Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger von Yamato_ (1. Zyklus - Zyklus des Dachses) ================================================================================ Kapitel 11: 11. Once upon a December ------------------------------------ in der letzten folge In der letzten Folge hat Ginny Briefe gelesen, und Hermione hat sich in einen Zombie verwandelt, und Ron aufgefressen. Aber zum Glück waren da noch Minerva, Sirius, und Remus, und haben das Wiesel, und den Rest der Bande aus Onkel Ewald's bösem Horrorfilm rausgeholt. Und weil Tante Voldie sauer is, und Onkel Ewald ned in der Ecke stehen will, hat er Captain Flintstone über die Klinge hopsen lassen. der captain flintstone hatte zwar gar nix damit zu tun, aber das war dem onkel ewald wurscht also nochmal für alle: captain flintstone ist nicht diamond wing, und er hat auch nix mit harry wer sagt denn überhaupt, dass diamond wing was mit harry hat? verwirr unsere zuhörer ned, george! Und weiter im Kindergarten: Onkel Stanislaus sitzt in der Puppenstube, und spielt mit Katiepuppe, und Pansypuppe, und manchmal auch mit Onkel Dumbi. Nur dass Onkel Dumbi nicht in der Puppenstube ist, sondern in Azkaban, und das ist nicht gerade die Kuschelecke vom Kindergarten. harry glaubt, er ist an allem schuld *schnief* Und wenn diese Zusammenfassung euch arme Mäuse zu sehr verwirrt hat, können wir euch versprechen, dass wir schon fast am Ende sind. bald ist alles vorbei *fiesgrins* muharharharharharharharhar muharharharharharharhar muharharharharharharharharhar Author’s Note: Gehört alles der großen JK Rowling. (Yama macht noch ‘ne Verbeugung) Bis auf den Song “Once upon a December“, der stammt aus “Anastasia“, nicht aus HP und gehört 20th Century Fox. * * Doch tu dein Ärgstes, dich hinweg zu heben, Für Lebenszeit ich dich gesichert hab; Nicht länger als dein Lieben wärt mein Leben, Von deiner Liebe hängt es ja nur ab. Nicht Furcht vor schlimmstem Unrecht mich beschwert, Wenn schon geringstes macht mein Leben enden. Ich sehe mir ein bessres Los beschert, Als das, was deine Laune hält in Händen. Du kannst mich quälen nicht mit Flattergeist, seit dein Verrat das Leben mir bedroht, Oh, welch ein Anspruch, der mir Glück verheißt, In deiner Liebe Glück, und Glück im Tod! Doch was gibt's Holdes, das nicht Furcht befleckt? Falsch könntst du sein, und ich hab's nicht entdeckt * * Amicus Draconis First Cycle: Cycle of the Badger --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Part 11: Once Upon a December Der Prinz lächelte. Zuerst trat ein glänzender Schimmer in seine nachtdunklen Augen. Seine Mundwinkel, wie von Künstlerhand gemeißelt in das ebenmäßige marmorblasse Gesicht, hoben sich sacht, seine schmalen Lippen schoben sich auseinander, und gaben den Blick auf zwei Reihen perlweißer Zähne frei. Seine zarten Nasenflügel bebten. Grübchen formten sich in seinen Wangen, und verliehen den gestochen harmonischen Zügen jenen Hauch Spontaneität, Jungenhaftigkeit, und Lebendigkeit, die sie von einem geschaffenen Kunstwerk unterschieden. Die Prinzessin glaubte, in diesem Lächeln vergehen zu müssen. Wie eine Liebkosung streichelte es ihr Gesicht, wie eine sanfte Gewalt brachte es ihre Knie zum Zittern, leuchtete wie ein zartes, und doch so mächtiges Licht bis tief in ihr Herz hinein. Es schwindelte sie, und sie spürte, wie sein starker Arm ihre Taille fester umfasste. Seine andere Hand auf ihrer Schulter spielte liebevoll mit einer ihrer roten Haarlocken. Eichhörnchenhaar hatte er es immer genannt, selbst damals, als sie noch keine Prinzessin war, und nicht dieses traumhafte lindgrüne Ballkleid trug, das so wunderbar zu ihrer Haarfarbe passte. Weiß war dazu der Rosenschmuck, den sie trug, ein solch strahlendes und himmlisches Weiß, wie es in Wirklichkeit gar nicht sein konnte. Er musste die Rosen verzaubert haben. Oder er hatte die Wirklichkeit verzaubert, so dass es sie gab. Far away, long ago Glowing dim as Ember Things my heart used to know Once upon a December Rosenblätter wirbelten um sie herum, als sie sich drehten, und immerfort drehten, und die Musik spielte leise, und doch mächtig in ihrem Herzen. Die Welt um sie herum verschwand, selbst der Ballsaal um sie herum, wurde kleiner und immer kleiner, als flögen sie gemeinsam hoch in den azurblauen Wolkenhimmel. Aber es gab keine Wolken, und keinen Himmel. Es gab nur den Prinzen, die Geborgenheit in seinen Armen, das Licht seines Lächelns, die Wärme seines Atems an ihrer Wange. Er war die Welt. Ihre Welt. Was davor einmal war, das zählte jetzt nicht mehr. Sie war jetzt eine Prinzessin. Sie war jetzt.... Sie hatte den Boden unter ihren Absätzen kaum mehr gespürt, doch plötzlich war er wieder da, eisglatt, und rutschig, ihre Füße verloren jeden Halt. Sie fiel, fiel, als stürze sie aus großer Höhe hernieder, und sie schlug auf dem Boden auf, er war nass, und kalt und glitschig, und der Atem des Prinzen über ihr war der Atem eines Tieres. Mächtige Schlangen bäumten sich über ihnen auf, starrten sie aus reglosen unbewegten Augen an. Sie schrie, ein Schrei, der um sie herum widerhallte, er gellte ihr in den Ohren, und brach sich myriadenfach an den Wänden, und in den Ecken und Nischen. Die Decke war voller Schlangen. Sie ringelten sich. Zischten. Starrten böse auf sie hinunter. Und sie schwebte wieder. Sie schwebte und blickte nach unten, auf sich selbst, ihren blassen kleinen reglosen Mädchenkörper in der schmutzigen und zerknitterten Schuluniform. Wasser ran ihr aus den Haaren, und Wasser lief die Innenseite ihres Schenkels hinunter, nur es war rot. Rotes Wasser. Nicht rot wie ihr Haar, eher wie perlenförmige Rubine. Das Wasser in dem sie lag, schlug gegen ihr Bein und spülte sie weg. Eine Hand strich ihr zerknautschtes Röckchen glatt. Sie schrie wieder, aber ihr blasser kleiner Körper schrie nicht mit. Er öffnete nicht mal die Lippen. * * * “Es ist mir egal, was unsere Freunde sagen werden! Ich will diese Schlampe nicht in meinem Haus haben!“ Narcissa fuhr so heftig herum, dass sie mit ihrem Ärmel eine der Speiselisten vom Tisch fegte. Offenbar war sie gerade dabei gewesen, mit dem Chefkoch die letzten Einzelheiten des Menüs zu klären. Hastig hob der Hauself die Liste auf, und legte sie dann sorgsam auf den Tisch zurück. Lucius stieß hörbar die Luft aus. “Tony hat dieses Mädchen offiziell als seine Begleitperson angegeben, als er uns die Bestätigung seiner Einladung zurückgeschickt hat. Ich sehe keinen Grund, mich mit ihm herumzustreiten. Du weißt, wie wichtig dieses Fest für uns ist, Narcissa, also verschone mich bitte mit solchem Unsinn!“ Er wandte sich um, und ging mit zielstrebigen Schritten zur Flügeltür des Esszimmers. Das Letzte, was er jetzt brauchte, war eine sinnlose Debatte. Nun gut, die Gerüchte über Cho Chang’s Lebenswandel waren nicht von der Hand zu weisen, aber letztendlich war es auch egal. Frauen hängten sich immer an Männer mit Macht, und wenn ein Besserer daherkam, ließen sie den alten fallen. Genau, wie die Männer es auch taten. Wo lag also das Problem? Er konnte nicht verstehen, weshalb Narcissa so einen Aufstand machte. Cho war bildschön und hatte Charme, Frauen wie sie waren ein echter Gewinn für jede Party. Vielleicht bot sich ja sogar die Gelegenheit, sie...ein wenig näher kennen zu lernen. Er konnte nicht leugnen, dass er Anthony Goyle um ihre Begleitung beneidete. Nein, eigentlich überraschte es ihn gar nicht, dass Narcissa sie nicht auf dem Ball haben wollte. Er hob die Hand, um mit einem Wink die beiden Türflügel zu öffnen, doch das taten diese schon von selbst. Oder besser gesagt, nicht ganz von selbst, denn sein Sohn stand dahinter in der Eingangshalle. Er musste wohl gerade von der Nachtschicht zurückgekehrt sein, denn er trug noch seine Ghost Rider Sachen. Nichts gegen sein neu erwachtes Pflichtgefühl, aber man konnte es auch übertreiben. “Du hättest dir letzte Nacht wirklich frei nehmen sollen,“ tadelte Narcissa. “Bei dem ganzen Vorbereitungsstress hätten wir deine Hilfe gut gebrauchen können.“ Draco schüttelte den Kopf. “Ich nehme mir ja heute Nacht schon frei, wegen des Balls. Und jetzt ist einfach keine gute Zeit, um die Ghost Riders sich selbst zu überlassen. Die Moral der Truppe ist ziemlich am Boden.“ Lucius trat zu Draco in die Halle hinaus, und schloss die Tür hinter sich. “Kein Wunder,“ meinte er und musterte seinen Sohn nachdenklich, “die Sache mit Flint muss euch alle schwer getroffen haben. Wer hätte das gedacht, ausgerechnet er ein Spion unserer Feinde!“ Ein spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht. “Dabei schien er immer so loyal und pflichtbewusst zu sein.“ “Wie es scheint, lauern die Verräter überall.“ Gedankenverloren spielten Draco’s Finger mit dem neuen Rangabzeichen auf seinem Umhang. “Ich will die Freunde unserer Familie ja nicht in Frage stellen, aber hätte Lord Macnair nicht besser daran getan, Flint gründlich zu durchsuchen, und ihm das Gift abzunehmen? Jetzt werden wir nie erfahren, wer seine Kontaktmänner waren, und was die Phoenix Order als Nächstes im Schilde führt.“ “Bedauerlicherweise nein,“ entgegnete Lucius, und seine Worte schienen eben so spöttisch zu sein, wie sein Lächeln. Bevor sie das Thema jedoch vertiefen konnten, öffneten sich die Türflügel wieder, und sie wurden von Narcissa unterbrochen. “Lucius, wolltest du nicht noch mal die Sicherheitsvorkehrungen überprüfen? Und du - Captain Malfoy - geh duschen, und frühstücken, ich erwarte dich in einer Stunde am Haupttor. Du wirst dich um die Dekorationen im Park kümmern.“ * * * Ihre verwirrten Augen blickten in die erschrockenen Gesichter um sie herum, und sie begriff im ersten Moment nicht, was los war. Wie üblich schwitzte sie, und ihre Hände zitterten, aber aus Erfahrung wusste sie, dass es in wenigen Minuten vorüber gehen würde. Sie musste nur tief durchatmen, und sich entspannen. Etwas zu Trinken war meist auch nicht schlecht. Aber warum standen die anderen Mädchen um ihr Bett herum? Die hatten doch sonst nie etwas mitbekommen? “Alles in Ordnung?” fragte Samantha. “Was ist los?” wollte Beru wissen. Dawn sagte überhaupt nichts, wahrscheinlich war sie noch zu geschockt. Aber von was denn? “Du hast geschrieen, wie am Spieß!” Taree’s Stimme bebte ängstlich. “Was ist passiert, Ginny, hattest du einen Alptraum?” “Und was für einen, ihr werdet es nicht glauben.” Ginny setzte sich im Bett auf, und sah von einer Klassenkameradin zur anderen. “Ich war ein Hauself in Hogwarts, und Mrs. Norris hat mich durch die ganze Küche gejagt. Nur lief sie auf zwei Beinen, und hatte einen riesigen Kochlöffel in der Hand.” “Einen Kochlöffel?” wiederholte Taree fassungslos. “Ginny, wovon redest du eigentlich?” “Echt verrückt, nicht?” Ginny kicherte. “So einen durchgeknallten Traum hatte ich wirklich noch nie.” Dankbar nahm sie die Tasse Tee an, die Dawn ihr reichte. “Oh Mann, ihr solltet mal in den Spiegel gucken. Eure Gesichter sind zum Schreien! Schlimmer als Erstklässler, die grad ihren ersten Geist gesehen haben!” Die vier Mädchen lächelten verlegen. Offensichtlich gab es wirklich keinen Grund zur Beunruhigung, Ginny hatte einfach nur schlecht geträumt, das konnte jedem einmal passieren. “Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?” fragte Beru noch einmal, und als Ginny, immer noch mit einem Grinsen auf dem Gesicht nickte, schienen sich alle wieder beruhigt zu haben. “Legen wir uns doch noch etwas hin.” schlug Samantha gähnend vor. “Nein, wir haben Weihnachten!” Mit einem aufgeregten Quietschen krabbelte Ginny aus dem Bett, und hüpfte zum Fenster. “Wer wird da noch schlafen können?” * * * “Lucy? Sei doch bitte so nett, und hol mir die restlichen Rosenkerzen! Du findest sie im Vorraum zu meinem Wohnzimmer in der Kommode gegenüber vom Spiegel. Vierte Schublade links, wenn ich mich nicht irre!“ “Bin ich ein Hauself?“ murrte Lucilla. Sie stand neben ihrer Mutter in der Eingangshalle, und bestaunte den riesigen Weihnachtsbaum. Das hieß, sie tat so, als würde sie ihn bestaunen, damit ihre Mutter ihr erlaubte, wenigstens eines der vielen Geschenke zu öffnen, die darunter sorgfältig arrangiert waren. Normalerweise durften sie und ihr Bruder das schon am Vormittag tun, aber heute hatte Mutter bestimmt, dass die Geschenke erst nach dem Ball geöffnet wurden. So eine Gemeinheit aber auch! “Lucy? Die Kerzen!“ Immer noch murrend stapfte Lucilla die Treppe in den oberen Stock hinauf. Es schwebten doch inzwischen genügend Kerzen in der Halle herum, wozu denn noch mehr? Sie lief den langen Korridor entlang in den Ostflügel, wo sich Mutter's Gemächer befanden, und stand schließlich in dem kleinen Raum zwischen dem Wohn- und dem Ankleidezimmer. Hier bewahrte Mutter allen möglichen Krimskrams auf, Kleidungsstücke, Kunstobjekte, Spielsachen aus ihrer Mädchenzeit und Haarschmuck, den sie nicht mehr trug, aber doch nicht wegwerfen wollte, da er vielleicht wieder in Mode kam. Eigentlich hatte sie überhaupt nichts dagegen, die Kerzen zu holen, es gab selten genug Gelegenheit, in Mutter's Sachen herumzustöbern, ohne deswegen Ärger zu bekommen. Sie entschied sich dafür, dass sie einfach vergessen hatte, in welcher Schublade sich die Rosenkerzen befinden sollten, und begann die Kommode zu durchwühlen. Es war doch nicht zu glauben, dass diese komischen fetten Haarreifen aus Samt einmal 'in' gewesen sein sollten. Und erst diese riesigen Aufbauten für Hochfrisuren! Viel zu kitschig! Noch nicht mal Tante Marie würde die noch tragen, und bei Tante Marie konnte nichts kitschig genug sein. Sie besaß bestimmt die größte Auswahl an schwarzen gotischen Spitzenkleidern, die man sich vorstellen konnte. Allein für ihre Halsbänder und Netzhandschuhe hatte sie eine ganze Kommode, so behauptete zumindest Cousine Véronique. Was war das denn? Eine Rosenkerze in Blau? Die anderen waren doch weinrot? Neugierig schlug Lucilla das Seidenpapier beiseite, und hob die blaue Rosenblüte heraus, um sie genauer zu betrachten. Nein, das war definitiv keine Kerze, sie schien aus Porcellan zu sein. Eine Porcellanrose. Vielleicht ein Staubfänger, der mal auf irgendeiner Fensterbank gestanden hatte. Sie betrachtete sie von allen Seiten, und da bemerkte sie den kleinen metallischen Drehschlüssel, welcher sich seitlich am Boden befand. Alles klar, die Blume war also eine Spieluhr. Bestimmt ein Überbleibsel aus Mutter's Mädchenzeit. Sie drehte den Schlüssel, und begann die Rosenspieluhr aufzuziehen. Was für eine Musik sie wohl gleich hören würde? Als sie wieder losließ, erklang eine liebliche Melodie. Sie konnte sie nicht einordnen, war sich aber sicher, sie nicht zum ersten Mal zu hören. Das war aber noch nicht alles, denn die Blütenblätter begannen sich langsam zu öffnen. Ein Hauch Silber schimmerte auf ihren Rändern, wie Tautropfen am Morgen, und sie glaubte Rosenduft in der Nase zu spüren. Die Blätter öffneten sich weiter und gaben den Blick auf zwei winzige Figuren frei , welche sich in der Mitte der Blüte im Tanz drehten. Sie zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass es sich bei den beiden um Prinz und Prinzessin handelte. Die Prinzessin trug ein prächtiges Kleid, passend zur Farbe der Rose, und einer der fetten Samthaarreifen hielt ihr langes goldblondes Haar zurück. Der Prinz war, wie ein Prinz sein sollte, mit dichtem dunklen Haar und edlen Gesichtszügen. Seine Kleidung wirkte vornehm, aber nicht protzig, und obwohl er nur eine Porcellanfigur war, verspürte Lucilla plötzlich den heißen Wunsch, anstelle der Prinzessin mit ihm zu tanzen. Wenn man's recht bedachte, sah die Prinzessin ihr sogar ähnlich, wenn auch das Blond ihrer Haare ein paar Schattierungen dunkler war, als ihr eigenes. Etwa so wie Mutter's Haar. “Lucilla!“ Wie ein Blitz durchschnitt die wütende Stimme ihrer Mutter die liebliche Musik, und im nächsten Moment wurde ihr die Spieluhr aus der Hand gerissen. Das Mädchen wusste überhaupt nicht, wie ihr geschah, als sie ein lautes Klatschen hörte, und Sekundenbruchteile später begann ihre Wange zu brennen. Mit angsterfüllten Augen wich sie zurück, noch nie hatte sie ihre Mutter so außer Fassung erlebt. Obwohl ihr Verstand ihr deutlich sagte, was soeben geschehen war, so konnte sie es immer noch nicht glauben. Mutter hatte sie geschlagen! Mutter hatte sie noch nie geschlagen, selbst nicht, als sie noch klein war, und regelmäßig ihre Trotzanfälle bekam. Ihre Mutter war eine kühle und beherrschte Frau, die niemals die Kontrolle über sich verlor. Bei Ungehorsam gab es kein Geschrei und Gezeter, sondern ausgeklügelte Strafen, und bei Gehorsam gab es überhaupt nichts, worum man sich Sorgen machen musste. Nicht so, wie Tante Marie, die ihre Launen an ihren Töchtern ausließ. Das war Panik im Gesicht ihrer Mutter. Echte und blinde Panik! Was in aller Welt jagte ihr nur solche Angst ein? So schnell der Augenblick gekommen war, war er auch schon wieder vorüber. Narcissa hob die Spieluhr auf, und verstaute sie wieder in der Schublade, dann wandte sie sich ihrer Tochter zu. Ihre Miene war beherrscht, ihre Stimme so ruhig, als wäre nichts gewesen. “Hör zu, Kleines, ich möchte nicht, dass du meine Sachen anrührst. Haben wir uns verstanden?“ Als Lucilla noch immer fassungslos nickte, zog Narcissa ihren Zauberstab, und berührte damit die Wange ihrer Tochter. Die leichte Rötung verschwand, ebenso der Schmerz. “Hilf mir bitte mit den restlichen Kerzen!“ Narcissa öffnete eine Kommodenschublade und drückte Lucilla zwei Päckchen mit weinroten Rosenkerzen in die Hände. * * * Behutsam, ganz anders, als es sonst seine Art war, öffnete er die Türe zu Hermione’s Krankenzimmer. Er wollte sie nicht wecken, falls sie noch schlief, und in den letzten Wochen hatte sie ziemlich viel geschlafen. Nur langsam erholte sich ihr Körper von dem furchtbaren, und mächtigen Zauber mit welchem er belegt worden war. Und sie mutete sich einfach zu viel zu. Sie hatte darauf bestanden, sich weiterhin um die Lehrpläne für den Unterricht zu kümmern, und auch die Organisation für das Weihnachtsfest hatte sie übernommen, gemeinsam mit Hannah, Ernie, und Lisa. Und dass, obwohl sie sich ausruhen sollte! Kein Wunder, dass sie vor zwei Tagen wieder zusammengebrochen war! Er schlich auf Zehenspitzen in den Raum, doch als sein Blick aufs Bett fiel, sah er, dass es leer war, und ordentlich gemacht. “Ron Weasley! Wirst du jemals lernen, dass man anklopft, bevor man ein Zimmer betritt?” Sie saß, angezogen und zurecht gemacht, an einem Tischchen neben der Wand und verwandelte Papierschnipsel in glänzende Weihnachtssterne. Mit Erleichterung bemerkte er ihre wachen Augen, und ihre gesunde Gesichtsfarbe, offenbar schien sie sich wirklich erholt zu haben. Der vorwurfsvolle McGonagall Ausdruck auf ihrem Gesicht zeigte jedenfalls wieder ganz die alte Hermione. “Das hat man nun davon, wenn man rücksichtsvoll sein will,” grinste er. “Hätte ich angeklopft, würdest du garantiert noch im Bett liegen, und dich beschweren, dass ich dich geweckt hätte.” “Dir auch fröhliche Weihnachten.” Der ernste Ausdruck wich einem Lächeln. “Ich hab leider nur eine Kleinigkeit für dich, aber du kannst dir vorstellen, dass ich nicht einfach in einen Laden spazieren, und Geschenke einkaufen kann.” “Du hast ein Geschenk für mich?” Ron wurde gleichzeitig heiß und kalt. Er, der Trottel hatte überhaupt nicht daran gedacht, etwas für sie zu besorgen. Bei all dem Trubel um Weihnachten hatte er das Wichtigste vergessen - die Geschenke. “Nichts Großartiges, wie gesagt.” Hermione stand auf, und öffnete ihren Rucksack, der hinter dem Bett auf dem Boden lag. Wie es schien, hatte sie ihre Sachen zusammengepackt, um die Krankenstation zu verlassen, und wieder ins Gryffindor Mädchenzimmer einzuziehen. Sie holte ein kleines Päckchen aus dem Rucksack hervor und reichte es Ron, der es verlegen annahm. Warum nur hatte er nicht an ein Geschenk für sie gedacht? Das Päckchen fühlte sich weich an, und als er das Papier entfernte, hielt er zwei Schweißbündchen für die Handgelenke in den Händen. Sollten sie vielleicht fürs Quidditch bestimmt sein? Oder als eine Art Schmuck? “Sie verleihen dir einen sicheren Griff,” erklärte Hermione. “Natürlich können sie keine Wunder bewirken, es ist nur ein Zauber, der deine Hände unempfindlicher macht. Etwa so, als würdest du Handschuhe tragen, allerdings ohne deine Fingerfertigkeit zu beeinträchtigen.” “Danke...das ist echt lieb von dir,” stammelte Ron. Wahrscheinlich erwartete sie, dass er sie jetzt umarmte, aber er stand nur wie angewurzelt da, und bemerkte, wie seine Knie zu zittern begannen. “Nicht der Rede wert. Eigentlich sollte ich mich bedanken, du hast mir schließlich das Leben gerettet.” “Das hast du auch schon für mich getan,” murmelte er, doch sie hatte sich schon abgewandt, und ihren Zauberstab hervorgezogen. Mit einem ‘Wingardium Leviosa‘ ließ sie die fertigen Sterne aus dem Fenster schweben, und sich in den umliegenden Baumspitzen verteilen. Ron trat ans Fenster, blickte den Sternen nach, und ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen. Er hatte es nicht mehr für möglich gehalten, nach den zahllosen Debatten, doch sie hatten sich tatsächlich auf ein Shape für ihr erstes Weihnachten im Versteck einigen können. Sie lebten jetzt in einer Baumstadt. Gewaltige Eichen- und Ahornbäume erhoben sich vom Boden des Verstecks, bis knapp unter das Ende des künstlichen Himmels. Die einzelnen Wohnhäuser der Jugendlichen lagen in ihren Wipfeln verborgen, untereinander verbunden durch Leitern, Hängebrücken, und kleine Wendeltreppchen, die sich um die mächtigen Stämme der Bäume wanden. Das Baumhaus, welches als Krankenstation diente, lag relativ hoch in einer Kiefer, etwas abgeschieden vom üblichen Treiben, und man konnte nahezu die gesamte Anlage überblicken. Da der Platz in den Häusern ziemlich begrenzt war, dienten sie nur zum Schlafen, alles andere spielte sich im Freien ab, oder besser gesagt, unter grünen Dächern. Ganz unten, nur wenige Meter über dem Boden, konnte er das Hufflepuff Gemeinschaftshaus erkennen, welches mit einem Dachs im Weihnachtsmannkostüm bemalt war. Eine Schar Mädchen - in ihrer Mitte Hannah Abbot - saß davor, und verzierte Plätzchen und Kuchen. Eine einzelne, hochgewachsene Gestalt schritt den schmalen Steg entlang, der am Hufflepuff Haus vorbeiführte, und als die Äste nicht mehr im Weg waren, konnte Ron Harry erkennen, der sich offensichtlich auf dem Weg nach oben befand. Die Mädchen lächelten ihm freundlich zu, doch kaum hatte er ihnen den Rücken zugewandt, begannen sie zu tuscheln, und verstummten erst, als Hannah ihnen einen wütenden Blick zuwarf. “Er hätte nicht so offen darüber reden dürfen!” Unbemerkt war Hermione neben Ron getreten. “Jetzt laufen wieder überall die wildesten Gerüchte herum.” Einen geraden Weg gab es nicht, man musste im Zickzack zwischen den Bäumen hin- und herlaufen. Harry überquerte eine Hängebrücke und passierte weitere Schlafhäuser in diversen Astgabeln, bis er schließlich die Ebene des Hauptversammlungsplatzes erreicht hatte. Dieser, ein riesiges hölzernes Plateau lag im freien Raum, gestützt durch acht Rampen, welche auf- oder abwärts in die umliegenden Bäume führten. Ron konnte sehen, dass selbst die Halteseile an den Rändern mit Sternen, Glitzerkugeln, und künstlichen Schneeflocken geschmückt waren, die Weihnachtsdekoration wurde hier groß geschrieben. Mit allen Möglichkeiten, die ihnen blieben, versuchten die Jugendlichen wenigstens ein Stück Festtagsgeist einzufangen. “Das ist wieder mal typisch für ihn!” Kopfschüttelnd folgte Ron’s Blick Harry, welcher den Platz überquerte. ”Der Phoenix Order seinen Rücktritt anbieten, nur damit sie mit uns zusammenarbeitet. So typisch!” An den Farben der Dekoration konnte man sehr schön erkennen, welches Haus in welchem Bereich dominierend war. Die meisten Hufflepuff Häuser lagen unterhalb des Versammlungsplatzes, während die rechte Seite der Wipfel eher Gryffindor - und die linke eher Ravenclaw-lastig war. Die Jugendlichen selbst, waren wie üblich, überall verteilt. Harry passierte eine ziemliche Menge Leute auf seinem Weg, grüßte, und blieb ab und an kurz stehen, um sich ein wenig zu unterhalten. Alle waren freundlich, aber Ron bemerkte die misstrauischen Blicke hinter seinem Rücken. Hermione nickte zustimmend. “Ich weiß, dass Edelmut eine Tugend ist, aber seiner ist so übertrieben, dass er ihn noch eines Tages ins Grab bringen wird.” Der Versammlungsplatz schien nicht Harry’s Ziel gewesen zu sein, er lief eine der Rampen nach oben, und verschwand im Grün der Blätter. Einige Minuten starrten sie schweigend nach draußen, und fragten sich, wo er wieder auftauchen würde. “Kann es sein, dass wir dieses Thema schon mal hatten?” fragte Ron ironisch, und Hermione’s Miene verdüsterte sich. In den letzten Wochen hatten sie häufig über Harry gesprochen, und darüber, wie es jetzt weitergehen sollte. Über kurz oder lang würden die anderen die Wahrheit über die Vergangenheit und seine Rolle darin erfahren wollen. Aber wenn sie es taten, würden sie ihn dann noch als ihren Anführer anerkennen? Würden sie ihm weiterhin vertrauen? In diesem Moment hörten sie dumpfe Schritte unter sich. Wie es schien, erklomm jemand die Wendeltreppe, welche um den Stamm der Kiefer herum zur Krankenstation hochführte. “Frohe Weihnachten, Hermione!” Ein wenig atemlos vom langen Aufstieg stand Harry in der Türe. “Und dir natürlich auch, Ron!” Er trat ins Zimmer, um seine beiden Freunde zu umarmen, und jedem ein kleines Päckchen zu überreichen. “Leider ist es nicht viel, aber ich hoffe, ihr freut euch trotzdem. Übrigens Hermione, wenn du wieder fit genug bist, ich bräuchte dich heute Nachmittag, um den Eingang zu öffnen. Ansonsten kann ich wieder Hannah um Hilfe bitten, das wär’ auch kein Problem.” “Nein, ist schon in Ordnung, mir geht es gut”, beruhigte ihn Hermione. “Und, wie du weißt, warte ich genauso auf Nachricht von Sirius, wie du. Wird langsam mal Zeit, dass die Phoenix Order eine Entscheidung trifft.” “Oh, wir werden wohl nicht mehr allzu lange auf Entscheidungen warten müssen. ” Harry holte einen Brief unter seinem Pullover hervor. “Die Nachricht von Sirius ist heute früh eingetroffen!” * * * Langsam hob sich die gewaltige Girlande, rotierte in der Luft, und spannte sich, als sich ihre Enden links und rechts in den Bäumen verhakt hatten. Noch ein kleiner Wink mit dem Zauberstab, und sie saß gerade. Der Krebs der Familie Crabbe prangte jetzt gut sichtbar über der Straße. Es war Lucius' Idee gewesen, die Magnolienallee, welche die Straße zu Malfoy Manor säumte mit den Wappen der Death Eater Familien zu schmücken. Die meisten Gäste würden vor dem Haupttor Apparieren, da dies auf dem Gelände selbst nicht möglich war. Dort warteten bereits eine Reihe schwebender Schlitten, welche sie durch den Park zum Haupthaus bringen würden. Draco hob seinen Zauberstab, um die nächste Girlande - den Gargoyle der Goyles - an ihren Platz zu versetzen, als er links von der Straße zwei Gestalten bemerkte, die über den Rasen auf ihn zukamen. Einer davon war sein Vater, selbst aus großer Entfernung erkannte er ihn an den silbrig schimmernden Haaren über dem dunklen Umhang, und den energischen Schritten. Der andere - ganz in grün gekleidet, musste wohl der Chef der Sicherheitstruppe sein, Warrington war sein Name. Sein Neffe war mit Draco zur Schule gegangen. Die beiden trennten sich jetzt, Warrington ging in Richtung des Rosengartens, während Vater in einiger Entfernung stehen blieb, und ihm beim Dekorieren zusah. Er hatte einen äußerst zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht, wie es schien, verliefen alle Vorbereitungen nach Plan. Auch der Gargoyle prangte jetzt über der Straße, nun war die Schwalbe der Averys an der Reihe. Draco wandte den Blick von seinem Vater ab, um sich auf den Schwebezauber zu konzentrieren. Erst als die Schwalbe sicher an ihrem Platz verstaut war, fiel ihm auf, dass Vater ihn noch immer beobachtete. “Sitzen sie so richtig, Vater?