Sport ist Mord von abgemeldet (Taito) ================================================================================ Kapitel 8: Ein Dandy oder auch nicht? ------------------------------------- „Du brauchst nicht mit ihm reden. Das ist schließlich sein Leben“, fauchte das hübsche Mädchen regelrecht. „Ja, aber du hast doch gehört, was alles passiert ist! Meinst du nicht auch, dass sein bester Freund ihm da nicht helfen sollte? Wenn du es vergessen hast, ICH bin immer noch sein bester Freund“, sagte Tai und versuchte dabei ruhig zu bleiben. „Ja, aber er ist in dich verknallt, wenn du das vergessen hast!“ „Matt... verknallt in dich?“, fragte Satoshi leise und zog seine Augenbrauen nach oben. „Das ist doch gar nicht bewiesen, Sakuya", geiferte Tai weiter. „Nicht bewiesen? Du hast doch auch gehört, was er gesagt hat.“ „Ja, das habe ich, aber das heißt noch lange nicht, dass er das damit auch gemeint hat.“ „Na und ob er das damit gemeint hat. Tai, wenn er reden will, dann kommt er schon zu dir, aber du solltest ihm nicht noch nachlaufen und ihm damit irgendwelche Hoffnungen machen.“ „Hoffnungen? Sag mal von was zum Henker redest du da? Ich mach ihm doch durch so was keine Hoffnungen. Und überhaupt.... warum führen wir so eine Diskussion? Matt ist schließlich mein Freund.“ „Ein Freund, der Schwul ist und auf dich steht!“ Was zum Teufel war heute nur los? Erst ist Matt wochenlang ruhig und wortkarg gewesen, nun hat er seine Band geschmissen und jetzt war er auch noch mitten im Klassenzimmer ausgetickt und hat wirres Zeug geredet. So war Tais Freund doch nicht! Matt war immer besonnen gewesen und hatte selten Leute angeschrien und erst recht nicht ihn. „Also... die Schule ist ja wohl kaum der richtige Ort um das zu bereden", giftete Tai seine Freundin böse an. „Das sehe ich auch so, Leute“, sagte Satoshi zaghaft. „Ihr solltet das vielleicht auf Nachher verlegen. Ein paar gucken schon.“ Sakuya war eindeutig genervt und kreuzte ihre Arme vor der Brust. Schmollend schaute sie in jede Richtung, außer in die von Tai, der sich gerade durch die Haare raufte. „Ok, Satoshi, hör mal“, seufzte Tai. „Ich kann dir im Moment nicht versprechen, dass sich Matt anhören wird, was ich zu sagen habe, aber ich werde es versuchen.“ „Danke, Tai“, sagte der Musiker und schenkte ihm ein halb verzweifeltes Lächeln. Matt war in der Zwischenzeit in seiner Wohnung angekommen und lag auf dem Sofa, während nebenbei eine Fernsehsendung im Hintergrund lief. Gleich nachdem er zu Hause angekommen war, kramte er die Vertragsunterlagen hervor und hatte sich irgendwie gewünscht sie nicht gefunden zu haben. „4 Mio Yen“ stand dort groß, fett und leuchtend. Das waren ein paar Nullen zu viel, die er am liebsten nicht dort gesehen hätte. Eine Summe, die ganz und gar nicht für ihn bezahlbar war. Ergo: er steckte tief in der Scheiße. Irgendwas musste er sich einfallen lassen, doch was? Er war nicht die Sorte Mensch, die erst etwas sagten, was sie auch so meinten und am Ende zurück nahmen. Es war einfach gegen seine Prinzipien, das jemand anderes seine Lieder und Musik schrieb. Es war SEINE Musik und er wollte nicht, dass jemand anderes die Arbeit übernahm, die eigentlich er machen sollte... wollte. Wollte? Ja, verdammt, wollte. Er liebte Musik und er liebte es komponieren, auch, wenn er seit einiger Zeit nicht wirklich in der Lage dazu war. Seine Augen fielen langsam zu. Am liebsten würde er schlafen bis alles vorbei war, doch sein Handy klingelte und vibrierte penetrant auf dem Couchtisch. War heute etwa der „lasst Matt nur nicht in Ruhe“-Tag? „Hallo?