Verbunden von Elementargeist (SS/HP) ================================================================================ Kapitel 6: ... in dem die Zauberwelt einen Helden wiederbelebt. --------------------------------------------------------------- Autorengequatsche zur Bedeutung der Trauzeugen: Wie Lucius schon sagte, ist das nur eine Formsache. Genau wie bei Muggeln sind Trauzeugen die aller besten Freunde oder engsten Verwandeten. Lucius Malfoy und Fenrir Greyback, tja, Pech gehabt... 6.Kapitel … in dem die Zauberwelt einen Helden wiederbelebt. Doch vor dem Tagespropheten am nächsten Morgen, lag der Abend, die Nacht und ein paar erschreckend alltägliche Szenen. Severus war fest entschlossen gewesen, sich von der Anwesenheit des Jungen in seinem Haus nicht aus dem Konzept bringen zulassen. Er plante, im Labor zu arbeiten, sich ganz auf das Brodeln, das Zischen, die feinen Schwankungen in Geruch, Dampf und Farbe zu konzentrieren, und seine Hochzeit vorübergehend zu ignorieren. Was nicht ganz einfach war, mit der riesigen Torte in seinem Labor. Was überhaupt nicht einfach war, mit Harry Pot… – Snape unter seinem Dach. Während Severus im Mörser Wachholderbeeren mahlte, tiefviolette Rauchschwaden unter der Decke des Labors schwebten und der abgedeckte Kessel über dem Dreifuß ein fanfarenartiges Pfeifen ausstieß, lauschte er die ganze Zeit über auf die ungewohnten Geräusche in seinem Haus. Auf zu schlagende Türen. Auf das einlaufende Badewasser. Auf die piepsige Stimme der Hauselfe, die, so weit Severus sich erinnerte, überhaupt zum ersten Mal seit seinem Einzug, redete. Über die jugendlich-unbedacht-polternden Schritte auf den alterschwachen Stufen. Er roch Gebratenes und eine fruchtig-pfeffrige Note aus der Küche. Lavendelbadeschaum. Und Minze. Schließlich löschte er mit einem resignierenden, kleinen Seufzen die Flammen unter den Töpfen und deckte die noch unvollendeten Tränke sorgfältig ab. Und betrat zum ersten Mal seit über vier Jahren die Küche seines Hauses. Der Junge lehnte am Küchentisch, mit nassen, tropfenden Haaren, einer Tasse Pfefferminztee in den Händen, während Kieks (oder sollte es Twinky gewesen sein?) auf einem Hocker vor dem Herd stand und ein Steak briet. Der Dummkopf lächelte. Und trug Severus olivgrünen Lieblingspullover. Und seine schwarzen Hosen. Er fragte sich, wie sich die Haut unter dem vertrauten Stoff anfühlte. Weich, warm, lavendelig. Obwohl er das niemals laut zugegeben hätte, fühlte Severus sich ein wenig überfordert. Tatsächlich hatte Harry das Haus auf der Suche nach etwas Essbaren und sauberen Kleidern durchsucht. Er hatte in einigen verdunkelten Zimmern die Vorhänge zurückgezogen, Räume entdeckt, die wahrscheinlich seit Jahren nicht betreten worden waren und er war auf eine schreckhafte Hauselfe gestoßen. Harry hatte in einer Klauenfüßigen Wanne gebadet bis seine Zehen schrumpelig wurden und herausgefunden, dass Severus Snape außer den schwarzen Fledermausroben und Gehröcken aus dem vorletzten Jahrhundert noch andere, modernere Kleidungsstücke besaß. Als der Zaubertrankmeister gewohnt dramatisch die Küche betrat, fand Harry, dass er fast ein wenig irritiert aussah. Aber natürlich war das unmöglich. Severus Snape war niemals irritiert. „Hast du schon gegessen? Ich gebe zu, dass Steaks zum Frühstück etwas ungewöhnlich sind, aber im Grunde ist es ja schon fast Abend.“ „Haben Sie den Mottenzauber von den Kleidern genommen?“ Das war nicht ganz, was Severus beabsichtig hatte, zu sagen. Weder eloquent, noch voll beißender Ironie oder auch nur mit trockenem Humor gewürzt. Der Junge schob ihm wortlos eine Tasse Tee über den Tisch. Severus versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal Steak gegessen hatte. Vermutlich auf Hogwarts. Meistens vergaß er Mahlzeiten so lange, bis die Hauselfen ihm unauffällig ein paar Sandwiches in Reichweite stellten. Und manchmal auch dann. „Ich bin in einem Büro.