Immortal von CuthbertAllgood ================================================================================ Kapitel 27: 23. Die Welt in Stille, der Tragödie zweiter Akt ------------------------------------------------------------ Lange genug hat es gedauert. Und besonders ist es auch nicht…naja… „Nein!“ Irgendwer hatte alle von Bedeutung zusammengerfuen, selbst ich hatte einen Stuhl an dem Tisch bekommen. Dennoch blieb einer frei… Rip war nicht wieder aufgetaucht. Ich ließ den Blick über die Runde schweifen. Ganz offensichtlich ging dieser Verlust den meisten hier nahe – den Major vielleicht ausgenommen. Helena war ungewöhnlich still, blutige Tränen liefen ihr über die Sommersprossen, der Blick der rothaarigen Werwölfin wr starr auf einen Fleck in der Tischmaserung gerichtet, Schrödinger trommelte dicht neben diesem Fleck unablässig mit den Fingern. Und auch die anderen, denen ich hier zum ersten Mal begegnete, waren wohl nicht in ihrer besten Verfassung. Vor allem von dem großen Krieger Anderson aus den Erzählungen meiner Kindheit war nichts zu sehen; dort saß ein verzweifelter Mann, dem das untätige Herumsitzen gar nicht behagte. Der Einwand grade war von Raphael gekommen… warum fiel mir grade auf, dass das ein jüdischer Name war? Seltsam… „Wir müssen sie suchen, Herr Stellvertreter! Wenn man bedenkt, wie viele Informationen sie offenbar schon hatten, ohne dass wir wissen, woher…“ „Das“, unterbach Ayvane auf einmal mit blutunterlaufenden Augen, „fragst du am besten den Spion, den du selbst hierher gebracht hast, Verräter!“ Raphael sprang auf und wollte auffahren, aber der Major schlug auf den Tisch. „Ruhe ihr beide! Man könnte ja meinen, ihr kämt aus dem Kindergarten, selbst Hel benimmt sich erwachsener als ihr!“ Nur langsam ließ sich der Vampir wieder sinken und das wohl auch mehr aus Pflicht als aus Respekt gegenüber seinem Vorgesetzten. Auch wenn mir vorher schon klar gewesen war, wie die Rothaarige dachte, zeigte mir das nur zu deutlich, dass ich nicht erwünscht war, ja sogar eine Bedrohung darstellte. Und wie ging Millennium mit Bedrohungen um? Richtig, ebenso wie Ischariot beseitigte es sie einfach… Ich sank regelrecht in dem Stuhl zusammen. Mit einem Mal war es so kalt… „Sie ist nicht schuld.“ Raphael hatte nun einen trotzigen Unterton. „Vielleicht nein, vielleicht doch. Vielleicht ist sie auch schuld und weiß es nicht einmal?“ Mit diesen Worten sah mich der Major nachdenklich an [Hätte ihn jemand für so tiefsinnig gehalten? Ich nicht…], während ich plötzlich verstand. Es war so klar! Und ich hatte nie daran gedacht… „Was soll das heißen?“ „Das heißt“, murmelte ich müde, „dass sie, als sie meine Gene angepasst haben, auch gleich einen Sender und so eingebaut haben… wie bei euch. Also, alles, was ich sagte, kommt von hier“, ich tippte mir an die Schläfe, „direkt nach Ischariot. Aber ich habe keine Ahnung, wer darauf zugreifen könnte… wenn ich das doch nur gewusst hätte…“ Ich biss mir auf die Unterlippe. „ICH HAB ES DOCH GESAGT!“ Ayvane sprang auf. „Von wegen, sie wusste es nicht! Es war ihr ganz genau klar, sie wollte uns nur ausspionieren!“ „Dann wäre es aber ziemlich dämlich von ihnen, uns das jetzt schon zu zeigen“, widerprach der Neko ruhig. „Sie werden eher verhindern wollen, dass sie zu viel verrät – was für ihre Unschuld spricht.“ „Können wir nicht später über Schuld und Unschuld reden und erstmal Mom suchen?!“ Hels Verzweiflung rann ihr in Bluttränen das Gesicht hinunter. Der Schmerz des Kindes versetzte mir den größten Stich ins Herz. Der Doc schüttelte den Kopf. „Ich kann sie nicht orten…“ „SIE IST NICHT TOT! DEINE TECHNIK IST NUR KAPUTT, WENN MAN SIE MAL BRAUCHT!“ „Scht, Darling. Er kann doch auch nichts dafür, er will sie doch auch finden.“ Es war das erste Mal, dass Anderson das Wort ergriff, matt, kraftlos, und dennoch flüchtete sich seine Tochter vertrauensvoll an seine Brust, gab nur noch ein halbersticktes Schluchzen von sich. Ich fühlte mich mehr denn je wie eine Verräterin. Ohne mich wäre diese Familie nie auseinander gerissen worden… Das ließ einen Entschluss reifen. „Beratet ihr euch.“ Ich stand auf. „Ich gehe sie suchen…wenigstens das.“ „Damit du beenden kannst, was vielleicht noch nicht geglückt ist? Nein, da komme ich mit, als Aufpasser.“ Ich warf einen kurzen Blick zu der Werwölfin. „Tu, was du nicht lassen kannst.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ das Zimmer, Ayvane hinter mir und Helenas Weinen noch lange in den Ohren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)