“, sagte Matt genervt. „Yamato Ishida... weißt du eigentlich, was du dabei bist zu tun?“, hörte der Blonde am anderen Ende des Hörers. Scheiße, sein Manager. Der Tag konnte ja nur besser werden. „Hey... uhm, wie geht’s dir?“ „Wie es mir geht, fragst du? Nja, so wie es mir halt geht, wenn man mir sagt, dass die derzeit am meisten Geld einbringende Band sich vor hat zu trennen, wegen eines bestimmten Sängers, der anscheinend seine Periode hat.“ „Das ist... also, wie soll ich es sagen...“ „Ist das die Wahrheit? Und wage es ja nicht mich anzulügen!“ „Also... ja das ist die Wahrheit...“ „Ok...“, konnte man leicht aggressiv am anderen Ende hören. „Ich hoffe dir ist bewusst, was das bedeutet?“ „Geld zahlen?“, fragte Matt vorsichtig. Eigentlich wusste er die Antwort bereits. „Ganz recht. Also überlege es dir lieber zwei mal. Entweder du schwingst deinen Arsch hier her und flehst mich an, dass ich unserem Präsidenten nichts sage und du fein unserem Ghost-Writer annimmst ODER du kommst her und krachst mir das Geld auf den Tisch.“ „Beides... kann ich nicht.“ „Dann würde ich sagen, dass du ERSTERES GEFÄLLIGST TUST, WENN DU NOCH BEI VERSTAND SEIN SOLLTEST“, schrie sein Manager plötzlich. „Ich lass mir nicht sagen, was ich tun soll!“, zischte Blonde unruhig. „Dann weißt du, dass du mit einer netten Klage rechnen kannst?“, kam es nun etwas ruhiger, aber trotzdem wütend von seinem Noch-Manager. „Ja, das weiß ich.“ „Gut, wenn dir das bewusst ist, dann wirst du wohl von unserem Anwalt hören.“ Ohne noch etwas zu sagen, legte sein Manager auf und man hörte nur noch ein monotones Piepgeräusch, das Matt in den Ohren weh tat. Wie sollte es jetzt weitergehen? Langsam wurden seine Augen wider wässrig. Was war das nur für ein abgefuckter Tag?! Das „wie sollte es weitergehen“ fragte sich Matt jede Stunde der nächsten Tage. Er lungerte zu Hause rum, sah Fernsehen, hatte sein Handy ausgeschaltet und versuchte zu ignorieren, dass ein gewisser Taichi Yagami seither jeden Tag vor seiner Haustüre stand und Sturm klingelte. Zwei mal war er kurz davor gewesen ihm sogar die Tür zu öffnen, aber dann fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, was er sagen sollte. Er war anscheinend Meister im Weglaufen. Gelangweilt lutschte er an einem Wassereis und blätterte in einer Musikzeitschrift, als er hörte, dass die Tür aufgeschlossen wurde. Der einzige, der sonst einen Schlüssel hatte, war sein Vater. Jetzt war wohl der Moment gekommen in dem er sich einmal mehr der Realität stellen musste, die nicht nur aus herumsitzen und ignorieren bestand. „Ich bin wieder zu Hause“, hörte man aus dem Flur rufen. „Matt, bist du da?“ „Ja~ bin ich...“, antwortete er kleinlaut. „Und ich dachte, das mit dem Schulschwänzen war nur ein Scherz“, lachte sein Vater halbherzig. „Hallo, Matt.“ „Hallo, Paps“, antwortete Matt und legte die Zeitschrift zurück auf den Tisch. „Hast du eine gute Fahrt gehabt?