Sport ist Mord von abgemeldet (Taito) ================================================================================ Kapitel 16: Überraschung im Elternhaus -------------------------------------- Matt saß auf seinem Sofa mit einem Keks im Mund, auf welchem er bereits seit einigen Minuten darauf herum kaute. Er musste zugeben, dass die Kekse auf jeden Fall besser schmeckten als das chinesische Essen. Nach Essen war ihm eigentlich gar nichts zu Mute, aber er musste irgendetwas tun, um sich von seiner Nervosität abzulenken, da er nicht der einzige auf dem Sofa war. Tai saß viel zu nah an ihm und schaute gebannt den Film, den er da mitgebracht hatte. Ok, man musste jetzt hier anfügen, dass es KEIN Schwulen-Porno war. Gott sei Dank, das wäre ja noch schöner gewesen! Aber nichts desto trotz... schwul, eingepackt in verwirrtem Kunstkram! Tai war so ein Idiot. 'Das macht der doch mit Absicht', dachte Matt in sich hinein, als er eine bereits weiche Stelle des Kekses aß. „Woha, der Regisseur ist echt genial“, juchzte der Braunhaarige und nahm sich ebenfalls einen Schokokeks. „Wie findest du den Film, Matt?“ „Geht so...“, nuschelte Matt und sah unauffällig zur Seite. „Was ist los? Geht es dir nicht gut oder warum bist du so still?“, fragte Tai nun mit einer leicht besorgten Stimme. „Soll ich gehen?“ „Nein, nein, mir geht es prima!“, sagte Matt und schüttelte seinen Kopf. „Sag mal, Matt, ich wollte dich die ganze Zeit schon was fragen“, platzte es wie aus dem Nichts aus dem Braunhaarigen heraus. „Wa- Was denn?“ „Bist du jetzt glücklich?“ „Was?“, fragte Matt überrascht und sah Tai verdutzt an. „Was genau meinst du damit?“ „Naja“, fing Tai an und kreuzte seine Arme hinter dem Kopf. „Du hast deinen Traum doch erfüllt, oder? Deswegen wollte ich dich das fragen.“ „Hm, ich denke schon das ich glücklich bin“, antwortete der Blonde mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Bist DU denn glücklich?“ „Natürlich! Ich kann studieren, spiele nebenbei weiterhin Fußball, habe Freunde, mit denen ich was unternehmen kann und...“, sagte Tai und hielt für einen kurzen Moment inne, „ich kann hier neben dir sitzen und mich mit dir unterhalten. Es gibt nichts, was mich im Moment glücklicher machen könnte.“ „I- Idiot!“, stammelte Matt. „Wie kann man nur so einfach gestrickt sein?!“ „Was denn? Ist doch die Wahrheit. Hätte man mich das vor einigen Wochen gefragt, würde ich nicht so einfach sagen können, dass ich glücklich bin. Doch jetzt bin ich es. Aber Matt, versprich mir eines.“ „Was denn?“, fragte der Angesprochene und rückte ein Stück weiter weg von Tai, da sich dieser zu ihm gedreht hatte. „Verschwinde bitte nicht wieder. Ich habe dich ein Mal gehen lassen, aber ein zweites Mal werde ich das nicht zulassen.“ Matt sah wie der Wuschelkopf ihm seine Hand mit einem ausgestreckten kleinen Finger hinhielt und ihn ernst ansah. „Ist ja gut, nun schau deinen Film weiter!“ „Oke“, schmollte Tai und widmete sich wieder der Flimmerkiste. Matt lugte unauffällig zu seinem Sitznachbarn herüber. War Tai etwa beleidigt, weil er nicht weiter auf die Sache eingehen wollte? Hätte er ihm etwa ebenfalls seinen kleinen Finger reichen sollen und sie miteinander verhaken, um das Versprechen zu besiegeln? Pinky Promise? So etwas macht man doch nur, wenn man ein kleines Kind ist. Na toll, auf einen schmollenden Tai hatte er aber auch keine Lust. Das würde dann Ewig so weitergehen, bei dem Sturkopf. Kaum hörbar seufzte der Blonde und fuhr sich durch die Haare. „Tai?