglichkeiten, wie ein verstorbener Mensch zu einem Geist wird. Entgegen der landläufigen Meinung, wird man nicht zum Geist, wenn man einen gewaltsamen Tod erlitten hat oder wenn man noch unerledigte Dinge zu tun hat. Stattdessen ist der Pakt mit einem Dämon nötig.“ Bei Kakashis Worten wurden Sakuras Augen groß. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. Hatte sie gerade richtig gehört? „Ein Dämon?“ brachte Sakura erstickt hervor. Als Kakashi nickte, schluckte Sakura schwer. Verdammte Scheiße! Was war ihr da nur angetan worden? War jetzt ihre Seele beschmutzt worden? Würde sie in der Hölle landen? Angst erfasste Sakura. Sie zwang sich dazu, tief ein und aus zu atmen, um die drohende Panik nicht aufkommen zu lassen. „Keine Angst. Für die betroffene tote Person hat dies keinen Schaden zur Folge. Davon geht man zumindest aus und wenn man von einem Dasein als Geist einmal absieht. Derjenige, der sich aber mit dem Dämon eingelassen hat, muss seine Seele verkaufen. Dafür erhält derjenige in der Regel aber viel Macht.“ „Und was hat man davon, wenn man einen Geist ruft? Oder mich zu einen macht?“ Kakashis Worte erleichterten Sakura, aber nur ein wenig. Jetzt stand die Frage im Raum, wer ihr das angetan hatte. „Nun, dafür gibt es verschiedene Gründe. Um einen Geist zu erschaffen, benötigt man eine frisch verstorbene Person. Von dieser benötigt man dann entweder Haare oder Blut. Ein Stück des Toten eben. Und die Graberde. Dann noch die Asche eines Verdammten und das Ritual kann beginnen. Der Geist erscheint dann kurz darauf bei seinem Schöpfer und muss dessen Befehle ausführen.“ „Aber was bringt einem das?“ verlangte Sakura zu wissen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand einen Vorteil daraus zog, sich einen Geist zu erschaffen, wenn man dafür seine Seele verkaufte. Außerdem war die Vorstellung doch widerlich, dass jemand sich an ihrem Leichnam und an ihrem Grab vergriffen hatte. Ein Schauer rann durch Sakura. Lieber, sie stellte es sich nicht vor. „Du weißt doch selbst, was du mit der Zeit erlernt hast. Was du dir selbst beigebracht hast.“ Langsam verstand Sakura. Es war zwar anstrengend gewesen, aber inzwischen konnte Sakura doch schon recht viel. „Geht es darum, andere Menschen zu verletzen? Sie in Angst und Schrecken zu versetzen?“ Kakashi zuckte mit den Schultern. „Die Beweggründe der Meister sind in der Regel unterschiedlich. Ihr Ziel ist aber meist Macht und/oder Rache. Schließlich kann man so spionieren, andere erpressen, unter Druck setzten und sogar töten.“ Sakura schluckte schwer. „Und ich bin mir sicher, wenn man unter der Anleitung eines Meisters steht, kann man als Geist noch einiges mehr.“ Daran wollte Sakura lieber nicht denken. Wenn sie sich nur vorstellte, dass sie für so etwas missbraucht werden würde… „Und der Geist muss die Befehle des Meisters ausführen?“ Kakashi nickte. „Und wer ist meiner? Doch wohl nicht Sasuke!“ Sakura glaubte es nicht. Das war doch total sinnlos! Schließlich war er genauso überrascht gewesen, dass Sakura ein Geist war, wie sie selbst. Außerdem tat sie ganz gewiss nicht, was er wollte. Dafür stritten sie sich viel zu oft. Auch Kakashi schien dies nicht zu glauben. „Wenn es aber nicht Sasuke war, wer war es dann? Und vor allem warum bin ich hier gelandet?“ „Nun, auf deine erste Frage, habe ich leider keine Antwort. Auf die zweite womöglich schon.“ Gespannt hörte Sakura zu. Das alles war so surreal, wenn sie nicht Teil dessen wäre, würde sie Kakashi nicht ein Wort glauben. Aber als Geist konnte man schon an das Übernatürliche glauben. Warum dann nicht auch an Meister, die ihre Seelen für einen Handel an Dämonen verkauften? „Ich denke, da du direkt vor deinem Tod noch mit Sasuke…Körperflüssigkeiten ausgetauscht hast“, umschrieb Kakashi den One-night-stand, „bist du an ihn gebunden worden. Wahrscheinlich hatte sich der entsprechende Meister von dir etwas genommen. Vor dem Unfall. Deswegen war das, was von dir in Sasuke gelandet ist, neuer und frischer.“ Sakura verzog das Gesicht. Das hörte sich total widerlich an. Klar war Sex nichts anderes als der Austausch von Körperflüssigkeiten – sonst würde es nicht so viele Geschlechtskrankheiten geben – aber der Gedanke, dass sich jemand von Sakura eine Blut-oder-Spieichelprobe genommen hatte… Erneut rann ein Schauer über Sakuras Rücken. Dieses Mal vor Ekel. „Okay. Und warum kann mich Sasuke inzwischen immer anfassen und sieht nicht mehr durch mich hindurch? Anfangs war das ja auch nicht so“, warf Sakura skeptisch ein. „Auch dafür habe ich eine Erklärung.“ Klar hatte Kakashi die. Er hatte ja wirklich für alles eine Erklärung. „Du bist an Sasuke gebunden und verbringst demnach viel Zeit mit ihm. Auch hast du viel…Körperkontakt zu ihm gepflegt.“ Bei diesen Worten verzog Sakura etwas das Gesicht. Warum drehte sich bei dieser Sache eigentlich alles um Körperkontakt, den Austausch von Flüssigkeiten und so ein Scheiß?! Es stimmte wirklich, die Welt drehte sich nur um Geld und um Sex. „Das hat wohl die enge Bindung zu Sasuke weiter gefördert. Ich denke, dies geschieht immer. Damit der Geist dem Meister auch immer Untertan bleibt und keinen freien Willen mehr hat.“ Es klang schon logisch. Machte Sakuras Hoffnung aber zunichte, dass sich an ihrem Zustand etwas änderte. „Das heißt, nur für Sasuke bin ich nicht länger durchsichtig? Und nur Sasuke kann mich immer und jederzeit berühren?“ „Ich fürchte ja.“ Der letzte Rest Hoffnung, der standhaft geblieben war, zersplitterte in tausend Teile. Also würde Sakura es nicht schaffen, bei ihrer Familie wieder zu leben, wenn auch nur als Geist. Aber immerhin wäre sie für sie sichtbar gewesen. „Und warum habe ich geschlafen?“ Eigentlich interessierte es Sakura gar nicht mehr. Aber wenn jetzt schon alles so weit geklärt war, warum dann auch nicht noch den letzten Aspekt? Kakashi zuckte mit den Schultern. „Da kann ich nur Vermutungen zu anstellen. Entweder lag es daran, dass du zu erschöpft warst, was ich aber bezweifle. Etwas anderes könnte sein, dass sich dein Körper auf Sasuke abgestimmt hat. Und in seiner Gegenwart – einer lebendigen Person – erlangst du selbst ab und an Fähigkeiten zurück, über die nur die Lebenden verfügen.“ „Danke Sensei. Ich muss da jetzt erst noch ein wenig drüber nachdenken“, erklärte Sakura und erhob sich. Sie wollte zu Sasuke und ihm davon erzählen. „Ich werde weiter Erkundigungen einholen“, versprach Kakashi. Dankbar lächelte Sakura ihren Sensei an. Für Sakura gab es zwar immer noch genügend Fragen, auf die keiner eine Antwort hatte, aber immerhin hatte sie auch ein paar Antworten erhalten. Und vielleicht fiel Sasuke ja auch noch etwas dazu ein. Das klang doch alles nur zu surreal. Klar, dass dies nun ihr „Leben“ war… Nachdem Sasuke wieder aus dem Bad kam, zog er sich gerade eine saubere Boxershorts an, als sich seine Zimmertür öffnete. Sasuke warf seinem Besucher einen verärgerten Blick zu. „Noch nie was von Anklopfen gehört?“ „Dir auch einen schönen guten Morgen“, begrüßte Itachi seinen Bruder. „Ich wollte mal nach dir schauen. Das Frühstück ist schon fast vorbei. Hab gedacht, du hättest vielleicht einen schlimmen Kater, aber jetzt weiß ich es besser.“ Irritiert runzelte Sasuke die Stirn. Er freute sich ja, dass sich sein Bruder Sorgen um ihn machte, dennoch verstand Sasuke Itachis Worte nicht so ganz. Was sich aber schnell änderte. „Du solltest lüften.“ Erneut warf Sasuke seinem Bruder einen fragenden Blick zu. Inzwischen stand Itachi in der Mitte des Zimmers, sein Blick ruhte auf dem Bett. Als er seine Worte näher erklärte, warf er Sasuke einen zufriedenen und schelmischen Blick zu. „Es riecht nach Sex. Glückwunsch, hast Sakura ja wohl doch noch rum bekommen. Oder hat sie dich verführt?“ Bei Itachis Worten, wurde Sasuke prompt rot. Itachi war unausstehlich, wenn er so direkt war. Schnell wandte sich Sasuke seinem Kleiderschrank zu, nahm sich ein T-Shirt und eine Hose heraus. „Also, wer hat wen rumgekriegt?“ wollte Itachi erneut wissen. Lautstark schloss Sasuke seinen Kleiderschrank. Es war enervierend. Konnte Itachi ihn nicht in Ruhe lassen? „Schön. Dann eben nicht. Themenwechsel“, lenkte Itachi ein, als ihm bewusst wurde, dass er von Sasuke keine Antwort erhalten würde. Während er redete, ging Itachi zu den Fenstern des Schlafzimmers und riss sie auf. Frische Luft strömte in das Zimmer. „Seid ihr jetzt ein Paar?“ „Das nennst du einen Themenwechsel?“ platzte es aus Sasuke heraus. T-Shirt und Hose hatte Sasuke inzwischen angezogen. Nun verschränkte er abweisend die Hände vor der Brust. „Klar. Vorher ging es um Sex, jetzt um eine Liebesbeziehung. Also? Wenn du es mir nicht sagst, Sakura redet sicherlich mit mir darüber.“ „Warum sollte sie?“ konterte Sasuke. Ihm gefiel der Gedanke überhaupt nicht, dass Sakura mit Itachi über derart intime Dinge sprach. Vor allem, wenn es Sasuke betraf. Außerdem musste Sakura ja nicht unbedingt mehr Zeit mit seinem Bruder verbringen. Hatte er mit dieser Nacht Itachi nicht gezeigt, dass Sakura zu ihm gehörte? Kein anderer Kerl würde Sakura bekommen! Abrupt entgleisten Sasuke die Gesichtszüge. Während Itachi ihn irritiert musterte, wurde Sasuke etwas klar. Er war schon wieder eifersüchtig! Und nur, weil Sakura eventuell mit seinem Bruder reden konnte! Das war doch… Es gab überhaupt keinen Grund für diese Eifersucht! Sakura war ein Geist. Wenn, dann konnte sie es doch ohnehin nur mit Sasuke treiben. Also sollte er besser damit aufhören. Solche Gedanken waren doch total albern. Warum dann dieser Besitzanspruch? Warum wollte Sasuke dann jedem zeigen, dass Sakura zu ihm gehörte? „Man, du siehst aus, als wäre dir gerade die Erkenntnis gekommen. Und, was hast du herausgefunden?“ Interessiert lehnte Itachi an der Wand. Die Füße hatte er voreinander gekreuzt, ebenso seine Arme. Sasuke schluckte schwer. Er wagte es kaum, es laut auszusprechen. Wenn er es für sich behielt, wenn es niemand wusste, dann war es so, als würde es überhaupt nicht so sein. Aber wenn er es laut aussprach, dann war es eine Tatsache. Und dennoch reagierte sein Körper gegen den Willen seines Geistes. „Ich glaube, ich habe mich in Sakura verliebt.“ Noch während Sasuke dies aussprach, wusste er, dass es ein Fehler war. Itachis Augenbrauen fuhren in die Höhe. Sasuke drehte sich um, er hatte sie gespürt und sah nun Sakura mit großen Augen und herunter geklappten Kiefer neben seinem Kleiderschrank stehen. Verdammte Scheiße. Kapitel 15: Himmel und Hölle ---------------------------- Sakuras Herz hämmerte lautstark in ihrer Brust, das Blut rauschte in ihren Ohren. Ihr Körper stand unter Strom. Sie musste sich verhört haben. Konnte es wirklich sein? Vielleicht träumte sie aber auch noch… Hatte Sasuke gerade wirklich gesagt, er würde sie lieben? Okay, er hatte es nicht zu ihr gesagt, aber zu Itachi. Das war doch auch schon mal etwas! Hoffnung und Freude breiteten sich in Sakura aus. Vergessen war erst einmal das unheimliche Gespräch mit Kakashi. Jetzt zählte nur Sasuke. Beide sahen sich mit großen Augen an. Sakura voller Freude, Sasuke dagegen wirkte leicht geschockt. Was unter Umständen auch nachvollziehbar war. Vielleicht hatte er es ihr ja ganz romantisch mitteilen wollen und jetzt war sie dazwischen geplatzt, während Sasuke es Itachi erzählt hatte. Aber auch diese Gedanken schob Sakura beiseite. Zwischen ihr und Sasuke baute sich eine Spannung auf. „Sasuke? Alles in Ordnung?“ Besorgt trat Itachi vor Sasuke, nahm Sakura damit den Blick auf Sasuke. Natürlich hatte Itachi damit den Moment zerstört. Die Spannung löste sich in Luft auf. Sakuras Herzschlag hatte sich aber noch nicht beruhigt. Jetzt wollte sie nichts anderes, als mit Sasuke alleine zu sein. Sasuke dagegen blickte zu Itachi. Schluckte schwer. „Äh, könntest du bitte gehen?“ bat Sasuke. Sakura lächelte. Ja! Gleich war sie mit Sasuke alleine! Und dann konnten sie darüber reden. Sicherlich würden sie heute noch ein Paar werden! Vor Freude hätte Sakura beinahe in die Hände geklatscht, ließ es aber vorsichtshalber bleiben. „Sakura ist hier, richtig?“ fragte Itachi. Sakura konnte Sasuke zwar nicht mehr sehen, aber sie ging davon aus, dass er nickte. Denn Sekunden darauf – Itachi musste sich ein Lachen verkneifen – verließ der älterer der Uchihas das Zimmer. Jetzt waren Sakura und Sasuke endlich alleine! Als sich die Zimmertür leise schloss, schluckte Sasuke schwer. Sein Herzschlag beschleunigte sich, seine Hände begannen zu schwitzen. Er hatte doch gewusst, es war ein Fehler, diese Worte jemals über die Lippen gebracht zu haben. Was sollte er jetzt bloß machen? Sakura sah so erwartungsvoll zu ihm. Die Freude über seine Worte, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Verdammt, Sasuke wollte sich damit jetzt nicht auseinandersetzen! Er benötigte Zeit für sich selbst. Schließlich war ihm das mit seinen Gefühlen für Sakura gerade erst bewusst geworden. Er brauchte Zeit zum Nachdenken! Schließlich erwartete Sakura jetzt etwas von ihm. Wahrscheinlich so Worte wie: >Ich liebe dich über alles. Ich möchte für immer mit dir zusammen sein.< oder >Willst du jetzt mit mir gehen?< oder ganz krass – und auch das traute Sasuke den weiblichen Wesen dieses Planeten zu - >Ich liebe dich, möchte mit dir eine Familie gründen. Bitte heirate mich!< Unter keinen Umständen würden solche Worte seinen Mund verlassen. Niemals! Nicht einmal ansatzweise! Während Sasuke dies so bei sich dachte, fiel ihm zunächst nicht auf, das sich sein Gesichtsausdruck verfinsterte. Erst als Sakura verwundert seinen Namen rief, bemerkte er es. Man, jetzt war echt keine gute Zeit, um mit Sakura über seine Gefühle zu reden. „Äh, Sasuke?“ Sakura wirkte verwirrt und unsicher. Konnte Sasuke gut nachvollziehen. Er war nur froh, gerade nicht in Sakuras Haut zu stecken. Denn was er vorhatte, würde ihr ganz sicher nicht gefallen. „Was gibt’s?“ fragte Sasuke, ging zu seinem Fenster und schloss es wieder. Tat so, als hätte er niemals seine Gefühle offenbart und das auch noch in Sakuras Gegenwart. Er würde jetzt frühstücken gehen, wenn Sakura ihn nicht vorher aufhielt. „Was es gibt? Na, wollen wir nicht vielleicht über eben reden?“ Sakuras Stimme zitterte ein wenig. Als Sasuke sich zu ihr umdrehte, war das freudige Strahlen aus ihrem Gesicht verschwunden. Stattdessen wirkte sie unsicher und durcheinander. Sasuke presste seine Kiefer fest aufeinander, ehe er, um einen lockeren Tonfall bemüht, sich an Sakura wandte. „Worüber denn? Dafür, dass ich Itachi einen Streich gespielt habe?“ Bei seinen Worten fühlte sich Sasuke schlecht. Und die Schuldgefühle wurden größer, als er Sakura ansah. Ihre Augen weiteten sich geschockt und ungläubig. Die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Was?“ „Itachi hat mich schon die ganze Zeit mit diesem Quatsch genervt. Also habe ich ihm das gesagt, was er hören wollte. Mehr nicht. Vergiss es einfach.“ Gott, er hatte nicht geglaubt, dass ihm diese Worte so weh tun würden. Vor allem, wenn ihn Sakura so unglücklich, enttäuscht und verletzt ansah. Ihre ganze Haltung drückte Schmerz aus. Daher wollte sich Sasuke schnell abwenden. Jetzt würde er ganz gewiss keinen Bissen mehr hinunter bekommen. Scheiß Schuldgefühle! Abrupt hielt Sasuke inne, als er ein gequältes und zugleich überspielt fröhliches Lachen hörte. Überrascht hob Sasuke die Augenbrauen, als sein Blick wieder zu Sakura fiel. Übertrieben lächelte Sakura. Wollte sie ihm etwas vormachen? „Ach, ich weiß doch, dass du so etwas niemals sagen würdest. Schon vergessen! Ich bin eh gekommen, um dir etwas mitzuteilen.“ Sakuras übertriebene Art schmerzte Sasuke mehr, als ihr verletzter Ausdruck von eben. Sein Herz schmerzte und blutete. Verdammt, es war scheiße was er da tat und ungerecht, aber es war nun einmal besser so. Das würde Sakura später auch noch herausfinden. „Kann das nicht warten? Ich habe Hunger.“ Eine Lüge nach der anderen kam über seine Lippen. Sasuke verfluchte sich selbst, aber er versuchte, wenigstens Sakura gegenüber keinen zu harten Ton anzuschlagen. Das er jetzt sauer auf sich selbst war, das musste sie nun wirklich nicht auch noch ausbaden! Er war schon zur genüge ein großes Arschloch. „Ich, äh, ja natürlich. Kakashi kann es dir auch erzählen. Oder ich kann es dir beim Essen sagen.“ Sakura war noch immer um einen fröhlichen Tonfall bemüht. Wieso wollte sie in seiner Nähe bleiben? Eigentlich war Sasuke davon ausgegangen, dass sie ein wenig für sich alleine sein wollte. Beispielsweise zum Weinen. Nur deswegen hatte er gesagt, er wolle frühstücken. Aber er würde Sakuras Bitte nicht ausschlagen. Geschlagen seufzte Sasuke und bedeutete Sakura, ihm zu folgen. Auf dem Weg in die Küche begann Sakura zu erzählen. Anfangs hörte Sasuke gar nicht richtig zu, aber als er die Worte >Dämon<, >Anrufung<, >Meister< und >Geist< vernahm, wurde Sasuke hellhörig. „Was?“ brachte Sasuke hervor und blickte fragend zu Sakura. „Kakashi hat erzählt, das jemand, ein so genannter Meister, einen Dämon ruft, einen Pakt mit ihm eingeht und dann einen Geist rufen kann, den er kontrolliert. Der Geist ist an den Meister gebunden und muss dessen Befehle ausführen. Also hat mich jemand von den Toten zurückgeholt.“ „Und was machst du dann hier? Also ich habe meine Seele ganz gewiss nicht an einen Dämon verscherbelt.“ Ein kleines, trauriges Lächeln stahl sich auf Sakuras Gesicht. „Das bezweifle ich auch. Es liegt wohl daran, was…“ Sakura stockte kurz, ehe sie bemüht gefasst fortfuhr. „was wir in der Nacht getan haben. Und das, plus zusätzlich das wir so viel Zeit miteinander verbringen, sorgt dafür, dass ich in deiner Gegenwart und nur für dich bemerkbar und wieder lebendig bin.“ Bei Sakuras Erklärung nickte Sasuke. Inzwischen waren sie in der Küche angekommen. Dort saßen Kakashi und Itachi. Sie hatten bereits fertig gegessen, lediglich eine Tasse Kaffee stand vor ihnen. Ihr schmutziges Geschirr war bereits weggeräumt. Sasukes Platz war noch unangetastet. Das vielsagende Grinsen in den Gesichtern seiner Verwandtschaft, ließ Sasukes Schuldgefühle nur noch größer werden. Gerade eben hatten Sakuras Erklärungen ihn ein wenig abgelenkt, jetzt jedoch kehrten seine Schuldgefühle mit voller Wucht zurück. Noch immer lächelte Sakura tapfer. Wut kam in Sasuke auf. Wut auf sich. Wut auf die ganze, beschissene Situation, die er verursacht hatte. Auch wenn sich Sasuke sicher war, das Richtige getan zu haben, so bekam er inzwischen Zweifel. Sakuras Worte von eben, hatten Sasuke Hoffnung gemacht. Die Zweifel geweckt. Denn das, was Sakura gesagt hatte, ließe den Schluss zu, dass Sakura und Sasuke tatsächlich eine Beziehung führen könnten. Aber das war falsch. Das würde nicht gut gehen. Außerdem, wie sollte das funktionieren? Sakura als Geist würde ganz gewiss nicht altern. Sasuke dagegen schon. Außerdem, wie würde das für Außenstehende aussehen? Sasuke in einer Beziehung mit einem Geist! Und eine Familie war sicherlich auch nicht drin. Dabei wünschte sich das Sasuke. Deswegen verdrängte Sasuke die Zweifel an seinem Plan und beteuerte immer wieder, dass er das Richtige getan hatte. „Na, ihr beiden? Ihr seht aber nicht sonderlich glücklich aus, für ein frisch verliebtes Pärchen.“ Es wunderte Sakura nicht, dass Kakashi alles nur noch schlimmer machte. Ihr Herz blutete unaufhörlich, würde wohl nie wieder verheilen und vernarbt zurück bleiben. Obwohl ihr Herz in tausend Stücke zerbrochen war, lächelte Sakura und versuchte tapfer zu sein. Wenn sie das nicht tat, würde sie bitterlich weinen und damit wohl nie wieder aufhören. Lieber hätte Sakura es gehabt, wenn Sasuke einfach gesagt hätte, er würde nicht auf sie stehen. Ihr einfach eine Abfuhr verpassen. Kurz und nicht ganz so schmerzhaft, genauso wie bei einem Pflaster, das man besser schnell abzog. Aber Sasuke hatte ja Itachi dieses Theater vorspielen müssen. Hatte ihr falsche Hoffnungen gemacht. Auch wenn nur für einen kurzen Moment. So glücklich war Sakura schon lange nicht mehr gewesen. In diesem Moment war einfach alles perfekt gewesen. Ihr wurde das Paradies gezeigt, doch bevor Sakura es hatte betreten dürfen, wurde sie in die feurige Tiefe der Hölle gestoßen. Gut, vielleicht klang das ein wenig übertrieben, aber für Sakura war dies ihre persönliche Hölle. Schweigend setzte sich Sasuke an den Tisch. Schien Kakashis Aussage zu ignorieren. Sakura dagegen verzog vor Schmerz das Gesicht. Was sollte sie jetzt machen? Vor dieser Frage stand Sakura in letzter Zeit viel zu oft. Nach einem kurzen Moment entschied Sakura, dass es wohl das Beste wäre, wenn Kakashi und Itachi die Wahrheit wussten. Nicht, dass noch mehr solcher unangenehmen Situationen entstehen konnten. „Ähm, wir sind kein Paar“, brachte Sakura leise hervor. Sie schwebte noch immer zwischen Itachi und Sasuke. Sie hatte sich so daran gewöhnt gehabt, nicht mehr zu sitzen, dass es ihr auch schon gar nicht mehr in den Sinn kam. Verblüfft blickte Kakashi zwischen Sakura und Sasuke hin und her. Itachi dagegen blickte verwirrt drein. Er konnte Sakura nicht hören, daher erzählte Kakashi kurz, was Sakura erzählt hatte. „Wie das? Sasuke, du hast mir doch eben noch gesagt, du hättest dich in Sakura verliebt! Und Sakura war währenddessen anwesend.“ Während Itachi sprach, ruhte sein Blick fest auf Sasuke. Dieser hatte sein Brötchen fertig mit Butter und Marmelade beschmiert und wollte gerade hinein beißen, als ihn Itachis Ellbogen in die Seite traf. „Hallo? Wie wäre es mit einer Erklärung?!“ „Das geht euch nichts an!“ gab Sasuke ungehalten zurück. Ein kleiner Streit entstand zwischen Sasuke und Itachi. Itachi versuchte aus Sasuke Informationen zu bekommen, Sasuke dagegen blockte total ab. Sakura seufzte schwer. Sie war verwundert und gleichzeitig stolz auf sich, dass sie noch nicht angefangen hatte loszuheulen. Aber die Situation machte ihr zu schaffen. Das sich Sasuke so widerlich verhielt, half nicht gerade. Sakura entschied, Kakashi die Wahrheit zu erzählen. Nachdem sie geendet hatte, Sasuke hatte wegen seiner Auseinandersetzung mit Itachi nichts mitbekommen, weiteten sich Kakashis Augen. „Ernsthaft? Er soll es nur gespielt haben? Das kann ich kaum glauben!“ Auch wenn Kakashi so dachte, Sakura dagegen konnte es sehr wohl. Und das war das, was noch viel mehr schmerzte. Die Erkenntnis, dass sie Sasuke so ein falsches Spiel zutraute. „Doch, es stimmt aber.“ „Hä? Was ist los? Kakashi, bitte, würdest du es mir erzählen? Sasuke spielt wieder das kleine bockige Kind“, sagte Itachi und wandte sich von Sasuke ab. Dieser verzog das Gesicht, aß aber still weiter. Kakashi lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Blick ruhte unverwandt auf Sasuke, der weiter aß, als würde ihn das alles hier nicht betreffen. „Sasuke hat dir wohl etwas vorgespielt und damit Sakura verletzt.“ Abrupt wandte sich Sakura ab. Jetzt wurde es ihr wirklich zu viel. Sie musste für sich sein. Sie konnte es nicht noch mehr gebrauchen, ihre eigenen Worte von Kakashi wiederholt zu hören und bei jedem Wort ein Stich im Herzen zu spüren. Wortlos verschwand Sakura, flog durch Wände und hielt erst an, als warmer Sonnenschein auf sie traf. Sakura hob den Kopf gen Himmel. Die Sonne stand hoch am Himmel, nur vereinzelt waren kleine, weiße Wolken zu erkennen, die so fluffig wie ein Wattebausch aussahen. Sakura seufzte schwer. Der Tag war so wunderschön und dennoch konnte sie die wärmenden Strahlen der Sonne nicht auf ihrer Haut spüren. Sie fühlte überhaupt nichts. Nur gelegentlich ein unangenehmes Kribbeln, wenn jemand durch sie hindurch ging. Ohne groß nachzudenken, setzte sich Sakura in Bewegung, ließ das Anwesen der Uchihas hinter sich. Sie ging durch die Menschenmengen, die Straßen entlang. Auch wenn Sakura kein Ziel vor Augen hatte, brauchte sie jetzt die Bewegung. Währenddessen konnte sie ihn Ruhe nachdenken und weit und breit befand sich niemand, der sie sehen konnte. In ihrem Elend, wollte Sakura am liebsten weinen, aber sie konnte es nicht. Sakura würde einfach solange gehen, bis das Band, das sie an Sasuke kettete, sie aufhielt und sie daran hinderte, weiter zu gehen. Während Sakura so ihre Wege ging, achtete sie nicht auf ihre Umgebung. Sie hielt erst inne, als Sakura kurz aufblickte und die Umgebung erkannte. Sie befand sich am Friedhof. An jenem, in dem ihr Körper begraben lag. Der Friedhof war ein gutes Stück vom Uchiha Anwesen entfernt. Anscheinend hatte sich das Band, das Sakura an Sasuke fesselte, weiter gelockert. Oder sie hatte einfach nur einen guten Tag erwischt. Der Grund war Sakura egal. Jetzt war sie am Friedhof. Vielleicht sollte sie ihrem eigenen Grab einen Besuch abstatten. Sakura ging den gepflasterten Weg entlang. Nicht das es irgendwen stören würde, wenn Sakura über den Rasen flog. Aber sie hatte keinerlei Ahnung, wo sich ihr Grab befand. Und dennoch zog sie etwas magisch an. Sakura überlegte nicht groß, folgte einfach diesem Gefühl. Es war nicht so ein Ziehen, wie das, was sie mit Sasuke verband. Vielmehr war es ein Drang, den sie nicht widerstehen konnte. Sakura musste dort entlang, ob sie wollte oder nicht. Sakura flog an etlichen Gräbern vorbei. Manche waren gut gepflegt, hübsche, kleine Pflänzchen standen davor. Andere wirkten schon sehr alt und verlassen. Vertrocknete Pflanzen standen davor oder auch gar nichts. An manch einem Grab hingen Gebetsketten, Räucherstäbchen oder eine Kerze war für den Toten entzündet worden. Sakura fragte sich, wie wohl ihr Grab aussah. Nach nur wenigen Metern blieb Sakura stehen. Der Drang zu gehen war vorbei. Sie stand vor ihrem eigenen Grab. Melancholie befiel Sakura. Sie war traurig, stand sie doch vor ihrem eigenen Grab. Nur wenige Meter unter ihrem Füßen, im Boden vergraben, lag ihre Leiche. Ihr Körper, der nur spärlich von dem Holzsarg geschützt wurde. Sicherlich hatten sich die ersten Würmer einen Weg in den Sarg gebuddelt und begannen nun an ihrem Körper zu nagen. Ihn langsam zu zersetzen. Sakura schüttelte sich. Das war so eklig! Sakura wollte lieber nicht daran denken. Die bloße Vorstellung ließ Sakura sich schütteln. Sakura schlang die Arme um ihre Mitte, fuhr mit ihren Händen über ihre nackten Arme. Mist. Sie hatte ganz vergessen, sich etwas anderes zum Anziehen zu besorgen. Sakuras Blick fiel wieder auf ihr Grab. Man sah, dass dieses Grab noch nicht so alt war, wie die der anderen. Das Holzkreuz, was anfangs immer ein Grab schmückte, war inzwischen einem richtigen Grabstein gewichen. Es war ein heller Stein. Welcher, damit kannte sich Sakura nicht mit aus. Er war an den Ecken rund abgeschliffen, war wie eine kleine Welle geformt. Eine kleine Kirschblüte war in den Stein gehauen worden. Darunter stand die Inschrift. Sakura Haruno Geb. 28.03.1994 + 07.05.2012 Geliebte Tochter, Nichte und Freundin. Wie ein Sonnenstrahl erwärmtest du die Herzen der Menschen, wie ein Orkan fegtest du über einen hinweg, wie eine Welle überschwemmtest du einen mit deiner Liebe, wie die Wurzeln eines Kirschbaum greifen deine Taten tief in unser Leben. In Gedenken an unsere wunderschöne Kirschblüte. Während Sakura die Inschrift las, begann sie leise zu schluchzen. Die Tränen kamen natürlich nicht, dafür wurde ihr Körper von immer heftigeren Schluchzern gebeutelt. Wie sehr ihre Familie sich Mühe gegeben hatte! Wie sehr vermisste Sakura alle! Wie verdammt scheiße verlief ihr Leben! Sasuke hatte ihr das Herz auf brutale Art und Weise gebrochen, ihre Familie und Freunde litten, Sakura genauso. Und um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, war Sakura durch die Kraft eines Dämons als Geist wiedergekehrt. Alles verhöhnte Sakura. Der Tag war so herrlich. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und die meisten Menschen kamen in ihrem Leben doch ganz gut zurecht. Und Sakura stand hier und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Sakura wusste nicht, wie lange sie so da stand. Irgendwann reichte es ihr jedoch. Es brachte ihr überhaupt nichts, an ihrem Grab zu stehen und zu schluchzen. Damit hatte sie jetzt genügend Zeit verplempert. Aus Gewohnheit fuhr sich Sakura mit dem Handrücken über die trockenen Augen. Sie straffte ihre Schultern, fand ihr Rückrat wieder und schwor sich etwas. Egal was Sasuke ihr auch angetan hatte, sie würde sich davon nicht aufhalten lassen. Sie würde Sasuke schon noch umstimmen und ganz gewiss würde sie ihr Leben nicht damit verschwenden, dass sie in Depressionen versank. Sakura wandte sich von ihrem Grab ab. Gerade hatte sie losgehen wollen, als jemand zu ihrem Grab kam. Ein Besucher. Sakura blieb stehen, wollte sehen, wer da kam. Als der Mann näher kam, runzelte Sakura irritiert die Stirn. Was machte er denn hier? Sakura hatte ihn nur ganz selten getroffen, wenn er bei ihrer Tante war. Er hatte lange Zeit für Tsunade gearbeitet und hatte dann gegen sie kandidiert. Und verloren. Seit Jahren versuchte er, Tsunade etwas zu Lasten zu legen, sie ihres Amtes zu entheben. Auch das ohne Erfolg. Orochimaru war ein Mann, vor dem sich Sakura schon immer gefürchtet hatte. Als sie noch kleiner gewesen und er zu Besuch gewesen war, hatte sich Sakura immer versteckt. Sie fand ihn unheimlich. Er war so extrem blass, hatte lange, schwarze Haare, ein scharf geschnittenes Gesicht, das Sakura immer an eine Schlange erinnerte, mit der flachen Nase und den intelligenten und skrupellosen Augen. Was also wollte dieser Typ hier? Auch als Sakura älter geworden war, hatte sich an ihrer Abneigung ihm gegenüber nichts geändert. In den Ferien hatte Sakura häufiger mal als Aushilfe im Rathaus gejobbt. Meist im Büro ihrer Tante. Auch Orochimaru war da gewesen und hatte Sakura immer schmierige Blicke zugeworfen. Anschließend hatte sie immer das Bedürfnis nach einer langen, heißen Dusche gehabt. Zuerst hatte Sakura noch gedacht, Orochimaru wäre hier, um jemand anderen zu besuchen, aber er hielt direkt auf Sakuras Grab zu. Er hatte nicht aufgesehen, aber kurz vor Sakuras Grab, blieb er abrupt stehen, sah zu Sakura. Zumindest schien es so. Aber natürlich konnte er sie nicht sehen. Sakura hatte sich das nur eingebildet, denn nun blickte Orochimaru auf Sakuras Grab. „Schrecklich, das jemand so junges, so brutal aus dem Leben gerissen wurde.“ Orochimarus Stimme klang samtig, schmeichelnd und dennoch rann Sakura ein kalter Schauer über den Rücken. Sakura sah zu, wie sich Orochimaru bückte, einen kleinen Blumenstrauß, der Sakura erst gar nicht aufgefallen war, zu den anderen Blumen legte. Was gar nicht so einfach war, denn es lagen viele frische Blumensträuße da, ebenso Topfpflanzen. Sogar ein kleiner Kirschbaum in einem kleinen Blumentopf stand dort. Beinahe hätte Sakura wieder angefangen zu weinen. Abrupt wandte sich Sakura ab. Sie hatte jetzt genügend Zeit hier verbracht. Sie würde wieder zurückkehren. Hoch erhobenen Hauptes verließ Sakura den Friedhof. Sie würde den Kampf mit Sasuke aufnehmen. Und gewinnen. Er konnte sein Glück kaum fassen. Er war lediglich vorbei gekommen, um sich noch einmal Friedhofserde von Sakuras Grab zu holen. Der Dämon hatte ihm gesagt, es könne diesbezüglich etwas schief gelaufen sein, falls Sakura direkt vor ihrem Tod noch Sex gehabt haben sollte. Dann war Orochimarus Haarprobe von Sakura nutzlos. Kurz vor Sakuras Tod war er bei Tsunade gewesen. Der Zufall wollte es, dass auch Sakura dort gewesen war. Im Vorbeigehen hatte er sich ein paar rosafarbene Strähnen von ihrem T-Shirt geschnappt. Eigentlich hatte Orochimaru das Ritual wiederholen wollen, aber jetzt beschloss er, Sakura zu folgen. Sobald er wusste, an wen sie gebunden war, musste er das Band nur noch durchtrennen. Dann würde Sakura jedem seiner Befehle gehorchen. Und endlich würde er bekommen, was er wollte. Endlich würde der Sieg ihm gehören! Ein kaltes, bedrohliches Lächeln bildete sich auf Orochimarus Lippen. Er musste sich beeilen. Sakura war schnell. Wenn er sie nicht aus den Augen verlieren wollte, musste er jetzt los. Kapitel 16: Sakura in Gefahr? ----------------------------- Findest du wirklich, das ist eine gute Idee?“ „Ich glaube wohl kaum, das man überhaupt von einer Idee sprechen kann. Das ist einfach ein großer Haufen Mist, den Sasuke da fabriziert hat!“ Genervt verzog Sasuke das Gesicht. Wie gerne wäre er jetzt alleine. Entweder in seinem Zimmer oder im Dojo, wo er seinen Frust wieder an dem unschuldigen Sandsack auslassen konnte. Allerdings hatten Kakashi und Itachi Sasuke einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als Sasuke vom Küchentisch hatte aufstehen wollen, hatte seine Familie ihn zurück gehalten. Jetzt saß Sasuke hier und musste sich Itachis Beleidigungen anhören, während Kakashi versuchte, herauszufinden, warum Sasuke so gehandelt hatte, wie er es getan hatte. Viel Spaß dabei. Auch wenn Sasuke sich immer wieder verschiedene Gründe dafür aufzählte, so glaubte er doch selbst nicht hundertprozentig daran. Wenn er also schon keine Ahnung hatte, wie sollte Kakashi dann die Wahrheit herausfinden? „Itachi, ich denke, wir haben inzwischen festgestellt, dass du sauer auf Sasuke bist“, versuchte Kakashi auf seine diplomatische Art zu versuchen, Itachi davon abzuhalten, noch mehr Beleidigungen in den Raum zu schmeißen. „Was geht es dich überhaupt an?“ platzte es aus Sasuke heraus. Schon die ganze Zeit ging es ihm gegen den Strich, dass Itachi so sehr Partei für Sakura ergriff. Außerdem reagierte er ziemlich emotional. Etwas, das für Itachi eher untypisch war. Was wiederum dafür sorgte, dass die Eifersucht in Sasuke aufstieg. Sakura gehörte zu ihm. Niemand außer ihm hatte das Recht darauf, so zu reagieren, wie es ausgerechnet Itachi tat. Sakura war seine Freundin! In Gedanken hielt Sasuke inne. Das war eindeutig die falsche Richtung, in die seine Gedanken da gingen. Die total falsche. Eine Hundertachtziggradwende war da angesagt. Und zwar schnell. „Was mich das angeht? Ich mag Sakura. Sie ist ein super Mädchen, die es nicht verdient hat, so mies behandelt zu werden. Ihr Dasein als Geist bringt schon genügend Probleme mit sich. Da musst du ihr nicht noch mehr Probleme aufhalsen, die total unnötig und verletzend sind!