ame no kodou || Herzschlag des Regens von -K (Kyo x Toshiya) ================================================================================ Kapitel 1: Herzschläge ---------------------- Kapitel 1 // Herzschläge Er sah ein wenig müde und angespannt aus, als er das Tonstudio betrat, aber das war nichts Außergewöhnliches, wenn sie gerade ein neues Album aufnahmen. Diese Zeit war immer schrecklich stressig und kaum einer von ihnen kam zu genügend Schlaf. Als er die Tür aufschob, sah er bereits Kaoru am Mischpult sitzen und grüßte ihn mit einem kurzen „Guten Morgen“ und dem Heben der Hand, während der Ältere nur knapp nickte, den Blick gleich wieder Kyo in der Aufnahmekabine zuwandte, der sich gerade darauf vorbereitete, einen Song für das neue Album einzusingen. Als der Bassist seine Sachen auf dem Sofa ablegte, bemerkte er einen kleinen weißen Briefumschlag dort liegen, auf den mit schwarzer Tinte sein Name geschrieben worden war. Ein wenig erstaunt nahm er ihn an sich und setzte sich an eben jenen Platz, an dem der Umschlag gelegen war, um ihn zu öffnen und ein sauber gefaltetes Blatt Papier hervor zu ziehen. Wer schrieb ihm denn einen Brief und hinterlegte ihn im Tonstudio? Reichlich seltsam… Während er zu lesen begann, bemerkte er, wie über die Lautsprecher das Intro zu ‚Ryoujoko no ame’ einsetzte und kurz darauf Kyo zu singen begann... Toshiya, Es gibt keine Menschen ohne Fehler, denn deren Schwächen sind mit dem Peitschen des lauwarmen Regens verwurzelt du weißt genauso gut wie ich, dass es nicht richtig war. Und dennoch bin ich mir sicher, dass du es nicht bereust. Das Lächeln, das du mir schenkst, wann immer ich in deine Nähe komme, wirkt so verzweifelt und trotzdem erkenne ich darin, was du noch immer für mich empfindest. Warum lernst du nicht aus deinen Fehlern, Toshiya? War dir nicht spätestens an dem Tag, an dem ich dir sagte, dass ich deine Gefühle niemals erwidern würde, klar, dass deine Liebe nie zum Ziel führen wird? Wir können nicht zusammen sein, wir beide. Warum begreifst du das nicht endlich? In diesem Moment erblicken Lügen das Licht der Welt und irgendwo beginnen Lügen zu verschwinden Jetzt weiß ich, dass ich deine Gefühle zu Anfang niemals hätte dulden dürfen. Ich nahm an, es wäre nur eine Phase, eine kurze Schwärmerei für mich. Ich habe dich nicht ernst genommen, habe dich im Spaß sogar oft in genau dem bestätigt, das ich nicht als das sehen wollte, was es wirklich war. Liebe… Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass du mich liebst. Und du wolltest nicht begreifen, wie verklärt du die Dinge sahst. Dachtest du wirklich, ich könnte diese, deine, Liebe erwidern? Ausgerechnet ich? Unbemerkt geraten deine Worte selbst dieser Tage gänzlich wegen all der Wunden in Vergessenheit Du drückst die Erinnerungen an dein Herz, die nicht durch jene blaue Farbe beschmutzt wurden Hast du mir nicht einmal gesagt, egal was geschieht, deine Gefühle für mich werden immer unverändert bleiben? Weißt du, was diese Worte bedeuten? Du bist verrückt, Toshiya. Verrückt nach mir und genau das gibt mir so sehr zu denken. Ich habe dich vor einiger Zeit darum gebeten, damit aufzuhören. Schon damals hast du mir mit diesem zauberhaften Lächeln und den glitzernden Tränen in den Augen klar gemacht, dass du es nicht kannst. Oder nicht willst. Es gefällt mir nicht, das akzeptieren zu müssen, aber ich habe meine Zweifel, dass du dich umstimmen lassen wirst. Du warst schon immer hartnäckig in manchen Dingen… aber musst du es auch in denen sein, die dir schaden? Durch die Tränen deines Leidens verschwimmt selbst die Hoffnung, sowie die Stärke, die in diesem Moment lebt... Voller Leid ist dein verstörtes Klagen und deine Gebete richten sich an die untergehende Sonne Denkst du, ich erkenne nicht wie sehr du leidest? Hältst du mich für so kalt und distanziert? Ich kann den Schmerz in deinen Augen sehen, Toshiya. Wer könnte besser als ich verstehen