Buffy: Projekt 8 von Yamato_ (Die virtuelle achte Staffel) ================================================================================ Kapitel 18: Folge 18: Abide With Me ----------------------------------- Titel: Folge 8.18 - Betrayed Ones Autor: Yamato Co-Autoren: White Magic, Stefan, Lion, HopelezZ, Mel, Cthulhu, Steffi Bilderstellung: HotWitch und Mel Credits: Projekt 8 ist ein Projekt von www.slayerfanfic.de mit spezieller Unterstützung durch ihre Partnerseiten pj-firepower.com, buffy-online.com und slayerworld.info. Weiterhin bedankt sich das Projekt für Unterstützung bei ihren Partnerseiten slayerzone.de, virtuelleserienonline.de, entertainyou.net, sowie bei allen weiteren Partnern. Disclaimer: Die virtuelle, achte Staffel baut auf das von Joss Whedon erschaffene Buffy-Universum auf. Sie wurde von Fans für Fans geschaffen, ohne dem Ziel damit Geld zu verdienen. Das Universum und seine Charaktere sind das alleinige Gedankengut von Joss Whedon, Mutant Enemy, FOX, WB und Paramount. Mo (V.O.): ”In jeder Generation werden Hunderte von Jägerinnen geboren. Hunderte von Mädchen, um sich den Dämonen, dem Bösen und den Mächten der Finsternis entgegenzustellen...” Giles (V.O.): Bisher bei Buffy: Buffy kämpft gegen die dämonischen Ninjas im chinesischen Tempel – 8.01 Faith trifft in Silent Hill auf die beiden Magier – 8.03 Die Ninjas überfallen den HtoGrom Clan in einer japanischen Firma – 8.08 Warren gibt Andrew die Hälfte des Anhängers – 8.09 Gretchen spricht mit Mo über Warren und D’Hoffryn’s Energie – 8.10 Willow hat eine Vision von einer Jägerin (Emma) in Gefahr – 8.11 Warren und Andrew prügeln sich – 8.13 Kan Hsirg will Clem’s Gedächtnis kaufen – 8.14 Dawn trifft auf Yui und Gendou, Shin’s Eltern – 8.14 Andrew verlässt die gemeinsame Wohnung nach dem Streit mit Xander – 8.14 Xander erfährt von den Magiern, dass Eve ein Mensch ist – 8.15 Buffy kämpft gegen Regil, den Echsendämon – 8.15 Die drei Reiter brechen aus ihren Kontinenten hervor – 8.15 Dawn und Shin schlafen miteinander – 8.16 Lily übernimmt den Rat der Wächter in London – 8.17 Regil “entschuldigt“ sich bei Buffy – 8.17 Kan Hsirg, Lily und D’Hoffryn schließen sich zusammen, um Malkuth zu vernichten – 8.17 Warren und Andrew betreten die Hale von Tipharet – 8.17 Teaser November 2003, Black Pearl Schummriges Licht schlug ihm entgegen, eine Vielzahl unbekannter Gerüche mischte sich mit Stimmengewirr, dem leisen Schaukeln der Wellen, und seltsamerweise – dem betäubend süßen Duft überreifen Pfirsichs. Pfirsiche waren so ziemlich das Letzte, was man in einer Dämonenbar erwarten würde, aber dann, wer konnte schon wissen, was einen dort erwartete? Obwohl er das letzte halbe Jahr praktisch ein Dämon gewesen war, hatte er ebensoviel Ahnung von ihrer Welt, wie ein Vulkanier vom Partyfeiern. Zaddik Bartholomew erwartete ihn in seinem winzigen Büro, seine massige Gestalt in einen quietschenden Bürosessel gestopft. Sein einfaches Aussehen, die lockere Begrüßung, das freundliche Funkeln in den rötlichbraunen Augen, all dies konnte Warren nicht darüber hinwegtäuschen, dass er einem mächtigen Mann gegenüberstand. Mann? Oder Monster? ”Ich stecke in Schwierigkeiten, und mir wurde gesagt, dass Sie in einem solchen Fall helfen könnten.” Genauso hilflos hatte er sich damals gefühlt, als er vor Rack stand, und ihm Schutzzauber gegen die Jägerin hatte abschwatzen wollen. Nur dass Rack’s billige Tricks ihm nicht hatten helfen können. Und was würden dieser Zaddik und seine Spießgesellen gegen einen mächtigen Rachedämon wie D’Hoffryn ausrichten? Noch mehr blinkende und krachende Special Effects? ”Du bist also ein ehemaliger Rachedämon, hm? Dann müsstest du jetzt eigentlich wieder ein Mensch sein,” wunderte sich Bartholomew, der den hastig gestammelten Erklärungsversuchen aufmerksam zugehört hatte. ”Und D’Hoffryn dürfte praktisch kein Interesse mehr an dir haben...” ”Das ist alles ein wenig komplizierter.” Warren fiel es schwer, die Sache mit seinem Tod und der Auferstehung in Worte zu fassen, irgendwie erschien ihm das alles so unwirklich. Inzwischen hatte er es fast geschafft, sich davon zu überzeugen, dass er einfach nur bewusstlos gewesen und ein knappes Jahr später wieder aufgewacht war. Es war nicht einmal sonderlich schwierig gewesen. Was immer auch mit ihm geschehen war, nachdem sich die Schmerzen langsam in Dunkelheit aufgelöst hatten, D’Hoffryn musste sämtliche Erinnerungen daran gelöscht haben. Gelöscht, wie einen lästigen Virus. Wenn es jemals welche gegeben hatte... Auch jetzt hatte er das Gefühl, über einen anderen zu sprechen, als er seinem Gegenüber seine Geschichte erzählte. Nicht alles natürlich, aber zu lügen wagte er nicht. Angeblich hatte dieser Zaddik - was immer der Titel bedeuten mochte - telepathische Fähigkeiten, und er wollte nichts riskieren. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass jemand...aber das war jetzt nicht wichtig. ”Du musst mir nun sehr genau zuhören,” begann der Dämon. ”Ich weiß nicht, was dir über unsere Gemeinschaft erzählt wurde, es gibt sehr viel Klatsch und Gerede über uns und ein Gerücht jagt das andere. Tatsache ist, wenn du Unterstützung suchst, um deine Feinde zu bekämpfen, ganz gleichgültig, ob es sich bei diesen Feinden um Menschen, Dämonen, oder Jägerinnen handelt, dann bist du bei mir falsch. Wir mischen uns niemals in die Angelegenheiten anderer, es sei denn, diese Angelegenheiten betreffen uns selbst. Unsere Richtlinien sind es, uns aus allem herauszuhalten, und Ärger zu vermeiden...” ”Woran erinnert mich das nur? Oberste Direktive?” murmelte Warren. ”Unterbrich mich nicht,” schnitt sein Gegenüber ihm streng das Wort ab. Das freundliche Funkeln war verschwunden und hatte einer tiefen Ernsthaftigkeit Platz gemacht. ”Okay, okay, tut mir sorry!” Abwehrend hob Warren die Hände. ”Aber ich will niemanden bekämpfen. Das war einmal! Eigentlich will ich nur meine Ruhe vor den ganzen Leuten. Neu anfangen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Den ganzen Mist einfach hinter mir lassen und ein neues Leben anfangen. Ja. Das ist es, was ich will!” Zaddik Bartholomew nickte langsam. ”In diesem Fall kann ich dir helfen - möglicherweise,” erklärte er. ”Aber ich kann dir nichts versprechen. Die Entscheidung ob du in unsere Gemeinschaft aufgenommen wirst, kann ich nicht allein treffen.” ”Schon klar.” Nervös flog Warren’s Blick zur Tür, als er Geräusche von draußen hörte. War D’Hoffryn vielleicht schon hinter ihm her? Er bezweifelte allerdings, dass es Buffy oder eine der anderen Jägerinnen war, hatte die Hexe ihm nicht zugesichert, dass sie ihn in Ruhe lassen würden, wenn er sich von ihnen fernhielt? ”Was ist das für ‘ne Gemeinschaft?” erkundigte er sich vorsichtig, ”können Sie mir da was drüber sagen?” Nicht, dass es am Ende so eine komische Dämonensekte war, in der man den Meister verehren und kniend vor ihm auf Glasscherben herumrutschen durfte, bis er einen dann irgendwann im nächsten Schlammloch ersäufte... ”Du siehst zu viele Horrorfilme, mein Junge.” Das Funkeln war zurückgekehrt, diesmal wirkte es amüsiert. ‘Ich bin kein Junge!‘ wollte Warren sofort auffahren, doch als ihm bewusst wurde, was sein Gesprächspartner soeben gesagt hatte, krachte er vor Schreck mit dem Knie gegen die Tischkante. Entsprachen die Gerüchte der Wahrheit? Konnte dieser Kerl wirklich Gedanken lesen? ”Unsere Gemeinschaft hat nichts mit Religion zu tun,” fuhr der Dämon fort, ”bei Hunderten von Dämonen, die alle verschiedenen Kulturen und Religionen angehören, wäre dies auch gar nicht möglich. Nein, wir haben uns lediglich zu unserem Schutz zusammengeschlossen. Auch Dämonen, die nicht im Streit mit anderen Dämonen, oder den Menschen liegen, laufen Gefahr von ihnen angegriffen und vernichtet zu werden. Früher waren es vor allen Dingen aggressive Dämonenvereinigungen, die uns das Leben schwer machten, heute sind es die Jägerinnen...” ”Die Jägerinnen?” fragte Warren zurück. ”Aber, wenn ihr so viele seid, könnte ihr die nicht einfach fertig machen?” ”Selbst wenn wir es wollten, wäre es unmöglich,” widersprach der bärtige Dämon. ”In jeder Generation werden Hunderte von Jägerinnen geboren. Hunderte von Mädchen, um sich den Dämonen, dem Bösen und den Mächten der Finsternis entgegenzustellen...” Er brach ab. ”Aber es ist gar nicht unsere Absicht, Mächte der Finsternis zu spielen. Unser erstes und wichtigstes Gesetz lautet, dass wir niemals einen Menschen angreifen, und das schließt auch mit ein, dass wir uns auf keinerlei Auseinandersetzungen mit Jägerinnen einlassen. Gerade für die Aggressiveren unter uns ist es natürlich schwer, sich an diese Regel zu halten, aber darauf können wir keine Rücksicht nehmen. Wer dieses Gesetz bricht, wird mit dem Tod bestraft, denn er gefährdet unser aller Leben.” ”Unser zweites wichtiges Gesetz,” fuhr Bartholomew fort,“ ist, über den Ort, an dem wir leben, absolutes Stillschweigen zu bewahren. Niemals dürfen feindliche Dämonen oder Menschen erfahren, wo sich dieser Ort befindet. Nur die Mitglieder unserer Gemeinschaft dürfen es wissen, und in Ausnahmefällen deren Verwandte. Auch ein Bruch dieses Gesetzes kann mit dem Tod bestraft werden.” Der Dämon machte eine Pause und Warren wartete auf das dritte wichtigste Gesetz. Solche Gesetze kamen immer zu dritt. Wie die drei Robotergesetze... Aber Bartholomew schwieg. ”Über unsere kleineren Gesetze und Regeln darf ich nicht mit dir sprechen, solange du nicht Mitglied der Gemeinschaft bist.” ”Und wie geht es jetzt weiter?” fragte Warren nervös. Hoffentlich kamen diese Dämonen bald zu einer Entscheidung, damit er einen Ort hatte, wo er sich vor D’Hoffryn verstecken konnte... ”Du musst mit Zaddik Babette sprechen,” entgegnete Bartholomew. ”Sie wird in deinen Geist blicken, und feststellen, ob deine Absichten ehrenhaft sind.” Also konnte der Kerl doch keine Gedanken lesen. So wie’s aussah, war er nur ein sehr guter Menschenkenner. Trotzdem, wenn diese Babette wirklich in seinen Geist blickte, wie Bartholomew es nannte, dann würde sie dort alles sehen... Auch die Dinge, die er noch nicht erzählt hatte. Die Dinge, die er lieber verschwieg. Etwas von seiner Nervosität musste sich wohl in seinem Gesicht gezeigt haben, denn Zaddik Bartholomew lächelte ihn aufmunternd an. ”Es ist nicht unsere Aufgabe, dich für deine Vergangenheit anzuklagen, mein Junge. Wichtig ist nur die Zukunft...” ++++ Residenz der Familie Tetsu, Insel Kyushu, Japan, November 2003, einige Tage später Der Wächter fühlte sich nicht wohl. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde immer steifer. So schwer hatte er sich diesen Besuch nicht vorgestellt. Seit einer Stunde fast musste er sich mit dem alten Mann über belangloses Zeug unterhalten. Sofort über den Grund seines Besuches zu sprechen, wäre sehr unhöflich gewesen. Gerade diese Familie legte sehr viel Wert auf Höflichkeit und die Einhaltung ihrer Traditionen. Reingehen, über die Berufung des Mädchens sprechen und mit dem Kind wieder hinausgehen, das war hier leider nicht möglich. Na gut, mittlerweile sah er auch ein, dass Aiko kein Kind mehr war. Mit ihren dreizehn Jahren wirkte sie wie die Miniaturausgabe einer erwachsenen Frau, ihr langes Haar kunstvoll hochgesteckt, ihr schmales Gesicht gepudert und geschminkt. Gerade servierte sie eine weitere Kanne Tee und kniete an dem niedrigen Tischchen nieder, um ihrem Großvater und seinem Gast einzuschenken. Ihre zarte Gestalt im hellgrünen Kimono war die Ruhe und die Anmut selbst. Dieses junge unschuldige Mädchen würde nun ganz andere Dinge lernen müssen, wenn sie ihren zukünftigen Angreifern gewachsen sein wollte. Charles Prescott versuchte seine Sitzposition auf den Tatami Matten unauffällig zu verändern, langsam schliefen ihm die Beine ein. Was hatte sich Giles nur dabei gedacht, ausgerechnet ihn nach Japan zu schicken? Er musste jetzt aufs Ganze gehen. “Verehrter Tetsu-sensei, Ihre Enkelin hat eine besondere Gabe. Sie ist auserwählt worden, die Welt vor dem Bösen zu bewahren.“ Zu seiner Überraschung nickte der alte Mann, und lächelte weiterhin. “Gewiss, Mr. Prescott-san. Unsere Aiko-chan ist eine Mamono Hantaa...eine Dämonenjägerin.“ Wenigstens musste er diese traditionelle Familie nicht erst von der Existenz der Dämonen überzeugen. Schon als er das Anwesen betrat, hatte er das Geisterhäuschen im Vorhof bemerkt und die diversen Schutzzeichen an den Schiebetüren. Auch die Altäre in den Nischen, in denen die Familie ihren Ahnen und Schutzgöttern Blumen und Wohlgerüche zum Opfer brachte, waren ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Übernatürliche in diesem Haus zum alltäglichen Leben gehörte. Vielleicht machte all dies seine Aufgabe ein wenig einfacher. “Ich habe Ihnen vom Rat der Wächter erzählt, der Organisation, der ich angehöre. Unsere Aufgabe ist es, Mädchen wie ihre Enkelin für den Kampf auszubilden, und bei ihrer schweren Pflicht zu unterstützen. Ich kann Ihnen versichern, dass wir unsere Aufgaben sehr ernst nehmen und den Mädchen die bestmögliche Ausbildung und Unterstützung zukommen lassen. Da wir jedoch leider sehr wenige sind, können wir für den Moment nicht für jedes Mädchen einen Wächter bereitstellen. Deshalb haben wir in London, unserem Hauptsitz, ein Trainingslager für Jägerinnen eingerichtet. Ich möchte Sie bitten, mir die Ehre zu erweisen, Ihre Enkelin dort ausbilden zu dürfen.“ Lächelnd nahm der alte Mann ihm gegenüber sein Teeschälchen und trank einige Schlucke des köstlich duftenden Getränks. Sehr sorgsam stellte er die Schale wieder an ihren Platz. “Mr. Prescott-san, meine Familie wurde geehrt, als mein Sonnenschein auserwählt wurde. Meine Enkelin ist das Licht meines Lebens, dem nur noch wenig Zeit in diesem Körper bleibt.“ Er beugte sich vor. “Wollen Sie wirklich meinen Lebensinhalt in das ferne England bringen, und mich in meiner letzten Zeit auf dieser Erde allein in Dunkelheit zurücklassen?“ Das hatte gesessen. Charles wusste, dass er verloren hatte. Natürlich konnte er noch argumentieren, konnte anbieten, dass ein erwachsenes Familienmitglied die junge Aiko begleiten konnte. Aber letztendlich hätte es keinen Zweck, der Alte war zu schlau. Charles fragte sich, warum die Familie darauf bestand, Aiko bei sich zu behalten, wenn sie doch über Dämonen und Jägerinnen Bescheid wussten. War dem Großvater etwa nicht klar, welcher Gefahr er das Mädchen aussetzte, wenn er ihr das Training durch den Wächterrat nicht erlaubte? Vampire und Dämonen würden sie auf jeden Fall angreifen, egal ob sie vorbereitet war, oder nicht! Aber es gab nichts, dass er tun konnte. Nach einer weiteren Stunde Geplauder erhob er sich mit steifen Beinen und verabschiedete sich unverrichteter Dinge. Giles würde über den Ausgang dieses Gesprächs nicht erfreut sein, aber er hatte sein Bestes versucht. Hoffentlich musste das Mädchen nicht für die Halsstarrigkeit ihres Großvaters büßen. Aiko begleitete den Besucher nach draußen und schloss das Tor hinter ihm. Fragend wandte sie sich an ihren Großvater, welcher hinter sie getreten war. “Oji-sensei, warum haben wir diesem Mann seinen Wunsch nicht erfüllt?“ “Mein Kind, du bist etwas ganz Besonderes und ich habe zu den Ahnen gebetet, um zu erfahren, wie ich den Weg deines Schicksals positiv beeinflussen kann. In meinem Traum letzte Nacht sah ich diesen jungen Mann einen Weg entlang gehen. Über seinem Kopf zogen weiße Kraniche ihre Kreise. Er weiß es noch nicht, aber der Tod schwebt über ihm. Ich könnte es mir nie verzeihen, dich in die Hände seiner Mörder zu geben.“ Aiko wollte noch weiterfragen, doch in diesem Moment hörte sie die Stimme ihrer Mutter rufen. Es war Zeit für ihre Katana Übungen. Durch den fremden Besucher, den sie hatte bewirten müssen, hatte sie bereits die Lehrstunde mit dem Kampfstab versäumt, doch das war keine Entschuldigung, sich aus ihrer täglichen Routine reißen zu lassen. Der Großvater machte sich auf den Weg in seinen Garten, um für seine Ahnherrin, die große Tetsuko ein Räucherstäbchen anzuzünden. Er musste jetzt nachdenken. Er wusste, dass seine Träume ihm auch etwas über Aiko’s Zukunft verraten hatten, doch diese Dinge hatte er seiner Enkelin noch verheimlicht. Hoffentlich konnte er sie noch lange genug beschützen. ++++ Malkuth, Straße des Kaisers selbe Zeit Die Straße des Kaisers glänzte im feierlichen Licht hunderter Fackeln, Kerzen, Laternen und Öllampen, welche seltsame Muster auf Wände und Höhlendecke zeichneten. Ebenso auf ihre Träger, doch Warren hatte es längst aufgegeben, sich über die verschiedenartigen Gesichter zu wundern, die an ihm vorbeizogen. Manche dieser Wesen hatten überhaupt kein erkennbares Gesicht, andere sogar mehrere. Es gab Gesichter, die an Tiere erinnerten, an Menschen, an Pflanzen, Steine und flüssiges Licht, und solche, die man überhaupt nicht einordnen konnte. Noch niemals hatte er so viele verschiedene Wesenheiten an einem Ort gesehen. Nur, dass sie alle miteinander an diesem Ort lebten. In dieser Stadt, Malkuth. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne, und versuchte, all die neugierigen und erwartungsvollen Blicke zu ignorieren, um nicht noch nervöser zu werden, als er es ohnehin schon war. Zum Glück befand er sich relativ in der Mitte der großen Prozession, und so gab es für die Zuschauer noch genügend anderes zu sehen. Der Dämon neben ihm, ein grünlich-gräuliches Wesen voller seltsamer Falten und Hautlappen schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, welches er ziemlich gequält erwiderte. Hoffentlich war dieses ganze Ritualzeugs bald vorbei, und er hatte seine Ruhe vor dem Lärm, den Lichtern und den neugierigen Blicken. Das Tor am Ende der Straße kam in Sicht, wie alle Tore der seltsamen Stadt auch dieses mit geheimnisvollen Bildern und Zeichen verziert. Auf dem Torbogen erkannte er die Darstellung eines Sonnensystems mit den alchemistischen Schriftzeichen für die einzelnen Himmelskörper und die dazugehörigen Metalle. Bartholomew und eine weitere Zaddik, eine orientalisch aussehende Frau, deren Körper nur von Goldschmuck verhüllt wurde, hatten sich links und rechts neben den beiden Säulen postiert. Bartholomew lächelte die Neuankömmlinge freundlich an, doch der Gesichtsausdruck der Frau blieb ernst, ihre stechenden gelben Augen unverwandt auf die Einziehenden gerichtet. Als sie das Tor durchschritten, konnte Warren erkennen, dass sie nur bis zur Taille menschlich war, ihr Unterkörper war der einer gewaltigen Schlange. Im Gegensatz zum grellen Farbenspiel draußen, war die Halle von Chockmah von sanftem, gleichmäßig scheinendem, perlgrauem Licht erfüllt, welches aus einer Art Brunnen in deren Mitte zu kommen schien. Eine schimmernde Flüssigkeit rann aus einer dunklen Kugel, und lief sternförmig auseinander, um sich schließlich in einem gewaltigen Becken zu sammeln. Alle Geschöpfe versammelten sich rund um den Brunnen, wobei die Zaddikim – zweiunddreißig an der Zahl – den inneren, und ebenso viele Neuankömmlinge den äußeren Kreis bildeten. Die Decke, die sich über ihnen wölbte, zeigte verschiedene Sternbilder, aber es waren nicht nur diejenigen, die er von der Erde her kannte. Seltsame Konstellationen an Sternen, Planeten und Galaxien, die sich zu Bildern formten. Eine der vielen Bedeutungen von Chockmah war der Kosmos. “Tritt näher, wir erwarten dich.“ Wie eine einzige mächtige Stimme schallte der Chor durch den Raum, als die Zaddikim ihre Gesichter nach außen wandten, um ihr jeweiliges Gegenüber anzublicken. “Wurdest du in unseren Gesetzen unterwiesen?“ “Ja, ich wurde.“ Die Antworten waren weniger einheitlich, weniger harmonisch, durchsetzt von manch zitternder Stimme. “Es ist dir klar, was du tust, wenn du dich uns anschließt. Heute Nacht wirst du einen neuen Weg beschreiten, und alles was früher war, wird nichts sein, als ein Traum.“ “Ja, ich weiß.“ Ob sie das Ausmaß dieser Worte wirklich verstanden, blieb zu bezweifeln, aber die Regeln waren mit der Zeit auch um einiges lockerer geworden. Viele Bewohner Malkuth’s hielten durchaus noch Kontakte zu Verwandten und ihren früheren Freunden, welche außerhalb der Stadt lebten. Aber einen Abschied von ihrem alten Leben bedeutete der Eintritt in diese Gemeinschaft allemal. Und einen Neubeginn. “Das Blut des Cabal kennt alle Wahrheit. Auch du musst bereit sein, den Spruch des Blutes zu erdulden.“ “Ja, ich bin.“ Zweiunddreißig Hände, Klauen, Krallen, Pfoten und Pfötchen tauchten in die schimmernde Flüssigkeit ein, ihr perlmuttgraues Leuchten schien sich zu verstärken und auf ihre Träger überzugehen. Nun waren es die Zaddikim, die auf ihre Gegenüber zuschritten, die feurigen Hände ausgestreckt wie strahlende Leuchtfeuer, die sie vor sich hertrugen. Furcht machte sich auf den Gesichtern breit, niemand hatte ihnen gesagt, dass sie nach dem Gespräch mit Bartholomew, und der Geistschau durch Babette noch einen weiteren Test zu bestehen hatten. Dennoch wich kein Einziger zurück, als sich die Hand wie eine züngelnde Flamme seiner, oder ihrer Brust näherte. Sie waren schon zu weit gekommen, um jetzt noch umkehren zu können. Die Hand brannte wie Feuer auf seiner bloßen Haut, schmerzte, als wolle sie sich in seinen Körper hineinbohren. Alles um ihn herum verschwamm, die Höhlendecke wurde zum Nachthimmel, die Wände zu Bäumen, der Boden zu Laub. Das Gesicht der Schlangendämonin verzerrte sich, ihr schwarzes Haar flatterte um ihn herum – und nun war es plötzlich Willow, die ihm entgegenblickte, ihre Züge von Hass und schwarzer Magie entstellt. Und dann dieses kleine kalte Lächeln, als sie seinen Körper in Stücke riss. Er wollte schreien, doch sein Mund war mit groben Stichen zugenäht. Der grauenvolle Geruch seines eigenen verbrannten Fleisches stieg ihm in die Nase und Willow’s Gesicht wurde zu Katrina’s, mit einem anklagenden Blick in den toten leeren Augen, zu Buffy’s, die blutüberströmt auf dem Boden lag. Schüsse hallten in seinen Ohren, ihm wurde schlecht von dem kupfrigen Blutgeruch, als dieser plötzlich zu Blumenduft wurde, seine Mutter arbeitete in ihrem geliebten Vorgarten, und schickte ihn in den Keller, um frische Blumenerde zu holen. Er war wieder zehn Jahre alt, und spielte mit seinen Star Wars Figuren. Er war wieder ein Teenager und baute seine Raumschiffe zusammen, rannte vor den Jungs aus seiner Klasse weg, damit sie ihn nicht schon wieder verprügelten, zerbrach sich den Kopf, was er anstellen konnte, um von Andrew und Jonathan in ihre Clique aufgenommen zu werden, weil er unter seinen eigenen Altersgenossen keine Freunde fand. Die Geräusche, die Gerüche, die Gesichter wurden zu einem wirbelnden Kaleidoskop, das seine Augen zum Flimmern und seinen Kopf zum Dröhnen brachte. Ihn schwindelte, er wäre fast vornüber gekippt, doch schaffte er es, aufrecht stehen zu bleiben. Diese Bilder waren Vergangenheit, sie waren sein bisheriges Leben, doch er war hierher gekommen, um neu anzufangen, und all dies hinter sich zu lassen. Ein Klirren zerriss den Vorhang der Erinnerung, etwas Kleines Metallisches war vor ihm auf den mit Muscheln verzierten Boden der Halle von Chockmah gefallen. Muscheln...eine der vielen Bedeutungen von Chockmah war das Meer... Zaddik Lakshmi, die Schlangendämonin hob den winzigen Gegenstand auf und betrachtete ihn. Es war eine Pistolenkugel. Ihr Blick wanderte von dem Geschoß zu der blutenden Wunde auf Warren’s Brust, die sich jetzt langsam schloss. Nur ein paar einzelne Blutstropfen hafteten noch immer an dem zerbrochenen Anhänger, den er um den Hals trug. “Warren Mears,“ sagte sie, und diesmal konnte er ihre Stimme deutlich aus dem Chor heraushören. “Die Stämme des Mondes haben dich erhört. Du bist in die Gemeinschaft von Malkuth aufgenommen.“ Warren atmete tief durch, und spürte den betäubenden Geruch von überreifen Pfirsichen seine Nase kitzeln. Es war kein echter Pfirsichgeruch, es war der Duft von Andrew’s Haaren, sie rochen nach dem Shampoo, das Andrew am letzten Wochenende benutzt hatte. Der Duft war keine Einbildung, er war real, ein schwacher Abglanz davon haftete noch an seinen Fingern... Opening Credits AKT 1 April 2004, Gegenwart, Buffy’s Wohnung, abends Shin war nervös. Etwas, das vielleicht einmal pro Reinkarnation vorkam. Aber dies war auch eine ganz besondere Situation und diesmal würden ihm weder Familientraditionen noch Schutzamulette helfen, sie zu überleben. Er holte tief Luft. Zum Glück war er es von klein auf gewohnt, seine Gefühle zu verbergen, also würde zumindest keiner der Anwesenden bemerken wie nervös er wirklich war. Ein Trost, wenn auch ein schwacher. Dawn drückte seine Hand unter dem Tisch, und er schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Nun gut, sie durfte es bemerken. Sie war ja schließlich seine Freundin. ”Also, Shin. Du und Dawn, ihr seid Kollegen, hab‘ ich gehört,” räusperte sich Buffy, um die Aufmerksamkeit des jungen Paares auf sich zu lenken. ’Ein blöderer Spruch ist dir wohl nicht eingefallen’, schalt sie sich selbst, ’genau dasselbe hast du ihn doch schon an deinem Geburtstag gefragt!“ Mit einer ruckartigen Bewegung, die den ganzen Tisch zum Wackeln brachte, riss Shin seine Hand von Dawn‘s los und starrte Buffy wie ein erschrockenes Reh an. Sie erwartet eine Antwort von dir, schoss es ihm durch den Kopf. ”Uhh…Ja. Dawn und ich haben uns auf der Arbeit kennen gelernt!” stammelte er hastig und steckte sich den Rest von seinem Essen in den Mund. ”Die beste Möglichkeit, um jemanden kennen zu lernen” schaltete sich Robin ein und grinste Faith, die neben ihm am Tisch saß, liebevoll an. Eine Weile herrschte Stille. Mist, dachte Buffy. Genau das war die Situation, vor der sie sich gefürchtet hatte. Jetzt war Dawn‘s Freund schon mal da und bot die beste Gelegenheit etwas mehr über ihn zu erfahren und da wusste sie nicht einmal mehr, was sie noch fragen sollte! Wenn wenigstens Xander, oder Willow hier gewesen wären! Einer von ihnen hätte sicher gewusst, wie man das Gespräch in Gang halten konnte. Aber ihre beiden besten Freunde hatten die Einladung zum gemeinsamen Abendessen mit Bedauern abgelehnt. Buffy’s Idee war sehr spontan gewesen, und die beiden hatten für heute schon etwas vorgehabt. Auch Giles und Andrew hatten sich entschuldigt. ”Also, ich hol‘ dann mal den Nachtisch!” rief die blonde Jägerin übertrieben fröhlich und stand auf. ”Ich helfe dir!” fiel Faith, sich ebenfalls erhebend, ein. ”Ich wusste immer, dass tief in dir eine perfekte kleine Hausfrau steckt!” bemerkte Robin scherzhaft und fing sich auf diese Bemerkung einen bösen Blick ein, dem ein Augenrollen folgte. In der Küche machte sich Faith daran, mit einem Löffel im Eis herum zu hacken, als wäre es ein Gegner, den es zu besiegen galt, während Buffy durch einen Türspalt beobachtete wie Dawn‘s Hand sich in Shin‘s legte. Beide tauschten verliebte Blicke, während ihre Füße unter dem Tisch die des anderen suchten. Faith wiederum beobachtete Buffy und hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen. ”Ronah hat auch einen neuen Freund. Ich bin nicht grad‘ Experte in solchen Dingen. Ich denk‘ mir immer nur, wenn der Typ sie auf irgendeine Art und Weise verletzt, dann verletz‘ ich ihn, aber richtig!” Die blonde Jägerin grinste ein wenig in Faith‘s Richtung. ”Ich schätze das ist für uns beide noch Neuland!” sagte sie, beobachtete wie Dawn Shin ein Küsschen auf die Wange drückte, und seufzte. ”Was denkst du? Ob Shin der Richtige für Dawn ist? Ich will nicht, dass sie den gleichen Fehler macht wie ihre große Schwester.” ”Shin ist kein Vampir, B.” gab Faith zu bedenken. ”Justin war einer!” Die dunkelhaarige sah die blonde Jägerin verwirrt an. Wer zur Hölle war Justin? Buffy erinnerte sich, dass sie Faith nie von der Sache erzählt hatte und setzte zu einer Erklärung an, beobachtete aber nach wie vor Shin und Dawn beim Turteln. ”Es war Halloween. Dawn hat erzählt, sie würde bei ihrer besten Freundin Janice schlafen und hat sich stattdessen mit ein paar Typen herumgetrieben. Vampire. Dawn muss wohl in diesen Kerl verliebt gewesen sein…naja.” Faith ließ überrascht den Mund offen stehen. Die kleine Dawnie trieb sich mit Vampiren herum? Anscheinend hatten sich nicht nur Buffy und die Clique total verändert. ”Ich schätze, wir müssen uns dran gewöhnen, dass Ronah und Dawn erwachsen werden. Verbieten können wir ihnen sowieso nichts und wenn, dann machen sie es heimlich.” Beide Jägerinnen schwiegen für eine Weile und beobachteten Dawn‘s und Shin‘s Geturtel. ”Ich werd` dann mal zu den anderen zurückgehen. Sie warten bestimmt schon auf den Nachtisch!” Damit nahm die dunkelhaarige Jägerin die ersten beiden Eisbecher von der Theke und balancierte sie zum Essenstisch, wo Robin sie schon mit einem liebevollen Kuss empfing. Buffy kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Irgendwie waren Dawn, Shin, Robin und Faith ja zu beneiden. Sie wirkten alle vier so glücklich und Shin schien ein lieber Kerl zu sein, der Dawn geradezu anbetete. Die blonde Jägerin dachte angestrengt darüber nach, wie lange es her war, dass ihr ein Mann den Hof gemacht hatte. Ihre erste große Liebe war Angel gewesen, aber die Beziehung, die sie sich immer gewünscht hatte, hatte sie mit Riley geführt. Ein normaler, solider Kerl und ein Mädchen mit Superkräften in einer fast normalen, ruhigen Beziehung. Wieder einmal fragte sich die Jägerin, ob sie selbst am Ende dieser Beziehung Schuld gewesen war, ob es ihr verletzter Stolz war, der alles ruiniert hatte. Riley hatte ihr eine Menge bedeutet und zu spät hatte sie erkannt, dass er sich für sie aufgeopfert hatte, während sie seine Bemühungen nie anerkannt und ihn immer wieder von sich gestoßen hatte. Nach und nach war sie es gewesen, die die Beziehung zerstört hatte. Nicht Riley. Er hatte geglaubt, sie liebe ihn nicht und vielleicht hatte er irgendwie sogar Recht gehabt. Vielleicht hatte sie ihn nicht auf dieselbe Weise lieben können, wie er sie. Nicht so, wie er es nach seiner Unterstützung und all seinen tapferen Taten verdient gehabt hätte! Und war es bei Spike nicht ähnlich gewesen? Oder hatte sie nur wieder einmal komplett den Überblick über ihre Gefühle verloren? Wie schon so oft... Irgendwie hatte sie nie jemandem das geben können, was er.... ‘Buffy, hör sofort damit auf, dich fertig zu machen,‘ schalt sie sich selbst. Sie fragte sich, ob sie jemals wieder die Chance haben würde, eine normale Beziehung zu führen, ohne Tod und Verzweiflung. Und vor allem nicht zu einem übernatürlichen Wesen, ganz egal ob Vampir, oder sonst was! Buffy wurde es zuviel, darüber nachzugrübeln, war es leid, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob sie eines Tages den Richtigen treffen würde. Wenn es soweit war, würde sie es merken, redete die Jägerin sich ein und zufrieden mit diesem Gedanken widmete sie sich den restlichen Eisbechern. Und entschied sich dafür, der Beziehung von Dawn und Shin eine Chance zu geben. Wer weiß? Vielleicht würde ihrer kleinen Schwester das gelingen, was Buffy schon seit Jahren mit den verschiedensten Männern immer versucht hatte…Eine normale Beziehung zu führen, eine die von Harmonie bestimmt war, nicht von Schmerz. ++++ Wächterhaus, selbe Zeit Die Stille im Konferenzraum wurde nur gelegentlich durch ein Rascheln unterbrochen, wenn Giles oder Willow eine Seite ihres Buches umblätterten. Oder durch das leise ’Klonk’ einer auf den Tisch zurückgestellten Teetasse, und das Kratzen eines Stiftes auf Papier, wenn einer der beiden sich Notizen machte. Ansonsten herrschte konzentriertes Schweigen zwischen den beiden. Seit zwei Stunden saßen sie nun schon über Giles Bücher- und Schriftrollensammlung, von der er sich Ergebnisse versprach. Als Willow am Telefon zugestimmt hatte, Giles heute Abend zu helfen, hatte sie geglaubt, dass sie nach neuen Hinweisen auf und über die Reiter suchen würden. Sie war sehr überrascht gewesen, dass es Giles nur um den Unsterblichen ging. Jenes Wesen oder jene Person, von der Dawn und sie in der Energiedimension erfahren hatten. Inzwischen schien Giles wirklich überzeugt davon zu sein, dass er wichtig für sie im Kampf gegen die Reiter des Todes war. Anscheinend gestaltete sich aber die Suche nach Informationen über ihn schwieriger, als Willow geglaubt hatte. Natürlich klang ihr sein Name nach