Want you to dance von midoriyuki ================================================================================ Kapitel 1: ~one-shot~ --------------------- Und schon wieder sitzt du weinend an meinem Bett. Deine Tränen bilden silbern glänzende Rinnsale in deinem erschöpften und verzweifelten Gesicht. Ich will dich nicht mehr so sehen. Deine Hände krampfen sich ineinander und du versuchst nicht mehr zu weinen, da du Angst hast mich zu wecken. Glaubst du wirklich ich hätte nicht gehört, dass du reingekommen bist? Aber du würdest nie auf die Idee kommen, dass ich weiß wie oft du hier neben mir sitzt und weinst. Jedes Mal, wenn du denkst, dass ich schlafe. Und es sticht mir jedes Mal ein Messer ins Herz. Ich würde dich so gerne trösten, dich in den Arm nehmen und sagen, dass alles wieder gut wird, aber das wird es nicht. Und jeder Trost wäre sinnlos. Deine Hände versuchen ungeschickt die Tränen wegzuwischen aber deine Augen wollen nicht wie du. Als könntest du sie nicht mehr von allein stoppen und würdest darauf warten, dass jemand kommt und dir sagt, dass es keinen Grund mehr gibt zu weinen. Du rutschst von dem Stuhl auf dem du gesessen hast und setzt dich auf den Boden vor meinem Bett. Mein Gesicht kannst du so nicht richtig sehen, da ich meinen Arm halb davor gelegt habe, um zu verstecken, dass ich wach bin. Dein Kopf sinkt auf deine verschränkten Arme und deine Schultern beben immer noch. Ich will nicht, dass du so leidest. Will nicht der Grund für deine Tränen sein. Du sollst lachen, fröhlich sein und tanzen. So wie früher, als wir noch glücklich waren. Dein vom tanzen erhitztes Gesicht, deine Haare die dir bei jeder Bewegung wieder ins Gesicht fielen und dein befreites Lachen, wenn ich versuchte dich an mich zu ziehen. All das nie wieder. Zumindest nicht für mich. Ich merke nicht viel davon, aber der Tumor zerfrisst mich. Aber du sollst wieder tanzen gehen und lachen. Das ist das einzige was ich mir wirklich wünsche. Du sollst mir nicht mehr hinterher trauern. Es ist vergeblich, umsonst und ich werde nicht wieder gesund. Egal wie sehr wir beide uns das wünschen. Egal wie sehr ich dich liebe. Gegen diese Krankheit habe ich keine Chance. Wir haben zusammen so viel durchgemacht. Die Ablehnung durch unsere Eltern. Streit mit Freunden, die uns einfach nicht akzeptierten. Die immer wiederaufkeimenden Vorurteile. Das haben wir geschafft. Aber gegen das hier können wir nichts tun. Und du sollst nicht mit mir sterben. Das will ich nicht. Nenn es egoistisch aber ich will, dass du für mich mitlebst. Hastig versuchst du deine Tränen doch noch wegzuwischen, als ich meine Hand auf deine Schulter lege. Erschrocken starrst du mich an, weil ich dich weinen gesehen habe. Aber etwas anderes scheint dich viel mehr zu erschrecken. Ich habe bisher kein einziges Mal geweint, aber ohne es zu merken laufen mir jetzt die Tränen die Wangen hinunter und tropfen auf das unschuldig weiße Laken. Deine Gesichtszüge scheinen zu verkrampfen und deine blauen Augen füllen sich wie schon zuvor mit deinen silbernen Tränen. Deine Augen sagen mir, dass sie verstanden haben. Ich habe aufgegeben. Ich kann nicht mehr. Du öffnest den Mund, um zu widersprechen aber ich bringe dich mit einem langsamen Kopfschütteln zum Schweigen. Mach es mir nicht noch schwerer. Es zerreißt mich diesen unglaublichen Schmerz in deinen Augen zu sehen und ich ziehe dich ganz zu mir aufs Bett auch wenn es mich unglaublich anstrengt. Als würdest du befürchten mir weh zu tun legst du dich nur ganz vorsichtig neben mich und nimmst mich in den Arm. Deine Tränen laufen über deine Wange und tropfen heiß auf mein Gesicht, während dein gepresster Atem sanft über meine Haare streicht. Ich werde dich so sehr vermissen. Weder Leben noch Tod scheinen mir ohne dich möglich. Aber ich kann dich nicht mit mir sterben lassen. Ich presse meinen Kopf an deine Brust und höre dein Herz rasend schnell und hektisch schlagen. Du hast Angst. Genau wie ich. Ich will nicht sterben aber dir zuliebe muss ich stark sein. Meine Arme schlingen sich um deinen Hals und ich ziehe deinen Kopf zu mir herunter. Mit meiner Stirn an deiner atme ich die Luft ein die du ausatmest und alles in mir zieht sich stechend zusammen. Ich will dich nicht verlieren, allein lassen. Unsere Tränen vermischen sich, als wir uns wie zwei Ertrinkende küssen, die sich an der letzten Schiffsplanke festklammern. Als du dich von mir löst fühle ich mich, als habe mir jemand alle Kraft genommen. Du hast mein Herz, meine Seele, mein Ich. Ich lehne wieder den Kopf an deine Brust und höre dein entsetztes Aufkeuchen, als meine Arme nur noch kraftlos um deinen Hals liegen. Du sagst irgendwas aber ich höre dich nicht mehr richtig. Als wäre ich unter Wasser und immer tiefer sinken. Dein Herzschlag und deine Wärme sind alles was ich noch spüre. Langsam wird alles immer unschärfer. Aber ich muss dir doch noch was sagen. So kann ich jetzt nicht gehen. Nicht so. Meine Hände klammern sich ein letztes Mal in deine weichen Haare und ich reiße mich noch mal zusammen. „Wenn ich tot bin…Sollst du tanzen gehen….“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)