Wie das Leben so spielt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Ein absolut laienhafter Versuch, aus der Situation heraus spontan entstanden oder zumindest begonnen. ^^ Prolog Er hätte es ahnen müssen, als er heute morgen die Augen aufgeschlagen hatte... Den heutigen Tag hätte er lieber im Bett verbringen sollen... Doch wider besseren Wissens hatte er sich aus dem Bett gequählt und sich prompt den Zeh äusserst schmerzhaft an seiner alten Schranktür gestossen. Im Badezimmer hatte sein Kopf unliebsam Bekanntschaft mit der offenen Tür des Spiegelschranks über dem Waschbecken gemacht und beim Verlassen des Raumes hatte er zu allem Überfluss noch die Klinke mitgenommen. Das Einzige, was noch gefehlt hatte, war, dass ihm jemand auf dem Weg in die Küche die Haustür in den Schritt gerammt hätte... Erstaunlicherweise war nichts dergleichen passiert und er hatte die Küche aufrecht gehend betreten können. Sein Frühstück hatte er allerdings mehr heruntergezwängt, als wirklich genossen, und auch der Kaffee hatte ihm nicht sonderlich geschmeckt. Seine Mutter hatte sein Verhalten kommentarlos hingenommen und er war dankbar, dass sie ihn nicht mit Fragen gelöchert hatte, was seine Laune wohl noch tiefer hätte sinken lassen. Eigentlich hatte er ja gehofft, dass der Besuch im elterlichen Haus inspirierend auf ihn wirken würde, aber das war nicht der Fall gewesen. Seit Tagen hatte er, nach seinem Verständnis, nur auf seinem Keyboard herumgeklimpert, grimmig ins Leere gestarrt oder sich einen Soundtrack nach dem anderen um die Ohren spielen lassen. Die nächste Stufe würde dann ein endloser Filmemarathon werden, prophezeite er sich missmutig. Verdammt, er wollte schreiben! Er wollte komponieren! Er wollte endlich all den Kram irgendwie verarbeiten, aber nichts bekam er zustande! Was zum Henker war los mit ihm!!?? Er hatte Unmengen von Ideen und relativ konkrete Vorstellungen von den Songs, aber immer wenn er zum komponieren ansetzte, war es weg! Was sollte der Mist??? Total gefrustet und unzufrieden mit sich selbst, hatte er sich letztendlich zu einem Spaziergang durchringen können. In der Hoffnung, dass ihm ja vielleicht etwas frische Luft weiterhelfen würde... Also verliess er kurz darauf finster dreinblickend das Haus und wollte gerade die Strasse betreten, als er seine Mutter hinter sich nach ihm rufen hörte. Er drehte sich wieder um, als sie auch schon aus dem Haus treten sah. „Soll ich dich mitnehmen? Ich muss noch nach Kitee und du meintest doch gestern, dass du auch etwas in der Stadt zu erledigen hast.“ Er seufzte innerlich. Das war nun nicht gerade das, was er jetzt unbedingt machen wollte, aber gut. Dann hatte er den Amtsgang zumindest hinter sich. Also nickte er nur schweigend und begab sich Richtung Auto. Eine Stunde später verliess er das Amt und trottete, die Hande in den Hosentaschen vergraben, die Strasse entlang. Nicht, dass er irgendetwas von seiner Umgebung wahrgenommen hätte. All seine Aufmerksamkeit war nach innen gerichtet und befasste sich mit den negativen Gefühlen, der eigentlich unbegründeten Wut, die in seinem Inneren wallte. Er schreckte erst aus seinen finsteren Gedanken, als neben ihm die Tür eines Kleinbusses aufgerissen wurde und ihm plötzlich englischer HipHop entgegenbrüllte. Geschockt blieb er wie angewurzelt stehen, was ihn im nächsten Augenblick davor bewahrte, von 5 Teenagern umgerannt zu werden, die lauthals gröhlend aus dem Bus sprangen. Als der Junge mit dem Ghettoblaster auf der Schulter an ihm „vorbeizappelte“, als etwas anderes konnte er dessen Bewegungen spontan nicht einordnen, schloss er kurz um Beherrschung ringend die Augen. Sich innerlich zur Ruhe ermahnend, liess er das Gestammel über sich ergehen, dennoch verspürte er das wachsende Verlangen, seiner schlechten Laune einmal im Leben physisch Ausdruck zu verleihen... Doch er beherrschte sich und liess die Knaben an sich vorbei zum hinteren Teil des Kleinbusses gehen, wo ein ziemlich gestresst aussehender Fahrer bereits Gepäck auf die Strasse stellte. Sich innerlich völlig genervt die Stirn massierend, setzte er sich wieder in Bewegung, um diesem Tumult schnellstmöglichst zu entkommen. Heute war einfach nicht sein Tag... „Oh Gott~...“, seufzte sie zutiefst erleichtert, als sie aus dem Bus stieg. Seit Stunden war sie mit diesen Deppen in dem dafür viel zu kleinen Bus eingesperrt gewesen und hatte ihren MP3-Player tapfer gegen die Daür-Rap-HipHop-Beschallung dieser Kids ankämpfen lassen. Noch dazu hatten sie gestunken, als ob sie in ihre Au-de-Toilette-Flaschen gefallen wären, was auch das daürhaft geöffnete Fahrer- und Beifahrerfenster nicht hatten ändern können. Nun füllte sie ihre Lunge geniesserisch mit der frischen Luft und bemerkte geradenoch rechtzeitig aus den Augenwinkeln, wie jemand in den Ausstiegsbereich der Tür trat. Geistesgegenwärtig versuchte sie ihrem Körper eine andere Richtung zu geben, um nicht, anstatt auf die Strasse zu treten, in die Person reinzurennen. Sie schaffte es sogar, der Person nicht auf die Füsse zu steigen, strauchelte allerdings und musste sich mit einer Hand an der Tür abfangen, um sie nicht doch noch mitzunehmen. Selbst noch überrascht von ihrer reflexartigen Reaktion, murmelte sie eine Entschuldigung und blickte von ihren Füssen auf, die nur Milimeter von den Schuhen ihres Gegenübers entfernt waren... – und direkt in ein Paar blitzende grau-grüne Augen. Überrascht machte ihr Herz einen Satz und wie von selbst zuckten ihre Augenbrauen nach oben. “Was? Ich gehör nicht zu denen! Kein Grund, mich gleich aufzufressen...“ Noch während ihr Mund mit der Formulierung dieser Worte beschäftigt war, durchfuhr es sie siedendheiss, als ihr Gehirn registrierte, wen sie da vor sich hatte. Das ist Tuomas...!!! quietschte ein Teil von ihr in ihrem Kopf, während der Rest diese Information noch gar nicht richtig verarbeiten konnte und für den Augenblick wie versteinert wirkte. Versteinert wirkte auch Tuomas Gesicht, doch in dessen Augen funkelte es alarmierend, als er die Kiefer aufeinanderpresste und seinen Blick schliesslich genauso kurz, wie auch arrogant über ihre Erscheinung huschen liess. Schwarzes figurbetontes Oberteil, Kette mit irgendeinem silbernen Tierkopf, kakifarbene Trekkinghose, dazu passende Jeansjacke über dem Arm, braun-graü Trekkingschuhe. Der quietschende Teil von ihr bekam fast einen Herzinfakt, während der Rest sich völlig nüchtern fragte, wie viele weibliche Fans an ihrer Stelle jetzt wohl schon ohnmächtig zu Boden gegangen wären... „Was? Muss ich Werbung für Metal laufen, um es hören zu dürfen???