wie es dir geht? Ich kenne die Gefühle, die dich von innen heraus zu zerreißen drohen. Ich weiß, wie es sich anfühlt. Es fällt mir so erschreckend schwer, mich daran zu erinnern, wie du früher warst, mich an deine unschuldige, fröhliche Art zu erinnern. Du brennst aus dem Innersten heraus, weinst vor Schmerz. Ich kann dich nicht erlösen Am liebsten möchte ich dich schütteln, dich anschreien, dass du endlich aufhören sollst mit diesem grenzenlosen Unsinn. Jemanden wie mich liebt man nicht. Siehst du nicht, was du dir damit antust? Erkennst du nicht, wie viel von dir selbst du damit zerstörst? Warum begreifst du denn nicht endlich, dass deine Liebe zu mir dir mehr schadet als du dir vorstellen kannst? Sieh dich doch an, Toshiya. Sieh in den Spiegel. Wo ist dein Lächeln geblieben, dieses bezaubernde Funkeln in deinen Augen? Jetzt, wo sie matt und glanzlos sind, wo ich zu oft die getrockneten Tränen auf deinen Wangen bemerke, kann ich es längst nicht mehr rückgängig machen. Wie ist es nur so weit gekommen? Wie konntest du dich ausgerechnet in mich verlieben? Was habe ich getan, damit du dich so sehr ins Unglück stürzt? Ich war nie besonders nett zu dir, habe dir nie Grund gegeben, die Gefühle für mich über ein normales Maß hinaus zu entwickeln. Was ist der Grund dafür, dass jemand wie du es schafft, jemanden wie mich zu lieben? Die Güte, die du durch die Tränen deines Leidens verlierst, wird durch die hier gegebene Liebe geboren Ist die Ursache, weswegen du dein Herz einbüßt, letzten Endes deine eigene Schwäche...? Ich kann nichts für dich tun, einzig zusehen, wie du dich selbst zerstörst. Ich kann deine Liebe nicht annehmen, sie nicht erwidern. Ich bin nicht der Mensch dafür und das wusstest du, du wusstest es vom ersten Tag an. Warum hast du dich darauf eingelassen? Du bist so naiv und sensibel, wie konntest du dir so etwas selbst antun? Warst du dir nicht bewusst darüber, wie gefährlich es ist, sich auf dieses dünne Eis zu begeben? Du bist ein so wundervoller Mensch, Toshiya. So feinfühlig und zart, dass man dich kaum lauter ansprechen möchte um dich nicht zu erschrecken. Und dann wagst du dich mit einem so großen Schritt in ein Gebiet, das dir völlig fremd ist? Warum ich? Warum ausgerechnet ich? Folglich ist es der Beweis für Traurigkeit, die durch völlige Gerechtigkeit verursacht wurde Im lauwarmen Regen, der nicht aufhört... Dennoch verspüre ich keine Schuld, Toshiya. Du bist selbst schuld daran, du wusstest, worauf du dich einlässt. Du wusstest, dass ich nicht der Typ Mensch bin, der für diese Art von Beziehungen geschaffen ist. Ich kann dir nicht helfen, nichts für dich tun. Es ist sogar zu spät, dich zu bitten, mich zu vergessen. Ich weiß, dass du schon zu weit bist und es verletzt mich selbst zu sehen, wie dich deine Liebe zu mir langsam verwelken lässt. Aber ich kann nichts tun, nicht mehr als dich noch ein letztes Mal darauf hinzuweisen, dass das mit uns niemals eine Zukunft haben wird. Begreif das doch endlich, ich bitte dich. Denn ich kann dich weder lieben noch trösten, ich kann dir nichts von dem geben, wonach du dich sehnst. Im Moment kann ich dir noch nicht einmal ein guter Freund sein, aus Angst, du würdest irgendetwas falsch verstehen. Es liegt an dir, einen Ausweg aus diesem Drama zu finden – ich kann dir dabei nicht behilflich sein, selbst wenn ich es wollte. Als er den tränenverschleierten Blick von dem Brief hob, den Kyo ihm geschrieben hatte, begegnete er den nichtssagenden Augen des Sängers, der gerade seine Aufnahme beendet hatte und die Kopfhörer abnahm, wohl um erst einmal eine Pause zu machen. Kaoru war erstaunt, mit wie viel mehr Emotionen Kyo den Song diesmal gesunden hatte, im Vergleich zu den vorhergehenden Aufnahmen. Er wusste nicht, dass es an der Anwesenheit des Bassisten gelegen hatte, der mit einem Mal beinahe fluchtartig das Studio verließ. Aber eine einzige Zeile hatte Toshiya überlesen… ganz unten auf