Friends ... or more? von Earu (Alte und neue Gefühle) ================================================================================ Der Kreis schließt sich ----------------------- „Dann treffen wir uns so gegen acht? ... Okay. ... Oh, ich muss Schluss machen, da steht jemand vor meiner Tür. Dann bis morgen. ... Ich freu' mich. ... Hm. Tschüss.“ Langsam legte ich den Hörer auf die Gabel und schmunzelte – morgen um acht im Restaurant. Es lief wirklich alles wunderbar. Nach so langer Zeit hatte ich endlich wieder ... erneut schellte es an meiner Tür, diesmal aber etwas energischer – also zumindest kein Vertreter. Aber wer wollte mich denn an einem späten Freitagnachmittag besuchen? Tetsu schonmal nicht, mit dem war ich erst heute morgen zum Frühstück verabredet gewesen. Ken hatte sich Urlaub genommen, was verständlich war, nachdem wir gerade die Arbeit im Studio abgeschlossen und unser neues Album erfolgreich auf den Markt gebracht hatten. Yukki ... nein, es war nicht seine Art unangekündigt vorbei zu schauen. Und sonst kam mir keiner mehr in den Sinn. Ich schlurfte also zum Eingangsbereich und ließ mich überraschen. „Bin ja schon unterwegs“, murmelte ich vor mich hin, als mein Besucher zum dritten Mal auf den Klingelknopf drückte und sich wohl diesmal dazu entschlossen hatte, den Finger nicht mehr herunter zu nehmen, bevor ich nicht endlich geöffnet hatte. Ich war bereits dabei, die Tür aufzuziehen, als mir schlagartig einfiel, wen ich da in meinen Überlegungen vergessen hatte. Und genau in dem Augenblick stand er auch schon vor mir, schaute mich etwas miesepetrig an: Gackt. „Haido~“, flötete er, „Was hast du denn so lange gemacht? Ich steh mir hier schon seit fünf Minuten die Beine in den Bauch.“ „'Tschuldige, Ga-chan. Ich war in Gedanken. Komm rein.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um, ging in Richtung Wohnzimmer und wartete darauf, dass Gackt auch endlich eintreten und die Tür hinter sich zu werfen würde. Doch das übliche Knallen blieb aus, der Solist hatte sich keinen Millimeter von der Stelle gerührt. „Ga-chan, hast du was?“, erkundigte ich mich und blickte ihm fragend ins Gesicht. Er schmollte. Warum? Keine Ahnung, aber bei der Euphorie und Vorfreude, die gerade in mir herrschte, hatte ich vielleicht auch etwas übersehen. „Deine Begrüßungen lassen neuerdings wirklich zu wünschen übrig“, maulte er mit einer Empörung, die mir selbst für Gackts Verhältnisse etwas zu übertrieben vorkam. Aber ich spielte mit: „Ga-chan, wie konnte ich nur? Es tut mir Leid. Wirst du mir jemals verzeihen können?“ Ich hastete den Weg zurück, umarmte ihn, wobei ich mich wie immer ein wenig strecken musste und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Jemandem, der uns nicht so genau kannte, mochte diese Art von freundschaftlicher Begrüßung vielleicht ein bisschen komisch vorkommen, aber es wusste ja auch kaum einer davon, dass wir einmal für ein paar Monate zusammen gewesen waren. Die paar Monate während des Moon Child -Drehs und auch noch einige Zeit danach. Aber dann war es auseinander gebrochen; an einem lauen Sommerabend. Irgendwie war es auch besser so. Wir hätten keine einzige ruhige Minute mehr gehabt, wenn die Öffentlichkeit Wind davon bekommen hätte. Und bevor wir im Streit auseinander gegangen wären, hatte ich unsere kleine Liebschaft lieber so beendet und es bei einer normalen Freundschaft belassen. Natürlich war mir die Trennung nicht leicht gefallen, ich hatte Gackt schließlich ernsthaft geliebt. Ich hatte mich mies gefühlt, mich erst einmal verkrochen und von allen abgeschottet – besonders von ihm. Er hatte oft angerufen oder es zumindest versucht, denn ich war immer zu feige gewesen, ans Telefon zu gehen. Ich wollte ihm wirklich nicht weh tun, aber es musste sein, sonst wäre ich mit Sicherheit schwach geworden. Er musste sich wirklich schrecklich gefühlt haben – einsam und verlassen vom dem Menschen, der ihn eigentlich liebte. Doch was wäre passiert, wenn ich mich nicht zu diesem Schritt entschlossen hätte? Medien waren unerbittlich und vor allen Dingen hinter jedem noch so kleinen 'Skandal' her. Sie konnten in nur kurzer Zeit das zerstören, was sich andere Menschen mit Mühe ihr ganzes Leben lang aufgebaut hatten. Einmal in diesem Teufelskreis gefangen, kam man nicht mehr heraus. Ich hatte Angst; fürchterliche Angst, dass Gackt oder ich an so etwas zugrunde gehen könnten. Das wollte ich wirklich nicht. Doch der Kummer ging vorbei; zwar nicht sofort, aber irgendwann war fast gar nichts mehr davon übrig. Wir konnten es wagen, wieder etwas enger miteinander umzugehen und nun waren wir einfach nur Freunde. Das Gefühl der Liebe war durch eine tiefe Freundschaft ersetzt worden und das reichte uns auch. Zumindest glaubte ich das. Ich ließ Gackt los, sah dass er wieder ein Grinsen im Gesicht hatte und freute mich darüber. Es passte nicht zu ihm, traurig oder schlecht gelaunt zu sein; ein Lächeln stand ihm wirklich besser. Wo ich ihm doch schon genug angetan hatte ... „Sehr viel besser“, merkte er an, „Zur Belohnung kriegst du auch was Schönes von mir.