Küchengeflüster von Benjy ================================================================================ Kapitel 8: Aufbruch ------------------- „Was zum...“, Yuu sah sich irritiert in der Hofeinfahrt des Satō-Wohnsitzes um. Der kleine Transporter stand offen, und war schon reichlich mit Umzugskartons gefüllt. Er sah auf seine Uhr. Es war kurz vor acht. Das verstehe ich nicht. Ich dachte, es sollte erst um acht Uhr losgehen? Habe ich mich etwa verhört..., überlegte er nervös. Er blickte zum Hauseingang, als dort plötzlich Hiroki mit einer Kiste erschien. „Yo Yuu! Da bist du ja endlich!“, rief Hiroki fröhlich, als er zum Transporter ging, und dort die Kiste verstaute. Yuu sah in sprachlos an. „Ich dachte, ihr beginnt erst um acht? Aber wie ich sehe, habt ihr schon früher begonnen. Warum habt ihr mir nicht bescheid gegeben? Ich wäre auch schon eher gekommen!“, entgegnete Yuu ein wenig enttäuscht. „Dachte ich mir. Na ja, Kouya konnte vor Aufregung nicht mehr schlafen, und deshalb ist er um halb sieben aufgestanden. Er hat mich bekniet, den Transporter schon früher als geplant zu holen, damit er anfangen kann, die Sachen einzuräumen. Ich habe ja erst mit dem Kopf geschüttelt, aber du kennst Kouya. Er hat nicht locker gelassen, und so haben wir um kurz nach sieben mit dem Einräumen begonnen. Wir sind hier auch schon fast fertig. Dann trägst du halt mehr Kartons, wenn wir in der WG ankommen, okay? Und schau nicht so enttäuscht! Verpasstes Kistenschleppen ist nicht wirklich etwas, worüber es sich lohnt betrübt zu sein!“ Er schlug Yuu freundschaftlich auf den Rücken, und schob ihn vor sich her, in Richtung Hauseingang. „Das verpasste Schleppen ist bestimmt nicht der Grund, warum ich enttäuscht bin, du Holzklotz...“, murmelte Yuu leise vor sich hin. „Hast du was gesagt?“, fragte Hiroki neugierig. „Nein, wie kommst du darauf?“, meinte Yuu ausweichend, und ging etwas schneller durch die Eingangstür, als er eigentlich wollte. Dort stolperte er ungeschickt über eine im Weg stehende Tasche, und fiel. Er schlug dabei leicht mit seinem Kopf auf das Regal, welches neben die Tasche platziert worden war. Er fluchte, und ächzte hörbar, als er sich aufsetzte, und dabei seine Stirn hielt. Er blickte nach vorn, und sah Kouya, der gerade zusammen mit einer jungen Frau die Treppe hinunter kam. Yuu sah irritiert zu ihm rüber, und dann zur Frau, die ihn aus großen Augen anstarrte. Wer ist das? Vielleicht der Grund, warum ich nicht kommen sollte?, dachte Yuu bitter, als er Hiroki hinter sich brüllen hörte. „Hey Yuu, was machst du denn? Ist alles in Ordnung? Zeig mal her!“, sagte Hiroki entgeistert, und kniete sich vor Yuu. Er nahm dessen Kinn in die Hand, und drehte den Kopf zu sich, um die Wunde ansehen zu können. Inzwischen waren auch Kouya und die unbekannte Frau näher gekommen, und blickten bestürzt auf sie hinab. Kouya sah, dass Yuu aus einer kleinen Platzwunde auf der Stirn blutete. Er wurde blass. „Yuu, alles okay? Tut dir der Kopf weh?“, fragte Kouya beunruhigt, und musterte fragend Yuus Gesicht, der es aber vermied, ihn anzusehen. Was ist mit dir? Warum schaust du mich nicht an?, dachte Kouya enttäuscht, während Yuu mit Hilfe von Hiroki aufstand, und beide in Richtung Bad gingen. „Kein Grund zur Sorge, Kouya! Ich kümmere mich darum. Du und Hitomi könnt einfach weiter machen, okay?“, sprach Hiroki bestimmend, als er zusammen mit Yuu im Bad verschwand. Kouya sah beiden aufgewühlt nach, als ihn Hitomi anstupste, und ihn nach draußen drängte. „Keine Zeit zum Träumen, Ya-chan! Es gibt noch viel zu tun!“, sprudelte es heiter aus Hitomi heraus, die auf den Transporter zusteuerte. „Hey! Du sollst mich nicht so nennen! Wie oft soll ich dir das noch sagen, Hitomi!“, meinte Kouya genervt. „Außerdem sind wir fast fertig! Du kannst also auch gleich das Weite suchen, bevor ich meine Geduld mit dir verliere!“ , warf Kouya sofort hinterher, und grinste dabei fröhlich über das ganze Gesicht. In Gedanken war er aber bei Yuu, der von Hiroki verarztet wurde. Warum hast du meinen Blick nicht erwidert? Habe ich etwas falsch gemacht? Verdammt, Yuu... Ich wäre am liebsten sofort zu dir gerannt, als ich dich stürzen sah. Vielleicht bilde ich mir ja auch alles nur ein, aber..., seine Gedanken wurden durch Hitomi unterbrochen, die ihn leicht gegen die Schulter boxte. „Hey! Sollst du so fies zu deiner lange nicht gesehenen Freundin sein?“, sagte Hitomi, während sie sich spielerisch in Kouyas Arme warf. Er musste grinsen. Er sah zufällig Richtung Hauseingang, und sein Lächeln gefror auf seinen Lippen. Dort stand Yuu mit einem Pflaster auf der Stirn, und beobachtete sie. Er drehte sich mit einer unergründlichen Miene um, und verschwand im Haus. Kouya sah ihm verlegen nach, und befreite sich aus Hitomis Armen, die sich lautstark darüber beklagte. Mist, wie blöd ist dass denn jetzt... Der wird doch wohl nicht ernsthaft denken, dass ich eine Freundin habe?! Oh Kouya, du bist ein Idiot! Natürlich denkt er das, immerhin wissen wir so gut wie nichts voneinander. Und die Küsse nimmt er jetzt bestimmt auch nicht mehr ernst... Was mache ich nun? Ich habe noch nicht einmal Zeit, die Sache aufzuklären... Verdammt!, dachte Kouya verunsichert, und schlich mit einer fröhlich schwatzenden Hitomi zurück zum Haus. Kouya sah gedankenverloren aus dem Beifahrerfenster. Neben ihm saß Hitomi, die aufgeregt mit Hiroki redete. Eigentlich war es so geplant gewesen, dass Hitomi nach dem Einladen des Transporters nach Hause gehen sollte, aber sie wollte unbedingt sein neues Zuhause kennen lernen. Dafür hatte sie ihn und Hiroki so lange bearbeitet, bis sie genervt zugestimmt hatten. Yuu sollte ursprünglich hier neben mir im Auto sitzen... Darauf hatte ich mich so gefreut... Heute läuft