Super Sisters von jollyrose (Marianna & Luigina) ================================================================================ 2.2 Die unsensible Krankenschwester ----------------------------------- „Das gibt es nicht! Das ist Wahnsinn!“ Entsetzt stand die Truppe vor ihrem Ziel, nämlich dem einzig verbliebenen Dorf. Mit weitaufgerissen Augen starrten sie auf die brennenden Gebäude, aus denen ein blickdichter Rauch drang, der in den Himmel stieg und einen grauen Schleier über die Ortschaft legte. Von blauem Himmel und Sonnenschein keine Spur mehr. Ein trostloser Anblick, aber nicht leblos. Denn trotz der Verwüstung liefen immer noch viele Bewohner dieses Dorfes hin und her, auf und ab, jedoch schrien sie nicht panisch um Hilfe, nein, sie zerlegten ihr eigenes Dorf! Die kleinen Wesen standen völlig neben sich. Sie schlugen auf alles ein, was sie fanden, demolierten Häuser und verletzten die anderen Bewohner. Es schien wie ein schlimmer Bürgerkrieg inmitten einer sonst so ruhigen Landschaft. „Nein! Nein! Hört auf damit! Sofort!!“, rief Goomarra, die bereits genug gesehen hatte. Sie stürmte, gefolgt von ihren Leuten, auf die Massen von randalierenden Pilzwesen zu. Mit vollem Körpereinsatz versuchten die Polizisten, die Goombas zurück- und festzuhalten. Die aggressiven Wesen ließen aber nicht so mit sich umgehen und schlugen zurück, so dass die Polizisten sich schwer taten, diese gewaltige Menge an Goombas zu bändigen. Schon bald mischten sich auch die Schwestern in das Geschehen ein. Überlegen durch ihre Körpergröße stampften sie einige der Geschöpfe mit geschickten Sprüngen in den Boden oder schlugen sie mit absichtlich leichten Schlägen und Tritten bewusstlos. Dank ihrer Hilfe waren schon bald alle Dorfbewohner unschädlich gemacht. Völlig außer Atem nickte Officer Goomarra ihren Kollegen und den Schwestern zu. „Das habt ihr gut gemacht! Wir sind ein super Team.“, sagte sie völlig zufrieden mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, welches von einer Sekunde auf die andere wieder verschwand. Stattdessen sah Goomarra mit ernster Mine durch die Runde. „Genug Lob! Das was wir hier gesehen haben, ist ein totaler Ausnahmezustand! Kümmert euch um die Verletzten, sucht Verschüttete und holt Verstärkung! Los! Beeilung!“ Aufs Wort teilte sich die Gruppe auf. Während die einen mit ihren Funkgeräte nach Verstärkung baten, verarzteten die viel zu wenigen Sanitäter die bewusstlosen Goombas. Einige Polizisten stemmten Trümmer von Häusern, um eventuell noch mehr Opfer zu finden, und wurden von der kleinen Cianca kräftig unterstützt, die mit Hilfe ihrer Winzigkeit in Ecken und Winkeln nach Verschütteten suchen sollte. Goomarra zog sich in der Zwischenzeit mit Marianna und Luigina zurück in eines der noch halbwegs unversehrten Häuser. „Was meint ihr? Irgendwelche Ideen, was die Leute hier dazu geritten hat, ihre Heimat zu zerstören?“ Goomarra blickte die Schwestern erwartungsvoll an. „Ehrlich gesagt nicht…“, seufzte Luigina, die bedrückt zu Boden sah. „Die anderen Dörfer wurden doch von Koopas angegriffen, nicht wahr? Wenn das tatsächlich die waren, die Lu-chan und ich vorher erledigt hatten, dann hätte nun eigentlich gar nichts passieren dürfen!