Sternenhimmel von RenPy (stars above us) ================================================================================ Kapitel 19: Trauer ------------------ Oh mein Gott, ich habe es tatsächlich noch mal geschafft, Kapitel 19 ist fertig. Das wurde auch Zeit. Wir nähern uns dem Ende. Ein Kapitel, oder eher ein Epilog wird noch folgen und dann ist Sternenhimmel nach mehreren Jahren beendet. Aber sentimental kann ich wenn noch im letzten Kapitel werden. xD Jetzt viel Spaß beim lesen, denjenigen, die von den ursprünglichen Lesern noch geblieben sind. xDDD" (und neuen Lesern? 0o") Kapitel 19: Trauer Und plötzlich stand ich vor den Toren eines Friedhofes. Hier hatte mich der Taxifahrer abgesetzt. Ich hatte Friedhöfe noch nie gemocht. Die Luft war ganz komisch und der Gedanke an toten Menschen unter der Erde fand ich auch nicht gerade prickelnd. Natürlich hatte ich keine Angst, dass sich plötzlich irgendwelche Zombies aus der Erde nach oben buddelten, aber ein komisches Gefühl hatte ich trotzdem jedes Mal wenn ich einen solchen Ort betrat. Selbst als Kind, wenn ich im Auto an einem Friedhof vorbei gefahren war, hielt ich instinktiv die Lust an. Dabei gab es dafür ja gar keinen Grund. Ich konnte mir nicht mal erklären, warum ich das gemacht hatte, aber manchmal verspürte ich noch heute das Bedürfnis einfach die Luft anzuhalten. Jetzt gerade auch. Der Friedhof war wenig besucht. Vereinzelnd begegnete ich Menschen, die ihre verstorbenen Verwandten oder Freunde besuchten. Hauptsächlich ältere Leute kreuzten meine Wege. Es war ein sehr großes Gelände, es dauerte eine Weile bis ich Kyo schließlich entdeckte. Die blonden Haare wären leichter zu finden gewesen. Ich beschleunigte meinen Gang und versuchte dabei zu analysieren in welcher Situation sich Kyo gerade befand. Er stand vor zwei Gräbern. Ein großer und ein kleiner Grabstein. Ich blieb abrupt stehen. Natürlich, das Grab seiner Mutter und das seiner kleinen ungeborenen Schwester. Ich biss mir auf die Lippe. Sollte ich jetzt wirklich zu ihm gehen? Ich war nur ein paar Meter von ihm entfernt stehen geblieben. "Junger Mann, Sie blockieren den Weg. Wären Sie so freundlich mich vorbei zu lassen?", meckerte mich plötzlich eine ältere Frau von der Seite an. Ich erschrak, drehte mich ruckartig zu ihr um, dann wieder zu Kyo, der mich nun direkt ansah. Schweigen. "Was ist denn nun?", meckerte die alte Frau schließlich weiter. Wieder erschrak ich, machte schließlich einen Schritt zur Seite und lies die alte Frau vorüberziehen. Sie murmelte noch irgendwas von der unmöglichen Jugend heutzutage und schlurfte ihrer Wege. Kyos Blick hatte sich mittlerweile von mir abgewendet und richtete sich starr auf die Gräber vor ihm. "Wie kommst du hierher?", fragte er, ohne mich anzusehen. Ich fasste mir ein Herz und ging zu ihm rüber. "Ich hab mir Sorgen gemacht. Ich wollte zu dir, und du warst weg. Deine Großmutter hat mir diese Adresse geben und ich bin sofort losgefahren. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dich auf einem Friedhof anzutreffen." Es blieb eine Weile still, bis Kyo plötzlich meine Hand nahm. „Ich musste einfach herkommen. Alleine. Aber ich bin trotzdem irgendwie froh, dass du gekommen bist.“ Kyos Hand war eiskalt und zitterte. Ich hielt sie ganz fest. “Ich hab dir doch erzählt, dass mein Vater mich eher versehentlich die Treppe runter geschubst hat und ich dann sofort abgehauen bin. Zu dir.” Ich nickte. “Als ich meinen Vater fand, der Notarzt da war und ich mit ihm im Krankenwagen unterwegs war, ist er kurz wach geworden. Er hat mich angesehen, wie schon lange nicht mehr. Er hat sich so gefreut mich zu sehen. Er sagte: Ich dachte ich hätte dich auch noch verloren.“ Kyo schaute mir in die Augen. „Er hat das nur getan, weil er dachte ich würde nach unserem Streit nicht wiederkommen. Es ist meine Schuld, dass er jetzt tot ist.