aber auch nichts so, wie es laufen sollte! Ich hätte die Pläne nicht verändern sollen... Wäre ich mal lieber einfach im Bett liegen geblieben... Ich bin selbst dran schuld..., dachte Kouya, und verzog trübsinnig das Gesicht. Er dachte kurz an Yuu, der allein mit Hirokis Auto folgte. Er hatte nicht den Mut besessen, Yuu zu fragen, ob er bei ihm im Auto mitfahren könnte. Der Grund für seine Zurückhaltung war die letzte halbe, im Haus verbrachte Stunde, in der Yuu nur das Dringendste mit ihm geredet hatte. Kouya wurde zu diesem Zeitpunkt mit jeder Minute trauriger. Er hatte gehofft, dass sich eine Möglichkeit ergeben würde, um Yuu allein sprechen zu können, aber diese kam nicht zustande. Zum einen, weil es noch etliches zu tun gab, und zum anderen klebte Hitomi ununterbrochen an seinen Fersen, was die Situation nicht entschärfte, sondern eher verschlimmerte. Kouya seufzte hörbar. „Alles in Ordnung, Ya-chan? Bekommst du schon Heimweh?“, fragte Hitomi, die ihn besorgt ansah. „Nein, alles okay. Bin nur etwas müde, das ist alles.“ Er schenkte ihr ein kleines Lächeln, bevor er wieder aus dem Fenster sah, und sich seinen Gedanken an Yuu hingab. Es war kurz vor zehn, als sie vor dem Gebäude hielten. Kouya erkannte Kia und Kagerou, die schon auf sie warteten. Er verdrängte seine trübseligen Gedanken, sprang aus dem Transporter, und ging freudenstrahlend auf sie zu. Während sie einander begrüßten, traten Hiroki, Hitomi und Yuu zu ihnen. Sie blickten einander neugierig an, als Yuu begann, die unbekannten Personen vorzustellen. „Darf ich vorstellen, das ist Takahashi, Kia und die Person neben ihm ist Suzuki, Kagerou, zwei meiner drei Mitbewohner. Itō, Shino, die dritte Person, wartet oben auf uns.“, erklärte Kouya lächelnd, während Kia und Kagerou den anderen zunickten. Kouya fuhr fort, um Yuu und Hitomi vorzustellen. „Und das sind Tanaka, Hitomi und Kimura, Yuu, zwei Freunde, die gekommen sind, um mir zu helfen. Nun, und Hiroki kennt ihr ja bereits schon.“, meinte Kouya freundlich, und sah besorgt zu Yuu, der ihm etwas blass vorkam. Was hast du auf einmal? Du warst doch eben nicht so blass? Seltsam... Hast du dir den Kopf doch schlimmer gestoßen?, grübelte Kouya gedankenverloren, als ihn Kias Lachen aus seinen Gedanken riss. „So?! Du hast also einen Spitznamen, Kouya? Ya-chan! Das ist ja echt niedlich! Dann haben wir also einen Ya-chan, und einen Ka-chan in unserer WG!“, sagte Kia amüsiert, während er Hitomi breit angrinste, die mit schelmisch blitzenden Augen zurück grinste. Kia entging dabei der böse Blick, den ihm Kagerou zuwarf. „Was zum.. Hitomi! Was habe ich dir vorhin gesagt?! Du sollst es unterlassen, diesen Namen auszusprechen, vor allem in der Öffentlichkeit!“, entgegnete Kouya entrüstet, und eine leichte Röte überzog seine Wangen. Er sah verlegen zu Kia, der ihn gut gelaunt anlächelte, und ging anschließend zum Transporter, um mit dem Ausladen beginnen zu können. Kagerou gesellte sich zu ihm. „Hey Kouya, mach dir nichts draus! Kia ist schon den ganzen Morgen unerträglich gut drauf. Vielleicht freut er sich insgeheim auf das Bier heute Abend. Keine Ahnung, aber vielleicht können wir es ihm dann heimzahlen!“, sagte Kagerou verschwörerisch zu Kouya, der ihn nur anstarren konnte, und dabei heftig nickte. Er musste lächeln. Ich glaube, ich habe dich richtige Entscheidung getroffen, hier einzuziehen..., dachte er glücklich, und nahm sich den ersten Umzugskarton. Kagerou, Yuu, Hitomi und Kouya standen dicht gedrängt mit ihren Kisten im Fahrstuhl, als dieser anhielt, und den Weg wieder frei gab. Kagerou ging als erstes hinaus, ihm folgend Hitomi, die sich angeregt mit ihm unterhielt. Himmel, sie schließt schneller Freundschaften, als ich es je könnte..., dachte Kouya geistesabwesend, als er Yuus Blick bemerkte. Er schaute zu ihm rüber, und erwiderte dessen durchdringenden Blick. Er spürte plötzlich, dass er auf diesen Augenblick schon den ganzen Morgen gewartet hatte. Am liebsten hätte er seine Kiste fallen gelassen, und Yuu umarmt. Er wollte gerade etwas sagen, als Yuu das Wort ergriff. „Ich komme mit meiner Kiste nicht vorbei, wenn du nicht vorgehst...“, stellte Yuu eisig fest, und wartete. „Oh?! Tut mir leid, ich geh schon.“, sagte Kouya, der versuchte, nicht zu enttäuscht zu klingen. Er ging voraus, und spürte Yuus Blick im Rücken. Im Vergleich zur letzten Begegnung, fühlte sich das alles andere als angenehm an. Er unterdrückte ein Seufzen und trat durch die Wohnungstür, wo er sogleich herzlich von Shino begrüßt wurde. „Yo Kouya! Wie geht es dir? Wie ich sehe, bist du fleißig...“, feixte Shino, während er an Kouya vorbei sah, und Yuu bemerkte. „Eh?! Yuu?! Was machst du denn hier?“, fragte Shino verblüfft. Kouya drehte sich stutzig zu Yuu um, und bemerkte, dass dessen Gesicht wieder an Farbe verloren hatte. Er schaute interessiert zurück zu Shino, der Yuu freundlich anlächelte. Was hat das zu bedeuten? Woher kennen sich die beiden? Yuu... Ich versteh gar nichts mehr..., dachte Kouya verwirrt. „Du bist mit Kouya befreundet? Wenn ich das gewusst hätte, dann...“, Shino verstummte plötzlich, und sah aufmerksam zu Kouya rüber, der ihn fragend anblickte. „Sag mir nicht, es ist das, was ich denke?“, fragte Shino ungläubig in Yuus Richtung, der ihn plötzlich gehetzt ansah, und das Wort ergriff. „Hallo Shino, was für eine Überraschung! Die Welt ist doch kleiner, als manch jemand zugeben mag! Ich bin hier, um einen Freund zu helfen, wie du siehst. Aber wenn ich gewusst hätte, dass du auch hier bist, dann hätte ich mir den Weg sparen können. Du hast das Kistenschleppen nötiger als ich...