“ „Ja, das ist wahr. Aber dass stattdessen nun die Goomba ihr eigenes Dorf verwüsten, ist wirklich eigenartig…“ Nachdenklich schweifte Goomarra ihren Blick durch das alte Gebäude. Ebenfalls in Gedanken vertieft folgten die Augen der Schwestern der auf und ab gehenden Goombadame. „Mh… vielleicht…“, fing Luigina an, konnte jedoch ihren Satz nicht beenden, sondern schreckte stattdessen mit einem kurzen Schrei auf, da im selben Moment die Holztür des Hauses mit einem Knarren und Krachen umknallte. Mit ihr fiel ein uniformiertes Goomba in die Räumlichkeit, welches vor Schmerzen stöhnte und ununterbrochen Wortfetzen vor sich hin stotterte. Goomarra sprang erschrocken auf und näherte sich schnell dem jungen Geschöpf. „Nein! Horst! Oh mein Gott! Was ist mit dir passiert?!“ Sie stupste den Liegenden sachte an, welcher völlig verstört aufschrie, sich aufstellte und panisch hin und her sah. „Wer ist das?“ „Das ist mein Kollege. Horst. Er war es, der uns über den Vorfall in diesem Dorf berichtete!“ Die sonst so ernste Goomarra sah besorgt ihren Kumpel an, schien aber von seinem nervösen Verhalten so genervt, dass sich ihr kümmernder Blick sofort in einen ernsten verwandelte. Die Polizistin hob ihren Fuß und verpasste Horst einige Ohrfeigen, bis sie der Meinung war, er hätte genug. „Und solltest du mich nun noch einmal mit einem solch verängstigtem Blick ansehen, gibt’s mehr als nur Ohrfeigen! Du bist ein Polizist, also musst du deine Angst runterschlucken! Panik ist nur was für Weicheier!“ Die Rede von Goomarra hatte so gesessen, dass Horst binnen kürzester Zeit wieder völlig bei Sinnen war. Die Schwestern standen nur verdutzt da, als sie diese strenge Seite der langhaarigen Polizisten kennenlernten. „Es tut mir Leid, Officer! Kommt nie mehr vor!“, entschuldigte sich Horst, der sich mit ausgestreckter Brust starr vor seine Kollegin hinstellte. Hätte er Hände, würde er nun Salutieren. Zufrieden lächelnd nickte Goomarra. „Nun Horst, ich warte auf deine Berichterstattung!“ „Um Ein Uhr betrat ich das Dorf. Es herrschte eine angenehme Stille, keine Aufruhr, normaler Alltag. Um Sieben nach Eins tauchte wie aus dem Nichts eine seltsame Gestalt auf. Menschenähnlich, netter Anblick. Große Flügel mit ro… roten… Au… gen… uh…“ Irgendwie konnte Horst nicht weitersprechen. Er begann zu zittern, Angstschweiß tropfte ihm von der Stirn. Sein nervöses Verhalten von vorhin kehrte plötzlich wieder zurück und er wiederholte immer wieder die letzten beiden Wörter. „Hey! Horst! Was ist los? Reiß dich zusammen!“ „Rote… Augen… Sie sind… überall! Hilfe!“ Er schrie verängstigt auf. Damit verärgerte er Goomarra so sehr, dass sie einmal kräftig zum Schlag ausholte und folglich ihren Gegenüber ins Land der Träume prügelte. „Das kommt davon, wenn man nicht auf mich hört!“ „Ähm… Ich will mich ja nicht in deine Erziehungsmethoden einmischen, aber das sah nicht sehr nett aus…“, meinte Marianna, als Horst bewusstlos zu Boden ging. „Ruhe!! Ich bin Polizistin. Ich werde nicht fürs nett sein bezahlt, sondern dafür, dass was geschieht!“ „Aber deswegen schlägt man doch seine Kollegen nicht bewusstlos!“ „MAN nicht, ICH schon!“ „Du erlaubst dir etwas viel, meinst du nicht?!“ „Wieso mischt du dich da eigentlich ein?“ „Ah! Ma-chan! Goomarra! Nicht streiten!“ Luigina brachte die beiden Streithähne dazu, sich zu beruhigen. „Du hast Recht. Sinnloses Gestreite ist nun fehl am Platz.