diesem Blatt Papier hatte Kyo ein paar Worte verewigt, die ihn beim Verfassen dieses Briefes sehr viel Überwindung gekostet hatten. Aber es gibt noch etwas, das ich nicht kann… ich kann dich nicht verlieren, denn dazu bedeutest du mir zu viel. Und doch ist es auch diese Abhängigkeit meinerseits, die alles nur noch schwieriger macht, nichtwahr? Und dennoch würde auch dieser Brief ihn niemals dazu bringen, seine Liebe zu vergessen… Kyo fand den Jüngeren draußen vor dem Gebäude, wie er geknickt an einer der Mauern lehnte, die von der strahlend schönen aber noch kühlen Morgensonne noch nicht gewärmt waren. Er hielt eine Zigarette zwischen seinen Fingern, die er gedankenverloren drehte.... „Hey“, begrüßte er den Bassisten, der nur kurz den Blick hob, ihn aber gleich wieder zu seinen Schuhspitzen senkte. Wie so oft hatte er geweint, das sah der Blonde mittlerweile schon aus fünfzig Meter Abstand. Seltsam, was er in den letzten Monaten für ein besonderes Gespür für Toshiya entwickelt hatte. Es erschreckte ihn manchmal selbst. „Ryoujoku no ame… hast du den Song wegen mir geschrieben?“, durchbrach der Jüngere auf einmal die Stille und sprach trotzdem so leise, dass Kyo ihn kaum verstehen konnte. „Nein“ Es amüsierte ihn beinahe, das Erstaunen in den Augen des Bassisten zu sehen, als dieser den Kopf hob und ihn irritiert anblinzelte. Erst jetzt, wo der andere es erwähnte, war ihm klar geworden, wie naheliegend diese Frage doch war. „Ich habe nur einen Song wegen dir… oder besser für dich geschrieben“ „Welchen?“, fragte Toshiya erstickt. Kyo näherte sich ihm langsam bis er direkt vor ihm zum Stehen kam und legte beide Hände an die Wangen des Größeren um seinen Kopf sanft etwas tiefer zu ziehen. Dann küsste er ihn auf die Stirn und neigte den Kopf dann leicht um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. „Kodou“ Überrascht kam Toshiya der Text zu dem genannten Song in den Sinn, aber er verstand nicht, was der Sänger damit meinte… und Kyo hatte auch nichts anderes erwartet, denn er lächelte nur bitter und löste sich von dem Jüngeren ohne ein weiteres Wort wieder nach drinnen zu gehen. Nur an der Tür hielt er kurz inne, warf noch einen Blick zurück und wandte sich dann mit einem Kopfschütteln doch wieder ab um zurück ins Tonstudio zu gehen. Vielleicht würde Toshiya eines Tages verstehen. Aber wahrscheinlich war es dann endgültig zu spät… Kapitel 2: Regen ---------------- Kapitel 2 // Regen Das gleichmäßige Rauschen des Regens vor seinem Fenster hatte ihn schläfrig gemacht. Die Hand, in der er den schwarzbeminten Kugelschreiber hielt, war auf seinen Oberschenkel gesunken und die Spitze des Schreibgeräts verharrte still auf einem Punkt am Rand des leeren Blattes. Weiß und unschuldig strahlte es ihm nun schon seit Stunden entgegen. Die Worte, die sich in seinem Kopf drehten wollten sich nicht so formen lassen, als dass er sie in Schrift hätte verewigen können. Er fühlte sich trotz seiner Müdigkeit viel zu aufgewühlt und unruhig und dennoch war er nicht einmal fähig dazu, aufzustehen und sich durch Bewegung einen klaren Kopf zu schaffen. Seit Tagen war es immer das Selbe. Alles drehte sich um IHN. Warum ging er ihm nicht mehr aus dem Kopf? Wie eine schleimige Bazille krallte er sich in seinem Gehirn fest und ließ sich durch nichts davon abbringen, seine Gedanken wieder zu verlassen. Wann immer er ihn sah, konnte er sich kaum entscheiden ob er ihm ins Gesicht spucken oder ihn in die Arme nehmen sollte. Es war richtig nervenaufreibend, sich so zerrissen zu fühlen. Dabei wusste er zu genau, was Toshiya fühlte und wahrscheinlich war genau das das essentielle Problem. Er wusste um die Gefühle des anderen und konnte dennoch nichts für ihn tun. Er fühlte sich hilflos. Dabei hasste er es, hilflos zu sein. Es machte ihn wütend und traurig, denn einerseits empfand er ein gewisses Maß an Verantwortung dem anderen gegenüber, andererseits neigte ein großer Teil in