Love and death von Yuri91 (Tote haben es auch nicht leicht) ================================================================================ Kapitel 21: Der Meister ----------------------- Endlich. Er hatte lange genug auf diesen Moment gewartet. Und dabei war dies hier nicht einmal sein eigentliches Ziel. Aber um es zu erreichen, benötigte er dieses durchsichtige, blasse Mädchen vor ihm. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Orochimarus Gesicht. Oh ja, endlich würde er bekommen, wonach er sich schon so lange gesehnt hatte. Tsunade war fällig. Und ihr Untergang würde niemand anderes als ihre eigene Nichte hervorrufen. Bei diesem Gedanken wurde das kalte Lächeln auf Orochimarus Lippen noch ein wenig breiter. Er war seinem Ziel so nahe. Vor lauter Vorfreude und Tatendrang, rieb Orochimaru seine blassen Hände aneinander. „Ich bin dein Meister, du meine Dienerin. Du wirst mir gehorchen und all meine Befehle zu meiner Befriedung erfüllen.“ Gebieterisch, keine Einwände erwartend, peitschte seine kalte Stimme durch die frische Sommernacht. Zu seiner großen Genugtuung, blieb das Geistermädchen still und starr, wo es war. Dies war wohl ihre stumme Zusage, zu tun, was auch immer er von ihr verlangte. Natürlich musste sie es. Schließlich hatte Orochimaru einen komplexen Zauber gesprochen, um sie an ihr Grab zu locken. Hier war sie schwach. Ihre Gebeine raubten dem Geistermädchen ihre Kräfte. Der Tod war hier zu präsent. Gerade deswegen, war Orochimarus Macht über das tote Mädchen hier am Größten. Damit die Tote aber auch immer und überall tat, was er wollte, musste Orochimaru Sakura erneut an sich binden. Und die Bindung an den Uchiha erst einmal vernichten. Um genau dies zu tun, ließ Orochimaru seine rechte Hand in die Tasche seiner Jacke gleiten. Als seine Finger das kühle Metall berührten, konnte er spüren, wie die Macht durch seinen Körper strömte. Oh ja. Er hatte Macht. Und dieses junge, tote Mädchen würde sie gleich zu spüren bekommen. Und seine Wut, die er gegenüber Tsunade hegte. Das Messer aus Silber glänzte leicht im schwachen Mondlicht, als Orochimaru es aus seiner Tasche holte. Er hob den Arm. Das Messer, mit der scharfen Spitze, war direkt auf Sakuras Gesicht gerichtet. Nur wenige Zentimeter trennten die todbringende Klinge von der zarten, weichen Haut. Es wäre so einfach, das hübsche Gesicht zu zerschneiden und verstümmeln. Aber so einer war Orochimaru nicht. Es lag ihm nicht, andere Menschen zu verletzen. Zumindest nicht körperlich. Er hatte gerne die Macht über andere. Setzte Leute gerne unter Druck und demonstrierte ihnen, dass sie nur eine dumme Ameise waren, während er die Lupe in der Hand hielt. Langsam ließ Orochimaru die Klinge wieder sinken. Das Mädchen vor ihm hatte sich immer noch nicht geregt. Es zuckte nicht einmal zusammen, als Orochimaru die Klinge durch das nun fest gewordene Fleisch an ihrem Arm gleiten ließ. Natürlich konnte Orochimaru den Geist sehen und auch berühren. Leider funktionierte es nur, wenn Orochimaru Silber benutzte, um den Geist zu berühren. Das störte ihn aber nicht weiter. Er hegte nicht den Wunsch, in näheren Kontakt mit dem Geist zu kommen. Er wollte nur, dass sie tat, was er von ihr verlangte. Das Blut floss zähflüssig aus der Wunde, bedeckte die Spitze der Silberklinge. In dem schwachen Licht sah es beinahe aus, als wäre es schwarz. Jetzt war Orochimaru im Besitz von Sakuras Blut. Damit hatte er eine Bindung zu ihr und sie musste tun, was er wollte. Wenn er wieder zu Hause war, konnte er auch dafür sorgen, dass die Bindung mit dem Uchiha verschwand. Zaubersprüche gab es wirklich für alle Situationen im Leben. „Komm mit!