“ Vorsichtshalber trat ich einen Schritt zurück. Wer wusste schon, was Gackt sich wieder ausgedacht hatte. Sein Grinsen wurde merklich breiter und er zauberte einen Strauß roter Rosen hinter seinem Rücken hervor. Verwirrt starrte ich erst die Blumen und dann ihn an, wusste nicht, was ich sagen und vor allen Dingen denken sollte. „Ga- ... Ga-chan ...“, stammelte ich nur zusammen, „Das ... das wäre doch nicht ... nötig gewesen.“ Was sollte ich denn jetzt machen? Und wie kam er plötzlich darauf, mir Blumen zu schenken? Auch noch Rosen, rote Rosen – das Symbol für Liebe. „Du solltest sie lieber ins Wasser stellen“, gab Gackt mir als kleinen Tipp, „Die Autofahrt scheint ihnen schon nicht besonders gut bekommen zu sein.“ Das war auch wieder ein Wort. Ich sollte mir wirklich weniger Sorgen darüber machen, was mit dieser Geste gemeint sein könnte und lieber die Blumen versorgen. Sie waren schließlich in erster Linie zum Anschauen da. Außerdem hatte Gackt mir schon einmal Blumen geschenkt. Auch damals waren es rote Rosen gewesen und zu dem Zeitpunkt hatten wir uns fast gar nicht gekannt. Vielleicht machte er so etwas öfters; ich sollte bei Gelegenheit einmal seine anderen Freunde fragen. Ga-chan ... Ich hörte wie Gackt ins Wohnzimmer tapste, während ich in der Küche nach einer geeigneten Vase suchte und erstaunlich schnell auch eine fand. Gerade als ich sie mit Wasser füllte, drang ein Räuspern an meine Ohren. Es kam so plötzlich, dass ich unwillkürlich zusammen zuckte und mich erschrocken umdrehte. Gackt stand grinsend in der Küchentür und sah danach aus, als ob er sich den nächsten Lachanfall nur mit Mühe verkneifen könnte. „Ich wusste gar nicht, dass du so schreckhaft bist.“ Ja~ wenn ich nachdachte konnte es schonmal vorkommen, dass alles um mich herum völlig ausgeblendet wurde. Und, auch wenn er es nicht wusste, war doch Gackt daran schuld, dass mir dies gerade wieder einmal passiert war. Frech streckte ich ihm meine Zunge entgegen und meinte dann: „Ich kann dich auch vor die Tür setzen, wenn du es darauf anlegst.“ Gackt hob unschuldig die Hände, grinste aber immer noch: „Schon gut, ich wollte nur fragen, ob du ein paar Weingläser da hast.“ „Bedien' dich nur“, entgegnete ich und nickte mit dem Kopf in Richtung eines Hängeschranks, „Ist alles noch am selben Platz.“ Damit wandte ich mich wieder dem Wasserhahn und der Vase zu. Hinter mir klirrte es leise, als Gackt vorsichtig zwei Gläser aus dem Schrank nahm. Aber wozu brauchte er die eigentlich? Klar, zum Weintrinken, aber er wusste doch gar nicht, ob ich überhaupt welchen im Haus hatte. Oder er hatte ... Ich seufzte, stellte die Rosen ins Wasser, arrangierte sie ein bisschen und folgte Gackt dann ins Wohnzimmer. Und da bestätigte sich meine Vermutung: Auf dem Couchtisch stand eine Flasche Rotwein, ziemlich teurer sogar und daneben lag ein kleiner Stapel DVDs. Ich musste schlucken, als ich das Cover der Obersten genauer betrachtete, denn mein eigenes Gesicht blickte mir entgegen – Moon Child. Er wollte doch nicht wirklich diesen Film mit mir anschauen?! Etwas skeptisch und mit hochgezogener Augenbraue sah ich Gackt an, der es sich bereits auf dem Sofa bequem gemacht hatte und an seinem Glas Wein nippte. „Ga-cha~n“, machte ich auf mich aufmerksam und setzte die Blumen ebenfalls auf dem Tischchen ab, „Du hast doch nicht etwa vor, dich an mich ran zu machen?“ „Aber aber, wo denkst du hin, Haido?“, sein Tonfall klang, als ob er mich verarschen wollte, „Ich möchte mir nur ein paar Filme mit dir ansehen.“ Wollten wir ihm das mal glauben; vielleicht war ich auch nur paranoid. Er klopfte mit der flachen Hand auf das Polster rechts neben sich und forderte mich damit stumm dazu auf, neben ihm Platz zu nehmen. Ich kam seiner Bitte nach, ließ mich auf die Couch sinken und griff nach dem Stapel DVDs. Was hatte dieser Mann nur für einen Filmgeschmack? Last Samurai, Forrest Gump, Braveheart, Stadt der Engel, The Fast and the Furious ... okay, Letzteren konnte man sich womöglich noch ansehen. Besser als Moon Child; ich hatte wirklich keine Lust auf Szenen, die mich höchstwahrscheinlich an unsere Beziehung erinnern würden. Während ich noch mit der Filmauswahl kämpfte, wurde mir von dem Solisten das andere Weinglas gereicht. Abwesend nahm ich einen Schluck und starrte weiterhin auf die DVD. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee einen Film mit möglichst wenig Romantik zu schauen, so konnten wenigstens keine komischen Situationen entstehen. Aber ... warum machte ich mir eigentlich gerade so viele Sorgen? Bisher waren wir wunderbar miteinander ausgekommen und Gackt war nun einmal Gackt; solches Geplänkel hatten wir schon so oft gehabt. Aber ich täuschte mich natürlich. Ich hätte dieses seltsame Gefühl nicht ignorieren sollen, nachdem mir Gackt die Blumen überreicht hatte; ich hätte ihn wirklich vor die Tür setzen sollen. Der Solist nahm mir die DVD und das Glas aus der Hand und sah mir in die Augen. „Ga-“, setzte ich an, aber sein Blick ließ mich verstummen. Es lag etwas darin, was ich nicht genau einordnen konnte, so ein ... gewisser Glanz, der mich fesselte und gefangen hielt. Ich wollte den Kopf weg drehen, aber es ging nicht, es ging einfach nicht! „Wie würdest du denn reagieren“, flüsterte Gackt und beugte sich näher zu mir, „wenn ich mich tatsächlich an dich ran machen wollen würde?