Irgendwo nirgendwo von abgemeldet ================================================================================ Irgendwo nirgendwo Autorin: Sliver Fandom: Weiß Kreuz Disclaimer: Die Charaktere von WK gehören nicht mir und ich verdiene hiermit auch kein Geld. Kommentar: Alle Jahre wieder... Nach eklatant langer Schreibpause hier etwas aus der schnellen Feder, sprich, einfach mal so runtergeschrieben ohne Beta oder Denkpause oder so was Ähnliches. Kommentare und fundierte Kritik wird ausgesucht gerne gesehen, ich bitte sogar darum. Nach dem ich so verdammt lange gar nichts mehr geschrieben habe, bin ich an Feedback hochinteressiert. ~°~°~ Graublaue Wolken zogen gemächlich an einem strahlend hellen Mond vorbei, getrieben von einem warmen, leichten Südseewind, der die Palmen sich sacht wiegen ließ. Gleichmäßig schwappten kleine Wellen über weißen Sand, mahlten ihn noch feiner. Yohji blies genüsslich Zigarettenrauch durch die Nase. Es war ein ziemliches Theater gewesen, bis er hier auf dieser unbewohnten, unkartografierten und namenlosen philippinisches Insel mitten im Pazifischen Ozean gelandet war. Schon allein bis er jemanden gefunden hatte, der ihn ohne Angst vor den Behörden (aber für ordentlich Geld) ins Naturschutzgebiet gefahren und dort abgesetzt hatte. Es hatte jemand sein müssen, der ein ausreichend großes Boot zur Verfügung hatte, der ausreichend wenig Fragen stellte und der clever genug war, um nicht mit dem verdienten Geld in der Gegend rumzuwedeln. Seine Geduld hatte fast nicht mehr gereicht, nach dem er wochenlang wie ein durchgeknalltes Wiesel durch ganz Ostasien gehüpft war; von Sapporo nach Taipeh, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aufs chinesische Festland, dann für viel Geld vom Grenzschutz nicht kontrollliert nach Vietnam, von dort über die grüne Grenze nach Laos, wo er sich eine Weile in einer Aussteigerkolonie aufhielt, und endlich weiter nach Kambodscha, Borneo, und dann Manila, Hauptstadt der Philippinen. Bis auf die Flüge von Japan nach Taiwan und von Kambodscha nach Borneo hatte er es vermieden, ein Flugzeug zu nehmen. Die Sicherheitsregulationen waren zu strikt, als dass er es hätte riskieren können. Er wusste, was Omi mit einem Laptop alles anstellen konnte. Also fuhr er Zug, Taxi, Boot oder Ochsenkarren, blieb abseits der belebten Touristenzentren, wo es zu viele Überwachungskameras gab, vermied aber auch zu abgelegene Dörfchen, in denen ein Fremder zu sehr aufgefallen wäre. Nachdem er sich die Haare geschnitten und dunkler gefärbt hatte, schaffte er es dank seines halb asiatischen, halb europäischen Aussehens mit etwas Verkleidung ganz gut, entweder als Einheimischer oder als europäischer Tourist durchzugehen. In Manila angekommen, hatte er es kaum abwarten können, endlich anzukommen. Wochenlang war er unterwegs gewesen und hatte die ein oder andere brenzlige Situation überstanden (er dachte da vor allem an einen unglücklicherweise sehr unbestechlichen laotischen Zollbeamten, der ihm um ein Haar einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte), jetzt war sein Ziel zum Greifen nahe. Er durfte nur nicht hektisch werden. Also kaufte er in Manila alles, was er brauchte, mied die großen Plätze und die Sehenswürdigkeiten, und packte alles, was er mitzunehmen gedachte, in das Fischerboot seines Fahrers, der ihn auf einer zwar im Naturschutzgebiet gelegenen, aber von Touristen zu besuchenden Insel absetzte. Ohne ihn wieder abholen zu kommen. Yohji hatte sich aus einigen Utensilien aus seinem Gepäck ein kleines Floß gebaut und fuhr damit auf eine andere, völlig unbetretene Insel. Dort holte er ein erstklassiges kleines Boot, das sehr viel schneller fuhr, als es laut Hersteller konnte, aus seinem Versteck und landete