“ Ich starrte Kyo entsetzt an. „Das stimmt nicht! Warum solltest du denn daran schuld sein? Er hat dich die Treppe runtergestoßen, selbst wenn du nie wieder nach Hause gegangen wärst, wäre er selbst schuld gewesen an dieser Situation.“ Kyos leere Augen glitzerten. Ich wusste, dass er mir gerade gar nicht richtig zuhörte, er redete sich nur das von der Seele, was ihn belastete. Ich konnte sagen was ich wollte. Also nahm ich ihn in den Arm und versucht krampfhaft zu überlegen, wie ich ihm jetzt helfen konnte. Ich war in meinem Denken übers Kyos Vater ins Wanken geraten. Zum einen mussten seine Worte ja zwangsläufig bedeuten, dass ihm doch etwas an seinem Sohn gelegen haben musste. Und zum anderen war es genau das, was Kyo jetzt so die Schuldgefühle vermittelte, was mich schon wieder dazu brachte ihn zu hassen. Langsam fuhr ich Kyo über den Rücken, er hatte meine Umarmung nicht erwidert, was durchaus ein wenig schmerzte. Immerhin hatte er mich nicht von sich gestoßen. „Kaoru, was soll ich jetzt machen? Meine ganze Familie ist tot.“ Die Stimme klang plötzlich heiser und es tat mir im Herzen weh. „Du hast noch deine Großmutter und, vielleicht willst du es jetzt nicht hören, aber ich liebe dich, Kyo. Ich werde immer für dich da sein. Egal, was du nun tun willst. Ich kann nicht nachempfinden wie du dich jetzt wohl fühlen musst, aber ich möchte alles dafür tun, dass ich dich wieder lachen sehe. Das verspreche ich dir.“ Es dauerte einen Moment, doch schließlich erwiderte Kyo endlich meine Umarmung und legte die Arme um mich, kralle sich leicht mit den Fingern in meinen Rücken. Er verbarg sein Gesicht in meiner Schulter und sagte einfach nur: „Danke!“ Kyos Leben hatte schon vor langer Zeit aufgehört einfach zu sein. Und sollte er sich wirklich auf mich einlassen, würde es das auch nie wieder werden. Doch eigentlich war es das, was er vielleicht brauchte. Ein Stück Normalität, die ich ihm als Partner niemals geben konnte. Doch blieben wir Freunde, was hätte das für eine Auswirkung auf mich. Wir hatten uns zwar geküsst, aber eigentlich wusste ich überhaupt nichts. Er hatte mir nie gesagt wie er zu mir steht, es gab nur diesen Kuss. Okay, ein wahnsinns Kuss, aber das war eben keine Liebeserklärung, so wie ich sie gerade ausgesprochen hatte. Und ich war dumm, es gesagt zu haben. Zwar konnte ich ihm so sagen, dass ich für ihn da war, aber hab ihn auch zusätzlich nun in die Verlegenheit gebracht mir irgendwann darauf eine Antwort geben zu müssen. Und wenn er es nicht wollte, die Angst, ich könnte ihn dann im Stich lassen. Ich mochte die Umarmung nicht lösen, ich wollte ihm nicht ins Gesicht sehen. Oder besser wollte ich nicht, dass er mein Gesicht sah. Zum ersten Mal jedoch empfand ich eine Umarmung mit Kyo als unangenehm. Und trotzdem klammerte ich mich daran fest. Kyo hatte seine Arme längst wieder gesenkt. „Kaoru, du kannst mich jetzt auch wieder loslassen.“ Ich verkrampfte mich nur noch mehr. „Ich weiß.“ Es dauerte noch einen Augenblick bis ich schließlich langsam meine Arme zurückzog und einen Schritt zurück tat. Wir sahen uns an und ich konnte förmlich sehen, wie in Kyos Augen wieder Leben aufkam. „Du bist knallrot im Gesicht!“, merkte er an und ich wusste nicht ob ich mich über diesen Kommentar ärgern oder doch lieber freuen sollte. Entschieden hab ich mich dann für das Freuen. Es war schön ihn ansatzweise normal zu erleben. „Ich möchte nach hause fahren.“ Ich nickte. Die Rückreise verlief sehr still. Wir redeten eigentlich gar nicht miteinander. Das machte es einerseits unangenehm aber auch unkompliziert. Als wir aus dem Zug stiegen, fielen mir sofort ein paar knallige Farben auf, die sich auf uns zu bewegten. Es dauerte nur Sekunden, da hatte Toshiya Kyo schon in seine Arme geschlossen. Shinya blieb einfach neben ihnen stehen und wartete darauf, dass unser großer Bassist ihn wieder freigab. Die wandte sich zu mir. „Wo wart ihr?