Little By Little III von Chingya ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es gibt manchmal Momente, da mag man am Liebsten die Vergangenheit vergessen, wieder von Vorne beginnen und alles besser machen. Ich hatte immer geglaubt, dass es sich als einen guten Ausweg darstellen würde. Heute weiß ich, dass dies nicht der Fall ist. Denn es gibt kein schlimmeres Gefühl, als plötzlich in einem schwarzen Loch zu stecken, nicht wissend wer man ist und wie es weitergehen soll. Kapitel 1: Now The Time ----------------------- ~*~ „Kira?“, ließ mich eine Stimme aufschauen. Ich musste kurz eingenickt sein. Einen Moment musste ich mich orientieren, doch dann wusste ich wieder wo ich mich befand. Das stetige Piepen der Geräte machte es mir nur allzu deutlich klar. „Gackt.“, hauchte ich, als ich ihn im dunklen Schein der Lampe erkannte. Er sah erschöpft aus. Langsam kam er einige Schritte näher. „Du solltest mal eine Pause machen und nach Hause gehen.“, legte er mir eine Hand auf die Schulter. Doch ich schüttelte nur den Kopf. „Ich kann nicht. Ich hab Angst.“ Warf ich einen Blick auf das Bett vor mir, in dem meine beste Freundin lag. „Die haben wir alle. Aber Lily würde nicht wollen, dass du dich so fertig machst.“ Seine Stimme war leise und kaum zu verstehen. „Das sagt der Richtige.“, schnaubte ich. „Hast du dich mal im Spiegel angeschaut?“ Gackt erwiderte darauf nichts. „Ich weiß nicht, wie lange wir noch warten sollen. Seit den 6 Wochen bete ich jeden Tag, dass sich eine Besserung bemerkbar machen würde. Aber nichts geschieht.“ „Sie wird wieder aufwachen.“, nahm er Lilys Hand, hauchte ihr einen Kuss auf die blasse Stirn. Seine Worte sollten aufmunternd klingen, aber ich wusste, dass selbst er kaum noch so viel Hoffnung in sich trug. Nach dem Unfall, vor über einem Monat, war Lily, nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma, ins Koma gefallen. Wir beteten jeden Tag, dass dieser Albtraum endlich vorbei sein möge. Wir versuchten uns zwar alle Mut zuzusprechen, doch uns war allen klar, dass eine noch längere Wartedauer nur eine noch schlechtere Prognose bringen würde. „Wie geht es dem Kleinen?“, versuchte ich das Thema zu wechseln. „Ganz gut. Er schläft jetzt und Masa ist bei ihm.“ Seit dem Unfall war Lilys Sohn bei Gackt untergekommen, da Dir en grey vor einer großen Tour gestanden hatten, die sie nicht absagen konnten. Masa war damit überhaupt nicht einverstanden gewesen, weshalb es hin und wieder zwischen Gackt und ihm kriselte. Aber es gab einfach keine andere Lösung. Gackt war der Einzige, der sich eine Pause, von dem Musikbusiness, verschaffen konnte. „Du solltest nach Hause fahren, Kira. Ruh dich aus.“, schaute Gackt mich mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldete. Er hatte ja Recht. Ich fühlte mich ausgelaugt und müde. Somit nickte ich nur und stand dann auf, griff nach meiner Jacke. „Ruf an, falls sich etwas ändern sollte.“, flüsterte ich ehe ich mich zur Tür wandte und mit einem letzten Blick auf Lily das Zimmer verließ. Draußen, vor dem Krankenhaus, angekommen, empfing mich der Nachthimmel Tokyos. Wie oft war ich in den letzten Wochen durch diese Tür getreten? Wie oft hatte ich darum gebeten, dass das Alles endlich aufhören mag, sich Lilys Zustand bessern würde und sie somit wieder ihre Augen aufschlagen könnte? Ich hatte aufgehört zu zählen, war es leid. All die Jahre hatten wir, Lily und ich, gekämpft, versucht endlich ein friedliches Leben zu führen. Und was ist schlussendlich dabei herausgekommen? Ein heiseres Lachen entwich meiner Kehle, während Tränen sich über mein Gesicht bahnten. „Wir haben kläglich versagt.“, flüsterte ich ehe ich meine Hände in der Hosentasche verstaute und den gepflasterten Weg zum Auto ging. Dort schloss ich die Autotür auf und ließ mich auf den Fahrersitz sinken, die Tür hinter mir zu ziehend. Erschöpft verschränkte ich die Arme über dem Lenkrad, bettete meinen Kopf darauf und ließ alle Tränen freien Lauf. Anfangs hatte ich mir geschworen für Lily zu kämpfen, niemals aufzugeben. Doch langsam war ich mit meiner Kraft am Ende. Ich konnte einfach nicht mehr. Jeden Tag der gleiche Weg hierher, der gleiche Anblick und die gleichen Worte des Arztes. Mir fehlte jemand, der mich auffing und mir wieder Mut gab. Aber von wem sollte ich diese erhalten? Wir waren doch alle mittlerweile ohne jegliche Hoffnung. Und obwohl ich genau wusste, dass es nicht gerecht war, hasste ich Toshiya zum ersten Mal für seinen Beruf, dafür, dass er lieber in der Welt auf Tour war, als hier zu sein – mich zu stützen. Wo war er, wenn ich ihn an dunklen Abenden brauchte? Wo war er, wenn ich das Gefühl hatte durchzudrehen und dabei war den Boden unter den Füßen zu verlieren? „Scheiße!“, fluchte ich laut, obwohl mir eher zum Schreien zu Mute war. Eine Weile lauschte ich meinem eigenen zittrigen Atem und spürte, wie die Tränen von meinem Kinn abperlten, bevor der Klingelton meines Handys mich erschreckt auffahren ließ. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und kramte dann das Handy aus meiner Tasche. Schon auf dem Display konnte ich sehen, dass der Anrufer Toshiya war. Ohne groß nachzudenken, drückte ich den Anruf trotzig weg, schaltete darauf das Handy aus. Ich wollte ihn jetzt nicht hören und noch weniger wollte ich Fragen über Lilys Zustand beantworten. Sollten sie doch ihren Hintern endlich nach Tokyo bewegen und selber sehen was los war. Sie hatten sich damals nicht mal einen Zentimeter aus Niigata wegbewegt, als Lily plötzlich einen Herzstillstand hatte. Ihre Tour schien scheinbar wichtiger als das Leben einer Freundin. Mit einer Menge Wut in Bauch, bei dieser Erinnerung, startete ich den Motor des Wagens und fuhr kurz darauf vom Parkplatz des Klinikgeländes. Mein Weg führte mich jedoch nicht nach Hause, sondern zu Hyde. Ich hatte die Hoffnung, dass er Daheim war, denn ich wollte mit jemanden reden. Doch ich wurde enttäuscht, als ich bei Hyde ankam. Es war niemand zu Hause. Frustriert, ließ ich mich einen Moment auf den Treppenstufen am Hauseingang nieder. Und was jetzt? Einen Blick über die Umgebung schweifen lassend, merkte ich, wie sich wieder die Einsamkeit und Trauer in mir hochkämpfte. Ich hielt dem entgegen und sprach mir Optimismus zu. Ich durfte nicht aufgeben, nicht aufhören an bessere Zeiten zu glauben. Lily würde es nicht wollen. Also raffte ich mich auf, klopfte provisorisch meine Hose ab und schritt dann auf mein Auto zu. Kaum saß ich in diesem, war mein nächstes Ziel schon beschlossene Sache. Ich wusste nicht, wie diese Person auf mein plötzliches Auftauchen reagieren würde. Schließlich hatte ich diese wochenlang vernachlässigt und alle Anrufe ignoriert. Doch jetzt würde damit Schluss sein. Es musste sich etwas an der momentanen Situation ändern. An meinem Ziel angekommen, fuhr ich langsam auf die Auffahrt des Grundstücks. Ich konnte schon von hier aus sehen, dass er zu Hause war. Noch ein Mal tief durchatmend, stellte ich mich. Masa war überrascht, als er mich sah. „Was für eine Ehre.“, schaute er enttäuscht. Ich senkte betreten meinen Kopf, wusste nicht seinem Blick zu begegnen. Einen Moment sagte keiner von uns etwas bis er mit einem: „Komm rein!“, die Tür weiter öffnete und dann durch den Flur verschwand. Ich trat ein, zog mir Schuhe und Jacke aus, um Masa darauf ins Wohnzimmer zu folgen. Dieser saß auf der Couch und blickte mich abwartend an. „Es tut mir so leid.“, murmelte ich, schaute mich schüchtern um. „Schon gut.“, winkte Masa ab. „Wir sind alle zurzeit nicht wirklich auf der Höhe. Also ist das nicht sehr verwunderlich, wenn man mal einen Freund ignoriert.“ Die Worte waren wie Peitschenhiebe, aber ich versuchte diese einzustecken. Er hatte schließlich Recht und ich war mir auch jeglicher Schuld bewusst. „Was führt dich zu mir?“, fragte er mich, nachdem ich mich endlich neben ihm auf die Couch gesetzt hatte. Einen Moment überlegte ich, ob ich ihm die Sache mit Toshiya erzählen sollte, doch dann entschied ich mich vorerst dagegen. „Ich weiß nicht.“, meinte ich somit also nur und blickte ihn an. Masa nickte, wich meinem Blick aus. „Wie geht es ihr?“ „Unverändert.“ Masa war bisher der Einzige, der noch nicht bei Lily im Krankenhaus gewesen war. Mich wunderte dies nicht. Manchmal fragte ich mich, ob er nicht derjenige war, welcher am Meisten von allen unter der jetzigen Situation litt. Schließlich war Gackt seitdem die ganze Zeit bei meiner Freundin und somit kaum zu Hause. Auf der anderen Seite durfte Masa somit auf Lilys Sohn aufpassen. Ich konnte ihm diese Last leider nicht abnehmen. War ich doch selber im sechsten Monat Schwanger und ging arbeiten. „Kommst du klar?“, riss ich Masa aus den Gedanken. Er schaute erst irritiert, schien dann aber zu wissen, dass ich die Situation mit dem Baby meinte. „Es läuft.“, war alles was er mir antwortete. Dies machte mich etwas wütend. Was war das hier? Ein Frage – Antwort – Spiel ? „Okay, was ist los, Masa? Bist du sauer auf mich? Dann sag es mir aber auch und spiel nicht den Wortkargen!“, ließ ich meinen Frust raus. Dass ich damit unterschwellig versuchte auch den ganzen anderen Frust loszuwerden, war mir nicht klar. „Ich bin nicht sauer auf dich. Wenn, dann höchstens enttäuscht. Immerhin liefern Toshiya und du hier Lilys Kind ab und dann lässt du wochenlang kein Wort mehr von dir hören.“ „Und wieso sagst du das jetzt erst?“, schaute ich Masa verwirrt an. Dieses Problem bestand doch nicht erst seit gestern. Mein Gott. Masa verdrehte darauf nur die Augen. „Was?“, hakte ich also nach. „Du verstehst gar nichts. Es ist besser du gehst wieder.“, kam es betont ruhig von ihm, was mich leicht wütend werden ließ. Dachte er denn, er wäre der Einzige von uns allen, welcher Probleme hatte? „Du hast Recht, ich verstehe hier gar nichts. Und weißt du wieso? Weil du ja nie mal deinen Mund aufmachst. Ich muss immer so verstehen was in dir vorgeht. Aber es tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, denn Gedanken lesen kann ich leider noch nicht!“, brüllte ich ihm entgegen. Gleich tat es mir leid, als ich erst sein geschocktes und dann sein wütendes Gesicht erblickte. „Masa, ich…“ „Geh!“, schnitt er mir das Wort ab. „Das ist jetzt nicht dein Ernst.“ Er wollte mich doch nicht etwa wegen so etwas vor die Tür setzen. „Es ist mein voller Ernst. Unter diesen Umständen spreche ich kein weiteres Wort mit dir. Komm wieder, wenn du dich beruhigt hast.“, waren Masas letzte Worte ehe er, ohne einen weiteren Blick, das Wohnzimmer verließ und im oberen Stockwerk verschwandt. Darauf hörte ich nur noch eine Tür zuknallen, dann war es ruhig um mich herum. Sprachlos und geschockt starrte ich vor mich hin. Was war da gerade eben geschehen? Mein Kopf war plötzlich wie leergefegt. Ich weiß nicht wie, aber irgendwann hatte ich mich dann aufgerappelt und das Haus verlassen. Masa hatte sich nicht mehr blicken lassen. Draußen angekommen, setzte ich mich in meine Auto und fuhr nach Hause, auch wenn mir nur allzu klar war, dass mir dort wohl die Decke auf den Kopf fallen würde. Zu Hause warf ich einen Blick auf den blinkenden Anrufbeantworter. Ich hatte nicht die Muse auch nur annähernd den Knopf zum Abspielen des Bandes zu drücken. Also ignorierte ich es und ließ mich erschöpft im Wohnzimmer auf die Couch sinken. Mir tat alles weh und obwohl ich mich ausgelaugt fühlte, fand ich keine Ruhe. Sorgen und Probleme liefen in meinem Kopf im Kreis. Ich fühlte mich überfordert mit der jetzigen Situation. Ich fühlte mich im Stich gelassen. Im Stich gelassen von meinen Freunden und meinem Verlobten. Ich ließ mich tiefer sinken, schloss voller Hoffnung, doch noch Schlaf zu bekommen, meine Augen und versuchte alle Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Es klappte nicht ganz, aber eine gute Stunde später übermannte mich, in der Dunkelheit des Raumes, doch die Müdigkeit. Es war nicht viel später, als mich das Klingeln des Telefons erschreckt aus dem Schlaf hochfahren ließ. Das Klingeln ignorierend, warf ich einen Blick auf die Digitalanzeige des Videorekorders. Es war gerade mal zwei Stunden her, als ich das letzte Mal dieser einen Blick gewürdigt hatte. Genauso abrupt wie das Telefonklingeln begonnen hatte, hörte es wieder auf, noch ehe der Anrufbeantworter hätte einsetzen können. Ich seufzte tief, schloss meine Augen wieder. Das waren die ersten zwei Stunden, die ich seit Lilys Unfall wieder einigermaßen durchgeschlafen hatte. Lily. Unweigerlich schweiften meine Gedanken wieder zu meiner Freundin. Schädel-Hirn-Trauma mit subduralen Blutungen hatte mir der Arzt mitgeteilt, als ich nach dem Unfall im Krankenhaus ankam. Erst hatte ich kein Wort verstanden. Subdurale Blutungen? Doch der Arzt erklärte mir schnell, dass es eine Hirnblutung war, die begann Gehirngewebe zu verdrängen und damit wichtige Funktionen des Gehirns blockierte. Die Blutung wurde zwar schnell eingedämmt, doch forderten die Blutungen im Bauchraum, dass der Arzt meine beste Freundin in ein künstliches Koma versetzte. Lilys Körper hatte dies nicht verkraftet, worauf ihr Herz aussetzte. Nach der Wiederbelebung fiel ihr Körper dann von allein ins Koma. Die Ärzte konnten nicht sagen wann sie wieder aufwachen würde und ob sie es überhaupt je wieder tun würde. Doch ich war nicht gewillt sie aufzugeben. Ich würde durchhalten, egal wie viel es kosten mag. Tränen liefen meine Wangen hinunter. Ich schniefte, legte meine Hände auf meinen runden Bauch. Ende sechster Monat. Meine Schwangerschaft war zurzeit eine große Belastungsprobe. Sie trieb mich, mit den ganzen Geschehnissen um mich herum, langsam ans Ende meiner Kräfte. Und, dass Toshiya in diesen Momenten nicht anwesend war, machte mich rasend. Klar, ich hatte von Anfang an gewusst mit wem ich da eine Beziehung einging und wer der Vater meiner Kinder werden würde, dennoch, denke ich heute, hatte ich mir ein Leben mit ihm zu einfach vorgestellt. Es war gar nicht so leicht immer mit Toleranz seinen Beruf gegenüber zu treten und zu akzeptieren, dass er auch mal in Situationen wie diesen nicht da sein kann. Trotzdem machte es mich gerade jetzt wütend und ich war mir sicher, dass ich ihn ruhig ein paar Tage mal schmoren lassen konnte. Wenn er etwas wissen wollte, wenn vor allem Shinya etwas über Lilys Zustand wissen wollte, dann sollten sie sich nach über vier Wochen endlich ein eigenes Bild machen. ~*~ Ein ungewohnter Druck auf meinen Lungen, ein zwanghafter Rhythmus, der das Ein- und Ausatmen bestimmte, ließ mich unbewusst meine Luft anhalten. Wo war ich? Alles war schwarz um mich herum. Ich hatte keine Kraft mich zu bewegen oder auch nur die Augen aufzuschlagen. Ich war so unendlich müde. Konsequent versuchte ich meinem Körper Herr zu werden, doch ein hoher Gegendruck auf meinen Lungen, zwang mich immer wieder zurück in die vorgegebene Monotonie. Ein lauter Ton drang in mein Bewusstsein, wurde lauter. Dann eine sanfte Stimme. Sie sagte irgendetwas, aber ich verstand sie nicht. Ich versuchte mich auf diese zu konzentrieren, merkte nicht, wie ich mich dabei entspannte. Darauf war der laute Ton weg. Nun verstand ich einen Fetzen vom Gesagten: „…so ist gut…musst mit atmen.“ Mit atmen? Ich verstand nicht. Doch ich hatte auch keine Kraft weiter darüber nachzudenken, worauf ich wieder wegdriftete. ~*~ Der Geruch von Desinfektionsmittel stieg mir in die Nase, als ich die Intensivstation des Krankenhauses betrat. Es war 5 Uhr morgens. Die Intensivstation war eine der wenigen Abteilungen, welche unbegrenzte Besuchszeiten hatte. Kurz vor Lilys Zimmer kam mir eine Schwester entgegen. „Morgen, Galiano-san.“, verbeugte sie sich, als sie vor mir zum Stehen kam. „Gibt es was Neues?“, fragte ich sie Standard gemäß. „Ihre Freundin hatte sich in der Nacht etwas gegen die Beatmungsmaschine gewehrt, aber das ist nichts Außergewöhnliches. Ihr Bekannter konnte ihre Freundin recht schnell wieder beruhigen.“, versuchte sich mich ruhig zu halten. „Hatte diese Reaktion von ihr etwas zu bedeuten? Ich meine, ist das ein gutes Zeichen?“, gab mir Lilys Reaktion wieder etwas Hoffnung. „Ich möchte Ihnen keine falschen Hoffnungen machen. Manchmal atmen die Patienten einfach gegen die künstliche Beatmung, tun das aber unbewusst. Ich empfehle Ihnen erst einmal die Arztvisite von heute abzuwarten, um Genaueres zu erfahren.“ „In Ordnung. Vielen Dank! Ich werde dann mal reingehen.“, verabschiedete ich mich von der Krankenschwester und konnte dabei nicht verbergen, dass mir deren Antwort ein wenig missfiel. „Tun sie das. Wenn etwas ist, dann sagen sie uns Bescheid.“, verbeugte sie sich wieder und dann zog sie, mit einen aufmunternden Lächeln, an mir vorbei. Für mich war dies das Startzeichen endlich ins Zimmer zu gehen. Leise schloss ich die Tür hinter mir und warf dabei einen Blick zum Bett. Gackt lag mit dem Oberkörper auf diesen und hielt Lilys bleiche Hand, während sie immer noch so dalag wie ich sie verlassen hatte. Ich schaute weiter durchs Zimmer. Es war nur spärlich erleuchtet, obwohl es früh am Morgen war. Die zugezogenen Gardinen sperrten das morgendliche Sonnenlicht so in seine Schranken. Das Piepen des Monitors hallte stetig durch den Raum. Es gab Tage, da raubte mir dieses Geräusch den letzten Nerv. Es klang wie eine tickende Zeitbombe. Als würde ein Schweigen dieses Tones das Ende bedeuten. Aber das war nicht das Einzige, was die Stille brach. Noch mehr, als den Monitor, konnte man das Geräusch der Beatmungsmaschine hören. Das Blubbern von Wasser, welches die Atemluft im Beatmungsschlauch anfeuchtete. Manchmal erwischte ich mich –alleine an Lilys Bett sitzend- wie ich unbewusst im gleichen Rhythmus mit atmete, wie es das Gerät vorgab. Welch schlimmes Gefühl musste es wohl sein, wenn die Technik einen sagte wie man zu atmen hatte? Eigentlich hatte ich mir von Anfang an vorgenommen gehabt mich niemals in Lilys Lage zu versetzen. Aber unbewusst tue ich dies immer wieder. Und die Vorstellung, welche dabei durch meinen Kopf geht, macht mir Angst und treibt Tränen in meine Augen. „Hey! Du bist ja schon wieder hier.“, holte Gackts Stimme mich aus meiner Starre, die ich eingenommen hatte. Ich lächelte erschöpft mit Mühe und schritt zu ihm hinüber. „Konnte nicht mehr schlafen.“ „Kann ich gut nachvollziehen.“, nickte er. „Man nickt zwar immer mal wieder ein, vor Müdigkeit, aber so richtig schlafen tut man doch nie.“ Ich setzte mich auf die Bettkante, zu Lily, und strich über ihre Hand. Sie war, im Gegensatz zur anderen Hand, mit blauen Flecken übersät. Verursacht durch unzählige Nadelstiche bei den Blutentnahmen. Und obwohl Lilys Anblick manchmal kalt wirkte, zeigte mir diese Berührung wieder mal allzu deutlich wie viel Leben noch in diesem Körper steckte – allein durch Wärme. „Sie scheint aktiver als sonst.“, murmelte Gackt und schaute mich leicht von der Seite her an. Man konnte trotz spärlicher Beleuchtung deutlich sehen wie eingefallen sein Gesicht war. Diese Situation zerrte mehr als alles Andere an seinen Kräften. „Die Schwester draußen hatte mir schon von heute Nacht berichtet.