“ rief Draco, und deutete mit einer ausladenden Armbewegung auf die Dekorationen. Lucius antwortete nicht sofort, nur ein geheimnisvolles Lächeln umspielte seine Lippen. Er trat auf Draco zu, bis er nahe genug war, um mit ihm sprechen zu können, ohne dabei die Stimme erheben zu müssen. Durch den Park zu plärren, war unter seiner Würde. “Um ehrlich zu sein, ich habe überhaupt nicht darauf geachtet.“ “Worauf denn dann?“ Draco war äußerst verwirrt. Es hatte so gewirkt, als ob Vater ihm sehr konzentriert zugesehen hatte. “Auf dich,“ entgegnete Lucius schlicht. “Auf meinen Sohn, den ich vor weniger als einem Jahr noch für einen verweichlichten Schwächling hielt. Und jetzt muss ich wohl oder übel zugeben, dass ich mich geirrt habe.“ Er zog die Mundwinkel hoch. “Selten genug kommt es ja vor.“ Nicht ohne eine gewisse Befriedigung bemerkte er, wie Draco's Gesicht sich rosa verfärbte, und er für einen Moment verlegen die Augen abwandte. Lob war etwas, das er nur sehr selten aus Lucius' Mund hörte. Doch einen Augenblick später hatte der Junge sich wieder gefangen, und lächelte ebenso geheimnisvoll zurück. “Was bezweckst du damit, Vater? Du führst doch irgendetwas im Schilde?“ “Wenn es so wäre, mein Sohn, dann würdest du es mit Sicherheit nicht merken,“ gab Lucius halb ernst, halb scherzhaft zurück. “Zumindest so clever werden meine Pläne noch sein, dass du sie nicht durchschauen kannst.“ Er machte eine kleine Pause, um Draco Gelegenheit für eine Revanche zu geben, doch diesem fiel offenbar nichts Passendes ein, also fuhr Lucius fort: “Nein, eigentlich wollte ich dich nur nachdrücklich darauf hinweisen, dass du jetzt deine eigene kleine Armee unter dir hast. Kein Flint mehr im Nacken, und damit auch kein Macnair. Das eröffnet dir neue Möglichkeiten, und du solltest sie gut nutzen. Wenn du deine Karten richtig ausspielst, könntest du einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die Zukunft unserer Familie zu sichern.“ “Ich bitte dich, Vater“, wehrte Draco verlegen ab, “übertreibe nicht. Mag sein, dass ich jetzt Captain der Ghost Riders bin, doch wir sind immer noch ohne jede politische Bedeutung. Eine Handlangertruppe, auf die jeder Death Eater zurückgreifen kann, wann immer er....“ “Lass es!“ schnitt Lucius ihn ab. “Sollte es jemals soweit kommen, dass ich deine Pläne nicht mehr durchschauen kann, so ist das mit Sicherheit der Tag, an dem ich alt werde!“ Systematisch und ein wenig gelangweilt, begann er abzuhaken: “Macnair's Angebot, der Blood Legion beizutreten, hast du abgelehnt, weil du deine eigene Truppe aufbauen wolltest. Leute, die ausschließlich dir verpflichtet sind, weder mir, noch Macnair. Du hast die Ghost Riders trainiert, um ihre Chancen zu verbessern und dich selbst innerhalb der Truppe nach oben katapultiert. Glaubst du, mir wäre nicht aufgefallen, dass du ausgerechnet in jener Nacht Flint's Stellvertreter wurdest, als ich Pucey losschickte, um Flint's Muggle Freundin aus dem Weg zu räumen? Du hast gelauscht, als ich mit Narcissa über meinen Plan gesprochen habe, war es nicht so? Anschließend hast du Flint und Pucey aufeinander losgehetzt, damit du nach Pucey's Tod seine Stelle einnehmen konntest. Und wäre Macnair dir nicht zuvor gekommen, hättest du auch mit Sicherheit einen Plan gehabt, um Flint loszuwerden!“ “Na schön!“ Trotzig verzog Draco das Gesicht, und in diesem Moment erinnerte er Lucius an einen kleinen Schuljungen, den man beim Abschreiben ertappt hatte. “Ich hab' Flint die Möglichkeit angeboten, auszusteigen, und sich mit seiner Muggle Freundin abzusetzen. Sein Problem, dass er nicht darauf eingegangen ist! Ich hab ihn noch gewarnt, dass er sich mit seiner Mugglefreundlichkeit in Schwierigkeiten bringen wird! Aber er wollte nicht auf mich hören, und letztendlich kann es mir egal sein, auf welche Weise ich ihn losgeworden bin!“ “Versteh mich nicht falsch, Junge!“ Lucius strich mit der Hand über Draco's Wange, eine Geste die zugleich liebevoll, und ein wenig herablassend wirkte. “Ich habe deinen Aufstieg durchaus mit Wohlwollen verfolgt, und ich bin sehr froh darüber, dass du endlich gelernt hast, dich selbst um deine Angelegenheiten zu kümmern, anstatt angerannt zu kommen, und mir etwas vorzuheulen. Aber wir beide wissen, dass auch deine Position als Captain nur ein Mittel zum Zweck ist, ein Zwischenschritt deines eigentlichen Plans. Du willst diesen Plan allein ausführen, ohne auf meine Hilfe zurückzugreifen, und ich respektiere das. Ich will dir nur noch einmal klarmachen, dass du mit meiner Unterstützung rechnen kannst, und dass Stolz zuweilen in Dummheit ausartet. Denk daran, alles, was du tust, fällt auf unsere Familie zurück. Erfolge, und auch Misserfolge!“ Draco nickte langsam. “Ich verstehe. Aber Stolz ist nicht der Grund, dass ich das allein durchziehen will. Es stimmt, ich war sehr wütend auf dich, und ich habe dich zum Teil dafür verantwortlich gemacht, was letzten Winter und Frühjahr passiert ist. Deshalb wollte ich dich auch nicht um Hilfe bitten, um Captain der Ghost Riders zu werden. Aber das ist Vergangenheit. Inzwischen ist mir klar geworden, dass du nur mein Bestes im Sinn hattest. Ich hab wohl einen emotionalen Schock gebraucht, damit mir endlich klar wird, was ich will, und wie ich es erreichen kann. Und damit ich endlich aufhöre, mich wie ein liebeskranker Trottel aufzuführen!“ “Was den Trottel angeht, kann ich dir wohl kaum widersprechen!“ Ein belustigtes Lächeln spielte um Lucius' Lippen. “Aber, auch wenn du es nicht für möglich hältst - das tun Söhne niemals - auch ich war einmal ein Teenager, und ich war so verliebt, dass ich um ein Haar meine gesamte Zukunft aufs Spiel gesetzt hätte. Und nur einigen sehr glücklichen Umständen habe ich es zu verdanken, dass dies nicht geschehen ist. Irgendwann, wenn wir einmal mehr Zeit haben, werde ich dir die ganze Geschichte in Ruhe erzählen.“ “Du, und verliebt?“ Entgeistert starrte Draco seinen Vater an. “Das kann ich mir echt nicht vorstellen! Ist es jemand, den ich kenne?“ Lucius schüttelte den Kopf. “Nein, er ist schon lange tot. Aber wie gesagt, wenn wir mehr Zeit haben. Jetzt haben wir einen Ball vorzubereiten!“ Er wandte sich ab, und in diesem Moment war Draco klar, dass Weiterfragen keinen Sinn mehr haben würde. Es war auch wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, eigentlich hätte er schon längst mit den Wappengirlanden fertig sein sollen, um sich dem Leuchtzauber für die Blüten zu widmen. Büsche und Bäume im Dezember zum Blühen zu bringen, war eine Sache, aber wenn die Blüten auch noch leuchten sollten, war das um einiges schwieriger. Seine Eltern hatten sich wirklich eine Menge einfallen lassen, um mit diesem Fest zu protzen. “Ein Wort noch, Draco!“ Lucius blieb stehen, und wandte ihm sich wieder zu. “Ich wünsche dir viel Glück für deinen Plan. Nimm Rache für das, was dir angetan wurde, und bring denjenigen zur Strecke, der dafür verantwortlich ist. Und was das Wichtigste ist, schließe mit deiner Vergangenheit ab, damit du dich auf die Zukunft konzentrieren kannst!“ “Worauf du dich verlassen kannst!“ Draco ballte die Fäuste, so dass sich seine Fingernägel in die Handflächen gruben. “Ich werde nicht versagen. Er wird mir für alles büßen, was er mir jemals angetan hat!“ Purer Hass blitzte aus seinen eisgrauen Augen, und Lucius hob mahnend den Finger. “Vorsicht, mein Sohn! Unser Meister hat sich sehr deutlich ausgedrückt. Lebend und unversehrt, waren seine Worte. Solltest du dich durch deinen Rachedurst zu etwas hinreißen lassen, kostet es dich das Leben, und mich die Stellung!“ Draco nickte, und wandte sich der nächsten Girlande zu, während Lucius zum Haus zurückkehrte, um die Sicherheit weiter zu überprüfen. * * * “Kuchen sehr lecker ist. Wie unser Schwammkuchen!“ “Ist er dir nicht zu trocken?“ fragte Neville fürsorglich, und goss noch ein wenig Milch in Coral’s Becher nach. Die Milch war wie gewohnt, Walmilch, welche die Tritonen von ihrem Partnerstamm im Meer erhielten. Das Mehl allerdings, das sie für den Kuchen verwendet hatten, stammte vom Land. Es war ein Geschenk Hagrid's gewesen, wie seinerzeit die Äpfel und Kürbisse an Hallowe‘en. Die junge Tritonin saß diesmal nicht auf einem Besen, sondern lag in einer Art Badewanne, die Neville für sie gebaut hatte. Zweifellos war das sehr viel bequemer für sie, mittlerweile hatte sie einen halben Tag im Versteck verbracht, und zeigte immer noch kein Anzeichen von Erschöpfung, obwohl sie in einem fort geplappert und geflirtet hatte. Sie genoss die Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde, hatte allerdings schon einige zu aufdringliche Leute wissen lassen, mit wem sie dieses Weihnachtsfest besuchte. Nachdem alle Dekorationen aufgehängt, und alle Geschenke verteilt worden waren, war es an der Zeit für die Kuchentafel. Da nicht alle am großen Haupttisch auf der Versammlungsplattform Platz gefunden hatten, waren ringsherum auf den Rampen weitere Tische aufgestellt worden. Im Großen und Ganzen schien die Stimmung positiv zu sein, besonders die Älteren bemühten sich mit gutem Beispiel voranzugehen. Ernste Themen, wie der Widerstand gegen Voldemort, die verzweifelten Kämpfe der Vergangenheit, und die Sorge um die Zukunft wurden bewusst vermieden. Selbst Harry hatte diesmal auf eine seiner Kopf-hoch Reden verzichtet, und ihnen allen nur “Frohe Weihnachten“ gewünscht, als er das Glas erhob. Das mochte aber auch daran liegen, dass er sich auf seinem Ehrenplatz am Kopfende der Tafel nicht besonders wohl zu fühlen schien. Zwar lächelte er und scherzte mit den anderen, aber Neville hatte den Eindruck, dass er nicht so recht bei der Sache war. Etwas anderes schien ihn schwer zu beschäftigen. Zum Glück schien es den meisten anderen nicht weiter aufzufallen. Neben ihm saß Hermione und machte höfliche Konversation mit den Ravenclaw Präfekten Terry und Padma. Terry's Freundin Mandy hockte ein paar Plätze weiter, offensichtlich herrschte wieder einmal dicke Luft zwischen den beiden. Dafür schienen sich Lisa Turpin und Stephen Cornfoot umso besser zu verstehen. Auf der anderen Seite des Tisches diskutierten Ron, Dean, Seamus, und Ernie heftig über ein Quidditch Maneuver, welches Ravenclaw im letzten Spiel gegen die Tritonen eingesetzt hatte. Hannah, die neben Ernie saß, unterhielt sich mit Susan Bones. Genauer gesagt, war es eher ein Flüstern, und die beiden warfen immer wieder besorgte und mitleidige Blicke zu Harry hinüber. Zwar konnte Neville nichts von dem Gespräch verstehen, aber er konnte sich ausrechnen, worum es ging. Und er konnte auch nicht gerade sagen, dass die Sorgen der beiden Mädchen unbegründet waren. Gerüchte flogen wie wild umher, und das Misstrauen war gewachsen. Von Ron's Schwester Ginny war zunächst keine Spur zu sehen, doch einige Minuten später sah er ihren eichhörnchenroten Haarschopf zwischen den Ästen aufleuchten. Sie stand mit blitzenden Augen und geballten Fäusten vor ihrem Schlafhaus und hatte einen handfesten Krach mit Colin Creevy. Soweit Neville sich erinnern konnte, hatten die beiden sich noch nie richtig gestritten, und er konnte sich auch keinen wirklichen Grund vorstellen, warum sie das tun sollten. Er wunderte sich noch darüber, als sein Blick zum nächsten Schlafhaus weiterwanderte. Es gehörte ebenfalls den Gryffindor Mädchen, allerdings den ganz jungen. Durch das offene Fenster konnte er ein kleines Mädchen erkennen, welches von wildem Schluchzen geschüttelt auf ihrem Bett lag. Es war die kleine Ophelia Flowerfield, die sie vor einem halben Jahr aus den Fängen der Blood Legion befreit hatten. “Entschuldigst du mich bitte für einen Moment?“ bat Neville Coral, und als sie nickte, sprang er auf, und lief eine der Rampen nach oben. Natürlich war es wieder einmal die falsche, und er musste erst einen Baum umrunden, bis er schließlich die richtige Leiter zu dem Haus fand. Dieses Baumlabyrinth war seinem schwachen Orientierungssinn nicht unbedingt förderlich. Gut möglich, dass auch seine Orientierungsschwäche eine Folge des Memory Charms war, der auf seinem Gedächtnis lastete. Was würde mit ihm geschehen, wenn sie endlich eine Möglichkeit gefunden hatten, den Zauber zu brechen? “Kann ich dir irgendwie helfen?“ Vorsichtig betrat er das Zimmer. Ophelia saß jetzt auf dem Bett, und wischte sich die Tränen aus den Augen. Aber das half nicht viel, da immer wieder neue nachkamen. “Eher nicht!“ Sie schüttelte den Kopf. “Es sei denn, du kennst einen Zauber, der mich nach Hause zurückbringt!“ “Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit!“ Betrübt setzte er sich neben sie. “Ich weiß, ich weiß!“ Wütend boxte sie gegen ihr Kopfkissen. “Wir müssen stark sein, wir müssen durchhalten, und eines Tages wird alles wieder gut! Wir hör'n die Leier jeden Tag!“ Hilflos und verzweifelt sah das kleine Mädchen ihn an. “Aber es ist Weihnachten! Es ist Weihnachten, und wir dürfen nicht daheim sein!“ Es gab nicht wirklich etwas, das man darauf antworten konnte. Einen Augenblick lang stiegen Bilder in seinem Kopf auf, er sah seine Großmutter daheim im Wohnzimmer vor dem Weihnachtsbaum sitzen, doch sein Verstand wusste genau, dass dies nur ein Wunschtraum sein konnte. Die Longbottoms waren Erzfeinde Voldemort's, somit war seine Großmutter mit Sicherheit nicht zu Hause, sondern würde sich irgendwo versteckt halten. Wenn sie nicht - nein, daran wollte er jetzt auf keinen Fall denken. Er legte einen Arm um Ophelia, doch sie schüttelte ihn ab. “Ich weiß, du meinst es gut. Wie Hermione und Harry, und die anderen. Ihr meint es alle gut. Aber bitte, lass mich jetzt einfach allein, okay?“ Er nickte. “Ich dachte nur...manchmal hilft es. Mit jemandem reden zu können!“ “Ja, manchmal schon. Aber jetzt nicht! Bitte geh!“ Sie vergrub ihren Kopf im Kissen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihrer Bitte Folge zu leisten, und den Raum zu verlassen. “Neville?“ Er war schon an der Tür, da rief sie ihn noch mal zurück. “Ich muss dich was fragen! Wegen einem Zauber!“ “Ja, natürlich.“ “Er klingt so ähnlich wie Abrakadabra. Und dann zischt es, wie viele Schlangen. Und überall ist dieses gleißende grüne Licht!“ “Wie...wie kommst du gerade auf diesen Zauber?“ fragte Neville zurück. Sein Hals fühlte sich so trocken an, dass seine Stimme nur als Krächzen herauskam. “Einer der Jungen, die mich entführt haben, hat damit meine Mama verhext. Sie ist umgekippt, ich glaub' sie war ohnmächtig, aber ich hab's nicht genau gesehen, weil die Jungen mich weggezerrt haben. Was tut dieser Spruch, Neville? Meiner Mama geht es doch jetzt wieder gut, oder?“ Neville sah sich außerstande, diese Frage zu beantworten. * * * “Oooh, du vermisst sie doch nicht etwa?“ kicherte Lucilla. Draco wusste nicht, wie lange seine Schwester schon hinter ihm gestanden, und ihm über die Schulter geblickt hatte. Lucy hatte ein wirkliches Talent dafür, sich lautlos anzuschleichen. Er notierte sich im Geiste, sobald wie möglich den Schutzzauber für seine Räumlichkeiten zu erneuern. Eigentlich sollte er sich für den Ball umziehen, aber während der letzten Viertelstunde hatte er in seinen alten Hogwarts Jahrbüchern herumgeblättert. In dem Moment, als Lucilla ihn ansprach, betrachtete er gerade ein Photo vom Weihnachtsball in seinem vierten Schuljahr. Steif und gelangweilt stand er da, und bemühte sich in seinem sündteuren Anzug, und dem Umhang mit dem hochgeschlossenen Kragen eine möglichst gute Figur zu machen. An seinem Arm hing eine kichernde Pansy in zartrosa Tüll und einer riesigen Schleife im dunklen Haar. Er schloss das Buch mit einem leisen Knall, und als er sich zu seiner Schwester umdrehte, war sein Gesicht vollkommen ausdruckslos, und seine Augen kalt. “Parkinson war eine Verräterin, und hat bekommen, was sie verdient hat.“ “Natürlich,“ sagte Lucilla hastig. “Mutter schickt mich, sie möchte dich kurz sprechen. Sie ist in ihrem Ankleidezimmer!“ Draco legte das Buch beiseite, und machte sich auf den Weg in den Ostflügel des Hauses. An ihm vorbei schwebte eine verirrte Rosenkerze, die irgendwie den Weg von der Eingangshalle hierher gefunden hatte. * * * “Ist Harry schon wieder nach draußen?“ fragte Taree und blickte sich suchend um. “Oder hat er sich nur zurückgezogen?“ “Hermione ist auch weg,“ stellte Dawn fest, “dann werden sie vermutlich draußen sein. Vielleicht erfahren wir ja mal endlich, ob die Order jetzt mit uns zusammenarbeiten will, oder nicht!“ “Eigentlich müssten sie doch jeden Mann - ich meine natürlich, jede Frau brauchen. Was meinst du dazu, Ginny?“ “Seh’ ich genauso,“ pflichtete Ginny Samantha bei. Zum Glück erwarteten die anderen Mädchen keine großartige Erklärung von ihr, denn in diesem Moment kamen Maxine und Natasha aus Ravenclaw an ihren Tisch herüber und brachten die Gryffindors auf den neusten Stand, was die Versöhnung zwischen Terry und Mandy anging. Schon bald waren alle in eine angestrengte Diskussion vertieft, und ein von Zeit zu Zeit eingeworfenes “Tatsächlich?“ und “Wie kann er nur?“ genügte vollkommen, um die anderen nicht merken zu lassen, dass sie absolut nicht bei der Sache war. Nicht, dass sie noch irgendeinen Gedanken an den Alptraum der letzten Nacht verschwendet hätte. Diese Träume kamen immer wieder mal, und sie hatte inzwischen gelernt, sie vollkommen beiseite zu schieben. Mit der Vergangenheit hatte sie schon vor Jahren abgeschlossen. Dass ein Teil ihrer Kindheit gestohlen worden war, reichte vollkommen, sie würde sich nicht auch noch den Rest nehmen lassen! Sie würde, soweit die Umstände es zuließen, das Leben eines “normalen New Hogwarts Teenagers“ führen, und dazu gehörte das Lästern und Herumalbern mit ihren Freunden ebenso, wie ihre Pflichten als Lehrerin, ihre Aufgaben bei zukünftigen Rettungsaktionen, und ihre unerwiderte Liebe. Das war sie, das war ihr Leben, und das waren die Dinge, die ein Teil davon darstellten. Über die Vergangenheit nachzugrübeln, war ebenso sinnlos, wie den ganzen Tag in einer Ecke zu heulen, weil sie ihre Eltern vermisste. Die anderen brauchten ihre Fröhlichkeit, denn Fröhlichkeit war ansteckend. Vielleicht war das genau der Grund, warum im Versteck so ausgiebig getratscht und herumgealbert wurde. Nein, was ihr Sorgen machte, war der Streit mit Colin. Sie hatte ihm erklärt, warum sie die Briefe zurückgebracht hatte, und dass Harry's Privatleben sie beide nichts anging. Daraufhin war er ungeheuer wütend auf sie geworden, und hatte ihr eine Menge Vorwürfe gemacht. Zwar versuchte sie sich einzureden, dass er nur ein bisschen sehr neugierig war, und vielleicht ein bisschen eifersüchtig auf Harry's unbekannte Briefeschreiberin, aber irgendwie.... “Was ist eigentlich mit dir und Colin?“ fragte Natasha. Offensichtlich war das Thema Terry und Mandy abgehakt. “Ihr habt euch doch auch verkracht? Ist es was Ernstes?“ Bevor Ginny darauf antworten konnte, fügte Maxine hinzu: “Ich hoffe für dich, dass es wieder in Ordnung kommt. Colin ist echt ein niedlicher Junge, und ihr beiden wärt total süß zusammen!“ “Vielleicht lässt du's dir mal durch Kopf gehen,“ schlug Taree vor. “Ich meine, es ist doch relativ klar, dass Harry weder an dir, noch an Colin Interesse hat, und bevor ihr beide ihm noch ewig hinterher trauert, könntet ihr euch doch anderweitig umsehen, oder nicht?“ “Ich finde auch, ihr würdet gut zusammenpassen,“ meldete sich Anna, ein Hufflepuff Mädchen vom Nebentisch zu Wort. “Ihr seid auf derselben Wellenlänge, das merkt man!“ Ginny entschied sich dafür, zu erröten, und mädchenhaft zu kichern, um einer Antwort elegant aus dem Weg zu gehen. * * * “Komm rein, Draco!“ Narcissa war bereits in Abendgarderobe, sie trug ein schulterfreies meerfarbenes Ballkleid mit Perlenstickereien am Decolleté. Eine weitere Reihe mattschimmernder Perlen umrundete den Saum des langen fließenden Rocks und schwebte nur wenige Zentimeter über dem Boden. Ein Zauber brachte den Stoff dazu, ein ruhiges und unaufdringliches Wellenmuster zu zeigen, welches langsam wiegend das Gewand entlang lief, und ein sanftes Farbenspiel zwischen dunkelblau und türkis formte. Der dazu passende Perlenschmuck lag noch auf der Kommode, unter anderem das zierliche Diadem, womit sie heute Abend ihr Haar schmücken würde, welches im Moment noch lose über Schultern und Rücken fiel, und eine schimmernde Fläche um ihre Hüften bildete. Eine Hauselfe war gerade dabei, es zu kämmen. “Du siehst bezaubernd aus, Mutter!“ Galant verbeugte er sich vor ihr, und betrat das Zimmer. Sie beantwortete das Kompliment mit einem lächelnden Nicken, und kam ohne lange Umschweife zur Sache. “Es gibt etwas, das ich mit dir besprechen wollte. Aber zunächst einmal habe ich noch eine Kleinigkeit für dich, die ich nicht unbedingt unter den Weihnachtsbaum legen wollte. Komm mit mir!“ Sie lächelte verheißungsvoll, als sie seine Hand ergriff, und auf die Tür zuging. In diesem Moment erinnerte sie ihn an eine Fee, die einen kleinen Jungen in ein Traumland entführte. Aber warum diese Geheimnistuerei? War es nur ein Spiel, oder wollte sie nicht, dass Vater etwas von dem Geschenk mitbekam? Kleinigkeit war ein Begriff, der es nicht ganz traf. Ungläubig betrachtete er das runde Steinbecken, welches vor ihm auf dem Boden stand. Es war ganz aus schwarzem Marmor gehauen, und mit Runen beschriftet, die er nur zum Teil entziffern konnte. Eine Runenreihe bestand aus den Zeichen der Planeten, zu denen in der traditionellen Alchemie auch Sonne und Mond gerechnet wurden, ebenso erkannte er die Symbole für die dazugehörigen Metalle, und die mystischen Dreiecke der vier Elemente. Alle anderen Schriftzeichen jedoch, sagten ihm nichts, auch wenn er sich zu erinnern glaubte, einige davon bereits auf Büchern seines Vaters gesehen zu haben. Er beugte sich über das Becken, und betrachtete die silbrige Flüssigkeit, die darin schimmerte, wie ein geheimnisvolles Leuchten. Ein Boden war nicht zu erkennen, nur wirbelnde Schwaden aus Licht und Silber, die sich immer wieder neu vermengten. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, formten sich zu Buchstaben, umrundeten einander, bis sie schließlich Worte gebildet hatten, und diese Worte arrangierten sich zu einem einzigen Satz: QUOD EST SUPERIUS EST SICUT QUOD EST INFERIUS “Wie das Oben, so das Unten,“ wiederholte Draco staunend. “Natürlich, es reflektiert die Gedanken. Es ist ein Pensieve! Du willst mir ein Pensieve zu Weihnachten schenken, Mutter? Aber...bin ich nicht noch viel zu jung für so etwas? Nicht, dass ich mich nicht darüber freuen würde,“ setzte er hastig hinzu. “Ich weiß nur nicht so ganz..." “Was du damit anfangen sollst!“ beendete Narcissa den Satz. “Pass auf, das ist genau das, worüber ich mit dir sprechen wollte. Du weißt ungefähr, wozu ein Pensieve gut ist, nicht wahr?“ Draco nickte. “Es dient dazu, Erinnerungen und Gedanken zu speichern, und sie in Ruhe zu betrachten. Und es kann dabei helfen, bestimmte Ereignisse zu verarbeiten, wenn man den Kopf zu voll hat.“ “Allerdings,“ bestätigte Narcissa. “Was aber nicht so allgemein bekannt ist, ist die Tatsache, dass es auch dazu dient, die Gedanken, und Erinnerungen zu schützen. Wenn du einen Gedanken, oder eine Erinnerung erfolgreich auf das Pensieve übertragen hast, wird niemand, der in deinen Geist eindringt, dieses Wissen noch finden. Es ist so, als wäre es nicht in dir. Das kann manchmal sehr nützlich sein, denn es gibt Magier, für die ist dein Geist wie ein offenes Buch. Sie sehen alles, was du je gedacht, gefühlt, und erlebt hast. Und es ist nicht immer gut, diese Dinge so offen preiszugeben. Sie machen dich angreifbar!“ “Nun ja,“ überlegte Draco immer noch ein wenig zweifelnd, “glaubst du wirklich, dass gerade meine Gedanken so interessant sind? Gut, wenn Macnair rechtzeitig gewusst hätte, dass ich Captain der Ghost Riders werden will, hätte er vielleicht etwas getan, um es zu verhindern, aber ob er diese Macht...