Küchengeflüster von Benjy ================================================================================ Kapitel 6: Freie Bahn mit Müsli ------------------------------- Shino betrat am nächsten Morgen den Flur der Wohnung und gähnte hörbar. Es war kurz vor neun. Er wollte eigentlich nur noch in sein Bett, aber er wusste, dass das jetzt noch nicht gehen würde. Zum einen hatte er großen Hunger und zum anderen hatten Kia, Kagerou und er gestern Abend beschlossen, Kouya zeitig anzurufen, um ihm ihre Entscheidung mitzuteilen. Er seufzte. Er öffnete die Tür zur Küche und war erstaunt. Der Tisch war bereits gedeckt. Tee und Kaffee waren fertig, aber keine Spur von Kia und Kagerou. Ich will eigentlich nicht wissen, wohin sie verschwunden sind... Er verzog in gespielter Missbilligung das Gesicht, und grinste dann schief. Er ging zurück in den Flur, um nach ihnen zu rufen, als beide vergnügt in Unterhose bekleidet aus dem Bad kamen. Sie sahen Shino und blieben verlegen stehen. „Oh! Du bist ja schon da! Wir dachten, du kämst etwas später.“, stellte Kia nüchtern fest, und ging fröhlich an ihm vorbei in die Küche. Er blickte ihm fragend hinterher und anschließend zu Kagerou, der leise in seinem Zimmer verschwand. Habe ich sie jetzt gestört, oder waren sie schon fertig?! Nein, es interessiert mich überhaupt nicht! Aber, wenn ich an Kias Grinsen denke... Der raubt mir echt den letzten Nerv!, dachte er aufgebend und folgte Kia in die Küche. „Okay, richtig. Aus welchem Film stammt dann dieses Zitat: ‚Anatomisch bin ich so eingeschränkt wie Ken.’?“ Kia schaute fragend in die Runde. Ihm gegenüber saß Shino, der sich gerade ein Stück Tofu in den Mund schob und ihn zweifelnd ansah, während Kagerou, der zu seiner Rechten saß, mit dem Schälen einer Apfelsine beschäftigt war. „Hm. Einen Anti-Barbie-Film gibt’s nicht, oder? Ach verdammt. Ich bin in so etwas eine echte Niete. Außerdem hatte ich nie einen Ken! Wie eingeschränkt ist der denn?“ Kagerou schaute zu Kia, der die Augen rollte. „Ka-chan, du gibst dir echt keine Mühe! Ich sag’s ja! Wir hätten von vornherein entscheiden können, dass du den Tisch abräumen musst! Aber auf mich hört ja nie einer!“ „Na toll, du denkst dir immer irgendwelche Spielchen aus, bei denen DU gut weg kommst. Vielleicht hättest du Shino und mir zur Abwechslung mal die Wahl des Spiels überlassen sollen!“, schnappte Kagerou bissig zurück. Er steckte sich ein Apfelsinenstück in den Mund und befüllte anschließend seine Tasse erneut mit Tee. „Das stammt aus Dogma. Wie wäre es damit: ‚’Warum trägst du dieses blöde Hasenkostüm?’ ‚Warum trägst du dieses blöde Menschenkostüm?’“, fragte Shino und trank einen Schluck Kaffee. „Ah, das weiß ich! Das ist aus Donnie Darko!“, brüllte Kagerou über den Frühstückstisch. Kia grinste ihn neckisch an. „Apropos Hasenkostüm. Bei der Uni um die Ecke hat ein neuer Laden aufgemacht. Der verkauft allerhand skurrile Dinge. Da war letztens auch ein Hasenkostüm im Schaufenster zu sehen...“ Kia konnte den Satz nicht beenden, da ihm Kagerou einen Tritt vors Schienbein setzte. Er ächzte vor Schmerz. „Whoa Kagerou, das tat echt weh!“, maulte er. Kagerou ignorierte das Gejammer seines Geliebten und überlegte angestrengt. „Wie wäre es hiermit: ‚Ich bin geisteskrank und ihr seid meine Geisteskrankheit!’ Ja, ja, ich weiß, der Spruch könnte auch unsere Wohnungstür zieren oder zumindest die von Kia!“ Er lächelte unverschämt hinüber zu Kia, der ihn wortlos anstarrte. „12 Monkeys.“ Kagerou und Kia blickten Shino verblüfft an. „Das Spiel war keine so gute Idee. Ich hätte bedenken sollen, dass du der Meister aller Videofilme bist, Shino.“, brummelte Kia leise entmutigt. „Mal sehen. Eines habe ich noch für dich, Kia. Wenn du es erraten kannst, räume ich den Tisch ab, wenn nicht, dann du! Aufgepasst: ‚Erklärt mir doch noch einmal, wie man mittels Tüten aufblasen Erdbeben verhindern kann!’