“ Ich seufzte. Wie lange kannte ich Gackt jetzt? Vier Jahre? Das war im Grunde eine lange Zeit und dennoch hatte ich das Gefühl nichts über ihn zu wissen. Ich wusste kaum etwas und dies stimmte mich immer wieder melancholisch, wenn ich daran dachte. Dieser Mann war einer meiner Musikeridole gewesen und hatte mir genauso viel bedeutet wie Masa Lily etwas bedeutete. Es war immer mein größter Wunsch gewesen diesen Mann näher kennen zu lernen. Und nun? Nun saß er neben mir und ich wusste nach all der Zeit nicht viel mehr über ihn als man auch aus Interviews lesen konnte. Aber mir war nur allzu klar wieso das so war. Sicher, ich könnte von mir aus mal etwas an dieser Situation ändern, aber ich wusste nicht wie. Nach vier Jahren hatte ich mich irgendwie mit dieser Beziehung, die ich zu Gackt hatte, abgefunden. Eigentlich sollte es nicht so sein. Ich sollte versuchen wieder einen Draht zu ihm zu bekommen oder überhaupt mal eine gute Verbindung aufzubauen. Ihn kampflos einfach jemanden zu überlassen, der seine Zuneigung nicht zu schätzen weiß, war nicht mein Wesen. Gackt ging eine gute Stunde später. Nachdem er sich ausgiebig von Lily verabschiedet und ihr einen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte. Ich nahm den Anblick dieser Zärtlichkeit immer noch mit einem flauen Gefühl im Magen wahr. Wer weiß wieso, aber ich mochte mich nicht daran gewöhnen, dass Gackt Lily so viel Aufmerksamkeit schenkte, obwohl er Masa hatte und sie mit Shinya zusammen war. Lily hatte weiß Gott schon ein genug verkorkstes Leben, um es ihr mit so etwas noch schwerer zu machen. Nun saß ich wieder hier. Alleine neben meiner besten Freundin und beobachtete sie. Es fiel mir heute besonders schwer mit ihr zu reden. Ich wusste nicht recht, wie ich ihr erzählen sollte, was in mir vorging. Mir fielen nicht ein Mal positive Worte ein, um sie etwas zu bestärken, wieder zu uns zurück zu kommen. Sie sollte kämpfen. Ich vermisste sie so sehr. Ihre warme und realistische Art. Sie konnte die Situationen, die wir bis jetzt gemeinsam durchlebt hatten, immer mit einer gewissen objektiven Seite betrachten und mir immer einen Weg zeigen. So schien alles im Leben immer voran zu gehen. Stück um Stück, Schritt für Schritt. Sicher, für sich selber konnte Lily diese Einstellung immer schwer einsetzen und ich als Freundin besaß diese Gabe leider nicht. Alles was ich konnte, war hin und wieder die Euphorische und Optimistische zu spielen. Aber das brachte zurzeit relativ wenig. Wem sollte das jetzt etwas nützen, wenn ich selber das Gefühl hatte, dass solche Gefühlsregungen völlig unpassend erschienen? „Galiano-san?“, kam unerwartet Besuch ins Zimmer. Es war der Chefarzt der Station und ich hatte schon unzählige Gespräche mit ihm geführt und mir Lilys Zustand ausführlich erklären lassen. „Ohyama-san.“, stand ich von meinem Stuhl auf und verbeugte mich zur Begrüßung. Er lächelte leicht und winkte ab. „Lassen Sie doch diese Förmlichkeiten.“ „Es tut gut Sie zu sehen.“, meinte ich erleichtert. Und das war wirklich so. Ich hatte zu diesem Mann in den letzten Wochen eine gute Beziehung aufgebaut. Und manchmal glaubte ich, dass er einer der wenigen Menschen hier war, der noch Hoffnung verbreitete und fest an der Ansicht festhielt, dass es gut ausgehen würde mit Lily. „Wie geht es Ihnen?“, fragte er mich und ging zu Lily hinüber. „Nicht der Rede wert.“, wollte ich hier nicht über mich reden. „Sagen Sie mir lieber wie es um meine Freundin steht.“ „Nun, ich hab mir die Vitalparameter von letzter Nacht angesehen und das EEG, also die Hirnstromuntersuchung, von gestern Nachmittag. Ich mag keine falschen Hoffnungen wecken, aber es sieht alles sehr physiologisch aus.“ „Physiologisch?“ Manchmal hasste ich dieses Arztlatein echt. Konnten die sich nicht mal ausdrücken, dass es ein Normalsterblicher verstand? Ohyama-san lachte kurz auf, als er wohl mein dümmliches Gesicht sah. „Tut mir leid. Was ich damit sagen wollte ist, dass alles wieder von den Organfunktionen so ist wie es sein sollte. Jetzt muss Ihre Freundin nur noch aufwachen und da sind uns leider die Hände gebunden. Denn das muss Ryan-san schon alleine tun. Wir werden sie jetzt gleich von der Beatmungsmaschine nehmen und sehen wie sie darauf anspricht. Aber eigentlich dürfte sie das gut verkraften, denn sie atmet mittlerweile mit der Maschine alleine mit.“ Mir fiel ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Hieß das, dass es wieder bergauf ging? „Gibt es etwas, wie ich es meiner Freundin leichter machen könnte wieder aufzuwachen?“ „Sie sollten viel mit ihr reden, aber das tun sie ja ohnehin schon. Spielen Sie ihr etwas vor, was sie gerne mag. Manchmal sind es kleine und unterbewusste Dinge, die einen Menschen aus dem Koma aufwachen lassen. Ich habe schon vieles erlebt, von Musik der Lieblingsbands, die Stimme von wichtigen Personen oder Geschichten aus dem Lieblingsbuch. Was Sie davon wählen ist letztendlich Ihnen überlassen. Doch ich muss Ihnen auch sagen, dass Sie in solche Dinge nicht alle Hoffnung setzen sollten.“ Ich nickte verstehend und gleichzeitig überlegte ich, was es sein könnte was Lily unterbewusst am meisten an diesem Leben hier bindet. In erster Linie würde ich Alex sagen, aber ihn hierher zu holen, war eine Unmöglichkeit. „Gut, ich werde Ihre Freundin jetzt noch mal untersuchen, und wenn es noch Fragen gibt, bin ich gerne bereit Ihnen diese zu beantworten. Aber das wissen Sie ja.“, legte er kurz aufmunternd eine Hand auf meine Schulter. Dann ging er an seine Arbeit. Ich beobachtete jede Handlung von ihm und verfolgte mit einem klammen Gefühl im Magen, wie Ohyama-san zusammen mit einer Schwester den Tubus aus Lilys Hals zog und sie somit wieder der eigenen freien Atmung aussetzte. Lange konnte ich mir dieses Schauspiel jedoch nicht antun. Bevor mich meine Emotionen zu übermannen drohten, machte ich also kehrt und rannte aus dem Zimmer. Mir den Blick der anderen beiden in meinem Rücken gewiss. Vor dem Kaffeeautomaten stehend, atmete ich ein Mal tief durch. Noch ein paar Stunden, dann würde Gackt mich wieder ablösen. Ich sollte die Zeit danach wirklich nutzen, um bei Hyde vorbei zu fahren, nachdem er mich nun etliche Male versucht hatte anzurufen. Es schien wichtig zu sein. Ich griff nach dem fertigen Kaffee und nahm einen Schluck. Dabei schaute ich mich in der großen Eingangshalle des Krankenhauses um. Es war reger Betrieb um diese Zeit. Überall sah man Patienten in ihren Betten, die auf ihre nächste Untersuchungen zu warten schienen oder darauf, dass sie wieder zurück auf ihre Station gebracht werden würden. Für mich ein Wink, auch wieder zurück zu gehen. Also steuerte ich die Fahrstühle an, um mit ihnen in die erste Etage zu fahren. Einen Moment überlegte ich sogar, ob ich nicht mal wieder die Treppen nehmen könnte, doch mein dicker Bauch machte mich gleich wieder darauf aufmerksam, dass es eine nicht allzu gute Idee wäre. Oben angekommen, klingelte ich, um auf die Station zu kommen. Es war Leuten von außerhalb grundsätzlich verboten, einfach so eine Intensivstation zu betreten. Die Schwester von heute morgen ließ mich rein und dann steuerte ich auf die Tür, von Lilys Zimmer zu. Ich glaube, ich könnte diesen Weg mittlerweile schon mit verbundenen Augen gehen. Doch kaum war ich einige Schritte gegangen, fiel mir die Person auf, die nun ein kleines Stück vor mir lief. Einen Moment haderte ich mit meinem Verstand. Das konnte nicht sein? War das da wirklich Masa, der in Lilys Zimmer verschwand? Kapitel 2: Tsuki no nai sora ---------------------------- Langsam ging ich voran, immer darum bemüht an Masa dran zu bleiben ohne, dass er mich entdecken würde. Ich sah, wie er sich mit der Schwester unterhielt, die auch mich heute Morgen angesprochen hatte. Dann ging er weiter und verschwand in Lilys Zimmer. Ich schluckte schwer, musste das Gesehene erst einmal verdauen. Wie kam Masa, verdammt nochmal, einfach so auf die Intensivstation und was hatte er der Schwester erzählt, dass sie ihn auch noch einfach ins Zimmer spazieren ließ? Um meine Neugierde zu stillen, folgte ich Masa. „Galiano-san.“, hielt mich die Krankenschwester jedoch auf. Unbewusst stöhnte ich innerlich kurz. Was wollte sie denn jetzt? Mir meinen Unmut nicht anmerken lassend, kamen wir beide voreinander zum Stehen. „Galiano-san. Ein naher Bekannter ihrer Freundin ist gerade gekommen. Eigentlich wollte ich ihn erst aufhalten, doch dann…“, fiel sie gleich über mich her. „Schon in Ordnung, ich habe es gerade gesehen. Ich kenne ihn und es ist okay, dass er das ist. Wir alle hatten schon gedacht, dass er nie hier auftauchen würde.“, lächelte ich und versuchte ihr somit klar zu machen, dass ich wirklich nichts dagegen hatte. Darauf verbeugte sie sich und verschwand ohne ein weiteres Wort wieder zu ihrer Arbeit. Ich dagegen schlug den Weg zum Zimmer ein. Davor stehend haderte ich mit mir. Reingehen oder nicht reingehen? Sollte ich Masa zur Rede stellen? Oder sollte ich ihn lieber in Ruhe lassen? Ich war neugierig, mehr als das. Was immer Masa dazu bewog ins Krankenhaus zu bekommen, es musste ein triftiger Grund sein. Um Masa, als auch mir Frieden zu gönnen, nahm ich den Mittelweg und entschloss mich alles von der Ferne zu beobachten. Also öffnete ich langsam die Tür, betete, dass mich keiner bei meinem kleinen Verbrechen hier beobachten würde. Masa stand vor Lilys Bett, schaute zu ihr hinunter. Er wirkte unsicher, blickte sich ein paar Mal um ehe er sich den Stuhl, vor dem Bett, heran zog und sich auf ihn nieder ließ. Ich hörte ihn seufzen. „Ich sollte eigentlich nicht hier sein. Das ist nicht unbedingt ein Ort für mich, weißt du.“, vergrub er auf seine Worte hin das Gesicht in den Händen. „Gott, was tue ich hier bloß?“ Ein wenig fühlte ich mich unwohl hier an der Tür zu stehen und Masa zu belauschen, doch ich war neugierig. Schließlich war er einer der Letzten, die ich an diesem Ort erwartet hätte. Ein Ruck ging durch mich und ließ mich vor Schreck einen Schritt zurück machen, als Masa unerwartet aufstand und zum Fenster hinüber ging, dort hinaus schaute. Dann begann er wieder zu reden. Fast zu leise, um es klar zu verstehen. „Ich weiß, dass du mich verstehst, dass du alles wahrnimmst, was um dich herum passiert. Den Zustand, in dem du dich befindest, kenne ich nur allzu gut. Es ist jetzt über 3 Jahre her, da lag ich ebenso wie du da.“ Es stimmte. Jetzt, wo er es wieder erwähnte, wurde es mir nur wieder allzu deutlich klar. Masas schwerer Unfall, der ihm fast das Leben gekostet hatte. „Damals gab es nur eine Person, die mich wieder zurückgeholt hatte. Allein der Gedanke an diese Person…“, brach er unerwartet ab. Er schien mit sich zu kämpfen und das konnte ich etwas nachvollziehen. Wie schwer musste es für ihn sein an solch einem Ort zurück zu kehren und an die Umstände erinnert zu werden, die ihnen vor 3 Jahren zeigten was es hieß zu leben? Masa drehte sich um und schaute zu Lily. Ich betete innerlich, dass er mich nicht bemerken würde. Ich wüsste mich nicht zu erklären. Langsam schritt Masa wieder zurück zum Stuhl und setzte sich. Da er mir den Rücken zuwandte, konnte ich nicht sehen was er tat. „Gackt saß auch immer an meinem Bett, hielt meine Hand. Ich konnte diese Wärme spüren und sie tat unheimlich gut. Es gibt ein geborgenes Gefühl und hilft einen durch die endlose Dunkelheit. Aber das weißt du ja.“ Meine Augen weiteten sich, als ich sah, wie Lilys Hand, welche in Masa ruhte, zu seinen Lippen wanderte. Wann hatte er nach dieser gegriffen und was tat er überhaupt da? „Lily.“, flüsterte er noch mehr und langsam musste ich mich wirklich anstrengen um etwas zu verstehen. „Es tut mir alles so leid. Die Jahre, die wir uns kennen, sind nicht wirklich optimal verlaufen. So vieles ist schief gegangen. Hätte ich noch ein Mal die Chance, würde ich alles anders machen. Noch ein Mal von Vorne anfangen. Das ist alles, was ich ersehne. Aber… die Zeit ist abgelaufen, oder? … Unsere Freundschaft war von Beginn zum Scheitern verurteilt gewesen, als wäre solch eine Bindung zwischen uns nicht gemacht. Ich weiß, wie viel dir meine Musik bedeutet. Wie viel sie all den anderen Fans da draußen bedeutet. Und weißt du was? Die Liebe der Fans war auch ein Grund, weshalb ich damals gekämpft hatte wieder in dieses Leben zurück zu kehren. Du solltest auch kämpfen…solltest dich der vielen schönen Dinge erinnern, die es für dich wert sind zu leben. Erinnere dich an all die lieben Menschen um dich herum.“ Masa machte eine kurze Pause, schaute dabei aus dem Fenster ehe er wieder ansetzte weiter zu reden. „Gackt hatte damals Recht, als er meinte, dass man erst weiß was man an einem Menschen hat, wenn man kurz davor ist diesen zu verlieren. Ich bin wieder dabei zu verlieren…ich…ich bin dem Ganzen müde geworden. Alle sind das…denke ich zumindest manchmal. Komm zurück zu uns, bitte!... Erinnerst du dich an unser Gespräch im Auto, zu deinem Geburtstag? Ich hatte damals alles so gemeint wie ich es gesagt hatte. Vergiss das nicht. Niemals, hörst du?“ Tränen begannen sich bei Masas Worte in mir hoch zu kämpfen. Ich hatte die Geräusche und Menschen um mich herum schon längst ausgeschalten. Meine ganze Konzentration lag bei dem Geschehen in diesem Zimmer. Ich war ehrlich beeindruckt von Masa. Wer hätte je erwartet, dass er an Lilys Bett sitzen würde, nach all dem was in ihrer Freundschaft gelaufen war? Denn Lily allein war damals der Grund für Masas Unfall gewesen. Wir hatten alle nie groß darüber gesprochen gehabt. Masa hatte es unterbunden und vor allem in dem Moment, an dem Lily wieder in Japan aufgetaucht war. Lilys Seitensprung mit Gackt, in Deutschland, hatte bei allen deutliche Spuren hinterlassen. Selbst ich, mochte nicht an diesen Tag denken, als Gackt Masa alles gebeichtet hatte. Mochte nicht an das Gespräch denken, das ich darauf mit Masa am Telefon geführt hatte. Ein leiser Gesang ließ mich aufhorchen. Es war Masa. Ein wenig wirkte seine Stimme gebrochen. Mich versetzte dieses Lied, von Spiky, Jahre zurück. Es hingen viele Erinnerungen daran. Spiky war für Lily Alles gewesen. Alex, ihr Bruder, hatte mal im Scherz gesagt, dass er wohl nie eine Chance gegen Masa haben würde. Wir hatten gelacht, wussten wir doch eigentlich, dass Alex unbestritten Lilys Nummer Eins war. Es immer sein würde. Egal was kommen möge. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus zu zuhören. Also schloss ich die Tür geräuschlos. Schluckte die Tränen hinunter. Ich musste weg und zwar schnell. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen Masa zu belauschen. Jetzt hatte ich den Salat. Denn mich drohten die Gefühle zu ertränken. Alex, Lily, Masa und diese ganze Situation. Es war zu viel. Mit großen Schritten machte ich, dass ich von der Station kam. Draußen angekommen, nahm ich den Fahrstuhl nach unten. Ich musste mich wieder beruhigen. Im Fahrstuhl versuchte ich mich wieder zu sammeln. Kaum sprangen die Türen eben diesen auf, eilte ich schnellen Schrittes hinaus an die frische Luft. Die Sonne stand nahe dem Horizont. Es war mittlerweile schon später Nachmittag und kühler geworden. Ein typischer Oktobertag. Mir einen Platz zum Hinsetzen suchend, wühlte ich meine Handy aus meiner Jackentasche. Vielleicht wäre jetzt doch mal ein guter Moment um Hyde anzurufen. Also schaltete ich das Handy an, gab den Pin ein und wartete bis es startklar war. Doch kaum wollte ich in meiner Anrufliste nach Hydes Nummer suchen, bekam ich erst einmal unzählige SMS. Ich überflog die ersten drei davon. Alle von meinem Verlobten. Die nächsten fünf hob ich mir für später auf und rief endlich Hyde an. Es klingelte nur ein paar Mal am anderen Ende, dann vernahm ich Hydes Stimme. Er schien nicht überrascht mich zu hören, ganz im Gegenteil. „Ach, wen haben wir denn da?“, meinte er gleich, als er meine Stimme erkannte. „Was?“, fragte ich dagegen irritiert. Hatte ich was verpasst? „Wir haben schon alle angenommen, dass du dich ins Ausland abgesetzt hast. Toshiya ist völlig außer sich vor Sorge.“ „Kann er ruhig mal sein.“, murmelte ich darauf nur. „Sag mal, kann es sein, dass ihr euch gestritten habt und es wieder mal über einen Dritten austragen wollt?“ „Ich weiß nicht wovon du redest, Hyde.“ „Toshiya ruft hier nahezu permanent an und erkundigt sich, ob du dich bei mir gemeldet hast, weil er dich nicht erreichen kann. Na ja, und ich musste ihm ja leider auch dementsprechend permanent mitteilen, dass ich dich auch nicht erreichen kann, da dein Handy aus ist und du auch nicht bei dir zu Hause ans Telefon gehst.“, teilte er mir mit. Oh je, armer Hyde. „Tut mir leid.“, flüsterte ich reumütig. „Mir ging es die letzten Tage nicht so gut und ich wollte etwas für mich sein.“ „Und jetzt ist alles wieder on Ordnung?“ „Soweit. Hast du später etwas Zeit oder bist du mit der Band unterwegs?“ „Im Moment bin ich noch bei Tetsu, aber danach kann ich etwas Zeit frei räumen, wenn du magst.“ Das klang gut, fand ich, und ließ mich glücklich lächeln. Treffen und Gespräche mit Hyde taten mir immer wieder gut und deshalb freute ich mich umso mehr auf später. Ich verabschiedete mich schnell und ließ das Handy in meinen Schoß sinken. Gerade wollte ich meine Augen schließen, als ich Masa sah, der mit schnellen Schritten das Gebäude verließ. Ich verfolgte ihn mit meinen Blicken. Ob Gackt wusste wo sich sein Liebster rumtrieb? Ich fand, dass es eigentlich schon fast gar keine Frage mehr war, denn die Antwort hieß definitiv: Nein, wusste er nicht. Eine ganze Weile versuchte ich abzuschalten und die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages zu genießen ehe ich mich erhob, das Handy wieder ausschaltete und hoch zu Lily ging. Eine Schwester war gerade im Zimmer, als ich dieses betrat. Sie wechselte die Infusionsflaschen aus und maß die Vitalzeichen. „Alles okay?“, fragte ich sie, legte nebenbei meine Sachen ab. „Ja, alles in Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen. Das alles hier ist nur Routine.“, entgegnete sie mir und dann verschwand sie wenige Minuten später auch wieder. Ich schritt zum Bett hinüber und ließ mich auf den Stuhl sinken, auf welchem vor kurzer Zeit noch Masa gesessen hatte. „Hey, Süße.“, nahm ich ihre Hand. Sie war angenehm warm, was mich immer wieder stutzen ließ. Ich weiß nicht wieso, aber jedesmal nahm ich an, dass ihre Hand kalt sein müsste. Mein Blick schweifte gerade durch den Raum, als ich ein Zucken an meiner Hand wahrnahm. Erschrocken blickte ich auf diese, welche noch immer Lilys hielt. Hatte sie sich gerade bewegt? Tränen schossen vor Hoffnung in meine Augen. „Lily?“, hauchte ich, brachte kaum ein Wort über meine Lippen. Mich zur Ruhe zwingend, beugte ich mich näher zu ihr. „Lily?“, fragte ich wieder. „Hörst du mich? Wach auf, Süße. Ich bin hier. Du brauchst keine Angst haben.“ Doch es kam keine Antwort. Hatte ich mir das alles eingebildet? Vielleicht war ich einfach nur übermüdet und reimte mir irgendetwas zusammen. Ich strich mir mit der freien Hand über die Augen, seufzte schwer. Ich brauchte dringend Schlaf. Nicht nur für mich, sondern auch für meine ungeborenen Kinder. Langsam ließ ich Lilys Hand wieder frei, stand auf, um zum Fenster hinüber zu gehen. Doch weit kam ich jedoch nicht, denn ein gehauchtes Wort drang an meine Ohren. Ruckartig drehte ich mich wieder zu Lily. Fing ich jetzt schon an zu fantasieren? Ich hielt mich kurze Zeit für echt wirklich nicht mehr zurechnungsfähig. Doch dann sah ich es ganz deutlich, Lilys Lippen bewegten sich. „Masa…“, konnte ich wieder nur schwer vernehmen. Überstürzt eilte ich zum Bett hinüber. „Lily? Hey…“, strich ich ihr über die Stirn, musste den Drang widerstehen, sie an den Schultern zu rütteln. Dennoch kam wieder nichts von meiner Freundin. Frustriert ließ ich mich 10 Minuten später wieder auf den Stuhl sinken. So Vieles schoss mir gerade durch den Kopf ohne einen richtigen Sinn zu ergeben. Ich hatte Fragen und wollte Antworten. Was war das eben gewesen? War meine Freundin gerade dabei aufzuwachen oder war das wieder so eine unterbewusste Handlung wie heute Nacht, als sie gegen die Maschine geatmet hatte? Aber was mich von allen Fragen am meisten quälte war ein Wort: Masa. Wieso, Lily? Ich hatte mit allem gerechnet, was Lily nach all den Wochen über die Lippen kommen würde. Aber Masa!? Das konnte ich nun ganz und gar nicht nachvollziehen. Das hatte er nicht verdient. Vor Wut traten mir Tränen in die Augen, als plötzlich die Tür aufging. „Hey, sorry, dass ich so spät komme, aber ich musste warten bis…“, kam Gackt auf mich zu und brach ab, als er wohl meine Tränen sah. „Was ist los?“, fragte er gleich panisch. „Ist etwas mit Lily. Haben die Ärzte was gesagt?“ Ich konnte nur den Kopf schütteln, war völlig sprachlos. Wo sollte ich anfangen und wie viel konnte ich dem Mann vor mir wirklich erzählen? „Kira.“, legte er eine Hand auf meine Schulter. Ich schaute nicht auf, begann einfach zu reden. „Die Ärzte meinen, dass es ihr besser gehen würde. Sie müsse nur noch von alleine aufwachen.“ „Das klingt doch gut, oder? Aber deswegen machst du doch nicht so ein Gesicht, Kira.