“ “Du weißt sehr gut, dass ich nicht von solchen Kleinigkeiten spreche,“ schnitt seine Mutter ihn ab. “Es gibt nur eine Handvoll Magier, die mächtig genug wären, deine Gedanken zu lesen, und im Moment weißt du nichts, was für sie von Interesse wäre. Aber es ist nie zu früh, um an die Zukunft zu denken. Du bist - zumindest für den Moment, der einzige männliche Nachkomme der beiden mächtigsten Zaubererfamilien Britanniens, und die Chancen stehen gut, dass du in den Konflikt hineingezogen wirst, der zwischen diesen Familien herrscht. Dein Vater wird dich brauchen, um seinen Einfluss zu sichern, und dein Großvater wird versuchen, dich politisch auszuschalten, oder dich auf seine Seite zu ziehen. Selbst wenn meine Schwester ihm endlich einen Enkel schenkt, der seinen Namen trägt. Ganz zu schweigen von unserem Meister, der auch nicht unbedingt alles über dich wissen muss, und von unseren wahren Feinden, die immer noch aktiv sind! Natürlich erscheinen dir all diese Dinge noch in ferner Zukunft, eine Zukunft, über die du dir vielleicht noch keine Gedanken gemacht hast. Aber wer weiß, vielleicht kommt sie schneller, als du denkst, und du solltest vorbereitet sein.“ “Willst du damit sagen,“ fragte Draco vorsichtig, “dass du eine Vision hattest?“ Narcissa schüttelte den Kopf. “Alles, was ich sagen will, Draco, ist, dass auch du bereits eine Figur in dem großen Spiel um die Macht bist. Du warst es immer schon, du wurdest dazu geboren. Aber wie weit du es eines Tages bringen wirst, das liegt ganz bei dir!“ * * * “Hat Hagrid dir eigentlich gesagt, was er von uns will?” wunderte sich Ron. Sie hatten mittlerweile den Rand des verbotenen Waldes erreicht. Es hatte zu dämmern begonnen, und die Bäume reckten ihre kahlen dürren Zweige gen Himmel. In der ganzen Weihnachtszeit war nicht ein einziges Mal Schnee gefallen, nur ein kalter unangenehmer Nieselregen tropfte unaufhörlich auf Wald und See hernieder. Harry schüttelte den Kopf. “Er hat mir nur den Brief von Sirius überreicht, und gemeint, ich solle euch mitbringen, wenn ich zu seiner Hütte komme. Im Brief selber steht auch nichts darüber!“ Er faltete die Nachricht auf, und überflog den kurzen Text. Sirius hatte lediglich geschrieben, dass Harry um fünf Uhr nachmittags bei Hagrid auf ihn warten solle. Von Ron und Hermione hatte er gar nichts erwähnt. “Es ist nur...wenn wir alle drei gleichzeitig weg sind, dann wirkt das nicht so gut auf die anderen,“ erklärte Hermione, und zupfte ihr Stirnband zurecht. “Hannah wurde heute schon dreimal darauf angesprochen, warum ihr heute Morgen das Versteck geöffnet habt. Die Leute wollen wissen, warum du draußen bist, und was du dort machst. Einige sind ziemlich misstrauisch.“ “Früher hat sie das doch auch nicht interessiert!“ Ron runzelte die Stirn. “Außerdem warten wir alle auf eine Antwort von Sirius, also hatte Harry allen Grund draußen zu sein.“ “Früher hat sich keiner für irgend etwas interessiert,“ gab Hermione zur Antwort, “und ich kann dir auch genau sagen, warum das so war. Solange unsere Aktionen erfolgreich waren, hat sich natürlich auch keiner Gedanken gemacht. Die Leute sind doch immer so. Wenn alles gut läuft, halten sie es für selbstverständlich, und erst wenn etwas daneben geht, fangen sie plötzlich an, Fragen zu stellen, und sich für die Hintergründe zu interessieren.“ “Ich habe immer versucht, meine Besuche bei Hagrid möglichst unauffällig zu halten," gab Harry zurück. “Wirklich verheimlichen wollte ich sie jedoch nicht, damit die anderen sich nicht hintergangen fühlen. Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich eine Informationsquelle außerhalb des Verstecks habe, und dass ich diese Quelle brauche, weil wir sonst keine Möglichkeit mehr haben, unsere Aktionen durchzuführen.“ “Siehst du, genau, das ist das Problem,“ Hermione runzelte die Stirn. “Bisher haben die Leute alles, was du ihnen gesagt hast, einfach angenommen, ohne zu fragen, woher es kommt. Aber allmählich wird ihnen klar, wie undurchsichtig die ganze Sache ist. Wie sollen sie denn das Risiko einschätzen können, wenn sie nicht wissen, woher die Informationen stammen?“ “Es gibt überhaupt keinen Sinn,“ warf Ron plötzlich ein. “Hagrid gehört doch zur Phoenix Order, und die Phoenix Order will doch gar nicht, dass wir kämpfen! Warum sollte Hagrid uns also Informationen geben? Das passt nicht zusammen!“ “Ich habe nie behauptet, dass die Informationen von Hagrid stammen,“ entgegnete Harry leise. “Nein, es war ein Gerücht, das irgendwann aufkam,“ erklärte Hermione. “Wenn man keine Erklärung für etwas hat, spinnt man sich oft etwas zurecht! Nur... im Moment sehen einige Leute das so, dass Harry diese Informationen dazu benutzt, sich seinen Posten als Anführer zu sichern.“ “Hermione!“ Harry blieb so plötzlich stehen, dass Ron, der ein Stück hinter ihm lief, beinahe in ihn hineinrannte. “Willst du damit sagen, dass sich eine Mehrheit für meinen Rücktritt ausspricht? Falls das nämlich so sein sollte, wär’ ich jederzeit bereit, dir die Leitung abzutreten. Ich hab doch überhaupt kein Problem damit, meine Informationen jemand anderem zur Verfügung zu stellen. Hat mir denn überhaupt niemand zugehört, als ich mit McGonagall gesprochen habe? Ich will das tun, was für uns alle das Beste ist!“ “Selbst, wenn die Mehrheit gegen dich wäre, könntest du nicht zurücktreten,“ rief Hermione entsetzt. “Die Leute könnten sich nie auf einen anderen einigen. Nun gut, Ernie ist vernünftig und zuverlässig, die meisten Hufflepuffs halten große Stücke auf ihn. Aber die Ravenclaws würden sicher Terry bevorzugen, und die Gryffindors könnten sich überhaupt nicht entscheiden. Vielleicht gäbe es auch eine große Schlammschlacht, wer am beliebtesten ist. Nein, Harry, wenn du zurücktrittst, bricht hier das große Chaos aus. Das kannst du nicht verantworten! Wenn du wirklich tun willst, was für uns alle das Beste ist, dann musst du Anführer bleiben.“ “Diesmal hast du mir wirklich nicht zugehört,“ sagte Harry ruhig. “Vielleicht klärt sich ja alles auf,“ überlegte Ron hoffnungsvoll, “vielleicht hat Sirius ja gute Nachrichten und wir arbeiten in Zukunft mit der Phoenix Order zusammen. Dann müssen wir uns jetzt überhaupt nicht den Kopf zerbrechen.“ Sie waren nun nahe genug an Hagrid's Hütte herangetreten, um die beiden Personen zu erkennen, die davor standen. Eine davon war Hagrid, seine massige Gestalt lehnte an der Eingangstüre. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, als er die drei Freunde erkannte, doch einen Moment später wurde er wieder ernst. “Ron, Hermione, gut dass ihr da seid. Harry - du kennst Firenze noch?“ Er deutete auf seinen Gesprächspartner, einen Centauren mit geschecktem Pferdekörper, und stahlblau leuchtenden Augen in seinem menschlichen Gesicht. “So begegnen wir uns wieder, Harry Potter!“ Firenze neigte den Kopf zum Gruß, und Harry erwiderte die Geste. Er achtete sorgsam darauf, den Kopf erst zu dann zu heben, als Firenze sich bereits wieder aufgerichtet hatte. Die Centauren waren ein stolzes Volk, und es war sehr wichtig, ihnen den nötigen Respekt zu erweisen. “Folge mir bitte.“ Ohne weitere Erklärungen wandte sich Firenze einem verschlungenen Pfad zu, welcher sich zwischen den nachtschwarzen Bäumen verlor. “Dein Pate erwartet dich an einem verborgenen Ort!“ “Und ihr beiden kommt mit mir!“ Hagrid stieß die Tür zu seiner Hütte auf. “Hab 'ne Weihnachtsüberraschung für euch!“ * * * Es war dunkel geworden, und die Straße zu Malfoy Manor glänzte in festlichem Licht. Hunderte prächtiger Magnolienblüten verbreiteten ein sanftes weißrosa Leuchten in den Baumkronen, und dazwischen erstrahlten die zwölf Familienwappen des Dunklen Rates. Das dreizehnte Wappen, der Basilisk Voldemort‘s prangte über dem Haus selbst, eine riesige grünschimmernde Schlange, welche sich auf den Dächern wand, und von Zeit zu Zeit ihre spitzen Fangzähne sehen ließ. Lucius stand auf der breiten Marmortreppe vor dem weit geöffneten Eingangstor seines Hauses und blickte den goldenen Schlitten entgegen, welche die Straße entlang auf ihn zu glitten. Narcissa's Kleid hatte ihm den perfekten Grund geliefert, ebenfalls auf das traditionelle Schwarz zu verzichten, zumindest beim Hemd. Sein lose über der Brust geschnürtes Rüschenhemd war aus schwerer dunkelblauer Seide und silberne Muster verzierten die gebauschten Ärmel. Dieselben Muster befanden sich auch auf der enganliegenden Hose und dem prächtigen fellgefüttertem Umhang, den er mit einer lässigen Bewegung über die Schulter zurückgeworfen hatte. Auch Narcissa war die Nervosität nicht anzumerken. Vorhin hatte sie mit zitternden Händen ihr Diadem zurechtgerückt, aber nun stand sie betont aufrecht, und mit strahlendem Lächeln neben ihrem Gatten, um die Gäste zu begrüßen. Nur einmal wandte sie sich ab, um ihrer Tochter einen warnenden Blick zuzuwerfen. Lucilla starrte mit mürrischem Gesichtsausdruck auf den Boden, sie fühlte sich absolut unwohl in ihrem Kragenkleidchen. Sie hatte etwas mit tiefem Ausschnitt gewollt, aber damit war Mutter nicht einverstanden gewesen, und es hatte in letzter Sekunde noch eine furchtbare Debatte gegeben. Draco hatte es sich nicht nehmen lassen, sein Captain Abzeichen an der linken Brustseite seines engen schwarzen Samtoberteils zu befestigen, denn auf dem silbernen Umhang schien es ihm nicht sichtbar genug. Seine Hose war ebenfalls silbern, ein fließender Glitzerstoff, der seine langen Beine und schmalen Hüften betonte. Auch er hatte eine Diskussion mit seiner Mutter hinter sich, die seinen Aufzug ein wenig zu flippig fand. Zwar hatte sie im Großen und Ganzen nachgegeben, jedoch hatte sie sein Oberteil ein wenig verlängert, so dass es nicht mehr nabelfrei war. Dies war schließlich ein Ball, und keine Teenagerparty! Inzwischen war der erste Schlitten nahe genug herangefahren, so dass man seine Insassen erkennen konnte, es waren die Delacours. Gabriel Delacour's Aufnahme in den Dunklen Rat hatte für eine Vielzahl an Gerüchten gesorgt, zum einen war er Franzose, zum anderen geschieden, und zum dritten wollte es der Klatsch, dass er kein reinblütiger Zauberer, sondern der Sohn einer Veela sei. Lucius hatte nie viel darauf gegeben, wenn jeder gutaussehende blonde Mann eine Veela zur Mutter hatte, hätte er sich wohl an der eigenen Nase fassen müssen. Er schüttelte Gabriel Delacour's Hand, ließ die Wangenküsschen über sich ergehen, und überließ es dann seiner Frau, die richtigen Begrüßungsworte auf Französisch zu finden. Begleitet wurde Delacour von seinen beiden Töchtern, die ältere, Fleur, mochte jetzt um die zwanzig sein, und war eine echte französische Schönheit mit Kussmündchen, und wohlgeformter Figur. Und auch die Kleine, etwa in Lucilla's Alter, würde ihrer Schwester in nichts nachstehen, wenn sie in ein paar Jahren gereift war. Draco und Lucilla begleiteten die Delacours in den Saal und versorgten sie dort mit Champagnergläsern, während Lucius seinen alten Freund Walter Crabbe, und dessen Familie begrüßte. Narcissa gab sich Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen. Wandy Crabbe war mit Leichtigkeit die aufgetakeltste Frau des Abends, sie war über und über mit Schmuck behängt, wie ein Weihnachtsbaum. Doch Narcissa wäre nicht Narcissa gewesen, wenn sie sich etwas hätte anmerken lassen. “Du siehst umwerfend aus,“ zwitscherte sie, als sie Wandy die Begrüßungsküsschen auf die Wange hauchte. Crabbe Junior hatte ebenfalls eine Begleitung mitgebracht, ein kräftiges, jungenhaft wirkendes Mädchen, das er als Millicent Bulstrode vorstellte. Sie war vermutlich die einzige Frau, die anstelle eines Kleides einen Hosenanzug trug und dazu flache Schuhe. Man konnte es ihr nicht verdenken, fand Lucius, sie hatte einen Gang wie ein Muggletrampel. Dem nächsten Schlitten entstiegen Anthony Goyle, sein Sohn Gregory, und die skandalumwitterte Cho Chang. Lucius war gespannt darauf, sie aus der Nähe zu sehen, er wollte wissen, ob sie den Beschreibungen gerecht wurde, die über sie in Umlauf waren. Und er wurde nicht enttäuscht, das Mädchen war absolut hinreißend. Kaum fünfeinhalb Fuß hoch, zierlich und geschmeidig, wie eine Tänzerin, die Wolke blauschwarzen Haares von zwei Stäbchen am Hinterkopf zusammengehalten. Sie trug ein zartviolettes Kimonokleidchen aus hauchdünnem Stoff, und wenn sie sich bewegte, konnte man dann und wann kleine Schmetterlinge sehen, die verspielt über den wehenden Rock und die langen Ärmel huschten. Er widerstand der Versuchung, für einen Moment die Augen zu schließen, und sich ganz ihrem Yasminduft hinzugeben. Ihm war nicht entgangen, dass Narcissa Cho die kalte Schulter zeigte, und er wollte keinesfalls eine Szene heraufbeschwören. So beschränkte er sich darauf, ihr kurz nachzublicken, als sie durch die Tür verschwand, und sich in Gedanken vorzustellen, wie es denn wäre, sie ...näher kennen zu lernen. Er wandte sich dem nächsten Gast zu, und war sich sicher, dass dieser haargenau denselben Gedanken hatte. Aus dem nächsten Schlitten war nur ein einzelner Mann ausgestiegen, schwarz gekleidet, mit linkischem Gang, und leicht gebücktem Oberkörper. Mit offenem Mund starrte er Cho hinterher, als sei sie eine himmlische Erscheinung. “Lord Pettigrew! Was für eine Freude, Sie auf meinem Fest willkommen heißen zu dürfen!“ Pettigrew zuckte zusammen, und seine wässrig blauen Augen richteten sich auf Lucius. “Ich danke Ihnen,“ stammelte er, und verschwand rasch durch die Tür, um Cho weiterhin beobachten zu können. Wahrscheinlich würde er den ganzen Abend in einer Ecke hocken, und sie anstarren, dachte Lucius belustigt, ihm fehlte mit Sicherheit der Mut auch nur ein einziges Wort mit ihr zu reden. Er konnte hören, wie Narcissa scharf die Luft einsog. Ihre Schwester Marie Lestrange war eingetroffen, in Begleitung ihrer beiden Töchter, und des Ehemannes Duane Avery. “Schwesterchen!“ kreischte Marie, “wie zauberhaft du doch aussiehst! Soviel Mut zur Farbe, und das in deinem Alter!“ Sie kam auf hohen Absätzen die Treppe heraufgetrippelt, und ihr schwarzes Spitzenkleid raschelte bei jedem Schritt. Lucilla streckte den Kopf zur Tür heraus, und warf einen missbilligenden Blick auf den Ausschnitt ihrer Cousine, bevor sie sich wieder den Gästen in der Halle zuwandte. “Ihr Besuch ist uns eine große Ehre, Lord Avery!“ Lucius schüttelte Avery's Hand, und gab sich Mühe, das Gespräch zwischen seiner Frau und Schwägerin zu ignorieren. “Die Netzstrumpfhosen machen dir unglaublich schlanke Beine,“ säuselte Narcissa, “man könnte glatt meinen, du hättest abgenommen!“ Diese Unverschämtheit verschlug Marie dann doch die Sprache, sie raffte hoheitsvoll die Röcke und wollte zur Halle hineinrauschen. Kurz vor der Tür blieb sie jedoch wie angewurzelt stehen. “Sie erlauben doch, liebe Schwägerin?“ Mit einer eleganten Verbeugung nahm Lucius Marie's Hand, und zog ihr einen Ring vom Finger. “Mit einem Giftring ist es leider nicht möglich, die Sicherheitsbarriere zu passieren. Ich werde aber persönlich dafür sorgen, dass Sie Ihr Schmuckstück nach dem Ende des Festes zurückerhalten!“ “Wo ist Vater?“ fragte Narcissa verwundert, nachdem Marie abgerauscht war, im zweiten Anlauf konnte sie die Barriere problemlos passieren. Lucius runzelte die Stirn, es war in der Tat äußerst merkwürdig, dass der alte Lestrange nicht bei seiner Tochter in der Kutsche gesessen hatte. Vielleicht wollte er als Letzter zum Ball kommen, um seinen hohen Rang zu demonstrieren... Aber möglicherweise steckte auch etwas anderes dahinter. Was, wenn er irgendetwas ausheckte? Hatte die Schmach ihn so tief getroffen, dass er plante, den Ball zu stören? Lucius dachte noch darüber nach, als er Travers und Mulciber begrüßte. Wieland Travers und Clithero Mulciber waren beide mit Lucius zur Schule gegangen, sie waren zwei Klassen unter ihm gewesen. Da sie aber im Gegensatz zu ihm geschnappt worden waren, und sechzehn Jahre in Azkaban verbracht hatten, war es für ihn eine Heidenarbeit ihre Loyalität wiederzugewinnen, und bis jetzt war er nicht sicher, ob seine Bemühungen Erfolg hatten. Er verscheuchte seine düsteren Gedanken. Lestrange würde es nicht wagen, ihn offen anzugreifen, am allerwenigsten auf einem Fest, welches der Meister persönlich angeordnet hatte. Es käme einer offenen Revolution gleich! Ganz zu schweigen von den Sicherheitsvorkehrungen, die jeden Angriff verhindern mussten. Insgesamt drei magische Barrieren schützten Haus und Gelände, und wenn Marie Lestrange nicht einmal ihren leeren Giftring einschmuggeln konnte, konnte er sicher sein, dass diese Barrieren auch richtig funktionierten. Lediglich die Ratsmitglieder selbst durften ihre Zauberstäbe behalten. Er hatte lange darüber nachgedacht, ob diese Regelung sinnvoll war, hatte sich aber schließlich dafür entschieden. Den gesamten Dunklen Rat komplett waffenlos an einem Ort zu versammeln, war ein Risiko, das er nicht eingehen wollte. Es machte sie zu angreifbar von außen. Der alte Augustus Rookwood, sein erwachsener Sohn, und dessen Familie stiegen aus dem nächsten Schlitten. Rookwood war früher beim Ministerium beschäftigt gewesen, und hatte dort für den Meister spioniert. Er war überzeugter Lestrange Anhänger, und begrüßte Lucius dementsprechend kühl. Sie waren jetzt fast am Ende der Schlange angelangt, nur noch drei Schlitten waren auf der Straße zu sehen. Im vordersten davon saß Antonin Dolohov mit seiner Familie. Dolohov, Durmstrang Absolvent und Spion im russischen Ministerium ließ sich nicht in die innerbritischen Machtspielchen hineinziehen. Auch er hatte eine Zeitlang in Azkaban gesessen, war jedoch von seiner Regierung voll rehabilitiert worden. Seine beiden Söhne waren Mitglieder der Blood Legion, doch bisher war Macnair nicht auf den Gedanken gekommen, diese Connection für sich zu nutzen. Kein Wunder, Dolohov's Einfluss wurde in Britannien noch maßlos unterschätzt. Die meisten Death Eater beschränkten sich auf ihre kleinen Machtspielchen im Rat, und beschäftigten sich nicht wirklich mit der Außenpolitik. Lucius selbst jedoch hatte keinesfalls vor, diesen Fehler zu begehen, und was Dolohov anging, hatte er bereits frühzeitig Beziehungen geknüpft. Eine gute Gelegenheit dazu, hatte sich vor vier Jahren ergeben, als Dolohov's Tochter, damals im sechsten Schuljahr auf Durmstrang zum Triwizard Tournament nach Hogwarts gekommen war. Draco und Neca hatten sich angefreundet und standen seither in Briefkontakt, sie hatten einander auch ein paar Mal besucht. “Severus! Es freut mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist, alter Freund!“ Severus Snape war soeben dem vorletzten Schlitten entstiegen. Lucius war vollkommen klar, das sein Hier sein für Getuschel und Aufregung sorgen würde, aber er war bereit gewesen, dieses Risiko einzugehen. Es war an der Zeit, öffentlich zu demonstrieren, dass er Snape für vertrauenswürdig hielt und an seine Zukunft glaubte. Wenn seine Rechnung aufging, und Snape wieder in den Reihen des Meisters aufgenommen wurde, würde er einen neuen wichtigen Verbündeten gewinnen. Im letzten Schlitten saßen, wie erwartet, die Macnairs. Mit seinem üblichen jovialen Lächeln schritt Walden die Treppe hinauf, seine Frau Alice trippelte nervös neben ihm her. Hinter ihnen, Schulter an Schulter, ihre vier Söhne. Nach ausgiebigem Händeschütteln, und Schulterklopfen gelang es ihnen, die Macnairs in den Saal zu komplimentieren. Narcissa lehnte sich einen Augenblick an Lucius' Schulter, um zu verschnaufen. Die erste Runde war geschafft, sie waren alle versammelt. Nein, nicht alle. Von ihrem Vater fehlte noch immer jede Spur. Arm in Arm gingen sie in den Ballsaal, wo ihre Gäste beim Aperitif standen. Überall wurden Hände geschüttelt, Komplimente ausgetauscht, verbales Gift verspritzt und Hälse gereckt, um dieses oder jenes Kleid zu betrachten, oder das neueste Gerücht mitzubekommen. Es war das erste Mal seit der Machtübernahme, dass sie alle an einem Ort versammelt waren, und für viele signalisierte dieses Fest den eigentlichen Beginn der neuen Ära. “Narcissa, Liebes!“ Marie fing ihre Schwester bereits am Eingang ab. “Ich soll dir von Vater bestellen, dass er sich ein wenig verspäten wird. Er wird noch einen besonderen Gast mitbringen, und wir sollen mit dem Beginn des Balls auf ihn warten!“ Triumphierend blickte sie in die Runde. Sie hatte relativ laut gesprochen, und Narcissa wurde klar, dass Marie mit der Überbringung dieser Nachricht gewartet hatte, bis alle versammelt waren. “Das sieht Vater und Marie ähnlich, “zischte sie Lucius ins Ohr, “sie wollen vor aller Augen einen Machtkampf mit uns austragen. Wenn wir jetzt auf Vater warten, ist das ein klares Zeichen für alle, dass du dich ihm unterordnest!“ Lucius schüttelte den Kopf. “Machtkampf ja, aber ich glaube nicht, dass es darum geht. Narcissa, wie ist im Moment unsere Sitzordnung im Speisesaal?“ Narcissa blickte ihn verwirrt an, sie verstand den Gedankensprung nicht. “Nun, wie du weißt, haben wir die Gäste auf drei Tische aufgeteilt. Die Kinder sitzen...“ “Wer sitzt am Kopfende des mittleren Tisches? “unterbrach Lucius hastig. “Ich nehme an, du hast deinen Vater und mich für die beiden Kopfenden eingeplant, oder?“ “Natürlich!“ Narcissa verstand immer weniger, worauf er hinauswollte. “Ihr seid doch die beiden ranghöchsten Anwesenden!“ Bevor er ihr antwortete, wandte sich Lucius lächelnd an Marie. “Selbstverständlich werden wir auf Lord Lestrange's Ankunft warten. Narcissa und ich werden uns gleich darum kümmern, dass das Dinner warm gehalten wird!“ Nach allen Seiten nickend und lächelnd, durchquerte er mit Narcissa die Halle, bis sie den Speisesaal erreicht hatten. “Hilf mir bitte, wir werden das jetzt ein wenig umstrukturieren! “Er zog seinen Zauberstab “Halte du die Tische gerade, damit dem Geschirr nichts passiert!“ In wenigen Sekunden hatte Lucius den mittleren Tisch um neunzig Grad gedreht, und die beiden äußeren weiter an die Wand verschoben, so dass die drei Tische nun ein offenes Rechteck bildeten. “Hierhin kommt unser Ehrenplatz,“ erklärte er Narcissa, und deutete auf den mittleren Tisch. “Hol bitte den großen Lehnstuhl aus meinem Wohnzimmer dafür! Dein Vater und ich werden links und rechts daneben sitzen, und eins weiter außen, Walden und Pettigrew! Sorge dafür, dass alles so schnell, wie möglich fertig ist, ich bin draußen bei den Gästen, damit sie nicht unruhig werden.“ Narcissa wurde bleich, sie schien zu begreifen. “Du denkst doch nicht etwa...“ “Genau das, meine Liebe. Und um ehrlich zu sein, überrascht es mich nicht besonders. Wer lässt denn schon ein Fest ausrichten, ohne es zu besuchen?“ Er machte kehrt, und schritt in die Eingangshalle zurück, ohne sich weiter um ihre Besorgnis zu kümmern. Eine seltsame, gespenstische Unruhe erfüllte den Saal, er spürte es deutlich, kaum, dass er ihn betreten hatte. In den wenigen Minuten, die er mit Narcissa im Nebenzimmer verbracht hatte, schien die Eingangshalle seltsam düster geworden zu sein, obwohl die prächtigen Kronleuchter, und die schwebenden Rosenkerzen nach wie vor, ihr magisches Licht verbreiteten. Eine üble Stille hatte von dem Raum Besitz ergriffen, die Stimmen verzerrt, die Gespräche zu einem unheilvollen Raunen herabgesenkt. Dichter Nebel schien vor seinen Augen aufzuziehen, bis ihm allmählich klar wurde, dass es sein eigener Atem war, der ihm vor dem Gesicht die Wahrnehmung trübte. Er war deutlich sichtbar in der eisigen Luft, um sie herum war es bitterkalt geworden. Fröstelnd zogen die Gäste ihre Umhänge dichter um ihre Körper, ein Kind begann leise zu weinen. Die vielen stummen Gesichter wirkten wie leblos in ihrer Blässe, selbst die vor den Mündern schwebenden Atemwolken schienen ihnen keinerlei Leben mehr zu verleihen. Lucius trat nach draußen, hier schien die Dunkelheit endgültig triumphiert zu haben. Das sanfte Licht der Blüten war einem gespenstischen Flackern gewichen, die gewaltigen Wappentiere über den Baumkronen zu monströsem Leben erwacht. Mit erwartungsvoller Gier starrten ihre glühenden Raubtieraugen die Straße hinunter. * * * Sie waren schwärzer als das Dunkel selbst, ihre langen fließenden Roben schienen mit dem Nachthimmel um sie herum zu verschmelzen. Lautlos glitten die verfallenen Körper der Dementoren über das Pflaster, ihre zuckenden Schatten umtanzten die steinernen Muster, welche unter ihnen vorbeizogen und erschufen neue, nur um sie Augenblicke später wieder in Düsternis versinken zu lassen. Istave Lestrange schritt ihnen voran, aufrecht, verheißungsvoll wie ein Herold, ein triumphierendes, messerdünnes Lächeln auf dem schädelgleichen Gesicht. Als die Formation näher heranrückte, konnte man deutlich erkennen, dass die Dementoren einen einzelnen Schlitten eskortieren, einer Ehrengarde gleich, flankierten und umrundeten sie das Gefährt. Es schien jedoch leer zu sein, zumindest für den Augenblick, oder wer immer sich darin befand, war nicht von der Dunkelheit außen herum zu unterscheiden. Ein gewaltiger Blitz durchzuckte den Himmel und im nächsten Moment schien das Innere des Schlittens in Flammen zu stehen. Feuer brach daraus hervor, nahm wild flackernde Konturen an, umzüngelte eine mächtige nachtschwarze Gestalt, die reglos am Bug stand, ihre glutroten Augen auf die atemlose Menge gerichtet. “Meister......Meister...“ Panisch strömten die Leute aus dem Saal, stolperten die Steinstufen hinunter, klammerten sich aneinander fest. Ehrfurcht und Entsetzen durchmengten ihre Blicke, manchen stand sogar das pure Grauen in den Augen geschrieben. Und doch wagte es niemand das Gesicht abzuwenden. Zu groß war die Faszination, die von ihnen allen Besitz ergriffen hatte. Am Fuße der Marmortreppe angelangt, hob Lestrange seinen Zauberstab. Die Treppe selbst war jetzt zum Bersten gefüllt, und doch wichen die Leute beiseite, als er den Stab über die Menschenmassen erhob. Ein rotes Licht schoss daraus hervor und formte eine Art Teppich, der sich in der Luft entrollte, und sich schließlich in die Gasse nieder senkte, welche die Menge gebildet hatte. Nachdem seine Aufgabe erfüllt war, trat Lestrange beiseite, gesellte sich fügsam zu den anderen Untergebenen, welche links und rechts die Gasse säumten. Die Dementoren teilten sich und wichen hinter den Schlitten zurück; es war ihnen nicht gestattet, sich von den Seelen der Getreuen zu nähren. Das Feuer umspielte seine Gestalt, als er aus dem Schlitten trat, kleine Flämmchen liefen die Seiten seiner Gewänder entlang, dort, wo das erkaltete Schwarz in flüssige Glut überzugehen schien. Er warf die Kapuze zurück und nebelgraues Haar quoll daraus hervor, umfing sein uraltes schlangengleiches Gesicht, und fiel über den weiten lavafarbenen Umhang, der sich um seine finstere Gestalt herum im Nachtwind bauschte, ein gleißendes Farbenspiel aus Weiß, Orange, und glühendem Rot. “Meister.