Das Ende des Kreises von AndySixx (Selbst jetzt bist du noch hier..) ================================================================================ Kapitel 2: Der Anruf -------------------- 2.Shinji Lebende Dunkelheit. Einsamkeit und du… tot in meinen Armen. Helle Finsternis, die Erkenntnis allein zu sein. Stumme Worte und schreiende Tränen. Dann eine Bewegung.. ein heftiger Schmerz und das ohrenbetäubende Piepen… Mein Wecker. Ich seufzte und sah mich um. Dunkelheit wie in meinem Traum. Gähnende Stille, doch ich war mir sicher dass ich nun wach war. Zwar sah ich nicht wirklich was - was wohl daran lag das die Jalousien runter waren - aber den Wecker fand ich und brachte ihn zum schweigen. Wieder Stille. Einige Sekunden später warf ich meine Bettdecke zur Seite und die Kälte des Zimmers überkam mich. Ich stand auf und tapste hilflos durch die Dunkelheit bis ich die Tür fand und sie öffnete. Nur in Boxershorts gekleidet trat ich auf den hell erleuchteten Flur, auf dem Weg ins Badezimmer. Ich öffnete auch diese Tür und tapste über die kalten Fließen auf dem Boden. Ich entledigte mich meiner Klamotten und stieg in die Dusche um mich von dem noch nicht warm gewordenem Wasser aufwecken zu lassen. Kalt, meinem Empfinden nach zu urteilen war das Wasser eiskalt und in Sekundenschnelle war ich hellwach. Stieg nach einigen Minuten wieder aus der Dusche und mit klarem Verstand blickte ich in den Spiegel. Mein Gegenüber lächelte leicht, heute fühlte ich mich eigentlich ganz gut. Hoffentlich betrog mich mein Gefühl nicht nur. Nach einer Weile ging ich wieder raus auf den Flur und somit direkt meinem jüngeren Bruder Aki entgegen, welcher nun wohl auch wach war und um einiges verpennter als ich aussah. Ich grinste und wuschelte ihm durch seine sowieso durch gefickten Haare. Er grummelte, schob meine Hand weg und quetschte sich an mir vorbei ins Bad. Na ja, selbst schuld wenn man den Vorabend in einer Disco verbracht hatte und nun zu wenig geschlafen hatte. War sowieso nicht mein Problem und so lief ich wieder in mein Zimmer zurück um mich anzuziehen. Vor meinem Kleiderschrank hatte ich dann wieder die Qual der Wahl was ich anziehen sollte. Entschied mich somit für ein schwarzes Hemd mit Spitze an den Ärmeln und eine graue Röhrenjeans die ich meinem Bruder geklaut hatte noch bevor der diese kürzen konnte. Nun nannte ich sie mein Eigen. Mit Haarlack und einer Bürste bewaffnet, brachte ich meine Haare in die gewohnte Unordnung die nur mir erlaubt war. Packte alle Sachen die ich für die nächsten Vorlesungen brauchte zusammen und lief in die Küche. Dort kochte bereits der Kaffee den mein Bruder wahrscheinlich vorhin vorbereitet hatte. Selbst auf gebackene Brötchen konnte ich riechen. Ich lächelte leicht. Typisch Aki - dafür müsste man ihn tausendmal küssen um wenigstens ein bisschen wieder gut zu machen. Da ich so gut wie den ganzen Tag immer weg war, kümmerte er sich mehr um den Haushalt als ich. Und damit ich nicht den Hungertod erleiden musste sorgte er auch dafür. Obwohl er der Jüngere war. Ich seufzte, fühlte mich so unnütz - wieder einmal. Setzte mich auf einen Stuhl und schon einige Sekunden später stand eine Tasse Kaffee vor mir. Ich hob meinen Kopf und sah in das lächelnde Gesicht meines Bruders. “Danke”, brachte ich noch heraus und sah ihn an. Wir hatten uns noch nie wirklich gestritten und wenn, dann hielten wir es nie lange aus auf den Anderen böse zu sein. Dafür liebte ich ihn zu sehr - und er mich wie er oft genug beteuerte. Nein, nicht so wie man es verstehen kann. Einfach so stark wie es nur möglich sein konnte unter Brüdern. Er setze sich mir gegenüber und betrachtete mich, bevor seine ruhige