damit schlussendlich an seinem Safe Spot. Schon vor Jahren hatte er sich nach einem geeigneten Ort umgesehen. Dann, als er dieses Inselchen gefunden hatte, mit seinem dichten Baumbestand, seinem Süßwasserbach und seinen Schwefelquellen, neben denen ein Lagerfeuer überhaupt nicht auffallenden würde, hatte er alles für den Notfall vorbereitet. Hatte das Boot getuned und versteckt, hatte einen kleinen windfesten Unterschlupf hinter einer Felswand, unter den Bäumen errichtet, hatte einiges an unverwüstlichem Proviant hergebracht, hatte sich falsche Papiere besorgt und sein Geld über Mittelsmänner in verschiedenen Banken im ganzen ostasiatischen Raum verteilt. Für den Fall der Fälle. Man konnte ja nie wissen. Schließlich war er angestellter Auftragskiller. Und dazu noch einer mit der kleinen aber feinen Vertragsklausel, dass man nicht lebend aufhörte, bei Weiß zu arbeiten. Das schrie ja regelrecht nach besonderen Vorkehrungen für den Sonderfall. Und dieser war nun eingetreten. Yohji streifte die Asche seiner Zigarette bedächtig in eine leere Konservendose ab. Er hatte sich in Manila noch ein paar Stangen Zigaretten besorgt, aber er würde seinen üblichen Konsum drastisch einschränken müssen, damit er eine Weile über die Runden kam. Zu häufige Ausflüge ans Festland konnte er sich nicht leisten, das könnte auffallen. Er hatte keine Ahnung, ob die anderen seiner Truppe auch solche Rückzugsorte hatten. Bei Omi war er sich fast sicher, er war weder so fanatisch wie Aya, noch so unbekümmert wie Ken, um nicht für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Deshalb ging er auch davon aus, dass besonders Omi ihn im Ausland suchen würde. Aber das machte Yohji relativ wenig Sorgen. Er hatte wirklich außerordentlich viele Umwege und Mühen auf sich genommen, um absolut gar keine Verbindungen zwischen sich und diesem Ort weder jetzt noch in der Vergangenheit auffindbar zu lassen. Nachdenklich fuhr er sich mit der Hand durch seine jetzt kurzen, schwarzbraunen Haare. Er fröstelte zwar ganz schön in der tropischen Nacht, aber er hatte noch keine Lust, in seine Hütte zu gehen. Müßig fragte Yohji sich, wie lange er hier wohl ausharren musste. Und ob er jemals wieder etwas von Schuldig hören würde. Das war der „Sonderfall“ gewesen, weswegen er Hals über Kopf eine Tasche gepackt, sein Bankschließfach in Tokyo geleert und wie von Furien gejagt nach Sapporo gerast und in den nächsten Flug nach irgendwo gesprungen war. Tage-, ja wochenlang schreckte er schweißgebadet aus den wenigen Augenblicken, in denen er schlief, vermutete hinter jeder Ecke entweder Weiß oder Schwarz und schlug Haken durch fremdes Land. In den ersten Tagen blieb er kaum stehen, um Luft zu holen, sondern tat alles, um seine Spur zu verwischen, je schneller er von Ort zu Ort hetzte, desto weniger Anhaltspunkte hatten seine Verfolger. Mehr als einmal hockte er mit bis zum Hals klopfendem Herzen und mit schreckenstarr geweiteten Augen irgendwo in einer Wegböschung, Würgedraht gezückt, auf jedes noch so leise Geräusch horchend, weil er Schritte oder Stimmen oder sonst irgendwas gehört zu haben glaubte. Drei Tage versteckte er sich in einem Puff in einem Dorf am Ufer des Mekong, weil er geglaubte hatte, Aya auf der Strasse gesehen zu haben. Wenn er schlief, träumte er, dass seine alten Kollegen ihn gefunden hätten und ihm einen sehr langsamen und qualvollen Tod bescherten, als Bestrafung für seinen Verrat. Und das alles wegen Schuldig. Wegen eines wunderschönen, attraktiven, klugen, humorvollen, schalkhaften, warmherzigen, kaltblütigen rothaarigen deutschen Mann, dem er sich nicht hatte entziehen können und nicht hatte entziehen wollen. Der leider, leider sein eigener Todfeind war. Und womöglich seine große Liebe. Vom