“ verlangte Orochimaru. Vorsichtig steckte er die Klinge in einen Plastikbeutel, den er aus seiner anderen Tasche geholt hatte. Anschließend ließ er die verpackte Klinge wieder in seiner Tasche verschwinden. Danach setzte sich Orochimaru in Bewegung. Er musste sich nicht erst umdrehen um zu wissen, dass das Geistermädchen im gehorsam folgte, während er durch die verschiedenen Grabsteine wanderte. Ein kaltes Lächeln der Zufriedenheit bildete sich auf seinen dünnen Lippen. Tsunade war bald nur noch Geschichte. Heute Nacht würde er alles vorbereiten, was noch zu erledigen war. Und dann gehörte ihm Tokio. „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“ Während Sasuke leise vor sich hin fluchte, dachte er angestrengt nach. Mehr als einmal, war Sasuke das Herz vor Schreck stehen geblieben. Er hatte wirklich Angst um Sakura gehabt, als der Fremde ein Messer gezückt hatte. Sasuke konnte wohl über den Ausgang der Situation einigermaßen froh sein. Sakura lebte zumindest noch und hatte, hoffentlich, nur einen kleinen Schnitt abbekommen. Wie tief er wirklich war, wusste Sasuke nicht. Da Sakura die ganze Zeit mit dem Rücken zu ihm gestanden hatte, konnte Sasuke nichts über das Ausmaß der Wunde sagen. Aber jetzt, wo er vor Sakuras Grab stand, konnte er nur kleine, rundliche schwarze Flecken ausmachen. Sakura blutete nicht sonderlich stark. Aber es erschütterte Sasuke dennoch genug. Er hatte nicht geglaubt, dass jemand Sakura etwas antun konnte. Schließlich konnte niemand außer Sasuke sie berühren. Alles und jeder ging durch sie hindurch. Wie sollte sie also von einem Messer verletzt werden? Sasuke erhob sich aus seiner hockenden Position. Sein Blick fiel den Kiesweg entlang. Er konnte Sakura und den irren Meister nicht mehr sehen. Was wohl auch sein Glück war. Ansonsten wäre Sasuke sicherlich schon entdeckt worden. Schließlich hatte er, ohne darüber nachzudenken, sein Versteck hinter dem Baum verlassen und war zu dem Grab gerannt. Da waren Sakura und der Fremde höchsten 50 Meter von ihm entfernt gewesen. Sasuke hatte Glück gehabt. Nur, was sollte er jetzt machen? Sasuke hatte, wenn er so darüber nachdachte, nur zwei Möglichkeiten. Entweder, er folgte der Verbindung und versuchte Sakura auf eigene Faust zu befreien. Was sich als gefährlich erweisen konnte. Schließlich wusste Sasuke nicht, wie viele Personen am Ende seiner Reise auf ihn warten würden und ob diese auch bewaffnet sein würden. Seine zweite Möglichkeit war, Sasuke würde so schnell wie möglich zurück nach Hause rennen und Kakashi und Itachi um Hilfe bitten. Drei erfahrene Kampfsportler würden es schon mit so einigen Männern aufnehmen können. Bewaffnet oder nicht. Allerdings würde das viel Zeit kosten. Und Sasuke war sich nicht so sicher, ob er davon genügend hatte. Wenn Sasuke nur daran gedacht hätte, sein Handy mitzunehmen! Dann könnte er jetzt Kakashi und Itachi anrufen und ihnen alles erklären, während sich Sasuke bereits auf die Verfolgung