“ Auch nicht sehr sarkastisch. „Vermutlich könnten wir was von dieser grässlichen Torte zum Nachtisch essen“, hörte er den Jungen sagen. „Vermutlich.“ Den Rest des Abends saß Severus in seinem Arbeitszimmer in seinem Lieblingssessel (ja, genau dem, im dem letzte Nacht noch der Bengel gesessen hatte) und horchte auf die ungewohnten Laute in seinem Haus. Mit der immer noch vollen, inzwischen erkalteten Teetasse in der Hand. Er fragte sich, wie er je wieder in Ruhe einen Trank brauen sollte. Als mit einem Plopp ein Stück weißgrüner Hochzeitstorte auf seinem Schreibtisch erschien, fand er den Gedanken schon viel weniger schrecklich. Das nächste Problem war, natürlich, das Bett. Severus hatte die Hauselfen angewiesen ein Schlafzimmer auf demselben Stockwerk zu entstauben und ein Feuer im Kamin zu machen. Dann schloss er sich wieder in sein Labor ein und versuchte die Tränke noch zu retten, die er am frühen Abend so sträflich vernachlässigt hatte. Seltsamerweise aß er dabei ein zweites Stück Torte und hätte deshalb um ein Haar den richtigen Zeitpunkt verpasst, um die gesiedeten Nesseln abzugießen. Als er gegen zwei Uhr morgens zu seinem Schlafzimmer schlich, ertappte er sich dabei, dass er sich ungewöhnlich viel Mühe gab, noch leiser aufzutreten, als sonst. Was natürlich nichts mit dem Jungen zu tun hatte, der jetzt wohl möglich schon schlief. (Im Grunde wusste Severus ganz genau, dass Harry schlief, denn er hatte seit über einer Stunde keinen Laut mehr außerhalb des Labors gehört). Einen Moment lang verspürte Severus den kindischen Drang, gegen einen scheppernden Gegenstand zu treten, nur, um sicherzustellen, dass ER keine Rücksicht auf James Potters Sohn nahm. Aber natürlich tat er das nicht. Das wäre unreif und eine halbe Niederlage gewesen. Er zog nur ein wenig fester als nötig die Tür zu seinem Schlafzimmer zu. Und atmete im nächsten Moment tief und ein kleinwenig resignierend aus. Denn die Bettvorhänge waren nur halbzugezogen und auf dem Stuhl lag ein unordentlicher Kleiderhaufen. Severus unterdrückte den Impuls die Kleidungsstücke penibel zusammenzulegen. Als er an das Bett trat, konnte er den Jungen schlafen sehen, jung und so unverschämt unglamourös und verletzlich. Er trug ein T-Shirt, dass Severus glaubte niemals besessen zu haben und hielt einen Teil des Federbetts umschlungen, wie einen unförmigen Teddybären. „Verdammt, Potter!“, sagte er leise und überlegte kurz, ob er die Decke zu Recht ziehen sollte, ließ es dann aber. „Es heißt Snape!“ „Sie könnten zumindest so tun, als ob Sie wirklich schlafen würden.“ „Ja, Professor.“ Severus riss den Vorhang jäh und ruppig zu, starrte aber noch eine ganze Weile auf die Stelle, an der Potters Kopf vermutete. Dann zog er seinen Zauberstab und vergrößerte mit einem Hauch von Kapitulation das Himmelbett, so dass sie nun auch zu zweit genug Platz darin hatten. Am nächsten Morgen erwachte der Zaubertrankmeister mit der intuitiven Gewissheit, dass etwas von Grund auf falsch war. Anders als sonst. Anders als an jeden einzelnen Morgen der vergangenen Dreivierzig Jahre. Er konnte das Gefühl nicht zuordnen, hatte aber in den Jahren als Doppelspion gelernt, seiner Intuition zu vertrauen. Einen Moment lang zogen Visionen von Todesserschwadronen, Auftragsmördern und schwarzmagischen Fallen in seinem Geist vorbei. Ohne sich zurühren, oder etwa die Augen aufzuschlagen, suchte er nach Anzeichen für einen bevorstehenden Angriff. Zuerst sortierte er die Geräusche in seiner unmittelbaren Umgebung. Vogelgezwitscher, erstaunlich nahe, was für ein offenes Fenster sprach. (Und Severus öffnete so selten wie möglich die Fenster, damit die Tränke nicht durch Temperaturschwankungen beeinflusst wurden!). Dann ein trockenes, papierenes Rascheln, untermalt von unterdrücktem Schnauben und Lauten wie von… - bröselndem Toast?! Es war schwer (wirklich schwer!) Toast in irgendeiner Weise mit einem Todesserattentat in Verbindung zu bringen. Severus setzte sich mit einem Ruck