Sternenhimmel von RenPy (stars above us) ================================================================================ Kapitel 18: Wo bist du? ----------------------- Hey ho~ zwar bin ich mit meinen Prüfungen immer noch nichts ganz durch, aber ich wollte diesen Kapitel endlich fertig schreiben. Genaugenommen möchte ich die ganze FF langsam mal fertig haben. xD Diese Geschichte begleitet mich nun schon seit einigen Jahren und da bin ich iwie auch ganz froh, dass sie sich langsam dem Ende nähert. Er werden nur noch 2 Kapitel folgen. Und dabei weiß ich selbst noch gar nicht, wie ich es zu einem Ende bringen kann, welches als Ende akzeptiert werden kann. Doch jetzt wünsche ich erst mal Spaß mit diesem Kapitel. Wie immer würde ich mich sehr über Kommentare freuen. ^^ Kapitel 18: Wo bist du? Völlig abwesend starrte ich aus dem Fenster. Die Welt hinter dem Glas erschien mir fremd, sorglos und leider auch unerreichbar. Ich wollte nicht hier sein, aber auch nirgendwo anders. Warum war alles nur so schwierig geworden? Ich legte meinen Kopf an das Glas und meinte dabei ein hohles Geräusch zu vernehmen. Der Wagen hielt an einer roten Ampel und ich nutze die Gelegenheit mir die ferne Welt dort draußen anzusehen. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und ein Gemisch von Orange und Rot bedeckte nahezu den ganzen Himmel. Es waren nur wenige Menschen auf den Straßen. Sie alle eilten ihrer Wege. Die Ampel schaltete wieder auf grün und ich wagte den Blick zurück in den Wagen. Es war nett, dass Kyos Großmutter uns nach Hause fuhr, aber ich hatte noch nie eine so unangenehm bedrückende Stimmung erlebt. Minako saß auf dem Beifahrersitz, zupfte nervös an ihrem Rock herum und riskierte dann und wann einen Blick in den Rückspiegel um zu sehen, in welcher Gefühlslage sich Kyo gerade befand. Dabei würde sie aber niemals eine Veränderung sehen. Kyos leerer Blick machte mir Angst. Ich konnte ihn nicht lange ansehen. Wie tief musste das Loch wohl sein, in dem er sich gerade befand. Ohne Licht, ohne Boden, ohne Halt. Ich wäre so gerne Halt für ihn gewesen, ich hätte alles getan. Doch wie, wenn man nicht weiß was hilft? In diesem Augenblick würde ich für ihn sicherlich nicht einmal existieren. Der Wagen hielt vor meiner Haustür, doch niemand rührte sich. Stille. Kurz begegnete ich dem Blick von Minako, die mich durch den Spiegel ansah. Ihre geröteten Augen strahlten Trauer und Besorgnis aus. Bevor wir in dieses Auto gestiegen waren, hatte sie den Vorschlag geäußert, dass sie und ich heute Nacht bei Kyo bleiben könnten, damit er mit seinem Kummer und seinem Schmerz nicht alleine sei. Sie und ich wussten, dass Kyo schon in der Vergangenheit nicht davor zurück geschreckt hatte, sich selbst zu verletzten. Die Angst, es könnte noch etwas schlimmeres passieren war bei uns beiden daher sehr präsent. Ich hatte ihrem Vorschlag darum gerne zugestimmt, doch hatte sich Kyos Großmutter dagegen entschieden. Sie war der Auffassung, dass ihr Enkel erst einmal ein wenig Zeit für sich bräuchte, bevor er sich mit seinen Gedanken an uns wenden könnte. Und so war ich jetzt nun mal gezwungen das Fahrzeug zu verlassen. Ich lehnte mich rüber zu Kyo, berührte seine Hand. “Ich will dich morgen sehen. So bald wie möglich werde ich wieder bei dir sein, ja?”, flüsterte ich ihm zu, ehe ich mich abschnallte und aus dem Wagen stieg. Ich blieb noch so lange, vielleicht sogar länger, am Straßenrand stehen, bis das Auto hinter der nächsten Abzweigung nicht mehr zu sehen war. Die Luft war frisch und klar. Es tat gut wie sich