jemandem, der die Geschichtsbücher des Rates füllen musste. Dem war auch so, doch keiner dieser vielen angeblichen Unsterblichen schien der Richtige zu sein. Und falls doch, wie sollten sie es wissen? Müde rieb sie sich über die Augen, griff nach ihrer Tasse Tee und nahm einen Schluck. Die Recherche war langwierig und anstrengend. Etwas, das ihren Kopfschmerzen nicht dienlich war. Aber sie hatte keine andere Wahl, wenn es um den Kampf gegen das Böse ging. Das Aspirin, das sie vor einer Stunde auf der Toilette geschluckt hatte, ließ langsam wieder nach, doch sie musste vorsichtig sein. Wenn sie zu viel auf einmal am Tag davon einnahm, würde sie entweder bald keine Wirkung mehr spüren oder tablettenabhängig werden. Beides war nicht gerade sehr verlockend. Und wieder zwang sich ihr der quälende Gedanke auf: Sie hatte keine andere Wahl, wenn sie mit ihren Schmerzen irgendwie leben wollte. Giles’ Zeigefinger fuhr über eine Zeile aramäischer Schriftzeichen, die er jetzt bereits zum dritten Mal zu lesen versuchte. An eine Übersetzung hatte er noch nicht gedacht, nicht in seinem unkonzentrierten Zustand. Seit zwei Stunden war ihm besorgniserregend aufgefallen, dass er in Gedanken immer wieder von der Arbeit abgelenkt wurde. Aber er konnte einfach nichts dagegen tun. Es war, als habe er keine andere Wahl. Immer wieder musste er an Lily denken, an ihren Vorsprung im Rat, und an seine Kollegen, von denen er geglaubt hatte, dass sie ihm vertrauten und auf seiner Seite stünden. Er wagte sich nicht vorzustellen, was Lily ihnen über Cleveland erzählt haben musste, so dass sie sich von ihm abgewandt hatten. Dies bereitete nur zusätzliche Kopfschmerzen... Würden die Kopfschmerzen schlimmer werden? Willow sah kurz auf und stellte fest, dass Giles auf einen Punkt in seinem Buch starrte und selbst nicht sehr konzentriert wirkte. Im Moment hatten alle mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen und genau das machte Willow ein wenig Angst. Ihre ’Dämonen’ schienen nämlich mächtiger zu werden und langsam Besitz von ihr zu ergreifen. Alles hatte einmal so harmlos angefangen... es war nur ein Gefühl gewesen, ein mächtiges Gefühl... die vereinte Kraft und Macht aller Jägerinnen auf der Welt. Doch dann waren die Stimmen gekommen. Erst selten und leise waren sie in ihrem Kopf gewesen, doch bald schon hatte sie sie nicht mehr ignorieren können und selbst wenn sie im Bett lag und versuchte zu schlafen, hörte sie unzählige Jägerinnen auf der Welt durcheinander plappern. Und dann kamen die Schmerzen... hin und wieder. Es hatte ihr Angst gemacht, bis sie begriff, dass sie nicht krank war, sondern die Jägerinnen bei ihren Kämpfen spürte, ihre Verletzungen und Niederlagen... Eine Niederlage nach der anderen mussten sie einstecken, gestand sich Giles in Gedanken ein und fuhr sich ein wenig beunruhigt durch das Haar, blickte ermüdet auf und ertappte Willow dabei, wie sie auf einen Punkt ihr gegenüber an der Wand starrte. Vielleicht wurde es Zeit eine Pause zu machen? Doch war an so etwas in solchen Zeiten zu denken? Sie hatten nichts in der Hand, um den Rat von Lily’s Intrigen zu überzeugen. Dafür war Lily einfach zu gut darin, Menschen gegeneinander auszuspielen und sicher spielten ihre Ausstrahlung und ihre gewinnende Art eine große Rolle dabei. Dabei hatte alles so gut angefangen. Mit ihr an seiner Seite hatte er sich gestärkt gefühlt, hatte geglaubt mit ihrer Hilfe in einer neuen Welt von Jägerinnen und Wächtern Ordnung zu schaffen, und sah sich bereits damit ganz gut arrangiert, dass sie wieder in seinem Leben war... nicht nur als Kollegin. Dabei hatte sie langsam und schleichend alles untergraben, was ihm in diesem Leben etwas bedeutet hatte.... Langsam und schleichend hatten die Schmerzen zugenommen und es gab in den letzten Wochen kaum einen Tag oder eine Nacht, wo die Visionen über Jägerinnen in Not oder auch im Sieg ausblieben – Willow riss sich vom langweiligen Anblick der Wand ab, bemerkte Giles Blick auf sich und lächelte ihn verlegen an, während sie ihren Laptop heranholte. Sie bekam immer mehr Angst vor den Schmerzen, Visionen und Stimmen und wenn sie spürte, dass sich einer dieser “Anfälle“ nährte, versuchte sie sofort einen Ort zu finden, an dem sie alleine und ungestört war. Dass ihr dieses Missgeschick in der Vorlesung passiert war, war Willow noch immer peinlich und eigentlich war es der beste Beweis dafür, dass sie “es“ nicht mehr länger unter Kontrolle hatte, sondern dass ihre Visionen sie fest im Griff hatten. Dies war auch einer der Gründe, warum sie Buffy’s Einladung für heute Abend ausgeschlagen hatte. Wenn es um Teambesprechungen und Recherche ging, konnte sie es nicht vermeiden mit den anderen zusammen zu sein, aber der Gedanke an ein gemeinsames Abendessen mit allen, hatte sie plötzlich mit Horror erfüllt. Was, wenn die anderen etwas bemerkten? Sie musste endlich anfangen, mit jemandem darüber zu reden. Ernsthaft reden. Nicht nur andeutungsweise, wie sie es vor vielen Wochen einmal mit Giles versucht hatte. Die Hoffnung, dass es besser wurde oder aufhörte, hatte sie längst aufgegeben. Hoffnung darauf, dass sich alles aufklären ließ, dass Lily vielleicht tatsächlich Absichten verfolgte, die er verstehen konnte, waren an dem Tag gestorben, als Giles den Brief ihres Anwaltes erhalten hatte und er herausfinden musste, dass sie Vi getötet hatte. Er musste damit leben, dass eine Frau, der er vertraut – die er geliebt hatte, und die er zu kennen glaubte, sie alle verraten und verkauft hatte... doch immer wieder darüber zu grübeln, sich Vorwürfe zu machen oder die Möglichkeiten abzuwiegen, was passiert wäre, wenn er in manchen Situationen misstrauischer reagiert hatte, führte zu nichts. Es lenkte nur ab. Also beschloss Giles sich wieder auf seine Bücher zu konzentrieren und warf Willow noch einen kurzen fragenden Blick zu, als sie ihren Laptop aktivierte. Willow zuckte mit den Schultern, als sie den Blick des Wächters sah und rief ihren Browser auf. “Vielleicht hilft uns das Netz weiter.“ Giles nickte und sah wieder auf sein Buch, während Willow Suchbegriffe eintippte und hoffte, auf diese Weise etwas Ablenkung von ihren Gedanken zu finden. ++++ Games In, selbe Zeit “Scott,“ brüllte Andrew. “Du, ich pack’s dann!“ Er deutete mit dem Finger auf sich selbst und anschließend auf die Türe, denn er ging nicht davon aus, dass sein Boss auch nur ein einziges Wort gehört hatte. Judas Priest kreischte aus dem Kopfhörer von Scott’s Discman, und dieser bangte dazu, während er gleichzeitig die Kasse machte, und wieder einmal lautstark über die Slipknot Kiddies und die Dimmu Borgir Girlies von heute schimpfte. Andrew kannte das alles zur Genüge und hatte nicht vor, die Litanei zu unterbrechen. Er räumte den Staubsauger in den hinteren Raum zurück, schnappte sich seine Jeansjacke, und marschierte aus dem Laden. Leider war es ein bisschen spät, um noch bei Buffy’s Dinnerparty vorbeizuschauen, also entschloss er sich dazu, nach Hause zu gehen. Es gab noch weitere Wege nach Malkuth, als durch die Große Unruhe – magische und nicht magische – doch leider kannte er keinen einzigen von ihnen. Er hielt sich mit den Händen die Ohren zu, um das Rattern des mächtigen Uhrwerks auszublenden und riskierte keinen Blick auf die gewaltigen, messerscharfen Zahnräder über ihm. Jedes Mal, wenn er hier durch musste, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Sechs Zeiger, dreizehn Stunden. Was in aller Welt zeigte diese Uhr überhaupt an? Er hatte Gerüchte gehört, dass es etwas mit der Weltzeit der Dämonen zu tun hatte, jenen Tagen, an denen die Großen Alten diese Welt regiert hatten, einer Zeit, die längst vergangen war, und doch irgendwann wiederkehren sollte. Andere dagegen behaupteten, dass die Uhr auf magische Weise mit den Bewohnern von Malkuth in Verbindung stand, und die Lebenszeit eines jeden einzelnen anzeigte, wenn man sie nur richtig zu lesen verstand. Wieder andere behaupteten, die Uhr stamme aus einer Welt ohne Shrimp. Er machte einen gewaltigen Satz nach vorne, um dem Pendel auszuweichen, welches mal wieder seine Richtung geändert hatte – und befand sich mitten in einer Höhle. Keine der offiziellen Straßen, nur ein schlichter Gang mit ein paar Fackeln an den Wänden. Zwar gab es elektrisches Licht in Malkuth, doch da nicht alle seine Bewohner es vertrugen, durfte es nur privat verwendet werden und nicht an öffentlichen Plätzen. Er durchschritt das Tor, winkte Rchsss, dem Taparrich Dämon, mit dem er manchmal Globb spielte, zu und machte sich innerlich bereit, sich durch das Gewühl der Halle von Tipharet zu kämpfen. Tipharet war die zweitgrößte Halle der Stadt, nur die Halle von Malkuth, die zu Vollversammlungen diente, war noch gewaltiger. Tipharet war der offizielle Marktplatz, überfüllt mit Ständen und Geschäften, Läden in Zelten, hölzernen Bauten oder steinernen Nischen an den Wänden. Hier wurde rund um die Uhr gehandelt. “Grillen, leckere Grillen, köstliche Käfer, geröstete Libellenlarven!“ überkreischte die Stimme der Gottesanbeterin den Lärm um sie herum. Andrew duckte sich rasch hinter eine Säule, doch zu spät, sie hatte ihn schon gesehen. “Willst du nicht eine Tüte saurer Ameisen, mein Herr? Sehr bekömmlich, und für Menschen auch sehr gesund.“ “Nein...uhm, danke.“ Der blonde Junge suchte rasch das Weite und schlängelte sich zwischen einem Schmuckständchen und einem Dämon, der nur aus Gelatine zu bestehen schien, hindurch. Insekten waren nicht unbedingt das, was er sich zum Nachtmahl vorstellte, selbst wenn sie für Menschen genießbar waren. Vielleicht sollte er ein paar muddazakhanische Schoten mitnehmen, daraus ließ sich morgen ein leckeres Chili zubereiten. Gedankenverloren kramte er in seiner Hosentasche nach Essensmarken, doch er fand nur Papierfasern. Dass Warren aber auch immer vergaß, die Taschen zu checken, bevor er die Hosen in die Waschmaschine warf! Als Andrew in die Straße des Eremiten einbog, stieß er beinahe mit Clem zusammen. Dessen Gesicht verschwand beinahe komplett hinter einer prallgefüllten Einkaufstasche, welche der faltige Dämon auf den Armen trug. Ein violettes kohlähnliches Gemüse machte sich selbständig, rollte auf dem Boden herum und begann auf tentakelartigen Blättern davon zu watscheln. “Aaaandrew!“ kreischte Clem. “Lass dich knuddeln, Kleiner!“ “Dein Dragnesi -Kohl!“ Geschickt wich Andrew Armen und Tasche aus, um dem Kohlkopf hinterherzulaufen. Normalerweise hatte er nichts gegen Clem’s Knuddelattacken, aber diese zappelnde Einkaufstasche war ihm nicht so ganz geheuer. “Sind da Kätzchen drin?“ fragte er vorsichtig, als er den watschelnden Kohlkopf aufhob. Clem schüttelte den Kopf. “Keine Kätzchen. Bonita meint, ich muss auf meinen Cholesterinspiegel achten!“ Er seufzte tief, nahm Andrew den Kohl ab, und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Tipharet. “Ich muss noch mal zurück, hab’ vergessen, die Sirdalmi Eier zu kaufen. Bonita braucht sie fürs Frühstück morgen...ach ist das schön, das der Strom endlich wieder geht. Hoffentlich bleibt das jetzt so...bis dann!“ “Bis dann, Clem!“ Der Junge setzte seinen Weg fort, er hatte es jetzt nicht mehr weit bis nach Hause. Die Wohnung lag an der Straße des Glücks zwischen den Hallen Chesed und Netzach. Besser hätten sie es gar nicht treffen können, fand Andrew, denn die Straße des Glücks war wunderschön mit ihren kleinen Brunnen und den Statuen der Glücksgottheiten aus verschiedenen Dimensionen. Die beiden Tore waren in Form von Rädern gebaut, man musste daran drehen, um sie zu durchqueren und die Straße zu betreten. Das Kichern eines kleinen Mädchens schallte ihm entgegen, als er seine Hand auf die goldschimmernde Oberfläche des Rades legte, und die Tür wurde von der anderen Seite festgehalten. “Hallo?“ rief er hinüber. “Klopf, klopf!“ Als Antwort nur wieder dieses Kichern, wer immer dort auf der anderen Seite war, kannte offensichtlich keine Klopf-klopf Witze. Endlich wurde die Tür losgelassen, und Andrew sah sich zwei schlangenartigen Naga Dämonen gegenüber. Die kleinere der beiden war ihrem menschenähnlichen Kopf nach zu urteilen ein etwa zwölfjähriges Mädchen, der größere ein Junge im frühen Teenageralter. Obwohl er ein wenig älter zu sein schien als das Mädchen, war sein Kopf eher der einer Schlange und trug noch kaum menschliche Züge. Laut Giles’ schlauen Büchern bekamen Naga ihre menschlichen Oberkörper und Gesichter mit dem Erwachsenwerden, aber die Wirklichkeit sah etwas anders aus. Kein Schlangendämon glich hundertprozentig einem anderen. “Hallo Mensch.“ Das Mädchen kicherte wieder, und zupfte verlegen an ihren Haaren. “Ich bin Sundari. Das da ist mein großer Bruder Arjuna. Er spricht nicht deine Sprache.“ Der männliche Naga bäumte sich auf und zischte etwas, das wohl eine Begrüßung darstellen sollte. Sein Schlangenkörper war um einige Fuß länger, als der des Mädchens. Andrew wusste, wenn er einem solchen Dämon außerhalb Malkuth’s begegnen würde, hätte er schon längst die Beine in die Hand genommen. Aber hier drinnen gab es weitaus größere und gruseligere Dämonen, vor denen man sich nicht zu fürchten brauchte. “Hallo, ihr zwei!“ Andrew nickte den beiden zu. “Ich bin zwar ein Mensch, aber wir haben auch Namen. Ich bin ein Andrew...ich meine natürlich, mein Name ist Andrew.“ “Endruu,“ wiederholte das Mädchen mit ihrem rollenden Akzent und fragte neugierig weiter. “Mein Bruder will wissen... du kennst...Slayer?“ “Die Band?“ fragte Andrew und blickte das Mädchen ebenso verwirrt an, wie sie ihn. Für einen Moment musste er an Scott denken. Sundari beriet sich kurz mit ihrem Bruder, das leise Zischen und Schnalzen ihrer Zungen hallte von den Wänden wieder. “Ach du meinst die Jägerinnen?“ wollte Andrew wissen, bei dem es jetzt endlich ’klick’ gemacht hatte. “Yep, ich kenne einige von ihnen. Sie sind gefährlich und man muss ihnen aus dem Weg gehen! Genau, wie das Gesetz von Malkuth es verlangt.“ Das Mädchen wollte noch mehr fragen, wurde aber von ihrem Bruder unterbrochen. “Wir müssen Hause,“ erklärte sie und mit einem weiteren Kichern wandte sie sich um, und beide krochen davon, durchs Tor hindurch. ’Hoffentlich kommen diese Teenies nicht auf dumme Ideen’, überlegt Andrew, als er seinen Weg fortsetzte. Leise öffnete er die Wohnungstüre, denn er wusste nicht, ob Warren um diese Zeit noch wach war. Die letzten Tage waren für ihn stressig gewesen, die ganzen Stromausfälle und so. Er hatte ein paar Mal mitten in der Nacht raus müssen. Der Fernseher lief – Clem hatte also Recht behalten, der Strom ging wieder. Mit einem Jubelschrei stürzte sich Andrew auf die Fernbedienung und versuchte sie Warren zu entreißen, welcher vor der Glotze auf der Couch hockte. Warren hielt die Fernbedienung mit einer Hand über seinen Kopf, während er mit der anderen Andrew zu Boden schubste. “Geh’ weg!“ “Blödmann!“ Andrew warf sich längelang vor den Fernseher und kickte provokativ mit den Füßen in die Luft. “Geh’ mir aus dem Bild mit deinen Quadratlatschen, du hirnlose Matschbirne!“ “Selber Matschbirne...autsch, lass mich los! Hör auf! Aaaah...das tut weh!“ “Soll’s ja auch!“ “Hmmm...du bist ein Dreckskerl!“ Warren knipste den Fernseher aus. “Ich weiß.“ ++++ Xander’s Appartment, nächster Morgen Seine Füße waren kalt. Langsam räkelte Xander sich, einzelne Traumfetzen wirbelten noch in seinem Kopf herum, und zog die Bettdecke wieder in die richtige Position, so dass seine Füße nicht mehr herausragten. Diese Decke war eindeutig zu klein. Hmmm....Kaffeeduft! War Andrew heute dran mit Frühstückmachen? Die Erinnerung an einen seltsamen Traum spukte noch einige Zeit durch seine Gedanken, doch sie wurden bereits schwächer. Seine ganzen Freunde waren in dem Traum gewesen, doch er hatte nicht zu ihnen kommen können so sehr er es auch versuchte, als ob eine unsichtbare Wand zwischen ihnen gewesen wäre. Ihre Gesichter hatten traurig ausgesehen, als wären sie auf einer Beerdigung. Mehr war nicht mehr übrig, doch dieser Teil des Traumes hatte wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sollte ihm das zu denken geben? Vermutlich. Die Zimmertür öffnete sich und eine wunderbare Duftwolke von Kaffee, frischem Toast, Rühreiern und Speck wallte ihm entgegen. Darüber das lächelnde Gesicht von Eve “Frühstück ist fertig!“ Auf ihren Armen balancierte sie ein absolut überfülltes Tablett: “Ich wusste nicht, was du magst, also habe ich von allem etwas mitgebracht, was ich in deiner Küche gefunden habe.“ “Sollte das nicht eigentlich meine Aufgabe sein?“ scherzte er, während er sich zur Seite rollte, um ihr Platz zu machen. “Zumindest in den Filmen machen das immer die Männer.“ “Lass mich dich doch ein bisschen verwöhnen...“ Mit einem verschmitzten Lächeln stellte sie das Tablett ab und ließ sich bei ihm im Bett nieder, “Außerdem hatte ich Hunger und du...“ sie stupste ihre Nase gegen seine, “hast so süß geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken.“ Sein Blick glitt über ihren nur in ein hauchdünnes Nachthemd gehüllten Körper. “Ich bin froh dass du bei mir bist! Und das sag’ ich bestimmt nicht nur wegen ein paar Eiern mit Speck!“ War er das wirklich, oder war er nur froh darüber, dass er nicht allein sein musste? Liebte er sie, oder war es nur ein Weg, seine Schmerzen zu unterdrücken? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen, auf jeden Fall war es ein gutes Gefühl jemanden zu haben, der für ihn da war. Aber war das genug? Verdammt, was war in letzter Zeit nur mit ihm los? Er erkannte sich fast selbst nicht wieder, wenn er in den Spiegel guckte, allein die Tatsache, wie er mit seinen Freunden umging! War es wirklich nötig gewesen, bei dem Streit mit Andrew so auszurasten? Oder war es nötig gewesen, Buffy und Willow bei Giles anzuschwärzen? Er hatte in beiden Fällen seine Gründe gehabt, doch die Frage, die ihn wirklich beschäftigte, war nicht, ob es richtig oder falsch gewesen war, sondern ob der “alte Xander“ es auch so gemacht hätte. Vermutlich nicht. Aber Schmerz veränderte einen Menschen. Zuerst leise und schleichend, und dann brach er wie eine Lawine aus einem heraus, und zerstörte alles, was auf seinem Weg lag. Konnte er etwas daran ändern? Konnte er die Scherben aufklauben, und wieder zusammensetzen? Es musste eine Möglichkeit geben. Auch Willow war es damals gelungen, und ihr Weg zurück war viel weiter gewesen, als seiner... Das Schwierigste an einem Weg war immer der erste Schritt...vielleicht sollte er einfach losgehen... “Willst du?“, Eve hielt ihm ein Croissant unter die Nase, “Was ist mit dir, du wirkst so in Gedanken versunken?“ Was Anya wohl zu ihr gesagt hätte? In Gedanken sah er ihr Gesicht vor sich, wie sie Eve abschätzend betrachtete. Hm...ein bisschen groß vielleicht! Figur eigentlich okay, aber an meine schlanke Taille kommt sie nicht ran! Und diese Klamotten erst! Aber zumindest eine Frau, die was von Geld versteht! Sie würde es ihm wünschen, wieder glücklich zu sein, das wusste er. War er glücklich? Auf jeden Fall hatte er das Gefühl zu heilen, dieses Lächeln und diese Berührungen waren wie Balsam auf einer Wunde. Vielleicht würde er sich eines Tages in dieses Lächeln verlieben, doch darüber wollte er sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. “Es ist nichts, ich war nur mit meinen Gedanken schon in den Verhandlungen, die nächste Woche anstehen.“ Er ergriff das Croissant, “Danke, es sieht verdammt lecker aus, ich habe fast so viel Lust darauf, es zu essen wie ich Lust habe, dich zu küssen.“ “Na gut, nicht annähernd so viel, aber das ist bestimmt nicht die Schuld vom Croissant!“, fügte er hinzu, als sich ihre Lippen wieder von einander lösten. ++++ Cleveland, angemietetes Büro, nachmittags “Hunderte von Jägerinnen aus aller Herren Länder, und jede von ihnen steht unter dem Kommando des Wächterrats - meines Rats.“ Lily machte keine Anstalten, den Triumph in ihrer Stimme zu verbergen. “Innerhalb von vierzehn Tagen kann ich etwa zweihundert von ihnen mobil machen. Das sollte wirklich genügen, um jede Dämonenstadt in den Staub zu stampfen!“ “Nur zweihundert?“ Mit einem lauten Klacken ließ Kan Hsirg sein Zigarrenetui zuschnappen. “Ich hatte mit mindestens der doppelten Anzahl gerechnet.“ Lily zog die Augenbrauen hoch. “Wer hätte gedacht, dass Sie Jägerinnen noch immer unterschätzen, Mr. Romero. Haben Sie denn nichts aus ihren bisherigen Erfahrungen gelernt?“ “Touché, meine Liebe.“ Immer noch leicht angesäuert blickte der Dämon über den Konferenztisch des Büros. Ein runder Tisch, damit niemand das Kopfende für sich beanspruchen konnte. Zwar war dieser Krieg seine Agenda, aber sie alle drei waren gleichberechtigte Partner in dieser Aktion. D’Hoffryn, der Lily schräg gegenüber saß, hatte sich bisher sehr zurückgehalten, und eher die Gespräche der beiden anderen verfolgt, als sich selbst einzubringen. Zum Thema Armee hatte er ohnehin nicht viel beizutragen, denn er weigerte sich strikt, seine Rachedämonen in die Sache hineinzuziehen. Kan Hsirg war es gleich. Er hatte jetzt Lily’s Jägerinnen. D’Hoffryn’s Hilfe brauchte er für etwas anderes, und dazu würden sie noch kommen, sobald Punkt eins – er meinte natürlich Punkt zwei geklärt war. “Mr. D’ Hoffryn,“ wandte Lily sich nun mit liebenswerter Miene an den Rachedämon, “Sie haben uns immer noch nicht verraten, warum Sie sich nun doch entschieden haben, an unserem kleinen Krieg teilzunehmen. Klären Sie uns doch bitte auf.“ “Sie haben ebenfalls keinen Grund angegeben, Ms. Usher,“ entgegnete der Angesprochene vorsichtig. “Woher sollen wir wissen, ob Sie nicht in Wirklichkeit nur ihre eigenen Ziele verfolgen?“ Eine Weile schwiegen sie sich beide lächelnd an. Kan Hsirg wurde es schließlich zu dumm. “Natürlich verfolgt jeder von uns seine eigenen Interessen, und keiner kann dem anderen trauen. Noch bevor diese Zusammenarbeit beendet ist, wird einer von uns dreien die beiden anderen übers Ohr hauen, und die ganze Beute für sich allein behalten. Könnten wir jetzt bitte wieder zur Tagesordnung übergehen?“ “Welche Beute?“ fragten Lily und D’Hoffryn wie aus einem Munde. “Sie haben die richtige Frage gestellt,“ entgegnete Kan und lehnte sich in seinem Bürosessel zurück. “Welche Beute? Darf ich Sie daran erinnern, meine lieben Geschäftspartner, dass es bei dieser Zusammenarbeit weder darum geht, ein begehrtes Objekt zu erringen, noch in den Genuss besonderer Vorteile zu kommen? Wir wollen lediglich etwas kaputt machen, und ein paar Leute umbringen.“ Er zog an seiner Zigarre. “Ihre persönlichen Motive, Ziele und Interessen sind also für diese Zusammenarbeit vollkommen unerheblich. Bleiben Sie ruhig darauf sitzen.“ “Besser hätte ich es selbst nicht ausdrücken können.“ Anerkennend zog Lily die Mundwinkel hoch. “Also gut, dreihundert Jägerinnen. Aber dies ist nun wirklich mein letztes Angebot.“ “Angenommen.“ Die Schiebetüre öffnete sich und Gretchen stakste herein. “Möchte jemand Kaffee? Tee, vielleicht, oder Kekse? Salzstangen?“ “Husch, husch ins Körbchen.“ D’Hoffryn machte eine abwehrende Handbewegung, um das schwarzhaarige Mädchen wieder hinauszuschicken. Die Rachedämonin verzog enttäuscht das Gesicht. “Also, ich könnte eine Tasse Kaffee vertragen.“ Kan Hsirg kramte einen zerknitterten Zettel aus seiner Anzugtasche hervor. “Punkt eins beziehungsweise zwei, Armee dürfte nun geklärt sein. Kommen wir nun zu Punkt zwei, beziehungsweise eins. Wie Sie bereits wissen, sind meine bisherigen Versuche, etwas über die Lage und den Aufbau von Malkuth zu erfahren, allesamt fehlgeschlagen. Ein Geschäftspartner sollte mir das Gedächtnis eines Bewohners der Stadt besorgen, aber daraus wurde leider nichts. Ich stehe wieder am Anfang.“ “Vielleicht weiß Buffy, wo sich die Stadt befindet,“ plapperte Gretchen dazwischen, als sie die dampfende Kaffeetasse vor dem Dämon abstellte. “Wir kennen uns flüchtig, müssen Sie wissen, ich könnte ihr zufällig über den Weg laufen. ’Hallo Buffy, erinnerst du dich noch an mich? Wir sind zusammen von Sydney nach L.A. geflogen, du wolltest mir doch schreiben...“ “Gretchen, du strapazierst meine Geduld,“ unterbrach D’Hoffryn mit zusammengebissenen Zähnen. “Abmarsch, aber sofort!“ “Ist ja gut,“ murmelte die junge Frau beleidigt, und zupfte an einer ihrer Haarnadeln. Ausnahmsweise trug sie heute keinen seitlichen Pferdeschwanz, sondern hatte sich die Haare hochgesteckt – passend zum Häubchen ihres schwarz-weißen Serviermädchenaufzugs. “Ich glaube nicht, dass Bartholomew einer der Jägerinnen etwas über Malkuth verraten hat,“ überlegte Kan Hsirg. “Sie mögen zwar ein Bündnis geschlossen haben, aber soweit wird er ihr noch nicht vertrauen.“ Lily horchte auf. Buffy hatte tatsächlich ein Bündnis mit Mo? Das wurde ja immer interessanter, was man hier so erfuhr. “Was ist mit Bartholomew selbst, oder einem anderen Stadtbewohner?“ fragte sie. “Kann man nicht einfach jemanden kidnappen, und versuchen, ein paar Informationen aus ihm herauszuquetschen?“ “Schwierig.“ Hsirg verzog das Gesicht. “Die meisten von ihnen würden ihre Heimat selbst unter Folter nicht verraten, und wenn wir zu viele gefangen nehmen, fällt das auf und sie sind gewarnt...“ “Dämonen mit einem Begriff von Loyalität?“ Das halte ich für ein Gerücht,“ unterbrach Lily spitz und ignorierte die ungehaltenen Blicke ihrer Gesprächspartner. “...wenn wir allerdings jemanden wüssten, der es mit der Loyalität nicht so weit hält, und den wir unter geeigneten Druck setzen könnten...“ Mit geheimnisvollem Lächeln blickte Hsirg zu D’Hoffryn hinüber. “Gretchen,“ rief D’Hoffryn die Rachedämonin zurück, die bereits an der Tür stand. “Es gibt Arbeit für dich!“ ++++ Friedhof in Cleveland, abends ”Denkst du wirklich, dass sie da drin sind?” fragte Dawn und sah Ronah unsicher an. Sie hielt den Pflock verkrampft in der Hand und sah sich noch einmal kurz um, bevor sie sich wieder Ronah zuwandte. ”Ich hab‘ die zwei gestern Nacht hierher verfolgt. Als ich ihnen allerdings ins Mausoleum gefolgt bin, wurde ich von mindestens fünfzehn Vampiren überrascht,” antwortete die dunkelhäutige Jägerin, steckte kurz den Pflock weg und festigte sich noch einmal den Zopf, den sie sich vor einigen Stunden gebunden hatte, um nicht wie in der Nacht zuvor wieder an den Haaren durch den halben Friedhof geschleift zu werden. Na ja, nachdem sie endlich frei kam, hatte sie ihm wenigstens noch alle Knochen gebrochen, bevor sie ihn zu Staub verarbeitet hatte. “Buffy, Faith.. jetzt!” wisperte Dawn, die sich mittlerweile wieder gefangen hatte, oder zumindest ihre Nervosität nicht mehr zeigte. Natürlich hatte sie schon oft gegen Dämonen und Vampire gekämpft, und natürlich auch schon zusammen mit Buffy, aber heute war es eine Art Bewährungsprobe. Buffy wollte sehen, wie gut ihre Schwester als Jägerin wirklich war. Einerseits machte es Dawn stolz, dass Buffy sich nicht mehr gegen den Gedanken sträubte, mit ihr gemeinsam auf die Jagd zu gehen. Lange genug hatte es ja gedauert, bis sie sich davon überzeugen ließ. Andererseits bereitete es ihr Herzklopfen. Was, wenn sie nicht gut genug war? Oder schlimmer noch, was wenn es wieder nur ein Strohfeuer war? Schon einmal hatte Buffy ihr versichert, dass sie mit ihr trainieren und jagen wolle, aber letztendlich war nicht viel daraus geworden. Im nächsten Moment trat Dawn die alte Holztür auf, drehte sich wieder zur Wand und drückte sich fest gegen diese. Lautes Knurren drang aus dem alten Steingrab, als Buffy und Faith aus einigen Metern Entfernung Flaschen in das Gebäude warfen, die sie mit Öl gefüllt hatten. Sie hatten Tücher in die Flaschenhälse gesteckt, die sie zuvor in die Flüssigkeit getunkt hatten, und diese dann angezündet. Als die Flaschen jetzt im Lager der Vampirgang aufschlugen, verteilte sich das Öl und fing sofort Feuer. Faith nahm die letzte Flasche, warf diese in den Raum und kickte dann die Flaschenkiste außer Reichweite. ”Showtime!” schrie Buffy und die vier Jägerinnen verteilten sich endlich auf dem Platz vor dem Steingrab, als wie gerufen die ersten Vampire schreiend aus dem engen Raum flohen, einige von ihnen brannten wie lebende Fackeln, aber genug andere hatten es irgendwie geschafft, dem Feuer auszuweichen. Ronah stellte dem Erstbesten ein Bein (besser so?), woraufhin dieser zu Boden stürzte und von Faith in der Sekunde drauf hoch gerissen wurde. Die dunkelhaarige Jägerin schlug ihm fest ihre Faust ins Gesicht, wodurch der Vampir verwirrt nach hinten stolperte und dann einen stechenden Schmerz in der Brustgegend spürte. Ronah zog ihren Pflock wieder aus dem Rücken des Vampirs, woraufhin dieser sich in Staub auflöste und widmete sich dem nächsten Flüchtenden, der nicht brannte. Dawn stürzte sich auf den ersten nicht brennenden Vampir, der in ihre Reichweite kam. Er war etwa in ihrem Alter gewesen, als er gestorben war, nur war das schon mindestens hundert Jahre her, zumindest wenn man das nach seinem Modegeschmack beurteilte. ”Dreckige Jägerin!” schrie er Dawn an, holte aus, und schlug ihr seine rechte Faust direkt ins Gesicht. Dawn schrie auf, stolperte nach hinten und sah ihn geschockt an. Wo war sie nur mit ihren Gedanken? Sie wollte sich gerade ducken, um dem Typ den Boden unter den Füßen weg zu ziehen, als plötzlich Buffy auftauchte, und dem Vampir in den Rücken trat, woraufhin dieser nach vorne stolperte, und direkt auf Dawn landete. Dawn’s Hals war mit einem Mal völlig ausgetrocknet, kein Ton verließ ihre Kehle. Geschockt starrte sie das Monster an, welches sie anknurrte, und ihr dann seine blanken Zähne zeigte. ‘Mach was, Dawn!’ schoss es ihr durch den Kopf, doch bevor sie reagieren konnte, hatte ihre große Schwester den Vampir schon gepackt und gegen die Mauer geschleudert. Dawn kämpfte sich hoch, doch Buffy hatte den Vampir, IHREN Vampir, schon erledigt. ”Was sollte das denn?” beschwerte sich Dawn, duckte sich unter dem nächsten Angreifer hinweg und sah Buffy genervt an. Konnte sie ihr nicht einmal vertrauen? Das waren doch nur verdammte Vampire. ”Runter!” schrie Buffy, schleuderte ihren Vampir zur Seite, stieß Dawn leicht nach rechts und trieb einem weiteren Vampir, der sich dort positioniert hatte, den Pflock ins Herz. ”Konzentrier dich endlich!” schrie Buffy ihre Schwester an. Genervt drehte sich Buffy wieder um, und konnte nicht verhindern, dass ihr eine leise Stimme im Hinterkopf zuflüsterte: ’Ich hab’s ja gewusst.’ Sie verscheuchte diesen Gedanken allerdings sofort, Dawn war eine Jägerin und sie würde diese Tatsache verdammt noch mal akzeptieren! War hier nicht irgendwo ein Vampir, an dem sie ihre Wut auslassen konnte? Inzwischen war schon vollkommenes Chaos ausgebrochen. Überall liefen brennende Vampire herum, und auch die alten trockenen Wurzeln, die sich an den Innen – und Außenwänden des alten Grabes entlang geschlungen hatten, waren mittlerweile in Flammen aufgegangen. Ihr Blick wanderte zu Faith und Ronah, die einige Meter entfernt zwei Vampire bearbeiteten, welche vom Feuer verschont geblieben waren. Faith trat ihrem in den Magen, woraufhin dieser sich vor Schmerzen nach vorne beugte. Ronah stieß ihren kräftig nach hinten, wodurch der über den anderen Vampir flog und schlussendlich konnten Faith und Ronah die am Boden liegenden Vampire mit Leichtigkeit vernichten. Buffy atmete tief ein, während sie geistig abwesend ihrem nächsten Angreifer die Faust in die Rippen schlug. Es würde sicher noch ein langer langer Weg werden, bis sie mit Dawn in einem solchen Einklang kämpfen konnte, wie Faith und Ronah es beherrschten. Warum nur hatte sie damals aufgehört, mit ihrer Schwester zu trainieren? Dawn schrie auf, und Buffy fuhr erschrocken herum, woraufhin der Vampir sie packte und die kurze Unaufmerksamkeit ausnutzte, um sie zu Fall zu bringen. Die blonde Jägerin musste erkennen, dass ihre Schwester nur einer brennenden Fackel ausgewichen war. ‘Ich muss ihr sagen, dass sie sich dieses blöde Geschrei sparen soll...’ dachte sie sich, während sie eine Rolle nach hinten machte, den Vampir packte und diesen ebenfalls zu Fall brachte. Eine große Ulme, die neben dem Mausoleum gestanden hatte, fing ebenfalls Feuer und zwang den dunklen Schatten, der sich dahinter befand, sich etwas weiter zu bewegen. Das sollten also die gefürchteten Jägerinnen sein? Diese herumkreischenden Menschenmädchen? Kopfschüttelnd hielt die schemenhafte Figur Ausschau nach einer weiteren, sicheren Stelle. ++++ Am Hafen, vor dem Black Pearl, selbe Zeit “Ich geh’ da nicht rein, solang’ sie da drin ist, klar? Keine zehn Pferde bringen mich jetzt da rein!