“, fragte Matt und wartete auf eine Antwort, die jedoch nicht kam. „Tai, hey, ich ruhe mich Morgen und Übermorgen noch aus, aber wenn du willst können wir in zwei Tagen in den Park gehen und ein bisschen Laufen. Ich muss zwar keine beschissene Sportprüfung machen, aber so ein bisschen Bewegung kann nicht schaden.“ „Hmmm“, grummelte Tai und sah weiter auf den Bildschirm. „Du würdest eh nicht kommen, so faul wie du bist.“ „Ach iwo. Du wolltest doch mehr Zeit mit mir verbringen. Ich verspreche dir, dass ich eine Runde mit dir Laufen werde. Aber nur eine.“ Tai war nun derjenige, der aus seinem Augenwinkel zu seinem Freund sah und ein Lächeln auf die Lippen bekam. Just war es nämlich der Blonde, der ihm seine Hand mit dem ausgestreckten kleinen Finger hinhielt. „Aber übertreibe es nicht“, sagte Tai mit einem besorgten Unterton und verhakte seinen Finger mit dem von Matt, während er weiter auf den Bildschirm sah. „Iss vorher genug und komm erst dann.“ „Das werde ich“, lächelte der Blonde ihn an und besah sich seine Hand, die immer noch mit der von Tai verbunden war. „Kann ich deine Hand noch ein bisschen halten?“, fragte der Braunhaarige frei heraus. 'NEIN!' „Mach, was du nicht lassen kannst“, antwortete Matt instinktiv. 'Shit, shit, shit!', dachte Matt und biss sich auf die Unterlippe. 'Du bist so ein Trottel. Warum tu ich mir das nur selber an?! Ich habe doch nein gesagt... gedacht... gesagt... ach egal!' Matts Blick verharrte starr nach vorne gerichtet, während er versuchte das wilde Klopfen in seiner Brust zu verdrängen. Das konnte doch alles nicht war sein. Wieder mal selber in die Scheiße geritten. Egal was Tai damit beabsichtigte, es tat Matt im Moment nichts Gutes. Ganz im Gegenteil. Sein Herz pochte immer wieder hart gegen seinen Brustkorb und verursachte ein schreckliches Gefühl in ihm, was eigentlich hätte schön sein sollen. Doch das war es nicht, nicht für den Blonden. Alles, was er hoffen konnte war, dass Tai nichts merkte. Doch dieser war bereits damit beschäftigt die ganz Hand von Matt zu umfassen und sie zu drücken. 'Das ist doch jetzt nicht wahr!', schrie Matt innerlich und schloss für einen kurzen Moment die Augen. So unauffällig wie es ging sah der Blonde wieder zur Seite, um zu testen, ob das wieder mal so eine Verarsche von Tai war, wie dieser es früher gerne gemacht hatte. Doch was er da sah ließ ihn für einen kurzen Moment den Atem stocken. Tai hatte seinen Blick weiterhin auf den Film fixiert, doch seine Lippen umschmeichelte ein seliges Lächeln. Machte ihn das etwa so glücklich?! Machte es Tai wirklich so glücklich einfach nur in seiner Nähe sein zu können und seine Hand für ein paar Minuten zu halten? War das Früher auch so gewesen? Matt drehte seinen Kopf von Tai weg und kniff seine Augen zusammen. Warum war ihm jetzt nach Heulen zumute? Wie aus Reflex fing nun auch er an die ihm gebotene Hand zu drücken. „Ich glaube ich geh nach Hause“, sagte Tai auf einmal und löste den Griff. „Es ist schon nach 12 und du solltest wieder ins Bett gehen und dich ausruhen.“ Matt sah ihn wie aus allen Wolken gerissen an und nickte dann stumm. Was zum Geier ist denn jetzt falsch gelaufen? „Ja, das denke ich auch. Bleibt es bei dem Treffen in zwei Tagen?“, fragte Matt mit einer merkwürdigen Stimme nach. „Na klar, ich werde dir eine SMS schreiben und dir sagen, wo wir uns treffen. Aber... ist das auch ok?“ „Warum fragst du? Mir geht es bereits besser.“ „Nein, ich meine nur...“, sagte Tai leise. „Ach egal, wir gehen einfach dort hin, wo kaum Menschen sind.