Küchengeflüster von Benjy ================================================================================ Kapitel 11: Fangen ------------------ Kouya saß auf einer Holzbank in einem kleinen Park, der in der Nähe eines großen Einkaufszentrums lag. Es war Mittwoch Nachmittag gegen vier Uhr, und er wartete hier jetzt schon seit fast einer Stunde auf Yuu. Es war nicht so, dass Yuu zu spät kam, nein, Kouya war absichtlich einfach viel zu früh da gewesen. Er sah hinab auf das Handy in seiner Hand, mit dem er schon die ganze Zeit über aufgeregt gespielt hatte, und las nun inzwischen zum zwanzigsten Mal Yuus Nachricht. HEY, DANN ALSO MORGEN UM 16 UHR IM PARK VOR DEM MITSUKOSHI BEI DIR UM DIE ECKE! ICH FREUE MICH! BIS DANN! YUU Ein Lächeln erschien auf Kouyas Gesicht, als er die Nachricht erneut las. Er konnte es noch immer nicht glauben, er hatte ein Date mit Yuu. Halt... Es ist kein Date! Es ist lediglich eine Einkaufsberatung... Ja, mehr nicht! Es ist KEIN Date! Also, verhalte dich auch dementsprechend, Kouya!, dachte er sich selbst belehrend, aber konnte das permanente Grinsen nicht aus seinem Gesicht verbannen. „Seit Sonntag früh habe ich ihn nicht mehr gesehen... Wie er wohl aussieht?“, murmelte Kouya leise vor sich hin und beobachtete zwei Kinder, die auf der Wiese vor ihm mit ihrem Vater Fangen spielten. Die zwei schrieen und lachten gleichzeitig vor Begeisterung, was sich für Kouya so komisch anhörte, dass er kicherte. Er musste an seine eigene Kindheit denken. Er hatte zwar nie mit seinem Vater Fangen spielen können, dafür aber mit seinem Bruder Hiroki und – natürlich Yuu. Spaß hatten sie dabei mindestens genauso viel gehabt. Kouya lächelte verträumt, während er weiter die Szene vor ihm betrachtete. „Ein Königreich für deine Gedanken!“ Kouya erschrak über die plötzlich auftauchende Stimme, und sah in die Richtung aus der sie gekommen war. Sein Herz fing zu klopfen an, als er Yuu erkannte. Dieser stand seitlich vor ihm und lächelte zu ihm runter. „Ist der Platz neben dir noch frei?“, fragte er charmant, und setzte sich ohne auf Kouyas Antwort zu warten neben ihn. Kouya hielt den Atem an, und sah verstohlen aus dem Augenwinkel zu Yuu. Dieser trug einen grauen Business-Anzug mit einer knallroten Krawatte, die perfekt mit dessen rotem Rucksack und den weiß rot gestreiften Sneakers zusammen passte. Kouya schmunzelte innerlich über diese Zusammenstellung. Er fand aber, dass das alles wunderbar zu Yuus Wesen passte. Dieser sah einfach umwerfend aus. Seine vollen schwarzen Haare fielen ihm leicht ins Gesicht, so dass er sie hin und wieder unbewusst mit einer Hand nach hinten strich. Kouya hätte ihm gern selbst in die Haare gefasst, aber unterdrückte sein Verlangen. Yuus dunkle Augen suchten auf einmal seine, was seine Aufgeregtheit schlagartig ansteigen ließ. „Äh... Also... Du bist ja schon da!?“, war das einzige, was Kouya in diesem Moment herausbrachte. Yuu betrachtete ihn aufmerksam, und ein unverschämtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Nun, das Gleiche könnte ich auch zu dir sagen!“, entgegnete dieser, und berührte für einen kurzen Moment Kouyas Hand. Kouya war über diese unerwartete Berührung so überrascht, dass er leise Aufschrie, sich aber sogleich peinlich berührt die Hand auf den Mund legte. Er lief rot an und sah überall hin, nur nicht in Yuus Richtung. Kouya konnte noch immer Yuus Finger an der Stelle spüren, wo dieser seine Hand berührt hatte. Er fühlte ein wolliges Gefühl seinen Rücken hinaufklettern, und hätte sich am liebsten in Yuus Arme geworfen. Er hörte, wie Yuu leise zu lachen anfing, und stimmte verlegen mit ein. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet, Kouya! An was hast du eben gedacht, als du so verträumt vor dich hingeschaut hast? Du wirktest unglaublich zufrieden... Ich kann dir zwar kein Königreich bieten, aber vielleicht fällt mir etwas Besseres ein...“, fragte Yuu neugierig, während er etwas näher rutschte und Kouya dabei tief in die Augen blickte. Kouya konnte seine Augen nicht abwenden und spürte, dass seine Erregung weiter anstieg und er erneut rot anlief. Verdammte Sch...! Geht’s noch, Kouya! Beruhig dich... Komm runter... Es ist nichts Besonderes... Ich habe doch vorher nicht so extrem auf ihn reagiert!? Was ist bloß los... Ob es an der Liebeserklärung liegt?! Mein Gott, wo soll das noch hinführen?! Wir haben die Einkaufstour noch nicht mal begonnen..., dachte Kouya verunsichert, und versuchte sich auf die Szene mit den Kindern zu konzentrieren. „Was ich eben gedacht habe? Hm. Eigentlich nichts Besonderes... Ich habe nur an die Zeit denken müssen, als wir, du, Hiroki und ich, noch Kinder waren, und Fangen gespielt haben.“, beantwortete Kouya Yuus Frage aufrichtig, und warf einen kurzen Blick zu ihm rüber, der ihn nun amüsiert von der Seite ansah. „Hey, guck nicht so! Was ist schon dabei, Fangen zu spielen? Also, ich meine, als Kinder und nicht jetzt...“, brummelte Kouya beleidigt und vermied es, Yuu anzusehen. „Wenn es so rübergekommen ist, als hätte ich mich über dich lustig gemacht, dann tut es mir leid. So meinte ich es wirklich nicht. Nun ja, ich amüsiere mich schon, aber nicht über das Fangen-Spielen, sondern über dein schüchternes Verhalten. Warum so schüchtern, Kouya? Ist dir etwas unangenehm, oder sollte ich dich lieber zur Begrüßung küssen, damit du einen klaren Kopf bekommst?