“ Andrew stieß einen lauten Seufzer aus, und ließ seinen Blick über die vertäuten Boote am Kai schweifen. “Na schön! Dann werden wir halt den ganzen Abend hier dumm rum stehen und den Pos beim Schaukeln zugucken.“ “Wir können ja woanders hingehen...“ schlug Warren halbherzig vor. Er lehnte an der Holzwand einer Bootshalle, seine Lederjacke lässig über der Schulter, und blickte misstrauisch zum Black Pearl hinüber. “Klar. Und wieder rausfliegen, weil du dich nicht benehmen kannst!“ “Ich?“ schrie Warren entrüstet zurück. “Wer musste denn unbedingt von meiner Bratwurst abbeißen?“ “Ich war hungrig,“ verteidigte sich Andrew mit einem unschuldigen Augenaufschlag und trat einen Schritt näher an Warren heran, so dass sich ihre Nasen fast berührten. “Und freiwillig wolltest du mir ja nix abgeben, du Geizkragen...außerdem, wenn du mir nicht meine Käsesahne weggegessen hättest, wär’ ich vielleicht schon vorher satt geworden, also ist es alles deine Schuld und du bist außerdem...hgrrrmpf...mpf...bn...“ “Halt die Klappe!“ Warren drängte Andrew grob gegen die Wand des Bootshauses, ein glutheißes Funkeln war in seine schwarzen Augen getreten. Der andere Junge gab einen kätzchenhaften Laut von sich, ein hilflos wimmerndes Maunzen und ließ sich mit halbherzigem Widerstand gegen das harte Holz schubsen, wieder und wieder. Er zuckte zusammen, und wand sich, als die eiskalten Metallbeschläge sich schmerzhaft in seinen Rücken pressten, doch dann krallten sich Hände in sein verschwitztes blondes Haar, rissen ihm den Kopf in den Nacken, und legten seine Kehle frei. Heißer Atem senkte sich darüber... “Friss deinen Mensch gefälligst woanders,“ beschwerte sich der M’Fashnik, der gerade an ihnen vorbeistapfte. “Willst du sämtliche Jägerinnen der Stadt anlocken?“ “Verschwinde,“ knurrte Warren ihn an. “Würd’ ich gerne,“ grinste der Dämon, “aber der Zaddik schickt mich. Hat was mit dem Kleinen da zu bereden!“ “Was’n?“ Benommen richtete Andrew sich auf und starrte einen Moment lang verständnislos in der Gegend herum, bevor sich seine Augen wieder fokussierten. “Worum geht’s denn?“ “Hat er nicht gesagt, Mann, is’ privat. Er wartet in seinem Büro auf dich.“ Der Dämon wedelte mit den Armen in Richtung Black Pearl. “Okay, dann geh’ zu ihm zurück und sag ihm, Andrew wird in ein paar Minuten da sein,“ warf Warren ungeduldig ein. “Nope, ist nicht nötig!“ Andrew schüttelte den Kopf und schlüpfte geschmeidig unter Warren’s Arm hindurch. “Andrew wird jetzt gleich mitkommen und in ein paar Minuten wieder zurück sein.“ “Hinterhältiges Miststück!“ Warren’s Augen sprühten Funken. Er wollte Andrew folgen, doch der M’Fashnik schüttelte den Kopf. “Er will mit ihm allein sprechen.“ “Na toll!“ Frustriert ließ sich Warren gegen die Wand sinken und folgte Andrew mit den Blicken, als dieser dem M’Fashnik hinterher trottete. Kurz vor der Tür wandte sich der blonde Junge noch einmal um, und zwinkerte ihm schelmisch zu, bevor seine unschuldigen Blauaugen mitsamt dem Rest von ihm im Dunkel verschwanden. Solche Augen gehörten absolut verboten, zumindest bei einem Jungen. Selbst wenn er in Wirklichkeit kein richtiger Junge war, sondern von einem Planeten mit Zuckerwattewolken und rosa Einhörnern stammte. “Lange nicht gesehen, Warren!“ Eine Mädchenstimme riss ihn aus seinen Gedanken. “Hast du mich wenigstens vermisst?“ “Gretchen!“ Entsetzt taumelte Warren an der Wand entlang und sah sich mit panischen Augen nach einem Fluchtweg um. “Was zum Teufel willst du von mir? Wie hast du mich überhaupt gefunden?“ ++++ Black Pearl, etwas später “Andrew, du hast sie wohl nicht mehr alle!“ Kennedy, die Cocktail trinkend mit einigen Dämonen an der Bar gesessen hatte, war erschrocken aufgesprungen. “Willst du dich umbringen? Du kannst nicht so einfach in eine Dämonenbar reinspazieren, als wäre das...“ “Es ist in Ordnung, Kenny!“ Mo war soeben aus der Türe seines Büros getreten. “Ich bin sicher, Andrew wird dir alles später erklären. Wenn du uns jetzt bitte entschuldigen würdest...“ er nickte dem jungen Mann zu und machte eine einladende Geste. Andrew bemühte sich zu lächeln, doch es misslang gründlich. Er konnte sich schon denken, warum der Dämon ihn zu sich bestellt hatte. Jetzt blieb ihm nur die Hoffnung, dass das Gespräch einigermaßen glimpflich ausging. “Ich denke, du weißt, worum es geht.“ Mo schloss die Tür, nahm an seinem Schreibtisch Platz und bot auch Andrew einen Stuhl an. Dieser zog es allerdings vor, noch etwas länger den Unschuldigen zu spielen, und den bärtigen Dämon mit einem verwirrten Blick anzusehen. “Was hab’ ich gemacht?“ “Das weißt du sehr gut.“ Mo kaufte ihm die Unschuldsnummer nicht ab, und kam sofort auf den Punkt. “Du lebst seit einiger Zeit an einem Ort, der nicht für dich und deinesgleichen geschaffen ist.“ Andrew seufzte leise. “Ist das denn wirklich so schlimm?“ fragte er. “Ich meine, ich störe doch niemanden, oder hat sich jemand beschwert?“ “Ich fürchte, du verstehst nicht.“ Mo’s Stimme klang sehr ernst und auch ein wenig traurig. “Es geht hier nicht um dich. Weder ich noch ein anderer vom hohen Rat in Malkuth haben etwas gegen dich persönlich. Aber du bist ein Mensch, und diese Stadt ist die Heimat von Dämonen. Und unser Gesetz verbietet es, dass Menschen unter uns leben.“ “Du hast Recht, das verstehe ich wirklich nicht.“ Andrew zog schmollend die Unterlippe vor. “Das ist nämlich Diskriminierung. Und überhaupt, deine Frau ist auch ein Mensch, und sie lebt auch bei dir in Malkuth.“ “Das ist etwas anderes,“ erklärte Mo. “Sie ist schließlich meine Ehefrau.“ “Sag ich doch, Diskriminierung!“ “Darum geht es nicht,“ unterbrach Mo, noch bevor Andrew einen seiner Redeflüsse beginnen konnte. “Hör zu, wir sind dir gegenüber schon mehr als großzügig gewesen. Normalerweise ist es verboten, dass Menschen überhaupt von der Existenz unserer Stadt erfahren. Dein Gefährte hat bereits das Gesetz gebrochen, indem er dir von Malkuth erzählt hat. Aber wir haben ihn dafür nicht bestraft, ja wir haben nicht einmal eingegriffen, als du ihn dort besucht hast. Wir haben dich in Malkuth ein- und ausgehen lassen, ohne dich daran zu hindern, weil wir wissen, dass du nicht unser Feind bist.“ Er lehnte sich nach vorne und blickte seinen Gesprächspartner eindringlich an. “Aber nun hast du unsere Gastfreundschaft endgültig überstrapaziert. Du kannst nicht unter uns leben wie einer von uns, Andrew, das geht nicht. Du bist keiner von uns!“ “Das hast du schon gesagt, Mo, aber du hast mir immer noch nicht erklärt, wo das Problem liegt,“ Andrew’s Stimme klang ein wenig verletzt. “Ist natürlich klar, dass eure Stadt ein Geheimnis bleiben muss, und alles, aber nur weil es Menschen gibt, die euch angreifen würden, heißt das doch nicht, dass wir alle so sind. Glaubst du wirklich, ich würd’ jemals etwas tun, das euch schaden könnte? Traust du mir so was zu?“ Mo schüttelte den Kopf. “Nein, aber die Meinung eines Einzelnen entscheidet nicht über die Geschicke unserer Stadt. Unser Gesetz erlaubt nicht, dass Menschen unter uns leben, und solch grundlegende Gesetze zu ändern, ist ein langer schwieriger Prozess. Und ich fürchte, die meisten von uns haben zu viele negative Erfahrungen mit Menschen gemacht, um sich für solche Veränderungen begeistern zu können. Man kann Veränderungen nicht einfach erzwingen, man muss sie sich langsam entwickeln lassen...“ Andrew senkte den Kopf, ihm waren die Argumente ausgegangen. “Und wie soll es jetzt weitergehen?“ fragte er leise. ++++ Friedhof in Cleveland, etwas später ”Ronah, pass auf!” schrie Faith, während sie dem Vampir, der sich rechts neben ihr befand, ihren Ellenbogen in den Magen schlug, sich dann sofort umdrehte, ihn erfasste und ihn gegen die brennende Ulme schleuderte. Ronah sprang zur Seite, stärkte den Griff um den Pflock und trieb dem untoten Wesen die Waffe ins Herz, bevor es wieder vor den Flammen fliehen konnte. Buffy schleuderte ihren Angreifer einige Meter über den Friedhof, während Dawn die blonde Vampirin, deren Haare in lodernde Flammen aufgegangen waren, mit einem Kurzschwert köpfte. ”Das war’s, oder?” Dawn blieb stehen, holte tief Luft und sah sich um. Buffy machte mit ihrem Vampir nun kurzen Prozess, während Faith und Ronah die letzte Vampirin gegen den brennenden Baum schleuderten, woraufhin diese sofort zu brennen begann, und daraufhin zu Staub zerfiel. ”Sieht so aus..” antwortete Ronah, die ihren Zopf löste und ihre nun freien Haare ausschüttelte. ”Wie viele waren denn in diesem kleinen Grab drin? Dreißig?” Faith steckte den Pflock ein, und sah besorgt zu dem brennenden Baum auf. ”Die Feuerwehr wird sicherlich bald hier auftauchen..” murmelte sie, zuckte dann allerdings mit den Schultern. Was juckte sie das schon? Es war nur ein blöder, alter Baum. ”Nein, dort hinten!” schrie Buffy plötzlich, schoss an Dawn, Faith und Ronah vorbei und lief auf einen großen, dunklen Schatten zu, der sich von der brennenden Ulme weg bewegte. ”Oh, da haben wir mal wieder ‘ne kleine Schlange aus ihrem Loch geholt... klasse..” flüsterte Buffy, als sie den massigen Dämon erblickte, der nun im Gras verharrte, und sie mit seinen Schlitzaugen misstrauisch anvisierte. Die restlichen drei Jägerinnen kamen angelaufen, und blieben mit stehen, eine Mischung aus Verwirrung und Verwunderung in ihren Blicken. Ronah sah Faith verstört an, und trat einen Schritt zurück. Das Ding war so... riesig. ”Ein Naga...” flüsterte Dawn und stellte sich neben ihre Schwester in die erste Reihe. Der gewaltige Schlangendämon zischte laut, während er sich allerdings nicht vom Fleck bewegte. Vor den Jägerinnen lag im Dunklen eine gewaltige Mischung aus Mensch und Schlange. Der Dämon war überall mit Schlangenhaut bedeckt, und sein langer Schwanz ringelte sich hinter ihm im Gras. Erst ab dem Torso war es der Körper eines Menschen, wobei der Kopf eine Mischung aus beidem zu sein schien. Eine gespaltene Zunge zappelte zwischen seinen Lippen. ”Stimmt, und ich hatte schon zweimal die Ehre, gegen einen zu kämpfen,” flüsterte Buffy, und dachte für den Bruchteil einer Sekunde zurück an die High School, als sie Cordelia rettete, kurz bevor sie einem Naga Dämon geopfert werden sollte. Danach sah sie in Gedanken die riesige Schlange, die Glory auf sie gehetzt hatte, um Dawn zu finden. ”Sie sind gefährlich, also seid vorsichtig. Ihr Haut ist ziemlich hart..” weiter kam die blonde Jägerin allerdings nicht, da der Naga plötzlich nach vorne schoss und direkt auf die Gruppe zu kam. Dieser Naga schien noch recht jung zu sein, da er noch um einiges kleiner war, als Glory’s Diener von damals. Aber wenn er sich aufbäumte, so wie er es jetzt tat, war er doch mindestens um drei Köpfe größer, als die Jägerinnen. ”Passt auf!” schrie Buffy, und stieß Dawn leicht beiseite, wobei sie ihr das Kurzschwert aus der Hand riss, und auf den Naga zulief. Sie holte mit der Hand aus und boxte ihn fest in den Oberkörper. Der Dämon schien davon aber nicht viel zu spüren, und stieß sie nur kräftig beiseite. Buffy’s Körper schlug fest gegen einen der alten, großen Bäume. Weit entfernt konnte sie schon die ersten Feuerwehrsirenen hören. ”Los!” schrie Faith, woraufhin sie zusammen mit Ronah auf den Naga zusprintete, um ihn von beiden Seiten anzugreifen. Sie sprangen kurz vor ihm in die Luft und machten jeweils einen Backflip, wobei sie ihm die Füße direkt ins Gesicht schlugen. Überrascht und leicht benommen verharrte der Dämon und musste anscheinend kurz dagegen ankämpfen, nicht umzufallen. Ronah und Faith landeten wieder auf ihren Füßen, auch Buffy konnte sich wieder aufrappeln. Sie hatte das Schwert in einiger Entfernung unabsichtlich fallen gelassen, und sich daher einen großen Ast der brennenden Ulme abgebrochen. Jetzt jagte sie damit auf den Naga zu. ”Wer hat Lust auf gegrillten Naga?” schrie Buffy, bevor sie plötzlich stehen blieb, zielte und den Ast wie einen brennenden Speer auf den Dämon zuschoss. Er bohrte sich in den großen Schwanz, woraufhin der Dämon einen lauten Schmerzensschrei ausstieß, und danach den brennenden Ast wieder abschüttelte. Die Kreatur zischte laut und panisch auf. Es gab keinen Fluchtweg, da hinter ihm nur das Feuer und die schmiedeeiserne Umzähnung des Friedhofes waren. Er sah sich kurz um, erblickte dann Dawn, die bisher nur wie angewurzelt am Rand des Feldes gestanden hatte und schoss auf sie zu. ”Dawn, pass auf!” schrie Buffy, aber dieses Mal war sie außer Reichweite, um ihrer kleinen Schwester zu helfen. Sie sprintete auf die Stelle zu, an der ihr Schwert lag, machte eine Rolle und erfasste es dabei. Kurz darauf stand sie wieder und lief neben Ronah und Faith dem Naga nach, der noch immer auf Dawn zusteuerte. Der gewaltige Schwanz des Dämons schlug zur Seite, erfasste die junge Jägerin und riss sie zu Boden. Die Schlangenkreatur bäumte sich auf, der mächtige Körper schwebte über dem jungen Mädchen, welches ihm panisch entgegen starrte. Buffy blieb vor Entsetzen das Herz stehen, der Angreifer musste sich nur fallenlassen, um ihrer kleinen Schwester das Genick zu brechen. Oder mit seinen gewaltigen Fangzähnen zustoßen und ihr die Kehle herausreißen. ++++ Am Hafen, vor dem Black Pearl, selbe Zeit “Weglaufen bringt nichts, Warren!“ In einem Wirbel aus zuckenden Flammen erschien Gretchen wieder vor ihm, und pustete sich die Asche von ihrem violetten Minikleidchen. “Teleportieren geht nämlich schneller, musst du wissen. Oder wie ihr Geeks so schön dazu sagt: ’Beamen’!“ “Du kannst mir nichts tun!“ Warren’s Stimme zitterte, und er fühlte das Pochen seines Herzens bis in den Hals hinauf. “Wenn du mich angreifst, dann legst du dich auch mit meinen Freunden an. Mächtige Freunde! Und du kriegst jede Menge Ärger, das schwör’ ich dir!“ “Mächtige Freunde?“ Gretchen zog zweifelnd eine Augenbraue hoch. “Ich seh’ hier jedenfalls keine. “Du weißt ganz genau, von wem ich rede!“ Wenn er sie nur lange genug hinhalten konnte, würde vielleicht jemand im Black Pearl bemerken, dass er in Schwierigkeiten war und Hilfe holen. Für irgendwas musste diese Gemeinschaft ja gut sein. “Mach’ dir bloß nicht in die Hose,“ sie grinste verächtlich. “Wenn Lord D’Hoffryn dich wirklich hätte umbringen wollen, dann hätte er’s längst getan, Malkuth hin oder her. Aber den ganzen Trouble mit Bartholomew und seinen Spießgesellen warst du ihm einfach nicht wert. Soviel Stress für ein bisschen Energie? Nein, danke!“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und hielt mitten in der Bewegung inne, um ihren Nagellack zu begutachten. “Was willst du überhaupt?“ fragte Warren, der nur sehr schwer seine Erleichterung darüber verbergen konnte, dass sie nicht gekommen war, um ihn umzubringen. “Dir ein Angebot unterbreiten.“ Ihre Stimme schlug einen Geschäftston an. “Was würdest du davon halten, wieder Teil der Familie zu werden? Mit allen Fähigkeiten und Kräften, die einem als Rachedämon so zur Verfügung stehen? Einschließlich Wünsche erfüllen, ewiges Leben und...“sie verschwand in einem Feuerwirbel, um einen Augenblick später dicht neben ihm zu erscheinen... “Beam me up, Scotty!“ Sie neigte sich nach vorne und biss ihm ins Ohrläppchen. “Und wenn Lord D’Hoffryn mit dir zufrieden ist, lässt er dich vielleicht sogar wieder ein bisschen mit dem Feuer spielen. Nur für den Fall, dass es da noch irgendwelche Schlampen von Jägerinnen gibt, an denen du dich rächen willst. Na, was würdest du davon halten?“ ++++ Friedhof in Cleveland, etwas später Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, panische Mädchenaugen blickten in ebenso panische Dämonenaugen, diese seltsamen schlangenartigen Schlitze, welche immer noch glühend über ihr schwebten. Dann verschwanden sie. Die Kreatur hatte sich abgewandt. ”DAWN!” schrie Buffy, nickte ihrer Schwester zu, die sie geschockt ansah, und warf ihr das Schwert zu. Sie sprang hoch, fischte die Waffe aus der Luft, doch sie machte keinerlei Anstalten, dem Dämon zu folgen. Verwundert flogen die Blicke der anderen drei Jägerinnen zwischen Dawn und dem Naga hin und her, welcher sich in Windeseile den Kiesweg bis zum Ausgang entlang schlängelte, sich den nächsten Kanaldeckel suchte, durch den er passte, und daraufhin im Untergrund von Cleveland verschwand. ”Was war das denn?” fragte Buffy und blickte verwirrt von Faith über Ronah zu Dawn. Die ersten beiden zuckten allerdings nur mit den Schultern und warteten dann ebenfalls neugierig auf die Antwort von Buffy’s Schwester. ”Na ja... er hat mir nichts getan, er wollte einfach nur weg...” murmelte Dawn und starrte noch immer in die Richtung, in die der Dämon geflohen war. ”Er hätte mich töten können, aber das hat er nicht... wie soll ich ihn da noch angreifen? ”Oh, und dann hat er gegen uns gekämpft, weil es ihm von einer höheren Macht befohlen wurde? Denkst du er hört Stimmen? Vielleicht war es ja ein schizophrener Naga..” antwortete Faith ein wenig spöttisch, konnte aber nicht verhindern, dass sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht breit machte. ”Das ist nicht witzig!” schrie Buffy, die noch am ganzen Körper zitterte. ”Dawn hätte sterben können!” ”Aber ich lebe noch.” Entschieden drehte sich Dawn wieder zu ihrer Schwester. ”Er hat mich nicht angegriffen, ja eigentlich überhaupt keinen von uns. Vorhin hätte er dir mit einem Schlag von seinem Schwanz alle Rippen brechen können, aber auch das hat er nicht. Er wollte einfach nur von uns und dem Feuer weg. ”Apropos Feuer, wir sollten schleunigst hier verschwinden. Die Feuerwehr trifft sicher jede Sekunde hier ein..” merkte Ronah an, woraufhin die anderen Jägerinnen nickten und auf den Ausgang zuliefen. Das Heulen der Sirenen war um einiges lauter geworden, als zuvor. Sobald sie den Friedhof verlassen hatten, bogen die Jägerinnen in die Straße in Richtung des Wächterhauses ein und sahen nachdenklich in die Dunkelheit. Nach einigen langen Minuten voller Schweigen erbarmte sich Buffy und ergriff endlich das Wort. ”Okay, er hat dich verschont, aber ich weiß trotzdem nicht, ob es richtig war, ihn fliehen zu lassen.” Sie bemühte sich, den Vorwurf in ihrer Stimme möglichst klein zu halten. ”Ich bin Naga Dämonen bisher zweimal begegnet, und beide Male waren sie sehr gefährlich und schreckten absolut nicht davor zurück, Menschen zu töten..” ”Na ja, aber mir kam es einfach richtig vor. Weißt du, ich hatte so ein Gefühl, tief in meinem Inneren ...” Dawn blickte zu ihrer Schwester und suchte Augenkontakt. ”Du hast mir immer erzählt, dass Jägerinnen wichtige Entscheidungen oft nach ihren Gefühlen fällen sollen, weil diese einen meist nicht trügen. Und für mich war es richtig, ihn gehen zu lassen... er hat doch genau dasselbe getan.” ”Instinkte, nicht Gefühle...” entgegnete Buffy. ” Dawn, deine Gefühle in allen Ehren, aber für mich erschien der Naga gefährlich genug, um einen Grund zu haben, ihn zu verfolgen. Natürlich sollten wir nicht so einfach alles umbringen, was uns über den Weg läuft, schließlich sind wir die Guten...” sie suchte nach den richtigen Worten. Faith hielt kurz im Laufen inne, und sah für den Bruchteil einer Sekunde zu Buffy. Eigentlich wollte sie sich nicht in eine Auseinandersetzung zwischen den Schwestern einmischen, aber hier ging es um mehr, als um Dawn’s Training und geschwisterliche Beziehungen. ”Was meinst du damit B? Ich meine, hallo, wir sind Jägerinnen. Das war ein Dämon.” ”Du redest schon beinahe wie sie...” ”Was meinst du damit?” Verwundert blickten die Jägerinnen zu Ronah. Auch sie hatte bis jetzt geschwiegen, um sich nicht in den Schwesternstreit einzumischen. ”Nicht so wichtig,” wehrte Ronah ab, aber als die anderen sie weiterhin anblickten, fügte sie vorsichtig hinzu. ”Sie hat gesagt, dass die offizielle Aufgabe einer Jägerin darin besteht, alle Dämonen zu jagen, und zu vernichten. Sie meinte, dass diese Welt den Menschen gehört und Dämonen in ihren eigenen Welten bleiben sollen...” ”Es ist vollkommen egal, was sie jemals gesagt hat!” Finster starrte Faith zu Boden. ”Und was ist mit Clem oder Mo? Das sind doch auch Dämonen, und trotzdem unsere Freunde, oder zumindest Bekannte. Von Angel, Spike und Anya ganz zu schweigen. Sollen wir ein paar Dämonen einen Zettel mit der Aufschrift ”harmlos” um den Hals hängen und alle anderen einfach so vernichten?” fragte Dawn. ”Du hast ja Recht...” Buffy nickte. ”Klar, wir sollten unsere Energie natürlich auf die ‘bösen’ Dämonen konzentrieren, von denen Menschen Gefahr droht. Aber wer sagt dir denn, dass dieser Naga nicht schon nächste Nacht ein junges Mädchen umbringt?” ”Genau. Wie sollen wir denn erkennen, ob es sich bei Dämonen um die bösen oder um die weniger bösen handelt?” warf Faith ein. ”Sie tragen ja keine Schilder, auf denen das steht, so wie in Andrew’s komischen Büchern.” ”Und in vielen Fällen fällt auch die freundliche Unterhaltung weg, da ich selbst eigentlich keine einzige dämonische Sprache beherrsche..” sagte Ronah leicht zynisch. ”Hm, ich weiß auch nicht,” überlegte Dawn, nachdem die Gruppe eine größere Straße überquert hatte. ”Der Naga hat uns jedenfalls nicht angegriffen...” ”Ja und? Sollen wir jetzt bei jedem Dämon darauf warten, dass er zuerst angreift? Muss so ein Naga Dämon erst ein Kind getötet haben, bevor wir ihn vernichten dürfen?” fragte Faith leicht aufgebracht. ”Nein, so meinte Dawn das nicht, denk ich zumindest...” überlegte Buffy. ”Es ist einfach eine verdammt schwierige Situation. Einerseits hat Faith Recht, auf der Straße weiß man doch nicht, ...” die Gruppe blieb abrupt an einer Kreuzung stehen, als ein dunkelroter Chrysler an ihnen vorbei schoss. ”Idiot...” murmelte Faith, blickte dann aber wieder zu Buffy. ”...wer gestern oder vorgestern jemanden gekillt hat.” beendete diese ihren Satz. Sie lehnte sich nach vorne. “Aber andererseits gibt uns das Jägerinnendasein keine Lizenz zum Töten. Ich denke nicht, dass wir das Recht haben, Kreaturen einfach umzubringen, nur weil sie anders sind, als wir.“ ”Das ist ja alles ziemlich schwammig..” stellte Dawn fest und sah die anderen leicht verwirrt an. ”Ich denke, wir sollten mal mit Giles darüber sprechen, ” überlegte Buffy, ”oder mit Robin,” fügte sie mit einem Blick zu Faith hinzu, während sie ein weiteres Mal nach links einbogen und dann nur noch wenige Meter von der Ratszentrale entfernt waren, der Zentrale, die keine mehr war. ”Vielleicht haben die schlauen Bücher ja etwas zu dem Thema zu sagen.” Der letzte Satz klang allerdings nicht wirklich überzeugt. Giles’ Bücher mochten hilfreich sein, wenn es um Informationen ging, aber bei moralischen Fragen konnten sie wohl schwerlich Unterstützung liefern. Vermutlich hatte Dawn Recht und die alten Herren in England hatten es sich in der Vergangenheit wieder mal zu einfach gemacht. ++++ Am Hafen, vor dem Black Pearl, selbe Zeit “Das kann nicht dein Ernst sein!“ Gretchen fiel die Kinnlade herunter. “Ich muss mich wohl verhört haben?“ “Was ist an ’Nein, danke’ so schwer zu verstehen?“ wollte Warren genervt wissen. Er spähte zum Black Pearl hinüber, welches gerade ein paar Dämonen ausspuckte. Wo zum Teufel blieb Andrew? “Du kriegst das Angebot deines Lebens und lehnst es ab?“ fragte sie fassungslos. “Warren, was ist los mit dir? Ich dachte, du wärst ein cooler Oberfinsterling, und keine Lusche!“ Ihre Stimme nahm einen lauernden Tonfall an. “Oder bist du jetzt geläutert, und willst einer von den Guten sein?“ “Ich – einer von den Guten? Träum weiter!“ Spöttisch lachte Warren auf. “Nur damit du’s weißt, ich bin immer noch ein cooler Oberfinsterling. Ich hab’ nur keinen Bock auf eure Spielchen, das ist alles. Mein Leben ist okay, so wie’s jetzt ist, und ich brauch’ keinen Ärger mit rachsüchtigen Kerlen, zickigen Weibern, und nervtötenden Jägerinnen.“ “Wie du willst,“ entgegnete sie kühl. “Aber lass dir eines gesagt sein. Du wirst schon bald sehr viel mehr Ärger haben, als dir lieb ist. Und weder dein ach-so-tolles Malkuth, noch dein kleiner Mr. Spock werden dir da wieder raus helfen können.“ “Droh mir nicht,“ entgegnete Warren gelassen. Er hatte keine Angst mehr vor ihr. Gretchen öffnete ihre Handtasche und kramte zwischen Puderdose, Lippenstift und Nagellack einen Talisman hervor. “Hier. Falls du doch noch zur Vernunft kommst, bevor es zu spät ist.“ Sie schnippte mit den Fingern und löste sich in Flammen auf, während er nachdenklich das Amulett betrachtete. Rachedämon sein, war schon cool mit all den Kräften, aber es würde sein Leben unnötig kompliziert machen. Natürlich hatte er nicht vor, den Rest seines Lebens für diese Dämonenstadt Elektriker zu spielen. Vielleicht ließ sich Andrew doch irgendwann überreden, wieder zurück nach California zu gehen, wenn er erst mal von seinem Weltrettungstrip runter war. Oder sie würden irgendwo ganz anders hingehen und etwas völlig Neues machen. Den Begriff Oberfinsterling konnte man schließlich auch ein bisschen großzügiger definieren, dazu musste man nicht unbedingt Banken überfallen, oder Jägerinnen killen. Solange Andrew wusste, dass er der fieseste Bösewicht aller Zeiten war, passte das schon. Und Andrew wusste das, auch wenn er ständig dumme Sprüche darüber abließ, dass Til Schweiger und Klaus Kinski den besseren deutschen Akzent hatten. Der schwache Geruch von Andrew’s Haaren stieg ihm in die Nase und er fühlte, wie das Blut durch seinen Körper schoss. Wer hätte jemals gedacht, dass das alles einmal so kommen würde? Andrew war ja nicht mal ein Mädchen, wobei – als Kerl konnte man ihn auch nicht bezeichnen, also passte das schon. Andrew war...eigentlich gab es überhaupt keine Möglichkeit, Andrew zu definieren, außer einer eigenen Spezies. Zugegeben, weitläufig verwandt mit Tribbles, Ewoks, Elfen und kleinen maunzenden Wuschelviechern mit Glubschaugen. Eine frische Brise kam auf und ließ ihn frösteln. Er griff nach seiner Lederjacke, um sie sich um die Schultern zu legen und sein Blick fiel auf die schnabelartige Narbe an seinem Oberarm. Ganz verschwinden würde sie wohl nie, das hatten alte Narben so an sich. Probehalber schob er sein T-Shirt hoch und tastete nach dem Wundmal der Pistolenkugel auf seiner Brust. Auch das würde ihm bleiben. Auf der Innenseite seines linken Armes befand sich ein blauer Fleck. Das gehörte zu den Wunden, die wieder heilten. Bis man dann wieder neue blaue Flecke bekam... Nein, das war kein blauer Fleck. Es war eine graue Stelle auf der Haut, grau wie Asche, direkt in seiner Armbeuge. Tat auch nicht weh, wenn man daran rieb. Sah nur ziemlich seltsam aus. Irgendwie...abgestorben. ++++ Black Pearl, etwas später “Finanziell bekommst du es also hin, oder?“ fragte Mo. “Du musst ja auch nicht von heute auf morgen ausziehen. Glaub’ mir, wir verstehen genug von der Welt der Menschen, um zu wissen, dass es kein Kinderspiel ist, in Cleveland eine bezahlbare Wohnung zu finden.“ “Ein bisschen hab’ ich schon gespart,“ überlegte Andrew. “Und meine Freunde würden mir sicher auch helfen...“ Er hob den Kopf und blickte Mo an. “Aber darum geht es doch überhaupt nicht! Es ist nicht wegen Geld, oder weil es so schwierig ist, eine Wohnung zu finden. Es ist...es ist, weil ich es einfach nicht will...“ Mo wollte wieder zu einer Erklärung ansetzen, doch Andrew war noch nicht fertig. “Bitte lass mich ausreden. Ich weiß zwar nicht, wie ich dir das erklären soll, aber... du weißt nicht, was es für mich bedeutet, wieder mit Warren zusammen sein zu können. Ich hab’ so lange geglaubt, ich sehe ihn nie wieder...es kommt mir immer noch wie ein Wunder vor. Das ist es ja auch. Ein Wunder.“ Scheu senkte er den Blick. “Und ich will nicht wieder zurück zu den Wochenendtreffen. Ich will abends neben ihm einschlafen und morgens neben ihm aufwachen. Mit ihm zusammen essen, rumalbern, und vor der Glotze rumgammeln. Mich mit ihm streiten, wer die nächste Tube Zahnpasta kauft, und wer wann mit Abspülen dran ist. Ist das falsch? Ist das etwa zu viel verlangt?“ “Andrew, es tut mir wirklich leid.“ Die Traurigkeit in Mo’s Stimme war nicht zu überhören. “Es braucht dir nicht leid zu tun.“ Andrew schüttelte den Kopf. “Da draußen herrscht schon wieder Krieg, die Reiter des Todes galoppieren in der Welt herum, und mit ihnen wahrscheinlich auch schon der nächste Weltuntergang. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch mit Warren bleibt, aber eins weiß ich ganz sicher, ich werd’ sie mir von niemandem wegnehmen lassen. Und am allerwenigsten von irgendwelchen dummen Gesetzen!“ Er holte tief Luft. “Wenn es sein muss, werd’ ich rausgehen, und mich vom nächst besten Werwolf beißen lassen! Dann bin ich euch hoffentlich Dämon genug!“ Herausfordernd blickte er seinen Gesprächspartner an und wartete auf Widerspruch. “Wie ernst ist es dir damit?