Sport ist Mord von abgemeldet (Taito) ================================================================================ Kapitel 14: Beinahe so wie Früher --------------------------------- „Hey, Matt! Bleibt es bei heute Abend? Soll ich zu dir kommen oder du zu mir? - Tai“ Matts linkes Auge fing an zu zucken. Das war einfach zu viel Stress. Gerade hatte er eine SMS von Tai bekommen und hatte sie in der Pause zwischen der Aufnahme gelesen. „Du hast noch fünf Minuten Zeit“, sagte Majima und zündete sich eine Zigarette an. „Du solltest vielleicht lieber was trinken oder essen und nicht an deinem Handy rumspielen.“ „Ja, ja, mach dir keine Sorgen. Ich esse nach der Aufnahme was“, sagte Matt genervt. Seit nunmehr zwei Stunden war der Blonde im Studio und brachte ein Interview hinter sich. Nun das Interview an sich brauchte nicht lang aber die ewige Prozedur davor und die Absprachen zogen immer ewig in die Länge. Gleich nach dem Interview musste er noch zu einer Musikshow und seinen neuen Song vorstellen und danach hatte er endlich Frei. Frei... ganz genau und dann wollte sich Tai auch noch mit ihm treffen. Er konnte wohl kaum einen Rückzieher machen. Feige sein war zwar seine Spezialität, aber auf ein schlechtes Gewissen und noch mehr Selbsthass hatte er keine Lust. Mit dem Daumen tippte er nervös auf seinem Handy herum und überlegte was er schreiben sollte. „Zu mir oder zu dir?“ Das bedeutet, dass er mit Tai dann alleine sein würde! Nein das konnte nicht gehen. Das durfte und sollte er nicht tun. „Kennst du das Café Aristo in Shibuya? Ich werde ab 20 Uhr dort sein und drinnen auf dich warten.“ Matt klickte auf senden und ließ sein Handy wieder in der Hosentasche verschwinden. Öffentlichkeit war gut. Super. Grandios! Mit einer Mütze und Brille würde das schon gehen. Solang er nicht mit Tai irgendwo alleine war, war alles großartig. Nach einem für Matt endlosen Tag rannte er praktisch aus seinem Apartment. Es war bereits kurz vor 20 Uhr und er war mehr als nur spät dran. Nachdem er mit seiner Arbeit fertig war, kam er erschöpft nach Hause und wollte eigentlich nur ein kleines Nickerchen machen, doch aus dem Nickerchen war ein längerer Schlaf geworden und nun hatte er sich zu dem Treffen mit Tai verspätet. Auf der Suche nach einem Taxi hatte er seine schwarze Brille und eine dünne Strickmütze aufgesetzt. Meistens half dies bereits, um nicht erkannt zu werden. Mit einer fordernden Stimme trieb er den Taxifahrer an schneller zu fahren. Er knirschte mit seinen Zähnen. Er hasste es zu einem Treffen, egal welchem, zu spät zu kommen. Auf der einen Seite wollte er Tai ja gerne sehen, auf der anderen hoffte er irgendwie, dass das Taxi eventuell in einen Stau geraten würde. Leider hatte sich dies nicht bewahrheitet und er war „nur“ eine halbe Stunde zu spät vor dem Café angekommen. 'Ok, tief Luft holen', sagte er zu sich selber und öffnete die Tür. Sein Blick schweifte durch den Raum, welcher gemütlich eingerichtet war und mit einem warmen Licht bestrahlt wurde. Es gab gemütliche Stühle und vereinzelt auch einige Sofas. Nach einigen Sekunden Suchen entdeckte in einer versteckten Ecke den Braunhaarigen, der gelangweilt an einem Strohhalm zog. Er hatte Tai warten lassen. Sicher dachte der Braunhaarige, dass Matt ihn versetzt hatte. Mit lockeren Schritten ging der Blonde zu dem von ihm lokalisierten Tisch und versuchte so gut es ging die Ruhe zu bewahren. Worüber sollte er mit Tai reden? Wie der Tag war? Wie das Wetter so ist? „Hallo“, sagte Matt nervöser als beabsichtigt. 