Lover Boys von Earu (Von nicht-perfekten Auftritten und saukalten Hotelzimmern) ================================================================================ Kapitel 1: Die orangene Sonne ----------------------------- Gackt's POV „Gackt. Gackt! Hey!“ Ach, lasst mich doch alle in Ruhe, ich muss mich auf den Auftritt konzentrieren. War ich denn der Einzige, der das hier ernst nahm? Ich hielt die Augen geschlossen, das Gesicht in den Händen vergraben und ging noch einmal jede einzelne Zeile des Songs in Gedanken durch. Zwar kannte ich ihn lückenlos auswendig, aber ich war nun mal ein elender Perfektionist, Fehler waren da nicht drin. Ich begann noch einmal von vorn, als plötzlich ... „Ga-chan?“ Moment, es traute sich doch nur einer, mich so zu nennen und er tat es immer mit größter Freude, aber ... das konnte nicht sein. Hyde saß vermutlich im selben Augenblick auch in seiner Garderobe oder stand auf der Bühne, denn er war mit L'Arc~en~Ciel auf Tour. Verwirrt hob ich den Kopf und wie es zu erwarten war, stand da niemand. Außer mir befanden sich nur noch eine Hand voll Menschen im Raum. Zwei Stylistinnen, von denen die eine gerade meiner ehemaligen Filmpartnerin Zeny Kwok den letzten Schliff gab und die andere eine Tasse Kaffee trank. Ein Stück daneben standen Taro Yamamoto und Wang Leehom, ebenfalls Schauspielkollegen, die sich scheckig lachten. „Ich sag doch, dass das klappen würde“, meinte Taro, während er sich die Tränen aus den Augen wischte. Leehoms Gelächter wurde daraufhin nur noch lauter und er musste sich auf einer Tischkante abstützen, um nicht umzufallen. Da wurde mir einiges klar – die beiden hatten sich wohl einen Scherz mit mir erlauben wollen und fanden das auch noch unheimlich lustig. Nur blöd, dass ich das auf keinen Fall so sah. Aber das lag vermutlich im Auge des Betrachters. Ich trieb mit anderen schließlich auch manchmal Späße, die die Betroffenen für nicht sonderlich witzig hielten, ich mich allerdings gleichzeitig wegschmeißen könnte. Und genau so fühlte ich mich gerade; woher sollten sie auch wissen, dass Hydes Abwesenheit in mir so ein Gefühl der Leere auslöste. Immerhin hatte er genauso viel Herzblut in dieses Lied gesteckt wie ich und außerdem ... vermisste ich ihn schrecklich. Die Zeit während des Moon Child -Drehs war einfach wunderbar gewesen, so zufrieden hatte ich mich lange nicht mehr gefühlt und der kleine Sänger hatte sich irgendwie in mein Herz eingeschlichen. Letzteres hatte ich schnell bemerkt und war ja auch schon in die Versuchung geraten ihn zu küssen, als er gerade auf einem Sessel geschlafen hatte. Ich war ihm schon so nahe gewesen, hatte seinen Atem auf meinen Wangen gespürt. Es wären nur noch wenige Zentimeter gewesen, aber dann war er aufgewacht und ich hatte zwangsweise alles ins Lächerliche ziehen müssen, um unnötige Fragen zu vermeiden. Aber irgendwann war eben auch die glücklichste Zeit vorbei – Film abgedreht, Premierenfeier ein Erfolg und seitdem hatte ich Hyde nicht mehr zu Gesicht bekommen, jedenfalls nicht persönlich. Ich musste mich nun immer stark zusammenreißen, damit ich nicht geistesabwesend vor allen möglichen Werbeplakaten und Ausschnitten aus TV-Sendungen stehen blieb und in seinen Augen versank. Keiner sollte es erfahren und vor allen Dingen Hyde nicht. Dass ich ihn so lange nicht gesehen hatte, machte es fast noch unerträglicher, dass er heute nicht hier sein konnte. Vielleicht würde dies das einzige Mal sein, dass wir 'Orenji no Taiyou' live performten und Hyde steckte mitten in seiner eigenen Tour. Aber was jammerte ich eigentlich? Ich war ein Freund, ja; aber mehr auch nicht und ich konnte nicht von ihm verlangen, wegen zehn Minuten Singen, seine Band im Stich zu lassen. Sie hatten schließlich lange genug pausiert, als jeder seinen eigenen Weg gegangen war und dann hatte ich Hyde auch noch für den Film einige Zeit in Anspruch genommen. Ich konnte nicht schon wieder so energisch um seine Teilnahme bitten, wie ich es damals für Moon Child getan hatte. Aber in meinen Ohren hatte er schon ein bisschen traurig geklungen, als er den Auftritt absagen musste. Oder war er damals einfach nur im Vorbereitungsstress für die bevorstehende Tour gewesen und kam mir deshalb so gedrückt vor? Das Geräusch der, sich öffnenden, Tür riss mich aus meinen Gedanken und gleich darauf steckte einer der Tourbegleiter seinen Kopf in den Raum. „Gackt-san“, machte er auf sich aufmerksam, „Noch zwei Minuten.“ „Hm, danke“, sagte ich nur knapp und stand auf. Auch die anderen waren schon aufbruchsbereit. Taro und Leehom hatten sich scheinbar wieder beruhigt, sie wirkten wieder wie die professionellen Menschen, die ich damals am Set kennengelernt hatte und genau das brauchten wir jetzt. Ich nickte allen noch einmal zu, ehe wir schweigend den Weg zur Bühne antraten. Es waren nur ein paar Meter bis dorthin und so blieben uns noch über sechzig Sekunden, die wir still am Bühnenaufgang verbrachten. Ich konnte die Menge jetzt schon kreischen und rufen hören. Noch ein letztes Mal wurde die Tontechnik, die wir mit uns herumtrugen, überprüft; Leehom und ich bekamen noch jeder ein Mikrofon in die Hand und dann wurde uns auch schon der Countdown von der Seite zugeraunt: „Noch 10, 9, 8, 7 ...“ „Lasst uns die Fans begeistern.“, sagte ich, gerade laut genug, damit es die drei Menschen an meiner Seite mitbekamen und wünschte mir im selben Moment, dass noch einer mehr hier neben mir stehen würde. „... 3, 2, 1, Go!“ Die Rückwand der Bühne öffnete sich und wir stiegen die Treppe hinauf. Der Lärm schwoll an. Kaum waren wir oben angekommen, da sprang Taro auch schon wieder von der kleinen Kulisse herunter und begann mit seinem Spiel. Zeny und ich setzten uns auf die Treppe, während Taro und Leehom zu ihren aufgenommenen Stimme agierten. Gleich war es so weit, gleich würde ich die ersten Zeilen des Songs anstimmen, die eigentlich ihm – Hyde – gehörten. Ich hörte darum gar nicht richtig darauf, was die beiden Männer da sagten; schließlich hatte ich selbst diesen Dialog entworfen. Die Worte gingen bei mir in ein Ohr rein und zum anderen wieder raus, ohne dass ich versuchte einen Sinn daraus zu machen. Ich wartete lediglich auf mein Zeichen. Es dauerte nicht lange, da sprang Taro neben mich auf die Treppe und schlug sachte mit dem Handrücken gegen meinen Oberarm. Das war es, Zeit für meinen Einsatz. Ich ließ einige Sekunden verstreichen, bevor ich das Mikro an die Lippen hob und langsam, ohne begleitende Musik, zu singen begann: „Yuugure ni kimi to mita orenji no taiyou Nakisou na kao o shite eien no sayonara“ Die Fans, die eben noch totenstill gewesen waren, jubelten nun umso lauter und nur einen Moment später setzten die Violinen ein. Auch die Bühnenscheinwerfer wurden eingeschaltet – es war ein wundervolles Spiel aus Licht und Musik, welches mir einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Aber ich durfte mich davon nicht ablenken lassen, dafür war der Tag einfach zu wichtig. Auch wenn dieser Auftritt nie perfekt sein könnte, wollte ich ihn doch so beeindruckend wie möglich machen. Das war ich meinen Fans schuldig ... und Hyde auch. Das erste Zwischenspiel war nun fast vorbei und ich würde erneut allein singen, bevor