“ fragte Mo. AKT 2 Malkuth, Warren’s und Andrew’s Wohnung zwei Tage später, früher Morgen Wie ernst es ihm war? Absolut ernst. Auch wenn ein Werwolf vielleicht nicht unbedingt die beste Idee war. Man konnte zwar fünfundzwanzig Tage pro Mondmonat ganz normal leben, aber wenn man die restlichen drei nicht richtig eingesperrt war, dann brachte man Leute um. Das war nicht gut. Vampir schied auch aus. Buffy würde ihn sofort pfählen, außerdem war man als Vampir nicht wirklich man selber. Außer man war Spike. Vielleicht ein Fyarl, die waren so richtig wild und stark. Giles war einmal ein Fyarl gewesen, hatte Dawn erzählt. Aber die hatten so hässliche Hörner. Und außerdem, wenn er zu stark war, dann konnte er sich nicht mehr so gut von Warren überwältigen lassen, ohne dass es total gestellt wirkte. Das war peinlich. Oder ein Rwasundi, die konnten in der Zeit herumspringen. Das war cool, dann konnte man ein Erdnussbutter Sandwich haben, das man sich noch gar nicht geschmiert hatte. Oder multiple Orgasmen, bis man davon blind wurde... Nein, die hatten Schuppen. Die Rwasundi natürlich, nicht die Orgasmen. Schuppen waren ganz sicher nicht cool. Und irgendwie wurde er den Verdacht nicht los, dass Kennedy ihn ganz gewaltig angeschwindelt hatte. Andrew lauschte auf die Geräusche von draußen. In Malkuth war es niemals völlig still, auch nachts nicht. Die Dämonen hatten völlig verschiedene Schlaf- und Lebensrhythmen, so dass zu jeder Tages und Nachtzeit jemand seinen Beschäftigungen nachging. Manche Dämonenarten konnte man an ihren Stimmen erkennen, andere sogar an den Geräuschen ihrer Fortbewegung. Was bedeutete es eigentlich, ein Dämon zu sein? War man dann anders, als ein Mensch? Sah man nur anders aus – wenn überhaupt – oder dachte und fühlte man auch anders? Er kuschelte sich tiefer in die Kissen, und schmiegte seinen Rücken an Warren’s Brust. Das Entscheidende an einem Dämon war nicht der Körper, es war die Essenz, hatte Mo erklärt, doch um ehrlich zu sein, verstand er es nicht genau. War damit vielleicht die Seele gemeint? Nach den Gesetzen von Malkuth war auch Warren dämonisch, nicht deshalb, weil er zuvor ein Rachedämon gewesen war, sondern weil er ein künstliches Leben durch Schwarze Magie erhalten hatte. War seine Seele dadurch anders als vorher? Oder hatte es gar nichts mit der Seele zu tun? Buffy’s Auferstehung hatte angeblich nicht ihre Seele verändert, sondern nur ihre Molekularstruktur. Also lief es vielleicht doch wieder auf körperliche Dinge hinaus... Buffy würde ganz schön sauer sein, wenn er ihr erzählte, dass sie nach den Gesetzen Malkuth’s ein Dämon war. Das würde ihr mit Sicherheit nicht gefallen.... ”Geh weg!” Warren rollte sich im Halbschlaf herum und schubste Andrew zur Seite. Dieser krabbelte unter der Decke hervor, und begann nach Klamotten zu suchen. Giles wollte heute ein Treffen von früh bis abends, es gab einiges zu recherchieren und zu besprechen. Neue Erkenntnisse über die Reiter, die Probleme mit Lily und dem Rat und natürlich die nicht enden wollende Suche nach dem Unsterblichen. ”Singing, soon I’m gonna be a Jedi!” Leise vor sich hinträllernd, hüpfte er in Richtung Küche davon, setzte Milch und Kaffeewasser auf, wechselte irgendwann mittendrin Film und Lied, und versuchte den letzten Rest vom Schokosirup aus der Flasche zu quetschen. ”Shower to the left, and shower to the right... weil wir so schön sind, so schlau sind, so rank und schlank!” ”Muss das sein!” schimpfte Warren von drüben. ”Willst du Kaffee, oder nicht?” ”Aber auf Til Schweiger als Han Solo Verschnitt kann ich verzichten.” ”Ich doch auch. Ich mag ihn nur als Bösewicht! Rrrrrr!” Andrew gab einen Schnurrlaut von sich, ignorierte Warren’s Protestgeheul und widmete sich dem Toast. Es überraschte ihn immer wieder, wie ähnlich ihre Wohnung hier unten doch denjenigen auf der Erde war. Sicher der Herd sah aus, wie aus den siebziger Jahren, der Kühlschrank war auch nicht das neueste Modell, und geheizt wurde mit Kohleöfen, wobei man eigentlich fast nie heizen musste. Dank der Feuer und Fackeln in den Gängen war es immer ziemlich warm, zu warm, fand Warren. Andrew, der die Wärme liebte, war vollauf zufrieden damit. Trotz der altertümlichen Atmosphäre, die in der Stadt herrschte, bevorzugten es die meisten Dämonen, ihre Behausungen modern einzurichten. Die elektrischen Geräte konnte man sich relativ problemlos aus der Welt der Menschen besorgen. ”Was hat der Zaddik überhaupt gewollt? Du hast es mir immer noch nicht gesagt!” Andere verließen sich lieber auf magische Kräfte, was eigentlich auch viel romantischer war, und besser zur Atmosphäre passte. Doch nachdem Andrew bei einem Versuch den Toast mittels eines Feuerrituals zuzubereiten die Vorhänge in Brand gesteckt hatte, verließ er sich lieber auf einen guten amerikanischen Toaster ’Made in Taiwan’. ”Hey, Saftsack, ich red’ mit dir!” ”Wir reden heut’ Abend drüber, okay?” Andrew hatte Warren noch nichts Genaues von dem Gespräch mit Mo erzählt. Zunächst einmal wollte er in Ruhe über alles nachdenken, ohne Warren’s Überredungsversuche, und dass Warren versuchen würde, ihn zu überreden, stand eigentlich außer Frage. Alles was ihn näher zu Warren und weiter von Buffy und ihren anonymen Apokalypsenanhaltern wegbrachte, war in Warren’s Augen gut und richtig. Wie würden Buffy, Dawn und die anderen reagieren, wenn er plötzlich Hörner, oder einen Schwanz hätte? Würden sie ihn am Ende doch noch aus der Gang werfen? Oder sogar umbringen? Von draußen war ein Scharren zu hören, und er blickte durch das runde Fenster hinaus auf die Straße. Eine Clique Jugendlicher spazierte, kroch und flatterte vorbei, unter ihnen auch Sundari und Arjuna, der einen dicken Verband um seinen Schlangenschwanz trug, und sich nur mühsam fortbewegen konnte. ”Gar nichts ist okay! Ich will endlich wissen, was Mr. Keilerzahn von dir wollte. Hat es etwas mit mir zu tun?” ”Nicht alles auf der Welt hat etwas mit dir zu tun.” Andrew sammelte Warren’s Kaffee, seinen Kakao, und dazu Toast, Jelly und Erdnussbutter zusammen und schleppte alles ins Wohnschlafzimmer zurück, wo er die Sachen auf der Bettdecke ausbreitete. ”Lass uns Krümel machen!” ”Doch,” grinste Warren. ”Die Welt dreht sich ausschließlich um mich.” ”Heute ist Mittwoch, Plastic. Mittwochs tragen wir pink.” Andrew tauchte ein Stück Toast in die Erdnussbutter und stopfte es in Warren’s Mund. ”Autsch, nicht meinen Finger!” Um sich zu rächen, hielt er drohend seine bereits leere Kakaotasse über Warren’s Kopf, doch dieser durchschaute den Trick, packte Andrew’s Handgelenk und zog den anderen Jungen zu sich heran, um ihn einen Augenblick später unter sich zu begraben. Klirrend fielen Erdnussbutter und Jelly Gläser zu Boden, und rollten in verschiedene Ecken davon. ”Vorsicht, pass auf deinen wehen Arm auf!” Mit besorgtem Blick sah Andrew zu seinem Freund hoch. Seit gestern trug Warren seinen Arm in einer Schlinge, er hatte sich bei der Arbeit verletzt. Andrew war halb in Panik geraten, doch Warren hatte ihm versichert, dass es nicht schlimm sei. ”Is’ doch nur’n Kratzer.” Warren mimte den tapferen Überlebenden eines Kriegsdramas und setzte eine Heldenmiene auf, was ihm allerdings nicht ganz gelingen wollte, da ihm Kakao über die Wange lief. Andrew’s Tasse war wohl doch nicht ganz leer gewesen. ”Hmmmm...Schokolaaaaade...” ”Lass mein Gesicht noch dran, du gefräßiges Fressviech!” ”Warren, was hast du da.” Andrew hielt mitten in der Bewegung inne, angestrengt fixierten seine blauen Augen Warren’s Halsbeuge. ”Das da unten ist kein Schokofleck, es sei denn, Bertie Bott’s Bohnen mit Betongeschmack.” ”Is’ doch nur’n Leberfleck.” Der schwarzhaarige Junge rollte sich weg, und ignorierte das Protestgequieke seines Freundes. ”Hey, Decke dableiben! Kaaaaalt!” ”Musst du nicht langsam los?” wollte er wissen. ”Ihr habt doch wieder Treffen der Anonymen Apokalypsenanhalter! Nicht, dass du noch zu spät kommst, und Superzicke dir den Hintern versohlt!” Andrew rollte mit den Augen, es war immer dasselbe. Jedes Mal wenn er zu den Scoobietreffen ging, veranstaltete Warren das übliche Theater. ”Ich geh’ die Welt retten,” beschwerte er sich, ”also warum kannst du nicht einfach sagen: ’Los, schnapp sie dir, Tiger!’ ”Und warum kannst du nicht einfach sagen, ‘Du kannst ihn reinstecken, wo du willst?‘” konterte Warren. ”Duh. Weil du keinen kleinen schwarzen Flitzer hast?” ”Und wenn du unbedingt ein Superheld sein willst, dann besorg‘ dir erst mal ein anständiges Kostüm.” ”Falls es dir nicht gut geht, kann ich auch hier bleiben und mich um dich kümmern,” schlug Andrew besorgt vor. ”Es ist nur ein Routinetreffen, viel Recherche und so. Genau wie das letzte.” ”Nein, ich will schlafen und meine Ruhe haben.” Knurrend zog sich Warren die Bettdecke über den Kopf. ”Okay, ruh dich aus. Ich bin bald wieder zurück,” flüsterte Andrew. ++++ Wächterhaus, vormittags Das Marsha Hunt Poster hing immer noch an derselben Stelle, auch das Spielbrett war längst wieder aufgestellt und die schwarzen und roten Soldaten, Reiter und Kanonen tummelten sich darauf. Leider immer noch viel zu wenige grüne. Das erste, was Giles tat, als sich alle um den großen Konferenztisch versammelt hatten, war zum Filzschreiber zu greifen, und ein großes X auf die Rückseite des Posters zu malen. In die Rubrik Verbündete, wie die Gruppe erstaunt feststellte. Verwunderte Blicke folgten ihm, und Dawn stieß ein leises ”oh” aus. ”Ich kann euch leider keine Namen nennen, unser neuer Informant möchte absolut anonym bleiben.” Nachdenklich wandte Giles seine Augen von einem zum nächsten. Täuschte sich Robin, oder blieb sein Blick an ihm etwas länger hängen? Den anderen war nichts aufgefallen. Willow sah blass und übermüdet aus, ihre Augen starr auf das Spielbrett gerichtet, und ignorierte Kennedy’s besorgte Miene. Dawn und Andrew wechselten ein paar Worte mit Ronah, die ihnen gerade Photos von Cliff’s Familie gezeigt hatte. Buffy und Faith schienen beide ein wenig unruhig, spielten mit ihren Pflöcken herum. Einzig allein Xander wirkte einigermaßen entspannt, seine säuerliche Miene der letzten Zeit endlich verschwunden. Giles hatte das Buch über die Reiter des Todes mitten auf den Tisch gelegt, daneben den ausgedruckten Übersetzungstext. In den letzten Treffen hatten sie das Buch von vorne bis hinten durchgekaut, doch es enthielt nur wenig Konkretes, hauptsächlich verwirrende Prophezeiungen, deren Symbolik man erst entschlüsseln musste. Was sie natürlich auch versucht hatten, indem sie weitere Bücher zu Rate zogen. ”Wie wir bereits wissen, läuft alles darauf hinaus, dass die drei Reiter ohne den vierten nicht ihre volle Macht entfalten können,” erklärte Giles. ”Wir wissen, dass der vierte Reiter sich irgendwo in Nordamerika befinden muss, und wir nehmen an, dass dies auch das Ziel der anderen drei sein wird.” ”Aber selbst wenn die drei den vierten finden, sie alleine können ihn ja nicht befreien,” warf Buffy ein. ”Dazu muss erst das Ritual beendet werden, und wir lassen ganz sicher nicht zu, dass Lily Dawn noch mal in die Finger kriegt!” ”Will sie das überhaupt?” überlegte Dawn. ”Braucht sie die Reiter für ihre Pläne? Was sind das überhaupt für Pläne, abgesehen von: Den Rat übernehmen und uns alle umbringen?” ”Was passiert denn überhaupt mit den anderen dreien, wenn der vierte nicht befreit wird?” fragte Xander. ”Galoppieren sie bis in alle Ewigkeit herum, oder gehen ihnen irgendwann die Kräfte aus? Falls ja, müsste man einfach nur abwarten, bis das passiert, und wir wären sie los!” Im nächsten Moment schüttelte er den Kopf. ”Nein, das wäre nämlich einfach. Und dieses Wort steht nicht im Scooby Lexikon.” ”Unser Informant wird versuchen, uns Zugang zu den Kontakten des Rats zu verschaffen,” nahm Giles seine Ausführungen wieder auf. ”vielleicht haben wir dadurch eine Möglichkeit, die jeweiligen Vereinigungen zu finden, welche die einzelnen Reiter bewachen, und können von ihnen noch mehr erfahren. Aber selbst wenn – wir müssen davon ausgehen, dass Lily vor uns mit ihnen gesprochen hat. Sie ist uns in allem einen Schritt voraus!” Frustriert schlug er mit der Hand auf den Tisch, doch bevor irgendjemand ein mitfühlendes Wort hätte sprechen können, hatte er sich schon wieder gefangen. ”Wir werden uns aufteilen, so wie die letzten Male, und weiter recherchieren. Faith und Buffy, ihr nehmt euch das Buch selbst vor, achtet diesmal auf die Zeichnungen. Wir haben sie bisher zu sehr vernachlässigt. Xander und Andrew, ihr arbeitet mit der Übersetzung weiter. Versucht etwas über das Motiv der Posaune herauszufinden. Dawn und Ronah – Unsterblicher! Kennedy und Willow, ihr hängt euch ans Netz, und recherchiert Schamanengruppierungen in Nordamerika. Robin und ich werden weiter versuchen, Kontakte abzuklappern – falls überhaupt noch jemand mit uns spricht. Noch Fragen?” Motiv der Posaune... Eines von den vielen vielen apokalyptischen Motiven, die immer wieder im Buch auftauchten, und doch nichts Konkretes zu bedeuten hatten. Andrew glaubte nicht, dass sie hier weiterkommen würden, doch er wollte sich den Stress nicht antun, mit Giles zu diskutieren. Gerade jetzt, wo er ohnehin nicht ganz bei der Sache war. Sein Blick glitt immer wieder von dem Buch, das er gerade las, zu den Dämonenenzyklopädien im Regal. Mo hatte von Ritualen gesprochen, mit denen es möglich war, einem Menschen dämonische Essenz zu verleihen, wie er es nannte. Dabei wurde man nicht komplett in eine bestimmte Dämonart verwandelt, sondern behielt sein menschliches Erscheinungsbild bei, ebenso wie den Charakter. Keine Hörner also, und keine Schwänze. Und keine glühenden Augen, oder unkontrollierbare Wutausbrüche. ’Du solltest es dir gründlich überlegen,’ hatte Mo ihm eindringlichst eingeschärft. ’Egal für welche Möglichkeit du dich entscheidest, irgendwie wird es dich immer verändern. Selbst wenn du nur eine höhere Reaktionsgeschwindigkeit, oder einen geschärften Geruchssinn bekommst, oder weniger Schlaf brauchst. Und sollten wir tatsächlich etwas finden, wo du dich hinterher kein bisschen anders fühlst, so darfst du nicht die Reaktion der anderen vergessen. Wie werden deine Freunde reagieren? Die Jägerinnen? Nach ihren Gesetzen ist jeder Dämon Freiwild...’ ’Das heißt, jede von ihnen könnte mich töten.’ Andrew sah zu Dawn und Ronah hinüber, die sich angestrengt über ein Buch beugten, aber in Wirklichkeit über ihre Jungs redeten. ”Will Cliff auch immer alles für dich bezahlen? Manchmal wird mir das zuviel, ich verdiene schließlich auch...” In den Augen der Dämonen waren diese Mädchen gefährliche Bestien, vor denen man sich in Acht nehmen musste. Die Welt wurde so kompliziert, wenn man sie von verschiedenen Seiten aus betrachtete. ”Wie lange soll das denn noch so weitergehen?” fragte plötzlich eine Stimme neben ihm. Andrew schluckte, doch als er sich Xander zuwandte, war seine Stimme kühl und sein Gesicht emotionslos. ”Ich hab’ keine Ahnung, wovon du redest. Machen wir mit den Recherchen weiter.” Er wollte sich abwenden, doch Xander hielt seine Schulter fest. ”Verdammt noch mal Andrew, du weißt sehr genau, wovon ich rede! Seit Wochen und Monaten schweigen wir uns jetzt an, und tun so, als kennen wir uns nicht. Irgendwie ist das doch lächerlich!” ”Ach ja?” Andrew warf einen verächtlichen Blick auf Xander’s Hand, und dieser nahm sie weg. ”Nun vielleicht hängt es damit zusammen, dass wir uns einfach nichts zu sagen haben.” ”Sprich für dich selbst, ich hab’ dir jedenfalls ’ne Menge zu sagen,” begann Xander. ”Zum einen, dass es mir leid tut, dass ich mich wie ein Idiot aufgeführt, und dir solche Dinge an den Kopf geworfen hab.’ Aber du musst auch mal versuchen, meine Situation zu verstehen. Monatelang hast du mich angelogen, und dein...dein Freund ist in unserer Wohnung ein- und ausgegangen. Natürlich hab’ ich kein Recht, dir Vorschriften zu machen, mit wem du dich triffst, und es war auch verdammt mies von mir, das zu versuchen, aber ich hab’ zumindest mal ein Mitspracherecht, was meine Wohnung angeht. Das ist mein privater Bereich. Da liegen meine Socken rum und meine Zahnpasta und da hat dieser Kerl nichts verloren. Es ist für mich schwierig genug, mich dran zu gewöhnen, dass du überhaupt mit ihm rumhängst.” ”Du musst dich ja nicht dran gewöhnen,” sagte Andrew leise. ”Es kann dir einfach egal sein, was ich tue.” ”Verdammt, das ist es aber nicht!” Xander senkte die Stimme, als er bemerkte, dass Ronah und Dawn zu ihnen hinüber sahen. ”Ich fühl’ mich eben für dich verantwortlich, und ich glaube, dass du mitten in eine Katastrophe hineinschlitterst. Das mit dir und ihm – das kann einfach nicht gut gehen. Ist es damals schon nicht und wird es heute wieder nicht. Meiner Meinung nach, ist dieser Typ einfach nicht in der Lage, eine Beziehung zu führen...” ”Deine Meinung interessiert mich aber nicht!” ”Ist mir schon klar.” Beschwichtigend hob Xander die Hand. ”Aber ich betrachte mich immer noch als deinen Freund, und nehme mir somit das Recht heraus, dir Dinge zu sagen, die du nicht hören willst!” ”Du bist nicht mein Freund!” Andrew schrie die Worte fast, die Maske kühler Gleichgültigkeit bröckelte endlich von ihm ab. ”Du warst es nie! All die blöden Lügengeschichten, dass ich dir was bedeuten würde, und in Wirklichkeit hast du dir immer gewünscht, ich wär’ tot. Die ganze Zeit! Du müsstest nur erst wütend genug werden, um es mir zu sagen!” ”Ich hab’ mir gewünscht, dass ich Anya wieder hätte!” schrie Xander zurück. ”Verdammt noch mal, ich vermisse sie, und ich kann dabei zusehen, wie du dich mit einem Typen amüsierst, der eigentlich ein Haufen Asche sein sollte! Reicht das denn nicht aus, um sogar den friedlichsten Menschen vor Eifersucht kochen zu lassen? Und weil wir schon mal dabei sind, bei mir waren es nur Gedanken. Und Worte! Du dagegen hast deinen besten Kumpel umgebracht, weil dir so ein rumschwebender Wicht erzählt hat, du kriegst dadurch deinen Freund zurück und ihr könnt bis in alle Ewigkeit auf grünen Wiesen Leier spielen!” Kaum waren die Worte draußen, da bereute er sie auch schon wieder. Er hatte alles noch schlimmer gemacht, das wusste er, noch bevor er Andrew’s Tränen und seinen von Schmerz gezeichneten Gesichtsausdruck sah. Er trat einen Schritt auf ihn zu, doch der blonde Junge wich vor ihm zurück, drehte sich wortlos um, und rannte zwischen den Bücherregalen hindurch nach draußen. ++++ Malkuth, Halle von Daath, selbe Zeit ”Tut mir echt leid, dass wir dich herholen mussten, aber es ging nicht anders!” Verzweifelt kämpften Regil’s ledrige Reptilienhände mit einem verschmorten Kabel. Als es plötzlich Funken sprühte, ließ er es erschrocken los. ”Oops!” ”Lass bloß die Finger davon, solang’ das Ding noch an ist!” Warren hockte sich an den PC, und rief die Programme auf, welche die Energieumwandlung überwachten. ”Gib’ lieber mal ’ne Warnung raus, dass ich jetzt den Strom abschalte!” ”Okay.” Diensteifrig nickte der Dämon, und eilte davon, um einen Gong zu schlagen. Warren wandte sich wieder dem Computer zu, und fluchte leise vor sich hin, er war es nicht gewohnt, mit nur einer Hand zu tippen. Warum musste es heut’ auch unbedingt schon wieder Probleme mit dem Strom geben? Mit einem entschlossenen Ruck zog er seinen verbundenen Arm aus der Schlinge und tippte mit allen zehn Fingern weiter. Wäre doch gelacht, wenn er das nicht hinkriegen würde. Weit unter ihm, in der Halle von Daath funkelten die Energiewellen in den verschiedensten Farben, wie die Lichter eines Feuerwerks. Ringförmig liefen sie auseinander, brachen sich leise knisternd an den tiefschwarzen steinernen Wänden der Halle. Silbrige Elektroden nahmen sie dort auf, um sie zu speichern, und in elektrische Impulse umzuwandeln, welche dann in das Stromnetz der Stadt eingespeist wurden. Die Halle von Daath konnte als Einzige nicht betreten werden, da sie keinen Boden besaß. Man konnte sie nur auf einem schmalen, spiralförmig gewundenen Pfad umrunden, welcher in einer Plattform unterhalb der Decke mündete, eben jener Plattform auf der er sich jetzt befand. Irgendwann demnächst musste er Andrew mit hier runter nehmen. Die kleine Nervensäge würde von dem schillernden Farbenspiel begeistert sein. ’Ein Lichtermeer!’ würde er ausrufen, mit dem Finger auf besonders schöne Leuchtformationen zeigen und sich so weit nach vorne lehnen, dass man unweigerlich das Bedürfnis bekam, ihn festzuhalten, bevor er in die bodenlose Tiefe stürzen konnte. Wenn man lange genug in den Abgrund blickte, dann blickte der Abgrund in einen selbst zurück. Vielleicht war dies der Grund, warum Warren immer nur für eine gewisse Zeit die tanzenden Lichter betrachten konnte. Die Stromversorgung hatte es schon vorher gegeben, doch es war seine Idee gewesen, das Ganze zu computerisieren. Er hatte ein Programm geschrieben, welches die Energiefluktuationen genau abmessen, und die Energieaufnahme dementsprechend angleichen konnte. Da die Fluktuationen einem bestimmten Rhythmus unterworfen waren, konnte das Programm sogar vorhersagen, wann die Energie wie stark sein würde und sich anpassen, bevor die Sicherungskabel durchgeschmort wurden. Aber in letzter Zeit hatte dieser Rhythmus sich verändert. Es gab stärkere und vor allen Dingen schnellere Energieausstöße und das Programm war darauf noch nicht eingerichtet. In den letzten Wochen hatte er ein wenig damit herumprobiert, aber noch keine absolute Lösung gefunden. So mussten sie sich hin und wieder mit einem Stromausfall herumschlagen. Die Bewohner von Malkuth machten kein großes Drama draus, sie waren es gewohnt. Nicht ohne Stolz dachte er daran, dass es vor seiner Ankunft mindestens zweimal die Woche einen Ausfall gegeben hatte. Seit er hier das Sagen hatte, war alles anders...wenn es etwas auf dieser Welt gab, in dem ihm keiner über war, dann war es Elektronik. Er drehte sich auf seinem Bürostuhl herum, als er Regil’s Schritte auf dem Pfad hörte. ”Du und Dozer, ihr könnt jetzt die Sicherungskabel austauschen. Und dann geh’ so schnell wie möglich neue besorgen, das sind nämlich unsere Letzten.” Ein wenig nervös trat Regil von einem Fuß auf den anderen. ”Das Einkaufen muss Dozer erledigen, ich...uhm... ich darf bis zu meiner Verhandlung die Stadt nicht verlassen.” ”Ach, stimmt ja.” Jetzt fiel es Warren wieder ein. ”Was musstest du aber auch so ’nen Scheiß machen! Soviel Ärger nur wegen ein bisschen Kohle! Kannst nur hoffen, dass Bartholomew dich da irgendwie raushaut, sonst darfst du die nächsten zehn Jahre im Gemeinschaftsdienst schuften.” Mit steinernem Gesichtsausdruck starrte der Dämon zu Boden. ”Du, ganz ehrlich, ich glaub’ nicht, dass ich mit Gemeinschaftsdienst davon komme. Das ist ’ne große Sache gewesen, wo ich da rein geraten bin, Ärger mit den Jägerinnen und die ganze Palette. Ich hätt’ nie gedacht, dass ich Trouble mit den Jägerinnen kriege, wenn ich FÜR eine Wächterin arbeite. Ich dachte immer, die gehören zusammen...” Kopfschüttelnd begann er damit, das verschmorte Kabel abzumontieren. ”Mein Bruder arbeitet schon seit vier Jahren für die Organisation und hatte noch nie Ärger mit Jägerinnen. Mann, hat der mich vielleicht ausgelacht, als ich nach Malkuth gegangen bin...Dozer, wo bleiben die Kabel?” Ein weiterer der kleinen ledrigen Echsendämonen kam angerannt, zwei neue Kabel über der Schulter. Für eine Weile waren nur das geschäftige Quietschen der Schrauben und Zangen, und Warren’s Tippen auf der Tastatur zu hören. ”Alles klar, Boss, Kabel sitzen fest. Du kannst den Strom jederzeit wieder einschalten!” Regil begutachtete noch einmal sein Werk und richtete sich dann auf. ”Wieso bist du eigentlich noch hier?” fragte Warren plötzlich. ”Wie meinst du das?” Regil schien verwirrt. ”Ich arbeite doch hier.” ”Nein, ich meine hier in der Stadt. Wenn dir wirklich eine... eine schlimme Strafe droht, warum bist du nicht schon längst abgehauen?” ”Weiß nicht.” Regil zuckte mit den Schultern. ”Irgendwie will ich nicht mehr da raus auf die Straße. Malkuth ist doch jetzt mein Zuhause. Und ich kann Dozer nicht allein lassen. Schließlich hab’ ich ihn überredet mit mir hierher zu kommen, nach dem ganzen Trouble mit unserem Alten...ach ist ’ne lange Geschichte.” Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. ”Wird schon hinhauen, ich denk’ einfach mal positiv. Und falls nicht, na ja, dann war ich wenigstens kein Feigling.” ’Aber ein Dummkopf,’ dachte Warren, aber natürlich sprach er diesen Gedanken nicht laut aus. Er wandte sich dem PC zu, um die Kombination einzugeben, die den Strom wieder einschaltete. Irgendwas war mit seiner linken Hand nicht in Ordnung. Die verdammten Finger ließen sich nicht mehr bewegen. Wütend haute er auf die Tasten und hätte ums Haar das Programm zum Absturz gebracht. Nur dass es das, Linus und Warren sei Dank, natürlich nicht konnte. Es knisterte leise, als sich der Strom wieder einschaltete. ”Ich pack’s dann wieder!” Er stand auf und stieß den Stuhl beiseite. ”Falls noch was is’, gib’ mir Bescheid. Und falls wir uns vorher nicht mehr seh’n – viel Glück bei deiner Verhandlung!” ”Danke, Warren.” Regil schluckte. ”Gute Besserung für deinen Arm.” ++++ Wächterhaus, etwas später ”Und ich weiß wirklich nicht mehr, was ich noch tun soll,” seufzte Xander niedergeschlagen. ”Eigentlich sollte das der erste Schritt zur Versöhnung werden, stattdessen hab’ ich alles nur noch schlimmer gemacht...” ”Vielleicht nicht,” überlegte Buffy. ”Zwischen euch sind noch so viele Dinge ungesagt, vielleicht muss es erst noch mal krachen, bevor es besser werden kann. Und wahrscheinlich wird es noch Zeit brauchen. Jetzt solltest du Andrew erst mal eine Weile in Ruhe lassen und ihn nicht bedrängen.” Willow wollte gerade auch etwas hinzufügen, als ihr Gespräch unterbrochen wurde. Zum einen durch das Eintreten von Giles, zum anderen, weil Buffy aufsprang, ein gewinnendes Lächeln aufsetzte und Giles ansprach: ”Der richtige Mann zur richtigen Zeit. Also ich meine... passend zu meinen drängenden Fragen... was ich damit sagen will...,” korrigierte Buffy, als Giles sie etwas irritiert ansah. ”Hätten Sie einen Moment Zeit für mich?” ”Aber sicher doch, Buffy. Um was geht es?” Er wies zur Tür zurück, durch welche er gerade eben erst gekommen war. ”Um was ziemlich Kompliziertes...,” Buffy warf ihren Freunden einen entschuldigenden Blick zu und ging von Giles gefolgt nach draußen auf den Flur, während sich Willow und Xander nach der kurzen Unterbrechung wieder dem Thema Andrew zuwandten. Die Stimme von Willow begleitete Buffy und Giles auf ihrem kurzen Weg zum ruhigeren Büro. ”Weißt du Xander, Buffy hat Recht. Gib’ Andrew etwas mehr Zeit. Zwar ist das Dauerschweigen zwischen euch beiden keine Lösung und nicht gerade die ideale Situation, aber zumindest könnt ihr euch so auf die ’übernatürlichen’ Probleme konzentrieren, anstatt euch die ganze Zeit über zu streiten.” ”Vielleicht,” erwiderte Xander unsicher. ”Mich macht beides wahnsinnig. Das Streiten und das große Schweigen. Schließlich hab’ ich mit diesem Kindskopf ziemlich lange eine Wohnung geteilt und ich fühl mich immer noch für ihn verantwortlich. Ich weiß, ich hab’ Mist gebaut, aber...” Xander seufzte tief auf und fuhr fort: ”Ich ertrage diese Schweige-Situation einfach nicht mehr länger.” ”Sieh’s mal so,” meinte Willow trocken. ”Ich ertrage sie, seit ich Andrew damals im Metzgerladen aufgegriffen habe. Über ein Jahr lang hat er nicht mehr als das Nötigste mit mir geredet, und bis heute haben wir uns nicht ausgesprochen...” Bei Willow’s letzten Worten schloss Giles die Tür seines Büros und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, während Buffy etwas unschlüssig herumstand, ehe sie sich auf den freien Stuhl vor dem Tisch niederließ. “Also.. wie kann ich dir helfen, Buffy?” Tja, wie konnte ihr Giles helfen? Hatte er wirklich Antworten auf ihre Fragen, die sie seit dem kleinen Disput wegen des Naga quälten und beschäftigten? Und nicht nur erst seit diesem Abend? Was für Antworten konnte er schon für sie haben? Er war schließlich ein Wächter und in den ersten Jahren ihrer Ausbildung hatte er ihr immer wieder eingetrichtert, dass Vampire nur seelenlose Monster waren, die man töten musste. Gleiches galt natürlich für Dämonen und böse Hexen. Aber Giles war auch ein Mensch und hatte in den vielen Jahren an ihrer Seite Wesen kennen gelernt, die nicht in seine einfache Sicht von schwarz und weiß passten. Vielleicht gab es doch Antworten... ”Haben Sie sich manchmal schon die Frage gestellt, ob es richtig ist, was wir tun?” Giles zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. ”Was genau meinst du?” ”Herumsitzen und Akten lochen, während Lily mehr Macht gewinnt,” grinste Buffy, wurde aber schlagartig wieder ernst. ”Ich meine natürlich das Jagen und Abschlachten von Dämonen und Vampiren, ohne zu hinterfragen, ob gerade dieses eine Wesen, das man gerade zu Staub verwandelt hat, eine Bedrohung dargestellt hätte, ob es Familie und Freunde hatte, die auf ihn zählen und nun vergeblich auf ihn warten werden...” ”Buffy,” unterbrach Giles erstaunt. ”Solche Fragen dürfen sich uns nicht stellen. Nicht in diesem Kampf. Und du selbst weißt doch nur zu gut, zu was Dämonen und Vampire fähig sind. Vielleicht sind einige von ihnen harmlos und führen ein ”normales” Leben, aber wenn wir anfangen würden nach einem Auswahlverfahren vorzugehen, hätten wir diesen Kampf verloren.” ”Hätten wir denn überhaupt einen Kampf? Ich meine... wenn wir anfangen würden, nicht in jedem unseren Feind zu sehen, würde es nicht viel friedlicher in unserem Leben zugehen?” Mit vielem hätte Giles bei diesem Gespräch gerechnet – Probleme mit Dawn, oder eventuelle Probleme mit Buffy und ihrer Arbeit hier, vielleicht auch Fragen über die Reiter, oder über Lily... aber nicht mit einer Grundsatzdiskussion darüber, ob es richtig oder falsch wäre, was sie taten. ”Ich denke die vielen Apokalypsen die wir abgewendet haben, die vielen geretteten Menschenleben sollten dir Antwort genug sein.” Er sah Buffy nachdenklich an, und nahm seine Brille ab. ”Unser Kampf ist ein gerechter Kampf. Er dient dem Schutz der Menschen. Diese Welt, wie sie ist, gehört jetzt den Menschen. Eine Jägerin sollte immer daran denken und alle Dämonen töten, die ihr begegnen. Ansonsten gewinnen sie wieder die Oberhand und unterjochen die Menschheit. Es spielt keine Rolle ob einer unter hundert gut oder friedlich ist. Sie gehen dir von vornherein aus dem Weg und sind somit sicher. Und was aus Nachsicht passieren kann, hat uns Angelus nur zu deutlich gemacht,” fügte Giles leise und feinfühlig hinzu. Buffy sah Giles für einen Moment getroffen an und weil sie wusste, dass er in diesem Punkt wirklich recht hatte, schwieg sie kurz, ehe sie mit einem leichten, fast gezwungenen Lächeln erwiderte: ”Sie klingen fast wie Lily.” ”Ich muss gestehen, dass ich ihr in diesem Punkt trotz aller Meinungsverschiedenheiten recht geben muss – der Rat und das, was seine Ziele durch die Jägerinnen waren, ist nicht verkehrt – nämlich uns vor einer neuen Unterdrückung zu bewahren. Für den Fall, dass ich mich wiederhole,” schmunzelte Giles. ”Die Jägerin hat alle Dämonen zu töten, um die Menschheit zu beschützen.” ”Das ist mir durchaus bewusst, Giles,” sagte Buffy mit etwas Unbehagen in der Stimme. ”Und ich sehe es auch als meine Aufgabe an, die Menschen vor Unheil zu beschützen, das von dunklen Verschwörungen und Wesen ausgeht. Würd’ ich sonst nach so vielen Jahren noch immer den Pflock schwingen?” ”Wohl kaum,” musste Giles etwas kleinlaut zugeben. ”Und trotzdem denke ich, dürfen wir Jägerinnen uns nicht zu einem Werkzeug eines Rassenkrieges machen, nur weil eine kleine Gruppe Menschen vor allem Angst hat, was anders ist als der Rest der Welt.” ”Ich verstehe,” nickte Giles langsam. ”Aber wir töten keine Vampire oder Dämonen, weil es uns Spaß macht, sondern weil wir wissen, welche Bedrohung von ihnen ausgeht. In all den Jahren als Wächter stand die Frage nach Ethik nie wirklich zur Debatte. So lange es nur eine Jägerin nach der anderen gab, die den Kampf aufnahm, war es nicht vorstellbar, dass sie alle Dämonen vernichten konnte. Dazu fehlte ihr die Macht. Das wusste sogar der Rat. Und wir wissen es beide doch besser... früher... bevor es all die Jägerinnen gab, hatten wir genug damit zu tun, uns, unsere Freunde und unsere Stadt zu beschützen. Es wurde jemand getötet und wir versuchten aufzuklären was dahinter steckte. Bestraft wurde immer das schuldige Wesen. Niemand von uns hatte Zeit unschuldige Dämonen zu jagen, nur weil es vielleicht zu den Aufgaben einer Jägerin zählte. Und natürlich jetzt, wo es auf der Welt überall so viele Jägerinnen gibt, hat sich die Situation geändert. Die Chance die Welt mit einem Schlag von allem Übel zu befreien ist sehr verlockend und ich bin sicher, deine Bedenken sind gerechtfertigt. Wir haben in London sehr viel darüber diskutiert, wie die Aufgaben der Jägerinnen neu zu definieren seien, aber auf ein eindeutiges Ergebnis sind wir nicht gekommen.” ”Denken Sie nicht auch, dass Lily alles daran setzen wird, genau an diesem Punkt eine Wende zu bringen?”, Buffy war nicht wirklich zufrieden mit dem Gespräch. Sie wurde nämlich nicht schlau aus Giles! Zum einen räumte er ein, dass sie Recht hatte – sie hatten nicht das Recht unschuldige Wesen zu verfolgen und doch stimmte er auch Lily und der alten Definition der Aufgabe einer Jägerin zu. Aber was hatte sie erwartet? Dieser Mann tötete zum Schutz aller, einen unschuldigen Menschen – Ben, der nichts dafür konnte, dass eine wahnsinnige Göttin von seinem Körper gebrauch machte. Und selbst vor Spike hatte Giles keinen Halt gemacht. Obwohl er wusste, wie Spike geholfen und beigestanden hatte, war er in seinen Augen ein Monster geblieben, das Gefahr bedeutete. ”Ich möchte es nicht hoffen.. auch wenn ich deine Befürchtungen teile. Ich verstehe, was du mir sagen möchtest, auch wenn es mich wundert, dass du dir auf einmal Gedanken über das Leben eines Dämons machst...” Sie wunderte sich schon lange nicht mehr über ihre Gedanken. Neben den vielen Dingen, die ihr in ihrem Leben als Jägerin passiert und zugestoßen waren, spielte dabei auch ihre Erfahrung mit Mo und seiner Dämonenbar eine wichtige Rolle. Es war dort anders als früher bei Willy in der Bar.... Trotzdem hörte sie Giles weiter zu, ohne zu unterbrechen. ”Aber aus genau diesen Gründen wurden wir Wächter immer dazu angehalten unseren Jägerinnen einzubläuen, dass sie es mit seelenlosen Wesen zu tun haben, damit es leichter wurde sie zu tö.....” Ein gellender Schrei zerriss die Luft und Buffy und Giles sahen sich bestürzt an. Er war aus dem Konferenzraum gekommen und es hatte sich besorgniserregend nach Willow angehört... ++++ Malkuth, Straße des Glücks, Andrew’s und Warren’s Wohnung, selbe Zeit ”Andrew? Wieso bist du hier?” Warren riss erstaunt die Augen auf, als er aus dem Bad zurück ins Wohnschlafzimmer schlurfte. Wie ein Häufchen Elend hockte Andrew auf dem Couchbett, die Arme um die Knie geschlungen. ”Was ist passiert?” ”Xander,” murmelte Andrew. ”Wieso kann er mich nicht einfach...” ”Dieses miese Schwein,” fauchte Warren, ohne Andrew ausreden zu lassen. ”Irgendwann bring’ ich ihn um!” ”Hör’ auf!” schrie Andrew. ”Ich will nicht, dass du solche Sachen sagst! Immer musst du bei allem gleich ausrasten, ich trau mich schon gar nicht mehr, dir was zu erzählen!” ”Du brauchst mir gar nichts zu erzählen!” Warren knallte die Tür zu. ”Dass der Kerl dich die ganze Zeit so fertig macht, genügt mir schon. Ich versteh’ echt nicht, dass du mit solchen Leuten rumhängen musst, du bist für die doch nur der Fußabstreifer! Xander macht dich