“, stimmte Marianna ihrer kleinen Schwester zu. „Wir sollten uns lieber um den Fall hier kümmern.“, fügte Goomarra hinzu, währenddessen sie ihren Kollegen von der Tür weg zur Seite zog. Luigina betrachtete den Ohnmächtigen. Nachdenklich hielt sie sich den Zeigefinger auf die die Unterlippe bis ihr nach kurzer Zeit ein Licht aufging und sie erfreut ein „Ah!“ von sich gab. „Ich weiß was er mit den roten Augen meint!“ Sie klatschte fröhlich von sich selbst überzeugt in die Hände. „Ja, er meint garantiert diese Mothella.“, sagte Marianna, die bereits wusste, von wem die Rede war. „Aber… woher … wieso…“, murmelte Luigina, die enttäuscht ihre Schultern hängen ließ. „Ach Lu-chan! Das war doch sowas von klar!“ Die rote Klempnerin klopfte aufmunternd ihrer Schwester auf den Rücken und schmunzelte dabei ein wenig. „Oho… Interessant. Erzählt mir mehr von dieser Mothella!“ Goomarra spitzte interessiert die Ohren, sofern sie welche hatte. „Viel wissen wir auch nicht über sie, aber… sie’s echt eine komische Gestalt!“ „Oh ja, eine graue Haut, aber blendend rote Haare! Und diese großen Schmetterlingsflügel mit den gruseligen roten Augen darauf!“ „Und sie ist stark, das hab ich selber spüren dürfen. Ich glaub’, sie hat solche psychischen Kräfte, wirklich unheimlich, nicht wahr, Lu-chan?“ Die Angesprochene nickte eingeschüchtert. „Ich hatte letzte Nacht einen Albtraum von ihr. In dem hat sie…“ „Eh, Lu-chan, das wollen wir nun nicht wissen!“, unterbrach Marianna und wandte sich dann wieder zu Goomarra. „Diese Mothella steht auf der bösen Seite, hab’ ich Recht?“, wollte die Uniformierte wissen und bekam ein eindeutiges Nicken von den Schwestern. „Dann werden wir wohl nach ihr fahnden müssen. Jemand, der solch ein Chaos in ganzen VIER Dörfern anstellt, der muss hinter Gittern!“, meinte die Polizistin, die sich zeitgleich zur umgefallenen Tür hinbewegte. „Nun, lasst uns einmal nach den anderen sehen!“ Gefolgt von den Schwestern verließ Goomarra das Gebäude, um nach dem Rechten zu sehen. „Öhm, und was ist mit Horst?“, fragte Luigina auf den Bewusstlosen deutend. „Ach, dem geht’s gut. Eine Mütze voll Schlaf und der ist wieder fit.“ Auf den ersten Blick schien das Gerangel der Sanitäter und Polizisten wie ein einziges Chaos, doch bei genauem Betrachten erkannte man doch eine gewisse Ordnung. In kleinen Viererteams pflegten und befragten die jungen Ärzte sowie Gesetzeshüter die völlig verwirrten Goombas. Die wenigen, die sich bereits erholt hatten, wussten alle nicht, was geschehen war. „Berichterstattung!“, rief Goomarra in die Menge. Einer der Polizisten sprang auf und eilte zur Stelle. „Viele Verletzte. Zum Glück keine Tote! Jedoch haben alle ihre Erinnerung an die letzten zwei Stunden verloren.“ „Dankeschön!“ Die zufriedene Polizistin winkte dem Informanten ab und schickte ihn zurück an seine Arbeit. „Sie wissen nicht mehr, was sie getan haben?“, fragte Marianna noch einmal nach. Bestätigend nickte Goomarra. „Das ist wie bei Peach! Sie wusste auch nicht mehr, was passiert war, nachdem Mothella sie entführt hat!“ „Ist ja offensichtlich, dass diese Schmetterlingsfrau was damit zu tun hat.“, kommentierte Marianna die Aussage ihrer Schwester. „Am besten, wir erkundigen uns beim Chefarzt. Der kennt sich mit so was aus!