“, fragte Yuu scherzhaft, aber starrte Kouya gleichzeitig mit sehnsuchtsvollen Augen an, die genau das tun wollten, was er eben gesagt hatte. Kouya starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. „Bloß nicht! Untersteh dich!“, brachte dieser aufgebracht hervor, und sprang dabei von der Bank auf. Er blickte hinunter zu Yuu, der ihn aufgrund seiner hastigen Bewegung überrascht anguckte. „Ich meine, hier ist nicht der richtige Ort dafür...“, presste er leise zwischen seinen fast geschlossenen Lippen hervor, und sah in Yuus vor Verblüffung geweitete Augen. Kouyas Stimme bebte leichte, und Yuu konnte daran unschwer erkennen, dass sich dieser genauso nach der Berührung ihrer Lippen sehnte. Yuus Herz begann bei diesem Gedanken zu rasen. Er hätte Kouya am liebsten geschnappt, ihn über seine Schulter geworfen und ihn zu sich nach Hause geschleppt, wo sie ungestört wären. Er seufzte, erhob sich ebenfalls von der Bank und wartete darauf, dass Kouya den Weg vorgab. Vielleicht kommen wir heute noch zu unserem ersehnten Kuss... Hm, und wenn ich dich dafür in eine Umkleide zerren muss..., überlegte Yuu aufgeregt, und kam sich wie ein verliebter Teenager vor. Er schmunzelte. „Vergessen wir die Unterhaltung, und machen uns auf den Weg ins Kaufhaus, okay? Ich habe noch immer keine Ahnung, was ich kaufen soll... Hiroki hat schon etwas für unsere Mutter besorgt, aber mir fällt absolut nichts ein. Das ist echt Banane, ey...“, sprach Kouya elend, und setzte sich in Richtung Mitsukoshi in Bewegung. Er blickte zurück, da sich Yuu keinen Zentimeter bewegt hatte. Dieser, noch immer an der Bank stehend, blickte zu ihm rüber und verkniff sich dabei krampfhaft ein Lachen. Kouya spürte, dass er langsam echt wütend wurde. „Oh maaaan, was ist denn jetzt schon wieder? Hast du Kichererbsen gegessen?!“, meinte Kouya, und grinste schief. „’Das ist echt Banane, ey’?! Wo hast du das denn her? Was ist an Geschenkkaufen bitte Banane, außer, das Geschenk ist eine Banane?!“, fragte Yuu und lachte herzlich, als er zu Kouya aufschloss. Dieser ignorierte Yuus Frage, und ging einfach weiter. „Hey! Das ist aber einem Sempai gegenüber unfreundlich!“, meinte Yuu lachend, während er erneut zu Kouya aufschloss und nun neben ihm herging. „Ach, sei still du Spinner! Und mein Sempai bist du bestimmt nicht! Weder studieren wir zusammen, noch arbeite ich mit dir zusammen...“, frotzelte Kouya, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. „Okay, dann auf zum Kaufhaus! Wer zuerst am Eingang ist, muss dem anderen einen Wunsch erfüllen... Hm, nennen wir es Fangen-Spielen!“, meinte Yuu plötzlich aus heiterem Himmel, und rannte auch schon los. Kouya starrte ihm für einen kurzen Moment entgeistert nach, bevor er ihm nachrannte. „Was?! Warte... Hey, das ist unfair... Yuuuuuuu...“, brüllte Kouya ärgerlich, während er versuchte, den Vorsprung aufzuholen. „Nein, das werde ich nicht tun! Basta! Schluss! Aus! Jetzt lass mich damit in Ruhe, Yuu!“, sagte Kouya gerade genervt zu Yuu, als sie gemeinsam die Rolltreppe nach oben fuhren. „Du musst! Es war ein fairer Wettkampf...“, bedrängte Yuu Kouya weiter. Kouya begann die Rolltreppe nach oben zu gehen, um so Yuus Worten zu entkommen. „Was war daran bitteschön fair?! Hm? Du denkst dir das plötzlich einfach aus, rennst los und währenddessen informierst du mich darüber... Nun, ich kann daran nichts Faires finden, du etwa!?“, erklärte Kouya entschieden. „Ich werde dir den Wunsch also nicht erfüllen! Da kannst du von mir aus einen Kopfstand machen...“ Mit diesen Worten beendete er die Diskussion. Als Kouya am Ende der Rolltreppe angekommen war, verließ er sie und trat ein paar Schritte zur Seite, um dort auf Yuu zu warten. Er schaute über das Geländer nach unten, und dachte an ihr sportliches Eintreffen am Eingang des Kaufhauses. Er hatte Yuu natürlich nicht mehr einholen können, und nun verlangte dieser doch wahrhaftig, dass er ihn irgendwo innerhalb des Kaufhauses küssen sollte. Kouya schnaubte verärgert. Was denkt der sich eigentlich? Mal abgesehen von diesem unfairen Rennen, solche eine Forderung zu stellen... Es ist ja nicht so, dass ich ihn nicht gerne küssen würde, aber unter diesen Voraussetzungen..., dachte Kouya wehmütig, und versuchte seine Gedanken auf das Geschenk für seine Mutter zu lenken. Er war kein Stück weitergekommen. Er seufzte hörbar, und schloss erschöpft seine Augen. „Ich lasse mich überraschen, wo du mich küssen wirst...“, hauchte Yuu liebevoll in Kouyas Ohr. Er trat unmittelbar danach einen Schritt zurück, um sich vor Kouyas erwarteten Wutanfall in Sicherheit zu bringen. Dieser drehte sich sogleich um, und funkelte Yuu aus seinen grüngrauen Augen wütend an. Yuu konnte nicht anders, und lächelte Kouya verliebt an. Dieser ließ für einen kurzen Moment den Kopf hängen. „Yuu, bitte... Könntest du das sein lassen? Du machst es mir echt schwer! Wie soll ich mich denn darauf konzentrieren können, ein Geschenk für meine Mutter zu finden!? Eine große Hilfe bist du mir nämlich gar nicht... Ich habe dich immerhin als Einkaufsberater engagiert, schon vergessen?“, sagte Kouya resigniert, und lehnte sich mit dem Rücken an das Geländer. Er schaute in die glänzend schwarzen Augen vor ihm. „Okay, ich gelobe Besserung. Also, ein Geschenk für deine Mutter?! Hmmm... Sag mal, sammelt sie nicht Kokeshi Püppchen? Das wäre doch eine Möglichkeit ihr ein wenig Japan nach Deutschland zu schicken. Gut, ich weiß natürlich nicht, wie stark ihre Sammelleidenschaft ausgeprägt ist und es durchaus passieren könnte, dass du ihr ein Püppchen doppelt kaufst, aber es wäre ein Anfang, oder?