machen könnte. Aber leider hatte Sasuke nicht so weit mitgedacht. Warum auch? Sasuke hatte sich um Sakura sorgen gemacht. Nie wäre er auf die Idee gekommen, dass sie entführt werden würde! Die Situation überforderte Sasuke. Niemand machte einem im Laufe des Lebens auf eine solche Situation bereit. Aber er musste sich entscheiden. Und zwar schnell. Ob es Sasuke nun gefiel oder nicht, er würde sich wohl alleine auf die Suche nach Sakura machen müssen. Aber er würde vorsichtig sein, sagte er sich immer wieder, während er zwischen den Gräbern zum Ausgang des Friedhofs ging. Er wollte den Kiesweg nicht benutzen, um niemanden auf sich aufmerksam zu machen. Auch wenn er Sakura und den Fremden nicht mehr sehen konnte, hieß das nicht, das der fremde Mann nicht irgendwelchen Hokuspokus benutzte. Wenn Sasuke es nicht besser wüsste, würde er jetzt laut auflachen, bei dem Gedanken daran, dass sich jemand durch Magie schützen würde. Leider wusste es Sasuke besser. Auch wenn Sasuke kaum jemandem begegnete – inzwischen war es selbst für Tokio spät genug das sich niemand mehr auf den Straßen bewegte – rannte Sasuke nicht. Er musste dem mysteriösen > Meister < ein wenig Vorsprung lassen. Schließlich durfte Sasuke nicht entdeckt werden. Er war Sakuras einzige Hoffnung. Außerdem war der Überraschungsmoment auf seiner Seite. Woher sollte der Mann wissen, dass es eine Verbindung zwischen Sasuke und Sakura gab? Egal wo sich Sakura auch befand, gerade wegen dem Band würde er sie finden! Sasuke hatte geglaubt, es würde einige Zeit dauern, bis er bei dem Versteck - oder wo auch immer – des Mannes angekommen sei. Aber nach nicht gerade einmal fünfzehn Minuten blieb Sasuke irritiert stehen. Vor ihm lag ein Haus im Dunkeln. Ein stink normales Haus. Es war weder heruntergekommen oder besonders pompös. Womit Sasuke eigentlich gerechnet hatte. Schließlich hatte irgendein Spinner einen Geist beschworen und verfolgte einen Plan. Was man sonst immer so aus Filmen und Büchern kannte, hatte Sasuke, wenn er ehrlich zu sich war, mit einer kleinen, heruntergekommen Hütte im Wald oder einem verdreckten, miefigen Keller oder einer Gruft gerechnet. Ganz gewiss nicht mit diesem Haus. Und wer sich in Tokio ein Haus, egal wie groß, leisten konnte, musste schon einiges auf dem Bankkonto liegen. Natürlich, das Haus hatte hier und da auch einige Schönheitsmängel. Zum Beispiel war gleich neben der Haustür ein kleiner Riss in der Wand zu sehen. Und jetzt, wo Sasuke dem Haus ein wenig näher gekommen war, sah er auch, dass das Haus einen neuen Anstrich gebrauchen könnte. Auf den ersten, als auch auf den zweiten Blick, sah das Haus ganz normal aus. Haustür, mehrere Fenster mit Vorhängen – zwischen manchen konnte man einen Blumentopf ausmachen – und ein Blumenkübel direkt bei der Haustür. Und hier sollte Sakura gefangen gehalten werden? Laut der Verbindung, ja. Und dennoch hatte Sasuke so seine Zweifel. Wobei, waren nicht gerade in Horrorfilmen die netten Omas, kleine Kinder und friedlich daliegende Gebäude das unheimlichste, weil sie immer Unheil und Tod brachten? Abrupt schüttelte Sasuke seinen Kopf. Wenn er so weiter machte, würde er noch in Panik geraten und damit war Sakura nicht geholfen. Er musste sich konzentrieren. War doch egal, wie das Haus aussah. Sasuke interessierte sich nur