“ Die Uniformierte blickte sich um und entdeckte den besagten Chefarzt beim Herumkommandieren seiner Sanitäter. Er war der selbe Mann, den Marianna zuvor im anderen Dorf um Auskunft gebeten hatte. „Herr Doktor! Mein Name ist Officer Goomarra, Leiterin des Einsatzkommandos für spezielle Krisensituation. Dürfte ich Ihnen kurz ein paar Fragen stellen?“ „Kindchen, wieso stellst du dich jedes Mal aufs Neue vor? Langsam kennen wir uns doch schon, Herrje!“, der alte Mann seufzte. „Oh, ja, stimmt! Nun, aber die beiden kennen Sie nicht.“, sie deutete auf die Schwestern, „Das sind Marianna und … ähm… ihre Schwester… ähm, achja! Luigina.“ „Ich kenne Marianna, wer kennt sie nicht? Sie ist schließlich weltweit berühmt! Hahaha!“, er lachte mit seiner tiefen Stimme, jedoch konnte man unter seinem dicken hellgrauen Bart den Mund nicht mehr erkennen und so sah man nur die Haarpracht auf und ab hüpfen. „Aber ich wusste nicht, dass sie eine Schwester hat! Interessant! Man lernt immer dazu, nicht wahr?“, wieder lachte er. Ein klein wenig enttäuscht von ihrer Unbekanntheit seufzte Luigina. Marianna nahm zur Begrüßung lächelnd ihre Mütze ab. „Nun meine liebe Goomarra, was gibt es denn? Was möchtest du wissen?“ „Mich würde interessieren, was mit den ganzen Goombas hier los ist. Wissen Sie da mehr?“ „Nun, meiner Erfahrung nach deuten die Symptome auf eine bestimmte Art der Manipulation. Ich hatte zwar nie vorher erlebt, dass diese Methode bei einer solchen Masse an Personen angewendet wurde, aber wie man hier sieht, scheint es durchaus zu klappen.“ „Manipulation?“ „Nun, um genauer zu sein: Hypnose.“ „Was?! Mothella kann andere hypnotisieren?! Unheimlich!“ Luigina verzog schockiert das Gesicht. „Passt ja zu dem, was sie sonst so drauf hat.“ „Diese Frau ist ja echt total schräg drauf…“, stellte die grüne Klempnerin fest. Höflich bedankte sich Goomarra bei dem altem Chefarzt für die Auskunft, die für ein wenig Klarheit sorgte. „Ach, Goomarra? Bevor du dich wieder deiner Arbeit widmest, könntest du kurz nach meinem Schützling sehen?“ „Meinen Sie etwa…?“ „Genau!“, unterbrach der alte Mann, „Ich habe das Gefühl, ihr geht es heute nicht gut. Vielleicht kannst du sie ja etwas aufmuntern! Danke schon mal.“ Nachdem der Chefarzt gesprochen hatte, drehte er sich auch wieder zu seinen Mitarbeitern um sie zu beobachten, schließlich wollte er sicher gehen, dass nichts schief läuft. „Na dann, suchen wir sie mal!“ Goomarra sah suchend hin und her. „Wer ist denn dieser Schützling?“, wollte die ebenfalls hin und her sehende Luigina wissen. „Die wohl beste Krankenschwester auf der Welt! Die hat echt was drauf. Und so sensibel und einfühlsam! Ihre Patienten können sich echt glücklich schätzen, denn egal wie schwer ihre Krankheit ist, oder wie tief die Wunden sind, nachdem Ginger sich um sie gekümmert hat, geht es ihnen sofort wieder besser!“ „Ginger? Ein richtig süßer Name für eine Krankenschwester! Hach…“ „Hahaha! Weißt du noch, Lu-chan? Wie du mal Krankenschwester werden wolltest?“ „Oh ja! Ich find’ die Sachen, die sie anhaben, sooooo süß!“, schwärmte Luigina. „Du findest hautenge Kleider mit einem Ausschnitt bis zum Bauchnabel süß?“ „Doch nicht so etwas! Pff, an was du schon wieder denkst… So was würd’ ich ja niemals anziehen!