“ Shino grinste wissend und Kagerou fand dieses Zitat so komisch, dass er in Lachen ausbrach. Nur Kia schaute mürrisch. „Wie verstaubt ist das denn? Das war bestimmt vor meiner Zeit...“ Kia ignorierte beide und konzentrierte sich auf das Schälen seiner Banane, die auf seinem Frühstücksteller lag. Plötzlich lachte Kagerou lauter als zuvor, und sah in Kias Richtung. „Ha ha ha. Kia, der war echt gut! ‚Verstaubt’ und ‚vor deiner Zeit’ und dann eine Banane essen?! Stimmt, deine Zeit auf den Bäumen ist wirklich schon gaaaaaanz lange her!“ Kagerou lachte weiter und Shino amüsierte sich über dessen freche Feststellung. „Oh ja, ist ja gut. Beruhige dich! Komm du mir nur wieder in mein Bett!“ Kia aß beleidigt das letzte Stück Banane und stand auf. Während er begann, den Tisch abzuräumen, weihte sie Shino in die Herkunft des Zitates ein. „Stammt aus ‚Die Ritter der Kokosnuss’. Es ist mir eingefallen, weil ich mich heute Nacht mit einem Kunden unter anderem länger über diesen Film unterhalten habe.“ „Wie? Ist es so ungewöhnlich, in einer Videothek über Filme zu sprechen? Wusste ich ja noch gar nicht!“, ließ Kia, mit dem Rücken zum Frühstückstisch, frotzelnd verlauten. „Och Kia, ist dein Ego jetzt so sehr verletzt!?“, fragte Kagerou gespielt einfühlsam und musste einen weiteren Lachanfall unterdrücken. Kia drehte sich zu Kagerou um, und sah ihn mit einer unergründlichen Miene an. „Nein, das ist nicht ungewöhnlich.“, meinte Shino spöttisch. „Ungewöhnlich war eher mein Verhalten. Der besagte Kunde suchte dringend Ablenkung, hat sie aber bis zu dem Zeitpunkt, als er die Videothek betrat, nicht gefunden. Daher bot ich ihm an, mir beim Einsortieren der Filme zu helfen. Er ist faktisch bis zum Schluss geblieben. Ich würde das jetzt nicht jedem anbieten, der den Laden betritt, aber er ist kein gewöhnlicher Kunde. Er ist einer meiner liebsten Stammkunden, dennoch erscheint er mir in letzter Zeit etwas betrübt.“ Kia setzte sich zurück an den Tisch und griff nach Kagerous Hand. Dieser ließ es geschehen, und beide sahen zu Shino. „Einer deiner liebsten Stammkunden? Ich wusste gar nicht, dass du deine Kunden in Kategorien einteilst. In was für eine hast du denn Kagerou und mich gesteckt?“, wollte Kia neugierig von Shino wissen. „Oh, jetzt wo du mich fragst. Ich musste euch leider trennen. Kagerou weilt in der Kategorie ‚Besser geht’s nicht!’. Tja, und du, Kia, in ‚Schlechter geht’s nicht!’. Wie du siehst, bei mir seid ihr nicht für die Ewigkeit gemacht, obwohl du, anatomisch gesehen, beweglicher bist als Ken!“ Shino grinste breit in Kias Richtung, der ihm den Vogel zeigte. „Du hast doch echt einen Schaden, oder?“, stellte Kia unerschütterlich fest und beugte sich hinüber zu Kagerou, um ihn sanft auf die Wange zu küssen. Dieser erhob sich danach mit einem liebevollen Blick zu Kia, um das Telefon zu holen. „Tut mir leid. Ich glaube, der Schlafmangel macht sich langsam bemerkbar. Bin wohl ein wenig zynisch heute Morgen. Darüber bin ich selbst etwas erschrocken!“, entgegnete Shino aufrichtig, was aber für Kia nicht sehr überzeugend klang. Kagerou kam zurück, legte das Telefon zusammen mit Kouyas Nummern auf den Tisch und setzte sich wieder. Er schaute zu Shino. „Hat dein Lieblingsstammkunde nun eigentlich die gesuchte Ablenkung gefunden?“ „Ich denke schon. Er war sehr gesprächig. Mit so viel Offenheit hatte ich letztlich nicht gerechnet, aber es schien ihm gut zu tun. Er ist unglücklich verliebt. Nicht, dass seine begehrte Person eine andere hätte, nein, aber es handelt sich wohl um den kleinen Bruder seines besten Freundes.“ „Autsch!