meine Lunge mit dem sauerstoffreichen Gas füllte. Die beklemmende Situation war verschwunden, dass schlechte Gefühl blieb. Seufzend drehte ich mich zur Haustür. Würden meine Eltern bereits auf der anderen Seite auf mich warten? Als ich das letzte mal dieses Haus verließ, verließ ich es mit Wut. Wut gegenüber meinen Eltern. Doch der ganze Ärger über sie war verschwunden. Denn ich hatte verstanden, dass auch wenn sie meine Gefühle für Kyo nicht akzeptieren konnten und sich ihr Verhalten mir gegenüber sichtlich ändern würde, sie waren immer für mich da. Es waren meine Eltern und sie liebten mich, dass wusste ich. Es war so unfair. Ich hatte einen Vater und eine Mutter. Kyo war kein Elternteil geblieben. Nach allem was ich bei Kyo an Schmerz gesehen hatte, konnte ich mich glücklich schätzen sie zu haben. Es war dumm, nein fasst schon lächerlich, dass ich mich über sie beklagt hatten. Langsam steckte ich den Haustürschlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Der Flur war dunkel. Es war seltsam, obwohl wir im Streit auseinander gegangen waren, war ich davon ausgegangen, dass sie auf meine Rückkehr warten würden. Sie würden mich im Flur abfangen und die Sache klären wollen. Doch da war niemand, alles war ruhig. Vorsichtig ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und entledigte mich meiner Schuhe. Eigentlich wollte ich direkt in meinem Zimmer gehen, doch ich riskierte einen Blick in das Wohnzimmer. Mein Vater saß, die Arme vor der Brust verschränkt, in seinem Sessel und schlief. Es sah sehr unbequem aus. Sein Kopf hing zur Seite, und es war abzusehen, dass er sobald er erwachte, über Nackenschmerzen klagen würde. Ich ließ meinen Blick weiter durch den dunklen Raum gleiten. Meine Mutter lag auf dem Sofa. Auch bei ihr sah es nichts so aus, als hätte sie es geplant dort die Nacht zu verbringen. Sie beide mussten eingeschlafen sein, während sie auf mich gewartet hatten. Zuerst meine Mutter, denn man hatte eine Wolldecke über sie gelegt. Mein Vater hatte daraufhin sicherlich alle Lichter gelöscht, damit sie in Ruhe schlafen konnte, war durch die Dunkelheit dann wahrscheinlich aber selber eingeschlafen. Der Gedanke brachte mich zum schmunzeln. Leise über den Teppichboden schleichend, bewegte ich mich auf meine Mutter zu. Erst jetzt konnte ich das zuvor von Schatten bedeckte Gesicht näher betrachten. Es sah aus, als hätte sie sehr viel geweint. Schuldgefühle überkamen mich. Ich hätte anrufen sollen. Ganz behutsam streichelte ich meiner Mutter den Kopf, ehe ich mich in mein Zimmer begab. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, lehnte ich kurz an, ehe ich an ihr herabsank. Hier, wo mich keiner sah, wo ich mich vor der Welt da draußen, dem Schmerz und die Enttäuschung verstecken konnte, musste ich nicht mehr stark sein. Für niemanden. Es war als hätte ich meine ganze Kraft, auch die zu stehen, verloren. Nichts war mehr da, nichts war geblieben außer dem Wunsch zu schlafen. Es war eine wundervolle Vorstellung an nichts mehr denken zu müssen, nichts mehr spüren zu müssen. Doch wann wurde einem schon mal ein Wunsch erfüllt? Die Gedanken kreisten, meine Brust schmerzte. Zu viel war heute passiert. Ich war in den Himmel aufgestiegen und sofort wieder hinaus befördert. Mit einem mächtigen Tritt. Ich war tief gefallen, doch nicht tief wie Kyo. Er war dort, wo ich ihn nicht erreichen konnte, dort wo er meine Hand nicht ergreifen würde, streckte ich sie nach ihm aus. Und mir fehlte einfach die Kraft. Wie sollte es nun weitergehen? Wie sollte es mit uns weitergehen? Es