La Tua Cantante von absinthe (Alice schickt Edward ohne Grund nach Volterra. Dort trifft er Bella, die Teil von Heidis (ein Vampir aus Aros Garde) Reisegruppe ist. Plötzlich muss er eine Entschidung treffen, die sein ganzes Leben verändern kann... EPOV) ================================================================================ Kapitel 11: Die Antwort auf die Bedeutung der Ewigkeit ------------------------------------------------------ *räusper*...Ich bin mir fast sicher, dass viele gedacht haben, ich würde diese FF nie zuende bringen, was? Ich kann´s euch nicht verübeln. Es hat ja auch ne Ewigkeit gedauert, seit dm letzten Update...~.~°... Ich würde es euch auch nicht verdenken, wenn ihr nicht mehr wisst, worum es hier ging. Falls doch, würde ich mich freuen, wenn ihr das letzte Chapter dieser FF noch lest...^^ Andererseits muss ich sagen, dass ich die Pause hier gebraucht hab, sonst hätte dieses letzte Kapitel wahrscheinlich ganz anders ausgesehen. Ich hoffe, es gefällt euch...=) Kleine A/N: Ein Karibu ist ein Rentier und gehört zur Familie der Hirsche. OneRepublic - Come Home http://www.youtube.com/watch?v=rHjG7ouyEeA ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Für Menschen musste dieser Flug über den halben Globus eine Ewigkeit dauern, obwohl sie selbst diesen Ausdruck nie richtig begreifen könnten. Doch für uns war es nur ein Bruchteil der Zeit, die unserer Art zur Verfügung stand. So war unsere Reise vom heißen Volterra ins kalte Alaska vorbei, ehe sie überhaupt begonnen hatte. Ich erklärte Bella alles mögliche, während wir uns in der Luft befanden. Dass es außer den vieren, die sie bereits kannte, noch Esme, Carlisles Frau, und Jasper, Alice Mann gab. Dass wir Freunde im Norden hatten und dass wir die nächsten Jahre bei Tanya und ihrer Familie verbringen würden. Dass die Erinnerungen an das Menschenleben nach und nach verblassen würden. Dass das Leben eines Neugeborenen vorrangig aus seinem Blutdurst bestand und dass es erst nach einiger Zeit besser und leichter werden würde, ihm zu widerstehen. Dass sie sich dann auf alles konzentrieren könnte, was sie wollte. Beim Letzterwähnten hatte sie mir nur ein sehr langes und breites Lächeln geschenkt, gegen das ich gar keine andere Wahl hatte, als es zu erwidern, während ihre Augen funkelten. So wie sie jeden Millimeter von mir betrachtete, so schienen meine Finger das bestätigen zu wollen, was meine Augen schon längst wahrgenommen hatten, als sie ihre Konturen nachzeichneten. Nur vage nahm ich wahr, dass Emmett mich in Gedanken schon fast anschrie, um mir mitzuteilen, dass wir Alaska erreicht hatten. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihr lösen. Jetzt wo keine Gefahr mehr bestand, gab es auch keinen Grund, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Dennoch musste ich meine Augen von ihr abwenden. Zwar widerwillig, aber gleichzeitig konnte ich es nicht erwarten, sie meinen restlichen Familienmitgliedern vorzustellen. Vor allem Esme. Ich konnte sie mir schon ganz genau vorstellen und allein die Vorfreude darauf hätte mein totes Herz höher schlagen lassen. Von Alice vernahm ich ein amüsiertes Glucksen und Carlisle beobachtete uns mit einem zufriedenen Lächeln. Das gleiche Lächeln, dass auch Bella und ich auf den Lippen trugen. Rosalie setzte zum Landeanflug an. Es war ein kleines, privates Rollfeld, in der Nähe des Denali-Nationalparks. Die nächste menschliche Ansammlung war weit genug entfernt. Auch wenn Bella scheinbar Tierblut bevorzugte, war es doch besser, auf Nummer sicher zu gehen und keine unnötigen Risiken zu provozieren. “Alice?” richtete ich mich an meine Schwester, als der Jet zum Stehen kam. Ohne dass ich ein weiteres Wort sagte, wusste sie, worauf ich hinaus wollte. “Keine unangenehmen Unterbrechungen. Wir kommen ohne Komplikationen bei Tanya