“, rutschte es ihr daraufhin raus. Im ersten Moment hätte sich sich am liebsten auf die Zunge gebissen, aber andererseits, warum sollte sie sich ihm gegenüber anders verhalten, als sie war?! Gut, er war berühmt und ziemlich viele Frauen lagen ihm zu Füssen, aber er war hier derjenige, der sie völlig grundlos abwertend behandelte! Sie hatte jedes Recht, selbst leicht angefressen zu sein.Was hatte sie ihm denn getan, dass er sie wie irgendsöin ekliges Insekt behandelte??? Gerade, als sie sich innerlich auf ein kleines Wortgefecht vorbereitete, bemerkte sie den Fahrer, der gerade ihren Backpack und ihre Sporttasche aus dem Kofferraum gehievt hatte. Als Tuomas noch immer nichts sagte, als der Fahrer diese neben dem Bus abgestellt hatte und wieder im Kofferraum verschwand, nahm sie kurz den Blick von Tuomas. „Seien Sie bitte vorsichtig mit mei-“ Ein unheilverkündendes Reissen liess sie mitten im Satz verstummen und ihr sämtliche Haare zu Berge stehen. Mit einem geschockt-gequählten Ächzen fuhr sie sich mit beiden Händen durchs Gesicht und eilte nach einer Schocksekunde nach hinten, um sich den Schaden anzusehen. Kurz bevor sie den Kofferraum erreichte, erschien der Fahrer in ihrem Blickfeld, ihre Gigbag in der Hand. Als er ihr bleiches Gesicht bemerkte, lächelte er und beruhigte sie mit unverkennbarem finnischen Akzent: „Keine Sorge. Nix passiert.“ Unendlich erleichtert sackte sie in sich zusammen und nahm ihr Instrument entgegen. Wär ja auch zu hart gewesen, wenn sie sich schon wieder ne neue E-Gitarre hätte kaufen müssen... „- Ey scheiss doch auf die Gitarre!!!“, drang es plötzlich in ihre Gedanken. „Wozu brauchste die denn? Mit nem Keyboard und dem Mischpult macht man richtige Musik!“ Es dauerte eine Weile, bis ihr Hirn das Gesagte verarbeitet hatte und dann konnte sie nicht anders, als den Typen links von sich aus offenem Mund anzustarren. Schliesslich fand sie ihre Sprache wieder und gleichzeitig ein willkommenes Ventil für die aufsteigende schlechte Laune. „Ey Junge, gehts noch?! Das, was ihr da hört, ist nie im Leben Musik-“ „- Aber sowas von die Musik schlechthin!!!“, unterbrach er sie prahlend. „Die Beste, wo gibt!!!“ „Das, was ihr da hört, is ne Zumutung, ne Krankheit! Früher auch bekannt als „stottern“ und was noch viel wichtiger ist, es war heilbar!!!“ Darauf war er wohl nicht vorbereitet gewesen, denn nun starrte er sie fassungslos an. „Hä??? Was willste von mir??? Zig Millionen Menschen hören HipHop, also sach mal nix!!!-“ „-Gib dich nicht auf!“, unterbrach sie ihn –nun richtig in Fahrt kommend- in einem Tonfall, als ob sie ihm wegen irgendetwas Mut zusprechen wollte. „Lern sprechen und laufen!!! Auch in deiner Stadt gibt es Logopäden und Physiotherapeuten!“ Neben sich hörte sie etwas, was sich verdächtig nach einem schlecht kaschierten Lachen anhörte. Dann sah sie, wie der Fahrer dem Jungen die letzte Tasche in die Arme drückte. Dieser schien das als Zeichen zu nehmen, sich, immernoch sprachlos, zu trollen. Allerdings gab er ihr nach kaum fünf Metern schon die Bestätigung für den nächsten Spruch. Mit einem trotzigen Gesichtsausdruck drehte er sich nochmals um und machte ein paar dieser typisch dämlichen HipHop-Rap-Gesten, die er für unheimlich cool zu halten schien, bevor er sich wieder umdrehte und seinen Kumpels in die Seitenstrasse folgte. „Deren Vorfahren haben es auch nie wirklich von den Bäumen geschafft...“, seufzte sie kopfschüttelnd und schulterte ihren Backpack. Alter Schwede, so dumm musste man echt geboren werden... Heutzutage konnte man wohl 3 Arten von Kindern auf die Welt bringen. Mädchen, Jungen und HipHopper. Wobei letzteres wohl einen Gendefekt implizierte... Bewegungslegisteniker!, dachte sie abschliessend und sah sich dann suchend um. Jyri hatte gesagt, dass er sie hier abholen würde... Gut, sie war – sie griff in die Hosentasche und holte ihr Handy raus, um kurz darauf zu blicken – und schliesslich darauf zu starren. Das gabts doch nicht! Zwei