“ Letztendlich wurden die drei fündig. Vergnügt kümmerte sich die Besagte um ein verletztes Goomba. Sie selbst war ein Paragoomba, demnach zierten ihren Rücken zwei weiße kleine Flügel, welche sie, in Kombination mit ihrem sandfarbenen Haar, wie einen zierlichen Engel wirken ließen. Bei ihrer Arbeit grinste sie fröhlich über beide Ohren, sollte sie welche haben. „Seht nur, da ist sie!“, deutete Goomarra auf die Krankenschwester. Gerade als sie ihren Namen rufen wollte, ließ der Patient der Geflügelten einen lauten Schrei los, sprang auf und lief vor Ginger weg. „Halt! Warte doch! Es tut mir Leid! Ich bin nur ausgerutscht!“, bedauerte die Krankenschwester, die ihrem Patienten hinterher flatterte. „Verschwinde! Fass mich nicht an! Du bist gefährlich!“, maulte dieser und ließ die niedergeschlagene Ginger völlig außer Atem zurück. „Es tut mir doch Leid…“, murmelte sie betrübt. „Hey, Ginger Schätzchen, was ist passiert? War der Typ gemein zu dir? Soll ich ihn verhaften?“ Mit ihrer bloßen Anwesenheit zauberte Goomarra der jungen Pflegerin wieder ein Lächeln ins Gesicht. „Schon okay! Irgendwie hab’ ich heute nur einen schlechten Tag, mehr nicht!“, versicherte Ginger der Uniformierten. Erst nach einiger Zeit bemerkte sie die Schwestern und verstummte vor lauter Begeisterung. „Darf ich vorstellen? Marianna und… ähm… ich hab’s gleich… ähm… genau, Luigina!“ Mit offenem Mund starrte Ginger die Klempnerinnen an. Erst Sekunden später brachte sie ein leises „Hallo“ über die Lippen. „Oh wow, du bist eine echte Krankenschwester? Ah, wie süß! Und diese niedlichen Flügelchen! Die schönsten, die ich bis jetzt bei einem Paragoomba gesehen hab, toll!“, himmelte Luigina die Krankenschwester mit einem Glitzern in den Augen an. Ganz verlegen drehte sich diese zur Seite, stocherte mit den Füßen im Boden und lief leicht rot an. „Darf ich dir bei der Arbeit zusehen? Oh bitte!“ „Ähm… also… klar! Kein Problem, denk ich…“, antwortete sie der grünen Klempnerin. „Jippie! Ma-chan! Schau wie toll, ich darf einer echten Krankenschwester zusehen!“ „Aber wenn wir mal ins Krankenhaus müssen, machst du einen fürchterlichen Aufstand…“ „Ich glaub’, ich könnte sowieso ein wenig Hilfe gebrauchen.“, meinte Ginger bereits ein wenig lockerer. Dann ging sie, gefolgt von den Schwestern und der Polizistin los, und fand bereits an der nächsten Ecke einen unbehandelten Dorfbewohner, welcher über Schmerzen im Fuß klagte. „Wo tut es denn genau weh?“, wollte die Krankenschwester wissen. „Hier!“, antwortete der Verletzte und deutete auf die Schmerzstelle. „Oh, hier?“, fragte Ginger und schlug unerwartet mit voller Wucht auf die gezeigte Stelle, woraufhin der Patient vor Schmerz die Augen zusammenkniff und kreischte. „Spinnst du?! Das tut weh!“ „Entschuldige… Ich wollte nur sicher gehen, dass der Schmerz genau hier sitzt!“ Nun packte sie einen Verband aus ihrem kleinen roten Erste-Hilfe-Köfferchen. Vorsichtig wickelte sie ihn um den Fuß, zog jedoch zum Schluss immer fester, bis der Patient einen weiteren Schmerzschrei von sich gab. „AH! AUA! Du Wahnsinnige! Das tut weh!“, rief er völlig entsetzt über die Behandlungsmethode Gingers. Diese entschuldigte sich mehrmals, bemerkte aber scheinbar nicht, dass sie noch immer stark am Verband zog, woraufhin der Verletzte hilfesuchend zu den Schwester und Goomarra sah. „Und nun? Tut es immer noch weh?“, fragte Ginger ganz naiv und schlug erneut auf den Fuß. „AAAAH! Lass das!“ „Entschuldige! Es tut mir Leid! Ich wollte nur… Warte, ich glaube, der Verband ist noch nicht fest genug!