“ Matt nickte abermals und stand vom Sofa auf, um Tai, der es anscheinend sehr eilig hatte, in den Flur zu begleiten. Dieser zog sich flink seine Schuhe an und schulterte seine Tasche auf. Mit einem für ihn typisches Grinsen winkte er Matt kurz zu und verließ dann die Wohnung. Matt, der ebenfalls seine Hand gehoben hatte, betrachtete nun diese. Er hatte irgendwas falsch gemacht, doch was war es gewesen? Verärgert biss er seine Zähne schmerzhaft aufeinander und ließ seine Hand nach unten fallen. Wieder einmal Mist gebaut, aber diesmal wusste er nicht was für einen Mist. Zudem hatte Tai auch noch den Film vergessen, da dieser weiterhin im DVD-Spieler lief und das Wohnzimmer mit leisen Geräuschen erfüllte. Tai stand währenddessen wie außer Atem vor dem Apartmentkomplex. Er war praktisch aus der Wohnung geflüchtet. Er hatte genau das gemacht, was er Matt verboten hatte. Er war weggerannt. Wie in Trance sah er auf die Hand, die einige Augenblicke zuvor noch in der von Matt gelegen hatte. Es hatte sich gut angefühlt diese halten zu können. Sie war warm gewesen und weich und weckte so viele Erinnerungen in ihm. Dann auf einmal als der Blonde seine Hand fester drückte schien etwas in dem Braunhaarigen Klick zu machen und er wusste nicht genau warum, aber er musste aus der Wohnung raus. Mit einem schlechten Gewissen hatte er eine Entschuldigung gestammelt, sich seine Sachen geschnappt und war weg gerannt wie ein kleines Mädchen. Matt musste ihn für einen völligen Deppen halten oder noch was schlimmeres. Wer weiß, was der Blonde nun dachte, nach solch einer Aktion. Mit einem schweren Seufzen machte er sich auf zur U-Bahn-Station, um nach Hause zu fahren. Er würde Morgen seine Eltern und Kari besuchen, da diese wieder aus dem Urlaub zurück waren. Sie würden sicher merken, dass irgendwas passiert war und ihn ausfragen. Neugierige Sippe, konnte man da nur sagen. In Gedanken stieg er in die U-Bahn und fuhr nach Hause. Was war nur mit ihm los? Er war doch derjenige gewesen, der die Initiative ergriffen hatte und dann wie von der Tarantel gestochen verschwand, als Matt seine Geste erwiderte. Immer wieder besah er sich seine Hand und hob eine Augenbraue. Der nächste Tag verlief für Tai nicht anders. Er war mit diesen Gedanken ins Bett gegangen und ebenso aufgestanden. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Matt und dessen überrumpelten Gesichtsausdruck, als Tai gehen wollte. Für einige Stunden jedoch musste er diese Gedanken beiseite schieben und sich auf das Bevorstehende konzentrieren. Langsam hob er seinen Arm und betätigte die Türklingel. Oh Gott, hoffentlich hatten sie ihm keine tausend Souvenirs mitgemacht. „Taichi!“, schrie ihm die Person, welche die Tür geöffnet hatte, entgegen. „Komm rein und lass dich ansehen. Kari, Susumu, Tai ist da!“ Seine Mutter hatte ihn praktisch in die Wohnung gezogen und umarmt. Mit einem gekonnten Fußtritt schloss sie die Tür wieder und besah sich ihren Sohn. „Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen. Bist du noch mehr gewachsen oder bilde ich mir das nur ein?“ „Das bildest du dir ein, Mama“, lachte Tai und befreite sich aus der Umarmung. „Hallo, Papa.“ „Hey, mein Sohn“, sagte dieser und klopfte ihm auf die Schulter. „Kari kommt gleich, sie wollte sich nur noch was anderes anziehen. Sie ist erst vor einer halben Stunde aufgestanden, hat die ganze Nacht durchgemacht und nun den ganzen Tag geschlafen.“ „Die kleine Schlafmütze“, grinste Tai und zog sich seine Schuhe aus. „Und wie war es im Urlaub? Habt ihr viel Spaß gehabt?