und ihrer Familie an”, verkündete sie mit einem sicheren Lächeln. Von ihrer Aussage und der Vision, die ich in ihren Gedanken sehen konnte, beruhigt, stiegen wir gemeinsam aus. Es war bereits wieder Nacht und die Wahrscheinlichkeit, in dieser abgelegenen Gegend auf einen Menschen zu treffen, war jetzt noch geringer als bei Tag. Carlisle und Alice gingen voran, Emmett, der liebevoll seinen Arm um Rosalie gelegt hatte, vor uns, während Bella und ich das Schlusslicht bildeten. Genauso wie mein Bruder seine Gefährtin in den Armen hielt, so ließ auch ich nicht von meiner ab und strich ihr immer wieder über ihren zierlichen Rücken. Erst als wir den Wald erreicht hatten, ließ ich sie los, damit wir unsere Geschwindigkeit erhöhen und unser Ziel in nur wenigen Minuten erreichen konnten. Doch aus Angst, sie während des Laufens zu verlieren, nahm ich sie bei der Hand. “Das ist also Alaska”, stellte sie fest und sah sich neugierig um. “Ja, dein neues Zuhause. Für Neugeborene perfekt. Die Jagdgebiete sind nicht allzu weit und die Orte, in denen Menschen wohnen, sind großflächig auseinander gestreut, sodass die Gefahr, dass du auf so jemanden triffst, eher gering gehalten werden.” Sie sah mich wie hypnotisiert an, dann lächelte sie. “Verstehe.” Kommt ihr? Ein Blick zu meiner Familie, dann wandte ich mich wieder seufzend zu Bella. “Die anderen werden ungeduldig.” Sie nickte und im nächsten Moment rauschten wir bereits durch das Dunkel der eng aneinander stehenden Bäume. Nach nur ein paar wenigen Minuten, in denen wir den Großteil der Strecke schon hinter uns gebracht hatten, blieb sie jedoch abrupt stehen und ich mit ihr. “Was ist?” fragte ich sie verwundert. Ihre ganze Haltung war leicht angespannt. “Vampire”, flüsterte sie. Jetzt schärfte ich meine Sinne, um ihre Vermutung nachzuprüfen, doch ich konnte nichts entdecken. Leise rief ich nach Carlisle, Alice, Rosalie und Emmett. Sie blieben ebenfalls stehen und kamen wieder zurück zu uns. Anhand ihrer Mienen und Gedanken wusste ich, dass sie ebenfalls niemanden bemerkt hatten. “Was ist los, Edward?” Mein Vater stand mir am nächsten und war der Ruhigste von allen. Der Rest war genauso auf der Hut wie wir. “Bella riecht andere Vampire”, erklärte ich. Die anderen konzentrierten sich nun ebenso und blickten wachsam in alle Richtungen. Alice war die erste, die sich wieder entspannte. “Ich sehe nichts. Da ist niemand, der uns entgegenkommen könnte. Weder Mensch, noch einer unseresgleichen.” “Sie sind da vorne”, meinte Bella und deutete direkt in unsere Laufrichtung. “Ich kann sie ganz deutlich wahrnehmen.” “Dort befindet sich nur Tanyas Blockhütte”, stellte Rose verwundert fest. Emmett grinste. “Vielleicht kann sie ihre Bewohner ja schon riechen.” “Red keinen Unsinn”, konterte seine Freundin, woraufhin er nur amüsiert dreinblickte. “Wir werden es erfahren, wenn wir weitergehen.” Carlisle beendete die kleine Diskussion, ehe sie überhaupt richtig entstehen konnte. Einer nach dem anderen rannte wieder los. Den Rest der Strecke über grübelte ich über den Kommentar meines Bruders nach. Auch wenn er ihn nur scherzeshalber ausgesprochen hatte, so konnte ich mich nicht der Vermutung entledigen, dass es tatsächlich so war. Dass Bella womöglich wirklich jemanden riechen konnte, auch wenn das normalerweise selbst bei einem Vampir auf so große Distanz nicht funktionierte. Kurz kam mir die Idee, ob es sich dabei um ihre Gabe handeln konnte. Tanyas Hütte kam in Sicht. Das riesige Haus, das sich zwischen den Bäumen ausbreitete, bildete mit seiner dunkelroten Farbe der Zedernholzstämme, aus denen es zusammengebaut war, nur einen schwachen Kontrast zu seiner Umgebung. Es bestand nur aus einem Erdgeschoss, doch war es groß genug, um uns allen genügend Platz zu bieten. Je näher wir kamen, desto langsamer wurden wir, bis wir schließlich