“ „Nein, nicht wirklich. Stau über Stau. Aber jetzt, wo ich wieder da bin, kannst du mir ja sagen, warum mein Sohn nicht in der Schule ist und lieber ein Eis lutscht, anstatt was zu lernen.“ „Das ist eine lange Geschichte", seufzte Matt, als er die letzten Eisstücke in seinem Mund zerlaufen ließ. „Jetzt, wo ich wieder da bin, habe ich Zeit. Also lass hören, was du für Dreck am Stecken hast“, lächelte sein Vater und setzte sich neben seinen Sohn. „So schlimm kann es doch gar nicht sein.“ „Was willst du zu erst hören? Dass ich einen Streit mit Tai hatte, der dazu führte, dass ich mich nicht mehr in der Schule blicken lassen kann oder, dass ich aus der Band ausgestiegen bin und deswegen höchstwahrscheinlich eine Klage am Hals haben werde.“ „Was hast du da gesagt? Ok, das anscheinend Schlimmste zuerst: du bist aus der Band? Warum das denn?“ „Die wollten einen Ghost-Writer engagieren, weil ich keine Texte mehr geschrieben habe.“ „Und dann bist du ausgetickt und hast sofort gesagt, dass du aus der Band aussteigen wirst, richtig?“ „Ja, woher weißt du das?“ „Du bist mein Sohn. Noch mehr Fragen?“ Matt konnte erkennen, wie sein Vater eine Zigarette anzündete. Normalerweise rauchte sein Vater nur nach der Arbeit. Dies konnte also nur eins bedeuten: sein Vater versuchte seine Nerven zu beruhigen und mit der Situation klar zu kommen. „Ach, richtig. Hätte ich beinahe vergessen“, lächelte Matt schräg. „Also, wenn ich das richtig verstehe, bist du aus der Band ausgestiegen und dein Agency findet das ganz und gar nicht toll, also hängen sie dir jetzt eine Klage an den Hals und wollen für den Vertragsbruch Geld?“ „Ganz richtig...“ „Toll, wie viel?“, fragte sein Vater und fuhr sich durch die Haare. „4 Mio Yen.“ „Ok~ das ist nicht gerade wenig. Hast du wirklich gründlich drüber nachgedacht, ob du aus der Band raus willst?“ „Ich... ja. Ich kann es einfach nicht auf mir sitzen lassen, dass jemand anderes meine Lieder schreibt.“ „Hätte ich auch nicht anders von dir erwartet, wenn ich ehrlich bin", seufzte Herr Ishida, während er in Gedanke die Ersparnisse zusammenrechnete, die sie hatten. „Also macht es dir nichts aus, dass ich nun eine erhebliche Summe aufbringen muss?“ „So würde ich das nicht nennen... du handelst für meine Verhältnisse zu impulsiv, ohne darüber nachzudenken. Aber...“ „Aber?“ „Aber... ich kann es wenigstens halb nachvollziehen, dass du lieber ein paar Millionen Yen bezahlst, als einen Ghost-Writer deine Arbeit machen zu lassen... doch... ich werde da schon was regeln. Ein alter Studienfreund von mir ist Anwalt und ich werde mal mit ihm reden. Das Geld wirst du rechtlich zahlen müssen, aber vielleicht wird er was regeln können, dass du nicht alles auf einmal bezahlen musst.“ „Danke, Paps“, lächelte Matt und lehnte sich zurück und die Couch. „Also~? Was ist nun mit Tai passiert?“ Tai war in der Zwischenzeit mächtig sauer und verzweifelt. Die Sache mit Matt machte ihm ziemlich zu schaffen. Schon seit Tagen hatte er diesen versucht zu erreichen, doch ging dieser nicht ans Telefon, hatte sein Handy ausgeschaltet oder öffnete einfach nicht die Haustür. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Matt wollte anscheinend wirklich nicht mit ihm reden. In der Schule war dieser auch nicht mehr gewesen. OK, das war kein Wunder. Nach dieser „kleinen“ Auseinandersetzung mitten im Klassenraum würde sich Tai auch nicht mehr in die Schule trauen, obwohl er es nicht verstehen konnte, dass Matt ihn eindeutig mied. Grummelnd schaute er auf sein Handy. Zehn nicht angenommene Anrufe von Sakuya. Es war ja nicht so, dass sie nervte, aber sich mischte sich in Dinge ein, die sie nichts angingen. Das war etwas, was nur Matt und ihn betraf und das erst recht, wenn Matt... wenn Matt in ihn... Tai seufzte und schluckte hart. Wenn Matt wirklich in ihn verliebt war, dann konnte er doch mit ihm drüber reden. Es war ja nicht so, dass Tai ihm gleich hassen würde. Nein, ganz sicher nicht. Er würde vielleicht etwas Zeit brauchen, um mit der neuen Situation klar zu kommen, aber warum sollte das ihre Freundschaft belasten? Nur, wegen so was würde er Matt doch nicht gleich vor den Kopf stoßen, auch, wenn es ungewohnt war. Plötzlich klingelte die Tür und Tai stand nur widerwillig auf. Musste er ja auch irgendwie, da sonst keiner zu Hause war. Langsam öffnete er die Tür und ihn traf beinahe der Schlag. „Hallo, Tai.“ Dort stand Matt. Der Braunhaarige war ein wenig baff. Noch vor wenigen Sekunden hatte er sich seinen Kopf darüber zermartert, wo der Blonde nur war und nun stand dieser einfach so vor seiner Haustür? „Matt... wo zum Henker hast du die ganze Zeit gesteckt?“, fragte er aufgeregt. Tai war völlig aus dem Häuschen und wollte seinen Freund beinahe anspringen, doch dieser wich zurück und schaute zur Seite. „Wir müssen reden, Tai“, sagte Matt ernst, während er seine grüne Sonnenbrille absetzte. Matt saß vor dem Besuch bei Tai mit seinem Vater auf dem Sofa und hatte überlegt, wie er ihm von dem Streit mit seinem besten Freund erzählen sollte. Sein Vater hatte nach dem Schock, dass Matt mit Schulden, die so hoch wie der Mount Everest waren, erst einmal die Arbeit angerufen und sich einige Tage frei genommen. Nach drei Tage Ruhe hatte er sich nun wieder mit seinem Sohn zusammengesetzt und ihn wegen Tai gefragt, da er bei jedem Gesprächsversuch gegen eine Wand gelaufen war. „Die Sache ist so...“, begann der Blonde zögernd und nahm seinen Mut zusammen. „Ich und Tai.... Ich glaube... oh die Haustür!“ Matt unternahm beinahe einen Fluchtversuch, als er jemanden an der Tür hörte. Ihm war es im Moment scheißegal wer davor stand. Hauptsache jemand, der dieses „delikate“ Gesprächsthema noch etwas herauszögern konnte. Matt öffnete die Tür und sah einen hochgewachsenen Mann, der wohl Ende zwanzig war, einen ziemlich teuren Anzug trug und ein Gesicht hatte, das wusste, was es wollte. Nicht nur das Gesicht, welches markante männliche Züge hatte, einen kleinen Bart und ein leicht arrogant wirkendes Lächeln aufwies, nein, die ganze Körperhaltung strahlte förmlich eine Zielstrebigkeit aus. „Bitte? Was wollen Sie?“, fragte Matt und zog seine Augenbrauen höher. „Yamato Ishida, richtig?“, konnte man in einer dunklen Stimme hören. „Wenn ich mich vorstellen darf... ich bin Majima Ritsuko von G-Music. Hätten Sie vielleicht einige Minuten Zeit für mich?“ Der fremde Mann hielt ihm eine Visitenkarte entgegen, die Matt zögerlich annahm. „Uhm ja, kommen Sie doch rein“, stutzte Matt und ließ Majima in die Wohnung eintreten. „Sehr schön haben Sie es hier. Oh, Ishida-san? Ihr Vater, wenn ich mich nicht irre?