Super Sisters von jollyrose (Marianna & Luigina) ================================================================================ 3.2 Die drei Krieger -------------------- „Und wie wollen wir das anstellen?“ Die Gruppe blieb stehen, Marianna und Peach blickten zu Luigina, die etwas weiter hinten ging, vermutlich wegen ihrer Angst. Sie wiederum blickte die beiden unsicher an. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, nun einfach so den Geistern den Krieg zu erklären und sie alle niederzuschlagen…“, meinte sie. Peach nickte zustimmend. „Da hast du Recht, eigentlich haben sie uns ja nichts getan, nein, im Gegenteil, sie sind sogar ganz nett. Schuld ist nur diese Frau im Kimono…“, sagte die Prinzessin, aber Luigina schüttelte nur den Kopf. „Nein, so hab’ ich das nicht gemeint! Ich wollte eigentlich sagen, dass wir…“ Richtig erklären konnte sie nicht, was sie tatsächlich gemeint hatte, denn Marianna unterbrach sie einfach. „Welche Frau im Kimono?“, fragte die rote Klempnerin. „Die Toads haben mir erzählt, dass eine Frau im Kimono die ganzen Geister hier angeschleppt hat. Ich denke mal, wenn wir sie besiegen, dann verschwinden auch die ganzen gruseligen Dinge hier!“, erklärte Peach zuversichtlich, während Luigina immer wieder versuchte das Vorhaben auszureden. „Also, wie gesagt, wir sollten die Geister lieber nicht reizen, denn…“, fing sie an, aber hielt inne, als Peach und Marianna einfach weitergingen. Sie spurte nervös hinterher. „Hey! Was denkt ihr, was passiert, wenn die wütend werden… Sie könnten uns aufschlitzen, unser Blut trinken und uns dann an Piranhapflanzen verfüttern! Und …“ „Hör auf Lu-chan!“, ermahnte Marianna ihre kleine Schwester. „Aber…“, stotterte Luigina. „Kein Aber! SO wirst du deine Angst nie überwinden!“ „Aber… Ich denke, wir…“ „Nein! Wir werden es nicht bleiben lassen! Du wirst dich gefälligst zusammenreißen, okay?“ „Aber…“, murmelte Luigina, woraufhin sich Marianna laut und verärgert räusperte, so dass der grünen Klempnerin nichts anderes übrig blieb, als zu verstummen, nachdem sie ein leises „Okay“ von sich gab. Aber in Ordnung war für sie nichts, mit zusammengefalteten Händen ging sie langsam zitternd hinter Peach und Marianna hinterher, ängstlich sah sie immer wieder hin und her. Am liebsten hätte sie sich wie ein kleines Kind auf den Boden geworfen, hysterisch geschrien und sich mit aller Kraft geweigert, weiter zu gehen. Aber ihrer Schwester zu Liebe versuchte sie nun, sich zusammenzureißen, auch wenn es ihr sehr schwer fiel ruhig zu bleiben. Cianca war bereits die ganze Zeit verwundert über Luiginas Angst. Sie hob die Mütze an, setzte sich vorsichtig auf ihre Schulter und konnte dabei spüren, wie Luigina zitterte. „Wieso hast du denn eigentlich Angst? Mh? Wieso?“, fragte sie, stotternd durch die Vibration die Luigina verursachte. „Geister sind… böse! Fürchterlich! Gefährlich! Grässlich!“, argumentierte sie, Cianca verzog nur das Gesicht. „Aber der Geist von vorhin war doch ganz lustig!“, kicherte das kleine Wesen, konnte damit aber die Klempnerin nicht aufmuntern. „Ja! Ja! Aber die anderen! Die sind ganz und gar nicht lustig! Wie sie ganz plötzlich aus dem Nichts vor einem auftauchen, ihre Gesichter zu schrecklichen Grimassen verziehen, die direkt aus einem Albtraum stammen könnten. Und allein die Tatsache, dass sie tot sind! Verdammt, die sind tot! Und die wollen mich auch töten! Ich häng’ doch so an meinem Leben…“, klagte die grüne Klempnerin, die nun nervös an ihrem geflochtenen Haar zupfte. „Aber… Aber du bist so groß, ja, und stark bist du doch auch! Ich versteh’ nicht, warum du Angst hast … Sieh mal, sieh mal. Ich bin klein, ganz klein… Eigentlich müsste ich Angst haben, ich! Aber ich hab’ keine Angst…“, meinte Cianca, woraufhin Luigina nur seufzte und die Schultern hängen ließ. „Luigina ist halt einzigartig!