“ „Oh ja, es war unglaublich warm und das Essen erst! Aber das erzählen wir dir später. Komm erst mal rein!“, sagte seine Mutter und brachte ihm ein Glas Cola aus der Küche, welches sie auf den Wohnzimmertisch stellte. Sein Vater setzte sich auf den eingesessenen Sessel und schlug seine danebenliegende Zeitung auf, die er anscheinend vor dem Klingeln gelesen hatte. „Du solltest dich hier öfters blicken lassen. Dann würde deine Mutter nicht jedes mal so einen Trubel machen, wenn du herkommst“, sagte Tais Vater der die Zeitung vor sein Gesicht hielt. „Trubel?“, fragte Tai verwirrt und setzte sich auf die Couch. „Sie kocht ein Festessen mit allem, was wir in Nagasaki gekauft haben.“ „Sei doch froh, dann kriegen du und Kari mal was Ordentliches zu essen.“ Man hörte nur ein leichtes Grummeln hinter der Zeitung hervorkommen und ein angedeutetes Schulterzucken, soweit man das beurteilen konnte. Tai gab sich mit diesem nichtssagenden Kommentar zufrieden und wollte gerade die Cola nehmen und einen Schluck trinken als ihm seine kleine Schwester um den Hals fiel. „Tai! Ich habe dich vermisst“, jauchzte sie und gesellte sich zu ihm auf das Sofa. „Wie geht es dir?“ „Besser, wenn ich was trinken darf“, scherzte er und stupste seiner Schwester an die Stirn. „Tai, wir haben dir ganz viele Souvenirs mitgebracht“, sagte sie und lachte ihn an. „Die werden dir sicher gefallen.“ „Sicher werden sie das“, grinste Tai schief und lehnte sich nach hinten. „Du bist gewachsen.“ „Hm nein, nicht wirklich“, seufzte sie und hielt ihre Hand zur Verdeutlichung über ihren Kopf. „Nicht mal einen Zentimeter.“ Aus dem kleinen Mädchen war mittlerweile eine junge Frau geworden, die bereits einige Liebesbriefe in ihrem Schuhschrank in der Schule vorgefunden hatte. Für große Brüder war es immer schwer festzustellen, dass die kleine Schwester nun zur Frau wurde, doch für Tai schien das kein Problem zu sein. „Ich meinte auch dort“, sagte Tai und zeigte auf ihre Oberweite. „Perversling“, sagte sie und gab ihm eine angedeutet Kopfnuss. „Das kannst du mit Sakuya machen.“ „Hmmm“, seufzte Tai und sah nach unten. „Was ist denn los, Taichi? Du siehst so bedrückt aus“, sagte seine Mutter, die mit Snacks beladen ins Wohnzimmer kam. „Haben du und Sakuya sich gestritten oder was ziehst du da für ein Gesicht. Ich habe gerade ihren Namen fallen hören.“ „Naja“, fing der Braunhaarige an und kratzte sich am Kopf. „Wir haben uns getrennt.“ Das schien nun auch seinen Vater zu interessieren, denn dieser schielte über die Zeitung hinweg zu seinem Sohn. Kari und seine Mutter waren aus allen Wolken gefallen und sahen ihn mit schockierten Gesichtern an. „Aber warum denn? Sie war doch so hübsch und sie war immer nett zu mir“, sagte Kari und wollte nun eindeutig mehr wissen. „Ja, zu dir war sie nett“, nuschelte der Braunhaarige und nahm wieder einen Schluck von der Cola. „Aber nicht zu... Matt.“ „Matt? Der Matt?“, fragte seine Mutter verwundert, während sie Chips und Knabberstangen auf den Tisch stellte. „Ja~ 'der' Matt“, bestätigte Tai und seufzte. „Was hat er denn damit zu tun? Ihr habt euch doch seit Jahren nicht gesehen... nicht nachdem...“, sagte Kari und sah Tai traurig an. „Naja, es ist so einiges passiert“, antwortete der Braunhaarige und fing an von dem zu erzählen, was in den letzten beiden Wochen passiert war. Seine ganze Familie hörte seiner Erzählung zu und Karis Augen wurden immer größer, was nichts Gutes bedeuten konnte. Ihre Neugier konnte man nicht so einfach befriedigen, wenn sie erst einmal diesen Blick drauf hatte. „Dann sind du und Matt also wieder Freunde? So einfach?