auf, bereit jeden Störer morgendlichen Friedens aus seinem ureigensten Schlafzimmer hinaus zu ängstigen, und zwar allein Kraft seiner berüchtigten, düsteren Aura – die höchstens ein klein wenig durch die Tatsache verlor, dass Severus noch den Abdruck seines Kopfkissens auf der Wange hatte und Schlaf in den schwarzen Augen. Es war ungewöhnlich hell. Die Bettvorhänge waren zur Hälfte aufgezogen, die Gardinen vor den Fenstern ganz. Blasse Novembersonne schien ungehindert mitten ins Zimmer, auf den Teppich, wo Harry Pot-argh-Snape im Schneidersitz saß, vor sich eine Tasse schwarzen Kaffee und einen Teller mit Honigtoast. In den Händen hielt er den aufgeschlagenen Tagespropheten und wenn es möglich gewesen wäre allein mit zornigen Blicken Papier in Brand zu setzten, hätte inzwischen mit Sicherheit Severus Haus gebrannt. Der Zaubertrankmeister gönnte sich 38 Sekunden, um seine Gedanken zu sortieren. Ah ja, richtig! Der Junge! Unbewusste tastete er nach dem silbernen Ring an seiner Hand. Aber das war es nicht, was Severus so nachhaltig verstört hatte. Er warf einen prüfenden Blick zu Uhr. Fast halb zehn, tatsächlich. Severus konnte sich nicht erinnern jemals mehr als fünf Stunden am Stück geschlafen zu haben, nicht mal mit einem Traumlostrank oder unter hohem Fieber. Und dennoch hatte er unzweifelhaft bis eben fast ausgeglichen geschlafen. Er war nicht einmal von der Abo-Eule wach geworden, die jeden Morgen den Tagespropheten brachte. Nicht davon, wie der Junge aufgestanden war und auch nicht vom hereinfallenden Tageslicht. Außerdem konnte er sich nicht erinnern, jemals zuvor beim Aufwachen Hunger verspürt zu haben. „Es ist vollkommen falsch!“ Obwohl Harry seine Gefühle damit sehr genau auf den Punkt brachte, meinte er offensichtlich etwas anderes. Der junge Mann schlug mit der flachen Hand gegen die Titelseite des Tagespropheten und sah Severus voll selbstgerechter Entrüstung an. Die Worte sprudelten so schnell über die roten Lippen, dass sein ehemaliger Lehrer nicht dazu kam ihn zu unterbrechen. „Sie sollten mich ächten, verdammt! Aus der Stadt jagen, symbolisch gesehen meine ich. Mich mit Dreck bewerfen und mir Verrat vorwerfen und stattdessen – DAS HIER!“ Harry war inzwischen aufgesprungen und tigerte barfuss, nur in Boxershorts und einem ausgeleierten T-Shirt durch den Raum. Severus fand, mit einem seiner seltenen Anflüge von Dankbarkeit, eine Tasse pechschwarzen, dampfendheißen Kaffees auf dem Nachtisch und trank mit halbgeschlossenen Augen mehrere Schlucke. Sofort kehrte ein Teil seiner gewohnten Geistesgegenwart und seines schneidend scharfen Verstandes zurück. Er konnte sich in etwa denken, was die Journalisten verbrochen hatten. „Und dann auch noch Malfoy! Ich dachte, ich würde diesen manipulierenden Bastard inzwischen kennen! Ich meine, Hallo?! Malfoy und Greyback?! Irgendjemandem muss doch aufgefallen sein, dass hier etwas gehörig schief läuft? Denken die Leute denn nicht nach, während sie lesen? Hinterlegen sie ihr Gehirn beim Ministerium?“ Harry wedelte inzwischen mit der Zeitung herum, seine Stimme hatte eine beachtliche Lautstärke erreicht. Entweder hatte er nicht bemerkt, dass er inzwischen unerhört vertraut mit seinem alten Hasslehrer sprach, oder es störte ihn nicht. „Sie sollten uns eigentlich steinigen! Anprangern, in der Luft zerreißen, im wütenden Mob mit geschwungenen Heugabeln und Fackeln jagen…!“ Die letzen Jahre hatten eindeutig Potters Vokabular um ein paar Tausend Worte erweitert, dachte Severus. Leider war mit seinem Wortschatz nicht auch sein Verständnis für Massenpsychologie gewachsen. Severus trat Harry in den Weg, nahm ihm die Zeitung weg und warf ihm seinen Ersatzbademantel zu. „Strapazieren Sie nicht unnötig meine Zeit, mein Gehör und meine Nerven, ich bin durchaus im Stande, selbst zu lesen!