'Shit, denk dran, Matt, locker und cool bleiben.' „Matt“, sagte Tai und stand von seinem Stuhl auf. „Ich dachte du... du hättest es vergessen.“ „Nein“, antwortete der Blonde gelassen und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Tai. „Ich musste nur länger arbeiten, als ich gedacht habe.“ „Oh“, kam es leise von Tai zurück, der nun auch wieder saß und mit dem Strohhalm seines undefinierbaren Saftes spielte. Wie aus dem Nichts tauchte auf einmal eine Kellner auf, stellte Matt in Glas mit Wasser hin und fragte ihn nach seiner Bestellung. „Eine Tasse Kaffee und einen Salat“, sagte Matt und sah zu seinem Gegenüber. „Du möchtest nichts mehr?“ „Uhm, doch. Für mich auch auch ein Kaffee und ein Sandwich.“ Die Kellnerin notierte ihre Bestellungen und verschwand wieder. Der Blonde sah zu Tai, der ab und zu an dem Strohhalm sog. Es verging einige Zeit bis er anfing zu sprechen. „Und... wie war dein Tag so?“, fragte Matt, da ihm nichts besseres einfiel. Das Gefühl hier mit Tai zu sitzen war einfach zu surreal und kam ihm merkwürdig vor. In seinem Kopf hatte er bereits das ganze Café ausgecheckt und einen Fluchtplan kreiert. „Eigentlich ganz gut“, antwortete der Wuschelkopf. „Ich musste ein Essay abgeben und war ziemlich unter Stress, da ich ganz vergessen hatte, dass ich eins schreiben sollte. Aber sonst war der Tag recht gut.“ „Essay?“, fragte Matt verwundert und verstand nicht genau, was Tai da erzählte. „Ich studiere Japanisch und Englisch.“ „Oh wow, das hätte ich nicht erwartet. Ich kann mich erinnern, dass du mit Sprachen einigermaßen gut ausgekommen bist, aber dass du jetzt studierst hätte ich nicht gedacht.“ „Ja, hätte ich auch nicht“, lachte Tai. „Jeder hat gedacht, dass ich mal Fußballer werden würde, aber nun spiele ich nur noch zum Vergnügen.“ „Finde ich gut. Du weißt, was du machen möchtest und nun studierst du sogar. Deine Eltern und deine Schwester müssen sich gefreut haben.“ „Das haben sie. Du glaubst gar nicht wie sehr“, grinste der Braunhaarige und man merkte regelrecht wie sich seine Anspannungen auf einen Schlag gelöst haben. Es fühlte sich merkwürdig an. Matts Gefühl weglaufen zu wollen verschwand zumal und die ganze Situation fühlte sich vertraut an. So wie damals, als sie sich praktisch jeden Tag sahen. Trotzdem hatte er weiterhin dieses Gefühl in der Brust. Das Gefühl erinnerte ihn daran, dass er für Tai immer noch viel empfand aber nie etwas erwarten durfte. „Und wie geht es dir so?“, fragte nun Tai. „Du siehst ziemlich müde aus.“ „Das bin ich auch“, sagte der Blonde. „Ich bin den ganzen Tag hin und her gescheucht wurden. Aber mir geht es gut; ich bin das ja mittlerweile gewohnt.“ „Das sehe ich“, grinste Tai. „Du bist wirklich erfolgreich. Es freut mich, dass du das machen kannst was du willst.“ „Ja, ich darf meine Musik machen und tun was ich will. Die ganzen Shows und Fernsehauftritte und das was dazu gehört nehme ich dafür liebend gern in Kauf.“ „Du solltest es aber nicht übertreiben“, sagte Tai, der im Augenwinkel sah wie die Kellnerin auf sie beide zusteuerte und die Bestellungen dabei hatte. Mit geübten Bewegungen stellte sie die Teller und die Tassen auf den Tisch und verschwand wieder. Nachdem die Kellnerin außer Reichweite war, begann Tai wieder zu reden. „Ich hab schon gesehen, dass du wahrscheinlich Sport gemacht hast, aber für meine Verhältnisse bist du immer noch zu dünn. Du musst wirklich mehr essen.