“ „Sie irren nicht“, sagte Matts Vater und reichte Majima die Hand. „Darf ich fragen, was Sie von meinem Sohn wollen?“ „Könnten wir das womöglich im sitzen besprechen? Und bei was zu trinken, ich falle gleich um“, lachte Majima. „Öh...“, Matt war von dem Auftreten des Mannes irritiert. Auf der einen Seite war dieser eindeutig ein Business-Mensch und auf der anderen wirkte er beinahe wie ein Dandy. „Natürlich, das Wohnzimmer ist gleich hier. Ist ein Fruchtsaft in Ordnung? Oder nur Wasser?“ „Wasser reicht mir“, antworte Majima und setzte sich auf das Sofa. „Also das ist ja wirklich Schicksal, dass Sie hier sind Ishida-san. Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich zweimal den selben Weg machen muss.“ „Wie bitte? Ich versteh nicht ganz“, sagte der Angesprochene und sah zu Matt, der gerade wieder ins Zimmer kam. „Ich bin wegen Yamato hier. Um ehrlich zu sein... das dürfte ich eigentlich nicht so sagen, aber“, Majima beugte sich ein wenig nach vorn und sprach leise, „ich habe Informationen erhalten, dass Yamato mit der Band aufgehört hat.“ „EH?“, schrie Matt. „Das dürfte doch noch keiner wissen. Ich glaube nicht, dass eine Pressemeldung bereits die Runde gemacht hat.“ „Das ist es ja“, bestätigte Majima. „Aber bitte, bitte, meine Quellen sind streng geheim. Mann, ich kling wie die Polizei.“ Majima lachte und Matt und sein Vater sahen sich nur stirnrunzelnd an. „Also warum ich hier bin... Yamato hat die Band verlassen und ich möchte ihm da ein wenig helfen, wenn man das so nennen kann.“ „Helfen?“, wiederholte Matt. „Nun helfen ist das eine Wort, abwerben das andere.“ „Abwerben?!“, fragte Matts Vater verwirrt. „Um ehrlich zu sein, der Präsident unsere Firma, Hanazawa-san, hat schon lange ein Auge auf Sie geworfen. Er ist beinahe vor Glück aufgesprungen und hätte im Büro getanzt, als ich ihm gesagt habe, dass Sie nun nicht mehr in ihrem alten Label sind. Wäre nicht gut gewesen, wenn man sein Alter bedenkt... also um es kurz zu machen: Ich bin hier, um sie unter Vertrag zu nehmen, als Solo-Künstler.“ „Moment mal“, mischte sich Matts Vater ein. „Inwieweit helfen Sie da meinem Sohn?“ „Ah, das hätte ich beinahe vergessen. Mein Boss ist bereit die Summe des Vertragsbruchs, der soweit ich weiß bald auf Sie zukommen wird, zu begleichen. Um wie viel handelt es sich eigentlich?“, fragte Majima verlegen. „Um wie viel... ihr Boss sagt das einfach und weiß nicht mal wie hoch die Summe ist? Aber, wenn Sie es wissen wollen: 4 Mio Yen.“ „4 Mio Yen?“, fragte Majima nach und betrachtete Matt skeptisch. „Hätte mehr erwartet.“ „EH?“, schrie Matt. „Oke~... aber sagen Sie, ihr Boss muss doch irgendwelche Konditionen haben. Er wird nicht einfach für mich bezahlen und mich als Solo-Künstler unter Vertrag nehmen.“ „Schlauer Junge. Zum Glück ist Ihr Vater da, da muss ich nicht alles zwei mal erzählen“, lachte Majima und öffnete seinen Aktenkoffer, um einen Vertrag hervor zu holen und auf den Tisch zu legen. „Nun, dann werde ich mal anfangen. Der Vertrag ist recht knapp gehalten, aber hat es in sich, wenn Sie verstehen, was ich meine. Als Gegenleistung für die 4 Mio Yen ist natürlich das abschließen dieses Vertrages nötig. Sie sind an uns 5 Jahre gebunden, bekommen einen monatlichen Lohn, unabhängig, ob sie gerade tätig sind oder nicht. Sprich Konzerte geben oder