ihm dazu, sich einfach schulterzuckend abzuwenden und den Bassisten seinem Schicksal zu überlassen. Nicht enden wollender Regen, nicht enden wollender Klang, nicht enden wollende Verletzungen. Nicht enden wollende Liebe, nicht enden wollende Lieder... Ich kann es nicht mehr aufhalten. Ich kann es nicht mehr ertragen. Gleichzeitig aber schaffte er es noch nicht einmal, sich mit dieser Sache an jemanden zu wenden, der ihm dabei vielleicht hätte helfen können. Denn Hilfe hatte er genauso sehr wie Toshiya nötig. Aber es war so typisch, er war einfach zu stolz um zuzugeben, dass er damit nicht klar kam. Eigentlich war es ja auch nur eine Kleinigkeit, die ihn gar nicht zu interessieren brauchte. Es wäre lächerlich gewesen, deswegen so einen Aufstand zu machen. Warum passierten solche Dinge eigentlich immer ihm? Hatte er nicht schon genug eigene Probleme, ohne sich mit denen von anderen herumzuschlagen? I am addicated to the perceived fate Ich bin allein mit meinem Schicksal, an das ich mich klammere. Don't kid yourself an don't wound yourself. Leise seufzend ließ er den Kopf zur Seite sinken, bis seine Stirn das kalte Glas des Fensters berührte. Es regnete noch immer. Was für ein beschissener Abend! Minutenlang starrte er regungslos nach draußen in der tiefschwarzen Nacht kaum sichtbaren Tropfen, bis er sich endlich einen Ruck gab und sich wieder zurücklehnte. Dabei erkannte er sein Spiegelbild im dunklen Fenster und ein bitteres Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er sah gelinde gesagt beschissen aus. Wie lange hatte er eigentlich nicht mehr geschlafen? Vielleicht sollte er die Tage mal wieder damit anfangen… Sicher wird die Trauer morgen aus dem Gesicht verschwunden sein. Seit wann sind meine Augen so tot? Bedeutungslos lebe und singe ich vor mich hin, was wird mir der morgige Tag bringen? Allein in meinem Zimmer, mein Herzschlag dröhnt. Don't kid yourself an don't fool yourself. Unelegant erhob er sich von seinem Sitzplatz, die Beine waren ihm eingeschlafen während der Stunden, die er hier verbracht hatte. Das Blatt und den Stift ließ er unbeachtet liegen, schwankte wie ein Betrunkener durch den Raum, an dessen Ende er das Licht löschte und in den beinahe stockdunklen Flur tappte. Der Boden fühlte sich kalt unter seinen nackten Füßen an und er freute sich, endlich ins Bett zu kommen. Warum hatte er es so lange gemieden? Vielleicht, weil wenn er dort lag, die Gedanken immer völlig hemmungslos auf ihn einprasselten? Aber mittlerweile war das den ganzen Tag nicht anders, sodass er hoffte, die Müdigkeit würde siegen und ihn für einige Stunden ruhen lassen. Die Decke war klamm und kühl, ließ ihn erschaudern, als er sich völlig nackt unter sie schob, sich zusammenrollte und die Augen schloss. Noch immer kreisten seine Gedanken nur um diese eine Sache, ließen ihn lange einfach nicht zur Ruhe kommen… bis ihn der Schlaf schließlich doch überrannte und sein erschöpfter Körper sich das holte, was er ihm schon viel zu lange verwehrt hatte. Töte die Stimme und schließe die Augen, verlier dich in der Dunkelheit. Ich werde von niemanden mehr abhängig sein. Sei leise und schließe dein Augen, verliere dich in der Dunkelheit. Tief in mir höre ich deine schneidende Stimme. Alles in Finsternis... Als er mit pochenden Kopfschmerzen erwachte, verflucht er die Tatsache, dass er letzte Nacht zu müde oder zu gedankenverloren gewesen war um die Vorhänge zu schließen. Der Regen hatte sich verzogen und gleißend helle Sonnenstrahlen blendeten ihn unangenehm. Leise vor sich hinfluchend drehte er sich zur anderen Seite und zog sich die Decke über den Kopf, als auf einmal eine Stimme durch sein Schlafzimmer hallte und der Moderator von Tokio FM mit euphorischer Stimme erklärte: „… wird es heute ein wunderschöner Tag werden – guten Morgen Tokio!“ Ein strahlend sonniger Morgen, welche Ironie! - Guten Morgen – Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)