“ Matt grummelte und stocherte in seinem Salat herum. Tais Augen konnte man aber auch nie täuschen. Es stimmte. Matt aß nur das Nötigste, nicht weil er keinen Hunger hatte, sondern weil er keine Zeit hatte und weil es seine Agency nicht gerne sah, wenn ihre Musiker zu dick wurden. Und zum Sport wurde er ja beinahe gezwungen. „Schlackig ist nicht sexy, Andeutungen von Muskeln und dünn sein ist sexy“, hatte ihm Majima damals gesagt. Gut, es gab viele Musiker und Schauspieler, die nicht dünn waren, aber das schien bei G-Music nicht zu ziehen. Also hatte er sich deren Vorstellungen zähneknirschend angepasst. „Du musst dir da keine Gedanken drum machen“, sagte Matt und nahm nun einen Bissen. „Ich-“ Matts Worte wurden durch ein penetrantes Handyklingeln unterbrochen. Es schien Tais zu sein, denn dieser fing an in seiner Hosentasche zu stöbern. „Sorry“, sagte er kurz und ging an das hervor gezogene Handy. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich unterwegs bin... Nein... Das geht dich nichts an. Ich ruf dich morgen an, ok?... Ja... Ja... Mach ich. Bis Morgen.“ Tai legte wieder auf und steckte das Handy zurück in seine Hosentasche. Matt versuchte desinteressiert zu schauen, doch innerlich fragte er sich, wer das wohl war. „Tut mir leid. Ich habe vergessen mein Handy auszumachen und Sakuya nervt immer, wenn ich mich nicht melde“, sagte Tai und realisierte danach erst, was er gesagt hatte. Er hatte Sakuya erwähnt und das auch noch vor Matt! Wie konnte man nur so bescheuert sein?! „Du bist also noch... mit Sakuya zusammen“, fragte Matt und merkte den übergroßen Kloß in seinem Hals. „Ja, irgendwie schon“, antwortete Tai und sah betrübt zu Matt. „Tut mir Leid.“ „Warum entschuldigst du dich?“, lachte Matt gezwungen und nahm einen Schluck seines Kaffees. „Ist doch schön, dass ihr nach all der Zeit noch zusammen seit.“ „Hm...“, nuschelte Tai. „Und wie sieht es bei dir aus? Hast du eine Fr-... uhm Beziehung?“ Dumme Frage Tai, sehr dumme Frage. Ein Fettnäpfchen war nicht genug und nun trat er schon in das nächste. „Nein, ich hätte auch keinen Nerv für eine Beziehung. Außerdem weiß man nie, ob derjenige mit dir zusammen ist, weil du so bist wie du halt bist und nicht weil man berühmt ist.“ Matt aß gelangweilt an seinem Salat weiter. Tai war also noch mit dieser Ziege Sakuya zusammen. Er hätte es ja ahnen müssen. Matt erinnerte sich an ihre Blicke und Häme. Er hatte nie viel von Mädchen gehalten und sie hatte nur bestätigt, was er immer gedacht hatte: Frauen waren schrecklich. Beide saßen noch eine ganze Weile so da. Sie unterhielten sich über Tais Studium und was er für Kurse besuchte und wie Matts Alltag aussah wie wie viel Arbeit sie mit dem neuen Album hatten. Nach einer guten Stunde seufzte Tai und lehnte sich nach hinten. „Es tut mir wirklich Leid, dass ich die Stimmung vorhin runter gezogen habe“, sagte Tai. Er war mittlerweile seine Sandwichs verschlungen und machte sich wieder Vorwürfe. Er wusste doch ganz genau wie Matt zu Sakuya stand. „Wie kann ich das gut machen?“ „Gut machen?“, fragte Matt verwundert. „Du musst nichts gut machen. Außerdem sind wir keine Kinder mehr. Warum sollte ich damit nicht klar kommen, dass du noch mit ihr zusammen bist?“ „Egal. Ich will dir was gutes tun. Also wünsche dir was“, lächelte Tai ihn schelmisch an. 