“ Nun schaute ich doch zu ihm auf. Er sah etwas besser aus, als heute Morgen noch, erholter. Wahrscheinlich konnte er weitaus besser schlafen. „Schon gut.“, winkte ich ab, erhob mich. „Ich glaube, ich brauche einfach nur etwas Ruhe. Ich bin froh, dass du da bist.“ Ich lächelte leicht und klopfte ihm zum Abschied leicht mit der flachen Hand gegen den Oberkörper. „Bis morgen früh.“ Gackt lächelte zurück bevor er sich zu Lily hinunter beugte und ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die Stirn hauchte. Was weiter geschah, sah ich dann nicht mehr, da ich das Zimmer verließ und nur noch einen Gedanken hegte – Schnell zu Hyde. Der Weg zu meinem Auto kam mir noch nie so lang vor. Und der Weg zu Hyde war auch schon mal kürzer gewesen. Umso erleichterter war ich, als ich endlich vor seiner Haustür stand. Ich klingelte etwas panisch und nur kurze Zeit später konnte ich Stimmen hinter der Tür vernehmen. Megumi öffnete die Tür und neben ihr konnte ich ihren Sohn sehen, der sich an ihrem Bein festhielt. „Kira. Schön, dass du da bist. Hyde erwartet dich schon.“, ließ sie mich eintreten. „Danke.“, meinte ich nur und zog meine Schuhe aus. „Du siehst fertig aus.“ „Bin ich auch. War ein harter Tag.“ Megumi war neben mich getreten, ihren Sohn auf dem Arm. „Er ist im Arbeitszimmer. Du willst sicher gleich zu ihm.“ „Ja, ich muss dringend mit ihm reden.“ Darauf ging ich den langen Flur entlang, um die letzte Tür links zu öffnen. Hyde saß auf dem Sofa, welches rechts an der Wand stand und spielte etwas auf seiner Akustikgitarre. Als er mich jedoch erblickte, legte er sie zur Seite, lächelte aufmunternd. „ Ich dachte schon, dass du es dir anders überlegt hast.“, drang seine weiche Stimme zu mir. Er klopfte neben sich auf die Sitzfläche des Sofas. „Setz dich zu mir.“ Ich kam dem nach, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. „Komm erst mal her.“ Hyde zog mich in seine Arme und ich ließ es zu, genoss es sogar. Er tat es in letzter Zeit öfters, als würde er wissen, dass es das war, was ich zurzeit brauchte. Nämlich Wärme und Geborgenheit. Eine Sache, die mir mein Verlobter momentan nicht zu geben vermag. Eine ganze Weile herrschte Schweigen zwischen uns, doch dann brach ich sie. „Masa war heute im Krankenhaus.“ „Ach, was.“ „Gott, es ist heute so viel passiert. Ich…ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.“ Ich löste mich aus der Umarmung meines besten Freundes. „Ich meine, was wollte er da? Und dann ist sein Name auch noch das, was Lily als erstes nach all den Wochen sagt.“, sprach ich aufgeregt weiter. Hyde schaute mich nur mit offenem Mund an. „Moment mal, ganz langsam. Wie Lily hat was gesagt?“ „Ich weiß doch auch nicht. Langsam glaube ich, dass ich es mir nur eingebildet habe. Das ist doch wirklich alles nur zu abwegig. Vielleicht sollte ich einfach doch nur ne Runde schlafen.“ „Wieso abwegig? Also so abwegig finde ich das nun wirklich nicht. Was haben die Ärzte denn dazu gesagt?“ „Was?“, fragte ich irritiert. Irgendwie konnte ich Hydes Worten heute kaum folgen. „Die Ärzte. Du wirst es ihnen doch wohl gesagt haben, oder?“ Ich schüttelte den Kopf. Das hatte ich vor lauter Aufregung und überquellenden Emotionen völlig vergessen. „Oh man. Du bist mir Eine.“, lachte Hyde auf. „Aber Gackt wirst du es doch hoffentlich gesagt haben.“ Wieder schüttelte ich den Kopf. „Was? Das ist nicht dein Ernst?“, hob er erstaunt eine Augenbraue. Ich getraute mich kaum ihn anzuschauen. „Es tut mir leid, aber ich wusste doch in dem Moment auch nicht was mir geschieht. Und dann noch die Sache mit Masa. Als Gackt vor mir stand, da wusste ich gar nicht mehr, was ich ihm sagen sollte und was nicht. Also hab ich es gelassen.“ Hyde seufzte und lehnte sich an. „Wie geht es dir sonst so?“ „Geht, würde ich sagen. Ich bin tierisch müde und mir tut jeden Muskel im Körper weh.“ „Du solltest wirklich mal abschalten und deine Gedanken ordnen. Na ja, und vielleicht wäre es mal nen Rat, dass du bei Toshiya anrufst. Er macht sich wirklich Sorgen. Du solltest bedenken, dass du Schwanger bist und er da alles annimmt, was dir passiert sein könnte. Wenn ich ehrlich sein soll, dann malt er schon ordentlich den Teufel an die Wand.“ „Ach, der kann das vertragen.“, lehnte nun auch ich mich an und schloss die Augen, als ich merkte, wie sich meine Rückenmuskeln dabei etwas entspannten. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Du rufst ihn jetzt an!“ Ich merkte, wie Hyde aufstand und kurze Zeit danach wieder neben mir Platz nahm. „Kira!“, mahnte er mich, weil ich mich noch immer nicht geregt hatte, die Augen geschlossen hielt. „Du machst das jetzt!“ Genervt öffnete ich nun doch meine Augen, blickte Hyde an, der das Telefon in meine Richtung hielt. „Ich mach das später. Nicht jetzt und nicht hier.“ „Tust du eh nicht. Das ist nur ein Vorwand, damit du ihn jetzt nicht anrufen brauchst und es noch weiter hinausschieben kannst.“ „Ist es nicht. Ich mag jetzt eben nicht. Lass mich doch auch mal entspannen.“, gab ich gereizt zurück und schloss meine Augen wieder. „Dann eben nicht. Mach ich es für dich.“, war alles was er sagte. „Das tust du nicht.“, richtete ich mich auf, sah Hyde mahnend an. „Wetten?“, zwinkerte er frech mit den Augen und fing dann an eine Nummer ins Telefon zu tippen. „Hyde!!“, warf ich mich auf ihn, worauf wir zwecks Physik gegen Boden segelten. Ich machte mich auf Schmerz gefasst, doch der blieb aus. Hyde hatte meinen Aufprall abgefangen, weshalb er nun mit schmerzverzerrtem Gesicht unter mir lag. „Alles okay?“, fragte ich besorgt, strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du bist echt lebensmüde.“, schaute er mich an. „Das hätte auch schiefgehen können.“ Hydes Hand legte sich seitlich auf meinen Bauch. Und mir wurde nun auch nur allzu deutlich klar wie gefährlich diese Situation gewesen war. Aber ich hatte in dem Moment einfach nicht nachgedacht. „Mmh, ich hatte doch eine weiche Landung.“, lächelte ich und legte meine Unterarme auf ihn ab, damit ich meinen Kopf darauf betten konnte. „Du bist schwer.“, murrte Hyde und ruckelte sich zu Recht. „Das ist deine Strafe. Hättest es ja nicht herausfordern müssen mit dem Anruf.“ „Okay, okay. Ich gebe auf.“ Seine Hände fuhren durch meine blonden Haare, wickelten sie um den Finger wobei er meine Augen fixierte. „ Aber versprich mir, dass du ihn wirklich anrufst. Was auch immer es ist, dass du so enttäuscht von ihm bist. Toshiya liebt dich über alles, das solltest du bei deinen Entscheidungen nie vergessen.“ „Du hast ja Recht.“, seufzte ich ergeben, schloss meine Augen. Schlafen wäre jetzt gerade sehr gut. „Hey, vergiss das mal ganz schnell wieder.“, piekte er mir in die Seite. „Such dir jemand anderen, den du dafür missbrauchen kannst.“ „Aber du bist so schön bequem und warm.“, nuschelte ich. „Ich glaub es grad nicht!“,kam eine Dritte Stimme dazu. „Meg, hilf mir!“, wirkte Hydes Stimme gequält. Ich versuchte mir ein Lachen zu verkneifen und tat so, als würde ich schlafen. Megumi lachte nur und kam auf uns zu. „Scheinst ziemlich gemütlich zu sein.“ „Jetzt reicht es aber!“ Hyde stupste mich wiederholt an. „Kiiiiiiiiiira! Ihr liegt zufällig zu Dritt auf mir.“ Murrend öffnete ich meine Augen und sah Megumi, die mit einem breiten Grinsen neben mir und Hyde hockte. „Bist du so müde?“, fragte sie mich. Ich nickte nur und hatte Mühe bei der Wärme unter mir meine Augen offen zu halten. „Du musst wohl noch etwas durchhalten, Schatz.“, kicherte sie und erhob sich wieder. „Meg!“, rief Hyde frustriert, als sie wohl das Zimmer wieder verließ und die Tür mit einem Lachen hinter sich schloss. „Ihr Frauen seit manchmal echt unerträglich.“ „Das müsst ihr Männer sagen.“, nuschelte ich und machte es mir auf Hyde etwas bequemer. Dieser schnaubte auf meine Worte hin nur und ließ sich frustriert ganz auf den Boden sinken. Eine ganze Weile herrschte Schweigen um uns herum. Man konnte nur das Atmen von uns vernehmen und dies ließ mich langsam wirklich einschlafen. „Hey, jetzt ist aber gut. Komm, du kannst dich auf das Sofa legen und etwas schlafen. Ich muss noch ein wenig arbeiten.“, fuhr Hyde mir mit der Hand wieder durch das Haar. Wiederwillig erhob ich mich, torkelte etwas ehe ich mein Gleichgewicht wiederfand. Ohne mich groß umzusehen, ließ ich mich auf das Sofa fallen, schloss meine Augen. Ich spürte noch wie Hyde mich zudeckte, dann musste ich wohl eingeschlafen sein. ~*~ Das Geräusch eines tiefen, aber gleichmäßigen Atmens drang in mein Bewusstsein. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren. Wo war ich? Wer war da? War ich diejenige, die so atmete? Meine Glieder fühlten sich schwer an, konnte sie nicht bewegen. Wieso fiel es mir nur so schwer meinem Körper Herr zu werden? Mein Schädel schmerzte, alles um mich herum war schwarz. Wieder versuchte ich meine Hand zu heben, aber vergebens. Nichts rührte sich. Ich bekam innerlich Panik, wollte hier weg. Mein Atem ging schneller. Deutlich konnte ich spüren, wie die Luft sich in meine Lungen presste und wieder hinausging. Mein Herz raste unkontrolliert. Ich wollte nicht hier sein. Lautes Piepen trat an mein Ohr. Was war das? Es wirkte förmlich fremd. Dann eine Stimme, eine warme Hand an meiner. „Ganz ruhig.“, sagte die tiefe Stimme zu mir. Plötzlich waren da viele Stimmen um mich herum und die Panik verstärkte sich. Ich verstand nicht was um mich herum geschah, sah nichts außer dem beängstigenden Schwarz um mich herum. Meine Kraft sammelnd, versuchte ich noch ein Mal meine Augen zu öffnen. Doch alles was mir entgegen schoss war ein weißes Licht, das mir in den Augen stach. Also schloss ich sie schnell wieder, stöhnte ob dem grellen Lichts, welches das Dröhnen in meinem Kopf verstärkt hatte. „Ryan-san?“, sagte eine andere Stimme zu mir. „Können Sie mich hören, Ryan-san? Sie müssen ganz ruhig bleiben.“ Was wollte er von mir? Ruhig bleiben? Ich wollte endlich wieder selber über meinen Körper entscheiden, raus aus der Dunkelheit. Ich startete einen weiteren Versuch meine Augen zu öffnen, diesmal darauf gefasst, dass das Licht da sein würde. Ich blinzelte ein paar Mal, gewöhnte mich dabei langsam an die Helligkeit. Alles war verschwommen. Ich konnte nichts in meiner Umgebung richtig erfassen. „Ryan-san. Hören Sie mich?“ Ich ignorierte die Stimme, war noch viel zu sehr damit beschäftigt wieder meine richtige Sehschärfe zu erlangen. „Hell.“, kam es leise über meine Lippen und ich erschrak, dass ich kaum sprechen konnte, obwohl ich es hatte laut sagen wollen. „Ihre Augen müssen sich erst wieder daran gewöhnen, dass sie wieder gebraucht werden. Geben Sie ihnen Zeit. Genauso wie Ihrer Stimme. Ich werde sie erst einmal untersuchen.“ Untersuchen? Nein, das wollte ich nicht. Aber ich konnte mich auch nicht wehren, denn meine Arme und Beine gehorchten mir einfach nicht. Alles was ich zustande brachte, war ein Zucken. Ich schloss während der Untersuchung meine Augen wieder. Es fiel mir so schwer wach zu bleiben. „Nicht wieder einschlafen, Ryan-san. Bleiben Sie schön wach.“ Mich wieder meiner Umgebung stellend, stellte ich fest, dass die Sicht besser geworden war. Nicht das, was ich erwartet hatte, aber nun waren deutlich Umrisse zu erkennen, wenn auch keine Gesichter. Langsam wendete ich meinen Kopf, konnte etwa vier Personen neben mir ausmachen. Drei davon in weiß, den vierten nahm ich noch immer nur als schwarzen Fleck wahr. „Wenn Sie mich hören, Ryan-san, dann nicken Sie bitte ein Mal.“ Ich tat wie die Person neben mir mich bat, obwohl ich noch immer nicht wusste wo ich war und wer dort alles stand. „Gut. Ich möchte, dass sie mir jetzt zuhören und dabei ruhig bleiben. In Ordnung?“ Ich nickte wieder. Ich hörte die Person kurz seufzen und spürte eine Hand, die meine Hand, auf der anderen Seite, umfasste. Dann sprach die Person weiter. „Sie hatten einen schweren Autounfall und sind gerade aus einem sechswöchigen Koma aufgewacht.“ Was? Wie immer die Person vorher meinte, aber ich konnte ganz und gar nicht ruhig bleiben. Wieder stieg Panik in mir auf. Ich wollte schreien, aber meine Stimmbänder brachten kaum einen vernünftigen Ton zustande. „Ganz ruhig. Hören Sie, sie werden sich jetzt noch ein wenig ausruhen. Ich verspreche Ihnen, dass wir später ausführlich reden werden. Wenn sie wollen, dann werde ich jetzt Ihrer Freundin Bescheid geben.“ Wieder ein Nicken meinerseits. „In Ordnung. Dann wird sich jetzt Ihr Verwandter weiter um sie kümmern.“ Dann verschwanden die drei Personen in weiß. Ich hörte noch, wie die Tür zuging, als sich plötzlich die zurückgebliebene Person um meinen Hals warf. Ich erschrak, weil ich nicht damit gerechnet hatte. „Oh Gott, Lily.“, hauchte die Stimme und ich konnte fühlen, wie sich warme Tränen einen Weg über meinen Hals bahnten. Ich schluckte schwer. Wer war diese Person? Sie kam mir einerseits so vertraut vor und andererseits völlig fremd. Ich konnte sie nicht zuordnen. Ich konnte nichts mehr zuordnen. Alles was ich wusste war, dass ich im Auto gesessen hatte. Alex, mein Bruder, neben mir. Wir hatten gelacht, uns über unseren grandiosen Auftritt gefreut, den wir vor ein paar Stunden, zusammen mit meiner besten Freundin Kira, gehabt hatten. Wir waren beide gerade dabei gewesen nach Hause zu fahren. Ich hatte Alex vorher noch den Autoschlüssel abgenommen, weil mir klar war, dass er in seinem angetrunkenen Zustand ganz bestimmt nicht fahren würde. Aber wo war dann Alex jetzt? Und wer war der Mann, der hier weinte? ******************************************************** so, leutz^^ das war das zweite kapi von little by little III. danke, an die kommischreiber und auch an die leute, die mir ens geschickt haben. ich hoffe, dass ich mit diesem teil gut an die anderen anknüpfen kann und meine leserschaft somit halten. xD mmh, ich hab auch noch eine weitere neue story am start. es ist eine zusammenarbeit mit mayana. würde mich also freuen, wenn ihr auch mal bei "hikui tsuki" reinschauen könntet. und natürlich freu ich mich auch auf jede art von kritik.^^ wünsch euch was. baibai chingya Kapitel 3: EXISTENCE -------------------- ~*~ Ein Rütteln an meiner Schulter ließ mich schwerfällig die Augen aufschlagen. Ich murrte leicht, hatte ich seit langem doch mal wieder gut schlafen können. „Hey, Kira!“, hörte ich Hydes Stimme zu mir durchdringen. „Komm, du musst aufstehen!“ „Was?“, verstand ich nicht. Um mich herum war der Raum noch in Dunkelheit getaucht, nur das Licht vom Flur her, beleuchtete Hydes Gestalt. „Wir müssen los.“, zog er mich zu sich hoch. Ich war verwirrt und versuchte noch immer wach zu werden. Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es gerade mal 3 Uhr morgens war. „Was ist denn überhaupt los?“, fuhr ich mit meinen Händen über meine Augen. Ich konnte sie kaum offen halten. Hyde schaute mich einen Moment prüfend an, strich mir eine Haarsträhnen hinter das Ohr ehe er ruhig meinte: „Gackt hat gerade angerufen. Lily ist aufgewacht.“ Okay, jetzt war ich wach. Panisch hechtete ich in den Flur und zog mir Schuhe sowie Jacke an. Ich hatte kaum Zeit verschwendet nachzudenken, tat alles mechanisch. Mein bester Freund griff nach meiner Hand, als ich startklar war und verließ mit mir die Wohnung, um zum Krankenhaus zu fahren. Während der Fahrt saß ich schweigend auf den Beifahrersitz, mein Kopf war völlig leer. Das Einzige, was von meiner Aufregung zu sehen war, war das unkontrollierte Zittern meiner Hände. „Wir sind gleich da.“, sagte Hyde beruhigend. Mein Blick glitt derweil nur aus dem Fenster, zu meiner Linken, betrachtete die Wohnhäuser, die an uns vorbeizogen. Am Krankenhaus angekommen, stürmte ich aus dem Auto und durch das Gebäude, zur Intensivstation. Mein Herz raste, als ich im Fahrstuhl stand und das Gefühl hatte, dass es eine Ewigkeit dauerte ehe ich in der entsprechenden Etage ankam. Hyde war zurückgeblieben. Auf der Intensivstation kam mir gleich Gackt entgegen. Er sah fertig aus, hatte scheinbar geweint. „Kira.“, hauchte er, als er vor mir zum Stehen kam. Ich musterte ihn kurz, als könnte ich so die momentane Lage abchecken. Nur kurz ließ er zu, dass ich in seinen Augen nach einer Antwort suchte, bis er plötzlich einen Schritt vor machte und mich so unerwartet in eine Umarmung zog. Vor Schreck konnte ich darauf kaum reagieren, blieb im ersten Moment völlig steif stehen. „Sie ist wach.“, sagte er und vergrub dabei sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Ein Schauer ging durch meinen Körper – war es das erste Mal, nach all den Jahren, dass er mir so nah war. „Wie geht es ihr? Hat sie was gesagt?“, wollte ich wissen, strich dabei durch seine Nackenhaare. Gackt nickte, löste sich dann jedoch wieder von mir. „Sie schläft jetzt wieder, aber… .“ „Galiano-san.“, unterbrach die Stimme des Arztes ihn. Ohyama-san kam auf uns zu und wirkte, wie auch Gackt schon, wenig optimistisch. Ich merkte, wie das wieder Unruhe in mir herauf beschwor. „Ich würde Sie bitten, mir vorher kurz zu folgen, bevor Sie zu Ihrer Freundin gehen.“, verbeugte er sich dabei zur Begrüßung. Ich stimmte zu, fasste unbewusst nach Gackts Hand um so, zusammen mit ihm, dem Arzt in dessen Besprechungszimmer zu folgen. Dort angekommen, bat dieser uns an Platz zu nehmen und ich kam nicht auf den Gedanken es abzuschlagen. Schwindelgefühl kroch nämlich in meinem Körper hoch und ließ mich kaum noch fest stehen. Gackt nahm auf dem Stuhl neben mir Platz, während der Arzt sich vor uns, hinter seinem Schreibtisch setzte. „Ich möchte gar nicht lange um den heißen Brei reden, Galiano-san.“, begann Ohyama-san, faltete seine Hände auf dem Tisch. „Ihre Freundin ist vor knapp zwei Stunden aus dem Koma aufgewacht. Ihre Vitalzeichen sind, soweit wir es beurteilen können, stabil. Ein wenig müssen sich jedoch ihre Augen und Stimmbänder daran gewöhnen, dass sie wieder Arbeit haben.“ Ich nickte verstehend. „Hat Lily schon was gesagt?“, stellte ich wiederholt meine Frage, die ich schon an Gackt gerichtet hatte. „Das ist eigentlich der Grund wieso ich in Ruhe mit Ihnen sprechen wollte.“ Meine Hände fingen an zu zittern. Das Alles schien nichts Gutes zu bedeuten, zumindest wirkte es auf mich, in diesem Moment, so. Dankbar blickte ich Gackt an, als er meine Hand ergriff, mir mit einem leichten Druck verdeutlichte, dass er da war. „Ihre Freundin hat wohl durch die subduralen Blutungen, vom Unfall, doch einige Komplikationen davongetragen.“ „Was?“, entfuhr es mir. „Das sind jedoch Komplikationen, welche meist nur zeitweise bestehen. Was ich Ihnen damit sagen möchte: Ryan-san leidet unter einer retrograden Amnesie. Sie kann sich, laut Aussagen Ihres Freundes, zurzeit an keine Dinge erinnern, die vor dem Unfall geschehen sind. In welchem Umfang diese Amnesie ausfällt, können wir Ihnen im Moment jedoch noch nicht sagen. Dafür bedarf es später noch einiger Untersuchungen.“ „Was meinen Sie mit Umfang?“ „Damit meine ich, dass wir leider noch nicht wissen, ob sich diese Amnesie nur auf Stunden, Tage oder gar Jahre ausdehnt.“ „Jahre?“, fragte ich geschockt. Oh Gott, das wollte ich mir gar nicht erst vorstellen. „Ja. Amnesiepatienten sind oft nach traumatischen Unfällen vorzufinden. Die Patienten haben meist nur noch prägende Erinnerungen oder können sich nur bis zu einem prägenden Lebensabschnitt erinnern. Wie sieht es bei Ryan-san aus? Gibt es bei ihr ein spezielles Ereignis in der Vergangenheit? Das könnte uns vielleicht helfen festzustellen wie groß ihre Gedächtnislücke ist.“ Ich musste erst einmal einen Moment alles auf mich wirken lassen, es verstehen. Da waren so vielen Informationen innerhalb von nur ein paar Minuten, dass mein Gehirn kaum in der Lage war diese zu verarbeiten. Deswegen nahm ich auch kaum die letzte Frage vom Arzt wahr. Gackt umso mehr, weshalb er sie für mich beantwortete – zu meiner Verwirrung. „Lilys Bruder ist vor 10 Jahren bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen, wobei sie am Steuer gesessen hatte. Sie standen sich sehr nahe und Lily hängt noch immer bei diesen Tag fest.“ Ohyama-san nickte verstehend, schrieb etwas auf seine Unterlagen. „Dann müssen wir wohl davon ausgehen, dass eine größere Gedächtnislücke bestehen könnte.