“ Nacheinander sanken seine Untergebenen in die Knie, als er an ihnen vorbei die Treppe hinauf schritt, und die erwählten Zwölf beugten sich über den Saum seiner Roben, um diesen mit ihren Lippen zu berühren. Dann und wann verharrte sein Blick, schienen seine Augen wohlwollend auf einem Untertan ruhen, oder ihn mit Blicken zu durchbohren. Oft war der Unterschied nicht auszumachen. Doch er blieb nicht stehen, und wandte sich nicht um, bis er das Ende der Treppe erreicht hatte und vor der Schwelle des Hauses stand. Dort erst hielt er inne, ließ seinen glühenden Blick ein letztes Mal über die Masse seiner Anhänger schweifen, bevor er sich endgültig abwandte und den wieder neu erstrahlenden Ballsaal betrat. Der Prinz der Dunkelheit war zu seinem Fest gekommen. * * * Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 11: Once Upon a December ich frage mich, ich frage mich, weißt du, was ich mich frage? nein. was denn? a long time ago in a galaxy far away... falsch ganz falsch erst kommt die fox fanfare drrrdrrr drrrdrrr dedededäh dededededeh dedededäh dadadadih dadadadih dadadadaaah so jetzt geht’s los... dadada diiihda dadada diiihda dadada diiihda dadadadaaaaah dadada diiihda dadada diiiihda dadada diiihda dadadadaaaah düdü düüühdü düdüdüdüdüdühhh düdü düüüh..... hey fred, wie wärs damit: dö dö dö dödödöööh dödödöööh imperial march kommt erst in teil zwei, du dööööööhskopp also, lass uns anfangen, bevor der eyecatch rum ist es ist eine schwierige zeit für die rebellen, denn das galaktische imperium ist überall. und doch ist es den rebellen gelungen, geheime pläne von der playstation des imperators zu stehlen. so befindet sich die mutige prinzessin hermione nun auf der flucht vor dem bösen darth draco und seinen intergalaktischen ghost riders. beep beep beep nein ginny, wir dürfen da nicht rein, ginny was machst du denn? meine schaltkreise werden sich überladen. beep beeeeeep beebeep chooo-chüüüüüüü, chooo-chüüüüüü, fürchtet mich ihr rebellen, ich bin das rasende frettchen und wenn du, prinzessin hermione, mir nicht sofort sagst, wo ihr die pläne von meines meisters playstation versteckt habt, dann werd ich dir deine alte nase verpassen... oops der war geklaut, aber auch egal... währenddessen sind ginny und neville auf dem planeten privet drive gelandet wo der arme harry skywalker bei seinem bösen onkel und seiner bösen tante leben muss doch rettung naht, denn ich, sirius kenobi, werde dich lehren, deinen zauberstab weise zu gebrauchen... und dann charten wir einen ford anglia und suchen meister dumbledoda tun, wir das werden, aber erst in teil 2 jetzt überreden wir erstmal den weltraumpiraten ron solo, die prinzessin hermione zu retten, damit sie sich dann die nächsten drei filme lang streiten können chooo-chüüüüüüü, chooo-chüüüüüü - komm auf die dunkle seite der macht, harry ich bin zwar nicht dein vater ich bin auch nicht deines bruders besten freundes, freundin zimmergenosse aber die leute slashen uns gerne, deshalb können wir ruhig noch ein weilchen die länge unserer zauberstäbe vergleichen bevor die langweilige episode eins kommt, die eh keiner sehen will may the fork be with you und das messer auch und was ist mit dem löffel? du trottel! hast du das schon vergessen! es gibt keinen löffel! Amicus Draconis - 1. Zyklus: Zyklus des Dachses - Teil 11: Es war einmal im Dezember * * * Der Prinz - er fand noch immer Gefallen an diesem Titel, obwohl er ihn längst nicht mehr trug, außer in den hoffnungslos dummen Herzen kleiner Mädchen - saß an seinem Ehrenplatz an Lucius Malfoy’s Tafel und genoss seine Nachspeise, ein zartes Mousse au Chocolat französischer Art. Die ehrfurchtsvollen bis ängstlichen Blicke seiner Untertanen kümmerten ihn wenig, während des Dinners hatte er kaum ein Wort mit seinen Tischnachbarn gewechselt. Herrscher zu sein, mochte durchaus seine Vorzüge haben, aber viel Zeit und Gelegenheit, in Ruhe ein gutes Essen genießen zu können, war definitiv nicht einer davon. Somit wollte er sich dieses Menu auch nicht durch langweilige Konversation vermiesen lassen. Das kam noch früh genug. Er widerstand dem Impuls, zusätzlich zum Mousse, noch von den delikat aussehenden kandierten Früchten zu kosten. Gefräßigkeit stand einem Machthaber nicht besonders. Selbst wenn er nicht auf seine Figur achten musste, dann doch zumindest auf sein Image. Manchmal verfluchte er diesen Job. Aber da es in der gesamten magischen Welt leider niemanden gab, der besser dafür geeignet wäre, blieb die Position logischerweise an ihm hängen. Er hatte sich nicht ausgesucht, zu sein, was er war. Es war sein Karma, Kismet, oder wie immer man es nennen wollte. Sohn des Himmels, Führer, Herrscher von Gottes Gnaden - die Kulturen hatten mannigfaltige Bezeichnungen dafür. Und irgendwie meinten sie doch alle dasselbe. Er ließ den letzten Löffel der Nachspeise auf der Zunge zergehen und schob das leere Schälchen von sich. Wie auf Kommando beendeten seine Untertanen ebenfalls ihre Mahlzeit. Jetzt konnte er es nicht länger hinauszögern, sie erwarteten eine Rede oder doch zumindest ein paar einleitende Worte. Er stand auf, oder besser gesagt, er erhob sich und ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. Um Wirkung zu erzielen, war es sehr wichtig, jedem einzelnen das Gefühl zu geben, er sähe ihm oder ihr, direkt in die Augen. Oder noch besser, durch die äußere Erscheinung hindurch, bis ins tiefste Innere der Seele. Als könne er all ihre geheimsten Gedanken, Wünsche, und Sehnsüchte lesen. Das war natürlich übertrieben, solange er sich nicht auf jemanden konzentrierte, konnte er nur sehr oberflächliche Gefühlsregungen wahrnehmen. Sozusagen die Dinge, die einem direkt ins innere Auge fielen. Zwischenmenschliche Sympathien und Antipathien. Bindungen, Spannungen, Schmerz, und vor allen Dingen Furcht, die vielen verschiedenen Formen menschlicher Furcht. “Wir stehen am Abgrund einer neuen glorreichen Ära, liebe Freunde!“ Langsam, Finger für Finger schloss sich seine dürre, faltige Hand zu einer Faust zusammen. “Ein neues Zeitalter ist angebrochen, der Weg in die Zukunft hat begonnen, als die Schwärze der Nacht die Sonne verschlang, und die Welt in Finsternis stürzte.” Siebzig Augenpaare waren jetzt auf ihn gerichtet, ihn, den Meister, einige furchtsam unter gesenkten Lidern, andere ganz unverhohlen, zu gebannt um sich abwenden zu können. Für manche von ihnen, gerade die Jüngeren, war es das erste Mal, dass sie den Dunklen Lord persönlich zu Gesicht bekamen. Gerade ihnen sollte sich dieser Moment ins Gedächtnis brennen, wenn sie Jahre, Jahrzehnte später vielleicht selbst im Dunklen Rat saßen und nahe genug an ihn herantreten durften, um den Saum seiner Roben zu küssen. “Unter dem Schein der Sterne wurde ein tausend, und abertausendjähriges Reich geboren,” fuhr er fort und öffnete die Faust wieder, um seine Hand langsam auf die Tischfläche niedersinken zu lassen. “Bald werden nur noch Legenden von einer Zeit erzählen, in der die Erkorenen erniedrigt wurden, und gezwungen waren, ihr Blut mit dem der Unreinen zu mischen!” Bisher war er ihnen immer wie eine Art Schatten erschienen, nicht greifbar, und doch allgegenwärtig. Ihre Väter und Ehemänner hatten über ihn gesprochen, so wie man über eine Sagengestalt spricht, und doch so, als sei er im Raum, und könne jedes Wort hören. Ihn jetzt in ihrer Mitte zu haben, war, als wäre ein Gott zu ihnen herabgestiegen, ein Wesen so ganz und gar nicht von dieser Welt. Mit einer einzigen blitzschnellen Bewegung riss er seinen Zauberstab hervor, um ihn über die Masse zu erheben. Ein silbriger Basilisk schoss daraus hervor und ringelte sich an der Decke des Speisesaals, wie ein riesenhafter Wurm. “Uns hat die Magie auserwählt, und wir kamen, um die Macht, die uns zusteht, mit Schwert, Stab und Feuer in Besitz zu nehmen - die Hoffnung der Niederen in den Staub zu stampfen, und in Blut zu ertränken. Jetzt haben wir unsere rechtmäßigen Plätze eingenommen, und unsere Herrschaft begonnen. Dies ist erst der Anfang!” Er ließ Stab und Basilisk verschwinden, breitete die Arme aus, und hob die Handflächen gen Himmel. Erneut erwachten die Flammen seines lavaartigen Umhangs, umzüngelten seine mächtige Gestalt, als er in Feuer und Rauch gehüllt, vor seinen Jüngern stand. “Ich bin der Schatten der Welt. Ich bin der Tod und das ewige Leben. Aus der Dunkelheit geboren, werde ich die Welt ins Dunkel führen. Wer mir folgt, wird auf ewig im Finsteren wandeln und niemals das Licht schauen...” In seinem Inneren lächelte er. Er würde sich eine Schale von Narcissa’s kandierten Früchten einpacken lassen, und sie dann ganz gemütlich zu Hause essen. * * * Jedes Mal, wenn Harry den Verbotenen Wald betrat, schien dieser sein Gesicht gewandelt zu haben. Damals, auf der Spur des verwundeten Einhorns hatten ihn turmhohe Bäume umringt, an deren langen glatten Stämmen, das Mondlicht herabfiel. Zu anderen Zeiten war er unter mächtigen knorrigen Wurzeln hindurch in das Reich Aragogg’s eingedrungen. Und wieder ein anderes Mal hatte er sich auf der Flucht vor den Aurori durch schier undurchdringliches Dickicht gekämpft. Nur eines hatte sich niemals geändert, der ganze Wald schien ein einziges riesenhaftes Lebewesen zu sein, das den Eindringling wachsam, und aus argwöhnischen Augen beobachtete. Es war ihm nicht feindlich gesinnt, so schien es wenigstens, aber es war misstrauisch. Und unberechenbar. Eine ganze Weile schon, waren sie schweigend hintereinander hergelaufen. Firenze sprach nicht, und Harry wollte aus Höflichkeit warten, bis der Centaur das Wort an ihn richtete. Das war bisher aber nicht geschehen, und so ging er davon aus, dass sein Begleiter keine Unterhaltung wünschte. Firenze schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, und Harry würde sich hüten, diese zu stören. “Hier trennen sich unsere Wege, Harry Potter!“ Unverhofft war Firenze vor dem weiß schimmernden Stamm einer Birke stehen geblieben, deren lange biegsame Zweige über ihren Köpfen im Wind schaukelten. “Bedarfst du meiner Hilfe, um zu Hagrid zurückzukehren?“ “Du hast schon genug für mich getan,“ lehnte Harry dankend ab, so wie der Brauch der Centauren es forderte. Ein Geschenk, oder Angebot wurde erst dann angenommen, wenn der Gebende es zum dritten Mal anbot. “Ich kann einen Menschen nicht schutzlos den Gefahren des Waldes überlassen," Firenze scharrte ungeduldig mit dem Huf. “Ich werde in der Nähe bleiben, und dich nach deiner Unterredung zurück begleiten!“ “Ich möchte nicht, dass du dir meinetwegen, solche Umstände machst!“ “Ich bestehe darauf!“ Der Form war Genüge getan. Harry verbeugte sich ein weiteres Mal, um seinen Dank auszudrücken, und sah anschließend zu, wie Firenze zwischen den Bäumen davon trabte. Leider konnte er sich nicht mehr daran erinnern, ob es nun höflich, oder unhöflich war, einem Davonziehenden nachzublicken. Aber Firenze würde ihm sicher nicht jede Kleinigkeit ankreiden. Einen kleinen Bonus musste man als Nicht-Centaur schon... “Harry!“ Unverhofft war Sirius aus dem Schatten der Bäume getreten. Das verschmitzte, ja verwegene Lächeln seines Paten ließ nicht erahnen, unter welch gefährlichen Umständen diese Begegnung stattfand. Er schien einfach nur glücklich zu sein, ihn zu sehen, und als zwei kräftige Arme ihn packten und herzlich an sich drückten, erlaubte sich Harry für einen winzigen Moment, seine mühsam aufgebaute Beherrschung und Selbstkontrolle fallenzulassen, und sich einfach nur geborgen zu fühlen. Wie ein kleiner Junge barg er das Gesicht an Sirius‘ Schulter und atmete den Duft seiner Haare ein. Hatten sie sich überhaupt jemals unter normalen Umständen getroffen? Nein, Sirius war immer ein Gesuchter und Gejagter gewesen, egal welche Seite an der Macht gewesen war. Vor den Aurori hatte er sich ebenso verbergen müssen, wie vor den Death Eaters. Seine Unschuld am Tod der Potters war nie bewiesen worden. “Deine Reise war in Ordnung? Keine Zwischenfälle?“ Sirius ließ seinen Patensohn los, um ihn forschend anzublicken, und Harry erinnerte sich rechtzeitig daran, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wo sich das Versteck der Jugendlichen befand. Er glaubte vermutlich, Harry wäre für dieses Treffen von sehr weit hergekommen, und er würde ihn in dem Glauben belassen. Informationen über ihre Verstecke auszutauschen, wäre zu riskant für sie beide, und alle anderen, die sich an diesen geheimen Orten befanden. “Hat alles geklappt,“ versicherte Harry. “Ich hatte Hilfe, um hierher zu kommen.“ “Hagrid, und seine Verbündeten, ich weiß!“ Sirius strich sich die dunklen Haare aus der Stirn. Ein geflochtenes Lederband hielt sie locker im Nacken zusammen, doch einige widerspenstige Strähnen wollten sich nicht bändigen lassen, und fielen immer wieder nach vorn. In seinem abgenutzten Wildlederhemd und den dunkelbraunen Hosen sah der ehemalige Insasse von Azkaban, wie eine Mischung aus Waldläufer und Pirat aus, kühn blitzende Augen, Muskeln wie Schiffstaue unter der sonnengebräunten Haut, jederzeit bereit, sich tollkühn ins nächste Abenteuer zu werfen, und seinen Feinden dabei immer einen Schritt voraus zu bleiben. “Ich hab‘ leider schlechte Nachrichten für dich, Harry!“ Ohne sich mit langen Vorreden aufzuhalten, kam Sirius auf den Punkt. “Ich hab‘ noch ewig drüber nachgegrübelt, wie ich es dir schonend beibringe, und ohne, dass du es in den falschen Hals kriegst, aber im Endeffekt bringt es alles nichts, ich muss dir einfach die Wahrheit sagen. Auch, wenn es dich verletzt.“ Er holte tief Luft: “Es wird nichts mit der Zusammenarbeit, die du Professor McGonagall vorgeschlagen hast. Ich bin hier, um dir das zu sagen!“ Harry nickte langsam und wandte den Blick ab. Genau genommen hatte er nichts anderes erwartet. “Ich hab das Ganze schriftlich,“ erklärte Sirius, und zog eine winzige Schriftrolle aus seiner Gürteltasche hervor, “damit du, und die anderen Ex- Schüler sehen können, dass wir alle darüber beraten und der Entscheidung zugestimmt haben. Und diese Entscheidung - die haben wir ganz sicher nicht aus einer Laune heraus getroffen. Wir verstehen euren Wunsch, zu helfen.“ Er übergab die Schriftrolle Harry. “Aber das Problem ist, dass ihr es einfach nicht könnt. So schwer euch das in eurem Alter auch fallen mag, ihr müsst auf uns hören, und die Sache uns überlassen. Ihr müsst uns vertrauen, auch wenn das sehr viel verlangt ist.“ “Du hast selbst nie auf die Erwachsenen gehört, als du noch ein Junge warst.“ Harry entrollte das Dokument. “Und als du zum erstenmal gegen Voldemort gekämpft hast, warst du kaum älter, als wir es jetzt sind!“ “Das ist richtig, und hätte ich nicht in meiner Überheblichkeit einen furchtbaren Fehler begangen, wären deine Eltern noch am Leben!“ “Geht es darum?“ fragte Harry ernst. “Um meine Eltern?“ “Harry begreif doch, es geht hier nicht um persönliche Dinge! Gut, wir wollen euch beschützen, das ist persönlich. Aber abgesehen davon, geht es weder um etwas, was du getan hast, noch um etwas, was ich getan habe, sondern schlichtweg um das, was Minerva und Snape dir bereits gesagt haben: Ihr seid uns keine Hilfe! Und du solltest das eigentlich verstehen, denn ihr nehmt die Jüngeren ja auch nicht mit auf eure Aktionen, um sie nicht zu gefährden. Wie würdest du reagieren, wenn sie plötzlich alle mitmachen wollten?“ “Sie machen sehr wohl mit,“ protestierte Harry energisch. “Natürlich nicht im aktiven Kampf, solange wir es vermeiden können, aber sie werden dafür ausgebildet. Voldemort wird sie nicht verschonen, nur weil sie jung sind! Selbst die kleinsten Kinder sollten so früh wie möglich in der Lage sein, sich zu verteidigen! Ihr Leben könnte eines Tages davon abhängen!“ “Sich zu verteidigen ja,“ unterbrach Sirius. “Darin sehe ich genau eure Aufgabe als ältere Jugendliche, mit den Jüngeren zu arbeiten, und sie zu unterrichten. Ich bin sicher, das ist auch der Grund, warum Dumbledore dir die Leitung anvertraut hat. Du würdest nicht einfach abwarten, und die Hände in den Schoß legen, sondern so etwas organisieren!“ Er lehnte sich nach vorne, und sah Harry eindringlich an. “Aber das heißt nicht, dass ihr in der Gegend herumfliegen, und euch mit der Blood Legion prügeln sollt!“ “Wir prügeln uns nicht, wir retten Menschenleben!“ Harry bemühte sich, seine Stimme ruhig zu halten, doch er konnte nicht verhindern, dass eine leichte Erregung mitschwang. “Wenn ihr euch jemals mit den Aktionen beschäftigt hättet, die wir unternehmen, dann wüsstet ihr worum es uns geht. Alle unsere Unternehmungen haben wir so sorgfältig wie möglich geplant, und durchgeführt. Und wir waren jedes Mal erfolgreich...“ “Bis auf das eine Mal, als ihr in die Falle gelaufen seid,“ schnitt Sirius ihm das Wort ab. “Und anscheinend wussten wir doch genug über eure Aktionen, um euch da wieder rauszuhauen!“ Harry schwieg einen Moment. Sirius hatte Recht, zumindest in diesem Punkt. Ohne seine Hilfe, und die der anderen PO Mitglieder wären sie wirklich nicht mehr am Leben, soviel war sicher. Aber wenn sie brav abgewartet, und nichts unternommen hätten, wären sie es genauso wenig! Dann hätten Narcissa Malfoy, und ihre Schwestern das Versteck bereits an Hallowe‘en gefunden, und sie wären jetzt alle tot, oder Gefangene des Feindes. Die Phoenix Order hätte es nicht verhindern können, sie hatte nicht das Geringste von Voldemort’s Plan gewusst! Wie denn auch, wenn nicht einmal die Mitglieder des Dunklen Rats davon wussten? Doch Harry würde sich hüten, darüber zu sprechen. Es gab Dinge, die blieben besser ungesagt. Er wandte sich der Schriftrolle zu, und nachdem er sie mit seinem Zauberstab berührt hatte, entdeckte er tatsächlich einige bekannte Namen unter dem kurzen Statement. Sirius, Remus, und Minerva McGonagall, hatten unterzeichnet, ebenso Alastor Moody, und einige andere PO Mitglieder. Was ihn allerdings verwunderte war, dass die Namen der Weasleys nicht auf der Rolle standen. Auch Hagrid, Doris Crockford und Severus Snape fehlten. “Es wäre zu gefährlich, alle innerhalb so kurzer Zeit zusammenzutrommeln,“ erklärte Sirius, der Harry’s Verwunderung offensichtlich bemerkt hatte. “Wir können nicht zu jeder Zeit mit jedem Kontakt aufnehmen! Aber die Weasleys und auch alle anderen wissen Bescheid, und stimmen - bis auf wenige Gegenstimmen - der Entscheidung zu." Harry nickte. “Wie ich sehe, scheinen auch nur Namen von Leuten draufzustehen, die Voldemort bereits als Mitglieder der Phoenix Order kennt. Das ist für den Fall, dass die Schriftrolle in falsche Hände gerät, nicht wahr?“ “Es hat nichts damit zu tun, dass wir dir nicht vertrauen würden,“ versicherte Sirius. “Es ist lediglich eine Vorsichtsmaßnahme. Bitte denk nicht schon wieder das Falsche!" “Sirius, tu mir den Gefallen, und hör auf, mich wie einen kleinen Jungen zu behandeln! Mir ist vollkommen klar, dass solche Vorsichtsmaßnahmen nötig sind, um die Identitäten der Leute zu schützen, und dass sie nichts mit mir zu tun haben! Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die Phoenix Order mir misstraut, und ich nicht der Grund sein will, warum alle meine Mitschüler zum Warten und Nichtstun verdammt werden!“ Harry wandte den Blick ab. Seine Augen waren dunkel geworden, vor Schmerz, und seine schmalen Hände, welche noch immer das Dokument umklammert hielten, zitterten leicht. Sirius widerstand der Versuchung, ihn ein weiteres Mal in den Arm zu nehmen, es schien ihm taktvoller, so zu tun, als bemerke er es nicht. “Wie oft denn noch, Harry, es geht hier nicht um Schuldzuweisungen! Was du getan hast, hatte schreckliche Folgen für uns alle, und ich will gar nicht leugnen, dass das Vertrauen in dich schwer erschüttert wurde. Du warst für viele von uns - mich eingeschlossen - eine Art Galionsfigur, ein Idealbild! Der Lichtstreifen am Horizont! Nur, es ist einfach nicht menschenmöglich einem solchen Idealbild gerecht zu werden. Irgendwann musste der Tag kommen, an dem du scheiterst! Verdammt noch mal, Harry, du warst kein Bild! Du warst ein Teenager, und du bist es noch! Und als Teenager hat man nun mal nicht den nötigen Weitblick, und lässt sich manchmal von Gefühlen leiten, wenn man eigentlich auf seinen Verstand hören sollte!“ Harry presste die Lippen zusammen, und schüttelte heftig den Kopf. “Das ist alles keine Entschuldigung! Weder die Sache mit dem Idealbild, noch dass ich angeblich zu jung war, um den Durchblick zu haben!“ Die Schriftrolle drohte ihm aus den Händen zu rutschen, als er sie mit zitternden Fingern zusammenrollte und wegsteckte, doch eisern behielt er die Kontrolle. “Ich bin mitschuldig daran, dass Voldemort wieder an der Macht ist, und ich muss die Verantwortung für meine Taten übernehmen!“ Er sah Sirius fest in die Augen. “Ich kann dir und der Phoenix Order eines versprechen: Falls ihr mir noch vertrauen könnt, werd ich alles, was in meiner Macht steht, tun, um meine Fehler wieder gut zu machen, und meinen Teil dazu beizutragen, Voldemort zu stürzen. Das schwöre ich beim Andenken meiner Eltern, die durch seine Hand gestorben sind! Falls ihr es nicht könnt - falls meine Schuld zu schwer wiegt, werde ich von meinem Posten als Headboy zurücktreten. Jemand anderes soll dann die Leitung von New Hogwarts übernehmen, jemand der, oder besser gesagt: die, euch niemals den geringsten Anlass gegeben hat, ihr nicht zu vertrauen. Vielleicht denkt ihr dann noch einmal über eure Entscheidung nach!“ Jetzt war es Sirius, der für einen Moment schwieg, um seine Gedanken zu ordnen. Harry’s Worte hatten ihn tief berührt, aber sie änderten nichts an dem Entschluss der Phoenix Order, das Leben der jungen Hexen und Zauberer nicht in Gefahr zu bringen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Harry der Grund für diese Entscheidung sein sollte. Nun gut, nahezu alle hatten sich im Frühjahr dagegen ausgesprochen, Harry die Leitung von New Hogwarts anzuvertrauen. Das war eine Entscheidung gewesen, die Dumbledore praktisch allein getroffen hatte. Die anderen hatten sie respektiert, weil sie Dumbledore respektierten, und genau wussten, dass sich seine Entscheidungen im allgemeinen als richtig erwiesen. Aber würde es wirklich etwas ändern, wenn Harry zurücktrat? Nein, weil er es nicht dazu kommen lassen würde! Sein Patensohn musste lediglich einsehen, dass sie im Versteck, in Sicherheit, bleiben mussten. Ihre Hilfsaktionen waren für nichts und wieder nichts, und brachten die Jungs und Mädchen nur unnötig in Gefahr. Für jeden geretteten Muggle konnten Voldemort’s Leute fünf andere töten, also wozu das Ganze? “Unsere Entscheidung steht, und ich bleibe dabei, dass sie nichts mit dir zu tun hat, sondern damit, dass ihr uns nicht helfen könnt!“ Seine Stimme klang entschlossen. “Pass auf, lass es mich anders erklären! Ich hab gesagt, Teenager hätten manchmal noch nicht den nötigen Weitblick. Das gilt natürlich nicht nur für dich, sondern auch für alle anderen! Ihr seht das Gesamtbild nicht! Wie Minerva schon sagte, ihr wisst nicht, worum es in diesem Krieg geht! Ihr rettet ein paar Leutchen hier, ein paar Leutchen dort, und glaubt, ihr könntet damit etwas erreichen, aber das genaue Gegenteil ist der Fall! Ihr macht Voldemort’s Leute nur wütend, und dadurch gehen sie gleich dreimal mehr auf Muggles los! Und es gibt immer noch mehr Tote! Es ist ein verfluchter Teufelskreis!“ Harry wollte etwas erwidern, doch als er merkte, dass Sirius noch nicht fertig war, schwieg er, und ließ ihn ausreden: “Euer erstes großes Problem ist, dass ihr keine Spione beim Feind habt. Ihr könnt euch nur auf Gerüchte und Mutmaßungen verlassen, die euch von irgendwoher zugetragen werden, und anschließend aufs Geratewohl los fliegen! Damit macht ihr euch ungeheuer anfällig für Fallen! Gerade jetzt, nachdem eure Strategie praktisch überall bekannt ist, könnte sich jeder kleine Besenträger einen Muggle schnappen, und darauf hoffen, dass ihm der große Harry Potter in die Falle tappt!“ Sirius machte eine Pause, um Harry die Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, doch offensichtlich gab es nichts, was dieser zu diesem Thema zu sagen hatte, und so fuhr er fort: “Zweitens, so gefühlskalt es dir auch erscheinen mag, ist es ein sehr großer Aufwand für ein sehr kleines Ergebnis. Ihr zieht - vielleicht zu zwanzigst los, um - sagen wir mal, zwei Leute zu retten! Natürlich wirst du jetzt sagen, dass jedes einzelne Menschenleben zählt, aber ihr ändert doch nichts am grundsätzlichen Problem. Ihr seid wie Seeleute, die ständig Wasser aus einem sinkenden Schiff schöpfen, und doch nicht verhindern können, dass es ständig tiefer sinkt. Die Lösung wäre, zuerst das Leck abzudichten - und dann das Wasser auszuschöpfen. Man muss das Übel an der Wurzel packen, und nicht an einzelnen Blättlein herumzupfen!“ “Wir haben nicht die Macht, Voldemort zu stürzen, Sirius, das weißt du genau! Wir können nur im kleinen Rahmen handeln. Und wir haben auch nie behauptet, dass wir zu mehr in der Lage wären! Wir machen uns nichts vor, das kannst du mir glauben!“ “Auch wir haben diese Macht nicht - noch nicht! Aber auf lange Sicht hin, planen wir natürlich seinen Sturz, und das bringt mich zu drittens, dem entscheidenden Punkt: Ihr bringt diese Pläne in Gefahr! Und damit gefährdet ihr unsere gesamte Mission, und die Rettung der magischen Welt! Habt ihr jemals darüber nachgedacht?“ “Wir haben sehr oft darüber nachgedacht,“ entgegnete Harry, und dachte an die vielen Debatten bei den Versammlungen im Versteck zurück. Seit er und Ron damals mit Snape gesprochen hatten, war die Phoenix Order ein fester Bestandteil aller ihrer Diskussionen gewesen. “Wenn ich nicht ganz falsch liege, dann machst du dir Sorgen, um eure Undercover Leute?