“, meinte Yuu ernsthaft, und kratzte sich unbeholfen am Kopf. Yuus Vorschlag ließ Kouya aufhorchen. Das klingt gar nicht mal so übel... Vielleicht noch eine getrocknete Algenspezialität dazu..., überlegte Kouya mit neu gewonnen Mut und sah zu Yuu, der ihn noch immer fragend anblickte. Er erwiderte dessen Blick, und spürte das ihm vertraute Kribbeln im Bauch. Ein breites Lächeln erschien in seinem Gesicht. Yuu hob irritiert seine Augenbrauen. „Du bist ein Genie, Yuu! Wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen. Argh... Gut. Dann lass uns mal eine Ecke suchen, die Kokeshis verkauft! Hier gibt es bestimmt irgendwo eine. Sollen wir fragen, oder suchen wir selbst? Ach ja, und ich würde dann noch gerne eine Algenspezialität dazu kaufen. Klingt zwar irgendwie lahm, diese Kombination (jetzt), aber immerhin habe ich etwas. Und es ist ja nicht so, dass ich...öhm, oder eher du...dir keine Gedanken gemacht hast.“, meinte Kouya verlegen. „Wie Sie wünschen, Satō-sama!“, entgegnete Yuu spielerisch untergeben, und begann in Richtung der Informationstafel davonzugehen. „Ich würde sagen, wir versuchen unser Glück erst einmal allein! Dann haben wir auf jeden Fall mehr Spaß dabei! Spielen wir einfach ‚Fang das Kokeshi Püppchen!’“, erwähnte Yuu dabei vergnügt, und gedanklich fügte er hinzu, So habe ich wenigstens mehr Zeit mit dir, wenn wir hier rumirren sollten... Außerdem musst du Zeit für die Ausführung meines geforderten Kusses bekommen! Himmel, Yuu, wie alt warst du noch mal? Yuu kam schief grinsend vor der Tafel zum Stehen und inspizierte sie aufmerksam. Kouya war inzwischen auch angekommen und murmelte leise vor sich hin, während er die Tafel überflog. „Nun, wir haben mehrere Etagen... Ich habe total vergessen, dass hier ja alles ein wenig teuerer ist. Was mache ich? Lieber doch zum Daiei um die Ecke gehen? Verdammt...“ Kouya sah sich dabei unschlüssig um, und traf auf Yuus Augen. „Was ist, Kouya? Kalte Füße bekommen? Wenn es das Geld ist, dann kann ich dir gerne etwas borgen...“, bot Yuu freundlich an. „Uh... Nee, lass mal. Danke. Geht auch so… Also, es gibt zwei mögliche Etagen, wo wir die Püppchen finden könnten. Wollen wir uns trennen, oder suchen wir gemeinsam auf jeder?“, wollte Kouya wissen, während er seine Geldbörse aus seinem Rucksack kramte, und einen Blick hinein warf. Mist... Hinterher bin ich arm..., dachte Kouya gequält, und steckte sie wieder ein. „Dann lass uns zu jeder gemeinsam fahren, und dort können wir uns ja trennen. Wenn einer von uns sie entdeckt, dann ruft er den anderen an. Wie klingt das?“, schlug Yuu vor. Kouya nickte zustimmend. „So machen wir es. Dann also los zur ersten Station!“, sagte Kouya ungeduldig und ging zurück zur Rolltreppe. Er sah zurück. „Hey Yuu, wo bleibst du? Komm schon, sonst finde ich sie zuerst, und es steht unentschieden...“, meinte Kouya lachend, während er die Rolltreppe nach oben betrat. Kouya irrte auf der vierten Etage bisher erfolglos umher. Er schaute sich angestrengt um, konnte aber keine Püppchen entdecken. Er seufzte enttäuscht, und warf einen verstohlenen Blick in Yuus Richtung, der ebenfalls eher unwissend als wissend umherlief. Er schmunzelte bei diesem Anblick. Kouya musste sich eingestehen, dass sein Leben zur Zeit mehr als gut lief – eigentlich schon viel zu gut. Er war zurück im Geburtsland, hatte sein Auszugsvorhaben in die Tat umgesetzt, und zur Krönung des Ganzen hatte er Yuu seine Liebe gestanden – zumindest so zwischen Tür und Angel und auch erst, nachdem Yuu mit der Sprache herausgerückt war. Das kam zwar sehr überraschend, hatte ihn aber um so vieles glücklicher gemacht. Er konzentrierte sich wieder auf seine Suche, als sein Handy klingelte. Er kramte es eilig aus seiner Hosentasche und konnte auf dem Display erkennen, dass es Yuu war. Ihm rutschte für eine Sekunde das Herz in die Hose. Der wird sie doch nicht wohl..., begann er zu überlegen, und nahm das Gespräch an. Er blickte sich dabei suchend nach ihm um. „Hast du sie?“, fragte er ohne zu zögern, und entdeckte Yuu, der ihm aus etwa zehn Metern Entfernung und halb verborgen hinter einem kleinen Regal, entgegen grinste. „Nein.“, war dessen kurze Antwort, während er Kouya von seiner Position aus einen Kussmund zuwarf. Dieser rollte mit den Augen und zeigte ihm den Vogel. „Warum rufst du dann an?“ Yuu ging zum nächsten Regal, aber behielt Kouya die ganze Zeit über im Auge. „Ist das nicht offensichtlich? Ich wollte deine sexy Stimme hören!“, meinte dieser und tat so, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. „Sag mal Yuu, wie alt warst du gleich noch? Ich habe das Gefühl, mir liegt da eine falsche Zahl vor...“, stellte Kouya grinsend fest, und bewegte sich ebenfalls zum nächsten Regal. „Hmm... Das wüsste ich auch gerne! Meinem Benehmen nach zu urteilen, habe ich die 15 noch nicht überschritten, oder was meinst du?“, antwortete dieser lachend, und hielt Kouya einen Plüschbären mit Schlafmütze entgegen, dessen Augen zu blinken begannen, als Yuu ihn in den Bauch piekste. Kouya musste lachen. „Ich glaube, du hast noch nicht mal die zehn erreicht! Und was du da in der Hand hältst ist kein Kokeshi Püppchen, nur so zur Information.