“ Meine Arme schützend um meinen Oberkörper schlingend, versuchte ich lieber nicht darüber nachzudenken, was solch eine Diagnose zu bedeuten hätte. Nicht nur für Lily, sondern auch für alle Beteiligten. „Hey!“, nahm Gackt mich in seine Arme. „Nicht weinen! Wir schaffen das, egal welche Diagnose am Ende herauskommt. Hörst du?“ Weinen? Erst jetzt bemerkte ich die Tränen, die lautlos meine Wangen hinab liefen. Ich wischte sie mir etwas unbeholfen weg und wagte dabei einen Blick zu Ohyama-san, stellte dabei fest, dass er gegangen war. „Er hat gesagt, dass er später nochmal wiederkommt.“, klärte Gackt mich auf. „Wenn du magst, dann können wir jetzt zu Lily gehen.“ Zu Lily? Konnte ich jetzt zu ihr? Nein, konnte ich nicht – es ging nicht. Ich musste erst einmal verstehen was hier geschah. „Ich mag erst einmal zur Ruhe kommen.“, teilte ich ihm also mit und erhob mich darauf von meinem Platz, um den Raum zu verlassen. Hinter mir hörte ich, dass Gackt es mir gleich tat und mir folgte. Meinen Blick, beim Herauskommen, über die Intensivstation gleiten lassend, sah ich, dass Hyde jetzt auch da war. Er saß auf einen der Stühle, im Wartebereich, und lächelte leicht, als er uns beide erblickte. Langsam gingen wir zu ihm. Ich ließ mich wortlos neben ihn sinken, während Gackt vor uns stehen blieb. Keiner sagte etwas und es war mir nur Recht. Weitere Fragen wären jetzt einfach unangebracht gewesen. Nach 10 Minuten hielt Gackt scheinbar die Stille nicht mehr aus. „Magst du ihn anrufen oder soll ich es machen?“ Fragend schaute ich ihn an, nachdem ich realisiert hatte, dass ich angesprochen wurde. „Shinya.“, deutete er meinen Blick richtig. „Magst du ihm nicht sagen, dass seine Freundin aufgewacht ist?“ Auch jetzt sprach er „seine Freundin“ mit einem gewissen Unterton aus. Er hatte noch immer schwer mit Lilys Entscheidung zu kämpfen, auch wenn Gackt immer gerne alle glauben ließ, dass er damit klar kam und er ja glücklich mit Masa war. „Ich werde ihn später anrufen. Erst einmal mache ich mir ein eigenes Bild von dem Ganzen.“, erwiderte ich und schaffte mir somit etwas Raum. Ich hatte Hyde und Gackt gebeten gehabt, mich alleine zu Lily gehen zu lassen. Doch jetzt, vor der Zimmertür stehend, überlegte ich, ob es nicht doch besser gewesen wäre, hätte ich wenigstens Gackt mitgenommen. Ich hatte Angst vor Lilys Reaktion, wenn sie mich zu Gesicht bekam. Aber irgendwann nahm ich mich dann doch zusammen und drückte die Türklinke hinunter. Ich konnte immerhin nicht ewig vor diesem Schritt fliehen. Irgendwann hätte ich mich sowieso dem Stellen müssen. Lilys Blick traf mich sofort, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Sie wirkte erleichtert als sie mich sah, aber nur einen kurzen Augenblick. Denn als ich mich ihr ganz zuwandte und näher kam, schaute sie irritiert. „Kira?“, fragte sie leise, als wäre sie nicht ganz sicher, ob ich es wirklich war. Und sofort kamen mir die Worte von Ohyama-san in den Sinn – was er über die Ausmaße der Amnesie gesagt hatte. Tränen traten mir in die Augen, während ich nach all den Wochen wieder so deutlich ihre Stimme vernahm. Doch gleichzeitig spürte ich in diesem Moment auch allzu deutlich die Kluft, welche plötzlich zwischen uns herrschte. Ich wusste in diesem Moment, bei ihren Anblick, intuitiv, dass ich nicht mehr die Lily vor mir hatte, die sie vor dem Unfall gewesen war. Sie könnte, laut Arzt, 10 Jahre mit ihren Erinnerungen zurück sein. Aber was bedeutete dies für unsere Freundschaft? Denn ich hatte nicht vergessen was in den letzten Jahren geschehen war – ob gute oder schlechte Momente. Und plötzlich bekam ich Angst. Angst vor der möglichen Situation und auch Angst vor meiner Freundin. Ohne, dass ich groß darüber nachdachte, stolperte ich ein paar Schritte zurück und riss Hals über Kopf die Tür auf, als ich diese hinter mir spürte. „Kira? Was?“, richtete Lily sich mit Mühe im Bett auf. Ich ignorierte es, verließ ohne ein Wort das Zimmer wieder und hörte die Tür hinter mir ins Schloss einrasten. Hemmungslos fing ich darauf an zu weinen, rutschte die Tür hinunter und vergrub meinen Kopf unter meinen Armen. Gleich danach waren auch Hyde und Gackt bei mir, gingen vor mir in die Hocke. Hyde war der Erste, der mich in die Arme nahm, mir einen tröstenden Kuss auf das Ohr hauchte und mir beruhigend über den Rücken strich. „Was ist passiert?“, fragte Gackt. „Ich kann…ich kann das nicht.“, kam es mit Schluchzern über meine Lippen. „Schon gut. Gib dir Zeit.“, zog Hyde mich noch fester an sich. „Ich denke, dass ich zu Lily gehen sollte.“, vernahm ich Gackts Stimme, schaute aber nicht auf. Hydes Nähe tat mir in diesem Moment viel zu gut, als dass ich sie aufgeben wollte. Gackt erhob sich mit einem Seufzen und verschwand dann im Zimmer, hinter mir. „Komm, lass uns aufstehen! Es ist kalt auf dem Boden.“, wollte Hyde sich von mir lösen. Doch ich ließ es nicht zu, verkrallte meine Finger regelrecht in seinen Pullover. Er seufzte ergeben und hielt mich wieder fester. Nur einen Moment noch. Einen kleinen Moment wollte ich spüren, dass jemand auch für mich da war. Irgendwann schliefen dann jedoch meine Beine ein und dies veranlasste mich dazu mich widerwillig von Hyde zu trennen. Wir erhoben uns beide. „Geht’s?“, fragte er mich, wischte die letzten Tränenspuren von meinen Wangen. Ich nickte und zog meine Sachen etwas zu recht. „Lass uns einen Kaffee trinken oder etwas an die frische Luft.“, legte er einen Arm um meine Schultern und führte mich so von der Station. Ich ließ es ohne Widerstand geschehen und war sogar dankbar dafür als sich, draußen angekommen, die warme Morgensonne auf mein Gesicht legte. „Ich werde Toshiya anrufen.“, meinte Hyde kaum verständlich neben mir, schaute mich dabei nicht an. „Er sollte kommen und die anderen auch. Du brauchst ihn jetzt mehr als irgendjemand sonst.“ „Ja.“, erwiderte ich ebenso leise und machte mich auf den Weg zu einer Bank, unweit von uns entfernt. Er folgte mir unauffällig und zusammen ließen wir uns auf diese nieder. Gleich darauf holte Hyde sein Handy hervor um meinen Verlobten anzurufen. „Warte!“, hielt ich ihn davon ab, indem ich meine Hand auf seine legte. „Lass mich es machen. Das bin ich ihm schuldig.“ „In Ordnung.“, reichte er mir das Handy. Ein Blick auf dieses verriet mir die momentane Uhrzeit. 6 Uhr. Ob Toshiya noch schlief? Ich würde es wohl gleich wissen. Mit zittrigen Fingern wählte ich seine Handynummer. Kurz zu Hyde schauend, wartete ich, dass Toshiya rangehen würde. Zu meiner Verwunderung tat er es ziemlich schnell. „Hyde?“, meldete er sich, als er wohl Hydes Nummer erkannt hatte. „Nein, ich bin es. Kira.“ Einen Moment kam nichts von der anderen Seite. Er war scheinbar mehr als überrascht meine Stimme zu hören. „Oh Gott, du glaubst nicht wie sehr ich auf eine Antwort von dir gehofft habe.“ „Es tut mir so leid. Das musst du mir glauben.“, fingen wieder an Tränen sich in mir hoch zu kämpfen. „Schon gut. Hyde hat mir alles erklärt.“ „Hyde?“, schaute ich zu diesem. Aber dieser bemerkte es gar nicht, denn er hatte sich zurück gelehnt und die Augen geschlossen. „Hab ich dich geweckt?“, fragte ich Toshiya, versuchte so noch etwas von der momentanen Situation abzulenken. „Nein, keine Sorge. Wir sind schon etwas länger wach.“ „Wir?“ „Ja, der Rest unserer Truppe. Wir sind gerade auf dem Weg zur nächsten Halle.“ „Achso.“, entgegnete ich nur. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie spürte ich bei seinen Worten einen Stich im Herzen. Wieder ging es nur um seine Arbeit, wo er eigentlich hier hätte sein sollen. „Wie geht es euch?“, stellte er dann die Frage, welche hätte kommen müssen, weil sie es immer tat. Einen kurzen Moment überlegte ich wirklich, ob ich das „euch“ nur auf mich und die Zwillinge beziehen sollte und tat es auch letztendlich. „Es ist alles okay bei uns.“, sagte ich also. „Macht euch also keine Sorgen.“ „Das klingt doch gut. Du, ich mag dich wirklich nicht unterbrechen, aber wir kommen gerade an der Halle an.“ „Geht klar. Ich will dich auch gar nicht aufhalten.“, versuchte ich meine Enttäuschung nicht allzu deutlich mit meiner Stimme mitschwingen zu lassen. „Ich kann mich ja auch später…“, stieß Hydes Ellenbogen, mitten im Satz, in meine Rippen und ließ mich so inne halten. ‚Was?‘, fragte ich ihn lautlos. Doch die Frage war eigentlich sinnlos, denn sein Blick sagte alles. „Toshiya?“, beugte ich mich also Hydes Drängen. „Was ist wirklich los? Du stellst meinen Namen selten in Frage.“ Wie Recht er hatte. Ein Schluchzen unterdrückend und mit bebenden Lippen bat ich ihn dann darum, worauf ich schon seit Wochen hoffte. „Kannst du kommen? Bitte, ich…ich brauche dich hier.“ „Was ist passiert?“, klang nun auch seine Stimme zittrig. „Ist dir was passiert und den Kleinen? Dir geht es doch gut, oder? Das hast du doch eben noch…“ Toshiyas panisches Gerede unterbrechend, brachen die nächsten Worte aus mir heraus: „Lily ist aufgewacht.“, und stieß ihm damit wohl voll in die Breitseite. Kurz herrschte Schweigen, aber dann: „WAS? Lily ist wach? Scheiße, Kira. Wann wolltest du damit rausrücken?“ Beschämt schloss ich meine Augen und seufzte schwer. Mir war so bewusst gewesen, dass er so reagieren würde. Schließlich war Lily die Freundin von einem seiner besten Kumpels. Bei Toshiya, im Hintergrund, konnte ich aufgeregte Stimmen hören – Kaoru am Deutlichsten. „Hör zu, Kira. Wir werden uns jetzt auf den Weg zu euch machen.“, meldete Toshiya sich wieder. „Okay.“ „Ist Hyde oder jemand anderes bei dir?“ „Ja, Hyde.“ Einen Moment verstand ich nicht was er vor hatte. „Gibst du ihn mir mal?“ Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, reichte ich meinem besten Freund das Handy, welches er fragend entgegen nahm. Während Hyde mit meinem Verlobten sprach, erhob ich mich von der Bank. Ich wollte ein paar Schritte gehen, das Gespräch noch ein Mal Revue passieren lassen. Er würde also zurück nach Tokyo kommen. Ich lächelte verbittert. „Für Lily kommst du also…“ ~*~ In meinem Bett liegend, beobachtete ich den Mann, der vor mir, am Fenster stand. Noch immer sah ich Kiras plötzliches Erscheinen vor meinen Augen, genauso wie ihren unerwarteten Abgang. Ebenso schwirrten mir die Fragen des Arztes im Kopf herum, der vor fünf Minuten noch hier gewesen war und mich irgendwelche psychologisch wertvollen Dinge gefragt hatte. Zumindest schienen sie für ihn wertvoll gewesen zu sein, denn mich hatten sie nur verwirrt und mich innerlich aufgewühlt. Somit mein momentanes Selbstbild erschüttert. Nun verstand ich irgendwie Kiras Reaktion vorhin, auch wenn sie schmerzte. „Sind wirklich so viele Jahre vergangen?“, hielt ich die Stille im Raum kaum noch aus, wollte Antworten haben. Und in diesem Moment war dieser Mann meine einzige Quelle. Er drehte sich auf meine Frage hin leicht zu mir herum, schaute mich kaum an. „Ja. So sehr ich auch wünschte, dass es nicht so wäre.“ „Wieso? Wie stehen wir denn zueinander? Bist du mit Kira zusammen, Gackt?“ Ja, ich hatte den Mann vor mir schon längst erkannt und den ersten Schrecken dabei überwunden. Doch jetzt brachte das alles nur noch mehr Fragen zum Vorschein. Gackt zuckte bei der Nennung seines Namens merklich zusammen, hatte nun bemerkt, dass ich ganz genau wusste wer er war. Sich wieder von mir abwendend, antwortete er mir: „Ich bin nicht mit Kira zusammen. Wir sind nur befreundet. Genauso wie wir beide es sind.“ Ich nickte verstehend, versuchte mich zu erinnern. Aber mehr als Kopfschmerzen brachte es mir nicht. Deshalb nahm ich den einfacheren Weg, ich wollte mehr durch Gackt erfahren. „Mmh, ich bin also 30 Jahre. Was mache ich eigentlich hier in Japan? Wie lange bin ich schon hier?“ Seufzend drehte er sich zu mir, kam auf mein Bett zu. Ich beobachtete jede Bewegung, die er tat und erschrak mich dennoch, als er sich auf der Bettkante niederließ und meine Hand ergriff. „Hör zu, Lily. Ich glaube nicht, dass ich der Richtige bin, der dir das alles erzählen sollte.“ Frustriert und enttäuscht entzog ich ihm meine Hand wieder. „Und wer ist dann die richtige Person? Wen soll ich denn sonst fragen, wenn nicht dich? Du bist immerhin seit Stunden der Einzige in meiner Nähe.“ Darauf erwiderte er nichts, nahm einfach meine Hand wieder in seine. Ich ließ es zu. Mir kam diese Berührung so vertraut vor und ich wusste in diesem Moment, dass mir seine Nähe nicht so fremd war, wie er es mit einer einfachen Freundschaft Glauben machen wollte. Dafür waren die Gefühle, die mich dabei durchströmten, zu intensiv. ~*~ Ich saß auf einer Bank, unweit von Hyde entfernt. Er telefonierte wohl noch immer mit Toshiya. Ich beobachtete ihn dabei, fragte mich insgeheim, was die beiden da wohl so lange zu besprechen hatten. Und ohne es anzuzweifeln, war mir nur zu klar, dass es um mich ging. Alles andere hätte Toshiya doch sonst auch mit mir besprechen können, oder? Dir en grey würden also so bald wie möglich zurückkommen. Sie waren zurzeit in Nagano, wenn ich mich recht erinnerte. Es würde also nicht allzu lange dauern. Vielleicht wären sie sogar noch heute am späten Abend wieder in Tokyo. Ich konnte nicht sagen wieso, aber ich hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Nicht nur ich war kaum bereit dazu die fünf Männer wieder zu sehen, auch Lily wäre damit sicher stark überfordert. „Willst du nichts mehr mit mir zu tun haben?“, stand plötzlich Hyde vor mir und nahm mir die warme Sonne. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute auf mich hinab. Ich entgegnete lediglich seinem Blick. Was wollte er von mir hören? „Du bist sauer, oder?“ „Nein, bin ich nicht.“, meinte ich etwas zu zickig, hielt seinem Blick stand. Hyde lächelte darauf leicht. „Doch, bist du. Was hat er gesagt, dass du so „erfreut“ bist ihn wieder zu sehen? Oder ist es, weil ich gerade mit ihm so lange telefoniert habe?“ Ich schnaubte nur. Egal was es doch war, konnte ihm doch egal sein. Was änderte es an der Tatsache, dass Toshiya und die anderen sich erst jetzt hierher bequemten? Ich war nicht sauer, sondern ziemlich verletzt und enttäuscht. Und ich wusste nur allzu gut, dass ich keinen der Männer in dieser Verfassung gegenübertreten wollte. „Ist das von so großer Wichtigkeit?“, fuhr ich also Hyde etwas ungehalten an. „Mach von mir aus jetzt was du willst. Ich werde wieder zu Lily hochgehen.“ Ich stand von der Bank auf und schritt einfach an meinem besten Freund vorbei. Mir war klar, dass ich ungerecht reagiert hatte, gerade jetzt, wo Hyde so viel für mich tat. Doch ich war zurzeit viel zu sehr mit mir selber beschäftigt und hatte das Gefühl in Problemen und Sorgen zu ersticken. Mein Weg führte mich nicht gleich zu meiner Freundin. Erst machte ich noch einen kleinen Abstecher in die Cafeteria um mir einen Kaffee zu holen. Dabei überlegte ich, wie ich es am besten anstellte Lily gegenüber zu treten. Einen erneuten voreiligen Abgang wollte ich mir nämlich nicht ein weiteres Mal erlauben. Als ich die Tür zu Lilys Zimmer öffnete, stellte ich schon fest, dass alles ruhig im Inneren war. Erst spielte ich mit dem Gedanken, Gackt könnte schon gegangen sein, aber ich wurde eines Besseren belehrt, als ich ihn neben Lily, auf dem Bettrand, sitzen sah. Er hielt ihre Hand, während Lily die Augen geschlossen hatte. Leise schloss ich die Tür hinter mir und stellte dann erst einmal meinen Kaffee auf den Nachtschrank ab. Gackts Blicke verfolgten mich dabei schweigend. „Schläft sie?“, fragte ich ihn, nachdem ich an die andere Seite des Bettes getreten war. „Nein.“, schüttelte er dabei sachte den Kopf. Im gleichen Moment schlug Lily die Augen auf und schaute mich an. Ich spürte wie mir dabei kurz das Herz stehen blieb um dann im doppelten Tempo weiter zu schlagen. „Hey, Süße.“, hauchte ich und versuchte standhaft zu bleiben, ihr ein kleines Lächeln zu zeigen. „Hey.“, antwortete sie mir. Ihr Blick wirkte traurig. „Ich dachte nicht, dass du so schnell wieder kommst.“ Die Stimme klang etwas krächzend und angeschlagen. Aber das spielte im Moment keine Rolle. Wichtig war, dass ich es geschafft hatte wieder hierher zu kommen und mich dem Schicksal zu stellen. „Tut mir leid. Ich wollte eigentlich vorhin nicht so überstürzt…“ „Schon gut.“, unterbrach sie mich. „Ich kann es irgendwie verstehen. Ich hätte wohl nicht anders reagiert, wenn ich feststellen hätte müssen, dass meine beste Freundin 10 Jahre ihres Lebens vergessen hat.“ Sie versuchte aufmunternd zu lächeln, doch es wirkte eher gezwungen. „Es ist dennoch nicht richtig gewesen.“, nahm ich ihre Hand, stockte dann jedoch. Was hatte sie eben gesagt? 10 Jahre? Hilfesuchend schaute ich zu Gackt hinüber, suchte dort eine Antwort auf meine Vermutung. Dieser schien zu verstehen was mich beschäftigte und nickte nur bestätigend. Einen Moment kämpfte ich geschockt mit den Tränen. Also hatte es sich doch bewahrheitet. Nicht, dass alles andere nicht schon reichte. „Du hast dich verändert.“, hörte ich Lilys Stimme nur stumpf zu mir durchdringen. Mich wieder auf sie konzentrierend, blickte ich sie an. „Es ist auch viel Zeit vergangen.“ „Ja, ich weiß. Und ich kann es an dir nur zu deutlich sehen.“ Ich schluckte schwer. Sicher, mein dicker Bauch war ja auch nicht gerade zu übersehen. Und wieder fragte ich mich, wie ich das alles Lily erklären sollte. Wie sollte ich ihr nur 10 Jahre ihres Lebens nahe bringen? Gleichzeitig bewunderte ich, in diesem Moment, dass meine Freundin so ruhig blieb. „Du nimmst das gerade alles sehr gelassen.“, teilte ich es ihr mit. Kurz lachte Lily leise auf. „Oh ja, und wie. Du hast keine Ahnung wie es in mir drinnen aussieht. Da sind so viele Fragen.“ Nickend nahm ich vorsichtig ihre Hand in meine. Es wirkte beruhigend auf mich und schaffte wieder etwas Nähe. „Ich verspreche dir, dass ich dir alles beantworten werde, soweit ich kann. Aber heute solltest du dich wirklich noch ausruhen.“ „Okay.“, drückte sie kurz meine Hand. Es war nur ein leichter Druck, fast kaum zu spüren. Dies zeigte mir, wie geschwächt ihr Körper eigentlich noch war. „Willst du jetzt wieder gehen?“ Lilys fragender Blick durchbohrte mich regelrecht. Kurz überlegte ich wirklich, ob ich nicht gehen sollte, aber dann entschied ich mich dagegen. „Nein, ich bleibe noch ein wenig.“ „Danke.“, lächelte sie und schaute dann kurz zu Gackt. Ich konnte mir nicht helfen, aber es schien trotz allem immer noch eine gewisse Vertrautheit zwischen den Beiden. Sie war zwar kaum zu sehen, dafür jedoch umso deutlicher zu spüren. Ja, manche Dinge scheinen sich einfach nicht ändern zu wollen. Und andere Dinge wiederum änderten sich viel zu schnell und unverhofft. Kapitel 4: Shitsubô ------------------- hi. leutz!!! sorry, dass es mal wieder so lange gedauert hat bis das neue kapi da is, aber ich wollte erst mal den zweiten teil meiner examensprüfung fertig bekommen ehe ich weiter schreibe. vielen lieben dank für eure kommis...,dass ihr euch dennoch zeit nehmt welche zu hinterlassen. mich baut das immer auf und gibt mir muse weiter zu schreiben.^^ zudem hoffe ich, dass die story endlich ins rollen kommt. ich sehe den dritten teil von lbl gerne als hauptteil, während die anderen beiden noch die aufwärmphase waren. xD euch erwartet definitiv noch ne ordentlich achterbahnfahrt!!! der erste und zweite teil waren noch gar nichts! würd mich weiterhin freuen, wenn ihr dran bleibt. joa, und für jegliche kritik und so weiter bin ich auch jeder zeit zu haben.