Stunden zu früh??? Reflexmässig hob sie den Blick zur Sonne, nur um ihn fast sofort wieder zu senken. Sie war hier in Finnland, nicht in Deutschland, wo sie anhand des Sonnenstandes die Uhrzeit fast minutengenau feststellen konnte. Diese Fähigkeit würde ihr hier die nächsten Tage nichts bringen, sie würde ihrem Handy wohl so glauben müssen... Oh man...Das gab’s doch wohl nicht... Sie konnte nun also dumm rumsitzen und warten oder sein Elternhaus auf gut Glück suchen gehen. Resignierend seufzend liess sie ihren Kopf in den Nacken fallen und starrte in den Himmel... Moment mal! Ruckartig drehte sie sich herum, doch Tuomas stand nicht mehr dort, wo sie ihn stehengelassen hatte. ‚Warum sollte er auch?’, fragte sie eine leise Stimme im Hinterkopf augenrollend. Doch dann sah sie ihn auf der anderen Seite des Busses mit dem Fahrer sprechen. Gerade wollte sie den Mund öffnen, um ihn zu fragen, ob er ihr vielleicht weiterhelfen würde, als sie schnelle Schritte hörte und ihr jemand von hinten um den Hals fiel. Auf das plötzliche zusätzliche Gewicht nicht vorbereitet, wurde sie schmerzhaft hintenüber gezogen. „Hey~!!!“, hörte sie Jyris begeisterte Stimme. „Was machst du denn schon hier?“ Sie griff nach seinem Arm und versuchte sich loszumachen. “Dir in den Arsch treten, wenn du mich nicht sofort loslässt!” röchelte sie mit schmerzerfüllter Stimme. „Willst du mir das Rückrat brechen?!“ Ächzend wandte sie sich aus seinem Griff und rieb sich den schmerzenden Rücken, nachdem sie den Backpack abgestellt hatte. Trotz ihres bissigen Kommentars lachte Jyri und strahlte sie an. „Eigentlich ist es ja etwas unpassend, dass du schon da bist. Ich wollt dich mit nem tollen Mittagessen überraschen, aber hey! Was solls!?“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „Ich freu mich riesig, dass du da bist!!!“ Er breitete die Arme aus, um sie ein weiteres Mal zu umarmen, als sie ihm den Zeigefinger auf die Nasenspitze legte. Er verharrte mitten in der Bewegung und sah sie mit seinen blauen Augen fragend an. „Du, mein lieber Freund, zahlst erstmal 5 Euro in die Sprachkasse! Wir hatten abgemacht, dass wir nach Verlassen des deutschen Staatsgebietes Englisch sprechen!“ Seine Augen wurden bei ihren Worten immer grösser, doch dann brach er in heiteres Gelächter aus und schlug sich die Hand vor die Stirn. „Und ich hab mich schon gewundert, warum du die ganze Zeit auf englisch antwortest!“, erwiederte er nun ebenfalls in englisch. „Hat ich total vergessen!“ „Offensichtlich...“, stellte sie schmunzelnd fest. Unnormal, wie seine gute Laune abfärben konnte... „Ich hätte dir auch glattweg unterstellt, dass du dich davor drücken wolltest.“ „Nein, da muss ich dich enttäuschen!“, grinste er mit gespieltem Bedaürn. „Ich find die Idee im Endeffekt sogar ziemlich gut.“ Er zwinkerte ihr zu und griff dann nach ihrer Sporttasche. „Hast du dein Seil gar nicht mit?“, fragte er mit einem Blick auf ihren Backpack. „Doch,“ grinste sie, und als sie anhand seiner Bewegungen registrierte, dass er die Tasche leichter eingeschätzt hatte, als sie tatsächlich war, fügte sie hinzu: „Ist in der Tasche.“ „Hätt ich mir ja denken können...“, murmelte er und hievte die Tasche hoch. „Und ich schätze mal, die ganze andere Ausrüstung ist auch hier drin.“ Sie grinste noch breiter. „Genau.“ Er seufzte und schüttelte ergeben den Kopf. „Lässt du die eigentlich auch mal Zuhause?“ Sie wusste, dass die Frage rhetorisch gemeint war, trotzdem antwortete sie. „Nur, wenn das Wetter beschissen oder Winter ist, aber ganz bestimmt nicht, wenn ich in den Urlaub fahre.