dafür, wo sich Sakura befand, wie viele Leute sich in diesem Haus aufhielten und wie er Sakura am schnellsten befreien konnte. Nur wie sollte Sasuke herausfinden, wer sich alles in dem Haus aufhielt. Und auch wo? Und was war mit Waffen? Verdammt, Sasuke konnte zwar kämpfen, aber er war kein Spion und in solchen Sachen nicht geübt. Wenn es Tag wäre, hätte Sasuke einfach an der Tür geklingelt. Irgendetwas wäre ihm wohl eingefallen, warum er hier war. Jetzt war es aber mitten in der Nacht. Irgendetwas zwischen drei und vier Uhr nachts. Der Vordereingang kam also nicht in Frage. Schnell sah sich Sasuke um. Er konnte niemanden sehen. Vorsichtig ging er um das Haus herum. Außer mehreren Räumen, die im Dunkeln lagen, konnte Sasuke nichts erkennen, wenn er durch eines der Fenster im Erdgeschoss sah. Nach wenigen Minuten war Sasuke einmal um das Haus herum gegangen und stand nun wieder vor der Haustür. Es gab keine Hintertür. Das Haus lag vollkommen im Dunkeln. Wie nur sollte Sasuke ins Haus gelangen? Auch alle Fenster waren verschlossen. Das hatte er bereits überprüft. Mit einem frustrierten Seufzer fuhr sich Sasuke durch sein schwarzes Haar. Angestrengt dachte er nach, überlegte, wie er sich Zutritt ins Haus verschaffen konnte. Dabei bemerkte er nicht, dass die Nacht etwas kühler geworden war und er anfing zu frieren. Auch wenn es Sommer war, war dieses Sommer doch eher von Regen gekennzeichnet, anstatt von Wärme und Sonne. Während Sasuke nachdachte, umrundete er noch einmal das Haus. Bei seinem ersten Rundgang hatte Sasuke nur auf offene Fenster im Erdgeschoss und im ersten Stock geachtet. Jetzt jedoch ließ er seinen Blick auch nach unten wandern. Er war gerade an der hinteren Hauswand angekommen, als er abrupt stehen blieb. Schnell ging Sasuke zwei Schritte zurück. Da! Sasuke kniete sich hin. Vor ihm war ein Fenster, das ihm erst gar nicht aufgefallen war. Nur aus den Augenwinkeln hatte Sasuke es noch bemerkt. Jetzt konnte Sasuke ein Gitter vor dem Fenster sehen. Verdammt! Das Fenster war offen. Es war nur angelehnt. Es war seine Chance, in das Haus zu gelangen, aber da war noch dieses blöde Gitter! Sicherlich war das Fenster deswegen nicht unbedingt geschlossen gewesen. Sasuke besah sich die Ränder des Gitters genauer. Leider konnte er nicht viel erkennen, da das Mondlicht die andere Seite des Hauses, dort wo auch die Haustür war, beschien. Daher betastete Sasuke es mit seinen Fingern. Das Gitter bestand nicht aus Stäben. Es war eine Metallfläche, in der sich etliche runde Kreise befanden, um sowohl Licht als auch Sauerstoff durchzulassen. Die Kreise waren gerade groß genug, damit Sasukes Finger hindurchpassten. Vorsichtig zog Sasuke. Das Gitter bewegte sich. Es war locker und dennoch bekam Sasuke es nicht weg. Frustriert setzte sich Sasuke auf den steinernen Boden. Finster starrte er das Gitter an. Gerade eben hatte Sasuke noch gedacht, er würde gleich bei Sakura sein und jetzt hielt ihn ein dummes Gitter auf! Angestrengt kniff Sasuke die Augen zusammen, um bei dem kaum vorhanden Licht etwas sehen zu können. Gleichzeitig setzte sich Sasuke auf, ging zu dem Gitter und blieb mit seinem Gesicht nur wenige Millimeter davor stehen. Mit Augen und Fingern untersuchte Sasuke das Metal. Seine Finger fuhren über die Ränder. Sie waren rau und