“ Kaum hatte sie das gesagt, zerrte sie erneut am Verbandsende, noch stärker, so dass der Stoffstreifen den Fuß so eng einschnürte, dass er blau anlief. Und wieder schrie der Patient auf. „Du, Goomarra? Sagtest du „sensibel“ und „einfühlsam“?“, fragte Marianna misstrauisch. „Hehe… Ja… Eigentlich schon!“ Goomarra konnte sich selbst nicht erklären, weshalb die junge Krankenschwester dem Verletzten noch mehr Schmerzen bereitete, anstatt diese zu lindern. „Es tut mir aufrichtig Leid! Ich glaub’, ich geb’ dir noch eine Spritze gegen die Schmerzen…“, entschied Ginger und zückte prompt das besagte spitze Ding aus ihrem Köfferchen. Man konnte beobachten, wie sich immer mehr die Panik im Gesicht des Patienten ausbreitete und er bereit war, zu flüchten. Jedoch stach die hellhaarige Goombadame bereits zu, stocherte noch ein wenig im Fleisch herum, bis die Nadel anschließend auf der anderen Seite des Fußes hinausragte. „Oh nein! Das tut mir so Leid! Ich hab die Vene verfehlt!“ Sofort zog sie die Spritze wieder aus dem Fuß heraus und stach gleich ein zweites Mal zu, verfehlte jedoch wieder ihr eigentliches Ziel. Also nahm sie die Nadel wieder heraus und zischte ein leises „Das gibt’s doch nicht!“. Der Patient war beim Anblick der verzweifelten Ginger und ihrer Spritze bereits bewusstlos geworden. Luigina, die sich so sehr gefreut hatte, einer Krankenschwester bei der Arbeit zusehen zu dürfen, hielt sich nur noch entsetzt die Hände vors Gesicht und wollte keinesfalls Gingers eigenartige Arbeitsweise mitansehen. Letztendlich hatte auch Goomarra genug gesehen und zog die völlig fertige Krankenschwester von dem Verletzten weg. „Schätzchen, ich denke, du solltest DRINGEND eine Pause machen.“ „Das ist so schrecklich… Ich weiß nicht, was heute mit mir los ist! Ständig verletze ich jemanden! Ich ertrag das nicht...“ „Jeder hat mal einen schlechten Tag, gut, vielleicht nicht so einen schlechten wie du, aber was soll’s!“ Ginger sah bedrückt zu Boden. „Jedes Mal denke ich mir, ich werde nun ganz sanft zu meinen Patienten sein, ich werde vorsichtig den Verband drauf tun. Ich denke es mir, aber ich mache es nicht!“, schluchzte sie. „Ist es vorbei? …“, fragte Luigina zwischen ihren Fingern durchschauend. „Ja Lu-chan, es ist vorbei.“, beruhigte Marianna ihre Schwester, welche erleichtert die Hände aus dem Gesicht nahm. Ginger hingegen fing beim Anblick Luiginas erst recht an zu weinen. „Toll! Jetzt hast du sie zum Weinen gebracht!“, schimpfte Goomarra die grüne Klempnerin, welche unschuldig die Hände in die Höhe streckte. „Ach Ginger Schätzchen, beruhig dich doch. Das wird schon wieder, nach einer Verschnaufpause kannst du sicher besser arbeiten, glaub mir.“ Schluchzend nickte die Krankenschwester der Polizistin zu. Dann beugte sich Marianna zu ihr hinunter. „Weißt du, auch Helden wie ich haben manchmal schlechte Tage! Das ist vollkommen in Ordnung und passiert jedem mal. Also Kopf hoch!“, munterte sie erfolgreich die junge Goombadame auf, die sich dann ihre Tränen wegwischte und wieder lachte. „Ah, Ma-chan ist immer so toll im Trösten!“ „Da hatte ich ja genug Übung bei dir.“, kicherte Marianna. „Ah! Da seid ihr ja! Ich hab euch überall gesucht, überall!