die zweite Stimme einsetzte: „Kirameku nami to tawamureteita mujaki na kimi no sono yokogao Hadashi de sunahama o kakenukeru kimi ga itoshii“ „Suna ni kaita kimi no namae to kazari tsuketa kaigara wa Kata o yoseta bokura no mea de nami ni sarawareta“ „Yuugure ni kimi to mita orenji no taiyou Nakisou na kao o shite eien no sayonara“ Eigentlich hätte dieser letzte Refrain schon ein Duett sein sollen, aber ich hatte mich dagegen geweigert. Anderen hatte ich erklärt, dass ich einfach nur etwas Neues aus dem Song herausholen wollte, aber in Wirklichkeit konnte ich mich nicht damit abfinden, ihn wie immer zu singen. Nein, ich hatte ihn zusammen mit Hyde so aufgenommen und ich würde ihn auch nur zusammen mit Hyde so aufführen. Etwas anderes kam nicht in Frage, auf keinen Fall! In den Augenwinkeln sah ich wie Leehom nach dem Mikrofon hinten in seinem Gürtel tastete. Seine Finger schlossen sind um den länglichen Gegenstand und er zog es hervor. Viel Zeit hatte er für dieses Unterfangen nicht, denn wir wollten das Publikum damit überraschen und das ging schlecht, wenn er schon ewig mit dem Mikro in der Hand auf der Bühne stehen würde. Aber es lief alles wunderbar. Kaum jemand schien rechtzeitig zu realisieren, dass Leehom singen würde, ehe der nicht schon damit begonnen hatte: „Aoi sora wa iki o hisomete akai yuuhi ni dakarete yuku Boku mo kimi o dakishime nagara hitomi o tojita“ „Ikutsu mo no yorokobi ya kanshimi mo kazoe kirenai deaiya wakare mo Ano koro to kawarazu ni yasashiku miteru orenji no taiyou“ „Eien no yume mite ta ano koro no bokura wa Itsu made mo hanarezu ni dakiatte waratteta“ An dieser Stelle brachte ich auch meine Stimme wieder ins Spiel, aber es war einfach nicht dasselbe. Leehom hatte sich zwar gründlich vorbereitet – sein Japanisch klang gut, sein Gesang auch und dennoch ... war er immer noch Leehom und nicht Hyde. Irgendwie fehlte da etwas, allerdings weigerte ich mich vehement gegen den Gedanken, dass es 'nur' die Anwesenheit des Kleinen war – zumindest versuchte ich es. Ich will nicht sagen, dass es mich wütend machte, dass Leehom diese Zeilen sang, aber es störte mich eben doch. Konsequent schob ich diese Gedanken beiseite – was nicht ging, das ging eben nicht und schlussendlich würden nur meine Fans darunter leiden, wenn ich mich jetzt durchhängen ließ und deshalb weniger Elan in diese Performance steckte. Ich sollte mich wieder auf den Auftritt konzentrieren, denn das zweite Zwischenspiel lief schon und das war das Zeichen dafür, dass gleich der Part kam, den wir für gewöhnlich im Duett sangen, den ich heute allerdings allein übernahm. Das Licht dunkelte sich ab und nur wir vier wurden noch von den Scheinwerfern angestrahlt. „Akireru hodo kimi o omou yo Sore dake de boku wa mitasareru Nakanai de itsu date aeru yo Hitomi o tojireba“ Natürlich klang alles nicht so harmonisch wie ich es von der Aufnahme aus dem Tonstudio gewohnt war. Das Wechselspiel zwischen mir und Hyde gehörte zu meinen Lieblingsstellen und vielleicht hatte ich sie auch deswegen nicht hergeben können. Aber es war auch eine Frage des Timings und wir hatten einfach nicht genug Gelegenheiten gehabt, uns richtig dafür abzustimmen. Oder redete ich mich nur wieder heraus? Verdammt, meine Fixierung auf Hyde schien immer schlimmer zu werden! Ich sollte mein Herz nicht zu sehr an ihn hängen, sonst würde es irgendwann in tausend kleine Stücke zerbrechen. Aber konnte ich das jetzt überhaupt noch abwenden? Würde ich mein Herz so einfach betrügen können? Vermutlich nicht. Das letzte Zwischenspiel erklang und es war an der Zeit von meinen Bühnenpartnern Abschied zu nehmen, jedenfalls für den Rest des Konzerts. Zeny und Taro standen bereits oben auf der Treppe, während ich Leehom freundschaftlich umarmte und mich für seine Mühen bedankte. Er nickte mir noch einmal lächelnd zu, ehe auch er durch den lichtdurchfluteten Bühnenabgang verschwand. Sah man mir meine Betrübtheit etwa so sehr an, dass er mich mit einem Lächeln aufmuntern wollte? Vielleicht redete ich mir da aber auch nur Blödsinn ein, schließlich kannte ich meine Gefühle und er nicht; konnte somit ganz andere Schlüsse ziehen. Das Licht hatte eine orange-rote Farbe angenommen, es brannte wie Feuer und nun stand ich wieder ganz allein auf der Bühne, wartete auf meinen Einsatz. Einen richtigen Text hatte ich in diesem Augenblick nicht und so konnte ich alles herauslassen, legte restlos alle Emotionen in meine Stimme. Wie es mich ankotzte, dass Hyde nicht bei mir war, wo er jetzt eigentlich hingehörte. Wie es mich ankotzte, dass wir ja unbedingt gleichzeitig auf Tour gehen mussten. Und wie es mich ankotzte, dass ich mich so hoffnungslos in diesen Menschen verliebt hatte, wenn er meine Gefühle doch nie erwidern würde. Doch auch dieser Gefühlsausbruch konnte meinen Schmerz nicht lindern. Als der letzte Ton meine Kehle verließ, wurde auch die Musikbegleitung wieder ruhig. Man konnte fast nur noch die sanften Töne der Akustikgitarre hören, was es mir nicht sonderlich einfacher machte. Wir waren nun beim letzten Teil des fast zehnminütigen Songs angekommen und ich musste allein bei dem Gedanken an das Bevorstehende schon mit den Tränen kämpfen. Gleich – gleich würde das Geschenk an die Fans kommen, wo wir schon ohne Hyde performen mussten. Ich atmete tief ein und hielt die Luft an, bis die ersten Silben zu hören waren: „Yuugure ni kimi to mita orenji no taiyou Nakisou na kao o shite eien no sayonara“ Da war sie auch schon, diese wunderbare Stimme in dieser herrlich weichen Tonlage – Hyde ... und doch nicht Hyde. Das Publikum kreischte begeistert auf, fast noch lauter als zuvor. Sie glaubten tatsächlich, dass der Sänger von L'Arc~en~Ciel gleich neben mir auf der Bühne stehen und die verbleibenden Verse singen würde. Aber ich wusste es besser – leider. Alles war abgeklärt, alles nur ein Tonband mit seiner Stimme darauf. Ich konnte fast hören, wie etwas in mir zerriss; aber ich zwang mich dazu, weiterzumachen, meine Rolle zu spielen. Gleich würden die Scheinwerfer angehen und ich stand noch nicht ganz richtig. Vielleicht konnte ich ja wenigstens den aufgenommenen Gesang genießen. Aber halt, das war gar nicht das Band, das ich ausgesucht hatte, die Stimme war auf einmal viel rauer geworden. Meine Laune sackte schlagartig in den Keller. Machte mir jetzt etwa ein Fehler in der Technik meine letzten Versuche, doch noch ein wenig von Hyde in diesen Auftritt zu bekommen, auch noch madig? Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Doch nun war es zu spät, ich stand bereits in dem bläulichen Lichtkegel und auch auf dem Boden vor mir zeichnete sich ein gelber Kreis ab. The show must go on! Sehnsüchtig streckte ich die Hand nach der leeren Stelle aus, so wie ich es vorgesehen hatte – meine Gefühle waren allerdings echt, nicht nur gespielt. Und dann geschah, was ich niemals erwartet hätte: aus dem Schatten trat eine kleine schlanke Gestalt, gekleidet in die Sachen, die zu Kei gehörten und mit einem Mikrofon an den Lippen. Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Was ging hier eigentlich vor? Litt ich langsam an Halluzinationen? Hatte meine Crew etwa ein Double engagiert, ohne mich einzuweihen? Damit machten sie doch alles nur schlimmer, auch wenn es gut gemeint war. Aber dem war nicht so; ein Blick in die Augen meines Gegenübers verriet mir die Wahrheit: Hyde – er war hier, er stand tatsächlich vor mir. Und er lächelte mich an. Für einen kurzen Moment setzte mein Herz aus, nur um dann in doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen. Fast hätte ich auch meinen Einsatz verpasst, konnte mich im letzten Augenblick aber noch fangen. Hydes plötzliches Auftauchen brachte mich völlig aus dem Konzept. Auch er schien das zu bemerken, denn er griff nach meiner ausgestreckten Hand und umschloss sie sicher mit seiner, gab mir Halt. Die Menschen im Publikum kreischten wieder begeistert auf; kein Wunder bei dem Fanservice, den wir da boten. „Yuugure ni kimi to mita orenji no taiyou Nakisou na kao o shite eien no sayonara“ Ganz leicht kamen mir die letzten Zeilen unseres Songs über die Lippen. Mit den Worten versiegte auch die Musik, die Beleuchtung wurde dämmerig und ich konnte nicht mehr warten; zog Hyde an mich, umarmte ihn. „Haido“, seufzte ich leise in sein Ohr und bekam ein helles Auflachen zur Antwort, „Hallo, Ga-chan!“ „Wie kommst du ...? Ich dachte du wärst auf Tour.“ „Erklär ich dir alles später.“ Ich spürte kurz wie seine Hände über meinen Rücken strichen, ehe er sich von mir löste und der Menge zuwandte. Natürlich warf er zuerst einen Handkuss ins Publikum und verbeugte sich dann kunstvoll, bevor er das Wort ergriff: „Guten Abend alle zusammen. Ich bin Hyde und heute der Überraschungsgast für euch und Gackt-san. Hoffentlich ist es uns geglückt und ihr hattet Spaß. Bis zum nächsten Mal.“ Die Rückwand der Bühne öffnete sich erneut und Hyde verschwand winkend im Hintergrund. Perplex ließ er mich allein zurück. Hatte er denn unbedingt betonen müssen, dass auch ich vom Ende dieses Auftritts nichts gewusst hatte? Was sollten meine Fans denn jetzt von mir halten? „Dass du trotzdem ein großartiger Künstler bist“, würde Hyde wohl darauf sagen. Ich musste lächeln, es tat so gut und würde mich den Rest des Konzerts mit einer glänzenden Laune überstehen lassen. * Zehn Minuten später stürmte ich meine Garderobe. Die verbleibenden beiden Songs hatte ich mit einer Leichtigkeit vorgetragen, wie ich es an diesem Abend nicht mehr für möglich gehalten hätte. Auch die Menge war begeistert gewesen, denn sie hatten lauthals nach einer Zugabe verlangt. Aber dieses eine Mal war das nicht drin, Hyde wartete auf mich und ich konnte es nicht mehr länger aushalten. Irgendwann würde ich das bei meinen Fans wieder gut machen müssen ... nur nicht heute. Ich riss die Tür auf, strahlte vermutlich in den Raum und erblickte die da Sitzenden: Taro, Zeny und Leehom – niemand sonst. Hatte ich mir etwa doch alles nur eingebildet? „Wo ...?“ „Suchst du Hyde?“, kam die Gegenfrage von Taro und ich war nur zu einem Nicken fähig. Verdammt mutierte ich hier etwa gerade zu einem wortlosen Idioten? Und das alles nur wegen diesem einen Menschen. „Der hat seine eigenen Garderobe“, sagte mein Gegenüber und deutete mit dem Daumen nach links, „Zwei Türen weiter.“ Ich glaube, dass er noch etwas anderes hatte sagen wollen, aber ich hörte es schon nicht mehr. In Windeseile ging ich die paar Schritte den Gang hinunter und stand erneut vor einer Tür. Gerade wollte ich die Klinke herunterdrücken, als das kleine Namensschild an der Wand in mein Blickfeld rückte: Doi Hachirou. Wieso war mir das nicht schon vorher aufgefallen? Egal, ich führte zu Ende, was ich eben begonnen hatte und öffnete die Tür. Sofort fiel mein Blick auf den kleinen Sänger, der gemütlich rauchend auf der Ledercouch saß. Er sah auf, als er mich bemerkte; drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und kam lächelnd auf mich zu. „Und, hast du noch viel Spaß gehabt? So ganz ohne mich“, fragte Hyde mit einem neckischen Unterton. Wie bitte? Was meinte er denn damit nun wieder? Sein Grinsen wurde immer breiter und ich verstand endlich. „Ich konnte es gerade noch retten“, meinte ich mit gespielter Empörung und verschränkte die Arme vor der Brust, „Wie kommst du eigentlich auf die Idee, einfach in den Auftritt reinzuplatzen? Fast wäre alles ruiniert gewesen.“ Zur Krönung dieser Darbietung zog ich noch eine Schnute und wartete dann auf Hydes Reaktion – die allerdings etwas anders ausfiel, als ich gedacht hatte. Er blickte mich entsetzt an, ihm entgleisten sogar die wunderbar feinen Gesichtszüge. Mist, so weit hatte ich es eigentlich nicht treiben wollen. „Tut mir Leid, Haido“, setzte ich reumütig an, „Ich hab es nicht ernst gemeint; nur ein Scherz.“ „Warum hab ich mir das jetzt denken können?“, gab er mir zur Antwort und fand endlich auch sein Lächeln wieder. Puh, gerade nochmal gut gegangen. So gefiel er mir viel besser, sehr viel besser. „Haido“, murmelte ich leise und umarmte ihn. „Hallo, Ga-chan.“, sagte er und brachte mich unwillkürlich zum Schmunzeln. „Ich glaube, das hatten wir schon.“ Der wunderbare Duft seiner Haare stieg mir in die Nase und auch wenn es nicht der Übliche war, schloss ich genüsslich die Augen. Am liebsten hätte ich Hyde nicht mehr losgelassen, aber damit hätte ich mich vermutlich verraten und gerade das wollte ich eigentlich verhindern. „Wie sieht's aus?“, setzte ich an und löste mich wieder von Hyde, „Wir gehen was trinken und du erzählst mir, wie du es geschafft hast, doch noch herzukommen.“ „Klingt gut, aber willst du dich nicht vorher noch umziehen?“ Ah ja, er kannte mich einfach zu gut. Für gewöhnlich hielt ich es nicht unbedingt lange in den gleichen Klamotten aus, aber diesmal ging es eigentlich. Außerdem war es mein Sho-Outfit, was ich wirklich sehr mochte. Nur zu schade, dass Hyde schon seine normalen Sachen trug. Der Abend wäre bestimmt lustig geworden, genau so wie damals am Set. „Nein nein, schon gut. Ich fühl mich wohl“, meinte ich schließlich, „Aber ich brauch noch was aus meiner Garderobe. Brieftasche, Schlüssel, Handy, du weißt schon. Bin gleich wieder da.“ Ich eilte zurück in den Umkleideraum, wo sich meine Sachen befanden. Dort saßen auch immernoch die anderen drei, doch ich nahm sie gar nicht richtig zur Kenntnis, sondern suchte mir nur mein Zeug zusammen, verabschiedete mich kurz und verschwand dann auch schon wieder zur Tür hinaus. Hyde stand bereits völlig fertig auf dem Flur – Jeansjacke an, Sonnenbrille auf und letzteres wollte ja so gar nicht zu seinen blonden Haaren passen. Aber Moment, sind die letztens nicht noch braun gewesen? Oder die Werbung war einfach schon etwas älter, als ich angenommen hatte. „Kann's losgehen?“, fragte der kleine Sänger gut gelaunt, „Hast du alles?“ „Jap. Ich weiß auch schon genau, wo wir hingehen können. Aber mal was anderes: Wie hast du denn deine Haare auf die Schnelle so hinbekommen?“ „Dafür sind deine Stylistinnen verantwortlich“, erklärte er schulterzuckend, „Keine Ahnung, was die da eigentlich gemacht haben. Ich muss das auf alle Fälle noch auswaschen, bevor ich ins Bett gehe.“ „Ach so, na dann los.