nur noch in menschlicher Schrittgeschwindigkeit gingen. Bereits jetzt konnte ich die Gedanken der Personen in Inneren hören. Größtenteils waren sie nervös und Jasper hatte alle Hände voll zutun, sie zu beruhigen, obwohl er sich selbst Sorgen um Alice machte. Diese hatte ihnen vorher sogar noch versichert, dass wir heil zurückkommen würden. Anscheinend war alle Mühe umsonst gewesen. Sie sind wieder da! Erst als sie sich bewusst wurden, dass wir draußen standen und uns nicht mehr in Italien befanden, entspannten sie sich. Einer nach dem anderen passierte die Eingangstür und gelang in unser Sichtfeld. Jasper war der erste und in weniger als einer Sekunde an Alice’ Seite. Er hielt ihr Gesicht in seinen Händen und schenkte ihr einen Blick, dessen Intensität alles in den Schatten stellte, was ich bis jetzt miterlebt hatte. Und selbst wenn ich seine wortlosen Gefühle für sie in seinen Gedanken hören, sehen, ja sogar fast spüren konnte, als hätte ich seine Gabe, so wäre es mir doch unter anderen Umständen immer noch nicht ganz begreiflich gewesen. Jetzt aber, da ich Bella hatte, konnte ich ihn nur allzu gut verstehen. Zum ersten Mal. Und nicht nur ihn, auch die anderen. Rosalie und Emmett. Carlisle und Esme. Letztere war ebenfalls an die Seite ihres Mannes getreten und hatte ihre Arme so fest und gleichzeitig so erleichternd und liebevoll um ihn geschlungen, dass jeder Nebenstehende weiche Knie bekommen hätte, beim Anblick von soviel inniger Zuneigung. Tanya, Carmen und Eleazar folgten mit etwas Abstand. Was sich vor uns abspielte, verleitete mich automatisch dazu, Bella genauso an mich zu ziehen und mich von dem Gefühl dieser Berührung durchfluten zu lassen. Ich sog ihren unwiderstehlichen Duft ein und füllte meine Sinne mit jedem bisschen ihrer Anwesenheit. Ich verlor mich in ihrem Antlitz und konnte nur immer wieder wie in Trance ihre Haare zur Seite streichen, um noch mehr von ihrem wunderschönen Gesicht zu sehen. Wohlig aufseufzend schloss sie ihre Augen und schmiegte ihren Kopf in meine Handfläche, wodurch meine Mundwinkel sich ungewollt weit nach oben hoben. Langsam neigte ich meinen Kopf nach unten und legte meine Lippen sanft auf ihre Stirn, nur um mich nie wieder von dort zu lösen. Und doch drehte ich meinen Kopf in dem Moment zu meiner Mutter, als diese uns erblickte und ich hören konnte, was sie dachte. Oh mein Gott… Sie wäre, wenn es denn im Bereich des möglichen gestanden hätte, in Tränen ausgebrochen. Ihre Hand lag auf ihrem Mund, während sie sich mit der anderen an Carlisles Arm abstützte. Zum ersten Mal bekam ich wirklich das Gefühl, dass ein Vampir sein Gleichgewicht verlieren konnte. In ihren Augen lag so ein warmherziger Ausdruck, dass ich einmal mehr glücklich darüber war, sie als Mutter zu haben. Von allen war sie es, die mir mein Glück am meisten wünschte. Nicht dass der Rest meiner Familie anders denken würde. Nur war sie es, die am meisten mit mir litt. Oder besser gesagt, für mich litt, da ich ja nicht wusste, dass ich fast ein ganzes Jahrhundert unvollkommen war. Ich schenkte ihr ein viel sagendes Lächeln, welches ihr bestätigte, dass ihr jahrelanges Hoffen nicht umsonst war. Ich war bei meiner Verwandlung nicht zu jung gewesen und ich würde die Ewigkeit nicht allein verbringen. “Das ist Bella”, stellte Alice sie freudestrahlend vor, woraufhin diese ihren Kopf hob. Eine Neugeborene. Ich nickte Jasper zu. Er war ruhig und doch beobachtete er Bella wachsam. Kein einziges Mal ließ er sie aus den Augen, seit er sie erblickt hatte. Still folgte er jede noch so kleine Regung ihrerseits, als könnte sie jeden Moment eine unachtsame, oder feindselige Bewegung verüben. “Sie wird keinen anspringen, Jazz”, grinste ich, was ganz kurz einen seiner Mundwinkel nach oben zucken ließ. Man weiß nie. In diesem Stadium sind sie unberechenbar. Er war derjenige in unserer Familie, der in der Vergangenheit, bevor er zu uns gestoßen war, am meisten mit neuen Vampiren zutun hatte und mit ihnen umgehen konnte. Sein Wissen war für das nächste Jahr sehr von Vorteil. “Keine Sorge. Das kann ich kontrollieren. Außerdem sind wir in der Überzahl und Alice hat ihren Durst erst vor kurzem ausgiebig gestillt.” Darf ich?