“, kam es wie aus einem Munde von Kia und Kagerou. „Er hat ihn jetzt längere Zeit nicht sehen können, ich glaube, ein Jahr oder so. Wie dem auch sei, bei ihrem letzten Aufeinandertreffen hat er ihn wohl ohne zu fragen geküsst, um es mal nett auszudrücken.“ Kia und Kagerou hoben bei dieser letzten Bemerkung fragend die Augenbrauen. „Jetzt geht es ihm schlecht, weil er sich seinem Angebeteten aufgedrängt und dadurch alles unnötig verkompliziert hat. Er weiß nicht, wie er sich nun verhalten soll. Ihm ist klar, dass er wegen seines Benehmens um Verzeihung bitten muss, aber er braucht wohl etwas Zeit. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, ich befinde mich mitten in irgendeinem Boys Love Manga.“ Shino gähnte herzhaft. „Vielleicht hätte ich ihn zu euch schicken sollen. Ihr hättet ihm bestimmt einen netten Ratschlag geben können. Obwohl ich ja denke, dass er bestens bescheid weiß, und eigentlich nur mit jemanden reden wollte. Egal. Kommen wir mal weg von meinem Lieblingskunden zu unserem möglichen neuen Lieblingsmitbewohner. Wer ruft an? Kia?“ Kia griff nach dem Telefon und hielt inne. „Soll ich ihn auf dem Haustelefon oder lieber auf seinem Handy anrufen? Was meint ihr?“ Kia schaute unsicher in die Runde. „Ich denke, Handy wäre besser, denn da sprichst du zumindest sofort mit ihm. Dann umgehen wir auf alle Fälle geschickt das mögliche Problem ‚Bruder’.“, erläuterte Kagerou sachlich. Alle nickten zustimmend. Kia begann die Nummer zu wählen... Kouya wälzte sich auf die andere Seite und versteckte seinen Kopf unter seinem Kissen, um dem grässlichen Lärm zu entgehen, der in der Nähe seines Bettes ertönte. Er stöhnte. Er kniff die Augen zusammen und hoffte, dass es gleich zu Ende sein würde, als ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss. Er saß auf einmal kerzengerade im Bett, versuchte sich aus seiner Decke zu befreien und fiel dabei beinahe aus dem Bett. Yuu..., war Kouyas einziger Gedanke. Er suchte nach seinem Handy, und als er es endlich in den Händen hielt, starrte er es geistesabwesend an. Das ist nicht Yuu. Aber wer ruft mich..., fragte sich Kouya enttäuscht, als er das Gespräch annahm. „Ja? ... Oh! ... Ich wünsche auch einen guten Morgen! ... Hm. ... Danke der Nachfrage. Ich bin gut nach Hause gekommen. ... Was? Wirklich? Ich kann einziehen, wenn ich möchte? ... Nein, ich bin nur überrascht, weil das gestern ja nicht ganz so gut lief, und ich nicht im Geringsten mit dieser Entscheidung gerechnet habe. ... Natürlich freue ich mich und ich würde euer Angebot wirklich sehr gern annehmen! ... Ja, okay, dann komme ich am Montag vorbei, und wir können alles Weitere abklären. ... Gut. Dann bis Montag um fünf! Ich freue mich wirklich. ... Euch auch. Bis dann.“ Kouya beendete das Gespräch und setzte sich aufgeregt auf die Bettkante. Er atmete einmal tief ein und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Ich kann es nicht fassen! Die wollen mich trotz meines miserablen Auftrittes gestern einziehen lassen? Wenigstens läuft eine Sache leichter als gedacht... Kouya war so sehr in Gedanken, dass er das Klopfen an seiner Zimmertür nicht wahrnahm. Erst als sich die Tür öffnete, und Hirokis Kopf im Spalt erschien, reagierte er. „Guten Morgen Kouya! Ich habe dich reden gehört, und wollte fragen, ob wir gemeinsam frühstücken wollen?“ Hiroki schaute unsicher in Kouyas Richtung, der ihn von seinem Bett aus anstarrte. „Oh, entschuldige! Ich war in Gedanken. Ich mache mich fertig und komme zum Essen runter, okay?!“ „Gut. Möchtest du etwas bestimmtes Essen oder Trinken?“ „Hm. Eigentlich nicht. Hauptsache es macht satt!“, sagte Kouya breit grinsend. Hiroki musste lachen. „In Ordnung. Dann alles, was satt macht. Bis gleich!