“, belehrte ihn Kouya vergnügt. „Oh? Jetzt wo du es sagst... Aber vielleicht kann ich dich damit hypnotisieren!? Wie wär’s? Kouya... Verfolge die blinkenden Augen... Die blinkenden Augen werden immer größer... Und größer... Und noch größer... So groß, dass du sanft hineinfällst, und dort liebevoll von meinen Armen aufgefangen wirst...“ Während Yuu diese Albernheit mit monotoner Stimme in sein Handy plapperte, bewegte er den blinkenden Bären hin und her. Kouya starrte Yuu fassungslos an. Er blickte um sich, um zu überprüfen ob ihre Scherze von irgendjemand missbilligend beobachtet wurden, aber er konnte niemanden entdecken. Er atmete erleichtert auf. Er wollte auf keinen Fall das Kaufhaus verlassen müssen, ohne ein Püppchen gekauft zu haben. „Such lieber weiter, du Idiot!“, befahl Kouya, krampfhaft versucht seine Stimme nicht amüsiert klingen zu lassen, und drückte Yuus Anruf weg. Trotz der Entfernung konnte er Yuus enttäuschtes Maulen hören. Er grinste übers ganze Gesicht, und machte sich auf zum nächsten Regal. Sie trafen sich wenige Minuten danach und entschieden, ihre Suche auf die nächste Etage auszuweiten. Dort entdeckten beide gleichzeitig von der Rolltreppe aus die Püppchen. Sie stritten sich spielerisch darüber, wer sie nun zuerst entdeckte hatte, und beschlossen es bei einem Unentschieden zu belassen. „Ich liege noch immer in Führung und das bedeutet, das meine Forderung nach wie vor aktuell ist...“, meinte Yuu gerade hocherfreut, als sie die Treppe verließen und etwas abseits von ihr anhielten. Er blickte zu Kouya runter, der etwas kleiner als er selbst war und erkannte, dass dieser seinen Blick auf die weiter hinten aufgestellten Kokeshi Püppchen gerichtet hatte. Ein Lächeln erschien auf Yuus Gesicht, während er Kouya leicht anstupste. „Uh? Hast du was gesagt?“ Kouya sah überrascht zu Yuu, der noch immer lächelte. „Ich sagte, dass ich dich jetzt küssen werde...“, log Yuu und amüsierte sich über Kouyas entgleitenden Gesichtszüge. „W.. Was? Spinnst du! Küss dich selber, da vorne ist ein Spiegel...“, sagte Kouya perplex, der insgeheim an Yuus Spielchen gefallen fand. „Passe! Ich geh lieber da drüben beim Teezubehör gucken...“, meinte Yuu plötzlich abwesend. „Oh... Aber ich dachte, du könntest mir beim Aussuchen helfen...“, fragte Kouya kleinlaut und hoffte, dass es sich Yuu nochmals überlegen würde. Wir waren schon beim Suchen nicht zusammen..., dachte er sehnsuchtsvoll, und blickte Yuu mit seinen grüngrauen Augen hoffnungsvoll an. „Nee, such du mal lieber alleine aus! Ich will nicht für fast das ganze Geschenk verantwortlich sein, Kouya.“, beschloss Yuu, und ging, sich verabschiedend, zum erwähnten Teezubehör. Kouya starrte ihm für einen kurzen Moment enttäuscht nach, und machte sich dann gedankenverloren ebenfalls auf den Weg. Na ja, immerhin ist er in der Nähe... Er seufzte hörbar. Yuu stand bei den Teetassen, und sah hinüber zu Kouya, der inzwischen in jeder Hand ein Püppchen hielt und sie gegeneinander abwog. Er konnte an Kouyas gequältem Gesichtsausdruck erkennen, dass ihm die Entscheidung nicht leicht fiel. Er lachte leise, und ließ seine Augen über Kouyas Körper wandern. Dieser trug eine einfach gehaltene hellblaue Jeans, die für seinen Geschmack viel zu tief saß. Würde Kouya keinen Gürtel tragen, dann säße sie definitiv nicht mehr dort, wo sie momentan saß. Yuu schmunzelte. Ein Nietengürtel ist mir bei ihm auch noch nicht untergekommen... Niedlich..., stellte Yuu grinsend fest, und ließ seinen Blick weiter nach oben schweifen. Auf die Hose trug Kouya ein gelbes Hemd, über das er einen grauen Pullunder gezogen hatte. Yuu fügte in Gedanken Kouyas weiße Sportschuhe hinzu, die dessen spannende Klamottenkombination perfekt abrundeten. Yuu konnte sich nicht satt sehen an ihm. Er liebte dessen volles, kurzes rotbraunes Haar, welches mit den grüngraue Augen eine unwiderstehliche Versuchung darstellte. Er dachte wehmütig an den letzten richtigen Kuss, der sich an der Uni ereignete, und nun schon eine Weile zurücklag. Kouya hatte ihm dabei mit dem Ergreifen der Initiative ein kleinen Schrecken eingejagt. Yuu hatte mit dieser Reaktion überhaupt nicht gerechnet. Umso glücklicher hatte ihn diese im Nachhinein gemacht, da er gespürt hatte, dass seine Küsse Kouya nicht im Geringsten zuwider waren. Yuu wandte seinen Blick von Kouya ab und schenkte seine Aufmerksamkeit den Teetassen. Er hatte beschlossen, eine für Kouya zu kaufen damit dieser, wenn er irgendwann bei ihm übernachten sollte, seine eigene Tasse besaß. „Hm... Die oder die...“, murmelte Yuu überlegend, und sah noch mal kurz zu Kouya rüber, in der Hoffnung, dass ihm allein dessen Anblick eine Hilfe für seine Tassenauswahl war. Er konnte sehen, dass Kouya inzwischen Hilfe von einer Beschäftigten bekam, die gerade über etwas lachte, was Kouya gesagt hatte. Yuu verspürte beim Anblick der beiden Eifersucht in sich aufsteigen. Woah... Ganz ruhig, Yuu! Es gibt keinen Grund für solche Gefühle... Er beobachtete weiter angespannt die Szene. Kouya schien sich für eines der beiden Kokeshi Püppchen entschieden zu haben, denn er ging zusammen mit der Beschäftigten in Richtung Kasse davon. Yuu sah ihnen kurz nach, bevor er sich wieder auf seine eigene Aufgabe konzentrierte. Er musterte beide in Frage kommenden Tassen mit einem intensiven Blick. Seine Wahl fiel auf die beigefarbene, die an einer Stelle ein schwarzes Ornament trug, welches einer Kirchblüte an einem Zweig ähnelte. Er lächelte zufrieden, und suchte eine andere Kasse als Kouya auf. Als er die Tasse bezahlt hatte, und sie hübsch in Geschenkpapier verpackt war, machte er sich auf die Suche nach Kouya. Er brauchte gar nicht weit gehen, als ihm dieser auch schon grinsend entgegen kam. Yuus Herz schlug für einen kurzen Moment unerhört laut. „Geschafft! Aber ich denke, es wird nur bei dem Püppchen bleiben... Dieses kleine Ding hat echt meinen finanziellen Rahmen gesprengt, aber ich bin glücklich damit. Ich hoffe, dass sie meiner Mutter gefallen wird!