… Darf ich unser neues Familienmitglied in die Arme schließen? Wieder wanderte mein Blick zu Esme, die bereits Schritt für Schritt langsam auf uns zu kam. Ich musste unweigerlich leise lachen, als ich sah, wie sie es schwer hatte, sowohl Vorsicht als auch Sehnsucht miteinander zu vermischen. “Esme”, warnte Jasper sie, wofür ich ihm einen teilweise scharfen Blick zuwarf, weil Bella bei seinem harten Ton kurz zusammenzuckte. “Ich denke, das wird kein Problem sein”, antwortete ich meiner Mutter, während ich meinen Bruder ansah. “Hallo, Bella”, sprach sie, als sie direkt vor uns stand. “Hallo”, grüßte sie zurück und lächelte. “Das sind Jasper, Tanya, Carmen und Eleazar.” Esme deutete auf die genannten Personen, woraufhin Bella auch diese begrüßte. Das ist also das Mädchen, auf das du solange gewartet hast… Tanyas Gedanken waren eine reine Feststellung, die ich ihr nicht mehr bestätigen musste. Und auch wenn ich deutlich erkannte, dass sie mir mein Glück gönnte, so war der kleine, unterdrückte Teil, der ihre Enttäuschung widerspiegelte, doch noch herauszuhören. Sie hatte sich immer Chancen bei mir erhofft, zumal wir beide eine sehr lange Zeit alleine waren, doch ich hatte nie etwas anderes für sie empfunden, als Freundschaft. Und dem war sie sich bewusst. Ich löste mich von Bella und gleich darauf breitete meine Mutter ihre Arme aus. Sie zog sie nicht gleich an sich, sondern ließ ihr die Entscheidung. Doch entgegen jedem Zögern oder jeder Unsicherheit nahm Bella die einladende Geste an. Esme drückte sie fest an sich und rieb ihr mütterlich den Rücken. “Ich freue mich so, dich kennen zu lernen. Ich bin sicher, du wirst dich hier ganz schnell zurecht finden. Zur Not hast du ja Edward und der Rest von uns hilft dir natürlich auch sehr gerne.” “Danke”, hauchte sie, ehe sie wieder voneinander abließen. Esme umrahmte Bellas Gesicht mit ihren kleinen Händen und hielt auf ihren Wangen inne, während sie sie verträumt anschaute. “Und so ein schönes Kind”, seufzte sie. Nur nicht schöner als ich. Mein Kopf schoss in Rosalies Richtung. Einmal mehr, dass ich ihren Stolz miterleben durfte. Sie war immer noch nicht darüber hinweg, dass ich ihr damals, obwohl ich keine Gefährtin oder dergleichen hatte, nicht hinterher gelechzt hatte oder wenigstens ein wenig interessiert war. Nicht dass sie etwas in dieser Form für mich hegte. Sie war es einfach gewohnt, von allen Männern angehimmelt zu werden. “Für mich schon”, grinste ich süffisant. Ihre Augen wurden schmal und die Arme verschränkte sie vor der Brust. Fahr zur Hölle, Edward Cullen. “Tun wir das nicht sowieso alle irgendwann?” Sie verschwand Richtung Hütte, doch ich wusste, dass sie meine letzten Worte noch hören konnte. Emmett sah verwirrt zwischen uns beiden hin und her, bevor er seiner Angebeteten mit einem kopfschüttelnden Lachen ins Haus folgte. Ihr beide könnt auch nicht ohne, was? Von den anderen ebenfalls irritiert verfolgt, so kannten sie doch mittlerweile unsere unausgesprochenen Wortgefechte. Außer Bella. “Hab ich was falsch gemacht?” “Nein, nichts”, flüsterte ich ihr ins Ohr, als ich an ihre Seite trat und meinen Arm um ihre Hüfte legte. Esme war wieder ein paar Schritte zurückgegangen und betrachtete uns mit einem zufriedenen Lächeln. Ich freue mich so für dich, Edward. Ich musste darauf nichts mehr entgegnen. Mein Gesichtsausdruck war Antwort genug. “Bella?” fragte Carlisle und lenkte auf sanfte Weise ihre Aufmerksamkeit auf sich. “Mich würde wirklich