“ “Und das mit Recht,“ sagte Sirius ärgerlich, “das Theater, das du und Ron letzten Sommer mit Snape veranstaltet habt, hat uns gereicht! Was da alles hätte schief laufen können! Snape ist unser wichtigster Informant, jetzt stell dir mal vor, seine Deckung wäre aufgeflogen! Es hätte uns um Jahre zurückgeworfen! Und alles nur, weil du deinen kindischen Hass gegen ihn nicht im Zaum halten konntest! Hättest du das auf dein Gewissen nehmen wollen?“ Harry fuhr herum, und ballte die Fäuste. “Fünf Schüler sind in Hogwarts ermordet worden, und Snape hat nicht einen Finger gerührt, um sie zu retten! Und du nennst mich kindisch, weil ich ihm das vorwerfe?“ “Es war ein Test, Harry, begreifst du das nicht?“ rief Sirius, “Voldemort ließ Snape beobachten, weil er herausfinden wollte, ob er wirklich loyal ist. Und falls er nur einen Versuch gemacht hätte, nur einen einzigen Versuch....Moment mal, woher weißt du das mit den Schülern? Woher weißt du überhaupt so vieles?“ “Wenn Snape die Slytherins von Anfang in Sicherheit gebracht hätte, dann wäre das alles nicht passiert,“ murmelte Harry düster. Seine Stimme wurde allmählich lauter. “Aber nein, sie waren ja alle miteinander Muggle-Hasser, und Voldemort-Anhänger, und deshalb nicht wert, gerettet zu werden!“ Er hatte jetzt angefangen zu schreien. “Genauso wenig, wie die Kinder, die von den Ghost Riders entführt wurden! Oder Oliver’s Tochter! Ihr hättet sie alle über die Klinge hopsen lassen! Nur, weil es nicht mit euren tollen, großartigen Plänen zusammengepasst hat! Sie waren euch einfach scheißegal!“ Schlagartig brach Harry‘s Wutschrei ab, als Sirius‘ Hand gegen seine Wange klatschte. “Sag so was nie wieder!“ fauchte er, “sag nie wieder, es wär’ uns egal! Du weißt nicht, wie entsetzlich es ist, solche Entscheidungen treffen zu müssen! Entscheidungen, die Menschen das Leben kosten, um andere Menschen zu retten! Du musstest sie nie treffen!“ “Tut mir leid,“ murmelte Harry. Es war nicht seine schmerzende Wange, die ihm Tränen in die Augen trieb, sondern die Gedanken an diejenigen, die in diesem furchtbaren Krieg ihr Leben gelassen hatten. Und der Gedanke an seine eigene, furchtbare Hilflosigkeit. “Mir tut es auch leid.“ Sirius legte einen Arm um Harry, und dieser ließ es widerstandslos geschehen. “Weißt du, ich wünsche mir jeden Tag, ich hätte genügend Macht, um sie alle zu retten. Aber diese Macht habe ich nicht, und die Phoenix Order hat sie auch nicht. Uns bleibt keine andere Wahl, wir müssen Entscheidungen treffen....“ “Und im Falle der Slytherins hat Snape diese Entscheidung getroffen, nicht wahr?“ Unter Tränen blickte Harry auf. “Er hat sie nicht ins Versteck gebracht, weil er Angst hatte, dass sie uns andere verraten könnten. Lieber wollte er zweihundert Menschen in Gefahr bringen, um achthundert andere zu retten, als dass er riskieren wollte, sie alle auf einen Schlag zu verlieren. Das meinte er mit ‘Spielfiguren opfern.‘“ “Glaub mir,“ Sirius‘ Hände strichen über Harry’s Wangen, und wischten sanft die Tränen fort. “Als ich vom Tod dieser fünf Schüler erfahren habe, war ich genauso wütend und verzweifelt, wie du. Aber Snape hätte wirklich nichts für sie tun können, ohne seine Deckung aufzugeben. Seine allerwichtigste Aufgabe ist es nun mal, in den Dunklen Rat zu kommen, damit wir endlich einen Spion in Voldemort’s Nähe haben. Er ist der Einzige, der es schaffen kann, und wir brauchen ihn! Was glaubst du, wie mich das nervt, dass wir so dermaßen von ihm abhängig sind! Aber auch ich darf meine Arbeit nicht durch persönliche Abneigung beeinflussen lassen.“ Einige Minuten lang hatte Harry sich die Liebkosung gefallen lassen. Jetzt trat er einen Schritt zurück, und für Sirius war dies ein untrügliches Zeichen, die Arme sinken zu lassen, und ihn wieder wie einen Erwachsenen zu behandeln. “Wenn wir nur früher Bescheid gewusst hätten, dann hätte Thomas Nott ebenfalls für uns spionieren können,“ fuhr Sirius fort. “Sein Vater war Grand Dragon, er wäre sicher an jede Menge Informationen herangekommen, und hätte es vielleicht sogar geschafft, selbst in den Rat aufgenommen zu werden. Deshalb trifft uns sein Verlust besonders hart. Ich hab oft darüber nachgegrübelt, was wir hätten anders machen können, ob es vielleicht irgendwie möglich gewesen wäre, in aller Eile noch ein Extra-Versteck für die Slytherins einzurichten. Und sei es nur um herauszufinden, wer von ihnen nun wirklich auf Voldemort’s Seite steht, und wer nicht. Aber es ging so schnell, Harry, es ging alles so verdammt schnell. Als wir von dem Angriff auf Hogwarts erfahren haben, blieben uns nur noch Stunden. Wir hatten niemals damit gerechnet, dass Voldemort diesen Schritt wagen würde, und noch dazu so plötzlich. Als er das letzte Mal an der Macht war, hat er nicht gewagt, sich an Hogwarts zu vergreifen.“ Harry’s Gedanken schweiften ab, wanderten zurück zu der furchtbaren Nacht in der Hogwarts gefallen war. Sirius hatte Recht, es war ein Wunder, dass es überhaupt gelungen war, sie alle noch rechtzeitig rauszubringen. Sirius sagte, sie hätten alles Menschenmögliche getan - und Harry glaubte ihm. Die ganzen furchtbaren Opfer des Krieges waren seinem Paten nicht egal. Ihm nicht, und der Phoenix Order nicht. Selbst Snape nicht. Es war falsch gewesen, Sirius, Snape, und den anderen Vorwürfe zu machen. Das war ihm jetzt klar geworden. Vielleicht hatte er einfach nur nach einem Ventil für seinen eigenen Schmerz und seine eigenen Schuldgefühle gesucht. Immer dann, wenn er glaubte, den Schmerz nicht mehr ertragen zu können, passierte etwas Neues, und alles wurde immer noch schlimmer. Wieder einmal verspürte er den Wunsch, einfach wegzulaufen, und alles zu vergessen, oder weinend zusammenzubrechen, und aufzugeben. Wie er im Sommer zu den geretteten Kindern gesagt hatte, manchmal war alles, was sie tun konnten, sich heulend im Eck zu verkriechen. Einen solchen Moment hatte es vor einem halben Jahr gegeben, nachdem er und Ron in Hogwarts mit Snape gesprochen hatten. Ein weiterer Moment war durch die Magie der goldenen Note entstanden, als Harry sich verzweifelt gefragt hatte, wann sein Leben denn endlich sein eigenes sein würde. Und gleich die Antwort darauf wusste, solange es Voldemort auf dieser Welt gab, würde das niemals geschehen. Und wieder einmal würde er nicht aufgeben. Wieder einmal würde er aufstehen und weitermachen. So, wie er es immer tat. * * * Mächtige Trommelschläge erfüllten den Ballsaal, erhitzten die Luft, brachten die Weingläser in den warmen Händen sanft zum Vibrieren. Nur wenige Minuten später setzte der metallische Klang der Lauten ein, und schließlich die Dudelsäcke. Ihre Melodien umwarben einander im ewigen Tanz aus Begierde und Abwehr, um sich schließlich in dröhnendem Crescendo zu vereinigen. Damals, wie heute, fühlte er sich fehl am Platze, als er, gedankenverloren über den dünnen Stiel seines Glases streichend, das Treiben, um sich herum beobachtete. Rauschende Feste waren nie wirklich seine Angelegenheit gewesen, der Small Talk, die Wichtigtuerei, und das rituelle Laisser-faire ödeten ihn eher an, als dass sie ihn amüsiert hätten. Durch die Musik drang das schrille gekünstelte Lachen von Marguerite Lestrange an sein Ohr, und dort drüben erzählte Macnair mit schallender Stimme seine sterbenslangweiligen Anekdoten. Seine aufgesetzte Fröhlichkeit konnte nicht wirklich täuschen, die Entlarvung des angeblichen Verräters Flint hatte dem Grand Dragon nur eine kleine Atempause verschafft. Noch immer schwebte das Damoklesschwert der Degradierung drohend über seinem Kopf. Alles war falsch in dieser Gesellschaft. Masken, Verhüllungen, schöner Schein. Einzig der Dunkle Lord war wirklich. Reglos, wie eine Statue saß er auf dem Thron, den Lucius für ihn auf dem Absatz der Treppe aufgestellt hatte, und überblickte den Ballsaal. Er würde zufrieden sein, mit diesem Fest hatte Lucius sich wirklich selbst übertroffen. Prächtiger noch, als damals... Die ersten Paare tanzten, wirbelten zum schnellen Rhythmus der Trommelschläge übers Parkett. Bei den meisten Figuren waren die Frauen an der Außenseite der Formationen, lange Haare und wehende Kleider peitschten die schwüle Luft. Auf einer verweilten seine Augen länger, ein zartes Geschöpf im hauchdünnen fliederfarbenen Kimonokleidchen. Mandelaugen. Pfirsichhaut. Es konnte gar keinen Zweifel geben, dass sie die Belle dieses Abends war, bewundert, umschwärmt, beneidet... Welche Magie hatte sie wohl angewandt, um sich so unwiderstehlich zu machen? Er hatte eine Vermutung, verfolgte aber den Gedanken nicht weiter. Selbst das eitelste Mädchen konnte nicht so unglaublich töricht sein. Schräg gegenüber von Cho Chang tanzte Draco Malfoy mit der kleinen Doloheva. Auch auf ihm ruhten die Blicke, und er schien es sichtlich auszukosten, aber dann, er war Lucius‘ Sohn. Nicht nur vom Aussehen war er ihm ähnlich, auch von seiner Art zu sprechen, sich zu bewegen, die Aufmerksamkeit anderer mit solcher Selbstverständlichkeit zu genießen. Noch hatte er wohl nicht begriffen, wie leicht diese Aufmerksamkeit zur Bürde werden konnte. Die Erwartungen seiner Familie waren hoch, die Neider lagen mit ihren Intrigen schon in den Startlöchern. Aber bisher hatte lediglich Macnair einen billigen Versuch gemacht, ihn unter seine Kontrolle zu bringen. Lucius hatte schallend gelacht, als er ihm davon erzählte. Es war das erste Mal seit langem gewesen, dass Lucius in seiner Gegenwart so unbefangen lachte. In diesem Moment schien es ihm, als sei ein Hauch Vergangenheit in ihrer beider Leben zurückgekehrt, und er wusste - genau dieses Gefühl wollte Lucius bei ihm erreichen. Und seine Aufgabe war es, so zu tun, als fiele er darauf herein. Fleur Delacour spazierte an ihm vorüber, grüßte höflich, und wechselte einige Worte mit ihm. Seit sie vor vier Jahren wegen des Turniers nach Hogwarts gekommen war, hatte er sie nicht mehr wieder gesehen. Sie war erwachsen geworden, und bewegte sich so selbstverständlich in dieser Gesellschaft, wie all die anderen Frauen, abgesehen vielleicht von seiner ehemaligen Schülerin Millicent, die auf diesem Ball so fehl am Platze schien, wie eine Asphodelwurzel in einer Shrinking Solution. Das hinderte sie aber nicht daran, mit wahlweise Crabbe, oder Goyle auf der Tanzfläche herumzuhüpfen, und ihren Spaß dabei zu haben. Fast hätte er über diese offene Zur-Schau-Stellung echten Gefühls gelächelt, doch dann zuckte der Gedanke an Hogwarts und seine Schüler wie ein Schwertstreich durch sein ganzes Selbst. Es dauerte einen Moment, bis er seinen Geist wieder unter Kontrolle - und sein Unterbewusstsein daran erinnert hatte, dass nur die Mission zählte, nicht die Opfer. In diesem Moment waren die Schreie so unerträglich laut geworden, dass die äußere Welt in Schweigen versank, es waren nicht nur die Schreie von Theodore Nott, Daphne Greengrass und den anderen Kindern, es waren so viele mehr. Doch er erstickte sie, jeden einzelnen von ihnen. Mit Florence dauerte es ein wenig länger als mit den anderen, doch am Ende herrschte wieder Stille in seinem Geist. Eine trügerische Stille, so falsch und maskenhaft, wie der Ball um ihn herum, doch sie musste genügen. Täuschte er sich, oder hatte der Dunkle Lord im Augenblick seiner Schwäche zu ihm hinübergeblickt? Hatten sich diese glühend roten Augen bis in seine Seele gebohrt, und etwas wahrgenommen, das nicht für sie bestimmt war? Ein kleiner Fehler schon, würde seine ganze Mission zum Scheitern verurteilen. Sein ehemaliger Meister beobachtete ihn, prüfte ihn, fragte sich vielleicht in diesem Augenblick, ob er des Postens würdig war, den er erstrebte. Ihre Blicke trafen sich jetzt, und wie immer schien Voldemort durch ihn hindurchzusehen. Wie er so auf dem Thron saß, Arme und Beine unter die mächtige Robe zurückgezogen, konnte man ihn fast für eine Schlange halten, eine aufgerichtete, zum Biss bereite Schlange. Das Gesicht unter der Kapuze war kein Menschengesicht. Es war ein Schlangengesicht. Und es war so dämonisch, bösartig und diabolisch, wie das Gesicht einer wirklichen Schlange niemals sein konnte. Er hielt dem Blick des Dunklen Lords lange genug stand, um, wie er meinte, keinen Verdacht zu erregen, doch natürlich wandte er die Augen als erster ab, wie es sich gehörte. Sein Blick wanderte nach oben, zur Galerie, wohin sich eine Gruppe Kinder mit ihren Bowlegläsern verzogen hatte, um die köstliche Flüssigkeit ohne die gestrenge Aufsicht ihrer Eltern zu genießen. Etwas abseits von ihnen, in einem der Gänge stand ein Sicherheitsmann, der Einzige, den er an diesem Abend gesehen hatte. In Lucius‘ Augen war das ein eindeutiger Faux Pas, denn die Sicherheit hatte unerkannt zu bleiben, und das Fest nicht zu stören. Sollte Lucius den Mann bemerken, würde dieser ziemlichen Ärger bekommen. Doch das schien den jungen Mann herzlich wenig zu kümmern, denn anstatt sich wieder in den Gang zurückzuziehen, ging er mit zögernden Schritten immer weiter nach vorne. Als würde er von etwas angezogen, etwas Magischem, Zauberhaften, dem er nicht widerstehen konnte. Als die ersten Lichtschimmer der schwebenden Rosenkerzen ihn erreichten, war sein Gesicht deutlicher zu sehen, es hatte einen träumerischen Ausdruck, doch in den blanken Augen spiegelte sich Gier wider. Dann breitete sich ein erwartungsfrohes Lächeln darauf aus, und ein Kopfnicken deutete auf den dunklen Gang hinter ihm. Ein Blick zur Tanzfläche zeigte schon die Ursache für dieses kleine Gefühlsbad. Unbemerkt von ihren diversen Tanzpartnern hatte Cho Chang die letzte Viertelstunde mit dem Sicherheitsmann geflirtet. Mit Blicken, kleinen Gesten, dem Spiel mit der Zunge. Oh, er kannte all diese Tricks, er kannte sie nur zu gut.... Seine Augen folgten Cho, die leichtfüßig eine der schmalen Seitentreppen zur Galerie hinaufschritt, ihrem neuen Verehrer entgegen. Nur wenige Worte schienen zwischen den beiden zu fallen, als sie sich schnell und heimlich in den dunklen Gang zurückzogen. Das Letzte, was er sah, bevor sie aus dem Licht verschwanden, war die kräftige Hand des Mannes, die eilig unter den zarten Stoff ihres Kleides glitt. Dann erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit, ein Schatten hatte sich hinter einer der Säulen bewegt. Einen Moment lang glaubte er, es wäre vielleicht ein zweiter Sicherheitsmann, doch dann konnte er die kleine gebückte Gestalt Peter Pettigrew‘s erkennen. Wie lange mochte er hinter dieser Säule gestanden, und die ganze Szene beobachtet haben? “Amüsierst du dich gut, alter Freund?“ Augenblicke bevor er Lucius‘ Stimme hörte, hatte er bereits den Geruch seines Eau de Cologne in der Nase. Er hätte schwören können, dass es dieselbe Marke wie damals war, dabei besaß Lucius mehr als genug solcher Duftwässerchen. “Du weißt, dass ich mir nichts aus solchen Feierlichkeiten mache!" Er blickte sich hastig um, senkte die Stimme, und verlieh ihr ein kaum merkliches Beben. "Ich wäre nicht gekommen, wenn nicht..." Er brach ab, als ein erschrockenes Raunen durch die Menschenmenge ging, und wandte den Kopf, um dessen Ursache auszumachen. Lucius' kleine Tochter hatte ihren Platz bei den anderen Kindern verlassen, und war zur breiten Mitteltreppe gelaufen. Bevor jemand sie daran hindern konnte, war sie vor dem Dunklen Lord in einen tiefen Knicks gesunken, und richtete nun einige Worte an ihn. Ein wenig beunruhigt beobachtete Lucius die ganze Szene, er schien im Begriff, zu seinem Meister zu gehen, vermutlich um für das respektlose Verhalten seiner Tochter um Verzeihung zu bitten. Doch stattdessen blieb er wie angewurzelt stehen, und seine Augen nahmen einen glasigen Ausdruck an. "Es ist alles in Ordnung, Severus," wandte er sich wieder an seinen alten Freund. "Der Meister hat mir zu verstehen gegeben, dass für mich keinerlei Grund besteht, unser Gespräch zu unterbrechen. Lucilla's Verhalten mag ein wenig dreist gewesen sein, doch für heute Abend will er es entschuldigen, wir sind schließlich auf einem Fest. Also - du wolltest mir gerade erzählen, warum du dennoch gekommen bist..." "Wegen deines Weins, natürlich," entgegnete Severus, und verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln. Allzu einfach durfte er es Lucius' nicht machen. Sie waren schließlich keine Teenager mehr. * * * Harry holte tief Luft, denn das was er jetzt zu sagen hatte, kam ihm nicht so leicht über die Lippen. Aber es bestand kein Zweifel daran, dass es gesagt werden musste. “Euch trifft keine Schuld an der Sache, Sirius. Weder dich noch die anderen Mitglieder der Phoenix Order. Es war falsch von mir, dir Vorwürfe zu machen, und ich möchte mich dafür entschuldigen.“ “Das hast du doch schon.“ Sirius lächelte, es war ein sehr trauriges Lächeln. “Und damit ist die Sache für mich erledigt. Wir haben beide Wichtigeres zu tun, als uns gegenseitig fertig zu machen, also vergessen wir das Ganze, und kümmern uns um unsere Aufgaben. Was meinst du?“ “In Ordnung.“ Auch Harry schaffte es, die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen, selbst wenn es ihm schwer fiel. “Du hast mir vorhin einige Argumente gebracht, warum die Phoenix Order eine Zusammenarbeit mit uns nicht für sinnvoll hält, und darüber wollte ich noch mal mit dir reden. Ohne Vorwürfe, und ohne dabei emotional zu werden.“ “Ich dachte, wir hätten das jetzt oft genug durchgekaut,“ seufzte Sirius, “aber bitte, lass hören.“ “Wenn ich mich nicht irre, hast du vorhin drei Argumente genannt, zum einen, dass wir uns in Gefahr bringen, weil wir zuwenige Informationen haben, zum anderen, dass wir nur wenig ausrichten, und zum dritten, dass wir eure Pläne gefährden. War es nicht so?“ Sirius nickte erschöpft. Es sah Harry ähnlich, nach all dem immer noch nicht locker zu lassen, er war derselbe Sturkopf, wie James es gewesen war. Und auch Lily, auf sie traf diese Bezeichnung genauso zu. Hatte zugetroffen, um genau zu sein. “Aber im Grunde genommen, würden wir doch genau diese Probleme durch eine Zusammenarbeit lösen. Wir könnten weiterhin Leute retten, und ihr könntet euch an eure Gesamtpläne halten. Wir erledigen kleinere Aufgaben, für die euch die Zeit fehlt, und ihr gebt uns genügend Informationen, damit wir nicht in solche Fallen laufen, wie die von Macnair. Wenn ihr vorher Bescheid wisst, was wir vorhaben, könnt ihr auch dafür sorgen, dass wir euch nicht in die Quere kommen. Wir ziehen doch alle an einem Strang, warum können wir unsere Arbeit nicht zumindest absprechen?“ “Du hast sicher nicht ganz unrecht,“ gab Sirius zu. “aber in der Theorie hört sich das natürlich sehr viel einfacher an, als in der Praxis. Das große Problem dabei ist, dass die Phoenix Order selbst schon in verschiedene Gruppen aufgeteilt ist, die jeweils verschiedene Aufgaben zu erledigen haben. Die einzelnen Gruppen wissen selbst nicht genau, was die anderen machen, und das ist auch gut so, denn sollte jemand geschnappt werden, sind die anderen Gruppen nicht betroffen, und können unabhängig davon weiterarbeiten. Jede Gruppe hält sich an ihren Plan, und wir kommen uns gegenseitig nicht in die Quere.“ “Und wenn eine neue Gruppe - also wir - dazukämen, müsste dieser Plan geändert werden?“ fragte Harry. “Allerdings. Wir bräuchten jemanden, der das Ganze neu koordiniert, die Puzzleteile zusammenfügt. Jemanden, der über alle verschiedenen Gruppen Bescheid weiß, und der alle gut genug einschätzen kann, um zu wissen, welche Aufgaben sie erledigen können. Jemand, der euch, die Schüler, kennt und weiß, was man euch zumuten kann, ohne euch in Lebensgefahr zu bringen. Mit anderen Worten, wir bräuchten einen Strategen. Jemanden, der Voldemort ebenbürtig ist, und auf jeden seiner Züge mit einem Gegenzug reagieren kann. Jemanden, der die Karten richtig ausspielt. Jemanden, der alles einordnen kann, und alles durchschaut, vom großen Gesamtbild selbst, bis hinunter ins allerkleinste Detail." “Mit anderen Worten,“ sagte Harry, “wir brauchen Professor Dumbledore.“ Sirius nickte, und sein Lächeln hatte wieder etwas von dem alten verwegenen Grinsen, das Harry so gut an ihm kannte. “Ja, was glaubst du denn, warum es unser erstes großes Ziel ist, Dumbledore aus Azkaban zu befreien? Ohne ihn hat der Widerstand doch nicht die geringste Chance! Sobald wir ihn erst mal wieder bei uns haben, geht’s doch erst richtig los!“ “War es also wirklich ein dummer Zufall, dass er gefangen genommen wurde? Oder war es ein Teil eines Plans?“ “Ja und nein, Harry. Dass Dumbledore in Voldemort’s Gewalt ist, wirft uns natürlich meilenweit zurück, aber es musste sein, verstehst du? Wir brauchen jemanden im Dunklen Rat, das hab‘ ich dir schon erklärt, und Snape brauchte eine Möglichkeit, Voldemort seine Loyalität und Nützlichkeit zu beweisen. Deshalb ließ sich Dumbledore von ihm gefangen nehmen, und ausliefern. Währenddessen arbeiten einige von uns, darunter auch ich, schon längst daran, ihn wieder zurückzubekommen. Wir halten uns alle an die Anweisungen, die er uns hinterlassen hat, auch wenn manches davon momentan noch keinen Sinn ergibt. Am Ende wird sich alles zusammenfügen, da bin ich mir sicher.“ “Bis jetzt hat es nicht funktioniert.“ Harry runzelte die Stirn. “Snape ist noch nicht in den Rat aufgenommen worden.“ “Noch nicht, aber er ist auf dem besten Weg dazu. Malfoy hat ihn bereits als Nachfolger für Macnair ins Auge gefasst. Und solche Pläne würde er nicht schmieden, wenn er nicht davon ausginge, dass Voldemort Snape wieder aufnimmt.“ Harry verzichtete lieber darauf, Sirius zu sagen, was Ginny über Malfoy und Snape herausgefunden hatte, und fragte stattdessen: Und Dumbledore’s Pläne für uns? Hat er gesagt, wir sollen abwarten und im Versteck bleiben?“ “Das war sein Wunsch,“ bestätigte Sirius. “Ihr solltet in Sicherheit bleiben, damit euch nichts passiert. “Einen Moment lang schwieg er, doch Harry war sich sicher, dass er noch mehr zu sagen hatte. Und seine Intuition täuschte ihn nicht. “Harry, was ich dir jetzt sage, tue ich nicht im Auftrag der Phoenix Order. Im Gegenteil, die anderen wären wahrscheinlich überhaupt nicht damit einverstanden, dass ich mit dir über unsere Pläne spreche. Aber ich möchte, dass du Bescheid weißt. Zum einen natürlich, weil ich dir endlich begreiflich machen will, dass ihr in keiner Position seid, um uns helfen zu können. Aber in erster Linie sollst du wissen, dass ich dir vertraue, und nicht den allergeringsten Zweifel an dir und deiner Loyalität habe...“ Harry war sehr gerührt, das konnte Sirius an seinen Augen sehen, auch wenn sein Patensohn keine Miene verzog, als er ihm aufmerksam zuhörte. Abgesehen von Sirius' Stimme war es still im nächtlichen Wald, so still dass man jedes weit entfernte Rascheln hören konnte. Aber dies war ein sicherer Ort. Der Verbotene Wald gehörte zu den wenigen Gebieten in welche Voldemort‘s Macht noch nicht vorgedrungen war. Auch wenn sie beide keinen Augenblick daran zweifelten, dass sich das sofort ändern würde, falls der Imperial Wizard einen Grund hatte, hier einzufallen. “Lass mich ganz von vorne anfangen. Voldemort hat ein neues Azkaban errichten lassen, beziehungsweise hat er das alte Azkaban an einen neuen Ort versetzt. Dort hält er Dumbledore gefangen, wenn er ihn nicht gerade zum Verhör in seinen Stützpunkt holt. Dieser Stützpunkt wird im allgemeinen Schattenfestung genannt, auch wenn sein tatsächlicher Name ein anderer ist. Wir wissen nicht, wo er sich befindet, geschweige denn, welche Zauber ihn schützen, oder wie man ihn angreifen kann. Die Mitglieder des Dunklen Rates sind vermutlich die Einzigen, die etwas darüber wissen. Was uns wieder mal zeigt, wie hilflos wir ohne einen Informanten im Rat sind. Mit Azkaban verhält es sich zum Glück etwas anders. Dank der Hilfe von Fawkes konnten wir herausfinden, wo sich das Gebäude befindet. Dumbledore und sein Phoenix haben eine starke telepathische Verbindung zueinander und Fawkes kann seinen Herrn selbst durch mächtige Zauberbarrieren hindurch orten. Natürlich ist das Gefängnis hoch gesichert, aber durch unsere Informanten konnten wir bereits von einigen dieser Sicherheitsvorkehrungen erfahren, und Möglichkeiten ausarbeiten, sie zu überwinden. Mit ‘wir‘ meine ich natürlich nicht die gesamte Phoenix Order, sondern nur die Gruppe, der ich angehöre. Minerva McGonagall ist unsere Leiterin. Es gibt eine ganze Reihe von Schwierigkeiten, die wir überwinden müssen, um in das Gefängnis rein- und heil wieder rauszukommen, aber der wahre Schlüssel zum Ganzen sind die Wappenringe der vier Grand Dragons. Du weißt wahrscheinlich, dass jedes Mitglied des Dunklen Rates einen Ring mit dem jeweiligen Familienwappen besitzt, oder? Diese Ringe sind mit besonderen Kräften versehen, und angeblich haben die Death Eaters sie von ihrem Meister persönlich bekommen. Es gibt eine Menge Gerüchte, dass Voldemort diese Ringe auch benutzt, um seine Leute zu kontrollieren, aber davon halte ich persönlich nicht viel. Wozu braucht er Ringe, wenn er schließlich das Dunkle Mal hat? Wenn es tatsächlich so wäre, dass nur die Grand Dragons selbst diese Ringe besäßen, könnten wir unseren Plan von vornherein aufgeben. Aber dank der Tradition besitzt der Erbe eines jeden Ratsmitglieds, zumeist ist es der erstgeborene Sohn, ebenfalls einen solchen Ring, so dass es mehrere Wappenringe in den Familien geben kann. Es ist nicht sicher, ob die Ringe der Söhne und Enkel dieselbe Magie besitzen, wie die der Väter, aber für unsere Zwecke sind sie ausreichend. Deshalb ist es die Aufgabe eines unserer Informanten, diese Ringe zu stehlen, und durch Kopien zu ersetzen. Eine lebensgefährliche Aufgabe, wie du dir sicher vorstellen kannst. Ich bin der Kontaktmann dieses Informanten, und auch der Einzige, der seine wahre Identität kennt. Alle anderen kennen ihn nur unter seinem Codenamen, Diamond Wing. Während wir die Befreiung Dumbledore’s vorbereiten, sind andere Gruppen der Phoenix Order damit beschäftigt, Informationen zu sammeln, den Widerstand aufzubauen, oder mit etwas, das sich Projekt Ragnarök nennt, und wahrscheinlich eine neue Teufelei Voldemort’s darstellt. Aber erst wenn Dumbledore bei uns ist, können die einzelnen Fäden wieder zusammenlaufen. Erst mit demjenigen, der den Überblick besitzt, können wir den Widerstand neu organisieren, und mit Sicherheit werden sich dann auch Aufgaben für euch finden. Bis dahin müssen wir uns an das halten, was er uns hinterlassen hat. Und euch müssen wir bitten, euch ruhig zu verhalten, und abzuwarten. Verstehst du jetzt, Harry? Verstehst du jetzt endlich?