'Shit, schau mich nicht so an', schrie Matt buchstäblich in Gedanken. „Wenn du unbedingt willst...“, seufzte der Blonde und legte nun auch seine Gabel zu Seite. Er war derweilen auch mit seinem Essen fertig und mehr schlecht als recht pappsatt. „Dann lass uns Spazierengehen und kauf mit unterwegs irgendein Eis oder so. Mir fällt nichts besseres ein.“ „Ja?“, fragte Tai überrascht. Er hatte ehrlich gesagt etwas mehr erwartet. Wild fuchtelnd winkte er die Kellnerin an den Tisch und bezahlte in Windeseile. „Ich hab nicht gesagt, dass du für mich Bezahlen sollst“, fauchte der Blonde und fühlte sich unterbuttert. „Ich lade dich ein“, grinste der Braunhaarige und steckte seine Geldbörse wieder ein. „Dafür bezahlst du das nächste Mal. Und ich erwarte ein 5-Sterne Essen.“ Matt sah zu Tai, der ein verschmitztes Grinsen aufgesetzt hatte. Was war das? Tai benahm sich so... so wie immer! So wie Matt ihn kannte und es fühlte sich großartig an. Seine Müdigkeit und Schmerzenden Glieder waren wie weggeblasen. Hieß das, Tai hatte sich nicht verändert und konnte mit Matt so umgehen wie er es immer tat? Spielerisch, ernst, freundschaftlich, herzlich. Irgendwo tief in dem Blonden schmerzte es, dass es ihm nicht so leicht viel. Er wollte in seiner Nähe sein, ihn berühren, mit ihm unbeschwert reden. All das, was sie immer schon getan hatten. „Na los, lass uns Spazierengehen und den Bauch mit Eis voll schlagen!“ „Ja, Moment, ich muss noch meinen Kaffee austrinken“, sagte Matt und trank die bittere, jetzt kalte, Flüssigkeit in einem Zug aus. „Du musst aber auch immer so eine Hektik machen.“ „Du kennst mich doch“, lachte Tai und ging zusammen mit dem Blonden aus dem Café. Es war so als hätten sie sich keine zwei Jahre nicht gesehen. Es fühlte sich so alltäglich und gut an. Matt lächelte merklich und ging neben Tai auf den Straßen von Shibuya spazieren. Ab und an wurde Matt von einer Frau um ein Autogramm gebeten, doch solang sich keine Schar um ihm bilden würde, war ihm alles egal. Auf die schwarze Hornbrille und seine Mütze war halt immer Verlass. Nach circa einer halben Stunde hatten sie auch schon einen Eisladen gefunden, wo Tai Matt ein Fruchteis ausgab. Genüsslich leckte der Blonde an der gefrorenen Köstlichkeit. „Ich gehe hier oft hin“, sagte Tai. „Meine Unikumpels und ich sind hier praktisch Stammkunden.“ „Mhm“, ließ Matt verlauten und sah sich um. „Wollen wir uns auf die Bank da setzen? Ich habe keine Lust mir die Beine in den Bauch zu stehen.“ Tai nickte und ging mit Matt zu einer freien Bank am Rand der Fußgängerzone. Von hier hatten sie einen netten Blick auf die Menschen, die an ihnen vorbei liefen und auf die hell beleuchteten Reklameschildern, die die Stadt in ein groteskes Licht tauchten. „Ich freue mich“, sagte Tai wie aus dem nichts. „Du freust dich? Worüber?“, fragte Matt neugierig und leckte weiter an seinem Eis. „Nja, mit dir hier zu sitzen und zu reden. Du warst so komisch im Café und jetzt bist du ganz und gar nicht mehr so. Es freut mich einfach, dass du lockerer bist“, grinste Tai, während er an seinem Schokoladeneis mit Waffeln knabberte. Matt schaute ihn überrascht an. Er müsste sich eingestehen, dass er irgendwann wirklich vergessen hatte, dass sie sich Jahre nicht gesehen hatten und ihm die Absicht cool zu bleiben ebenso entfallen war. Als er daran dachte wurde er nachdenklich. Es gab nur eine Möglichkeit um wieder mit Tai befreundet zu sein: er musste seine Gefühle unterdrücken, sie vergraben. Diesmal endgültig. Wenn er mit Tai zusammen war, wie jetzt, dann musste er verdrängen, was er immer noch für den Wuschelkopf fühlte, und musste an den freundschaftlichen Gefühlen festhalten und sich an diese praktisch klammern. Alles andere durfte er einfach nicht mehr zulassen. Sonst würde er ein weiteres Mal alles zerstören. „Über was denkst du nach?