“ Sie wuchtete den Backpack wieder auf ihren Rücken und griff nach der Gigbag. „Na dann zeig mir mal, wo du wohnst.“ „Mit dem grössten Vergnügen! Du wirst begeistert sein! Wir haben jetzt sogar einen Pool hinterm Haus!“ “Echt? Krass...“ Sie verzog anerkennend das Gesicht. „Hat wirklich seine Vorteile, vermögende Eltern zu haben...“ „Ja, ist nicht ganz unpraktisch“, grinste er. „Wie war eigentlich deine Fahrt hierher?“ „Oh Gott, erinner mich nicht daran!“, seufzte sie theatralisch die Augen verdrehend. „Für diese Zumutung schuldest du mir eigentlich etwas. Mindestens zwei ziemlich gute Mittagessen!“ Verwundert, aber auch amüsiert zog er eine Augenbraue hoch. „Ist das so!?“ „Jap! Rate mal, mit wem ich den Bus teilen durfte!“ So wie sie das Wort >durfte< betonte, bedeutete das nichts Gutes... „Keine Ahnung, aber anscheinend war es nicht gerade berauschend.“ „Mit HipHoppern! HIPHOPPERN!!! Dämlichen kleinen rappenden HipHopper-Plagen!“, ereiferte sie sich. Mittlerweile waren sie an den Rand der Parkbucht getreten und blickten nun auf die Strasse hinaus, die sie als nächstes überqueren wollten. “Und die haben das überlebt?”, fragte er erstaunt. „Man mag’s kaum glauben“, knurrte sie und fuhr sich durch die dunkel gefärbten Haare. „Allerdings hat sie dem Einen noch eine schöne verbale Keule verpasst“, hörten sie es neben sich. Als sie erstaunt die Köpfe drehten, konnten sie den Busfahrer ein paar Meter entfernt grinsen sehen. „Was hast du gesagt!?“ Alarmiert heftete sich Jyris Blick auf ihr Gesicht. Nach einigen Rumgedruckse, meinte sie schliesslich unschuldig: „Och... irgendwas von Krankheit, heilbar, Logophäden,...“ Mit einer unbestimmten Handbewegung liess sie den Satz unvollendet zwischen ihnen stehen und Jyri griff sich stöhnend an die Stirn. „Das Bewegungslegisteniker hab ich mir immerhin nur gedacht“, verteidigte sie sich grummelnd und begutachtete intensiv die Spitzen ihrer Schuhe. „Mädchen“, seufzte Jyri neben ihr. „Dein loses Mundwerk wird dich nochmal ziemlich böse in Schwierigkeiten bringen...“ „Wohl eher meine Ehrlichkeit...“, murmelte sie. „Wie heisst es doch so schön? So ehrlich, dass es an Dummheit grenzt!?“ „Ja, ganz genau! Du solltest langsam mal lernen, deine Ehrlichkeit besser zu verpacken. Es wundert mich eh, dass dein Mundwerk noch keine Schlägerei vom Zaun gebrochen hat.“ „Als ob sich die Kerle wegen meines Mundwerks prügeln würden...“, nuschelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart und warf Jyri grinsend einen Seitenblick zu, welcher ihr eine blitzschnelle Kopfnuss seinerseits einbrachte. „Was?“, lachte sie gespielt verständnislos und entfernte sich vorsichtshalber ein Stück von ihm, um einer eventuellen zweiten Nackenschelle zu entgehen. „Das ist nicht witzig!“ „Ich lach doch auch gar nicht!“, grinste sie breit und duckte sich unter Jyris vorschnellenden Hand hinweg. „Is ja gut“, beschwichtigte sie ihn, immernoch grinsend. „Nun krieg dich mal wieder ein.“ Er schnaubte und warf ihr einen missbilligenden Blick zu. “Du weisst genau, wie ich bin, also warum regst du dich so auf? Es ist nichts passiert! Es ist nie was ernsthaftes passiert und dass wird es auch nicht, also was soll’s!?“ Doch als Antwort bekam sie nur einen weiteren seiner Blicke. Ergeben hob sie die Hände und blickte ihn übertrieben entschuldigend an. „Is gut! Ich werd dir zuliebe versuchen, taktvoller zu sein, ab und an ein Blatt vor den Mund zu nehmen oder mir einfach sehr viel öfter nur meinen Teil zu denken! Ist das für dich ok?