einfach nur am Lieder schreiben sind. Lohn klingt so plump, nicht wahr? Aber keine Angst, wenn Sie sich gut machen, ist natürlich immer wieder eine Erhöhung des Lohns drin. Und natürlich dann die Rechte für die Lieder, die Sie schreiben, die zusätzlichen Verdienste bei verkauften CDs, Konzerten und so weiter. Andere Punkte sind, dass Sie sich für die nächsten Monate erst mal einem Training unterziehen sollen. Stimmtraining, erlernen verschiedener Instrumente ect. ect. Ja~ das wär's erst einmal mit den größeren Sachen. Alles andere steht im Vertrag. Und was halten Sie davon?“ „Das klingt eigentlich nicht schlecht...“, sagte Matt zögernd. „Was meinst du Paps?“ „Hmm... das stinkt mir irgendwie.“ „Ah, bitte bitte, Ishida-san, ich lass Ihnen den Vertrag natürlich hier zum durchlesen. Aber um ehrlich zu sein, und das ist meine persönliche Meinung, hat mein Boss schon etwas im Auge“, seufzte Majima und lehnte sich in das Sofa zurück. „Unser Label ist kein Major Label. Das wissen Sie, denke ich. Wir haben bisher eine Menge guter Bands und Solo-Künstler auf den Markt gebracht, aber noch nie den ultimativen Durchbruch geschafft. Ich glaube Hanazawa-san sieht in Ihnen, Yamato, diesen Durchbruch. Sie wissen... Ihr Talent ist sein Profit und sein Profit ist Ihr Profit. Aber das ist eigentlich in jedem Label so, nicht wahr?“ „Ja...“, sagte Matt leise und blätterte durch den Vertrag. „Ich möchte Sie nicht drängen, Yamato, aber mein Boss möchte Sie kennenlernen. Unbedingt. Wenn es nicht zu schnell für Sie ist, würden wir ihre Entscheidung gerne Morgen hören, bei einem persönlichen Gespräch.“ „Das geht ziemlich schnell... ich...“, stotterte Matt und nahm erst einmal einen großen Schluck aus seinem Glas. „Majima-san, mein Sohn und ich werden den Vertrag gründlich prüfen und Ihnen dann Morgen Bescheid geben. Ist dir das recht, Matt?“, fragte sein Vater, der merkte, dass Matt leicht überfordert war. „Aber natürlich! Oh, es ist schon reichlich spät. Ich habe noch ein Geschäftsessen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich jetzt gehen“, sagte Majima bereits halb auf den Weg zum Flur. Dieser Manager war eindeutig nicht wie normale Business-Menschen. Eindeutig nicht, dachte sich Matt und sah zu wie sich Majima die Designer-Schuhe zuband. „Also...“, begann Majima, „ich warte auf Ihren Anrufen. Wenn sie mich entschuldigen, einen schönen Tag noch“, beendete er und gab beiden die Hand, bevor er aus der Haustür verschwand. Matt und sein Vater standen verwirrt im Flur und schauten sich mit dem gleichen verdutzten Gesichtsausdruck an. „Der war...“, sagte Matt und blinzelte. „Einzigartig“, beendete sein Vater den Satz. „Matt? Willst du den Vertrag unterschreiben? Du darfst nicht vergessen... der Vertragsbruch...“ „Ich weiß. Können wir erst einmal den ganzen Vertrag zusammen durchgehen?“ „Geht klar, ich setze uns schon mal einen Kaffee auf. Scheinen recht viele Seiten zu sein“, grinste sein Vater ihn an. Verträge hatten eine eigene Sprache. Eine völlig eigene. Matt verstand zwar etwas, doch sein Vater übersetzte beinahe jeden Satz in eine, für den Menschen normal verständliche Sprache. Wer hätte gedacht, dass der Tag so eine Wendung nehmen könnte? „So wie es scheint soll dieses genannte Training minimal 5 Monate dauern. Ich befürchte, dass das mit deiner Schule nicht ins Reine kommen wird. Wenn du diesen Vertrag JETZT unterschreibst, wirst du die Highschool vorerst nicht beenden können.