^^ viel spaß beim lesen!! ich wünsch euch was! chingya *** Es war früher Abend, als ich mich dafür entschied nach Hause zu fahren. Gackt wollte noch etwas bei Lily bleiben und dann selber Heim. Wir brauchten beide etwas Schlaf nach dem ganzen Trubel und wir hatten ja jetzt endlich die Gewissheit, dass Lily wach war und es bleiben würde. Zumindest in diesen Zusammenhang konnte ich beruhigt sein. In einem gewissen anderen Zusammenhang spürte ich, allein bei dem bloßem Gedanken, ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. Die Gefühle spielten in mir verrückt. Auf der einen Seite war ich froh, dass Toshiya endlich wieder da sein würde, aber auf der anderen Seite hatte ich einen bitteren Nachgeschmack bei der Sache. Und mir war klar, dass es nicht nur mir so gehen würde. Ich hatte es an Gackts Gesicht gesehen, als ich ihm vorhin mitgeteilt hatte, dass Dir en grey den Rückweg nach Tokyo antreten würden. In welcher Weise Gackt es als ein negatives Zeichen sehen würde, war mir bis dato noch nicht klar. Ich ging gerade den kleinen Kiesweg zum Parkplatz entlang, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Murrend, fischte ich es heraus und warf nur widerwillig einen Blick auf dieses. Eine Sms. Meine Augenbraue wanderte fragend nach oben. Ich bekam so gut wie nie eine Sms. Umso mehr verwunderte es mich, dass ich eine bekommen hatte. Nun doch neugierig von wem sie sein könnte, schaute ich nach und stockte kurz, als ich sah, dass sie von Hyde war. „Scheiße.“, entfuhr es mir. Den hatte ich nach heute früh völlig vergessen gehabt, nachdem ich ihn einfach stehen gelassen hatte. Reue stieg in mir auf und zwar eine ganze Menge davon, was mich schwer schlucken ließ. Die Sms lesend, traten mir Tränen in die Augen. Ich hatte die liebevolle und fürsorgliche Art von Hyde einfach nicht verdient. ‚Hey, Kira. Hoffe, dass alles okay mit dir ist. Sag mir bescheid, wenn ich dir was Gutes tun kann. Halt die Ohren steif, ne. Mata ne.‘ „Du bist so…Argh!“, fluchte ich und schloss mein Auto auf. Wieso tat er das immer wieder? Egal wie oft ich mal ungerecht zu ihm war, er nahm es letztendlich mit einem Lächeln und sah darüber hinweg. Konnte eine Freundschaft so unerschütterlich sein? Auf der Fahrt konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich ließ die Freundschaft mit Hyde Revue passieren und spürte dabei eine angenehme Wärme in mir. Diese Freundschaft bedeutete mir mehr, als ich je gedacht hatte. Nie hätte ich gedacht, dass ich zu diesem Mann eine so tiefe Bindung aufbauen würde. Er war, wie Toshiya, fast gar nicht mehr aus meinem Leben weg zu denken. Dazu hatten wir einfach viel zu viel erlebt und durchgestanden. Ich bog gerade in die Zielstraße ein und steuerte auf den Parkplatz vor meinem Wohnblock zu, als ich schon ein bekanntes Auto am Straßenrand stehen sah. Vor Überraschung hatte ich Mühe nicht auf die Bremse zu treten. Ungläubig schaute ich auf die Uhr. „Hast du dich gebeamt?“, fragte ich leise für mich und machte, dass ich ganz schnell in meine Wohnung kam. Mein Herz schlug fest in meiner Brust, als ich die Treppenstufen nach oben stürmte. Ich wollte es einfach solange nicht glauben bis er wahrhaftig vor mir stand. Die letzten Stufen nehmend, hielt ich plötzlich inne, als ich ihn im Türrahmen der Haustür stehen sah. Ich schluckte: „Toshiya.“ Meine Stimme war leise und zitterte leicht. Er lächelte mich an und breitete seine Arme aus. „Komm her, Süße.“ Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und rannte die letzten paar Meter in seine Arme. Ich klammerte mich förmlich an ihn. Da war es wieder, dieses vertraute Gefühl, das ich die ganze Zeit vermisst hatte, seine Wärme, sein Duft. „Toshiya.“, hauchte ich wieder, fing an zu weinen, als ich spürte, dass meine Sehnsucht und der Schmerz der letzten Wochen, in seinen Armen abflauten. „Ich bin wieder da.“, zog er mich langsam in die Wohnung und schloss die Tür hinter uns. Ich beobachtete ihn, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Einen Moment stand er noch mit dem Rücken zu mir und ich wusste nicht was es war, aber ein unbeschreibliches Gefühl zog für eine Sekunde durch meinen Körper. Toshiya drehte sich zu mir um und schritt auf mich zu, nur um mich gleich wieder in seine Arme zu ziehen. „Du hast mir gefehlt.“, hauchte er mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Ich konnte nicht sagen wie, aber da legte sich ein Schalter bei mir um und ich stieß ihn weg, als ich endlich seine Worte registriert hatte. „Was?“, schaute Toshiya irritiert und schien nicht zu verstehen. Aber das hatte ich nicht anders erwartet. Sein fragender Blick machte mich wütend. „Du hast mich vermisst?“, schmetterte ich ihm an den Kopf. „Willst du mich verarschen?“ „Hey, Moment mal.“, versuchte er mit leiser Stimmlage mich zu beruhigen. „Was denn jetzt los?“ „Was los ist? Hast du dich nur ein Mal in diesen Wochen gefragt wie es mir ging, als du mit dem Rest deiner Kompanie einfach entschieden hattest Hals über Kopf auf Tour zu gehen? Natürlich hast du dich das nicht! Denn es wirkte auf mich mehr als gleichgültig. Und jetzt tanzt du hier wieder an, weil Lily aufgewacht ist, brecht ohne zu zögern die Tour ab und seid schneller hier, als man gucken kann. Es wäre ja mal schön, wenn du nur ein Mal Toshiya, nur ein Mal so viel für mich tun würdest.“ Toshiya entgegnete darauf nichts, schaute nur noch schockiert und völlig sprachlos. „Genau, sag nichts!“, zischte ich. „Wieso solltest du dich auch mal um mich kümmern? Lily war ja schon immer wichtiger gewesen.“ „Hör auf solch einen Scheiß zu erzählen.“, kam er auf mich zu und fasste mich an den Oberarmen, blickte mir fest in die Augen. „Ich weiß nicht wieso du so denkst, aber ich habe Lily noch nie für wichtiger empfunden als dich. Zudem weißt du selber wie es in der Musikbranche zugeht. Dir en grey ist nicht GacktJob oder L’Arc~en~Ciel. Wir können nicht einfach mal so frei machen, wie das Hyde kann.“ Kurz wurde sein Griff fester und ich spürte, dass er enttäuscht war. „Lass mich los!“, kämpfte ich mich frei. Die Berührung von Toshiya war unangenehm. „Du tust mir weh!“ Toshiya ließ darauf auch unverzüglich von mir ab, „Tut mir leid.“, blickte entschuldigend. Ich wollte mich nur noch abwenden und im Wohnzimmer verschwinden, als er mich zurückzog und mich in seine Arme schloss. „Geh nicht, bitte.“ Nachgebend, ließ ich mich gegen ihn sinken. Einen langen Moment standen wir so da, als ich aufschreckte, weil mein Handy klingelte. Mich aus Toshiyas Armen lösen wollend, zog er mich wieder fester an sich. „Lass es klingeln.“ „Es könnte wichtig sein.“, entgegnete ich. „Was ist wichtiger?“, war alles was er noch sagte und küsste mich. Erst überrumpelt, schaute ich ihn einfach nur an, doch dann erwiderte ich den Kuss. Wie ich später erfahren sollte, war das Telefonat wichtig gewesen. ~*~ Ich konnte meine Augen kaum offen halten und war erleichtert, als der Arzt meinte, dass ich nun wieder zurück auf mein Zimmer könne. Er hatte mich von oben bis unten durchgecheckt, mir unzählige Fragen gestellt und ich fand es nur als belastend. Es machte mich jedesmal wahnsinnig, wenn ich feststellte, dass eine große Lücke in meinem Gedächtnis war, die ich auch mit größter Mühe mich zu erinnern, nicht füllen konnte. „Kommen Sie, Ryan-san. Ich fahr sie zurück.“, lächelte mich eine Schwester freundlich an, nachdem ich mich mit Hilfe in dem Rollstuhl niedergelassen hatte. Meine Beine wollten mir zurzeit einfach nicht gehorchen, somit konnte ich kaum ein paar Sekunden selber stehen, ohne dass sie unter mir wegknickten. Der Weg zu meinem Zimmer war nicht weit. Es war trotz der frühen Abendstunde viel auf der Station los. Es wirkte alles so befremdlich und steril um mich herum. Ich wusste nur zu genau, dass ich hier so bald wie möglich weg wollte. Dies war kein Ort, an dem ich lange bleiben mochte. Allein der Geruch ließ mich schwer schlucken. Desinfektionsmittel. Ein Geruch, der einen immer an solche einen Ort denken ließ und dazu Erinnerungen hervorrief, die man schon als Kind nicht ausstehen konnte. „Wir sind da.“, meinte die Schwester hinter mir und holte mich somit wieder aus meinen Gedanken. Ich wandte meinen Blick von meinen Händen in meinem Schoß ab, die ich die ganze Zeit angestarrt hatte und erblickte eine Person, die im ersten Moment mein Herz bis zum Hals schlagen ließ. Sie stand nur einige Meter von mir entfernt und sprach mit einer anderen Schwester. „Alex!“, entwich es meinen Mund, noch ehe ich hätte anders reagieren können. Die Person drehte sich um und begegnete meinem Blick. Mein Herz blieb stehen, als ich realisierte, dass es nicht mein Bruder war. Aber dennoch war es jemand, den ich nur allzu gut durch ihn kannte. Wer würde jemanden vergessen, der für einen immer schon so viel Ähnlichkeit mit der Person hatte, die man über alles liebte? „Shinya?“, hauchte ich. Tränen kämpften sich in mir hoch, als ich den Schmerz der Enttäuschung in mir wahrnahm. Ich hatte kurz wirklich gehofft, dass Alex endlich kommen würde. Shinya kam langsam auf mich zu, lächelte zaghaft. Seine schwarzen Iriden durchbohrten mich regelrecht, als würde er in mich hineinsehen können und so sehen was ich dachte. Was wollte er von mir? Kannten wir uns? „Lily.“, blieb er vor mir stehen ehe er mich in seine Arme zog. Ich versteifte, war mit der Situation völlig überfordert. Sein stockender Atem streifte meinen Hals und dann spürte ich weiche Lippen auf meiner Haut. Vor Schreck schubste ich Shinya von mir. Was sollte das? Er konnte doch nicht einfach… „Was ist los? Hab ich was falsch gemacht?“ Er schaute mich irritiert an, schien nicht zu verstehen was hier geschah. Ich verstand jedoch auch nicht. „Wo ist Alex?“, fuhr ich mir zitternd mit meinen Händen durch die Haare. Wieso waren all diese Leute um mich herum? Ich konnte einfach nicht begreifen, was das alles zu bedeuten hatte. „Wieso fragst du das?“, griff Shinya nach meiner Hand. „Du weißt doch, dass Alex seit zehn Jahren tot ist.“ Geschockt hielt ich die Luft an. Tot? Alex? Ich merkte plötzlich wie ich in Atemnot geriet und deshalb zu hyperventilieren begann. Bilder rasten durch meinen Kopf, während ich versuchte, Sauerstoff in meine Lungen zu pressen und dabei das Gefühl hatte gegen eine große Barriere zu atmen. Ich sah Feuer vor meinem geistigen Auge, ein Auto, hörte meine verzweifelten Rufe… „Ryan-san, ganz ruhig. Hören Sie, Sie müssen ganz ruhig atmen.“, vernahm ich die Stimme vom Arzt. Ich versuchte seinem Ratschlag zu folgen, doch umso mehr Bilder wie Blitze in meinem Kopf erschienen umso schwerer wurde es sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Mein Kopf und meine Lungen schmerzten. Ich bekam noch mehr Panik, als ich das Gefühl hatte gleich zu ersticken und mir vor Angst Tränen in die Augen stiegen. „Geben Sie mir eine Ampulle Dormicum.“, hörte ich den Arzt die Schwester anweisen. Ich spürte kaum wie die Kanüle meine Haut durchdrang, aber ich merkte wie meine Atmung sich langsam normalisierte und ich träge wurde. „Sie wird jetzt müde werden.“ Das war das Letzte was ich vernahm bevor ich meine Augen schloss und wegdriftete. ~*~ „Du bist immer noch wütend.“, stellte Toshiya fest, als wir nebeneinander am Kopfende des Bettes saßen und uns lange angeschwiegen hatten. Ich zupfte an meinem Pulloversaum herum und schaute nicht auf. „Enttäuscht trifft es auch.“ Er seufzte und richtete sich weiter auf, schaute mich von der Seite her an. „Dann bist du halt immer noch enttäuscht. Was macht das jetzt für ein Unterschied? Im Endeffekt kommt doch das Selbe bei heraus. Wir sitzen hier nebeneinander, schweigen uns an und du weichst jeder meiner Berührungen aus.“ Mein Kopf schoss zu ihm herum, als ich seine Worte vernahm. „Scheint ja dein einziges Problem zu sein.“, zischte ich, um mich darauf aufzurichten und das Schlafzimmer zu verlassen. Ich hörte, dass Toshiya mir ins Wohnzimmer folgte. „Ich verstehe noch immer nicht was hier, verdammt noch mal, los ist? Ist das wieder so eine Phase, die du da durchmachst? Dann sag es mir bitte, damit ich mich drauf einstellen kann!“, wurde er ungehalten. Aber mir Riss auch der Geduldsfaden allmählich. „Nein, es ist nicht nur so eine Phase, Hara-san! Und mich wundert es nicht, dass Sie nichts verstehen. Denn in dem Kopf da oben gibt es nur eine Schiene, die Sie fahren und das ist „Egoismus“!“ „Willst du dich ernsthaft mit mir streiten um etwas, was völlig blödsinnig ist? Du hast doch von Anfang an gewusst was es hieß mit mir zusammen zu sein. Und jetzt nach über vier Jahren kommst du an und tust so, als wäre es etwas völlig Neues, wenn ich auf Tour bin. Ja, okay du bist schwanger und ja, ich gebe zu, dass wir dich mit der Sache wegen Lily ziemlich im Regen stehen lassen haben, aber du weißt ebenso, dass es nicht mehr zu ändern ist. Das ist mein Job, Kira. Ich lebe davon, genauso wie du von deinem Job lebst. Ich kapiere einfach nicht, dass du hier solch einen Aufstand machst und uns nicht einfach wie zwei erwachsene Menschen drüber reden lassen kannst, ohne dass es gleich ausartet.“ Toshiyas Stimme klang genervt und unfreundlich. Mir war nur allzu klar, dass auch er ganz kurz davor stand richtig wütend zu werden, wenn er es nicht schon war. „Weißt du was? Unter den Umständen rede ich kein weiteres Wort mit dir.“, entgegnete ich ihm, verschränkte meine Arme vor der Brust. „Ich verschwinde jetzt. Vielleicht nutzt du die Zeit ja mal und denkst über deine Einstellung mir gegenüber nach, wenn du bei deinem Job noch die Zeit dafür findest.“ Ich griff nach meinem Handy, das neben mir auf dem Tisch lag und verschwand dann im Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen. Toshiya folgte mir nicht. Es war auch gut so, denn er hätte mich sowieso nicht aufhalten können. Mir meinen Haustür- und Autoschlüssel nehmend, schaute ich nicht zurück. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, konnte ich spüren wie Verlust sich in mein Herz schlich. Es war wie damals. Alles ging wieder von Vorne los. Wieso tat er, als wäre diese Situation eine völlig Neue? „Von wegen nach über vier Jahren.“, murmelte ich und stieg dabei die Treppen hinunter. „Anscheinend hast du alles schon wieder vergessen was war bevor Lily zurück gekommen ist.“ Ich hatte mich gerade in mein Auto gesetzt, als das Handy in meiner Hosentasche klingelte. Mit Mühe fischte ich es heraus und fluchte dabei, weil es mir einige Male entglitt. Endlich in der Hand, schaute ich leicht irritiert auf das Display. Was wollte Masa denn von mir? „Galiano.“, meldete ich mich. „Hi, Kira. Ich hab vorhin schon mal versucht dich anzurufen, aber du bist nicht rangegangen.“ „Ja, sorry. Ich hatte was mit Toshiya zu klären.“ „Wo du Dir en grey grad ansprichst. Ich weiß ja nicht wie du das siehst, aber wenn dir was an dem Zustand um deine Freundin herum was liegt, dann solltest du schleunigst ins Krankenhaus kommen, denn Gackt und Shinya schlagen sich sonst hier die Köpfe ein.“ Was? „Willst du mich verarschen?“ „Für Aprilscherze ist es zu spät, denkst du nicht?“, war Masas Stimme ernst. „Hyde hat mich angerufen. Er ist auch da. Warum auch immer.“ „Schon gut, ich bin unterwegs.“ Dann legte ich einfach auf. „Verdammt!“ Konnten die sich nicht ein Mal benehmen? Als wenn ich nicht schon genug Probleme hatte. Wie sollte ich meine eignen lösen können, wenn mir die anderen immer dazwischen funkten? Ich wollte mich jetzt wegen Toshiya abreagieren und nicht den Schlichter spielen. Und was zur Hölle tat Shinya überhaupt im Krankenhaus? Wie wäre es gewesen, wenn er sich vorher mal erkundigt hätte, ob es okay ist? Gereizt startete ich den Motor und fuhr vom Parkplatz. Es würde eine knappe halbe Stunde bei dem tokioter Verkehr dauern bis ich am Krankenhaus war. Ich konnte nur hoffen, dass sie sich bis dahin nicht komplett auseinander genommen hatten und Hyde wenigstens etwas Kontrolle in die Sache bringen konnte. Laute Stimmen drangen schon durch die dicke Glastür der Intensivstation zu mir hindurch noch ehe ich sie geöffnet hatte. Wut baute sich in mir auf, als ich meine Freunde auf dem Flur stehen sah. Einige Schwestern beobachteten das Schauspiel mit Entrüstung. Es gehörte sich ja auch nicht sich im Krankenhaus wie ein paar Idioten zu benehmen. Mit langen Schritten ging ich auf die Streithähne zu, ignorierte Hyde und schoss zu Shinya und Gackt vor. Mich interessierte es im Moment gar nicht um was es eigentlich ging, ich wollte sie erst einmal hier raus bekommen. Mich zwischen den beiden aufbauend, erhob ich meine Stimme: „Sagt mal, habt ihr sie noch alle?“ Unverwandt verstummte die Menge um mich herum. Das hielt jedoch weder Gackt noch Shinya davon ab sich böse anzufunkeln. „Kira.“, vernahm ich Hydes erleichterte Stimme. „Raus hier! Und zwar alle bevor ich mich vergesse!“, befahl ich und griff nach Gackts Oberarm um ihn hinter mir her zu schleifen. Dieser war völlig überrumpelt und ließ sich mitziehen. Bei einem kurzen Blick zurück sah ich, dass Hyde es mir mit Shinya gleich tat. Auf den Gesichtern der Schwestern zeichnete sich Erleichterung ab. Sie waren wohl mehr als froh, dass endlich Ruhe einkehrte. Auf den Weg nach draußen hielt ich nicht ein Mal an und sprach kein Wort. Meine Hand hatte sich fest um Gackts Arm geschlossen, damit ich sicher sein konnte, dass er nicht einen Moment an Wiederstand dachte. Vor dem Krankenhaus ließ ich ihn dann aber letztendlich los und gab ihn einen Schubs zwischen den Schulterblättern worauf er taumelnd einige Schritte voraus stolperte. „Geht’s noch?“, regte er sich auf und drehte sich zu mir herum. „Halt bloß deine Klappe!“, fauchte ich. Hyde und Shinya stießen zu uns. „Vorwärts!“, wies ich sie an weiter zu gehen. An einer Bank befahl ich den beiden sich zu setzen und baute mich vor ihnen auf – Hyde neben mir. „Jetzt will ich wissen was der Mist da drinnen sollte. Ihr benehmt euch wie kleine Kinder.“ Shinya schaute entrüstet, während Gackt sich zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Keiner sagte ein Ton, was mich rasend machte. „Ich hab nicht ewig Zeit. Also bekomme ich heute nochmal meine Erklärung?“ „Es gibt hier Leute, die Dinge erzählen ohne mal darüber nachzudenken was das für Folgen haben könnte.“ Gackts Worte kamen gepresst über seine Lippen, als hatte er sichtliche Mühe sich zu beherrschen. „Sie hatte ja wohl ein recht das zu erfahren. Zudem, woher sollte ich denn wissen, dass ihr wichtige Details vorenthaltet. Und das nicht nur ihr, sondern auch MIR. Ich bin ihr Freund, vergessen?“, verschränkte nun auch Shinya seine Arme. „Es hatte einen Grund wieso sie davon noch nichts wusste und den hast du jawohl live und in Farbe miterlebt!“ „Hätte es einen Unterschied gemacht, wäre es später rausgekommen? Und was wäre mein Part gewesen? Mich so lange von ihr fernhalten? Das kann nun wirklich nicht dein Ernst sein.“, funkelte Shinya Gackt mit seinen dunklen Iriden an. Ich hatte ihn noch nie so erlebt wie jetzt. „Wäre doch mal eine Option. Dich hat es doch die Wochen davor auch nicht gekümmert ob sie deine Freundin ist oder nicht.“ „Reiz mich nicht!“, sprang Shinya plötzlich auf, die Hände zu Fäusten geballt. „Wenn du ihr in diesem Zustand auch nur ein Mal zu nahe kommst und es ausnutzt…Ich verspreche dir, dass du es mehr als bereuen wirst.“ „Hey, hey!“, ging ich dazwischen. „Kann mir hier jemand mal eine ordentliche Auskunft erteilen?“ „Shinya hat Lily erzählt, dass Alex tot ist.“ Hydes Worte ließen mich zusammen zucken. „Was? Tickst du noch ganz richtig?“, fuhr ich Shinya nun ebenfalls an. Das konnte doch nicht wahr sein. „Wie wäre es gewesen, wenn du dich vorher mal nach ihrem Zustand erkundigt hättest? Lily hat zehn Jahre ihres Lebens vergessen…“ „ Das weiß ich jetzt, vielen Dank auch.“, unterbrach mich Shinya. „Und die Vorwürfe von diesem Idioten hier ändern nichts mehr an der Tatsache, dass sie wegen Alex Bescheid weiß.“ „Ey, ja!“, sprang Gackt auf und stellte sich bedrohlich vor Shinya. „Sag das nochmal und es setzt was!“ „Verdammt nochmal!“, drängte ich die beiden mit Mühe auseinander. „Halt dich von Lily fern.“, zischte Gackt Shinya zu. „Du bist der Letzte, der jetzt in ihrer Nähe sein sollte.“ „Das hast du ja wohl nicht zu bestimmen. Ich gebe dir sicher nicht die Gelegenheit deine Karten auszuspielen. Auf solch einen Tag hast du doch immer nur gewartet.“ „Ich hab den Zustand von Lily gar nicht nötig auszunutzen. Sie wird von alleine ihre Erinnerungen wiederfinden und so wissen was sie an mir hat. Mich und Lily verbindet nämlich mehr als du dir je vorstellen kannst.“ Von seinen Worten überzeugt, vergrub er seine Hände lässig in den Hosentaschen. „Jetzt haust du aber ganz schön auf den Putz!“, ermahnte ich ihn. Man konnte es auch übertreiben. „Und jetzt kommt mal beide wieder runter!