“, sprudelte es fröhlich aus Kouyas Mund, während er vor Yuu zum Halten kam. Er sah auf die Tüte in Yuus Hand, und hob fragend die Augenbrauen. „Du hast auch etwas gekauft?“, fragte er Yuu neugierig, und blickte in dessen schwarze Augen. „Mhm. Ja, habe ich.“, meinte Yuu ausweichend, und packte die Tüte in seinen Rucksack. „Und nun? Was machen wir jetzt?“, fragte dieser weiter ablenkend, als er seinen Rucksack schulterte. „Ich bin ja dafür, dass wir oben etwas Essen gehen, oder uns zumindest mit Essbarem eindecken, und das dann irgendwo gemütlich im Sitzen zu uns nehmen. Was denkst du?“, schlug Yuu hungrig vor. Kouya, ein wenig irritiert über Yuus Verschlossenheit bezüglich seines Einkaufes, nickte zustimmend. „Dann lass uns nach oben fahren! Ich bin nicht nur ziemlich hungrig, sondern auch zu faul, jetzt noch groß durch die Gegend zu rennen.“, meinte Kouya aufrichtig, und drängte Yuu zum Losgehen. „Okay, okay... Dann nach oben!“ „Sag mal Kouya, kann es sein, dass Hiroki auf Kagerou steht?“, fragte Yuu beiläufig, während er sich den nächsten Bambusspieß mit marinierten Auberginenscheiben zu Gemüte führte. Kouya, der sich gerade eine Gabel voll aufgedrehter Spaghetti mit Tomatensoße in den Mund stecken wollte, starrte überrascht zu Yuu, der ihm gegenüber saß. „Wie? Ich dachte, der steht auf Shino!?“, antwortete dieser humorig, und führte den Weg der Gabel zu Ende. Seine Gedanken wanderten zu seinem älteren Bruder. Kouya hatte nie darüber nachgedacht, ob Hiroki auch auf Männer stehen könnte. Bisher hatte er nur Frauen in dessen Leben gesehen. Er nahm an, dass Yuu mit Sicherheit mehr darüber wusste, aber er wollte diesen jetzt nicht danach fragen. Hirokis Verhalten auf der Einzugsparty am Samstag hatte ihn zwar etwas erstaunt, aber er fand den Zungenkuss zwischen Shino und ihm nicht annährend so schlimm, wie das Klopapier, das er zum Einzug von ihm erhalten hatte. Kouya verzog bei diesem Gedanken missmutig das Gesicht. Er hatte natürlich mitbekommen, dass sein Bruder ein Auge auf Kagerou geworfen hatte. Diese Tatsache beunruhigte ihn etwas, da er seinen Bruder in bestimmten Dingen sehr gut kannte. Würde dieser beginnen, Kia und Kagerou in die Beziehung zu funken, dann müsste er dies wohl oder übel stehen lassen. Er würde ihn weder zur Rede stellen, noch ihm verbieten, ihn in der WG zu besuchen, denn dieses Recht besaß er nicht. Diese Angelegenheit mussten dann schon Kia, Kagerou und Hiroki unter sich ausmachen. Schließlich trugen sie für sich selbst die Verantwortung und waren natürlich erwachsene Menschen. Dennoch war ihm bei dem Gedanken an Hiroki etwas unbehaglich zumute. Er fokussierte seinen Blick wieder auf Yuu, der ihn fragend ansah. „Ich wüsste manchmal zu gern, was da in deinem Kopf passiert, Kouya!“, meinte Yuu amüsiert, und trank einen Schluck Wasser. Er lächelte Kouya offen an. „Dein Gesicht verrät zwar nicht deine Gedanken, dennoch stellt es eine Bandbreite deiner Gefühlsregungen zur Schau, die einen immer wieder überraschen!“ Yuu lachte freundlich, während er das sagte. „Na ja, außerdem denke ich, dass die Beziehung zwischen Kia und Kagerou ausgezeichnet läuft. Da wird Hiroki wohl keine Chance haben, oder was meinst du?“, fragte Yuu Kouya mit wissenden Augen. Kouya sah auf seinen Teller, und seine Gedanken wanderten erneut zu Hiroki. Er war der gleichen Meinung wie Yuu. Hiroki würde bei dieser Sache wohl gegen eine Wand laufen. Aber was war mit Shino? Warum war Hiroki in der Lage gewesen, ihn so intensiv zu küssen, wenn er eigentlich auf Kagerou stand? Er fände es schrecklich, wenn sein Bruder Shino für seine egoistischen Zwecke benutzen würde. Er hoffte inständig, dass dessen Interesse an Kagerou nur von kurzer Dauer wäre, und Hiroki aufrichtiges Interesse an Shino entwickeln würde – es war natürlich nicht so, dass er unbedingt eine Beziehung zwischen seinem Bruder und seinem Mitbewohner herbeiwünschte, dennoch war dieser Gedanke recht spannend. Kouya drehte weiter gedankenverloren mit der Gabel in seinen Nudeln. „Wow Kouya! Das will ich sehen!“, meinte Yuu auf einmal belustigt, und starrte auf Kouyas Teller. „Was willst du... Oh?!“, meinte Kouya überrascht, als er seine Gabel anblickte. Er war so sehr in Gedanken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, dass sich eine nicht mehr mundgerechte Portion Nudeln um seine Gabel gelegt hatte. Er grinste schief. „Soll ich, oder willst du?