war egoistisch ausgerechnet jetzt, in dieser Situation, über mein Liebesleben nachzudenken, aber das Verlangen nach einem Kuss von Kyo konnte ich nicht verdrängen. Ich liebte ihn nach wie vor. Es war wirklich eine Erlösung als langsam die Nacht dem Tage wich. Ich hatte keine Minute schlafen können. Die endlosen Stunden in der Dunkelheit waren vorbei und ich konnte es nicht erwarten Kyo zu sehen. Ich wollte so schnell wie möglich bei ihm sein, wollte ihn in Sicherheit wissen. Die Angst war groß, es könnte etwas Schlimmes passiert sein. Zwar hatte ich diese Nacht kein Auge zugetan, doch hatte ich ein wenig meiner Kraft zurück gewonnen. Ich würde sie auch brauchen. Und so richtete ich mich langsam auf und blickte durch mein Fenster direkt in die aufgehende Morgensonne. Meine Augen schmerzten, doch ich konnte eine Weile einfach nicht wegsehen. Ich wollte nicht duschen, dafür hatte ich es jetzt viel zu eilig. Schnell wechselte ich meine Klamotten und verließ hastig mein Zimmer. Kaum das ich die letzte Stufe der Treppe nach unten hinab gestiegen war, blickte ich in das Gesicht meines Vaters. Er schien sich nicht sicher zu sein, ob er mich anbrüllen oder mich umarmen sollte. Ich nahm ihm die Entscheidung ab und legte die Arme um meinen Vater. “Es tut mir Leid wegen gestern. Ich möchte nur, dass ihr es akzeptiert. Doch jetzt muss ich gehen.” Ich ließ von ihm ab und wollte zur Tür hinaus, da packte er mich am Arm. Meine Mutter war aus der Küche dazu gestoßen. Ihre traurigen Augen musterten mich. “Wo willst du denn hin? Meinst du nicht wir sollten erst einmal über die ganze Sache reden?”, murmelte mein Vater flehend. Er musste gestern wirklich Angst um mich gehabt haben. Ich senkte den Blick, sammelte meine Gedanken. “Kyos Vater ist gestern gestorben. Er hat sich umgebracht. Kyo hat ihn erhängt aufgefunden als er gestern nach hause kam.” Vor Schock löste sich der Griff meines Vaters. “Es tut mir Leid, aber ich möchte jetzt für ihn da sein. Bitte versteht das.” Ich schaute beiden tief in die Augen, bis mein Vater langsam nickte. Ich zögerte keinen weiteren Moment und verließ das Haus. Was war heute eigentlich für ein Tag? Musste ich heute zur Schule gehen? War das überhaupt noch wichtig? Viele Fragen schwirrten in meinem Kopf auf dem Weg in das kleine Cafe, welches Kyos Großmutter betrieb und wo ich meinen Geliebten vermutete. Natürlich stand ich vor verschlossener Tür als ich ankam. Und jetzt? Ich hatte mir keinen sehr guten Plan zurechtgelegt, wenn man “Hingehen und sehn was passiert” als Plan bezeichnen konnte. Nach einiger Zeit hatte ich zum Glück die Wohnungsklingel gefunden. Es dauerte schier eine Ewigkeit bis mir geöffnet wurde. Durch ein schmales Treppenhaus gelang ich in die Wohnung von Kyos Großmutter. Sie schien nicht überrascht gewesen zu sein, mich zu sehen. Sofort hatte sie mich herein gebeten. “Ich habe ihn heute noch nicht zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich schläft er noch, es war ja auch ein anstrengender Tag gestern. Bitte weck ihn nicht.”, murmelte sie noch halb verschlafen und führte mich bis vor die Tür zum Gästezimmer. Hier hatte sie Kyo untergebracht. Langsam öffnete ich die Tür, starrte in die Dunkelheit. Leise schlich ich zum Gästebett und... es war leer. Ich schaute mich im ganzen Raum um. Meine Augen suchten verzweifelt nach Kyo, bis ich ein leises “Er ist nicht hier!” hauchte. Sofort stand Kyos Großmutter im Zimmer und sah sich ebenfalls um. Doch sie konnte suchen wie sie wollte. Er war nicht da! Panik kam in mir auf. Warum war er nicht hier? Wo war er? Hat er sich etwas angetan? Mein Körper begann zu zittern, mein Blick wurde starr. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und ich schaute mich um. “Mach dir keine Sorgen. Ich glaube ich weiß wo er hingegangen ist.” Ich starrte die alte Frau an. Sie verließ den Raum und kam mit einem kleinen Notizzettel wieder, den sie mir reichte. “Er wird sicher zu dieser Adresse gefahren sein. Bitte such ich da für mich. Tust du das?” Ohne großartig nachzudenken nickte ich zustimmend. “Du wirst mit dem Zug hinfahren müssen. Warte, ich gebe dir Geld für die Fahrt.” Nicht mal eine halbe Stunde später saß ich schon im Zug, neben einem übelriechenden, ungepflegten und ganz eindeutig übergewichtigem Mann und es war kein anderen Platz mehr frei. Selbst im Gang standen die Leute bereits eng beieinander. Ich hoffte, dass mein unangenehmer Sitznachbar bald aussteigen würde, während ich versuchte noch weiter an das Fenster zu rutschen. Zwar hatte ich einen Fensterplatz bekommen, doch die Aussicht war nun alles andere als spannend. Fast die ganze Strecke sah man nur Lärmschutzwände. Ich hasste Zugfahren. Zumindest was das Reisen in diesen kleinen Bummelzügen anging. Wenig Platz, schlechte Luft und das Gefühl wenn man ausstieg einmal gut durchgeschüttelt worden zu sein. Ich fragte mich, was das wohl für eine Adresse war, zu der mich Kyos Großmutter schickte und warum sie Kyo dort vermutete. Und wie sollte ich mich verhalten wenn ich dort ankam? Einfach klingeln und mal sehen wer öffnet? Und was wenn Kyo gar nicht dort war? Der Zug hielt. Zwar nicht an meiner Station, aber der Mann neben mir stand auf und verließ den Zug, wie viele andere Menschen auch. Es wurde richtig leer und ich atmete einmal tief durch. Die Luft war immer noch schlecht, aber eine Verbesserung war unabstreitbar. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und startete den Versuch Kyo zu erreichen. Trotz des fahrenden Zuges hatte ich einen guten Empfang. Das musste wohl daran liegen, dass er sich nicht besonders schnell voran bewegte. Das Handy war ausgeschaltet, ich hatte auch mit nichts anderem gerechnet. Aber man musste es ja zumindest versucht haben. Ich hatte ein ganz mulmiges Gefühl im Bauch. “Wo bist du nur?”, murmelte ich für mich selbst, als ich mich ein wenig erschöpft an die Scheibe lehnte. Na endlich, meine Haltestelle wurde angesagt. Mein Herz schlug plötzlich schneller, ich war nervös. Was würde mich erwarten, wenn ich jetzt ausstieg? Langsam rollte der Zug in den Bahnhof ein und ich begab mich zu den Türen. Kaum das der Zug hielt, öffnete ich die Türen und sprang auf das Gleis. Mit schnellen Schritten folgte ich den Schildern aus dem Bahnhof zu den Taxiständen. Ich stieg in ein Taxi ein und zeigte dem Fahrer den Notizzettel, den mit Kyos Großmutter in die Hand gedrückt hatte. “Können Sie mich bitte zu dieser Adresse bringen?”, bat ich ihn. Er schaute sich die Adresse an, dann mich. Mit prüfenden Blick musterte er mich und schien sich innerlich zu fragen, wie diese Adresse und meine aufgewühlte hektische Art zusammen passten. Was war das für eine Adresse, die man mir da gegeben hatte? Stimmte irgendetwas nicht? Ich traute mich nicht den Fahrer zu fragen und versuchte mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Schließlich nickte er und gab mir den Zettel zurück. Er startete den Motor, stellte das Taxameter ein und ich schnallte mich fest. Die ganze Fahrt saß ich verkrampft auf meinem Sitz. Auf dieser Fahrt ins Ungewisse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)