“, sagte Marianna in einem schelmischen Ton zurück. Luigina verschränkte schmollend die Arme. „Ängste sind doch etwas völlig Normales. Jeder hat vor etwas Angst. Man muss diese Ängste ja nicht immer überwinden. Aber man sollte zumindest mit ihnen Leben können!“, erklärte Peach auf eine liebenswerte und aufmunternde Art. „Du darfst also ruhig Angst haben. Ich find das übrigens total süß, wenn du dir halb in die Hose machst!“ Peach hielt sich die Hand vor den Mund als sie schmunzeln musste. Luigina lief rot an, weil ihr nach dieser Aussage ihre Angst auch noch peinlich war. „Am besten, wir starten unsere Suche nach der Kimono-Frau im Erdgeschoss, was meint ihr?“, wechselte Marianna das Thema. „Gute Idee! Unten sind auch wichtige Säle, vielleicht versteckt sich diese Frau dort …“, vermutete Peach. Gemeinsam folgte die Gruppe dann dem breiten Treppenabgang, nachdem sie den Gang durchquerten. Die Treppe war lang und einst mit rotem Teppich ausgekleidet, nun aber waren die Stufen komplett aus altem Holz, das unerträglich laut bei jedem Schritt knarrte, den die drei machten. Peach hielt sich beim Hinuntersteigen die Ohren zu, so sehr nervte sie die Treppe. „Die Geister stört es sicher nicht, die schweben ja nur rum!“, kommentierte Marianna. Letztendlich kamen sie im Erdgeschoss in der Empfangshalle an. Sofort offenbarte sich der Gruppe ein unheimlicher Anblick, denn so wirklich wie eine Lobby sah der Raum nicht aus. Nicht nur die drückende Dunkelheit schaffte eine eigenartige Atmosphäre, sondern auch der Nebel, der den Blick der Mädchen verschleierte. Diese schlechte Sicht führte dazu, dass Luigina völlig blind stolperte und vorwärts hinfiel. Mit dem Hinterteil in die Höhe lag sie am Boden, wunderte sich dabei Luigina, warum sie Erde in den Mund bekommen hatte. Sie rappelte sich auf und zeitgleich mit ihren Freundinnen bemerkte sie, dass das ganze Erdgeschoss dicht von morschen Bäumen bewaldet war. „Woah! Ein Wald in meinem Schloss?!“ Peach riss verwundert die Augen auf. Sie tastete einen Baum ab, um festzustellen, ob sie nicht vielleicht fantasieren würde, aber tatsächlich, da standen Bäume in ihrem Schloss. Auch der Boden unter ihnen war nicht mehr wie gewöhnlich mit Fliesen bedeckt, sondern voller dreckiger Erde, aus der riesige Wurzeln ragten. „Da geh ich nicht rein!“, beschloss Luigina, die die unheimliche Ausstrahlung dieses Waldes nicht gerade verlockend fand. „Also diese Geister haben echt viel Kreativität, ein gruseliger Wald mitten in einem Gebäude… Wir sollten vorsichtig sein, da drinnen gibt es bestimmt genug Fallen!“, erklärte Marianna und beäugte die toten Bäume. „Ich sagte, ich gehe nicht rein!“, wiederholte Luigina, um noch einmal ihren Standpunkt klarzustellen. Marianna jedoch ignorierte die Aussage völlig und ging mit Peach und Cianca los. Da entschied sich Luigina letztendlich doch noch mitzugehen, ganz alleine wollte sie auch nicht an Ort und Stelle bleiben. Sie schloss sich sofort mit schnellen Schritten der Gruppe an. Langsam durchforsteten sie den Wald, dessen Bäume hässliche Fratzen schnitten, um die vier Leute zu erschrecken. Einzig und alleine Luigina lies sich davon beeindrucken und hielt sich verschreckt die Hände vor die Augen. „Ma-chan! Die wollen mich fressen, mach doch was!