“ Breit grinsend hob er seine Gabel an, und hielt sie Yuu unernst entgegen. Dieser war kurz in Versuchung, Kouyas Angebot anzunehmen, schon allein um dessen Reaktion sehen zu können, schüttelte dann aber ablehnend den Kopf. Stattdessen entschied er sich für eine andere Variante, Kouya aus der Reserve zu locken. Er blickte in dessen grüngraue Augen, in denen noch immer der Schalk saß und verspürte das Bedürfnis, sich nach vorne zu beugen, um Kouyas Lippen mit seinen zu verschließen. Das würde er natürlich hier nicht tun können. Er sah sich um. Das Restaurant war zwar nicht sehr voll, aber da sie von allen Seiten einsehbar am Fenster saßen, unterdrückte er sein Verlangen. Enttäuscht seufzend hatte er das Gefühl, vor lauter Begierde noch verrückt zu werden. „Anstatt über Hiroki und sein Liebesleben zu sprechen, sollten wir zur Abwechslung mal von unserem sprechen!“, sagte Yuu mit einem entwaffnenden Lächeln, dass Kouya den Atem raubte. Kouya schluckte – nicht nur der Nudeln wegen. Er sah sich unbehaglich um, aber es saß niemand in ihrer Hörweite. Yuu warf ihm einen durchdringenden Blick zu. Kouya bemerkte, dass er weiche Knie bekam und sein Herz zu rasen anfing. „Ich mein, wir wissen, dass wir einander mehr als mögen, aber wie geht’s weiter? Halten wir es vorerst vor Hiroki geheim? Oder gehen wir ihm gegenüber damit offen damit um? Was ist mit unseren Eltern? Wann und wie schlafen wir miteinander...“ Yuu wurde erwartet heftig von Kouya unterbrochen. Er begann zu grinsen. „Woah... Yuu! Mach mal halblang... Wenn ich dich so reden höre, dann bereue ich es fast, dir mei...ähm...meine Gefühle gestanden zu haben...“, sprach Kouya verunsichert mit bebender Stimme. Er suchte Yuus Augen, um darin dessen wirkliche Absichten erkennen zu können. Yuu erwiderte seinen Blick mit amüsiert blitzenden Augen und lachte sanft. „Du verunsicherst mich, Yuu! Du treibst schon die ganze Zeit deine Scherze mit mir... Du weißt aber, dass das auch nach hinten losgehen kann!? Ich meine, irgendwann schlägt das um und wer weiß, was dann passiert...“, brachte Kouya leise hervor und vermied es, Yuus Blick zu erwidern. Yuu, seinerseits nun über Kouyas ernste Erwiderung aus der Fassung gebracht, suchte nach besänftigenden Worten. „Tut mir leid, ehrlich... Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Nein. Das ist auch nicht richtig. Ich weiß was mit mir los ist... Ich bin hochgradig verliebt in dich und überglücklich, mit dir hier durchs Kaufhaus laufen zu können. Na ja, etwas fehlt mir schon...“, sprach Yuu zögernd und versuchte eindringlich Kouyas Blick einzufangen. „Ich bin sonst nicht so... Also, dass ich so mit sexuellen Anspielungen um mich werfe. Ich bin echt ein Gefühlstrampel, entschuldige... Aber ich will dich schon seit meiner Ankunft an der Parkbank küssen! Dieser Gedanke, na ja, dieses Verlangen besetzt momentan den Großteil meines Verstandes. Nicht sehr reif, was?“, fragte Yuu geknickt, und konnte endlich die grüngrauen Augen vor ihm sehen. „Dann lass uns gehen...“, meinte Kouya auf einmal, während eine leichte Röte seine Wangen überzog. Er erwiderte Yuus verwirrten Blick. „Also, ich meine, lass uns einen Ort hier im Haus suchen, wo ich dich küssen kann...“, sprach er leise mit zitternder Stimme. Yuu sah Kouya in die Augen, und sein Herz schlug ihm dabei bis zum Hals. „O...okay. Ich geh schnell zahlen, dann können wir los...“ Während Yuu dies sagte, verließ er eilig den Tisch in Richtung Kasse. Kouya sah ihm nervös nach. Kein Grund, nervös zu werden... Du willst es doch auch, Kouya! Seine Hände spüren, seine Küsse schmecken, seine Stimme ganz nah am Ohr hören... Ahhh...wenn du jetzt nicht aufhörst daran zu denken, dann kommst du vor lauter Pudding in den Knien hier überhaupt nicht mehr weg.... Ist doch schön! Dann kann er dich ja huckepack tragen..., dachte Kouya mit wachsender Erregung. „Spinner...“, murmelte Kouya leise zu sich selbst, und trank sein Glas leer. Er sah erwartungsvoll in Yuus Richtung, der inzwischen auf dem Weg zu ihm zurück war. Ein aufgeregtes Lächeln zierte dessen Gesicht. Als Yuu wieder am Tisch angekommen war, blieb er stehen und wartete, bis sich Kouya von seinem Platz erhoben hatte. Trotz weicher Knie schaffte es Kouya aufzustehen und er schenkte Yuu ein breites Lächeln. „Ich dachte schon, meine Knie würden nachgeben...“, sagte Kouya verlegen zu Yuu, der dessen Gesagtes mit einem unverschämtem Grinsen zur Kenntnis nahm. „Ich würde dich auch auf Händen tragen, wenn es sein müsste...“, sagte dieser schelmisch. „Hm, huckepack wäre mir aber lieber...“, stellte Kouya mit kaum hörbarer Stimme fest. Yuu sah ihn fragend an. „Oh...nichts! Ähm... Also, eigentlich ist es ja schon blöd, sich wegen einem Kuss so zu verstecken, immerhin leben wir in einem freien Land, oder?! Okay, ist natürlich nicht so einfach, wie es sich anhört. Na ja, außerdem möchte ich nicht, dass jemand von meiner Familie durch eine außenstehende Person etwas über mein Liebesleben erfährt. Deshalb, nun... Verdammt! Wohin also?“ Mit dieser Frage beendetet Kouya seine nervöse Erklärung und sah forschend zu Yuu rüber, der ihm schon halb den Rücken zugedreht hatte. „Toilette.