noch interessieren, ob das hier die Vampire sind, die du gerochen hast.” Der Satz ließ alle Augenpaare um uns herum neugierig zu ihr wandern, obwohl nur die Hälfe wusste, auf was mein Vater anspielte. Bella sah in die Runde und sog einmal kurz die Luft ein, dann nickte sie. “Ja.” Erstaunlich… Sie konnte sie viel eher ausmachen, als wir… Ich frage mich- Weiter kam er nicht, da Alice uns mit einem theatralischen Seufzen unterbrach. “Oh je…” Gleich darauf sah ich es in ihren Gedanken. Unwillkürlich musste ich schmunzeln, denn selbst wenn Bella noch immer meine Sachen trug, war ihr Anblick einfach zu schön. “Weißt du”, richtete Alice sich an sie und lächelte traurig. “Eigentlich wollte ich dir etwas ordentliches zum Anziehen heraussuchen, doch wie es aussieht, kann ich mir das sparen. Du würdest sie eh gleich wieder schmutzig machen.” “Ich verstehe nicht, was…” fragte Bella und drehte sich hilfesuchend zu mir um. Doch noch ehe ich es ihr erklären konnte, schoss ihr Kopf Richtung Waldinneres und ein Knurren entrann ihrer Kehle, während sich ihre Muskeln anspannten und sie sich bereits meinem Arm entzog. “Was ist passiert?” Esmes Stimme klang leicht alarmiert, doch Alice beruhigte sie. “Sie hat nur schon wieder Hunger und womöglich irgendwo ein Tier bemerkt.” Weder ich noch einer der anderen konnten etwas riechen oder hören, geschweige denn sehen. Bella aber scheinbar schon. Sie war bereits ein paar Schritte von mir entfernt und fixierte etwas in dem dunkeln Dickicht. “Was soll das heißen?” hörte ich Jasper fragen, doch ich konzentrierte mich nur auf Bella, da ihre Bewegungen gerade in ein Rennen übergingen und ich ihr ohne Umschweife folgte. Der Rest von uns wollte schon folgen, vor allem Jasper, da er Angst hatte, ich könnte sie allein nicht aufhalten, sollten plötzlich Wanderer aus dem Nichts auftauchen, doch Alice stoppte sie. Carlisle und ich werden ihnen alles erklären. Ich wünsche dir viel Spaß beim Jagen, Edward. Meine Mundwinkel zuckten bei Alice’ fröhlicher Stimmung nach oben. Einmal mehr dankte ich ihr für das Vertrauen, die Hilfe und ihre Visionen. Vor allem letzteres, weil sie mich zu Bella geführt hatten. Und diese würde nicht weglaufen, dessen war ich mir bewusst. Da ich der Schnellste von uns war, würde ich sie auch jederzeit einholen können. So wie jetzt. Gemeinsam liefen wir durch die Bäume hindurch, bis sie mitten im Lauf zum Sprung ansetzte und sich nur wenige Meilen weiter auf einen Karibu stürzte. Ich blieb in einiger Entfernung stehen und betrachtete das Schauspiel. Ich wollte sie nicht verschrecken. Sie hatte sich im Nacken des Tieres festgekrallt, das gar keine Chance hatte, ihrer Attacke auszuweichen, so schnell war sie gewesen. Ein wenig von dem Blut lief daneben und ich konnte den strengen, animalischen Geruch wahrnehmen. Abermals erstaunte es mich, dass sie es dem Menschenblut vorzog. Und das aus ihrem Instinkt heraus. Man könnte sagen, sie war wie eine Art Anti-Vampir. Wenn wir uns von Tierblut ernährten, stillte das unseren Hunger nur soweit, dass wir uns besser unter Kontrolle hatten, doch das Ziehen in der Kehle war dennoch da, sobald wir an einem Menschen vorbeigingen. Für Bella musste es genau anders herum sein. So wie unser Verlangen nur durch menschliches Blut vollkommen befriedigt werden konnte, so würde es bei ihr nur das tierische schaffen. Das Innere meines Halses kratzte und signalisierte mir meinen eigenen Durst; meine Muskeln strafften sich bereits. Es dauerte nicht lange, bis Bella fertig war und ein zufriedenes Knurren ihrer Brust entwich. Gleich darauf schnellte sie in die nächste Richtung. Ich folgte ihr mit einigem Abstand. Als sie das nächste Tier entdeckt und angegriffen hatte, hielt ich selbst Ausschau nach einer geeigneten Beute und fand sie auch gleich ein paar Meilen weiter. Ein weiterer Karibu. Ich sprang auf ihn zu und schlug meine Finger und Zähne in seinen Leib, ehe er meinen Angriff überhaupt registrierte. Ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem Inneren aus, als das Blut über meine Zunge lief und meinen Rachen hinunterfloss, um das Zucken meiner Kehle mit einem lauten Seufzer zu beenden. Schon bald hielt ich den leeren, leblosen Körper in meinen Händen. Ich ließ ihn zu Boden fallen und suchte gleich darauf mein nächstes Opfer. Ein paar weitere Tiere erlagen meiner Jagd, bis ich meinen Hunger weitestgehend gestillt hatte. Ich wollte mich wieder Bella zuwenden, als mir schlagartig bewusst wurde, dass sie nicht mehr da war und ich keinen Geruch, keinen Hinweis finden konnte, wohin sie verschwunden sein konnte. Verdammt! Wie konnte ich nur so achtlos sein und meinen Instinkten freien Lauf lassen? Panik durchfuhr mich auf eine Art und Weise, wie ich sie selten erlebt hatte. Was wenn sich doch ein Mensch in diese Gegend verirrt hatte oder sie auf eine Siedlung oder eine Stadt traf? Ich mochte mir gar nicht ausmalen, was für ein Horrorszenario entstehen würde. Doch in Alice’ Vision hatte ich nichts dergleichen sehen können. Nur Bella beim Jagen. Leider konnte ich nicht beurteilen, ob das Bild jetzt schon der Vergangenheit angehörte oder nicht. Viel schlimmer allerdings war der Gedanke, sie nie wieder zu sehen. Ich konnte nur hoffen. Hoffen, dass nichts weiter geschehen und dass ich sie schnell finden würde. Ohne weiter darüber nachzudenken, rannte ich los, so schnell ich konnte. Mit jeder Minute, die verging, mit jeder Meile, die ich hinter mir ließ, schwand meine Zuversicht. Was wenn ich in die falsche Richtung lief? Ich stoppte, als ich direkt an den Rand einer kleinen Lichtung kam. Die winzigen Tropfen, die nur schwach auf dem dunklen Gras hafteten, schimmerten silbern im Licht des Vollmondes. Der Himmel hatte sich geklärt und gab jetzt die Sicht auf das Firmament frei. Ein wenig erinnerte mich dieser Ort an jenen außerhalb von Forks, zu dem ich mich immer zurückgezogen hatte, wenn ich allein sein wollte. Ein seltsamer Gedanke entstand in meinem Kopf. Eher ein Bild. Bella und ich. Auf ebendieser Wiese und das Sonnenlicht ließ unsere Haut wie Diamanten funkeln. Während sich meine Beine wie von selbst in Bewegung setzten und weiter auf die freie Fläche vor mir wanderten, beschloss ich innerlich, Bella irgendwann zu dieser Lichtung zu führen. Falls ich sie denn überhaupt noch fand. Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter mir, ein Knurren. Im selben Augenblick, in dem ich mich umdrehte, sprang jemand auf mich zu und nur knapp konnte ich noch rechtzeitig reagieren und den Angreifer packen. Wir rollten über das feuchte Gras, bis ich mein Gewicht ein wenig verlagerte und mein Gegenüber mit aller Gewalt auf den Boden drückte. Der wütige Ausdruck in meinem Gesicht verwandelte sich in einen vollkommen perplexen, als ich erkannte, wer mich da breit angrinste und zwei perfekte Reihen schneeweißer Zähne entblößte. “Bella…!” “Hi…” sagte sie kaum hörbar und presste ihre Lippen zusammen, um ihr Kichern zu unterdrücken. Eine unglaubliche Erleichterung breitete sich in mir aus, als mir klar wurde, dass wirklich sie es war, die da unter mir lag. Sofort lockerte ich meinen Griff. Ich musste mir keine Sorgen mehr machen und sogleich fiel jede Anspannung von mir ab, als ich mich seufzend zur Seite rollte, dicht neben sie. Schulter an Schulter. Ich tastete auf dem Boden zwischen uns nach ihren Fingern und verschränkte sie mit meinen. Langsam hob ich unsere Hände an und platzierte sie etwas weiter oben links auf meine Brust, während ich demonstrativ tiefe Atemzüge nahm. “Ist dir eigentlich klar, dass wenn das hier noch schlagen würde, ich einen Herzinfarkt erlitten hätte?” Sie schmunzelte. “Tut mir