Across the Sky von abgemeldet (I will come to you (YuKa)) ================================================================================ Kapitel 15: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- Soooo, ausnahmweise mal ohne viel Vorgequatsche das vorletzte Kapitel.^^ Vielen Dank an all meine treuen Kommischreiber und viel Spaß beim Lesen! ******************* „So“, begann Yuriy seine Rede und endlich konnte man wieder ein kampflustiges Funkeln in seinen Augen erkennen, „Ich weiß, dass es noch ziemlich früh für eine Motivationsrede ist, immerhin sind wir noch nicht mal im Hotel, aber-“ „Dann lass es doch einfach!“, unterbrach Boris ihn unwirsch und wuchtete seinen, sowie Miras zwei Koffer vom Gepäckband. „Was hast du da drin? Ziegelsteine?“, erkundigte er sich dabei bei seiner Verlobten, die ohne mit der Wimper zu zucken aufzählte: „Sechs Paar Schuhe, sieben Kleider, zwei Schals, vier Hosen, sieben Oberteile, drei Jacken, drei Röcke, meinen Schmuck, meine Kosmetika und zwei Bücher.“ „Um Himmels willen, wir bleiben doch nur fünf Tage!“, rief der Lilahaarige entsetzt aus und Mira starrte ihn an wie ein Wesen von einem anderen Stern. „Ich brauche das alles“, erklärte sie ernsthaft und zwinkerte Julia, die ja zu Besuch gewesen war und mit der sie eine gute Freundschaft aufgebaut hatte, während sie sie nach strikter Bitte von Yuriy von dem Training der Demolition Boys abgelenkt hatte, verschwörerisch zu. „Schließlich muss ich doch gut für dich aussehen, oder etwa nicht?“ „Als ob du nicht auch in einem Kartoffelsack hübsch wärst“, murmelte Boris, zog allerdings ergeben die drei Koffer zu dem Gepäckwagen- dicht gefolgt von Sergeij, der ächzend seine Sporttasche und die drei Koffer Julias auf einem der Wagen ablegte. „Ich verstehe jetzt endgültig, wieso Yuriy sich Kai ausgesucht hat“, sagte Iwan auf Russisch schadenfroh, „Der trägt seinen Koffer selbst und hat nicht fünfzig davon.“ „Krümel, sprich Englisch, damit Julia auch was versteht, das ist sonst enorm unhöflich“, belehrte Yuriy den Jüngeren und grinste dann. „Aber du hast Recht.“ Sergeij und Boris starrten ihren Teamleader böse an, doch dieser blieb davon wie immer unbeeindruckt, nahm seinen knallblauen Koffer und setzte sich wie gewohnt an die Spitze des Trupps, der brav hinter ihm her trabte. „Er sieht irgendwie aus wie eine Mischung aus Geheimagent und Auftragskiller“, stellte Julia fest, „Mit dem Mantel und so.“ Sergeij unterzog seinen Teamleader daraufhin einer ausführlichen Betrachtung. Yuriy trug eine dunkle Jeans, ein meerblaues T-Shirt und darüber einen schwarzen Mantel, der ihm bis zu den Waden reichte und wie in einem Hollywoodstreifen ganz leicht um seine Beine wehte. Um das Ganze abzurunden hatte er seine eisblauen Augen hinter einer Sonnebrille verborgen, die allerdings nicht nur einen dekorativen, sondern durchaus auch praktischen Zweck erfüllte, denn Yuriys Augen waren derzeit - sehr zu seinem Missfallen - etwas empfindlich. „Der knallblaue Koffer versaut es“, stellte Sergeij schließlich fest und Mira nickte heftig. „Immer dieses Knallblau“, meinte Iwan kopfschüttelnd und der Rotschopf, dem dieses Gespräch dank seiner feinen Ohren nicht entgangen war, protestierte: „Hey, nichts gegen Knallblau!