fertig, Willow’s neue Freundin hackt auf dir ’rum, und Buffy...” ”Halt die Klappe!” Andrew sprang auf. ”Das ist wieder mal so typisch! Ich bin mit den Nerven runter, und du machst es nur noch schlimmer! Buffy und die anderen sind meine Freunde, und sie mögen mich. Sogar Kennedy mag mich, sie will es nur nicht zugeben. Und was noch viel wichtiger ist, sie brauchen mich! Es gibt wieder so viele Probleme und Schwierigkeiten in letzter Zeit, aber dir kann ich das ja alles nicht erzählen! Du führst dich ja gleich auf, sobald ich Buffy nur erwähne!” ”Ich hab’s einfach nur satt!” Schwer atmend lehnte sich Warren gegen die Wand. Andrew, der eigentlich mit lautem Geschrei gerechnet hatte, sah überrascht zu seinem Freund hinüber, dieser wich seinem Blick jedoch aus und starrte zu Boden. ”Ich hab’s einfach satt, bei dir nur unter ’ferner liefen’ zu stehen. Du hast dein Games In, deine D‘nD Gruppe, rennst mit den Jägerinnen ’rum, und seit wir hier in dieser verdammten Stadt sind, hast du auch noch Zeit mit irgendwelchen Dämonen dieses komische Globb Spiel zu spielen. Und wo bleib’ ich? Auf der Strecke!” ”Aber was redest du da?” fragte Andrew fassungslos. ”Wie kannst du so was auch nur denken? Du bist doch das Wichtigste in meinem Leben!” Er rannte zu Warren hinüber und schloss ihn in die Arme. Dieser ließ es widerspruchslos über sich ergehen, erwiderte die Umarmung aber nicht. ”Es ist halt nicht mehr so wie früher, wo du mich nur für dich haben kannst,” murmelte Andrew und schmiegte seinen Kopf in Warren’s Halsbeuge. ”Aber das ändert doch nichts. Deshalb hab’ ich dich doch nicht weniger lieb.” ”Dir geht’s nicht gut,” stellte er fest, als er den Kopf hob, und seinem Freund in die Augen blickte. ”Warren, was ist los mit dir? Ist es deine Verletzung? Willst du nicht lieber zu einem Arzt gehen?” ”Nein, passt schon.” Warren schob Andrew von sich. ”Irgendwann muss es ja wohl wieder besser werden. Ich leg mich noch ein bisschen hin.” ”Ich kümmere mich um dich,” schlug Andrew vor. ”Ich kann dir Tee machen. Oder Rakshasa-Punsch, der wirkt Wunder! Keine Angst, ich mach‘ ihn ohne Mäuse.” Mit einem unschuldigen Augenaufschlag hob er die Wimpern. ”Ich könnte meine blaue Star Trek Uniform anziehen.” ”Wenn ich hinlegen sag‘, dann mein‘ ich ausruhen, du Hohlkopf...” seufzte Warren, doch er konnte nicht verhindern, dass ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschte. Andrew blieb gerade noch Zeit zurückzulächeln, bevor eine schrille Melodie die Stille zerriss, sein Handy trötete den Imperial March. ”Geh‘ nicht ran,” protestierte Warren, doch Andrew hatte das Telephon bereits aufgehoben und Giles‘ Nummer auf dem Display gesehen. Giles rief ihn fast nie persönlich an, es musste etwas passiert sein... ”Klar, bin schon unterwegs.” Er legte auf und wandte sich seinem Freund zu, der ihn misstrauisch anstarrte. ”Du – sorry, ich muss nochmal weg. Bitte sei nicht sauer. Ich komm‘ so schnell, wie möglich...” ”Verschwinde,” sagte Warren eisig. Er spürte die kalte Wut in sich aufsteigen. ”Es ist ein Notfall,” versuchte Andrew sich zu rechtfertigen. ”Willow...” Erschrocken brach er ab, und schlug die Hand vor den Mund. Von allen Dingen, die er hätte sagen können, um die Situation noch schlimmer zu machen, hatte er ausgerechnet die Nummer eins gefunden. ”Verschwinde,” brüllte Warren ein weiteres Mal. ”Hau endlich ab!” Seine Augen sprühten Blitze, Entsetzen mischte sich mit Zorn, Fassungslosigkeit mit Raserei. Doch Worte allein genügten nicht, um diese brodelnde gnadenlose Wut auszudrücken, seine gesunde Hand packte eine der Actionfiguren, die auf der Kommode neben der Badezimmertür standen und schleuderte sie nach Andrew. Dieser schrie auf, als das harte Plastik gegen seine Wange klatschte, und sprang zurück. Einen Augenblick lang stand er mit geballten Fäusten da, unschlüssig, ob er sich auf Warren stürzen, und ihn trotz seines verletzten Arms verprügeln sollte. Dann wandte er sich um, und rannte hinaus. Es war jetzt keine Zeit für Schlägereien. Nicht, wenn seine Freunde in Schwierigkeiten steckten. Reglos und ohne eine Miene zu verziehen, blickte Warren ihm hinterher. Dann lief ein Zittern durch seinen Körper und er sank an der Wand zu Boden, die Knie gegen die Brust gepresst. Sein Verband hatte sich gelöst, wie ein langer weißer Wurm ringelte er sich unter dem T-Shirt hervor. Darunter zogen sich aschgraue Geschwüre in abscheulichen Mustern von der Schulter über die Brust bis hinunter zum Bauch. ++++ Wächterhaus, selbe Zeit Nein, nicht schon wieder! Xander’s besorgtes Gesicht verschwand vor ihren Augen, und machte einem stechenden Schmerz in ihrem Kopf Platz. Ihr Blick war starr auf die Holzmaserung des Tisches gerichtet, doch sie sah die Umgebung nur noch mit einem schwarzen Schimmer. Es fühlte sich an, als würde sich eine schwere Hand auf ihre Schulter legen, sie umdrehen und ihr eine Faust ins Gesicht rammen. Mit schwerem Atem konnte sie erkennen, wie drei junge Frauen um sie herumstanden. Für einen kurzen Augenblick sah sie doppelt, und konnte spüren, wie sich eine Schürfwunde auf ihrem Jochbein gebildet hatte. Mit zitternden Händen tastete Willow diese ab. Ihre Augen brannten, als die Kamera in ihrem Kopf umschwenkte, und plötzlich vier statt drei Mädchen zu erkennen waren. Die Hüterin konnte den Zorn jeder einzelnen fühlen. Die Wut, die sie in sich trugen. Aber auch gleichzeitig eine ungeheure Panik. Willow’s ganzer Körper zitterte. Genauso wie der, des jüngsten – offensichtlich japanischen Mädchens, um das die anderen herumstanden, und immer wieder auf sie einschlugen. Die Kleine mochte nicht älter als vierzehn sein, doch trotzdem kamen die älteren Mädchen nicht gegen sie an – noch nicht. Sie umkreisten sie lauernd, versuchten sie aus der Reserve zu locken. Das Mädchen wandte die Augen nach links und rechts, ihr Blick fiel auf ein geparktes Auto, das neben ihnen an der Straße stand. Mit einem Satz sprang sie auf den Wagen und jagte durch die Dunkelheit davon, weiter die Straße hinunter. Die Bilder zogen an Willow’s innerem Auge vorbei...sie kannte diese Straße. ”Buffy...” murmelte sie leise. ”sie ist nicht weit weg...sie ist...” Irgendwo aus weiter Ferne redeten Stimmen auf sie ein, doch sie konnte nichts davon verstehen.... Die drei Jägerinnen rannten, sie rannten weiter. Kein Mensch konnte so rennen, auch nicht eine Jägerin. Viel zu gleichmäßig. Schritt, Atemzug und Herzschlag! Wie ein Uhrwerk, wie ein Computer. Sie hatten die Japanerin erreicht... Im nächsten Moment tauchte eine weitere Jägerin auf. Eine, die sie nur zu gut kannte. Buffy hatte eine der drei an den Schultern gepackt, und war dabei, den engen Kreis um die japanische Jägerin einzureißen. Diese war bereits auf ihre Knie gesunken, und hielt die Arme schützend über den Kopf. Mit einem Fußtritt beförderte Buffy die so eben angreifende Jägerin auf den Boden, und packte eine zweite bei den Schultern. ”Was ist hier los, verdammt?” schrie sie ”Kümmere dich um deinen eigenen Kram!” Die nächste Angreiferin schaffte es, Buffy im Gesicht zu erwischen, doch im darauf folgenden Schlagabtausch überwältigte Buffy sie. Mit einem finsteren Gesichtsausdruck musterte Buffy die eben zu Fall gebrachte Jägerin, während sie ihren Fuß auf ihrem Brustkorb zum Ruhen brachte. ”Ich will endlich Antworten, was ist los mit euch?” Buffy’s Stimme ertönte in Willow’s Kopf, als wäre sie selbst es, die die Jägerin festhielt. ”Das ist ein Dämon, merkst du das gar nicht, du Trottel!”, entgegnete die dritte Jägerin aufgebracht, als sie ihrer Gefährtin aufhalf, die sich mit einer Hand auf ihrem Bauch aufrichtete. Buffy war verwirrt, hatte Willow nicht von einer Jägerin gesprochen? Hatte sie sich etwa geirrt? Hatte der Schmerz ihr einen Streich gespielt? Buffy’s Blick fiel auf die Japanerin, sie sah ihr nach einem Menschen aus. Doch unter dem zerrissenen T-Shirt schimmerten seltsame grün- und lilafarbige Hautverfärbungen hervor, die man im ersten Moment für Tätowierungen halten konnte. Doch es waren keine. Dieses Mädchen war tatsächlich dämonisch, soviel war sicher. Hatte sie die anderen angegriffen? War sie in Wirklichkeit der Bösewicht in diesem Kampf? Buffy musste an ihr Gespräch mit Giles zurückdenken. Nach den Regeln des Rates hätte sie sich an die Seite der anderen Jägerinnen stellen müssen, ohne zu fragen. Aber sie fragte. Sie wollte wissen, was hier gespielt wurde. Ohne sich weiter um die anderen zu kümmern, kniete sie sich zu dem japanischen Mädchen, doch dieses wich vor ihr zurück, als sie sie ansprach. ”Keine Angst, dir passiert nichts. Ich werde dafür sorgen. ” In Panik starrte das Mädchen sie an, offensichtlich hatte sie kein Wort verstanden. Im nächsten Moment blickte sie starr auf den Boden unter ihren Füßen. Wo nur hatte sie diese Hautverfärbungen schon mal gesehen? Richtig, bei den dämonischen Ninjas damals in dem chinesischen Tempel. Ob das Mädchen etwas mit ihnen zu tun hatte? Was für Dämonen waren das überhaupt, und warum war eine von ihnen hier? Willow erhoffte sich, dass Buffy die Situation unter Kontrolle brachte, und dass ihre Vision sich damit beenden würde. Doch als sie erneut die aufflammende Panik im Inneren der jungen japanischen Jägerin spüren konnte, fühlte sie, wie ihr Körper sich immer weiter verkrampfte. Dieses Mädchen war eine Jägerin, sie konnte es deutlich spüren. Sie hatte sich nicht geirrt. Aber wie konnte sie denn gleichzeitig ein Dämon und eine Jägerin sein? ”Pass auf, sie greift an!” schrie jemand hinter ihr. Bevor Buffy sich der Japanerin weiter nähern konnte, packte diese sie wie aus dem Nichts an ihren Beinen, und brachte sie zu Fall. Mit einem Angriffsschrei der Japanerin drang ein Angstschrei aus Willow’s Kehle. Willow konnte spüren, wie sie das Gleichgewicht verlor. Arme hielten sie fest, doch sie bäumte sich auf und stieß diese zur Seite. Im nächsten Augenblick schlug sie auf den Boden unter ihren Füßen auf. Ein starker Schmerz in ihrem Hinterkopf breitete sich langsam in ihrem ganzen Körper aus. Bevor Buffy sich wehren konnte, hatte die kleine Japanerin ihre Faust gepackt, und mit einem weiteren Angriff schlug sie Buffy ins Gesicht. Doch dann schaffte die blonde Jägerin es, ihren Arm zu befreien. Als sie den Körper der Angreiferin fixierte, um sich zu wehren, konnte sie nur einen kleinen blauen Lichtblitz sehen. Im nächsten Augenblick fiel der bewusstlose Körper der Japanerin auf ihren eigenen. Geschockt starrte sie eine der anderen Jägerinnen an, die triumphierend über ihr standen. Die Hüterin konnte fühlen, wie sich ein elektrisierender Schmerz durch ihren Körper bahnte. Auch wenn sie dachte, dass der Schmerz in ihrem Kopf nicht mehr zu steigern war, wurde sie nun eines besseren belehrt. Nachdem sich Buffy vom Körper der Japanerin gelöst hatte, riss sie der ältesten Jägerin, und offensichtlichen Anführerin, einem Mädchen von etwa sechzehn mit kurzem dunklem Haar, den Tazer aus der Hand, und schmiss ihn zu Boden. Willow wusste nicht, was sie als Nächstes wahrnehmen würde. Mit halb geschlossenen Augen sah sie die teilweise verschwommenen Bilder. Sie versuchte ihren Körper unter Kontrolle zu bringen, doch dann wurde ihr klar, dass sie erneut keine Chance haben würde. Die Arme waren wieder da, sie trugen sie fort, legten sie auf etwas Weiches. Sie spürte Wasser an ihrem Kopf, doch es verschaffte ihr keine Linderung. ”Seit ihr alle total durchgedreht?”, Buffy versuchte die drei restlichen Jägerinnen zur Rede zu stellen. Während sie die Jägerinnen eine nach der anderen anfunkelte, trat sie auf den Elektroschocker und zerlegte ihn in seine Einzelteile. ”Wer ist hier durchgedreht? Du bist doch die Verräterin!”, schrie die Kurzhaarige, während die anderen beiden ihr ohne zu zögern zustimmten. Mit langsamen Schritten gingen sie auf Buffy zu, und versuchten sie einzukreisen. Was in aller Welt war hier los? Hatte es etwas mit Lily und ihren Hetzereien zu tun? Oder ging der Kampf wirklich von diesem Dämonenmädchen aus? Oder wollten die Jägerinnen sie töten, weil sie ein Dämon war. Diese ganze Situation stank so dermaßen zum Himmel. Diese Mädchen hatten kein Recht mit einer solchen Brutalität auf ein anderes Mädchen loszugehen. Sie musste herausfinden, was hier gespielt wurde, und dazu musste sie das Mädchen erstmal in Sicherheit bringen, und eine Möglichkeit finden, sich mit ihr zu unterhalten. Ohne gegen die anderen zu kämpfen. Auch wenn sie besser trainiert war als diese drei, musste sie sich eingestehen dass es dennoch Jägerinnen waren. Und gegen andere Jägerinnen kämpfen? So wie damals gegen Faith? Nein, es durfte nie wieder so weit kommen. ’Bring sie hierher!’ versuchte Willow an Buffy zu übermitteln, doch sie wusste nicht, ob es eine Möglichkeit gab, dass Buffy sie verstand. Aber sie schien ohnehin denselben Gedanken zu haben. Bevor die anderen sie angreifen konnten, packte sie die Japanerin, und versuchte zu fliehen. ”Lori, pass auf!” schrie eines der Mädchen der Anführerin zu. Doch im selben Moment – als wäre das nicht alles schon kompliziert genug – sprangen sechs, oder sieben schwarzgekleidete Gestalten links und rechts von den Dächern, und stürzten sich auf die vier Jägerinnen. Ninjas. Unter der schwarzen Kleidung konnte man nicht mehr als die Augen sehen, und hin und wieder ein Stück rußgeschwärztes Gesicht. Buffy wich einem Wurfstern aus, und hörte hinter sich einen Schrei, offensichtlich hatte eine andere Jägerin weniger Glück gehabt. Sie ließ die Japanerin los, sprang nach hinten, duckte sich unter einem Katana hinweg und trat dem ersten Angreifer ins Knie. Dieser taumelte zurück, während ein zweiter das halb bewusstlose Mädchen aufhob, welches ein leises Stöhnen von sich gab. Willow biss die Zähne zusammen. Sie konnte spüren wie sich neue Wunden auf ihrem Körper ausbreiteten. Gleichzeitig fühlten sich ihre Gliedmaßen taub an. Bevor Buffy reagieren konnte, stürzten sich die drei anderen Jägerinnen auf den Ninja, und versuchten ihm das Mädchen wieder abzunehmen. Die Anführerin – Lori – blutete aus einer Wunde in der Brust, keine geringe Wunde, doch sie schien sich überhaupt nicht darum zu kümmern. Buffy ging dazwischen, mit einem Kick gegen ein Wakizashi verhinderte sie dass das Kurzschwert die bereits verwundete Jägerin durchbohrte. Sie befand sich hier mitten in einem Krieg, und sie hatte keine Ahnung, wozu er geführt wurde. Beide Seiten wollten offensichtlich dieses Mädchen... Durch einen Fußtritt fiel sie nach vorn, und konnte sich gerade noch mit ihren Händen abfangen. Im Wächterhaus lag Willow’ s Körper genauso auf dem Boden, wie ihrer. Sie war sich sicher nicht mehr Schmerz aushalten zu können. Insgeheim wünschte sie sich, genauso bewusstlos zu werden, doch ihr Wunsch wurde nicht erfüllt. Stattdessen konnte sie fühlen, wie sich eine Hand um ihren Hals legte. Im nächsten Moment erkannte sie vor ihren Augen eine Kapuze. Sie rollte sich auf dem Boden herum, entriss sich dem Griff des Ninja’s, hörte das Getrappel vieler Füße. Der größte Ninja rannte an ihr vorbei, auf den Armen das bewusstlose Mädchen, während die drei Jägerinnen ihn verfolgten, diese wiederum gefolgt von den restlichen Ninjas, die sie daran zu hindern suchten. Es war wie in einem schlechten Abenteuerfilm. Buffy sprang auf die Füße, packte ihren Angreifer an den Armgelenken, und riss ihn zu sich. Danach zog sie ihr Knie hoch, um dieses schlussendlich im Bauch ihres Gegners zu versenken. Sie ließ seine Gelenke los, und rammte ihm ihren Ellbogen in den Rücken. Er taumelte nach hinten, und versuchte mit letzter Kraft die Jägerin mit sich zu ziehen. Doch Buffy schaffte es, sich erneut von seinem Griff zu lösen, und trat mit ihrem Fuß gegen seinen Oberkörper. Der Ninja wurde gegen das nächste Auto geschleudert, und blieb schlussendlich am Boden liegen. Willow konnte fühlen, wie der Schmerz langsam nachließ, doch sie war sich sicher, noch nicht aufstehen zu können. Sie fühlte sich sogar zu schwach um ihre Augenlider zu heben. Buffy atmete tief durch, und ging einige Schritte auf ihren besiegten Gegner zu. Die restlichen Ninja’s und Jägerinnen waren aus ihrem Blickfeld verschwunden, es war wohl sinnlos, sie noch zu verfolgen. Dieser Kerl hier sollte ihr jetzt erst mal sagen, was hier überhaupt gespielt wurde. Als sie bei dem Ninja angekommen war, drehte sie ihn auf den Rücken, und musterte seinen Kampfanzug. Aber die sahen ohnehin alle gleich aus. Sie beugte sich hinunter und mit einem Rück zog sie ihm die Kapuze vom Kopf. Geschockt ließ sie sie aber sofort wieder fallen, und stand mit wackelnden Beinen auf. Dennoch konnte sie ihren Blick nicht von dem Gesicht abwenden, das unter der Kapuze steckte. Shin’s Gesicht. ++++ Cleveland, angemietetes Büro Selbe Zeit ”Entschuldigen Sie bitte, findet hier der Krieg statt?” Lily Usher, D’Hoffryn, und Kan Hsirg alias Mr. Romero rissen ungläubig die Augen auf, als sich die beiden Gestalten aus dem Nichts heraus vor ihnen materialisierten. Auf den ersten Blick schienen sie menschlich zu sein, zwei junge Männer, die einander auf seltsame Weise ähnlich sahen. Und dennoch wirkten sie völlig verschieden, der eine blond und blauäugig mit fast unnatürlich weißer Hautfarbe, der andere schwarzhaarig mit dunklem Teint. ”Sind wir hier richtig?” fragte der Blonde ein weiteres Mal. ”Wir möchten bitte zum Krieg.” ”Sie sind wegen meines Krieges hier?” fragte Hsirg lauernd. ”Wer sind Sie? Und woher wissen Sie davon.” ”Uhm...” begann der Schwarzhaarige. ”Mein Kumpel hat da ‘ne Freundin dessen Schwester war neulich mit einem Thug‘saha aus, und...” ”Schweig!” unterbrach der Blonde und zog seine wallende weiße Robe zurecht. Mit einer theatralischen Armbewegung, bei der er seinem Gefährten beinahe seinen Ärmel ins Gesicht schlug, verbesserte er: ”Der Flug der Vögel, die Kraft der Flammen, die Bewegungen der Gestirne, sie verraten uns vieles. Hell erstrahlt Mars, der Planet des Krieges in unheilvollem Feuer...” ”Okay, wir haben Sie verstanden,” wehrte Lily ab, bevor der junge Mann in eine endlose Litanei verfallen konnte. ”Vielleicht stellen Sie beide sich erst einmal vor, damit wir wissen mit wem wir es überhaupt zu tun haben.” ”Wir sind zwei äußerst mächtige Magier,” begann der Dunkle. ”Unsere Namen sind Kain und Abel...” ”Ich dachte, wir wären Castor und Pollux,” unterbrach der Blonde verwirrt. ”Können wir die Frage verschieben?” wandte sich der Dunkle an Hsirg. ”Reden wir doch lieber über den Krieg. Worum geht es denn? Wer kämpft gegen wen?” ”Nicht, dass uns das besonders interessieren würde.” Der Blonde wedelte sich mit der Hand vor dem Mund herum, als unterdrücke er ein Gähnen. ”Wir nehmen eigentlich jeden Krieg, der uns die Gelegenheit gibt, gegeneinander zu spielen.” ”Gegeneinander spielen?” D’Hoffryn lehnte sich nach vorne. Der schwarze Magier raffte seine Robe, schritt um den Tisch herum, und setzte sich auf den freien Platz neben dem Rachedämon. ”Ja, wir spielen gegeneinander. Üblicherweise übernehme ich die Guten, und mein Bruder die Bösen. Damit es nicht so klischeehaft ist, verstehen Sie, was ich meine? Der weiße Magier für die Bösen, und der schwarze Magier für die Guten.” ”Was für einen Sinn soll das haben?” Vor lauter Verwirrung hätte Kan Hsirg beinahe seinen Zigarrenstummel verschluckt. ”Das würde ja heißen, dass, sollte ich Ihre Unterstützung annehmen, einer von Ihnen beiden gegen mich spielen würde. Was hätte ich denn davon?” ”Nun, wir sind beide sehr ehrgeizig.” Auch der blonde Magier hatte nun am Tisch Platz genommen. ”Jeder von uns beiden wird sein Bestes geben, um als Sieger hervorzugehen.” ”Danke, ich verzichte.” Hsirg drückte den Stummel aus, und griff nach seinem Zigarrenetui. ”Ich will den Sieg, ich will die totale Vernichtung Malkuth‘s, und ich werde dieses Ziel nicht für ein lächerliches Spiel aufs Spiel setzen.” ”Ihre Worte klingen äußerst poetisch, mein Bester.” D’Hoffryn deutete eine Verbeugung an. ”Und ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Auf Wiedersehen, die Herren Magier.” ”Nicht so hastig, Gentlemen.” Lily’s Stimme klang ruhig, aber bestimmt. ”Darf ich Sie daran erinnern, dass es meine Armee ist, die für uns in den Krieg zieht? Und ich könnte durchaus etwas Unterstützung für meine Jägerinnen gebrauchen.” Sie fügte mit zuckersüßer Stimme hinzu. ”Und ebenso für ihre Gegner.” Alle vier Männer sahen sie verblüfft an. Keiner von ihnen wusste, worauf sie hinauswollte. ”Mr. D’Hoffryn, Sie haben mich gefragt, warum ich meine Jägerinnen für diesen Kampf zur Verfügung stelle, und ich will Ihnen auf diese Frage antworten. Es ist eine ganz simple Antwort. Ich bin mit den Dingen, so wie sie jetzt sind, nicht zufrieden. Ich bin der Meinung, dass es ein großer Fehler war, die Kraft der Jägerin zu teilen, und alle Anwärterinnen zu Jägerinnen zu machen. Noch habe ich nicht die Macht, diese Entwicklung rückgängig zu machen, aber mit etwas Glück und Verstand wird es mir eines Tages gelingen. ” Sie nahm einen Schluck aus ihrem Wasserglas. ”Wie dem auch sei, dieser Krieg ist für mich eine wunderbare Möglichkeit, mehrere hundert Jägerinnen auf einen Schlag loszuwerden. Ohne, dass ich selbst einen Finger rühren muss. Die Jägerinnen werden einfach in Erfüllung ihrer Pflicht sterben, als tapfere Heldinnen, welche die Menschheit vor einer Horde seelenloser Dämonen schützen.” ”Sie wollen Ihre eigenen Leute umbringen?” fragte Hsirg entgeistert. ”Deshalb schicken Sie sie in den Krieg?” ”Sie haben’s erfasst.” Ein kleines Lächeln umspielte Lily’s Mundwinkel. Der Iah K’uru schwieg, es gab nichts, was man darauf antworten konnte. ”Also,” wandte sich Lily nun an die Magier. ”Sie sehen, dass es in diesem Krieg nicht nur um Sieg oder Niederlage geht, sondern vor allen Dingen darum, auf beiden Seiten möglichst hohe Verluste zu erzielen. Sie müssten das Ziel ihres Spiels wohl ein klein wenig abändern, wenn Sie teilnehmen möchten. Aber das sollte doch kein Problem sein, oder?” Für eine Weile war es ganz still. Die beiden Magier blickten einander in die Augen und obwohl man nichts hören konnte, waren die übrigen Anwesenden überzeugt, dass zwischen ihnen eine Kommunikation stattfand. D’Hoffryn, welcher der Telepathie mächtig war, verfolgte die Diskussion aufmerksam. Lily dagegen benützte die Gelegenheit einen Anruf zu tätigen. ”Lori? Ist alles nach Plan verlaufen?” Endlich nickten die beiden jungen Männer. ”Wir sind einverstanden,” erklärte der Blonde. Sein Begleiter wandte sich Lily zu, die das Telephon noch ans Ohr hielt. ”Da ich der gute Magier bin, werde ich selbstverständlich die Jägerinnen unterstützen.” ”Das kommt überhaupt nicht in Frage,” protestierte der Blonde. ”Die Jägerinnen sind die Angreifer, und damit sind die Jägerinnen die Bösen und die Dämonen die Guten. Das heißt, die Jägerinnen für mich, und die Dämonen für dich.” ”Die Dämonen sind die Guten? Jetzt mach‘ dich doch nicht lächerlich. Außerdem kennst du dich besser mit Dämonen aus, und ich mit Jägerinnen, also ergibt es so rum mehr Sinn. In Silent Hill hab‘ ich auch die Jägerinnen gespielt.” ”Und gewonnen...” ”Aha, davor hast du also Angst...” ”Gentlemen?” Lily Usher’s Stimme durchbrach den beginnenden Streit. ”Es ist soeben eine Situation eingetreten, die meine Anwesenheit in England verlangt. Ich habe also nicht mehr viel Zeit.” ”Also gut.” Der blonde Magier nickte. ”Mein Bruder wird Sie zu ihren Jägerinnen begleiten, und ich werde mich zu gegebener Zeit mit den Dämonen in Verbindung setzen.” ”Gibt es von Ihrer Seite aus noch Einwände?” wandte sich Lily an Kan Hsirg und D’Hoffryn. Beide Dämonen betrachteten die Neuankömmlinge mit unverhohlenem Misstrauen, doch schließlich schüttelten sie den Kopf. ”Gut.” Lily erhob sich. ”Wir werden ein Privatflugzeug nehmen, damit es schneller geht. Dort warten bereits einige Jägerinnen auf mich. D’Hoffryn lachte leise. ”Entschuldigung, aber für mich passen die Worte schnell und Flugzeug einfach nicht zusammen.” Lily zog die Augenbrauen hoch. ”Haben Sie vielleicht einen besseren Vorschlag?” ”Allerdings.” Der oberste Rachedämon streckte seine Hand aus. ”Erinnern Sie sich noch daran? Weder Sie noch irgendjemand anderer haben damals daran gedacht, sie wieder einzustecken, also dachte ich, ich hol‘ sie mir wieder. Immerhin können sie ja noch ein drittes Mal verwendet werden, bevor sie ihre Kraft verlieren.” In seiner Handfläche funkelten einige goldenen Münzen... ++++ Wächterhaus, etwas später, ”Wie geht‘s dir, Süße?” Besorgt kniete Kennedy neben dem Sofa, welches Giles für Willow zurecht gemacht hatte. Eigentlich hatten sie die Hüterin in ein richtiges Bett in die Wohnung hoch bringen wollen, damit sie sich ausruhen konnte, aber Willow hatte darauf bestanden bei den anderen im Wächterhaus zu bleiben. Schlaf würde sie ohnehin keinen finden, das wusste sie. Ihr Kopf dröhnte immer noch, doch langsam ließen die Schmerzen nach. Manchmal spürte sie plötzliche Anfälle von Panik, die ihr die Kehle zuschnürten. Buffy hatte das japanische Mädchen nicht retten können. Wo immer sie jetzt war, sie stand furchtbare Ängste aus... ”Trink noch einen Schluck!” Liebevoll hielt Kennedy ihr die Teetasse an den Mund und stützte dabei Willow‘s Kopf. Absurderweise musste die junge Frau plötzlich an ihre Prüfungen denken, die jetzt zum Glück hinter ihr lagen. Erst gestern früh hatte sie den letzten schriftlichen Test ihrem Hauptfach Geschichte abgelegt. Es kam ihr vor, als hätte eine andere dieses Leben gelebt. Und nächste Woche würde ihre Abschlußfeier sein. Würde es eine nächste Woche für sie geben? ”Danke,” krächzte sie mühsam. Ihre Kehle war so ausgetrocknet. ”Wird schon wieder.” Müde hob sie die Augen und sah in all die erschrockenen und besorgten Gesichter um sie herum. ”Es muss doch eine Möglichkeit geben, das aufzuhalten,” sagte Dawn leise zu Xander, ihre Stimme den Tränen nahe. ”Diese Visionen abzublocken, dass Willow sie nicht mehr haben muss.” Doch Xander schwieg, auch er wusste sich keinen Rat. ”Und als wär‘ das alles nicht schon schlimm genug, sind die Dinge, die sie gesehen hat, auch nicht grad erbauend,” bemerkte Robin düster. Er war gerade dabei, das restliche Jod und Verbandszeug wieder im Erste-Hilfe Koffer zu verstauen, nachdem er Willow verarztet hatte. Von ihrem Sturz hatte die Hüterin eine Platzwunde am Kopf zurückbehalten, außerdem mehrere Aufschürfungen an Armen und Beinen. Das gefährlichste von allen, war eine Wunde in ihrer Brust gewesen, die sich plötzlich geöffnet, aber dann zum Glück wieder geschlossen hatte. ”Robin hat Recht.” Andrew überreichte Giles ein Blatt Papier mit der krakeligen, comic-artigen Zeichnung eines Ninjas, der bedrohlich mit einem Katana wedelte. ”Wir haben schon wieder einen neuen Gegner.” ”Buffy ist bereits Ninjas begegnet.” Giles besah sich die Zeichnung. ”Möglicherweise sind es dieselben. Aber warum hier in Amerika?” ”Es war so dunkel...” murmelte Willow. ”Ich konnte sie gar nicht...richtig erkennen.” Mit einer väterlichen Geste strich Giles ihr übers Haar. ”Ruh dich erst einmal aus. Später kannst du dich vielleicht an mehr erinnern.” ”Ich geh neuen Tee holen,” erbot sich Kennedy, die nicht länger stillsitzen konnte, und verschwand Richtung Küche. Es machte sie rasend, in dieser Sache so hilflos zu sein, und sie hatte auch nicht den Nerv, sich über diese Ninjas, oder was immer diese Typen waren zu unterhalten. Wütend riss sie die Schranktür auf, und fegte dabei eine der Tassen zu Boden, welche klirrend zerbrach. ”Lass es nur raus,” sagte eine Stimme hinter ihr. ”Tassen kann man immer wieder neue kaufen.” Robin hatte hinter ihr die Küche betreten. Mit ruhigen Händen begann er mehrere Tassen mit dem heißen Wasser aus dem Teekessel zu füllen. Sie konnte gar nicht begreifen, wie er in einer solchen Situation so ruhig bleiben konnte, und irgendwie hatte sie das Bedürfnis ihn anzuschreien. Irgendwie hatte sie das Bedürfnis jeden anzuschreien, der einfach nur in ihrem Blickfeld stand. ”Schrei, wenn es dir dann besser geht,” meinte Robin, als hätte er ihre Absicht in ihrem wütenden Blick erkannt. ”Oder schlag etwas kaputt! Du wärst nicht die erste Jägerin, die ich kenne, die dadurch ein bisschen Dampf ablassen kann,” fügte er mit einem Lächeln hinzu. Kennedy nickte, und mit einem Aufschrei warf sie eine weitere Tasse gegen die Wand. ”Es funktioniert nicht,” murmelte sie hilflos. ”Ich fühle mich kein bisschen besser.” ”Vielleicht ist es wie mit Traubenzuckerpillen.” Der Wächter verteilte Teebeutel auf die Tassen. ”Es hilft nur, wenn man dran glaubt. ” Im selben Moment hörten sie, wie draußen die Tür zum Wächterhaus aufgestoßen wurde. Faith, die gerade draußen im Gang gestanden hatte, wandte sich Buffy zu. ”Wen hast du uns denn da mitgebracht?” ”Einen American Ninja.” Mit grimmiger Miene zerrte Buffy den bewusstlosen Shin in den Raum. ++++ Malkuth, Halle von Kether, selbe Zeit “Und du glaubst wirklich, diese Stromausfälle haben mehr zu bedeuten, Zaddik Bartholomew?“ “Ja, ich bin davon überzeugt,“ entgegnete Mo. Er konnte sein Gegenüber nicht ansehen, als er sprach. Das lag nicht an dem gleißenden Licht in der Halle von Kether, sondern daran, dass er und die einunddreißig übrigen Mitglieder des Rats von Malkuth hier überhaupt nicht körperlich anwesend waren. Kein Körper aus Fleisch und Blut konnte diesen heiligsten aller Orte Malkuth’s betreten, nur die Essenz, der Teil eines lebenden Wesens, der sich aus Geist und Seele zusammensetzte. In einer normalen Umgebung würde diese Essenz vielleicht als strahlendes Licht erscheinen, doch Kether war so hell, dass alle anderen Lichter dagegen dunkel schienen. Die Essenzen nahmen die Form von mächtigen schwarzen Steinblöcken an, beinahe wie die Grabsteine auf einem Friedhof. Zumindest waren es diese Steine, an die sich Zaddikim von Malkuth erinnerten, nachdem sie die Halle verlassen hatten. Ein Kreis aus glatten schwarzen Steinblöcken inmitten des gleißenden Lichts. Und ihre Stimmen waren wie Gedanken, die im Geist der anderen widerhallten. “Ich weiß, dass Stromausfälle früher an der Tagesordnung waren,“ fuhr Bartholomew fort. “Aber hier geht es nicht um durchgebrannte Sicherungen und defekte Leitungen. Ich habe mit unserem Cheftechniker gesprochen. Das Computerprogramm, das unsere Stromversorgung steuert, hat erkannt, dass die Energie in der Halle von Daath sich verändert hat. Das muss etwas zu bedeuten haben.“ “Ich kann es fühlen.“ Eine weitere Stimme erklang in der strahlenden Stille, die Stimme eines kleinen Mädchens. “Das Tor des verborgenen Baumes bebt. Als ob jemand hindurch schreiten möchte.“ Ein Stimmengewirr brach aus, ungläubig, neugierig, und auch mit ein wenig Furcht. Was hatte das zu bedeuten. Würde die Grenze zwischen dieser Welt und einer anderen durchbrochen werden? Was würde dann geschehen? “Mein Geist wird den Pfad des verborgenen Baumes beschreiten.“ Die Stimme klang jetzt nicht mehr wie die eines Kindes, sondern wie die einer erwachsenen Frau. “Vielleicht werde ich dann erkennen, wer ihn mit mir geht.“ “Eine weise Entscheidung, Zaddik Babette.“ Die dunkle, kehlige Stimme von Zaddik Lakshmi war unverkennbar. “Es gibt noch weitere Ereignisse, die unsere Aufmerksamkeit verlangen.“ Jetzt war es die Stimme einer Greisin, die sprach, und dann verstummte sie. “Richtig,“ begann Bartholomew. “Ich wollte noch zwei Fälle ansprechen, wenn es euch genehm ist. Zum einen habe ich meine Berichte für die Akte von Regil fertig gestellt, damit alle Mitglieder unseres Rats sich bis zur Verhandlung mit dem Fall vertraut machen können. Auch wenn ich bei der Verhandlung seine Verteidigung übernehmen werde, könnt ihr sicher sein, dass bei meinen Berichten nichts beschönigt oder abgemildert wurde. Ich habe die Konfrontation zwischen Regil und der ersten Jägerin genau so beschrieben, wie sie sich abgespielt hat, einschließlich meiner Intervention.“ “Die diesem Verräter das Leben gerettet hat,“ kam ein Einwurf. Zustimmendes Murmeln erklang. “Es ging mir darum, unsere Stadt zu schützen,“ verteidigte sich Bartholomew. “Und ja, natürlich auch darum, Regil auf den richtigen Weg zurückzuführen. Seine Differenzen mit der ersten Jägerin sind geklärt. Er stellt keine Gefahr mehr für uns dar.“ “Das zu entscheiden, liegt nicht bei dir!