“ Schweigend hörte sich Sasuke die kleine Predigt seines Bruders an. Sasuke wusste selbst, was für Scheiße er da baute. Aber es war nun einmal richtig so. Zumindest besser für alle Beteiligten. „Ihr beiden, hört mal auf zu streiten“, ging Kakashi dazwischen, während sich Sasuke und Itachi gegenseitig mit Blicken aufspießten. Als keiner von ihnen mehr etwas sagte, schien sein Onkel wenigstens einigermaßen zufrieden. Mit ernstem Gesicht wandte sich Kakashi wieder Sasuke zu. „Ich weiß, es ist dein Leben und es geht uns auch nichts an.“ Wie recht du hast, dachte sich Sasuke, schwieg jedoch. Kakashi allerdings blickte so ernst drein, dass Sasuke lieber den Mund hielt. Wenn Kakashi so drauf war, tat man besser das, was er wollte. Auch wenn Kakashi an sich ein umgänglicher Mensch war, so konnte er doch auch sehr Angst einflößend sein. „Dennoch würde ich gerne wissen, warum du dieses Theater spielst. Im Gegensatz zu Sakura glaube ich dir nämlich nicht, dass du sie nur verarscht hast. Gut, verarscht hast du sie schon. Du tust nur so, als würdest du sie nicht lieben. Aber warum?“ „Warum interessiert es dich so?“ wollte Sasuke wissen. „Und jetzt fang nicht damit an, dass du nur das Beste für mich willst!“ Auf Kakashis Lippen bildete sich ein kleines Lächeln. Innerlich schüttelte Sasuke den Kopf. Er kapierte nicht, was in Kakashis Kopf vor sich ging. Er fragte sich, ob irgendwer dahinter steigen konnte. „Nein, darauf will ich gar nicht hinaus. Obwohl mir das natürlich auch am Herzen liegt“, erklärte Kakashi. „Worauf ich aber hinaus möchte“, fuhr Kakashi weiter fort, „ist, dass mir Sakuras Fall sehr am Herzen liegt. Außerdem ist es doch sehr ungewöhnlich, was ihr widerfahren ist und es könnte sehr gut sein, dass Sakura in Gefahr schwebt.“ Abrupt hob Sasuke den Kopf an. Mit großen Augen, voller Unglauben, sah Sasuke zu seinem Onkel. Auch Itachi schien vergessen zu haben, Sasuke mit bösen Blicken zu bedachten. „Sakura ist in Gefahr?“ brachte Sasuke nach einigen Sekunden verdattert hervor. Kakashi nickte. Blickte weiter ernst drein. Ein ungutes Gefühl kam in Sasuke auf. Warum sollte Sakura in Gefahr sein? Etwa weil sie ein Geist war? Verdammt, er hätte Sakura besser zuhören sollen. Da war etwas mit einem Dämon gewesen und einer Beschwörung. Was war es noch einmal alles? Momentan ging Sasuke zu viel durch den Kopf. Auch wenn er Sakuras Erzählung sehr spannend gefunden hatte, so war er doch durch Sakura im Allgemeinen sehr abgelenkt gewesen. „Was meinst du?“ fragte Itachi an Sasukes Stelle. „Hat es mit der Beschwörung zu tun?“ fügte Sasuke hinzu. Kakashi nickte. Er wirkte, für Sasukes Geschmack, zu ernst. Viel zu ernst. Das ließ die Alarmglocken in Sasuke laut aufschrillen. Verdammt, Sakura könnte sich in Gefahr befinden und war vorhin einfach verschwunden! Wohin war sie nur? Am liebsten wollte Sasuke aufspringen, durch das ganze Haus rennen und Sakura suchen. „Ja. Da Sakura von einem Meister heraufbeschworen worden war, mit Hilfe eines Dämons, gehe ich davon aus, dass der Meister sie finden will. Unter allen Umständen. Schließlich hat er dafür extra seine Seele verkauft. Und er hat einen Plan, der nur mit Sakuras Hilfe durchzuführen ist.“ „Bitte was? Dämonen und Beschwörung? Habe ich etwas verpasst? Sind wir jetzt in der Twilight-Zone gelandet?“ unterbracht Itachi ungläubig Kakashis Erklärung. Verständlich. Itachi hatte vorher noch nichts davon gehört. Selbst Sasuke, der von Sakura eine ähnliche Erklärung erhalten hatte, fand, dass es sich auch jetzt noch sehr unglaubwürdig und surreal anhörte. Kurz gab Kakashi Itachi einen kurzen Umriss, was er in Erfahrung hatte bringen können. Es ähnelte dem, was Sakura gesagt hatte, sehr. Lag wohl daran, dass Sakura ihre Informationen auch von Kakashi bezog. Mit hochgezogenen Augenbrauen bedachte Itachi anschließend Kakashi. „Wenn das alles so stimmt…“ „Es stimmt“, erklärte Kakashi entschieden. „Also wenn wir davon ausgehen, dass es so geschehen ist, geht wirklich eine Gefahr von dem Meister aus. Ich will lieber nicht darüber nachdenken, was er von Sakura will. Worin wir uns wohl einig sein können ist, dass es sich dabei um nichts Gutes handelt.“ Sasuke knirschte mit den Zähnen. Itachi hatte Recht. Und deswegen konnte er seine Zeit nicht damit verplempern, hier länger herumzusitzen und zu reden. Entschlossen erhob sich Sasuke, wurde aber von Kakashi aufgehalten. „Warte Sasuke. Es ist wichtig, dass wir Sakura finden. Aber du solltest auch ehrlich zu ihr und zu dir sein. Hör auf dich weiter zu belügen. Zusammen steht ihr das besser durch, anstatt das ihr euch aus dem Weg geht und anschweigt.“ Erneut verzog Sasuke das Gesicht. Kakashi mochte Recht haben, aber… „Was soll es schon bringen? Sakura ist ein Geist. Ein Geist!“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf Kakashis Gesicht. Sasuke verfluchte sich innerlich. Jetzt hatte Kakashi, was er wollte. Er wusste jetzt, warum Sasuke so gehandelt hatte. Sein Onkel war wirklich ein Schlitzohr. „Aber es sollte für dich kein Problem sein. In deiner Gegenwart wird Sakura immer lebendiger. Fast so, als würde sie noch leben.“ „Und wie soll ich bitte mit ihr zusammen sein? Wenn mich mal jemand fragt, ob ich eine Freundin habe, sage ich dann > Ja, sie steht neben mir, aber du kannst sie nicht sehen, weil sie ein Geist ist!< Das ist totaler Unsinn!“ „Sasuke, probier es doch erst einmal. Außerdem versuche ich, Sakuras Fall rückgängig zu machen. Und falls es nichts bringt, dann könnt ihr immer noch Schluss machen.“ Kakashis Worte wischten Sasukes Zweifel immer weiter weg. Machten ihn unsicher. „Das kann noch warten. Jetzt muss erst einmal Sakura gefunden werden!“ entschied Sasuke und beeilte sich, aus der Küche zu kommen. Er ging direkt in sein Zimmer. Auch wenn er es nicht glaubte, sah er dort nach. Wie zu erwarten, keine Sakura. Sasuke ging durch das ganze Haus. Itachi half und bekam Unterstützung von Kakashi, da Itachi Sakura schließlich nicht sehen konnte. So suchten die drei das ganze Haus nach Sakura ab. Ohne Erfolg. Währenddessen wurde Sasuke immer nervöser. Konnte es sein, dass ihr bereits etwas zugestoßen war? Schließlich lief es in Horrorfilmen auch immer so ab. Man sprach über etwas, das geschehen könnte und dann BUMM geschah es auch sofort! Verdammte scheiße! Wenn Sasuke Sakura fand, würde er gleich alles richtig stellen. Würde sagen, was für ein riesen Arsch er doch war und das er sehr gerne mit Sakura zusammen sein würde. Scheiß auf die möglichen Konsequenzen in der Zukunft. Sakura durfte nichts geschehen. Ansonsten würde sich Sasuke daran die Schuld geben. Denn wenn er sich nicht wie ein Arschloch verhalten hätte, wäre Sakura auch nicht abgehauen und jetzt vielleicht in Gefahr! Sasuke zwang sich zur Raison. Es brachte nichts, jetzt in Panik zu geraten oder sich die schlimmsten Szenarien vorzustellen. Er musste Ruhe bewahren und logisch handeln. Wo konnte Sakura hingegangen sein? Sie war aufgewühlt, verletzt. Vielleicht nach Hause. Aber der Weg dorthin war viel zu weit weg. So viel hielt das Band nicht aus. Zu Ino? Sasuke bezweifelte es. Ino war für die momentane Situation nicht die beste Gesprächspartnerin. Neji, Hinata und Naruto waren auch eine Möglichkeit, aber dann müsste Sakura sich ihnen erst offenbaren und die Wahrheit sagen und hoffen, dass ihr auch geglaubt werden würde. Daher verwarf Sasuke diesen Gedanken wieder. Möglich war, dass Sakura an einen Ort gegangen war, wo sie nachdenken konnte. Im hektischen Tokio gab es nicht vieler solcher Orte. Sasuke dachte verzweifelt nach. Er war jetzt schon so lange mit Sakura befreundet, konnte sich aber nicht daran erinnern, dass Sakura einen Lieblingsort hatte, an den sie zum Nachdenken hin ging. Aber sie mochte die Natur. Vielleicht war sie zu einem Park gegangen. Deswegen zog sich Sasuke schnell seine Schuhe an und verließ das Haus. Er würde jeden einzelnen Park, jedes Museen und jeden Zoos abklappern. Irgendwo dort musste Sakura sein! So schnell er konnte, ging Sasuke durch die belebten Straßen Tokios. Etliche Leute kamen ihm entgegen, Sasuke quetsche sich durch sie hindurch. Er wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war. Es war bereits später Nachmittag. Bisher hatte Sasuke keinen Erfolg vorzuweisen. Er hatte sämtliche Parks abgesucht, hatte viel Geld bezahlt, um durch Zoos und Museen zu hetzen. Nirgends hatte er Sakura sehen können. Verzweiflung kam in Sasuke auf. Wo konnte Sakura nur sein? Sie war nicht im Norden der Stadt. Soweit hatte Sasuke gar nicht gehen können. Das Band hatte ihn daran gehindert. Auch zu weit in den Osten oder Süden hatte nicht funktioniert. Deswegen blieb nur noch der Weststeil von Tokio übrig. Aber da war Sasuke auch schon überall gewesen! Verzweifelt atmete Sasuke mehrmals tief ein und aus. Zwang sich zur Ruhe. Er musste nachdenken. Was gab es im Westen alles? Zwei Parks, ansonst passte keiner der örtlichen Möglichkeiten. Außer… Sasukes Kopf schnellte in die Höhe. Der Friedhof! Natürlich! Dort lag der Friedhof, in dem Sakura beerdigt worden war. Vielleicht war sie dort hin gegangen. Sasuke beeilte sich in Richtung Friedhof zu gehen. Es war seine letzte Chance. Ansonsten wusste Sasuke auch nicht mehr weiter. Kakashi hatte bisher nicht angerufen. Er sollte Sasuke auf seinem Handy anrufen, falls Sakura wieder zuhause auftauchten sollte. Sasuke drängte sich weiter durch die vollen Straßen. Bis zum Friedhof waren es jetzt vielleicht noch ein, höchsten zwei Kilometer, als er eine rosahaarige Gestalt erblickte. Erleichtert atmete Sasuke auf. Sein Herz tat einen Sprung vor Glück. „Sakura!“ rief Sasuke laut über die Köpfe der anderen Bewohner Tokios. „Sakura, hier!“ Sakura achtete nicht groß auf ihre Umgebung. Klar, es war unangenehm, wenn jemand durch sie hindurch ging, aber es war doch weitaus schwieriger allen Leuten auszuweichen. Daher konnte sie es auch gleich lassen. Sakura war noch ganz in Gedanken. Sie wollte stark sein, wenn sie zurück kam und auf Sasuke traf. Sie wollte sich nicht von seiner Abfuhr einschüchtern lassen. Nur war es leichter als gesagt. Die ganze Zeit dachte sie schon darüber nach, wie sie wohl am besten reagieren sollte. Mit einem Lächeln und so tun, als sei nichts gewesen? Oder gar nicht besonders auf Sasuke reagieren? Auf keinen Fall eine Schwäche zeigen. Außerdem musste sich Sakura noch einen Schlachtplan zurecht legen. Eigentlich hatte sie das gestern schon vorgehabt, aber dann war ihre Nacht mit Sasuke dazwischen gekommen, sodass sie eigentlich gedacht hatte, solch ein Plan wäre nicht länger nötig. Wie sehr man sich doch irren konnte. Sakura könnte versuchen, Sasuke langsam zu verführen. Vielleicht damit angefangen, sich andere Kleidung anzuziehen. Sie konnte versuchen viel in seiner Nähe zu sein. Ach quatsch. Was dachte sich Sakura dabei? Als ob sie nicht schon genügend Zeit mit Sasuke verbrachte. Vielleicht sollte sie genau das ändern. Ein wenig mehr Zeit mit Kakashi und Itachi verbringen. Vielleicht konnte sie ihn ja eifersüchtig machen. Aber mit Itachi war vielleicht nicht die beste Wahl. Schließlich waren die beiden Brüder und ein Streit zwischen ihnen war wohl kaum förderlich. Ein Seufzer entrang sich Sakura. Jetzt hatte sie bereites fast den gesamten Nachmittag Zeit zum Denken gehabt und trotzdem war nicht viel bei heraus gekommen. Klar, sie hatte den Kopf frei bekommen, über ihre Situation nachgedacht und all so was. Aber in der Sache Sasuke war sie keinen Schritt voran gekommen. „Sakura! Sakura, hier!“ Überrascht hob die junge Geisterfrau den Kopf. War das Sasuke, der sie da rief? Sakuras Herz machte einen kleinen Sprung. Nur in Sasukes Gegenwart fühlte sich Sakura lebendig. In seiner Nähe schlug sogar ihr Herz wieder und der Puls raste. Etwas, das anfangs nicht geschehen war. Es war tatsächlich Sasuke. Er stand inmitten einer Menschenmenge, die sich ärgerte, weil Sasuke einfach auf dem Gehweg stehen geblieben war. Sein Blick ruhte unverwandt auf Sakura. Wenn sie sich nicht täuschte, schien er erleichtert. Was sollte sie jetzt also machen? Die Gedanken überschlugen sich, während Sasuke sich in Bewegung setzte. Sakura war noch zu keiner Entscheidung gekommen, als Sasuke vor ihr stehen blieb. Sakura rechnete nicht damit, aber plötzlich schlang Sasuke seine Arme um sie, zog sie an seine Brust. „Endlich habe ich dich gefunden!“ Völlig überrascht ließ Sakura sich einfach umarmen. Tat nichts. Wunderte sich nur über Sasukes Verhalten. Schließlich sah für die Außenstehenden es so aus, als würde Sasuke die Luft umarmen. Sicherlich wurde er schon schief angeguckt, davon bekam Sakura aber nichts mit. Ihr Gesicht war gegen Sasukes Brust gedrückt. Er roch so gut. Nach frischer Seife, der Lederjacke und nach Mann. Eine tödliche Kombination, in der sich Sakura verlieren konnte. Nach viel zu kurzer Zeit, löste sich Sasuke von ihr. Schien etwas verlegen. Räusperte sich. „Vielleicht sollten wir nach Hause gehen“, schlug er vor. Sakura, die noch nicht ganz begriffen hatte, was hier gerade vor sich ging, lächelte und nickte. Gemeinsam setzten sich Sakura und Sasuke in Bewegung. Dieses Mal kam sie nicht so schnell voran. Schließlich musste Sasuke sich durch die Menschenmenge kämpfen. Die vielen Leute waren auch der Grund, warum der Heimweg schweigend erfolgte. Sasuke hatte sich schon genug peinlich in der Öffentlichkeit verhalten. Das reichte ihm wohl für heute. Und dennoch freute sich Sakura. Sasuke gehörte nicht zu den Leuten, die groß ihre Gefühle in aller Öffentlichkeit demonstrierten. Nie hätte Sakura gedacht, dass Sasuke sie einmal so umarmen würde. So voller Verzweiflung. Aber was hatte ihn überhaupt dazu getrieben? Sicherlich würde sie es gleich erfahren, wenn sie zurück waren. Die Sonne ging gerade unter, als Sasuke die Haustür aufschloss. Verwundert registrierte Sakura, dass sich Kakashi und Itachi im Flur befunden hatten und besorgt drein sahen. Als Kakashis Blick auf Sakura fiel, seufzte er erleichtert auf. „Sakura, du hast uns alle ziemlich in Schach gehalten.“ „Sie ist wieder da? Gott sei dank!“ Irritiert runzelte Sakura die Stirn. Waren die etwa alle so aus dem Häuschen wegen ihr? Warum das denn? „Äh, ich wollte nur ein bisschen alleine sein. Ich war auf dem Friedhof“, verteidigte sich Sakura. Sie hatte auf einmal das Bedürfnis, ihr Verhalten zu erklären. „Bitte mach so etwas nicht wieder. Sag vorher bescheid“, bat Kakashi. „Warum? Ich bin doch ein Geist. Außer euch sieht mich doch keiner“, fragte Sakura verwirrt nach. Itachi, der nur ein einseitiges Gespräch mitbekam, verschränkte die Arme vor der Brust. Langsam schien er sich damit abzufinden zu warten, bis einer ihm erzählte was vor sich ging. „Ja, aber dieser Meister ist sicherlich auf der Suche nach dir. Du hättest von diesem Typ erwischt werden können und dann wäre weiß Gott was für Schlimmes mit dir geschehen!“ donnerte Sasuke los. Sakuras Blick richtete sich auf ihn. Wenn sie gedacht hatte, er wäre auf dem Heimweg erleichtert gewesen, so schien er jetzt wütend. Oder zumindest sauer. Und da hieß es immer, Frauen litten unter Stimmungsschwankungen. Von wegen. Und dennoch rührte Sasukes Verhalten sie. Schließlich zeigte es doch, dass er sich um sie gesorgt hatte. Und damit war sie ihm nicht total egal. Vielleicht… Sakura schüttelte den Kopf. Besser sie machte sich keine Hoffnungen. Heute war ihr Tag schon anstrengend genug gewesen. Sie sollte vielleicht mal auf Sasukes Worte reagieren. Alle Augen ruhten auf ihr. „Ähm,…Entschuldigung?“ brachte Sakura nach einen Moment verlegen hervor. Sie hatte ja nicht geahnt, was ihr Verhalten hier ausgelöst hatte. Zu ihrer Überraschung lachte Kakashi los. Irritiert sahen sich die drei jungen Leute an. Hatte er den Verstand verloren? „So, die Suche ist jetzt vorbei. Ich denke der Tag war stressig genug. Also lasst uns ausruhen. Heute Abend lade ich euch zu den heißen Quellen ein.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Kakashi und ging in den ersten Stock. Itachi zuckte mit den Schultern. „Ich gehe Kakashi mal hinterher.“ Und dann ging auch Itachi in den ersten Stock. Sakura wandte sich zu Sasuke um. „Lass uns nach oben gehen“, sagte dieser und setzte sich in Bewegung. Sakura zuckte mit den Schultern und folgte ihm. Es war nicht einfach gewesen. Mehrmals hätte er Sakura beinahe aus den Augen verloren. In der Menschenmenge war Sakura deutlich schneller voran gekommen als Orochimaru. Diese verdammten Leute! Gingen gemächlich durch die Straßen und hielten ihn auf! Aber letztendlich hatte er sie bis zu ihrem Ziel verfolgen können. Der Umstand, dass dieser Uchiha-Bengel sie aufgehalten hatte, hatte erheblich zu diesem Erfolg beigetragen. Welcher von den Uchihas, wusste Orochimaru nicht. Aber man konnte sie immer gut erkennen. Groß, schwarze Haare, harte, aber dennoch fein geschnittene Gesichter und ein arrogantes Auftreten. Daran waren sie immer leicht zu erkennen. Orochimaru kannte noch die Eltern von ihnen. Der Vater genauso überheblich wie dessen Söhne. Sie glaubten wohl auch, weil sie gut aussahen, würde ihnen jede Tür offen stehen. Was leider auch allzu oft der Fall war. Genauso wie der Familie Haruno. Zwei reiche Großfamilien, die immer bekamen, was sie wollten. Und solch einfache Leute wie Orochimaru blieben auf der Strecke zurück, auch wenn man selbst deutlich mehr Verstand vorzuweisen hatte. Aber er schweifte ab. Jetzt wusste Orochimaru endlich, an wen Sakura gebunden war. Es musste der Uchiha-Bengel sein. Schließlich hatte er Sakura gesehen und sogar umarmen können. Das sprach dafür, dass der Junge nicht einfach nur über das zweite Gesicht verfügte. Ansonsten hätte er sie wohl kaum so einfach berühren können. Orochimaru schnaubte, wenn er daran zurück dachte. Im Nachhinein wunderte es ihn nicht einmal, dass die Haruno etwas mit dem Uchiha angefangen hatte. Macht und Reichtum fanden sich nun einmal gerne zusammen, um noch mehr Macht und Reichtum anzuhäufen. Der letzte Zweifel war verschwunden, als Orochimaru Sakura weiter verfolgt hatte. Letztendlich war Sakura mit dem Uchiha in dem Anwesen der Uchihas verschwunden. Einen letzten Beweis benötigte er nicht. Sakura befand sich hier. Genau vor dem Haus, vor dem er stand. Nur wie sollte Orochimaru jetzt an sie heran kommen? Seit einigen Minuten stand er vor der Tür. Das Treiben auf der Straße ließ nicht nach, obwohl es bereits dämmerte. Vielleicht fiel er gerade deswegen nicht auf. Aber allzu lange konnte er hier nicht mehr bleiben. Es würde merkwürdig erscheinen. Und einfach klingeln konnte Orochimaru auch nicht. Er bezweifelte, dass er so einfach in das Haus gelassen werden würde. Kakashi, der der Familie vorstand, hatte schon immer seinen Argwohn Orochimarus gegenüber nicht verheimlicht. Aber mit Hilfe seines Dämons würde er schon noch an Sakura kommen. Es würde nicht mehr lange dauern. Dann war die Rache sein. Und Orochimaru würde endlich das bekommen, was ihm eigentlich auch zusprach. Ein Unheil verkündendes Grinsen bildete sich auf den schmalen Lippen des blassen Mannes. Oh ja. Nicht mehr lange… Kapitel 17: Folter ------------------ Sakura saß auf Sasukes Bett. Die Arme hatte sie hinter ihren Rücken und stützte sich darauf ab. Diese Haltung, Hohlkreuz und Brust raus, betonte ihre Figur sehr gut. Ob sie das wusste oder unbewusst so dasaß, vermochte Sasuke nicht zu sagen, aber der Anblick gefiel ihm. Sakura schien auch nicht länger so traurig zu sein. Oder wünschte sich Sasuke das bloß? Sakura schwieg, während sich Sasuke seine Schuhe auszog und neben seinen Schrank stellte. Eben hatte er vergessen, sie im Hausflur auszuziehen. Sollte er jetzt noch schnell nach unten gehen, um die Schuhe an ihren angemessenen Platz zu stellen? Schnell verwarf Sasuke den Gedanken wieder. Das war doch nur eine Verzögerungstaktik. Sasuke sollte seinen Mann stehen. Er hatte sich selbst geschworen, Sakura reinen Wein einzuschenken. Also würde er sich jetzt nicht davor drücken, auch wenn er so seine Bedenken hatte. An Sakuras Stelle würde er sich verarscht fühlen. Und genau deswegen hatte Sasuke Muffensausen. Und vielleicht auch, weil er das erste Mal einem Mädchen seine Gefühle gestehen würde. Heute Morgen zählte nicht. Da hatte Sasuke sie seinem Bruder gegenüber erzählt. Sakura hatte es nur per Zufall mitbekommen. „Ich finde es super, dass Kakashi einen andauernd zu den heißen Quellen einlädt. Tsunade ist immer so knauserig. Und die anderen haben auch oft kein Geld, um mitzukommen“, erzählte Sakura, schwieg einen kurzen Moment, ehe sie fortfuhr. „Hm, wenn sie so darüber nachdenke, waren meistens nur du, Neji, Hinata und ich bei den Quellen. Und Hinata war nicht mal besonders oft mit…Aber ich kann ja jetzt immer umsonst mit. Aber leider habe ich jetzt nichts mehr davon.“ Als Sasuke sich zu Sakura umdrehte, wirkte sie ein wenig geknickt. Ihr war wohl jetzt erst klar geworden, dass auch so etwas Banales wie ein Besuch bei den heißen Quellen, keinen Nutzen mehr für sie hatte. Sasuke straffte die Muskeln, drückte seinen Rücken durch. Er hatte schon so viele Kämpfe bestritten. Da würde er das jetzt auch schaffen! „Sakura“, begann Sasuke. Er musste mehrfach schlucken, als Sakura zu ihm sah. Sein Mund war ganz trocken. Etwas zu trinken wäre jetzt gut. Aber darauf musste er jetzt verzichten. Sakuras wunderschöne, grüne Augen ruhten auf ihm, sahen ihn fragend an. „Sakura“, begann Sasuke erneut, ging ein kleines Stück auf sie zu. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ Die Worte waren etwas schneller aus seinem Mund gekommen, als gewollt. Aber bis jetzt hatte er erst die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht. Sakura setzte an, etwas zu sagen, daher hob Sasuke die rechte Hand an, um dafür zu sorgen, dass sie schwieg. Womit er auch Erfolg hatte. Jetzt musste er nur noch den schwersten Teil hinter sich bringen. „Und ich wollte dir noch etwas sagen“, fuhr er fort. Sakura sah verwundert und skeptisch drein. Sie schien wohl selbst nicht so genau zu wissen, was sie zu erwarten hatte. Ihre Skepsis war angebracht. Sasuke würde wohl nicht anders reagieren. Er war ihr nur dankbar, dass Sakura ihn bisher nicht unterbrochen hatte oder sogar wütend geworden war. Denn auch dazu hatte sie alles Recht der Welt. Dennoch fühlte sich Sasuke immer unsicherer, während Sakura ihn mit Blicken regelrecht durchbohrte. Zusätzlich hatte sie noch die Arme vor der Brust verschränkt, was Sasuke beinahe die Beine zittern ließ. Er kam sich vor, als sei er ein kleiner Junge, der gerade von Kakashi Ärger bekam, weil er wieder einmal sich die Buntstifte geschnappt und angefangen hatte, die Wände zu bemalen. Was er in der Vergangenheit recht häufig getan hatte. Aber Sasuke schweifte ab. Sakura sah ungeduldig drein. Erneut war Sasuke dankbar dafür, dass Sakura so viel Geduld mit ihm hatte. Er schickte ein schnelles Stoßgebet gen Himmel und sammelte sich für die nächsten Worte. „Ichliebedich!“ rasselte Sasuke hinunter. „Undichmeineesernst!“ „Hä?“ Irritiert runzelte Sakura die Stirn, während Sasukes Herz bis zum Hals schlug. Verdammt! Das war viel zu schnell und gestammelt gewesen! Also musste er das ganze noch einmal sagen! Aber dieses Mal langsamer und deutlicher. Wort für Wort. „Ich sagte“, begann Sasuke deutlich langsamer, „das ich dich liebe und ich dich nicht verarsche. Denn was ich heute Morgen gesagt hatte, ist die Wahrheit. Erst danach habe ich dich belogen.“ Während Sasukes sprach, wurden Sakuras Augen immer größer. Ihre gesamte Körperhaltung zeigte, wie unglaubwürdig sie das hier alles fand. Daher beteuerte Sasuke schnell weiter. „Ich meine es ernst. Ich bin ein riesengroßer Idiot. Ich verstehe, wenn du nichts mehr von mir wissen willst, aber ich hatte…Angst. Ja, weil das doch alles sehr merkwürdig ist. Ich meine keine Beziehung mit dir, sondern die Umstände! Und ich dachte, es wäre so das Beste für uns beide. Aber als du dann heute Vormittag verschwunden bist, habe ich mir unglaublich große Sorgen um dich gemacht. Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, halb Tokio nach dir abzusuchen. Ich hatte Angst um dich. Und dann habe ich beschlossen, du sollst die Wahrheit wissen. Weil ich will nicht das dir etwas passiert und ich will dir beistehen, wenn dieser Meister und der Dämon versuchen, dich zu bekommen. Ich werde dich beschützen, versprochen. Aber bitte, glaube mir, ich sage die Wahrheit. Ich liebe dich.“ Sasuke hatte sich um Kopf und Kragen geredet. Das wusste er selbst. Eigentlich hatte er nur kurz beteuern wollen, dass er Sakura wirklich aus tiefstem Herzen liebte. Und dann war dieser Wortschwall aus ihm heraus gebrochen. Jetzt stand er hier, mit nass geschwitzten Händen, klopfendem Herzen und voller Nervosität. Alles Eigenschaften, die normalerweise überhaupt nicht auf ihn zutrafen. Immer wieder musste Sakura Sasukes Worte Revue kapitulieren lassen. Vor allem Sasukes immer wieder beteuerndes > Ich liebe dich < dröhnte in Sakuras Schädel. Ihre Augen waren sicherlich weit aufgerissen, ihr Kiefer nach unten geklappt. Allerdings bemerkte es Sakura kaum. Das einzige, was sie außer dem lauten > Ich liebe dich < in ihrem Kopf wahrnahm, war Sasuke, der nervös zu ihr blickte, sich immer wieder mit der Hand durch seine, inzwischen ziemlich wild abstehenden, Haare fuhr. Unsicher verlagerte Sasuke sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Sakura, sag doch bitte etwas. Du bist jetzt schon so lange still“, bat Sasuke nach einer Weile leise. Sakura klappte den Mund zu. Sie überlegte, was sie sagen sollte. Viele Gedanken schlugen in Sakuras Kopf wild um sich. Einerseits war sie überglücklich, wollte laut jubelnd aufspringen und die Welt umarmen. Oder gegebenenfalls Sasuke. Andererseits hatte Sakura so ihre Zweifel. Sie konnte nicht so recht glauben, was sie da hörte. Aus Angst, erneut verletzt zu werden, wollte sie einfach nur weg von hier. Und dann gab es noch die dritte Option. Wut. Große, heiße Wut. Darauf, dass Sasuke sie belogen und benutzt hatte. Entweder hatte er heute Morgen gelogen, das alles nur ein Theater gewesen sei oder aber, weil er ihr jetzt zum zweiten Mal weismachen wollte, er sei in sie verliebt, obwohl das nicht stimmte. Egal wie man es drehte und wendete, Sasuke hatte sie belogen und dafür wollte Sakura ihn leiden sehen. Denn es hatte sie sehr verletzt. Und so schnell ließ sich ein gebrochenes Herz auch nicht zusammenflicken. Und verloren gegangenes Vertrauen, benötigte auch Zeit, um es sich wieder zu verdienen. Daher war Sakura im Zwiespalt mit sich selbst, was sie nun unternehmen sollte. Sie wusste, Sasuke wartete ungeduldig. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, bezweifelte sie, dass Sasuke so krank war und schon wieder mit ihr spielte. Und so kam es, dass die Hoffnung und die Freude letztendlich siegten. Aber unter Vorbehalt, wie sich Sakura ermahnte. „In Ordnung. Ich denke, ich werde dir erst einmal so weit glauben. Und was jetzt? Kommst du morgen zu dem Schluss, dass es doch besser ist, wenn wir nicht zusammen sind?“ Gut, Sakura hörte sich etwas verletzter an, als beabsichtigt, aber wenigstens war ihre Stimme stark und kraftvoll. Sasuke ihr gegenüber schien ziemlich erleichtert. Er atmete tief aus. „Ich werde mir es nicht anders überlegen. Ich möchte mit dir zusammen sein.“ „Und warum dann das Theater heute morgen?“ Sakura musste es wissen. Erst dann konnte sie sich richtig freuen. Vorausgesetzt natürlich, ihr gefiel, was Sasuke zu sagen hatte. Und auf seine Erklärung war sie mehr als gespannt. Erneut fuhr sich Sasuke fahrig durch die Haare. So durch den Wind hatte Sakura ihren langjährigen Freund noch nie erlebt. Schon einmal ein Pluspunkt für Sasuke. „Ich habe mich wie ein Arsch verhalten“, begann Sasuke mit einer Erklärung, die wohl halb eine Entschuldigung werden würde. Zustimmend nickte Sakura. In der Tat hatte er das. Auch wenn Sakura gern ihren Senf dazu gegeben hätte, so ließ sie Sasuke lieber reden. Nicht, dass es mal wieder zu einem Streit kommen würde. „Ich denke, ich hatte Angst, weil…Ich wusste ja noch nichts von dem, was Kakashi gesagt hatte. Das du in meiner Gegenwart immer lebendiger wirst. Ich wollte nicht, dass ich dich nur ab und an auf gut Glück berühren kann. Das wir nie eine richtige Beziehung führen könnten, weil die Ungewissheit so groß ist. Auch fand ich es merkwürdig, dass niemand außer meiner Familie wissen würde, dass wir zusammen sind, weil der Rest der Welt es wohl kaum geglaubt hätte. Aber das war nur zweitrangig.“ Sakura schwieg weiterhin. Bisher schlug sich Sasuke ja noch ganz gut. Zwischenzeitlich hätte sich Sasuke beinahe in große Schwierigkeiten gebracht, aber in letzter Sekunde hatte er noch den Bogen bekommen. Erneut stellte Sakura fest, wie nervös Sasuke war. Er atmete tief ein, ehe er fortfuhr. „Als ich von dir und von Kakashi erfahren hatte, in welch einer Gefahr du schwebst…Ich habe total Angst bekommen. Da habe ich mir gedacht, scheiß auf alle anderen. Ich will die Zeit nutzen, die wir haben. Und ich hoffe, sie dauert eine Ewigkeit an. Außerdem werde ich dich beschützen. Auch wenn du mich abweist – was ich verstehen könnte – werde ich immer für dich da sein.“ Sakura blinzelte mehrfach. Wenn sie noch weinen könnte, hätte sie es wohl in diesem Moment getan. Nur ihr Dasein als Geist hielt sie davon ab. Die Wut und die Zweifel, die Sakura noch immer beherrscht hatten, waren zwar noch nicht gänzlich verschwunden, aber in einen kleinen Bereich ihrer Gedanken verschwunden. Sakura glaubte Sasukes jedes Wort. Er war zu überzeugend. So gut konnte nicht einmal Sasuke schauspielern. Außerdem war er nicht der Typ, der seine Gefühle auf der Zunge mit sich herum trug, aber was er gesagt hatte, war dennoch typisch für ihn. Vor allem der Teil mit dem Beschützen. Na gut. Sakura würde Sasuke eine Chance geben. Aber sie würde es ihm nicht einfach machen. Und das sagte sie ihm auch. „Ja, du hast dich wirklich wie ein Arsch verhalten. Wie das größte Arschloch auf diesem Planeten.“ Bei diesen Worten zuckte Sasuke leicht zusammen. Dennoch blieb er still und blickte wartend, hoffend zu Sakura. „Aber ich werde dir glauben.“ Sofort erhellte ein Lächeln Sasukes Gesicht. Etwas, das unglaublich selten geschah und ihm unglaublich gut stand. Sakura war versucht, sich Sasuke gleich an den Hals zu schmeißen, so unwiderstehlich sah er aus. Dennoch zwang sich Sakura dazu, sich zurückzuhalten. Sasuke konnte ruhig noch ein wenig zittern. „Trotzdem heißt das nicht, das wir ein Paar werden.“ Ein kleiner Teil von Sakura freute sich, als Sasuke bei ihren Worten erneut unsicher wurde. Ja, sogar so etwas wie Angst trat in seinen Gesichtsausdruck. Heute war wohl Gegenteiltag, ansonsten gab es kaum eine logische Erklärung für Sasukes untypisches Verhalten. „Bitte, Sakura. Gib mir eine Chance. Ich werde…“, versuchte Sasuke sie sofort umzustimmen. Schnell gebot Sakura ihm Einhalt. „Ich habe ja nicht nein gesagt. Aber auch nicht ja. Du hast mich wirklich sehr verletzt, mit dem, was du heute Morgen getan hast. Woher weiß ich nicht, dass so etwas nicht wieder geschehen wird? Und deine Argumente waren auch berechtigt. Woher sollen wir wissen, ob das überhaupt etwas zwischen uns wird? Schließlich bin ich ein Geist.“ Während Sakura sprach, fragte sie sich, ob sie sich selbst sabotierte. Eigentlich brachte sie gerade nur Argumente hervor, die gegen eine Beziehung sprachen. Einen positiven Nebeneffekt hatte es aber zumindest doch. Sasuke ging inzwischen auf seinem Zahnfleisch. So fertig wie jetzt, hatte sie ihn noch nie erlebt. „Und dennoch denke ich, wir könnten es probieren.“ Damit beendete Sakura ihre kleine Folterstunde. Sie konnte so etwas einfach nicht gut. Sie war zu glücklich. Wollte Sasuke einfach nur küssen. Gut, vielleicht auch schlagen. Aber wie hieß es immer so schön? Die Liebe siegte immer. Stimmte sicherlich nicht immer, aber in diesem Falle schon. Während Sasuke noch erleichtert aufatmete, ging er mit schnellen Schritten auf Sakura zu. Ehe sie sich versah, hatte er sie auch schon in eine feste Umarmung gezogen. Beinahe hätte er sie zurück auf das Bett geschmissen, in seinem Versuch, Sakura zu sich zu ziehen. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, während Sasuke sie feste an sich drückte. Erneut stellte Sakura fest, wie gut Sasuke roch. Der Geruch der Lederjacke fiel zwar weg, dafür konnte Sakura aber mehr von seinem eigenen Geruch in sich aufnehmen. Nach einem kurzen Moment schlang auch Sakura ihre Arme um Sasuke. So könnte sie ewig hier stehen. Das Wasser war wunderbar heiß. Fast augenblicklich merkte Sasuke, wie sich seine angespannten und strapazierten Muskeln lockerten. Sasuke ließ seinen Nacken kreisen. Vor allem dort saß die Anspannung sehr tief. Morgen würde er auch sicherlich Muskelkater bekommen, weil er den ganzen Tag so hektisch herumgelaufen war. Aber das war die Mühe Wert gewesen. Sakura ging es gut, ihr war nichts geschehen und er hatte es sogar geschafft, dass sie beide jetzt ein Paar waren. Das glaubte Sasuke zumindest. Zwischendurch hatte er richtig Bammel gehabt, als Sakura ihre Gefühle ihm gegenüber erklärt hatte. Auch wenn sie letztendlich seine Umarmung erwidert hatte, so wusste Sasuke, es würde noch ein hartes Stück Arbeit werden. Nie hätte Sasuke es für möglich gehalten, dass er um Sakura kämpfen müsste und nicht anders herum. Aber er hatte sie sehr verletzt. Sie glaubte ihm nur unter Vorbehalt. Und vertrauen tat sie ihm schon überhaupt nicht. Was für super Vorraussetzungen für eine Beziehung! Bei dem Gedanken daran, verzog Sasuke das Gesicht. Besser, er verschob diese Gedanken erst einmal. Zu einem späteren Zeitpunkt konnte er sich damit auch noch beschäftigen. Jetzt wollte er erst einmal entspannen. Etwas, das Kakashi und Itachi bereits taten. Die beiden saßen so, dass sie zusammen mit Sasuke einen kleinen Kreis bildeten. Die Quelle, in der sie sich befanden, war recht klein. Es gab viele von diesen kleinen, rundlichen Quellen, die in einem großen Bereich angeordnet waren. Manche waren natürlich entstanden, andere wurden künstlich gebildet. In dem Bereich, wo sich Kakashi, Itachi und Sasuke befanden, gab es nur Männer. Diese Therme hatte die Geschlechter streng getrennt. Lediglich der Fakt, dass Sakura ein Geist war, sorgte dafür, dass sie sich ebenfalls in dem Männerbereich befand. Alleine, hatte sie erklärt, hätte sie keinen Spaß. Vor allem, da sie das heiße Wasser nicht spüren konnte. Trotzdem hatte sich Sakura zwischen Kakashi und Sasuke niedergelassen. Extra zwischen den beiden, damit Itachi sich nicht aus Versehen in Sakura setzte oder dergleichen geschah. Das Sakura, nur in ein Handtuch gewickelt hier saß, verdankte sie Sasuke. In der Männerumkleide war er mit Sakura in eine separate Kabine gegangen, während sich Itachi und Kakashi auszogen. Sakura hatte zunächst versucht, sich selbst ihrer Kleidung zu entledigen. Ohne Erfolg. Lediglich Sasuke schaffte es. Nachdem er sie ausgezogen hatte – Sasuke war es nicht leicht gefallen, die Situation nicht auszunutzen – hatte er ein Handtuch gegriffen und versucht, es Sakura umzulegen. Für ihn gab es optisch keinen Unterschied darin. Aber das Handtuch hielt. Zunächst hatte Sasuke befürchtet, für ahnungslose Außenstehende, würde es so aussehen, als ob ein Handtuch wie durch Geisterhand sich fortbewegte. Aber Itachi konnte nichts sehen. Kakashi erklärte, für ihn sei das Handtuch inzwischen auch so durchsichtig, wie der Rest von Sakura. Eine interessante Entdeckung, fand Sasuke. Und auch Sakura war davon begeistert. Sofort hatte sie von Sasuke verlangt, das, sobald sie zu Hause waren, er ihr helfen sollte, ihre Kleidung zu wechseln. „Ich kann diesen schmutzigen Minirock und das blöde Top nicht mehr sehen!“ hatte sich Sakura beschwert. Natürlich hatte Sasuke zugestimmt. Und jetzt saßen sie ruhig in den Quellen und konnten entspannen. Dachte Sasuke anfangs. Für Itachi mochte das auch stimmen, eventuell auch für Kakashi. Aber für Sasuke war es die reine Qual. Nicht nur, weil Sakura andauernd redete. Zu erst hatte sie versucht, mit Kakashi zu überlegen, wer wohl dieser geheimnisvolle > Meister < sein konnte. Kakashi antworte ihr und schien sich nicht an den anderen Quellenbesuchern zu stören. Manchmal beteiligte sich Itachi an den Vermutungen. Was Sasuke so mitbekam, gab es letztendlich kein zufrieden stellendes Ergebnis. Lediglich Vermutungen, von den Sasuke bezweifelte, dass sie stimmten. Aber das fand Sasuke ja überhaupt nicht so schlimm. Es nervte ihn, dass Sakura nicht mit ihm sprach, sondern mit Kakashi. Er würde zwar nicht so weit gehen, dass sie ihn ignorierte, aber sie gab sich schon Mühe, um in kein Gespräch mit Sasuke verwickelt zu werden. War das etwa ihre Strafe für ihn? Eine Beziehung zu führen, in denen sie nicht mit ihm sprach? Sasuke hoffte nicht. Außerdem hoffte er, würde sich das schnell wieder legen. Was Sasuke aber viel mehr quälte, war die Tatsache, dass Sakura mehr nackt als angezogen neben ihm saß. Das Handtuch, das Sakura um ihre Mitte geschlungen hatte, war äußerst knapp und bedeckte nur notdürftig die wichtigen Körperteile. Schließlich waren diese Handtücher für Männer ausgelegt, die sie lediglich um die Hüften wickelten. Außerdem waren die Geschlechter hier schließlich getrennt. Sasuke konnte nur froh sein, dass er wusste, dass Itachi Sakura nicht sehen konnte und Kakashi sich niemals auf ein solches Niveau herablassen würde, etwas mit seiner Schülerin anzufangen. Ansonsten würde Sasuke wohl vor Eifersucht zergehen. Es half, dass Sasuke Sakuras Beine und den nur knapp bedeckten Hintern nicht sehen konnte, da diese unter Wasser waren. Allerdings ging Sakura das Wasser direkt bis zu ihren Brüsten. Das Wasser umspielte sie und bei jedem Atemzug von ihr, schwappte das Wasser hin und her. Sasuke konnte nur froh sein, dass das Wasser recht dunkel war, sodass niemand die deutliche Beule unter seinem Handtuch sehen konnte. Mehrmals zwang sich Sasuke dazu, seinen Blick von Sakuras Brüsten zu nehmen. Sakura schien es nicht weiter aufzufallen, da sie sich angeregt mit Kakashi unterhielt. Itachi dagegen musste bemerkt haben, wo sein Blick immerzu hinfiel. Auch ohne das Itachi Sakura sehen konnte, war es wohl ziemlich offensichtlich. Zumindest bekam Sasuke Itachis Ellbogen in die Seite. Nachdem Sasuke seinem Bruder einen finsteren Blick zugeworfen hatte, beugte sich Itachi zu ihm, flüsterte ihm ins Ohr. „Na, gefällt dir die Aussicht? Ich finde es wirklich schade, dass ich nichts zu sehen bekomme. Da hast du wirklich Glück. Und, in der Kabine ein wenig Spaß gehabt? Warst ja ziemlich schnell wieder draußen.“ Bei Itachis Worten, zuckte Sasuke zusammen. Schnell blickte er zu Sakura und Kakashi, die glücklicherweise nichts von Itachis Worten mitbekommen zu haben schienen. Die Röte schoss Sasuke in die Wangen. Zum Glück konnte er es auf das heiße Wasser schieben. Dann bedachte Sasuke seinen Bruder erneut mit finsterem Blick, um sein schamhaftes Verhalten zu überspielen. „Halt die Klappe, Idiot!“ zischte Sasuke und wandte sich von Itachi ab. Dieser begann leise vor sich hin zu glucksen. Toll, wenigstens einer hatte hier seinen Spaß, dachte sich Sasuke verdrießlich. Warum war er eigentlich so prüde? Mit Itachi hatte er nur über Sex reden können, weil er betrunken war. Auch nur deswegen war er anfangs überhaupt mit Sakura im Bett gelandet. Und sobald ihn jemand darauf ansprach – von Sakura vielleicht einmal abgesehen – verwandelte sich Sasuke in eine knallrote Tomate. Einfach nur peinlich! Wenn Neji das wüsste, würde dieser ihn auslachen. Die restliche Zeit in der Quelle verlief aber glücklicherweise ohne weitere peinliche Zwischenfälle für Sasuke. Letztendlich genoss er es sogar. Vor allem, als Sakura und Kakashi schwiegen, Kakashi die Augen schloss und das Wasser genoss, während sich Sakura zurücklehnte und dabei ihren zierlichen Körper an Sasukes drückte. Ja, vielleicht hatte Sakura ihn eben etwas leiden sehen lassen wollen, aber sie hatte sich wohl schon etwas beruhigt. Ansonsten würde Sakura wohl nicht so friedlich neben ihm sitzen. Sasuke nahm es als ein gutes Zeichen. Kapitel 18: Shoppen für Anfänger -------------------------------- „Können wir jetzt endlich los?“ Leicht genervt seufzte Sasuke auf. Wie oft hatte er in den letzten Minuten diese Frage vernommen? Von Mal zu Mal klang Sakura quengeliger. Wie ein Kleinkind. „Ich bin gleich soweit.“ „Das hast du auch vor einer halben Stunde gesagt!“ meckerte Sakura weiter. „Entschuldige, aber von dem Training verschwitzt wollte ich nicht in die Stadt. Ich brauche doch nur noch meine Schuhe“, rechtfertigte sich Sasuke. „Du bist ein Kerl. Was brauchst du eigentlich so lange unter der Dusche“, warf Sakura ihm vor. Genervt verdrehte Sasuke die Augen. Auch wenn Sakura ihm momentan gewaltig auf die Nerven ging, so konnte er ein kleines Schmunzeln nicht zurückhalten. Seitdem er Sakura versprochen hatte, dass sie heute in die Stadt gehen würden, war Sakura nicht mehr zu halten. Den ganzen Tag schon wollte sie nichts anderes. Missmutig hatte sie abgewartet, wie Sasuke den Unterricht im Dojo absolvierte, zu Mittag gegessen hatte und anschließend unter die Dusche gegangen war. Kaum hatte Sasuke seine Schuhe fertig angezogen, packte Sakura ihn auch schon am Arm, zog ihn vom Bett, was Sasuke nur noch mehr grinsen ließ. Sakura war wie ausgewechselt. Gestern, auch nach den heißen Quellen, war sie ihm gegenüber nur verhaltend gewesen. Doch kaum hatte Sasuke heute Morgen vorgeschlagen, dass sie in die Stadt konnten… Auch wenn Sakura so eventuell etwas nervig war, entsprach dieses Verhalten doch eher dem, wie Sasuke es sich wünschte. Wie Sakura wirklich war. Während Sasuke mit Sakura das Haus verließ, strahlte seine Freundin von einem Ohr zum anderen. Ja, seine Freundin. Es war noch ziemlich ungewohnt für Sasuke, Sakura so zu bezeichnen. Aber es gefiel ihm. Und da Sakura nicht länger sauer auf ihn war, konnte Sasuke sich nun an die Arbeit machen und dafür sorgen, dass Sakura ihm wieder vertraute. „Laufen wir hin?“ erkundigte sich Sakura nach einem Moment. Gerade waren sie an einer Haltestellte für die S-Bahn vorbeigegangen. Unter normalen Umständen hätte Sasuke diese eigentlich benutzt. Doch mit Sakura im Schlepptau konnte er wohl kaum S-Bahn fahren. Autofahren war schon genug problematisch. Außerdem war sie danach in der Regel erschöpft. Wenn sie dann noch shoppen gingen… „Wir laufen“, bejahte Sasuke Sakuras Frage. Das würde wohl noch etwas dauern, bis sie da waren, dachte sich Sasuke. Mit der S-Bahn brauchte er vielleicht 15 höchstens 20 Minuten. Je nachdem wie der Verkehr in der Stadt war. Zu Fuß war der Weg länger und würde auch anstrengend sein, bei so vielen Menschen, die sich auf den Straßen Tokios herum trieben. Immer wenn jemand durch Sakura hindurch lief, beschwerte sie sich. Dennoch schien dies kein Dämpfer ihrer guten Laune zu sein. Die meiste Zeit gingen sie schweigend nebeneinander her. Es würde ja auch wirklich zu merkwürdig aussehen, wenn Sasuke augenscheinlich Selbstgespräche führte. Dessen schien sich Sakura ebenfalls bewusst zu sein, denn sie versuchte nicht mit Sasuke ein Gespräch zu führen. Zumindest hoffte Sasuke, dass dies der Grund für ihr Schweigen war. Wenn sie immer noch sauer auf ihn war… „Sag mal, wie machen wir das eigentlich mit den Kleidern anprobieren?“ durchbrach da auch schon Sakura Sasukes schwermütige Gedanken. Bevor Sasuke Sakura eine Antwort geben konnte, runzelte er irritiert die Stirn. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht. Wie würde das nur aussehen, wenn Sasuke, voll beladen mit Frauenkleidung, in einer Umkleidekabine verschwand und sie anschließend auch noch kaufen würde? Die Blicke anderer waren ihm schon jetzt sicher. Verdammt! Das hatte Sasuke total vergessen! Es wäre besser gewesen, wenn er Ino bescheid gesagt hätte. Dann stände er jetzt nicht vor diesem Problem! Ob er sie noch schnell anrufen sollte? Aber eigentlich hatte er sich darauf gefreut, mit Sakura etwas alleine zu unternehmen. Wenn sie in die Quellen gingen, waren Kakashi und Itachi immer dabei. Kaum kamen sich Sakura und Sasuke etwas näher, störte irgendwer aus der Familie sie. Auch wenn Sasuke Einkaufen nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählte, so war es doch eine gemeinsame Zeit mit Sakura. Sasuke seufzte schwer. „Dann werde ich mich wohl zum Idioten machen“, erklärte Sasuke. Sakura selbst schien auf den Gedanken, Ino anzurufen, nicht zu kommen. Oder sie wollte es genauso wenig wie Sasuke. Dankbar lächelte Sakura Sasuke zu und hakte sich bei ihm unter. Vollauf begeistert ging Sakura von einer Abteilung zur nächsten. Klapperte einen Laden nach dem anderen ab und fand überall Klamotten, die ihr gefielen. Es war einfach herrlich! Und da das Wetter Sakura egal sein konnte, konnte sie sich sowohl dünne T-Shirts und Tops, wie auch weiche, warme Pullover kaufen. Außerdem konnte sie anziehen was sie wollte. Schließlich konnten außer Sasuke und Kakashi niemand sie sehen. Dann konnte sie auch mal etwas gewagtere Klamotten anziehen. Allerdings beschlich Sakura das Gefühl, alles würde sie wohl doch nicht alles bekommen können. Schließlich musste Sasuke das alles bezahlen und auch wenn seine Familie vermögend war, so hieß das nicht, dass sich Sakura gleich alles kaufen konnte, was sie wollte. Wie gerne würde Sakura auch ein paar ihrer eigenen Kleidung aus ihrem zuhause holen. Aber bisher war ihr noch keine gute Idee eingefallen, wie sie das bewerkstelligen sollte. Schließlich musste Sasuke mit. Irgendeinen Vorwand benötigten sie, damit Sasuke auch in ihr Zimmer gelassen wurde. Sakura zuckte mit den Schultern. Dieses Problem konnte sie auch erst einmal ein wenig nach hinten verschieben. Jetzt zog sie dieses süße, weiße Sommerkleid vom Kleiderhaken. Es hatte kurze Ärmel und einen Glockenrock. Sicherlich würde es um ihre Beine im Wind schwingen. Außerdem war es eng geschnitten, würde ihre Taille betonen. Und der Ausschnitt war nicht so tief, dass man erkennen würde, dass sie das Dekolté nur notdürftig ausfüllte. Es hatte einen geradlinigen Ausschnitt. Die kurzen Ärmel waren so geschnitten, dass es den Anschein einer kleinen Überzugsjacke erweckte. Sofort hatte sich Sakura in dieses Sommerkleid verliebt. Sie musste es haben. Aber natürlich erst einmal anprobieren. „Sakura, spinnst du?“ fuhr Sasuke den jungen Geist an. Erschrocken zuckte Sakura zusammen, als Sasuke ihr das Kleid aus der Hand riss und sich hektisch umsah. „Entschuldige“, murmelte Sakura leise vor sich hin. Sie war so von dem Kleid begeisterte gewesen, dass sie es einfach vom Kleiderbügel genommen hatte und das Kleid damit für Außenstehende in der Luft schwebte. Glücklicherweise hatte Sasuke Schlimmeres verhindern können. Niemand schien es bemerkt zu haben. „Du sollst mir doch sagen, wenn dir etwas gefällt“, zischte Sasuke ihr zu. Zähneknirschend nickte Sakura. Shoppen war nicht mehr das, was es einmal war, seitdem Sakura auf Sasuke angewiesen war. Außerdem kostete es sie gewaltig viel Kraft, wenn Sasuke ihr beim Umziehen half. Und Sasuke schien es nicht anders zu ergehen, während sie regelmäßig halbnackt vor ihm stand. „Such dir erst noch etwas aus, bevor wir in die Umkleide gehen“, schlug Sasuke vor. Sakura nickte und setzte ihre Suche fort. Bisher hatten sie noch nichts gekauft. Lediglich mehrere Kleidungsstücke in verschiedenen Läden zurücklegen lassen. Sasuke hatte Sakura ein Limit von etwa 65000 bis 70000 Yen gesetzt. Obwohl es von Sasuke mehr als großzügig war, so wollte sie es doch nicht gänzlich ausschöpfen. Schließlich wollte Sakura Sasuke nicht ausnehmen. Trotzdem würde sie sich schon einige Kleidungsstücke zulegen. Nach kurzer Zeit war Sasuke bereits wieder vollständig unter Kleidungsstücken verschwunden. Sakura erbarmte sich und verschwand mit Sasuke in einer der kleinen, engen Umkleidekabinen. „Das hier zuerst!“ entschied Sakura und zog das hübsche, weiße Sommerkleid aus dem Klamottenberg. Beinahe hätte Sasuke alles fallen lassen. Im letzten Moment konnte er die Kleidungsstücke auf einer kleinen Sitzfläche ablegen. Wofür das gut war, hatte sich Sakura schon immer gefragt. Für die Klamotten reichte der Platz so gut wie nie. Und wenn Sasuke sich nicht davor gestellt hätte, dann würde der Großteil davon sicherlich auf dem Boden liegen. Während Sasukes Beine dafür sorgten, dass die Kleidungsstücke an Ort und Stelle blieben, drehte er sich zu Sakura um und begann ihr – wie schon so oft heute – ihr Top und den Rock auszuziehen. „Ich komme mir wie ein kleines Kind vor, dass nicht in der Lage ist, sich selbst anzuziehen“, meckerte Sakura und verzog das Gesicht. „Ich kapier nicht, warum du Top und Rock nicht einfach aus lässt. Dann müsste ich es dir auch nicht die ganze Zeit an und ausziehen!“ Auf Sasukes Worte hin verschränkte Sakura die Arme vor der Brust und blickte Sasuke finster an. „Ich lauf doch nicht halb nackt durch die Gegend!“ „Außer mir sieht dich doch keiner.“ „Und was ist, wenn hier noch irgendwo ein paar Menschen sind, die wie Sensei Kakashi das zweite Gesicht haben? Vergiss es! Außerdem sagst du das nur, damit du mich jederzeit anglotzten und begrapschen kannst!“ Sasuke murmelte etwas vor sich hin. Wenn sich Sakura nicht verhört hatte, war es etwas in der Art wie > Und was wäre so schlimm daran? < Innerlich lächelte Sakura in sich hinein, nach außen tat Sakura erbarmungslos. Wenn sie sich jetzt eine Schwäche erlaubte, würde sie über Sasuke herfallen. Auch wenn sie ihm die Lügerei und den Betrug von gestern noch nicht verziehen hatte, so sorgte das Wissen, dass er sie liebte, dazu, dass Sakura einen perversen Gedanken nach dem anderen hatte. Jetzt konnte sie schließlich auch mit ihm ins Bett steigen, ohne sich anschließend zu fragen, was anschließend wohl als nächstes geschah. Sakura hatte ihre Arme über den Kopf ausgestreckt. Rock und Top lagen bereits auf dem Boden, Sasuke zog ihr das Kleid über. Sakura schob alle anderen Gedanken beiseite, als sie sich ihm Spiegel sah. Das Kleid war einfach anbetungswürdig, entschied Sakura. Außerdem sah sie darin einfach fabelhaft aus! Mit einem breiten und zufriedenen Lächeln drehte sich Sakura um sich selbst. Besah sich genau. „Das Kleid muss ich unbedingt haben!“ teilte Sakura ihre Entscheidung Sasuke mit. Sasuke machte sich nicht erst die Mühe um zu sehen, wie teuer das Kleid war. Vielmehr gab er sich seinem Schicksal hin und half Sakura wieder aus dem Kleid, nur um ihr in das nächste Outfit zu helfen. Sasuke bezahlte an der Kasse. Es war bereits später Nachmittag oder früher Abend. Je nachdem wie man es sah. Auf jeden Fall war es 18:10 Uhr. Langsam war es Zeit, dass sich Sakura für die einzelnen Kleidungsstücke entschied. Die erste Fuhre bezahlte Sasuke gerade. Neben dem weißen Sommerkleid hatte Sakura auch noch ein grünes Sommerkleid gewollt, eine enge Jeans – in der Sakuras Hintern wirklich gut zur Geltung kam, fand Sasuke – ein roter und schwarzer Pullover – einer davon sogar aus Kaschmir – und ein gelbes T-Shirt. Jetzt fehlten ja nur noch die anderen geschätzten hundert Läden, in denen Sakura andere entsprechende Kleidungsstücke hatte zurücklegen lassen. Gut 27000 Yen waren bis jetzt weg. Blieben Sakura noch etwa 40000 Yen zum Ausgeben. „Oh, bevor ich es vergesse“, begann Sakura, als Sasuke mit zwei großen Taschen in der Hand das Modegeschäft verließ. „Ich benötige auch noch Unterwäsche.“ Stirnrunzelnd blickte Sasuke zu Sakura. Sie verstand auch, ohne das er etwas sagte. „Na, weißt du, zu den Klamotten, die ich habe, kann ich doch nicht immer denselben BH tragen! Außerdem ist es total eklig immer denselben Slip anzuhaben.“ „Aber es sieht doch niemand! Außerdem wirst du nicht schmutzig. Und unhygienisch ist es schon gar nicht. Schließlich bleibt den Körper immer in diesem Zustand.“ „Ist doch egal! Es ist eklig!“ beharrte Sakura und zog Sasuke in den nächsten Laden, wo Sakura mehrere Kleidungsstücke sich zurücklegen lassen hatte. Während sich augenscheinlich Sasuke an der Kasse die einzelnen Kleidungsstücke erneut besah, entschied Sakura welche davon sie haben wollte. Sasuke seufzte auf. Worauf hatte er sich nur eingelassen? Inzwischen bereute er es, Ino nicht doch dazu geholt zu haben. Das war einfach nicht sein Ding. Gut, ihm gefiel es, wenn Sakura in der Umkleidekabine ihm eine kleine Modenschau mit Stripeinlage lieferte, aber der Stress, bis Sakura etwas hatte, das ihr gefiel und bis sie sich entschieden hatte… Das war einfach zu viel für ihn. Jetzt wusste Sasuke, was die anderen Jungs aus seiner Klassen früher immer für Probleme hatten, wenn sie sich beschwerten, dass ihre Freundinnen einkaufen wollten. Und die hatten sicherlich nicht mit in die Umkleide gedurft. Kurz darauf bezahlte Sasuke. Dieses Mal hatte sich Sakura einen hellen Jeansrock, einen schwarzen Bleistiftrock und einen weiten roten Glockenrock ausgesucht, ebenso ein smaragdgrünes T-Shirt, ein rotes Longshirt und zwei Tops in schwarz und rot. Jetzt hatte es ihn etwa 20000 Yen gekostet. Während die Verkäuferin seine beziehungsweise Sakuras Einkäufe einpackte, ließ Sasuke seinen Blick durch das Kaufhaus schweifen. Es war wie ein gewaltiger Donut gebaut. Wer auch immer der Architekt war, er hatte wohl eine Vorliebe für diese frittierte Süßigkeit. Es gab drei Stockwerke, die man durch Rolltreppen erreichen konnte. Im unteren Stockwerk konnte man hauptsächlich Lebensmittel und Dekorationssachen kaufen. Der zweite Stockwerk war vor allem für die Kleiderläden und auch Schuhgeschäfte gab es reichlich. Sasuke war froh, dass Sakura nicht auch noch Schuhe wollte. Das wäre auch wirklich zu weit gegangen, vor allem, wo sie doch bei ihm daheim immer barfuss war. Im dritten Stock gab es einen großen Buchladen, der sich über das halbe Stockwerk erstreckte. Die andere Hälfte nahm ein Medienunternehmen in Beschlag, das Gamerherzen höher schlagen ließ. Da es Freitagabend war, füllte sich das Einkaufszentrum zusehends. Tagsüber waren zumeist nur Hausfrauen und ältere Menschen unterwegs. Wenn dann die Schule und die Universität vorbei waren, füllten etliche Schüler die Gänge. Ebenso diejenigen, die gerade von der Arbeit kamen und sich noch schnell etwas kaufen wollten. „Sasuke, vielleicht gehen wir jetzt schnell erst die Unterwäsche kaufen. Nicht, dass dafür am Ende kein Geld mehr über bleibt“, schlug Sakura vor, während die Verkäuferin Sasuke drei weitere volle Taschen überreichte. Mit einem Seufzen nahm Sasuke diese entgegen Es wäre sicherlich auch noch mehr Geld vorhanden, wenn Sakura sich nicht andauernd die teuren Boutiquen aussuchen würde, dachte sich Sasuke. Beschweren wollte er sich aber nicht. Sowohl Sakura als auch er waren so etwas gewöhnt. „Es ist wirklich nett von Ihnen, dass sie für ihre Schwester so viele Kleidungsstücke kaufen“, bemerkte die junge Frau und lächelte Sasuke zu. Sie sah gut aus, mit ihrem langen, glatten dunklen Haar und der zierlichen Figur. Sicherlich einen zweiten Blick wert. „Ja, sie ist ziemlich krank und ich wollte ihr etwas Gutes tun“, versuchte Sasuke eine notdürftige Erklärung zu liefen. Plötzlich grummelte Sakura neben ihm los und packte ihn beim Arm. Bevor sie ihn wegziehen konnte, verabschiedete sich Sasuke schnell. Bevor sich Sasuke über Sakuras Verhalten wundern konnte, blieb er abrupt stehen. Während Sakura ihn skeptisch ansah und verlangte, dass sie weiter gingen, versteckte sich Sasuke schnell hinter einer Schaufensterpuppe. „Sasuke, was soll der Mist?!“ verlangte Sakura zu wissen und gesellte sich zu ihm. „Da vorn“, war alles was Sasuke sagte und deutete mit dem Kopf auf das gegenüberliegende Geschäft. Dort standen Ino, Neji, Hinata, Sai und Naruto. Während Ino und Naruto ebenfalls einige Taschen mit sich herumschleppten, blickte Neji gequält drein, Sai blickte gelangweilt geradeaus und Hinata wurde rot, als Naruto sie ansprach. Verdammt! Er musste hier weg und zwar, bevor seine Freunde ihn sahen. Ino würde verstehen, was hier vor sich ging. Aber wie sollte Sasuke den anderen klar machen, warum er, voll bepackt mit fünf Tüten Frauenkleidung, durch die Gegend lief? Offensichtlich alleine. Nein, lieber ging er ihnen aus dem Weg. „Oh, lass uns bitte zu Ino gehen“, bat Sakura neben ihm, doch Sasuke schüttelte entschieden den Kopf. Als seine Freunde alle in ein Schaufenster blickten, sah Sasuke seine Chance gekommen. Mit den Tüten in der Hand kam er hinter seinem Versteck hervor und beeilte sich, seinen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Zum Glück musste er nur drei Geschäfte weitergehen, dann war er auch schon in einem Dessousgeschäft. „Sasuke, mal im Ernst, was sollte das?“ verlangte Sakura zu wissen, als sie Sasuke endlich eingeholt hatte. Sasuke tat so, als interessiere er sich für einen nachtblauen Spitzen-BH, während er leise zu Sakura sprach. Es waren nur wenige Frauen da, eine mit ihrem Freund, die ihn alle nicht weiter beachteten. Schließlich gab es genügend Männer, die ihren Frauen und Freundinnen als Überraschung Unterwäsche kauften. „Ich will nicht, dass die anderen mich sehen. Wie soll ich ihnen denn erklären, dass ich so viele Frauenkleidung gekauft habe? Außerdem bezweifle ich, dass die fünf hierher kommen werden und du wolltest dir ja sowieso Unterwäsche kaufen. Also los, fang an dir was auszusuchen.“ Auf seine Worte hin verdrehte Sakura die Augen, begann aber auch sogleich mit ihrer Suche. „Ich denke, ein weißer, roter und schwarzer BH sollten vorerst einmal reichen. Aber Slips brauch ich ein paar“, erklärte Sakura. Sasuke nickte, auch wenn er nicht so ganz wusste, worüber Sakura sprach. Vielmehr blickte er sich immer wieder um, hielt Ausschau, ob seine Freunde nicht vielleicht doch noch herkamen, weil sie ihn gesehen hatten. Als nach einer gefühlten Stunde – in Wahrheit waren wohl nicht mehr als fünf Minuten vergangen – Sasuke mit Sakura immer noch ungestört Unterwäsche besichtigen konnte, entspannte er sich und half Sakura bei ihrer Auswahl. Wenn er schon alles bezahlte, hatte er auch ein Mitspracherecht, fand Sasuke. Da außer Sasuke niemand in den Genuss von den Dessous kommen würde – zumindest wäre es so besser für jeden anderen – konnte Sakura sich auch etwas kaufen, dass Sasukes Geschmack entsprach. Sakura stimmte ihm zu, unter der Vorraussetzung, dass es schwarz, weiß und rot sein musste. Damit war Sasuke zufrieden. Doch bevor es an die BH-Auswahl ging, schnappte sich Sakura mehrere Slips und auch den ein oder anderen Tanga. Das war noch recht billig, für 2700 Yen. Die BH’s, hatte Sasuke bereits festgestellt, würden wohl etwas teurer werden. „Der sieht gut aus“, meinte Sasuke und hielt Sakura einen schwarzen Spitzen-BH vor, der mit dünnen, silbrig glänzenden Nadelstreifen durchzogen war. Anstatt den BH zu nehmen, suchte Sakura bei den entsprechenden BH’s nach ihrer passenden Größe und zeigte Sasuke welchen. „Musst du den auch anprobieren? Ich kann wohl kaum in die Umkleide gehen. Wie sieht das denn aus? Ein Typ mit BH in der Umkleide?“ Erst jetzt war es Sasuke aufgefallen. Das konnte er unter keinen Umständen tun. Sakura kam wohl zu dem selben Schluss. „Ja, wir wollen ja nicht, dass du als Perversling abgestempelt und rausgeworfen wirst. Es wird auch so gehen.“ Erleichtert atmete Sasuke auf, nahm den BH von Sakura entgegen. Und gefror in der nächsten Sekunde zur Eissäule. „Hey, Sasuke! Was machst du denn hier?“ „Hab doch gesagt, dass ich Sasuke hier drin gesehen hab.“ „War klar Naruto. Du musst ja auch immer in Dessousgeschäfte spannen.“ „Stimmt nicht, du Idiot!“ Während sich Sai und Naruto stritten, drehte sich Sasuke langsam um. Den BH hatte er noch immer in der Hand, die fünf vollen Einkaufstüten standen zu seinen Füßen. „Hey, für wen kaufst du denn bitte einen BH?“ fragte Neji mit hochgezogener Augenbraue. „Ich, äh…“ „Und die ganzen Klamotten! Sag mal, bist du eine Transe und hast es uns all die Jahre verheimlicht?“ mischte sich nun auch Naruto ein. Sasuke merkte, wie sich seine Wangen langsam rot färbten. Das war ja wohl das Schlimmste, was ihm in seinem Leben bisher zugestoßen war. Wie sehr wünschte sich Sasuke ein Loch herbei, in dem für immer verschwinden wollte. Sasuke fiel einfach nichts ein. Neji hatte inzwischen die Arme vor der Brust verschränkt und Naruto wollte in den Taschen wühlen. Wenigsten hatte Sasuke so etwas zu tun und hielt Naruto davon ab. „Baka! Ich bin doch keine Transe!“ zischte er seinen langjährigen Freund an. „Hey, schon gut“, meinte Naruto und hob beschwichtigen die Hände. Anscheinend blickte Sasuke finsterer drein als er dachte. „Sicherlich vertreibt sich Sasuke seine Zeit mit wechselnden Frauenbekanntschaften, denen er regelmäßig etwas kaufen muss, um sie bei Laune zu halten. Auch eine Art der Trauerbewältigung.“ Bei Sais Worten wäre Sasuke beinahe ausgeflippt. Am liebsten hätte er diesem Idioten eine rein gehauen. Lediglich Sakuras Hand auf seinem Arm hielt ihn davon ab. Was hatte Sakura nur einmal an diesem Sack gefunden? „I-ich bin mir sicher, dass das so nicht stimmt“, meldete sich nun Hinata das erste Mal zu Worte und versuchte die Situation zu entschärfen. Auch Neji und Naruto hielten offensichtlich zu Sasuke. „Er wird schon seine Gründe haben“, begann Neji, als er unterbrochen wurde. „Oh, der ist hübsch!“ fiel Ino dazwischen und nahm Sasuke den BH ab. Anscheinend war es ihr Versuch, die Situation zu entschärfen. „Das ist Sakuras Größe. Sie ist auch hier, oder? War doch klar. Warum sollte Sasuke auch so etwas für sich kaufen? Mal ehrlich.“ Sasuke klappte der Mund auf, Sakura neben ihm kicherte, während Neji die Stirn runzelte, Naruto blöd dreinschaute und Hinata nicht so ganz wusste wie sie mit Inos Worten umgehen sollte. Sai dagegen ballte seine Hände zur Faust und erdolchte Ino mit Blicken. „Äh, ups“, brachte Ino verlegen hervor. „Spinnst du? Wie kannst du nur so über Sakura reden? Sie ist tot!“ Inos Versuch, die Situation zu entschärfen, war wohl ziemlich nach hinten losgegangen. Sasuke dachte panisch nach, wie er das alles erklären sollte. Sakura dagegen schien wohl nicht nachgedacht zu haben. Zumindest konnte er sich ihr Verhalten anders nicht erklären. Statt ihn nach der Suche für eine Erklärung zu helfen, schnappte sich Sakura kurzerhand den BH, den Ino immer noch in Händen hielt. Mit dem knappen Kommentar: „Das ist meiner.“ Gebannt verfolgten acht Augenpaare, wie der BH in der Luft schwebte. Sasuke seufzte genervt auf. „Sakura, spinnst du? Hör auf damit!“ Ohne nachzudenken hatte er gesprochen und Sakura den BH wieder aus den Händen gerissen. Erst als ihn jetzt seine Freunde mit großen Augen ansahen, fiel Sasuke auf, was er getan hatte. Erneut seufzte Sasuke auf. Dieser Tag war wirklich viel zu stressig. „Ich kann es euch erklären. Kommt mal mit“, begann Sasuke, legte den BH wieder weg und verließ den Laden. Er musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass seine Freunde ihm folgten Kapitel 19: Aufklärung ---------------------- Zu sechst saßen sie in einem Cafe. Ino neben Sasuke, Naruto zwischen Sai und Neji ihm gegenüber. Hinata saß neben ihrem Cousin, während Sakura sich notgedrungen neben den Tisch gestellt hatte. Sasuke fühlte sich unwohl in seiner Haut. Wenn er es nicht besser wüsste, würde Sasuke denken, dass Sakura das alles mit Absicht getan hatte. Damit er wie ein Idiot dastand und Sakura bekam, was sie wollte. Schließlich hatte sie immer wieder verlangt, dass all ihre Freunde die Wahrheit erführen. Die Atmosphäre am Tisch trug auch nicht gerade dazu bei, dass sich Sasuke wohler fühlte. Ihm entgingen Sakuras Blicke nicht, die Ino erdolchte, weil sich die Blondine regelrecht an Sasuke kuschelte. Doch er hatte jetzt keine Nerven dafür. Solang Ino den Mund hielt und nicht noch Schlimmeres anstellte, konnte sie tun und lassen was sie wollte. Hinata wirkte ziemlich Fehl am Platz. Man war ihr anzusehen, dass sie nicht wusste, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Neji und Sai dagegen wirkten ziemlich skeptisch und waren auf Sasukes Erklärung gespannt. Wobei Sai nicht sonderlich versöhnlich drein sah. Naruto dagegen schien das wohl alles eher für einen makaberen Scherz zu halten. Sasuke atmete tief durch und stieß einen schweren Seufzer aus. Frauen! Weil sie nie nachdachten, steckte er jetzt in diesem Dilemma. Und es lag an Sasuke, Inos und Sakuras Bockmist wieder gerade zu biegen. Sicherlich steckten die Weiber unter einer Decke! „Du kannst ihnen ruhig die Wahrheit sagen.“ Sasuke hatte nicht mitgezählt, zumindest hatte Sakura das jetzt schon ziemlich oft gesagt. Etwas anderes blieb Sasuke aber auch nicht übrig. Oder aber seine Freunde würden ihn wirklich für eine Transe halten oder aber auch für einen echt kranken Freund, der sich einen Spaß erlaubte und so tat, als würde er mit einer Toten Einkaufen gehen. „Ich weiß, das hört sich für euch jetzt sicherlich total bescheuert an. Aber es ist die Wahrheit. Aber lasst mich bitte erst alles erklären, bevor ihr mich unterbrecht, mir nicht glaubt oder abhaut.“ Na toll, war ja ein super Start. Neji und Sai blickten jetzt noch skeptischer drein, Naruto wirkte nun auch angespannt und Hinata sah sehr irritiert drein. Lediglich Ino lächelte ihm aufmunternd zu. „Sakura ist ein Geist. Und hier bei mir.“ Die Worte waren raus und bevor Sasuke zu weiteren Erklärungen ansetzen konnte, hatte Sai mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Von dem plötzlichen Lärm blickten einige Besucher irritiert zu ihnen. Obwohl sie schon einen Tisch recht abseits hatten, schützte er dennoch nicht vor unerwünschten Blicken. „Was soll das? Du bist krank!“ schleuderte Sai Sasuke die Worte voller Hass entgegen. Mit starrem Gesicht erwiderte Sasuke den eiskalten Blick. „Oh, verdammt! Sakura, mach doch was!“ bat Ino in die Runde, die nicht ahnen konnte, dass sich Sakura direkt neben ihr befand. Sasuke und Sai fochten einen stillen Kampf aus. Er wusste, ein falscher Blick, eine falsche Geste und Sai würde sich auf Sasuke stürzen, über den Tisch und ihm eins verpassen. Das würden wohl auch Neji und Naruto nicht verhindern können. „Hör auf Sai! Baka! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du ein Wutproblem hast?“ Bei diesen Worten erstarrte Sai zur Salzsäure. Ein Lächeln, das sagte < Ich habe es dir doch gleich gesagt < schenkte Sasuke Sai. Er musste nicht erst zur Seite blicken um zu wissen, dass Sakura dort mit in die Hüften gestemmten Händen stand und Sai wütend anfunkelte. Wie auf ein Stichwort fuhren alle Köpfe am Tisch zu Sakura. Anscheinend war sie wütend genug, dass auch die anderen sie sehen konnten. Von Hinata kam ein erstickter Schrei, der wieder dafür sorgte, dass sich manche Besucher irritiert zu ihnen umdrehten. „Hey, Sakura! Du hättest ruhig sagen können, dass du shoppen gehst! Ich wäre mitgekommen“, fing Ino ein Gespräch mit Sakura an, ohne auf die Anwesenden zu achten. „Sakura?