“ „Ich ...“, meine Lippen zitterten, mein Herz schlug schneller und mir wurde warm, „Ich ... du redest Mist, Ga-chan!“ Endlich konnte ich mich aus seinem Bann lösen, kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und rückte demonstrativ ein Stück nach hinten. Doch ich konnte ihm nicht entkommen, denn Gackt kam sofort nach. „Ich hab es versucht, Haido“, raunte er mir mit seiner tiefen Stimme entgegen, „Ich hab wirklich versucht dich zu vergessen, aber ich konnte nicht. Immer wenn ich mit jemandem ... zusammen war ... musste ich an dich denken. Als ob ich dich betrügen würde.“ „Aber das ist doch schon so lange her“, wandte ich ein, versuchte es mit Argumenten, dass das alles Unsinn war. „Ich liebe dich, Haido ... ich habe nie aufgehört dich zu lieben.“ Meine Hände zitterten, mein ganzer Körper zitterte, Gackt hatte sich so weit zu mir herunter gelehnt, dass er nun fast auf mir lag. Ich musste etwas tun – sofort, sonst wäre all das, was ich unter Schmerzen und Qualen erreicht hatte, umsonst gewesen. Panisch sprang ich auf, wollte Abstand zwischen uns bringen, aber weit kam ich nicht. In der ganzen Hektik stolperte ich über meine eigenen Hausschuhe, die vor der Couch lagen und fiel unsanft zu Boden. Autsch! Der Aufprall trieb mir die Luft aus den Lungen und mir wurde kurz schwarz vor Augen. „Haido!“, hörte ich Gackt erschrocken meinen Namen rufen. Ich spürte, wie er mich umdrehte und dann hoch hob. Vorsichtig trug er mich durch meine Wohnung. Wohin? Das wusste ich nicht, aber es war ein gutes Gefühl, dass er mich so festhielt. Ich drehte den Kopf zur Seite, nahm sein Hemd an meiner Wange wahr, sog seinen Duft ein. Nur kurze Zeit später wurde ich auf einer weichen Matratze abgelegt – mein Bett ... in meinem Schlafzimmer. „Bleib liegen“, sagte Gackt leise und streichelte mir liebevoll über den Kopf, „Ich hol einen Arzt.“ Nein. Er stand auf und wollte das Zimmer verlassen, aber ich versuchte ihn festzuhalten, bekam den Stoff seines Hosenbeins zu fassen. „Nicht ...“, murmelte ich, „Es ... geht schon. Ich brauch nur ein bisschen ... Ruhe.“ „Bist du dir sicher?“ Ich nickte und rang mir ein Lächeln ab, „Ich bin doch nicht aus Zucker.“ „Na gut“, besonders begeistert klang Gackt dabei allerdings nicht, „Kann ich etwas für dich tun? Willst du einen Tee? Soll ich dir vielleicht eine Schmerztablette holen?“ Oh Gott, er machte sich wirklich extreme Sorgen, er bemutterte mich schon fast. „Tee wäre gut.“ Gackt verschwand sofort in der Küche und ließ mich mit meinen Gedanken allein. Die Situation kam mir verdammt bekannt vor. Ja genau, so war es auch damals gewesen, in Taiwan, am Set – der Tag, an dem wir uns ineinander verliebt hatten. Nun ja, verliebt waren wir vielleicht vorher schon gewesen, aber an diesem Tag hatten wir zueinander gefunden. Es war sehr heiß gewesen, wie immer. Ich hatte mich schon morgens nicht gut gefühlt und auch nicht besonders viel getrunken, wie ich es bei dieser Hitze eigentlich hätte tun sollen. Irgendwann war ich umgekippt – mitten beim Dreh, doch Gackt war sofort zur Stelle gewesen, hatte mich in mein Hotelzimmer gebracht, einen Arzt gerufen und danach die ganze Zeit an meinem Bett gesessen und sich rührend um mich gekümmert. Und dann hatten wir uns geküsst. Ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu gekommen war, aber das Gefühl war einfach so ... so unbeschreiblich schön gewesen. Ich hatte Gackt in dieser Nacht auch nicht mehr gehen lassen, was er wohl auch gar nicht gewollt hätte. Eigentlich erinnerte ich mich gern an unsere gemeinsame Zeit zurück, nur eben an die Trennung nicht ... und auch dann nicht, wenn mich diese Sehnsucht überfiel, sodass ich am liebsten alles hinwerfen und ihm in die Arme fallen wollte. Doch dann betäubte ich dieses Verlangen immer mit dem Gedanken daran, dass ich ihn so nur noch mehr verletzen würde. Ich wollte nicht, dass er mich für so wankelmütig hielt und sicherlich würde er sich auch verarscht vorkommen – heute so, morgen so. Allerdings sah es gerade stark danach aus, als ob ihn das nicht im Geringsten gestört hätte. Ich schloss die Augen und versuchte ein wenig zu schlafen, hatte eigentlich auch gar keine Lust, jetzt darüber nachzudenken. Aber in dem Moment kam Gackt wieder ins Zimmer getapst und ließ sich auf der Bettkante nieder. „Haido?“, flüsterte er leise, „Bist du wach?“ „Hm“, machte ich nur, öffnete die Augen auch nicht. „Ich hab deinen Tee.“ „Hm.“ Nun sah ich ihn doch an und bemerkte den schuldbewussten Blick in seinen Augen. Ich setzte mich auf und nahm ihm die Tasse ab, trank ein paar Schlucke und stellte sie dann wieder weg. „Es tut mir Leid, Haido“, sagte Gackt schließlich, nachdem wir uns einige Minuten lang angeschwiegen hatten, „Ich wollte nicht, dass du dich verletzt. Ich hätte dir nicht so auf die Pelle rücken dürfen. Bitte entschuldige.“ Während er sprach drehte er die ganze Zeit nervös an dem Ring herum, den er auf dem linken Zeigefinger trug. So durch den Wind war er selten und das verriet mir, dass er es aus tiefstem Herzen ehrlich meinte. Ich wollte ihn schon beruhigen; sagen, dass ja nichts Schlimmes passiert war, doch dann redete er auf einmal weiter. „Aber was ist denn so schlecht daran, dass ich dich immernoch liebe?