“ * Wir brauchten nicht sonderlich weit laufen, um zu der kleinen Bar zu gelangen, die ich am Vorabend entdeckt hatte. Da drinnen war es ziemlich gemütlich und so wie es aussah, schienen sich sowohl die Stammgäste, als auch das Personal nicht im Geringsten darum zu kümmern, dass zwei so bekannte Persönlichkeiten dort einkehrten „Sieh mal, Ga-chan. Die haben hier einen Cocktail, der 'Orange Sun' heißt“, machte mich Hyde auf diesen witzigen Zufall aufmerksam und deutete auf die Getränkekarte. Das passte ja wirklich wie die Faust aufs Auge. Ich verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen und orderte zwei dieser Drinks, zusammen mit einem Glas Wasser für Hyde. Man(n) wusste schließlich nie, was da noch so kommen könnte und der Kleine vertrug nicht unbedingt viel. Obwohl ... Hyde war unter Alkoholeinfluss auch immer wieder zu niedlich, besonders wenn er dann nicht mehr genau nachdachte, was er eigentlich tat. Wir hatten da schon so einiges erlebt. Nein! So hinterhältig war ich nun auch wieder nicht. Das konnte ich Hyde nicht antun, wo er doch extra wegen mi- ... wegen meinem Konzert hierher gekommen war. Trotzdem blickte er mich ein wenig finster an, als die Kellnerin unsere Bestellung brachte und ihm das Wasser vor die Nase setzte. „Das ist jetzt nicht dein Ernst“, maulte er. „Doch, ist es“, gab ich nur gelassen zurück und nippte an dem Orange Sun. Mh~ das Zeug schmeckte gar nicht mal schlecht. „Haido, du weißt genau, dass das sonst in einer Katastrophe enden kann – zumindest für dich. Jetzt schmoll nicht und erzähl mir lieber, wie du hierher gekommen bist.“ Er musterte das Wasserglas noch einmal mit einem abwertenden Blick, als ob es persönlich dafür verantwortlich wäre, dass er nicht viel trinken musste, um ziemlich beschwipst zu werden und wandte sich dann wieder mir zu. „So~ schwer war das gar nicht“, begann er, „Eigentlich hätte ich heute ja auch auf der Bühne stehen sollen, aber uns kam ein .... unerwarteter Krankheitsfall dazwischen.“ „Oh, das tut mir Leid. Wen hat es denn erwischt?“ „Äh ... mich“, antwortete Hyde zögerlich, während er sich peinlich berührt am Hinterkopf kratzte und dann blitzschnell „... und Ken auch.“ hinterherschob. Hä? Wie sollte das denn jetzt gehen? Tetsu hätte seinen Freund doch nie im Leben weggelassen, wenn der ernsthaft krank gewesen wäre. „Guck mich nicht so an, Ga-chan“, murrte er dann, „Du hast am Telefon selbst gesagt, dass das womöglich die einzige Gelegenheit sein würde, 'Orenji no Taiyou' live zu singen. Und dann hat Leehom auch noch angerufen, weil er sich das mit der Überraschung ausgedacht hat. Freu dich doch lieber, dass ich da bin. Ich wollte-“ Da unterbrach ich Hydes Redeschwall, bevor er sich noch mehr hineinsteigern würde: „Stopp! Haido, beruhige dich wieder. Ich freue mich ja, aber wenn du mit so einer Erklärung ankommst, kann ich gar nicht anders. Meinst du nicht auch?“ Er schwieg eine Weile, dachte wohl über meine Worte nach und kam dann zu dem Schluss, dass die ganze Geschichte schon etwas seltsam klang: „Hast Recht.“ Zufrieden nahm ich wieder einen Schluck von meinem Cocktail und auch Hyde probierte nun endlich davon. Sein, bis eben noch säuerlicher, Gesichtsausdruck erhellte sich auf einmal: „Hey, der ist echt lecker.“ Ja~, aber nicht so lecker wie du. Halt! Nicht jetzt! Wenn ich mir jetzt solche Gedanken erlaubte, würde es nicht mehr lange dauern, bis ich sabbernd auf dem Tisch hing. Schnell stürzte ich den Rest des Orange Suns herunter und bestellte einen Neuen ... und ein Glas Wasser, sonst würde ich mich heute noch betrinken. Diese Blöße wollte ich mir von Hyde bestimmt nicht geben. „Dann sag mal an, Ga-chan“, brachte Hyde unser Gespräch wieder zum Laufen, „Was hast du so in der letzten Zeit getrieben?“ 'Arg, Haido, diese Wortwahl!', schoss es mir durch den Kopf. Jetzt bloß nicht aus der Ruhe bringen lassen; lieber den Abend genießen. „Naja, viel ist eigentlich nicht passiert; aber ich hab tatsächlich was, das ich dir unbedingt erzählen muss. Du wirst dich totlachen.“ Hätte ich in diesem Augenblick doch nur schon gewusst in welche Versuchungen mich Hyde noch bringen würde. TO BE CONTINUED ***** ~~~ + ~~~ ***** Na, wie gefält euch meine kleine Was-wäre-wenn-Story? Das erste Kapi haben wir hinter uns und eins steht noch aus. Dann ist aber Haido mit Erzählen dran ^^ Der abgedruckte Text ist natürlich 'Orenji no Taiyou' von Gackt & Hyde XD An sich komplett aber für'n Live fehlt viermal Refrain oder so ^^" Den Auftritt gibt es ja (in unverpfuschter Form ^^") tatsächlich --> Ga-chans 'Jougen no Tsuki'-Tour aus dem Jahre 2003. Wer also mal reinschauen will, um sich das Ganze besser vorstellen zu können: http://de.youtube.com/watch?v=VrrufE631Yg Und jetzt hebe bitte jeder die Hand, der am Ende bei diesem leeren Scheinwerfer auch immer fast losheulen muss ... Äh~ was noch ... ah ja: Kommis? Kapitel 2: Träume sind Wünsche des Herzens ------------------------------------------ Hyde's POV „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du dich sogar im gleichen Hotel einquartieren konntest, ohne dass ich etwas davon gemerkt habe“, meinte Gackt kopfschüttelnd, während ich die Tür zu meinem Zimmer aufschloss. Typisch Ga-chan, er wurde einfach nicht damit fertig, dass wir ihn reingelegt hatten. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass du den ganzen Tag unten in der Lobby gesessen und die anreisenden Gäste beobachtet hast“, sagte ich daraufhin und versuchte spaßhaft und tröstend zugleich zu klingen, „Und das Hotel ist groß. Mach dir also nichts draus.“ Die Tür war nun offen, ich trat ein und suchte links an der Wand nach dem Lichtschalter. Aber noch bevor ich ihn gefunden hatte, schlug mir eine Kältewelle entgegen, die mich unweigerlich frösteln ließ. Wieso war es denn im Sommer so kalt hier drinnen? Hatte ich vergessen die Klimaanlage auszuschalten? „Haido! Heute noch?“, drang es an mein Ohr – und das unerwartet nah. Im nächsten Moment strichen Gackts Finger über meine hinweg, tasteten weiter an der Wand entlang und schalteten endlich die Beleuchtung ein. Sanft, aber bestimmt wurde ich weiter in den Raum hineingeschoben und die Tür hinter uns geschlossen. „Du schläfst doch nicht etwa schon?“, fragte der Größere belustigt und ging um mich herum, wohl um mir ins Gesicht zu sehen. „Nein. Tut mir Leid“, antwortete ich schnell, „Ich hab mich nur gewundert, dass es hier so kalt ist.“ „Wirklich?“, hakte er nach und hob mein Kinn ein Stück an, „Du siehst aber müde aus. Soll ich dich ins Bettchen bringen?“ Ich konnte regelrecht fühlen, wie sich die Röte auf meine Wangen legte und drehte mich ruckartig weg, „Spinner!