“, sagte Yuu mit erzwungener Heiterkeit, und sah angestrengt zu Shino. Er betete, dass Shino das Thema fallen lassen würde. Er wollte hier und jetzt auf keinen Fall seine Gefühle für Kouya preisgeben. Er sah zu Kouya hinüber, der ihn mit forschenden Augen anblickte. Er rutschte auffällig die Kiste auf seinen Armen zurecht, und hoffte, dass einer der beiden diese Geste richtig las, als auf einmal Hitomis Stimme zu hören war. Yuu dankte ihr insgeheim für die Unterbrechung. „Oh Ya-chan! Dein Zimmer ist wundervoll! Ich beneide dich! Wenn ich zurück ins Ausland gehe, dann werde ich mir auch ein Zimmer in einer WG suchen!“, meinte Hitomi verträumt, während sie an ihnen vorbeieilte und sich wieder auf den Weg nach unten machte. Kouya hatte nicht einmal Zeit, sie wegen des Spitznamens zu rügen. „Ihr solltet eure Kisten ebenfalls abstellen!“, sagte Shino auf einmal, während er in den Hausflur trat, und Hitomi nach unten folgte. „Er hat recht. Wir stehen echt blöde hier rum... Folge mir einfach.“, sprach Kouya unsicher, als er Yuu den Rücken zudrehte, und den Flur entlang ging, der zu seinem Zimmer führte. Yuu folgte ihm stumm. Auf halbem Wege kam ihnen Kagerou lächelnd entgegen, der ebenso wieder nach unten marschierte. Yuu betrat hinter Kouya das Zimmer, und war erstaunt. Es war nicht sehr groß, dafür aber sehr hell. Es hatte ein großes Fenster mit einer breiten Fensterbank, die zum Sitzen einlud. Zudem eine Tür, die zu einem weitläufigen Balkon führte. Er stellte die Kiste an einen freien Platz, und schaute sich genauer um. Er trat ans Fenster, und sah hinaus. Die Aussicht war erstaunlich schön. Es gefiel ihm hier auf anhieb. Er spürte, dass ihn Kouya beobachtete, und wandte sich ihm zu. Er blickte ihm in die Augen, und unterdrückte sein Verlangen, Kouya in seine Arme zu schließen. Am liebsten würde ich die Zimmertür abschließen, und damit alles aussperren, was deine Aufmerksamkeit von mir ablenken könnte..., dachte Yuu besitzergreifend, und verspürte seine wachsende Erregung. Er wollte Kouya auf der Stelle Küssen. Er trat einen Schritt auf ihn zu, während er zu ihm sprach. „Kouya, es tut...“, er wurde durch Kia unterbrochen, der plötzlich in der Tür erschien. „Wow, ihr habt es aber schon weit gebracht!“ Er sah beide verschmitzt an, während er die Kiste abstellte. Kouya und Yuu waren nicht sicher, wie sie Kias Bemerkung einordnen sollten, und sahen betreten zu Boden. „Eh? Was ist denn das für eine Reaktion? Ihr solltest euch lieber entschuldigen, und eiligst nach unten laufen, damit die anderen nicht alles allein hoch tragen müssen!“, sagte er in spielerischer Ernsthaftigkeit, und sah belustigt von einem zum anderen. „Oh ja, habe ich fast vergessen!“, entgegnete Kouya entschuldigend, und ging eilenden Schrittes aus dem Zimmer. Kia sah ihm verdutzt hinterher. „Äh, du hast aber verstanden, dass ich das nicht ernst gemeint habe, oder?“, fragte Kia unsicher an Yuu gewandt, der lachen musste. „Ja, ich glaube schon.“, sagte Yuu heiter, und grinste Kia an. „Oh Yuu, äh, ich darf doch dich doch Yuu nennen, oder?“, fragte Kia, und sah, dass dieser zustimmend nickte, bevor er weiter redete. „Ich habe gerade von Shino erfahren, dass ihr beide euch kennt. Das nenne ich mal einen Zufall! Da gibt es heute Abend ja eine Menge zum Anstoßen, oder was meinst du?“, sagte Kia und blickte fragend zu Yuus. „Sieht so aus. Ich bedanke mich mal lieber im Voraus für die Gastfreundschaft, falls ich heute Abend zu betrunken sein sollte, das noch zu tun.“, entgegnete Yuu grinsend und erntete damit einen kameradschaftlichen Klaps auf den Rücken. „Das sind Worte, die ich gerne höre!“, sagte Kia begeistert, während er zusammen mit Yuu nach unten ging, wo weitere Kisten auf sie warteten. Es wurde langsam dunkel. Kouya saß in seinem Zimmer auf dem Boden, und seufzte laut. Vor ihm befand sich sein Schrank, dessen Inhalt er nun schon zum vierten Mal neu einsortierte. Er konnte sich einfach nicht entscheiden, wo er was unterbringen sollte. Er unterbrach diese mühselige Aufgabe, und sah sich in seinem Raum um. Hm. Sieht doch schon ganz wohnlich aus! Gute Arbeit, Kouya!, dachte er zufrieden und rief sich die vergangenen Stunden zurück in sein Gedächtnis. Nachdem alles nach oben gebracht worden war, blieben Hitomi, Yuu und Hiroki noch kurz auf eine Erfrischung, bevor sie erst einmal die WG wieder verließen. Sein Bruder und Yuu wollten gegen acht wieder hier sein, aber Hitomi musste passen, da sie schon anderweitig etwas vorhatte. Sie versprach Kouya aber, in den kommenden Tagen zu Besuch zu kommen. Seine Gedanken blieben bei Yuu hängen. Er hatte im Laufe des Morgens erfahren, dass sich Shino und Yuu aus der Videothek kannten, in der Shino arbeitete. Es war Yuus favorisierte Videothek, so dass es irgendwann dazu gekommen war, dass er und Shino Freunde wurden. Yuu half dort sogar ab und zu aus. Es bekümmerte Kouya ein wenig, dass er von solchen Dingen, die Teil von Yuus Leben waren, nichts wusste. Ich weiß so wenig von dir... Werde ich die Chance haben, dich wieder näher kennen zu lernen? Darf ich dich offen lieben, oder muss ich mein Verlangen unterdrücken..., überlegte er schwermütig, und räumte die letzten Gegenstände gedankenverloren zurück in seinen Schrank. Er stand auf, und schob die restlichen Kisten erst einmal an die Seite, da er heute keine Lust mehr hatte, sie auszuräumen. Er gähnte laut, als es an seiner angelehnten Zimmertür klopfte. „Ja?“ Die Tür öffnete sich ein Stück, und Kagerou erschien grinsend im Spalt. „Alles okay bei dir? Du bist jetzt schon seit Stunden in deinem Zimmer, und wir haben kaum ein Geräusch gehört. Kia schickt mich, weil er sich Sorgen macht...“, sagte Kagerou, während er bei Kias Namen entnervt die Augen rollte, aber gleichzeitig ein sanftes Lächeln auf den Lippen hatte. „Also, ich, ähm, ich habe die ganze Zeit meine Kartons ausgeräumt. Hätte ich zu euch kommen sollen?