The Way of Death von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Magie oder Zeitreise?(Part 1) ---------------------------------------- Gestärkt richtete sich der Vampir auf und strich eine herabhängende, silbern glänzende Haarsträhne langsam an seinem spitzen Ohr vorbei. Danach zog er sofort die Kapuze seines mit der Nacht verschmelzenden dunklen Mantels über und schritt von dannen. Als er jedoch die ersten paar Meter von der Leiche entfernt war, blieb er abrupt stehen. Seine Augen weiteten sich. Verdammt!! Von seiner Anwesenheit in Uschtenheim durfte niemand erfahren. Die Bissspuren an der Leiche wären gerade so ein gelungenes Fressen für die Bewohner und auch die zahlreichen Wachen. Doch wohin dann damit? Und das auch noch ohne aufzufallen. Der Vampir merkte wie das Blut in seinen ohnehin schon geweiteten Adern zu brodeln begann. Es schien, als würde er jeden Moment die Kontrolle über sein Handeln verlieren, ja sogar über seine gesamten Gedanken! „Ahhh!!!!“, schrie er plötzlich laut auf. Ein erst stechender, dann pochender Schmerz in seinem Hinterkopf lies ihn zusammenfahren. Jeder noch so kleine Atemzug, fühlte sich wie tausend Nadelstiche an. Auch seine sonst so klaren Augen schienen sich trüben. „Was, was geschieht mit mir!?“, schrie er vor Schmerzen gen Himmel und sank erneut zu Boden. Es schien, als würde er jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Das Einzige, das er gerade noch wahrnehmen konnte, waren verzerrte Stimmen aus der Ferne, die jedoch lauter und lauter wurden. „Ich muss mich zusammenreißen und sofort von hier verschwinden, aber wie?!“, durchfuhr es ihm. „Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht!“ Doch zum Nachdenken plagten ihm seine Kopfschmerzen viel zu sehr. Nur sehr langsam konnte er sich wieder aufrichten, doch seine Sicht war viel zu sehr eingeschränkt. War dies vielleicht eine Falle? Er wusste es nicht. Mühselig schliff er an der naheliegenden Häuserwand endlang und jeder Schritt schmerzte mehr und mehr. Er musste es in den naheliegenden Wald schaffen, bevor sie ihn finden würden! Jetzt galt äußerste Vorsicht! Wenn er jetzt auffallen würde, wäre er leichte Beute für die Wachen. Was würde dann aus dem Soul Reaver werden? Und was würde mit ihm geschehen. Zeit darüber nachzudenken, ja überhaupt an etwas zu denken, hatte er nicht. Wenigstens seine scharfsinnigen und hochsensiblen Ohren hatten ihn nicht im Stich gelassen und so dauerte es auch nicht lange, bis er das Wort hörte, was ihn selbst zusammenzucken und innehalten lies. „Vampir! Vampir!! Vampir!!! Wachen, ausschwärmen. Er muss hier noch irgendwo sein, also beeilt euch!“ Das Herz des Vampirs schlug ruckartig schneller, denn all das hatte er eigentlich vermeiden wollen und nun das! Dies verschärfte die ohnehin schon gefährliche Situation ungemein. „Nur noch ein paar Meter!“, sprach er sich selbst Mut zu. Unter normalen Umständen wäre es für ihn kein Problem gewesen diese Wachen zu erledigen, doch dieses ständige Pochen und Hämmern in seinem Kopf und auch die trübe Sicht, verlangsamten seinen Gang mehr und mehr. Er atmete erleichtert auf, als er das Rauschen eines kleinen Baches hörte. Geschafft. Jetzt musste er nur noch einen der sehr hohen Bäume klettern, dann erst konnte er sich zumindest etwas in Sicherheit wiegen. Doch auch beim Klettern selbst, hatte er große Mühe, denn seine Beine zitterten. Hinzu kam auch, dass seine Klauen mit jedem Zug nach oben Spuren am Baum hinterließen, so wäre es also ein leichtes für die Wachen sein Versteck zu erspähen. Was also tun? Plötzlich verspürte er ein starkes Verlangen nach dem Soul Reaver. Warum jedoch konnte er sich nicht erklären. Es kam ihm vor, als würde eine innere ihm bekannte Stimme zuflüstern. Leise Worte, die ihm fremd waren und doch irgendwie vertraut. Vorsichtig zog er den Reaver aus seinem Mantel hervor. Die große schwere Klinge spiegelte das Licht des Mondes wider. Stumm betrachtete der Vampir die Klinge von allen Seiten und hielt sie daraufhin gen Himmel. Warum er das tat, wusste er nicht. Vielleicht war es ein innerer Triebwunsch, vielleicht aber auch diese seltsame Stimme. Doch was er da tat, schien zu funktionieren, denn das Licht des Mondes reflektierte auf der Klinge immer stärker und umhüllte den Vampir schließlich mit ein. Blitzschnell schloss dieser seine Augen, da ihn das Licht stark blendete. Dieses Licht aber, schien weder zu brennen noch zu schmerzen. Es fühlte sich warm an, ja sogar geborgen und sicher. War das etwa Magie? Oder war es der Soul Reaver selbst? Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Nach einem Moment des Ausharrens, öffnete der Vampir vorsichtig die Augen und blinzelte. Er musste sich darauf mehrmals die Augen reiben vor Staunen über das, was er erblickte. Während der Schimmer der Klinge langsam aber sicher erlosch, wurden riesige saftgrüne Grasflächen sichtbar. Ein warmer Wind durchkämmte die Gräser und zitronengelbe Schmetterlinge tanzten um die vereinzelten bunten Blumen herum. Alles schien friedlich, doch diese Idylle war nur ein Spiegel ihrer selbst. Der Vampir war sehr erstaunt. Es kam ihm wie ein Sprung in eine andere Welt vor. War es also doch Magie? Erneut zog er den Soul Reaver hervor. Ging diese Kraft wirklich von dieser Klinge aus? Und wenn ja, warum kannte er diese Wirkung noch nicht? Er, der die Klinge lange vor Raziel getragen hatte? Er, der einst Mächtigste unter den Vampiren! Oder war es die Klinge selbst, die ihn hierher führen wollte, um ihm etwas zu zeigen, das er noch nicht wusste. Eins war jedoch Fakt. Die Klinge hatte ihm gerade das Leben gerettet! „Merkwürdig.“, sagte er vor sich hin, während er den Reaver wieder in seiner Manteltasche verschwinden lies. „Dieser Ort scheint mir bekannt vorzukommen.“ Er überlegte, denn solch eine große Wiese gab es in Nosgoth nur selten. Als er sich umdrehte, um noch mehr dieser Wiese sehen zu können, verschlug es ihm die Sprache. „ Die Säulen von Nosgoth! Aber, wie kann das möglich sein!?“ Kaum hatte er das ausgesprochen, wandelte sich das Bild und dort, wo eben noch die Säulen prachtvoll empor geragt hatten, lagen nun nur noch Trümmerhaufen. „Was, was geschieht hier!? War das etwa wieder eine Zeitreise a la Möbius? Oder war dies nur eine Illusion?!! Was hat das alles zu bedeuten?!“ Der Vampir betrachtete stumm die letzten Trümmer der Säulen. Die eben noch saftgrüne Wiese lag wie ausgedorrt da. Kein Grashalm, kein Schmetterling, keine Blumen. Nur der nackte dunkelbraune Erdboden war zu sehen. Auch der Himmel selbst schien grau in grau. Langsam und vorsichtig schritt der Vampir auf eine der Säulentrümmer zu. Er senkte seinen Blick, richtete ihn jedoch sehr schnell wieder auf. Irgendetwas stimmte hier nicht, das spürte er genau. Seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Sein Blick war wieder klar und auch die Schmerzen waren vergangen. Dieser Ort hatte etwas Bedrohliches und Bedrückendes an sich. Vorsichtig näherte er sich einer weiteren zerstörten Säule. Ein Rascheln ließ ihn kurzerhand innehalten. Er spürte genau, dass er beobachtet wurde, konnte jedoch niemand ausfindig machen. Zudem viel ihm auf, dass die Trümmer alle mit mittelgroßen wurzelähnlichen Gebilden umrankt waren. Er sah sich nochmals um und Prüfte die Umgebung, insbesondere dabei den Boden. Es schien, als würden diese Wurzeln, dem gesamten Erdboden die Nährstoffe entzogen haben und so alles Leben erstickt zu haben, wie ein Parasit! „Parasit!?! Genau das ist es!“, hallten die Gedanken in seinem Kopf. „Der Ältere! Hier unter den Säulen sollte also sein Versteck liegen?! Die Gedanken fuhren Achterbahn und alle möglichen Informationen über diesen „Gott“ , die er kannte und die er nach dem Verschmelzen Raziels mit dem Reaver in Erfahrung gebracht hatte, ratterten nun wie eine unter Druck stehende Maschine in seinem Kopf hin und her. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)