“ Shinya schnaubte abfällig und setzte sich wieder. In gewisser Weise tat er mir leid. Für ihn war es sicher auch ein Schock gewesen zu erfahren, dass Lily ihre Beziehung vergessen hatte und ihn als Fremden behandelte. Zudem war ich ihm auch in gewisser Weise dankbar, dass er Lily das erzählt hatte, wovor ich solche Angst gehabt hatte. Ihr noch einmal mitteilen zu müssen, dass es ihren Bruder nicht mehr gab, hätte ich unmöglich übers Herz bringen können. „Wie geht es ihr jetzt?“, wandte ich mich Gackt zu. „Sie hat Beruhigungsmittel bekommen, nachdem sie völlig abgedreht ist.“ „Erzähl kein Scheiß!“, fuhr Shinya dazwischen. „Sie ist lediglich hyperventiliert. Von wegen abgedreht.“ Ich glaube, wenn Shinya sich nicht so gut im Griff gehabt hätte, dann wäre er Gackt nur allzu gerne an die Gurgel gesprungen. Er musste ja nun auch mit der Angst leben, dass er Lily verlieren könnte. Und, dass Gackt sich an sie kletterte wie eh und je machte die Sache für ihn sicher auch nicht einfacher. Aber das war auch mit seiner eigenen Schuld. Wäre er von Anfang an bei ihr geblieben, dann stünde er in Lilys Augen gewiss anders da. „Okay, während ihr euch jetzt beruhigt und ihr erst mal fern bleibt – und ich schwöre, heute noch einen Schritt auch nur auf die Intensiv zu und ich kille euch – hole ich mir meinen aktuellen Lagebericht ein.“ Meine Worte kamen deutlich aus meinem Mund, damit ich sicher war, dass sie mich ernst nahmen. Nach der ganzen Sache verstand ich gewiss keinen Spaß mehr. Noch solch eine Aktion von den beiden und ich würde mich wirklich vergessen. Definitiv. Ohne eine Antwort von den beiden abzuwarten, hatte ich kehrt gemacht und stand nun am Fahrstuhl zur Intensivstation, als Hyde neben mir auftauchte. „Ich frage mich immer wieder wie es sein kann, dass entweder Lily oder du aufkreuzen und alle springen nach eurer Pfeife.“, flüsterte er. Darauf wusste ich nichts zu entgegnen. Seufzend fuhr ich mir mit der Hand über die Augen. Das ganze sollte endlich ein Ende haben. Das Gespräch mit Toshiya kam mir plötzlich in den Sinn, ließ mich verbittert den Mund verziehen. „Was ist los?“, spürte ich Hydes warme Hand an meinem Oberarm. „Nichts.“ Wir betraten den leeren Fahrstuhl und ich betätigte den Knopf für die entsprechende Etage. „Kira!“, drehte Hyde mich an den Schultern zu sich herum. Ich traute mich nicht ihn anzuschauen, weil ich wusste, dass mir sonst wieder Tränen in die Augen steigen würden. Ich musste mich beherrschen und stark sein. Es ist in letzter Zeit so viel Schlimmeres geschehen als ein Streit mit meinem Verlobten. „Schau mich an!“ Den Kopf schüttelnd, machte ich mich von ihm frei, als sich die Fahrstuhltüren wieder öffneten und stürmte hinaus. Weit kam ich aber nicht, denn gleich darauf spürte ich Hydes schützende Arme, die sich von hinten um mich schlossen und mich so an seinen warmen Körper drückten. Sein Atem streifte meinen Nacken. „Hör auf damit.“, flüsterte er. „Du bist nicht allein. Ich bin immer für dich da, schließ mich nicht aus.“ Um meine Beherrschung kämpfend, schloss ich meine Augen und lehnte mich, seinen berauschenden Duft einatmend, an ihn. Dieser Mann schaffte es immer wieder mich zu überraschen. Egal wie oft ich ihm weh tat und mich grundlos von ihm abwandte, er stand immer wieder vor mir und streckte seine Hände nach mir aus. Er hatte immer die richtigen Worte zur passenden Zeit und die richtigen Berührungen zu den entsprechenden Momenten. „Ich brauch nur etwas Zeit mal zur Ruhe zu kommen.“, strich ich ihm über den Unterarm. „Mach dir nicht immer so viele Sorgen um mich. Du hast doch sicher schon genug am Hals.“ Sein Atem, der stoßweise auf mein Ohr traf, bescherte mir eine Gänsehaut. „Freunde sind für einander da, Kira. Das dürftest du doch mittlerweile nur allzu gut wissen. Mir ist dein Wohlergehen wichtig.“ Die angenehme Vertrautheit, die durch meinen Körper fuhr, ließ mich lächeln. Freundschaft. Er hatte recht. Doch ich glaubte, ihm war zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, dass aufrichtige Freundschaft für mich, zu diesem Zeitpunkt, nur im Zusammenhang mit ihm existierte. Kapitel 5: Dogimagi minikuku nigai? Amai? ----------------------------------------- Dogimagi minikuku nigai? Amai? Die nächsten Wochen verflogen wie im Flug. So viel hatte sich in so kurzer Zeit verändert. Mit Toshiya sprach ich seit dem einen Tag nur noch das Nötigste. Wir gingen uns gekonnt aus dem Weg, versuchten unangenehme Situationen zu vermeiden. Vielleicht war es gut so, aber vielleicht war es damals auch schon ein Vorbote gewesen. Lily hatte im Krankenhaus so lange Theater gemacht, bis diese sie endlich vom Krankenhaus aus in die Reha entlassen hatten. Sie war der Meinung gewesen, dass sie nur vor sich hinvegetieren und stillstehen würde, wenn sich nicht endlich etwas täte. Letztendlich musste ich ihr zustimmen, denn in der Reha macht Lily hervorragende Fortschritte. Sie konnte zwar noch immer nicht sicher und frei laufen, aber ihre Sprache war wieder fließender. Zudem kamen langsam die Erinnerungen zurück – zwar schleppend, aber sie taten es immerhin. Den Schock wegen Alex hatte sie zum größten Teil überwunden. Was vielleicht auch erst dann der Fall war, als sie Gackt und Shinya ihrer Nähe verwiesen hatte. Sie wollte die beiden nicht sehen und auch nichts über sie erfahren. Woran das genau lag, konnte man sich denken. Zwischen den beiden war regelrecht ein Krieg ausgebrochen. Ich glaube, keiner wollte zu dieser Zeit so wirklich in der Nähe sein, wenn Gackt und Shinya sich zufällig trafen. Ich war gerade auf dem Weg von Lily zu Kaoru. Er hatte mich gebeten, dass ich ihm fünf Minuten schenkte, weil er was Wichtiges mit mir zu besprechen hatte. Was immer dieses Wichtige sein sollte, es verhieß definitiv mal wieder nichts Gutes. Wenn Kaoru erst einmal so anfing, dann sowieso nicht. Dennoch wirkte ich relativ ruhig und entspannt, als ich Kaorus Wohnung betrat. „Tut mir leid, dass ich so plötzlich deine Aufmerksamkeit verlange.“, meinte er zu mir, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte und ihm ins Wohnzimmer folgte. „Schon gut. Mach dir darum mal keine Gedanken.“, setzte ich mich auf die Couch. Kaoru sich neben mich. „Du klangst leicht besorgt am Telefon. Was ist los?“ Kaoru fuhr sich kurz durch die Haare, seufzte schwer ehe er begann: „Ich weiß gar nicht wie ich es ausdrücken soll, ohne dass es zu direkt rüber kommt.“ „Sag es einfach, ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen. Wir haben uns immer alles anvertraut, wie du weißt – wie man das unter guten Freunden macht.“ Er lächelte mich leicht an. „Ich weiß.“ „Und?“, hakte ich nach, wollte endlich wissen, wieso ich hier saß. „Na ja, ich hab in letzter Zeit arg das Gefühl, dass sich eine gewisse Situation wiederholt.“ Ich verstand nicht, runzelte verwirrt meine Stirn. „Was meinst du genau?“ „Du und Toshiya? Eure Beziehung scheint sich zurzeit auf dem Glatteis zu bewegen.“ „Kaoru, sei mir jetzt nicht böse, aber ist das wirklich der Grund wieso du mich hierher bestellt hast? Das kann nicht dein Ernst sein?“ „Doch, eigentlich ist das schon der Grund.“, meinte er verlegen, schaute mich unsicher an. „Ich mache mir Sorgen um euch beiden. Ihr hattet euch damals nach dem ganzen Stress und der Trennung endlich wieder zusammen gerauft und ich hatte das Gefühl gehabt, dass es wieder aufwärts ging in eurer Beziehung – ihr den Draht zueinander gefunden hattet. Aber jetzt scheint es mir, als wenn das Thema von damals wieder zwischen euch steht und alles von Vorne beginnt.“ „ Ich mag nicht darüber reden.“, warf ich mit emotionsloser Stimme ein, erhob mich von der Couch. „Kira! Nun fange nicht wieder so an. Willst du wieder so lange darüber hinweg sehen, bis es ordentlich zwischen euch beiden kracht? Ihr hattet euch damals nicht grundlos getrennt. Oder hast du das schon wieder vergessen?“ Ich wendete mich Kaoru wieder zu. „Ich habe das Alles ganz und gar nicht vergessen. Wie kann ich etwas vergessen, was mir seit Jahren immer wieder deutlich vor Augen geführt wird?“ „Was gedenkst du diesmal dann dagegen zu tun?“ Ich überlegte nicht lange, verschränkte meine Arme vor der Brust und setzte einen entschlossenen Blick auf: „Ich werde es wie immer nicht zulassen.“ ~*~ Ich war gerade auf dem Weg zurück, in mein Zimmer. Meine Therapiestunde war vorbei – Autogenes Training. Wie sehr ich es hasste. Entspannung, dass ich nicht lachte. Manche Leute verstanden einfach nicht, dass nicht für jeden Strand und Meer Erholung bedeutete. Menschen, die mir sagten, was ich zu tun hatte, konnte ich noch nie leiden. Sicher, hatte ich vor gehabt diese Reha in Rekordzeit zu absolvieren, doch ich musste auch zugeben, dass es härter war, als ich es mir je vorgestellt hatte. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass mich kaum einer besuchen kam. Alle waren, laut Aussagen von Kira, in ihrer Arbeit verstrickt. Ja ja… Gäbe es einen sinnvollen Ersatz, dann würde ich hier schon längst weg sein und meine eigene Therapie durchführen. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Ärzte mit Absicht verbaten zu schnell etwas über mein „Ich“ herauszufinden. Doch wozu sollte es schon gut sein, wenn ich gleichzeitig das Gefühl hatte durchzudrehen? „Hey, junge Frau!“, rief jemand plötzlich hinter mir und ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Irritiert drehte ich mich um. Die Krankenschwester an meiner Seite hielt mich dabei fest, als würde ich gleich umfallen. Die Augen verdrehend, versuchte ich diese ewigen Bemutterungen zu ignorieren. Brachte ja eh nichts sich zu beschweren. „Hyde?“, war ich überrascht ihn hier zu sehen. Ich glaube, ich hätte mit jedem gerechnet, außer mit ihm. Er kam mit einem Lächeln auf mich zu. „Wie geht es dir?“ Mich zur Begrüßung kurz in eine Umarmung ziehend, meinte er: „Du siehst schon fast wieder aus wie die Lily vor dem Unfall.“ „Danke. Mir geht’s ganz gut, wenn man von der Einen oder Anderen bestimmten Sache mal absieht.“, löste ich die Umarmung wieder. Noch immer war mir die Nähe zu ihm etwas befremdlich, auch wenn schon einige Gedächtnislücken geschlossen wurden. Dennoch, die Erinnerungen mit Hyde waren noch immer die, welche mir am Meisten fehlten. Kira hatte zwar grob die Zeit mit Laruku angerissen gehabt, aber lange nicht alles erzählt – da war ich mir sicher. Mir fehlten dafür zu viele Schlüsseldetails, um mich frei mit Hyde zu unterhalten. Es war in mir immer diese gewisse Distanz, die doch eigentlich nicht da sein sollte. Zumindest war es doch angeblich früher nie so gewesen. „Was führt dich zu mir?“, fragte ich ihn, als wir in mein Patientenzimmer gingen, in welchem ich nur noch 4 Wochen ausharren musste. Durch Hydes Auftauchen war nun auch die Krankenschwester weg – er hatte sie sozusagen abgelöst. Jetzt durfte er Aufpasser spielen. „Ich wollte mal sehen wie es dir so geht. Kira erzählt zwar ab und zu was, aber trotzdem wollte ich mich mal selber davon überzeugen.“ Er öffnete beim Reden die Tür zum Zimmer und zusammen traten wir ein. Ich setzte mich gleich auf mein Bett, hörte ihm zu. „Außerdem muss ich auch ehrlich eingestehen, dass ich lange nicht mehr bei dir war. Ich dachte, dass ich das nicht so belassen kann.“ Hyde lächelte und setzte sich dann zu mir auf das Bett. „Ach ja, das ist übrigens für dich.“, hielt er mir eine CD entgegen. „Was ist das?“ „Unsere aktuelle Single. Na ja, sie soll es eher werden.“ Okay, ich fand, es jetzt angebracht, dass ich in diesem Moment nicht verstand was er von mir wollte. „Hyde, es ist ja sehr lieb von dir, dass du dir um meine Freizeit Gedanken machst, aber was soll ich damit?“, hob ich fragend eine Augenbraue und schaute abwechselnd von der CD, in Hydes Hand, zu ihm. „Vielleicht hörst du sie dir mal an oder so?“ „Oder so? Wie sieht bei dir denn dieses „ oder so“ aus?“ Er wedelte ein paar Mal mit der CD ehe er meinte: „Wie wär es mit einer schönen Choreographie dazu? Also nur, wenn du willst. Immerhin bist du ja noch in der Reha und…“ „Hyde?“, unterbrach ich ihn. „Ja?“ „Nein.“ „Was?“ „Ich mache es nicht. Im Moment mag ich einfach erst einmal meine Erinnerungen zurück und mein Leben in den Griff bekommen. Da ist keine Zeit für irgendwelche Choreographien, welcher Art auch immer.“ Ich wusste, dass ich hart klang, aber mir war wirklich nicht nach Arbeit. Ha! Dass ich das mal sagen würde. „Aber…“, schaute er enttäuscht. „…wer soll es denn sonst machen? Dafür bist nur du geeignet und auch der Rest unserer Band möchte, dass du es machst.“ Ich seufzte und schnappte ihm dann die CD aus der Hand. Es war ein einfaches Demo. Einen Blick auf Hyde werfend, entgegnete ich letztendlich: „Lass sie hier, aber ich garantiere für nichts, verstanden?“, und wusste selber nicht wieso ich dann doch ein wenig nachgab. Hyde nickte und verbeugte sich leicht. „Du bist ein Engel!“ „Von wegen.“, erhob ich mich und legte die CD weit weg auf den Tisch am Fenster. Dort würde sie gut liegen, zumindest für die nächste Zeit. Aber, dass es gar nicht so lange dauern würde, bis sie mir dann doch wieder in die Hände fiel, wusste ich noch nicht. Der Nachmittag verging schleppend. Ich übte heimlich in meinem Zimmer sicher zu gehen, denn ich konnte es einfach nicht akzeptieren, dass ich dieses Defizit hatte. Eine Choreographin, die nicht laufen konnte, was war das schon? Ich war in diesem Zustand nutzlos und Hydes Erscheinen hatte es mir wieder nur zu deutlich vor Augen geführt. Tränen traten mir in die Augen, als ich vor Anstrengung keuchend feststellen musste, dass mein Beine mich keinen Zentimeter mehr vorwärts bewegen würden. Die Hand am Tisch festgekrallt, kämpfte ich mit aller Kraft dagegen an, dass mir die Knie wegsackten. Ich musste durchhalten. „Lily?“, vernahm ich plötzlich Kiras Stimme hinter mir. „Verdammt, was machst du da?“ Ich drehte mich vorsichtig um, kniff die Augen zusammen, als mir kurz ein stechender Schmerz durch die Beine fuhr. Doch als ich meine Augen wieder öffnete, stockte mir kurz der Atem. Ich hatte erwartet, dass nur Kira hinter mir stehen würde. Ein warmes Gefühl durchströmte mich, als ich jemanden erblickte, der mir vertrauter erschien, als alles zuvor in den letzten Wochen. Mein bester Freund stand vor mir und ich fragte mich nicht einen Moment, wieso ich bei seinem Anblick sofort alle Erinnerungen besaß. Mir schossen Gespräche durch den Kopf, die wir geführt hatten, spürte seine Körperwärme von Momenten, wenn wir uns umarmt hatten. Und plötzlich war es, als wenn mein Körper wieder voll von Energie war. Ich wollte nur noch zu ihm. Zu dem Menschen, der mir vertrauter denn je erschien. Langsam und vorsichtig tat ich einen Schritt nach dem anderen. Ich kam nur schleichend voran, aber jeder Zentimeter, der mich näher an ihn heranführte, vergrößerte das Verlangen in mir ihn zu umarmen. Sein Blick schien fragend und wurde warm, als ich vor ihm stand, vorsichtig meine Hand nach ihm ausstreckte. Mit zitternden Händen legte ich erst meine Finger, dann die ganze Handfläche auf seine Brust – dort wo ganz deutlich spürbar sein Herz schlug. Er schluckte schwer, als ich nun auch die andere Hand dazu nahm, mich so vergewisserte, dass er es wirklich war, dass das Gefühl, welches in mir tobte, auch echt war. Tastend wanderten meine Hände über seine Brust, hinab an seine Seiten, während er noch immer keinen Laut von sich gab. Er schien sich nicht zu trauen auch nur eine Bewegung zu machen, als würde er mich damit verschrecken. „Die.“, hauchte ich zaghaft, spürte die Tränen, die mir in die Augen traten. Und ohne noch einen Moment zu zögern, warf ich mich in seine Arme, krallte mich regelrecht in seinem T-Shirt fest. „Was?“, kam es erstickt von ihm bevor er dann seine Arme um mich legte, mich so noch fester an sich drückte. Ich spürte seine Erleichterung. „Du erinnerst dich?“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich schluchzte laut auf. „Die… Mein Die.“, kam es erstickt über meine Lippen, dass ich das Gefühl hatte, dass es kaum zu verstehen war. Doch Die schien sehr gut zu verstehen und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge, küsste kurz und kaum wahrnehmbar meinen Hals. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ein glückliches Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Seine Nähe, sein Geruch, das alles tat mir unheimlich gut. Wie lange hatte ich auf einen Moment gewartet, seit dem Unfall, in dem ich jemandem begegnete, der mir nicht fremd erschien. Noch eine Weile Dies Nähe genießend, hörte ich plötzlich ein Türknallen und schreckte auf. Aufblickend sah ich nur noch wie Kaoru sich der Tür zuwandte und gleich darauf jemandem folgte, der wohl grade fluchtartig die Biege gemacht hatte. Kira schaute mich, die Arme verschränkt, kurz emotionslos an bevor auch sie gleich darauf Kaoru folgte. Ich verstand nicht so recht. „Keine Sorge.“, strich Die mir durch die Haare. Ich wusste, dass seine Worte mich beruhigen sollten, aber dennoch fragte ich mich was los war. Und dann erinnerte ich mich, dass Kyo derjenige war, der vorhin noch mit im Zimmer gestanden hatte. Ich erinnerte mich auch sehr deutlich daran, dass Kyo derjenige war, der mit Die zusammen war. Wie hätte man Kyos Szene im Club von damals vergessen können? „Geh ihm nach.“, sagte ich zu Die, als ich realisierte, wie es auf Kyo wieder einmal gewirkt haben musste. „Schon gut.“, setzte sich Die auf dem Stuhl neben meinem Bett, nachdem er mir geholfen hatte mich wieder auf dieses zu setzen. „Nichts ist gut. Nun geh schon!“, zeigte ich auf die Tür. „Mir geht es gut und wir können weiterreden, wenn du wieder da bist, oder? Klär das erst einmal mit ihm, denn wir haben nicht die ganze Anstrengung damals unternommen, damit es so endet.“ Die lächelte plötzlich und das irritierte mich. „Du erinnerst dich also wirklich?“ „Was?“ „An mich und an unsere Freundschaft. Du erinnerst dich.“ Ich lachte. „Klar, erinnere ich mich. Wieso denn nicht?“ Kurz schüttelte Die den Kopf. „Du weißt gar nicht wie abwegig es für mich erschien, dass du dich auch nur etwas an das erinnerst, was zwischen uns war. Ich meine, du kannst dich ja nicht mal an Shinya erinnern, mit dem du eine Beziehung führst.“ Ich stöhnte frustriert auf. Der schon wieder. Hatte ich den anderen nicht gesagt, dass ich nichts von Gackt oder Shinya hören wollte? „Moo…Moment mal.“, wedelte Die mit der Hand vor meinem Gesicht herum. „Hab ich was nicht ganz mitbekommen? Also, verstehe mich nicht falsch, – ich bin wirklich glücklich, dass du dich an mich erinnerst und so – aber wäre es nicht angebrachter gewesen, wenn dein Hirn die anderen Erinnerungen etwas weniger schnell gelöscht hätte?“ „Hä?“ War ich die Einzige, die diese Aussage nicht verstand? „Na ja.“, räusperte er sich. „Man sagt ja, dass Menschen mit Amnesie nur Sachen beziehungsweise Personen vergessen, die sie für unwichtig erachten. Und irgendwie fühle ich mich gerade etwas zu geehrt. Jeder von uns hätte erwartet, dass Shinya derjenige wäre, den du nicht vergessen hast. Oder sehe ich das falsch?“ Bei dem Namen gedanklich wieder die Augen verdrehend, fragte ich mich, was alle nur mit Shinya hatte. War er ein Gott oder so? „Könnt ihr mich mal mit diesem Typen in Ruhe lassen? Ich erinnere mich nicht an das was ich mit ihm hatte. Und? Er ist nicht die einzige Person an …“ „Aber an mich erinnerst du dich!“, unterbrach er mich. „Du bist schon etwas von dir eingenommen, oder?“, ruckelte ich mich auf meinem Bett zurecht, strich mein Oberteil glatt. „Mmh, ist dies gerade ne Anspielung darauf, dass du dich doch nicht ganz an alles erinnern kannst? Denn dann müsstest du wissen, dass es nichts Neues ist, dass ich hin und wieder etwas voreingenommen bin.“ Ich atmete ein Mal tief durch, versuchte mich zu sammeln ehe ich zu ihm hinüber blickte. Kurz schauten wir uns schweigend an bevor wir darauf in schallendes Gelächter ausbrachen. Ja, ich war froh, dass endlich jemand vertrautes um mich herum war und ich mich nicht fragen musste, wie nah ich dieser Person stand, beziehungsweise wie weit ich irgendetwas äußern oder erfragen durfte. Denn bei Die war ich mir sicher. Definitiv sicher. ~*~ Die Gänge entlang stürmend, war ich auf der Suche nach Kyo und Kaoru. Ich hatte Kaoru gleich aus den Augen verloren, nachdem er um die erste Ecke gebogen war. „Wo sind sie nur?