“ Er schloss die Tür und ließ ihn wieder allein. Kouya stand auf, verbannte Yuu aus seinem Kopf und ging beschwingt ins Bad, um sich für das Frühstück fertig zu machen. Während er duschte, überlegte er die ganze Zeit, wie er seinem Bruder die Entscheidung der WG, und natürlich die eigene mitteilen sollte. Aufgrund der außergewöhnlichen Umstände, hatte er gestern Abend keine Lust mehr gehabt, Hiroki etwas über den dortigen Besuch zu erzählen, noch ihn auf sein Verhalten anzusprechen. Na gut, dann bekommt er heute eben die geballte Ladung! Ich hoffe, dass ihm das Essen nicht im Halse stecken bleibt..., dachte Kouya bestimmt, während er seinen nassen Körper abtrocknete. Er schlüpfte in bequeme Sachen und ging nach unten. Er wollte gerade das Esszimmer betreten, als er Yuus Stimme hinter sich hörte. „Kouya, kann ich dich kurz allein sprechen?“ Kouya erstarrte und drehte sich langsam um. Als er Yuu sah, wurde ihm augenblicklich heiß. Er merkte, dass sich seine Gesichtsfarbe veränderte und vermied es, Yuu in die Augen zu blicken. „O… oo... oh! Geht gerade nicht. Ich muss noch mal hoch in mein Zimmer. Habe vergessen den Monitor auszuschalten. Strom sparen, du weißt schon. Geh schon mal rein. Ich komme gleich runter an den Tisch.“, stotterte Kouya hastig und eilte an Yuu vorbei zur Treppe. Er nahm drei Stufen auf einmal, und wäre oben angekommen fast gefallen. Er presste sich an die Wand, und versuchte gleichzeitig sein Herz und seinen Atem zu beruhigen. Wo kommt der so plötzlich her? Ich dachte, ich sterbe. Okay Kouya, beruhige dich! Du musst da gleich wieder runter. Uhwaaaa...das wäre die ideale Chance gewesen, ihn danach zu fragen! Apropos fragen, worüber wollte er mit mir sprechen? Der Kuss? Kouya versuchte die Bilder, die sich ihm nun aufdrängten, zu verscheuchen. Er ging in sein Zimmer, öffnete das Fenster und konzentrierte sich auf die frische Luft, die ihm entgegen strömte. Er verharrte einen kurzen Augenblick, bevor er mit aufgesetztem Pokergesicht den Weg nach unten antrat. „Da bist du ja! Ich dachte schon, ich muss einen Suchtrupp losschicken!“, sagte Hiroki vergnügt, als Kouya den Raum betrat. „Setz dich. Ich habe alles Essbare zusammen getragen, was sich im Haus finden ließ! Ich glaube, davon würde ein ganzes Baseball-Team satt werden! Möchtest du Tee oder Kaffee?“ Hiroki schaute fragend zu Kouya. „Ähm, Tee, danke.“ Er setzte sich auf den für ihn gedachten Platz. Er schaute kurz zu Yuu, der ihn anlächelte. Kouya schluckte und griff eilig nach dem Müsli. Er wollte gerade nach der Sojamilch langen, als Yuu sie ihm auch schon entgegen hielt. „Hier, bitte!“, sagte er zuvorkommend. Kouya bedankte sich, und nahm sie ihm ab. Für einen kurzen Moment berührten sich ihre Finger. Kouya unterdrückte ein Schaudern. Er schaute angestrengt auf seine Müslischale und entkam so Yuus verlangendem Blick. „Yuu, kannst du mir einen Apfel reichen?“, fragte Hiroki, und Kouya bedankte sich innerlich bei ihm für diese Ablenkung. Er seufzte leise. „Kouya, alles in Ordnung? Ich habe Yuu übrigens ganz spontan zum Frühstück eingeladen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus. Es ist unser erstes gemeinsames Frühstück seit du wieder da bist! Müssten wir eigentlich etwas feierlicher angehen, oder? Will jemand Sake?“, fragte Hiroki heiter. „Okay, wir sollten es am frühen Morgen nicht übertreiben, aber wir könnten wirklich eine Willkommensfeier abhalten! Was meinst du, Kouya? Zu dritt, in einer netten Bar und jeder Menge Sake?“ „Wenn das gleichzeitig meine Auszugsparty sein kann, dann von mir aus...