“ Wieso hatte ich ihn eigentlich mit hierher genommen? Ah ja, richtig: Wir hatten in der Bar gesessen und uns gemütlich unterhalten, während Gackt drei oder vier von diesen Orange Sun getrunken bzw. regelrecht hintergekippt hatte – ich hingegen nur zwei. Soviel zum Thema 'Betrink dich nicht'. Zwar war er mir noch ziemlich nüchtern vorgekommen, aber vorausschauend hatte er vorgeschlagen, die Lokalitäten zu verlassen. Keine Ahnung, wie er auf einmal darauf gekommen war. Allerdings passte das nicht ganz zu dem, was ich mir für diesen Abend vorgenommen hatte. Eigentlich wollte ich endlich einmal klären, in welcher Hinsicht wir zueinander standen. Man konnte es schließlich nicht mehr als normale Freundschaft bezeichnen wie wir miteinander umgingen. Andererseits ... das war Ga-chan; er verhielt sich nun mal anders, wenn er mit Menschen zusammen war, denen er vertraute. Er umarmte sie aus heiterem Himmel; küsste sie spontan, manchmal sogar direkt auf den Mund und dann waren da noch diese Scherze, bei denen man auch im Nachhinein nie wirklich genau wusste, ob er es nicht doch ernst meinte. Nur nahm dieses Verhalten in meiner Gegenwart irgendwie noch extremere Ausmaße an. Ich wurde aus diesem Menschen einfach nicht schlau ... und aus mir mittlerweile auch nicht mehr. Wieso lief ich zum Beispiel in diesem Moment rot an, nur weil er direkt vor mir stand und mir in die Augen sah? Weshalb war mir vorhin auf der Bühne plötzlich so unerträglich warm geworden, als ich seine Hand genommen hatte? Das alles brachte mich so durcheinander und ich wusste einfach nicht warum. Dabei waren die Anzeichen offenbar so eindeutig, dass selbst andere sie bemerkten. Allen voran natürlich Tetsu. Er hatte mich so seltsam wissend angesehen, als er mir meinen kleinen Ausflug auf Gackts Konzert 'erlaubt' hatte. Und auch Ken schien die Lunte gerochen zu haben, denn er hatte erst dann mit Husten und Krächzen angefangen, nachdem ich mein 'Unwohlsein' bekundet hatte. Wussten sie eigentlich wie dankbar ich ihnen dafür war? Bestimmt. So freudestrahlend wie ich abgereist war, mussten sie es mitgekriegt haben. Plötzlich packte mich etwas an der Taille, hob mich hoch und warf mich über seine Schulter. „Du schläfst ja doch!“, lachte Gackt lauthals und trug mich quer durchs Zimmer, „Ich wollte mir schon einen Stift suchen und dir auch ein schönes Tattoo aufmalen.“ „War es dir denn keine Lehre, dass You dich nach der Aktion stundenlang ignoriert hat? Ich kann das auch“, kommentierte ich sein Vorhaben und versuchte mich freizukämpfen. Das war nämlich die Story, über die ich mich so totlachen sollte: You war nach einem Konzert in der Umkleide versehentlich eingeschlafen und Gackt hatte natürlich nichts anderes zu tun gehabt, als seinem Kumpel das Schriftzeichen für 'Küche' mit Edding auf den Oberarm zu malen. Im Halbschlaf nach dem Aufwachen hatte You erst einmal gedacht, dass es echt wäre und Gackt dann mit Nichtbeachtung gestraft, weil der sich natürlich nicht mehr halten konnte. Ich stand da entschieden auf Yous Seite. Ga-chan und sein verquerer Humor immer ... Ich gab meinen Kampf um die Freiheit auf. Dieses Unternehmen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Erstens hatte Gackt mehr Kraft. Zweitens hing ich immernoch über seiner Schulter und würde wohl ziemlich unsanft auf dem Boden landen. Und außerdem gab es da noch das Drittens in Form von Gackts Hand auf meinem Hintern, was alle anderen Gedanken mit einem Mal völlig unwichtig werden ließ. Streichelte er da gerade wirklich mein Gesäß? Aber im nächsten Moment war alles auch schon wieder vorbei, Gackt warf mich aufs Bett und wuschelte mir durch die Haare, „Manchmal bist du wirklich zu niedlich.“ Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Genau das meinte ich: erst diese Bemerkung und dann so ein Verhalten. Perplex starrte ich noch eine ganze Weile auf die Stelle, an der Gackt gestanden hatte, obwohl der nun schon längst auf der Couch saß. Reiß dich zusammen, Hyde! Wir sind hier doch nicht im Kindergarten! Ich brauchte eine Dusche. Genau, das würde mich wieder in Form bringen, sodass ich bei diesen Späßen wenigstens mitspielen konnte. Dieses seltsame Färbemittel musste sowieso noch aus meinen Haaren raus. Schnurstracks lief ich zu meinem Koffer, kramte Handtücher, Shampoo und Duschgel heraus und verschwand mit den Worten „Ich geh kurz duschen“ im Bad. Kaum war die Tür hinter mir ins Schloss gefallen, lehnte ich mich mit dem Rücken dagegen. Was war nur los? Was hatte sich geändert? An mir; an ihm; an dem, was uns verband? Das war doch früher nicht so kompliziert. Mein Blick fiel auf den Spiegel, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Ich sah hinein, musterte die feinen Gesichtszüge darin, die ich nur zu gut kannte, weil sie mir gehörten. Tetsu hatte mal gesagt, dass ich wie ein Mädchen ausgesehen hätte, als wir uns damals kennenlernten. Und Gackt hatte mal gesagt, dass er sich wohl in mich verlieben würde, wenn ich ein Mädchen wäre. Aber war das dann nicht egal, wenn ich schon so feminin wirkte? Kam es denn wirklich auf das Geschlecht an? Blöde Grübeleien ... wo war die Dusche? Suchend schaute ich mich in dem ganzen Raum um: Waschbecken, Klo, Badewanne, Tür, aber keine Dusche. Das konnte doch nicht ... „Ga-chan!“, rief ich laut nach dem Solisten, der da immer noch nebenan hockte. Es dauerte auch nicht lange, ehe er an die Tür klopfte und langsam die Klinke herunterdrückte, „Was ist denn?“ „Das Zimmer hat keine Dusche“, erklärte ich ihm leicht frustriert, „Aber ich muss mir wenigstens das Zeug aus den Haaren waschen.“ „Hast du noch was an? Ich meine: Kann ich reinkommen?“ Seit wann fragte ein Gackt denn wegen sowas? Vor allem, da er die Tür schon einen Spalt weit offen hatte. „Ja.“ Gackt betrat das kleine Bad und betrachtete die Misere. Dabei kratzte er sich am Hinterkopf und überlegte wohl, was wir jetzt machen sollten. „Dann nimm doch einfach die Badewanne“, schlug er schließlich vor. Allerdings war das nicht ganz in meinem Sinne: „Eigentlich wollte ich um diese Uhrzeit kein Vollbad mehr nehmen.“ „Das mein ich doch auch gar nicht. Die Badewanne hat doch einen Duschkopf. Wasch dir also nur die Haare.“ Etwa so wie es Frauen meistens taten? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich mich über die Wanne hängen und so lange ausharren könnte. Das sah bei anderen immer so unbequem aus, wie sie die Knien gegen den Rand stützten, nur um nicht umzufallen, weil man die Hände ja zum Waschen brauchte. „Also ich weiß nicht“, brachte ich meine Meinung dann auch zum Ausdruck, „Sowas hab ich noch nie gemacht.“ Wozu auch? Für gewöhnlich hat jedes Hotelzimmer eine Dusche. „Haido“, seufzte Gackt und nahm mit die Handtücher und das Shampoo ab, „Dann helfe ich dir eben.“ Hm, da hatte er auch wieder Recht. So konnte ich mich wenigstens mit den Händen auf dem Wannenrand abstützen. „Okay.“ Und um nicht noch länger über diese simple Tätigkeit zu philosophieren, beugte ich mich auch schon nach unten, schüttelte den Kopf, sodass meine Haare vorn über fielen und wartete darauf, dass auch Gackt endlich seinen Teil beitrug. Sekunden später hörte ich Wasser rauschen und dann traf der Strahl auf meine Kopfhaut. „Kalt!“, rief ich aus und bekam ein kleinlaut gemurmeltes „'Tschuldigung.“ zur Antwort. Er wartete zwei Minuten, bis das Wasser wärmer geworden war und fuhr dann damit fort, meine Haare komplett nass zu machen. Aber nicht nur die, denn nach einiger Zeit bemerkte ich, wie mein Hemdkragen mehr als nur feucht wurde. „Warte mal, Ga-chan“, bat ich und nestelte schon an den Knöpfen herum, ehe der Braunhaarige auch nur ansatzweise nachfragen konnte, was denn los war. Ich warf das Stück Stoff beiseite und wartete darauf, dass es weitergehen konnte, aber Gackt tat nichts. Nun kam ich mal in die Situation, ihn ein wenig zu ärgern: „Hey! Eingeschlafen?