“ „Ach bitte, Lu-chan! Das sind Bäume, die sind fest angewurzelt und können sich nicht bewegen. Außerdem, selbst wenn sie dich fressen, ohne Magen wirst du nicht verdaut!“ Luigina wagte einen Blick durch ihre Finger, doch als sie einen der Bäume ansah, verzog dieser seine Fratze, während er murrte und stöhnte, so dass die grüne Klempnerin panisch den Blick abwand. Marianna drehte sich zu ihrer Schwester um. Sie streckte ihr die Hand entgegen. „Nimm meine Hand! Dann bleibst du nah bei mir und dir passiert nichts!“ „… Aber… Ich bin doch kein kleines Kind mehr!“ „Willst du, dass dich die Bäume fressen oder nicht?“ Die Frage musste Marianna nicht zweimal stellen, sofort nahm Luigina die Hand ihrer Schwester ganz fest und würde diese so schnell auch nicht wieder loslassen. Die Gruppe ging immer tiefer in den Wald hinein, der scheinbar kein Ende fand. „Ich kann mich nicht erinnern, dass das Erdgeschoss so groß ist …“ Nachdenklich und verwundert blickte Peach sich um. „Ein typischer Geisterwald! Ich bin mir sicher, wir haben uns schon längst verlaufen!“, vermutete Marianna und beunruhigte ihre Schwester damit noch mehr, die nun wie wild ihre Hand schüttelte. „WAAAS?! Oh Nein! Wir sind verloren!!“, rief sie laut und drückte die Hand ihrer Schwester auch noch ganz fest zusammen, woraufhin diese schmerzverzogen das Gesicht verzerrte. „Bitte, Lu-chan! Beruhig dich, du zerquetscht meine Hand!“ „Entschuldige…“, wimmerte Luigina, ließ locker und atmete tief ein. „Wenn es hier nur etwas heller wäre, könnten wir besser sehen, wo wir lang laufen! Eine Taschenlampe wäre nun praktisch… Obwohl…“ Peach wand sich mit einem fiesen Grinsen zu Cianca, die ihr einen geschockten Blick zu warf, denn sie wusste genau, was die Prinzessin meinte. Sie versuchte noch schnell zu fliehen, wurde aber sofort von der Blondine gepackt. Selbst ein heftiges Zappeln verhalf ihr nicht zur Flucht. „Wozu hast du eigentlich so ein Leuchtding am Hintern, wenn du es nie benutzt?“, fragte die Prinzessin die Fee und tippte dabei mit dem Finger auf die helle Kugel auf Ciancas Rücken. „Das ist ein Splittersensor, keine Taschenlampe! Keine Taschenlampe, ja?!“, meckerte die Fee, währenddessen sie von Peach durchgeschüttelt wurde. „In diesem Fall ist es eine Taschenlampe! Und nun leuchte schon!“ Als die kleine Fee bereits halb ohnmächtig geschüttelt wurde, begann die Kugel zu leuchten, genauso hell wie eine gut funktionierende Taschenlampe. „Geht doch!“, kicherte Peach zufrieden, hielt Cianca in den Händen, welche nur noch ihren Kopf vor lauter Schwindel hin und her wankte. „Sehr gut! Nun sehen wir mehr! Aber…öhm…“ Marianna konnte zwar nun die Gegend besser erkennen, sah aber auch, dass sie sich im Grunde kein Stück bewegt hatten. „Die Wurzel da… ist da Luigina nicht vorhin drüber gestolpert?“, fragte Peach. „Ja, da ist noch ein Abdruck von ihr in der Erde…“, fügte Marianna hinzu. „Heißt das, wir sind immer noch am Eingang?! Aber wir sind doch nun mindestens schon zehn Minuten gelaufen!“ Luigina wollte am liebsten die Fassung verlieren, als sie ebenfalls mitbekam, dass der ganzen Spaziergang durch den Wald keinen Meter wert war. „Dann hab‘ ich also doch kein vergrößertes Erdgeschoss… Wär sicher hübsch gewesen!“, lachte Peach ein wenig enttäuscht. „Was jetzt?