“, harkte sie nach. „Hm... ich denke schon... so einfach“, grinste er sie an und nahm sich eine Knabberstange. „Deswegen kann man dir also nicht das Grinsen aus dem Gesicht wischen“, stellte sein Vater fest. „Hm?“, fragte Tai mit vollem Mund nach. „Nja, wenn man sich von seiner Freundin trennt erwartet man eigentlich einen übermüdeten und deprimierten Menschen, doch du siehst nicht sonderlich danach aus, was wohl Matt zu verdanken ist“, stellte sein Vater fest und las weiter in der Zeitung. „Wow, das ist echt Schicksal“, lachte Tais Schwester. „Wie meinst du das?“ „Nja du bist wieder mit Matt befreundet und nun rate mal, wer heute noch kommt?“ „Uhm, keine Ah-“, sagte Tai, der seinen Satz wegen der Türklingel jedoch nicht beenden konnte. „Ah, da ist er ja schon“, sagte Kari und ging zur Tür. Aus der Ferne konnte Tai eine männliche Stimme hören, die ihm mehr als nur bekannt vorkam. Das konnte doch nicht sein! Freudig stand er auf und ging zum Eingangsflur um den Besucher zu begrüßen. „Takeru, lange nicht mehr gesehen“, sagte Tai und reichte dem angesprochenen seine Hand. Vor Tai stand ein junger Mann, der beinahe so groß war wie er selber. Es waren nun auch schon beinahe zwei Jahre als sich die beiden das letzte mal gesehen hatten. Tai hatte durch Telefonate und gelegentliche Besuche mitbekommen, dass er und Kari ein Paar waren, doch hatte er den Jungen selber nicht mehr gesehen. „Taichi? Oh WOW, das gibt es doch nicht“, lachte TK und erwiderte die Geste. „Was machst du denn hier?“ „Ich besuche MEINE Familie und was machst DU hier?“ „Ich besuche MEINE Freundin.“ „Ah, stimmt ja“, sagte Tai und schlug sich die Hand vor die Stirn. „Beinahe vergessen. Na los, komm schon rein.“ „Hey TK, willst du mal was ganz Verrücktes hören?“, fragte Kari hinter dem Rücken ihres Bruders. „Was denn?“ „Tai und Matt haben wieder Kontakt.“ „Was?“, fragte Takeru verwundert. „Taichi, ist das wahr?“ „Wenn sie es sagt, muss es ja wohl stimmen.“ „Nein wirklich, ist das wahr?“ „Ja, ist es.“ „Aber wie... wann... wo?“ Tai seufzte und setzte sich wieder auf die Couch. Er wollte die Geschichte nicht zweimal erzählen müssen. „Wir reden nachher mal miteinander, ja?“, versicherte ihm Tai. „Belassen wir es vorerst damit.“ „Na, wenn wir das jetzt geklärt haben, können wir doch essen“, sagte Frau Yagami und ging in die Küche. „Los, Kinder, bevor ich es mir anders überlege.“ Alle folgten ihr in die Küche und setzten sich auf die freien Stühle. Das Essen sah wirklich grandios aus und man musste sich beinahe zurückhalten nicht alles auf einmal zu verschlingend. Mit Freude hörten sich TK und Tai die Urlaubsgeschichten an. Auch Tai erzählte, wie es mit der Uni und dem Fußball lief. Im großen und ganzen war es ein schöner Abend gewesen, den Herr Yagami mit einer Flasche Asahi Bier ausklingen ließ und seine Mutter und Kari mit dem Abwasch, den sie freiwillig übernahmen. Tai ging derweilen mit TK in sein altes Zimmer und setzte sich auf das Bett. Seine Mutter schien ab und an hier sauber zu machen, denn es war kaum Staub zu sehen. Mit einem wohligen seufzen ließ er sich nach hinten fallen und fasste sich an den Bauch. „Ich glaube ich kann eine Woche lang nichts mehr essen“, sagte Tai und lachte. „Geht's dir auch so?“ „Tai... du und Matt ihr seit also wieder befreundet?“, fragte TK und setzte sich neben ihn aufs Bett. „Ja“, sagte Tai ernst und sah zu TK. „Ist das schlimm oder warum benimmst du dich so?