“ Und ich verlor trotzdem – wie immer. „Nicht so frech“, konterte Gackt und piekste mir in die Seite, sodass ich quietschend aufschrie. So eine Gemeinheit, ich wollte auch mal gewinnen. Doch der Anflug leichten Ärgers verschwand schnell, als der Solist eine handvoll Shampoo auf meinen Kopf tat und damit begann, es einzumassieren. Mh~ genau aus solchen Gründen ging ich gern zum Friseur. Der sanfte Druck, mit dem fremde Hände meine Kopfhaut bearbeiteten, tat einfach zu gut. Und Gackt schaffte es immer wieder genau die richtigen Stellen zu treffen. Wenn ich mir selbst die Haare wusch, war das Gefühl nie so intensiv. Ich wollte versinken; wollte, dass Gackt weiter machte – ewig, aber leider hörte er viel zu früh schon wieder auf. Fast wäre mir ein ärgerliches Brummeln über die Lippen gekommen, als ich plötzlich etwas anderes wahrnahm. Gackts Fingerspitzen strichen in seltsamen Mustern über meinen Rücken und er murmelte: „Sie sind wunderschön.“ Erst da registrierte ich, dass er die Konturen meines Flügel-Tattoos nachfuhr. Dabei hinterließen seine immer noch nassen Hände, kühle feuchte Spuren. Waren die dafür verantwortlich, dass ich eine leichte Gänsehaut bekam oder lag es an der Berührungen selbst? Aber es war mir nicht unangenehm, ich mochte dieses Prickeln sogar. „So“, sagte Gackt dann auf einmal, „Augen zu, ich spüle aus.“ Und schon fühlte ich wieder, wie warmes Wasser über meinen Kopf lief und eine Hand des Solisten durch meine Haare fuhr, um alle Schaumreste zu entfernen. Das Wasser wurde abgestellt und ich hing, wieder einmal wartend, mit triefenden Haaren über der Badewanne. Am Wannenboden hatte sich das gelblich gefärbte Wasser angesammelt und lief langsam ab. Dann sah ich Hände, die meine nassen und nun wieder braunen Strähnen etwas auswrangen. Gackt war dabei unheimlich vorsichtig, wohl aus Angst zu fest zu ziehen und mir damit weh zu tun. Aber so weit kam es gar nicht, das könnte es nie. Ich vertraute ihm und das wusste er. Auch wenn es jetzt nur um so banale Dinge wie Haarewaschen ging. Im nächsten Moment wurde ich aufgerichtet und bekam ein Handtuch über den Kopf. Kräftig rubbelnd trocknete Gackt meine Mähne so gut es ging, bis schließlich: „Fertig!“ Mein Sichtfeld wurde von allen Störungen befreit und ich erblickte einen breit grinsenden Gackt vor mir. „Was ist denn so lustig?“, wollte ich wissen, drehte mich um und sah das Übel: meine Haare standen in alle möglichen und unmöglichen Richtungen ab. Meine 'Frisur' wirkte so, als ob sie explodiert wäre. „Meine Güte“, murmelte ich nur und versuchte mit den bloßen Händen wieder etwas Ordnung in das Chaos zu bringen, was allerdings gar nicht so einfach war. Besonders da Gackt sich im Hintergrund kringelte. Kicher doch nicht so blöd; ich möchte sehen, wie du direkt nach dem Waschen aussiehst. Schnell ließ ich die Sache sein, klaubte mir stattdessen meinen Krempel vom Boden und schubste den Größeren aus dem Bad. Doch kaum war auch ich zur Tür hinausgetreten, wurde ich unsanft daran erinnert, dass in diesem Zimmer ja Eiszeit herrschte. Und mit nassen Haaren war das sogar noch schlimmer. „Brr“, machte ich und ein Schütteln durchfuhr meinen Körper, „Kalt.“ „Ich versteh das nicht“, sagte Gackt daraufhin, „Bevor du mich gerufen hast, hab ich die Klimaanlage ausgemacht. Eigentlich dürfte es gar nicht so kühl sein.“ „Am besten ich frage mal bei der Rezeption nach, was los ist und ...“ Da erntete ich allerdings schon den Protest des Solisten: „Nein nein. Du ziehst dir jetzt erstmal was an, bevor du dich erkältest und ich ruf an. Los!“ Na meinetwegen, zog ich mir eben ein frisches Hemd an und verkroch mich in mein Bett, um nicht gleich zu erfrieren. Gackt telefonierte währenddessen mit dem Hotelpersonal; ich konnte ihn aus dem kleinen Flur meines Zimmers noch hören: „Wie 'kaputt'? Aber müsste es dann nicht eher wärmer als kälter sein? ... Ach so ... Ja gut, sehr freundlich. Danke und auf Wiederhören.“ Der Hörer wurde aufgelegt und seufzend kam der Braunhaarige nun wieder zu mir. „Die Klimaanlage ist kaputt. Die wissen auch nicht genau woran es liegt, aber irgendwie läuft das Teil in allen Zimmern auf Hochtouren. Ich war allerdings nicht der Erste, der sich beschwert hat und sie arbeiten schon dran.“ Das wollte ich auch hoffen. Das Zimmer war saukalt, selbst das Bett hatte sich daran ein Beispiel genommen. Vermutlich würde es Stunden dauern, ehe ich Letzteres wenigstens ein bisschen wärmer bekam. Aber es blieb mir nichts anderes übrig und ich zog die Decke bis unter die Nase. Dieser Anblick sorgte natürlich dafür, dass Gackt schmunzeln musste. Sicherlich würde gleich wieder so eine Bemerkung a la „Bist du süß!“ kommen. Aber was tatsächlich kam, haute mich um. „Darf ich?“, fragte er zögernd, ja fast schüchtern und deutete neben mich auf das Bett. Was war denn heute mit ihm los? Verwirrt blinzelte ich mehrere Male schnell hintereinander und nickte ... Warum zum Teufel nickte ich jetzt?! Eigentlich hatte er doch gar nichts in meinem Bett zu suchen! Doch zurücknehmen wollte ich es auch nicht unbedingt. Abgesehen davon, war es dafür sowieso zu spät. Gackt saß bereits neben mir, breitete die Decke über seinem Körper aus und suchte sich nun eine angenehme Liegeposition. Da schlich sich dann auch schon wieder diese flüchtige Röte in mein Gesicht. Ich drehte mich auf die Seite, mit dem Rücken zu Gackt. Am Ende kam er noch auf unsinnige Gedanken, bei dem Kerl wusste man nie. Jedoch hielt ihn auch das von nichts ab und er schlang die Arme um meinen Oberkörper. „Was ... was soll das?“, stotterte ich und mein Kopf nahm langsam die Farbe einer Tomate an. „Ich wärme dich, sonst nichts.“ Sonst nichts? Sag das mal dem Herzen, was sich da gerade in meinem Brustkorb überschlägt. Oder noch besser: Wende dich lieber gleich meinen Füßen zu, die sind nämlich wirklich kalt. Der Rest hatte sich gerade schlagartig erwärmt. „Eh“, machte ich, als Gackt mich dann auch noch fest an sich zog und sein warmer Atem über meinen Nacken strich. Er löste damit einen Schauer aus, der durch meinen ganzen Körper ging. Wie sollte ich nur darauf reagieren? Ihn zurückweisen oder es zulassen. Aber was würde dann passieren? Vielleicht verstand ich ja alles nur falsch und ... und ... Ach, Ga-chan, du bringst mich noch ins Grab. Kurzerhand entschied ich mich trotzdem für die zweite Möglichkeit, ließ mich fallen – hinein in diese wohlige Umarmung. Es war schließlich kalt! Und es tat so gut. Schweigend lagen wir nebeneinander. Gackts ruhige gleichmäßige Atmung beruhigte mich wirklich ungemein und schon bald spürte ich, wie meine Augenlider schwer wurden. Die Müdigkeit übermannte mich schneller, als ich es gedacht hätte und ich driftete ins Reich der Träume ab. * Ich saß in einem dämmerigen Raum, der einzig und allein durch Kerzen erhellt wurde. Nur schemenhaft konnte ich die Einrichtung erkennen; viel war es nicht: eine kleine Kommode, ein breites Bett, zwei oder drei Kerzenleuchter und der weiße Leder-Zweisitzer, auf dem ich mich befand. Ich wollte aufstehen, den Rest dieses Hauses erkunden, aber ich konnte es nicht, war wie festgekettet und nicht einmal dazu im Stande die Hände zu heben. Ich sah darauf hinunter, suchte nach Anzeichen irgendeiner Fesselung, aber die gab es einfach nicht. Es wirkte wirklich so, als ob sie bloß auf meinen Oberschenkeln liegen würden. Was war hier nur los? Auf einmal stand Gackt vor mir und schaute mich