“ Die sah man meistens mit einem Lächeln auf den Lippen, selten hatte ich ihn so erst erlebt wie jetzt in diesem Moment. Sie alle mussten wissen was gestern wohl bei Kyo passiert war. „Beim Grab seiner Mutter.“ Die schaute mitleidig rüber zu Kyo, der sich immer noch erdrücken lies. „Standen sie sich nahe? Also der Kleine und sein Vater?“ Ich wusste nicht recht wie ich darauf antworten sollte. Es war nicht klug jetzt zu sagen, dass er ein gewalttätiger Alkoholiker war. „Nicht wirklich, aber das spielt gerade wenig eine Rolle. Es ist schließlich sein Vater. Sie haben zusammen gelebt.“ Die nickte nur. Ich schaute nun auch rüber zu der Knuddel-Fraktion. Langsam ließ Toshiya Kyo wieder atmen. Shinya legte Kyo nur die Hand auf die Schulter, was diesem glaube ich auch gerade ganz lieb war. Und es freute mich als ich ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschen sah. Zwischendurch hatte ich es fast vergessen. Ich musste gar nicht alleine für Kyo da sein. Es gab noch andere, denen er wichtig war, und das wiederum ist gerade sehr wichtig für ihn. „Tut mir Leid, dass es wegen mir mit dem Bandwettbewerb nicht klappt.“ Shinya schüttelte ganz aufgerecht den Kopf. „Mach dir deswegen bloß keine Sorgen. Wir kriegen sicher noch unsere Chance allen zu zeigen wie gut wir sind.“ Und wieder, ein kleines Lächeln. Da ich nicht in der Lage war, ihm eines auf das Gesicht zu zaubern, war ich froh, dass es zumindest die anderen konnten. Auf eine Reihe von Fragen darüber, wie es nun weiter gehen sollte, folgte dann schließlich betretenes Schweigen. Es war ja nun wirklich keine alltägliche und schon gar keine positive Situation. Man hielt es für angebracht, eher wenig zu sagen. Wir hatten es uns auf zwei Bänken verteilt noch auf dem Bahnsteig mehr oder minder gemütlich gemacht. Langsam ging die Sonne unter. „Wann denkst du wirst du wieder in die Schule kommen?“, fragte nun Die, der sich bereits erhob um uns zu verlassen. Kyo zuckte nur mit den Schultern. „Die nächsten Tage bleibe ich lieber zu Hause, bzw. bei meiner Großmutter.“ Shinya und Toshiya erhoben sich nun ebenfalls. „Dann kommen wir dich die nächsten Tage dort immer besuchen.“, meinte unser Drummer, während Toshiya nur zustimmend nickte und sich scheinbar schon darauf freute. Dann gingen sie. Kyo und ich blieben zurück. Ich haderte lange mit mir, sprach dann aber schließlich aus, was mir schon seit einer ganzen Weile auf Herz und Zunge lag. „Kann ich heute Nacht bei dir bleiben? Ich möchte sicher gehen, dass du nicht wieder einfach verschwindest.“ Ich versuchte es ein wenig witzig klingen zu lassen, doch dabei hatte ich wohl versagt, denn ich wartete sehr lange auf eine Antwort. Mein Sitznachbar starrte nur stumm in den Sonnenuntergang. „Kyo?“ Er drehte sich zu mir, sah mir lange in die Augen. „Mein Vater ist gestorben.“, sagte er schließlich nach einer ganzen Weile. Ich konnte nicht folgen, sah ihn nur fragend an. „Ich habe mich gerade sehr wohl gefühlt. Das ist nicht richtig. Ich sollte mich jetzt nicht gut fühlen.“ Langsam verstand ich, was er mir versuchte zu sagen. Er wollte sich schlecht fühlen! Nicht nur weil sein Vater gestorben war, auch weil er sich dafür verantwortlich machte. Und sich jetzt durch mich oder die anderen aufheitern zu lassen, wollte er nicht, denn sich gut zu fühlen, kam ihm scheinheilig vor, einfach falsch. Er war gerade mehr oder minder wütend auf sich selbst, weil er sich nicht mehr so verzweifelt gefühlt hatte. Er war in einer ungewöhnlichen unnatürlichen Situation, da war es vielleicht auch nachvollziehbar, dass er ungewöhnlich dachte. „Wir alle wollen, dass es dir wieder besser geht, und du solltest das am allermeisten wollen. Willst du denn jetzt nur noch traurig sein? Empfindest du denn gerade nur Trauer?“ Wir starrten uns weiter in die Augen ehe Kyo zu einer Antwort ansetzt. „Nein!