“ „Nein, es ist nur... jedes Mal, wenn ich dich erwähnt habe, wurde Matt eiskalt und hat alles abgeblockt.“ „Ist das so?“ „Tai“, fing Takeru an und machte eine längere Pause, „ich weiß, was damals passiert ist.“ „Was?“, fragte Tai verwundert und setzte sich wieder auf. „Hat Matt es dir erzählt?“ „Nein, es war Satoshi und keine Angst, Kari weiß nichts davon. Ich glaube du hast ihr und deiner Familie nur erzählt, dass ihr euch gestritten und auseinandergelebt habt oder irgend so was war es, meiner Erinnerung nach. Kari hat mir jedenfalls immer nur gesagt 'wie kann man sich nur so streiten und dann die Freundschaft beenden'. Mehr wusste sie anscheinend nicht.“ „Nein, ich habe ihr auch sonst nichts darüber gesagt und du hast es also von Satoshi gehört?“ „Ja, die ganze Story. Ich habe Satoshi vor vielleicht anderthalb Jahren in der Stadt getroffen und wir sind einen Kaffee trinken gegangen. Da hat er mir all das erzählt, wovon er wusste auch, dass Matt in dich naja...“ „Verliebt war?“ „Mhm... nun naja, er hat es mir persönlich nie gesagt. Um ehrlich zu sein habe ich ihn einmal gefragt, ob das stimmt.“ „Und was hat er gesagt?“ „Nichts“, lachte TK mit verzerrtem gesicht. „Er hatte sich verabschiedet und sich dann Wochenlang nicht gemeldet. Seither habe ich versucht dich nicht zu erwähnen. Aber jetzt... jetzt seit ihr wieder Friede-Freude-Eierkuchen oder wie muss ich mir das vorstellen?“ „Also so ganz nicht. Es ist etwas merkwürdig wieder mit ihm zu reden und so, aber ich würde sagen, dass wir auf einem guten Weg sind.“ „Dann ist er also... normal, wenn ihr zusammen seit?“ „Was meinst du mit normal?“ „Er“, seufzte TK hörbar. „Ist nach der ganze Geschichte von damals irgendwie anders geworden. Vor allem nach seinem Debut. Mir gegenüber war er eigentlich so wie immer, aber wenn ich ihn mit anderen Menschen reden sah, kam er mir vor wie eine andere Person.“ „Das hat Berühmt sein wohl so an sich. Man versucht sich von den Leuten zu distanzieren, damit man nicht angegriffen wird. So ähnlich kann ich mir das jedenfalls vorstellen.“ „Hm vielleicht, aber er kam mir eine ganze Zeit lang so merkwürdig vor, als ob er alles bereuen würde.“ Tai sah zur Decke und dachte daran wie ihr erstes Gespräch nach zwei Jahren verlaufen war. Ja, Matt war distanziert und kalt gewesen. Anders als der Matt den er früher gekannt hatte. Aber jetzt war das nicht mehr so. Nach einigen Stunden des Redens war er eigentlich beinahe der Alte, dachte Tai. „Ich habe mir eine Zeit lang ziemliche Sorgen um ihn gemacht. Besonders, wenn er diesen abwesenden traurigen Blick im Gesicht hatte, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Ich wette mit dir, dass das alles wegen dir war.“ „Na danke“, grinste Tai schief. „Ich kann mir ein besseres Kompliment vorstellen.“ „Warum seit ihr eigentlich wieder Freunde?“ „Ich wollte es. Er ist damals gegangen und hat das getan, was er wollte. Ich bin glaube ich einfach nur schwach, wenn man es so sehen mag. Ich bin ihm schlussendlich doch nachgelaufen - viel zu spät aber besser als nie“, lächelte Tai. „Ich bin derjenige, der nicht ohne ihn zurecht kommt.“ „Das sehe ich nicht so.“ „Ja?“ „Ja, ich glaube er hat dich jeden einzelnen Tag vermisst und ich glaube, dass wenn er...“, TK hielt in seinem Satz inne und sah nach unten. „Was wenn er?“ „Tai, versteh das jetzt nicht falsch, aber wenn Matt damals wirklich ein bisschen in dich verliebt war“, nuschelte der Blonde und machte eine lange Pause, „denkst du nicht, dass er es immer noch ist?