“ kam es ziemlich verdattert von Naruto, Neji und Sai. Letzterer war ziemlich blass um die Nase geworden, ebenso wie Hinata. Sasuke war sich bereits sicher sie würden gleich umkippen. Bei Sai war es Sasuke recht herzlich egal und Neji würde sich schon um seine Cousine kümmern. „Äh, hi Leute. Schön euch mal wieder zu sehen“, gab Sakura peinlich lächelnd von sich und winkte ihren Freunden. Als kurz darauf alle verwundert drein blickten und sich umsahen, musste Sakura für sie wohl wieder unsichtbar geworden sein. „Äh, Sasuke, dein Part, nehme ich an“, meinte Sakura und gab Sasuke zu verstehen, dass er das alles endlich erklären sollte. Schweigend hörte Sakura zu. Etwas anderes konnte sie ja wohl kaum machen. Sasuke erklärte ihren Freunden gerade alles. Hinata und Naruto wirkten begeistert, Neji wirkte etwas angepisst. Ein anderes Wort fiel ihr nicht ein, bei Nejis missmutigem Blick. Sai dagegen sagte nicht ein Wort, während alle anderen zwischendurch immer wieder Fragen stellten. Vor allem wollte sie alle wissen, wie das hatte geschehen können, warum Ino davon bereits wusste und Sakura an Sasuke gebunden war. Bei dieser Frage blickte Sasuke fragend zu Sakura. Lächelnd nickte sie ihm zu. Sakura hatte keinerlei Problem damit, wenn ihre Freunde die Wahrheit erfuhren. Während Sasuke also auch noch kurz schilderte, was in den letzten Tagen geschehen war, wurde Sakuras Lächeln immer breiter. Ihre Freunde wirkten recht geschockt, als Sasuke ihnen mitteilte, dass Sakura und er nun ein Paar waren. Ino wirkte etwas niedergeschlagen, während sich Neji, Hinata und Naruto für sie freuten. Kaum hatte Sasuke mit seinen Erklärungen geendet, stand Sai abrupt auf und ging. Naruto und Ino, die ihm noch hinterher riefen, er solle zurückkommen, wurden von ihm ignoriert. Die ganze Zeit über hatte Sai nicht ein Wort gesagt. Sakura konnte über sein Verhalten nur den Kopf schütteln. Sai war ja schon immer etwas eigen gewesen, aber sobald es um sie selbst ging, verstand er keinen Spaß. Anscheinend war er immer noch nicht über ihre Trennung hinweg, obwohl das schon ein halbes Jahr her war. Das Sakura nun als Geist existierte, schien seine Laune nicht angehoben zu haben. Im Gegenteil. Sakura war sich sicher, Sai wäre es lieber, Sakura tot zu wissen, anstatt als Freundin von Sasuke. Warum auch immer, aber zwischen Sasuke und Sai hatte es schon immer böses Blut gegeben. Sie konnten sich einfach nicht ausstehen und das schon lange, bevor Sakura auch nur mit Sai zusammen war. „Ach, vergesst den Idioten“, lenkte Naruto ein. „Richtig. Vielmehr interessiert mich, warum ihr uns nichts erzählt habt! Wir sind ebenso die Freunde von Sakura. Warum wurde uns davon nichts gesagt?“ Jetzt hatte Sakura Gewissheit. Neji war angepisst. Wohl, weil er nicht von Anfang an eingeweiht war. Als ob Naruto das erst jetzt aufgefallen war, schlug er mit der Faust auf seine Hand. „Genau! Warum habt ihr uns nichts gesagt?“ Über das Verhalten von Naruto schüttelte Sakura den Kopf. Was für ein Baka. Neji war sauer, also musste es Naruto jetzt auch sein. „Wie hätte ich denn ahnen können, dass ihr mir glaubt. Außerdem kann sich Sakura nicht immer sichtbar machen. Wenn ihr sie jetzt nicht gesehen hätte, hättet ihr mir trotzdem geglaubt?“ Neji lenkte ein. Sein Blick war nicht mehr ganz so finster, während er zu Sasuke sah. „Mag sein. Trotzdem, für uns war es eine harte Zeit, weil wir um Sakuras Tod getrauert haben. Diese Zeit ist nicht einfach so schnell zu vergessen.“ „Sag ihnen, es tut mir Leid. Und das ich sie sehen wollte, aber ich dachte, so wäre es nun einmal besser“, bat Sakura Sasuke. Sekunden später wiederholte der Uchiha ihre Worte. Naruto machte den Mund auf, wollte etwas sagen, doch Hinata kam ihm zuvor. „Schluss jetzt! Wir sollten hier alle freudestrahlend sitzen, anstatt das ihr zwei solche Gesichter zieht! Sakura ist noch immer da! Wir haben keine Freundin verloren! Außerdem hatten Sasuke und Sakura berechtigte Gründe. Ich an ihrer Stelle, hätte ebenso gehandelt. Schließlich hätte ich nicht als Volltrottel und Verrückte von euch betitelt werden wollen. Also reißt euch jetzt zusammen und genießt die Zeit, die wir haben!“ Mit großen Augen blickten alle zu Hinata. Es kam selten vor, dass die Hyuga so aus sich heraus ging. Aber wenn, dann verfehlten ihre Worte nie ihr Ziel. Mit einem breiten Grinsen stellte Sakura fest, dass Neji und Naruto sich bei Sasuke entschuldigten und Neji deutlich versöhnlicher drein sah. Das dabei niemand ein Wort an Sakura richtete, störte sie nicht. Es war ziemlich heftig, was ihre Freunde da zum Verdauen bekommen hatten. Und sicherlich kamen sie gar nicht auf den Gedanken, einfach in ihre Richtung zu sprechen, wenn sie dort niemanden sehen konnten. Dennoch breitete Sakura, mit einem Danke, ihre Arme aus und schloss Hinata in eine Umarmung. Gut, letztendlich griff Sakura durch ihre Freundin hindurch, weswegen Hinata auch ein Schauer über den Rücken rann. Während Hinata ganz starr wurde, blickte sie mit großen Augen zu Sasuke. Auf dessen Gesicht hatte sich ein Lächeln gebildet. „Sakura hat dich gerade umarmt. Es kribbelt ziemlich, wenn sie jemanden zu berühren versucht.“ Hinata nickte mit dem Kopf und schien nicht mehr ganz so erstarrt, was Sakura ein leises Lachen entlockte. Man, ihre Freundesgruppe war schon ein ziemlich bunt gewürfelter Haufen Verrückter. Erleichtert stellte Sasuke sämtliche Taschen auf dem Boden in seinem Zimmer. Letztendlich waren es ganze acht Taschen geworden. Die Dessous hatten nicht viel Platz weggenommen. Aber es waren noch mehrere Hosen, Röcke, Pullover, Tops, T-Shirts und Kleider dazugekommen, die Sakura alle unbedingt haben musste. Inzwischen fragte sich Sasuke, wie es hatte kommen können, dass er Sakura angeboten hatte, ihr für 70000 Yen (500 Euro) neue Kleidung zu kaufen. Schließlich sah es so gut wie niemand und riss in Sasukes Vermögen ein erhebliches Loch. Ja klar, die Familie hatte Geld, aber Sasuke würde erst Zugriff darauf bekommen, wenn er mit Itachi zusammen den Dojo übernahm. Solange musste er mit dem auskommen, was sich in den letzten Jahren durch Taschengeld, Arbeit und Feiertagen sowie Geburtstagen zusammengekommen war. Das nächste Mal sollte Sasuke erst einmal ordentlich darüber nachdenken, bevor er solch einen Vorschlag machte. Und dennoch konnte es Sasuke nicht gänzlich bereuen, wenn er zu Sakura sah, die mit strahlendem Gesicht ihre Kleidung in Sasukes Schrank tat und sich immer wieder bei ihm dafür bedankte. Sasuke blickte auf seinen Wecker. Es war jetzt kurz nach 22 Uhr. Noch lange hatten die Freunde beisammen gesessen und von den letzten Tagen, sowie von vergangenen Geschichten erzählt. Mit der Zeit wurde auch Sakura in die Gespräche miteinbezogen, als ihren Freunden bewusst wurde, dass sie Sakura andauernd außen vor ließen. Und so war es an Sasuke gewesen, Sakuras Worte immer und immer wieder zu wiederholen. Nach dem Gespräch hatten sie natürlich noch fertig shoppen müssen. Wegen den Dessous war Sakura mit Ino oder Hinata in der Umkleide verschwunden und Sasuke war sich nicht mehr wie ein Volltrottel und Perversling vorgekommen, als er die restliche Kleidung für Sakura bezahlt hatte. Hinata war einfach als seine Schwester ausgegeben worden, die all die Kleidung bekommen sollte. Und das, obwohl Hinata und Sakura überhaupt nicht dieselbe Statur hatten. Anschließend hatten es sich die anderen nicht nehmen lassen wollen und hatten Sasuke regelrecht gezwungen, noch mit ihnen Essen zu gehen. Tatsächlich hatte Sasuke nach diesem Shoppingmarathon Hunger gehabt. Neji hatte sich sogar dazu erbarmt und Sasuke das Essen ausgegeben. Jetzt war Sasuke aber froh, endlich wieder daheim zu sein. Kaum waren sie angekommen, hatte sich Sasuke auch schon ins Bett gelegt. Schaute Sakura dabei zu, wie sie ihre neu erworbene Kleidung erneut inspizierte und sie strahlend in den Schrank räumte. Sicherlich würde sie das einiges an Kraft kosten, doch davon war ihr bis jetzt noch nichts anzusehen. Nach einer Weile – Sasuke war sich sicher, zwischendurch kurz eingenickt zu sein – schreckte er hoch, als er Sakuras Lippen auf seinen spürte. Gerade wollte Sasuke den Kuss erwidern, als sich Sakura auch schon wieder von ihm löste. Sein Herz schlug schneller. Es geschah so oft, wenn er mit Sakura alleine war, das er sich bereits daran gewöhnt hatte. Vor allem stahl sich aber jetzt ein Lächeln auf seine Lippen, weil es das erste Mal war, dass sie sich küssten, seitdem sie offiziell ein Paar waren. Einen Moment, den er ganz gewiss nicht vergessen würde. Du meine Güte, war er verweichlicht. Das durfte Itachi auf keinen Fall erfahren. Ansonsten würde er zum Gespött werden. „Na, endlich wach, du Schlafmütze?“ erkundigte sich Sakura lächelnd, während sie sich neben Sasuke auf das Bett setzte. Als er jetzt zu ihr blickte, stellte er fest, dass sich Sakura umgezogen hatte. Ihr verschmutztes Top und der Rock, ebenso wie die entsprechende Unterwäsche, lagen auf Sasuke Boden verteilt. Stattdessen trug sie nun ein dunkelblaues, seidenes Nachthemd, das fast schwarz wirkte. Es hatte dünne Träger und einen runden Ausschnitt, der mit weißer Spitze versehen war. Der Stoff schmiegte sich wie wogendes Wasser an Sakuras Körper, bedeckte nur die obere Hälfte ihrer Oberschenkel. Augenblicklich regte sich etwas in Sasuke. Sein Verlangen flammte auf und Sasuke konnte an nichts anderes mehr denken als daran, dass er jetzt Sakura wollte. Sofort. „Weißt du, ich glaube, ich habe mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt“, gab Sakura leise von sich. Sie hatte seinen Blick wohl bemerkt und richtig gedeutet. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, strich sich Sakura eine Strähne aus dem Gesicht. Sasuke schluckte schwer. Sakura sah so unwiderstehlich aus. „Ich wüsste auch wie“, brachte er mit rauer Stimmer hervor. Lächelnd beugte sich Sakura zu ihm hinab. „Sag mal, zählt das zu einer Form der Prostitution?“ Mehr als verwirrt Blicke Sasuke zu der Frau in seinen Armen. Sakura hatte sich an ihn gekuschelt, jeweils ein Arm und ein Bein hatte sie um ihn herum geschlungen, ihr Kopf ruhte auf Sasukes Brust, während sie ihn aus großen, grünen Augen ansah. Sasuke hatte die Decke über ihre nackten Körper geschlagen. Durch das offene Fenster wehte ein kühler Wind in das Zimmer. „Bitte? Prostitution? Hab ich was nicht mitbekommen?“ Auf Sasukes verständnislosen Blick hin, kicherte Sakura drauf los. „Ich meine, weil ich doch mit dir geschlafen habe.“ Nach dieser Erklärung, war Sasuke noch verwirrter als zuvor. Seit wann war es Prostitution, wenn man mit ihm Sex hatte? Er verstand die Welt nicht mehr. Hatte sich Sakura etwa eine Gehirnerschütterung zugezogen? Schließlich war Sakura während des Sex mit dem Kopf gegen sein Bettende geknallt. In dem hitzigen Gefecht hatte Sakura ihn nur angeknurrt, als er aufhören und sich um sie kümmern wollte. Wobei, konnten Geister sich überhaupt eine Gehirnerschütterung zuziehen? „Ach, Sasuke! Jetzt stell dich doch nicht so dumm an! Ich meine, weil du mir für so viel Geld Klamotten gekauft hast und wir anschließend im Bett gelandet sind!“ Endlich erhellte Sakura Sasukes Gedanken. Trotzdem war die Sorge um eine mögliche Gehirnerschütterung nicht gänzlich verschwunden. Sasuke schüttelte den Kopf. „Auf was für Ideen kommst du eigentlich?“ fragte Sasuke rhetorisch, woraufhin Sakura erneut loslachte. Auch Sasuke schmunzelte, als sich Sakura wieder an ihn kuschelte. Unweigerlich dachte er bei Sakuras nacktem Körper wieder an den Sex von eben. Dieses Mal war Sasuke einmal nüchtern gewesen. Und er hatte sich deutlich besser angestellt als die Male zuvor, fand Sasuke. Als ob Sakura seine Gedanken erraten hätte, murmelte Sakura zufrieden: „Hm, ich bin total platt. Du machst mich total fertig.“ Ihre Worte unterstrich Sakura noch mit einem zusätzlichen Lächeln und einem befriedigendem Kuss. Wenn es nach Sasuke ginge, würde er sofort wieder mit Sakura schlafen. Klein Sasuke war auf jeden Fall wieder bereit, so steif wie er sich aufrichtete. Dennoch beließ es Sasuke dabei. Stattdessen schlang er einen weiteren Arm um Sakura. So groß sein Verlangen auch war, so müde war Sasuke. Schließlich war sein heutiger Tag anstrengend und stressig genug gewesen. Kurz darauf dämmerte Sasuke weg. Vorsichtig strich Sakura eine neckische Strähne aus Sasukes Gesicht. Er sah so friedlich aus, wie er da schlafend neben ihr lag. Obwohl Sakura jetzt schon wochenlang Sasuke nachts beim Schlafen zusah, konnte Sakura von diesem Anblick nicht genug bekommen. Das würde sie wohl nie. Ein herzhaftes Gähnen ließ Sakura zurücksinken. Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen, als es sich Sakura auf Sasukes Brust gemütlich machte. Heute war ein wirklich super Tag gewesen. Sakura hätte nie geglaubt, dass sich der Tag so entwickeln würde. Jetzt wussten endlich ihre Freunde bescheid. Kannten die Wahrheit. Vielleicht, wenn auch Kakashi alle Fakten kannte, würden er und Sasuke ihr zustimmen, dass Sakura endlich ihrer Familie alles erzählen konnte. Und dann müsste sich Sakura keine weiteren Sorgen um ihre Tante und ihren Onkel machen müssen. So, wie sich die Situation entwickelte, kam in Sakura die Hoffnung auf, dass alles wieder gut werden würde. Auch im Bezug auf ihren Zustand als Geist. Erneut musste Sakura gähnen. Der heutige Tag war wirklich anstrengend gewesen. Und obwohl sich Sakura eigentlich geschworen hatte, Sasuke nicht so schnell klein bei zu geben, hatte sie nicht anders gekonnt. Das Verlangen hatte die Kontrolle übernommen und dann waren sie nun einmal im Bett gelandet. Das hieß aber noch lange nicht, dass Sakura Sasuke wieder vertraute. Ja, lieben schon, aber das war etwas anderes. Sonderlich länger konnte Sakura nicht darüber nachdenken. Die Müdigkeit überrannte sie und kurz darauf schlief Sakura lächelnd in Sasukes Armen ein. „Ihr habt mir zugesichert, dass ich meine Rache bekomme. Dann sorgt endlich dafür, dass ich sie erhalte! Haltet Euren Teil des Handels ein!“ Ein tiefes Grollen, einem Erdbeben gleich, erfasste den dunklen, feuchten Keller. Die tönernen Schalen auf dem Boden, sowie der Tisch mit etlichen Ton- und Glasgefäßen Wackelten unter dem lauten Gebrüll. Die Kerzen flackerten wild auf, tanzten einen wilden Tanz, verursacht durch einen nicht spürbaren Sturm, der durch den steinernen Keller fegte. Orochimaru zuckte bei dieser Machtdemonstration zusammen, taumelte einen Schritt zurück, ehe er sich besann. Er durfte keine Schwäche zeigen. Ansonsten wäre er gleich verloren. Eine kalte Stimme fegte durch den Keller. In einer zischenden, gutturalen Sprache sprach der Dämon zu Orochimaru. Wies ihn in seine Schranken. Wurde daran erinnert, dass er nur der Diener war und seine Seele für diesen Handel verpfändet hatte. Von jetzt auf gleich fegte ein heftiger Wind durch den Keller, löschte alle Kerzen aus. Dann war es ruhig. Der Dämon war verschwunden. Fluchend holte Orochimaru ein Streichholz aus seiner Tasche und zündete es an. In dem fahlen Licht wirkte sein Gesicht unnatürlich blass und scharf. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Der Dämon hatte ihm auch nicht groß helfen können. Der Hinweis, der Dämon könne nichts tun, solange Sakura nicht anwesend war, half ihm nicht weiter. Orochimaru musste Sakura selbst hierher bringen, erst dann konnte der Dämon dafür sorgen, dass Sakura gänzlich an ihn gebunden wurde. Dann musste sie auf jedes seiner Worte hören, seine Befehle ausführen und sein Plan würde gelingen. Und dann würde Orochimaru endlich seine lang ersehnte Rache bekommen! Nur jetzt benötigte er einen Plan, wie er Sakura von dem verhassten Uchiha trennen konnte. Wenigsten wusste er, wo er sie finden konnte. Nur an sie heran zu kommen, würde sicherlich schwierig werden. Sein magisches Buch, in dem okkulte Sprüche, Banne und Aufrufungen standen, würde ihm dabei sicherlich helfen. Mit einer Handbewegung löschte Orochimaru das Streichholz. Beinahe hätte es ihm die Finger verbrannt. Mit der Hand tastete sich Orochimaru durch den Keller, bis er den Lichtschalter fand und betätigte. Jetzt hatte er auch genügend Licht, um zu lesen. Kapitel 20: Finsternis ---------------------- Als Sakura die Augen aufschlug, stellte sie verwundert fest, dass sie sich in ihrem eigenen Zimmer befand. Wie war sie nur hierher gekommen? Sakura konnte sich nicht daran erinnern. Aber es stand außer Frage. Dies hier war ihr Zimmer. Es war groß und geräumig, aber nicht zu groß. Sakura mochte es gemütlich und kuschelig. Daher befand sich hier, außer ihrem Bett, auch noch eine Couchgarnitur. Der Schreibtisch mit Computer und Drehstuhl stand in der einen Ecke ihres Zimmers. An sämtlichen rot und gelb gestrichenen Wänden, hingen Bilder und Poster. Allerdings konnte Sakura davon kaum welche ausmachen, da lediglich das schwache Mondlicht etwas Helligkeit in ihr Zimmer brachte. Auch ihr großes Bücherregal stand im Schatten. Alles sah so aus, wie Sakura ihr Zimmer vor… Wie viel Zeit war eigentlich seit… Seit was eigentlich? Irritiert runzelte Sakura die Stirn. Sicherlich lag es an ihrem merkwürdigen Traum, der noch nicht all seine Tentakeln von ihr genommen hatte. Entschieden schüttelte Sakura mit dem Kopf. Das war schließlich nur ein dummer Traum gewesen. Sakura war lebendig. Warum sollte sie als Geist bei Sasuke herumspuken? Ihre Fantasie war wohl mit ihr durchgegangen. Vielleicht hatte sie doch ein wenig zu viel getrunken. Das letzte, woran sich Sakura noch genau erinnern konnte, war, dass sie auf Sasukes Feier gewesen war. Sie und all ihre Freunde und noch einige mehr. Gemeinsam hatten sie ihren Schulabschluss gefeiert. Aber wie Sakura nach Hause gekommen war... Daran fehlten ihr die Erinnerungen. Sicherlich würden sie noch kommen. Oder aber Sakura hatte einen Filmriss. Hoffentlich hatte ihre Tante das nicht mitbekommen. Jiraiya sah das nicht so eng, aber Tsunade – die selbst genug trank – war bei so etwas sehr streng. Wenn Tsunade wüsste, dass Sakura mit ihrem Ex auch Sex gehabt hatte! Tsunade würde aus allen Wolken fallen! Bei diesem Gedanken breitete sich ein kleines Lächeln auf Sakuras Gesicht aus. Kurz darauf war es aber schon wieder verschwunden. Ein merkwürdiges Gefühl kam in ihr auf. Drängend. Als wäre es wichtig, dass sie… Ja, was nur? Sakura kam es so vor, als wäre sie hier vollkommen fehl am Platz. Als müsse sie jetzt eigentlich ganz woanders sein. Nur wo? Ziemlich irritiert, kletterte Sakura aus ihrem warmen Bett. Ohne sich ihre Hausschuhe anzuziehen, die direkt neben ihrem Bett standen, verließ Sakura ihr Zimmer. Zielstrebig ging Sakura den dunklen Flur entlang, bis sie zur Treppe kam, die in den ersten Stock führte. Leise schlich Sakura auf Zehenspitzen voran. Immer wieder hielt Sakura inne, wenn unter ihr eine der Holzstufen knirschte. Doch im Haus rührte sich nichts. Alles lag ruhig im Dunkeln. Gut so. Tsunade mochte es gar nicht, wenn sie jemand beim Schlafen störte. Und Jiraiya… Na gut, ihr Onkel war vielleicht auch auf Sauftour. Wer weiß? Es wunderte Sakura gar nicht, dass sie einen Filmriss hatte. So wie sie groß geworden war? Lässig zuckte Sakura mit den Schultern, während sie ihren Weg ins Erdgeschoss fortsetzte. Dabei kam es ihr so vor, als wäre die Treppe auf einmal doppelt so lang wie vorher. Auch die einzelnen Räume, die Sakura durchquerte, kamen ihr leicht verändert vor. Außerdem gab es auf einmal Ecken, die vorher nicht da gewesen waren. „Unsinn“ flüsterte Sakura leise, aber entschieden vor sich hin. „Jetzt fang nicht an zu spinnen! Das ist sicherlich noch der Restalkohol im Blut! Das nächste Mal Finger weg vom Sake!“ Dennoch rann Sakura einen Schauer über den Rücken. Auch wenn sie nicht wusste, wo sie hin ging oder was dieses nicht zu definierendes Gefühl zu bedeuten hatte, setzte Sakura zielsicher einen Fuß vor den anderen. Ihr Körper wusste wohl, wo es lang ging. Erneut schüttelte Sakura den Kopf. Langsam fing sie echt an zu spinnen. Vielleicht träumte sie aber auch noch. So ein Traum im Traum. Das würde zumindest einiges erklären. Vor allem, warum Sakura barfuss in den großen Garten ging. Nachdem Sakura vorsichtig die Hintertür des Hauses geöffnet hatte, lag der große, im japanischen Styl gehaltene, Garten da. Die Bäume hoben sich als schwarze Schatten aus der Dunkelheit hervor. Die kleine Brücke, die über einen Bach gebaut war, konnte Sakura nur erahnen. Es war ihr Lieblingsplatz. Im Frühjahr und Sommer saß Sakura gerne auf der Holzbrücke, ein Buch in der Hand und genoss das Wetter. Die vielen Kirschbäume auf dem Grundstück passten wunderbar in das Bild. Sakura hatte es immer gefallen, dem leisen Flüstern und Plätschern des Baches zuzuhören. Fast an der Grenze zwischen Wiese und Kiesweg, der hinauf zum Haus führte, kam eine kleine Quelle zu Tage, aus der sich der kleine Bachlauf gebildet hatte. Das war nicht immer so gewesen. Als Sakura etwa vier Jahre alt gewesen war, brach die Wiese – nach einem schwachen Erdbeben – auf und gab die kleine Quelle preis. Daraufhin wurde die Brücke überhaupt erst gebaut. Wobei sie nicht wirklich nötig gewesen wäre. Schön sah es dennoch aus. Und obwohl Sakura der Garten und sein Anblick so vertraut waren, beschlich sie ein merkwürdiges Gefühl. Nicht bedrohlich, aber auch nicht harmlos. Vielleicht lag es daran, dass der Garten im Dunkeln lag. Der Mond und die meisten Sterne wurden von dichten, dunklen Wolken verdeckt. Gänsehaut bildete sich auf Sakuras Armen. Jetzt bereute sie es, sich keine Schuhe angezogen zu haben. Ihre nackten Füße berührten das langsam nasser werdende Gras, als Sakura über die Wiese ging. Wohin, war ihr noch immer nicht klar. Es war wirklich erschreckend, wenn der eigene Körper nicht das tat, was man wollte. Als wäre man eine Puppe und jemand würde einen an Seilen führen. Bei diesem Gedanke schluckte Sakura schwer. Da es sich aber sowieso nur um einen Traum – zugegeben, um einen echt merkwürdigen, gruseligen Traum – handelte, machte sich Sakura nicht länger Gedanken darum. Vielmehr interessierte es sie, wo ihr Körper sie hinführte. Würde sie das weitläufige Grundstück verlassen? Natürlich gab es hier Nachbarn. Da jedoch die Grundstücke von einer großen Fläche Wiese und Garten umgeben waren, kamen sich die Häuser nicht allzu nahe. Dennoch. Hier im Garten herrschte dasselbe Phänomen wie im Haus. Auf den ersten Blick sah der Garten so aus, wie er auch sein sollte. Sobald Sakura jedoch auf etwas zusteuerte, wurde der Weg immer länger. Außerdem schlug sie Kurven, obwohl vor ihr kein Hindernis zu erkennen war. Sakura war von dieser Tatsache abgelenkt genug, um nicht weiter darüber nachzudenken, wo es sie wohl hin verschlug. Nach einigen weiteren Schritten, war sie an der kleinen Brücke vorbei gegangen. Obwohl sie in der Nähe des Baches war, konnte Sakura das leise Plätschern des Wassers nicht hören. Egal wie sehr sie sich anstrengte. Nach einigen weiteren Metern, tauchte eine leicht rundliche Silhouette in Sakuras Blickfeld auf. Wenn sich Sakura nicht täuschte – und momentan wollte sie sich wirklich nicht hundertprozentig festlegen – tauchte vor ihr der Pavillon auf. Eigentlich war der Pavillon in der Nähe der kleinen Brücke. Aber Sakura war bereits so weit weg von der Brücke, sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie überhaupt noch auf dem Grundstück ihrer Familie war. Aber im Moment sah es hier sowieso anders aus. Sakura hatte nicht damit gerechnet, dass der Pavillon ihr Ziel sei. Obwohl Sakura bisher immer kreuz und quer durch die Gegend gelaufen war, steuerte sie nun direkt auf das offene Holzgebäude zu. Es war, wie Pavillons nun einmal gebaut waren, rundlich. Sechs Säulen waren in einem Kreis angeordnet, die das Dach hielten. Das Holz war weiß gestrichen. Erst dieses Frühjahr hatte Sakura mit Neji und ihrem Onkel die Farbe erneuert. Sakura war inzwischen nahe genug, um den Tisch, der in der Mitte des Pavillons stand, zu erkennen. Mehrere Stühle standen darum. An einer Seite an der offenen Wand stand eine Bank. An dem runden Rand des Daches, waren viele Blumenkübel an einem Haken befestigt. Etliche verschiedene Pflanzen, wie Magenta, Orchideen, Hyazinthen, Magnolien und noch vieles mehr waren in den Blumentöpfen vorzufinden. Es war jedoch zu dunkel, als dass Sakura die verschiedenen Pflanzen auch gut erkennen konnte. Sie alle wirkten schwarz. Keine der bunten Farben konnten durch die Dunkelheit dringen. Als Sakura einen zweiten, genaueren Blick auf die Pflanzen warf, weiteten sich ihre Augen überrascht. Wenn sich Sakura nicht täuschte – und das konnte bei dieser Dunkelheit durchaus der Fall sein – dann waren alle Pflanzen verwelkt. Die Angst kroch Sakura in den Nacken. Obwohl in Sakura inzwischen jede Faser ihres Körpers danach schrie, wegzulaufen – und zwar so schnell wie möglich – tat sie es doch nicht. Oh, Sakura selbst hielt hier überhaupt nichts. Doch auch jetzt, obwohl sich Sakura anstrengte, gehorchte ihr Körper ihr immer noch nicht. Stattdessen hob sich ihr rechter Fuß und betrat die erste, der drei Stufen, die hinauf zum Pavillon führten. Der Schweiß brach Sakura aus, als sie gegen ihren Körper kämpfte. Von außen konnte man davon nichts sehen. Schließlich fand das alles nur in ihrem Kopf statt. Die Anstrengung dieses, von Misserfolg gekrönten, Versuches, ließ den Körper der jungen Frau aber nicht ganz ohne Folgen. Nur, schwitzen würde Sakura auch nicht weiter helfen. Unaufhörlich hob und senkten sich ihre Füße. Stufe für Stufe – und es waren leider nur so wenige! – erklomm Sakura den Pavillon. Warum nur war ausgerechnet jetzt der Weg nicht so ungewöhnlich lang? Auch wenn das hier ein Albtraum war – dessen redete sich Sakura immer wieder ein – wollte sie ganz gewiss nicht wissen, was geschah, wenn sie den Pavillon gänzlich betreten hatte. Und das etwas geschehen würde, dessen war sich Sakura sicher. In genau diesem Moment kam Sakuras linker Fuß auf dem Holboden auf. Jetzt war Sakura gänzlich auf dem Pavillon angekommen. Kaum war dies der Fall, wurde die Dunkelheit um sie herum noch schwärzer. Die Finsternis kam auf sie zu, streckte die Fühler nach ihr aus und umschlang Sakura langsam. Während die einzelnen Tentakeln der Finsternis Sakura berührten und sich an ihrem Körper entlang schob, wusste Sakura, dass das nicht normal war. Die Schwärze hatte Tentakeln, die nach ihr griffen. Zudem konnte Sakura die Finsternis auf sich fühlen. Wie eine kalte, schleimige Masse, fühlte es sich an. Und genau davon wurde Sakura langsam verschlungen. Panik kam in Sakura auf. Ihr Körper stand jedoch starr da. Nicht ein Muskel bewegte sich, während die schwarze Masse ihrem Gesicht näherte. Es war ein schreckliches Gefühl. Der Körper ganz starr, Herzschlag und Puls weiterhin normal und das, obwohl Sakuras Gedanken Amok liefen. Und dann war die Finsternis in ihrem Gesicht, umfloss Augen, Nasen und letztendlich den Mund. Das einzige, was Sakura neben dieser alles verschluckenden Finsternis wahrnahm, war eine eisige Kälte. „Das war’s“, war Sakuras letzter Gedanke, ehe auch die Finsternis und Kälte verschwanden. Mit einem Ruck war Sasuke wach und saß kerzengerade in seinem Bett. Sein Herzschlag ging schnell und pochte lautstark in seiner Brust. Sasuke konnte es regelrecht hören. Nur, was hatte ihn so aufgeschreckt? Schlecht geschlafen hatte Sasuke nicht. Wie auch, wenn er vor einigen Stunden noch außerordentlich guten Sex mit Sakura gehabt hatte? Vielleicht war da ein lautes Geräusch gewesen? Fragend sah sich Sasuke in seinem Zimmer um. Da er vergessen hatte, die Rollläden an seinen Fenstern herunter zu lassen und so das Mondlicht hineinfiel, konnte Sasuke einzelne Möbel als Schemen erkennen. Als er seinen Blick auf die Bettseite neben sich fallen ließ, hoben sich seine Augenbrauen vor Überraschung. Sakura war nicht da. Schnell ließ Sasuke seinen Blick erneut durch sein Zimmer schweifen, konnte sie jedoch nirgends sehen. Aber warum sollte Sakura auch ausgerechnet hier sein, fragte sich Sasuke. Schließlich schlief Sakura wirklich nur sehr selten. Die meiste Zeit der Nacht verbrachte Sakura irgendwo im Haus. Oft genug unterhielt sich Sakura mit Kakashi. Und dennoch hatte Sasuke ein ungutes Gefühl. Sakura war nicht hier. Dessen war er sich nach kurzer Überlegung sicher. In seiner Magengegend hatte sich ein ziehender Druck eingeschlichen. Davon war er wohl auch wach geworden, wurde Sasuke bewusst. Und wäre er im ersten Moment nicht so überrascht gewesen hätte er es sicherlich früher festgestellt. Es war dieses merkwürdige Gefühl, wenn Sakura und er zu weit voneinander entfernt waren und es sie wieder zueinander zog. Diese merkwürdige Verbindung! Es fühlte sich an, als wäre in Sasukes Bauch ein Schnurende festgeknotet worden und das andere Ende befand sich bei Sakura. Wenn sie zu weit voneinander entfernt waren, spannte das Seil und zog sie wieder zueinander. Beunruhigt und sich fragend, wo Sakura wohl stecken mochte, schwang Sasuke seine Beine aus dem Bett und stand auf. Schnell zog er sich Shorts und T-Shirt über, schlüpfte in seine Turnschuhe und beeilte sich, aus dem Haus zu kommen. Dabei gab sich Sasuke Mühe, niemanden zu wecken. Jetzt war keine Zeit dafür, dass ihn jemand aufhielt. Woher Sasuke wusste, dass er sich beeilen musste, wusste er selbst nicht. Aber er hatte ein ungutes Gefühl. Sakura musste doch merken, dass sie sich zu weit von ihm entfernt hatte. Warum also kam sie nicht zurück? Anstatt umzukehren, wo auch immer Sakura sich gerade befand, entfernte sie sich immer weiter von ihm. Auch wenn Sasuke nicht wusste, wo sich Sakura aufhielt, er musste nur dem Band folgen, das sie beide miteinander verband. Es würde ihn schon dahin führen. Zu Sakura. Da Sasuke das unbestimmte Gefühl hatte, dass er keine Zeit zu verlieren hatte, rannte Sasuke durch die nächtlichen Straßen Tokios. Obwohl es mitten in der Nacht war, gab es genügend Leuchttafeln, die noch hell erstrahlten. Ebenso war in manchen Häusern noch Licht an. Auch genügend Autos fuhren auf den Straßen. Doch es war beileibe nicht so voll wie tagsüber. Was auch gut war, denn Sasuke achtete nicht auf seine Umgebung und war auch bereits mit einem jungen Mann zusammen gestoßen. Sasuke hatte anderes im Kopf und brachte nicht einmal eine Entschuldigung hervor. Inzwischen rannte Sasuke immer schneller. Als er das Haus verlassen hatte, war ihm noch etwas frisch gewesen. Jetzt inzwischen sammelte sich der Schweiß zwischen seinen Schulterblättern, auf seiner Brust und rann ihm das Gesicht hinunter. Sasuke wusste nicht, wie lang er bereits durch die Nacht rannte. Er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt in die richtige Richtung lief. Eigentlich schon. Der Schmerz war nicht schlimmer geworden. Im Gegenteil. Der Druck in seiner Magengegend ließ langsam nach, wurde mit jedem Schritt weniger. Also musste er Sakura näher kommen! An diesen Gedanken hielt sich Sasuke fest. Das ungute Gefühl, was er anfangs nicht genau definieren konnte, war immer stärker geworden. Sasuke war sich inzwischen sehr sicher, dass Sakura in Schwierigkeiten steckte. Sie war in Gefahr! Aber wie, verdammt noch mal, handelte sich ein Geist Schwierigkeiten ein? Abrupt blieb Sasuke stehen. Jetzt wusste er, wo sich Sakura befand. Oder zumindest bei wem. Diesem ominösen > Meister <, der dafür verantwortlich war, dass Sakura überhaupt erst aus dem Grab gestiegen war. Und zwar als Geist! „Scheiße!“ fluchte Sasuke lautstark vor sich hin. Er musste sich beeilen. Was konnte dieser Typ nur mit Sakura vorhaben? Was um alles in der Welt, fängt man mit einem Geistermädchen an? Wenn Sasuke so darüber nachdachte, wollte er gar nicht wissen, was genau der > Meister < mit Sakura vorhatte. Sicherlich nichts Gutes. Daher setzte sich Sasuke wieder in Bewegung, rannte los in die Richtung, die das Band zwischen Sakura und ihm vorgab. Nur am Rande nahm Sasuke wahr, dass er den belebten Teil Tokios schon lange hinter sich gelassen hatte. Er war auch nicht in der Gegend, wo die Schönen und Reichen, wie zum Beispiel Sakura, wohnten. Nun, indirekt stimmte es eigentlich schon. Und auch die Schönen und Reichen wurden hier zu ihrer letzten Ruhe gebracht. Sasuke war nirgends anders, als auf dem Friedhof, in dem Sakura begraben lag. Inzwischen war das Ziehen aus seinem Magen verschwunden. Sakura musste hier sein. Etwas anderes kam nicht in Frage. Nur wo? Der Friedhof war groß genug. Schließlich starben in Tokio genügend Menschen. Sasuke hatte aber eine Vermutung. Mit wild klopfendem Herzen, es schlug nicht nur so schnell, weil er gerannt war, ging Sasuke in die Richtung, wo Sakuras Körper begraben lag. Je näher er Sakuras Grab kam, desto langsamer und bedachter wurden seine Schritte. Gerade kam die Stelle von Sakuras Grab in Sicht, als Sasuke seine Freundin auch schon ausmachen konnte. Seinem ersten Impuls folgend, wäre Sasuke beinahe zu Sakura gelaufen. Im letzten Moment, er hatte bereits einen Schritt nach vorne gemacht, blieb Sasuke stehen. Besann sich. Der mysteriöse > Meister < musste hier ganz in der Nähe sein. Sasuke wollte nicht in Gefahr geraten, weil er einem Psychopathen direkt in die Arme gelaufen war, weil er sein Hirn nicht eingeschaltet hatte! Schnell blickte sich Sasuke um. Nur zwei Schritte weiter rechts von ihm, befand sich ein Baum. In sekundenschnelle versteckte sich Sasuke hinter dem dicken Stamm. Es war wohl eine Eiche oder so. Sasuke war noch nie gut in solchen Dingen gewesen. Warum machte er sich also jetzt Gedanken darüber, hinter welchem Baum er stand? Sasuke schüttelte seinen Kopf. Er musste klar denken können. Durfte nicht in Panik geraten oder etwas Unüberlegtes tun. Schließlich musste er Sakura retten! Apropos Sakura. Mit zusammengezogenen Augenbrauen, die Augen leicht zu Schlitzen verengt, sah Sasuke zu seiner Geisterfreundin. Warum stand Sakura stocksteif vor ihrem Grab? Sie müsste doch gemerkt haben, dass er hier war! Warum reagierte sie dann nicht? Angstvoll schluckte Sasuke schwer. Er hatte das ungute Gefühl, dass mit Sakura etwas nicht stimmte. Wenn nicht ein leichter Wind die rosafarbenen Strähnen ihres Haares bewegen würden, hätte Sasuke Sakura für eine Schaufensterpuppe gehalten. Besorgt sah sich Sasuke um. Erst nach links, dann nach rechts. Dank dem Licht, das der Mond auf den Friedhof warf, konnte Sasuke eine Unmenge an Gräbern entdecken, verschiedene Bäume und ansonsten nur Sakura. Anscheinend war niemand hier. Vielleicht sollte er zu Sakura rennen und sie einfach mit nach Hause nehmen! Etwas besseres fiel Sasuke nicht ein. Und da die Luft rein war… In dem Moment, als Sasuke ein Stück hinter dem Baum hervorgetreten war, blieb er wie angefroren stehen. Verdammt, er wurde entdeckt! „Entschuldige, dass ich dich habe warten lassen. Aber jetzt kann es ja losgehen.