“, wollte Luigina wissen. „Wir gehen da durch!“, antwortete Marianna entschlossen. „Aber… wir bewegen uns doch nicht vom Fleck!“ „Aber wir müssen da durch!“ Grummelnd sah Marianna in den Wald. Ihre Schwester seufzte nur. Peach hingegen ließ sich von der Tatsache, dass sie gerade umsonst gegangen waren, nicht beirren, sondern streckte die Hand mit der leuchtenden Cianca, die zwar bereits wieder bei Bewusstsein war, aber sich sowieso nicht befreien konnte, aus und ging los. Diese Entschlossenheit beeindruckte die Schwestern, also folgten sie ihr. „Ich sag‘s euch, wir stehen gleich wieder am Anfang!“, brummte Luigina von ihrer hinteren Position. Doch schnell stellte sich heraus, dass die grüne Klempnerin sich irrte, denn wie durch ein Wunder kam die Gruppe gut voran. Peach vermutete, dass es daran lag, dass solche Geisterwälder ja immer verflucht seien und das Licht den Bann bricht. So bahnten sich die vier Reisenden endlich einen Weg durch die düsteren Baumgruppen. Luigina schaffte es sogar, sich ein wenig zu beruhigen. Das Händchenhalten mit ihrer Schwester schien ihr die Angst zu nehmen. Nun marschierten sie schon eine Weile und zu ihrem Pech kamen sie an eine Kreuzung. Ihr Weg wurde in drei kleine Pfade geteilt, die mit schwer leserlichen verrotteten Holzschildern beschriftet waren. Marianna las vor, was die Schilder ihnen mitteilten. „Die Wege heißen…„Tot“, „Toter“ und „am Totesten“. Ähm?“ „Ich schlage vor, wir nehmen keinen der Wege und drehen lieber um!“ Luigina wollte sich gerade umdrehen, um in die andere Richtung zurück zu gehen, wurde aber von ihrer Schwester aufgehalten und zu sich gezogen. „Also, losen wir aus, welchen Weg wir gehen?“, schlug Marianna vor. Peach nickte einverstanden, Luigina hingegen schüttelte heftig den Kopf. Die rote Klempnerin seufzte wegen der überaus undeutlichen Einstimmigkeit ihrer Freunde. „Dann nehmen wir …“ Gerade wollte sich Marianna entscheiden, da wurde sie von eigenartigem Gekicher unterbrochen. „… Warst du das, Lu-chan?“ Doch ihre Schwester verneinte. Marianna kratzte sich verwundert am Kopf, da hörte sie das Kichern noch einmal, diesmal lauter und deutlicher, sodass ihr sofort klar wurde, mit wem sie es da zu tun hatte. „IEKS! Boos!“, quietschte Luigina erschrocken, schon wurden sie von einem ganzen Schwarm weißer kugelrunder Geister umzingelt. Sie grinsten breit mit ihren scharfen Zähnen, schwirrten mit heraushängender Zunge um die Gruppe. „Das musste ja passieren!“, rief Marianna als die Boos immer näher kamen. „Starrt sie nieder, Leute!“, befahl die rote Klempnerin und durchdrang die Geister mit direktem Blickkontakt, woraufhin sich diese erschrocken die kleinen Hände vors Gesicht hielten, peinlich berührt rot anliefen und sich nicht mehr von der Stelle rührten. Peach und Luigina taten dasselbe, jedoch schienen die Geister nur vor der grünen Klempnerin keine Angst zu haben, ganz im Gegenteil, die gesamte Menge der Boos fing an, die starrenden Blicke Mariannas und Peachs zu ignorieren und steuerten auf Luigina zu. „Hey! Nein! Kommt ja nicht näher! AAAH!“, kreischte sie, hielt sich abweisend die Hände vor die Brust und machte einen Schritt zurück. „Ohje! Die merken, dass du mehr Angst vor ihnen hast, als sie vor dir!