“ Mehr erzählte sein Pate nicht in jener Nacht, aber es genügte, dass Harry der Kopf schwirrte, und er in tiefe Grübeleien verfiel. So viele Informationen, so vieles, von dem er nicht das Geringste geahnt hatte. Und was für ein unbegrenztes Maß an Vertrauen musste Sirius ihm entgegen bringen, dass er ihm von diesen Dingen erzählte. Noch lange, nachdem Firenze ihn zurück zu Hagrid begleitet hatte, noch lange nachdem er mit Ron und Hermione ins Versteck zurückgekehrt war, saß Harry im Gryffindor Schlafhaus und hing seinen Gedanken nach, während der Trubel des Weihnachtsfestes um ihn herum allmählich leiser und leiser wurde, bis nur noch der ruhige Atem der Schlafenden, und das Flüstern der Liebespaare an seine Ohren drang. Aber sein Geist hatte längst alle Geräusche um ihn herum abgeschaltet. Seine Hände hielten den schwarzen Schakalkopf mit den Rubinaugen, den Wappenring der Lestranges, einen der vier Schlüssel, die Dumbledore die Freiheit bringen konnten. “Du hast dich geirrt, Sirius,“ murmelte er leise zu sich selbst. “Wir können euch helfen.... Wir können euch helfen, Professor Dumbledore zu befreien!“ * * * "Hm..hm...bist du sicher, dass wir hier auch ungestört sind?" Sie beugte den Oberkörper zurück, um spielerisch einem Kussversuch ihres neuen Verehrers auszuweichen. Erneut versuchte er, sie zu sich heranzuziehen, aber er griff ins Leere. "Nun, komm endlich her!" schimpfte er frustriert, "ich sag' dir doch, hier ist niemand! Die anderen patrouillieren die Gänge!" Harold, oder Herbert, so genau hatte sie sich den Namen des jungen Wachmanns nicht gemerkt, war mit ihr in einem der Zimmer am Ende des Ganges verschwunden. Dort hatte er zunächst fachmännisch den Schutzzauber entfernt - solange der Ball währte, lag ein solcher Zauber auf jedem unbenutzten Raum, hatte er grinsend erklärt, und ihr versichert, dass sie genug Zeit haben würden, bis er sich wieder bei seinem Vorgesetzten melden musste. Sie hatte gekichert, und ihm ein paar unsinnige Namen ins Ohr geflüstert. Irgendwas mit Tiger, und starker Hengst, auch das wusste sie nicht mehr so genau. Es war aber auch bedeutungslos. Das Zimmer hatte kein Bett, dafür gab es eine Sitzecke mit mehreren Sesseln, und der dazugehörigen Couch. Den Boden bedeckte ein kostbarer Perserteppich auf dem Harold-Herbert beinahe ausgerutscht wäre, als er sie hochhob, und zur Couch trug. Sie fragte sich, wie der Kerl so tollpatschig sein konnte, sie hatte ihn doch erst einmal geküsst. Verführerisch streckte sie sich auf dem Sofa aus, und als er sich schnaufend über sie beugte, küsste sie ihn ein zweites Mal, und ließ ihre Zunge in seinen Mund gleiten. Er schloss die Augen und seufzte leise vor sich hin, während sie sich von ihm löste, ihn achtlos aufs Sofa schubste, und seine Klamotten ein wenig durcheinander brachte, damit es echt aussah. Angenehme Träume, Harold-Herbert! Das Fenster ließ sich ohne Probleme öffnen. Sie spürte die angenehme Kühle der Nachtluft auf ihrer verschwitzten Haut, als sie sich hinauslehnte, selbst das Pochen in den Schläfen wurde ein wenig milder. Angestrengt in die Dunkelheit starrend, stieß sie einen leisen Pfiff aus. Viel Zeit blieb ihr nicht, der Kerl auf dem Sofa würde in wenigen Minuten erwachen, und dann sollte sie besser neben ihm liegen, sonst würde er misstrauisch werden. Lautlos wie ein Schatten landete ihre Eule auf der Fensterbank. Sie strich ihr kurz über's Gefieder, dann nahm sie den Briefbogen, die Falkenfeder und die kleine Ampulle mit Tinte aus den Krallen des Tieres. Alles war noch genauso, wie sie es vorbereitet hatte. Sie öffnete die Ampulle, und tauchte die Feder ein. Was in aller Welt sollte sie ihm nur sagen? Wie es ihm erklären, es in Worte fassen? Er würde es nicht verstehen. Er würde sich von ihr verraten fühlen, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte, außer zu wissen, dass er recht hatte. All ihre schön zurecht gelegten Sätze waren fort, verschwunden, verglüht wie kleine Insekten im Feuer. Ihr Geist war leer. Und es war nicht die reinigende Leere der Meditation, nein, es war ein kalter gefühlloser Abgrund. Mit einer heftigen Bewegung stieß sie sich die Spitze der Falkenfeder in den Handrücken. Schmerz zu fühlen, war besser als gar nichts. Mit den Blutstropfen kamen endlich Worte, nicht die klugen, und weisen Worte, die sie suchte, aber zumindest etwas, das man den Versuch einer Erklärung nennen konnte. Hastig kritzelte sie es aufs Papier, ehe es ihrem Geist wieder entschwinden konnte, faltete das Blatt zusammen, und steckte es in den Umschlag am Bein der Eule. Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken. Hinter ihr hatte sich etwas bewegt, und es war nicht der Mann auf dem Sofa gewesen. Sie fuhr herum, und spürte noch im selben Moment, wie jemand sie an den Handgelenken packte. Eine dunkle Gestalt stand hinter ihr, kräftig, hochgewachsen, noch bevor sie etwas vom Gesicht sehen konnte, hatte sie seinen Geruch in der Nase, und wusste, um wen es sich handelte. Mit roher Gewalt riss er sie an sich, und stieß sie gegen das Fenster, welches krachend zuschlug. Ihre Eule flatterte erschrocken auf und davon, doch er schien das Tier nicht bemerkt zu haben. Eine der kräftigen Hände umklammerte ihre beiden Handgelenke, und zog ihr die Arme über den Kopf, während die andere sich durch den Stoff ihres Kleides wühlte. "Komm zurück zu mir, Cho!" fauchte er mit wütender Verzweiflung, und packte ihr Kinn, um ihr Gesicht zu sich zu drehen. "Ich kann ohne dich nicht leben!" Gierige Lippen pressten sich auf ihren Mund, und als ihn ein leichter Schwindel erfasste, nützte sie die Gelegenheit, um eine ihrer Hände loszureißen. Sie stach mit der Falkenfeder nach seinem Gesicht, erwischte ihn an der Wange, und hinterließ einen blutigen Kratzer. "Verschwinde!" schrie sie, er taumelte zurück, und im nächsten Moment blitzte es hinter ihnen auf. Mit ungläubigem Gesichtsausdruck kippte ihr Angreifer zu Boden. Herbert-Harold war endlich aufgewacht, und hatte einen Petrificus abgefeuert. Nicht zu glauben, dass der Kerl doch noch zu etwas gut war. "Alles in Ordnung?" erkundigte er sich besorgt. Sie nickte, und warf ihm einen Schmachtblick zu. "Das hab ich nur dir zu verdanken!" Ihr Blick wanderte zu dem am Boden liegenden Tod Macnair, mit eiskalter Verachtung sah sie auf ihn hinunter. "Vorbei ist vorbei," sagte sie, und ihre Augen verengten sich drohend. "Lass mich endlich in Ruhe!" "Ich bitte Sie, Harvey, beruhigen Sie sich," erklang eine Stimme von der Tür her. Ihr fröhlicher Tonfall passte so ganz und gar nicht zu der angespannten Atmosphäre, doch wie üblich, schien es Walden Macnair nicht zu kümmern. Lächelnd trat er ins Zimmer, und wandte sich an den Sicherheitsmann. "Es besteht überhaupt kein Grund zur Besorgnis, mein Junge hat lediglich ein wenig über die Stränge geschlagen!" "Grand Dragon Macnair!" Nervös trat Harvey von einem Fuß auf den anderen, und Cho hätte am liebsten höhnisch aufgelacht. Dem Trottel schien soeben bewusst geworden zu sein, dass er den Sohn eines Grand Dragons angegriffen hatte, und welche Konsequenzen das für ihn haben konnte. "Machen Sie sich keine Sorgen," wiederholte Macnair, und sah mit Genugtuung, wie Harvey zusammenzuckte, als er den Zauberstab zog. Doch er befreite nur seinen Sohn von dem Fluch, und sah ihm gelassen zu, wie er sich mühsam aufrappelte. "Sie wollten nur ihre Pflicht tun, Harvey, und für die Sicherheit der Gäste sorgen. Deshalb schlage ich vor, wir vergessen diesen unglücklichen Vorfall, und Sie begleiten die Lady zum Ball zurück, während ich mich mit meinem Sohn mal ernsthaft unterhalte. Was halten Sie davon?" "Natürlich, Sir," stammelte Harvey, erleichtert, dass er so glimpflich davongekommen war. Hastig verließ er den Raum, und Cho folgte ihm ohne ein Wort. Macnair verschwendete keinen Blick mehr an die beiden, sondern wandte sich auf der Stelle Tod zu. "Was war da eben los?" "Diese verfluchte Schlampe!" entfuhr es Tod, und er hielt sich die schmerzende Wange. "Sieh nur, was sie mit mir gemacht hat!" Macnair bückte sich, und hob die blutige Falkenfeder vom Boden auf. "Eine Schreibfeder," murmelte er nachdenklich, "Sie hat dich also damit angegriffen, sagst du. Hat sie gerade geschrieben, als du sie überrascht hast? "Ja, sie hat ihre Eule mit einem Brief losgeschickt," schimpfte Tod, "das Vieh ist grad weggeflogen, als ich rein gekommen bin. Na und? Was soll das schon zu bedeuten haben?" "Was das zu bedeuten haben soll," schrie Macnair, und widerstand der Versuchung seinen Sohn bei den Schultern zu packen, und kräftig durchzuschütteln. "Was das zu bedeuten haben soll, fragst du? Die Frau verführt einen Sicherheitsbeamten, und schickt heimlich einen Brief los, und du fragst mich, was das zu bedeuten haben soll?" "Du meinst.." allmählich schien Tod zu begreifen, "du meinst, sie wollte nicht, dass der Brief kontrolliert wird? Aber warum?" "Erklär‘ ich dir später!" Macnair hatte sich wieder gefangen. "Jetzt haben wir keine Zeit mehr zu verlieren. Es kommt auf jede Minute an!" * * * "Nun kommt schon rein, Kinners, ihr wollt doch euer Weihnachtsgeschenk haben!" Gedankenverloren hatten Ron und Hermione Harry nachgeblickt, bis er mit Firenze im Wald verschwunden war. Doch jetzt ließ Hagrid ihnen keine Zeit zum Grübeln mehr. Entschieden stellte er sich vor die beiden, und deutete mit seinen kräftigen Armen in Richtung Hütte. Offenbar schien er lange darauf gewartet zu haben, ihnen dieses Geschenk präsentieren zu können, und war sehr gespannt auf ihre Reaktion. Als sie die Hütte betraten, bot sich ihnen ein ungewöhnliches Bild. Überall, auf dem Boden, dem Tisch, und den Regalen verteilt, lagen seltsame dünne Scheiben herum. Sie waren etwa handtellergroß, vollkommen rund, und schienen aus einer Art violetten Kristalls zu bestehen. "Kann man sie anfassen?" Verwirrt betrachtete Ron eine der Scheiben, und streckte vorsichtig die Hand danach aus, als erwarte er, das Ding würde im nächsten Moment hochspringen, und sich auf ihn stürzen. "Nur zu, die Dinger beißen nich'." Hastig begann Hagrid den Boden frei zu räumen, damit niemand auf die Kristallscheiben treten würde. "Seht sie euch ruhich genauer an, vielleicht kommt ihr drauf, wofür sie sind!" Er stapfte in eine der hinteren Ecken, wo seine Truhe stand, und begann in den darin liegenden Decken herumzuwühlen, als suche er etwas. Dabei pfiff er fröhlich vor sich hin, und warf immer wieder erwartungsvolle Blicke auf Ron und Hermione. Die beiden waren nun dabei, die Scheiben zu untersuchen, wussten jedoch immer noch nicht so recht, was sie damit anfangen sollten. "Warte mal...," überlegte Hermione, "...aber das kann nicht sein, es ist hoffnungslos veraltet, aber....ich muss es versuchen!" Gespannt beobachtete Ron sie, als sie ihren Zauberstab zog, und auf eine der Scheiben richtete. "Spinerabite!" Sofort sprang die Scheibe auf ihre Kante, und begann sich wie ein Kreisel vor ihnen zu drehen. Immer schneller, und schneller drehte sie sich, bis sie schließlich aussah, wie eine schimmernde violette Kugel. Ron und Hermione hielten den Atem an, und starrten auf das seltsame runde Ding, bis ihnen von den heftigen Bewegungen die Augen wehtaten. Aber nichts geschah. Die Scheibe wurde wieder langsamer, und fiel schließlich scheppernd um. "Es hätte ja sein können." Achselzuckend wollte Hermione sie aufheben, um sie auf den Tisch zurückzulegen. Doch Ron hatte offenbar denselben Gedanken. Er griff nach der Scheibe, und ums Haar hätte seine Hand, die von Hermione berührt. Wie von der Tarantel gestochen, zuckte sie zurück, und wandte das Gesicht ab, um ihre Röte zu verbergen. "Nein, nein, du hast schon recht, genauso funktioniert es auch," grinste Hagrid. Er hatte nun gefunden, was er suchte, und hob ein uraltes Radio aus der Truhe. "Du hast nur eine Unbenutzte erwischt, das ist alles!" Er stellte das Radio auf den Tisch, und begann seufzend an den Knöpfen herumzudrehen. "Was muss dieses Mugglezeuch auch so kompliziert sein," schimpfte er, als lediglich ein schiefes Tröten aus dem Apparat erklang. "Wir werden noch den Anfang verpassen!" "Gib mal her!" Hermione ging zu ihm hinüber, und nahm es ihm aus der Hand, während Ron neugierig zusah. Das Muggle Radio sah gar nicht mal so anders aus, als der magische Apparat, den sie zu Hause im Burrow gehabt hatten. "Welchen Sender willst du denn haben?" "Es spielt nur einen, damit ich nich' durcheinander komm," sagte Hagrid entschuldigend. "Und der ist auch schon eingestellt. Ich weiß nich', warum es nich' funktioniert. Vielleicht ist zuviel Magie in meiner Hütte. Aber gestern und vorgestern, ist das Ding noch gelaufen." "Es gibt so ne Art Stabilisationszauber für Muggelgeräte," schlug Ron vor. "Dad hat ihn immer verwendet, wenn er mit Mugglekram rumexperimentiert hat. Soll ich mal?" "Spreng nichts in die Luft," warnte Hermione, doch sie reichte ihm das Gerät, damit Ron es mit dem Zauberstab berühren konnte. "Protegor Majicks!" Im nächsten Moment dröhnte laute Musik durch die Hütte, und vor Schreck hätte Ron das Radio beinahe fallen lassen. Hermione packte es hastig, und drehte die Lautstärkeregelung leiser. "So, das hätten...!" Und dann erstarrte sie. Das war nicht möglich, konnte einfach nicht möglich sein. "Fred?" "Ja, George?" "Was glaubst du, wie oft müssen wir die Charts heute noch rauf und runterdudeln, damit unsere Hörer zufrieden sind?" "Zufriedene Hörer sind doch unser schönstes Weihnachtsgeschenk, hast du das schon vergessen? Apropos Weihnachtsgeschenk, es wird wieder Zeit für die Weihnachtswunschsendung." "Also liebe Hörer, ran an die Telephone! Wenn ihr auch jemanden habt, dem ihr auf besondere Weise frohe Weihnachten wünschen wollt, dann könnt ihr jetzt bei uns anrufen, und eure Grüße ausrichten. Vielleicht ist euer lieber Mensch ja irgendwo da draußen, und hört gerade unseren Sender. Wir geben euch grad noch mal die Nummer durch..." * * * "Nein, nur keine Umstände, lieber Freund, kümmere dich ruhig weiter um deinen ...hm... ehemaligen Schulkameraden. Ich bin sicher, ihr habt vieles zu besprechen." Er hörte die Stimme so deutlich in seinem Kopf, als stünde sein Meister direkt neben ihm. Nicht, dass es ihn überrascht hätte, der Dunkle Lord konnte überall und jederzeit mit den Trägern des Dunklen Mals in telepathischen Kontakt treten. Was ihn allerdings wunderte, war die Botschaft, die sich hinter diesen Worten verbarg. Wie es schien, war der Meister nicht nur mit seinen Plänen einverstanden, sondern betrachtete sie sogar mit Wohlwollen. Es hätte gar nicht besser laufen können. "Es ist alles in Ordnung, Severus," wandte er sich wieder an seinen alten Freund. "Der Meister hat mir zu verstehen gegeben, dass für mich keinerlei Grund besteht, unser Gespräch zu unterbrechen. Lucilla's Verhalten mag ein wenig dreist gewesen sein, doch für heute Abend will er es entschuldigen, wir sind schließlich auf einem Fest. Also - du wolltest mir gerade erzählen, warum du dennoch gekommen bist..." "Wegen deines Weins, natürlich," entgegnete Severus, und verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln. "Mit Musik und Tanz kann man mich nicht locken, wie du weißt, aber einen Wein, der nicht von einem Pfuscher zusammengebraut wurde, findet man nicht so leicht." Spielerisch glitten seine Fingerspitzen über den Hals des Glases, als er es anhob, und Lucius zuprostete. Auch ihm schien es eindeutig, dass er soeben einen kleinen Sieg errungen hatte, Lucius konnte deutlich das Glitzern seiner schwarzen Augen erkennen. Nur gut, dass es für einen Außenstehenden nicht auffällig war. Aber Severus war zu klug, um solche Fehler zu machen. Natürlich enthielten seine Pläne auch ein gewisses Risiko, dessen war sich Lucius schon vor seinem ersten Gespräch mit Severus bewusst gewesen. Severus Snape wieder in die höheren Kreise einzuführen, ja ihn am Ende gar in den Dunklen Rat zu bringen, würde keine einfache Angelegenheit werden. Wenn der Lord einmal entschieden hatte, jemanden mit Verachtung zu strafen, musste man schon sehr tollkühn sein, sich seinen Richtlinien zu widersetzen, wenn nicht sogar lebensmüde. Andererseits, es hatte niemals eine offizielle Anklage gegen Severus Snape gegeben, obwohl die Gerüchte sich überschlugen. Der Lord selbst, hatte sich niemals in irgendeiner Form zu diesen Dingen geäußert, niemals Stellung bezogen, niemals vorgegeben, wie mit dem ehemaligen Mitglied seines inneren Kreises zu verfahren sei. Und, was in Lucius' Augen das Allerwichtigste schien: Snape war noch am Leben. Würde er es noch sein, falls er tatsächlich ein Verräter wäre? Sie unterhielten sich eine Weile über Belanglosigkeiten, alles andere wäre in diesem Moment nicht angebracht gewesen. Heute Abend kam es Lucius darauf an, mit seinem neuen Verbündeten gesehen zu werden, er wollte die Reaktionen der anderen beobachten, und Snape die Gelegenheit geben, erste Kontakte wiederaufzufrischen. Und natürlich Macnair ein wenig eifersüchtig machen. Das schien soweit auch zu funktionieren, denn dieser kam eiligen Schrittes auf ihn zumarschiert. Ein wenig zu eiligen Schrittes für eine solche Festlichkeit, und der Ausdruck auf seinem Gesicht verhieß Besorgnis. "Lucius," er senkte die Stimme, warf Severus einen misstrauischen Seitenblick zu, und redete hastig weiter, "verzeih, aber du musst mich für kurze Zeit entschuldigen. Im Blood Legion Hauptquartier hat es einen Zwischenfall gegeben..." Nervös blickte er sich um, und neigte sich nach vorne, um Lucius zuzuraunen: "Missglückte Apparition. Es wär’ mir sehr recht, wenn du die Angelegenheit diskret behandeln könntest, du weißt ja, wie das ist...." Amüsiert zog Lucius die Mundwinkel hoch. "Natürlich, mein lieber Walden. Wir wollen doch auf keinen Fall, dass böse Gerüchte über die herausragenden Fähigkeiten der Blood Legion in Umlauf geraten könnten, oder nicht? Wann wirst du etwa zurück sein, damit ich dein Gefährt vorbereiten kann?" "Ich hoffe, es wird nicht allzu lange dauern, die Angelegenheit zu klären, eine halbe Stunde vielleicht? Oder rechne lieber mal mit einer ganzen, womöglich müssen die Eltern des Jungen benachrichtigt werden, dann der Papierkram..." Sein Gesicht hellte sich auf, als sei ihm soeben ein Gedanke gekommen. "Ich nehme Tod mit, dann kann er sich um alles kümmern. Ich gebe dir dann Bescheid, sobald ich Genaueres weiß, ist das in Ordnung?" "Natürlich, Walden. Du entschuldigst uns einen Moment, Severus?" Wenn das tatsächlich ein Apparitionsunfall war, dann wollte Lucius ein Mudblood sein, und auf einem fliegenden Teppich Quidditch spielen. Allerdings, solange der Ball noch lief, hatte er keine Möglichkeit die Sache weiterzuverfolgen. Er selbst, und Narcissa konnten nicht weg, Sicherheitsleute abzuziehen wollte er nicht riskieren, und die Ghost Riders hielt er nicht für fähig genug, Macnair unerkannt zu beschatten, sie konnten ja nicht einmal Apparieren. Wurde langsam Zeit, dass Draco endlich seinen Test bestand, anstatt mit albernen Flüchen herumzuexperimentieren. Er begleitete Macnair zum Eingang, wo Tod bereits auf seinen Vater wartete, in der Hand ein noch rauchendes Feuerschälchen. Offenbar hatte Macnair junior gerade Kontakt zum Hauptquartier aufgenommen, er wirkte mürrisch und äußerst angespannt. Mit einem Summoning Charm rief er Tod's Zauberstab von seinem Aufbewahrungsort herbei, und überreichte ihn dem jungen Mann. Macnair selbst hatte ja in seiner Eigenschaft als Grand Dragon seinen Stab behalten dürfen. Dann ließ er die Macnairs ihrer Wege ziehen. Er war wirklich gespannt, vielleicht gelang seinem alten Verbündeten tatsächlich ein Kunststück. Schlecht wäre es nicht, es würde ihm mehr Zeit geben, seine neuen Verbündeten aufzubauen. Severus Snape, und seine Trumpfkarte, die sich wie es schien, bald von selbst ausspielen würde. Früher als die Konkurrenz es je erwartet hätte. Und zugegeben, ihn selbst hatte es nicht minder überrascht. Vielleicht hatte seine Erziehung nach langen langen Jahren endlich etwas bewirkt, und es war nicht alles umsonst gewesen. * * * “Vertraust du mir?“ “Warum fragst du mich das?“ “Weil ich eine Antwort möchte! Weil ich jetzt und hier eine Antwort von dir hören möchte!“ “Also gut, ja, ich vertraue dir.“ “Gut. Dann möchte ich, dass du mir etwas versprichst, Harry. Ich möchte, dass du mir versprichst, dich nicht mehr in Gefahr zu bringen. Und im Gegenzug werde ich dir versprechen, dass du - und auch die anderen Hogwarts Schüler euren Beitrag dazu leisten werdet, diese Welt von Voldemort’s Tyrannei zu befreien. Und zwar dann, wenn Dumbledore wieder bei uns ist....“ Harry hatte ihm das Versprechen nicht gegeben. Nicht so, wie er es hatte hören wollen. Er hatte versprochen, auf sich acht zu geben, und er hatte versprochen, auch die anderen zu beschützen, aber das genügte nicht! Ganz im Gegenteil, es war der Beweis, dass Harry nicht auf die Warnungen hören würde! Er würde weiterkämpfen, zumindest das, was er als Kämpfen bezeichnete, ihre sinnlosen, verzweifelten Nacht-und-Nebel Aktionen, die auf lange Sicht mehr Leben kosteten, als sie jemals gerettet hatten. Und bald, schon bald würde der Preis vielleicht Harry’s Leben sein, und es gab nicht das Geringste, was er dagegen tun konnte! Verdammt, warum musste der Junge so ein Sturkopf sein? So uneinsichtig! Warum konnte er nicht einmal... “Möchtest du darüber reden?“ Rau und warm klang Remus‘ Stimme durch die Dunkelheit. Sein Freund war ein rettender Anker inmitten all der Verzweiflung, und doch fand er im Augenblick nicht die Kraft, sich daran hochzuziehen. Er war innerlich wie gelähmt, beinahe so, als hätten erneut die Dementoren Gewalt über ihn, um ihn zu zwingen, die furchtbarsten Momente seines Lebens wieder und immer wieder durchleben. Und der Abschied von Harry war einer dieser Momente gewesen. Nicht dann, als er ihn zum x-ten Mal eindringlichst vor den Gefahren seines Tun warnte, auch nicht dann, als er verzweifelt versuchte, ihm ein Versprechen abzuringen, welches Harry nicht geben konnte. Auch nicht dann, als er seinen Neffen zum letzten Mal in die Arme schloss, um ihm zu versichern, dass sie sich so bald wie möglich wiedersehen würden. Ja nicht einmal dann, als sie sich schließlich voneinander lösten, und Harry mit dem Centauren in der Dunkelheit des Waldes verschwand. Erst, als er die schlanke Gestalt des Jungen nicht mehr sehen konnte, erst als seine zitternden Hände am Waldboden nach dem Zweig suchten, der ihn zurückbringen würde, wurde ihm langsam und unmissverständlich klar, dass es ein Abschied für sehr lange Zeit sein würde. Und da war etwas in ihm, das aufschrie, ein verzweifelter Wunsch loszurennen, Harry einzuholen, und ihn nicht gehen zu lassen. Aber wie so oft in letzter Zeit hatte er den Verstand über das Gefühl triumphieren lassen. Es ging nicht, er musste sich auf seine Aufgaben konzentrieren, und er hatte in dieser Nacht noch etwas zu erledigen. Er wusste nicht, wie er dieses Gefühl der Leere und Einsamkeit mit Remus teilen sollte, und die düsteren Vorahnungen, die ihn befielen. Vielleicht wenn sie mehr Zeit gehabt hätten ja, dann hätte er versuchen können, die richtigen Worte zu finden, aber so.... “Es ist Zeit.“ Unvermittelt stand er auf, und trat durch die magische Öffnung aus ihrem geheimen Zuhause. Von außen sah es so aus, als wäre er soeben aus einem Baum getreten, welcher seine dürren blattlosen Zweige in den nächtlichen Winterhimmel streckte. Er blieb noch einen Augenblick stehen, denn er wusste, dass Remus ihm folgen würde. “Wir reden später, wenn ich zurück bin. “Er wandte sich nicht um, er hielt lediglich die Hand fest, die nach der seinen griff. Auch wenn er sich nicht an dem Anker hochziehen konnte, so konnte er ihn doch zumindest noch festhalten. Ein wenig noch... “Ja, später.