“ Da genossen die Schwestern gerade noch die kurzweilige Ruhe, schon tauchte auch Cianca wieder auf. Laut wie sie war, quietschte sie fröhlich und flog vor den Klempnerinnen auf und ab. „Ich wollte euch nur sagen, dass sich hier in der Nähe ein Splitter aufhalten muss, ja, in der Nähe!“ „Wirklich?!“, rief Marianna erstaunt. Da fing Cianca plötzlich an, mit ihren Ärmchen zu wedeln und die Kugel, die sie am Rücken trug, erstrahlte in hellem Licht. „Viel näher als ich dachte, viel näher!“, quiekte die Fee. Sie sah sich nervös um und dann, als ihr Blick Ginger traf, riss sie freudig die Augen auf. „Hier! Hier! Hiiiiier! Der Splitter! Der Splitter! Sie hat ihn! Siiiiie!“ Aufeinmal richteten sich alle Augen auf Ginger, die aufschreckte und ein verwirrtes Gesicht machte. Cianca schwebte näher zu der Krankenschwester, um sie genauer betrachten zu können. „Oh ja! Ja! Sie trägt den Splitter in sich!“ „Warte mal… In sich?!“ Marianna hob erstaunt die Augenbrauen. „Jup, jup! In sich.“, erwiderte die Fee. „Was? Soll ich sie aufschneiden oder wie stellst du dir das nun vor?“ „Nein, du Dummerchen! Nein! Nicht so! Der Splitter ist in ihrer Seele, jup, in ihrer Seele.“, erklärte Cianca. Daraufhin folgte eine kurze Stille. Die beiden Goombas waren bereits bei dem Wort „Splitter“ ausgestiegen, die Schwestern konnten mit der letzten Aussage der kleinen Fee nichts anfangen. „Hatte ich euch das nicht gesagt?“ „Nein, und lass mich raten! Du hast vor lauter Aufregung vergessen es zu erwähnen.“ „Ha, ja, genau! Ganz genau!“ Marianna war bereits leicht gereizt und musste sich sehr zurückhalten, um der kleinen Cianca nicht wehzutun. Davon unbeeindruckt kicherte die Fee jedoch unschuldig. „Dann erklär ich euch das Ganze halt jetzt! Es ist ganz einfach, ganz einfach. Die Splitter werden von Seelen angezogen. Von reinen Seelen. Und sie verstecken sich in ihnen. Jedoch sind sie sehr wählerisch, seeehr sogar! Und nur, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind, dringt der Splitter in eine Seele ein!“ „Okay… Und wie bekommen wir den Splitter da nun heraus?“, fragte Marianna, die sich bereits beruhigt hatte. „Keine Ahnung, keine Ahnung! Das weiß ich leider auch nicht.“ „Wie bitte?!“, rief die rote Klempnerin wütend und packte sich die Fee. „Du hast es nicht zufällig vor Aufregung vergessen?!“ „Ah! Nein! Bitte nicht! Nicht wehtun! Ich weiß es wirklich nicht!“ Obwohl sie ungern stören wollte, räusperte Goomarra sich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Ich würde gerne wissen, wovon ihr redet! Es scheint ja etwas Wichtiges zu sein, hab’ ich Recht? Vielleicht benötigt ihr ja die Hilfe einer Polizistin“, meinte Goomarra und auch Ginger ließ sich anmerken, dass sie neugierig geworden war. Marianna ließ Cianca wieder los, knurrte sie kurz an und wandte sich dann zusammen mit Luigina den beiden Goombas zu. „Wir erklären es euch.“ „Aber nur in der kürzesten Kurzfassung! Es ist selbst für uns etwas verwirrend.“ „Alles fing damit an, dass …“ So verging trotz gekürzter Version eine halbe Stunde, bis die Schwestern endlich mit ihrer Geschichte fertig waren. Völlig erstaunt starrten die Goombas die beiden mit großen Augen an. „Wow! Ist euer Leben immer so voller Abenteuer?“ „Das ist ja echt eine schwierige Aufgabe. Ich wünsche mir nicht, dass eines Tages das Schicksal der ganzen Welt in meinen kleinen Polizistenhänden liegt.