“ Es dauerte einen Moment, bis Sasuke realisierte, dass nicht mit ihm gesprochen wurde, sondern ein Mann mit Sakura sprach. Schnell verschwand Sasuke wieder hinter dem Baum. Wenn der Mann nicht gerade etwas lauter gesprochen hätte, weil er noch ein Stück von Sakura entfernt gewesen war, hätte Sasuke wohl kein Wort mitbekommen. Inzwischen war der Mann, der wohl auch der Meister war, bei Sakura angekommen. Er war, für einen Mann, nicht allzu groß. Aller höchsten 1,75 cm. Und er hatte lange, dunkle Haare. Mehr konnte Sasuke bei dem Zwielicht nicht erkennen. Und dennoch kam es Sasuke so vor, als würde er den Mann kennen. Inzwischen redete der unbekannte Mann mit Sakura. Sasuke konnte seine Stimme hören, verstand allerdings kein Wort. Dafür war er zu weit weg. Verzweifelt sah sich Sasuke um. Er musste näher an die beiden heran kommen! Allerdings sah er kein Versteck, dass näher war, als sein jetziges. Angestrengt dachte Sasuke nach. Konnte er es sich erlauben, aus seinem Versteck zu treten? Er konnte ja nicht wissen, ob der Mann bei Sakura eine Waffe bei sich trug. Oder ob er Sakura etwas antat, wenn Sasuke näher kam. Das war ein zu hohes Risiko. Allerdings, wenn Sasuke hinter dem Baum blieb, wie sollte er so Sakura helfen? Vielleicht sollte sich Sasuke erst einmal ansehen, was dieser Typ mit Sakura vorhatte. Eventuell würde ihm bis dahin etwas eingefallen. Oder aber, es ergab sich eine Situation, wie Sasuke den Fremden überwältigen konnte. Auch wenn es ihm nicht gefiel, blieb Sasuke vorerst hinter dem Baum versteckt. Wartend und beobachtend. Kapitel 21: Der Meister ----------------------- Endlich. Er hatte lange genug auf diesen Moment gewartet. Und dabei war dies hier nicht einmal sein eigentliches Ziel. Aber um es zu erreichen, benötigte er dieses durchsichtige, blasse Mädchen vor ihm. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Orochimarus Gesicht. Oh ja, endlich würde er bekommen, wonach er sich schon so lange gesehnt hatte. Tsunade war fällig. Und ihr Untergang würde niemand anderes als ihre eigene Nichte hervorrufen. Bei diesem Gedanken wurde das kalte Lächeln auf Orochimarus Lippen noch ein wenig breiter. Er war seinem Ziel so nahe. Vor lauter Vorfreude und Tatendrang, rieb Orochimaru seine blassen Hände aneinander. „Ich bin dein Meister, du meine Dienerin. Du wirst mir gehorchen und all meine Befehle zu meiner Befriedung erfüllen.“ Gebieterisch, keine Einwände erwartend, peitschte seine kalte Stimme durch die frische Sommernacht. Zu seiner großen Genugtuung, blieb das Geistermädchen still und starr, wo es war. Dies war wohl ihre stumme Zusage, zu tun, was auch immer er von ihr verlangte. Natürlich musste sie es. Schließlich hatte Orochimaru einen komplexen Zauber gesprochen, um sie an ihr Grab zu locken. Hier war sie schwach. Ihre Gebeine raubten dem Geistermädchen ihre Kräfte. Der Tod war hier zu präsent. Gerade deswegen, war Orochimarus Macht über das tote Mädchen hier am Größten. Damit die Tote aber auch immer und überall tat, was er wollte, musste Orochimaru Sakura erneut an sich binden. Und die Bindung an den Uchiha erst einmal vernichten. Um genau dies zu tun, ließ Orochimaru seine rechte Hand in die Tasche seiner Jacke gleiten. Als seine Finger das kühle Metall berührten, konnte er spüren, wie die Macht durch seinen Körper strömte. Oh ja. Er hatte Macht. Und dieses junge, tote Mädchen würde sie gleich zu spüren bekommen. Und seine Wut, die er gegenüber Tsunade hegte. Das Messer aus Silber glänzte leicht im schwachen Mondlicht, als Orochimaru es aus seiner Tasche holte. Er hob den Arm. Das Messer, mit der scharfen Spitze, war direkt auf Sakuras Gesicht gerichtet. Nur wenige Zentimeter trennten die todbringende Klinge von der zarten, weichen Haut. Es wäre so einfach, das hübsche Gesicht zu zerschneiden und verstümmeln. Aber so einer war Orochimaru nicht. Es lag ihm nicht, andere Menschen zu verletzen. Zumindest nicht körperlich. Er hatte gerne die Macht über andere. Setzte Leute gerne unter Druck und demonstrierte ihnen, dass sie nur eine dumme Ameise waren, während er die Lupe in der Hand hielt. Langsam ließ Orochimaru die Klinge wieder sinken. Das Mädchen vor ihm hatte sich immer noch nicht geregt. Es zuckte nicht einmal zusammen, als Orochimaru die Klinge durch das nun fest gewordene Fleisch an ihrem Arm gleiten ließ. Natürlich konnte Orochimaru den Geist sehen und auch berühren. Leider funktionierte es nur, wenn Orochimaru Silber benutzte, um den Geist zu berühren. Das störte ihn aber nicht weiter. Er hegte nicht den Wunsch, in näheren Kontakt mit dem Geist zu kommen. Er wollte nur, dass sie tat, was er von ihr verlangte. Das Blut floss zähflüssig aus der Wunde, bedeckte die Spitze der Silberklinge. In dem schwachen Licht sah es beinahe aus, als wäre es schwarz. Jetzt war Orochimaru im Besitz von Sakuras Blut. Damit hatte er eine Bindung zu ihr und sie musste tun, was er wollte. Wenn er wieder zu Hause war, konnte er auch dafür sorgen, dass die Bindung mit dem Uchiha verschwand. Zaubersprüche gab es wirklich für alle Situationen im Leben. „Komm mit!“ verlangte Orochimaru. Vorsichtig steckte er die Klinge in einen Plastikbeutel, den er aus seiner anderen Tasche geholt hatte. Anschließend ließ er die verpackte Klinge wieder in seiner Tasche verschwinden. Danach setzte sich Orochimaru in Bewegung. Er musste sich nicht erst umdrehen um zu wissen, dass das Geistermädchen im gehorsam folgte, während er durch die verschiedenen Grabsteine wanderte. Ein kaltes Lächeln der Zufriedenheit bildete sich auf seinen dünnen Lippen. Tsunade war bald nur noch Geschichte. Heute Nacht würde er alles vorbereiten, was noch zu erledigen war. Und dann gehörte ihm Tokio. „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“ Während Sasuke leise vor sich hin fluchte, dachte er angestrengt nach. Mehr als einmal, war Sasuke das Herz vor Schreck stehen geblieben. Er hatte wirklich Angst um Sakura gehabt, als der Fremde ein Messer gezückt hatte. Sasuke konnte wohl über den Ausgang der Situation einigermaßen froh sein. Sakura lebte zumindest noch und hatte, hoffentlich, nur einen kleinen Schnitt abbekommen. Wie tief er wirklich war, wusste Sasuke nicht. Da Sakura die ganze Zeit mit dem Rücken zu ihm gestanden hatte, konnte Sasuke nichts über das Ausmaß der Wunde sagen. Aber jetzt, wo er vor Sakuras Grab stand, konnte er nur kleine, rundliche schwarze Flecken ausmachen. Sakura blutete nicht sonderlich stark. Aber es erschütterte Sasuke dennoch genug. Er hatte nicht geglaubt, dass jemand Sakura etwas antun konnte. Schließlich konnte niemand außer Sasuke sie berühren. Alles und jeder ging durch sie hindurch. Wie sollte sie also von einem Messer verletzt werden? Sasuke erhob sich aus seiner hockenden Position. Sein Blick fiel den Kiesweg entlang. Er konnte Sakura und den irren Meister nicht mehr sehen. Was wohl auch sein Glück war. Ansonsten wäre Sasuke sicherlich schon entdeckt worden. Schließlich hatte er, ohne darüber nachzudenken, sein Versteck hinter dem Baum verlassen und war zu dem Grab gerannt. Da waren Sakura und der Fremde höchsten 50 Meter von ihm entfernt gewesen. Sasuke hatte Glück gehabt. Nur, was sollte er jetzt machen? Sasuke hatte, wenn er so darüber nachdachte, nur zwei Möglichkeiten. Entweder, er folgte der Verbindung und versuchte Sakura auf eigene Faust zu befreien. Was sich als gefährlich erweisen konnte. Schließlich wusste Sasuke nicht, wie viele Personen am Ende seiner Reise auf ihn warten würden und ob diese auch bewaffnet sein würden. Seine zweite Möglichkeit war, Sasuke würde so schnell wie möglich zurück nach Hause rennen und Kakashi und Itachi um Hilfe bitten. Drei erfahrene Kampfsportler würden es schon mit so einigen Männern aufnehmen können. Bewaffnet oder nicht. Allerdings würde das viel Zeit kosten. Und Sasuke war sich nicht so sicher, ob er davon genügend hatte. Wenn Sasuke nur daran gedacht hätte, sein Handy mitzunehmen! Dann könnte er jetzt Kakashi und Itachi anrufen und ihnen alles erklären, während sich Sasuke bereits auf die Verfolgung machen könnte. Aber leider hatte Sasuke nicht so weit mitgedacht. Warum auch? Sasuke hatte sich um Sakura sorgen gemacht. Nie wäre er auf die Idee gekommen, dass sie entführt werden würde! Die Situation überforderte Sasuke. Niemand machte einem im Laufe des Lebens auf eine solche Situation bereit. Aber er musste sich entscheiden. Und zwar schnell. Ob es Sasuke nun gefiel oder nicht, er würde sich wohl alleine auf die Suche nach Sakura machen müssen. Aber er würde vorsichtig sein, sagte er sich immer wieder, während er zwischen den Gräbern zum Ausgang des Friedhofs ging. Er wollte den Kiesweg nicht benutzen, um niemanden auf sich aufmerksam zu machen. Auch wenn er Sakura und den Fremden nicht mehr sehen konnte, hieß das nicht, das der fremde Mann nicht irgendwelchen Hokuspokus benutzte. Wenn Sasuke es nicht besser wüsste, würde er jetzt laut auflachen, bei dem Gedanken daran, dass sich jemand durch Magie schützen würde. Leider wusste es Sasuke besser. Auch wenn Sasuke kaum jemandem begegnete – inzwischen war es selbst für Tokio spät genug das sich niemand mehr auf den Straßen bewegte – rannte Sasuke nicht. Er musste dem mysteriösen > Meister < ein wenig Vorsprung lassen. Schließlich durfte Sasuke nicht entdeckt werden. Er war Sakuras einzige Hoffnung. Außerdem war der Überraschungsmoment auf seiner Seite. Woher sollte der Mann wissen, dass es eine Verbindung zwischen Sasuke und Sakura gab? Egal wo sich Sakura auch befand, gerade wegen dem Band würde er sie finden! Sasuke hatte geglaubt, es würde einige Zeit dauern, bis er bei dem Versteck - oder wo auch immer – des Mannes angekommen sei. Aber nach nicht gerade einmal fünfzehn Minuten blieb Sasuke irritiert stehen. Vor ihm lag ein Haus im Dunkeln. Ein stink normales Haus. Es war weder heruntergekommen oder besonders pompös. Womit Sasuke eigentlich gerechnet hatte. Schließlich hatte irgendein Spinner einen Geist beschworen und verfolgte einen Plan. Was man sonst immer so aus Filmen und Büchern kannte, hatte Sasuke, wenn er ehrlich zu sich war, mit einer kleinen, heruntergekommen Hütte im Wald oder einem verdreckten, miefigen Keller oder einer Gruft gerechnet. Ganz gewiss nicht mit diesem Haus. Und wer sich in Tokio ein Haus, egal wie groß, leisten konnte, musste schon einiges auf dem Bankkonto liegen. Natürlich, das Haus hatte hier und da auch einige Schönheitsmängel. Zum Beispiel war gleich neben der Haustür ein kleiner Riss in der Wand zu sehen. Und jetzt, wo Sasuke dem Haus ein wenig näher gekommen war, sah er auch, dass das Haus einen neuen Anstrich gebrauchen könnte. Auf den ersten, als auch auf den zweiten Blick, sah das Haus ganz normal aus. Haustür, mehrere Fenster mit Vorhängen – zwischen manchen konnte man einen Blumentopf ausmachen – und ein Blumenkübel direkt bei der Haustür. Und hier sollte Sakura gefangen gehalten werden? Laut der Verbindung, ja. Und dennoch hatte Sasuke so seine Zweifel. Wobei, waren nicht gerade in Horrorfilmen die netten Omas, kleine Kinder und friedlich daliegende Gebäude das unheimlichste, weil sie immer Unheil und Tod brachten? Abrupt schüttelte Sasuke seinen Kopf. Wenn er so weiter machte, würde er noch in Panik geraten und damit war Sakura nicht geholfen. Er musste sich konzentrieren. War doch egal, wie das Haus aussah. Sasuke interessierte sich nur dafür, wo sich Sakura befand, wie viele Leute sich in diesem Haus aufhielten und wie er Sakura am schnellsten befreien konnte. Nur wie sollte Sasuke herausfinden, wer sich alles in dem Haus aufhielt. Und auch wo? Und was war mit Waffen? Verdammt, Sasuke konnte zwar kämpfen, aber er war kein Spion und in solchen Sachen nicht geübt. Wenn es Tag wäre, hätte Sasuke einfach an der Tür geklingelt. Irgendetwas wäre ihm wohl eingefallen, warum er hier war. Jetzt war es aber mitten in der Nacht. Irgendetwas zwischen drei und vier Uhr nachts. Der Vordereingang kam also nicht in Frage. Schnell sah sich Sasuke um. Er konnte niemanden sehen. Vorsichtig ging er um das Haus herum. Außer mehreren Räumen, die im Dunkeln lagen, konnte Sasuke nichts erkennen, wenn er durch eines der Fenster im Erdgeschoss sah. Nach wenigen Minuten war Sasuke einmal um das Haus herum gegangen und stand nun wieder vor der Haustür. Es gab keine Hintertür. Das Haus lag vollkommen im Dunkeln. Wie nur sollte Sasuke ins Haus gelangen? Auch alle Fenster waren verschlossen. Das hatte er bereits überprüft. Mit einem frustrierten Seufzer fuhr sich Sasuke durch sein schwarzes Haar. Angestrengt dachte er nach, überlegte, wie er sich Zutritt ins Haus verschaffen konnte. Dabei bemerkte er nicht, dass die Nacht etwas kühler geworden war und er anfing zu frieren. Auch wenn es Sommer war, war dieses Sommer doch eher von Regen gekennzeichnet, anstatt von Wärme und Sonne. Während Sasuke nachdachte, umrundete er noch einmal das Haus. Bei seinem ersten Rundgang hatte Sasuke nur auf offene Fenster im Erdgeschoss und im ersten Stock geachtet. Jetzt jedoch ließ er seinen Blick auch nach unten wandern. Er war gerade an der hinteren Hauswand angekommen, als er abrupt stehen blieb. Schnell ging Sasuke zwei Schritte zurück. Da! Sasuke kniete sich hin. Vor ihm war ein Fenster, das ihm erst gar nicht aufgefallen war. Nur aus den Augenwinkeln hatte Sasuke es noch bemerkt. Jetzt konnte Sasuke ein Gitter vor dem Fenster sehen. Verdammt! Das Fenster war offen. Es war nur angelehnt. Es war seine Chance, in das Haus zu gelangen, aber da war noch dieses blöde Gitter! Sicherlich war das Fenster deswegen nicht unbedingt geschlossen gewesen. Sasuke besah sich die Ränder des Gitters genauer. Leider konnte er nicht viel erkennen, da das Mondlicht die andere Seite des Hauses, dort wo auch die Haustür war, beschien. Daher betastete Sasuke es mit seinen Fingern. Das Gitter bestand nicht aus Stäben. Es war eine Metallfläche, in der sich etliche runde Kreise befanden, um sowohl Licht als auch Sauerstoff durchzulassen. Die Kreise waren gerade groß genug, damit Sasukes Finger hindurchpassten. Vorsichtig zog Sasuke. Das Gitter bewegte sich. Es war locker und dennoch bekam Sasuke es nicht weg. Frustriert setzte sich Sasuke auf den steinernen Boden. Finster starrte er das Gitter an. Gerade eben hatte Sasuke noch gedacht, er würde gleich bei Sakura sein und jetzt hielt ihn ein dummes Gitter auf! Angestrengt kniff Sasuke die Augen zusammen, um bei dem kaum vorhanden Licht etwas sehen zu können. Gleichzeitig setzte sich Sasuke auf, ging zu dem Gitter und blieb mit seinem Gesicht nur wenige Millimeter davor stehen. Mit Augen und Fingern untersuchte Sasuke das Metal. Seine Finger fuhren über die Ränder. Sie waren rau und rissig. Daher versuchte Sasuke, das Metal nur noch leicht zu berühren, um sich nicht zu schneiden. Das Gitter war direkt in die Wand eingelassen. Es gab keine Scharniere, mit deren Hilfe man das Gitter aufklappen konnte. Es saß bombenfest. Gut, das Metall fing an manchen Stellen bereits an zu rosten. Aber das half Sasuke nicht weiter. Und auch wenn Sasuke das Gitter vorhin leicht bewegen konnte, so war das nicht so viel, wie er sich erhofft hatte. Erneut zog Sasuke daran. Doch das Gitter gab nicht nach. Frustriert musste sich Sasuke eingestehen, das er hier wohl auf eine Sackgasse gestoßen war. Durch dieses Fenster würde er das Haus nicht betreten können. Also musste ein anderer Plan her. Und zwar schnell! Wie jedes Mal, wenn er sein schwarzes Buch benutzte, befand sich Orochimaru im Keller seines Hauses. Hier bewahrte er all seine Materialien, wie Kräuter, Kerzen und Tierblut, auf. Inzwischen zierte der Boden ein Pentagramm, das falsch herum aufgezeichnet war. Mit der spitze nach oben. So entfaltete es seine schwarze Kraft. Es war nicht dasselbe Pentagramm, mit dem Orochimaru den Dämon rief. Dieses Zeichen hier sorgte dafür, dass das Geistermädchen in diesem Raum blieb. Auch wenn Orochimaru seiner Macht vertraute, wollte er dennoch auf Nummer sicher gehen. Sakura sollte ihm nicht abhanden kommen. Das Pentagramm hielt Sakura an Ort und Stelle. Sie konnte es nicht verlassen. Außer Orochimaru befahl es ihr. Was er auch gleich machen würde. „So, meine neue Dienerin. Ich hoffe, du bist schon gespannt darauf, was für Aufgaben du für mich erledigen darfst.“ Orochimaru machte eine kurze Pause. Natürlich würde der Geist ihm nicht antworten. Die Tote befand sich noch immer im Bann seines Zaubers, der dafür gesorgt hatte, dass das Mädchen zum Friedhof gekommen war. Aber der Zauber würde bald seine Wirkung verlieren. Spätestens wenn die Sonne aufging. Die Kraft eines schwarzen Zaubers war, wie nicht anders zu erwarten, in der Nacht am stärksten. Außerdem wollte Orochimaru den Geist besitzen. Was interessierte es ihn schon, was sie ihm für Beleidigung an den Kopf schmiss. Wenn sie sich so etwas überhaupt traute. Wobei, sie war Tsunades Nichte. Diese Frauen waren alle frech und wussten nicht, wie man angemessen mit einem Mann redete. Auch wenn der Geist dann wieder bewusst wahrnahm, was sie tat, ihr Körper machte das, was Orochimaru wollte. Sakura würde sich nicht gegen ihn durchsetzen können. „Nun zu deinen Pflichten“, griff Orochimaru den Faden des eben erst begonnenen Gespräches wieder auf. „Du wirst in das Haus deiner Tante gehen. Dort wirst du mir wichtige und geheime Dokumente deiner Tante heraussuchen und bringen. Wenn dich jemand sieht, wirst du nicht mit demjenigen sprechen. Wenn du geholt hast, was ich will, wirst du unverzüglich hierher zurückkehren. Mit den Dokumenten. Und du wirst sie mir aushändigen.“ Es war immer schwierig, Befehle zu erteilen. Egal ob einem Dämon oder einem Geist, der sowieso tat, was man wollte. Aber es gab immer eine Möglichkeit, einen Befehl zu umgehen. Wenn Orochimaru dem Geistermädchen nicht befohlen hätte, augenblicklich, ohne Umwege, direkt zu ihm zu kommen – und zwar mit Dokumenten – dann hätte sie einfach irgendwo einen Zwischenstop einlegen können. Genauso gut könnte es Jahre dauern, bis sie dann kommen würde, weil er nicht gesagt hatte, wann. Oder aber, Sakura würde die Dokumente nicht zu ihm bringen, weil sie diese irgendwo versteckt hatte. Mit solchen Dingen hatte sich Orochimaru schon schnell herumschlagen müssen. Er praktizierte dunkle Magie, seit er denken konnte. Und als unerfahrener Junge, waren ihm genügend Fehler unterlaufen. Jetzt, nach Jahren der Erfahrung, konnte Orochimaru gut Befehle erteilen, in denen auch ein gerissener Dämon kein Schlupfloch fand. „Nun, kleines Geistermädchen, hör gut zu. Ich will, dass du mir folgendes besorgst. Und ich weiß, dass Tsunade über die entsprechenden Unterlagen verfügt. Also versuch erst gar nicht, mich auszutricksen. Das würdest du bereuen. Also…“ Ein leises, tiefes Grollen, das er eher spürte als hörte, ließ Orochimaru abrupt inne halten. Hektisch ging sein Kopf hin und her, blickte in die verschiedenen Ecken des Raumes. Irgendwo war er. Kalter Angstschweiß bildete sich bei dieser Erkenntnis augenblicklich auf seinem Rücken und im Gesicht. Wie konnte er nur hier her kommen? Er hatte ihn nicht gerufen. Niemand hatte hier her Zutritt. Orochimaru verschloss immer seine Tür. Der Dämon dürfte nicht eigenhändig hierher kommen. Das ging nicht. Der Dämon musste gerufen werden und musste dann den Befehlen des Beschwörers folge leisten. Dämonen waren nicht stark genug, um alleine diese Dimension zu betreten. Dafür benötigten sie Hilfe. Orochimarus Blick blieb direkt neben dem Pentagramm hängen, in dem er den Geist festhielt. Ein schwarzer Fleck bildete sich dort. Nicht schwarz. Schwarz verschluckte nicht das Licht. Aus dieser alles, verschluckendes Finsternis, erklang die gutturale Sprache der Dämonen. Jedes Mal erschien der Dämon ein wenig anders. Meist als irgendeine Wolke. Nie in fester Gestalt. „Ich habe das Mädchen und das Blut. Haltet nun euren Teil des Handels. Bindet den Geist vollständig an mich!“ verlangte Orochimaru. Gerade so konnte er noch verhindern, dass seine Stimme nicht zitterte. Am besten fragte er nicht nach, warum der Dämon hier war. Vielleicht war er aufgetaucht, um das Ritual nun zu vervollständigen. Orochimaru hoffte es. Weitere Worte in der Dämonensprachen erklangen. Orochimaru hatte lange gebraucht, um sie fließend zu sprechen. Wie so oft, wurde er in seine Schranken gewiesen. Orochimaru hatte schon die Hoffnung verloren, dass der Dämon hier war, um ihm zu helfen. Und dann flog das Silbermesser, mit Sakuras Blut beschmiert, aus seiner Tasche. Überrascht sah Orochimaru dem Messer zu, wie es durch die Luft flog, direkt durch die Barriere des Pentagramms, zu Sakura. Gerade, als Orochimaru dachte, die Klinge würde in den Geist fahren, verschwand sie einfach. Die Klinge war weg. Sakura dagegen stand noch immer so da wie vorher. Ein Grollen erfasste den Keller. Der Dämon hatte sein Wort gehalten. Der Geist war nun vollständig an Orochimaru gebunden. Seine Seele gehörte dem Dämon. Wie so oft fegte ein Wind durch den Keller. Dieses Mal fielen keine Gefäße um. Orochimaru wandte sich an das Geistermädchen. Vorsichtshalber würde er noch einmal seine Befehle wiederholen. Schon bald würde er die Dokumente in Händen halten, die Tsunade von ihrem hohen Ross stürzen würde. Mit einem kalten Lächeln begann Orochimaru seine Befehle zu wiederholen. Kapitel 22: Dienerin -------------------- Abrupt wachte Sakura auf. Holte tief Luft, auch wenn sie darauf nicht länger angewiesen war. Die schwarze, schleimige Masse zog sich zurück. Erst war ihr Gesicht frei, kurz darauf auch der Rest ihres Körpers. Sakura schüttelte sich heftig. Das Gefühl, als würde sie noch immer von diesem Schleim überzogen sein, blieb. Auch die Kälte war noch nicht aus ihren Gliedmaßen verschwunden. Daher dauerte es einen Moment, bis Sakura feststellte, dass sie sich nicht in Sasukes Schlafzimmer befand. Und auch nicht bei sich daheim. Also hatte es sich wirklich um einen ziemlich abgedrehten Traum gehandelt. Nur, wo befand sich Sakura dann? Irritiert sah sie sich um. Wie Sakura feststellen musste, befand sie sich in einem Keller. Einem Keller, der aussah, als wäre er einem Horrorfilm entsprungen. Überall standen Tongefäße herum. Sakura war froh, dass sie nicht wusste, wie der Inhalt aussah. War wohl auch besser so, wenn sie darüber nachdachte. Schließlich waren etliche Kerzen, die überall im Raum verteilt waren, die einzige Lichtquelle. „Ah, du bist wieder bei Bewusstsein.“ Bei dieser kühlen Stimme, liefen Sakura Schauer über den Rücken. Abrupt wandte sie sich zu dem Mann um, dem diese fast schon emotionslose Stimme gehörte. „Orochimaru!“ Auch wenn Sakura die Stimme bereits erkannt hatte, war sie dennoch überrascht, den blassen Mann zu sehen. Er hatte ihr schon immer Angst eingejagt. Gerade fragte sich Sakura, warum ihn jeder nur Orochimaru nannte. Er hatte keinen Titel, niemand sprach ihn mit > Herr < oder > Sensei < an. Sie kannte nicht einmal seinen Vornamen. Was aber auch egal war. Jetzt fügten sich die einzelnen Puzzelteile zu einem Ganzen. Der ominöse Meister. Warum jemand Interesse daran hatte, Sakura von den Toten zurückzuholen. Was die Motivation dafür war. Jeder – in den entsprechenden Kreisen – wusste, dass Orochimaru die Bürgermeisterin von Tokio hasste. Vor Jahren, als Sakura noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatte Tsunade das erste Mal für das Amt als Bürgermeisterin kandidiert. Und sie hatte gewonnen. Nein, Tsunade hatte nicht Orochimaru aus seinem Amt gedrängt. Er war nie Bürgermeister gewesen. Aber sein Vater war es gewesen. Er war gestorben, weswegen das Amt hatte neu besetzt werden müssen. Orochimaru wollte den Platz seines Vaters einnehmen. Aber jeder wusste – obwohl er die rechte Hand seines Vaters gewesen war – das Orochimaru machtgierig war. Und wenn etwas nicht nach seinem Willen lief, gab es mächtig viel Ärger. Viele hatten Angst vor ihm. Niemand wollte sich ihm in den Weg stellen. Deswegen war, auch wenn Tsunade sich für die Wahl aufstellen ließ, klar, dass Orochimaru gewann. Doch Tsunade hatte Beweise zu Tage gefördert, die alles änderten. Was genau, wusste Sakura nicht so genau. Es hatte irgendetwas mit Bestechung, Korruption und, so munkelte man, auch mit Auftragsmorden zu tun. Letztendlich hatte Tsunade gewonnen und war jetzt seit siebzehn Jahren im Amt. Sakura brauchte erst gar nicht in das selbstzufriedene Gesicht von Orochimaru zu blicken, um zu wissen, was er von ihr wollte. Rache. Eindeutig Rache. Vielleicht – und Sakura hoffte, dass sie sich irrte – auch noch viel Schlimmeres. „Ah, ich sollte mich wohl geehrt fühlen, weil ich solch hohen Besuch habe“, gab Orochimaru sarkastisch von sich. Spöttisch hob er dabei noch die Augenbrauen. Erneut lief es Sakura kalt den Rücken hinunter. „Sie sind dieser Mistkerl, der mich als Geist zurückgeholt hat!“ schleuderte Sakura Orochimaru entgegen. Oh, ihr lagen so viele Beleidigungen und Beschimpfungen auf der Zunge. Am liebsten wollte sie Orochimaru packen und ihm die Abreibung seines Lebens verpassen! Sakura machte sogar einen Schritt auf ihn zu. Die Wut auf ihn war zu groß. Da vergaß sie sogar ihre gute Erziehung! Sakura schwebte noch nicht richtig über einer weißen Linie, da wurde sie auch schon nach hinten geschleudert. Krämpfe ließen ihren ganzen Körper unkontrolliert schütteln. Es fühlte sich an, als würde sie unter Strom stehen. Würde Sakura noch aus Fleisch und Blut bestehen, hätte sie sich bei diesen spastischen Zuckungen sicherlich verletzt. So jedoch ebbten die Krämpfe langsam ab. Der Schmerz verschwand schnell. Sekunden später fühlte sich Sakura so, als wäre nichts geschehen. Mit vor Wut funkelnden Augen, blickte Sakura Orochimaru zornig an. Dieser hatte ein kaltes, berechnendes Lächeln im Gesicht. „Du kannst mir nichts tun. Ich bin dein Meister. Ob du willst oder nicht, du wirst meinen Befehlen gehorchen. Außerdem“, fügte Orochimaru hinzu, als Sakura einen Schritt nach vorne machte, „bist du in einem Pentagramm gefangen. Du hast ja eben selbst gemerkt, was passiert, wenn du daraus heraustreten möchtest.“ Sakura ballte die Hände zu Fäusten. Dieser Dreckskerl! Ihm gefiel es auch noch, dass Sakura in dieser prekären Lage steckte und einen heftigen Stromstoß abbekommen hatte! War ja klar, dass es ihm gefiel, Macht über sie auszuüben! So sadistisch und hinterlistig Orochimaru auch war, gerade deswegen war er leicht gestrickt! „Oh, bitte. Glauben Sie wirklich, dass Sie so meiner Tante das Amt entreißen und selbst Bürgermeister werden könnten? Oder wollen Sie meine Tante zu Tode erschrecken, wenn ich als Geist vor ihr auftauche? Da haben Sie sich aber ziemlich geirrt! Tsunade ist nicht leicht klein zu kriegen! Und gegen Psychoterror ist sie sowieso immun!“ Ein triumphierendes Lächeln schlich sich auf Sakuras Lippen. Siegesgewiss verschränkte sie die Arme vor der Brust. So! Sie hatte es Orochimaru gegeben! Sein Plan war damit hinüber! Nach einigen Sekunden, in denen Sakura Orochimaru ansah, begann sie jedoch an ihren Worten zu zweifeln. Trotz ihrer Worte und der anfänglichen Gewissheit, Orochimarus Plan durchschaut und vernichtet zu haben, lächelte der Mann weiter selbstsicher vor sich hin. Ihre Worte hatten nichts bewirkt. Sakura schluckte schwer. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Langsam ließ Sakura ihre Arme sinken. „Ah, so ist es gut. Und jetzt hörst du dir meine Befehle an, damit du sie zu meiner Zufriedenheit erfüllen kannst. Dann, du voreiliges, dummes Mädchen, wirst du, wenn du dein mickriges Gehirn benutzt, vielleicht auch erkennen, warum mein Plan nicht so simpel ist, wie du glaubst. Und vor allem, wie ich meine verdiente Rache erhalte und die Gerechtigkeit Einzug in dieses Land erhält! Und jetzt, tu was ich dir auftrage!“ Sasuke war mehr als irritiert. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Vor wenigen Minuten hatte er sich eingestehen müssen, dass er momentan nicht ins Haus kam. Daher blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als nach Hause zu kehren. Vielleicht könnte er dort Hilfe holen. Eventuell wusste Kakashi ja, was zu tun war. Schließlich war sein Onkel derjenige mit dem zweiten Gesicht. Abrupt blieb Sasuke stehen, taumelte leicht, bei dem plötzlichen Schmerz. Er fühlte auf einmal eine Leere, von der er nicht wusste, dass es sie überhaupt gab. Irgendetwas war anders. Es war ein Schmerz, den er nie gekannt hatte. Es war, als würde etwas fehlen. Ein Teil von ihm war verschwunden. Es dauerte einen Moment, bis Sasuke sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte. Ebenso, bis ihm auffiel, was anders war. Die Verbindung zu Sakura war weg! Er konnte sie nicht mehr fühlen. Konnte nicht sagen, wo sie sich befand! Was war geschehen? Wie konnte das sein? Sasuke war nicht einmal aufgefallen, wie normal für ihn die Anwesenheit von Sakura und die Verbindung zu ihr waren. Und jetzt war es auf einmal weg. Sasuke hätte sicherlich länger darüber nachgedacht. Vielleicht hätte er auch noch einmal versucht, in das Haus zu gelangen. Zu seiner Überraschung verlief aber alles ganz anders. Sasuke hatte sich noch nicht wirklich entschieden, wie er als nächstes vorgehen sollte, da tauchte Sakura plötzlich auf. Sie kam durch die Hauswand geschwebt. Ohne auf ihn zu achten, flog sie an ihm vorbei. Sasuke versuchte nach Sakura zu greifen. Verpasste sie jedoch um wenige Zentimeter. „Sakura!