melodische Stimme mein Ohr berührte. “Was ziehst du so ein Gesicht? Wenn es dir nicht gut geht, dann bleib doch daheim.” Ich schüttelte den Kopf und trank einen Schluck von dem Kaffee, bevor er auch noch die Brötchen, Obst und als was dazu gehörte auf den Tisch stellte. “Ich werde wohl nie verstehen, warum du so bist wie du bist..” “Meinst du weil ich mich um dich kümmere obwohl ich jünger bin??”, ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und ich konnte die Zufriedenheit in seinen Augen sehen. “Hai.. deswegen. Du wirst aber nicht immer auf mich aufpassen, weil…. irgendwann wirst du deinen Weg wählen. Einen ohne mich an deiner Seite und dann, was mach ich dann, ich..”, doch er unterbrach mich, indem er auf seine ganz eigene Art und Weise auf meinem Schoß Platz nahm und mir eine Erdbeere in den Mund steckte. “Hör auf dich selbst in ein schwarzes tiefes Loch zu ziehen. Ich werde erst dann ernsthaft über so was nachdenken wenn ich weiß, das jemand anderes auf dich aufpassen kann, oder du erwachsen geworden bist!^^ Solange verlasse ich dich nicht und auch dann…”, er hielt einen Moment inne und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, nachdem ich die Erdbeere gegessen hatte. “Selbst dann kann ICH nicht von DIR fort, weil du alles bist was mir von unserer Familie geblieben bist. Ich könnte nie in dem Gedanken leben ohne dich zu sein..” Seine Stimme zitterte und er schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Ich sah ihn an, still und wusste nicht was ich sagen sollte. Nahm ihn einfach in eine sanfte Umarmung, in welche er sich auch automatisch gegen mich schmiegte und seinen Kopf an meine Schulter legte. “Ich wollte nicht das du so denkst.. ich meine.. danke, ich will dich auch nicht verlieren…”, flüsterte ich ihm ins Ohr. Einen Moment später frühstückten wir zu ende. Er immer noch auf meinem Schoß sitzend und ich, so schwer es mir auch fiel - musste nun aufstehen, nun wo ich fertig war. Also schob ich ihn langsam von mir und räumte das Geschirr vom Tisch, bevor er und ich die Küche verließen und gleichzeitig - so wie jeden Tag - unsere Jacken und Schuhe anzogen. Er auf dem Weg zur Arbeit und ich zur Uni, die nicht weit von hier lag. Draußen umarmte er mich kurz und dann liefen wir in unterschiedliche Richtungen. Wenn ich gewusst hätte das ich ihn besser daheim einsperren sollte als >heute< nach draußen zu lassen. Ich hätte ihn bei mir behalten sollen… dann wäre das alles nie passiert. ~*~*~*~*~*~ Irgendetwas war hier falsch, nein, sogar mehr als nur falsch. Nur wusste ich noch nicht was es war. Der Geruch nach verbranntem Auflauf, oder die Tatsache das hier noch nie was schief gelaufen war? Ich wusste es noch nicht, doch um mich wieder zu beruhigen suchte ich nach meinem Bruder. Nach Aki, der eigentlich so wie immer bereits zu hause sein musste, zumindest heute. Sonst war ich früher daheim, aber dieses Mal musste ich noch in die Bibliothek, war erst 19 Uhr zuhause. Ich atmete noch einmal tief durch, doch der eigenartige Geruch nach schwarzen Nudeln und schreiendem Gemüse blieb. Eine unnormale Stille lag in der Luft und doch kam es mir so vor als ob genau das meine Ohren sprengen wollte. Als ob ein stummer Schrei versuchte zu mir durch zu kommen. Mein Herz setze für einen Moment aus. Aki? Doch ich hatte ja noch nirgends nach gesehen, hatte nicht nach ihm gerufen. Also machte ich mir nur unnötige Sorgen? Oder nannte man so was übernatürliche Intuition? Ich zog meine Schuhe und Jacke aus, ließ meine Tasche fallen und tastete mich in der bekannten, fremden Wohnung voran. “Aki?”, ich erschrak wie brüchig meine Stimme klang. Hatte ich wirklich so viel Angst das