ganz anzüglich an. Ich wollte dazu ansetzen, etwas zu sagen, aber als ich meinen Mund öffnete, kam kein einziger Ton heraus. Ich war also dazu verdammt tatenlos zuzusehen, was da noch kommen würde. Und es kam schneller als erwartet. Gackt legte die Hände auf meine Oberschenkel und drückte sie weiter auseinander, ging dann dazwischen auf die Knien. Ah~ Hilfe! Leicht panisch fragte ich mich, was das wohl werden sollte und musste auch nicht lange auf eine Antwort warten. Der Solist begann damit, mein Hemd aufzuknöpfen, wobei ein vorfreudiges Lächeln seine Lippen zierte. Ein Knopf, zwei Knöpfe, drei, vier, fünf und schließlich auch der Letzte. Sanft strich er den Stoff beiseite, legte damit meinen Oberkörper frei. Dann streichelten seine Hände zärtlich über meinen Bauch und hinterließen ein angenehmes Kribbeln auf meiner Haut. „Mh~“ Genießerisch schloss ich die Augen, nur noch auf die Berührungen achtend. Alle Bedenken rückten auf einmal in weite Ferne, als Gackt mich links und rechts an der Hüfte packte und einen Kuss knapp über meinen Bauchnabel setzte. Ein Feuer wurde an dieser Stelle entfacht, was mich leise aufseufzen ließ. Weiter. Schnell! Ich wollte wissen, wie diese Lippen schmeckten. Jetzt brachte Gackt auch seine Zunge ins Spiel, zog feuchte Kreise um meinen Bauchnabel und ließ mich erschaudern. Ich spürte, wie mir das Blut in tiefere Regionen schoss. Mein Körper heizte sich immer weiter auf. Ein Keuchen verließ meine Lippen, als Gackt schließlich seine Zunge in meinem Bauchnabel versenkte und gleichzeitig meine Erregung berührte. War das Absicht oder Zufall? Aber Sekunden später war mir auch das schon wieder egal, ich wollte einfach nur mehr. Und dann begab sich Gackt endlich auf den Weg nach oben. Er drückte mir hier und da Küsse auf die Haut. An meiner Brustwarze machte er kurz Halt und knabberte ein wenig daran, ließ mich aufstöhnen. Immer unerträglicher wurde der Wunsch, ihn endlich richtig küssen zu dürfen und immer enger kam mir meine Hose vor. Ich flehte innerlich, dass Gackt wenigstens einem Verlangen bald nachkommen würde. Dann nahm ich eine Hand in meinem Nacken wahr und plötzlich war mir der Solist ganz nah. Ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht fühlen. Mein Herz schlug noch einmal einen Takt schneller und auch meine Atmung beschleunigte sich. Er würde mich küssen – jetzt, sofort. Ich wartete ungeduldig, strich mir mit der Zunge über die Lippen, doch es passierte einfach nichts. * In dem Moment wachte ich auf. Oh mein Gott, es war alles nur ein Traum gewesen; auch wenn er so real gewirkt hatte. Noch immer lagen Gackts Berührungen auf mir. Auch mein Herzschlag hatte sich nicht verlangsamt und tiefer wollte ich selbst gedanklich nicht gehen. Wie kam ich nur dazu, so etwas zu träumen? Das war mir wirklich noch nie passiert. Ich stand doch eigentlich gar nicht auf Männer ... aber vielleicht bildete er da die Ausnahme. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich mich im Schlaf gedreht haben musste. Ich lag auf einmal mit dem Gesicht in Richtung Gackt, der mich auch immer noch festhielt. Er schlief seelenruhig und ahnte mit Sicherheit nichts von meiner Verwirrung. Wir lagen ziemlich nahe beieinander, sein Mund befand sich genau auf Augenhöhe. Die Versuchung verstärkte sich nur noch, als er leise schmatzte. Konnte ich es wagen? Ausprobieren, was es mir sagte? Sollte ich es einfach riskieren und unsere bisherige freundschaftliche Beziehung aufs Spiel setzten? Was würde danach kommen? Während ich vor mich hin grübelte, schlug auch Gackt die Augen auf, blickte mich ein bisschen verschlafen an. „Haido“, murmelte er nach einer Weile, aber ich legte ihm die Fingerspitzen auf die Lippen. Worte machten jetzt nur alles kaputt. Ich hatte eine Antwort auf meine Fragen gefunden – in seinen Augen, diesen tiefen blauen Ozeanen. Ob das, wozu ich mich gerade entschlossen hatte, auch richtig war, wusste ich nicht, doch das würde sich schon noch herausstellen. Ganz langsam rückte ich näher und krallte die Finger vorne in sein Shirt. Gackts Atem strich wieder über mein Gesicht. Es fühlte sich genauso an, wie in dem Traum. Aber diesmal würde uns nichts daran hindern, alles lag in unseren Händen. Ich überbrückte endlich die letzten paar Millimeter, die mich von Gackt trennten, schloss die Augen und küsste ihn zaghaft. So süß, so weich. Herrlich! Und dann verstärkte sich der Druck auf meine Lippen. Gackt erwiderte den Kuss, es war ihm nicht unangenehm. Fühlte er vielleicht sogar dasselbe? Es musste so sein. Ich erinnerte mich an diesen einen Moment am Set, als ich in einem Sessel geschlafen hatte und beim Aufwachen Gackts Gesicht direkt über meinem gewesen war. Ich wusste damals auch nicht, was ich davon halten sollte. Vor allem, weil er es mit einer seiner dämlichen Bemerkungen abgetan hatte. Jetzt verstand ich es: Er quälte sich also schon eine ganze Weile und ich Dummkopf hatte nichts bemerkt. Der Ärmste ... aber er würde alles wieder zurück bekommen. Gackts raue Zunge strich über meine Lippen und bereitwillig öffnete ich diese ein Stück, um sie einzulassen. Augenblicklich eroberte sie meine Mundhöhle und begab sich tastend auf die Suche nach ihrem Gegenstück. Es war ein elektrisierendes Gefühl, als Gackts Zunge die meinige anstubste und in einem spielerischen Kampf verwickelte. Wir neckten uns, stachelten uns gegenseitig an; der Kuss intensivierte sich mehr und mehr. Einfach unbeschreiblich! Leider ging mir an dieser Stelle die Luft aus und ich musste mich von Gackt lösen. Schwer atmend blickten wir uns an. „Genau das habe ich mir so sehr gewünscht“, sagte er lächelnd. „Hm~ ich mir auch“, entgegnete ich darauf und kuschelte mich an ihn. „Du ... du liebst mich also?“ „Ich glaube schon“, doch dann schüttelte ich den Kopf und korrigiert mich, „Nein, ich weiß es.“ „Ganz sicher?“ Ich musste schmunzeln. Es hatte ihn also so schlimm erwischt. Aber ging es mir da eigentlich anders? „Ganz sicher.“, hauchte ich gegen seine Lippen, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn wieder. Gackts Hände rutschten an meinem Rücken herunter und platzierten sich kurz seitlich auf meiner Hüfte, nur um gleich darauf zu meinem Bauch weiterzuwandern. Aber auch dort blieben sie nicht untätig, sondern machten sich sofort daran, mein Hemd zu öffnen. Es störte mich nicht, denn ich war begierig darauf zu erfahren, wie sich die Liebkosungen auf meiner Haut in der Realität anfühlten. Und ich wurde nicht enttäuscht. Überall da, wo mich Gackts warme Hände berührten, begann es zu Prickeln und ließ mich genießend in den Kuss seufzen. Diese sündhaften Lippen lösten sich von mir, wendeten sich nun meinem Hals zu. Ich spürte wie der Jüngere mit der Zunge über meine Haut glitt, mich damit kitzelte und sich schließlich festsaugte. Die Spuren würde man in den nächsten Tagen deutlich sehen können, das wusste ich jetzt schon. Aber irgendwie gefiel mir dieser Gedanke. Es würde ein Zeichen dafür sein, dass ich ihm gehörte. „Ga-chan.“, stöhnte ich und warf den Kopf zurück. Ich war schon drauf und dran in einen wohligen Dämmerzustand überzugehen, doch dazu kam es gar nicht. Gackt machte sich jetzt an meiner Hose zu schaffen. Ein erschrockenes Keuchen verließ meinen Mund und schnell legte ich meine Hände auf seine, um ihn aufzuhalten. „Tut ... tut mir Leid, Haido“, murmelte er entschuldigend, „Ich wollte dich nicht ...