“ Die anderen lachten, dann waren sie auch schon aus dem Flughafen heraus und Sergeij orderte mit viel Handgefuchtel zwei Taxis, in die sie einstiegen. Die Fahrt zum Hotel, in dem alle Teams untergebracht waren, vertrieben sie sich mit angeregten Diskussionen und Handzeichen aus dem Fenster zu dem jeweils anderen Taxi. Als die Gruppe schließlich ausstieg und ihr Gepäck vier Pagen überreichte, wurde Yuriy beim Gedanken an das bevorstehende Wiedersehen mit Kai prompt nervös, verbarg es allerdings gekonnt, nahm die Sonnenbrille ab und ging betont ruhig an die Rezeption, um sie alle anzumelden. Das Hotel war groß und luxuriös angelegt. Die marmorne Rezeption befand sich in einer weiten Eingangshalle mit etwa sieben kleinen Glastischen, auf denen jeweils ein bunter Blumenstrauß stand und mit etwa vier bequemen, roten Sesseln darum herum. Den Fußboden bedeckte ein kunstvoller Teppich in den verschiedensten Farben und in Dunkelgrün und Silber gekleidete Hotelangestellte huschten von einem Raum in den anderen. „Guten Tag“, sagte Yuriy höflich auf Englisch zu der blonden Rezeptionistin, die ihn verklärt betrachtete und einen Moment brauchte, um sich wieder auf ihre Pflichten zu besinnen. „Mein Name ist Yuriy Iwanov. Für mich und mein Team müssten Zimmer reserviert sein.“ „Jawohl, mein Herr! Darf ich die Pässe sehen? Vielen Dank. Hier sind die Schlüssel, das Gepäck wird hingebracht. Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt!“ Dankend marschierte Yuriy mit den drei Schlüsseln zurück, gab einen davon Sergeij und Julia, einen Boris und Mira und behielt den dritten für sich und Iwan. „Ich will einmal in meinem Leben ein Einzelzimmer haben“, maulte Iwan auf dem Weg zu den Zimmern, „Das ist so mühsam mit euch! Sergeij schnarcht, Bo ist total aggressiv im Schlaf und du plapperst, als müsstest du einen Weltrekord darin aufstellen!“ Yuriy lachte und meinte: „Sieh es positiv: Wir könnten auch ein Sechserzimmer haben.“ „Stimmt, das wäre grauenhaft“, gab der Jüngere zu und fragte dann neugierig: „Weißt du zufällig, was eigentlich mit Julias Bruder ist? Ralf oder Rudolf oder so…“ „Raoul“, berichtigte der Rotschopf ihn und hielt vor einer dunkelbraunen Tür. „Der teilt sich eines mit seiner Freundin, soweit ich weiß.“ Dann sperrte er auf und blieb positiv überrascht stehen. „Na so was“, meinte er, „Nicht schlecht.“ Das Zimmer war erstaunlich groß und hatte einen dunklen Parkettboden. Gleich neben dem Eingang befanden sich auf der einen Seite die Toilette und auf der anderen das Badezimmer mit einem Waschbecken, über dem ein Spiegel mit verschnörkeltem Metallrahmen hing, und einem Schrank darunter, sowie eine große, runde Badewanne samt Dusche. Das eigentliche Zimmer war in hellen Farben gehalten und das mit einem hellblauen Überwurf versehene Doppelbett bestand aus zwei kleineren Einzelbetten, die Yuriy und Iwan gleich auseinander rückten. Auf beiden Seiten des Bettes stand je ein Nachtkästchen aus dunklem Holz und gegenüber davon befand sich ein großer Spiegel mit einer Kommode darunter, auf der auch der Fernseher stand und die auch die Minibar beherbergte. Begeistert schlüpfte Yuriy aus seinen Turnschuhen und ließ sich auf sein wunderbar weiches Bett fallen, dann seufzte er genüsslich. „Nett hier“, meinte Iwan bewundernd und fing an, seinen inzwischen gebrachten Koffer auszupacken und die Kleidung in den großen dunkelbraunen Schrank neben dem Badezimmer zu verstauen. „Soll ich deinen auch auspacken?“, fragte er seinen Teamleader dabei erstaunlich sozial. „Das wäre großartig“, antwortete dieser dankbar, wenn auch mit einer Spur Misstrauen angesichts solcher Hilfsbereitschaft, „Ich kann mich im Moment nämlich absolut nicht dazu aufraffen.