“, fragte Kouya unsicher, und sah Kagerou an. „Ach was! Lass dich nicht so verunsichern! Du kannst hier machen, was du willst. Außerdem ist uns allen klar, dass du erst einmal dein Zimmer einrichten willst. Kia kann es nur nicht erwarten, bis die kleine Willkommenfeier endlich losgeht!“, meinte Kagerou, während er Kouya freundlich anschaute. „Ich bin hier eigentlich fertig! Oder ich sollte wohl eher sagen, ich beende vorerst das Einräumen, da ich dafür keine Energie mehr habe.“ Kouya sah sich in seinem Zimmer um, und grinste schief. „Ich komme gleich nach vorn, und dann kann Kia endlich sein lang ersehntes Bier trinken.“, sagte Kouya spöttisch, und sah dabei breit grinsend zu Kagerou, der ihn wissend anlächelte. „Okay. Dann kann unsere Mission also beginnen?! Ich hoffe wirklich, dass es klappt.“, brachte Kagerou listig hervor, während er Kouya dabei zusah, wie dieser sich ein frisches T-Shirt anzog. Was mache ich hier!? Nicht glotzen, sondern auf zum spaßigen Teil des Tages!, dachte Kagerou schadenfroh, als er das Zimmer verließ, und zurück in die Küche ging. Als Kouya mit Umziehen fertig war, schlüpfte er aus seinem Zimmer, und ging Richtung Küche, als es an der Haustür klingelte. Sein Herz hüpfte vor Freude, da er wusste, da das nur Hiroki und Yuu sein konnten. Yuu..., dachte Kouya verträumt, und ging einen Schritt schneller, um vor ihnen in der Küche Platz nehmen zu können. Kouya saß verdrießlich auf seinem Stuhl, und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Er wurde nicht darüber fertig, dass sein Bruder Hiroki die Peinlichkeit besaß, ihm zum Einzug eine Packung Toilettenaper zu schenken. Als nämlich Hiroki und Yuu vor mehr als einer Stunde hier ankamen, überreichte ihm Hiroki feierlich die Packung. Kouya dachte, er müsse im Boden versinken, als er die spöttisch, fragenden Blicke der anderen bemerkte. Hi-chan, manchmal glaube ich wirklich, du bist noch ein Kind. Ich frage mich echt, was dich da bloß geritten hat..., dachte Kouya noch immer beschämt, und versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Er sah zu Hiroki, der sich fröhlich die inzwischen dritte Flasche Bier öffnete und seufzte ungewollt hörbar. „Kouya, alles in Ordnung?“, fragte Shino, der ihn angeheitert ansah. „Äh, ja, mir geht’s gut. Ich glaube, der Schlafmangel, und das frühe Aufstehen machen sich bemerkbar.“ Er grinste schief in Shinos Richtung, der ihm seine Flasche zum Anstoßen entgegenhielt. „Wenn das so ist, dann trink mal lieber dein Bier etwas schneller, damit sich der Abend auch für dich lohnt!“, meinte Shino aufrichtig, während er seine und Kouyas Flasche zusammenführte. Er trank einen Schluck, und bemerkte, dass seine Müdigkeit nicht nur von der heutigen Arbeit, und dem frühen Aufstehen kam. Ein Glas Sake, zwei Flaschen Bier... Ich bin schon fast an meinem Limit!, dachte er, und musste dabei über sich selbst grinsen. „Woah Kouya! Du wechselst deinen Gesichtsausdruck aber auffallend schnell von einem Extrem hin zum anderen!“, meinte Kia erstaunt, und sah anschließend rüber zu Kagerou. „Kagerou hier ist ein Meister dieser Kunst!“, quasselte Kia angetrunken, während er erfolglos versuchte, dessen Hand zu küssen. Kia! Du Idiot, pass auf, was du tust!, dachte Kagerou einen kurzen Moment besorgt, während er seine Hand außer Reichweite brachte. Aber seine Befürchtungen verschwanden so schnell, wie sie aufgetaucht waren, da Kia wieder von ihm abließ. Es war nicht so, dass Kagerou absichtlich ihre Liebesbeziehung geheim halten würde, aber er hatte jetzt einfach keine Lust auf homoerotische Aufklärungen. Er sah zu Kouya rüber, der, leicht angetrunken, mit seinen Augen an Yuu klebte. Falls Yuu wirklich dieser Lieblingsstammkunde aus Shino Videothek ist, dann fresse ich einen Besen, wenn Kouya nicht sein Angebeteter ist! Wie süß! Verstohlene Blicke, verlegenes Wegsehen... Hach, da wünsche ich mich fast an die Anfangszeit meiner Beziehung mit Kia zurück!, träumte Kagerou, als ihm Hiroki ungefragt sein leeres Glas erneut mit Sake füllte. „Ich dachte mir, bevor du auf dem Trockenen sitzt, komme ich, und rette dich!“, entgegnete Hiroki ausgelassen auf Kagerous fragenden Blick. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich meinen, Hiroki hat eine homosexuelle Neigung... So, so. Beide Brüder, und keiner weiß über den anderen Bescheid. Wird immer besser... Die beiden sind echt ein gefundenes Fressen für Kia und seine Forschung! Genetisch, biologisch oder soziokulturell gewachsene Homo-, Hetero oder Bisexualität, keine Ahnung, spielt letztlich eh keine Rolle, wenn Gefühle im Spiel sind, und diese auch ausgelebt werden... Aber basieren Gefühle nicht auf biochemischen, wie neurologischen Prozessen? Sind sie abgespeicherte Erfahrungen? Maaaan Kagerou! Hast du einen Knall, jetzt so wirres Zeug zu denken, wenn du eigentlich die Vorbereitungen für die Mach-Kia-lächerlich-Mission treffen solltest? Kagerou stoppte seine gedanklichen Ausschweifungen, und sah zu Hiroki rüber, der noch immer auf eine Antwort zu warten schien. „Vielen Dank, Hiroki! Du kannst Gedanken lesen. Ich hatte gerade selbst vor, mir mein Glas wieder zu füllen!“, sprach Kagerou mit einem umwerfenden Lächeln an Hiroki gerichtet, als plötzlich Shino neben ihm einen Schmerzenslaut von sich gab. „Was zum...“, fluchte Shino, und schaute verärgert zu Kia, der ihn entschuldigend ansah. Kagerou folgte Shinos Blick, und traf auf Kias eifersüchtige Augen. Er schenkte Kia ein unverschämtes Lächeln, und kam zu dem Entschluss, dass es an der Zeit war, ihn für seine angesammelten frechen Taten zu bestrafen. „Wir sind mit dem Essen fertig, oder?