rissig. Daher versuchte Sasuke, das Metal nur noch leicht zu berühren, um sich nicht zu schneiden. Das Gitter war direkt in die Wand eingelassen. Es gab keine Scharniere, mit deren Hilfe man das Gitter aufklappen konnte. Es saß bombenfest. Gut, das Metall fing an manchen Stellen bereits an zu rosten. Aber das half Sasuke nicht weiter. Und auch wenn Sasuke das Gitter vorhin leicht bewegen konnte, so war das nicht so viel, wie er sich erhofft hatte. Erneut zog Sasuke daran. Doch das Gitter gab nicht nach. Frustriert musste sich Sasuke eingestehen, das er hier wohl auf eine Sackgasse gestoßen war. Durch dieses Fenster würde er das Haus nicht betreten können. Also musste ein anderer Plan her. Und zwar schnell! Wie jedes Mal, wenn er sein schwarzes Buch benutzte, befand sich Orochimaru im Keller seines Hauses. Hier bewahrte er all seine Materialien, wie Kräuter, Kerzen und Tierblut, auf. Inzwischen zierte der Boden ein Pentagramm, das falsch herum aufgezeichnet war. Mit der spitze nach oben. So entfaltete es seine schwarze Kraft. Es war nicht dasselbe Pentagramm, mit dem Orochimaru den Dämon rief. Dieses Zeichen hier sorgte dafür, dass das Geistermädchen in diesem Raum blieb. Auch wenn Orochimaru seiner Macht vertraute, wollte er dennoch auf Nummer sicher gehen. Sakura sollte ihm nicht abhanden kommen. Das Pentagramm hielt Sakura an Ort und Stelle. Sie konnte es nicht verlassen. Außer Orochimaru befahl es ihr. Was er auch gleich machen würde. „So, meine neue Dienerin. Ich hoffe, du bist schon gespannt darauf, was für Aufgaben du für mich erledigen darfst.“ Orochimaru machte eine kurze Pause. Natürlich würde der Geist ihm nicht antworten. Die Tote befand sich noch immer im Bann seines Zaubers, der dafür gesorgt hatte, dass das Mädchen zum Friedhof gekommen war. Aber der Zauber würde bald seine Wirkung verlieren. Spätestens wenn die Sonne aufging. Die Kraft eines schwarzen Zaubers war, wie nicht anders zu erwarten, in der Nacht am stärksten. Außerdem wollte Orochimaru den Geist besitzen. Was interessierte es ihn schon, was sie ihm für Beleidigung an den Kopf schmiss. Wenn sie sich so etwas überhaupt traute. Wobei, sie war Tsunades Nichte. Diese Frauen waren alle frech und wussten nicht, wie man angemessen mit einem Mann redete. Auch wenn der Geist dann wieder bewusst wahrnahm, was sie tat, ihr Körper machte das, was Orochimaru wollte. Sakura würde sich nicht gegen ihn durchsetzen können. „Nun zu deinen Pflichten“, griff Orochimaru den Faden des eben erst begonnenen Gespräches wieder auf. „Du wirst in das Haus deiner Tante gehen. Dort wirst du mir wichtige und geheime Dokumente deiner Tante heraussuchen und bringen. Wenn dich jemand sieht, wirst du nicht mit demjenigen sprechen. Wenn du geholt hast, was ich will, wirst du unverzüglich hierher zurückkehren. Mit den Dokumenten. Und du wirst sie mir aushändigen.