hier was nicht stimmte? Irgendein inneres Gefühl riet mich zur Ruhe und ich trat in unser gemeinsames Wohnzimmer. ER saß auf der Couch und machte - gar nichts! Aki starrte Löcher in die Luft und hatte anscheinend nicht bemerkt das der Backofen ein Eigenleben entwickelte und ich nach ihm gerufen hatte. Und doch war ich ein klein wenig erleichtert. Er lebte noch - Moment. Warum hatte ich sogar geglaubt er wäre bereits tot?! - Intuition? - Ich setzte mich neben ihn und beobachtete ihn eine Weile. Nichts änderte sich an seinem Zustand. “Aki?”, fragte ich noch einmal und diesmal reagierte er, wirkte wie als ob er sich zwingen müsste ins Hier und Jetzt zurück zu kommen. Ich sah ihn besorgt an. “Du hast den Ofen vergessen… was ist los?” Feststellung? Frage? Scherz? Was hörte man am meisten aus meinem Satz heraus? Er sah mich eine Weile an als ob er nicht verstehen würde was ich meine. Als würde ich von sprechenden Schafen und Luzifers Teddybärensammlung reden. Doch dem war nicht so. “Aki?” Er schüttelte seine dunkle Mähne und versuchte ein kleines Lächeln zustande zu bringen. “Nichts”, sagte er: “Es ist nichts, ich bin nur so in Gedanken.” Und dann wurden seine Augen urplötzlich tellergroß. “Der Auflauf!”, entkam es ihm und noch bevor ich bis 2 zählen konnte war er in die Küche verschwunden. Klar, nur in Gedanken. Es ist nichts. Ich seufzte und fuhr mir durchs Haar. Wem versuchte er hier Märchen zu erzählen? Ich sah ihm kurz hinterher und stand dann ebenfalls auf, folgte ihm in die Küche. Dort musste der Auflauf dann leider Bekanntschaft mit dem Müllereimer machen, da er wohl nicht mehr essbar war. Ich beobachtete meinen kleinen Bruder dabei. Anscheinend legte er es aber ganz drauf an mich zu unfreundlichen Dingen zu zwingen. Würde er mir sonst nur seine Rückenansicht präsentieren? “Aki?? Was ist los mit dir?” Langsam drehte er sich um, wieder mit diesem affektierten Lächeln:” Was meinst du?” - Für wie blöd hält er mich?? - “Ich glaube ich bestell uns eine Pizza, mit dem Auflauf wird’s wohl nichts mehr.”, und schon suchte er das Weite und entfernte sich aus meinem Sichtfeld. Was hätte ich auch groß tun sollen? Er wollte mit mir ja nicht drüber reden und da ich ihn nicht weiter nerven wollte, ignorierte ich mein ungutes Bauchgefühl und verkrümelte mich in meinem Zimmer bis die Pizza kam. Den restlichen Abend verbrachte er dann am Telefon und ich - wo auch sonst - in meinem heiligen Zimmer, in Ruhe am Laptop. ~*~*~*~*~*~ Am nächsten Morgen bleib mein Bauchgefühl, oder meine Intuition. Wie auch immer man es nennen wollte. Ich beschloss nichts zu frühstücken und da Aki bereits außer haus war - was noch nie der Fall war - wäre mir ja sowieso nichts anders übrig geblieben. Also machte ich mich nach den nachrichten auf Kanal 7 auf den Weg zur uni. Ich hatte mir fest vorgenommen meinen Bruder heute nach Strich und Faden aus zu quetschen, damit er mir endlich erklären konnte gegen welche Wand er gelaufen war. Was sonst konnte der Grund für sein gestriges Benehmen erklären? Nach der letzen Vorlesung kam dann das was mein gesamtes Leben verändert hatte. Ich bekam einen Anruf auf mein Handy - nicht besonders spektakulär - aber diesmal war es anders. Ich hatte Panik, warum wusste ich nicht, bis mein Gefühl mir mitten ins Gesicht schlug und mir laut ins Ohr schrie >Ich hab es doch gewusst!! Etwas hat nicht gestimmt!!< Ich nahm also ab und hoffte es hätte sich jemand verwählt, aber es war Ken - Akis bester Freund- völlig aufgelöst und kaum in der Lage etwas was mehr als 3 Buchstaben hatte zu sagen. Es dauerte aber nicht lange bis ich wusste was geschehen war…. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)