“, fragte Kagerou auf einmal, und zwinkerte Kouya zu. Zustimmendes Stimmengewirr erhob sich, als er aufstand, und begann, den Tisch abzuräumen. Kouya und Yuu halfen ihm dabei. Die anderen blieben gemütlich am Tisch sitzen, und ließen ihre Scherze auf sie niederprasseln. Kagerou schüttelte genervt seinen Kopf, während er den Tisch abwischte. Er verkniff sich die ein, oder andere Bemerkung, und ging, als er fertig war, aus dem Zimmer. Kia sah Kagerou irritiert nach, und folgte ihm kurze Zeit später. „Hey! Alles okay, oder bin ich dir zu anstrengend heute?“, fragte Kia leise, als er Kagerou im Flur überraschte. Er nahm ihn in seine Arme, und drückte ihm sanft einen Kuss auf den Mund. „Ngh... Nicht! Was ist, wenn jemand kommt?“, hauchte Kagerou verschwörerisch. „Egal. Ich will meinen Geliebten jetzt einfach küssen!“ Kia schloss die Augen, während er Kagerou dieses Mal eine Spur leidenschaftlicher küsste. Kagerou ließ es geschehen, und verlor sich beinah in dem berauschenden Gefühl, als er plötzlich Yuu hinter Kias Schulter stehen sehen konnte. Er unterbrach hastig den Kuss, und räusperte sich, um damit Kia auf Yuus Anwesenheit aufmerksam zu machen. „Was ist los? War dir das nicht intensiv genug?“, Kia langte erneut nach Kagerou, der ihm stattdessen auf den Fuß trat. Kia rieb sich protestierend den Fuß, während Kagerou hörbar seufzte. „Yuu, wenn du in das Bad möchtest, das ist frei, wie du siehst...“, sagte Kagerou ergebend, während sich Kia verlegen zu Yuu umdrehte. „Yo Yuu! Lange nicht gesehen! Kann ich dir im Bad Gesellschaft leisten, denn da wollte ich ursprünglich auch hin, wenn mich nicht diese betörende Person aufgehalten hätte...“, er sah schelmisch zu Kagerou, der fragend die Augenbrauen hob. „Also, ja, ich wollte zur Toilette, aber ich hatte nicht vor, euch zu stören. Tut einfach so, als wäre ich nicht da, und macht weiter...“, murmelte Yuu leise, und schlich verlegen an ihnen vorbei zum Bad. Kia und Kagerou sahen sich verdutzt an. „Ach ja, was hältst du da eigentlich die ganze Zeit schon hinter deinem Rücken, Kagerou?“, wollte Kia neugierig wissen, der die Begegnung mit Yuu schon längst hinter sich gelassen hatte. Kagerou sah ihn geheimnisvoll an, und grinste verwegen. „Mhm. Das wirst du noch früh genug erfahren. Du musst dich ein wenig in Geduld üben.“, sagte Kagerou, gab Kia einen flüchtigen Kuss auf die Wange, und ging zurück zur Küche. Kia blickte ihm hinterher, und stellte sich anschließend grübelnd gegenüber der Badtür auf. Yuu starrte in den Spiegel, während er seine Hände wusch. Er musste an Kia und Kagerou denken, die sich vor seinen Augen im Flur geküsst hatten. Weiß Kouya davon? Hat er sich deswegen für diese WG entschieden? Hm... Bestimmt nicht. Die beiden haben bisher auch nicht wie ein Paar auf mich gewirkt. Und was ist mit Shino? Apropos Shino, hat er nicht gesagt, dass er am Samstag eine Person sieht, die es ihm angetan hat... Meint er damit etwa Kouya? Hoffentlich nicht...aber er hat zumindest eins und eins zusammengezählt, und erraten, dass Kouya die Person ist, von der ich ihm ständig erzähle. Ob er sich verplappert..., dachte Yuu angespannt, und trocknete seine Hände ab. Er öffnete die Tür, und stand plötzlich Kia gegenüber, der ihn erwartend anlächelte. „Yo! Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr raus.“, meinte Kia, während er Yuu Platz machte. „Also, wegen dem, was du eben gesehen hast. Ich will ehrlich sein. Kagerou und ich führen eine Beziehung. Wir halten das auch eigentlich nicht geheim, aber Kouya und Hiroki wissen bisher nichts davon, noch nicht. Spielt ja, oder vielmehr, es sollte letztlich auch keine Rolle für unser Zusammenleben hier spielen. Aber es muss natürlich irgendwann auf den Frühstückstisch, damit wir mögliche Missverständnisse frühzeitig aufklären können. Vielleicht weißt du ja, wie die beiden bezüglich Homosexualität eingestellt sind – wenn wir schon so von, in meinen Augen, unwichtigen Kategorien sprechen.“, erklärte Kia aufrichtig, und blickte Yuu fragend an. Dieser hatte ein so offenes Gespräch nicht erwartet, aber es war ihm überhaupt nicht unangenehm, da er Kia und Kagerou auf Anhieb genauso mochte, wie er Shino von Beginn an gemocht hatte. „Ähm, diese Thematik haben wir bislang nicht so häufig zu unserem Gesprächsthema gemacht. Ich, für meinen Teil, habe keine Schwierigkeiten. Und ich glaube auch, dass es Hiroki und Kouya nicht anders geht. Beide sind sehr liberal eingestellte, außergewöhnlich liebe Menschen, die nach dem Motto leben: Leben, und leben lassen! Trifft vielleicht nicht auf alles zu, was sie tun, aber ich denke, ihnen ist Achtsamkeit und Respekt vor anderen, und sich selbst sehr wichtig. Hm, was rede ich hier... Das ist natürlich nur meine eigene Wahrnehmung...“, erklärte Yuu verlegen, und sah Kia direkt in die Augen. „Vielen Dank, Yuu! Du wirst mir mit jeder Minute sympathischer. Es wäre echt jammerschade, wenn wir dich hier demnächst nicht häufiger zu sehen bekommen würden.“, meinte Kia mir einen wissenden Lächeln, als er im Bad verschwand. Yuu drehte sich um, und ging mit einem Lächeln zurück zur Küche. Kouya sah gebannt zur Tür, als sie sich öffnete. Enttäuscht stellte er fest, dass es nicht Yuu war, der durch sie hindurch kam, sondern Kagerou, der ihm zuzwinkerte. Kouya beobachtete, wie Kagerou, bevor er sich wieder auf seinen Platz setzte, eine Plastiktüte unter seinem Stuhl verschwinden ließ. Hm. Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, Kagerou, aber ich lasse mich überraschen. Aber wo bleibt Yuu..., dachte Kouya sehnsüchtig, der es kaum ertragen konnte, dass Yuu länger aus seiner Sichtweite war, als es ihm zugegebenermaßen passte. Kouya genoss jede Minute, die er mit Yuu in einem Raum verbringen konnte. Er wusste, dass er sich kindisch benahm, aber seine Gefühle für Yuu wuchsen täglich weiter in nie geahnte Höhen. Er hatte das dringende Bedürfnis, das Missverständnis von heute Morgen unbedingt aufklären zu wollen, aber er musste sich eingestehen, dass das wohl heute, unter diesen besonderen Umständen, nicht mehr möglich war. Zu sehr hatten sie alle dem Alkohol zugesprochen, so dass er froh sein konnte, wenn er später noch in der Lage war, das richtige Zimmer zu finden. Bei diesem Gedanken grinste er schief. „So. Ich denke, es wird Zeit, dass der Abend ein wenig an Fahrt aufnehmen sollte, oder was meinst ihr?!