“, fragte Tai der merkte wie Matt ihn anstarrte. „Um ehrlich zu sein wusste ich nicht genau, ob wir da weitermachen können, wo wir mal waren“, seufzte Matt. „Aber du hast diese Art an dir, die mich irgendwie einnimmt. Es macht Spaß mit dir zusammen zu sein und ich möchte das nicht länger missen. Ich habe das glaube ich die ganze Zeit irgendwie vermisst – diese Zeit mit dir.“ „Heißt das wir können wieder Freunde sein?“, fragte Tai aufgeregt und ließ sein Eis beinahe fallen. „Mach jetzt bitte keine Witze oder ich sterbe sofort.“ „Idiot“, lachte Matt und gab ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. Beide fingen an zu lachen. 'Ja, so ist gut. Lass dir nichts anmerken und verhalte dich einfach normal. So wie Früher“, dachte Matt. „TAI?!“, schrie jemand aus der Fußgängerzone. Beide Augenpaare fuhren erschrocken zu der Stimme, die Tais Namen praktisch geschrien hatte. 'Oh nein, bitte nicht. Das ist... DAS IST NICHT WAHR!!! Kann mir bitte jemand eine Waffe geben? Ich erschieße mich auch selber.' Aus der Menge kam doch wirklich Sakuya mit Einkaufstüten beladen. Sie schritt zielsicher auf Tai zu, der ebenfalls aus allen Wolken gefallen war. 'Nicht heute, nicht HIER', schrie der Braunhaarige innerlich. „Was machst du hier, Sakuya?“ „Ich war einkaufen. Hier guck, hab neue Schuhe. Und was machst du hier? Du hast doch gesagt, dass du was vor hast und dann treffe ich dich hier? Das muss Schicksal sein. Wollen wir nicht zu dir gehen? Ich wollte jetzt eh nach Hause“, quaselte die junge Frau buchstäblich herunter und wollte Tai am Arm nehmen. Ein Wasserfall war nichts gegen ihre Redegewalt. „Tut mir Leid, aber wie du siehst bin ich mit jemanden unterwegs und habe daher sehr wohl was vor“, sagte Tai mit aller Anstrengung und hoffte, dass sich Sakuya damit zufrieden geben würde. Doch entgegen all seiner Hoffnung beäugte Sakuya den Mann, der neben ihren Tai saß und sich halb abgewendet hatte. Ihre Augen wurden zu Schlitzen. Nach einigen Sekunden fiel der Groschen und sie erkannte wer da vor ihr saß. „Das... ist jetzt nicht...“, fing sie an. „Ist das dein erst, Tai? ER? Tai, der ist Schwul und will was von dir und-“ „Sei ruhig Sakuya“, zischte Tai sie an und hielt ihr den Mund zu. „Amdhhdi schwefdnf jnsa da“, nuschelte sie. „Ist schon in Ordnung“, sagte Matt und stand auf. „Ich geh nach Hause. Es ist eh schon spät und ich muss morgen Früh arbeiten. Bis dann, Tai.“ Mit diesen Worten ging der Blonde mit schnellen Schritten von den beiden weg und verschwand zwischen den Passanten. „Warum hast du das getan, Sakuya?!“, schrie Tai sie nun an. „Was hab ich denn getan? Ich hab nur die Wahrheit gesagt. Und was machst du? Du laberst mit ihm und weißt ganz genau, was er von dir will. Ich kann es einfach nicht fassen! Zwei Jahre! Und auf einmal steckt ihr wieder zusammen? Findest du das etwa in Ordnung, dass er auf dich steht und dich wieder um den Finger wickelt? Ich dachte du hättest ihn abgeschossen!“ „Woha, Sakuya, kannst du nicht einfach ruhig sein?“, schrie Tai ein weiteres mal. „Ich geh ihm jetzt hinterher und WIR BEIDE sprechen uns noch.