“, war alles was dieser sagte, und setzte sich in Bewegung. Kouya musste augenblicklich an ihren ersten Kuss in der Bahnhofstoilette denken. Er starrte mit wachsender Erregung aufs Yuus Rücken. Der Kuss damals ging komplett von Yuus Seite aus, und kam für Kouya völlig unerwartet, dennoch hatte er ihn insgeheim genossen. Ihr zweiter an der Uni wandelte sich von einem einseitigen zu einem beidseitigen, der Kouya fast den Verstand raubte. Er lächelte wehmütig. Ihr dritter, und bisher auch letzter Kuss, geschah auf der Einzugsparty. Nun, einen Kuss kann ich das wirklich nicht nennen... Es war eher ein Hauch von Yuus Lippen auf meinen... Trotzdem löste er dieses unglaubliche Wohlgefühl in mir aus..., dachte Kouya glücklich und seufzte in freudiger Erwartung, während er Yuu völlig ergeben folgte. Sie entschieden sich, die Toiletten zwei Etagen tiefer aufzusuchen, und fuhren mit der Rolltreppe nach unten. Kouya wurde mit jeder verstreichenden Sekunde hibbeliger und er sah immer wieder verstohlen in Yuus Richtung. Dieser schien nach außen hin die Ruhe schlechthin zu sein, was Kouya irritierte. Das glaube ich jetzt nicht... Könntest du nicht wenigstens ein klitzekleines Bisschen deiner Aufregung zeigen, Yuu? Komme mir schon richtig blöd vor..., dachte Kouya beinah verärgert und beugte sich leicht nach vorn, um Yuu, der vor ihm auf der Treppe stand, leicht in den Nacken zu pusten. „Was... Oh...“, entfuhr es Yuu unkontrolliert laut, während er sich verlegen zu Kouya umdrehte und diesen mit glühenden Augen ansah. Yuus offen leidenschaftlicher Blick zauberte Kouya ein befriedigendes Lächeln ins Gesicht. „Es ist nichts! Mir war so danach...“, brachte dieser vergnügt grinsend hervor, und genoss den Anblick von Yuus attraktivem Gesicht. Dieser weitete überrascht seine Augen. Er lehnte sich zu Kouya rüber, um in dessen Ohr flüstern zu können. „So?! Dir war danach? Dann lass dich mal überraschen , wonach mir gleich ist...“, hauchte er ihm ins Ohr und streifte mit seinen Lippen dessen Hals. Kouya zuckte wie elektrisiert zurück und starrte zu Yuu, der ihm inzwischen den Rücken wieder zugedreht hatte. Er schluckte und fasste unbewusst an die Stelle an seinem Hals, die Yuus Lippen ganz leicht berührt hatten. „Willst du deinen Rucksack nicht lieber absetzen?“, flüsterte Yuu in Kouyas Ohr. Sie standen eng beieinander in der Toilettenkabine und warteten darauf, bis sie sich wieder allein im Raum befanden. Als sie vor wenigen Augenblicken die Toilette betreten hatten, waren sie nicht für sich gewesen – zwei weitere Gäste waren anwesend. Kouya suchte umgehend eine freie Kabine auf und Yuu stellte sich angespannt an das Waschbecken. Er wusch sich ausgiebig die Hände und blickte aus dem Augenwinkel zu den beiden anderen Gästen rüber, die im Begriff waren zu gehen. Als sie den Raum verlassen hatten, ging er zu der Kabine, in der Kouya verschwunden war, und bat um Einlass. Kaum hatte er sie betreten und sie wieder hinter sich verschlossen, vernahmen sie erneut das Geräusch der Eingangstür, die eine weitere Person ankündigte. Yuu seufzte kaum hörbar und blickte dabei sehnsuchtsvoll in Kouyas Augen. Dieser erwiderte seinen Blick mit gleicher Intensität und hoffte, dass Yuu ihn bald küssen würde, denn sonst verlöre er noch den Verstand. „Ich habe doch schon gesagt, dass ich den Rucksack nicht absetzen will...“, wisperte Kouya mit bebender Stimme, und fand ihre Unterhaltung völlig daneben. Er hielt Yuus körperliche Nähe kaum noch aus, und empfand das Warten als reinste Folter. Er hoffte inständig, dass die dritte Person im Raum bald gehen würde. Warum eigentlich warten? Es ist ja nicht so, dass Küssen mit Lautstärke zu tun hätte, oder? Okay, ich kann nicht dafür garantieren, dass mir eventuell ein Wohlfühlgeräusch über die Lippen rutschen könnte... Argh...ich halt das nicht mehr aus! Dann küsse ich dich eben einfach...., dachte Kouya voller Selbstvertrauen, suchte Yuus Augen und erstarrte. Als hätte dieser seine Gedanken gelesen, schloss er unverschämt grinsend seine Augen und wartete. Kouya schluckte. Er hatte das Gefühl, dass er da ein paar sehr merkwürdige Seiten an Yuu entdeckte, von denen er bisher noch nichts wusste und er sich erst einmal Gedanken darüber machen müsste, wie er mit ihnen umgehen sollte – nichtsdestotrotz fand er sie anziehend. Er holte tief Luft, drückte sich auf seinen Fußspitzen nach oben, um Yuus Lippen mit seinen zu bedecken. Bevor er aber dazu kam, konnte er hören, dass die weitere Person den Toilettenraum endlich verließ, und dann ging alles ganz schnell. Als würde die gehende Person ein Startschuss für Yuu darstellen, beugte sich dieser blitzschnell nach unten, und küsste Kouya. Dieser riss überrumpelt seine Augen auf und starrte auf Yuus nahes Gesicht. Kouya spürte, dass seine anfängliche Überraschung brennender Leidenschaft Platz machte, und er sich wie ein Ertrinkender an Yuus Rücken klammerte. Er erwiderte begeistert dessen Kuss und öffnete leicht seine Lippen, um Yuus Zunge willkommen zu heißen. Yuu nahm Kouyas Einladung mit wachsender Erregung an, und spielte gekonnt mit dessen Zunge fangen. Kouya spürte bei ihren kurzen Berührungen das vertraute Kribbeln durch seinen Körper laufen, welches mit jeder Sekunde stärker wurde. Er stöhnte heiser „Ngh... Oh... Nicht... Mhm...“, entschlüpfte es seinem Mund, als Yuu mit seiner Zunge seine Wange entlang fuhr und an seinem linken Ohr zum Halten kam. Kouya hielt den Atem an. Yuu erkundete Kouyas Ohr spielerisch, während er immer wieder heißen Atem sanft hinein blies. Kouya glaubte, er müsse vor Wonne ohnmächtig werden. „Hah... Yuu, warte... Ngh…” Kouya versuchte Yuu von sich zu schieben, aber seine schwindenden Kräfte ließen es nicht zu. „Was ist, Kouya? Gefällt es dir nicht? Habe ich dir nicht gesagt, dass ich dir zeigen werde, wonach mir ist...