“, sagte Kouya etwas leiser. Er spürte sofort die schlagartige Veränderung der Stimmung im Raum. Beide blickten ihn überrascht an. Er schaute hoch und erwiderte den Blick seines Bruders, der ihn mit blassem Gesicht ansah. „Kia von der WG hat mich heute früh angerufen. Ich könnte bei ihnen einziehen, wenn ich wollte. Na ja, und ich denke, ich will. Ich bin selbst etwas überrascht über ihre Entscheidung, da das Treffen gestern nicht so toll lief, aber ich würde ihr Angebot wirklich sehr gerne annehmen. Mir hat es dort von Anfang an gefallen. Alle sind sehr nett, und das freie Zimmer ist genau richtig. Ich weiß, es ist nicht sehr billig, aber wenn ich mir noch einen Job neben dem Studium suche, dann müsste ich es locker bezahlen und vom Rest leben können. Ich treffe...“ Kouya kam nicht weiter, weil Hiroki ihn ungestüm unterbrach. „Kommt nicht in Frage!“ Kouya und Yuu schauten Hiroki entgeistert an. „Auf keinen Fall! Du wirst...“ Diesmal stoppte Kouya ihn unsanft. „Was soll das heißen? Ich bin alt genug! Ich brauche deine Erlaubnis nicht dazu. Natürlich wünsche ich mir, dass du hinter dieser Sache stehen könntest und mich unterstützen würdest, aber wenn du es nicht kannst, dann ist es auch gut. Ich kann dich verstehen! Kaum komme ich zurück, gehe ich auch schon wieder. Es tut mir leid, Hi-chan, aber diesen Schritt muss ich tun!“ Kouya sah Hiroki mit einer Mischung aus Verzweiflung und Entschiedenheit an. „Das meinte ich nicht, Kouya. Wenn du diesen Schritt unbedingt gehen willst, dann hast du hiermit meine Unterstützung. Du wirst deine Gründe für den unerwarteten Auszug haben und vielleicht kannst du sie mir auch irgendwann sagen, aber ich werde es nicht erlauben, dass du neben dem Studium arbeitest! Das ist nicht im Sinne unserer Eltern. Sie haben genug Geld für uns angelegt, so dass wir ohne Ablenkung durchs Studium kommen. Das galt für mich, und gilt auch für dich! Mach dir also wegen des Geldes keine Gedanken.“ Er schaute Kouya zuversichtlich an. Kouya war sprachlos. Was ist denn jetzt los? Sitz ich im falschen Film? Warum der plötzliche Wandel? Hat Yuu was damit zu tun? Das glaube ich eher weniger... Kouya sah von seinem Bruder zu Yuu, der Hiroki mit einem rätselhaften Gesichtsausdruck anschaute. Yuu bemerkte seinen Blick und erwiderte ihn. Kouya bekam weiche Knie und sah schnell weg. Ich kann es nicht glauben. Der Weg ist frei! Hiroki unterstützt mein Vorhaben! Was will ich mehr...okay, da ist noch eine Sache, aber die muss ich allein regeln. Er sah verstohlen rüber zu Yuu, der eine Kiwi löffelte, und danach zu seinem Bruder. „Ich bin froh über deine Worte, Hi-chan! Jetzt geht es mir gleich viel besser. Ich werde am Montag um fünf in der WG erwartet, dann werden die Einzelheiten abgeklärt. Ich kann anschließend ausrechnen, wie viel Geld ich letztlich brauchen werde, und dann können wir gemeinsam darüber entscheiden.“, sprudelte es glücklich aus Kouya heraus, während er sich zwischen seinen Worten ab und zu einen Löffel Müsli in den Mund steckte. „Macht es dir was aus, wenn ich dich am Montag begleite?“, fragte Hiroki ernsthaft. „Oh, also, eigentlich nicht, aber das muss ich wohl mit der WG abklären. Ich rufe da einfach später noch mal an und frage.“ Yuu gähnte hörbar. Er sah beide entschuldigend an. „Ich glaube, ich sollte mich nach Hause machen. Mein Schlafmangel macht sich bemerkbar. Danke für die Einladung Hiroki. Wie sehen uns heute Abend. Bis später! Dir noch einen schönen Tag, Kouya!“, sagte Yuu, während er sich erhob und beiden zunickte. Er verließ den Raum, schaute aber noch einmal zurück und traf auf Kouyas Blick, der ihm fragend nachsah. Yuu war enttäuscht darüber, dass Kouya die Möglichkeit eines Gespräches nicht zugelassen hatte, aber er konnte es verstehen. Er musste innerlich sogar über Kouyas Verhalten schmunzeln, als er ihn allein im Flur ansprach. Das war so süß, Kouya! Du übertriffst dich immer wieder aufs Neue! Es tut mir so leid, was ich gestern getan habe. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen... Er lächelte Kouya entschuldigend an, bevor er die Tür hinter sich schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)