“ „Aber Tai-“, rief sie ihm mit einen mehr als nur beleidigten Gesichtsausdruck nach. Mehr konnte sie nicht sagen, denn der Braunhaarige war schon in die selbe Richtung wie zuvor Matt verschwunden. Hier irgendwo musste der er doch sein! Mühsam schlängelte sich Tai durch die Passanten, bis er die Mütze von Matt entdeckte. Zielsicher steuerte auf diese zu und hielt den jungen Mann an der rechten Schulter fest. „Matt...“, war alles was Tai hervorbringen konnte. Der Blonde jedoch drehte sich nicht um. Er musste sich zusammenreißen. Sakuya, diese Zicke, hatte ihn bloß gestellt und das in einem Moment, wo er sich nach Ewigkeiten wieder gut gefühlt hatte. „Tut mir leid, dass ich abgehauen bin“, sagte Matt zusammengepresst und drehte wie in Zeitlupe um. Er versuchte nicht wegzulaufen, sondern sich der Sache zu stellen. „Nein, mir tut es Leid, was Sakuya gesagt hat. Sie ist einfach... hach, ich weiß nicht. Um ehrlich zu sein hab ich nicht mal mehr eine Ahnung, warum ich noch mit ihr zusammen bin“, lachte Tai gezwungen und fuhr sich durch die Haare. „Seit einigen Monaten ist sie einfach nur noch anstrengend und was sie vorhin zu dir gesagt hat, hat das Fass zum überlaufen gebracht.“ Matt blieb stumm und traute sich nicht den Braunhaarigen anzusehen. Dieser jedoch packte Matt am Arm und zog ihn in eine Seitengasse, wo sie beide alleine waren. „Nun schau mich schon an. Dir muss das nicht peinlich sein“, sagte Tai völlig normal. „Ihr sollte es peinlich sein! Du hast nichts gemacht und das weißt du. Na los, sei doch nicht so.“ „Ich hasse sie“, sagte Matt auf einmal. Er versuchte emotionslos und gelassen zu klingen. Es sollte wie eine belanglose Aussage klingen. Tai dachte einen Moment nach. Es gab genügend Gründe warum Matt sie hasste und jeder davon war berechtigt. Sie hatte sich über ihn lustig gemacht, ihn gedemütigt und in einer Art und Weise Tai entzogen, auch wenn er es erst nach dem Verschwinden von Matt verstanden hatte. Tai fühlte sich schlecht und dachte daran, was Matt wohl gerade fühlten musste. Unbewusst tat er das, was er immer tat, wenn sich dieser schlecht gefühlt hatte. Er nahm ihn in den Arm – einfach so. Matts Augen weiteten sich. Was machte Tai da nur? Er umarmte ihn. Das konnte er doch nicht einfach tun! Nicht hier, wenn man sie sehen könnte. Ok, sie waren in einer Seitengasse, aber man wusste ja nie. Der Blonde spürte wie sein Herz anfing zu rasen und ihm beinahe aus der Brust sprang. Überrumpelt drückte der Blonde Tai schließlich von sich. „Oh“, sagte Tai und sah auf seine Hände. „Sorry, ich hab einfach... ich habe nicht nachgedacht.“ „Macht nichts“, sagte Matt und setzte seine coole Miene auf. „Ich sollte nach Hause fahren. Ich muss morgen wirklich früh aus dem Bett.“ 'Super, Rückfall ins alte Schema', dachte er sich. „Ist gut, ich bring dich noch zum Taxi.“ Beide gingen aus der Seitengasse zur Fußgängerzone und stellten sich an den Straßenrand, um nach einem Taxi Ausschau zu halten. „Tai, mach dir keinen Stress wegen Sakuya. Sie kann nicht anders“, sagte Matt und richtete sich die Mütze. „Ich melde mich, wenn ich Zeit habe.“ Mit diesen Worten winkte Matt ein Taxi an die Seite und öffnete die hintere Autotür, um in das Auto zu steigen. „Komm gut nach Hause“, sagte Tai zum Abschied und sah zu wie Matt die Tür schloss und wegfuhr. „Sakuya...“, grummelte Tai und knirschte mit seinen Zähnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)