“, stellte ich mir die Frage bestimmt zum zehnten Mal, als ich kurz darauf Kaorus Stimme vernahm. Ich verlangsamte meine Schritte und ging der Stimme entgegen. Vorsichtig um die nächste Ecke schmulend, erblickte ich Kyo und Kaoru, wie sie sich gegenüber standen und Kyo wütend rumwetterte:„Das ist alles deine Schuld! Wieso musstest du auch auf die Idee kommen Die zu Lily zu bringen?“ „Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“ „Dass ich es gut fand wie es war. DAS soll es heißen.“, stampfte Kyo wütend mit einem Fuß auf. Der Mann schien ziemlich wütend über die Szene mit Lily und Die zu sein. Mich dafür entscheidend, die beiden noch einen Moment heimlich zu belauschen, suchte ich mir eine angenehmere und vor allem sichere Position, von welcher aus sie mich nicht bemerken würden. „Nun schraub mal deine Eifersucht ein bisschen runter.“, entgegnete Kaoru Kyo mit ruhiger Stimmlage. „Du weißt ganz genau, dass die beiden eng befreundet sind. Tu nicht so, als wäre das etwas völlig Neues für dich. Das war alles schon bevor du mit Die zusammen gekommen bist. Oder irre ich mich da?“ „Willst du dich mit mir anlegen?“, zischte Kyo. „Es war alles so schön. Die Beziehung zwischen Die und mir lief prächtig…wenn nicht sogar besser als es laufen könnte. Und jetzt? Er sieht sie, sie sieht ihn und alles läuft den Bach runter.“ „Sag mal, hast du den Pessimismus heute zum Frühstück gegessen? Du solltest mal mehr Vertrauen zu Die haben. Immerhin hätte er damals Lily haben können, wenn er gewollt hätte. Aber dennoch hat er sich für dich entschieden.“ „Du stehst irgendwie nen bissl neben dir, oder? Tu mal nicht so, als hätte Die damals wirklich die große Wahl gehabt. Du hättest an Dies Stelle doch auch nicht anders gehandelt.“ Kaoru stöhnte frustriert auf. Irgendwie konnte ich ihn verstehen. Mit Kyo zu diskutieren war ein Ding der Unmöglichkeit. Er baute sich gerne seine kleine Geschichte auf und verteidigte sie mit allen Mitteln. „Hör mal zu, ja.“, erhob nun auch Kaoru seine Stimme. Sein Geduldsfaden schien langsam zu reißen. „Ich weiß nicht wie oft ich dieses Thema schon mit dir durchdiskutiert habe. Aber langsam hab ich das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen. So lange du nicht mal den Mund gegenüber Die aufmachst und das Thema mit ihm klärst, wird sich nichts ändern. Auch nicht, wenn du noch weitere hunderte Male mit diesem Thema bei mir antanzt.“ Kyo verengte seine Augen. „Du willst dich tatsächlich mit mir anlegen. Ein Moment hab ich ja geglaubt, dass ich das falsch verstehe, aber du legst es wirklich darauf an, dass ich dir in deinen Arsch trete?“ „Was willst du, Kyo?“ „Was ich will? Ich will, dass er sich von ihr fern hält - was für ne sinnlose Frage.“ „ Ja ja.“, war alles was Kaoru sagte. „Was „ja ja“?“ „Mach deine Augen auf Kyo und sei mal etwas realistischer. Wenn das eintreten sollte, dürftest du ebenso damit rechnen, dass du Die verdammt unglücklich machst. Man sollte jemanden in einer Beziehung niemals vor die Wahl stellen. Wie würdest du es sehen, wenn Die das mit dir machen würde?“ „Die würde das nicht mit mir machen, weil ICH nicht nebenbei mit einer Frau rummache.“ „Hey..hey…hey! Jetzt mal sachte, ja. Die macht hier mit niemanden rum, außer vielleicht mit dir.“ Kyo schnaubte abfällig. Ich weiß nicht wieso, aber ich konnte extrem gut nachvollziehen was in ihm vorging. Trotzdem reagierte er ein wenig zu krass. In einer Beziehung hatte man Vertrauen, oder? Im gleichen Moment, als ich das dachte, hatte ich einen bitteren Nachgeschmack. Ich sollte mir vielleicht, was das anging, mal an meine eigene Nase fassen. Denn inwieweit vertraute ich denn Toshiya im Moment? Vielleicht ging es nicht gerade darum, dass er fremdgehen würde, vielmehr darum, wie sehr ich Toshiya vertrauen konnte, dass er mich und die Kinder wirklich liebte. „Mir reicht es!“, hörte ich Kyo sagen. „War ja wieder mal klar.“, entgegnete Kaoru. „Das machst du doch jedes Mal. Du brichst einfach mal das Gespräch ab, spielst den Beleidigten, um dann spätestens in 24 Stunden wieder anzukommen und rum zu heulen.“ „Wenn du von mir genervt bist, dann musst mir das nur sagen. Wie wäre es mit jetzt? Der Moment erscheint mir recht günstig, denn ich bin in der Laune dir danach eine runter zu hauen.“ „Vielleicht solltest du dich lieber erst einmal beruhigen und wieder runter kommen, denn unter diesen Umständen bringt das gar nichts. Und nun komm, setz nen netteres Gesicht auf und lass uns zurück gehen.“ „Ich verzichte.“, kam es prompt von Kyo. „Das ist mir egal.“, ergriff Kaoru einfach Kyos Handgelenk und zog ihn hinter sich her. Für mich war es das Startzeichen abzuhauen und unbemerkt zu verschwinden. Doch weit kam ich nicht, denn kaum war ich an der Zimmertür ankommen, vernahm ich schon Kaorus Stimme. „Was machst du denn hier draußen, Kira? Ich dachte du bist bei den beiden.“ „Ich war nur kurz auf Klo.“, kam es unverblümt über meine Lippen. Dass ich die Worte so ehrlich aussprach, verblüffte mich selber. „Na, klasse!“, hörte ich Kyo leise murmeln. Hätte ich das Gespräch eben nicht mit angehört, dann würde ich mich jetzt angegriffen fühlen, aber unter diesen Umständen wusste ich natürlich wieso er so reagierte. Die und Lily alleine in einem Zimmer zu wissen, beruhigte Kyos Gewissen ganz und gar nicht. Ich reagierte also nicht weiter auf Kyos Einwurf und öffnete die Zimmertür. Mein Blick fiel sofort auf Lily und Die. Die saß vor dem Bett auf dem Stuhl, während Lilys Augen geschlossen werden. „Sie schläft“, flüsterte Die. Ich nickte verstehend und betrat dann mit den anderen beiden das Zimmer vollständig. „Wir sollten sie dann in Ruhe lassen und ein anderes Mal wiederkommen.“, bestimmte Kaoru einfach mal. „Das ist doch mal was.“, war Kyo sofort Feuer und Flamme. „Die!“ „Was?“, schaute er seinen Freund irritiert an. „Du hast doch unseren Leader eben gehört, oder nicht? Lass uns gehen.“ „Wenn ich aber nicht will? Ich hab sie so lange nicht gesehen, jetzt lass mir auch mal etwas Zeit mit ihr.“, blieb Die stur. Kyo schnaubte und wirkte plötzlich auffällig sauer: „Mach doch was du willst! Kannst mich mal!“ Und dann war er weg, hatte das Zimmer verlassen. „Was sollte das denn gerade?“ Die Frage kam von Die und sein Blick war mehr als verwirrt. „Frag lieber nicht weiter.“, antwortete Kaoru ihm. „Er ist schon die letzten Minuten so. Zudem, wenn ich dir mal einen Rat geben darf, solltest du irgendwie – und zwar bald – mit ihm ein klärendes Gespräch führen.“ „Wieso sollte ich? Ich wüsste nicht worüber.“ Mir die flache Hand stöhnend gegen die Stirn schlagend, fragte ich mich, ob Die so blöd war oder nur so tat. „Checkst du noch was?“, herrschte ich ihn genervt an. Die stand darauf vom Stuhl auf und verschränkte die Arme vor der Brust: „Kann mir mal jemand sagen was hier los ist? Wieso mein Freund hier eingeschnappt aus dem Zimmer stürmt und ihr mich so anmacht?“ „Es liegt an mir.“, kam eine Stimme vom Bett. Zeitgleich wendeten wir drei unsere Blicke zu Lily. „Wie bitte?“, schaute Die fragend. „Kyo ist sauer, weil du dich mit mir abgibst. Kannst du dich noch an das Gespräch damals erinnern, bevor du mit ihm zusammen gekommen bist? Er denkt, dass du was von mir willst und merkt dabei nicht, dass dies völliger Irrsinn ist. Die Eifersucht blendet ihn.“ „Ähm…also…“, war alles, was Die dazu sagte und das verursachte mir Bauchschmerzen. Nicht Die auch noch. Wenn seine unsichere Haltung gerade das bedeutete, was ich mir dachte, dann hatte das nichts Gutes zu bedeuten. „Die, ich glaube wir müssen mal kurz reden.“, meinte ich zu ihm. Ich musste meinen Gedanken eine Gewissheit verschaffen. „Okay.“, war alles was er sagte und folgte mir schleichend aus dem Zimmer. Draußen auf dem Flur suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen und setzte mich in einer Nische auf einen der dort stehenden Stühle. Die zog es eher vor stehen zu bleiben. „Was ist los?“ „Ich will nicht lange drum herum reden. Demnach…was bedeutet dir Lily?“ „Was soll denn jetzt diese blöde Frage? Sie ist meine beste Freundin, also bedeutet sie mir in diesem Zusammenhang sehr viel.“ „Wie viel?“ „Kira, kannst du mir mal sagen worauf du hinaus willst?“ „Liebst du sie?“ Die ging ruckartig einen Schritt zurück. „Wie bitte? Sag mal, tickst du noch ganz richtig? Hat Kyo dir diese Flausen in den Kopf gesetzt?“ „Nein, hat er nicht. Ich hab diesen Gedanken selber gehabt. Und?“ „Was heißt hier ‚und‘? Ich werde dieses Thema gewiss nicht mit dir vertiefen. Ihr habt ja wohl nicht mehr alle Nadeln an der Tanne.“ Die schien sich stark angegriffen zu fühlen. „Also lieg ich richtig, wenn ich dein Verhalten gerade richtig beurteile.“, meinte ich und spürte sicher, dass ich nicht falsch liegen konnte. Als ich dann plötzlich Tränen in Dies Augen glitzern sah, spürte ich, wie sich mein Magen verkrampfte. Langsam stand ich auf und ging auf ihn zu, um ihn in meine Arme zu ziehen. „Die, nicht weinen.“ „Ich weine doch… gar… nicht.“, kam es schluchzend über seine Lippen bevor er anfing richtig zu weinen. Ich fühlte mich hilflos, wusste nicht was ich machen sollte. Auf der einen Seite tat er mir unheimlich leid und auf der anderen Seite war ich wütend - wütend darüber, dass er die Beziehung mit Kyo so hinterging. Und auf der anderen Seite, weil ich eifersüchtig auf Lily war, weil sie wieder einen weiteren Mann an der Seite hatte, der für sie alles tun würde. Wieso war das nur so? Was hatte sie an sich, dass alle Männer ihr hinterher rannten? „Ich weiß nicht was ich noch tun soll.“, unterbrach mich Die in meinen Gedankengängen. „Ich liebe Kyo, aber da sind auch diese Gefühle, die ich nicht haben sollte.“ „Seit wann weißt du es?“ Ich wusste, dass ich mir selber mit immer mehr Fragen wehtat, aber ich wollte es einfach wissen. „Seit Anfang an.“ „Dann war es schon so, als du mit Kyo zusammen gekommen bist. Wieso dann das alles? Wieso hast du dann nicht um Lily gekämpft?“ Die löste sich aus der Umarmung und fuhr sich provisorisch über die Augen, um die Tränen verschwinden zu lassen, wenn auch vorerst vergebens. „Als hätte ich bei ihr je eine Chance. Zudem liebt sie Shinya, wie könnte ich mich je gegen einen meiner besten Freunde stellen? Na ja, und ich liebe Kyo auch. Aber auf eine anderen Art und Weise. Bei Kyo weiß ich, dass ich ihn wirklich will.“ „Und Lily nicht?“ „Es ist eher so, dass ich das Gefühl habe, dass ich sie nur will, weil ich weiß, dass ich diese Frau nicht haben kann.“ Das hieß also, sobald er sie hätte, würde er sie nicht mehr wollen. Wie nett! „Das klingt vielleicht jetzt nicht gerade freundlich, aber ich würde dir raten, dass du sie dir aus dem Kopf schlägst. Da draußen laufen schon genug Kerle rum, die sich um sie streiten. Außerdem würdest du deine Beziehung zu Kyo komplett zerstören, mal ungeachtet dessen, dass da noch ne Band mit dran hängt.“ Die zog einmal kurz geräuschvoll die Luft ein, versuchte wieder seine Fassung zurück zu erlangen. „Ich weiß. Aber es ist nur so unsagbar schwer, vor allem jetzt, wo sie sich sofort an mich erinnert hat. Du weißt gar nicht wie glücklich ich darüber bin.“ „Ich kann es mir denken, danke.“, meinte ich barsch. „Du bist sauer.“ „Nein, so kann man das nicht sagen.“, versuchte ich mich zu retten. „Ich muss nur leider sagen, dass es mir auf den Senkel geht, dass alle Männer wie schwanzgesteuert hinter ihr herrennen.“ „Ich weiß auch nicht wieso das so ist. Eigentlich will ich das gar nicht…“ „Bestimmt.“, unterbrach ich ihn. „Versuch dich einfach etwas zurück zu halten und rede verdammt noch mal mit Kyo. Das hält ja sonst keiner aus. Als wenn man nicht schon genug andere Probleme hätte.“ Mit diesen Worten machte ich mich von dem Gespräch los und ging zurück zu den anderen beiden. Die folgte nur wenige Minuten später. ***************************************************************** Sorry, Leutz, für die Verspätung, aber ich hatte so viel um die Ohren. Musste erst mein Examen hinter mich bringen, sowie das erste Semester meines Studiengangs sowie ne Hausarbeit. Das nächste Kapitel sollte eigentlich nicht ganz so lange auf sich warten lassen, wie dieses hier. Hab jetzt auf Arbeit entdeckt, dass man sehr gut dort schreiben kann - wenn mein Patient mich lässt natürlich. Ich würde mich, wie immer, auf Feedback eurerseits freuen! Haltet die Ohren steif! Man liest sich. Chingya Kapitel 6: Changes Or Routine? ------------------------------ In den letzten Tagen durchlebte ich die schlimmsten Rückenschmerzen meines Lebens. Lange konnte ich meine Schwangerschaft kaum noch ertragen und sehnte mich nach der Zeit, wo alles vorbei sein würde. Ich hätte nie gedacht, dass mir meine Schwangerschaft mal als nervig und lästig erscheinen würde - hatte ich mich doch immer auf Kinder gefreut. Mir war jedoch dabei ebenso klar, dass meine momentane depressive Phase damit zusammen hing, dass ich mit meinem Verlobten noch immer auf Kriegsfuß stand. Und das Ganze war gewiss nicht besser geworden, als Toshiya mir eines Abends in der Küche, wo er dabei war sich etwas zum Trinken aus dem Kühlschrank zu holen, verkündete, Dir en grey würden demnächst wieder ihre Tour fortsetzen. Darauf war er einfach in sein Arbeitszimmer gegangen. Ich hatte nicht einmal die Chance gehabt etwas zu erwidern, noch war ich ihm eines Blickes würdig gewesen. Im Endeffekt war ich einen Tag später zu Sony gefahren und hatte mir von Inoue Dir en greys aktuellen Zeitplan geben lassen. Wenn Toshiya nicht mit mir reden wollte, dann musste ich halt eigene Geschütze auffahren. Denn mir war klar gewesen, dass ich sonst nie herausbekommen hätte, was mich die nächsten Monate erwartete. Nun saß ich hier in meinem Büro und schaute auf die Skyline Tokyos, den Plan in meinen Händen haltend. Ich hatte mich den ganzen Weg hierher nicht getraut auch nur einen Blick auf diesen zu werfen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich Angst davor, was ich lesen würde. Aber irgendwann gab ich mir einen Ruck und faltete das Papier auseinander. Meine Augen flogen nur kurz über die Seite und nahmen dabei im Schnellflug die Zahlen und Zeichen auf. Tränen traten mir in die Augen, als ich das Datum vom zwanzigsten Dezember las und die dickgedruckte Notiz dahinter, welche sich bis zum Ende des Blattes durchzog. Yasumi – Frei. ~*~ Meine Tage hatte ich die letzten Wochen damit verbracht, meine Fortschritte weiter auszubauen. Endlich hatte ich vom Arzt die Erlaubnis erhalten, dass ich jederzeit und so oft ich wollte das Gehen üben durfte. Mittlerweile lief es recht gut. Ich konnte ohne Hilfe laufen, wenn auch nur wenige Meter, denn dann ließen meine Kondition und meine Kraft in den Beinen nach. Doch ich blieb eisern. Der Gedanke endlich wieder richtig gehen zu können und dann hier heraus zu kommen, trieb mich immer wieder an. Ich wollte so schnell wie möglich wieder mein altes Leben wieder zurück, wenn auch nicht unbedingt alles davon. Shinya hatte sich strikt an meine Anweisungen, mich nicht besuchen zu kommen, gehalten. Dass Gackt das anders zu sehen schien, wunderte mich reichlich wenig. Er tauchte seit ein paar Tagen regelmäßig auf und half mir so die Zeit etwas zu vertreiben oder meine Erinnerungen wieder auf Vordermann zu bringen – vor allem, was meine Beziehung zu ihm anging. Denn Kira wusste noch immer geschickt diesen Teil meines bisherigen Lebens zu umgehen. „Wusste Shinya von uns?“, fragte ich Gackt, welcher neben mir auf der Bank saß. Wir hatten uns für Novemberwetter passend dick eingepackt und waren eine Runde im Park spazieren gewesen, bis mein Körper erschöpft rebellierte und wir somit eine Pause einlegen mussten. „Sicher“, war alles, was Gackt mir antwortete und er schaute dabei auf das ruhige Treiben vor uns. „Hatten wir eine Beziehung hinter seinem Rücken?“, irgendwie fühlte sich der Gedanke noch immer merkwürdig an, dass ich etwas mit Gackt haben sollte. Wie ich ihn kennen gelernt hatte, wusste ich ja jetzt – die Bilder vom Abend in Chachas Wohnung waren wieder präsent. Doch alles noch Nachfolgende fehlte noch immer. Gackt lachte auf meine Frage hin kurz auf und riss mich dabei aus meinen Gedanken. „Du hast ihn nicht betrogen, keine Angst.“ „Also bin ich nicht fremdgegangen?“ „Nein“, schaute er mich bei der Antwort ernst an und konnte dabei einen gewissen Unterton nicht verstecken. Im ersten Moment war ich jedoch erst einmal erleichtert, dass ich trotz all der Beziehungen um mich herum diesen Anstand gewahrt hatte. „Ihr wart nie zusammen, wenn wir…“, fuhr er fort, unterbrach mitten im Satz. Sein Gesicht verzog sich leidlich, ehe er seinen Blick wieder von mir wendete. Und plötzlich durchfuhr mich wieder eine Welle der Vertrautheit. Ich kannte dieses traurige Gesicht vom ihm. Nur woher? Hatten wir schon einmal ein ähnliches Gespräch geführt? Unerwartet sprang Gackt auf einmal auf und ich erschrak mich dabei. Er wirkte hilflos wie er sich mit den Händen durch die Haare fuhr um sich anschließend mit traurigem Blick zu mir umzudrehen. „Gackt, was…?“, verstand ich gerade gar nichts mehr. Doch er unterbrach mich barsch: „Hör auf!“ „Wie?“ „Du sollst aufhören! Hör auf mich Gackt zu nennen! Hör auf von Shinya zu reden! Ich kann das auch nicht ewig ertragen, verstehst du? Fünf Jahre habe ich gekämpft und versucht die Dinge so zu nehmen wie sie sind. Aber langsam verlässt auch mich meine Selbstbeherrschung.“ Überrumpelt schaute ich zu ihm auf, wusste nicht, was ich von seinem Ausbruch halten sollte. „Fünf Jahre“, hauchte ich. „Lily“, kniete er sich vor mich, legte seine Hand an meine Wange. „Ich weiß, es ist schwer für dich dieses Band von Erinnerungen in deinem Kopf wieder zu flicken. Ich weiß auch, dass es nicht gerade ein Leichtes sein mag die Beziehungen zu den Menschen in deiner Umgebung zu verstehen, aber du darfst bitte nicht vergessen, wie es auch uns dabei geht. Ich habe immer alles für dich getan und werde es weiterhin, denn ich liebe dich. Du weißt das, oder? Mir ist bewusst, dass du das nicht hören willst – so wie immer – aber es ist so. Ich kann das nicht ändern.“ Tränen liefen meine Wangen hinunter, als sich Bilder in meinem Kopf abspielten und sich zu einem kleinen Film zusammen woben. „Wir waren damals zusammen in Kyoto. Vor Sylvester“, kamen die Worte über meine Lippen, noch ehe ich sie daran hindern konnte. Ich erinnerte mich an diese Tage und an unsere Gespräche. „Ich habe dir immer nur wehgetan. Immer wieder nur wehgetan, obwohl ich wusste, dass das mit uns nur noch mehr Schmerz bedeutete.“ Gackt zog mich plötzlich in eine Umarmung. An meinem Hals konnte ich spüren, wie Tränen meine Haut benetzten. Doch ich rührte mich nicht. Mein Körper war wie gelähmt, als mir endlich wieder klar wurde, in welch einem Beziehungsdesaster ich mich befand und wie viel Lügen ich mir selbst aufgezwängt hatte. „Camui“, drückte ich ihn nun doch leicht von mir und schaute ihm darauf in seine glasigen Augen. „Denkst du nicht auch, dass es gut wäre die schicksalhafte Fügung zu nutzen und von Vorne anzufangen?“ Ich wusste, dass ich viel verlangte, noch ehe ich es in seinen Augen sah. „Von Vorne anfangen?“ „Ja, als Freunde. So, wie es immer hätte sein sollen, oder? Ich bin der Meinung, dass es das Beste für alle ist“, legte ich ihm vorsichtig meine Hand auf seine, welche auf meinem Knie ruhte. Doch er zog sie weg. „Meinst du mit alle etwa dich?“, stand er auf und kehrte mir den Rücken zu. Lange sagte keiner von uns etwas oder regte sich auch nur. Und dann, als ich dachte er würde noch etwas sagen, ging er wortlos von mir. Völlig sprachlos schaute ich in die Richtung, in welche Camui verschwunden war. Ich wusste nicht, was ich von seiner Reaktion halten sollte, hatte ich ihn doch nie so eingeschätzt, als würde er in einem wichtigen Gespräch trotzig verschwinden, nur weil es gegen seine Gunsten auszugehen schien. „Ist das nicht ein wenig zu hart gewesen?