Leid…” “Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, okay?” Obwohl ich versuchte, einen einigermaßen vorwurfsvollen Ton anzuschlagen, konnte ich ihr einfach nicht böse sein. “Es war einfach so verlockend, weißt du?” rechtfertigte sie sich amüsiert. “Das alles ist noch so neu für mich. Und dann kam mir auf einmal diese Idee. Du musst zugeben, ich hab dich überrascht.” “Nein, hast du nicht”, entgegnete ich und schloss meine Augen. “Ich hab dich schon vorher gerochen.” Das war die Wahrheit, auch wenn ich ihren Duft eigentlich nur ganz knapp vorher erfasst hatte. “Hattest du Angst, ich würde davonlaufen?” “Neugeborene haben sich noch nicht sonderlich unter Kontrolle. Bei jedem noch so kleinen Anzeichen von Blut gewinnt der Instinkt die Oberhand, wenn sie nicht völlig gesättigt sind, und dann kann ganz schnell etwas ungewolltes passieren.” Jetzt war sie es, die absichtlich laut ausatmete. (Yiruma - Moonlight http://www.youtube.com/watch?v=_xShdwcYOXE ) Eine Weile schwiegen wir und lauschten nur den Geräuschen des Waldes um uns herum. Das Zirpen der Grillen, das Rascheln der Blätter, das Knacken der Zweige auf dem Boden, wenn irgendwo weit entfernt ein Tier nachtaktiv wurde und durch die Sträucher und Farne schlich, das Flüstern des Grases, wenn der schwache Wind hinüber strich. Ich öffnete meine Augen wieder und betrachtete die Sterne am Himmel, ebenso wie Bella. Die winzigen Punkte, die am dunklen Himmel leuchteten und ihn regelrecht übervölkerten. Sie waren Lichtjahre entfernt, bildeten neue Universen und schufen neue Lebewesen. Und jede Art, jede Rasse hatte eine eigene Spanne des Lebens, einen eigenen Lauf der Zeit. So sehr sich die Menschen dieser Erde auch wünschten, neue, fremde Wesen zu entdecken und sie zu erforschen, es würde eine Ewigkeit dauern, bis sie jemals den notwendigen Fortschritt erreicht hatten und ein einigermaßen zufrieden stellendes Ergebnis in Erfahrung bringen konnten. Eine Ewigkeit, die eine einzelne Person nicht hatte. Eine Ewigkeit, dessen Bedeutung sie noch nicht einmal richtig einordnen konnten. In dem Moment, in dem sie anfangen würden, die Zeit an sich richtig zu verstehen, würde ihr eigenes Dasein schon wieder kurz vor dem Ende und nur durch formlose Erinnerungen in den Köpfen der Nachfahren weiterhin existent sein. Und dennoch hatten sie mehr von ihrem Leben als ich mir bisher je hätte wünschen können. Denn die Tatsache, dass sie nur eine begrenzte Zeit auf dieser Erde verweilten, hielt ihnen vor Augen, dass sie die ihnen gegebene Zeit so gut wie möglich nutzen sollten, um so wenig wie möglich zu verpassen. Als Vampir unterlag nichts einem Limit. Man konnte alles machen und musste auf nichts achten. Weder wie lange es dauern würde, noch wie teuer oder wie schwer es werden könnte. Man hatte alle Zeit der Welt. Man hatte die Unendlichkeit. Die meisten von uns gaben sich damit zufrieden, genossen diese Existenz sogar und kosteten sie in vollen Zügen aus. Sie fühlten sich erhaben gegenüber den schwachen Menschen, die sie als ihre Beute betrachteten, ohne dabei daran zu denken, dass sie selbst einmal zu dieser Rasse gehörten. Ich konnte nicht sagen, dass ich dieses Leben verfluchte, denn das würde bedeuten, dass ich meinen Schöpfer verfluchte. Gerade er war derjenige, der so ein Urteil nicht verdiente. Er verwandelte sein Dasein in einen Vorteil, um eben diesen hilflosen Geschöpfen, die ihr eigenes Glück nicht zu schätzen wussten, zu helfen. Dabei verdienten es viele von ihnen noch nicht einmal. Und trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass ich sie beneidete. Nicht wegen der Krankheiten, Hungersnöte oder Finanzkrisen. Nein, sondern weil sie Erfahrungen sammelten, die sie nur einmal machten, als Erinnerung behielten und von Zeit zu Zeit vermissen würden. Natürlich gab es unter ihnen einige, die ihre Erinnerungen einfach