“ Remus schlang die Arme um ihn, und lehnte sich an seinen Rücken. "Sag mir wenigstens, wie es Harry und den anderen geht," forderte er sanft, aber bestimmt. "Aus deinen Gedanken kannst du mich meinetwegen ausschließen, nicht aber aus dem Leben der Menschen, die mir ebensoviel bedeuten, wie dir." "Den Umständen entsprechend, geht es ihnen gut...noch!" Sirius' Stimme klang bitter. "Sie werden sich wieder in Gefahr begeben, und ich kann nichts tun, um es zu verhindern!" "Woher wissen sie nur soviel über die Dinge, die sich unter Voldemort's Herrschaft abspielen?" Nachdenklich blickte Remus in die Dunkelheit hinaus. "Ihre ganzen Aktionen, ihre Rettungsversuche - alles muss unglaublich sorgfältig geplant sein. Sie schlagen aus dem Nichts zu, und verschwinden wieder. Kein Mensch kann soviel Glück haben...." "Was willst du damit sagen?" Abrupt drehte Sirius sich um, und befreite sich aus der Umarmung seines Freundes. "Sie sind Kinder, die aufs Geratewohl losschlagen, sie...nein! das kannst du nicht meinen!" Entsetzt sah er Remus an. "Harry hat seine Lektion gelernt, er würde nie wieder den falschen Leuten vertrauen! Selbst er könnte nicht so leichtgläubig sein!" "Nein, natürlich nicht, es war dumm von mir so etwas zu denken," wehrte Remus ab. Zärtlich spielten seine Finger mit einer langen Haarsträhne, welche sich aus dem Lederband gelöst hatte. "Du hast Recht, Harry würde sich nicht mehr so leichtsinnig in Gefahr bringen. Er ist so naiv gewesen damals, und doch...so tapfer. Sich praktisch gegen die ganze Welt zu stellen...für den Menschen, den man liebt...." "...ist pure Dummheit!" unterbrach Sirius ihn hart. Längst hatte er begriffen, dass Remus nicht mehr wirklich über Harry sprach, sondern über ihre eigene Vergangenheit. Zwölf Jahre Azkaban standen noch immer zwischen ihnen, wie eine dunkle Mauer, ein Schatten, der sich nicht greifen, und auslöschen ließ. Remus hatte ihn damals im Stich gelassen, hatte nicht an seine Unschuld geglaubt, hatte zugelassen, dass man ihn wegen eines Mordes verurteilte, den er nie begangen hatte. Zwölf lange Jahre tobten Schmerz, Wut, Trauer und schiere Verzweiflung in seinem Herzen, und nichts konnte furchtbarer sein als der Gedanke, dass der Mensch, den er mehr als alles andere auf der Welt liebte, ihm eine solche Gräueltat zutraute, und nicht einen Versuch unternahm ihn zu retten. In Sirius' Phantasie hatte Remus das unzählige Male getan. Hatte als cleverer Detektiv geforscht, um bei der Verhandlung, die es nie gegeben hatte, aufzutauchen und auf spektakuläre Weise den Beweis für seine Unschuld zu liefern. Hatte ihn heimlich, in einer Nacht-und-Nebel Aktion, mit einem brillanten Masterplan aus dem Gefängnis geholt! Hatte ihnen allen getrotzt, dem Gesetz, dem Ministerium, den Aurori, den Death Eaters, um sich wie der tapfere Krieger aus alten Legenden den Weg zum Geliebten freizukämpfen, und mit ihm zu fliehen. Aber Remus hatte es nicht getan, und das war richtig so gewesen... Erst später, viel später hatte er begriffen, dass es sehr viel wichtigere Dinge gab, als zwei kleine Menschenwesen, und ihre Gefühlsbande. Die Liebe war es nicht wert, eine ganze Welt in Verdammnis zu stürzen. Nicht so, wie Harry es getan hatte! Remus hatte auf seine Vernunft, seinen Verstand gehört. Die Beweise waren erdrückend gewesen, noch nicht einmal Dumbledore hatte Pettigrew's falsches Spiel durchschaut. Wie hätte Remus es also tun sollen? Und nun, da die Wahrheit ans Licht gekommen war, bestand auch kein Anlass für Remus, sich in Schuldgefühle zu stürzen. Wenn jemand schuld war, dann er selbst, er hatte seinem Freund nichts von dem Wechsel des Secret Keepers erzählt. Er hatte das Vertrauen zuerst gebrochen! Remus drang nicht weiter vor, es hätte jetzt auch keinen Sinn gehabt. Eine solche Debatte begann man nicht, wenn man nur noch wenige Minuten Zeit hatte. Irgendwann später...falls es ein 'später' gab, würden sie in Ruhe über alles reden. Und falls nicht - sie wussten, was sie füreinander empfanden, und das musste genügen.... “Du weißt, was wir einander geschworen haben." Langsam löste Sirius seine Hand aus der seines Gefährten. "Wir müssen unsere Mission erfüllen, selbst wenn einem von uns etwas zustößt. Du weißt, dass ich gehen muss!“ Remus nickte wortlos, als Sirius einen Schritt zurücktrat, und sich für den Dissapparitionszauber bereitmachte. Eine weite Strecke lag vor ihm, und er konnte es nicht riskieren, am falschen Ort aufzutauchen, selbst ein Fehler von einigen Fuß konnte gefährlich sein. Der Friedhof war kein offenes Gelände, und auf offenem Gelände zu erscheinen, war ihm zu riskant. Er warf einen letzten Blick zu Remus, und schloss dann die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Wie immer bei einem solchen Zauber hatte er für einen winzigen Moment das Gefühl zu fallen, doch davon durfte man sich nicht ängstigen lassen. Das Wichtigste war, den Zielort möglichst genau im Gedächtnis aufzubauen, wie ein detailgetreues Modell. Die mächtigen Eichbäume, die verwitterten Grabsteine, die düstere Silhouette des Kirchturms gegen den schwarzen Horizont, ja bis hin zu einzelnen Zweigen, vertrocknetem Laub am Boden, und den Mustern auf den Steinen der Gräber. Er öffnete die Augen, und sah all dies vor sich. Direkt vor ihm befand sich der Eingang zur Familiengruft der Diggorys, das von Marmorsäulen getragene Monument ragte trutzig in den samtigen Nachthimmel auf. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum sie ausgerechnet diesen Ort als Treffpunkt gewählt hatte, es musste doch sehr schmerzhaft für sie sein. Vielleicht wollte sie sich daran erinnern! Wollte sich immer daran erinnern, was mit einem Jungen geschehen war, der gut, anständig, und tapfer gewesen war - und zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie war noch nicht hier, und er konnte ihre Essenz auch nirgendwo auf dem Friedhof wahrnehmen, selbst dann nicht, als er die Gestalt eines Tieres annahm. Sein Geist arbeitete weniger menschlich, weniger komplex in dieser Gestalt, doch seine Sinne waren geschärft. Er nahm ihren Geruch sogar noch von ihrem letzten Treffen wahr, doch jetzt war sie nicht hier, auch nicht in der Nähe des Friedhofs. Etwas konnte nicht in Ordnung sein, sie ließen einander niemals warten. Viel zu gefährlich. Ein Schatten huschte den Boden entlang, über ihm, lautlos, segelte eine Eule. Ihre Eule, er erkannte den Geruch sofort. Doch warum war sie so leichtsinnig, auf diese Weise eine Nachricht zu schicken? Sie verwendeten niemals Eulen, das Risiko war zu groß! Die Vögel konnten abgefangen, und kontrolliert werden, selbst wenn sie ordnungsgemäß das Dunkle Mal auf dem Flügel trugen. Nur die hochrangigen Death Eaters, und ihre Familien waren vor diesen Maßnahmen sicher. Und als Geliebte nahm man diesen Rang nicht ein. Die Eule zog einen weiteren suchenden Kreis durch den Nachthimmel. Sie wusste, dass er hier war, doch solange er keine menschliche Gestalt annahm, konnte sie ihn nicht finden. So würde sie immer weiter hier kreisen. Sie würde noch ungewollte Aufmerksamkeit erregen, wenn er die Nachricht nicht schleunigst entgegen nahm. Er verwandelte sich in einen Menschen zurück, und nur wenige Augenblicke später landete der Vogel auf seinem ausgestreckten Arm. Er trug tatsächlich eine Nachricht bei sich, und als er das Pergament entrollte, konnte er ihre zierliche, mädchenhafte Handschrift darauf erkennen. In einer dunklen Flüssigkeit, die ihm nicht nach Tinte aussah. Mit wachsendem Entsetzen begann er zu lesen. * * * "Mylord, darf ich Euch um diesen Tanz bitten?" Sie konnte förmlich spüren, wie die Leute unten im Saal, und oben auf den Galerien den Atem anhielten, auch wenn sie viel zu weit weg waren, um ihre Frage zu verstehen. Allein die Tatsache, dass sie hier vor dieser riesigen furchtbaren Gestalt stand, sie, ein blasses mageres kleines Mädchen in einem lächerlichen Kragenkleidchen, ein Mädchen, das den Regeln zufolge nicht einmal den Saum seiner Robe küssen durfte, musste für all diese braven Leute einen furchtbaren Schock bedeuten. Dieser Gedanke vor allem war es, der sie lächeln ließ. Nicht, dass sie keine Angst gehabt hätte. Der mächtigste Zauberer der Welt konnte sie mit einem Wimpernschlag in ein Häufchen Staub verwandeln. Anfangs war ihre Angst sogar so groß gewesen, dass sie am liebsten schreiend davongelaufen wäre, wenn sie sich damit nicht fürchterlich lächerlich gemacht hätte, aber... Aber da war noch etwas anderes, etwas, das sie nicht erklären konnte. Etwas Verborgenes, Geheimnisvolles. Ein bisschen wie in einer Vision, nur das es nichts mit Tieren zu tun hatte. Vielleicht mit Rosen. Und mit Musik. Aber das ergab alles keinen Sinn. Oder doch? Er wandte ihr das Gesicht zu, und sie machte sich innerlich bereit für den Moment, an dem sein glühender Blick auf den ihren treffen würde. Diese glühend roten Augen waren das Furchtbarste an ihm, der Gedanke allein ließ sie erzittern. In einem plötzlichen Anfall von Panik schlug sie die Wimpern nieder, was hatte sie sich nur dabei gedacht, so einfach zu ihm hinzugehen, und ihn anzusprechen? Wie war sie nur auf diesen albernen Gedanken gekommen? Seine Augen glühten nicht. Sie waren dunkel, dunkel und samtig wie der Nachthimmel, und für einen Moment glaubte sie, darin versinken zu müssen. Aber es war kein unangenehmes Gefühl, es hatte nichts mit Angst zu tun. Es war das Geheimnis, das sie schon lange suchte, das mit den Rosen, und der Musik. Natürlich konnte sie es immer noch nicht verstehen, aber jetzt wusste sie, sie hatte sich nicht geirrt. "Streck deine Hand aus." Die Lippen des uralten schlangengleichen Gesichtes hatten sich nicht bewegt, und dennoch hatte sie deutlich seine Stimme gehört. Sie gehorchte, und er legte etwas hinein, etwas, das sie nicht sehen konnte, da sich seine Hand noch über die ihre wölbte. Als sich ihre Hände berührten, durchfuhr sie etwas, wie ein Blitz, aber es war kein Blitz, es war ein Bild, das Bild einer Glasphiole mit einer dunklen Flüssigkeit.... 'Das Blut des Feindes.' Etwas in ihrem Innern formte die Worte, noch bevor sie deren Bedeutung verstand. Er zog seine Hand zurück, und sie sah, dass er ihr eine Rosenknospe gegeben hatte. Eine geschlossene Blüte, blauviolett mit silbrigen Rändern, glatt und kühl, und doch irgendwie zart. Es war keine echte Blume, sie war aus Porcellan, und fast automatisch suchten ihre Finger nach dem kleinen silbernen Schlüssel in der Seite. Sie drehte ihn herum, einmal, zweimal, solange bis es nicht mehr ging. Dancing bears, Painted wings, Things I almost remember, And a song someone sings Once upon a December. Die Musik war dieselbe, die sie heute schon einmal gehört hatte, doch jetzt waren Klänge und Worte dabei, ein richtiges Lied. Heute Vormittag war es nur mehr eine Melodie gewesen, eine einzelne, flüchtige Melodie. Heute Vormittag, in Mutter's Zimmer! Mit Mutter's Spieluhr, der Spieluhr die sie nicht anfassen durfte! Das war jetzt vorbei, sie hatte ihre eigene! Diese hier gehörte ihr allein, und niemand konnte sie ihr wegnehmen, am allerwenigsten Mutter, die sich so viel darauf einbildete, diese Blume zu besitzen. Glaubte, dass ihre die einzige war, und besser als alle anderen. Wie sie sich da getäuscht hatte! Someone holds me safe and warm. Horses prance through a silver storm. Figures dancing gracefully Across my memory.... Langsam, ganz langsam öffneten sich die Blütenblätter der Rose, und gaben den Blick auf ein tanzendes Paar in ihrem Inneren frei. Der Prinz und die Prinzessin. Und die Prinzessin trug keinen dieser kitschigen, fetten Samthaarreifen, ihre Haare waren in einem elegant geschlungenen Knoten hochgesteckt. Das Kleid hatte ein enganliegendes Decolleté mit tiefem Ausschnitt, ganz genauso, wie sie es hatte haben wollen, und der lange Rock war aus einem hauchzarten Stoff mit Spitze. Sie blickte an sich hinunter, und stellte fest, dass die Prinzessin gläserne Sandaletten mit hohen Absätzen trug, und nein - sie rutschte nicht darauf aus, als sie die ersten vorsichtigen Schritte tat. Sie bewegte sich, als würde sie schweben. Far away, long ago, Glowing dim as an ember, Things my heart Used to know, Once upon a December Vor der Prinzessin stand der Prinz. Das hieß, eigentlich hatte sich der mächtigste Zauberer der Welt von seinem Thron erhoben, aber er war nicht mehr der Dunkle Lord oder er war es doch, sie wusste es nicht. Sein Gesicht wurde glatt und jung und menschlich, die langen grauen Haare zogen sich in den Schädel zurück und wurden wieder dunkel, seine mächtige Gestalt schien zu schrumpfen, und gleichzeitig zu wachsen, oder waren es nur die Wellen seines Umhangs, die sich ebenmäßig um seinen glatten, jungen Körper legten? Er stand vor ihr, nun jeder Zoll ein Prinz, alterslos, und doch nicht viel älter als sie selbst, jung, und doch erfüllt von Weisheit, von Ewigkeit. Und der Prinz... Someone holds me safe and warm. Horses prance through a silver storm. Figures dancing gracefully Across my memory.... ....lächelte. Zuerst trat ein glänzender Schimmer in seine nachtdunklen Augen. Seine Mundwinkel, wie von Künstlerhand gemeißelt, in das ebenmäßige marmorblasse Gesicht, hoben sich sacht, seine schmalen Lippen schoben sich auseinander, und gaben den Blick auf zwei Reihen perlweißer Zähne frei. Seine zarten Nasenflügel bebten. Grübchen formten sich in seinen Wangen, und verliehen den gestochen harmonischen Zügen jenen Hauch Spontanität, Jungenhaftigkeit, und Lebendigkeit, die sie von einem geschaffenen Kunstwerk unterschieden. Far away, long ago, Glowing dim as an ember, Things my heart Used to know, Things it yearns to remember.... Die Prinzessin glaubte, in diesem Lächeln vergehen zu müssen. Wie eine Liebkosung streichelte es ihr Gesicht, wie eine sanfte Gewalt brachte es ihre Knie zum Zittern, leuchtete wie ein zartes, und doch so mächtiges Licht bis tief in ihr Herz hinein. Rosenblätter wirbelten um sie herum, als sie sich drehten, und immerfort drehten, und die Musik spielte leise, und doch mächtig in ihrem Herzen. Die Welt um sie herum verschwand, selbst der Ballsaal um sie herum, wurde kleiner und immer kleiner, als flögen sie gemeinsam hoch in den azurblauen Wolkenhimmel. And a song Someone sings Once upon a December "Erzähl' mir von den Dingen, die du siehst," sagte der Prinz. * * * "Hallo? Hallo! Hier...hier ist Pamela Krueger aus Greenwich. Wir, dein Vater und ich, vermissen dich, Thomas. Wir haben dich lieb, und wir werden nicht aufhören, nach dir zu suchen...." "Thomas Krueger?" überlegte Ron, "ach, natürlich, Thomas! Wir haben ihn im August aus diesen Minen befreit.... Hilfe, wie die Zeit vergeht." Er hob den Zauberstab, kennzeichnete die violette Kristallscheibe mit dem Namen Krueger, und sah sich suchend nach dem richtigen Stapel um, auf dem er sie ablegen konnte. In den letzten Stunden hatten sie fieberhaft gearbeitet. Hatten die Botschaften aus dem Radio in den Kristallen gespeichert, und während der Musik- und Nachrichtenpausen damit begonnen, die schon vorhandenen Scheiben nach Haus, Jahrgang und Alphabet zu sortieren. Jetzt nach dem Ende der Weihnachtssendung, war Hagrid losgezogen um weitere Scheiben zu besorgen, sie wollten keinesfalls riskieren, dass sie ihnen während der nächsten Sendung vielleicht ausgingen. Woher er die Scheiben bezog, hatte er nicht gesagt, nur dass es eine Weile dauern konnte, bis er wieder hier sein würde. Ron und Hermione machte das Warten nichts aus. Warten mussten sie ja ohnehin noch auf Harry, also konnten sie ebenso gut weiter sortieren. Heute Nacht wollten sie den ersten großen Schwung ins Versteck mitnehmen und ab morgen mit dem Verteilen beginnen. Es war das absolut schönste Weihnachtsgeschenk, das man sich vorstellen konnte. Genau genommen konnte Ron es immer noch nicht fassen. Seine Brüder als Moderatoren im Muggle Radio. Das war schlichtweg genial! Voldemort und seine Halsabschneider würden nicht im Traum daran denken, einen Muggle Radiosender abzuhören. Natürlich wusste er nichts Genaues darüber, doch er war überzeugt davon, dass die Zwillinge diese Position nicht nur für Weihnachtsgrüße nutzten. Sie bot so viele interessante Möglichkeiten... "Da wir gerade die Nachricht für Thomas gefunden haben, haben wir eigentlich schon eine für Ophelia?" unterbrach Hermione seinen Gedankengang. "Die Kleine war heute Nachmittag wirklich am Ende, hat sich weinend im Schlafsaal verkrochen, und wollte mit niemandem reden. Es würde sie sicher aufmuntern, wenn ihre Mutter sich gemeldet hätte." "Bis jetzt nicht!" Bedauernd schüttelte Ron den Kopf. "Aber wir haben ja noch längst nicht alle durch!" Er hob seinen Zauberstab, und berührte damit die nächste Scheibe: "Spinerabite!" "Hier spricht Helen, und ich möchte meiner Tochter ein frohes Weihnachtsfest wünschen. Auch wenn wir diese Weihnachten nicht mit dir verbringen können, so werden wir in Gedanken immer bei dir sein, mein Schatz...." Er zog die Stirn in Falten. Der würde schwierig werden, die Frau hatte weder einen Nachnamen, noch den Vornamen der Tochter genannt. Vielleicht würden sie die Nachricht im Versteck laut vorspielen müssen, um herauszufinden, an wen sie gerichtet.... Ein leises Klacken riss ihn aus seinen Gedanken. Die Kristallscheibe, die Hermione soeben anhören wollte, war ihr aus den Händen geglitten und zu Boden gefallen. Hastig hob sie sie auf, um sie dann mit zitternder Hand beiseite zu legen. "Sie ist...ist sie für dich?" fragte Ron vorsichtig. Er wollte Hermione nicht zu nahe treten. In der letzten Zeit war sie sehr bemüht gewesen, ihre Distanz zu wahren. Zwar behandelte sie ihn unverändert freundlich und freundschaftlich, aber sie redete fast nur noch über das, was man mit gutem Gewissen als 'geschäftliche Dinge' bezeichnen konnte. Das Versteck, Harry, die Zukunft, die Planung der Weihnachtsfeier... Schön, sie hatte ihm ein Geschenk gemacht. Und sie hatte sich dafür bedankt, dass er sie gerettet hatte. Das war immerhin etwas. Doch er wollte da auch nicht zu viel hineininterpretieren... Er dachte daran, wie sie vor einigen Monaten in dieser Hütte gesessen waren und sich beinahe geküsst hatten. Beinahe - ach wäre Harry doch nur einen winzigen Augenblick später hereingekommen. Und dann, unter dem Einfluss der Goldenen Note hatten sie sich richtig geküsst, doch das zählte nicht, sagte Hermione. Es war nicht real. Es war nur ein Zauber gewesen, nichts weiter. Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Wie sollte er es wissen, wenn sie ihm nichts sagte? Mädchen waren so kompliziert. Man brauchte gar nicht erst versuchen, sie zu verstehen. Nein, natürlich musste man es versuchen. Man hatte als Junge einfach nur keinen Erfolg damit. Hermione nickte, ohne ihn dabei anzusehen. Sie war tief bewegt, das verriet ihr Gesichtsausdruck, doch sie weinte nicht, und ihre Hände zitterten auch nicht mehr, als sie den Stapel weiter nach Alphabet ordnete. Sie war nie ein Mensch der offenen Emotionen gewesen, doch im letzten halben Jahr, war sie noch härter geworden, als sie es ohnehin schon war. Immer auf die Vernunft vertrauen. Sich niemals gehen lassen. Und keine Schwäche zeigen. Vielleicht musste man so werden, wenn man stellvertretende Anführerin war. Und das mit dem 'stellvertretend' war auch so eine Sache. Harry hatte sehr deutlich gesagt, wer seine Nachfolge antreten sollte, für den Fall, dass er tatsächlich als Anführer zurücktrat. Hermione hatte es entweder nicht gehört, oder sich bewusst dafür entschieden, es nicht zu hören. Vielleicht auch beides. Er schrieb ihren Namen auf die Scheibe und reichte sie ihr. "Ich schätze, es war richtig von deiner Mom keine Namen zu nennen. Bei den Neuen wird sich wohl keiner wundern, selbst wenn es jemand abhört, aber wir sind wahrscheinlich zu bekannt..." "Ron, hör mir bitte zu," unterbrach sie ihn leise. "Ich hab mir lange überlegt, ob ich dir das sage, oder wie ich überhaupt erst damit anfange...." Also wollte sie ihm doch etwas sagen. Ob das gut, oder schlecht war, wusste er nicht, aber zumindest wollte sie mit ihm reden, und nicht immer nur ausweichen. Und das war doch ein gutes Zeichen, oder etwa nicht? Nein, nicht zuviel reininterpretieren. Bloß nicht zuviel reininterpretieren. "Ich bin ganz Ohr." Er versuchte es mit einem Lächeln, welches gründlich misslang. "Was ich meine ist, wir müssen einen klaren Kopf behalten. Wir müssen uns auf unsere Aufgaben konzentrieren, und darum müssen wir einen klaren Kopf behalten. Das ist alles, was ich sagen will!" Jetzt endlich hob sie das Kinn, und sah ihn mit festem Blick an. "Verstehst du, was ich damit sagen will, Ron?" "Es ist also wahr," gab er zur Antwort, und mit einem Mal konnte er spüren, wie all seine Verlegenheit und Nervosität von ihm abfiel wie alter Wundschorf, der nicht mehr gebraucht wurde. "Du empfindest etwas für mich." Es war eine Feststellung, keine Frage, und sie hatte nicht damit gerechnet, dass er es so offen aussprechen würde. Verdammt, sie hatte ja nicht einmal damit gerechnet, dass er es überhaupt bemerkte! Sie hatte bestimmt nichts getan, um sich zu verraten! Sie hatte ihn behandelt, wie immer, gerade in den letzten Wochen hatte sie ganz besonders darauf geachtet, ihn zu behandeln, wie immer, damit er ja bloß keinen Verdacht schöpfte. In Gedanken ging sie durch, wie sie ihn in den letzten Wochen behandelt hatte, und überlegte, was sie dabei falsch gemacht hatte. Hatte sie ihn irgendwie ermutigt? Diese Grübelei war sinnlos. Sie blickte auf die Scheibe hinunter, und dachte an zu Hause. Ihre Eltern wussten zumindest, dass sie noch lebte, und das war ein Trost. Die Eltern der geretteten Kinder wussten überhaupt nichts. Und es wäre auch viel zu gefährlich, sie in etwas einzuweihen. Höchstwahrscheinlich hatten sie noch nie etwas mit Magie zu tun gehabt, und würden es nicht verstehen. Ron würde es auch nicht verstehen. Diese andere Sache. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie jetzt keine Beziehung brauchen konnte? Im Moment gab es so vieles, um das sie sich kümmern musste. Und falls Harry wirklich... Nein, das würde er ihr niemals antun. Sie konnte es ohne ihn nicht schaffen, und das wusste er. Hoffentlich! Ihr wurde bewusst, dass Ron sie fragend anblickte, er wartete immer noch auf eine Antwort von ihr. 'Es ist nicht wichtig', wollte sie abwehren, 'es geht nicht um deine Gefühle, oder um meine!' Aber die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen, der Ausdruck seiner Augen ließ sie verstummen, noch bevor sie zu Sprechen begonnen hatte. "Hermione," sagte Ron leise, "es geht mir überhaupt nicht darum, wie es jetzt mit uns weitergehen soll. Ich weiß, du hast viel um die Ohren, und ich will dir ganz bestimmt nicht im Weg sein. Ich will einfach nur eine ehrliche Antwort, das ist alles!" "Die hast du doch schon." Ihre Stimme klang traurig, und sehr erschöpft. "Ich hab' es genauso gemeint, wie ich es schon angedeutet habe. Du bedeutest mir viel, sehr viel, und es ist nicht das, was ich für Harry, oder meine Eltern empfinde. Ich weiß nicht, ob ich so vermessen sein sollte, von Liebe zu sprechen, denn Liebe ist etwas, das sich nur schwer definieren, oder überhaupt in Worte fassen lässt. Aber eines weiß ich ganz sicher, am liebsten würd' ich die Welt um mich herum einfach vergessen, und nur in deine Arme sinken. Und genau das ist es, was ich nicht tun kann!" "Und warum könntest du es nicht tun?" fragte Ron zurück. "Nur weil du zulassen würdest, dass ich dich festhalte, heißt das doch noch lange nicht, dass du etwas von deiner eigenen Stärke aufgibst. Im Gegenteil, wenn man sich gegenseitig festhält, kann man einander sehr viel Kraft geben." Verlegen senkte er den Blick. "Ich bin ganz bestimmt kein Experte was Beziehungen angeht. Um ehrlich zu sein, hab' ich keine Ahnung davon, aber das ist es, was ich mir unter einer Beziehung vorstelle. Sich gegenseitig festhalten, und einander Kraft geben. So hab' ich es bei meinen Eltern kennen gelernt." "Ich weiß." Ron's Eltern tauchten vor Hermione's innerem Auge auf, sie dachte an die wunderbaren Zeiten zurück, die sie im Burrow verbracht hatte. "Und ich stimme dir zu. Aber Liebe kann auch etwas sehr Zerstörerisches sein, etwas das den Verstand verblendet, und einem das Herz aus dem Leib reißt. Das dürfen wir nicht vergessen!" Ron runzelte die Stirn. "Ja, wenn man es nicht ehrlich meint, wenn man den anderen für seine Zwecke benutzt, und dann fallen lässt." Sein Blick verfinsterte sich, doch nur für einen Moment. "Das mit Harry war eine furchtbare Sache, und ich kann verstehen, dass dir das Angst macht. Ich war genauso geschockt, glaub mir! Aber wenn man sich für den Rest seines Lebens so ein Schreckenszenario vorstellt, macht man sich nur selbst verrückt! Ich mein es ehrlich mit dir, Hermione! Und ich würd' mein Bestes geben, um dich glücklich zu machen. Das versprech' ich dir!" Er griff nach ihrer Hand, und diesmal zog sie sie nicht zurück. Sie war so gerührt, dass sie spüren konnte, wie ihr die Tränen hochstiegen. Es lag soviel Ehrlichkeit in seinen Augen, seiner Stimme, in seinem ganzen Wesen, und in jedem einzelnen Wort. Ron war immer sehr offen gewesen, doch diese Reife war etwas, das sie nicht an ihm kannte. Nein, das stimmte nicht, gerade im letzten halben Jahr hatte sich gezeigt, dass er sehr erwachsen sein konnte, wenn es nötig war. Ohne dabei seine Jungenhaftigkeit und seinen Optimismus zu verlieren. "Selbst wenn man es ehrlich meint, ist es schwierig." Nachdenklich streichelte sie seinen Handrücken. "Oft tut man sich ja nicht gegenseitig weh, weil man es will, sondern ganz unabsichtlich. Aber darum geht es mir jetzt nicht, ich mach' mir einfach nur Sorgen, ob ich eine feste Beziehung überhaupt mit meinen Aufgaben unter einen Hut bringen könnte. Selbst wenn ich mit jemandem zusammen wäre, so könnte er doch immer nur an zweiter Stelle stehen. Solange, bis der Krieg zu Ende, und unsere Welt frei ist!" "Ganz ehrlich, ich hätte nichts anderes von dir erwartet." Ein Lächeln breitete sich auf Ron's Gesicht aus, es war spitzbübisch, und zugleich auf eine Art stolz. "Du bist das Verantwortungsbewusstsein in Person. Harry hatte vollkommen Recht, als er heute Nachmittag angedeutet hat, du könntest unsere Anführerin sein. Ich meine, ich bin sicher, dass sich alles wieder einrenken, und Harry Anführer bleiben wird, aber es ist doch gut zu wissen, dass wir noch jemanden haben. Und das sag' ich jetzt nicht, um dir zu schmeicheln!" "Ron, hör auf!" wehrte sie heftig ab, doch sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es war tröstend, dass er an sie glaubte, wo sie selbst sich doch immer in Frage stellte. "Es ist gar nicht nötig, sich über solche Sachen Gedanken zu machen!" "Natürlich nicht, es wird alles wieder in Ordnung kommen." Er drückte ihre Hand, und sie rückte plötzlich neben ihn. "Hör zu, Ron, wir müssen einen klaren Kopf behalten, und uns auf unsere Aufgaben konzentrieren." Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter, und schloss die Augen. "Was ich meine ist... ich meine, es ist nur für heute Abend! Verstehst du? Nur für heute..." Sie brach mitten im Satz ab, als sie sich plötzlich nach vorne neigte, und ihm einen zarten Kuss auf die Lippen drückte. Sanft erwiderte er die Berührung, bis sie sich von ihm löste, um wieder ihren gemütlichen Platz an seiner Schulter einzunehmen. "Halt mich noch bisschen fest, okay?" murmelte sie leise. "Ich weiß, Mi." Zärtlich umfassten seine Finger eine ihrer langen hellbraunen Locken. "Es ist nur für heute Abend...." * * * Die zweite Stunde nach Mitternacht hatte gerade begonnen, zumindest war es das, was ihr die Sterne verrieten. Einen Mond gab es nicht, er würde erst ab morgen wieder leuchten. Als dünne Sichel im nachtschwarzen Firmament. And a song Someone sings Once upon a December Drinnen im Ballsaal verklangen die letzten Töne eines Liedes. Des Liedes. Sie hatte es nicht mehr ertragen können, und war auf die Galerie hoch, und dann nach draußen auf den Balkon gelaufen. Es wäre ein Fehler gewesen, ein Fehler, den sie sich nicht hätte erlauben können, hätte sie ihn nicht im allerletzten Moment in ein taktisches Maneuver verwandelt. Fast automatisch griff sie nach ihrem Fläschchen, als ihr einfiel, dass sie es gar nicht dabeihatte. Sie hätte es auch niemals durch die Sicherheitsbarrieren gebracht. Sie wandte sich der geöffneten Glastür zu, blickte jedoch nicht in den Saal zurück, sondern auf ihr eigenes Spiegelbild. Von der kleinen Begegnung mit Tod war nichts mehr zu sehen, sie hatte Kleidung und Haare geordnet, und frisches Make-up aufgelegt. Selbst der Riss in ihrem Kimonokleidchen hatte sich mittels eines Zaubers ausbessern lassen, Herbert war ihr dabei behilflich gewesen. Armer kleiner Herbert. Wahrscheinlich lag er noch immer irgendwo auf einer Couch und schlief seinen Rausch aus. Aber das war jetzt bedeutungslos. Sie war wieder zum Ball zurückgekehrt, hatte getanzt, gelacht, und geflirtet, das übliche Repertoire. Die letzte Stunde hatte sie sich dabei vornehmlich auf eine Person konzentriert. Falls sie Glück hatte, und alles nach Plan lief, würde heute Nacht noch ein weiterer Wappenring seinen Besitzer wechseln. Oder vielleicht sogar zwei. Aber auch das war bedeutungslos. Alles hatte sich geändert. Oder würde sich ändern. Wenn die dritte Stunde nach Mitternacht vollendet war. Drei. Die magische Zahl. Hieß es nicht immer, die Japaner hätten drei Gesichter? Oder war das lediglich ein Cliché, und traf in Wirklichkeit auf jeden Menschen zu, ganz egal, welcher Nationalität er angehören mochte? Hatten sie nicht alle ihre dunklen Geheimnisse? War dies nicht eine Welt voller Lug und Trug und schönem Schein? "Ich hab' uns etwas zu trinken geholt." Draco Malfoy betrat den Balkon, ausnahmsweise mal ohne spöttisches Lächeln auf den Lippen. Es hatte sie einige Arbeit gekostet, ihn Neca Doloheva zu entreißen, und mit Sicherheit würde es jetzt ein paar Frauen mehr auf dieser Welt geben, die sie für eine gerissene Schlampe hielten. Shiranai, neh? Sollten sie glauben, was sie wollten, und an ihrer Welt der Lügen und Intrigen ersticken. Sie beherrschte das Spiel besser als sie. Mit einem Lächeln nahm sie das Weinglas entgegen, und prostete ihm zu. Ihr Verheißungslächeln, das bei dem sie nur die Mundwinkel hochzog, und dem Gegenüber ganz tief in die Augen schaute. "Frohe Weihnachten, Draco." "Frohe Weihnachten, Cho." Er nahm einen Schluck, und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. "Und?" fragte er zynisch, "wie oft im Jahr denkst du für gewöhnlich an Cedric Diggory?" "Etwa genauso oft, wie du an Pansy Parkinson." Glaubte er wirklich, er könne sie provozieren? Was für ein alberner Gedanke! Sie brach in ein glockenhelles Lachen aus, und war nicht überrascht, als er einen Moment später mit einstimmte. "Diese Welt ist das reinste Narrenhaus," bemerkte er trocken, und begann wieder zu lachen. "Und dieser Ball ist die Station für hoffnungslose Fälle!" Sie kicherte so heftig, dass sie sich auf seinen Arm stützen musste. "Lass uns woanders hingehen," flüsterte sie ihm verheißungsvoll ins Ohr, "irgendwohin, wo wir allein sind, und unsere Ruhe vor dem ganzen Irrsinn haben..." "Wie du wünscht!" Er legte einen Arm um ihre Taille, zog mit der anderen Hand seinen Zauberstab hervor, und nur einen Augenblick später schwebten sie vom Balkon in den Park hinunter. Ihre Ärmel bauschten sich, als wären es Flügel, prächtige Schmetterlingsflügel, einen Moment lang dachte sie an ihre kindischen Kleinmädchenphantasien vom Fliegen zurück, und an eine andere Cho, die voller Leidenschaft Quidditch gespielt hatte, und den Wolken hinterher gejagt war. Diese Cho gab es schon längst nicht mehr. Alles im Leben, was beständig schien, war flüchtig wie ein Wimpernschlag. "Fang mich!" Kaum hatten ihre Füße den Boden berührt, schmiegte sie sich ein letztes Mal an ihn, und entwand sich dann aus seinen Armen. "So fang mich doch!" kicherte sie hinter einem Rosenbusch hervor, und lugte spitzbübisch um die Ecke. Er rannte um die kleine Anpflanzung herum, um ihr den Weg abzuschneiden, als sie auf der anderen Seite vorsichtig aus dem Gebüsch geschlichen kam. Atemlos blieben sie stehen und blickten zum hell erleuchteten Festsaal zurück. Drinnen hatte die Musik wieder zu spielen begonnen, ein leises romantisches Lied, aber es drangen immer nur einzelne Bruchstücke zu ihnen herüber. Die dichten Rosenbüsche schienen die Geräuschkulisse förmlich zu ersticken. Cho hielt sich die Seite, und atmete schwer, als ob der kurze Sprint sie ungeheuer angestrengt hätte. Natürlich war dem nicht so, sie hatte den ganzen Abend getanzt, ohne müde zu werden, aber es lieferte ihr eine perfekte Entschuldigung, um sich ein wenig auf ihn zu stützen. Um ehrlich zu sein, wusste sie nicht, woran sie mit ihm war. Natürlich fühlte er sich von ihr angezogen, er flirtete mit ihr, und hatte auch ihr eindeutig scheinendes Angebot sofort angenommen, genau wie alle anderen Männer vor ihm. Soweit lief alles nach Plan, und sie hätte eigentlich zufrieden sein müssen. Aber dennoch, er hatte diese gewisse Kühle in seiner Art, die sie stutzig machte, diese gewisse Ironie in seinen Worten und Taten. So als spiele er die Rolle des Liebhabers in einem Stück, und nichts davon wäre Wirklichkeit. Er war nicht von Leidenschaft besessen, nicht von Faszination mit Blindheit geschlagen. In seinen Augen lag Interesse, aber keine Gier. Es waren nicht die Augen eines Tieres auf Beutejagd. So, als stünde er überhaupt nicht unter ihrem Zauber. Aber wenn nicht, warum wäre er dann hier? Ihre Hand streichelte über seine Brust, und umfasste sein Rangabzeichen. Sie würde irgendwas darüber sagen, was für ein toller Captain er sei, das wirkte bei allen Männern. Oder vielleicht brauchte er nur noch ein paar kleine Berührungen an den richtigen Stellen, um sein Feuer in Gang zu setzen. Sie lächelte, diesmal war es ihr verschmitztes Kleinmädchenlächeln, das ihre schimmernd weißen Zähne zeigte. Den Kopf hielt sie leicht zur Seite geneigt, damit das Licht des Ballsaals sich richtig in ihren Augen spiegelte, und sie zum Leuchten und Glänzen brachte. Sie wusste, dass sie unwiderstehlich aussah, selbst ohne den Zauber hätte sie in dieser Pose jedes Männerherz zum Schmelzen gebracht. Aber nicht seins. Er betrachtete sie mit abschätzendem Blick, wie ein mäßig interessantes Kunstobjekt. "Hast du heute noch etwas Besonderes vor? Ich meine, abgesehen von mir?" "Später." Sie winkte ab, und legte in einer einzigen fließenden Bewegung die Arme um seinen Hals. "Es bleibt noch genug Zeit für uns." Vielleicht schien es endlich zu wirken. Seine Hände fuhren durch ihr Haar, spielten mit einer kleinen Spange in Form eines Schmetterlings, und mit den beiden Stäbchen, welche die schwarze Flut zusammenhielten. Betont genießerisch schloss sie die Augen, und ihr Gesicht näherte sich langsam dem seinen. Auch wenn seine Berührungen noch immer merkwürdig kühl und leidenschaftslos wirkten, zumindest war es ein Anfang. Seine Hände umfassten die Seiten ihres zarten Kopfes, sie konnte sich nicht mehr weiter nach vorne neigen, um ihn zu küssen. Überrascht schlug sie die Augen auf, und fragte: "Was ist los, Draco?" Ihre Stimme klang sanft und verführerisch, als sei er lediglich im Begriff, ein neues, unbekanntes Spiel auszuprobieren. "Willst du keinen Kuss? Willst du lieber etwas anderes?" Ihre Hand tastete sich an seinem Körper entlang, doch er reagierte nicht darauf, nicht im Mindesten. Er sah sie nur an, und mit einem Mal fiel ihr die Kälte auf, die in seine Augen getreten war. Erschrocken wollte sie einen Schritt zurücktreten, doch er hielt sie immer noch fest. Seine Hände umklammerten ihren Kopf wie ein Schraubstock. "Etwas ganz anderes, um genau zu sein," hauchte er und lächelte böse. "Im Gegensatz zu dir hab' ich nämlich vor, noch etwas länger zu leben, liebste Cho. Oder sollte ich besser sagen: Diamond Wing?" * * * "Cho soll Diamond Wing sein?" fragte Tod ein weiteres Mal, in seine Augen war das pure Entsetzen getreten. "Sie soll uns das alles angetan haben? Vater, du weißt nicht, was du redest!" Macnair hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben. Nicht nur, dass Tod dumm genug gewesen war, auf Cho's Doppelspiel hereinzufallen, jetzt fing er auch noch damit an, seinem Vater zu widersprechen. Was bildete sich dieser Trottel überhaupt ein? Aber er konnte sich ruhig bei der eigenen Nase fassen. Die ganze Zeit war die Verräterin praktisch vor derselben gewesen, und er hatte nichts bemerkt. Dabei war es doch so offensichtlich! Wie blind konnte man eigentlich sein? "Lord Macnair?" Steve Pinch's bellende Stimme meldete sich aus der Feuerschale, die er vor sich am Boden abgestellt hatte. Genau hinter einem Baumstumpf natürlich, damit niemand den Lichtschein sehen konnte. "Was gibt's, Pinch?" "Wir haben den gesamten Friedhof aus der Luft magisch überprüft, Sir, und keine Anzeichen menschlichen Lebens gefunden. Dort sind nur Tiere: Ratten, Eichhörnchen, und ein streunender Hund." Er runzelte die Stirn, und warf einen Blick auf die Karte des Friedhofs, die seine Männer aus der Luft für ihn angefertigt hatten. Offensichtlich hielt sich der Feind noch bedeckt, aber sie mussten wachsam bleiben. "Gut, Pinch, bleiben Sie in Position. Wir halten den Friedhof weiterhin unter Beobachtung, aber bleiben Sie auf Abstand. Auf keinen Fall soll jemand in der Nähe landen, oder gar den Friedhof betreten. Warten Sie weitere Befehle ab!" "Aye, Sir!" bellte Pinch, und seine Stimme verklang. Macnair warf eine frische Prise Pulver in die Schale und nahm Kontakt zum nächsten Untertrupp auf. "Seid ihr noch an der Eule dran?" "Ja, Sir, sie hat ihren Flugkurs nicht geändert, hält immer noch auf den Friedhof zu. Sollen wir sie jetzt abschießen?" "Bloß nicht!" fuhr Macnair seinen Untergebenen an. "Behaltet sie weiter im Auge, und rührt euch sofort, falls euch was auffällt!" "Aye, Sir!" "Und nun zu dir, Junge!" Mit einem Wink seines Zauberstabes ließ Macnair das Feuer in sich zusammensinken, ohne es jedoch vollkommen zu ersticken. "Ich erwarte, dass du in einen anderen Tonfall mit deinem Vater sprichst!" "Warum sollte sie so was tun?" Tod's Stimme zitterte. "Es muss alles ein Irrtum sein!" "Nein, das ist es nicht!" Macnair senkte die Stimme, als er feststellte, dass er ziemlich laut gesprochen hatte. "Cho Chang ist die Verräterin, die uns Potter auf den Hals gehetzt hat, daran besteht jetzt kein Zweifel mehr!" Als Tod den Kopf schüttelte, begann er systematisch aufzuzählen. "Sie wusste von den Minen, nicht war? Wo wir die kleinen Mudbloods zum Arbeiten hielten. Kannte sie auch die geheimen Passwörter für die Eingänge?" "Gesagt hab ich sie ihr nicht..." Tod überlegte angestrengt. "Aber ich hatte sie mir aufgeschrieben, also war es wohl nicht schwer für sie an sie ranzukommen..." "Die Razzia in Diagon Alley," fuhr Macnair fort, "wusste sie davon?" Tod ließ die Schultern hängen. "Sie lag neben mir im Bett, als Pettigrew den Befehl dazu gab. Aber sie hat geschlafen!" fügte er fast hilflos hinzu. "Die Hütte bei Lucius, wo wir die Tochter von diesem Wood gefangen hielten?" "Verdammt, ja!" Tod schlug mit der Faust gegen den Baumstumpf. "Wir hatten einen Streit, wir..." er brach ab, und hielt seine blutende Hand fest. “Ich versteh's nicht, Vater, sie hat doch alles gehabt, was sie wollte. Sie..." "Hat dich nie geliebt," setzte Macnair den Satz mit grimmiger Stimme fort. "Du warst für sie nur Mittel zum Zweck, genau, wie all die anderen Männer. Diese hinterlistige Schlange ist eine Spionin der Phoenix Order, mit dem einzigen Ziel, uns zu schaden. Ich wäre selbst nicht darauf gekommen, aber als sie heute Nacht diesen Wachmann ausschaltete, um heimlich eine Eule abzuschicken, fiel es mir wie Schuppen von..." Tod sprang auf. "Ich will zurück!" schrie er. "Ich will, dass wir sofort zurück zum Ball gehen, und diese Schlampe festnehmen! Sie soll dafür büßen, dass sie..." "Ruhig, Junge, du verrätst uns noch!" Unsanft stieß Macnair seinen Sohn wieder zu Boden. "Ganz ruhig jetzt, sie wird büßen, aber nicht heute Nacht. Auf Lucius' Ball kann ich sie nicht festnehmen, ohne dass er sich einmischt, und er soll nicht die Lorbeeren ernten, die mir zustehen!" Er legte eine Hand auf Tod's Schulter. "Wir fangen uns die Kleine ein anderes Mal, wenn die Gelegenheit günstiger ist. Sie weiß ja nicht, dass wir Bescheid wissen, und wird nicht auf der Hut sein! Keine Sorge, Tod, die geht uns nicht durchs Netz!" Ein hinterhältiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Und denk dran, wenn sie erst in unserer Gewalt ist, kannst du dich an ihr rächen, so lange und so ausgiebig, wie du möchtest, aber nur..." er hob einen Finger, "wenn du dich jetzt beruhigst, und nicht alles vermasselst!" "Okay." Tod atmete tief durch, und Macnair wandte sich wieder dem Feuer zu, welches soeben aufflackerte. "Was gibt’s?" "Die Eule hat den Friedhof erreicht, Sir. Sie kreist jetzt darüber, aber sie landet nicht. Wenn Sie durchs Fernglas nach Westen blicken, dann müssten Sie sie sehen." Tatsächlich. Etwas huschte über dem Friedhof in der Luft herum, der Vogel schien dort oben auf etwas, oder jemanden zu warten. "Es kann jetzt nicht mehr lange dauern," murmelte Macnair leise und ballte die Hände zu Fäusten. "Du-weißt-schon-wer, und seine Spießgesellen müssen jeden Moment hier auftauchen, um die Nachricht in Empfang zu nehmen. Pinch - sind Besen im Anflug?" "Negativ, Sir. Weit und breit, kein menschliches Wesen, außer uns natürlich!" Das war seltsam. Wie wollte Potter hierher kommen, wenn nicht per Besen? Apparieren konnte er nicht, jedenfalls hatte er diese Kraft noch niemals eingesetzt. Gab es vielleicht so eine Art Tunnelsystem unter dem Friedhof? Das hätten sie noch überprüfen sollen, aber es wäre ohnehin keine Zeit dafür gewesen. Egal. "Wir behalten die Eule im Auge," entschied Macnair, "Und sobald jemand die Nachricht in Empfang nimmt, geben Sie mir Bescheid und legen einen Disapparitionsbann auf den gesamten Friedhof. Und dann schlagen wir zu, Semi-Globe Maneuver, sobald ich den Befehl dazu gebe - wiederhole, warten Sie auf meinen Befehl!" Hastig entrollte er die Karte des Friedhofs, um sich noch mal das Gelände anzusehen. Beim Semi-Globe Maneuver Apparierte man in einer Art Halbkugelform um den Gegner herum, der Großteil der Leute bildete einen Kreis, während einige den Luftraum darüber absicherten. Es war ein äußerst aufwendiges Maneuver, da jeder Beteiligte seine Position genau kennen musste, um nicht einem anderen in die Quere zu kommen. Aber es war auch äußerst wirkungsvoll. "Bist du bereit, Tod?" wandte Macnair sich an seinen Sohn. Der junge Mann konnte gerade noch nicken, als auch schon Pinch's Stimme erklang: "Er ist da, Sir, eine Person ist soeben auf dem Friedhof aufgetaucht, Disapparitionsbann läuft schon." "Angriff in zehn Sekunden!" Macnair und Tod sprangen auf, und konzentrierten sich für den Apparitionszauber. "Fünf-vier-drei-zwei-eins- jetzt!" Es klappte perfekt! Bevor der Rebell wusste, wie ihm geschah, hatten sie schon seinen Zauberstab beiseite geschleudert. Fesseln schlangen sich um seinen ganzen Körper, ein Knebel stopfte ihm den Mund, taumelnd verlor er das Gleichgewicht, und wäre beinahe zu Boden gegangen. Doch er hielt sich auf den Beinen, tapfer und trotzig zugleich starrte er seine Feinde an. “Dies ist ein großer Tag für alle Getreuen des Dunklen Lords!“ Begleitet von seiner Truppe trat Macnair aus dem Dunkel, um den Gefangenen in Augenschein zu nehmen. Trotz seiner aussichtslosen Situation schien der Stolz des Mannes ungebrochen, er hielt die Augen weiterhin auf Macnair gerichtet, und machte eine Kopfbewegung, als wolle er ausspucken. Da er geknebelt war, ging es natürlich nicht, doch die Geste war Macnair Frechheit genug. Mit einem Fußtritt beförderte er seinen Feind zu Boden. Zu seiner Enttäuschung war es nicht Potter, doch nichtsdestotrotz hatte er ein hochrangiges Mitglied der Phoenix Order in seine Gewalt bekommen. Und einen alten Bekannten zugleich, den der Gefangene, der sich in einem verzweifelten Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, am Boden wand, war kein Geringerer als Sirius Black. Dann geschah alles ganz schnell. Black schrumpfte, Fell spross aus seiner Haut, er zerrte und biss an seinen Fesseln. Als Macnair den Zauberstab hob, durchzuckte ein heftiger Schmerz sein Bein, das Vieh hatte ihn gebissen. Er trat ein weiteres Mal zu, und brannte dem Hund einen Stunning Spell auf den Pelz. Einige seiner Männer schienen wohl auf den gleichen Gedanken gekommen zu sein, denn als das Tier jaulend zusammenbrach, hatte es nicht weniger, als fünf oder sechs Stunners abbekommen. Vor ihnen verwandelte sich der Hund wieder in die menschliche Gestalt von Sirius Black, welcher reglos und seltsam verkrümmt auf dem Waldboden lag. * * * Sie stand auf der prächtigen Marmortreppe vor ihrem Haus, und blickte dem letzten Schlitten hinterher. Jedenfalls hoffte sie, dass es der letzte war, denn sie glaubte nicht, dass sie sich noch einen Moment länger auf den Beinen halten konnte. Mochte das Fest auch ein noch so großer Erfolg gewesen sein, jetzt war sie einfach nur froh, dass es vorüber war. Müde ging sie die Stufen hinauf, betrat die Eingangshalle, und kickte als erstes die hochhackigen Schuhe in die nächste Ecke. Der glatte Boden war angenehm kühl unter ihren bloßen Füßen, aber es trug nicht viel dazu bei, die Erschöpfung erträglicher zu machen. Wenigstens war das Aufräumen etwas, das man getrost den Hauselfen überlassen konnte, bei einer solchen Arbeit konnten selbst die kleinen Plagegeister nichts falsch machen. Alle Gäste waren begeistert gewesen. Der Dunkle Lord selbst hatte ihnen seinen Dank ausgesprochen, bevor er das Fest verlassen hatte, und Marie war vor Neid beinahe die Wände hochgegangen. Sie lächelte leise vor sich hin, von dieser Erinnerung würde sie noch lange zehren können. Wo war der Rest der Familie? Die Kinder hatte sie in den letzten beiden Stunden gar nicht mehr gesehen, vermutlich waren sie schon zu Bett gegangen. Sie hörte Schritte über sich, und konnte ihren Mann oben auf der Galerie sehen. Lucius trug Lucy auf den Armen, wie es schien, war das Mädchen in irgendeiner Ecke eingeschlafen. Kein Wunder, sie war es auch nicht gewohnt, so lange aufzubleiben. Sie sah den beiden nach, bis sie im Gang verschwunden waren. Dieser verzückte Gesichtsausdruck, mit dem Lucius die Kleine betrachtete - das war etwas, das man nur äußerst selten an ihm sah, und auch nur dann, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Alle Väter waren vernarrt in ihre Töchter, falls sie nicht gerade solch hirnkranke Sadisten waren, wie ihr eigener. Und Lucy, die im Schlaf so friedlich aussah, einen Arm um den Hals ihres Vaters geschlungen, während der andere lose herabbaumelte. Ihre Hand umklammerte etwas, es sah aus, wie eine Rosenblüte. War sie draußen im Garten gewesen? Vielleicht hatte auch einer der Jungen ihr die Blume geschenkt. Sie lehnte sich an den Türrahmen, und schloss für einen Moment die Augen. Ein wenig noch, wollte sie den Abend Revue passieren lassen, bevor sie sich in ihr Schlafzimmer zurückzog. Draco hatte sich wieder einmal gut mit Neca unterhalten, eigentlich keine schlechte Partie, falls sie ihren Einfluss aufs Ausland ausdehnen wollten. Wobei die Delacour Mädchen auch nicht zu verachten waren. Severus' Anwesenheit hatte sie ein wenig gestört, auch wenn sie es ihrem Mann gegenüber nie zugeben würde. In Lucius' Bündnispolitik mischte sie sich nicht ein, er hatte das bessere Händchen dafür. Sie hatte sich auch darüber gewundert, dass er Macnair so fallen ließ, gut, der Mann war ein Trottel, aber das waren Crabbe und Goyle schließlich auch. Und Trottel waren nicht immer die schlechtesten... Es durchzuckte sie, fuhr blitzend durch ihren Geist, wie ein grässliches todbringendes Etwas, das ihren Kopf zerspringen ließ, und sich tief in ihre Seele fraß. Es zuckte, zischte, fauchte, blendete, ein gellender Schrei, ein gleißendes Licht, ein unfassbarer Schrecken. Grün, alles war grün... Sie stolperte nach draußen, und dank der frischen Luft wurde ihr Kopf wieder ein wenig klarer. Jemand hatte einen Todesfluch ausgesprochen, hier in ihrem Haus, und sie hatte die dunkle Magie gespürt, vielleicht sogar noch, bevor es geschehen war. Dies war ihr Heim, und wenn jemand in ihrem Heim solche Kräfte beschwor, musste sie etwas fühlen. Genauso wie sie jetzt fühlte, dass kein Mitglied ihrer Familie in unmittelbarer Gefahr war. "Narcissa!" Lucius tauchte mit erhobenem Zauberstab neben ihr auf, sein Gesicht noch blasser, als sonst. "Hast du gesehen, was passiert ist? Jemand hat einen Todesfluch verwendet, weiter hinten im Gebäude, wie es scheint..." "Den Kindern geht's gut...komm!" Sie hielt sich nicht mit langen Erklärungen auf, sondern hastete durch den Park, um das Hauptgebäude herum, zum linken Seitenflügel. "Hier...irgendwo hier! Lumos!" Im Licht ihrer beiden Zauberstäbe suchten sie den Boden ab, und wurden schließlich fündig. Leblos lag sie auf den Steinstufen, die Flut ihrer schwarzen Haare um sie herum ausgebreitet, wie ein schillernder Schleier. Ihre Augen waren geschlossen, lange dunkle Wimpern auf der blassen Haut ihres schmalen Gesichts, ein stilles Lächeln auf den leicht geöffneten Lippen, als betrachte sie etwas Wundervolles. Und über ihr hauchzartes Kimonokleidchen huschten noch immer die Schmetterlinge. Nur das kleine Blutrinnsaal, welches in rubinroten Perlen an der weißen Marmortreppe hinunterrann, verriet, dass sie nicht länger unter den Lebenden weilte. Vermutlich war sie bereits tot gewesen als sie auf den Steinen aufschlug, es war der Fluch gewesen, der sie getötet hatte, nicht der Sturz. Aber in ihren Gesichtszügen lag keine Furcht. * * * Lieber Snuffles, ich werde nicht mehr am Leben sein, wenn du diesen Brief erhältst, und ich bitte dich, mir zu verzeihen. Vielleicht kannst du das nicht, weil meine Schuld zu schwer wiegt, in meiner Selbstsucht habe ich unsere ganze Mission meinem eigenen Ziel geopfert. Aber ich bitte dich trotzdem darum. Ich weiß, dass es Dir und allen anderen, die so tapfer für unsere Freiheit kämpfen, eines Tages gelingen wird, unsere Welt vom Schrecken Voldemort's zu befreien, und dann wird es wieder Frieden geben. Diese Hoffnung will ich mir im Herzen bewahren, und sie in die andere Welt mit hinüber nehmen. In Liebe, Diamond Wing Tsuzuku… * Dark night, nothing to see, Invisible hand in front of me. Scared to death there's someone near, Scared to move but you can't stay here. You know me, evil eye! You know me, prepare to die! You know me, the snakebite kiss! Devil's grip, the Iron Fist! * Ein altes Sprichwort besagt, die Japaner hätten drei Gesichter. Eines, das sie der Welt zeigen, eines, das nur ihre engsten Freunde, und ihre Familien zu sehen bekommen, und ein drittes, das niemand jemals erblicken wird, außer ihnen selbst. Ich hab' gelacht, als Cedric mir zum ersten Mal von diesem Sprichwort erzählt hat. An diesen Tag kann ich mich noch genau erinnern, es war ein klirrend kalter Wintertag, Anfang Januar, auch wenn ich das genaue Datum nicht mehr weiß. Wir hatten Mittagspause, und anstatt mit den anderen in der großen Halle zu essen, gingen wir zum See hinunter, und verfütterten die Reste eines alten Weihnachtskuchens an den Riesensquid. Wir warfen den Kuchen stückchenweise ins Wasser, und warteten darauf, dass die Fangarme danach griffen. Es mag merkwürdig klingen, aber so was macht einen irgendwie philosophisch. Man fängt an über das Leben nachzudenken, und darüber, wie ein so merkwürdiges Wesen, wie ein Tintenfisch wohl die Welt sieht. Wir müssen für ihn auch sehr merkwürdige Wesen sein, mit unseren wenigen Armen und Beinen, und unseren Köpfen an der ganz falschen Stelle. Und dann erzählte Cedric mir von diesem Sprichwort, und ich hab darüber gelacht. Ich weiß noch, wie albern es mir damals erschien. 'Ich bin doch immer ich selbst,' hab ich ihm gesagt, 'ich bin immer Cho, ganz egal, ob in der Schule, oder mit dir zusammen, oder wenn ich allein in meinem Zimmer vorm Spiegel stehe.' Vielleicht ist es damals wirklich so gewesen. Vielleicht war ich damals noch eins. Aber an jenem Tag als meine Welt in Stücke zerbrach, bin ich mit ihr zerbrochen. Von diesem Tage an, gab es mich nicht mehr ganz, nur noch in drei Teilen, wie die drei Gesichter, von denen Cedric gesprochen hatte. Mein erstes Gesicht, das Gesicht, welches ich der Welt zeige, ist ein opportunistisches junges Mädchen ohne jede Moral. Mit anderen Worten: Eine Schlampe. In drei kurzen Jahren habe ich vielleicht mehr Betten kennen gelernt, als andere Frauen in ihrem ganzen Leben. Ich hab' keine Party ausgelassen, keinen Modetrend, und keine Gelegenheit, mich jemandem an den Hals zu werfen. Und doch war nichts davon für mich wichtig. Keiner der Männer mit denen ich zusammen war, hat mich jemals wirklich berührt. Sie waren nicht mehr als Schatten. Mein zweites Gesicht mag ich am liebsten, denn es enthält ein Stück von dem Mädchen, das ich einmal war, und der Frau, die ich vielleicht hätte werden können. Ich habe mein Leben für die Ideale einer freien und gleichen Welt aufs Spiel gesetzt - mit den Geheimnissen, die ich erfuhr, konnte ich die Phoenix Order in ihrem Kampf gegen Voldemort, und sein Regime des Terrors unterstützen. Es waren wunderbare Ideale für eine wunderbare Welt, aber ich konnte nicht mehr wirklich daran glauben. In gewisser Weise war Diamond Wing, ebenso wenig real, wie die Schlampe. Aber ich habe meinen letzten Brief an Sirius mit diesem Namen unterschrieben, also muss es mir doch irgendwie, etwas bedeutet haben. Mein drittes Gesicht ist zu grauenvoll, um es in Worte fassen zu können. So verschieden die ersten beiden Gesichter auch waren, sie hatten zumindest eines gemeinsam: Es waren die Gesichter eines Menschen. Doch mein drittes und wahres Gesicht ist ganz und gar unmenschlich, eine furchtbare Fratze, die nur Tod bringt, und keinerlei Gnade kennt. Denn es ist das Gesicht eines Rachedämons... * Coming December 2003: Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 12: Erinnye * Draco Dormiens Nunquam Titillandus Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)