“ Nach ein paar Sekunden murrte er zustimmend. „Danke~!“ seufzte sie übertrieben erleichtert und rollte ebenso übertrieben mit den Augen. Kurz darauf lächelte sie ihn versöhnlich an, bevor sie sich wieder an den finnischen Fahrer wandte. „Als ob Sie denen nicht auch am liebsten die Meinung gegeigt hätten!” Sein Grinsen sagte alles und in seinen Augen blitzte es bestätigend auf. Dann wandte sie den Kopf zu beiden Seiten und sicherte sich ab, dass kein Auto kam, bevor sie Jyri mit einer Kopfbewegung zu verstehen gab, dass sie die Strasse überqueren würden. Sie hatte Tuomas bis jetzt ignoriert, vor allem, weil sie nicht wusste, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Besonders wegen seiner Laune. Doch als sie die Mitte der Strasse fast erreicht hatte, blieb sie den Kopf überlegend schräglegend stehen und drehte sich schliesslich wieder um. Sie musterte ihn einen Augenblick mit schräg gelegtem Kopf, bevor sie tief Luft holte, die Augen kurz schloss und ihn schliesslich anlächelte. Gut, scheiss Start! Jeder hatte mal seinen Tag und vielleicht –wahrscheinlich sogar - hatte er seine Gründe, so angepisst zu sein. Falsche Zeit, falscher Ort, dachte sie schlicht. „Sorry, dass ich dich fast umgerannt hab. War keine Absicht.“ Sie machte eine kleine Pause und man konnte sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Sie sah aus, als ob sie noch etwas sagen wollte und schliesslich: „Und nimm meine Kommentare nicht zu ernst.“ Sie nickte ihm zum Abschied noch einmal lächelnd zu, drehte sich um und schloss zu Jyri auf, der bereits die Strasse überqürt hatte. Als sie nun zu ihm hinübereilte, starrte er abwechselnd von ihr zu Tuomas und zurück, ganz so, als ob er ihn erst jetzt bemerkt hätte. “Was zum… Weisst du, wer das ist???!!!” “Jap”, sagte sie knapp und ging an ihm vorbei. Er blinzelte sprachlos, warf Tuomas noch einen letzten Blick zu und eilte ihr hinterher. “Was hast du getan???“, rief er irritiert, während er aufholte, doch sie schüttelte nur lachend den Kopf. „Irgendetwas musst du getan haben!“ Er versuchte ihren Blick einzufangen, doch sie stiess ihn nur lachend an der Schulter von sich. In der anderen Hand schaukelte im Rhythmus ihrer Schritte ihre Gigback, auf derem schwarzen Stoff nur ein einziger Aufnäher pragte. Ein schwarz-blaür Aufnäher mit den verschnörkelten weissen Initialien >TH<. Lange blickte er den beiden gutgelaunten Freunden hinterher. Er hatte es kaum für möglich gehalten, aber seine Laune war noch schlechter geworden. Allerdings richtete sich seine Wut nun gegen ihn selbst, was nicht zuletzt an ihrer eigentlich unnötigen Entschuldigung lag. Der Fehler lag bei ihm, nicht bei ihr. Mit ihrem Verhalten hatte sie ihm wunderbar den Spiegel vorgehalten. Sich zu entschuldigen, wäre nämlich eigentlich seine Aufgabe gewesen. Was sollte das, dass er seine schlechte Laune fast an anderen ausliess?! Grimmig dreinblickend drehte er sich um und verabschiedete sich mit einer halbherzigen Handbewegung von seinem Bekannten. Das konnte so echt nicht weitergehen. Zielstrebig schlug er die Richtung zum See ein. Er hoffte stark, dass ein Spaziergang am Wasser seine Gedanken wieder ordnen und beruhigen würde. ~~~~~~~~~~~~~~ So, ich hoffe, es hat euch gefallen. ^^ Ueber Reviews wuerde ich mich riesig freuen!! Allerdings werd ich wohl erst in ein paar Tagen darauf antworten koennen, da ich ab morgen ein paar Tage in den Bergen bin. ^__^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)