“, schnarrte er trocken. (Merlin! Wie er das vermisst hatte!). Dann nahm der Zaubertrankmeister mit Kaffeetasse auf dem Bett Platz und entfaltete umständlich die Zeitung. An manchen Tagen, dachte Severus, bereute der Herausgeber des Propheten wahrscheinlich, dass er nur eine Titelseite hatte. - Der Junge, der lebt LEBT! – Romantische Hochzeit in aller Stille, nur die engsten Freunde wussten bescheid. – Findet hier eine jahrelange Liebe endlich Erfüllung? – „Ich konnte das Glück aus ihren Augen strahlen sehen!“ Interview mit dem ersten Trauzeugen, Lucius Malfoy, exklusiv auf Seite 2! – Lesen Sie auch, was Potters engste Freunde, Justin Filch und Hannah Abbort über das junge Glück zu berichten wissen: „Harry hat Severus Snape schon zu seiner Schulzeit geliebt. Wenn man die kleinen Zeichen zu deuten wusste, hat man schnell erkannt, dass…“ Severus ließ die Zeitung sinken. Ganz vorne war ein Bild von ihm in jungen Jahren zusehen, auf dem er seine Auszeichnung als jüngster Zaubertrankmeister seit drei Jahrhunderten entgegen nahm. Daneben ein Bild von Harry beim Trimagischen Turnier. Wahrscheinlich war nichts Aktuelleres zu haben gewesen. „Sie haben es doch ganz gut aufgenommen“, sagte Severus mit einem schmallippigen Lächeln. Harry sah ihn mit vor Unglauben Tellergroßen Augen an. „Gut aufgenommen? Sie feiern uns wie zwei verdammte Helden! Fehlt nur noch, dass sie uns zum zweiten Mal den Merlinorden verleihen! Sie sollten mich hassen!“ Severus zog kurz in Erwägung Harry imaginäre Hauspunkte für sträfliche Dummheit abzuziehen, einfach um der alten Zeiten willen, entschloss sich dann aber dafür ihm ein paar grundlegende Wahrheiten zu erklären. „Der Prophet schreibt immer nur das, was für die höchsten Auflagen sorgt oder die herrschende Schicht von Vorteil ist. Also Skandalberichte oder Propagandaartikel.“ Er hielt Seite 2 hoch, auf der Lucius mit überschlagenen Beinen und elegant gestikulierend zu sehen war. „Die Todesser besetzen alle wichtigen Posten, Lucius Zeit in Askaban wurde so gründlich vergessen, als wäre er nicht zwei Jahre lang ein verurteilter Verbrecher gewesen. Ich habe in den letzten Jahren mehr wissenschaftliche Preise bekommen, als irgendein anderer Zauberer weltweit, und zwar nicht auf Grund meiner wirklich herausragenden Leistungen, sondern weil ich offiziell immer noch ein Todesser bin. Niemand wird in den Zeitungen ein einziges schlechtes Wort über Sie schreiben, so lange Sie Snape heißen und zwei Todessertrauzeugen haben. Lucius macht sich das zu nutze, in dem er Sie als Maskottchen benutzt.“ Severus runzelte kurz die Stirn. „Vielleicht wird es ein paar Proteste im Klitterer geben, aber den kauft keiner außer ein paar überlebenden Ordensmitgliedern. Und auch die tun es nur heimlich.“ Er sah Harry einen Moment lang ohne die übliche Häme oder Verachtung an. Fast hätte man den Ausdruck in den schwarzen Augen mit Mitleid verwechseln können. „Ich dachte, Sie wüssten das. Ich dachte, Sie hätten sich deshalb für mich entschieden.“ Der Junge stand mit hängenden Schultern im Raum und sah nicht mehr wie dreiunzwanzig, sondern wieder wie fünfzehn aus. „Aber es ist so – falsch…“, sagte er trotzig. „Ich meine, als ich alles richtig gemacht habe, haben sie mich für geisteskrank und verlogen erklärt, und jetzt, wo ich feige, berechnend und egoistisch bin, feiern sie mich wie einen verdammten Helden!“ Severus zuckte mit den Schultern. „Das geht mir seit Jahrzehnten so.“ Er zog sich die üblichen, schwarzen Robben über und klaute Harry beim Anziehen heimlich seinen Honigtoast. Als er mit dem Kaffee hinausging, blieb er kurz stehen. „Und Sie waren nicht feige.“ „Sondern?“ „Menschlich.“ Die Tür fiel hinter ihm zu und Harry blieb allein mit dem zerfledderten Tagespropheten zurück. ~~~~~ Wie einige bemerkt haben, habe ich dieses Kapitel schon vorher auf anderen Seiten hochgeladen. Die Verzögerung liegt einfach daran, dass ich immer erst auf alle Kommi´s antworten will, bevor ich ein neues Chap reinstell. Deshalb dauert es manchmal leider etwas länger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)