“, fragte er und ein klein wenig Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit, „Ich merke doch, dass ich dir nicht völlig egal bin.“ Nein, das war er wirklich nicht, er war mir nicht egal, aber ... aber ... Ich spürte, dass mein eigener Widerstand langsam wie von selbst dahinschmolz. Ich spürte, dass ich schwach wurde. Er lullte mich mit seinen Worten ein, „Komm schon, Haido. Ein Kuss, nur ein kleiner Kuss und wenn du wirklich nichts mehr für mich fühlst, lasse ich dich für immer damit in Ruhe. Versprochen.“ Er war wieder näher an mich heran gerutscht, hatte meine Hände genommen, seine Lippen schwebten nur Millimeter über meinen und sein warmer Atem streichelte mein Gesicht. „Nur ...“ „... ein Kuss“ Seine Stimme war so weich, so samtig und so verführerisch. In mir machte sich der aberwitzige Gedanke breit, dass ich den Drang überwinden und ihm etwas vormachen könnte, selbst wenn da noch Gefühle sein sollten. War ich denn eigentlich wahnsinnig?! Mir war doch vorhin schon klar gewesen, dass ich Gackt längst hätte raus werfen sollen. „Nur ein ... Kuss ...“, murmelte ich wieder, allerdings etwas abwesend. Und dann ging ich darauf ein, schloss die Augen, empfing seine Lippen. Fest drückten sie sich auf meine, teilten sich dann und ließen seine Zunge hindurch schlüpfen. Er leckte über meine Unterlippe, streichelte sie somit sanft. Ich kannte dieses Spiel nur zu gut ... und machte mit, öffnete den Mund, ließ ihn ein. Unsere Zungen trafen sich und die Berührung schickte einen heiß-kalten Schauer durch meinen Körper. Ich bekam eine Gänsehaut und in meinem Inneren kribbelte es wie verrückt. Langsam zog sich Gackt zurück, aber ich folgte ihm, wollte ihn nicht loslassen. In dem Moment fühlte ich mich wie ein trockener Alkoholiker, der gerade wieder einen Tropfen Hochprozentigen bekommen hatte. Vergessen waren die Vorsätze, ihm nie wieder so nahe zu kommen; ausgeblichen und verwischt, als ob ich sie mit Tinte auf ein Blatt Papier geschrieben und Wasser darüber gegossen hätte. Sie waren einfach nicht mehr da. Ich schnappte nach seinem Mund, knabberte an seiner Unterlippe und hauchte dann leichte Küsse darauf. „Ga-chan“, seufzte ich sehnsüchtig und küsste ihn wieder, „Ga-chan.“ Ich löste meine Hände aus seinen, schlang die Arme um seinen Hals und fuhr mit den Fingern durch die seidigen Strähnen seiner kurzen Haare. Er wirkte ein wenig versteift, aber mir wäre es wohl auch so ergangen, bei einer Überraschung diesen Ausmaßes. Schließlich hatte er damit angefangen mich rumzukriegen und nun forderte ich. So plötzlich, dass ich es mir selbst nicht erklären konnte. Mit dem Kuss hatte er scheinbar irgendeinen Schalter tief in meinem Herzen umgelegt, damit ich mich wieder daran erinnerte, wie gut es tat mit ihm zusammen zu sein. Ich grinste zufrieden und beugte mich ganz nahe an sein Ohr, sodass er mein Wispern auch verstand: „Das wolltest du doch, oder?“ „Haido!“, murmelte er verblüfft, „Du erstaunst mich wirklich.“ „Pscht“, war das einzige, was ich noch entgegnete, ehe meine rechte Hand in seinen Nacken rutschte und ihn zu mir zog. Ich ließ mich zurück in die Kissen sinken und übergab Gackt dann wieder die Führung, die er auch mit Freuden annahm. Er legte sich auf mich, drückte mich tiefer in die Matratze und küsste mich. Dabei stützte er sich mit dem linken Ellenbogen neben meinem Kopf ab und seine rechte Hand spielte am Saum meines Shirts herum. Er zupfte daran, zwirbelte den Stoff zwischen den Fingern und schlüpfte schließlich mit der Hand unter das Oberteil. Seine Fingerspitzen waren angenehm kühl, ganz im Gegensatz zu meiner erhitzten Haut, hinterließen ein anregendes Prickeln. Sanft strich er an meiner Seite auf und ab und schob dabei mein Shirt langsam nach oben. Ich wollte schon Anstalten machen, es mir auszuziehen, aber Gackt hinderte mich daran, indem er meine Hand, die nach unten gewandert war, festhielt. Ich verzog die Lippen zu einem Grinsen; scheinbar wollte er die Sache mit dem Entkleiden selbst erledigen. Er ließ seine Zunge noch einmal an meiner oberen Zahnreihe entlang gleiten und löste unsere Verbindung dann. Viel länger hätte ich es ohne einen weiteren Atemzug wohl auch nicht ausgehalten, aber diese Lippen schmeckten einfach zu gut, um von ihnen abzulassen. Wie ich das vermisst hatte! Gackt richtete sich auf, befreite mich von dem lästigen Stück Stoff und fummelte dann an den Knöpfen seines eigenen Hemds herum – was mir entschieden zu lange dauerte. Ich streckte mich ihm entgegen und packte ihn am Revers, riss das Hemd auf, sodass die Knöpfe in alle Richtungen davon flogen. Mein Blick fiel auf seinen makellosen Oberkörper – kein Gramm Fett zu viel, er war einfach nur schön. Ich konnte nicht anders, als ihn zu berühren und meine Hände über seine weiche Haut streicheln zu lassen. Dieser Anblick lenkte mich viel zu sehr ab, als dass ich sein süffisantes Grinsen bemerkte, mit dem er mich bedachte. „Du kleines Teufelchen“, sagte er aufreizend, „Wann hast du dir denn ein neues Piercing stechen lassen?