“, Kagerou blickte in die Runde, während ihn alle Anwesenden schleierhaft anschauten. „Da wir ja alle Erwachsene sind, dachte ich mir, spielen wir doch einfach ein klassisches Spiel aus unserer längst vergangenen Jugendzeit.“, meinte Kagerou heiter, als er Kouya ins Visier nahm. „Okay, bei dir ist es noch nicht allzu lange her, Kouya! Auf jeden Fall...“ Kagerous Erläuterungen wurden durch Yuus Wiederkommen unterbrochen. Kouyas Augen blitzten vor Freude auf, und suchten Yuus, der ihm ein unbeschreibliches Lächeln schenkte. Kouyas stockte für einen Moment der Atem. „Gut, dann fehlt nur noch Kia, aber ich denke, der macht auch mit!“, sagte Kagerou, während er alle ansah, und dabei auf zweifelnde Blicke traf. Yuu erkundigte sich bei seinem Nachbar Shino, worüber Kagerou sprach. Als er dessen Antwort gehört hatte, sah er argwöhnisch zu Kagerou hinüber, dessen Vorfreude mit jeder Minute wuchs. „Na! Sagt bloß, ihr wollt euch den Spaß entgehen lassen? ‚Pflicht oder Wahrheit’ ist ein echter Klassiker! Kommt schon! Außerdem war es immer eine gute Möglichkeit, den ersten Kuss von seiner umschwärmten Person zu bekommen. Gut, natürlich nur dann, wenn sie auch daran teilnahm. Denn sonst konnte es wahrlich in die Hose gehen...“, erklärte Kagerou verschmitzt, als Kia zurückkam, und sie sich nun alle wieder vollständig in der Küche aufhielten. „Was machen wir jetzt?“, fragte Kia ahnungslos, während er sich setzte, und sich dabei eine Handvoll Weintrauben in den Mund steckte. Er sah alle erwartungsvoll an. „Wir sollen ‚Pflicht oder Wahrheit’ spielen.“, berichtete Shino alles andere als überzeugt, und schaute wieder zu Kagerou, der ihn offen anlächelte. Kia hob fragend die Augenbrauen, während er ebenfalls zu Kagerou sah. Shino wandte seinen Blick Hiroki zu, der nach wie vor eine skeptische Miene trug, während er Kagerou beobachtete. Dieser Ausdruck steht dir ungemein, Hiroki! Hätte doch glatt Lust, deine Lippen zu küssen! Auf jeden Fall wirst du das Objekt deiner Begierde nicht erobern können..., stellte Shino mit einem wissenden Blick auf Kia fest, der Hiroki dann und wann einen eifersüchtigen Blick zuwarf. „Nun, wenn keiner Einwände hat, mal abgesehen von Shinos und Hirokis fast identischem, skeptischen Blick, dann sollten wir anfangen, so lange wir noch einigermaßen nüchtern sind.“, sage Kagerou bestimmt. „Immerhin sollten wir noch in der Lage sein, uns heikle Fragen, und noch heiklere Pflichten auszudenken!“, sagte Kagerou lachend, und erntete einen unbestimmten Blick von Kia. Kagerou schnappte sich eine große, leere Flasche Sake, und legte sie in die Mitte des Tisches. „Och Ka-chan! Geht’s noch? So eine blöde Frage kannst auch wirklich nur du stellen!“, maulte Shino betrunken, als er Kagerou aus glasigen Augen anstarrte. „Ja, ja und nochmals ja. Ich war einer von denen, die sportlich gesehen nichts auf dem Kasten hatten! Dafür musste ich aber aufgrund meines zierlichen Körperbaus in der Kunst-AG als Aktmodell arbeiten... Okay, es war natürlich auf freiwilliger Basis, ich gebe es zu!“, murmelte Shino zum Schluss leiser werdend, und ließ ein schiefes Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen. Kouya sah ihn mit großen Augen an. „Also, wenn ich dich als Modell in meiner AG gehabt hätte, dann wäre es mir eine Ehre gewesen, dich zeichnen zu dürfen!“, schmunzelte Kouya, während er aus seiner vierten Flasche Bier trank. Kouya schenkte ihm ein breites Lächeln, was Yuu mit Unbehagen beobachtete. Himmel, Kouya! Du bist sturzbetrunken! Vielleicht solltest du langsam in deinem Bett verschwinden..., dachte Yuu besorgt, und ließ Kouya nicht aus den Augen, da ihm dieser im betrunkenen Zustand alles andere als geheuer war, und er noch immer darüber rätselte, wem Shinos Vorfreude auf Samstag galt. „Gut. Dann will ich mal das gute Stück drehen!“, meinte Shino voller Enthusiasmus, und gab der Flasche ordentlich Schwung. Sie blieb ausgerechnet bei Yuu stehen. Yuu erblasste. Er ahnte nichts Gutes. Oh mist, was nun? Shino, ich hoffe, du verlangst jetzt nichts Unüberlegtes! Aber, wenn ich mir dich so ansehe, dann kann dabei nichts Gutes rauskommen..., dachte Yuu angespannt, während er zu Shino schaute. „Oh ho, Yuu-chan! Wahrheit oder Pflicht?”, fragte Shino neckisch grinsend. Yuu sah sich unsicher um, uns spürte alle betrunkenen Augen auf sich ruhen. Wenn ich jetzt Wahrheit sage, dann wird er mich bestimmt nach Kouya fragen. Wähle ich Pflicht, dann denkt er sich auf jeden Fall irgendwas im Zusammenhang mit Kouya aus...eine Umarmung, ein Kuss... Egal. Das kann ich ja dann dem Spiel, beziehungsweise unserem alkoholisierten Zustand zuschreiben... Yuu blickte gedankenverloren zu Kouya rüber, der ihn mit vom Alkohol geröteten Wangen anstarrte. Er musste bei diesem Anblick Lächeln. „Pflicht, Shino! Ich will deiner tiefgründigen Frage lieber entgehen!“, sagte Yuu zu Shino, der ihn enttäuscht ansah. „Wie gemein! Ich wollte unbedingt wissen...“, entgegnete Shino, der dabei aber augenblicklich von Yuu unterbrochen wurde. „Na, na! Ich sagte Pflicht, Shino! Hebe dir deine Frage für die nächste Runde auf...“, meinte Yuu eindringlich, während er in Shinos Augen nach Zustimmung suchte. „Ja, schon gut. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Du sagst es, Yuu! Stattdessen soll deine Pflicht sein... Hm... Genau! Gib Kouya einen Kuss auf den Mund!