wiederholten, weil sie so schön waren. Doch die meisten taten das nicht. Dafür war die Spanne ihrer eigenen Gegenwärtigkeit zu kurz. Um wirklich sagen zu können, man hätte sein Leben nicht verschwendet und würde nichts bereuen, häufte man so viele verschiedene Eindrücke wie möglich an. Und als kaltes Wesen? Als Geschöpf der Nacht? Man musste sich nicht beeilen und konnte alles in Ruhe angehen. Und wenn man es dann geschafft hatte, konnte man das gleiche noch einmal von vorne beginnen. Doch was brachte es, Erlebnisse jedes Mal aufs Neue zu wiederholen? Man würde es solange durchführen, bis einem die Lust daran verging und die dabei entstandene schöne Emotion in eine nervige, meidende wechselte. Andererseits hatte man keine Wahl, wenn man nicht wie ein wahrhaftig Toter dahinvegetieren wollte. So hatte ich gedacht. Jede Stunde, jede Minute, die verstrich. Bis jetzt. Langsam stützte ich mich auf meinen Ellenbogen ab, rückte noch enger an Bella und beugte mich über sie. Wie konnte ich auch ahnen, dass es etwas gab, das meinem Vorhandensein einen Sinn gab? Eine Bedeutung, nach der ich scheinbar unbewusst gesucht hatte? Natürlich konnte ich es ständig in den Gedanken der anderen hören und sehen. Aber verstanden hatte ich es nie wirklich. Wie auch? Es gab keinerlei Anzeichen dafür. Das Gefühl, nur zur Hälfte zu bestehen, verspürte ich nicht. Keine einzige Sekunde seit meiner Verwandlung. Ein Komponist vermisst auch nichts, bis er zum ersten Mal vor einem Klavier steht und sich fragt, wie er es je ohne es aushalten konnte. Und dann schlug es ohne Vorwarnung auf mich ein. Auch wenn ich es anfänglich nicht wahr haben wollte. Es war die Antwort auf eine Frage, die jeder kannte und doch niemand ernsthaft aussprach. Menschen philosophierten darüber und kamen doch nie zu einem zufrieden stellenden Ergebnis. Sie entwickelten viele Theorien. Die eine abwegiger als die andere. Genau da unterschieden wir uns von ihnen. Für uns gab es nur eine tatsächliche Antwort. Eine, dessen Inhalt erst verständlich wurde, wenn man sie selbst gefunden hatte und dessen Intensität so stark war, dass sogar die Ewigkeit zu kurz schien, um sie vollkommen auszuschöpfen. Mit einem Lächeln betrachteten meine Augen jede noch so kleine Einzelheit ihres Gesichtes. Ihre blasse Haut schimmerte jetzt im Mondlicht noch heller und reiner als sie es eh schon tat. Ich war mir sicher, dass ein Engel nicht schöner hätte aussehen können. Meine Finger strichen durch ihr seidenglattes, weiches Haar, durch ein paar Strähnen über ihre Schläfe, entlang ihren Konturen bis hinunter zu ihrem Kinn. Meine Mundwinkel zuckten unweigerlich ein wenig nach oben, als ich bemerkte, dass sich noch etwas Blut an ihrer Halsbeuge befand. Auch auf ihrem Hemd prangten ein paar größere Flecken. Eines der Dinge, die sie noch lernen würde. Eine Berührung in meinen Haaren ließ meine Sicht wieder höher wandern. Ein sonderbar wohltuendes Funkeln lag in ihren leuchtend roten Augen, die jede Bewegung ihrer Hand folgten, als sie meine, vom Gras kaum feuchten Haare durch ihre Fingerspitzen zog und jeden noch so kleinen, wenn überhaupt vorhandenen Tropfen abstreifte. Letztendlich traf ihr Blick auf meinen und ein Lächeln entstand auf ihrem Gesicht, während unsere Augen sich gegenseitig anstrahlten. Jeder verlor sich in dem anderen, tauchte in die Tiefe ein und sog die darin enthaltene Erfüllung vollends auf. Das alles konnte man mit einem simplen Wort wie Liebe gar nicht ausdrücken. Und trotzdem war es genau das, was ich brauchte, um meinen Empfindungen in diesem Moment Ausdruck zu verleihen. “Ich liebe dich”, hauchten wir beide zur gleichen Zeit, unsere Stimmen einig mit dem Wispern des Windes, ehe unsere Lippen aufeinander trafen und unsere beiden Schicksale miteinander verschmolzen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)