“ Er beugte sich wieder zu mir herunter und umschloss ohne zu zögern mein linke Brustwarze mitsamt dem Metallstift mit seinen Lippen. Dann nahm er auch seine Zunge zu Hilfe, stupste dagegen, zog Kreise und versuchte ein bisschen an dem Piercing herum zu drehen. Das ging allerdings wesentlich besser, als er es zwischen die Zähne nahm. Sein Ziel? Mich so lange zu reizen, bis ich hart wurde – und das nicht nur auf meine Brustwarzen bezogen. Aber es funktionierte; die Knospen richteten sich auf und meine Hose beulte sich merklich aus. Ich stöhnte ungehalten, kratzte mit den Fingernägeln leicht über seine Bauchmuskeln. Gackt arbeitete sich weiter vor – in tiefere Regionen, aber so hatten wir nicht gewettet! Ich legte die Hände an seinen Hinterkopf und zog ihn mit sanfter Gewalt wieder näher an mein Gesicht, kam ihm mit meinen Lippen entgegen. Diesmal drang ich mit meiner Zunge in seinen Mund ein, tastete nach seiner und neckte ihn ein wenig, indem ich immer kurz bevor wir uns berührten einen Rückzieher machte. Wir konnten uns beide ein Grinsen nicht verkneifen. „Haido“, gluckste er dann und ließ eine Hand in meinen Nacken wandern, kraulte mich am Haaransatz. Ich begann zufrieden zu schnurren und genoss die sanften Liebkosungen. Gackt rutschte ein Stück zur Seite, lag nur noch halb auf mir und ich spürte etwas Hartes an meinem Oberschenkel. Er rieb sich an mir und ich mich gleichzeitig an ihm, was meine Erregung weiter in die Höhe trieb. „Mh, Ga-chan!“, keuchte ich flüsternd in sein Ohr und knabberte dann kurz daran, ehe er sich mir wieder entzog. Mit den Lippen glitt er an mir hinab, von meiner Wange über den Hals zum Schlüsselbein. Dort verweilte er einen Augenblick, zwickte, saugte und hinterließ einen großen roten Fleck. „Ga-chan, nicht. Man wird es sehen.“ „Gut so.“, murmelte er und lächelte gegen meine Haut, „Ab jetzt gehörst du wieder mir.“ Das bedurfte zwar noch einer genaueren Klärung, allerdings nicht jetzt – später; erst einmal wollte ich das hier genießen. Wie schamlos war ich eigentlich? Schamlos und naiv – würde Gackt mich denn so einfach wieder gehen lassen? Nach dem hier? Nun setzte er eine Spur von Küssen auf meinen Oberkörper, kam bei meinem Bauchnabel an, versenkte die Zunge darin und öffnete währenddessen meine Hose. Mit den Fingern strich er fest über meinen Schritt und ich riss erschrocken die Augen auf, die ich bisher genießerisch geschlossen hatte. Ou~ wie gemein. Mein Herz raste, mein Atem ging schneller und ein lautes Keuchen verließ meinen Mund. Ich vergrub die Hände in seinen Haaren, krallte mich darin fest und drückte Gackt, eher unbewusst, weiter nach unten. Aber er schien eher zu begreifen, welcher Gedanke da zu mir durchdringen wollte. Kurzerhand zog er mir die Hose aus und warf sie zu meinem Shirt auf den Boden, meine Shorts gesellten sich ebenfalls dazu. Da fiel mir auf, dass er eigentlich noch alles an hatte. Das mussten wir schnellstens ... „Ah~“, ich spürte wie sich Gackts feuchter Mund um meine Männlichkeit schloss und daran zu saugen begann; mit der Zunge strich er quälend langsam über die Spitze. Oh Gott! Oh Gott! Er machte mich wahnsinnig; ich schrie förmlich nach Erlösung – und das jetzt schon. Wie sollte ich mich nur so lange zusammenreißen, bis es richtig zur Sache ging? Meine Augenlider glitten zu und ich biss mir auf die Unterlippe. Ohne es richtig zu bemerken, bewegte ich meine Hüfte, intensivierte das Gefühl nur noch. „Ga~ckt!“, stöhnte ich unbeherrscht und dann war es auch schon zu spät: ich kam ... direkt in seinem Mund. Nei~n, das war so peinlich. Er musste mich jetzt für eine Lusche halten, einen Volltrottel, einen Schnellsch- ... Ich war mir fast sicher, dass er mich gleich auslachen würde, weil ich scheinbar gar nichts mehr gewohnt war. Irgendwie stimmte da ja auch, seit unserer Trennung damals hatte ich niemanden mehr gehabt. Das hieß natürlich nicht, dass ich sexuell unbefriedigt war, aber ... nun ja ... es machte schon einen Unterschied, ob man mit jemandem schlief oder selbst ... „Ga-chan ... ich ... ich ...“, meine Worte gingen in einem Schniefen unter; ich hatte es versaut. Aber offenbar machte ich mir völlig umsonst Sorgen. Zärtlich streichelte Gackt über meine Wange und brachte mich dazu, ihn anzusehen. ch bekam gerade noch mit, wie er sich genüsslich über die Lippen leckte. Hatte er es etwa geschluckt? Alles? Er gab mir einen sanften Kuss und fragte leise: „Kannst du noch?“ Er war so lieb, so unendlich lieb. Kein Wort zu dieser Peinlichkeit verließ seinen Mund. Augenblicklich lief ich rot an, war nicht fähig etwas zu erwidern und nickte daher nur. „Gut“, er stand auf und schälte sich aus seinen Klamotten, ehe er wieder zu mir ins Bett steig und sich neben mich kniete. Sein Blick glitt musternd über mich hinweg und ich wusste sofort – wenn ich nicht schon nackt gewesen wäre, hätte er mir spätestens jetzt die Kleider vom Leib gezerrt. Es lag so viel Verlangen in seinen Augen; Verlangen nach diesem – meinem – Körper. Dann setzte ich mich auf und schlang die Arme um ihn, streichelte über seinen Rücken und fuhr mit den Fingerspitzen an der Wirbelsäule entlang. Das Gesicht hatte ich in seiner Halsbeuge vergraben. Gackt strich mit den Händen wieder an meinen Seiten auf und ab. Die Berührungen waren dabei so leicht und flüchtig, dass ich wieder eine Gänsehaut bekam. „Haido, du ... hast nicht zufällig noch ... Gel da?