“ “Das wollte ich mir auch gar nicht anmaßen, Zaddik Lakshmi,“ beschwichtigte Bartholomew. “Ich habe lediglich als sein Verteidiger gesprochen, wie es meine Aufgabe ist.“ “Deine Aufgabe in der Verhandlung,“ erklärte Zaddik Babette mit ihrer Kinderstimme. “Nicht hier.“ Mo gehorchte und schwieg, er wollte es nicht noch schlimmer machen. Wenn er zum falschen Zeitpunkt eine Diskussion anfing, würde das Regil nicht retten. Im Gegenteil, die anderen würden ihm vorwerfen, dass seine Freundschaft zu dem Echsendämon sein Urteilsvermögen trübte, und seine Worte nicht mehr ernst nehmen. “Du wolltest einen weiteren Fall ansprechen?“ Babette’s Stimme wurde langsam älter. “Den des Menschen, nicht wahr? Du hast ihm unseren Entschluss mitgeteilt?“ “Ja, das habe ich.“ Er erinnerte sich an sein Gespräch mit Andrew im Black Pearl. “Aber er ist mit diesem Entschluss nicht einverstanden. Ich habe ihm gesagt, dass die einzige Möglichkeit für ihn, hier bleiben zu können ist, selbst zum Dämon zu werden und die Aufnahme in unsere Gemeinschaft zu erbitten.“ “Das ist richtig,“ stimmten mehrere Zaddik zu. “Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.“ “Doch, gibt es,“ widersprach Zaddik Lakshmi. “So ungern ich das sage, da mir die Vermischung von Menschen und Dämonen ein Gräuel ist, aber nach unseren Gesetzen darf er eine Dämonin unserer Gemeinschaft zur Gefährtin nehmen und mit ihr eine Familie gründen.“ “Ich weiß, aber das ist nicht sein Wunsch,“ Mo dachte an seine eigene Frau, und an die Mädchen. Es war nicht immer einfach für sie gewesen. “Im Moment recherchiere ich die verschiedenen Möglichkeiten, einen Menschen zum Dämon zu machen. Aber ich werde trotzdem weiterhin unsere alten Gesetze und Rituale durchforschen, um nach einer Alternative zu suchen. Sollte ich etwas finden, werde ich es bei der nächsten Versammlung zur Sprache bringen.“ “In Ordnung.“ Die Stimme der alten Frau klang zufrieden. “Gibt es sonst noch etwas, worüber wir sprechen sollten?“ Eine Weile herrschte Stille. Dann erklärte Zaddik Babette, welche heute den Vorsitz innehatte, die Versammlung für geschlossen. Mo war tief in Gedanken versunken, und er war sich sicher, dass es anderen ebenso ging. Es schien, dass sich eine Veränderung ankündigte. Immer noch grübelnd ging er die Straße des Narren hinunter, durchquerte die Halle von Chockmah und bog in die Straße der Kaiserin ein, welche Chockmah mit Binah verband. Dort hielt er sich am liebsten auf, wenn er nachdenken wollte. Hier hatte er Ruhe vor dem Lärm und dem Durcheinander der Stadt, aber er war doch nicht von ihr abgeschieden, denn die Straße war ein Skyway und erlaubte eine großzügige Aussicht nach unten. Nicht so großartig, wie die Straße der Ausgleichung, von der man einen Blick auf fünf andere Straßen hatte, aber dafür war es hier auch um einiges ruhiger. “Du kämpfst Schlachten die bereits verloren sind, Bartholomew.“ Wie üblich hielt sich Zaddik Lakshmi nicht mit langen Vorreden auf. “Du wirst deinen Freund Regil nicht retten können, sein Leichtsinn hat uns alle in Gefahr gebracht. Und warum machst du dir soviel Schwierigkeiten wegen dieses Menschen? Die Menschen bedeuten nichts als Ärger und Probleme für uns.“ “Ich muss die Dinge tun, die ich für richtig halte,“ entgegnete der bärtige Dämon. “Du bist ein Träumer und ein Narr!“ Lakshmi’s Stimme klang bitter. “Du glaubst immer noch an eine Welt, in der Menschen und Dämonen friedlich zusammenleben können. Wach auf, das wird niemals geschehen, und das soll es auch nicht. Eines Tages wird die alte Zeit wiederkehren und wir werden über diese Dimension herrschen, wie es unsere Bestimmung ist. Dann werden wir uns nicht mehr verstecken und die Gewalttaten der Jägerinnen ertragen müssen, dann werden wir frei sein!“ Eine tiefe Begeisterung hatte ihre dunklen Augen ergriffen. “Lakshmi, du bist selbst eine Träumerin.“ Die harten Worte hatten Mo nicht beleidigt, dafür kannte er ihre direkte Art zu gut. “Die Welt von der du sprichst, hat nichts mit Freiheit zu tun. Als die Großen Alten herrschten, gab es nichts als Zerstörung und blutigen Krieg und die einzelnen Dämonenstämme schlachteten sich gegenseitig ab. Willst du in einer solchen Welt deine Kinder großziehen?“ “So muss es überhaupt nicht werden,“ widersprach sie. “Die Gemeinschaft von Malkuth zeigt ja, dass ein Zusammenleben der verschiedenen Stämme möglich ist. So könnte es auch in Zukunft aussehen.“ Bartholomew wollte etwas erwidern, als er am Ende der Straße ein kleines Mädchen mit rotblonden Locken erkannte, welches auf sie zukam. Das Kind wurde älter, als es sich näherte, wurde zu einer Frau, und als Zaddik Babette direkt vor ihnen stand, hatte sie die Gestalt einer Greisin angenommen. “Vielleicht werden wir bald wissen, wie die Zukunft aussieht“ sagte sie. “Die Wandlung der Welt steht uns unmittelbar bevor.“ ++++ Wächterhaus, etwas später "Ich glaub‘ das einfach nicht. Wie konnte ich mich nur so in ihm täuschen?" Dawn war verzweifelt. Sollte alles was Shin ihr über sich erzählt hatte, Lügen gewesen sein? Stand er doch auf der Seite des Bösen? Das war doch nicht möglich! Das konnte einfach nicht sein! Wie ein Häufchen Elend saß sie neben dem bewusstlosen und gefesselten Shin auf dem Boden. Mit Tränen in den Augen strich sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Trotz – oder gerade wegen der Verwirrung ihrer Gefühle, glaubte sie ihn noch immer zu lieben, und hoffte dass es eine Erklärung für sein Verhalten geben mochte. Was, wenn es alles Lily’s Schuld war? Nein, sie versuchte nur Ausflüchte zu finden. Wie damals bei Justin. "Du hättest besser aufpassen müssen.” Buffy’s warnende Stimme riss sie aus ihren Gedanken. ”Dawn, wie konntest du nur deine Augen so vor der Wahrheit verschließen? Warum hast du mir nichts über seine Familiengeschichte erzählt! Giles hätte es nachprüfen können. Dann wäre das alles nicht passiert!" Buffy ging vor Dawn in die Knie und sah sie liebevoll an. Der Schmerz in den Augen Ihrer kleinen Schwester kam ihr sehr bekannt vor. Sie drückte Dawn an sich. "Ach Dawnie, wir Summersfrauen haben aber auch ein Pech mit den Männern." Mit einem leisen Stöhnen kam Shin zu sich. Seine Lider flatterten. "Shin? Shin kannst du mich hören?" Dawn beugte sich über ihren Freund. Langsam lichteten sich die Nebelschwaden vor seinen Augen und formten sich zu dem Gesicht seiner Freundin. Er wollte sie anlächeln, doch das Lächeln blieb ihm im Hals stecken, als er ihrem wütenden Blick begegnete und ihm alles wieder einfiel. "Dawn, Liebes..." begann er. "Nein!" fuhr ihm Dawn dazwischen. "Ich bin nicht mehr dein Liebes. Wie konntest du mich nur so anlügen, hast du mir die ganze Zeit was vorgespielt? Was soll das? Ich hab‘ dir vertraut und nun muss ich mit ansehen, wie du gegen meine Freunde und gegen meine Schwester kämpfst.. Du weißt, dass Buffy alles ist, was ich noch von meiner Familie habe. Gerade du weißt das und hast immer gesagt, dass du mich verstehst. Und nun so was...." die letzten Worte wurden fast von einem Schluchzer erstickt, der ihr entfuhr. "Ich habe dich nicht angelogen Dawn, ich konnte dir nur manche Dinge nicht erzählen. Das müsstest auch du verstehen, denn anscheinend hast du ja auch einiges für dich behalten." Sein Blick schweifte durch den Raum und kehrte dann zu Dawn zurück, die ihren Kopf senkte, da sie nun nicht mehr wusste was sie sagen sollte. "OK, jeder hier hat Geheimnisse," sprang Buffy ihrer Schwester bei. "Was ich jetzt will, sind Informationen. Was ist hier los? Warum habt ihr uns angegriffen? Warum und wohin habt ihr das Mädchen verschleppt?...." In diesem Moment ging das Licht aus. AKT 3 Wächterhaus, selbe Zeit großer Konferenzraum Buffy sprang sofort auf die Füße, ihre geschärften Sinne witterten Gefahr. Zwar durchbrach kein Geräusch die nächtliche Stille, aber sie traute dem Frieden nicht. Dies war nur die Ruhe vor dem Sturm. Der Angriff schien aus dem Nichts heraus zu kommen, sie hatte nicht einmal die Türe gehört. Aber irgendwie mussten die beiden schwarzvermummten Gestalten ja hereingekommen sein. Der erste sank in einen tiefen Fußfeger, versuchte Buffy die Beine wegzuziehen. Der andere sprang über seinen Kampfgefährten drüber, sein Fuß zielte auf das Gesicht der blonden Jägerin. Mit einem Backflip nach hinten rettete sie sich aus der Gefahrenzone. Zumindest einen der beiden Angreifer musste ihr Fuß dabei erwischt haben, es polterte, als ein Körper gegen einen Tisch flog. Da der große Konferenzraum nur selten genutzt wurde, stand hier einiges an Möbelstücken herum. Buffy kam auf die Beine, riss instinktiv die Fäuste zu einem Block hoch, um auf den nächsten Schlag vorbereitet zu sein. Dawn sprang an ihr vorbei, und attackierte den zweiten Angreifer. Ninja. Es waren die Ninja, mit denen sie vor kurzem auf der Straße gekämpft hatte. Was hatten sie hier im Wächterhaus zu suchen? Wie waren sie überhaupt hierher gekommen? Waren sie ihr gefolgt? “Soko da?“ Ein dritter Ninja war im Türrahmen erschienen, er griff jedoch nicht an, sondern beschränkte sich darauf, den anderen etwas zuzurufen. Diese schüttelten verneinend die Köpfe und zogen sich langsam zurück. Sie wichen weiteren Angriffen aus, und sprinteten auf die Tür zu. Von draußen war ein Schrei zu hören, es war eindeutig der Kampfschrei von Faith. “Bleib hier!“ warnte Buffy ihre kleine Schwester, bevor sie den Angreifern durch die Tür folgte. Ihr Verstand arbeitete blitzschnell, keiner der Ninja hatte einen Versuch gemacht, Shin zu befreien. Somit bestand für Dawn keine Gefahr, wenn sie hier blieb, im Gegenteil, es war die sicherste Methode, sie von diesem Kampf fernzuhalten. Wütend blickte Dawn ihrer Schwester hinterher. Es war typisch, so typisch, wieder wollte Buffy sie einsperren. Dass sie sie auf den Friedhof mitgenommen hatte, änderte nichts daran, dass sie in einer unerwarteten Situation genau nach dem altbekannten Schema reagierte, und das hieß die kleine Dawnie aus der Gefahrenzone zu schaffen. Diesmal nicht! Dawn rannte in Richtung Tür, als sie plötzlich einen Luftzug hinter sich spürte. Zwar war nichts zu hören, doch sie wartete kein Geräusch ab. Sie fuhr herum, und blockte im letzten Moment die Faust, die auf ihren Hinterkopf gezielt hatte. Wie es schien, hatte Shin gar keine Hilfe nötig gehabt, um sich von seinen Fesseln zu befreien. ++++ Magische Kuppel, selbe Zeit “Was sagten Sie, Schamanin? Ach so. Der vierte Reiter. Ja, die Verbindung hier ist nicht besonders gut.... Der Rat der Wächter ist Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Leben Sie wohl.“ Lily betrachtete den dunklen Wirbel aus Himmel, Meer und Horizont, und ließ die Informationen im Kopf Revue passieren. Dank der ausgezeichneten Verbindungen des Rates war es ihr nicht nur gelungen, etwas über die verschiedenen Gruppierungen herauszufinden, welche die zerstörerischen Reiter auf den jeweiligen Kontinenten bewachen sollten, sondern auch mit zwei von ihnen Kontakt aufzunehmen. In Europa und in Afrika. Die Reiter des Todes. Nachdem das Orakel sie darüber aufgeklärt hatte, was durch ihr Ritual wirklich geschehen war, hatte sie versucht, soviel wie möglich über diese Geschöpfe herauszufinden. Zwar war es nur ein Versehen gewesen, dass sie befreit worden waren, aber nach den Worten des Orakels zu urteilen, konnte sie sie trotzdem für ihren Plan gebrauchen. Buffy war der Schlüssel zur Schließung der Linie. Nicht Dawn. Sie würde gegen die Reiter kämpfen, und in diesem Kampf fallen. Mit ihrem Tod würde auch ihre Kraft vernichtet sein, und die Jägerinnen würden wieder zu ganz normalen Mädchen. Die alte Ordnung wäre wieder hergestellt. Ein perfekter Plan, doch benötigte sie dazu vier Reiter, und nicht nur drei...doch bald schon würde das kein Problem mehr sein. Sie hatte bereits einen Verdacht, wo der vierte Reiter sich befand, und wenn man den Spuren der Naturkatastrophen folgte, welche die anderen drei Reiter hinter sich ließen, brauchte man nur eins und eins zusammenzuzählen. Und dann machte es auch nichts mehr aus, dass sie keine Gruppierung in Amerika gefunden hatte, die für den vierten Reiter zuständig gewesen wäre. Auch mit Asien hatte sie kein Glück gehabt. Der Tetsu Clan weigerte sich, mit dem Rat zu verhandeln, selbst dann noch, als sie die kleine Aiko als Druckmittel einsetzte. Diese Familie ließ sich nicht erpressen. Nun gut, wie sie wollten. Eine weitere Soldatin für ihre Armee... Gedankenverloren betrachtete Lily das Gesicht des Mädchens. Da sie ein Beruhigungsmittel erhalten hatte, schlief sie jetzt, lag regungslos inmitten der seltsamen Kugel, welche die magischen Münzen um sie alle geformt hatten. Zwei der anderen Jägerinnen standen so reglos wie Statuen, ihre leeren Augen auf die Japanerin gerichtet. Für den Fall dass sie wach wurde, und wieder Ärger machte. Ein weiteres Mal würde sie die Kleine sicher nicht unterschätzen. Lori war umgekippt, bewusstlos durch den hohen Blutverlust. Sie würde sich wieder erholen, bei den Selbstheilungskräften einer Jägerin müsste sich die Wunde in ihrer Brust bereits geschlossen haben. Und falls nicht, war es auch egal. Der schwarze Magier stand mit erhobenen Armen in der Mitte der Kuppel und murmelte Zauberformeln in einem monotonen Singsang. Die Formeln selbst waren Unsinn, ebenso sein wichtigtuerisches Gehabe. Aber egal, Hauptsache er und sein Bruder brachten diese seltsame Kuppel rechtzeitig nach England, bevor die Energie der Münzen verbraucht war, und das Ding auseinander fiel. “Sehen Sie da, Ms. Usher!“ Der Magier unterbrach sein Getue, um begeistert auf einen dunklen Punkt zu zeigen, der rasend schnell näher kam. “Der Big Ben! Wir haben’s gleich geschafft!“ Im selben Moment ging ein kräftiger Ruck durch die Kugel und ihre Wände begannen zu flimmern. Nervös blickte der Magier um sich. “Oh-oh!“ ++++ Wächterhaus, Giles’ Büro, etwas später Mit lautem Krachen flog der Ninja gegen Giles’ Schreibtisch und Kennedy setzte nach, um ihm noch einen Faustschlag zu verpassen. Offensichtlich ein Fehler, denn eine zweite Gestalt hatte bereits den Raum betreten, und nützte die Gelegenheit zur Couch hinüber zu rennen, wo Willow, noch geschwächt von ihrer letzten Vision, lag. Die Hüterin rollte sich herunter, um ihrem Angriff auszuweichen, und schlug hart auf dem Boden auf. Benommen versuchte sie, schützend die Arme zu heben, als ein Ellenbogen gegen ihren Kopf krachte, und alles um sie herum in Dunkelheit versenkte. “Willow!“ schrie Kennedy. Wie eine Furie stürzte sie auf die schwarzgekleidete Frau los, doch diese war auf ihren Angriff vorbereitet, und benutzte ihren eigenen Schwung, um sie über ihre Hüfte zu werfen. Die Jägerin stürzte in ein Bücherregal, welches gefährlich zu schwanken begann. Das Regal kippte, und ein Hagel aus Büchern überschüttete die braunhaarige Jägerin. Sie riss die Arme hoch, und versuchte auf die Beine zu kommen. In diesem Moment stürzte das Bücherregal auf sie hernieder. ++++ Ratszentrale, kleiner Konferenzraum London, England, selbe Zeit Die Tür glitt langsam auf und George L. Martin betrat den Beratungssaal. Stickige Luft kam ihm entgegen, die Sitzung dauerte nun schon den ganzen Tag; heute gab es viel, das geregelt werden musste. Alles musste in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Langsam trat er zu den anderen Wächtern, die für einen Moment ihre Diskussion unterbrachen und zu ihm aufblickten. “Die Unterkünfte für die Mädchen sind nun bereit gemacht.”, berichtete er. Wenn Lily doch hier wäre, er tat zwar sein Bestes, doch die Stimmung begann immer ungemütlicher zu werden. Wo Lily die zweifelnden Wächter noch unter Kontrolle gehalten hatte, konnte er nur zusehen, wie sie einander die Köpfe einschlugen. Jede Entscheidung wurde in Frage gestellt und so lange darauf herumgekaut, bis sie verworfen werden musste. Die Vorkehrungen, die er für Lily treffen musste, waren immer schwerer durchzuführen. Die anderen Mitglieder des Zirkels unterstützten ihn so weit wie möglich dabei, die Lage unter Kontrolle zu halten, doch es bildeten sich langsam zwei Fronten heraus, die immer öfter auf einander prallten. Vielleicht war es bald Zeit für ein weiteres Exempel, doch wenn zu viele Wächter verschwanden, würde es Misstrauen erregen. Außerdem konnte es nicht mehr lange dauern, bis Lily zurückkehrte. Sobald sie diese Sache in Amerika geklärt hatte, würde sie wieder da sein. “Ein gutes Stichwort: Welchen Grund hat Ms. Usher die ganzen Jägerinnen nach England zu schaffen, gerade jetzt, wo sie doch an anderen Orten viel dringender gebraucht werden?” wollte die junge Ms. Cromwell wissen. “Wir wurden in dieser Sache nicht einmal gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt.” George wechselte einen kurzen Blick mit Lenhardt bevor er antwortete: “Ms. Usher gab mir diese Weisung über Telefon aus Amerika, sie sagte, dass sie auf eine sehr große Gefahrenquelle gestoßen ist und wir uns bereit machen müssen. Mehr weiß ich auch nicht, aber ich denke, dass wir ihr in dieser Sache wohl vertrauen können!” “Und was hält sie davon ab, uns ihr Wissen mitzuteilen? Oder enthält sie es uns etwa vor?” Lenhardt mischte sich in die Diskussion: “Ich bin sicher, Ms. Usher hätte die Angelegenheit vorher mit uns besprochen, wenn es nicht so dringend wäre!” “Oh ja, das hätte sie bestimmt.” Alle Gesichter im Raum wandten sich Bernard Crowley zu, “Die Interessen des Rates scheinen ihr ja mehr am Herzen zu liegen, als alles andere.” “Wie meinen Sie das?” hakte George nach. “Genau so wie ich es gesagt habe!” Ein lauter Knall ließ die Wächter herumfahren, es klang wie ein Schuss, oder – so albern der Gedanke auch sein mochte – wie das Platzen einer riesigen Seifenblase. Im nächsten Moment waren Schreie zu hören, das Trappeln von Füßen, die Geräusche eines Kampfes. Die Wächter sprangen auf, und drängten zur Tür. Diese wurde im nächsten Moment aufgestoßen, und George blickte in Lily’s panisches Gesicht. “Wir benötigen sofort medizinische Unterstützung!“ rief sie. “Es gab einen Kampf, wir haben vier verletzte Jägerinnen, zwei davon schwer.“ “Wird sofort erledigt!“ Trotz der Umstände fühlte sich George erleichtert, dass sie wieder da war. “Lily, geht es dir gut?“ “Alles in Ordnung.“ Sie fuhr sich durch das zerzauste Haar und erhob ihre Stimme, um zu den übrigen Wächtern zu sprechen. “Ich möchte, dass sich alle Wächter und Jägerinnen so schnell wie möglich im großen Sitzungssaal versammeln. Ladies und Gentlemen, die Lage ist ernst.“ ++++ Wächterhaus, selbe Zeit großer Konferenzraum Shin hatte versucht, sie zu schlagen. Ihr Freund, dem sie vertraut, den sie geliebt hatte, hatte sie hinterrücks angegriffen. Konnte es noch schlimmer werden? Sie wollte gegen ihn kämpfen, sie wollte ihm wehtun, für das was er ihr und ihrer Schwester angetan hatte. Mit mehreren Faustschlägen versuchte Dawn, ihren Gegner zu verletzen, blind vor lauter Wut und Verzweiflung. "Du dummes Mädchen," schrie Shin seine Freundin an, als er ihre Schläge abblockte. Ihre Technik war nicht so gut ausgefeilt wie seine, allerdings machte sie viel mit ihrer Stärke wett. "Du hast recht – ich bin dumm,“ schrie sie zurück. “Weil ich mich auf einen Typen wie dich eingelassen hab’.“ “Du hast doch keine Ahnung, was hier gespielt wird!“ Shin duckte sich unter einem Schlag hinweg, und versuchte Dawn weiterhin auf Abstand zu halten. “Du kämpfst auf der falschen Seite. Wenn du wüsstest, in welche Dinge deine Schwester und diese korrupten Wächter verwickelt sind, würdest du...“ “Lügner!“ Ihre Faust traf endlich sein Gesicht und schleuderte ihn zurück. “Alles Lüge.“ “Dawn, ich weiß dass du die Wahrheit nicht vertragen kannst.“ Shin hatte sein Gleichgewicht schnell wieder gefunden. “Aber ich werd’ nicht zulassen, dass du jetzt da raus gehst und dir was passiert. Und wenn ich dich dazu bewusstlos schlagen muss!“ Shin’s Faust sauste nach vorne, doch Dawn fuhr herum, ihr Fuß schnellte gegen seine Brust. Im letzten Moment senkte der Junge den Arm, um ihren Tritt abzublocken. “Dieser Wächterrat ist nichts anderes, als eine Ansammlung machtgieriger Betrüger, die junge Mädchen gefangen nehmen, und als Soldaten für ihren Krieg missbrauchen.“ Dawn war zu verzweifelt, um sich darüber zu wundern, wieso Shin von der Existenz des Wächterrats wusste. Nichts von dem, was er sagte, ergab Sinn, die Wächter nahmen doch keine Jägerinnen gefangen. Dieser Kerl versuchte sie zu manipulieren. “Ich glaub’ dir kein Wort, du...du Dämon!“ Ein anderes Schimpfwort fiel ihr jetzt nicht ein, jedenfalls keins, das stark genug wäre, ihren Hass auszudrücken. Ja, sie hasste ihn, hasste ihn für seine Lügen, und seine Falschheit. “Du hast recht, ich bin ein Dämon.“ Eine kalte Wut war in Shin’s Augen getreten. “Alles, was ich dir über meine Familie erzählt habe, ist wahr. Meine Urahnin liebte einen Dämon, und wir sind ihre Nachkommen. Aber was ich dir noch nicht erzählt habe, ist, wie sie gestorben ist. Sie wurde umgebracht, von ihrem eigenen Wächter. Von dem Mann, der sie schützen, und auf ihre Aufgabe vorbereiten sollte.“ “Deshalb bekämpfst du uns,“ schrie Dawn fassungslos. “Wegen etwas, das vor Hunderten von Jahren passiert ist?“ Erneut schlug sie nach ihm. “Was können wir dafür, wenn damals ein Wächter ein mieses Schwein war?“ “Es geht nicht um einen Mann, es geht um eine Institution.“ Shin duckte sich unter einem Angriff hinweg, doch er war nicht schnell genug, da seine Konzentration zu stark auf ihrem Gespräch lag. Mit aller Kraft versuchte er Dawn zu überzeugen, selbst dann noch, als er ihre Schläge nicht mehr abwehren konnte. “Der Wächterrat hat sich in Hunderten von Jahren nicht geändert, und deine Freunde und Familie sind ein Teil davon. Heute abend haben deine Schwester und einige andere Jägerinnen ein Mädchen aus meiner Familie verschleppt.“ Sprachlos hielt Dawn inne. "Das hat Buffy nicht getan. Ich glaub’ dir kein Wort." Ihr Gesicht wurde rot vor Wut, und sie verpasste Shin, der vor ihr zu Boden gegangen war, einen Tritt in den Bauch. Der Junge stöhnte vor Schmerz auf, doch er hielt den Blick weiterhin auf Dawn gerichtet. "Es ist wahr. Ich selber hab’ gegen sie gekämpft, als sie Aiko entführen wollte. Sie und noch drei andere Jägerinnen sind auf meine Cousine losgegangen.“ "Buffy würde so etwas nie tun!“ Verzweifelt versuchte Dawn ihre Gedanken zu ordnen. Willow hatte gesehen, wie drei Jägerinnen eine vierte angegriffen hatten. Und dann waren die Ninja gekommen... es war alles ein großes Durcheinander. “Dawn, nimm’ endlich deine rosarote Brille ab!“ Shin versuchte, sich zur Seite zu rollen, wahrscheinlich rechnete er bereits mit dem nächsten Angriff. Dawn packte ihn bei den Schultern. “Nein, jetzt hörst du mir mal zu!“ ++++ Ratszentrale, großer Sitzungssaal London, England, etwas später Der große Verhandlungssaal machte seinem Namen alle Ehre, und dennoch quoll er nahezu über von den Jägerinnen, die sich langsam in ihm sammelten. Der Saal wurde äußerst selten benutzt, also hatte George extra Stühle aufstellen lassen. In den vordersten Reihen neben ihm saßen die Wächter, einige mit skeptischer Miene, doch der größte Teil von ihnen wirkte eher entnervt über die anhaltenden Diskussionen. George konnte nur hoffen, dass das was Lily nun sagen würde, all diese Zweifel hinweg waschen würde, doch wenn er so darüber nachdachte, konnte es eigentlich gar nicht schief gehen. Lily nahm ihren Platz am Rednerpult ein, sie atmete einmal tief durch, wechselte einige Augenkontakte mit ihr wohl gesonnenen Wächtern, dann begann sie zu sprechen: “Meine Damen und Herren, Wächter und Jägerinnen, Sie alle fragen sich sicher, warum Sie heute hier zusammengerufen wurden. Das sollten Sie auch, denn Sie haben ein Recht auf eine Antwort!” Hinter ihr stärkten ihr circa dreißig Jägerinnen und ein paar unbedeutende Wächter den Rücken, während sie ihre Ansprache hielt. “Einiges in den letzten Tagen und Wochen ist nicht ganz so gelaufen, wie es vielleicht hätte laufen sollen, ich bitte dafür von ganzem Herzen um Entschuldigung. Doch all das rückt nun in den Hintergrund, denn etwas Größeres steht bevor. Vielleicht die größte Herausforderung, der sich der Rat der Wächter jemals gestellt hat!” Sie legte eine theatralische Pause ein, um die Reaktionen des Publikums zu erlangen. Selbst die Ohren der letzten, verwöhnten Jägerin mussten nun ihr gehören. “Erneut schwebt unsere Welt in tödlicher Gefahr, doch dieses Mal ist es ernster als jemals zuvor!” Sie betätigte eine Fernbedienung und mit einem mechanischen Rattern begann eine Diashow. Bilder von Verwüstung zuckten über die Leinwand, zerstörte Städte, tote Menschen, Bilder von Flutwellen und großen Feuerkatastrophen. “Ein unbeschreibliches Grauen wurde entfesselt, drei so genannte Reiter des Todes stürzen diese Welt in Schrecken und Terror. Doch dies ist nur ein kleiner Vorgeschmack: Wenn sie ihr Ziel erreichen, wird es nichts und niemanden mehr geben, der sich ihnen in den Weg stellen kann. Berechnend fuhr ihr Blick durch die Reihen von Jägerinnen und Wächtern, die alle angespannt und ängstlich auf die Bilder blickten. Eine Karte von den USA zeichnete sich auf der weißen Leinwand ab, ein roter Punkt blinkte über der Stadt Cleveland auf. “Der Höllenschlund!” setzte Lily wieder ein. “Dort ist der vierte Reiter seit Anbeginn der Zeit gefangen, und er wartet nur darauf auszubrechen. Wir wissen, was es für unsere Welt bedeuten würde, wenn alle vier Reiter über sie herfallen...“ Eindringlich sah sie ihr Publikum an, bevor sie die Worte aussprach. “Die Apokalypse.“ Angst und Unglauben machten sich breit. Stimmengewirr, einige Wächter begannen eifrig miteinander zu diskutieren. Ein Mädchen wurde ohnmächtig. “Aber noch ist es nicht zu spät.“ Lily’s Stimme hatte einen beruhigenden Tonfall angenommen. “Noch können wir verhindern, dass der vierte Reiter befreit wird, wenn wir nur schnell und entschieden handeln! Einmal ist es uns bereits gelungen, einen Höllenschlund zu schließen, und wir werden es wieder tun. Chao Ahn, bitte!” Die junge asiatische Jägerin trat vor. In ihrem Gesicht zeichnete sich eine eingeschüchterte Miene ab, sie warf Lily einen kurzen unsicheren Blick zu. Die Wächterin nickte ihr freundlich zu: “Chao Ahn, berichte uns bitte von den Ereignissen in Sunnydale letztes Jahr!” Die Jägerin, deren im letzten Jahr erworbene Englischkenntnisse noch nicht ausgereift waren, begann zögerlich zu sprechen: “Letztes Jahr war ich eine von vielen Anwärterinnen. Vielleicht würden wir Jägerinnen werden. Aber das erste...das Urböse versuchte, uns zu finden und zu töten. Es zerstörte den Rat. Wir flohen zur Jägerin in Sunnydale.” Lily unterbrach sie für einen Moment: “Die meisten von uns kennen die Ereignisse von damals, doch es ist wichtig, dass wir sie uns in dieser Situation wieder vor Augen führen. Damals gab es keine Wächter mehr, damals gab es nur eine Jägerin und dennoch haben wir das Urböse besiegt, wenn auch nicht für immer. Seine Armee an Turok-Han wurde zurückgeschlagen, und der Höllenschlund in Sunnydale geschlossen. “Heute gibt es wieder einen Rat, heute gibt es Hunderte von Jägerinnen über die ganze Welt verteilt! Ich sage, wenn wir alle an einem Strang ziehen, wenn wir alle zusammenhalten, dann können wir es wieder schaffen! Nein, ich sage sogar, dann werden wir es wieder schaffen!“ Die ängstlichen und ungläubigen Mienen entspannten sich etwas, bei den Jägerinnen machte sich bereits die gewünschte Euphorie breit. Sie waren eine Einheit, Kämpferinnen für das Gute! Und sie würden diese Welt retten! “Chao Ahn, erzähl’ uns von der Sense!” wandte Lily sich an das Mädchen. “Ja, die Sense!” Sie schien einige Zeit zu brauchen, bis sie sich gefangen hatte. “Mit der Hilfe der Sense... der uralten Waffe der Jägerin wurden wir Anwärterinnen auch Jägerinnen. Wir gingen hinab in den Höllenschlund. Wir kämpften gegen die Vampire des Urbösen. Es war schrecklich. Viele von uns starben, doch wir… wir…”, sie stockte, und Lily übernahm wieder. “Und doch steht sie heute hier, genauso wie viele ihre Kampfgenossinnen. Sie haben überlebt, sie haben den Höllenschlund geschlossen und das Urböse aus dieser Welt verbannt! Und genau das müssen wir in diesen Tagen wieder fertig bringen! Eine Armee, gewaltiger und schrecklicher noch, als die Turok-Han wartet am Höllenschlund von Cleveland auf uns.” Es hatte funktioniert, sie hörte die Jägerinnen tuscheln, ungläubige Blicke der Wächter musterten sie, voller Entsetzen. Angst war der beste Antrieb, um Menschen zu etwas zu treiben; sie hatte genug Angst in ihre Herzen gesät, der Rest war ein Kinderspiel. “Ich weiß, dass ihr euch fürchtet, es wäre eine Lüge zu sagen, dass ich es nicht tue, und dennoch bin ich guten Mutes, denn wir alle tragen nicht nur die Verantwortung gegenüber der Menschheit in uns. Nein, wir tragen auch die Kraft, sie zu beschützen, egal was auch kommen mag! Dies ist vielleicht unsere größte Prüfung, doch wir sollten ihr nicht mit Angst entgegen blicken. Zusammen sind wir stärker als alles, was das Böse für uns bereithalten könnte! Stärker als die Reiter des Todes. Stärker, als die Armee der abscheulichen Monster!“ Einige Jägerinnen sprangen auf, und klatschten in die Hände, andere folgten. Schon bald erklang donnernder Applaus, auch die Wächter stimmten – zuerst zögerlich, dann immer entschlossener mit ein. Lily betrachtete die Masse tobender Mädchen, ihr fiel es schwer ihre Verachtung zu verbergen. Eine Herde Schafe, nichts anderes waren sie. Und genau das machte sie so gefährlich, einmal losgelassen, konnte dieser hirnlose Mob durch nichts aufgehalten werden. Nein, es wurde höchste Zeit, die alte Ordnung wieder herzustellen. “Und ich werde nichts dem Zufall überlassen,“ Sie schenkte ihnen ein strahlendes Lächeln. “Ich verspreche euch, ihr alle werdet die Kraft erhalten, die ihr braucht, um siegreich zu sein. Die Kraft, die euch zusteht!” ++++ Wächterhaus, Flur, etwas später Buffy, Faith und Ronah kämpften Seite an Seite, von überall her waren die Kampfschreie der Ninja zu hören. Giles, Robin, Xander und Andrew bildeten sozusagen die zweite Front, sie versuchten, den kleinen Konferenzraum zu sichern. Faith sprang auf die Stufen der Treppe, welche zu Giles’ Wohnung hinaufführte, um einen Höhenvorteil zu haben. Ihre Handkante fuhr gegen den Hals einer Angreiferin, brachte diese zum Straucheln. Doch die Kämpferin hatte ihr Gleichgewicht schnell wieder gefunden, und riss ein Wakizashi aus ihrem Gürtel. Ronah war in ein Handgemenge mit zwei Gegnern verwickelt, die sie gleichzeitig angriffen. Die beiden Männer waren aufeinander abgestimmt, sie kombinierten ihre Attacken und brachten die dunkelhäutige Jägerin in arge Bedrängnis. Buffy konnte ihr nicht helfen, sie hatte mit ihren eigenen Gegnern genug zu tun. Einer von ihnen schleuderte Wurfsterne nach ihr, während der andere mit einem Katana zuschlug. “Sie...sie haben Willow.“ Kennedy wankte in den Raum, und hielt sich den Bauch, sie sah ziemlich mitgenommen aus. Erschrocken fuhren die Köpfe der anderen Jägerinnen herum, hatten sie wirklich übersehen, dass jemand ihre Freundin verschleppt hatte? Willow war in Giles Büro gewesen, um dieses zu verlassen, hätten die Entführer den Flur betreten müssen. “Das ist richtig, die Seherin befindet sich in unserer Hand!“ ’Seherin?’ Buffy schrak zusammen, wussten diese Typen über alles Bescheid? Meinten sie mit Seherin etwa Hüterin? Die kraftvolle Frauenstimme war vom Arbeitszimmer her gekommen. Einen Augenblick später sahen Buffy und die anderen eine Gestalt aus dem Türrahmen treten, eine Gestalt, die einen reglosen Körper auf den Armen trug. “Willow.“ Entsetzt unterbrachen die Jägerinnen ihre Kämpfe. Ein leichtes Stöhnen verriet, dass ihre Freundin am Leben war, doch dieselbe Hand, die ihren Kopf hielt, hielt auch einen kleinen spitzen Fingerhut an ihre Kehle. Einen vergifteten Fingerhut, wie die dunkle klebrige Spitze verriet, die gegen Willow’s Haut drückte. “Yui-sama, Aiko-chan wa koko janai,“ wandte sich einer der Männer an die Frau, und diese nickte. “Sie würden sie auch nicht hier behalten,“ entgegnete sie auf Englisch, so dass alle sie verstehen konnten. “Vermutlich haben sie sie auf schnellstem Wege nach England gebracht. Die Seherin wird mehr wissen.“ “Was haben Sie mit Willow vor?