“ Aber Mariannas Erkenntnis kam ein wenig spät, Luigina war bereits panisch losgestürmt, verfolgt von den ganzen Boos. Sofort versuchte die rote Klempnerin ihrer Schwester zu folgen, aber im selben Augenblick schnappte sich etwas ihre Kappe und zischte damit davon, jedoch in die genau entgegengesetzte Richtung. Der Dieb stellte sich als ein Boo heraus, welche spöttisch lachend davonschwirrte. „Meine Kappe! Gib sie mir wieder!“ Marianna ließ sich das nicht gefallen und folgte blindlings dem Geist, anstatt ihrer Schwester beizustehen. „Leute! Jetzt lauft doch nicht weg!“ Peach hingegen blieb alleine an der Kreuzung zurück. Stumm sah sie zu, wie ihre Freundinnen davonliefen, beide schlugen andere Wege ein. Die Prinzessin seufzte. „Ihr lasst euch viel zu leicht ablenken! Muss ich halt alleine mein Schloss retten…“ Sie warf ihren Schirm über die Schultern und nahm stolzierend den mittleren Weg. Wenigstens hatte sie noch Cianca, die sie immer noch fest in ihrer Hand hielt und als Taschenlampe verwendete. „Solltest du ihnen nicht folgen, mh?“, fragte die kleine Fee. „Ich kann mich nicht teilen... Außerdem passiert ihnen schon nichts!“, sagte die Prinzessin voller Optimismus mit einem Lächeln. „AAAAH! Lasst mich in Ruhe! HILFEEE!“ Luigina lief so schnell sie konnte, doch die Geistern ließen sich nicht abschütteln. Vielleicht lag es daran, dass sie schweben konnten und demnach nicht so schnell aus der Puste kamen. Jedenfalls war die grüne Klempnerin schnell mit den Nerven am Ende und machte sich während ihrem panischen Gerenne Gedanken, wie die Boos sie wohl erledigen würden. Erst spät bemerkte sie, dass sie bereits aus dem eigenartigen Geisterwald heraus war und nun einen schlecht beleuchteten Gang entlanglief. Doch dann entdeckte sie Türen und war sich sicher, wenn sie sich in einem Raum dahinter verstecken würde, dann würden die Boos sie nicht finden. Sie griff also nach eine Türschnalle, drückte sie herunter, doch anstatt die Türe zu öffnen, lockert sich diese und drohte, auf Luigina zu fallen. Mit einem lauten „IEKS!“ sprang sie zur Seite und sah zu, wie die Tür mit viel Krach zu Boden knallte. Als sich der aufgewirbelte Staub legte, konnte man erkennen, dass sich nicht einmal ein Raum hinter der Tür befand, sondern nur eine leere Wand. „Da hätte ich nun drunter sein können!“, dachte sie sich und schluckte. Sofort sprang sie auf, sah hinter sich und als sie ihre Verfolger entdeckte, lief sie los. Trotz des unheimlichen Erlebnisses mit der Tür griff sie nach der nächsten, in der Hoffnung, vielleicht doch einen echten Raum zu finden und keinen schlechten Geisterscherz, doch Fehlanzeige, auch diese kam ihr entgegen. Völlig außer Atem wich sie nun schon der dritten Tür aus, verängstigt und dennoch total sauer. Vor ihr war nun nur noch eine Sackgasse und eine einzige übrige Tür. „Die letzte Tür hier! Bitte lass es die Richtige sein!“, flehte sie in ihren Gedanken, drückte die Türschnalle und ging bereits in Position, um wegzuspringen, da blieb die Tür aber stehen. Erleichtert riss sie diese auf, schnellte in den Raum und knallte die Tür hinter sich zu. „Hahaha! Hier bin ich sicher! Solange ich die Tür zuhalte, kommt keiner rein!“, kicherte die Klempnern spöttisch, währenddessen sie sich mit aller Kraft gegen die Tür lehnte. Aber schon schnell bemerkte sie, dass das, was sie gerade tat, im Grunde eigentlich völlig sinnlos war. „Was tu ich da?! Das sind GEISTER! Die können doch durch Wände durch! AAAAH!