“ rief Sasuke, jedoch nicht allzu laut. Er wollte niemanden auf sich aufmerksam machen. Dennoch, Sakura war nahe genug, um ihn zu hören. Zu seiner Erleichterung, wandte Sakura den Kopf in seine Richtung. Schnell wurde er jedoch unsicher. Sakura blieb nicht stehen, flog einfach weiter. Dennoch blickte sie ihn an. Ihre Augen waren groß, blickten unsicher drein. Sie öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus. Etwas verdattert öffnete Sasuke den Mund mehrfach. Besann sich jedoch schnell anders. Sakura flog stetig weiter. Entfernte sich immer mehr von ihm. Da die Verbindung, aus welchen Gründen auch immer, verschwunden war, konnte Sasuke es sich nicht leisten, Sakura aus den Augen zu verlieren. Wenn sie weg war, würde Sasuke sie nicht mehr wieder finden. Außerdem musste Sakura ihm erzählen, was hier vor sich ging. Sie wusste sicherlich bescheid. Schließlich war sie in dem Haus ohne Namensschild gewesen. Und wenn Sasuke erst einmal wusste, was hier vor sich ging, würde er bestimmt auch einen Ausweg aus der Lage finden. Sasuke beeilte sich, mit Sakura schritt zu halten. Was leichter gesagt als getan war. Es war zwar nichts auf den Straßen los, dennoch hielt sich Sakura nicht oft auf öffentlich, zugänglichen Wegen auf. Vielmehr setzte Sakura ihren Weg schnurrgerade fort. Sie bog nicht ab, ging um keine Ecke. Gar nichts. Sie flog immer gerade aus. Wenn ein Haus im Weg war, flog sie dadurch. Als würde Sakura den kürzesten Weg zu dem, ihm unbekannten, Ziel nehmen. Und der war nun einmal die Luftlinie. Anfangs konnte Sasuke Sakura noch einigermaßen folgen. Doch schnell hatte er Sakura aus den Augen verloren. Auch wenn er die Richtung, in die Sakura unterwegs war, einigermaßen einschätzen konnte, so müsste Sasuke deutliche Umwege nehmen. Er konnte nicht immer an der Hauptstraße entlang gehen. Genauso musste Sasuke durch kleinere Gassen gehen oder durch Wohnviertel hindurch, um Sakura in die vermutete Richtung folgen zu können. Irgendwann war es aber zu spät. Sasuke wusste nicht, wo er sich befand und erst recht nicht, wo sich Sakura aufhielt, geschweige denn, wohin sie unterwegs war. Und die Verbindung war weg. Sasuke würde Sakura nicht wieder finden. Frustriert stieß Sasuke ein Stöhnen aus. Wäre eine Wand in der Nähe gewesen, hätte er seine Faust dagegen geschlagen, um ein wenig seinen Frust abzubauen. Fahrig fuhr sich Sasuke durch die Haare. Er war verschwitzt, von seiner erfolgslosen Verfolgungsjagd. Jetzt hieß es, wie schon häufiger an diesem Abend, nachdenken. Sasuke konnte nach Hause zurückkehren, um Kakashi um Hilfe zu bitten. Dann könnte es aber sein, dass er Sakura verpasste. Oder aber, wenn er davon ausging das Sakura zu dem Haus zurückkehren würde, könnte er dort auf sie warten. Nur, was sollte er dann tun? Nach kurzem Hin und Her, hörte Sasuke auf sein Bauchgefühl. Er konnte nur hoffen, dass Sakura auch wieder zu demselben Haus zurückkehrte. Kakashi würde sicherlich weiter wissen. Wenn nicht, war Sasuke, ebenso wie Sakura, erledigt. Verzweifelt sah sich Sasuke noch einmal um. Bald würde die Sonne aufgehen. In etwa einer Stunde. Niedergeschlagen seufzte Sasuke erneut auf, ehe er sich auf den Heimweg machte. Kakashi war seine letzte Hoffnung. Sakura konnte kaum glauben, was hier gerade passierte. Was hier mit ihr geschah! Momentan befand sich Sakura bei sich daheim. Ganz automatisch, wie in ihrem abgedrehten Traum, bewegte sich ihr Körper. Sakura hatte keine Kontrolle über ihn. Inzwischen bezweifelte Sakura, dass es sich um einen Traum gehandelt hatte. Aber das war jetzt nebensächlich. Sakuras Körper steuerte direkt auf das Arbeitszimmer von Tsunade zu. Währenddessen dachte Sakura zweifelhaft nach. Wo war nur Sasuke? Wahrscheinlich hatte er ihr nicht folgen können. Orochimaru hatte die Verbindung zwischen ihnen getrennt. Sasuke war momentan wohl die einzige Person, die ihr helfen konnte. Er konnte sie aufhalten. Schließlich konnte Sasuke sie berühren. Inzwischen war Sakura in Tsunades Arbeitszimmer angekommen. Das Zimmer sah so aus, wie Sakura es in Erinnerung hatte. Der Raum wurde von einem großen Schreibtisch in der Mitte des Zimmers dominiert. Die Fenster zeigten hinaus in den Garten, der dunkel dalag. Die Bücherregale, in denen vor allem viele politikwissenschaftliche Bücher befanden, ragten hoch in dem Zwielicht auf. Sakuras Füße steuerten sie direkt zum Schreibtisch. Sakura konnte getrost über die Situation nachdenken. Ihr Körper durchsuchte auch ohne ihren Willen den Schreibtisch ab. Zog Schubladen auf und wühlte sich durch verschiedene Papiere. Orochimaru glaubte wirklich, Tsunade würde hier belastende Dokumente aufbewahren, die dafür sorgen würden, dass Tsunade in der Öffentlichkeit bloßgestellt werden würde und ebenso ihre wichtige Position verlor. Sakura hatte keine Ahnung, um was es sich dabei handelte. Ihr Körper würde auch so finden, wonach Orochimaru sie suchen ließ. Vorausgesetzt, diese Papiere existierten wirklich. Was Sakura bezweifelte. Sie konnte nicht glauben, dass ihre Tante etwas Verbotenes tat oder getan hatte. Um darüber nachzudenken, hatte Sakura allerdings keine Zeit. Es war auch nicht wichtig. Zumindest nicht jetzt. Sakura konnte nur hoffen, dass niemand in das Büro kam. Weder Tsunade noch Jiraiya würden sie sehen können, aber die schwebenden Dokumente waren wohl kaum nicht zu übersehen. Doch auch das war jetzt nebensächlich. Orochimaru hatte seine Befehle sehr genau gestellt. Sakura sollte auf direkten Weg hierher und die Dokumente im Haus suchen. Dabei durfte sie mit niemandem reden. Nachdem sie die Dokumente gefunden hatte, sollte sie sofort zu Orochimaru zurückkehren. Auf direktem Weg und ihm die Dokumente übergeben. So angestrengt Sakura auch darüber nachdachte, ihr fiel einfach keine Lücke auf, die Sakura benutzen konnte. Sakura war sich sicher, dass man Befehle umgehen konnte. Sonst hätte sich Orochimaru nicht solch eine Mühe gemacht, so komplizierte Befehle zu erteilen. Nur fand Sakura leider keine Schwachstelle in Orochimarus Befehlen. Verzweifelt seufzte Sakura auf. Natürlich nur in Gedanken, denn ihr Körper gehorchte ihr schließlich nicht. Die Zeit verging. Sakura dachte weiterhin angestrengt über eine Lösung nach, während ihr Körper weiter durch das Haus schlich und Dokumente suchte. Bisher hatte Sakura, beziehungsweise ihr Körper, noch nicht das gefunden, was hier laut Orochimaru zu finden war. Allerdings war sich Sakura sicher, dass hier nichts zu finden war. Die Sonne ging langsam auf. Bisher hatte Sakura das Büro, das Wohnzimmer, die Bibliothek und den Keller durchsucht. Nichts. Inzwischen fragte sich Sakura, ob sie wohl irgendwann mit dem Suchen aufhören dürfte. Schließlich hatte Orochimaru befohlen, Sakura solle mit den gesuchten Dokumenten zurückkehren. Wenn sie diese aber nicht fand - schlicht und einfach deshalb, weil es sie nicht gab – könnte sie dann jemals mit dem Suchen aufhören? Wenn Sakura ehrlich zu sich war, wollte sie die Antwort wohl lieber nicht wissen. In der Zwischenzeit war Sakura in das Büro zurückgekehrt. Durch die Fenster fielen die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Der Himmel wurde orange-rot gefärbt. Die obere Schicht des Himmels war noch dunkel. Und dann, ganz plötzlich, ohne jede Vorwarnung, setzte sich Sakuras Körper in Bewegung. Während sich Sakura fragte, was hier vor sich ging, verließ Sakura das Haus. Ihr Körper brachte sie auf direkten Weg wieder zurück zu Orochimaru. Leider konnte Sakura auf ihrem Weg zurück Sasuke nirgends ausmachen. Vielleicht hatte Orochimaru inzwischen eingesehen, dass er falsch lag. Doch daran konnte Sakura nicht so wirklich glauben. Falls Sakura Zweifel hatte, so wurden diese ausgeräumt, als sie sich wieder in dem dunklen Keller befand, gefangen in diesem beschissenen Pentagramm! Orochimaru stand vor ihr. Sein Blick glitt zu ihren Händen. Als er diese leer vorfand, verwandelte sich seine freudige Erwartung in Zorn. „Wo sind die Dokumente?!“ donnerte Orochimaru augenblicklich los. „Nicht hier“, war die schlichte Antwort von Sakura. Was auch der Wahrheit entsprach. Orochimarus Faust sauste donnernd auf den Holztisch neben ihm. Die Kerzen und Tongefäße wackelten. Ein Tonkrug, der direkt am Rand stand, wäre beinahe hinunter gefallen. Obwohl Sakura sich sicher war, dass Orochimaru ihr nichts antun würde, – schließlich brauchte er sie noch – zuckte sie bei seinem Wutausbruch erschrocken zusammen. „Noch einmal. Wo sind die Dokumente? Und lüg mich nicht an!“ Unweigerlich wich Sakura einen Schritt zurück, erinnerte sich aber früh genug daran, dass, wenn sie die Linien des Pentagramms berührte, sie wieder unter Strom gesetzt werden würde. „Ich habe nicht gelogen! Ich habe danach gesucht, aber nichts gefunden!“ „Und warum bist du wieder hier? Du hast dich meinen Befehlen widersetzt!“ Orochimaru war fuchsteufelswild. Wie ein Tiger ging er in dem dunklen Keller auf und ab. Immer wieder warf er ihr wütende Blicke zu. Aufmerksam beobachtete Sakura Orochimaru. Sie war froh, dass sie in dem Pentagramm wieder die Kontrolle über ihren Körper hatte, auch wenn sie darin gefangen war. Sakura ließ Orochimaru nicht aus den Augen, während sie nachdachte. Seine Aussage hatte Sakura irritiert. Orochimaru war wohl davon ausgegangen, dass Sakura die geforderten Dokumente gefunden hatte. Schließlich war sie zurückgekehrt. Sakura dagegen hatte geglaubt, Orochimaru hätte sie zu sich gerufen. Was war also passiert, dass sie zurückgekehrt war? Sakura dachte angestrengt nach. Plötzlich fluchte Orochimaru vor sich hin. „Wir sind noch nicht fertig!“ zischte er ihr zu, ehe er wutentbrannt den Keller verließ. Erleichtert atmete Sakura auf. Endlich war sie einmal alleine. Sie musste nicht andauernd auf ihren > Meister < aufpassen, musste keine Angst haben, dass ihr etwas geschah. Stattdessen konnte sie sich auf ihre momentane Situation konzentrieren. Ebenso, wie es hatte sein können, dass sie Orochimarus Befehl missachtet hatte. Egal wie Sakura es drehte und wendete. Egal, wie oft sie die vergangenen Stunden Revue passieren ließ, Sakura kam einfach nicht dahinter. Es war nicht seine Art zu fluchen, ebenso wenig die Beherrschung zu verlieren. Daher hielt Orochimaru in letzter Sekunde inne. Die Blumenvase, die er eben noch gegen die Wand hatte schmeißen wollen, hielt Orochimaru mit festem Griff in der Hand. Er war so wütend, dass seine Finger sogar zitterten und seine Knöchel weiß hervor traten. Vorsichtig stellte Orochimaru die Vase zurück auf den Wohnzimmertisch. Mit zusammengekniffenen Augen ließ er sich auf die Couch sinken. Orochimaru sah sich nicht um. Er wusste, was er zu sehen bekam. Eine hellblaue Tapete, die sich an manchen Ecken bereits löste. Der alte Holztisch in der Mitte des Tisches stammte vom Flohmarkt, ebenso die weiße Couchgarnitur, auf der er saß. Die Couch war durchgesessen. Ein alter, kleiner Fernsehapparat stand an der ihm gegenüberliegenden Wand. Das kleine Gerät benutzte er nur sehr selten. Meist, um sich damit die Nachrichten anzusehen. Alles in allem lebte Orochimaru zwar noch in dem Haus, in dem er aufgewachsen war, aber fast alle Möbel aus seiner Kindheit hatte er verkaufen müssen. Damals, nach dem Tod seines Vaters. In der Zeit, wo Tsunade ihn gedemütigt hatte und ihm so alles nahm, was er besaß. Wegen all den Vorwürfen, die gegen ihn aufkamen, hatte Orochimaru viel Geld verloren. Er hatte sich von vielen Möbeln trennen und sie durch billigen Ramsch vom Flohmarkt ersetzten müssen. Doch das alles steigerte nur seine Wut. Orochimaru hatte nicht geglaubt, dass die Befehle, die er Sakura stellte, ebenso an Wirkung verlieren würden, wie seine Zauber bei Tage. Schließlich waren die Befehle keine Zauberei. Aber, ging es Orochimaru in diesem Moment auf, konnte er dem Geist nur Befehle erteilen, weil sie durch einen Zauber gezwungen war, ihm zu gehorchen. Bei Tag verlor der Zauber seine Kraft und auch Orochimarus Befehlsgewalt über Sakura verschwand. Er konnte von Glück sagen, dass Sakura überhaupt hierher zurückgekehrt war. Ansonsten hätte Orochimaru sie erneut suchen und herholen müssen. In etwa zehn bis zwölf Stunden würde die Sonne endlich untergehen. Dann wurde sein Zauber wieder aktiv werden und Sakura konnte weiter suchen. Orochimaru wusste, das Tsunade Dreck am Stecken hatte und ihre Nichte würde die Beweise dafür schon finden. Bei dem Gedanken daran, verbesserte sich Orochimarus Laune langsam wieder. Sogar ein kleines, bösartiges Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. Kapitel 23: Zum zaubernden Affen -------------------------------- Endlich war er daheim! Sasuke war, wie so oft in dieser Nacht, durch die Stadt gerannt. Jetzt war er vollkommen außer Atem. Hektisch kramte Sasuke in seiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel. Warum er sich so beeilte, wusste Sasuke selbst nicht. Aber es war besser, als wenn er Zeit vertrödelte. Schließlich war Sakura gefangen. Wer wusste schon, was Sakura gerade widerfuhr? Sasuke wollte verhindern, dass Sakura unnötigerweise länger in Gefangenschaft war, als nötig. Frustriert stöhnte Sasuke auf. Als er in der Nacht übereilt das Haus verlassen hatte, hatte Sasuke vergessen den Haustürschlüssel mitzunehmen. Dann würde er eben klingeln müssen. Was auch nicht weiter schlimm war. Schließlich brauchte Sasuke die Hilfe seines Bruders und seine Onkels. Wenn er sie weckte, wäre es also nicht schlimm. Sturmklingeln war angesagt. Gesagt getan, Sasuke drückte mit dem Zeigefinger mehrere Sekunden lang den Knopf. Ohne Unterlass drückte er weiter, bis er endlich Schritte auf der Treppe hörte. Mit Schwung wurde die Haustür geöffnet. Ein noch leicht verschlafener und ziemlich angepisster Kakashi stand vor der Tür. „Wa…“, brachte sein Onkel wütend hervor, ehe er seinen Neffen vor sich stehen sah. Die Wut verschwand. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte Kakashi zu Sasuke. „Was, um alles in der Welt, machst du hier draußen? Und warum veranstaltest du so einen Terror?“ verlangte Kakashi zu wissen. „Kakashi, welcher Idiot ist schuld daran, dass ich aus dem Bett gefallen bin?“ donnerte auch schon Itachis Stimme vom Treppenhaus. Kaum hatte Itachi Sasuke entdeckt, gab er sarkastisch ein: „Morgen, du Idiot!“ Sasuke ignorierte seinen Bruder, schob sich an Kakashi vorbei ins Haus. „Sakura ist entführt worden“, platzte Sasuke auch schon mit den schlechten Neuigkeiten hervor. Sofort hatte Sasuke die gewünschte Aufmerksamkeit. „Ins Wohnzimmer“, befahl Kakashi. „Ich verstehe. Du hast Sakura aber nicht im Haus sehen können?“ Niedergeschlagen schüttelte Sasuke mit dem Kopf. Eben hatte er Kakashi und Itachi erzählt, was heute Nacht geschehen war. Dabei hatte er nichts ausgelassen. Jede noch so kleine Kleinigkeit konnte schließlich von Bedeutung sein. Da Sasuke keinerlei Ahnung hatte, wie man bei einer Geisterentführung vorging, wollte er lieber nichts weg lassen. „Sakura ist also in einem Haus gefangen gehalten worden und hat es nach einer Weile verlassen. Bist du dir sicher, dass sie dorthin auch wieder zurückkehren wird?“ fragte Kakashi nach. „Ich denke schon. Wo soll sie denn sonst hin?“ Itachi, Kakashi und Sasuke schwiegen. Dachten nach. Was konnte jetzt getan werden? „Wir sollten vielleicht erst einmal zu dem Haus gehen. Bei Tage können wir vielleicht mehr sehen als du in der Nacht“, schlug Itachi vor. „Und wenn wir erst einmal wissen, wer dort wohnt, fällt uns vielleicht einen Vorwand ein, warum wir ins Haus müssen.“ Kakashi dachte einen Moment über Itachis Vorschlag nach. Sasuke war es egal. Jede Idee war besser als seine, denn er hatte keine. „In Ordnung. Wir gehen erst einmal zu dem Haus. Dann sehen wir weiter. Sasuke, weißt du den Weg noch?“ Zustimmend nickte Sasuke, während er ein Gähnen unterdrückte. Diese Nacht hatte er kaum geschlafen. Jetzt, wo das Adrenalin aus seinem Körper verschwunden war und er auf dem Sofa saß, übermannte ihn die Müdigkeit. Wenn er sich jetzt jedoch anmerken ließ, das er dringend Schlaf benötigte, würden sie sich nicht auf den Weg machen, Sakura zu befreien. Natürlich, heute würden sie das schon noch machen. Aber nicht jetzt. Und es musste jetzt sein. „Sasuke, alles in Ordnung?“ Natürlich konnte man vor Kakashi nichts verheimlichen. Dennoch nickte Sasuke energisch. „Alles bestens“, betonte Sasuke. „Lasst uns gehen!“ Sasuke erhob sich. Er wartete nicht darauf, ob die anderen ihm folgen würden. Dessen war er sich sicher. „Hier ist es.“ Sasuke blieb zwei Häuser entfernt von dem eigentlichen Ziel stehen. Sie standen auf der anderen Straßenseite. Unauffällig zeigte Sasuke mit dem Finger auf das entsprechende Haus. Bei Tageslicht sah es nicht sonderlich anders aus, als bei Nacht. Seine Vermutungen der letzten Nacht sah Sasuke allerdings bestätigt. Die Farbe an den Wänden blätterte bereits an mehreren Stellen ab. Außerdem wirkte es sehr blass. Ein neuer Anstrich war bitterlich nötig. Auch das Dach könnte erneuert werden. Die Schindeln des Daches verfärbten sich dunkel. Sicherlich wuchsen bereits irgendwelche Moose auf dem Dach. „Du bist dir sicher, Sasuke?“ hakte Kakashi nach. Er klang nicht besonders begeistert. „Weißt du wer hier wohnt?“ „Oh ja. Hier wohnt Orochimaru.“ Mit großen Augen blickten Sasuke und Itachi ihren Onkel an. Jeder in Tokio kannte Orochimaru. Vor allem in den gehoberen Kreisen. Man munkelte bereits, dass so manche Familie aus der Oberschicht verflucht worden sei. Von niemand anderem als Orochimaru. Sasuke wusste nicht warum, aber Orochimaru hasste jeden mit Ansehen und Reichtum. „Was sollte Orochimaru davon haben, wenn er Sakura entführt?“ „Nicht nur entführt! Er hat sie auch von den Toten zurückgeholt!“ klärte Itachi seinen jüngeren Bruder auf. Nach dieser Aussage riss Sasuke überrascht die Augen auf. Soweit hatte er gar nicht gedacht. Ein Blick zu Kakashi und Sasuke wusste, dass sein Onkel ebenso dachte wie Itachi. „Ich denke, ich weiß, wie Orochimarus Pläne aussehen und welche Rolle Sakura dabei spielt.“ Nach dieser Aussage Kakashis, blickten seine Neffen ihn überrascht an. Innerlich seufzte Kakashi auf. Wie wenig seine Jungs doch Vertrauen in seine Fähigkeiten hatten! Immer wurde er unterschätzt. Was natürlich auch nützlich sein konnte. Seufzend kehrte Kakashi aus seiner Gedankenwelt zurück in die Realität. „Hört zu. Ich bin mir sicher, Orochimaru will sich an Tsunade rächen. Vor siebzehn Jahren ist sie das erste Mal in das Amt der Bürgermeisterin gewählt worden.“ „Wissen wir. Seit ich denken kann, war Tsunade in diesem Amt. Was bringt uns das?“ unterbrach Sasuke seinen Onkel ungehalten. Er hatte jetzt keinen Nerv, sich irgendwelche Geschichten anzuhören. Was sie brauchten, war ein Plan, wie sie Sakura befreien konnten! Auf seine Unterbrechung hin, bekam Sasuke eine Kopfnuss von Itachi verpasst. Wütend funkelte er seinen älteren Bruder an. Schön, wenn er es darauf anlegte, würde Itachi schon seine Abreibung erhalten! Sasukes Nerven lagen blank, er war übermüdet und machte sich Sorgen um Sakura. Dafür hatte er jetzt nichts übrig! „Baka, Kakashi will dir erklären, warum Orochimaru sauer auf Tsunade ist! Hör zu! Es geht schließlich um deine Freundin!“ Wütend funkelten sich die beiden Brüder an. Gleich würde es zu einer Schlägerei kommen. Man sollte meinen, wenn man schon Kampfsport betrieb, würde man Selbstdisziplin und Zurückhaltung lernen. Bei diesen Hitzköpfen schien es nicht der Fall zu sein. „Schluss jetzt!“ sprach Kakashi ein Machtwort. Einen Moment noch erdolchten sich die Brüder mit Blicken. Dann jedoch wandten sie sich, fast synchron, wieder zu Kakashi um. Kurz schüttelte das Familienoberhaupt der Uchihas über das Verhalten der zwei Jungspunde missbilligend mit dem Kopf. Dann begann er, dort weiter zu machen, bevor er unterbrochen wurde. „Wie gesagt, Tsunade ist vor siebzehn Jahren Bürgermeisterin geworden. Ihr Vorgänger war kurz zuvor gestorben und sein Sohn wollte unbedingt dessen Amt haben. Wie ihr euch denken könnt, handelte es sich dabei um niemand geringeren als Orochimaru.“ Nachdem diese Bombe geplatzt war, wartete Kakashi einen Moment, bevor er weiter fort fuhr. Seine Neffen sollte erst einmal verdauen, was sie erfahren hatten. Dann erzählte er weiter. „Orochimaru hat verloren. Tsunade hatte Dokumente gefunden, die bewiesen, dass Orochimaru korrupt war. Ebenso soll er Personen in hohen Ämter erpresst und unter Druck gesetzt haben, damit er auch gewann. Das führte letztendlich zu seiner Niederlage. Die Familie Orochimaru war früher recht angesehen gewesen. Nicht zuletzt wegen dem alten Bürgermeister. Sie haben schon immer in diesem Haus gelebt.“ Bei diesen Worten deutete Kakashi mit dem Kopf auf das entsprechende, inzwischen heruntergekommene Haus. „Ich habe es etwas imposanter in Erinnerung. Ist aber auch egal. Zumindest begann mit Orochimarus Niederlage, auch der Niedergang seiner Familie. Über den Tod des Mannes und die Entehrung der Familie durch den Sohn, nahm sich Orochimarus Mutter wenige Wochen später das Leben. Finanzielle ging es auch schnell bergab. Orochimaru wurde von der Gesellschaft, vor allem von der Oberschicht, stark gemieden. Für all diese Dinge, gab und gibt Orochimaru Tsunade die Schuld. Tsunade ist verheiratet, ihre Nichte lebt bei ihr, sie leben in einem großen Anwesen, haben viel Geld und beruflich läuft auch alles perfekt. Tsunade hat all das, was Orochimaru einst hatte und nun verloren hat.“ „Das ist alles? Wegen so etwas blödem, macht er solch einen Aufruhr?“ Sasuke war mehr als verdattert. Wegen so etwas, sollte man nicht sein Leben hinschmeißen und anderen die Schuld daran geben! Kakashi zuckte mit den Schultern. „Tja, er war schon immer klein kariert. In der Schule war das nicht anders.“ Bei diesen Worten, sahen Sasuke und Itachi noch irritierter drein als vorher. Lächelnd erklärte Kakashi schnell. „Auch wenn Tsunade, Orochimaru und auch Jiraiya älter sind als ich, waren wir doch in derselben Klasse zur Schulzeit. Ich hatte mehrere Klassen übersprungen. Aber das ist jetzt nebensächlich.“ Zustimmend nickten die jungen Männer. „Wir werden wieder gehen“, erklärte Kakashi. Sofort riss Sasuke den Mund auf, wollte widersprechen, doch Kakashi gebot ihm Einhalt. „Nein, Sasuke. Das hat jetzt keinen Sinn. Da Orochimaru der Meister ist, hat er auch viel Macht. Wenn du dich daran erinnern kannst, Orochimaru war nur in der Lage, Sakura von den Toten zurück zu holen, weil er einen Pakt mit einem Dämon eingegangen ist. Wir werden Sakura ganz gewiss nicht retten können, wenn wir so einfach dort auftauchen. Wir werden jetzt jemanden besuchen.“ „Wen?“ fragte Itachi nach. „Einen alten Freund von mir“, war alles, was Kakashi mit einem Grinsen von sich gab, während er sich in Bewegung setzte. Unentschlossen blickte Sasuke zwischen Orochimarus Haus und Kakashi hin und her. Neben ihm ging Itachi Kakashi hinterher. Es widerstrebte Sasuke zu gehen und Sakura alleine zu lassen. Sie war zum Greifen nahe! Allerdings wusste Kakashi eventuell, wie sie Sakura befreien konnten. Letztendlich gab sich Sasuke einen Ruck und folgte seinem Onkel. Schließlich hatte er Kakashi um Hilfe gebeten. Dann konnte er ihm auch vertrauen. Sollte er auch. Es handelte sich schließlich um seinen Onkel. Und Kakashi hatte in kürzester Zeit mehr in Erfahrung bringen können, wie Sakura zu ihrer geisterhaften Existenz kam, als Sasuke in wochenlanger Recherchearbeit. Einen letzten Blick warf Sasuke zu dem heruntergekommenen Haus. „Bald bist du wieder frei“, versprach Sasuke Sakura flüsternd, auch wenn sie es wohl nicht hörte. Dann setzte sich auch Sasuke in Bewegung und beeilte sich, Itachi und Kakashi einzuholen. Es dauerte nicht lange, bis Kakashi stehen blieb. Sie waren zwar am anderen Ende Tokios, aber sie hatten für den Großteil der Strecke die U-Bahn benutzt. Das Haus, vor dem Kakashi zum Stehen kam, war ein kleiner Laden, über dem sich mehrere Wohnungen befanden. Mit zusammengezogenen Augenbrauen, besah sich Sasuke das Geschäft. Es wirkte wie ein Antiquitätenladen. Zumindest von außen. Allerdings sagte das Schild, das auf einem Holzschild über der Ladentür befestigt war, etwas anderes. In geschnörkelten, goldenen Lettern, stand: > Zum zaubernden Affen <. Darunter, etwas kleiner, stand: > Hier werde Sie verzaubert. Von magischen Artefakten, über Bücher bis hin zur Karmabereinigung. Handlesen und Wahrsagerei. < „Kakashi, sicher, dass wir hier richtig sind?“ Itachi klang so skeptisch, wie Sasuke sich fühlte. Kakashi ließ sich davon aber nicht beirren. Er zog an der hölzernen Ladentür - ein kleines Glockenspiel wurde von der Tür bewegt und klimperte melodisch - und betrat das Geschäft. Seufzend folgten Itachi und Sasuke. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Mit großen Augen sah sich Sasuke um. In dem kleinen Geschäft herrschte ein warmes, wenn auch dunkles Licht, das durch viele Kerzen erzeugt wurde, obwohl es auch eine Lampe an der Decke gab. Etliche Regale säumten den Raum. Es gab nur dieses eine Zimmer. Es war aber voll gestopft bis unter die Decke. Etliche große Regale säumten den Raum und unterteilen ihn so in enge Flure. Sasuke konnte nicht in alle Flure einsehen, aber der eine Flur, durch den er ging, reichte ihm. In den zwei Regalen, die zu beiden Seiten hoch aufragten, standen etliche Glasgefäße, meist mit irgendeiner Flüssigkeit gefüllt. Und darin waren kleine, tote Tiere, die dort eingelegt waren. Manches sah aus, wie ein Gehirn oder ein Herz. Bei einigen Sachen, war sich Sasuke froh, es nicht genauer erkennen zu können. Auch standen verschiedene Dosen mit Pulver darin oder irgendeine Rinde. Auch mehrere kleine Holzkästen standen hier. Was darin war, konnte Sasuke nicht sagen. Es gab keinen Hinweis, was man hier alles sah. Worüber Sasuke froh war. „Ziemlich abgedrehter Laden. Wusste gar nicht, dass Kakashi in so was geht“, flüsterte Itachi seinem jüngeren Bruder zu. Zustimmend nickte Sasuke. Wen wollte Kakashi hier nur treffen? Oder war das etwas, das mit Kakashis zweitem Gesicht zu tun hatte? Vielleicht war das ja so eine Art Treffpunkt für Menschen mit einer übernatürlichen Gabe. Sasuke zuckte mit den Schultern. Er würde es ja wohl gleich erfahren. „Sarutobi? Wo steckst du?“ rief Kakashi, der inzwischen bei der Kasse angekommen war. Die Theke bestand aus dunklem Holz. Eine alte Kasse aus Metal stand dort, direkt daneben ein neuer Computer. Alt und neu. „Ich komme sofort!“ erklang eine tiefe Stimme aus dem Hinterzimmer, das direkt hinter der Kasse lag. „Wenn der Typ noch aussieht wie ein Affe, lasse ich mich einliefern“, wisperte Itachi. Sasuke verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Ja, das wäre wirklich sehr lustig. Itachi und Sasuke wurde allerdings enttäuscht, als ein älterer Herr aus dem Hinterzimmer trat. Er hatte ein faltiges Gesicht, mit warmen, freundlichen, braunen Augen und weißen Haaren, die zum Großteil unter einem weißen Spitzenhut verborgen wurden. Ein spitz zulaufender weißer Bart am Kinn rundete das ganze ab. Eine weiße Toga und eine schwarze Hose rundeten das exzentrische Outfit ab. Bei diesem Anblick kam Sasuke unweigerlich der Gedanke, dass dieser Mann hier ein ziemlich merkwürdiger Kauz war. Der skurrile Laden passte perfekt dazu. Freundschaftlich gingen Kakashi und der Mann namens Sarutobi aufeinander zu, umarmten sich und wechselten kurz ein paar Worte miteinander. Sasuke und sein Bruder tauschten viel sagende Blicke miteinander aus. Hoffentlich wusste Kakashi, was er hier tat. „Und das sind also deine Neffen!“ wandte sich der alte Mann nun an Sasuke und Itachi. Kurz stellte Kakashi sie einander vor. „Fein. Geht schon mal ins Sitzungszimmer. Ich schließe kurz den Laden“, sagte Sarutobi und deutete auf das Hinterzimmer. Kakashi, Itachi und Sasuke machten sich dorthin auf den Weg, während Sarutobi den Laden abschloss. Als Sasuke das > Sitzungszimmer < betrat, blieb er ungläubig stehen. Itachi neben ihm, schien es nicht anders zu ergehen. Die beiden jungen Männer trauten ihren Augen nicht. Der Raum war nicht besonders groß, dafür aber überladen. Ein kleines, schmales Regal an der Wand war voll mit Büchern über Wahrsagerei, Séancen und noch mehr spirituellen Quatsch. Etliche Vorhänge waren an den Wänden befestigt und zogen sich durch den ganzen Raum. Glücklicherweise waren sie nicht rosa oder rot. Aber die schwarzen, grünen und blauen Farben machten es auch nicht besser. Zu allem Überfluss stand in der Mitte des Raumes ein kleiner, runder Holztisch mit grüner Tischdecke. Darauf stand allen Ernstes eine Kristallkugel! Sasuke wäre sofort umgedreht, wenn Kakashi ihn nicht ins Zimmer geschoben hätte. Widerwillig nahmen Sasuke und Itachi auf einer Couch platz, die an einer Wand stand. Sarutobi setzte sich an den Tisch. Kakashi blieb stehen, obwohl dem alten Spinner gegenüber ein Stuhl frei war. „Bitte entschuldigt, wie es hier aussieht. Aber die Leute mögen es. Dabei sind Tarotkarten und Kristallkugeln unnötiger Mumpitz. Ebenso wie die meisten Sachen im Laden“, erklärte Sarutobi mit einem Lächeln. „Also verarschen Sie die Leute?“ fragte Itachi direkt. Bei den Worten seines Bruders, hätte sich Sasuke beinahe die Hand gegen die Stirn geschlagen. Kakashi lachte laut auf. „Nein, das siehst du ganz falsch. Es gibt mehr Menschen, als ihr denkt, die, wie ich, das zweite Gesicht haben. Bei jedem ist es anders ausgeprägt. Manche haben eine besonders gute Intuition, andere haben Vorahnungen oder Wahrträume. Ich kann Geister sehen und Sarutobi kann in die Zukunft blicken. Außerdem kann auch ein Laie zaubern. Nur der Preis ist dazu meist zu hoch.“ „Du meinst, die Dämonen“, schlussfolgerte Sasuke. Anerkennend nickten Kakashi und Sarutobi. „Du hast ihnen ja doch etwas beigebracht. Wie geht es denn dem Geistermädchen?“ Während Kakashi Sakuras momentane Lage schilderte, wurde Sasuke klar, dass Kakashi all seine Informationen über Sakuras Zustand von Sarutobi hatte. Vielleicht wusste der Mann ja doch, was er tat. Oder er hatte sie nicht mehr alle. „Ah, ich verstehe. Immer diese Idioten, die Dämonen herbeirufen. In meinem Laden verkaufe ich solche Bücher nicht“, stellte Sarutobi sofort klar. Erklärend fügte Kakashi hinzu: „Viele, die hierher kommen, sind Stümper, die damit angeben wollen, wenn sie sich Schlangenhaut geholt haben oder wenn sie auf einer Feier einen >Geist< beschwören. Andererseits, Menschen, die sich mit dem ganzen Kram hier auskennen, kommen zu Sarutobi, um sich wirklich wichtige Dinge zu holen, die sie benötigen.“ „Das bekommt man aber nicht vorne im Laden. Dafür habe ich einen extra Raum“, erklärte Sarutobi weiter. So langsam verstand Sasuke. Dennoch war die Skepsis noch nicht gänzlich verschwunden. Das änderte sich jedoch schnell. Sarutobi erzählte, was er bereits Kakashi und was dieser wiederum Sasuke, Itachi und Sakura erzählt hatte. Kakashi hatte nichts ausgelassen, als er von der Vermutung erzählte, wie Sakura wohl zum Geist wurde. Jetzt wusste Sarutobi auch, wer der Meister war. „Orochimaru ist wirklich ein Idiot. Ich weiß, dass er bereits mehrfach Dämonen beschworen hat. Er war mal hier so etwas wie mein Schüler gewesen. Allerdings hat er sich viel zu sehr für die dunkle Seite des Okkultismus interessiert. Dann habe ich ihn rausgeworfen. Das verbotene Wissen, das er sich hinter meinem Rücken angeeignet hatte, besaß er leider aber schon. Ich habe seit längerem die Befürchtung gehabt, dass er etwas Dummes machen würde. Aber so etwas schreckliches!“ „Warum schrecklich?“ fragte Itachi nach. Sasuke hatte Angst zu erfahren, dass Sakura in tiefen Schwierigkeiten steckte. War ihre Seele vielleicht doch gefährdet? Oder…. Weiter kam Sasuke mit seinen negativen Gedanken nicht, da Sarutobi zu einer Erklärung ansetzte. „Es ist erstens dumm, seine Seele für was auch immer zu verkaufen. Außerdem bringt es nur Leid und Elend mit sich. Niemand wird dadurch glücklich. Es ist nun einmal abscheulich.“ „Was ist mit Sakura?“ fragte Sasuke schnell nach, bevor der alte Mann zu weit ausschweifte. „Oh, ihr passiert dabei nichts. Das ist auch nicht immer der Fall. Bei der Geisterbeschwörung aber schon. Es sei denn, Sakura würde jemanden in ihrer Geisterform umbringen oder schwer verletzen. Aber zu lange sollte ein Geist auch nicht von seinem Körper entfernt sein. Sonst kann es passieren, dass der Geist nie seinen Frieden findet.“ Bei diesen Worten verkrampfte Sasukes Körper. Die Hände ballte er zu Fäusten. Dieser verdammte Orochimaru! Wenn Sasuke ihn in die Finger bekam, dann…! „Und wie sorgen wir dafür, dass Sakura wieder frei ist?“ „Ganz einfach. Der Pakt mit dem Dämon muss vernichtet werden.“ „Und wie?“ fragte Sasuke leicht genervt nach. Er brauchte jetzt Antworten! „Oh, so ein Pakt wird immer mit Blut unterzeichnet. Es ist ein Dokument, dass der Beschwörer, in diesem Fall also Orochimaru, immer in seiner Nähe haben muss. Oder es muss gut versteckt sein. Wenn es in die falschen Fänge gerät…. Das müsst ihr euch holen, zu mir bringen und ich vernichte es dann. Der Pakt wird damit gelöst, Orochimaru verliert augenblicklich seine Seele und stirbt.“ Bei diesen ruhig gesprochenen Worten, blickte Sasuke überrascht auf. Er hätte nicht geglaubt, dass die Befreiung Sakuras ein Todesopfer fordern würde. „Gibt es keinen anderen Weg?“ fragte Sasuke nach. Sarutobi verneinte. „Da ist er doch selbst schuld dran. Er hat sich schließlich mit dem Dämon eingelassen“, kommentierte Itachi kalt. Sein Bruder hatte schon recht. Und schließlich ging es um Sakura! Da konnte es ihm auch egal sein, was mit Orochimaru geschah. Er rammte ihm ja nicht das Messer in die Brust, versuchte sich Sasuke zu beruhigen. „Und dann ist Sakura wieder frei?“ lenkte Sasuke das Gespräch wieder in eine andere Richtung. Unisono nickten Kakashi und Sarutobi. Allerdings blickte Kakashi drein, als stecke noch mehr dahinter. Ein großer Kloß bildete sich in Sasukes Hals. „Kakashi…?“ fragte er verunsichert nach. Wenn Kakashi so ernst drein blickte, war immer etwas im Argen. Was Sasuke auch sogleich bestätigt bekommen sollte. Bei den kommenden Worten, blieb Sasuke Herz stehen. „Wenn Sakura befreit wird, kehrt sie zurück zu ihrem Körper. Da dieser tot ist, wird sie, beziehungsweise ihre Seele, sogleich gen Himmel fahren. Dann ist sie für immer weg.