“, vernahm ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich zusammen, ehe ich mich langsam umwandte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich die vertraute Person erblickte. „Hatte ich eine andere Wahl?“, reagierte ich auf die vorher gestellte Frage mit einer Gegenfrage. Daisuke lachte kurz auf, schüttelte dann seinen Kopf, bevor er vor der Bank zum Stehen kam. „Du solltest langsam lernen die Menschen in deiner Umgebung weniger hart mit deinem egoistischen Gehabe vor den Kopf zu stoßen.“ Mit verschränkten Armen schaute er auf mich hinab. Verärgert begegnete ich seinem Blick. Vor wenigen Sekunden hatte ich mich noch gefreut ihn zu sehen. „Bist du hergekommen, um dich mit mir anzulegen?“, fragte ich bissig. Ich war sauer. Den Kommentar hätte er sich wirklich sparen können. „Langsam hast du dich wieder regeneriert, oder? Klingt wieder ganz nach der Lily, die wir kennen.“ „Die!“, meinte ich genervt. „Was suchst du hier?“ Er löste seine verschränkten Arme und zog mich plötzlich an meinen Schultern an sich heran, sodass mein Gesicht an seinem Bauch ruhte, während seine Arme sich schützend um mich legten. Völlig irritiert, ließ ich es mit mir geschehen. Einen Moment herrschte völlige Stille zwischen uns, bevor Die sie brach: „Dir en grey gehen in ein paar Tagen wieder auf Tour.“ „Und?“, wusste ich nicht so recht, was ich mit der Information anfangen sollte. Wieder lachte er kurz auf. „Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich etwas Hoffnung gehabt, du würdest mehr dazu sagen.“ „Was soll ich dazu sagen? Ihr setzt eure Tour fort, mehr nicht. Denkst du etwa ich würde damit nicht klar kommen? Dann muss ich dich enttäuschen, Die.“ Ich löste mich aus der Umarmung, bei meinen Worten und lehnte mich auf der Bank zurück. „Ich weiß dennoch nicht, warum du hier bist. Sicher nicht nur deshalb, weil du mir das sagen willst.“ „Ich wollte schauen, wie es dir geht.“ Seine Worte kamen schnell und wirkten verletzt. „Aber ich glaube, es war keine so gute Idee. Der Moment schien nicht ganz der richtige.“ „Darum geht es doch gar…“ „Doch, Lily! Genau darum geht es! Ich hätte auf Kyo hören und es sein lassen sollen hier her zu kommen.“ Jetzt war ich diejenige, die sich verletzt fühlte. Ich ärgerte mich über mich selber. Nun hatte ich auch noch meinen besten Freund vor den Kopf gestoßen. Wieso konnte ich in manchen Situationen nicht ein Mal meinen Mund halten? Angst davor, dass nun auch Die einfach gehen würde, lehnte ich mich vor und griff nach seiner Hand. „Es tut mir leid“, flüsterte ich. „Geh nicht!“ Die seufzte und setzte sich dann neben mich, meine Hand fester in seine nehmend. Eine Weile saßen wir schweigen neben einander und ich genoss die angenehme Ruhe, war froh, dass er hier war. „Darf ich dich etwas Persönliches fragen?“, kamen die Worte leise über seine Lippen. Ich nickte nur. „Was hast du mit Shinya vor?“ Einen Moment überlegte ich, was ich ihm antworten sollte. War eine ehrliche Antwort gerade angebracht? Ich wusste seit ein paar Tagen, was ich machen würde, wenn ich hier raus war. Und mir war dabei genauso klar, dass es die beste Entscheidung für alle war. Allen voran für Shinya. Dennoch hatte ich Zweifel es Die gegenüber zu erwähnen. Ich würde ihn mit diesen Worten verletzen und das wollte ich vermeiden. Für heute hatte ich genug Leuten wehgetan. „Ich weiß es nicht“, sagte ich also und ließ dabei meine Stimme überzeugend wirken. Er sollte nicht merken, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Daisuke ließ auf meine Worte hin meine Hand los und lehnte sich leicht nach Vorne. „Okay“, war alles, was ich zu dem Thema von ihm zu hören bekam. Wenn ich ehrlich war, dann war ich mehr als erleichtert darüber. ~*~ Es war spät am Abend, als ich zu Hause auf meinem Sofa saß und auf Toshiya wartete. Morgen würde Dir en grey die Tour fortsetzen und ich hatte mir vorgenommen vorher mit ihm zu reden. Doch er kam nicht. Wo auch immer er steckte, schien er nicht die Absicht zu haben allzu schnell nach Hause zu kommen. Frustriert zog ich meine Beine an und überlegte, was ich mit der weiteren Zeit anfangen könnte, in welcher ich auf ihn warten würde. Sollte ich jemanden anrufen? Doch wen? Niemand schien mir passend genug, um meine Melancholie zu vertreiben. Alles schien im Moment sinnlos, trist und grau. Ich hatte das Gefühl mich im Kreis zu drehen. Alte, bekannte Szenen spielten sich in meinem Kopf ab. Szenen, die ich eigentlich hatte vergessen wollen. Doch jetzt waren sie wieder so präsent, als wäre es erst gestern gewesen. Es war nicht das erste Mal, dass die Beziehung von Toshiya und mir so etwas durchmachte. Vor unserer Trennung damals war alles ganz genauso gewesen. Ich fragte mich, ob ein Teil der damaligen Gründe auch dieses Mal eine entscheidende Rolle spielten. Allein der Gedanke, dass es so sein könnte, ließ meinen Körper vor Angst erzittern. Nein, ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass es andere Gründe haben würde. Ich würde dafür kämpfen, dass es einen Ausweg aus der ganzen Sache gab, ohne den gleichen Fehler noch einmal zu machen. Egal wie. Ich war auch dem Sofa fast eingeschlafen, als ich vernahm, wie jemand die Haustür aufschloss. Sofort war ich schlagartig wach und richtete mich auf. Mein Herz schlug aufgeregt in meiner Brust. Einen Moment überlegte ich, ob ich aufstehen und Toshiya entgegen gehen sollte. Doch ein anderer Teil – und gewiss der größere Teil, nämlich mein Körper – weigerte sich, sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Ich schluckte schwer, als ich seine Schritte im Flur hörte, wie sie näher kamen. Langsam kam er um die Ecke und blieb überrascht in der Wohnzimmertür stehen. Wir schauten uns beide stumm an, ohne eine weitere Regung. Ich war aufgeregt und nervös. Was würde er tun? Mich wieder ignorieren und in sein Arbeitszimmer gehen? Ich war gerade dabei mich mit genau diesem Gedanken schon anzufreunden, als er sich plötzlich bewegte und auf mich zukam. Vor Überraschung versteifte ich noch mehr. Es war Tage her, dass er auch nur freiwillig einen Schritt so auf mich zugemacht hatte. Ich hielt meinen Atem an, als er vor mir zum Stehen kam. So viele Fragen geisterten in meinem Kopf herum. Fragen, die ich ihm stellen wollte. Aber alles war vorbei, als er unerwartet seine Hand in meinen Nacken legte, sich zu mir herunter beugte um seine Lippen mit den meinen zu versiegeln. Ein kurzer Protestton entwich meiner Kehle. Verwirrt ließ ich es mit mir geschehen. Toshiya löste sich leicht von mir, als er wohl bemerkte, dass ich noch immer steif und völlig überrumpelt dasaß, unfähig auch nur irgendetwas zu erwidern. Er schaute mich mit seinen braunen Iriden an und schien zu überlegen. Bereute er gerade seine Entscheidung? Die kleine Falte, die sich zwischen seinen Augenbrauen bildete, zeugte davon, dass er mehr als überlegte, was er nun tun sollte. Die Stille nicht aushaltend, gab ich ihm mit einem leichten Zug an seinem Gürtel zu verstehen, dass er sich erst einmal hinsetzen sollte. Zu meiner Verwunderung tat er dies auch ohne Umschweife. „Ist es angebracht, wenn ich jetzt sage, dass ich ziemlich sprachlos bin von deinem Überfall eben?“, merkte ich wie ich noch immer völlig steif neben ihm saß. Ich hatte irgendwie nicht erwartet, dass Toshiya den großen Sprung von uns machen würde. Einen Moment schaute er mich an, bevor er seinen Blick im Wohnzimmer umherschweifen ließ: „Es tut mir leid!“, hauchte er. „Ich hatte nicht das Recht dazu dich so zu behandeln.“ „Was gab dir dann den Grund dafür?“ Wollte ich das wirklich wissen? Die mögliche Antwort auf meine Frage hallte in meinem Kopf immer wieder auf. „Ich war überfordert mit meinen Gefühlen, aber jetzt ist es wieder in Ordnung.“ Ich nickte und schaute auf seine Hände, die in seinem Schoß ruhten. Konnte ich mich dazu durchringen sie zu berühren? Meine Hände zitterten. Und, noch ehe ich hätte weiter darüber nachdenken können, fühlte ich plötzlich Toshiyas Hand auf meiner. Erleichterung kämpfte sich in mir hoch, als ich das vertraute Gefühl in mir wahrnahm, das seine Berührung auslöste. Dabei versuchte ich das kleine Stimmchen in meinem Kopf zu verdrängen, welches mir versuchte deutlich klar zu machen, dass ich noch immer keine zufriedenstellende Antwort auf meine Frage hatte. „Ich habe Angst“, hauchte ich, das Schweigen zwischen uns brechend, das aufgekommen war. „Wovor?“, sprach er ebenso leise. „Dass sich alles wiederholen wird. Dass du wieder weg sein wirst und es diesmal eine endgültige Entscheidung wäre.“ Ich schluckte schwer bei diesem Gedanken. Im Moment gab es für mich keine schlimmere Vorstellung. Toshiya war zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden. Der Gedanke, dass es mal anders sein würde, schnürte mir die Kehle zu. Ich wusste nicht, wie jemand von einem anderen Menschen so abhängig sein konnte. Was hatte Toshiya in mir ausgelöst, das mich so sehr an ihm band – mit Körper und Seele? „Ich werde nicht gehen. Nichts wird sich wiederholen, auch wenn es für dich den Anschein haben mag. Aber ich werde es nicht zulassen, dass es wieder passiert. Das verspreche ich dir.“ Seine Hände umfassten meine fester, zitterten nun ebenfalls leicht. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Irgendetwas in mir wollte, dass ich dennoch skeptisch blieb. Vielleicht war der Grund dafür, dass die Narben unserer letzten Trennung noch viel zu deutlich zu spüren waren. „Es tut mir noch immer so leid“, hörte ich ihn sagen. Ich schüttelte den Kopf. „Es ist nicht mehr zu ändern. Wir sollten aufhören darüber nachzudenken und das Thema ruhen lassen.“ In meinen Ohren hörten sich meine Worte wie eine Lüge an. Etwas zu sagen, was man selber nur schwer einhalten konnte, war ein Verrat an sich selber. „Denkst du, du bekommst das hin?“, lachte Toshiya leicht ironisch auf. Ich schaute ihn darauf an. Überlegte einen Moment. Bekam ich das wirklich hin? Konnte ich mit der Vergangenheit abschließen und endlich wieder eine Beziehung mit Toshiya führen, wie vor der Zeit, bevor wir uns getrennt hatten? „Sag du es mir“, antwortete ich auf seine Frage ohne auch nur eine Sekunde meinen Blick von seinen Augen zu nehmen. Toshiya schüttelte den Kopf, ehe er ein klares „Nein“ über seine Lippen brachte. Ein schmerzliches Lächeln zeichnete sich auf meinem Mund ab. „Ich bin hoffnungslos, oder? Auf der einen Seite will ich nichts mehr, als dich für mich allein und mir gewiss sein, dass es so lange wie möglich so sein wird. Und auf der anderen Seite kann ich dir dennoch für damals bis heute nicht richtig verzeihen.“ Ein Kampf zwischen Herz und Verstand, welcher unerbitterlich wirkte. „Du machst dir zu viele Gedanken. Ich kann dich verstehen. Vielleicht wäre ich nicht anders angesichts dieser Situation. Ich weiß es nicht. Aber bitte, zweifel niemals an meiner Liebe zu dir!“, meinte er eindringlich. „Für mich bist du die einzige Frau, mit der ich das alles haben möchte. Kinder und eine Ehe. Ich hatte mir früher niemals vorstellen können Vater zu werden oder zu heiraten. Dafür war ich viel zu sehr in das Leben vernarrt, was ich hatte. Freiheit im Übermaß. Da war niemand, mit dem ich mein Leben teilen musste. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich ja auch noch nicht, dass es da draußen eine so tolle Frau gibt, wie dich. Hätte ich nochmal die Wahl, würde ich mich wieder für dich entscheiden, ohne zu zögern. Das kannst du mir glauben. Also, mach dir keine allzu großen Gedanken. Wenn du es nicht irgendwann mal ausdrücklich willst, werde ich dich bestimmt niemals verlassen.“ Mein Herz schlug viel zu schnell in meiner Brust. Mir schwirrte der Kopf vor überquellenden Gefühlen, die in meinem Körper zu einem ungewohnt hohem Maß anschwollen und über zu fließen drohten. Toshiya hatte in all den vier Jahren unserer Beziehung nicht ein Mal so etwas zu mir gesagt. Klar, hatte er mir oft mitgeteilt, dass er mich lieben würde und hatte es mir mindestens, wenn nicht doppelt so oft, mit Gesten deutlich gezeigt. Schließlich hatte er mir einen Heiratsantrag gemacht, hatte mit mir eine Familie gegründet. „Manchmal frage ich mich, wie alles jetzt wäre, wenn wir uns anders entschieden hätten“, flüsterte ich. „Wie meinst du das?“ Sein Blick zeigte seine Irritation. „Was, wenn wir damals nicht wieder zusammen gekommen wären. Wie wäre es dann wohl jetzt?“ „Kira!“, meinte er mahnend. „Sag mir nicht, dass du ernsthaft über so etwas nachdenkst. Bist du denn nicht froh, dass es so ist, wie jetzt? Also, dass wir wieder zusammen sind und bald eine kleine Familie haben?“ „Doch! So war das auch gar nicht gemeint. Ich bin glücklich, dass du hier bei mir bist und alles endlich so ist, wie ich es immer haben wollte. Aber manchmal frage ich mich halt, wie mein Leben aussehen würde, wenn wir den Schlussstrich akzeptiert hätten.“ Toshiya seufzte, ehe er meinte: „Ich bin nicht der Meinung, dass mein Leben besser gewesen wäre. Irgendwann hätte ich dich zurück geholt, egal wie. Ein Leben ohne dich kann ich mir nur schwer vorstellen. In meinem Kopf hat sich schon eine Zukunft mit euch aufgebaut.“ Euch? Irgendwie überraschte mich der Mann heute laufend. Er tat und sagte nur Dinge, mit welchen ich nicht rechnete. „Was ist, wenn das dennoch irgendwann anders sein würde?“ Ich wusste nicht, warum, aber irgendwie wollte ich diese Frage von ihm beantwortet haben. Ich wusste, dass bei mir eine Welt zusammen brechen würde, wenn er sich jemals, aus welch einem Grund auch immer, für eine andere Frau entscheiden würde. Weniger in dem Sinne, dass er sie attraktiver oder aufregender fand, als mich. Vielmehr in die Richtung, dass er sich dauerhaft für sie entscheiden könnte. Dass er die Familie mit ihr aufbauen würde, die er immer mit mir geplant hatte. Denn letztendlich war man doch vor so etwas nie sicher. Es konnte jeden Tag passieren, dass Gefühle ins Spiel kamen, denen man nicht gewachsen und völlig ausgeliefert war. „Ich möchte mir darüber ganz ehrlich keine Gedanken machen. Nicht mal annäherungsweise habe ich solch eine Option je in Erwägung gezogen. Das damals, kam für uns alle plötzlich. Aber da spielten weitaus größere Gründe eine Rolle. Diese Situation wird nicht noch einmal eintreten und das weißt du ebenso gut wie ich, oder? Es sind viele Dinge verdammt schief gelaufen. Wir standen unter einem hohen Druck des Managements und der Presse. Doch das haben wir doch in den Griff bekommen. Da ist nichts mehr, um was du dir Sorgen machen musst. Oder sehe ich das falsch?“ Ich schüttelte einfach nur den Kopf, um mich gleichzeitig zu schölten. Denn ich wusste nur allzu gut, dass es etwas ganz Gravierendes gab, was mir Sorgen bereitete. „Dann…“, sprach er weiter, „dann sag mir, warum du immer noch dem Ganzen so nachhängst und du mir nicht zu vertrauen scheinst. Was ist es, was dich so dermaßen beschäftigt, dass unsere Beziehung darunter zu leiden hat?“ „Ich weiß es nicht.“ Meine Stimme war brüchig. Ich hatte Angst ihm die ganze Wahrheit zu sagen, denn das Risiko ihn nochmal zu verlieren war zu hoch. Es stand einfach viel zu viel auf dem Spiel, als dass ich das riskieren wollte. „Vielleicht liegt es an meiner Schwangerschaft. Ich meine, wir sind bald eine Familie und…“ „Du hast Angst, dass ich dich mit den beiden im Stich lasse. Dass ich auf Tour bin und so viel mit meiner Arbeit zu tun habe, dass da keine Zeit mehr für euch ist.“ Ich nickte. Innerlich atmete ich auf. Toshiya hatte mir eine Erklärung auf den Tisch gepackt. Eine Erklärung, die so logisch klang, dass sie gut als passende Ausrede fungierte. ~*~ „Ist bei dir und Kyo wieder alles in Ordnung?“ Daisuke und ich saßen noch immer auf der Bank im kleinen Park der Reha. Er lächelte leicht und nickte dann: „Ja, wir hatten es eigentlich noch am selben Tag geklärt. Wir haben uns also ganz brav zusammen hingesetzt und alles besprochen.“ „Das klingt gut“, meinte ich, schaute auf meine Hände, welche verschränkt in meinem Schoß lagen. „Es klingt vielleicht gut, aber mit Kyo ist ein Gespräch eigentlich nie ein einfaches Unterfangen. In diesen Situationen kann er wirklich dickköpfig und stur sein.“ „Er verteidigt halt alles, was ihm viel bedeutet, mit allen Mitteln. Wer kann es ihm verübeln? Jeder würde das doch so machen, oder?“ „Klar, keine Frage. Aber das ist leider nicht immer so leicht. Nicht jeder kann das so offenkundig tun, wie Kyo das macht.“ Daisukes Stimme klang bedrückt. Nicht nur mich, sondern auch ihn schien in letzter Zeit sehr viel zu beschäftigen. Doch ich traute mich nicht danach zu fragen, was ihm auf den Herzen lag. Ich war mir zudem auch sicher, dass mein bester Freund mit mir darüber reden würde, wenn er es wollte. Wenn ich denn überhaupt die geeignete Person war. Wie sehr konnte ich in meinem jetzigen Zustand, mit all den Gedächtnislücken, schon eine Hilfe sein? Erschrocken zuckte ich zusammen, als Die unerwartet seine Hand auf meine legte und mich so wieder aus meinen Gedanken holte. „Er sagte, dass er das mit uns wohl nie richtig nachvollziehen können wird. Für ihn ist unsere Freundschaft völlig krank.“ „Wie, krank?“, krächzte ich etwas geschockt. „Für ihn ist das alles zu eng. Wenn es wohl nach ihm ginge, sollte ich mich wohl mehr von dir fern halten.“ Seine Berührung an meinen Händen verstärkte sich etwas. „Aber da kann er lange warten und das weiß er auch.“ Eine Frage bildete sich gerade in meinem Kopf. Was, wenn Kyo ihn darum bitten würde die Freundschaft zu mir zu distanzieren? Um deren Beziehung Willen, weil Kyo es nicht mehr ertragen könnte. Würde Die es dann tun? Schließlich liebten sie sich schon seit Jahren. Meinem besten Freund diese Frage stellend, bekam ich erst einen geschockten Blick, dann eine Portion Schweigen. „Die?“, hakte ich nach, als ich die Stille als zu unangenehm empfand. „Würdest du das denn wollen?“, traf mich sein Blick. „Würdest du dann wollen, dass wir unsere Freundschaft auflösen?“ Er schien verletzt von meiner Frage. „Willst du es mit mir genauso machen, wie mit Gackt eben?“ „Das ist etwas völlig anderes!“, meine Worte kamen schneller aus meinem Mund, als ich denken konnte. „Ist es das?“, hob er fragend eine Augenbraue. „Für mich ist es fast die gleiche Situation. Gackt hast du doch auch eine einfache Freundschaft angeboten um Distanz in die ganze Sache zu bringen.“ „Schon, aber aus einem völlig anderen Grund. Er ist mit Masa zusammen und Camui kümmert sich momentan viel zu sehr um mich. Das sollte er nicht tun.“ Daisuke lachte plötzlich laut auf. „Was?“, fragte ich irritiert. „Du bist grausam!“, schüttelte er leicht den Kopf. Ich wollte darauf etwas entgegnen, aber ich konnte nicht, war völlig sprachlos. „Grausam, kühl und liebenswert“, wieder lachte er. Ich zog beleidigt meine Hände unter seinen weg und verschränkte dann meine Arme vor der Brust. „Vielen Dank auch.“ „Nun, komm schon! Als wenn dir das noch nie klar gewesen wäre“, zog er mich an sich, sodass mein Kopf an seiner Schulter ruhte. Sein Parfüm stieg mir in die Nase, während er seinen Arm um meine Taille schlang. Ich schloss meine Augen und genoss die Nähe. „Kyo hat gesagt, dass er mir vertraut. Also denke ich, dass unsere Beziehung vorerst im grünen Bereich ist. Zudem sind wir die nächsten Wochen auf Tour. Keine Gründe mehr für ihn Bedingungen zu stellen oder unbegründete Eifersuchtsszenen hinzulegen“, griff Die das Thema von vorhin wieder auf. „Wir sollten ihm sowieso keine weiteren Gründe geben“, löste ich von ihm und stand langsam auf. „Wir sollten zurück gehen. Allmählich wird mir kalt.“ Dass dies mitunter nur eine mögliche Ausrede von mir war, um dem unangenehmen Gefühl in meinem Bauch zu entkommen, verdrängte ich schnell. Daisuke stand ebenfalls auf und schweigend gingen wir zurück ins Warme. Die Freundschaft zwischen Die und mir war ein wunder Punkt. Ich wusste tief in mir, dass die Welt unter mir zusammen brechen würde, wenn Kyo Die den Kontakt zu mir verbieten würde – direkt oder indirekt. Egal wie, Kyo hatte die Zügel in der Hand. Ob es ihm bewusst war oder nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)