“, flüsterte er nach einer Weile. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, alles weg.“ Das Verfallsdatum wäre wahrscheinlich sowieso abgelaufen gewesen, schließlich lag unsere Trennung schon über zehn Monate zurück. Aber es würde auch so gehen. Ich rückte ein Stück von ihm ab, ergriff seine rechte Hand und nahm zwei seiner Finger in den Mund. Meine Zunge rieb sich an ihnen und spielte ein wenig damit, speichelte sie ordentlich ein, bis Gackt sie mir schließlich wieder weg nahm. Wir kippten in eine liegende Position und er musste ein Stück zur Seite rutschen, damit ich meine Beine locker um seine Hüfte legen konnte. Er verlor keine Zeit, strich mit den feuchten Fingern an der Innenseite meines Oberschenkels entlang, wanderte weiter nach hinten und drang dann in mich ein – ein Finger nach dem anderen. Und mein Körper reagierte sofort darauf. Die innere Hitze stieg noch weiter an und ich atmete wieder heftiger, keuchte. Es erregte mich, wie sich Gackts Finger in mir bewegten, kreisten, mich weiteten. Er hatte mich vollkommen in der Hand – im wahrsten Sinne des Wortes, denn er packte nun auch mein Glied und rieb es hoch. Ich warf meinen Kopf zurück und stöhnte laut, schon fast animalisch, „Ga~ ... cha~n ...“ Er grinste. Ich sah ihn zwar nicht, aber es musste so sein; er hatte immer gegrinst, wenn ich mich in Ekstase unter ihm wand. Ein Gefühl der Vertrautheit breitete sich in mir aus, ich kannte alle diese Spielchen und ich liebte sie – genau wie ich Gackt liebte. Es war, als ob wir uns nie getrennt hätten. Er nahm seine Hand von meinem Hintern weg und legte sie auf meinen Oberschenkel, drückte ihn ein Stück weiter nach außen und animierte mich dazu, meine Beine von selbst noch ein wenig mehr zu spreizen. Und dann füllte er die entstandene Leere mit seiner großen schweren Erektion. „Ha-“, keuchte ich erstickt und spannte automatisch die Muskeln an. Ich hätte nicht gedacht, dass es doch so weh tun würde, nicht nachdem wir schon so oft miteinander geschlafen hatten. Aber es schmerzte wirklich. Hilflos suchte ich Gackts Blick, sah, dass er die Augenbrauen zusammengezogen hatte. Die Anstrengung, sich zu beherrschen, stand ihm ins Gesicht geschrieben und meine Reaktion trug wohl auch ihren Teil dazu bei. „Geht's?“ „Warte.“ Ich musste mich erst wieder daran gewöhnen. Er beugte sich zu mir herunter; endlich hatte ich eine Beschäftigung für meine Hände, vergrub sie wieder in seinen Haaren. Unsere Lippen trafen sich und wir küssten uns, hungrig, leidenschaftlich und so~ gut. Der Kuss hielt an und an und an ... als ob es eine Wette wäre, wer zuerst nach Luft schnappen musste. Doch ich hatte nicht vor, zu verlieren, ganz im Gegenteil: ich wollte die Oberhand – wenigstens hier. Ich spürte Gackts Zunge an meiner, wie sie mich neckte und kleine Stromstöße durch meinen Körper schickte. Einer kurzen Eingebung folgend drängte ich sie zurück, heraus aus meinem Mund, hinein in seinen. „Haido“, hauchte er und schmunzelte. Das alles lenkte mich solange von dem pochenden Schmerz ab, bis er sich mehr oder minder verflüchtigt hatte. Als Gackt bemerkte wie ich mich entspannte, begann er langsam sich in mir zu bewegen. Immer tiefer stieß er in mich hinein, brachte mich zum Stöhnen. „AH~!“ Ich löste mich mit einem Ruck von seinen Lippen, warf den Kopf zurück und zog an seinen Haaren. Gackt hatte gerade die Stelle getroffen, die mich Sterne sehen ließ und schon wieder an den Rand meiner Beherrschung trieb. Da er meinen Mund nun nicht mehr erreichen konnte, liebkoste er meinen Hals, bescherte mir nur noch mehr Knutschflecke. Doch im Moment war mir auch das egal, ich wollte mich nur noch auf dieses atemberaubende Gefühl konzentrieren – und auf Gackt. Ich schlang die Beine fest um seine Hüfte, drückte ihn näher an mich heran und versenkte ihn noch ein Stück weiter in mir. Kehlige Laute drangen an mein Ohr; er keuchte und stöhnte nun genauso laut wie ich, was mich nur noch mehr anmachte. Auch die Hand an meiner Erregung glitt schneller auf und ab; ich würde es nicht mehr lange aushalten. Gackts Becken schlug schon die ganze Zeit gegen meines und auch ich bewegte mich nun mit, passte mich seinem Rhythmus an. „Hai ... do ...“, keuchte er, „Haido ... sieh mich ... an ...“ Es war schwer seiner Bitte nachzukommen, da die Ekstase meinen Kopf immer wieder in den Nacken trieb, aber irgendwie schaffte ich es doch, schaute ihn an. Einige feuchte Haarsträhnen klebten ihm im Gesicht, seine Lippen waren von den vielen Küssen ganz rot und seine azurblauen Augen strahlten förmlich. Er reckte den Hals und küsste mich. Meine Hände lösten sich aus seinen Haaren, wanderten zu seinen Schultern und auf den Rücken. Ein feiner Film aus frischem Schweiß bedeckte diesen wundervollen Körper über mir, verströmte seinen einzigartigen Duft. Mh~ er roch so gut. „Ga-chan ... schneller ...