“ Kapitel 24: Pläne schmieden --------------------------- Es war nicht länger zum Aushalten! Wenn sich nicht bald etwas änderte, würde Sakura Amok laufen! Bei dem Gedanken daran, ließ Sakura frustriert die Schultern und den Kopf hängen. Ja, klar. Sie würde Amok laufen. Wenn das nicht lustig war! Sakura war in diesem dummen Pentagramm gefangen! Nachdem Orochimaru sie alleine gelassen hatte, musste Sakura natürlich überprüfen, ob das Pentagramm sie noch immer gefangen hielt. Auf schmerzhafte Weise hatte Sakura feststellen müssen, dass dies immer noch der Fall war. Nach drei Versuchen, in denen sich Sakura anschließend wie gegrillt fühlte, ließ sie es bleiben. Es war ihr ein Rätsel, wie solch eine dumme Kreidezeichnung, sie gefangen halten konnte. Und wo kamen überhaupt die Stromschläge her? Wenn Sakura die Antwort kannte, würde es ihr sicherlich nicht viel bringen. Schließlich hatte Sakura gerade einmal so weit Platz, dass sie einen Schritt in jede Richtung gehen konnte. Selbst wenn sich ihr eine Möglichkeit bieten würde, hier zu flüchten, würde Sakura es wohl kaum schaffen. Ihre fehlgeschlagenen Fluchtversuche und der Ausflug nach zuhause, hatten dafür gesorgt, dass sich Sakura schwach wie ein Neugeborenes fühlte. Wenn sich Sakura ihre Hand besah, konnte sie darunter den Boden sehen. Sie war wieder extrem durchsichtig. Das war schon lange nicht mehr der Fall gewesen. Dadurch, dass Sakura so viel Kontakt und Nähe zu Sasuke gehabt hatte, war sie für ihn und für sich beinahe wieder normal gewesen. Frustriert seufzte Sakura auf. Ihre Gedanken gingen eindeutig in die falsche Richtung. Wenn sie jetzt über Sasuke nachdachte, würde in ihr nur unnütze Hoffnung aufkeimen, die Orochimaru sicherlich schnell wieder zunichte machen würde. Klar, Sasuke hatte vor Stunden vor dem Haus gestanden, als Sakura zu Orochimarus bescheuerter Mission aufgebrochen war. Allerdings hatte Sakura ihm die Situation nicht erklären können. Sie konnte von Glück reden, dass er überhaupt wusste, wo sie sich befand. Vorausgesetzt er wusste, das Sakura hierher zurückgekehrt war. Darin hatte Sakura allerdings Zweifeln, denn inzwischen war es früher Nachmittag, schätzte sie. Orochimaru hatte sich seit heute Früh nicht mehr blicken lassen. Licht kam durch ein kleines Fenster, doch da würde niemand durch passen. Ein Hund oder eine Katze schon, aber alles was größer war nicht. Durch das wenige Licht konnte Sakura auch nicht sagen, wie spät es war. Allerdings stand auf dem einzigen Holztisch in der Mitte des Raumes, ein Wecker. Warum der hier war, konnte Sakura nicht sagen. Vielleicht brauchte Orochimaru den manchmal für seinen Hokuspokus. So hatte Sakura allerdings eine Chance, herauszufinden wie spät es war. Als sie vor fünf Minuten auf den kleinen Wecker geblickt hatte, war es kurz vor halb vier gewesen. In all den Stunden, die Sakura hier verbracht hatte, waren keine Geräusche von außen zu ihr gedrungen. Ebenso wenig hatte sie irgendjemanden zu Gesicht bekommen. Selbst wenn Sasuke hier nach ihr suchte, er kam wohl nicht ins Haus. Sasuke… Man, das war so was von klar gewesen! Das hätte Sakura eigentlich wissen müssen. Sakura starb und kam als Geist zurück und war an niemand anderen gebunden, als an ihren Schwarm. Inzwischen waren sie ein Paar. Ein merkwürdiges zwar, aber das war Nebensache. Jetzt aber, war Sakura von einem rachsüchtigen Psychopathen gefangen genommen worden. Wie sollte Sasuke sie hier nur heraus holen? Wenn Orochimaru auf die Idee kam, Sakura an einen anderen Ort zu bringen, konnte sie sich eine Rettung abschminken. Sakura war, im Laufe des Tages, aufgefallen, dass ihre Verbindung zu Sasuke verschwunden war. Wenn Orochimaru sie woanders hinbringen würde, könnte Sasuke ihr nicht mehr folgen. Verzweifelt raufte sich Sakura die Haare. Das war alles nur zum Kotzen! Sie wollte hier raus und zwar sofort! Schluss mit den negativen Gedanken. Kein Nachdenken über die Zukunft, über die vielen wenn’s und aber’s. Was zählte war, dass Sakura nachdachte. Wenn sie hier heraus wollte, musste sie das schon selbst in die Hand nehmen! Wenn jemand zu ihrer Rettung eilte, würde sich Sakura sicherlich nicht dagegen wehren. Allerdings durfte sie nicht darauf hoffen. Ran an die Arbeit! Irgendetwas in diesem Raum musste Sakura doch benutzten können, um das Pentagramm zu zerstören. Es musste ja nur ein sehr kleiner Riss sein, der die verbundenen Linien voneinander trennte. Damit müsste die Barriere zerstört werden. Zumindest hoffte Sakura es. Einen anderen Plan hatte sie nicht. Sie musste aus dem Pentagramm raus. Schluss, Ende, aus. Sakura ließ, wie schon mehrfach heute, den Blick durch den dunklen Keller schweifen. Dieses Mal war sie allerdings nicht verzweifelt. Im Gegenteil. Sie war voller Tatendrang. Sakura würde das schon schaffen! Sie hatte auch Sasuke für sich gewonnen. Da war es ja wohl ein Klacks, ein Pentagramm zu zerstören! Da sich Sakura bereits viele Stunden in diesem Loch befand, hatten sich ihre Augen gut an das Zwielicht gewöhnt. Daher konnte Sakura alles recht gut erkennen. Allerdings gab es auch nicht viel, was man sehen konnte. Ihr gegenüber, am anderen Ende des Zimmer, befand sich die Tür, die nach draußen führte. Gut, darauf war Sakura zwar nicht mehr angewiesen, es war trotzdem eine Erwähnung wert. Links von ihr, an die Wand gelehnt, stand ein hölzernes, alt wirkendes Regal. Allzu viele Bücher enthielt es nicht. Die, die darin standen, hatten wohl irgendetwas mit Okkultismus zu tun. Zumindest vermutete Sakura es. Bei den meisten Büchern konnte Sakura den Titel nicht entziffern. Zumeist waren sie in einer, ihr unbekannten, Sprache verfasst. Bei manchen war das Buch bereits so alt, dass der Titel verblasst war. Andere Bücher hatten so kurze Titel wie: > Das schwarze Buch <, > Das Jenseits < oder schlicht und einfach > Beschwörungen <. Bei diesen Titeln blickte Sakura skeptisch drein. Die entsprechenden Autoren waren nicht besonders einfallsreich gewesen. Vor allem, wenn man bedachte, dass sich die Bücher optisch ziemlich ähnelten. Sie waren alle dunkel, meist schwarz – was den Titel > Das schwarze Buch < ziemlich sinnlos machte – und wirkten alt. Es war, als würde hier ein Klischee aus Hollywood Horrorfilmen bedient werden. Konnte Sakura aber auch egal sein. Außer dem Bücherregal gab es nur noch den Holztisch. Die Gefäße, Kräuter und Kerzen, die darauf standen, schienen Sakura am ehesten hilfreich sein zu können. Der Tisch war auch nicht so weit von ihr entfernt, wie das Bücherregal. Sakura würde weder an den Tisch, noch an das Regal kommen. Schließlich konnte sie die Arme danach nicht ausstrecken. Allerdings konnte Sakura, wenn sie wütend genug war, Gegenstände durch die Luft schmeißen. Und sie manifestierte sich. Fragte sich nur, ob sie dafür nicht zu schwach war. Denn so langsam bekam ihr Plan eine klare Form. Sakura würde versuchen, in manifestierter Gestalt aus dem Pentagramm zu treten. Schließlich hielt es körperlose Wesen fest. Dann müsste sie, wenn sie aus Fleisch und Blut war, doch eigentlich ihr vermaledeites Gefängnis verlassen können! Zumindest hoffte Sakura, dass das Pentagramm auch wirklich so funktionierte. Das würde sie ja gleich merken. Falls das hier nicht funktionieren sollte, hatte Sakura immer noch Plan B in der Hand. Sie würde einfach wütend werden, so wie Hulk – was bei ihrer momentanen Situation ja nicht allzu schwer werden dürfte – und würde dann ein oder mehrere Tongefäße vom Tisch fegen. Sakura hoffte, dass sie es so weit kontrollieren könne, damit die Sachen auch auf sie zugeflogen kamen. Wenn alles so lief, wie Sakura es sich vorstellte, würde ein Gefäß oder der Inhalt durch das Pentagramm zu ihr geflogen kommen. Damit konnte Sakura dann die Linien des Pentagramms berühren und zerstören. Und wenn sie Glück hatte, schaffte dies bereits ein Gegenstand, der zu ihr über den Boden geschlittert kam. „Okay. Dann mal los!“ sagte Sakura mit viel Selbstbewusstsein in der Stimme, die sie überhaupt nicht empfand. Sakura atmete mehrfach tief durch, schloss die Augen und konzentrierte sich. Sie stellte sich vor, wie sie langsam immer mehr Gestalt annahm. Wie eine Zeichnung, die nach und nach entstand. Nach einigen Minuten öffnete Sakura die Augen, blickte an sich hinab, nur um enttäuscht feststellen zu müssen, dass sie noch immer durch sich hindurch sehen konnte. „Scheiße!“ brüllte Sakura laut auf. Wäre eine Wand da gewesen, hätte sie gegen diese ihre Faust geschmettert. Gebrochene Hand hin oder her. Doch leider war keine Wand da. Wahrscheinlich würde Sakuras Hand sowieso nur hindurch gehen. Sie war zu schwach. Normalerweise konnte Sakura sich ganz normal sehen, außer sie war zu entkräftet. Und das war leider momentan der Fall. „Verflucht! Wenn ich den Typen zu fassen bekomme, dann kann er was erleben!“ Wut kam in Sakura auf. Und das war auch gut so. Schließlich musste sie wütend werden! Das kam ihr ganz gelegen. Während Sakura sich vor Augen führte, auf wen sie alles wütend war, zum Beispiel was Orochimaru ihr in dieser kurzen Zeit bereits für Probleme bereitet hatte, wie sauer sie auf Sai und sein eifersüchtiges Verhalten war und auch auf Sasuke, weil er sich so lange wie ein Idiot aufgeführt hatte, bis sie endlich zusammen kamen, konzentrierte sich Sakura. Auch wenn sie wütend war, musste Sakura ihre Wut katalysieren. Schließlich musste irgendwas vom Tisch hierher geflogen kommen. Ha! Da war noch ein weiterer Grund, um ihrer Wut neue Nahrung zu geben. Plan A hatte nicht funktioniert. Deswegen musste sie jetzt ihren letzten Plan durchführen. Und er würde klappen! Kurz kamen in Sakura Zweifel auf, ob das hier gerade dazu beitrug, ihre Wut weiter zu entfachen. Schnell schob sie den Gedanken beiseite. Sie musste weiter wütend sein! Und sich konzentrieren! Gar nicht so einfach, wie man glauben mochte. Wut ging normalerweise mit Kontrollverlust einher. Jetzt brauchte Sakura das genaue Gegenteil. Die Wut war da. Sakura sammelte sie in ihrem Kopf. Gleichzeitig streckte sie den rechten Arm so weit aus, wie sie konnte, ohne dabei die Grenzen des Pentagramms zu berühren. Das hier war ihre letzte Chance! Danach würde Sakura wohl keine Kraft mehr haben. Aber es musste funktionieren! Es musste! Sakura fixierte einen Tontopf, der ihr am nächsten war und direkt am Rand des Tisches stand. Vor Konzentration kniff Sakura sogar die Augen zusammen. Wenn es noch möglich wäre, würde Sakura jetzt schweißgebadet im Pentagramm stehen. Das war zwar nicht mehr möglich, dennoch konnte Sakura spüren, wie sie immer schwächer wurde. Es kostete ihre ganze Kraft, dennoch begann der Tontopf zu wackeln. „Oh ja! Gut so! Nur weiter so“, feuerte sich Sakura selbst an. Die Sekunden verstrichen, das Gefäß wackelte immer mehr und dann! Endlich! Das Tongefäß fiel vom Rand! Ja, jetzt musste sich Sakura nur noch angestrengter Konzentrieren, damit das Gefäß auch auf sie zu kam! Wie in Zeitlupe fiel der Topf, näherte sich dem Boden immer mehr. Sakura konzentrierte sich verzweifelt. Dann wurde der Tontopf langsamer, ruckelte ein Stück zu ihr. Und dann zerschnellte der Tontopf in tausend Scherben. Überrascht riss Sakura die Augen auf. Keuchend stand sie da, konnte nicht glauben, dass der verdammte Topf wirklich zu Boden gefallen war! Scheiße, er war kaputt! Es hatte nicht funktioniert! Wütend und verzweifelt zugleich stöhnte Sakura laut auf. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Das war ihre letzte Chance gewesen! Ein Poltern, das wie schnelle Schritte auf einer Treppe klangen, sorgte dafür, dass Sakura sich abrupt aufrichtete. Es klang nicht nur wie Schritte. Es waren welche! Und Sakura hatte so ihre Zweifel, ob da Sasuke zu ihr gerannt kam. Sekunden später, wurde die Kellertür mit Wucht aufgerissen. Mit wütendem Blick stand Orochimaru in der Tür, ließ seine Augen durch das Zimmer schweifen. Schnell hatte er erfasst, was hier los war. Von jetzt auf gleich verschwand die Wut aus dem blassen Gesicht. Stattdessen wurde es kalt und abweisend, was Sakura Angst einjagte. Das war überhaupt nicht gut! Mit großen Augen blickte Sakura zu Orochimaru, während er langsam zu ihr kam. Seine Bewegungen erinnerten Sakura an ein Raubtier, das seine Beute einkreiste und jeden Moment erlegen würde. Und sie fühlte sich auch wie die Beute. „Glaubst du wirklich, mit so etwas Banalem würdest du meinem Zauber entgegen? Dann kannst du vergessen. Du solltest dich benehmen, bevor dir noch etwas zustößt“, gab Orochimaru kühl von sich. Die Ankündigung einer Strafe, schwang in seiner Stimme mit. Und die Vorfreude darauf. Sakura wollte schon frech erwidern, was, laut Orochimaru, ihr – einem Geist – denn schlimmes widerfahren konnte, da streckte er seinen blassen Arm aus. Die weit geöffnete Hand schloss er zur Faust, während er leise Worte vor sich hin murmelte. Dann, ganz plötzlich, wurde Sakuras Körper von Krämpfen gebeugt. Nicht so, wie durch das Pentagramm. Es war kein Strom, der durch ihren Körper floss. Es fühlte sich an, als wollten die einzelnen Zellen ihres Körpers, ihre Position ändern. Als würde ihr Körper auseinander genommen und dann wieder zusammengesetzt werden. Vor Schmerz schrie Sakura laut auf. So schnell, wie der Schmerz kam, war er auch wieder verschwunden. Zurück blieb eine keuchende Sakura, die mit geweiteten Augen zu Orochimaru blickte. Dessen Gesicht zierte inzwischen ein mehr als zufriedenes Grinsen. „Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt“, gab Orochimaru kalt von sich. „Oder benötigst du noch ein paar Lernstunden?“ Ohne nachzudenken, einem Instinkt folgend um weiteren Schmerzen zu entgehen, nickte Sakura heftig mit dem Kopf. Mit einem zufriedenen Nicken, ließ Orochimaru die Hand sinken. „Und du bist sicher, dass das funktionieren wird?“ Mit skeptischem Gesichtsausdruck sah Sasuke zu seinem Onkel. Itachi hatte zu dem Plan nichts zu sagen, stattdessen gähnte er herzhaft. „Was? Bist du dir zu fein, zu helfen, um Sakura zu retten?“ fuhr Sasuke seinen Bruder an. Nach dieser Anschuldigung, zog Itachi die Augenbrauen in die Höhe. Mit ruhiger Stimme erwiderte er: „Entschuldige. Ich bin einfach nur müde, weil ich sehr früh geweckt wurde und anschließend den ganzen Tag durch die Gegend gelaufen bin.“ Die Worte sorgten nicht besänftigend auf Sasuke. Stattdessen fachten sie seine Wut nur noch weiter an. Bevor er seinem Bruder aber noch ein paar Beleidigungen an den Kopf werfen konnte – oder im schlimmsten Fall gewalttätig wurde – packte Kakashi ihn bei der Schuler. Drehte ihn um, sodass Sasuke in die streng drein blickenden Augen seines Onkels sah. „Jetzt ist aber mal gut! Ich weiß, es ist eine sehr stressige Situation für dich. Du hast Angst um Sakura. Jetzt reiß dich aber mal zusammen und lass deinen Frust nicht an Itachi und mir aus, die wir dir lediglich helfen wollen!“ Bei diesen Worten zuckte Sasuke leicht zusammen. Die Wut verpuffte - zumindest für den Augenblick – und machte Schuldgefühlen platz. „Entschuldigung. Du hast recht“, entschuldigte sich Sasuke bei Kakashi und Itachi. Diese nahmen es mit einem Nicken zur Kenntnis. Itachi lächelte sogar leicht! „Nun. Zurück zum ursprünglichen Thema. Hast du jetzt, wo du dich ein wenig abgeregt hast, immer noch etwas an meinem Plan auszusetzen? Für Verbesserungsvorschläge bin ich immer offen. Schließlich wollen wir alle, dass Sakura bald wieder frei ist.“ Im Moment befand sich Sasuke in einem Zwiespalt. Er wollte natürlich, dass Sakura wieder frei war! Eine Gefangenschaft war schließlich schrecklich! Das wünschte Sasuke wirklich niemandem. Allerdings, wenn Sakura frei kam, dann endgültig. Sie wäre weg. Sasuke würde sie nie wieder sehen oder hören können. Würde niemals wieder ihre zarte Haut berühren oder… Bei diesen Gedanken musste Sasuke die Tränen zurück drängen. Er würde Sakura ein zweites Mal verlieren. Aber welches Anrecht hatte er schon auf Sakura? Nur weil sie sich liebten, ganz gewiss nicht. Wie viele Paare trennte der Tod? Mehr als genug. Sasuke wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass Sakura für immer an die Erde gefesselt war. Das war nicht richtig. Außerdem hatte er das nicht zu entscheiden. Sakura war tot. Und als Tote gehörte ihre Seele auch in den Himmel. Oder wo auch immer Seelen nach dem Tod hin gingen. Hierher gehörte Sakura nicht. Auch wenn es ihm das Herz brach, Sasuke musste Sakura gehen lassen. Das sagte sich Sasuke immer wieder, bis der Drang zu weinen endlich vergangen war. Ein dicker Kloß in seinem Hals war allerdings geblieben. Energisch schüttelte Sasuke den Kopf. Er wusste, Kakashi und Itachi warteten auf eine Antwort von ihm. Also ließ sich Sasuke schnell noch einmal Kakashis Plan durch den Kopf gehen. Der Plan sah vor, dass Kakashi an die Haustür gehen würde, um zu klingeln. Er würde, so gut und so lange wie möglich, Orochimaru ablenken. In der Zwischenzeit würden Itachi und Sasuke versuchen, durch das Kellerfenster zu klettern, dass Sasuke letzte Nacht entdeckt hatte. Um das Gitter aufzubrechen, hatten sie auch zwei Metallstangen mit, die an den Enden nach oben beziehungsweise nach unten gebogen waren – es kam darauf an, wie man sie hielt. Die Enden waren aufgegabelt und liefen spitz zu. Sasuke hatte keine Ahnung, wie diese Stangen hießen. Solange sie ihren Zweck erfüllten, war es ihm auch gleichgültig. Nachdem das Gitter aufgebrochen war, würde Sasuke dadurch in den Keller steigen. Itachi würde draußen warten, damit er Sasuke wieder heraus helfen konnte. Das Fenster lag sicherlich ein wenig erhoben, wenn man sich im Keller befand. Dann würde Sasuke Sakura suchen, sie befreien und das Schriftstück suchen, das den Pakt von Orochimaru und dem Dämon besiegelte. Das würde der schwierigste Teil werden. Nicht einmal die Rettung, sondern das Suchen. Sasuke konnte nur hoffen, dass sich das Dokument nicht bei Orochimaru befand. Ebenso musste Sasuke darauf vertrauen, dass Kakashi Orochimaru lange genug ablenken können würde. An sich war der Plan gar nicht mal so dumm. Allerdings beruhte der Plan auf viel hoffen. Ihm selbst fiel aber auch nichts besseres ein. Kakashi war der einzige, der vernünftige Pläne vorgeschlagen hatte. Da die Polizei und ähnliche Institutionen nicht um Hilfe gebeten werden konnten, war dies wohl die beste Alternative. „Es ist gut. Lasst uns einfach anfangen.“ Kakashi und Itachi stimmten zu. „Wir warten noch einen Moment, bis hier weniger los ist.“ Sasuke stimmte Kakashi zu. Im Moment kamen mehrere Autos vorgefahren und verschwanden in einem Haus, das schräg gegenüber von Orochimarus stand. Dort fand wohl eine Party statt. Fünf Uhr für eine Feier fand Sasuke ein wenig früh, aber es war ja auch nicht seine Party. Es dauerte etwa zehn Minuten, bis keine Autos mehr vorfuhren. Vorsichtshalber warteten sie weitere fünfzehn Minuten ab, um auf Nummer sicher zu gehen. Sie wollten nicht auffallen. Schließlich standen sie hier schon lange genug und Itachi und Sasuke würden um das Haus schleichen müssen. Wenn jemand aus dem Fenster sah, war nicht auszuschließen, dass die Polizei wenige Minuten später vorfahren würde. Flüchtig warf Sasuke einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war jetzt kurz vor halb sechs am frühen Abend. Da es mitten im Sommer war – auch wenn dieser Sommer recht verregnet war – stand die Sonne noch am Himmel, auch wenn sie immer tiefer sank. Im Winter wäre diese Aktion wohl deutlich einfacher, aber daran konnten sie nun einmal nichts ändern. Kakashi ließ seinen Blick die Straße in beide Richtungen entlang schweifen, sah auch kurz zu den Häusern hinter sich. Dann nickte er zufrieden. „In Ordnung. Ihr wisst, wie der Plan abläuft?“ Sasuke und Itachi nickte zeitgleich. „Gut. Dann geht ihr beiden jetzt vor. Ich versuche Orochimaru so lange wie möglich auf zuhalten. Wenn ich wieder gehen muss, pfeife ich. Itachi gibt dir dann bescheid, und du versuchst so schnell wie möglich zu verschwinden. Viel Glück euch beiden. Los Jungs!“ Kapitel 25: Rettung startet! ---------------------------- Vorsichtig kniete sich Sasuke neben das Fenster. Itachi folgte ihm. Das Fenster zu finden, war – wie nicht anders zu erwarten – nicht sonderlich schwer gewesen. Einen Moment lang besah sich Itachi das Gitter, dann griff er entschlossen nach der Brechstange, die Sasuke ihm entgegen hielt. „Da setzte ich an, du auf der anderen Seite, an der selben Stelle. Kapiert?“ Zustimmend nickte Sasuke. So schwer war die Anweisung nun auch wieder nicht. Er vertraute in die Fähigkeiten seines Bruders. Auch wenn Sasuke in der Schule mehr als gut war, Itachi war besser. Und Physik hatte ihm nie gelegen. Itachi hatte es als Leistungskurs gehabt. Daher wusste sein Bruder wohl, was er tat. Vorsichtig, um keinen allzu großen Lärm zu veranstalten, schob Sasuke seine Brechstange vorsichtig zwischen Gitter und Wand. Das Gitter war rechteckig. An den beiden Seiten, links und rechts, fand Itachi, könnten sie das Gitter am ehesten aufbrechen. Instinktiv hätte Sasuke wohl ebenso gehandelt. Schließlich boten die Seiten die beste Angriffsfläche. Und auch die größte. Leise zählte Itachi bis drei. Dann stemmten sie gemeinsam. Übten Druck auf die Brechstange aus, damit sie das Gitter aus der Fassung hebelte. Langsam wurde das Gitter lockerer. Doch dann gab Itachi ein Zeichen, zum absetzen. Kurz durchschnaufen, dann ging die selbe Prozedur von vorne los. Sasuke verstand, warum sie immer gleichzeitig hantierten. So übten sie mehr Druck aus, was natürlich effektiver war. Außerdem konnten sie so Kraft sparen. Und Sasuke würde seine eventuell noch benötigen. Eigentlich hatte Sasuke angenommen, das Gitter zu entfernen, würde nicht allzu lange dauern. Es stellte sich aber als anstrengender und aufwendiger heraus, als gedacht. Der Schweiß sammelte sich zwischen Sasukes Schulterblättern, vorne auf seiner Brust und auf seiner Stirn. Itachi sah ähnlich erschöpft aus wie er. Doch das waren sie gewohnt. Ein wenig Schweiß würde sie nicht aufhalten! Mit jedem Mal probieren, kam es Sasuke so vor, als würde das Gitter lockerer werden. Allerdings im Millimeterbereich. Entnervt seufzte er auf. Wie lange sollte das noch so gehen? Während einer kurzen Verschnaufpause, sah Sasuke kurz auf seine Uhr. Es war kurz vor halb sechs gewesen, als sie mit dieser Arbeit angefangen hatten. Seit einer gefühlten Stunde hantierten sie mit diesem blöden Gitter herum. Erstaunt musste Sasuke feststellen, dass es in Wirklichkeit aber nur schlappe zehn Minuten waren. Ein erneuter Seufzer entrang sich Sasukes Kehle. „Komm. Gleich haben wir es geschafft“, flüsterte Itachi seinem mutlosen, jüngeren Bruder zu. Auch wenn Sasuke es inzwischen nicht mehr für möglich hielt, packte Sasuke wieder nach der Metallstange. Während er mit Itachi weiter versuchte, das Gitter zu entfernen, überlegte er sich, wie er wohl noch ins Haus gelangen konnte. Sasuke achtete schon gar nicht mehr so wirklich darauf, was er eigentlich tat. Umso überraschter war er, als das Gitter plötzlich ein kleines Stücken weit flog und klirrend auf dem Boden landete. Sasuke selbst wäre beinahe vornüber gefallen, da er plötzlich keinen Gegendruck mehr hatte, der in aufrecht hielt. Nur Itachis schnellen Reflexen verdankte es Sasuke, das sein Gesicht keine nähere Bekanntschaft mit dem Steinboden machte. Itachis Hände griffen feste um Sasukes Oberarme. „Danke“, murmelte Sasuke, noch immer überrascht. „Schon gut. Jetzt geh, und befrei deine Liebste aus den Fängen des bösen Drachen, du schillernder Held in glänzender Richtung.“ Wenn Sasukes Gedanken nicht schon bei Sakura gewesen wären, hätte er Itachi für diese Bemerkung eine verpasst. Aber Sasuke benötigte auch seine Kräfte. Daher krabbelte Sasuke, auf den Knien rutschend, die paar Zentimeter, die ihn von dem nun offenen Fenster trennten. Ohne Worte zu verlieren, setzte sich Sasuke vor das Fenster, streckte seine Füße hindurch und hielt Itachi seine Hände fest. Kraftvoll schlossen sich Itachis Hände um seine, während Sasuke sich auf den Bauch drehte und sich, mit der Hilfe seines Bruders, langsam hinunter ließ. Als Sasuke mit dem Bauch über die harte Kante des Fensters rutschte, verzog er kurz das Gesicht. Daraus würden entweder Kratzer oder blaue Flecke werden. Vielleicht auch beides. Dann berührte Sasuke keinen Boden mehr. Er schwebte für einen kurzen Moment in der Luft. Wenn Itachi ihn nicht halten würde, wäre Sasuke gefallen. Sekunden später stellte Sasuke fest, dass Itachis Hilfe für den Einstieg nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Er berührte mit den Füßen den Boden. Itachi hielt Sasuke schon nicht mehr. „Danke“, flüsterte er seinem Bruder noch einmal zu. „Ich warte hier.“ Kurz schätzte Sasuke den Abstand vom Boden bis zum Fenster. Erstaunt stellte Sasuke fest, dass das Fenster doch höher lag, als gedacht. Er würde Itachi auf jeden Fall brauchen, wenn er wieder durch das Fenster hinaus wollte. Wenn sich Sasuke auf die Zehenspitzen stellte, berührte er gerade so den unteren Rand des Fensters. Gut, dass es dieses Mal ganz offen gewesen war und nicht nur auf Kippe, wie in der Nacht. Doch darüber musste sich Sasuke keine Gedanken machen. Raus würde er schon kommen. Jetzt musste er erst einmal Sakura finden! Ganz vorsichtig drückte Sasuke die Türklinke. Währenddessen kniff er die Augen zusammen, legte den Kopf schief und hoffte, die Tür würde keine Geräusche machen. Glücklicherweise wurden seine Gebete erhört. Ebenso vorsichtig zog Sasuke die Tür auf. Er ging nur einen kleinen Schritt nach vorne, spähte mit dem Kopf aus der Tür. Nur gerade so weit, dass er auch in den nächsten Raum sehen konnte. Zum Glück war der Raum beziehungsweise Flur leer. Anstatt in den Flur zu gehen, ging Sasuke zurück in den Raum, in dem er noch zur Hälfte stand. Sasuke sah sich um. Vielleicht gab es etwas, was er später noch gebrauchen konnte. Wie er auf die Idee kam, war ihm nicht klar. Dennoch folgte Sasuke seiner Eingebung. Wenn sich Sasuke nicht irrte, war dies hier ein Vorratsraum. Allerdings konnte er nicht viel sehen. Nur spärlich fiel das Licht durch das Fenster, durch das Sasuke geklettert war. Da Itachi noch davor kniete, fiel noch weniger hindurch. Vor allem streckte der Idiot seinen Kopf durch das Fenster und zischte leise: „Was tust du da? Geh Sakura suchen und steh hier nicht blöd rum!“ Sasuke ignorierte Itachi. Stattdessen ließ er seinen Blick weiter durch das Zimmer schweifen. Viel gab es nicht. Ein Regal, in dem normalerweise Gemüse gelagert wurde, stand leer in dem Zwielicht. Einige Säcke Reis und Kartoffeln lagen auf dem Boden. Mehr gab es hier nicht. Nichts, was ihm helfen konnte. Sasuke konnte nur hoffen, dass der Raum, in dem Sakura gefangen gehalten wurde, nicht abgeschlossen war. Vorsichtig kehrte Sasuke zu der Tür zurück. Ebenso still wie beim ersten Mal, ließ sich die Tür auch jetzt öffnen. Erneut späte Sasuke vorsichtig um die Ecke. Auch jetzt lag der Flur verlassen vor. Sasuke schloss die Tür hinter sich nicht, ließ sie nur angelehnt. Falls es schnell gehen musste, wollte sich Sasuke nicht aufhalten lassen, weil er erst noch die Tür aufbekommen musste. Auf Zehenspitzen schlich Sasuke den Flur entlang. Er war nicht besonders lang und ziemlich karg. Keine Bilder – okay, im Keller mussten auch keine Bilder hängen – und die Wand sah sehr alt und heruntergekommen aus. Die Wand war weiß gekachelt. An manchen Stellen war die Wand soweit abgebröckelt, dass man den rohen Stein darunter sehen konnte. In dem kurzen Flurabschnitt gab es nicht viele Türen, die abzweigten. Nur zwei. Dann würde Sasukes Suche hier unten recht schnell voran gehen. Bei der ersten Tür, die Sasuke erreichte, blieb er stehen, legte das Ohr an die Holztür und lauschte. Um ja kein Geräusch zu verpassen, hielt Sasuke die Luft an. Die Sekunden verstrichen. Erst als Sasuke Sauerstoff benötigte, nahm er den Kopf von der Tür und holte langsam und leise Atem. Durch den kurzen Moment an Sauerstoffmangel, hatte sich sein Herzschlag erhöht. Wobei sein Herz schon seit dem Moment, in dem er das Gitter von dem Fenster entfernt hatte, wild schlug. Adrenalin floss in Mengen durch seine Venen und ließ Sasuke sehr aufmerksam und in Alarmbereitschaft sein. Langsam streckte Sasuke die Hand nach der Türklinke aus, drückte sie hinunter. Sein Herz schlug jetzt noch viel schneller. Sasuke merkte nicht einmal, dass er die Luft anhielt. Enttäuscht ließ Sasuke den angehaltenen Atem entweichen. Verdammt! Die Tür war abgeschlossen! Aber Sakura konnte sich dahinter befinden! Nur leider fiel Sasuke keine andere Möglichkeit ein, in den dahinter liegenden Raum zu gelangen, außer die Tür einzutreten. Und das würde Lärm machen. Orochimaru würde den Krach ganz gewiss mitbekommen. Zwischen den zwei Türen lag auf der gegenüberliegenden Seite eine Treppe, die in das Erdgeschoss führte. Von daher war die Gefahr zu groß, die Tür einzutreten. Wenn sich Sakura dann nicht dahinter befand, saß Sasuke in der Patsche. Daher wollte Sasuke erst einmal nachsehen, was sich hinter der anderen Tür befand. Da Sasuke an der Treppe vorbei musste, ging er wieder langsam auf den Zehenspitzen daran vorbei. Währenddessen hörte er eine kühle Stimme, die aufgeregt klang. Das war sicherlich Orochimaru. Nur leider konnte er kein Wort verstehen. Sicherlich sprach Orochimaru – oder vielmehr schimpfte – gerade mit Kakashi. Gut. Bis jetzt funktionierte der Plan ja. Sasuke hielt sich nicht länger damit auf, an der Treppe zu stehen und zu lauschen. Er verstand ja ohnehin nichts und hatte sowieso wichtigeres vor. Es waren nur drei große Schritte nötig, dann befand sich Sasuke bei der nächsten Tür. Erneut schlug Sasukes Herz schneller. Vor Vorfreude und auch vor Angst. Was sollte er nur tun, wenn diese Tür auch verschlossen war? Das Metall war kühl unter Sasukes verschwitzter Hand. Bis jetzt war ihm gar nicht aufgefallen, dass er vor Nervosität so sehr schwitzte. Doch kalter Schweiß hatte sich zwischen seinen Schultern und an seiner Brust gebildet. Ebenso klebten seine Haare an der schwitzigen Haut. Sasuke hielt sich nicht lange auf, drückte die Türklinke und…Tatsächlich! Vor Überraschung riss Sasuke die Augen auf. Die Tür war offen! Vorsichtig, da er dieses Mal nicht vorher gelauscht hatte, öffnete Sasuke die Tür. Und riss seine Augen erneut auf. Da war Sakura! Sie war tatsächlich hier! Sasuke konnte sein Glück kaum fassen! Vor lauter Freude, bildete sich ein Lächeln auf Sasukes Lippen. Allerdings hatte Sakura Sasuke noch nicht bemerkt. Sie stand mit dem Rücken zu ihr. Die Arme verschränkt. Sasuke wollte nicht entdeckt werden, weil er nach Sakura rief. Er traute sich selbst nicht zu, ruhig genug zu bleiben. Daher schloss er die Tür wieder leise hinter sich und ging auf Sakura zu. Gerade machte er den Mund auf, um Sakura zu zeigen, dass er zu ihrer Rettung gekommen war, da fuhr sie ihn wütend an. „Was willst du hier?!“ Mehr als irritiert, schloss Sasuke seinen Mund wieder, nur um ihn dann zu öffnen und doch keinen Ton heraus zu bekommen. Was war mit Sakura los? Er war doch hier, um ihr zu helfen! Sollte sie da nicht etwas dankbarer sein? „Hast du mir nicht schon genug angetan?“ fauchte Sakura ihn weiter an. Jetzt verstand Sasuke die Welt nicht mehr. Was soll er denn getan haben? Dieses Mal hatte er sich nicht wie ein Idiot aufgeführt. Er war weder eifersüchtig, noch wies er Sakura von sich. Die Freude und die Nervosität verschwanden. Stattdessen wurde er wütend. Nein, nicht wütend. Eher empört. „Was hast du für ein Problem?“ zischte Sasuke, so leise er konnte. Das minderte seine Stimmung jedoch nicht. Abrupt drehte sich Sakura zu ihm um, sah ihn mit großen Augen an. Überraschung lag in ihrem Ausdruck. Dann schlug sie die Hände vor dem Mund. Ein leises Schluchzen ertönte. Es klang ungewöhnliches laut, in der plötzlichen Stille. Die Empörung war verschwunden. Jetzt war Sasuke bewusst, dass Sakura keine Ahnung gehabt hatte, dass er hier war. Stattdessen hatte sie Orochimaru erwartet. Verdammt! Was hatte dieser Dreckskerl ihr angetan? Dafür würde er büßen müssen! Vor Wut ballte Sasuke die Hände zu Fäusten. Seine Wut verschwand bei Sakuras nächstem Schluchzer. „Pst. Schon gut. Ich bin ja hier! Wir werden jetzt gehen!“ versuchte Sasuke Sakura zu beruhigen. Helfend streckte Sasuke die Hand nach ihr aus. Energisch schüttelte Sakura den Kopf. Mehrmals musste sie schlucken, bis Sakura aufhörte zu schluchzen. „Ich kann nicht.“ Irritiert sah Sasuke drein. „Wieso?“ „Orochimaru hat mich eingesperrt. Ich kann das Pentagramm nicht verlassen. Du musst es erst zerstören.“ Schnell blickte Sasuke zu Boden. Die aufgemalten, weißen Linien waren ihm zuerst gar nicht aufgefallen. Hier gab es ja sowieso nicht viel, außer einem Tisch und einem Bücherregal. Sasuke bückte sich. Er wollte die weißen Linien mit der Hand wegwischen. Nur leider funktionierte es nicht. Es war keine Kreide, wie zuerst vermutet. Es war getrocknete Farbe. „Da drüben liegen Tonscherben. Eigentlich wollte ich mich damit befreien. Hat aber nicht funktioniert. Vielleicht kannst du sie nehmen und die Farbe wegkratzen“, schlug Sakura vor. Währenddessen zeigte Sakura mit der Hand hinter Sasuke. Er drehte sich um und sah die Tonscherben, die vor dem Tisch verstreut lagen. Sasuke griff nach einer. Anschließend machte er sich an der weißen Farbe zu schaffen. Während er angestrengt auf dem Boden herumkratzte, fragte er: „Was hat dir Orochimaru angetan?“ Sasukes Stimme klang ungewöhnlich ruhig. Sakura war froh, dass Sasuke nicht auf sie wütend war. Aber das interessierte Sakura jetzt nicht sonderlich. Stattdessen konnte sie ihr Glück noch nicht fassen, dass Sasuke tatsächlich hier war, um sie zu befreien! In schnellen Sätzen erzählte Sakura Sasuke von Orochimarus Plan, was er ihr wegen ihrem Ungehorsam angetan hatte, ließ Sakura erst einmal weg. Sasuke musste sich nicht unnötig aufregen. Er war konzentriert und kratzte stetig an der Farbe. Während Sakuras Erklärung, blieb Sasuke ungewöhnlich ruhig. Nach ein paar Sekunden, blickte er zu ihr hoch und fragte: „Erzähl mir alles. Bitte.“ Hätte Sasuke nicht darum gebeten, hätte Sakura es wohl nicht erzählt. Es war nichts, was Sakura gerne preis gab. In den Moment, in denen Orochimaru sie unter Strom setzte, war sie unendlich verletzlich. Dennoch hatte Sasuke ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Während Sakura Sasuke auch die letzten Ereignisse schilderte, sah sie unverwandt auf die geschlossene Tür. Auch jetzt stand Sakuras Körper unter Strom. Dieses Mal nicht wegen Orochimaru. Sakura war aufgeregt. Sie hatte Angst, dass Sasuke zu langsam war. Das Orochimaru jeden Moment vorbei kommen konnte und auch Sasuke einsperrte oder etwas anderes antat. Voller Erleichterung, atmete Sakura laut auf, als sich Sasuke erhob. Mit einem zuversichtlich lächeln, streckte er erneut die Hand nach Sakura aus. Auch wenn Sakura einen Blick auf den Boden werfen wollte, um sich zu versichern, tat sie es nicht. Sie vertraute Sasuke. Und so streckte sie, wenn auch mit zitternden Fingern, die Hand nach Sasuke aus. Vor Erleichterung atmete Sakura erneut laut auf, als ihre Finger Sasuke berührten und sie keinen Stromstoß erlitt. In Sekundenschnelle war Sakura aus dem Pentagramm getreten. Ihr war nicht klar gewesen, wie eingesperrt sie sich gefühlt hatte. Jetzt jedoch schon. Jetzt war sie frei. In Sakura kam der Drang auf, jetzt sofort durch die Wand zu fliegen. Nach draußen. An die frische Luft! Nur Sasukes Hand und seine Gegenwart hielt Sakura davon ab. Mit einem Lächeln wandte sich Sakura Sasuke zu. Wenigstens einem Drang folgte Sakura. Fröhlich umarmte Sakura Sasuke. Das hieß, sie wollte. Statt in seine Arme zu fallen, fiel Sakura durch ihn hindurch. Es war schon lange her, seit ihr das passiert war. „Entschuldigung. Ich bin zu schwach“, erklärte Sakura, als sie wieder aus Sasuke heraus kam. Wenigstens konnte er noch ihre Hand halten. Verständnisvoll lächelte Sasuke, auch wenn es ein wenig gezwungen aussah. Sicherlich, weil er wusste, dass Sakura wegen Orochimaru so schwach war. „Komm. Lass uns gehen!“ Sakura wollte schon los, als Sasuke nicht mitkam. „Warte. Sakura. Ich muss dir noch etwas sagen.“ Sakura fragte sich, was es denn wohl jetzt so wichtiges gab, was nicht auf später verschoben werden konnte. Dennoch blieb Sakura stehen. Sah Sasuke fragend an. Sasuke schluckte schwer. Er wusste, er musste Sakura die Wahrheit erzählen. Dennoch fiel es ihm unglaublich schwer. Vor allem jetzt, wo Sakura endlich wieder bei ihm war. Aber sie war noch nicht in Sicherheit. Deswegen schrie alles in Sasuke, Sakura so weit wie weg von hier zu bringen. Doch das ging nicht. Wenn er nicht dieses blöde Stück Papier fand, würde Orochimaru weiterhin Macht über Sakura haben. Dann würde er sie wieder zu sich rufen. Und dann wahrscheinlich an einen Ort, den Sasuke nicht kannte. Das durfte Sasuke nicht riskieren. „Sakura, hast du bei Orochimaru einmal ein Stück Papier gesehen?