“, hauchte er und kam mir ruckartig näher und küsste mich. Völlig überrumpelt hielt ich kurz inne, bevor ich den Kleineren näher zu mir zog und den Kuss erwiderte. Manchmal konnte das Leben doch so schön sein. Die Sonne war untergegangen. Kyo und ich waren unterwegs zu seiner Großmutter. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht bei ihr gemeldet hatte, als ich Kyo gefunden hatte. Sie musste sich furchtbare Sorgen machen. Und trotzdem ließen wir uns sehr viel Zeit. Ich hielt Kyos Hand in meiner, und wünschte mir sie nie wieder loslassen zu müssen. Über uns waren die Sterne wieder sehr klar zu kennen. Sehr romantisch, oder? Händchenhaltend unter dem Sternehimmel. Aber eigentlich war es das gar nicht, dafür waren zu furchtbare Dinge passiert. Es war lediglich ein kleiner Augenblick von Glück, den es zu genießen galt. Mein Handy begann zu klingen und in meiner Hosentasche zu vibrieren. Als ich es mit meiner freien Hand hervor zog und auf den Display sah, hatte sich nur bestätigt, was ich schon vermutet hatte. Home. Meine Eltern versuchten mich zu erreichen. Klar, ich hatte mich auch den ganzen Tag nicht blicken lassen und auch nicht gemeldet. Ich drückte den Anruf weg. Die Baustelle >Eltern< würde ich auch irgendwann einmal in den Angriff nehmen, aber nun war der Mann neben mir einfach wesentlich wichtiger. Also tippte ich nur eine kurze SMS. „Ich bleibe heute Nacht bei Kyo. Macht euch keine Sorgen. Kaoru“ Kyo verfolgte mein Handeln und schaute mich entschuldigend an. Wir hatten noch kein Wort darüber gesprochen, wie meine Eltern auf unseren Kuss reagiert hatten, als er gegangen war. Doch für ihn schien es wohl offensichtlich, dass es nicht gut verlaufen war. Und damit hatte er ja leider auch Recht. „Mach dir keine Gedanken, mit denen werde ich mich zu gegebener Zeit auch noch auseinandersetzen.“ Ich setzte ein Lächeln auf, Kyo reagierte nicht weiter darauf und richtete seinen Blick wieder auf den Weg vor uns. In dem kleinen Cafe, welches im Besitz von Kyos Großmutter war, brennte noch Licht. Die alte Dame saß in einem der Bänke mit einem wirklich großen Kaffee und starrte nach draußen in die Nacht. Sie wurde ganz aufgeregt als sie uns beide erblickte, sprang auf und hastete zur Tür um diese zu öffnen. Zwischen dieser hektischen Abfolge ließ Kyo irgendwann meine Hand los. Ich konnte es verstehen, fand es aber natürlich trotzdem schade. Wir waren noch nicht ganz angekommen, da lief die alte Frau schon auf uns zu und schloss ihren Enkel in ihre Arme. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Du warst am Grab nicht wahr?“ Kyo nickte nur, wissend das seine Großmutter die Bewegung seines Kopfes in der Umarmung spüren würde. „Es tut mir Leid, das wir uns nicht gemeldet haben.“, begann ich zu erklären, aber sie winkte nur ab. „Hauptsache ihr seid wieder da.“, sagte sie und bat uns hinein. „Kaoru wird heute hier bleiben, ist das in Ordnung?“ Kyos Großmutter sah mich kurz an, sagte dann aber zu. Wenn ihr Enkel es so wollte, dann war es schon in Ordnung. Ich folgte ihm in den Raum, den ich heute früh noch zu meinem Entsetzen leer vorgefunden hatte. Das Bett welches sich darin befand sollte für uns beide reichen. Es war still geworden. Kyo und ich lagen nebeneinander im Bett. Es war stockfinster im Raum, nachdem auch das Licht verschwunden war, welches aus dem Flur durch den Spalt unter der Tür durchgeschienen war. Selbst als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich Kyo nur schemenhaft erkennen. Ich streckte meine Hand aus, berührte sein Gesicht, vergrub die Finger in seinen Haaren. „Du solltest schlafen.“, flüsterte ich ihm zu. Er seufzte. „Ich habe Angst davor.“ Ich rutschte näher an Kyo heran und zog ihn in meine Arme. „Dann helfe ich dir die Angst zu überwinden.“ Kyo schmunzelte. „Danke!“ Schließlich schliefen wir beide ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)