“ Ich konnte nicht genug von ihm bekommen und je mehr er mir gab, desto gieriger wurde ich. Dann ging es wirklich noch eine Runde heftiger, Gackt stieß härter in mich. Meine Fingernägel gruben sich in seine Haut und hinterließen tiefe Kratzer. Ich stöhnte immer wieder seinen Namen, hörte auch irgendwo im Hintergrund meinen eigenen aus seinem Mund. Und dann überschritten wir die Grenze; ich konnte es wirklich nicht mehr zurückhalten und kam mit einem lauten Schrei zum zweiten Mal. Warme Flüssigkeit strömte über Gackts Hand und fast im selben Moment ergoss auch er sich in mir. Schwer atmend lag er nun vollends auf mir, stützte sich nirgendwo mehr ab und drückte mich tiefer in die Matratze. Ich legte eine Hand in seinen Nacken und fuhr mit den Fingern in die nass geschwitzten Haare. So verharrten wir ein paar Minuten, in denen keiner von uns etwas sagte. Mein Herzschlag normalisierte sich wieder, ich atmete ruhiger. Dann war das Gewicht plötzlich weg, Gackt zog sich aus mir zurück und legte sich neben mich, schloss mich in eine zärtliche Umarmung. Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und raunte mir leise zu: „Ich liebe dich, Haido ... so sehr.“ „Hm“, machte ich nur, realisierte gar nicht richtig, was er da sagte. Ich war so erschöpft von unserem Liebesspiel, kuschelte mich an Gackt, seufzte noch einmal wohlig und nickte dann ein. Das Letzte, was ich ich noch mitbekam, war Gackts Hand, die mir über Schulter und Oberarm streichelte. * Als ich am nächsten Morgen aufwachte, blickte ich direkt in Gackts Augen, die mich mit einem verliebten Ausdruck ansahen. „Guten Morgen“, sagte er sanft und drückte einen Kuss auf meinen Mund. „Morgen“, murmelte ich zurück, „Seit wann bist du denn schon wach?“ „Weiß nicht, ich hab nicht auf die Zeit geachtet. Hast du gut geschlafen? Du sahst gestern so erledigt aus.“ „Alles in Ordnung“, versicherte ich ihm und kam dann auf ein ganz anderes Thema zu sprechen, „Ga-chan, wegen gestern Abend ... versteh mich nicht falsch, es war wirklich wunderschön, aber eigentlich war ich nicht unbedingt scharf auf Sex mit dem Ex.“ Stille. „Haido, was redest du denn da?“, fragte er schließlich verwirrt, „Ich will wieder mit dir zusammen sein und ich dachte, dass du auch ...“ „So einfach ist das nicht“, unterbrach ich ihn, „Ich hab jemanden kennengelernt. Wir sind für heute Abend verabredet. Sie heißt Megumi und ... ich mag sie. Wirklich!“ „Aber du kannst doch jetzt nicht einfach ...“, verzweifelt drückte er mich an sich, presste seine Lippen auf meine und griff mit einer Hand an meinen Schritt. Wohl ein letzter Versuch das Blatt noch zu wenden, mir zu beweisen, wie sehr ich auf ihn reagierte. Doch ich schob ihn weg, löste den erzwungenen Kuss, „Ga-chan, bitte. Mach es nicht noch schwerer. Vielleicht solltest du jetzt besser gehen.“ „Sag sowas nicht.“ Ich sah nicht hin, hörte nur wie gedrückt seine Stimme klang und schüttelte den Kopf. Er schien es dann doch zu akzeptieren, stand auf und zog sich an. Danach ging er, ohne ein weiteres Wort, knallte die Haustür hinter sich zu. Ich hatte es nun endgültig geschafft, ihn vergrault. Aber warum kamen mir dann verdammt nochmal die Tränen? Meine Entscheidung war doch richtig gewesen, oder? Oder?! So eine Scheiße! Ich fühlte mich elend. * Die Stunden vergingen an diesem Tag ungewöhnlich schnell, im einen Moment war es es noch später Vormittag und im nächsten bereits 17.52 Uhr. Wo war nur die Zeit geblieben? Das Treffen mit Megumi rückte immer näher und ich bekam Panik. Ich wusste nicht warum. Gestern hatte ich mich noch so sehr auf unsere Verabredung gefreut und jetzt ... Wie mechanisch bereitete ich mich vor, duschte, warf mich in Schale und versuchte dabei die Gedanken an vergangene Nacht zu ignorieren. Doch immer wieder sah ich Gackts Gesicht vor mir, hörte sein erregtes Stöhnen. Ich schlug mir die Hände auf die Ohren; unnötigerweise, denn es wurde kein Stück besser. Unruhig lief ich durch meine Wohnung: Bad, Küche, Schlafzimmer – nein, dahin lieber nicht – Flur, Wohnzimmer. Sofort erblickte ich die Rosen auf dem Couchtisch. Nein, nein, nein, nein, NEIN! Ich musste hier raus, krallte mir meine Autoschlüssel und fuhr los. Allerdings war dieser Einfall auch keiner meiner besten gewesen. Viel zu früh parkte ich meinen Wagen vor dem Restaurant, in dem wir uns verabredet hatten, blieb allerdings noch sitzen. Was sollte ich denn jetzt machen? Mein Hirn war geradezu voll gestopft mit Gedanken an Gackt. Wie sollte ich mich denn reinen Gewissens mit Megumi an einen Tisch setzen können? Wohl überhaupt nicht. Aber ich konnte sie doch auch nicht einfach versetzen. Ich riss mich zusammen und stieg aus dem Auto aus, legte die paar Meter bis zur Eingangstür zurück und erschrak. Nicht nur ich war verfrüht hier aufgekreuzt. Durch eins der großen Fenster konnte ich Megumi sehen. Sie saß an einem der hinteren Tische und wartete auf mich. In ihrem roten Trägerkleid und mit der Hochsteckfrisur sah sie wirklich sehr hübsch aus. Und da wurde mir klar, dass ich das alles nicht konnte. Sie verdiente etwas besseres, einen Mann, der sie von ganzem Herzen liebte – nicht so jemanden wie mich. Ich griff nach meinem Handy und wählte ihre Nummer. Vielleicht nicht die feine englische Art, aber was wäre es erst für ein Gefühl, wenn ich ihr vor den Augen aller anderen Gäste absagte und wieder ging, kaum dass ich gekommen war. Wenigstens diese Schmach wollte ich ihr ersparen. Ich sah wie sie an ihr Telefon ging und Sekunden später hörte ich auch ihre Stimme, „Hallo?