“ Es war immer schwierig, Befehle zu erteilen. Egal ob einem Dämon oder einem Geist, der sowieso tat, was man wollte. Aber es gab immer eine Möglichkeit, einen Befehl zu umgehen. Wenn Orochimaru dem Geistermädchen nicht befohlen hätte, augenblicklich, ohne Umwege, direkt zu ihm zu kommen – und zwar mit Dokumenten – dann hätte sie einfach irgendwo einen Zwischenstop einlegen können. Genauso gut könnte es Jahre dauern, bis sie dann kommen würde, weil er nicht gesagt hatte, wann. Oder aber, Sakura würde die Dokumente nicht zu ihm bringen, weil sie diese irgendwo versteckt hatte. Mit solchen Dingen hatte sich Orochimaru schon schnell herumschlagen müssen. Er praktizierte dunkle Magie, seit er denken konnte. Und als unerfahrener Junge, waren ihm genügend Fehler unterlaufen. Jetzt, nach Jahren der Erfahrung, konnte Orochimaru gut Befehle erteilen, in denen auch ein gerissener Dämon kein Schlupfloch fand. „Nun, kleines Geistermädchen, hör gut zu. Ich will, dass du mir folgendes besorgst. Und ich weiß, dass Tsunade über die entsprechenden Unterlagen verfügt. Also versuch erst gar nicht, mich auszutricksen. Das würdest du bereuen. Also…“ Ein leises, tiefes Grollen, das er eher spürte als hörte, ließ Orochimaru abrupt inne halten. Hektisch ging sein Kopf hin und her, blickte in die verschiedenen Ecken des Raumes. Irgendwo war er. Kalter Angstschweiß bildete sich bei dieser Erkenntnis augenblicklich auf seinem Rücken und im Gesicht. Wie konnte er nur hier her kommen? Er hatte ihn nicht gerufen. Niemand hatte hier her Zutritt. Orochimaru verschloss immer seine Tür. Der Dämon dürfte nicht eigenhändig hierher kommen. Das ging nicht. Der Dämon musste gerufen werden und musste dann den Befehlen des Beschwörers folge leisten. Dämonen waren nicht stark genug, um alleine diese Dimension zu betreten. Dafür benötigten sie Hilfe. Orochimarus Blick blieb direkt neben dem Pentagramm hängen, in dem er den Geist festhielt. Ein schwarzer Fleck bildete sich dort. Nicht schwarz. Schwarz verschluckte nicht das Licht. Aus dieser alles, verschluckendes Finsternis, erklang die gutturale Sprache der Dämonen. Jedes Mal erschien der Dämon ein wenig anders. Meist als irgendeine Wolke. Nie in fester Gestalt. „Ich habe das Mädchen und das Blut. Haltet nun euren Teil des Handels. Bindet den Geist vollständig an mich!“ verlangte Orochimaru. Gerade so konnte er noch verhindern, dass seine Stimme nicht zitterte. Am besten fragte er nicht nach, warum der Dämon hier war. Vielleicht war er aufgetaucht, um das Ritual nun zu vervollständigen. Orochimaru hoffte es. Weitere Worte in der Dämonensprachen erklangen. Orochimaru hatte lange gebraucht, um sie fließend zu sprechen. Wie so oft, wurde er in seine Schranken gewiesen. Orochimaru hatte schon die Hoffnung verloren, dass der Dämon hier war, um ihm zu helfen. Und dann flog das Silbermesser, mit Sakuras Blut beschmiert, aus seiner Tasche. Überrascht sah Orochimaru dem Messer zu, wie es durch die Luft flog, direkt durch die Barriere des Pentagramms, zu Sakura. Gerade, als Orochimaru dachte, die Klinge würde in den Geist fahren, verschwand sie einfach. Die Klinge war weg. Sakura dagegen stand noch immer so da wie vorher. Ein Grollen erfasste den Keller. Der Dämon hatte sein Wort gehalten. Der Geist war nun vollständig an Orochimaru gebunden. Seine Seele gehörte dem Dämon. Wie so oft fegte ein Wind durch den Keller. Dieses Mal fielen keine Gefäße um. Orochimaru wandte sich an das Geistermädchen. Vorsichtshalber würde er noch einmal seine Befehle wiederholen. Schon bald würde er die Dokumente in Händen halten, die Tsunade von ihrem hohen Ross stürzen würde. Mit einem kalten Lächeln begann Orochimaru seine Befehle zu wiederholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)