“, bestimmte Shino mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht. Yuu hielt den Atem an, und Kouya erstarrte. Kagerou schaute zu Kouya rüber, dessen Gefühle sich mehr den je auf seinem Gesicht zeigten. Kia beobachtete die Szene, und erlaubte sich ein belustigtes Lachen. Yuu blickte für einen kurzen Moment unsicher zu Hiroki rüber, der Shino ungläubig ansah. Genau das habe ich erwartet, Shino..., dachte Yuu verlegen, als Hirokis laute Stimme seine Gedanken unterbrach. „Ey Shino! Sind wir hier etwa im Kindergarten?“, entgegnete Hiroki unwirsch, der versuchte, ein ernsthaftes Gesicht zu machen, was aber in seinem Zustand unmöglich für ihn war. Stattdessen grinste er von einem Ohr zum anderen, und meinte nur, dass sie wohl wirklich im Kindergarten wären, und wünschte daher Yuu und Kouya viel Spaß. Yuu freute sich insgeheim über diese Möglichkeit der Berührung, aber er hoffte, dass sein Gesicht nicht seine wahren Gefühle für Yuu verrieten. Er sah zu Kouya, der ihn verträumt anblickte. Oh Kouya, schau mich bitte nicht so an! Wie soll ich mich denn da zurückhalten..., stellte Yuu mit heimlicher Erregung fest. Er stand auf, und ging zu Kouya rüber, der ihn erwartungsvoll anschaute. Yuu beugte sich zu ihm hinab, und gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund. Er hörte, wie Hiroki und Kia ihnen laut zu johlten. Yuu richtete sich wieder auf, und gab Kouya einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. „Nur weil du der kleine Bruder meines besten Freundes bist, erfülle ich meine Pflicht ohne wenn und aber!“, meinte Yuu gespielt scherzhaft, und ging zurück zu seinem Platz. Ihm entging dabei Kouyas verletzter Blick, als dieser ihm nachsah. „Wie romantisch!“, brachte Kia seufzend hervor, und warf Kagerou einen vielsagenden Blick zu. „So, mal sehen, wen es nun trifft...“, orakelte Yuu, sobald der sich hingesetzt hatte, damit er, und vor allem die anderen auf neue Gedanken kamen. Er brachte die Flasche erneut in Bewegung, und als sie zum Stillstand kam, zeigte sie auf Hiroki. Yuu grinste ihn schelmisch an. „Pflicht oder Wahrheit, Hi-chan!?“, fragte Yuu, der Hiroki absichtlich mit seinem Kosenamen ansprach, den eigentlich nur Kouya benutzen durfte. Hiroki schaute Yuu für einen kurzen Augenblick irritiert an, lachte dann aber. „Pflicht, mein Freund!“, brüllte Hiroki lachend, der dabei fast seine Bierflasche umwarf. Yuu schaute sich überlegend um. Er bemerkte Shinos Blick, der Hiroki mit bewundernden Augen anstarrte, und kam lächelnd zu einer Entscheidung. „Küss Shino!“, offenbarte Yuu, der wusste, dass das ziemlich kindisch von ihm war, während Shino bei dem Gehörten augenblicklich errötete. „Meine lieben Herren,“, sagte Kia auf einmal großspurig, der nach der Chipstüte langte, „ich wusste ja gar nicht, dass ihr auf solche Spielchen steht! Wäre das zu Beginn klar gewesen, dann hätten wir uns doch gleich für eine hardcore Variante entscheiden können, oder Kagerou?“, meinte Kia weiter, und grinste alle unverschämt an. Kagerou sah zu Kia, der glücklich seine Chips aß. Er hoffte, dass er noch die Möglichkeit bekommen würde, Kia zu seiner speziell ausgedachten Pflicht verdonnern zu können. Er seufzte. Inzwischen war Hiroki aufgestanden, und zu Shino gewandert, der neben Kagerou saß. Er griff mit einer Hand nach Shinos Kinn, und drehte dessen Gesicht zu sich. Er beugte sich herab, und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss, bei dem die Zunge zum Einsatz kam. Shino öffnete überrascht die Augen, und sah in Hirokis, der seinen Blick erregt erwiderte. Der Kuss dauerte für einige Anwesende im Raum eindeutig zu lang. Stille breitete sich aus. Als Hiroki endlich von Shino abließ, und sich wieder aufrichtete, sahen ihn fünf fassungslose Personen an, einschließlich Shino. Hiroki räusperte sich, und ging Richtung Tür. „Ich muss mal eben kurz austreten!“, witzelte er, und schloss die Küchentür hinter sich. „Weiß er, was er da eben gemacht hat?“, fragte Kia heiter, als er Shinos Blick begegnete. Dieser hatte sich wieder gefasst, und trank einen Schluck Bier. Shino sah kurz zu Tür, und wartete darauf, dass Hiroki wieder eintrat. Er spürte, dass sein Herz noch immer raste. Er konnte noch immer Hirokis Zunge spüren, die sich verspielt in seiner Mundhöhle ausgetobt hatte. Dafür, dass er schon einen Sitzen hat, klappt das Küssen recht gut. Verdammt, das fühlte sich echt gut an, Hiroki! Wie küsst du erst, wenn du vollkommen nüchtern bist..., schwärmte Shino innerlich, während sich ein flüchtiges Lächeln auf seinen Lippen zeigte. Kia sah es, und hob fragend die Augenbrauen. Er wollte Shino gerade drauf ansprechen, als Hiroki zurückkam. „Na endlich!“, meinte er stattdessen, und sah zu Hiroki, der sich setzte. „Dann kann es ja weitergehen! Oder wollen wir noch ein wenig über den Kuss reden, Hiroki?“, fragte Kia amüsiert, der bemerkte, dass Hiroki ein wenig verlegen war. „Ich denke, dazu besteht kein Anlass, oder? Ich habe meine Pflicht erfüllt, und nun werde ich meines Amtes walten, und die Flasche drehen, damit die nächste Runde starten kann.“, entgegnete er, blickte dabei in die Runde, und setzte die Flasche in Bewegung. Kagerou unterdrückte einen Freudenschrei, als er bemerkte, dass die Flasche auf ihn zeigend zum Halten kam. Endlich... Fast habe ich dich, Kia!, dachte er aufgeregt, und hoffte, dass Hiroki nichts Unmögliches von ihm verlangte, und er anschließend die Flasche auf Kia gerichtet zum Stillstand bringen konnte. Bevor Hiroki überhaupt fragen konnte, entschied sich Kagerou laut für Wahrheit. Er hatte keine Lust, womöglich der dritte Pflichtküsser zu werden. „Hm. Wahrheit also.“, murmelte Hiroki, der Kagerou anblickte. „Hast du schon mit einem Mann geschlafen?