“ „Das dachte ich mir schon...“, nuschelte der Blonde und schlürfte daraufhin an seinem schwarzen Kaffee. „Also, was wirst du tun?“ „Paps, normalerweise würde ich sagen, dass ich eine Nacht drüber schlafen will, aber... das ist DIE Chance meines Lebens. Auf der einen Seite ist es beinahe zu schön um wahr zu sein... auf der anderen, ich weiß nicht. Fünf Jahre... und hast du dir mal die Summe beim Vertragsbruch angeguckt? Da ist die, die ich jetzt berappen müsste ein Witz dagegen.“ „Du hast recht, aber Matt, das ist ganz allein deine Entscheidung und das weißt du. Ich möchte dir nicht die Zukunft versperren. Wenn du dir Sorgen um die Schule macht, die du übrigens sowieso gerade schwänzt, wenn ich mich recht erinnere, dann sollst du wissen, das du deinen Abschluss jeder Zeit auf einer Abendschule nachholen kannst.“ Matt atmete tief ein. Das war wirklich seine Chance zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Die erste Fliege war das Geld, die zweite war die Schule... und der Sportunterricht, durch den er eh gefallen wäre, wenn Tai... Oh shit, TAI! Ok, denken! Keine Schule, kein Tai. Tai, der mit Sakuya zusammen war, die Matt anscheinend auf den Tot nicht ausstehen konnte. Tai, der nun wusste, das Matt mehr für ihn fühlte als nur Freundschaft. Matt, der nicht wusste wie er da rauskommen sollte. Obwohl das „rauskommen“ jetzt in einem Vertrag vor ihm lag, der für beinahe ein halbes Jahr zusicherte, dass Matt hundertpro keine Freizeit mehr hat. Was sollte er tun? Was? Er wollte Tai nicht unglücklich machen, mit dem Druck, den er auf ihn ausübte. Druck im Sinne von gewissen Beichten mitten in der Klasse. Es war ja nicht so, dass sich Matt je vorgestellt hätte, dass Tai seine Gefühle irgendwie erwidern könnte. Vielleicht sollte er einfach zu Tai gehen und ihm sagen: „Hey, ich bin zwar in dich verliebt aber du brauchst das nicht erwidern, wenn du lieber auf Frauen stehst. Wir können ja trotzdem Freunde bleiben.“ Matt musste beinahe selber über diesen Gedanken lachen. Das würde nie funktionieren. Jedenfalls von Matts Seite aus. Er wollte Tai entweder ganz oder gar nicht. Und das „ganz“ würde nicht gehen. Das „gar nicht“ würde weiterhin vielleicht Freundschaft bedeutet und ewigen Herzschmerz. Tai jeden Tag zu sehen und die Gewissheit zu haben, dass er nie etwas erwarten durfte, tat einfach zu weh. Er würde Tai nie bekommen, schließlich war Matt ein Mann, hatte keine Titten, keine uhm ja... Matt lachte aus Verzweiflung. „Bist du jetzt völlig durchgedreht, mein Sohn?“, fragte sein Vater besorgt, als er die schrägen Geräusche seines Sohnes wahrnahm. „Ah, tut mir Leid, ich musste nur an was denken. Paps, ich gehe für ein paar Minuten an die frische Luft und denke über das alles hier nach.“ „Mach das, ich werde dann mit dem Abendessen auf dich warten. Es ist eine Ewigkeit her, dass ich für dich gekocht habe.“ „Aber bitte lass nicht alles anbrennen“, grinste der Blonde und zog sich die Schuhe an. Er öffnete die Haustür und da war er nun. In der brennenden Nachmittagssonne und überlegte, was er tun sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)