ersten Moment an hatte er Schuldigs Anziehungskraft nicht viel entgegenzusetzen vermocht. Ja, er hatte sich mit Sex abzulenken versucht, mit anderen Menschen, aber immer wieder war Schuldig aufgetaucht, mit Spott um die Lippen und Wärme in den Augen, und hatte seine Versuche, standhaft zu bleiben, lügen gestraft. Ihr erstes Mal war wie eine Befreiung für Yohji gewesen. Als sie sich in einer Seitengasse neben einem Stripclub in Shinjuku die Kleider vom Leib gerissen hatten und es schnell und hart im Stehen machten, fühlte er sich, als sei eine Kette um sein Herz gesprengt worden. Seit diesem Moment hatten sie sich beinahe täglich gesehen. Sie waren viel ausgegangen, hatten sich eine kleine Wohnung unter falschem Namen als Liebesnest gemietet, fuhren sogar mal gemeinsam für ein Wochenende weg; für Yohji die romantischsten und schönsten zwei Tage, die er je erlebt hatte. Sie hatten sich nie mit Liebesschwüren aufgehalten oder mit Gesprächen über eine Zukunft, die sie nicht hatten. Ohne dass sie darüber gesprochen hätten hatten beide versucht, so viel wie möglich aus der gemeinsamen Zeit herauszuholen. Er wusste also nicht genau, was Schuldig gefühlt hatte. Aber von den Blicken, den Berührungen und den Küssen aus zu urteilen konnte Yohji sich ziemlich gut denken, wie der andere zu ihm gestanden hatte. Und er wusste auch, was er fühlte. Seine Kollegen waren ihm vom ersten Moment mit Schuldig an egal. Hätte er zwischen seinen Freunden und Schuldig entscheiden müssen, wäre das überhaupt keine Frage für ihn gewesen. Deswegen hatte er keine Sekunde gezögert, als er Ken sah. Er war gerade aus einem Club gekommen, Schuldig im Arm haltend und mit ihm unter Küssen und Neckereien auf dem Weg zu ihrer Wohnung, um die Ekstase aus Tanz und Musik in ihr Bett zu verlagern, als er Ken auf der anderen Straßenseite entdeckte. Er war in Kampfmontur, mit Bugnuks und Headset hinter einem Müllcontainer positioniert und starrte Yohji und Schuldig mit offenem Mund an, vor Schreck erstarrt. Und noch bevor Yohji nachdenken konnte, war er schon über die Strasse gehechtet und hatte seinen Teamkollegen bewusstlos geschlagen. Auf dem Weg zur gemeinsamen Wohnung von Weiß erinnerte er sich vage daran, dass die anderen einen Auftrag wegen eines Menschenhandelrings angenommen hatten. Kurz bedauerte er es, nicht mitgegangen zu sein oder wenigstens mal in die Akte gesehen zu haben. Doch für Selbstkasteiung hatte er keine Zeit gehabt, er musste weit, weit weg sein, sobald Omi und Aya Ken gefunden und er ihnen erzählt hatte, was er gesehen hatte. Und so war er hier auf seiner Insel gelandet. Was aus Schuldig geworden war, hatte er keine Ahnung. Er hatte sich in dieser Nacht nicht einmal von ihm verabschiedet, sondern war wortlos davongerannt. Seitdem hatte er nichts mehr von ihm gehört, wie auch, er war schließlich auf der Flucht gewesen. Yohji seufzte leise. Seine Zigarette war schon längst heruntergebrannt, und hier draußen war es schon empfindlich kalt. Er stand auf und nahm seinen Klappstuhl und seinen improvisierten Aschenbecher mit zu seiner Hütte. Es war müßig, sich über Schuldig den Kopf zu zerbrechen. Yohji konnte von hier aus ohnehin nicht herausfinden, wie es ihm ging. Außerdem vertraute er auf ihn. Er war bestimmt okay. In der Hütte debattierte er kurz mit sich, ob er direkt eine seiner kostbaren Zigarettenstangen anbrechen sollte, und wühlte dann in seinem Rucksack nach der Plastiktüte mit den Glimmstengeln. Da fiel ihm ein Zettel in die Hände. Darauf waren Koordinaten auf Längen- und Breitengraden angegeben. Darunter eine kurze Nachricht: Wenn Du soweit bist. Schuldig ~°~°~ Und? Und? Und? Wie findet ihr's so? Danke fürs Lesen, Sliver Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)