“, fragte Hiroki ungewöhnlich ernsthaft. Kagerou musste schlucken. Er schaute auf den Tisch, und überlegte, ob er lügen sollte, aber er entschied sich dagegen. Ist schließlich nichts dabei... Morgen kann sich eh keiner mehr daran erinnern..., überlegte er fieberhaft, und sah zu Hiroki. „Ja, ich habe schon mit einem Mann geschlafen.“, sagte er ohne zu zögern, während sich Kia dabei an seinem Bier verschluckte, und Husten musste. „Alles in Ordnung, Kia?“, fragte Yuu, der ein Lachen nicht unterdrücken konnte. „Ja, geht schon.“, meinte Kia nach Luft schnappend, und schaute zu Kagerou, der noch immer in Hirokis Richtung blickte. „Interessant! Uke- oder Semetyp?“, wollte Hiroki weiter neugierig wissen, als ihn Kia unterbrach. „Hey Hiroki! So interessant das auch für uns alle wäre, aber du weißt, nur eine Frage!“, sagte er, und schaute zu Kagerou, der ihn nun geheimnisvoll anlächelte. Der führt doch irgendwas im Schilde..., dachte Kia beunruhigt. „Ja, tut mir leid. Eine Frage, eine Antwort.“, meinte Hiroki, der erkennbar enttäuscht klang. Yuu schaute forschend zu Hiroki, der sich nun mit seinem Bier zufrieden geben musste. Er schmunzelte. Also, ich fasse mal zusammen: Hiroki steht auf Kagerou, und Shino auf Hiroki. Kagerou ist mit Kia zusammen... Ich muss mir also um Kouya keine Gedanken mehr machen..., stellte Yuu erleichtert fest, und sah zu Kouya rüber, der seinen Kopf schläfrig auf den Tisch gebettet hatte, und alle aus halb geschlossenen Augen teilnahmslos anblickte. Yuu vernahm Kagerous Stimme, die ankündigte, dass dieser die Flasche wieder in Bewegung gesetzt hatte. Er sah zu ihr hin. Sie hatte offensichtlich nur einen geringen Schubs von Kagerou bekommen, so dass sie nur eine halbe Drehung absolvierte, und somit auf Kia gerichtet stehen blieb. Kagerous Jubel erfüllte den Raum. Kia blickte entrüstet zu Kagerou, der ihn ohne Skrupel ansah. „So, mein Lieber! Keine Beschwerden, bitte! Die Flasche hat sich regulär bewegt, und ist einfach dort stehen geblieben, wo sie jetzt steht.“, meinte Kagerou mit einem bezaubernden Lächeln Richtung Kia, der verstummte. „Wahrheit oder Pflicht?“ Kagerou sah ihn fragend an. „Hm, dann Pflicht! Ich werde das Gefühl nicht los, dass du etwas im Schilde führst...“, sagte Kia immer leiser werdend, während sich auf Kagerous Gesicht ein triumphierendes Lächeln breit machte. Kagerou langte unter seinen Stuhl, und holte die Plastiktüte hervor, die er dann Kia entgegen hielt. „Hier! Was sich darin befindet, musst du anziehen! Aber bitte nicht hier in der Küche, sondern draußen...“, sagte Kagerou lachend, während ihm Kia die Tüte aus der Hand nahm, und er einen Blick hinein warf. Er erblasste. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Kia blickte fragend zu Kagerou, der aber bejahend den Kopf nickte. „Na gut. Du wirst schon sehen, was du davon hast...“, brummelte Kia, und verließ die Küche. „Was war denn in der Tüte, Kagerou?“, fragte Shino neugierig, während er Kia nachblickte. „Das werdet ihr gleich erfahren!“, war alles, was Kagerou erheitert dazu zu sagen hatte. Shino sah zu Yuu, der den inzwischen auf der Tischkante schlafenden Kouya beobachtete. Er musste über Kouyas Anblick schmunzeln. Er erlaubte sich einen Blick auf Hiroki, der die Chance nutzte, um unbeobachtet von Kia mit Kagerou schwatzen zu können. Beide lachten gerade laut, als sich die Küchentür öffnete, und Kia wieder auftauchte. Dieser musste seinen Kopf unten halten, damit seine aufgesetzten Hasenohren beim Durchgehen nicht am Türrahmen hängen blieben. Als er komplett in der Küche stand, ging das von Kagerou erhoffte Gelächter los. Er stimmte befriedigt mit ein. Kia stand beinah nackt vor ihnen. Lediglich ein knapper Tanga, ein Netzmuskelshirt, sowie flauschige Hasenohren zierten seinen sportlichen Körper. Er schaute angesäuert zu Kagerou rüber, der ihn mit bewundernden Augen anblickte. „Wow! Das Bild müssen wir festhalten... Du siehst toll aus, Kia! Einrahmen und im Bad verewigen, so dass wir immer ein flauschiges Gefühl auf der Toilette bekommen, wenn wir nur dein Bild ansehen...“, sagte Kagerou lachend, während er aus der Küche rannte, um den Fotoapparat zu holen. Als er zurück in die Küche kam, hatte Kia den schlafenden Kouya auf seine Arme gebettet, und grinste zu Kagerou, der ihn im ersten Moment irritiert anstarrte. „Oh?! Ja, das ist sogar noch besser! Dann hat Kouya wenigstens ein Erinnerungsfoto davon, wenn er schon deinen genialen Auftritt verpasst!“, entgegnete Kagerou aufgeregt, der fleißig ein Foto nach dem anderen schoss. Yuu sah betrübt zu Kia rüber, der Kouya fest in seinen Armen hielt. Eigentlich hatte er vorgehabt, Kouya zu einem günstigen Zeitpunkt in dessen Zimmer zu tragen, aber Kia kam ihm nun zuvor. Als Kagerou aus der Küche rannte, ließ Kia verlauten, dass er Kouya in sein Zimmer tragen werde, damit er dort in Ruhe weiterschlafen konnte. Yuu besaß nicht den Mut, Kia daran zu hindern, und stattdessen sich selbst fürs Tragen anzubieten. Somit blieb ihm nichts anderes übrig, als Kouya aus der Ferne mit sehnsuchtsvollen Augen anzublicken, und hinzunehmen, wie dieser fotografiert wurde, und anschließend in sein Zimmer gebracht wurde. Kia legte Kouya vorsichtig auf dessen ausgebreiteten Futon, und blickte auf ihn hinab. Er grinste. Kouya drehte sich auf die Seite, und murmelte leise Yuus Namen. Kia hob daraufhin fragend seine Augenbrauen, und berührte sanft Kouyas Wange, bevor er aufstand, und heiter mit seinen Hasenohren zurück in die Küche ging. Das wird ein noch feuchtfröhlicherer Abend... Schaf du mal gut, Kouya! Dein Yuu hat ja nichts zu befürchten..., dachte Kia, während er zu den betrunkenen Personen in die Küche trat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)