“ fragte Buffy. Sie wartete auf den richtigen Moment um zu handeln, doch solange die Metallspitze an Willow’s Kehle war, würde sie sicher nichts Unüberlegtes tun. “Eure Seherin wird uns begleiten.“ Die Japanerin warf Buffy einen verachtenden Blick zu. “Solange ihr uns keine Schwierigkeiten macht, wird ihr nichts geschehen. Uns wäre es lieber, wenn wir sie nicht töten müssten, sie ist vielleicht die Einzige, die uns verraten kann, wo sich die auserwählte Tochter unseres Clans befindet. Sobald sie heil zu uns zurückgekehrt ist, wird die Seherin auch zu euch zurückkehren.“ “Das können Sie nicht machen,“ schrie Kennedy. Buffy legte beruhigend eine Hand auf ihrem Arm, doch die junge Jägerin war trotz ihrer Angst zu vernünftig, um die Nerven verlieren, und ihre Liebe zu gefährden. Auch wenn innerlich alles in ihr bebte. “Das Mädchen, das ihr sucht, ist nicht bei uns,“ versuchte Buffy zu erklären. Langsam begannen zumindest ein paar Dinge Sinn zu ergeben. Die Ninja suchten nach der kleinen Japanerin, die von den Jägerinnen verschleppt worden war. “Sie hat Angst,“ murmelte Willow leise. “Es ist dunkel. In ihrem Geist ist es dunkel geworden.“ “Hören Sie, dass ist alles ein Missverständnis,“ versuchte Buffy zu erklären. “Wir haben nichts mit den Leuten zu tun, die Ihre Tochter entführt haben. Das ist eine Verwechslung.“ Die Japanerin kümmerte sich nicht im Geringsten um ihre Worte. Langsam, ohne den Finger mit der Metallspitze zu bewegen, wich sie zurück, in Richtung Tür. Auch die Ninja zogen sich zurück, scharten sich um ihre Anführerin. Die letzten beiden traten aus dem Konferenzraum heraus, wo Giles und die anderen jetzt erst mitbekamen, in welcher Gefahr Willow schwebte. “Bitte hören Sie mir zu,“ versuchte Buffy ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit der Frau zu erringen. “Sie machen einen Fehler...“ “Sie hat recht, Oka-san.“ Shin war hinter seine Mutter auf den Flur getreten, gefolgt von Dawn. Yui runzelte die Stirn, wie es schien, hatte dieses Mädchen den Geist ihres Sohnes verwirrt und sein Urteilsvermögen getrübt. “Geh’ mir aus dem Weg, Junge, du weißt nicht, was du redest.“ Ihre Augen funkelten. Shin schüttelte den Kopf. “Es tut mir unendlich Leid, dass ich deinen Wunsch nicht erfüllen kann, aber mein Ungehorsam dient nur dem Wohl unserer Familie. Wenn wir die Seherin mit uns nehmen, sind wir nicht besser, als jene, die uns unsere Aiko geraubt haben. Schlimmer noch, wir machen uns damit Menschen zu unseren Feinden, die vielleicht unsere Verbündeten sein könnten.“ Für eine Weile war es ganz still. Yui sah ihrem Sohn in die Augen, sie suchte nach einem Zeichen von Verwirrung, möglicherweise einem Zauber. Doch Shin hielt ihrem Blick stand, die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in seinen Augen wurde durch keinen Zweifel getrübt. Endlich, nach einer Ewigkeit, wie es schien, gab sie ein kaum merkliches Nicken von sich, und ließ den eisernen Finger sinken. Sie ging ein paar vorsichtige Schritte auf Buffy zu, die ihr entgegeneilte und ihr Willow abnahm. “Bitte folgen Sie mir, Ms. Tetsu.“ Giles deutete zum großen Konferenzraum. Immer noch flogen misstrauische Blicke hin und her, doch wie es schien, waren die Kampfhandlungen zu einem Ende gekommen. Shin’s Blick suchte den von Dawn, ein vorsichtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Draußen begannen die ersten Sonnenstrahlen den beginnenden Tag zu erhellen. +++ Cleveland, Barker Cooperation selber Morgen, etwas später Müde stieg Eve aus ihrem Auto aus, sperrte mit der Funksperre ab, woraufhin die Blinker kurz aufleuchteten und das Fahrzeug zwei kurze Piepser von sich gab. Eve ließ den Autoschlüssel in ihre Handtasche gleiten, zog ihr Oberteil zurecht, und ging dann mit schnellen Schritten durch die Tiefgarage auf den Aufzug zu. Sie betätigte den Druckknopf, nur wenige Augeblicke später glitten die metallischen Türen mit einem leisen Surren beiseite, und offenbarten den Blick auf einen hell erleuchteten, zum Teil verspiegelten Lift. Eve befahl dem Lift per Knopfdruck in ihre Etage zu fahren, drehte sich danach um und betrachtete sich kurz im Spiegel. Eine blonde Strähne hing ihr ins Gesicht, die sie sofort wieder an ihren richtigen Platz schob, während sie anschließend ihren Lippenstift noch einmal nachbesserte. Das würde heute wieder ein ziemlich langer Tag werden, aber wenigstens wartete dafür ein Essen mit Xander auf sie. Sie musste lächeln, als sie an ihren neuen Freund dachte, und zuckte kurz zusammen, als sich die Türen mit einem lauten Ding öffneten. Die blonde Frau ließ die Fahrstuhlkabine hinter sich, grüßte einige Arbeitskolleginnen auf dem Weg in ihr Büro und nahm ihrer Sekretärin sofort die Briefe ab, die ihr diese mit einem freundlichen ’guten Morgen’, entgegenstreckte. Eve erwiderte den Gruß, danach öffnete sie ihre Türe, betrat ihr Büro und musste wieder einmal den wahnsinnig schönen Ausblick bewundern, den man aus diesem Gebäude um diese Uhrzeit hatte. Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, zog sie ihre Kostümjacke aus, unter dem sie eine helle, weiße Bluse trug. ”Guten Morgen, mein Schatz!” hallte es auf einmal durch das Büro und Eve ließ vor Schreck ihre Handtasche mitsamt den Briefen fallen. Mit weit aufgerissenen Augen und mit leicht zitternden Knien beobachtete sie, wie sich ihr schwarzer Bürostuhl langsam drehte. ”Na, bist du froh, mich wieder zu sehen?” fragte der Magier, der auf Eve’s Stuhl Platz genommen hatte. Eve konnte nicht glauben, was sie da vor sich sah. Die Haut des Mannes war weiß wie Schnee und er bedeckte diese nur mit einer ebenso weißen Kutte , seine Haare waren hellblond und die Augen strahlten blauer als der Frühlingshimmel. Er lächelte sie verschmitzt an. ”Alex?” fragte sie ungläubig, und näherte sich ihm langsam. ”Nenne mich nicht mehr mit diesem Namen. Ich heiße jetzt Castor!” sprach der Magier und erhob sich daraufhin vom Stuhl, wobei er pompös mit den Armen wedelte. Verwirrt und ungläubig starrte Eve ihn an, sie wusste nicht ob sie laut loslachen, oder ihn anschreien sollte. ”Ich bin nur vorbei gekommen, weil ich zufällig in der Stadt bin, und da dachte ich mir, ich schau mal, wie es meiner Eve geht..!” Er lächelte sie weiterhin an, und von einem Moment auf den anderen hatte er plötzlich einen riesigen Strauß roter Rosen in der Hand. ”Was willst du hier?” fragte Eve, die keine Anstalten machte, die Rosen anzunehmen. ”Ach, eigentlich wollte ich nur fragen, wie es dir so geht. Ist deine neue Beziehung was Ernstes?” ”Bitte? Woher weißt du von Xander? Und was geht dich das überhaupt an” ”Ich hab alles da drin..” er tippte sich zweimal auf die Stirn und musste dann wieder lachen. ”Alex, du bist krank. Verschwinde, ich hab dir damals schon gesagt, dass ich dich nicht mehr sehen will!” Eve ging an ihm vorbei und setzte sich auf ihren Bürostuhl, eine Hand am Telephon. ”Wenn du nicht sofort gehst, werde ich der Sicherheit Bescheid geben.” ”Kein Interesse, was ich alles so erlebt habe?” er trat langsam hinter sie, legte einen Finger in ihr Haar und ließ diesen langsam bis zu ihren Schultern herunter gleiten. Sanft erfasste er diese und begann Eve leicht zu massieren. Sie hörte tief in sich eine Stimme, die ihr sagte, dass sie ihn sofort rausschmeißen sollte, allerdings war sie dazu einfach nicht mehr in der Lage. Dafür war es jetzt zu spät. ”Ich will mit euren albernen magischen Spielchen nichts zu tun haben... ” flüsterte Eve leise, woraufhin sie einen leisen Seufzer ausließ. Was machte er nur mit ihr? Es fühlte sich so ... gut an. Sie war unfähig, sich zu bewegen. ”Ich bin besser geworden...” flüsterte der Magier Eve ins Ohr und gab ihr dann einen Kuss auf die Wange. Eve ließ ihren Kopf zurücksinken, und gab sich ihm vollkommen hin. Sie vergaß alles rund um sich, seine Magie hatte sie vollkommen im Bann. Langsam ließ er seine rechte Hand tiefer in ihre Bluse gleiten, als plötzlich die Gegensprechanlage die gesamte Atmosphäre zerstörte. ”Eve, ich weiß, dass Sie eigentlich keine Zeit haben, aber Sie haben gesagt, dass jeder Anruf von Mister Harris höchste Priorität hat..” Eve sah auf. Der Zauber war verflogen. Sie sprang aus ihrem Sessel hoch und knöpfte sich die obersten Knöpfe wieder zu, die der Magier bereits aufgemacht hatte. ”Du Schwein..” sagte Eve und ging auf die andere Seite des Schreibtisches. Sie beugte sich nach vorne und betätigte den Knopf für die Anlage. ”Sagen Sie bitte Mr. Harris, dass ich ihn gleich zurückrufen werde!” Dann sah sie wieder auf und strafte den Zauberer mit dem verächtlichsten Blick, den sie hatte. ”Ich will, dass du sofort verschwindest, sonst wird das für dich gerichtliche Folgen haben, Alex. Ich habe dir schon bei unserer Scheidung gesagt, dass ich keinen weiteren Kontakt mit dir wünsche. Ich will weder dich noch deinen Zwillingsbruder je wieder sehen. Hau ab! Verschwinde! Wenn du denkst, dass du mich mit deiner Magie noch einmal hinters Licht führen kannst, dann hast du dich geschnitten!” schrie sie ihn an, wobei sie ihre Bluse zurechtrückte. Der Magier machte keine Anstalten, das Büro zu verlassen, sondern trat wieder einen Schritt auf sie zu und lächelte sie an. ”Du hast keine Ahnung, was du dir da entgehen lässt..” sagte er. ”Oh doch. Danke, ich verzichte. HAU AB!” schrie Eve, ging einige Schritte nach hinten, griff nach der Handtasche und holte eine Dose Pfefferspray hervor, die sie ohne jedes weitere Wort auf ihren Ex-Mann sprühte. ”Immer noch derselbe Dämon wie früher!” fluchte der Magier hustend, und löste sich dann vor ihren Augen auf. In der Sekunde darauf gaben Eve’s Knie nach und sie fiel zu Boden. Mit zitternden Fingern legte sie das Spray zurück in ihre Handtasche. ++++ Wächterhaus, großer Konferenzraum etwas später “Und auf diese Weise erlangte Lily Usher die Kontrolle über den Wächterrat,“ beendete Giles seine Erzählung. “Und wir versuchen, diese Kontrolle wieder zurück zu gewinnen, ihre Pläne zu durchkreuzen, und so ganz nebenbei noch die Reiter des Todes aufzuhalten.“ Müde blickte er sein Gegenüber durch die Gläser seiner Brille an. “Ich kann nicht ehrlich von mir sagen, dass ich Ihnen vertraue.“ Das Misstrauen in Yui’s Stimme war unverkennbar. “Aber die Ereignisse, so wie Sie sie geschildert haben, klingen sehr einleuchtend. Ich will Ihren Worten fürs erste Glauben schenken, und Sie nicht als unsere Feinde betrachten.“ In aller Eile hatten sie die kleinen Lesetischchen an den mächtigen Tisch im großen Konferenzraum geschoben, damit jeder einen Platz um den großen Verhandlungstisch erhielt. Giles, Buffy, und die anderen hatten auf einer Seite Platz genommen, die Mitglieder der Tetsu Familie auf der anderen. Yui saß in der Mitte, flankiert von Shin und ihrem Ehemann Gendou. Alle drei hatten ihre Kopfvermummungen abgenommen. Für Willow war die Couch zurechtgemacht worden, auf der vorher Shin gelegen hatte. Die Hüterin fühlte sich nicht gut genug, um am Tisch zu sitzen, sie wollte diese Verhandlungen jedoch auf keinen Fall verpassen. Andrew fehlte in ihrer Runde. Sobald es klar war, dass es keine Kämpfe mehr geben würde, hatte er Giles gebeten, nach Hause gehen zu dürfen. Dieser hatte sich zwar gewundert, dass der Junge freiwillig eine so wichtige Besprechung versäumen wollte, hatte aber seine Zustimmung gegeben. Dawn würde Andrew später alles genau berichten. “Einige Dinge über unsere Familie wissen Sie bereits,“ begann Yui. Sie wusste, dass es nun an ihr war, zu erzählen. “Der Tetsu Clan geht auf eine Frau namens Tetsuko zurück, eine Jägerin, die vor langer Zeit in Japan lebte. Tetsuko starb noch als junges Mädchen, doch ihrer Tochter war ein langes erfülltes Leben und eine große Familie bestimmt. Diese Familie hat es sich zur Aufgabe gemacht, wie einst ihre Vorfahrin, die Welt vor feindlichen Dämonen zu schützen.“ Sie machte eine Pause, blickte in die zweifelnden Gesichter. “Ich weiß, Sie fragen sich, wie so etwas sein kann, schließlich war Tetsuko’s Geliebter, und der Vorfahre unserer Familie selbst ein Dämon. Aber für uns stellt das durchaus keinen Widerspruch dar. Unser Vorfahre war ein ehrenhafter Mann. Die Kreaturen, die wir bekämpfen, haben nur Tod und Vernichtung im Sinn.“ Buffy erinnerte sich an das Gespräch, das sie mit Giles über Dämonen geführt hatte. Diese Leute hatten offensichtlich eine andere Einstellung zu dem Thema. “Eine unserer Aufgaben besteht darin, wie Ihre Schriften Ihnen bereits verraten haben, den Reiter des Todes zu bewachen, der sich auf asiatischem Boden befindet. Zu diesem Zweck lebt ein Teil unserer Familie in China.“ “Wir hatten dort eine... etwas unangenehme Begegnung,“ wandte Buffy vorsichtig ein. “Ich hatte wirklich nicht die Absicht, Ihrem Reiter zu nahe zu treten...“ Yui würdigte die Entschuldigung mit einem Nicken, und fuhr dann fort. “Eine weitere Aufgabe besteht im Kampf gegen einen Dämonenclan, der es sich zum Ziel gemacht hat, die Weltherrschaft durch die Kontrolle von Firmen zu erlangen.“ “Die kennen wir doch auch,“ konnte Buffy sich nicht beherrschen. “Schachclub Dämonen mit einem unaussprechlichen Namen?“ “Marvin,“ murmelte Dawn leise. “Nein, nicht der Dämonenclan,“ fügte sie zu ihrer Schwester gewandt hinzu. “Ist nicht so wichtig.“ “Darf ich Sie jetzt bitten, uns etwas über das verschwundene Mädchen zu erzählen?“ griff Giles das Gespräch wieder auf. “Vielleicht können wir Ihnen in der Angelegenheit behilflich sein.“ Yui nickte. “Aiko ist die Tochter meines jüngsten Bruders, ihre Familie lebt im Haus meines Vaters auf der Insel Kyushu. Mein Vater ist im Moment das Oberhaupt unseres Clans, und er kümmert sich persönlich um Aiko’s Ausbildung. Wir wissen schon seit Aiko’s Geburt, dass sie etwas Besonderes ist, Otoh-sensei, ich meine, Vater, hat in seinen Träumen gesehen, dass sie einen Teil der Seele von Tetsuko in sich trägt, und dass es eines Tages ihre Aufgabe sein wird, unsere Familie zu führen. Nun, in ihrem vierzehnten Lebensjahr erwachten ihre Jägerinnenkräfte, und letztes Jahr im elften Monat trat ein Mitglied ihres Rates an unsere Familie heran, und bat darum, Aiko’s Ausbildung Ihrem Rat zu übergeben. Wir waren nicht damit einverstanden, und Mr. Prescott – so lautete sein Name, verließ uns wieder. Er versicherte uns, dass der Wächterrat unsere Entscheidung akzeptieren würde. Dieses Versprechen stellte sich schon bald als nichtig heraus, als im Frühjahr die Schule begann, wurde Aiko dort von einer Jägerin überfallen. Da wir um ihre Sicherheit fürchteten, schickten wir sie fort, hierher nach Amerika. Und gestern Abend wurde sie ein weiteres Mal überfallen, und verschleppt.“ “Das habe ich in meiner Vision gesehen“, erklang Willow’s Stimme von der Couch her. “Ich hab’ aber nicht verstanden, wieso Jägerinnen eine andere Jägerin angreifen würden. Buffy ging dorthin, um nach den Rechten zu sehen...“ “Und wir hielten sie natürlich für eine von Usher’s Jägerinnen,“ beendete Yui den Satz. “Ms. Tetsu, ich verspreche Ihnen, wir werden alles, was in unserer Macht steht tun, um das Mädchen aus Lily Usher’s Kontrolle zu befreien,“ versicherte Giles. “In gewisser Weise hatten Sie Recht, mich zu verdächtigen. Wäre ich nicht so blind gewesen, wäre das alles nie soweit gekommen.“ “Ich verstehe nun deine Worte,“ wandte Yui sich an Shin. “Vielleicht können wir hier wirklich neue Verbündete gewinnen. Die Zeit wird es zeigen.“ “Womit können wir Sie unterstützen?“ wandte sie sich fragend an Giles. “Wir haben Zugang zu vielen Informationen...“ Giles dachte kurz nach. “Erinnern Sie sich an das, was Dawn über ihre Begegnung mit dem Wesen aus Licht erzählt hat? Dieses Wesen erwähnte einen Namen, den Unsterblichen. Er soll den entscheidenden Hinweis darauf geben können, wie die Reiter des Todes zu besiegen sind. Aber bisher hatten wir kein Glück damit, ihn ausfindig zu machen.“ Yui lächelte. “Möglicherweise wüsste ich jemanden, der Ihnen da weiterhelfen könnte.“ ++++ Malkuth, Straße des Glücks, Wohnung von Warren und Andrew, etwas später War er eingeschlafen? Er wusste es nicht, irgendwie war sein Kopf nicht mehr klar. Oh verdammt, warum hatte er Andrew einfach so weggehen lassen? Ihn nicht um Hilfe gebeten? Warren versuchte aufzustehen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht. Er wagte es nicht, an sich hinunterzublicken, er wusste, welcher Anblick ihn erwartete. War es auch schon in seinem Gesicht? Oder unter seinen Boxershorts? Oh Gott, daran wollte er nicht mal denken... Seltsamerweise tat es nicht weh. Es fühlte sich nur merkwürdig taub an, so als ob ein Teil seines Körpers nicht mehr existierte. Er hatte das Gefühl zu verschwinden...sich aufzulösen. Verdammt, es würde nicht einfach von allein besser werden. Es wurde immer nur noch schlimmer. Warum hatte er nicht... Er vergrub das Gesicht in den Händen und spürte die Tränen der Verzweiflung an seinen Fingerspitzen. Oh Gott, er musste doch etwas tun können! Er konnte doch nicht einfach hier liegen bleiben und langsam verfaulen... Mit einem Ruck riss er den Kopf hoch, und hielt plötzlich etwas in der Hand. Panisch starrte er darauf. Es war ein Büschel seiner Haare. ++++ Malkuth, Straße des Todes, selbe Zeit Andrew hatte Seitenstechen, doch er rannte weiter. Er verstand nicht, warum sein Herz so laut klopfte, wusste nicht, warum er solch furchtbare Panik verspürte. Nur wegen des Streits? Oder wegen dieser seltsamen Verletzung an Warren’s Arm? Irgendwas war nicht in Ordnung, aber jetzt war keine Zeit zum Nachdenken. Jetzt wollte er nur so schnell wie möglich nach Hause. Normalerweise vermied er die Straße des Todes, er wählte lieber den längeren Weg. Diese Straße machte ihn beklommen, mit all ihren Gräbern in den Wänden, mehr noch als die Friedhöfe, die er von den Patrouillen mit den Jägerinnen her kannte. Diese Straße war eine einzige riesige Gruft. Sogar der Boden, über den er rannte, war von Inschriften in allen möglichen Sprachen übersät. Hier wurden die Bewohner Malkuth’s zur letzten Ruhe gebettet. ++++ Malkuth, Straße des Glücks, Wohnung von Warren und Andrew, selbe Zeit Er versuchte zu schreien, doch ein Krächzen war alles, was seine Stimme hergab. War dies das Ende? War es D’Hoffryn’s Wiedererweckungszauber, der seine Wirkung verlor? Oh Gott, er hätte es wissen müssen, dass die Sache einen Haken hatte! Er hätte versuchen sollen, etwas darüber herauszufinden, als noch Zeit war. Hätte mit Andrew, mit den Zaddikim, mit überhaupt jemandem über das alles reden müssen! Aber das hatte er nicht. Hatte es verdrängt, sich eingeredet, es wäre nie passiert. Es war so einfach gewesen. Er konnte sich ja nicht einmal daran erinnern. Da war nur Schmerz und Dunkelheit gewesen, und dann war er wieder aufgewacht... Dieses Mal würde er nicht wieder aufwachen. Ein zweites Mal konnte auch die Schwarze Magie das Leben nicht wiedergeben. Wenn es jetzt vorbei war, dann für immer. ++++ Malkuth, Straße des Todes, selbe Zeit Blumen, schimmernde Steine, und kleine Goldmünzen lagen in den Wandnischen, als Beigaben für die Toten. Manch eine steinerne Gottheit blickte huldvoll, oder auch furchterregend auf sie hernieder. So viele Wesen, so viele Kulturen, doch im Tod waren sie alle gleich, Asche in Urnen, verborgen hinter Wänden aus Stein. Andrew bog um eine Ecke und wäre fast gegen eine Statue gerannt. Schneeweiß, ein Engel, oder eine Göttin, so genau konnte man das nicht sagen. Sie trug ein wehendes Kleid, und ein zickzackförmiger Scheitel teilte ihr schulterlanges Haar. Ihre Hände hielten eine Kerze, welche sanft im Dunkeln leuchtete und ihr mädchenhaftes Gesicht erhellte. Um sie herum glänzten die Inschriften der Grabsteine, nur der Platz zu ihren Füßen war leer, noch niemand hatte hier seine Ruhestätte gefunden. Andrew schöpfte einen Augenblick lang Atem, dann wandte er sich ab und rannte weiter. ++++ Malkuth, Straße des Glücks, Wohnung von Warren und Andrew, selbe Zeit Oh verdammt, es konnte nicht vorbei sein. Es konnte nicht einfach alles aufhören, alles weg sein. Nicht jetzt, wo es so gut lief. Er war doch noch gar nicht bereit dafür. Er konnte doch nicht eine neue Chance haben, und sie so plötzlich wieder verlieren. Es war einfach nicht fair. Es war verdammt noch mal nicht fair! Seine gesunde Hand stemmte sich gegen den Türrahmen, er versuchte, sich hochzuziehen. Mit einem Arm fehlte ihm die Kraft, deshalb nahm er den zweiten dazu. Unter dem Verband ließen die Finger sich kaum bewegen, doch er versuchte es ein weiteres Mal. Und ein weiteres. Es klappte. Er zog sich hoch und kam auf zitternden Beinen zu stehen. Seine Arme stützen ihn. Im nächsten Moment durchdrang ein furchtbares Geräusch die Stille, ein Reißen und Knacken, und er schlug zu Boden. Instinktiv wollte er sich mit der Hand abstützen, doch da war keine Hand mehr, nur noch ein Stumpf aus weißem Verband. Grauer Staub rieselte darunter hervor. ++++ Malkuth, Straße des Glücks, draußen, selbe Zeit Andrew schlüpfte durch das radförmige Tor, noch bevor es sich ganz geöffnet hatte. Jetzt waren es nur noch wenige Schritte bis zur Wohnung, gleich hatte er es geschafft. Seine Seiten schmerzten vom Rennen, sein Hals und seine Lunge vom hastigen Atmen, doch würde er sich keine Pause mehr gönnen, nicht jetzt, wo er schon fast zu Hause war. Er hüpfte über ein Brunnenrinnsaal, stolperte beinahe über einen Sitzstein und jagte zwischen einigen Büschen hindurch. Mit letzter Kraft stieß er die Wohnungstür auf. AKT 4 Malkuth, Straße des Glücks Andrews und Warren’s Wohnung selbe Zeit “Warren? Warren, wo steckst du?“ In blinder Panik rannte Andrew durch die leere Wohnung. Warren war nicht im Wohnschlafzimmer, obwohl die verwühlten Decken auf der Bettcouch noch davon kündeten, dass er vor nicht allzu langer Zeit hier gelegen hatte. Die Couch war aber nicht mehr warm. Auch die drei PCs im Computerzimmer – wie sie den zweiten Raum nannten - waren kalt, er war nicht dort gewesen. Küche und Bad waren dunkel. Andrew verstand nicht, warum er solche Angst hatte. Zitternd lehnte er sich an den Türrahmen und versuchte seine Gedanken zu ordnen. War Warren vielleicht doch zum Arzt gegangen, wegen seines Arms? Aber dann müsste doch ein Paar von seinen Schuhen fehlen. Andrew wetzte durch die Zimmer. Die neuen Turnschuhe standen an der Garderobe, die alten lagen im Computerzimmer auf dem Boden, und die Halbschuhe waren in dem Schränkchen, wo Warren seine alten Computerteile aufbewahrte. Ein Geräusch ließ Andrew herumfahren, es war eindeutig die Haustür. Gott sei Dank, es war also nichts passiert. Er rannte zurück ins Wohnschlafzimmer – und stieß beinahe mit Mo’s massigem Bauch zusammen. “Sachte, sachte,“ wehrte Mo ab. “Bist du gerade im Stress?“ “Nein, eigentlich ja?“ rief Andrew verzweifelt. “Warren ist nicht da, und wir haben uns gestritten und es ging ihm auch nicht gut und...hast du ihn vielleicht gesehen?“ Bedauernd schüttelte Mo den Kopf. “Leider nein. Vielleicht ist er auf der Arbeit? Gestern hatten wir ja wieder einen Stromausfall. Übrigens, entschuldige, dass ich so einfach rein gekommen bin, aber du hast auf mein Klopfen nicht reagiert und...“ “Schon okay.“ Andrew atmete tief durch, aber seine Augen spähten über Mo’s Schulter, als erwarte er, dass Warren jeden Moment durch die Tür kommen würde. “Du – wegen der Dämon Sache, ich hab’ mich für das Ritual entschieden, das du vorgeschlagen hast. Mit dieser Essenz Geschichte. Das ist denk’ ich am Besten, da bin ich immer noch ich, und wenn ich ein bisschen stärker bin, oder so, dann macht das ja nix. Ich will so schnell wie möglich...“ “Sachte, sachte,“ wehrte Mo ein weiteres Mal ab. “Dein Entschluss ehrt dich natürlich, aber ich habe eine Alternative gefunden. Deshalb bin ich hergekommen. Ich wollte dir mitteilen, dass du kein Dämon werden musst, um in Malkuth bleiben zu können. Es gibt da tatsächlich ein Schlupfloch... ++++ Disco in Cleveland selber Tag, abends Laute, rhythmische Musik dröhnte aus den massiven Lautsprechern, die in dem großen Raum großflächig verteilt waren. Verschiedenfarbige Laserstrahlen wirbelten durch die Luft, und spendeten wenigstens etwas Licht. Die Tanzfläche bebte, und schwitzende Körper tanzen neben- oder miteinander. Die leichte Trance, die sich dadurch bei den Menschen bildete, breitete sich über die gesamte Menge aus, und ließ die Spannung, die in der Luft lag, noch ansteigen. “Wow, hier ist ne Menge los!” schrie Robin, und bedeutete seinen Begleitern, dass sie sich von der Tanzfläche weg und zu den Sofas und Tischen bewegen sollten. Als sie die lärmende Menge hinter sich gelassen hatten, und die etwas abgelegene “Chill-out” Zone erreichten, ließ Faith ihren Blick durch den Raum schweifen. “Es ist kein Platz frei..” sagte Ronah und suchte weiter verzweifelt nach einer Ecke, die sie vielleicht übersehen hatte. ”Nicht mehr lange... wartet einen Moment” sagte Faith, zwinkerte Robin kurz zu und rannte auf einen Tisch zu, an dem ein Pärchen saß und sinnlich knutschte. “Oh mein Gott, was machst du denn hier?” schrie Faith gespielt überrascht zu dem jungen Mann, der sie verwirrt anstarrte. “Wieso hast du nicht angerufen?” sie setzte einen wütenden Gesichtsausdruck auf und ging einen weiteren Schritt auf den Tisch zu. “Ich weiß ja nicht, wie es für dich war, aber für mich war unser kleines Schäferstündchen letztes Wochenende mehr als nur eine einmalige Aktion! ICH LIEBE DICH! WIE KANNST DU MIR DAS NUR ANTUN?! WAS MACHST DU ÜBERHAUPT MIT DIESER SCHLAMPE HIER?!” mittlerweile schrie sie ihn schon hysterisch an und stand nur mehr wenige Zentimeter von dem Tisch entfernt. Dem Typen schien es die Sprache verschlagen zu haben, denn er starrte sie nur geschockt an, wobei seine Freundin plötzlich aufsprang und ihm eine knallte. “Ich wusste, dass du mich betrügst. George, du bist ein Schwein!” Sie schnappte ihre Handtasche und lief an Faith vorbei in Richtung Ausgang. “Jessica, warte doch!” schrie der Junge, beachtete Faith nicht weiter und hechtete seiner Freundin nach. Faith drehte sich lächelnd um und kurz darauf saß sie mit Robin, Ronah und Cliff an dem Tisch. “Macht ihr so etwas öfters?” fragte Cliff lachend. “Na ja, nicht jeden Tag. Aber eine Frau muss tun, was eine Frau tun muss!” sie musste lachen, und in diesen Momenten waren ihre Probleme völlig weg gewischt. “Sag mal, Cliff, wo habt ihr euch noch mal kennen gelernt?” fragte Robin, nachdem er von seinem Bier getrunken hatte. “Wir haben uns in der Stadt getroffen. Ronah war mit einer Freundin im Sky Cafe.” Faith zog eine Augenbraue hoch und sah Ronah fragend an. “Kennedy wollte dort unbedingt einmal vorbei schauen..” antwortete Ronah und fuhr dann selbst fort. “Cliff arbeitet dort als Kellner. Und na ja, als er dann an unseren Tisch trat, war es um mich geschehen.” Ronah sah zu Cliff, rückte an ihn heran und gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss. “Wer hat Lust zu tanzen?” fragte Faith auf einmal und sprang auf. “Auf mich musst du erstmal verzichten... das da draußen.. ist nicht so ganz meins..” sagte Robin, und nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier. “Ich bleib auch vorerst lieber einmal sitzen..” flüsterte Cliff Ronah ins Ohr, die ihm daraufhin kurz durchs Haar fuhr, ihn noch mal küsste, und dann zu Faith trat. ”Jetzt zeigen wir ihnen, wie man sich zu diesem Rhythmus wirklich bewegt” gab Faith von sich und die beiden Jägerinnen betraten die Tanzfläche. Die Musik hämmerte von den Wänden, und Faith und Ronah begannen sich, zu bewegen. Sie standen sich gegenüber, und Faith fuhr sich durchs Haar. Die allgemeine Trance, die auf der Tanzfläche herrschte, griff auch auf die beiden über, und sie bewegten sich nur mehr rhythmisch zu der Musik. Sie hatten ihre Augen geschlossen, während sie sich der Musik vollkommen hingaben. Ein Mann versuchte sich zwischen die zwei zu drängen, doch Faith stieß ihn unsanft zur Seite. Er stolperte und wäre fast zu Boden gestürzt, wurde aber schlussendlich doch von den dicht aneinander tanzenden Menschen aufgefangen. Faith und Ronah waren nun vollkommen in Trance, als sich die dunkelhäutige Jägerin an ihre ältere Freundin lehnte, und ihr spielerisch über die Schenkel fuhr. Nun hatte auch die erotische Spannung, die in der Luft lag, auf sie übergegriffen. “Wow..” flüsterte Cliff, als er seine Freundin und Faith auf der Tanzfläche beobachtete. “ Wenn die beiden erst einmal tanzen, sind sie nicht mehr zu stoppen,” lachte Robin. “Das sind unsere Frauen.” sagte Cliff stolz und stieß mit dem Wächter an. “Ganz genau.” schloss sich auch Robin an, und sah zu den beiden Jägerinnen. I see you when it snows in crystals dancing down from a sultry sky when silence is pure and unbreakable Willow’s College Zimmer selbe Zeit ”Geht es dir wenigstens ein bisschen besser?” Kennedy sah Willow besorgt an, als sie sich gegenüber von dieser hinsetzte. Die Hüterin wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie fühlte sich einfach ziemlich gerädert, und das schon seit langem. Mit einem Blick auf den Boden als Antwort, wurde Kennedy bewusst, dass sie etwas dagegen tun musste. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, was genau. “Erzähl mir doch...von deinen Prüfungen?”, entgegnete Kennedy, als ihr Blick auf den Stapel Bücher vor ihren Füßen fiel. Vielleicht war es das Beste, Willow ein bisschen abzulenken. Auch wenn es keine richtig gute Idee war. Konnte man sich eigentlich darauf einen Garantieschein geben lassen? “Sie liefen eigentlich ganz gut. Göttin sei Dank hab’ ich ein paar Tage vor der letzten noch eine Mitstudentin gefragt, die mir dann bei ein paar Differenzen meiner Notizen weitergeholfen hat.