“ „Bedrängen?“, brachte ich den Satz zu Ende. Daran lag es aber gar nicht – irgendwie zumindest. Ich wollte ja mit ihm schlafen, mein Körper zeigte das schließlich mit aller Deutlichkeit. Aber ging alles nicht doch ein bisschen schnell? Ich hatte noch nie etwas mit einem Mann gehabt und fürchtete mich auch ein wenig davor. Mir war bewusst, dass das erste Mal verdammt weh tun könnte. Wie gesagt: Ich vertraute Gackt, dass er mich niemals verletzen wollen würde. Und dennoch ... Außerdem gab es da immer noch etwas, was ich unbedingt von ihm hören wollte, hören musste, bevor ich mich richtig auf ihn einlassen konnte: „Ga-chan, was empfindest du für mich?“ Natürlich wusste ich, dass er mich ebenfalls liebte. Solche Zärtlichkeiten wie die, die er mir eben geschenkt hatte, konnten einfach nicht gespielt sein. Und auch seine ganze Art, sein ganzer Umgang, wenn wir allein waren, verriet ihn im Grunde schon lange. Warum sah ich das dann erst jetzt, wenn mein Herz es schon längst erkannt hatte? Vielleicht weil ich es bisher einfach nicht hatte sehen wollen. Weil mich Zweifel plagten. Weil ich zu schnell unsicher wurde. Aber gleich würde alles gut werden. „Haido, ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich – seit ... seit ... eigentlich schon immer.“ Genau das waren die Worte die ich gebraucht hatte; sie von ihm selbst zu hören war eben doch etwas anderes. „Danke“, flüsterte ich ihm ins Ohr und schlang die Arme wieder um seinen Hals, zog ihn fest an mich. „Uhm~ wollen wir dir nicht wenigstens ein bisschen Erleichterung verschaffen?“, wurde mir ein paar Sekunden später mit laszivem Unterton entgegengeraunt. Ich errötete wieder; er hatte es also bemerkt. Ich stimmte zu. Ein bisschen Erleichterung konnte wirklich nicht schaden. Besonders da meine Aufmerksamkeit nun wieder auf diese Stelle gelenkt wurde. Mit einer fließenden Bewegung rollte Gackt uns herum, sodass er nun über mit kniete. Seine Hände glitten flüchtig über meinen Oberkörper und machten dort weiter, wo ich ihn vorhin unterbrochen hatte. Geschickt öffnete er Knopf und Reißverschluss, zog mir die Hose dann gänzlich aus und warf sie achtlos auf den Boden. Schon eine Berührung seiner schlanken Finger an meinem Schritt, selbst durch den Stoff meiner Shorts hindurch, genügte, um mir ein weiteres Stöhnen zu entlocken. Aber Gackt würde mich in dieser Nacht noch zu ganz anderen Dingen verführen ... * Am nächsten Morgen wurde ich durch die hellen Sonnenstrahlen geweckt, die durch das Fenster in mein Zimmer drangen. Ich drehte mich weg von dem blendenden Licht und wollte mich wieder an Gackt kuscheln, der mir vor einigen Stunden so viel Genuss bereitet hatte ... Aber da war niemand. Verwirrt setzte ich mich auf, blickte mich mit halb zusammengekniffenen Augen um. Überall auf dem Boden lagen meine Klamotten verstreut, von seinen war jedoch nichts zu sehen. Nicht doch! Es war alles nur ein Traum gewesen, entstanden aus meinen Wünschen. Gackt liebte mich also vielleicht gar nicht und ... Da vernahm ich das Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss herumgedreht wurde. Gleich darauf folgte das Öffnen und Schließen einer Tür. Zwei Schuhe knallten auf den Boden und Gackt erschien im Zimmer – andere Sachen an, ein Lächeln im Gesicht und ein Frühstückstablett in den Händen. „Einen wundervollen guten Morgen, mein Engel“, strahlte er mich an. Mit ein paar Schritten durchquerte er den Raum, setzte das Tablett auf meinem Schoß ab und gab mir einen innigen Kuss. Oh Gott danke, doch kein Traum. Nicht auszudenken, wenn ich jetzt wieder auf Gackt hätte verzichten müssen. Ich wäre wohl wahnsinnig geworden. Glücksgefühle durchströmten mich und ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, aber da stand ja immer noch unser Frühstück auf meinen Knien. „Ist irgendwas, Haido?“, fragte Gackt besorgt und setzte sich mir gegenüber aufs Bett, „Du schaust so komisch.“ „Ich hab mich nur gewundert, wo du steckst. Alles in Ordnung.“ Zumindest jetzt, da er wieder bei mir war. „Ach so“, sagte er und nahm sich ein Brötchen vom Tablett, um es in zwei Teile zu schneiden und eine Hälfte mit Marmelade zu bestreichen, „Du sahst im Schlaf so niedlich aus; wie ein kleiner Engel. Da wollte ich dich nicht wecken. Ich hab mir nur kurz was Frisches angezogen und für was Essbares gesorgt. Aber eigentlich hatte ich gehofft, dass du noch schläfst, wenn ich wiederkomme.“ Gackt hielt mir die Brötchenhälfte hin, welche ich dankend annahm. Sie roch stark nach Erdbeere. „Hm~“, machte ich nur, nachdem ich abgebissen hatte und tatsächlich diese süßen roten Früchte schmeckte. Aber ich konnte wieder einmal nicht sauber essen und leckte mir mit der Zunge die Marmeladenreste von der Oberlippe. Gackt, der sich gerade sein eigenes Brötchen butterte, stoppte auf einmal mitten in der Bewegung und starrte mich an. Ich kam noch nicht einmal dazu zu fragen, was denn plötzlich los sei, da wurde das Tablett auch schon mehr oder weniger unsanft auf das Nachtschränkchen verfrachtet und Gackt fiel über mich her. Stürmisch küsste er mich, leckte mir gierig über die Lippen und drang dann doch ungefragt mit der Zunge in meine Mundhöhle ein. Vor Schreck hätte ich fast zugebissen, hielt mich aber im letzten Moment noch zurück und drückte stattdessen Gackt von mir weg. „Ga-chan!“, keuchte ich atemlos, „Nicht so schnell.“ „Entschuldigung“, kam die reuevolle Antwort, „Ich konnte nur nicht ...“ „Ich weiß.“ Er war doch zu süß. Dachte er tatsächlich, dass ich ihm deswegen böse war? Weil er mich so sehr liebte, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte? Dabei stimmte es mich eher fröhlich, so von ihm begehrt zu werden. Trotzdem musste wir doch nicht gleich so hasten. „Wir haben Zeit“, beruhigte ich ihn, „Ich möchte es genießen. So schnell wirst du mich nicht wieder los.“ Gackt entspannte sich sichtlich, lächelte und schloss mich sanft in die Arme. Den Kopf bettete er auf meine Schulter. Und obwohl er auf einmal so ängstlich und schüchtern erschien, hatte er seine übliche freche Art schon bald wiedergefunden: „Das will ich ja wohl hoffen. Schließlich solltest du mir bereits verfallen sein.“ Natürlich, mit Haut und Haaren. THE END ***** ~~~ + ~~~ ***** Uäh~ jetzt hab ich Karies, zu viel Kitsch >.< Und ich glaube langsam, dass ich es doch bei nem OneShot hätte belassen sollen, das erste Kapitel war eindeutig besser, obwohl ich das hier noch zig mal nachgebessert habe -.- Bleibt nun auch noch die Frage: Haben sie oder haben sie nicht? Tja~ das verrat ich nicht ^.~ Da dürft ihr eure Phanatsie ein Wenig spielen lassen ^^ //Stimme aus dem Nichts: Blödsinn, du suchst nur nach ner Ausrede, weil du keinen Lemon schreiben kannst *evilgrin*// Ja~ auch wieder wahr. Ich hab's echt probiert, aber ich bin sauschlecht darin. Das wollt ich der FF und vor allen Dingen euch nicht antun v.v Sonst gäbe es eigentlich nix mehr zu sagen. Ich hoffe ihr hattet trotz diesem zweiten Kapitel ein bisschen Spaß und hinterlasst mir ja vllt auch nen Kommi XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)