“, kommentierte Goomarra, die wohl vergessen hatte, dass sie gar keine Hände besaß. „Ach was, Welt retten ist ein Klacks! Bis jetzt hat’s eigentlich immer ohne große Komplikationen geklappt. Vielleicht könnt’s dieses Mal ja ein paar kleine Schwierigkeiten geben…“, sagte Marianna und linste kurz über die Schulter zu ihrer Schwester. „Ah, ich hab schon verstanden!“, fauchte Luigina und verschränkte beleidigt die Arme. „Wie? Nein! Ich meinte nicht dich, ich meinte Cianca! Die schwirrte doch gerade noch neben dir herum…“, beteuerte die rote Klempnerin und war verwundert über die plötzliche Abwesenheit von Cianca. „Oh! Na dann! Aber du hast Recht, sie war doch gerade noch hier…“ Luigina blickte hin und her, aber von der Fee war keine Spur. „Erst erklärt sie uns voller Freude, dass der Splitter in der Seele von der armen Ginger ist und dann haut sie ab? Das darf doch nicht wahr sein!“, ärgerte sich Marianna, währenddessen sie sich genervt umsah. „Sucht ihr die hier?“, ertönte plötzlich eine bekannte Stimme. Die Schwestern drehten sich um und erkannten die Gestalt, die auf einem der Steinhaufen stand, der einmal ein Haus war. In ihren von dunklen langen Handschuhen gekleideten Fingern hielt sie die zappelnde Cianca an den zierlichen Flügeln fest. „Ah! Mothella!“, rief Luigina überwältigt. „Lass Cianca frei! Sofort!”, befahl ihr Marianna, bekam aber nur einen abweisenden Blick zurück. „Denkt ihr tatsächlich, ich lasse mir den Schlüssel zu den Splittern entgehen? Tz…“ Goomarra hatte schnell begriffen, mit wem sie es da zu tun haben. „Du bist also diejenige, die die vier Dörfer zerstört hat, nicht wahr? Mach dich darauf gefasst, verhaftet zu werden!“, drohte sie in strengem Ton. Mothella hob eine Augenbraue und sah auf die Goombadame herab. „Ich habe diese ganzen ärmlichen Ortschaften nicht in Grund und Boden gestampft. Nein, das waren nur die vielen verweichlichten Geschöpfe, die ich kurzer Hand versklavt habe. Aber irgendwie musste ich mir ja markieren, wo ich bereits keinen Splitter fand.“ „Du bist krank! Wie kann man nur…Argh! Ich werde dafür sorgen, dass du lebenslänglich sitzt!“ Unbeeindruckt strich sich Mothella eine Strähne aus dem Gesicht, die ihr die Sicht verdeckte. „Dein Geschwafel nervt.“, meinte sie völlig gelassen und hob ihre Hand, die rot aufglühte. Dann bewegte sie diese ruckartig zur Seite, woraufhin Goomarra sich vom Boden hob und in hohem Bogen seitlich weggeschleudert wurde. „Ich habe keine Zeit, mit euch zu spielen. Das können meine kleinen Sklaven ja für mich erledigen.“ Das große rote Augenmuster auf ihren Flügeln leuchtete auf, woraufhin sich langsam die vielen verletzten Dorfbewohner erhoben. Wie Zombies schlenderten die Goombas auf die Schwestern, Goomarra und Ginger zu. Luigina lief beim Anblick der finster dreinschauenden Wesen der Schauer über den Rücken und ängstlich versteckte sie sich hinter ihrer Schwester. „Ihr dürft mit ihnen machen, was ihr wollt.“, befahl Mothella den Hypnotisierten. Dann drehte sie sich um und schwang sich mit Cianca in ihrer Gewalt in die Lüfte. Hinter sich ließ sie Entsetzen und Verzweiflung. Marianna und Luigina wussten, sie müssen Cianca helfen, aber leider standen ihnen hunderte von hypnotisierten Goombas im Weg, welche bereit waren, alles zu tun, um die Schwestern auszuschalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)