“, murmelte Yuu leise mir erregter Stimme in Kouyas Ohr. Er sah ihn anschließend mit schelmisch blitzend schwarzen Augen an, die Kouya erneut den Atem raubten. Verdammt! Verdammt, Yuu... Bevor ich hier vor Verzückung sterbe, werde ich wohl an Sauerstoffmangel gestorben sein..., dachte Kouya schief grinsend. Er sah dabei liebevoll zu Yuu rauf, der ihn mit glühenden Augen anblickte. „Natürlich gefällt es mir, Spinner... Ich bin nur... Also, überrascht, dass ich so empfindsam bin. Na ja, ich mein, ich habe so was vorher nicht gemacht... Auch nicht richtig. Geküsst schon, aber nicht jemanden...“, presste Kouya verlegen und kaum hörbar zwischen seinen Lippen hervor, als sie abermals von Yuus verschlossen wurden. Kouya ließ sich erneut fallen. Yuu bemerkte, dass mit jeder verstreichenden Minute, die er hier zu zweit auf diesem engen Raum mit Kouya verbrachte, er das Gefühl hatte, die Beherrschung zu verlieren. Er wollte auf keinem Fall Kouya zu etwas drängen, wofür die Umgebung alles andere als angebracht wäre. Dennoch fand er den Gedanken reizvoll, hier mit Kouya zu schlafen. Er konzentrierte sich wieder auf Kouyas zaghafte Berührungen, und lächelte innerlich darüber. Dort, wo ihn Kouyas Hände berührten, hinterließen sie einen heißen Abdruck, der für mehrere Sekunden anhielt, ehe er verblasste, um an andere Stelle erneut aufzublitzen. Er genoss das Gefühl. Yuu begann mit einer Hand sanft Kouyas Nacken zu streicheln, während sich seine Zunge forschend in dessen Mundhöhle austobte. Seine andere Hand wanderte an Kouyas Seite hinab zu dessen Hüfte. Er spürte Kouyas Erschaudern. Er überlegte kurz, ob er Kouya in den Schritt fassen sollte, aber entschied sich vorerst dagegen und ließ seine Hand weiter zu dessen Po wandern. „Uff... Yuu... Nicht weiter, sonst...“, sagte Kouya im flehentlichen Ton, als Yuu dessen Mund freigab und er küssend dessen Hals hinab glitt. „Ngh...“ Kouya schloss verzweifelt die Augen und versuchte sich darauf zu konzentrieren, nicht zum Höhepunkt zu kommen. Er biss sich auf die Unterlippe, aber selbst dieser Schmerz gesellte sich auf unerhört erregende Weise zu dem Rest seiner Empfindungen, und ließ ihn aufstöhnen. „Du bist unwiderstehlich, wenn du diese Geräusche machst, Kouya... Du solltest lieber aufpassen...“, flüsterte Yuu mit bebender Stimme in Kouyas Ohr und fühlte, dass seine eigene Erregung sich immer weiter nach oben schraubte. Ich muss jetzt aufhören, sonst kann ich bald nicht mehr aufhören... Kouya... Immerhin war mein Preis nur ein Kuss!, dachte Yuu gierig und ließ seine Hand von Kouyas Po nach vorn in dessen Schritt wandern. Er spürte dort Kouyas geballte Erregung durch die Berührung seiner Hand und war im Begriff dessen Hose zu öffnen, als er ein kurzes Erzittern spürte und Kouya ihn daraufhin laut atmend von sich schob. Kouya ließ den Kopf gegen Yuus Oberkörper gelehnt hängen, während seine Hände dessen Schultern umklammerten. Auf Yuus Gesicht erschien ein wissendes Lächeln. „Scheiße... Verdammt...“, brachte Kouya heiser hervor. „Ich habe doch gesagt, du sollst...“ Kouya konnte den Satz nicht beenden, da Yuu seinen Kopf mit dessen Händen sanft anhob und ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gab. „Es tut mir leid, Kouya... Ich habe dein Bitten überhaupt nicht wahrgenommen. Habe mich wohl hinreißen lassen.“, stellte er aufrichtig fest, und sah in Kouyas grüngraue Augen, in denen noch leicht das Glühen der langsam abebbenden Leidenschaft zu erkennen war. „Ähm, ich sollte mich wohl... Könntest du bitte die Kabine verlassen?“, fragte Kouya leise und wich Yuus Blick aus. „Oh!? Natürlich. Soll ich dir vielleicht eine neue...“, setzte Yuu an, als er sanft von Kouya aus der Kabine geschoben wurde. „Nein. Ich denke, es müsste auch so gehen. Ich gehe doch sowieso direkt nach Hause, also keine Umstände...“, sprach Kouya peinlich berührt. Yuu, der sich von außen an die Tür gelehnt hatte, schmunzelte leise. Sie waren noch immer allein und darüber war er froh, denn er wollte diesen Augenblick mit niemand Fremden teilen. Der Gedanke daran, dass Kouya schon unter seinen wenigen Berührungen zum Höhepunkt kam, ließ ihn grinsen. Natürlich war er etwas enttäuscht darüber, dass er nicht zu seinem gekommen war, aber auf der anderen Seite durchströmte ihn große Erleichterung, denn er wollte mit Kouya ihr erstes Mal bestimmt nicht in einer Kaufhaustoilette erleben. Er lachte leise. „Was ist so witzig? Machst du dich etwa lustig über mich?“, fragte Kouya verunsichert durch die geschlossene Tür. „Wie kommst du darauf?! Ich lache, weil ich ein Idiot bin!“, meinte Yuu fröhlich. „Oh? Auch schon gemerkt?“, frotzelte Kouya gut gelaunt zurück. „Und? Wie war der sehnsuchtsvoll erwartete Kuss?“, fragte Yuu neugierig. Er bemerkte, dass Kouya die Kabine verlassen wollte, und trat einen Schritt zurück. „Hm...“, hörte er Kouya sagen, als dieser im Spalt der sich öffnenden Tür erschien. „Irgendwie schmeckte alles nach mariniertem Gemüse, wenn ich mich nicht täusche!“, sprach er grinsend und wurde dabei sanft von Yuu in dessen Arme gezogen. Dieser wollte ihn gerade küssen, als sie das Öffnen der Eingangstür vernahmen. Enttäuscht entließ Yuu Kouya aus seinen Armen. Dieser ging lächelnd zum Waschbecken rüber, und betrachtete Yuu durch den Wandspiegel. „Wenn ich hier fertig bin, können wir gehen.“ Als sie einen kurzen Augenblick später gemeinsam zur Tür gingen, beugte sich Yuu zu Kouya rüber. „Nun, dein Tomatengeschmack war auch nicht unbedingt abtörnend...“, meinte dieser zärtlich und berührte für einen kurzen Moment Kouyas Hand, als sie den Raum verließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)