“ „Hallo Megumi, ich bin's – Hyde. Ich wollte dir nur sagen, dass ... ich es nicht schaffe. Es ist sozusagen was dazwischen gekommen.“ „Was?“, ich hörte die Enttäuschung in ihrem Tonfall, konnte sie teilweise auch in ihrem Gesicht lesen, „Das ist ... schade. Ich sitze schon im Restaurant.“ Toll, immer wieder mit der Nase drauf. Meine Gedanken trieften nur so vor Selbstironie. „Sehen wir uns dann nächstes Wochenende?“, fragte Megumi weiter. Ich schluckte schwer und rang mir die nächsten Worte ab: „Tut mir Leid, ich glaub das wird nichts mit uns beiden, ich hab mich da irgendwie in was verrannt. Bitte sei mir nicht böse.“ Sie schwieg. „Megumi?“ „Schon gut, ich ... du bist mir ja keine Rechenschaft schuldig“, sagte sie dann und ich sah, wie traurig sie wurde. Sie tat mir wirklich Leid, aber ich konnte doch nichts für meine Gefühle. Mit einem knappen „Tschüss“ legte sie auf; ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte los. Zum Glück hatte ich dieses Restaurant ausgewählt, Gackt wohnte nicht weit weg. Völlig unüberlegt war ich los gestürmt, schon nach fünf Minuten brannten meine Lungen. Vielleicht hätte ich doch das Auto nehmen sollen ... oder nicht mehr so viel rauchen. Aber ich hielt nicht an, lief immer weiter. In meinem Kopf gab es nur noch eins: Gackt. Nach weiteren fünf Minuten, die mir allerdings wie eine Ewigkeit erschienen, kam mein Ziel in Sichtweite. Ich stürzte die Treppe zur Haustür hinauf und blieb keuchend davor stehen. Mein Herz schlug so unheimlich schnell und ich glaubte nicht daran, dass allein der Weg hierher dafür verantwortlich sein sollte. Mit zitternden Händen drückte ich den Klingelknopf und wartete ... eine ganze Weile. Ich befürchtete schon, dass ich mich ganz umsonst so gequält hätte, dass Gackt gar nicht da wäre. Doch dann öffnete sich die Tür, ich schaute auf und erblickte den Menschen, nach dem ich mich so sehnte. Er sah grauenvoll aus. Seine Klamotten – immernoch die von heute Morgen bzw. gestern Abend – waren total zerknittert, seine Haare offensichtlich ungekämmt und seine Augen ... Oh mein Gott! ... ganz rot. Ich hätte nicht gedacht, Gackt einmal in einer so furchtbaren Verfassung anzutreffen. Mein schlechtes Gewissen meldete sich; brüllte mich regelrecht an, dass ich diesen Zustand zu verantworten hatte. „Haido“, krächzte er schließlich und das gab mir den Rest. Noch nie hatte sich seine Stimme so schlimm angehört. Ich versuchte erst gar nicht gegen die Tränen, die in mir aufstiegen, anzukämpfen. „Ga-chan!“, schluchzte ich und fiel ihm um den Hals, „Es tut mir Leid, ich war so dumm ... so dumm ... ein echter Vollidiot. Ich hab es einfach nicht begriffen ...“ Alles klang so erstickt, dass ich mir nicht sicher war, ob er mich überhaupt verstanden hatte, denn er regte sich nicht. Was, wenn er mich nun nicht mehr haben wollte? Wenn ich ihn in meiner grenzenlosen Blödheit zu sehr verletzt hatte? „Ga-chan, sprich doch mit mir!“, flehte ich und klammerte mich an ihn. Ich zitterte haltlos, konnte absolut nichts dagegen tun. „Meinst du das ... ernst?“, flüsterte er dann endlich, allerdings etwas ungläubig. „Natürlich ... natürlich.“ Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste jeden Millimeter, den ich erreichen konnte, wollte ihm zeigen wie ernst ich es meinte. „Ich ... liebe ... dich ... Ga-chan ...“, säuselte ich und hauchte nach jedem Wort einen Kuss auf seine Haut. Kräftige Arme schlangen sich um meine Taille und zogen mich in die Wohnung. Die Tür fiel leise ins Schloss und ich fand mich mit dem Rücken an der Wand wieder. Gackt küsste mich ungeduldig und schmeckte dabei nach Alkohol und Zigaretten. Wie verzweifelt musste er nur gewesen sein? „Halt mich fest, Ga-chan“, bat ich nachdem sich unsere Lippen wieder voneinander gelöst hatten, „Halt mich fest und lass mich nie wieder los.“ „Mach ich.“, murmelte er und lächelte mich an. Es war ein lauer Sommerabend, an dem wieder erneut zueinander fanden; der Kreis schloss sich. THE END ***** ~~~ + ~~~ ***** So~ das erste Mal das ich sowas zitroniges fabriziert habe. Ich hatte so Angst davor, dass es schrecklich werden würde, aber im Endeffekt hab ich mich ganz gut damit angefreundet. Und ich könnte irgendwie gleich noch einen schreiben ^^" Nya~ okay, erstmal ein bisschen ruhen lassen ... wär auch ziemlich gefährlich für meine ganzen Kugelschreiber. Immer, wenn ich stecken geblieben bin, hätte ich sie fast aufgefuttert XD An dieser Stelle auch vielen lieben Dank an K-chan fürs ancheern und den virtuellen Arschtritt a la 'Ich glaub dir erst, wenn ich es lese'. Hat mir doch irgendwo geholfen ^^ Deshalb is auch so ein kleines Easter Egg für dich drin, fast ganz am Ende - ich denk du findest es *grins* Na denn, das war's soweit von mir. Ich hoffe es hat euch gefallen und vielleicht lasst ihr mir ja nen Kommi da ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)