“ Schon war die Panik wieder da. Wie aus Reflex suchte Luigina nach einem Versteck vor den Geistern, entdeckte dabei, dass sie hier in einer großen Lagerhalle war. Das kam gerade recht, denn hinter den vielen Kisten würden die Boos sie sicher nicht finden, das dachte sie zumindest. Also kauerte sie sich hinter einem Karton zusammen, jedoch war durch ihre Körpergröße das Verstecken gar nicht so einfach und sie übersah, dass oberhalb der Kiste ihre Mütze zusehen war. Demnach war es ein Kinderspiel für die Geister, die gerade durch die Wand gekommen waren, die Klempnerin ausfindig zumachen. Luigina konnte ihr schelmisches Kichern schon hören. Sie versuchte, vor Angst nicht so stark zu zittern, um nicht aufzufallen, was sie ja sowieso bereits tat. Die Gruppe der Boos versammelte sich um die Kiste, eines von ihnen hob diese hoch und warf sie weg. Luigina erschrak, wich auf dem Hintern schleifend zurück, als sie die weißen Geister erblickte. Da saß sie nun, umzingelt von Geistern und war sich schon sicher, dass es um sie geschehen war. „Sollen wir sie fressen?“, fragte ein Boo die anderen Geister. „Oder die Gedärme rausreißen?“, schlug ein anderes vor. „Sie zu Tode erschrecken?“ Die Geistern warfen sich gegenseitig Vorschläge an den Kopf, wurden aber nie einig, „Oder doch den Kettenhunden zum Fraß vorwerfen?“ „Häuten!“, rief ein Boo. „Aufspießen!“, meinte ein anderes. Bei jedem Vorschlag zuckte Luigina zusammen, eine Idee grausamer als die andere. Nun sollte es nur noch Sekunden dauern, bis sie sich die Piranhapflanzen von unten ansehen kann, dachte sie sich. „Lasst sie zufrieden!“ Plötzlich drang eine raue Stimme durch den Raum. Sie war zwar unbekannt, aber gab Luigina Hoffnung, dass jemand gekommen war, um sie zu retten. Die Boo Menge spaltete sich, gab den Blick auf ein wesentlich größeres Boo frei, welches sich auf einer Kiste gemütlich gemacht und für diese Situation sehr unpassend genüsslich einen Tee trank. Ein wenig erinnerte das Aussehen ja doch an einen Helden, denn der Geist sah aus wie ein Samurai und trug auch ein Katana auf dem Rücken. Bei seinem Anblick liefen die Boos alle hochrot an, strömten ehrfürchtig in alle Richtung und verschwanden durch die Wände. Luigina konnte gar nicht fassen, dass ein Geist ihr gerade das Leben gerettet hatte. „Gibt es vielleicht doch auch gute Geister?“, fragte sie sich. Sie stotterte ein leises „D-Danke…“, als das Boo verwundert die Augenbraue hob. „Wofür bedankst du dich?“, fragte es. „Ähm… du… hast mich gerettet?“ Sie wich sicherheitshalber ein Stück zurück. Dann begann der Geist zu lachen. „Nein, nein! Ich wollte lediglich mit dir alleine sein. Ich mag kein Publikum.“ Luigina verstand nichts und legte den Kopf schief. Das Boo erhob sich von der Kiste, auf der es saß, und baute sich vor ihr auf. „Ich, Senbake, tapferer Krieger und Beschützer unserer Herrin, wurde geschickt, um dich zu erledigen!“, sagte es, zückte sein Schwert und richtete es auf Luigina, die das Katana mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, als es kurz vor ihrer Kehle stoppte. „Naja, zumindest soll ich halt irgendeine von euch komischen aufmüpfigen Gören erledigen…“, fügte er noch schnell hinzu. Dann holte er mit seinem Schwert aus und schlug zu, aber Luigina wich gerade noch rechtzeitig aus. Blitzschnell teilte der Geist nun stattdessen den Krempel, der hinter der Klempnerin lag, in zwei. „Das ist ein Albtraum!“, fluchte sie und richtete sich auf. Sie fasste allen Mut zusammen, nahm eine Kampfstellung ein. Sie wusste genau, dass sie sich jetzt ihrer Angst stellen muss, im wahrsten Sinne des Wortes. „Hab’ ich dich!