“ Mit einem halbherzigen Lächeln sah sie auf. “Und jetzt frage ich mich, ob ich nicht doch ein B schreiben hätte sollen. Durch diese Arbeit ist mein Schnitt so gut geworden, dass ich nun auch noch eine der zahlreichen Abschlussreden halten muss.” “Sieh es doch mal als das I-Pünktchen deiner Collegezeit an. Außerdem bin ich stolz auf dich. Ich kann mich noch genau an meine Schulabschlussfeier erinnern, als alle Redner Liedzeilen zitierten. Auch wenn es keine guten Lieder waren.” Die Jägerin legte ihre Hand auf Willow’s. Auch wenn Kennedy versuchte mit ihr ein Gespräch zu führen, hatte Willow noch immer ein unangenehmes Gefühl im Bauch. Ihre Angst vor der nächsten Vision war einfach zu groß. Sie wünschte sich, der besorgte Blick ihrer Freundin würde verschwinden. Und auch das Stechen in ihrem Kopf, doch in letzter Zeit war es etwas Alltägliches. Die Hüterin zog ihre Hand zurück, und steckte beide in ihre Hosentaschen. Sie suchte nach einem Blatt Papier, das seit seiner letzten Benutzung noch immer zerknittert war. Willow hatte einfach keine Zeit gefunden, es noch einmal neu zu schreiben. Als sie das Stück Papier aus ihrer Tasche zog, musste sie aufpassen, nicht auch noch die Aspirin Verpackungen mitzuziehen. “Ich will dich wirklich nicht damit belasten, aber würde es dir etwas ausmachen mir noch einmal mit einem Zauber zu helfen?” Willow sah in Kennedys Augen. Dieser wurde klar, dass wohl sonst nichts besser werden würde. Es war erschreckend, dass Zauberei manchmal das Einzige sein sollte, was helfen würde. Manchmal wünschte sich Kennedy, dass der Höllenschlund und alles andere nicht existieren würden. Dass sie es schaffen würde, Willow zu helfen wenn es ihr schlecht ging. Aber das Einzige was Kennedy tun konnte, war nicken. Wenn sie ein paar Wochen zurückdachte, erinnerte sie sich an das letzte Mal, als sie den Zauber durchgeführt hatten. Wie hilflos sie sich damals gefühlt hatte. “Es ist wohl einfach zu häufig passiert in letzter Zeit. Und ich spüre noch immer meine letzte Vision. Es ist so, als würde ich wie eine dieser Jägerinnen gekämpft haben, aber gleichzeitig so, als hätte ich alle Schläge eingesteckt.” Kennedy faltete den Zettel auf, und sah ihrer Freundin dann in die Augen. ”Ich hoffe dass du nie eine Vision von mir haben wirst. Ich werde für dich kämpfen.” Erneut legte sie eine Hand auf die von Willow, und hoffte, ihre Wärme nicht bald wieder zu verlieren. Beide wussten nicht, was passieren würde, wenn Kennedy auch gegen eine Jägerin kämpfen müsste. Doch darüber wollten sie in diesem Moment einfach nicht nachdenken. Ein paar Sekunden vergingen wortlos, als Kennedy die bekannten Worte noch einmal durchlas. “So wie das letzte Mal?”, fragte sie. Willow nickte. Als Kennedy unsicher begann, die Worte vorzulesen, spürte Willow die Gänsehaut die sich über ihren Körper ausbreitete. Dennoch war es anders, wenn sie eine Vision bekam. Diese Gänsehaut war nicht unangenehm. Willow fühlte sich bei Kennedy geborgen. Auch wenn sie im Gegensatz zum letzten Mal keine Vision hatte, und es länger dauerte, als sich ihr Körper etwas entspannte. Für diese paar Minuten übertönte Kennedy manche flehenden und angsterfüllten Worte der anderen Jägerinnen, deren Stimmen Willow hören konnte. Oft war sie froh, dass sie die Sprache der Jägerinnen nicht verstehen konnte. Sie wünschte sich, Kennedy zeigen zu können, dass nun alles besser war, doch dass war es nicht. Sie spürte, wie sie alles wieder einholte, auch wenn es nur im Sekundentakt war. Es erinnerte sie an die ganzen Aspirin, die langsam die Wirkung verloren. Vielleicht wäre es ja ohne den Zauber vor ein paar Wochen schon allgemein schlimmer geworden, und er wirkte nur einmal richtig. Mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck las die Jägerin weiter. Auch wenn sie genau wusste, was in Willow vorging, und sie ihr einfach nicht helfen konnte. Wieso konnte sie nicht einfach Tara sein? Wieso konnte sie ihrer großen Liebe nicht einen Wunsch erfüllen? Und selbst wenn dieser Wunsch der Zauber war. Kennedy fühlte sich einfach elend. Als sie Willow’s Blick suchte, wurden ihre eigenen Gedanken bestätigt. Langsam ließ sie das Blatt Papier sinken, und wusste nicht ob es mit einem “Es tut mir leid” etwas besser wurde. “Du kannst nichts dafür,” sagte Willow, als könnte sie Kennedys Gedanken lesen, aber eigentlich war es nur ihr Gesichtsausdruck, der Willow verriet, was für ein innerer Kampf in ihrer Freundin tobte. I can see you smiling in every frozen tear I can hear you whisper 'You and I' England, Ratszentrale, selbe Zeit Wie Zinnsoldaten standen die ersten dreißig Mädchen in ihren engen Reihen und warteten auf das, was sie jetzt erwartete. Ihre Gesichter waren gleichgültig, keine Freude, keine Angst, nur bei manchen ein leicht abwesendes Lächeln. Lily’s Blick fiel auf die vorderste Reihe, Chao Ahn, Caridad, Emma, Dana und Kimberly würde unter den ersten sein, die die “Gabe” empfingen. Langsam begann sich das Mittel in ihrer Blutbahn zu verdünnen, bald würden sie denken, dass die Programmierung, die sie erhalten hatten, ihr freier Wille wäre, und das, was Payne ihnen immer wieder eingetrichtert hatte ihre eigenen, freien Gedanken. Die anderen Jägerinnen würden ihnen folgen; Kontrolle, das war es worauf es ankam, wenn man dieses Spiel spielte. Der wie üblich in seine schwarze Robe gehüllte Magier beschwor mit monotonen Formeln, die Dämonen, um die Vereinigung durchführen zu können. Sie würde nicht nur die Kräfte der Jägerinnen stärken, sondern auch ihren Hang zu Gewalt, genau das, was sie im Moment brauchen konnte, um sie gegen ihre Gegner anzustacheln. Es war zwar etwas schwierig gewesen, die Wächter davon zu überzeugen, dass dieser Schritt nötig wäre, doch sie hatte sich schon eine gut ausgedachte Erklärung bereit gelegt. Den Magier hatte sie als einen Freund des Rates vorgestellt, der einer der Orden angehörte, die vor Ewigkeiten die Reiter verbannt hatten. Nicht ganz wasserdicht, aber für den Moment reichte es. Sie erinnerte sich noch genau, wie Giles ihr von diesem Ritual berichtet hatte. Sie hatten zusammen in der Wohnung Abend gegessen, es war irgendwann während ihrer ersten Monate in Cleveland. Sie hatte versucht, möglichst unauffällig so viel wie möglich an neuen Informationen über die Schattenmänner und die Sense zu erhalten, und er hatte ihr von Buffy’s Erfahrungen und ihrer Begegnung mit den Schattenmännern berichtet. Seit diesem Tag hatte sie sich gefragt, was wohl geschehen wäre, wenn Buffy das Angebot angenommen und ihre Kräfte verstärkt hätte. Würden dann heute die alten Regeln noch existieren? Müsste sie nicht dieses falsche Spiel treiben? Irgendwann war es Giles dann zu viel geworden, er wollte nicht mehr über die Arbeit reden, und so war es ein schöner Abend geworden, auch wenn es schwer war es zuzugeben, aber sie hatte Spaß gehabt. Sie konnte immer noch Giles vor sich sehen, wie er ihr Geschichten aus der Zeit erzählte, in der sie sich nicht gesehen hatten. Seine Stimme und der Klang seines Lachens hallten in ihren Ohren wieder. Würde sie ihn jemals wieder lachen hören? Würde er ihr jemals wieder Geschichten erzählen? Ein tiefes, übernatürliches Grollen, das von allen Seiten zu kommen schien, riss Lily unsanft aus ihren Gedanken. Mit einer kraftvollen Geste streckte der schwarz Gewandete seine Arme auseinander, um ihn herum erhoben sich schattenhafte Gestalten. Für einige Sekunden wirbelten sie um ihn herum, bevor er ihnen mit einer gebieterischen Handbewegung befahl sich der Jägerinnen anzunehmen. “Empfangt die Kraft, die euch vom Recht her zusteht!”, rief Lily ihnen entgegen, während sich die Angst in ihren Gesichtern immer deutlicher zeigte, “Fürchtet euch nicht, es ist der euch bestimmte Weg!” Der erste Dämon erreichte Emma, sie zuckte kurz zusammen, als er sich in ihre Brust bohrte und ein Schatten huschte durch ihre leeren Augen, dann war es auch schon vorbei. Immer mehr Mädchen wurden vereinigt, die schwarzen, wabernden Seelen der Dämonen zogen sich wie Wellen durch die Reihen. Lily lächelte dem Magier siegessicher zu, und er erwiderte es für einen kurzen Moment, doch plötzlich verfinsterte sich seine Miene. Dies bemerkte die Wächterin jedoch nicht mehr, sie hatte ihr Gesicht abgewandt, so dass niemand den Schmerz darin sehen konnte. Eine tiefe Traurigkeit erfüllte ihr Herz. Warum hatte das alles nur so kommen müssen? Little did we know that they were life itself the days passing by we both had our share in the sacrifice Cleveland, Blue Rider Selbe Zeit Das helle, makellose Gesicht des weißen Magiers verzog sich zu einer finsteren Miene, sein Blick war direkt durch die Scheibe vor ihm gerichtet, seine rechte Hand lag auf dem kühlen, gnadenlosen Glas, das ihn von ihr trennte. Langsam strich er über die Stelle, an der sich ihr Gesicht abzeichnete: “Eve, warum nur?” Sie war glücklich, das sah er in ihren Augen, in ihrem Lachen, an der ganzen Art, wie sie sich benahm. Langsam nahm sie einen Schluck aus ihrem Sektglas und lächelte ihrem Gegenüber zu. Doch bei dem jungen Mann war es anders, ja, er war nicht vollkommen glücklich. Auch er lachte, doch hinter seinen Augen verbarg sich kein Glück, sondern eine Frage: Ist es wirklich das, was ich will? Bin das wirklich ich? Wo hatte sie diesen Typen nur aufgegabelt. Zumindest in der Zeit, in der er mit ihr verheiratet gewesen war, hatte sie einen gewissen Geschmack gehabt, wenn sie ihn hintergangen hatte. Doch dieser Typ war es eigentlich nicht mal wert, sich Gedanken über ihn zu machen. Sollte Eve doch mit ihm glücklich werden. Früher oder später würde sie schon sehen, was sie davon hatte, und dann würde sie sich wieder einen richtigen Mann wünschen. Seine Miene hellte sich etwas auf, Eve war wirklich tief gesunken, dass sie sich auf diesen Harris einließ. Langsam drehte er sich um, und ging davon, sein weißes Jackett fest um den schmalen Körper gezogen. Da er sich in der Öffentlichkeit befand, hatte er ausnahmsweise auf lange Roben verzichtet, und trug einen weißen Anzug. Es gab jetzt wichtigere Dinge zu tun, vielleicht würde er im Rahmen dieses Spiels noch die Gelegenheit haben, sich an Eve zu rächen – oder an ihrem neuen Bettpüppchen – einem Freund der Jägerin. Once upon a time we had something beautiful once upon a time I thought 'you and I' Teehaus von Ono Minako, geborene Tetsu Minako selbe Zeit Der Teeraum war leer...bis auf eine einsame Gestalt, die mit dem Rücken zu ihr auf einem dünnen Kissen saß. Von ihrer derzeitigen Position aus – sie stand direkt am Eingang, hatte aus reiner Vorsicht noch keinen weiteren Schritt ins Innere gewagt – konnte sie kaum Details an dieser anderen Person ausmachen. Demnach zu urteilen, was ihr die ’Ninjas’ gesagt hatten, war dies wohl der mysteriöse Seher, welcher Antworten auf ihre Frage besitzen sollte. Es war eine Spur so gut wie jede andere, aber Buffy blieb vorsichtig. Zwar glaubte sie – oder wollte es zumindest glauben – dass Shin und der Rest des Clans vertrauenswürdig waren, aber dennoch war Vorsicht angebracht. Ohne ein gesundes Maß an Misstrauen wäre sie wohl nicht die älteste überlebende Jägerin der bekannten Geschichte geworden. “Komm doch rein”, murmelte die Gestalt plötzlich und Buffy runzelte die Stirn. Sie kannte diese Stimme.... Nach kurzem Zögern siegte die Neugier über ihre Vorsicht und sie betrat vollends das Teehaus und näherte sich der hockenden Gestalt. Lächelnd drehte der Mann sich langsam auf dem Kissen um, bis er sie direkt ansehen konnte. Buffy war verblüfft, als sie bemerkte, dass sich ihr Eindruck bestätigt hatte. Vor ihr saß der Mann, der während ihres Besuchs in dem alten Kloster den Reiseleiter gemimt hatte. Und später in Australien ebenfalls..... “ Was...machen Sie denn hier?” fragte sie verdattert. Der Mann lächelte sie sanft an, während es in seinen Augen aufblitzte. “ Ich sitze und warte auf dich. Und dir würde ich vorschlagen, dir ein Kissen zu nehmen und dich auch zu setzen. Ich hab nämlich keine Lust, aufzustehen.” Er deutete mit einer Hand auf einen kleinen Stapel Kissen, aber Buffy starrte ihn immer noch an. Langsam begannen ein paar Dinge, Sinn zu ergeben, doch noch immer blieben so viele Fragen. “Wer sind Sie? Ein Reiseleiter? Ein Ninja? Ein Orakel?“ Buffy’s Stimme klang ein wenig ungehalten, sie hatte diese Geheimniskrämerei satt. Er zuckte mit den Schultern, lächelte aber weiter. “Mein Name ist Tetsu Akira. Genau genommen bin ich nur ein Mann, allerdings wie alle Mitglieder meiner Familie trage ich auch einen Teil Dämon in mir. Ich bin schon sehr lange auf dieser Welt, länger als die meisten meines Clans...“ “Ach ja, und die ewige Jugend kam wohl als Werbegeschenk mit dem Herumteleportieren und in-die-Zukunft sehen?“ hakte Buffy nach. “Ich weiß noch immer nichts über Sie. Zum Beispiel, warum Sie Ihre lieben Clanbrüder nicht rechtzeitig davon abhalten konnten, aus unserem Wächterhaus Kleinholz zu machen!“ “Alles kann auch ich nicht vorhersehen.“ Tetsu Akira verneigte sich bedauernd. “Du wirst verstehen - seit unser Kloster in China zerstört, und der Reiter, den unsere Familie dort bewachen sollte, befreit wurde...“ “...geht alles drunter und drüber”, beendete Buffy seinen Satz, woraufhin er kurz den Kopf schüttelte und sie tadelnd ansah. “Das ist unhöflich... man sollte andere ausreden lassen. Na gut, ich will mal nicht zuviel von dir erwarten. Und jetzt setz dich endlich hin...” Er deutete noch einmal, energischer diesmal, auf den Kissenstapel und Buffy ging hinüber, griff sich ein Kissen und hockte sich vor den Seher. Er sah sie für einen Moment durchdringend an, schloss dann die Augen und murmelte, “ Du bist hier, weil du hoffst, dass ich etwas über den Unsterblichen weiß.” “ Woher wissen Sie das? Können Sie auch Gedanken lesen?” Innerlich schauderte sie. Telepathie war ihr unheimlich...und nicht einmal halb so nützlich, wie manche Leute dachten. Sie selbst hatte es immerhin selbst erfahren müssen. “Nein”, erwiderte der Seher und griff in die Tasche seines blauen Mantels, holte einen kleinen schwarzen Kasten hervor. “Handy. Ich hasse die Dinger, aber man muss ja mit der Zeit gehen. Meine Clanbrüder haben mich natürlich informiert, dass du kommst. Und jetzt schließ die Augen.” Buffy gehorchte und schloss die Augen, gespannt, was nun geschehen würde. Zuerst geschah nichts, doch dann spürte sie, wie zwei Finger fest gegen die Mitte ihrer Stirn drückten. “ Was machen Sie?” “Das willst du gar nicht wissen”, murmelte er, als sie allerdings scharf die Luft einsog, sprach er schnell weiter, “ Kleiner Scherz. Ich weiß nichts über den Kerl, aber ich kann dir helfen, ihn zu finden.” Der Druck verlagerte sich nach außen und dann spürte sie, wie ein kleines Stück Papier gegen ihre Stirn gepresst wurde. Buffy fragte sich noch, wofür das wohl sei, als sie auch schon nach hinten kippte und ihr schwarz vor Augen wurde. Als sie wieder erwachte, lag sie nicht mehr im Teehaus. Der Boden unter ihr bestand aus spiegelndem Marmor und alles um sie herum war von Licht durchflutet. Vorsichtig setzte sie sich auf und sah sich um. Sie befand sich in einem runden Raum, dessen Boden aus reinem glatten Marmor bestand und dessen Wände von reinstem Weiß waren. Von irgendwoher schien Licht in den Raum zu fallen, doch Buffy konnte keine Quelle dafür finden. An der Wand vor ihr lehnte ein Mann, dessen dunkle Kleidung einen gewissen Kontrast zur Umgebung bildete. Er war recht groß und von durchtrainierter Statur. Sein dunkles Haar fiel bis auf die Schultern herab und sein scharf geschnittenes Gesicht strahlte eine gewisse Würde aus. Nein, das war nicht ganz richtig. Wenn man genauer hinsah, so erkannte man in seiner Haltung und seinem Gesichtsausdruck eine sonderbare Art von Stolz, eine Art stilvolle Arroganz. Der Mann sah sie eine Weile aus klaren, funkelnd grünen Augen an und sein Gesichtsausdruck veränderte sich langsam. Im Augenblick fiel Buffy kein passender Begriff ein, doch später würde sie es stets mit einem langsamen Fluss vergleichen. Die meisten Menschen veränderten ihren Gesichtsausdruck recht schnell und schlagartig, doch dieser Mann schaffte es in einer sonderbar fließenden Bewegung, ein Lächeln auf seine Lippen zu bringen. Buffy stand langsam auf. “ Wer sind Sie?” fragte sie, kaum, dass sie einigermaßen sicher stand. Er lächelte breiter und Buffy spürte, wie ihr Herz für einen kurzen Moment schneller schlug. Etwas an diesem Lächeln verwirrte sie, denn es war voller versteckter Andeutungen und Versprechen und dabei doch nur eine Bewegung der Lippen. “Die meisten, die mich kennen, nennen mich einfach den Unsterblichen”, erwiderte er und seine Stimme hallte sanft und tief in dem Raum wieder. Doch Buffy hörte unter dieser Sanftheit noch etwas anderes heraus. Es war wie mit seinem Lächeln. Unter dem angenehmen Klang seiner Stimme verbarg sich eine verwirrende Art der Wildheit. Und auch als er sich bewegte, hatte sie das Gefühl, ein altes, erfahrenes Raubtier vor sich zu haben. Jede seiner Bewegungen schien genau kalkuliert, fast wie einstudiert. War der Unsterbliche ein Vampir? Trotz seines Namens war Buffy nicht geneigt, das zu glauben. Denn verglichen mit seinem Gebaren waren alle anderen Vampire, die sie je getroffen hatte, Dracula eingeschlossen, reißende Bestien gewesen. Dieser Jäger war raffinierter. Sie musste vorsichtig sein. Diesem Wesen war nicht zu trauen. “Gut. Ich habe Sie gesucht.” “Und Ihr habt mich gefunden, Teuerste”, erwiderte er und erfasste mit einer Geste die Umgebung. “ Willkommen in meinem...Geist. Ich hoffe, es gefällt Euch hier.” “Bisschen kahl,” murmelte Buffy, während sie den Unsterblichen intensiv musterte und sich fragte, ob das hier wirklich nur eine Illusion war. Wenn ja, wie viel von seinem Charisma war dann echt? “Es ist wie draußen”, murmelte er lächelnd und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. Buffy schrak zusammen und sah ihn fragend an. “Keine Sorge. Eure Gedanken sind mir verschlossen, wenn Ihr sie mir nicht öffnet. Aber euer Gesicht verrät euch. Jedes Zucken Eurer Muskeln, jede winzige Bewegung...Ihr sprecht zu mir, auch wenn Ihr schweigt. Und ich sage Euch noch einmal...ich bin hier so wie ich wirklich bin. Irgendwann muss man sich nicht mehr verbergen, werte Jägerin.” Buffy zog sich leicht von ihm zurück. Es war so ziemlich die einzige Möglichkeit, den Bann zu brechen, den der Unsterbliche bereits über sie zu legen begonnen hatte. Er sah sie kurz an, machte eine Pause und nickte dann langsam. “Natürlich. Verzeiht, wenn ich Euch zu nahe getreten bin. Das war nicht meine Absicht. Kommen wir doch darauf zurück, weshalb Ihr zu mir gekommen seid. Wollt Ihr mir davon berichten?” Buffy nickte langsam und begann, zu erzählen. Er hörte zu, nickte dann und wann und schien intensiv zu überlegen. Als sie schließlich geendet hatte, nickte er erneut und sagte, “Ja. Ich glaube, ich kann Euch helfen. Aber dazu müsstet Ihr mir einen Gefallen tun.” Aha, dachte Buffy, jetzt kommt der Haken. “Und der wäre?” “ Kommt zu mir nach Rom. Ich würde Euch nur zu gern persönlich kennen lernen, erscheint Ihr mir doch als eine faszinierende Frau. Das hier ist einfach nicht die richtige Umgebung für ein angemessenes Treffen.” “Ich...weiß nicht...” murmelte Buffy. Irgendwie schien ihr wärmer zu werden, wann immer er sich näherte. Es wäre leicht gewesen, seine Worte als leere Schmeicheleien abzutun, aber aus irgendeinem Grund erschien er ihr wie ein Mann, der solche Worte nicht unaufrichtig sprach. Er nickte, ließ keine Spur von Enttäuschung ob ihrer Unentschlossenheit erkennen. “Keine Sorge. Kommt, wenn es Euch beliebt. Ich würde mir nicht anmaßen, jemandem wie Euch etwas vorschreiben zu wollen. Wenn Ihr den Wunsch verspürt, kommt zu mir und ich werde auf Euch warten.” Er trat mit einem einzigen Schritt so nah an sie heran, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. “ Kommt zu mir und ich werde Euch sagen, was ich weiß. Und wenn es das Schicksal gebietet, werde ich vielleicht noch mehr für Euch tun können.” Buffy wollte noch etwas erwidern, als sie plötzlich in den Knien einknickte und ihr Blickfeld dunkel wurde. Sie spürte noch, wie jemand sie behutsam auf den Boden legte. “Was...sind Sie?” flüsterte sie noch. “Was immer ich für Euch sein kann, Mylady”, erwiderte der Unsterbliche sanft, dann wurde es wieder dunkel um sie herum. Take me wherever the answer lingers in the sand show me the way as the story unfolds Love is remote in this wailing winter wonderland show me the way to the temples of gold Cleveland, im Park nächster Nachmittag Dawn saß auf der Parkbank und ließ die warmen Strahlen der Sonne ihr Gesicht wärmen. Sie wartete auf Shin. Hier hatten sie sich verabredet. Sie erinnerte sich an den herrlichen Wintertag, als Shin sie zu einem Überraschungspicknick in den Park mitgenommen hatte. Hier, genau auf dieser Bank hatten sie gesessen. Damals war noch alles viel einfacher gewesen. Schon von weitem sah sie ihn kommen. Er hielt den Kopf gesenkt und war völlig in sich versunken. Erst als er vor ihr stand, blickte er auf "Hi." "Hi." antwortete Dawn. "Wie geht’s jetzt mit uns weiter?" Schwer atmend setzte er sich neben sie. "Ich weiß nicht," kam die geflüsterte Antwort. Er lehnte sich zurück und versuchte, sich zu beruhigen. Die Aussicht Dawn zu verlieren, machte ihn völlig fertig. "Meinst du wir können einander wieder vertrauen? Ich meine, als wir uns im Kampf gegenüber standen. Was hast du da gedacht?" Tränen sammelten sich in Dawns Augen: "Ich hab’ dich gehasst, für das was du mir und meiner Schwester angetan hattest. Und ich konnte es nicht verstehen." Shin seufzte: "Und ich verachtete dich, als dummes Mädchen, weil du vor der Wahrheit die Augen verschlossen hattest. Ich hab’ mich so sehr in dir getäuscht, Dawn, dabei sollte ich dich doch besser kennen. Ich möchte dich um Verzeihung bitten." Er senkte den Kopf und wartete auf ihre Antwort. "Sollen wir diese Sache wirklich unsere Beziehung zerstören lassen?“ fragte sie leise, “Ist es das wert? Für nichts und wieder nichts? Ich kann und möchte das nicht." Shin hielt die Luft an: "Was empfindest du für mich?" Dawn legte ihr Gesicht in die Hände und versuchte sich zu konzentrieren. Was fühlte sie noch für Shin? Ihr Herz gab ihr eine eindeutige Antwort. "Ich liebe dich." entfuhr es ihr. Sie drehte sich um und schaute ihren Freund an. Tränen glitzerten in seinen Augen. "Ich empfinde genauso für dich und bei dem Gedanken, dass ich dich verlieren könnte, schnürt es mir das Herz ab," antwortete er. Dawn nahm das Gesicht ihres Freundes in die Hände und küsste ihn sanft. “Ich glaube, dass wir einen Neuanfang wagen sollten. Ich glaube, dass uns diese Sache nur stärker gemacht hat. Wir sollten zukünftig einfach ehrlicher zueinander sein. Obwohl ich denke nicht, dass es noch viele Geheimnisse gibt, die wir nicht voneinander wissen." Bei den letzten Worten musste Shin lächeln. "Nein, das glaub’ ich auch nicht, meine Prinzessin des Lichts." Bless me with a kiss across the universe when day and night converge and whisper my name till I fall asleep Malkuth, Straße der Liebenden selbe Zeit “Und du bist dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst, ja?“ Warren’s dunkle Augen suchten in Andrew’s Gesicht nach Bestätigung, noch bevor die Frage zu Ende gestellt war. “Du etwa nicht?“ fragte Andrew scheu, als ihre Blicke sich trafen. “Doch.“ Warren wandte sich ab, blickte nachdenklich den langen Weg zurück, den sie bis hierher gekommen waren. Obwohl die Straße der Liebenden sozusagen das Gegenstück zur Straße des Kaisers bildete, die er im letzten November zu seiner Aufnahme in Malkuth beschritten hatte, hätten beide Straßen unterschiedlicher nicht sein können. Die des Kaisers stellte eine prächtige breite Allee dar, gesäumt von Säulen, die gradlinig und mit starker Neigung von Tipharet nach Chockmah hochführte. Die Straße der Liebenden hingegen war ein schmaler verschlungener Pfad, der sich zwischen Treppchen, Wasserspielen, und kleinen Anhöhen hindurchschlängelte, und sich dabei auch öfter mal um sich selbst drehte. Gerade betraten sie eine kleine Grotte aus dämonischen Orchideen, deren riesige sanft schimmernde Blütenkelche sich ihnen zuwandten, als sie vorbeigingen. “Aber?“ hakte Andrew nach. “Ich weiß nicht.“ Warren zuckte die Schultern. “Ist schon ’ne große Sache, so was durchzuziehen. Bei dieser Dämonenverwandlung hätten wir wenigstens gewusst, worauf wir uns einlassen. Du kriegst ein bisschen von dem Mojo, dir wachsen ein paar Hörner – war nur’n Witz,“ fügte er hinzu, als Andrew die Augenbrauen hob, “und Ende der Geschichte. Aber dieses seltsame Ritual, was die Zaddikim da wieder ausgegraben haben, wer weiß, was es mit uns macht?“ “Es verbindet uns irgendwie...“ Andrew suchte nach den richtigen Worten, und erinnerte sich an das, was Mo ihm erklärt hatte. Sinn und Zweck dieses Rituals waren, dass jemand, der zur Gemeinschaft von Malkuth gehörte, jemanden der nicht zur Gemeinschaft gehörte, in seine Familie aufnehmen konnte, und damit erwirkte diese Person automatisch das Recht, in der Stadt zu leben, auch wenn sie selbst kein Mitglied war. Vielleicht war diese Zeremonie ursprünglich dazu gedacht gewesen, dass eine dämonische Familie ein menschliches Stiefkind aufnehmen konnte, vielleicht war es aber auch nur ein Versehen, dass Menschen davon nicht ausgeschlossen waren, weil niemand jemals so weit gedacht hatte. Mo hatte es nicht sagen können, da er keinen einzigen Fall kannte, bei dem das Ritual durchgeführt worden war. Aber es war auch nicht wichtig, fand Andrew. “Mit uns!“ griff er Warren’s letzten Gedanken auf. “Es ist etwas, was nicht nur mich betrifft, sondern auch dich. Ist es das, was dich stört?“ “Nein, das ist wohl auch richtig so, schließlich geht’s ja um uns beide.“ Gedankenverloren spielte der junge Mann mit einem Blatt, das sich vor ihnen über den Weg neigte. Als er jedoch im Begriff war, ein Stück davon abzuzupfen, verpasste die Pflanze ihm einen empörten Schups. “Vorsicht, dein Arm!“ Andrew schob seinen Freund rasch aus der Reichweite des Gewächses. Durch die Öffnung der Grotte traten sie auf ein kleines Rondell hinaus, in dessen Mitte die Statue einer dämonischen Gottheit stand.. “Hey, keine Sorge, ist alles okay!“ Wie um es zu beweisen, fuchtelte Warren mit seinem linken Arm in der Luft herum, und spannte die Muskeln an. “Schau, alles wieder heil. Ich hab’ dir doch gesagt, es war nur’n Kratzer.“ “Ich hab’ mir trotzdem Sorgen gemacht.“ Andrew hielt Warren’s Arm fest und strich vorsichtig über dessen Haut. “Ich hatte so furchtbar Angst um dich, und das Schlimmste daran war, dass wir uns vorher gestritten haben. Stell dir vor, es wär’ irgendwas passiert, und wir hätten uns nicht aussprechen können. So war es ja schon beim letzen Mal, als...als ich dich verloren hab’, und das war so schrecklich.“ Warren entzog sich der Berührung. “Ich weiß, das ist alles ziemlich schwierig,“ murmelte er. “Was meinst du?“ fragte Andrew hilflos. “Mit diesem Ritual? Oder mit Malkuth?“ “Nein. Mit mir.“ Warren wandte sich ab, und starrte zwischen den mosaikverzierten Säulen hindurch. Von dem Plateau aus konnte man hinunter auf einen Teil des verschlungenen Pfades blicken, ein Labyrinth, wo jetzt andere Bewohner der Stadt unterwegs waren, oder sich auf Bänken und Sitzsteinen niedergelassen hatten. “Manchmal versteh’ ich’s echt nicht, wie du’s mit mir aushältst,“ begann er. “Ich meine...du hast dich so verändert, hast so viel erreicht, und da hättest du’ s gar nicht nötig, dir diesen ganzen Stress anzutun. Ich bin immer noch der derselbe Chaot, ich schubs dich rum, ich krieg meine Wutanfälle, ich versteh’ absolut nichts von Beziehungskrempel, und bau die ganze Zeit nur Mist...“ “Nicht die ganze Zeit.“ Andrew trat von hinten an ihn heran, und lehnte seinen Kopf an Warren’s Schulter. “Aber wälz’ dich ruhig noch ein bisschen im Staub, das gefällt mir.“ “Du kleiner Ewok,du!“ Warren fuhr herum und packte Andrew, vergrub die Nase tief in seinem Haar. Wie hatte er diesen Geruch vermisst! Es schien ihm Ewigkeiten her, seit er zuletzt... “Ich werd’ das hinkriegen,“ murmelte er entschlossen, ja geradezu verbissen in Andrew’s Haare. “Ich werd’ das irgendwie hinkriegen, dass es diesmal nicht so daneben geht. Nicht so wie letztes Mal. Ich hab’ mich auch verändert. Vielleicht nicht so wie du, aber ich weiß jetzt, dass mit dir alles anders werden kann. Solang’ ich dich bei mir hab’, kann ich gar nicht wieder abrutschen. Solang’ ich dich bei mir hab’, kann mir nichts geschehen.“ Er drückte Andrew noch fester an sich. “Ich will dich für immer bei mir haben, hörst du?“ “Vor sechs Tagen hab’ ich dem Merowinger...ich meine natürlich Mo,“ verbesserte sich Andrew hastig, “...gesagt, dass ich bereit wäre, alles und jedes für dich zu geben. Und weißt du auch, was sich in den letzten sechs Tagen geändert hat?“ “Nichts,“ flüsterten sie beide zur gleichen Zeit. Vor ihnen am Ende der Straße öffnete sich das Tor zur Halle von Binah. Ein vielstimmiges Summen war zu hören, wie das Ticken und Schlagen Tausender von Uhren. Dann herrschte Stille, und es wurde dunkel um sie herum, ein warmes, geborgenes Dunkel, wie um eine Pflanze, die im Boden schlief. Wie Chockmah der Kosmos war, so war Binah die Zeit. Wie Chockmah das Meer war, so war Binah die Erde. “Seid mir willkommen.“ Mo, oder besser gesagt, Zaddik Bartholomew erwartete sie in der Mitte der Halle. Er trug eine lange zeremonielle Robe in dunkelvioletter Farbe, und darüber eine Schärpe, welche in vielen gestickten Bildern die Entwicklung eines Samenkorns zu einer blühenden Pflanze zeigte. In den letzten Stickereien verwelkte die Pflanze und wurde wieder zu Erde. In den Händen hielt er ein Band aus Leder und obwohl er wie üblich lächelte, lag eine tiefe Ernsthaftigkeit in seiner Stimme. Andrew gab sich Mühe sein Erstaunen zu verbergen, war diese eindrucksvolle Gestalt wirklich der harmlose freundliche Dämon aus dem Black Pearl? Außer ihm waren noch zwei weitere Zaddikim anwesend. Lakshmi, die Naga Dämonin, welche einen silbrig blitzenden Dolch in Händen hielt und Babette, welche einen gold schimmernden Kelch trug. Andrew, der Babette zum ersten Mal sah, wunderte sich über ihre unaufhörlichen Verwandlungen. Zuerst war es ein kleines Mädchen, das vor ihnen stand, dann eine erwachsene Frau, und schließlich eine Greisin. “Ist es euer freier Wille, dieses Bündnis einzugehen?“ fragte Bartholomew und beide Jungen nickten. Auch in der Halle von Binah sprudelte ein Brunnen, dieser in Form einer großen Blüte. Babette schöpfte daraus Wasser mit ihrem goldenen Kelch und übergab das Gefäß Warren, der einen Schluck daraus trank, und den Kelch anschließend an Andrew weiterreichte. Ihre Hände berührten sich kurz, und Andrew konnte nicht verhindern, dass ihm die Röte ins Gesicht stieg. Hastig wandte er den Blick ab, und betrachtete stattdessen, die feine Gravur auf dem Kelch, welche die Sonne darstellte. Auch er nahm einen Schluck und gab das Gefäß an Babette zurück. Bartholomew nahm den Dolch von Lakshmi, dessen gewundene Klinge eine Mondsichel darstellte, und begann Schriftzeichen in den Lederriemen einzuritzen. Seine Stimme hallte wider, als er sprach und ließ vermuten, dass die Halle um einiges größer war, als die Dunkelheit es erahnen ließ. “Aleph, der Urbeginn, das Zeitalter des Stiers. Im Anfang, als noch alles eins war, waren wir noch nicht durch Verschiedenheit voneinander getrennt. Diese Zeit ist längst vergangen, doch in unseren Seelen bleibt sie auf ewig lebendig. Cheth, der Zaun, die Trennung zwischen uns. Aus der Einheit wurde die Vielheit. In Zeit und Raum, Licht und Dunkelheit, Materie und Geist wurden wir gespalten. Daleth, das Tor, das sich öffnet, um die Grenze zu überwinden. In unserer Vielheit streben wir wieder nach Vereinigung. Wir können das Tor durchschreiten und unser Sein miteinander verschmelzen.“ Bartholomew reichte den Dolch an Lakshmi weiter, welche Warren’s linke und Andrew’s rechte Hand ergriff, und jeweils das mittlere Glied des kleinen Fingers leicht anritzte. Danach band Mo die beiden Hände mit dem Riemen zusammen. Die drei Buchstaben, die er in das Leder eingeritzt hatte, ergaben jetzt ein Wort. “Achad, die Einheit. Aus der Einheit wurden wir geschaffen, und zur Einheit sollen wir wieder werden. Die Vielheit kann nicht trennen, was zur Einheit bestimmt ist.“ Die beiden Hände umklammerten einander fester. Ein einzelner Blutstropfen rann zwischen den ineinander verschlungenen Fingern hervor und fiel auf den schwarzen Boden. Tell me tales from days bygone tell me little lies tell me once again it's just 'you and I' Cleveland, angemietetes Büro, selbe Zeit “Wie Sie sehen, ist die Struktur der Stadt genau gegliedert, alle zehn Großen Hallen sind nach einem bestimmten Schema angeordnet, und durch zweiundzwanzig Straßen miteinander verbunden. Die Hallen Kether, Binah und Chockmah bilden miteinander ein Dreieck, ebenso Geburah und Chesed mit Tipharet, wobei Tipharet eine Art Zentrum zu sein scheint. Keine der Hallen ist mit so vielen anderen verbunden.“ “Sie haben sich bereits damit beschäftigt?“ fragte Kan Hsirg lauernd. “Ja, ich habe mir erlaubt, einen kleinen Blick darauf zu werfen, als ich das Material bekam.“ Entschuldigend blickte D’Hoffryn zu Hsirg, und dem weißen Magier hinüber, die jedoch beide zu aufgeregt waren, um sich Zeit für Vorwürfe zu nehmen. Ihre Augen starrten angestrengt auf das dreidimensionale Modell, welches zwischen ihnen über dem Konferenztisch schwebte. Dies also war das geheimnisvolle Malkuth. Trotz seiner bemerkenswerten Architektur, trotz aller Gerüchte, Mutmaßungen und Legenden, war es nichts weiter als eine Stadt. Eine verwundbare Stadt. “Wissen wir nicht noch mehr darüber?“ klang Lily’s Stimme aus dem Lautsprecher von Hsirgs Laptop. Die beiden Magier mochten Verbindungen durch Telepathie aufrechterhalten, die Wächterin jedoch benötigte dazu die moderne Technik. “Was ist mit der Anzahl der Bewohner, ihrer dämonischen Fähigkeiten, ihrer Verteidigungsanlagen?“ “Alles zu seiner Zeit,“ beruhigte D’Hoffryn. “Wir werden bald noch weitere Informationen erhalten.“ “Das hoffe ich.“ Kan Hsirg holte seinen inzwischen schon sehr verknitterten Zettel hervor und studierte ihn aufmerksam. “Ms. Usher’s Armee wird – alle Verzögerungen mit einberechnet in etwa zwei Wochen angriffsbereit sein. Bis dahin sollten wir wohl die nötigen Informationen zusammen haben, was meinen Sie?“ “Das sollte kein Problem darstellen,“ entgegnete D’Hoffryn. “Punkt eins und Punkt zwei wären hiermit abgehakt.“ Kan Hsirg machte ein weiteres Kreuz auf seinem Zettel. “Ladies und Gentlemen, lassen Sie uns Krieg führen!“ Take me wherever the answer lingers in the sand show me the way as the story unfolds Love is remote in this wailing winter wonderland show me the way to the temples of gold Grrr... Arrrgh... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)