“ „Och, das ist nichts neues“, meinte Iwan spöttisch und bekam nur wegen seines großzügigen Angebotes kein Kissen an den Kopf geworfen. Seit Kais Fortgang endlich einmal wieder entspannt, wollte Yuriy die Augen schließen, da wurde er unversehens von Takao aus seinem wunderbar trägen Zustand gerissen, denn dieser sprang einfach durch die noch offene Zimmertür hinein und rief fröhlich: „Hallo, ihr seid ja auch schon da! Eigentlich sollte ich ja sauer auf euch - beziehungsweise Yuriy - sein, weil Kai so komisch drauf war, seit er aus Russland weg ist, aber-“ „Wie?“, entfuhr es Yuriy und er setzte sich, plötzlich wieder hellwach, ruckartig auf, „Er ist komisch drauf?“ „War“, berichtigte der Japaner ihn weiterhin unentwegt lächelnd, „Ja, er hat die ganze Zeit gegrübelt und war noch schlechter gelaunt als sonst, keine Ahnung, wa-“ „Weißt du, wo er ist?“, unterbrach der Rotschopf ihn erneut und Takao zuckte mit den Schultern. „Nö“, antwortete er, „Er unternimmt gern lange Spaziergänge, seit wir hier sind, also immerhin doch seit drei Ta-“ „Und wohin geht er da?“ „Glaubst du wirklich, der allmächtige König Kai Hiwatari I. erzählt mir, wo er hingeht?“, grinste Takao, „Frag doch mal Max, mit dem hat er sich in letzter Zeit öfters unterhal-“ „Und wo ist der?“, wollte Yuriy ungeduldig wissen. „Zimmer 314, aber-“ Doch der Rotschopf hörte schon nicht mehr zu, sondern sprang vom Bett und sauste aus der Tür. Es dauerte ungefähr eine Viertelstunde, bis er in der weitläufigen Hotelanlage das gesuchte Zimmer fand, dann klopfte er energisch an. Nach zwei Minuten öffnete Max ihm gähnend die Tür und erkannte, wer da vor ihm stand. „Oh, hallo, Yuriy. Ihr seid schon da?“ „Seit etwa einer halben Stunde“, entgegnete der Russe und bemühte sich, seine Ungeduld im Zaum zu halten. „Weißt du zufällig, wo Kai ist?“ Der Amerikaner überlegte kurz und schüttelte dann bedauernd den Kopf. „Leider nein. Seit er erfahren hat, dass ihr heute ankommt, ist er wie vom Erdboden verschluckt.“ Yuriy stöhnte herzerweichend und Max musterte ihn dementsprechend mitleidig. „Tut mir echt Leid.“ „Bist ja nicht schuld daran“, murmelte der Rotschopf und wandte sich zum Gehen. „Danke jedenfalls.“ Max wartete, bis er außer Sichtweite war und wandte sich dann einem dicht belaubten, mit violetten Blüten übersäten Busch zu. „Er ist weg“, teilte er ihm mit. Der Busch raschelte und fragte dann: „Wirklich?“ Eine vorübergehende Japanerin warf dem Grünzeug einen verwunderten Blick zu und eilte dann hastig weiter. „Wirklich“, versicherte Max. Es raschelte noch stärker und dann kämpfte Kai sich aus dem Laub. „Danke, Max“, sagte er und klopfte die Blätter von seiner Kleidung. „Hör mal, du kannst dich nicht ewig vor ihm verstecken. Ich hab zwar keine Ahnung, was da zwischen euch vorgefallen ist, aber ich bin mir sicher, dass du es nicht löst, wenn du dich in einem Busch versteckst. Und du hast nicht zufällig was mit dem riesigen Bluterguss auf seiner Wange zu tun, oder? Ich meine, er ist zwar schon ziemlich verblasst, aber die Umrisse erkennt man immer noch sehr gut und das Blau auch.“ „Doch, hab ich...“, murmelte Kai, „Das war übrigens einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Ich werde morgen bei der Weltmeisterschaft mit ihm reden. Versprochen.“ ***************************** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)