“ Marianna sprang, streckte ihre Hände nach dem Kappendieb und erwischte ihre geliebte Mütze. Jedoch glitt sie dann durch das Boo durch, klar, es war ja ein Geist, und krachte auf den Boden. Fluchend richtete sie sich auf und platzierte die Kappe wieder auf ihrem Kopf. Der Geist war längst verschwunden und die Klempnerin fand sich auf der Gartenterrasse im Hof des Schlosses wieder. Dieser glich nun mehr einem Friedhof als dem wunderschönen Blumenmeer, das er einst war. Wirklich beeindrucken ließ sich Marianna davon jedoch nicht, sie kehrte den Grabsteinen den Rücken zu und wollte wieder das Schloss betreten, als die Terrassentüre vor ihren Augen verschwand. Verärgert blickte sie nun die leere Wand an. „Geisterschloss, schon klar…“, sagte sie sich seufzend und nahm dann die wenigen Stufen von der Terrasse hinunter in den Hof. Aufmerksam bahnte sie sich ihren Weg durch die Grabsteine. „Hier gibt es sicher irgendeinen Schalter, der mir die Tür wieder herzaubert! So ist es ja immer…“, sprach sie aus Erfahrung, aber das Ergebnis ihrer Suche war nicht sehr erfreulich, denn einen Schalter fand sie nicht. Ebenso wunderte es sie, dass noch garnichts aus den Gräbern gekrochen kam, wie es sonst in diesen Gruselfilmen der Fall war. „Liegt sicher daran, dass alle Geister gerade hinter Luigina her sind… AH! Luigina!“ Plötzlich fiel ihr ein, dass ihre Schwester Hilfe benötigte. Nun ärgerte es sie noch mehr, dass diese Tür verschwunden war und weit und breit kein Ausweg zusehen war. Nicht einmal Fenster gab es, gut, wozu auch, die Sonne schien hier ja auch nicht. „So ein verdammter Dreck!“, schimpfte sie und schlug wütend mit ihrer Faust gegen einen alten, blätterlosen Baum. Dieser knarrte beim Schlag, als würde er sich beklagen. Durch die Erschütterung holte Marianna auch etwas vom Baum, dass vor ihren Füßen auf den Boden plumpste. „Wie?! Wo?! Was?! Kann man nicht einmal in Ruhe schlafen?!“, meckerte das Wesen, wedelte mit seinen Flügeln und sah zu der Klempnerin hinauf, welche ungefähr doppelt so groß war. „Wow! Hier gibt es ja Leben! Du weißt nicht zufällig, wie ich wieder ins Schloss komme?“, fragte sie die Fledermaus mit der Knollnase und den Schlitzaugen vor ihren Füßen. „Wenn du mich so fragst, GARNICHT!“, knurrte das Geschöpf und flatterte in die Höhe, um Marianna genauer betrachten zu können. Dann wurde ihm klar, mit wem es hier zu tun hatte. „AH! Du bist das! Na wenn das so ist, kann ich mich ja gleich um dich kümmern! Welch ein Pech, dass du mich aufgeweckt hast!“ Die Fledermaus band sich mit ihren Flügeln ein rotes Band um die Stirn und nahm eine karateähnliche Pose ein, welche durch seine kleinen Beinchen ein wenig seltsam aussah. Dies empfand auch Marianna und sie musste sich zusammenreißen, um nicht lauthals loszulachen. „Jaha! Du lachst, aber ich bin Fushi, Karate-Meister und Beschützer unserer Herrin! Und dich werde ich nun zu Brei verarbeiten!“, rief die Fledermaus und startete einen Angriff gegen Marianna, indem es wie im Sturzflug auf die Klempnerin zuraste. Sie konnte zwar ausweichen, rechnete aber nicht damit, dass sich Fushi so schnell in der Luft wieder fangen würden und direkt nocheinmal angreifen würde. Sie wurde getroffen und selbst überrascht von der Wucht, die diese Fledermaus austeilen konnte, knallte sie gegen einen Grabstein. „Und weil du mich so brutal aus meinem schönen Traum gerissen hast, wirst du nun ebenso brutal in den Tod gerissen! Haha!“ „Das werden wir ja noch sehen!