“ „Wie kommst du da drauf?“, fragte Tai verwundert. „Das ist zwei Jahre her. Denkst du wirklich, dass man nach zwei Jahren noch so für jemanden empfindet obwohl man zu dieser Person nicht mal mehr Kontakt hat? Das bezweifle ich.“ „Tai, ich will da jetzt keinen Gedanken in deinen Kopf pflanzen, der vielleicht falsch ist, weil Matt mit mir nie drüber geredet hat. Aber ich bin immer noch sein Bruder und ich habe dieses Gefühl, dass wenn es nicht so wäre, er sich anders verhalten würde. Er hätte sicher irgendwann mal über dich geredet oder eine Erinnerung von dir mit mir Geteilt, doch seine Lippen waren stets versiegelt. Es war als ob er dich vergessen wollte, aber nicht kann.“ „Das ist Schwachsinn, TK“, sagte Tai und winkte diesen Behauptung ab. „Das würde er mir doch sagen.“ „Bist du echt so dumm? Ich meine, das ist mein Idee, aber guck doch mal: wenn ich Matt wäre, würde ich kein Wort drüber verlieren aus Angst irgendwas wieder kaputt zu machen.“ „TK das ist-“ „Tai, ich sage nicht, dass es stimmt, ich sage dir nur, was ich die letzten zwei Jahre empfunden habe, wenn ich mit meinem Bruder zusammen war. Wie er sich verhalten hat, wie er sich verändert hat. Er hatte keine einzige Beziehung! Ich wüsste nicht mal von einer Affäre oder Ähnlichem. Findest du das nicht komisch? Tai, ich will nur, dass wenn du wieder mit ihm befreundet bist, du diesen Gedanken, so absurd er vielleicht auch ist, nicht verdrängen solltest. Ich kann wie gesagt falsch liegen und mir einfach nur was einbilden, aber ich will nicht, dass mein Bruder wieder so eine Scheiße baut wie mit dir damals.“ „Ich habe da bisher noch nicht drüber nachgedacht und ehrlich gesagt ist es egal, ob er in mich verliebt ist oder nicht. Das würde nichts zwischen uns ändern. Ich würde das nicht zulassen“, sagte Tai und ballte seine Faust aus Frust. „Vielleicht ist genau das der Fehler gewesen“, seufzte TK. „Ich habe damals darüber nachgedacht und so wie ich Matt kenne ist er gegangen, weil er nicht mehr in deiner Nähe sein konnte, wegen diesen Gefühlen und weil er wusste, dass du sie nicht erwidern hättest können, sondern einfach weiter mit ihm befreundet geblieben wärst. Er war doch noch nie jemand gewesen, der seine Gefühle offen nach außen trägt und sagt, was sich in seinem Kopf abspielt. Wenn er Probleme hat dann frisst er diese in sich hinein und versucht sie selber zu lösen. Vielleicht tat es ihm damals zu sehr weh zu sehen wie du mit deiner Freundin glücklich warst und er es nicht konnte. Und vielleicht tut es ihm jetzt auch wieder weh und frisst alles in sich hinein.“ „TK, bitte hör auf“, sagte Tai forsch und fuhr sich mit der rechten Hund über das Gesicht. „Gut, ich höre damit auf“, sagte TK und legte sich auf das Bett neben Tai. „Tut mir leid, dass ich mich so in Rage geredet habe.“ „Nein, ich kann mir vorstellen, dass dir das schon lange auf der Seele lag. Es ist gut, dass du es mir erzählt hast.“ „Nein, ich hab dir deine Stimmung versaut. Du wolltest nur deine Eltern und deine Schwester besuchen und mit ihnen ein bisschen Zeit verbringen und ich rede mit dir über solche Sachen“, sagte TK und sah Tai auf einmal ernst an. „Tust du mir aber trotzdem einen gefallen?“ „Welchen denn?“ „Pass bitte gut auf Matt auf. Ich sehe ihn nicht so oft und frage mich andauernd, was er für einen Mist baut. Ich komme mir ehrlich gesagt ab und an wie der große Bruder vor und nicht wie der kleine.“ „Keine Sorgen, ich passe schon auf ihn auf.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)