“ Verständnislos blickte Sakura drein. „Papier? Was für Papier?“ „Ich muss ein bestimmtes Papier finden. Es ist der Vertrag zwischen Orochimaru und einem Dämon. Das muss vernichtet werden. Ansonsten wird Orochimaru weiterhin Macht über dich haben und du musst tun, was er will.“ Verstehend nickte Sakura. Dann dachte sie angestrengt nach. Währenddessen sah sich Sasuke in dem Raum um. Es gab nichts verdächtiges. Außerdem wäre es von Orochimaru wirklich dämlich, dieses, für ihn, wichtige Dokument in Sakuras Nähe aufzubewahren. Allerdings befasste sich Sasuke im Moment lieber damit, als an etwas anderes zu denken. Zum Beispiel daran, dass Sakura ihn verlassen würde, wenn das Dokument vernichtet war. Dass sie sich nie wieder sehen würden. Und das er Sakura jetzt davon nichts erzählen durfte, da sie sonst womöglich nicht damit einverstanden wäre. Schließlich würde es ihren endgültigen Tod bedeuten. Er durfte Sakuras Seelenheil nicht gefährden. Und deswegen verschwieg Sasuke Sakura den Rest der Fakten. „Tut mir Leid. Ich habe nichts gesehen“, gab Sakura kleinlaut von sich. Sasuke zwang sich zu einem Lächeln. „Schon in Ordnung. Ich werde mich mal oben umsehen. Ganz vorsichtig natürlich.“ „Und ich?“ „Du…“ Sasuke dachte einen kurzen Moment nach. Dann hatte er eine Idee. Eine gute, wie er fand. „Der Raum nebenan ist abgeschlossen. Kannst du dort einmal nachsehen?“ Mit einem Nicken und einem Lächeln auf den Lippen, flog Sakura direkt durch die nächste Wand. Sakura stand noch immer unter Strom, während sie sich in dem dunklen Zimmer umsah. Glücklicherweise konnte sie auch im Dunkeln recht gut sehen. In diesem Raum stand nur Müll. Es war eine Rumpelkammer. Gut, dass Sakura ein Geist war. Ansonsten würde sie in all dem Müll stecken bleiben. Während Sakura durch das Gerümpel flog – es handelte sich um alte Möbel und Kleidungsstücke – dachte Sakura nach. Sie wusste nicht ob ihr Gefühl stimmte, aber Sakura hatte das Gefühl, dass Sasuke nicht ganz ehrlich zu ihr war. Entweder log er sie an oder er war nicht ganz ehrlich zu ihr gewesen. Dennoch vertraute Sakura Sasuke. Er würde schon seine Gründe haben. In der Zwischenzeit hatte Sakura unablässig nach einem Stück Papier gesucht, das mit Blut unterzeichnet war. Ihre Suche war ohne Erfolg geblieben. Sakura hatte zwar einige Dokumente gefunden, doch das waren alte Briefe gewesen. Mit ihnen hatte sich Sakura nicht lange aufgehalten. Kurz darauf flog Sakura zu Sasuke zurück. Er untersuchte gerade die einzelnen Gefäße. Es konnte ja sein, dass Orochimaru dort etwas versteckt hatte. „Tut mir Leid. Da drüben gibt es nichts außer Müll.“ „Ich habe hier auch nichts gefunden. Vielleicht sollte ich mich doch dann einmal oben umsehen“, schlug Sasuke vor. Sakura wollte ihm widersprechen. Das klang nach einem unüberlegten Plan. Sie hatte bereits den Mund aufgemacht, als Sasuke die Hand hob und sie damit anwies, still zu sein. Erst hörte Sakura nichts, dann jedoch drang ein leises Pfeifen an Sakuras Ohren. „Das ist Kakashi oder Itachi. Wir müssen hier weg. Orochimaru ist auf den Weg hierher. Sakura, flieg schnell raus.“ Sakura wollte schon nachfragen, wie Sasuke heraus kommen wollte, als er auch schon aus dem Raum floh. Vorsichtig ließ er dennoch die Tür ins Schloss fallen. Mit pochendem Herzen folgte Sakura Sasuke. Er rannte einen kurzen Flur entlang, an einer Tür vorbei – es war wohl der Raum, der abgeschlossen war – und verschwand in einer dritten Tür am Ende des Flures. Auch diese Tür schloss Sasuke vorsichtig hinter sich. Sasuke tat es wohl, damit Orochimaru nichts auffiel. Sakura rechnete es Sasuke hoch an, dass er so mitdachte. Sakura flog durch die geschlossene Tür. Sie hatte keine Zeit sich umzusehen. Sasuke war schon halb durch ein Fenster geklettert. Jemand half ihm. Sakura flog durch die Wand, nach draußen. Dort sah sie Itachi, der Sasuke aus dem Keller half. Alles ging sehr schnell. Sasuke und Itachi rannten um das Haus herum, kaum das Sasuke aus dem Fenster geklettert war. Dann standen die beiden auch schon auf der anderen Straßenseite, gemeinsam mit Kakashi. Sakura folgte ihnen, während sich die drei Männer beeilten, aus der Nähe des Hauses zu kommen. „Hallo Sakura. Schön, dass du wieder da bist“, begrüßte Kakashi Sakura im Rennen. „Ich bin auch froh“, erklärte Sakura mit einem Lächeln. „Hast du den Vertrag?“ fragte Itachi, blickte Sasuke unverwandt an. Betroffen senkte Sasuke den Kopf. „Nein. Ich habe es nicht gefunden“, gestand Sasuke niedergeschlagen. Abrupt änderte sich die Stimmung von hektisch und froh, zu bedrückt. „Tut mir Leid“, bekundete Itachi sein Mitgefühl. Auch Sakuras Stimmung war getrübt. Wenn Orochimaru entdeckte, dass Sakura fehlte, würde er sie in Sekundenschnelle zurückgerufen haben. Wie einen Hund an der Leine, kam sich Sakura vor. „Na, Kopf hoch! Rennt mal schnell weiter. Wir haben etwas für Sarutobi.“ Abrupt wandten sich die Köpfe der drei jungen Leute zu Kakashi, der mit einem schelmischen Grinsen, ein Stück Papier aus seiner Hemdtasche zog. Kapitel 26: Aufgefahren in den Himmel ------------------------------------- Es fühlte sich an, als würde ein ganzer Ameisenhügel in ihr leben und ihre Venen als Straße benutzen. Dieses Kribbeln unter der Haut war wirklich unangenehm. Sakura schob es ihrer Anspannung zu. Und dem Stress, unter dem sie stand. Immer wieder wanderte Sakuras Blick zu der alten Schrankuhr, die wie ein kleines Monstrum in dem Zimmer aufragte. Auch wenn es sich wie eine Ewigkeit anfühlte, so waren doch erst zehn Minuten vergangen und erst eine, seitdem Sakura zuletzt auf die Uhr geblickt hatte. „So, das war’s. Ich wäre soweit.“ Vier Augenpaare richteten sich auf den alten Mann, der in der Mitte des Zimmers stand. Sakura kannte Sarutobi seit ganzen zehn Minuten. Lediglich die Tatsache, dass er wohl ein alter Freund Kakashis war, war der einzige Grund, warum Sakura überhaupt noch hier war. Vielleicht auch noch wegen Sasuke. Er wirkte ziemlich verkrampft. Steifer, gerader Rücken, die Hände waren zu Fäusten geballt. Sakura konnte Sasukes Stimmung nachvollziehen. Jeden Moment rechnete Sakura damit, dass ein Sog sie erfasste und zurück zu Orochimaru brachte. Bereits den Weg hierher wäre Sakura vor Nervosität und Anspannung beinahe in Panik geraten. Momentan war einfach alles zu viel. Erst wurde sie gefangen genommen, nach einigen Stunden Gefangenschaft war Sakura dann frei und jetzt wartete sie darauf, endgültig von Orochimaru befreit zu werden. „In Ordnung. Was müssen wir machen?“ erkundigte sich Kakashi bei dem alten Mann. Abwinkend erklärte Sarutobi: „Ihr müsst gar nichts machen. Ich habe alles vorbereitet. Jetzt muss ich nur noch den Spruch sprechen, das Papier mit ein paar ausgewählten Kräutern verbrennen und das war es.“ Alle Anwesenden schwiegen, während Sarutobi in die Mitte des Zimmers ging. Währenddessen beobachtete Sakura ihn skeptisch. Sie fand das alles hier ziemlich suspekt. Eventuell würde sie sich besser fühlen, wenn sie bei Sasuke hätte sein dürfen. Seine Nähe gab ihr immer Trost. Aber Sakura durfte nicht bei ihm sein. Nein. Sarutobi hatte das untersagt. Niemand durfte bei ihr sein. Kakashi, Itachi und Sasuke standen bei der Zimmertür, Sakura auf der anderen Seite des Zimmers. Zwischen ihnen stand Sarutobi vor einem kleinen Holztisch. Die Decke und Kristallkugel hatte Sarutobi bei ihrem Ankommen weggeräumt. Ebenso standen eine Couch und mehrere Stühle an der Wand, nahe bei Sakura. Die Deckenbeleuchtung war eingeschaltet, was der ganzen Situation das Unheilvolle nahm. Wäre es dunkel oder es würde Zwielicht herrschen, würde es der Situation gerechter werden. Sicherlich hielt Sarutobi Seancen sonst wohl eher im Kerzenschein. Allerdings war es jetzt nicht angebracht. Sakura wollte es nicht darauf anlegen, dass Sarutobi sich bei der Zauberformel verlas. Welche Folgen das hatte, wollte Sakura lieber nicht wissen. Aber eines wusste sie inzwischen. Das es diese dumme Zauberei wirklich gab und sie ihr bisher nichts als Ärger gebracht hatte. Wobei, so ganz stimmte das ja nicht. Wenn Orochimaru sich nicht mit diesem Hokuspokus eingelassen hätte, dann wäre Sakura jetzt nicht hier. Statt eine wunderschöne Zeit mit Sasuke zu verbringen, hätte Sakura unter der Erde gelegen. Also etwas positives hatte es ja. Sakura wartete. Langsam ging ihr das gehörig auf die Nerven. Außerdem hatte Sakura das Gefühl, Orochimaru würde jeden Moment hinter ihr auftauchen! Sarutobi sollte sich gefälligst beeilen! Ungeduldig verschränkte Sakura die Arme vor der Brust und wippte mit ihrem rechten Fuß stetig auf und ab. Während Itachi und Kakashi gespannt zu Sarutobi blickten, starrte Sasuke den Boden an. Dann, nach einer kleinen Ewigkeit, begann Sarutobi ein alt wirkendes Pergament in einer fremden Sprachen vorzulesen. Selbst wenn es in einer ihr bekannten Sprache wäre, hätte Sakura kein Wort verstanden. Dafür sprach der alte Mann viel zu leise. Während Sarutobi fremd klingende Worte vor sich hin murmelte, lächelte Kakashi sie an. „Sakura. Keine Angst. Das wird schon. Es wird alles gut. Und ich bin froh, dass es dir gut geht und ich hoffe, du hattest eine schöne Zeit.“ „Ja. Auch wenn ich dich vielleicht nicht sehen und hören kann, so hast du doch in letzter Zeit viel Staub aufgewirbelt. Es hat wirklich Spaß gemacht. Man sieht sich bestimmt mal wieder. Hat echt Spaß gemacht!“ Irritiert sah Sakura zu Kakashi und Itachi. Was laberten die beiden denn da? Es hörte sich so an, als würden sie sich verabschieden oder so. „Äh, okay. War auch echt lustig. Und ich hoffe, dass das hier schnell vorbei ist. Ich bin wirklich froh, wenn ich endlich wieder frei bin.“ Geschockt riss Sasuke die Augen auf. Wusste Sakura etwa die Wahrheit? Und sie war glücklich, in den Himmel zu kommen? Natürlich war sie das. Wer wünschte sich nicht Seelenfrieden? Und dennoch. Sasuke fühlte sich verraten. Er konnte jetzt nicht Sakura ansehen. Sie wollte nicht länger bei ihm bleiben. Vielleicht war sie auch beleidigt, weil er ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte. Vielleicht war sie auch wirklich froh, weg zu kommen. Aber warum? Sie waren gerade erst zusammen gekommen. Sasuke hatte Sakura auch eben erst befreit. Wieso fiel sie ihm so in den Rücken? Aber vielleicht war sie auch gar nicht so zufrieden, wie Sasuke geglaubt hatte. Oder aber… Abrupt hob Sasuke den Kopf. Sah zu Sakura. Sie sah irritiert zu Kakashi und Itachi. Konnte es sein, dass Sakura von ihrer Gefangenschaft sprach und nicht davon, in den Himmel aufzufahren? Natürlich. Woher sollte Sakura es wissen? Niemand hatte es ihr gesagt. Kakashi und Itachi verabschiedeten sich von Sakura. Nutzten ihre letzte Chance, mit Sakura zu reden. Und was tat Sasuke? Hatte wirre Gedanken, nur um sich nicht damit befassen zu müssen, dass er jetzt Sakura das letzte Mal gegenüber stand! Alles in ihm drängte sich danach, zu Sakura zu gehen, sie fest in die Arme zu schließen und ihr seine Liebe zu beteuern. Aber das ging nicht. Das durfte Sasuke nicht. Sarutobi hatte gemeint, es könne verhindern, dass der Zauber sich richtig löst. Deswegen musste Sakura alleine sein. Und dennoch… Sasuke machte einen Schritt nach vorne. Und blieb abrupt stehen. Um Sakura begann auf einmal ein heftiger Wind zu wehen und das, obwohl in dem Zimmer alle Fenster und Türen geschlossen waren. Außerdem wurde niemand sonst von dem Wind erfasst. Des weiteren blickte Sakura plötzlich ganz überrascht drein. Mit großen Augen sah sie zu Sasuke. Anscheinend geschah etwas mit ihr. Nur wusste sie nicht, was. „Es ist soweit“, flüsterte Kakashi Sasuke zu. Sein Herz wurde schwer. Er wollte Sakura hier wegbringen. Er wollte sie für sich haben. Für immer. Aber das wäre egoistisch von ihm. Sasuke durfte Sakuras Wohl nicht über sein eigenes stellen. Er liebte Sakura bedingungslos. Er durfte ihr nicht im Weg stehen. „Vielleicht solltest du etwas sagen?“ schlug Kakashi vor. Ein dicker Kloß bildete sich in Sasukes Hals, während er erst zu Kakashi und dann zu Sakura blickte. Während Kakashi wohl ahnte, welchen Kampf Sasuke mit sich selbst ausfocht, sah Sakura verwirrt drein. „Hey! Was wird das hier?“ verlangte Sakura zu wissen. „Sakura“, begann Sasuke, musste aber inne halten, um den dicken Kloß in seinem Hals zu vertreiben. Auch die Tränen, die in seinen Augen brannten, hielt Sasuke zurück. Es war Zeit, Sakura die Wahrheit zu erzählen. Aus den Augenwinkeln nahm Sasuke wahr, wie Sarutobi nach einem Bündel Kräuter griff. „Sakura, du wirst gleich frei sein.“ „Weiß ich. Aber ich verstehe nicht, warum ihr alle so ausseht, als würdet ihr bei einer Beerdigung sein. Warum hört es sich so an, als würdet ihr euch verabschieden?“ Wenn sich Sasuke nicht täuschte, überschlug sich Sakuras Stimme bei den letzten Worten. Sasuke zwang sich Sakura anzusehen. Er würde sich ihren Anblick merken. Ihn immer in seinem Herzen tragen. „Sakura, du wirst nicht nur von Orochimaru befreit. Du wirst auch von diesem Dasein erlöst.“ Kurz machte Sasuke eine Pause. Die nächsten Worte waren die schwersten. „Deine Seele wird erlöst. Du wirst jetzt dahin gehen, wo du sein solltest.“ Für einen kurzen Moment herrschte absolute Stille. Lediglich das leise Gemurmel durchdrang die angespannte Atmosphäre. „Was soll das heißen? Hey! Hör auf damit! Ich will nicht gehen! Ich will bei dir bleiben, Sasuke! Tu was!“ Er hatte geahnt, dass Sakura sich wehren würde. Aber so war es nun einmal besser. Auch wenn Sakura es jetzt noch nicht erkannte, sie würde es nicht bereuen. Daran musste Sasuke glauben. Es war das einzige, das ihn zurückhielt. Oh, und wie sehr er es wollte! Sakura versuchte einen Schritt nach vorne zu machen, doch sie war durch eine unsichtbare Barriere gefangen. Sie kam nicht zu ihm. Und Sasuke konnte ihr nicht helfen. Sein Herz schrie vor Schmerz und Kummer. Er war verzweifelt. Sasuke blieb nichts anderes übrig. Er musste tatenlos zusehen. „Ich liebe dich Sakura. Ich werde es immer. Bitte, warte auf mich.“ Während Sasuke versuchte, all seine Emotionen und seine ganze Liebe in diese wenigen Worte zu legen, schrie Sakura laut auf. Flehte und fluchte. Sie wolle hier heraus. Sarutobi solle endlich aufhören! Sasuke konnte es nicht länger mit ansehen. Sakura war so verzweifelt. Er wandte den Blick ab. Nur kurz. Dann zwang er sich wieder, zu Sakura zu blicken. Schließlich war es seine letzte Chance, sie jemals wieder zu sehen. „Sasuke, bitte nicht. Ich will bei dir bleiben.“ Kakashi, Itachi und Sarutobi waren vergessen. Sasuke und Sakura sahen sich in die Augen. Die Welt schien für einen Moment still zu stehen. Sakura sah so mitgenommen aus. Sein Beschützerinstinkt schlug Alarm. Alles in ihm drängte nach Sakura. „Es ist besser so für dich.“ „ICH weiß was am besten für mich ist! Sasuke!“ brüllte Sakura verletzt los. „Ich liebe dich“, sagte Sasuke ein letztes Mal. Dann verbrannte Sarutobi den dämonischen Vertrag. Während er in Rauch aufging, schrie Sakura laut Sasukes Namen, streckte die Arme nach ihm aus…und verschwand. Sasukes Herz brach in tausend Stücke. Zersplitterte. Nichts war mehr da, was ihn hielt. Sasuke sank auf die Knie, schrie laut vor Verzweiflung auf. Die Tränen brachen durch den Damm, flossen hemmungslos über Sasukes Gesicht. „SAKURA!“ donnerte Sasukes schmerzerfüllte Stimme durch den stillen Raum. Wutentbrannt knallte Orochimaru die Tür lautstark hinter sich zu. Das dabei der Rahmen wackelte, war ihm vollkommen gleich. Mit schnellen Schritten suchte Orochimaru jeden Raum ihm Keller ab, obwohl er wusste, dass er niemanden finden würde. Sie war weg! Dieser verdammte Kakashi! Das war doch ganz sicherlich ihm zuzuschreiben! Dieser hinterlistige Fuchs! Hatte Orochimaru unter einem Vorwand zur Tür gelockt und ihn in ein Gespräch verwickelt! Orochimaru war von Anfang an klar gewesen, dass Kakashi ganz gewiss nicht hier war, um mit ihm über Tsunade zu reden. Von wegen, die alte Schachtel hätte Probleme, ihr Amt ordentlich auszuführen und es würde für einen Stellvertreter gesucht. Warum sollte ausgerechnet Kakashi mit Orochimaru darüber reden, geschweige denn ihn dafür vorschlagen? Obwohl Orochimaru sich beeilt hatte, war er doch zu spät gewesen. Als er eben den Keller betrat, musste er feststellen, dass Sakura verschwunden war. Orochimaru hatte es schon immer gewusst. Die Familien Haruno und Uchiha waren einfach nur verabscheuungswürdig. Hinterlistig und teuflisch. Orochimaru war mit seiner Suche noch nicht weit gekommen, als ihn ein Schmerz durchfuhr. Ein Brennen, das jede seiner Zelle auffraß. Hilfe suchend hielt sich Orochimaru an einem Türrahmen fest. Die Welt um ihn herum drehte sich. Sein Herz krampfte. Die Muskeln zuckten unkontrolliert, während das unsichtbare Feuer ihn weiter verschlang. Obwohl der Schmerz sein Gehirn lahm legte, wusste Orochimaru, was hier mit ihm geschah. Der Vertrag war vernichtet worden. Seine Seele verließ ihn, wurde in die Hölle gebracht, während sein Körper hier zu Asche verfallen würde. Jemand hatte den Vertrag mit dem Dämon geklaut und vernichtet. Orochimaru wusste, es war Kakashi gewesen. Dieser skrupellose Mistkerle hatte Orochimarus Schicksal beschleunigt, würde ihn umbringen, um ein verdammtes Geistermädchen zu retten! Während das Höllenfeuer seinen Körper weiter auffraß, schrie Orochimaru vor Schmerzen laut auf. Würde es sich um ein normales Feuer handeln, hätte sich sein Gehirn schon längst ausgeklinkt und Orochimaru wäre bewusstlos. Dann hätte er die Schmerzen nicht länger ertragen müssen. Doch dieses Feuer kam direkt aus der Hölle. Unsichtbar und doch verheerend. Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Nur heiße Luft drang in seine Lunge, verbrannte sie, während seine Beine einknickten und verbrannten. Unter der Last seines Körpers zerfielen seine Beine zu Staub. Bei diesem grausamen Anblick schrie Orochimaru noch lauter. Flehte in der alten Dämonensprache um Gnade. Wenn er noch seine Arme hätte bewegen können, hätte er diese in einer flehenden Geste gefaltet. Doch nur seine Lippe konnte er noch bewegen. Und auch das nicht mehr lange. Unter einem letzten, gequälten Schrei, wurde Orochimaru ganz starr. Seine Augen blickten groß und verzweifelt aus dem, vor Schmerz zu einer Maske verzogenem, Gesicht. Sein Körper wurde starr, die Zuckungen hörten auf. Dann verfärbte sich die Haut. Eben noch ganz blass, warf sie Blasen, platzte auf. Die blutende Haut darunter wurde schwarz, trocken und rissig. Für einige Sekunden blieb Orochimaru als Aschestatue vorhanden. Dann zerfiel sie zu einem schwarzen Haufen. „Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist? Könnten wir das nicht auf einen späteren Zeitpunkt verschieben?“ flüsterte Itachi seinem Onkel zu. Entschieden verneinte Kakashi. „Wir müssen das jetzt überprüfen. Es tut mir auch Leid um Sakura. Aber jetzt ist keine Zeit zum Trauern. Erst danach.“ Bei diesen Worten blickte Itachi hinter sich. Sasuke saß auf einem Stuhl. Sarutobi gab ihm eine Tasse Tee, die Sasuke wortlos entgegen nahm. Direkt nach Sakuras endgültigem Verschwinden war Sasuke zusammengebrochen. Seelisch auf jeden Fall, eventuell auch nervlich. Nur anfänglich waren die Tränen geflossen. Dieser Anblick war für Itachi schwerer zu verarbeiten, als die Tatsache, dass Sakura nun endgültig tot war. Immerhin war Sasuke sein Bruder. Und der litt Todesqualen. Jetzt war er ganz still und blickte mit leeren Augen vor sich hin. Um sich herum nahm er nicht wahr. Bewegte sich nur, wenn es nötig war, zum Beispiel als Sarutobi ihm den Tee gab. „Wir lassen ihn hier. Sarutobi wird auf ihn aufpassen. Danach kommen wir wieder hierher.“ Auch wenn Kakashi ruhig klang, wusste Itachi, dass die ganze Situation für seinen Onkel auch nicht so einfach zu bewältigen war. Aber er hatte recht. Jetzt musste erst einmal überprüft werden, ob Orochimaru noch existierte. „In Ordnung“, stimmte Itachi Kakashi zu. Mit einem letzten Blick auf Sasuke, verließ er mit Kakashi den Raum. „Also ich würde sagen, das war er mal.“ Zynisch deutete Itachi auf den Haufen Asche, der einmal Orochimaru gewesen war. „Ja, da kann ich dir nur zustimmen. Damit sind wir ein Problem los.“ „Aber wir haben jetzt ein neues.“ Zustimmend nickte Kakashi. Er machte sich bereits jetzt schon Sorgen um Sasuke. Wie sollte das nur weiter gehen? Sasuke hatte zum zweiten Mal Sakura verloren. Vor allem hatte er jetzt zusehen müssen, wie Sakura starb. Vor seinen Augen. Kakashi tat es nicht gerne, aber er hatte sich erst überzeugen müssen, dass Orochimaru auch wirklich vernichtet war. Nun hatte er den Kopf frei und konnte sich um Sasuke kümmern. Der jetzt sicherlich Hilfe gebrauchen konnte. „In Ordnung. Lass uns zurückgehen.“ „Und was machen wir wegen Orochimaru?“ „Du meinst, wegen dem Haufen Asche? So schnell wird ihn niemand vermissen. Außerdem, wer kommt auf die Idee, dass Orochimaru von einem Dämon umgebracht wurde und jetzt als Staub auf dem Boden liegt?“ Nach diesem mehr als zynischen Kommentar, hielt Itachi seinen Mund. Kakashi wusste, er hatte ein wenig übertrieben. Aber auch ihm ging Sakuras endgültiger Tod nahe. Nicht nur wegen Sasuke. Seufzend wandte sich Kakashi an seinen Neffen. „Komm. Wir gehen jetzt.“ Schweigend verließen Itachi und Kakashi das Haus. Epilog: Anfang -------------- Er war leer. Ausgebrannt. Hohl. Seine Seele war entzwei gerissen. Sein Herz lag in Trümmern am Boden. Bitter lachte Sasuke laut auf. Das klang wirklich sehr kitschig und dramatisch. Bisher hatte er nie verstanden, wie Frauen solchen Quatsch lesen konnten. Doch genau jetzt fühlte er so. Das war wirklich traurig… Aber es war Sasuke egal. Ihm war alles egal. Drei Tage waren vergangen. Drei Tagen, seitdem Sasuke Sakura das letzte mal gesehen hatte. Er bekam das Bild nicht aus dem Kopf, wie sie flehend die Arme nach ihm ausstreckte. Ihn anflehte, er solle nicht zulassen, dass sie Frieden fand. Selbst nachts verfolgten ihn diese Bilder. Sasuke hatte gewusst, es würde schwer für ihn werden. Jetzt, wo er wusste, dass Sakura für immer von der Erde verschwunden war. Und dennoch bereute er es nicht. Egal wie dreckig es ihm ging. Egal wie sehr er sich gehen ließ. Es war auch egal, dass für ihn alles gleichgültig war. Sasuke wusste, er hatte das Richtige getan. Es war das Beste für Sakura gewesen. Er liebte Sakura bedingungslos. Da konnte er nicht einfach das tun, was er wollte. Ansonsten würden ihn jetzt Schuldgefühle zerfleischen. Nein. Stattdessen war sich Sasuke sicher, Sakura würde auf ihn warten. Im Himmel, im Paradies, im Jenseits oder wo auch immer sich Sakura jetzt befand. Irgendwann wäre er auch bei ihr. Es würde noch Jahre dauern, aber das war in Ordnung. Jetzt ließ sich Sasuke vielleicht noch gehen. Aber das würde sich auch noch ändern. Sasuke wollte ein Leben führen, mit dem Sakura auch einverstanden wäre. Und es sollte sicherstellen, dass sich Sasuke später bei Sakura wieder fand. Lediglich die Tatsache, dass es Sakura gab, hielt Sasuke davon ab, nicht total wahnsinnig zu werden. Irgendwann, vielleicht sogar schon in ein paar Tagen, würde sich Sasuke am Riemen reißen. Dann würden sich Kakashi, Itachi und seine Freunde vielleicht auch nicht mehr so viele Sorgen um ihn machen. Neji, Naruto, Ino, sie alle waren schon hier gewesen. Sie machten sich zwar Sorgen um ihn, trauerten aber ebenso um Sakura. Zum zweiten Mal. Zum zweiten Mal hatten sie alle Sakura verloren. Auch wenn er trauerte, flossen keine Tränen. Nicht mehr. Sasuke war ausgetrocknet. In ihm war nicht mehr genügend Flüssigkeit um weinen zu können. Und dennoch, obwohl sich Sasuke so elendig fühlte und er sich wünschte, selbst tot zu sein, bereute er seine Entscheidung nicht. Er würde immer wieder so handeln, denn für ihn war nichts und niemand wichtiger, als Sakura. Plötzlich wurde Sasuke schwindelig. Gleichzeitig fasste er mit der einen Hand an seine Stirn, mit der anderen hielt er sich an seinem Bettrahmen fest. Der Schwindel packte ihn, ließ die Welt um ihn herum drehen. Sein Herzschlag und sein Puls beschleunigten sich, das Blut rauschte in seinen Ohren. Irgendetwas passierte hier mit ihm. Das war nicht normal. Es fühlte sich an, als würde Sasuke den Boden unter den Füßen verlieren, obwohl er das Bett unter seinem Hintern fühlen konnte. Und dann, von jetzt auf gleich, fiel er. Fiel in eine Tiefe, von der er nicht wusste, ob er jemals landen würde. Und wenn ja, wie schmerzhaft würde das für ihn werden? Plötzlich, von jetzt auf gleich, hörte der Schwindel auf. Sasuke fühlte sich, als würde er schmerzhaft auf den Boden aufstürzen, nachdem er tausende Kilometer tief gefallen war. Durch den heftigen, imaginären Aufschlag, entwich Sasuke schmerzhaft die Luft aus den Lungen. Dann konnte Sasuke wieder atmen. Tief sog Sasuke den Sauerstoff in seine Lunge. Gerade wollte er wieder tief ausatmen, als ihm die Luft stecken blieb. Ein schmerzhaftes Stöhnen ließ Sasuke die Augen aufreißen. Abrupt stieß er die Luft aus seinen Lungen, während er zu seinem Fußboden blickte. Wortlos öffnete Sasuke den Mund, schloss ihn wieder, nur um ihn dann wieder zu öffnen, ohne das ein Laut über seine Lippen kam. „Verdammte…Das tat weh! Was war das denn?!“ Weiterhin mit großen Augen und offen stehendem Mund, blickte Sasuke zu Boden. Er konnte nicht fassen, was er da sah. Was sein Gehirn ihm vorgaukelte. Das war unmöglich. „Hey, Sasuke! Willst du mich verarschen?!“ So schnell wie möglich stieg – oder besser gesagt fiel – Sasuke von seinem Bett und streckte die Arme aus. Mit zitternden Fingern berührte Sasuke die zarte, blasse Haut. Sie war nicht kühl, er fühlte kein Kribbeln. Die Haut war warm und weich. „Sasuke, was soll das? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!“ „Bist…Bist du wirklich hier?“ „Klar. Was denkst du denn? Vor allem, wie ich gerade feststelle, bin ich nackt!“ Er konnte nicht anders. Sasuke schloss Sakura in seine Arme, so fest er konnte. Er würde sie nie wieder loslassen. Niemals wieder! „Hey, Sasuke! Was machst du da?“ beschwerte sich Sakura. Obwohl sie nicht sonderlich glücklich klang, erwiderte sie die Umarmung. „Sasuke, was ist los?“ „Du bist wieder da! Ich kann es nicht glauben! Du lebst!“ „Natürlich lebe ich! Warum denn nicht?“ Sakura war mehr als verwirrt. Gerade eben noch hatte sie geschlafen, dann war sie unsanft auf Sasukes Boden gefallen und jetzt…Jetzt benahm sich Sasuke echt merkwürdig. Nur weil sich Sasuke so aufführte, ließ sie es durchgehen, dass er sie berührte, obwohl Sakura nackt war. Eine Tatsache, die Sakura gar nicht so sehr störte. „Du lebst!“ „Ja klar. Warum nicht? Nur, was mach ich auf deinen Boden?“ Bei diesen Worten, schob Sasuke Sakura von sich. Eindringlich wurde Sakura von ihm gemustert. Nur im Gesicht, wie Sakura enttäuscht feststellen musste. Hatten sie beide nicht die Nacht miteinander verbracht? Klar, sie war total betrunken gewesen und Sasuke hatte wohl nicht weniger intus gehabt. Dennoch, etwas mehr Begeisterung für ihren nackten Körper hatte sich Sakura schon erhofft. „Du kannst dich nicht erinnern?“ „Woran? An letzte Nacht. Verschwommen, um ehrlich zu sein“, gestand Sakura mit heißroten Wangen. „Letzte Nacht?“ fragte Sasuke verwirrt. „Was war letzte Nacht?“ Vor Überraschung und Empörung, vor allem vor Empörung, klappte Sakura die Kinnlade hinunter. Verärgert stieß sie Sasuke die Hände vor die Brust, griff danach nach Sasukes Bettdecke und hüllte sich darin so gut ein, wie in der Schnelle möglich. „Wa…Du Arschloch!“ war alles, was Sakura heraus platzte. Sie war viel zu wütend und verletzt, als dass sie richtig nachdenken konnte. „Du kannst dich wirklich nicht erinnern“, sagte Sasuke erneut. Als Sakura ihm gerade entgegenschleudern wolle, sie wäre nicht diejenige mit Gedächtnislücken, überraschte Sasuke sie erneut. Perplex heilt Sakura den Mund. „Du weißt nicht mehr, dass du vor einigen Monaten gestorben bist und als Geist zu mir zurückgekehrt bist? Du kannst dich an unsere gemeinsame Zeit nicht erinnern? Auch nicht, dass du vor drei Tagen endgültig in den Himmel aufgefahren bist?“ Bei jeder seiner Frage, schüttelte Sakura verneinend mit dem Kopf. Es klang alles mehr als verrückt. Sakura ein Geist? Das war doch wirklich bekloppt! Sasuke hatte sich wohl den Kopf gestoßen und nicht Sakura! Gerade wollte Sakura Sasuke die Meinung geigen, als ein heftiger Kopfschmerz ihren Schädel durchbohrte. Ein Stechen, das sich wie ein Eispickel anfühlte, der sich langsam durch ihren Schädel bohrte. Stöhnend hielt sich Sakura den Kopf, beugte sich nach vorne. Ihr war schlecht. Gleich würde sie sich übergeben! Nur am Rande nahm Sakura wahr, wie Sasuke sie in die Arme nahm. Sie war zu sehr davon abgelenkt, was durch ihren Kopf raste. Diese Bilder! Sakura sah vor sich, wie ein Lastwagen auf sie zugerast kam! Dann eine andere Szene. Sakura schwebte durchsichtig durch das Uchiha-Anwesen. Dann war sie in einer heißen Quelle, redete mit Sasuke, ging mit ihm einkaufen. Schlief sogar mit ihm! Dann traf sie ihre Freunde. Eine wirklich surreale Szene. Dann, ganz plötzlich, war Sakura in einem dunklen Keller, Orochimaru vor ihr. Anschließend war sie bei sich daheim, durchsuchte Tsunades Büro. Und dann wiederum befand sich Sakura in einem anderen, ihr unbekannten Zimmer, hatte Schmerzen und schrie nach Sasuke. Dann war sie weg. Und jetzt war sie wieder hier. Sakura keuchte laut auf. Sasuke hatte recht gehabt. Sakura war gestorben! Und als Geist wiedergekehrt! „Sakura! Alles in Ordnung? Was ist mit dir?“ Sasuke klang mehr als besorgt, während er sie leicht schüttelte. Die Übelkeit war inzwischen verschwunden, dennoch zitterte sie am ganzen Körper. Vorsichtig lehnte sich Sakura an Sasuke. „Sakura?“ Mit einem kleinen Lächeln hob Sakura den Kopf, sah Sasuke tief in die Augen. „Alles in Ordnung. Ich kann mich wieder erinnern!“ Während Sasuke noch immer ziemlich verwirrt drein sah – die Besorgnis war noch nicht ganz aus seinem Gesicht verschwunden – fiel Sakura Sasuke um den Hals. „Ich erinnere mich! Und ich lebe wieder!“ Vor Freude rannen ihr die Tränen über das Gesicht. Fest schlossen sich Sasukes Arme um Sakura, zogen sie eng an sich. Plötzlich wurde die Zimmertür aufgerissen. „Was ist denn hier los?“ Kakashi hatte wie immer ein wirklich schlechtes Timing. Gerade eben lag Sakura noch in Sasukes Armen, freute sich darüber, wieder aus Fleisch und Blut zu bestehen, da tauchte Kakashi auf. Natürlich trug Sakura immer noch nichts am Leib außer dem Bettlaken. Dem Bettlaken, das verrutscht war... Inzwischen hatte sich Sakura etwas angezogen. Glücklicherweise hatte Sasuke ihre Kleidung noch nicht weggeschmissen. Hatte ja auch alles genügend Geld gekostet. Vor allem Sasukes. Jetzt saß Sakura neben Sasuke auf der Couch im Wohnzimmer. Itachi starrte immerzu zu ihr, während Kakashi sich auf den Sessel gegenüber niedergelassen hatte. Gerade legte er das Telefon zur Seite. „Nun, ich habe mit Sarutobi geredet. Auch er hat eine Weile gebraucht, um etwas herauszufinden. Von so etwas hat er noch nichts gehört. Aber es scheint so, dass Sasuke selbstlos gehandelt hat, indem er Sakura hat gehen lassen, obwohl er sie jederzeit hätte hier behalten können. Ich gehe davon aus, dass es Sasuke war, denn Sarutobi meinte, eine liebende Person müsse selbstlos handeln. Und da ihr beide nun mal…“ „Ja, ja. Wissen wir“, unterbrach Sasuke seinen Onkel unwirsch. „Aber warum gerade jetzt? Nach drei Tagen? Wie kann Sakura überhaupt wieder zum Leben erweckt worden sein?“ Das war eine Frage, die Sakura auch brennend interessierte. Aber eigentlich war es ihr egal. Hauptsache, sie lebte wieder! „Nun, es ist wohl so, dass Sakura genügend … Lebensgeister in sich trug, dadurch, dass sie so nahen Kontakt zu lebenden Personen hatte. Zugleich hat die Liebe zwischen euch beiden eine Verbindung hergestellt, die durch Orochimaru nicht getrennt wurde.“ Es war eine ziemlich notdürftige Erklärung, aber besser als nichts. „Und warum drei Tage?“ Mit diesen Worten nahm nun auch Itachi an dieser Unterhaltung teil. Kakashi zuckte mit den Schultern. „Tja, Jesus ist auch nach drei Tagen auferstanden.“ „Ich bin doch nicht Jesus!“ warf Sakura sogleich ein. Sie hoffte, das war keine Blasphemie. „Nein, natürlich nicht. Aber woher soll ich das denn wissen?“ gab Kakashi von sich. „Mal was anderes. Hat Sakura nun zwei Körper? Einen hier, einen unter der Erde? Und wie wollt ihr erklären, dass Sakura nun wirklich lebt? Vor allem Tsunade.“ Nach diesem treffenden Einwand von Itachi, herrschte erst einmal schweigen. Alle dachten darüber nach. „Keine Ahnung. Wir können einfach nur hoffen, dass Tsunade uns die Wahrheit glaubt. Denke ich mal.“ Niemand hatte einen besseren Vorschlag als Sasuke. Also stimmten sie alle zu. Das alles war mehr als merkwürdig. Es konnte ja nur besser werden. Aber es war sowieso egal. Sakura konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hatte eine zweite, nein, dritte Chance bekommen. Sie hatte eine gemeinsame Zukunft mit Sasuke! Wirklich! Sie konnte für immer mit Sasuke zusammen sein! Ohne weiter auf Kakashi und Itachi zu kümmern, umarmte Sakura Sasuke stürmisch. Ihr Herz ging auf vor Freude, Glück und Liebe. Mit ihrem Schwung warf Sakura Sasuke um, fiel mit ihm gemeinsam zu Boden, während sie herzhaft lachte. Sie lebte! Und würde ihr Leben mit Sasuke an ihrer Seite verbringen! Kaum hatte Sakura angefangen zu lachen, stimmten Sasuke, Itachi und Kakashi darin ein. Noch immer lachend, beugte sich Sakura nach unten zu Sasuke und gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)