“, meinte Marianna, währenddessen sie aufstand. „Sieht so aus, als wären wir endlich aus diesem Wald!“, freute sich Peach, als sie zusammen mit Cianca, die nun wieder frei herumfliegen darf, die vielen Bäume hinter sich ließ. „Mh… Das Ganze hier kommt mir bekannt vor…“ Die Prinzessin sah sich in den Gängen um, dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Die Küche! Da vorne!“ Sie zog ihr Kleid ein wenig hoch um schneller gehen zu können und näherte sich der Küche, an deren Eingang sich zwei breite Türen befanden, die sich sowohl von innen als auch von außen öffnen ließen. Peach stemmte ihre Arme gegen die Türen, riss sie auf und stolzierte in die Küche, vergaß dabei aber ihre kleine Freundin. „Prinzessin! Warte! Warte!!“, rief Cianca vergeblich, da flog sie auch direkt gegen die zufallende Tür und ging mit Kopfschmerzen zu Boden. „Oh Gott… meine schöne Küche!“ Mit Verwunderung stellte Peach fest, dass sich nichts, aber auch wirklich nichts an der Küche verändert hatte. „Sie ist noch die selbe! Geister kochen wohl nicht so gerne… Aber ein wenig staubig ist es schon!“ Sie strich über die Arbeitsflächen und pustete sich dann den Staub vom Finger. Dann entschloss sie, da hier sowieso nichts Spannendes war, in den Speisesaal weiterzugehen. Auch hier musste sie durch eine Schwenktür, um in den Saal zu gelangen. Dahinter sah es dann jedoch wieder anders aus, dunkel, staubig und eintönig. Jedoch durchdrang ein ungewöhnlich schmackhafter Duft durch den Saal. Und die Ursache dafür war auch sofort erkennbar: Der riesige Essstisch war komplett gedeckt. Von dem vielen Essen hätte eine ganze Armee satt werden können. „Wenn man das so sieht, bekommt man Hunger… Aber das ist Geisteressen, garantiert vergiftet! Obwohl, es sieht echt lecker aus …“ Letztendlich konnte sie doch nicht die Finger davon lassen und hob den Deckel einer großen Pfanne, die in der Mitte stand. Kaum konnte sie einen Blick erhaschen, erschrak sie wegen einem lauten Rumpsens und der damit verbundenen Erschütterung des Tisches. Als sie aufsah, erblickte sie ein in einem Kimono gekleidetes Dry Bones, ein Koopa, welches nur noch aus Knochen bestand. Es war auf den Tisch gesprungen, um Peach daran zu hindern, das Essen anzufassen. „Das Essen ist für unsere Herrin, Finger weg!“, befahl es und wollte der Prinzessin auf die Finger treten, welche aber zurückwich. Das offensichtlich weibliche Dry Bones warf sein langes schwarzes Haar zurück und klimperte hochnäsig mit den langen Wimpern. „Wer bist du?!“, fragte Peach. „Ich gehöre zu den Leibwachen unserer Herrin, mein Name ist Kasako. Und für dich ist hier Endstation!“, sprach es und Peach wusste genau, was die knochige Schildkröte vorhatte. Sie zückte ihren zusammengefalteten Schirm und ging in Kampfposition. „Wie interessant! Vielleicht doch eine würdige Gegnerin?“, meinte die Kimonoträgerin und richtete ihren eigenen Papersonnenschirm gegen Peach. „Von jemandem wie dir lass ich mich nicht einschüchtern! Ich hol’ mir mein Schloss schon wieder!“, konterte Peach siegessicher. „Vergiss dein Schloss, gewöhn dich lieber schonmal an ein Leben nach dem Tod, Pinky!“ Nach diesen Worten setzte Kasako den ersten Schlag und Peach machte sich bereit zur Abwehr. Nicht nur sie, sondern auch ihre Freundinnen müssen sich gegen starke Gegner beweisen, die sie um jeden Preis besiegen müssen, denn nun stand nicht nur das Schloss auf dem Spiel, sondern auch ihr eigenes Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)