Beautiful Fate von Herzkirsche (Sakura & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 9: Beautiful Events --------------------------- Beautiful Events - Good friends don't let you do stupid things - not alone. « Gott, du glaubst nicht, was ich soeben herausgefunden habe! Hoch motiviert - da dein Leben gerade aus seinen Verankerungen springt - habe ich gestern Abend mal wieder den guten Kakashi angerufen, um ein bisschen Geld für unseren Trip nach Florida locker zu machen, als der Kerl mir doch tatsächlich verkündet, er gäbe für diese sinnlosen Saufgelage kein Geld aus! Es sind die Fetzen geflogen, denn das lasse ich schließlich nicht auf mir sitzen, und ich hab meine Mum angerufen. Die meinte dann wiederum, dass der werte Kakashi sich bereits von meiner Familie Geld gepumpt hätte, was mich - aus einem flauen Magengefühl heraus - dazu bewegte, der Sache auf den Grund zu gehen, weshalb damals im Hotel, als ich die Abrechnung gemacht hatte, auf ganz mysteriöse Weise Geld verschwunden war. Beziehungsweise an ein Konto übertragen wurde, dessen Inhaber auf so geheimnisvolle Weise nicht erkennbar war. Heute Morgen habe ich dann mithilfe der Kontonummer und ein paar flirtenden Telefongesprächen mit einem kleinen Bankangestellten den Namen des Kontoinhabers herausgefunden, der jeden Monat ein stattliches Sümmchen Kohle kassiert. Und jetzt halt dich fest, das Konto gehört einem gewissen Naruto Uzumaki! Tja, man sieht sich wohl doch immer zweimal im Leben. Ruf mich an, Schlafmütze, und ich hoffe, du liegst grad nicht allein im Bett!» Die Mailbox samt der hysterischen Stimme, die sich in ihrer überhöhten Geschwindigkeit fast gänzlich überschlagen hätte - insofern die Anrufende nicht derart trainiert in der Disziplin des Redens gewesen wäre-, verstummte und doch hallten die letzten Klänge der vertrauten Laute noch sekundenlang an den kahlen, an diesem Vormittag in sanftes orangerot getauchten, Wänden wieder. Die ruhige Atmosphäre war durchbrochen worden und Inos vermeintliche Präsenz ließ sich nicht mehr aus den vier Ecken verscheuchen, sondern setzte sich dort fest und fokussierte mich, als wollte das Gefühl ihrer momentanen nachklingenden Gegenwart mich dazu bewegen, das Handy neben meinem Ohr in die Hand zu nehmen und sie ohne Umschweife zurückzurufen. Allerdings würde ich es an diesem Morgen nicht tun. Denn um ehrlich zu sein, nahm ein Teil von mir diese soeben erhaltenen Informationen gar nicht wahr; sie hatten es zwar in mein Gehör geschafft, doch kämpften sie noch erfolglos darum, meine Haut oder gar Membranen in mir zu durchdringen, die mich dazu bewegt hätten, den Ernst der Lage mit Inos Augen zu teilen. Das Gehörte nachzuvollziehen und zu verstehen; die Schlüsse daraus zu ziehen und zu erkennen, was es im Endeffekt bedeutete. Doch die von Ino stumm betitelte Familientragödie, die vor Jahren mit der Geburt des mittlerweile jungen Mannes ihren Ursprung gehabt haben musste und eine fast Vierteljahrhundert lang existierende Verschwörung anbei zog, interessierten mich an diesem Tag praktisch wenig. Ich lag bewegungslos auf meinem großen Bett, die Hände ineinander geschlungen und auf meinen Bauch gebettet, starrte die weiße Decke an und lauschte den natürlichen Geräuschen, welche von der belebten Straße eines Samstagvormittags gedämpft zu meinem Zimmerfenster hoch schlichen und gegen die Scheibe klopften, sich mit dem zwitschernden Vogelgesang vermischten und dem unnatürlichen Ton eines leise schlafenden Mannes buchstäblich die Hand reichten. Mein Mund war geschlossen, die Unterlippe locker nach vorn geschoben - welche Haltung mein Kinn leicht zum kräuseln brachte - und ich trug wohl denselben Ausdruck in meinem Gesicht, wie wenn ich in den seltenen Genuss kam, ein Gemälde zu betrachten und dabei äußerst geschickt und gelehrt im Umgang mit Kunst wirken wollte. Dabei blinzelte mir lediglich die weiße Decke zurück, bis mein Verstand den Mut fand, das Kopfkino anzuschmeißen und ich mir zum wiederholten Male den Vorspann des vergangenen Abends zeigte, folgend dem Besuch in einer Bar - nachdem meine Eltern zu Bett gegangen waren-, zählend die zahllosen alkoholischen und leeren Gläser auf einem dreckigen Tisch, bis zu dem Höhepunkt eines gefühlt grandiosen Kusses und einer noch benebelnder Nacht. Es glich einem Déjà Vu. Obgleich beim zweiten Mal eine gewisse Vertrautheit existiert hatte - die ich zuvor noch bei keinem Mann erlebt hatte - war der Morgen danach dennoch von einer Niedrigkeit geprägt, die mir ganz und gar nicht gefiel, mir noch nie gefallen hatte und bei der ich simpler weise geglaubt hatte, sie passierte mir kein weiteres Mal - da kein Mann dieser Welt sich die Dreistigkeit nehmen und länger schlafen würde als Sakura Haruno selbst. Irrtum, jedenfalls wenn man erneut mit Sasuke Uchiha im Bett landete. Doch wenn ich es recht bedachte, so hatte er sich das Ausschlafen wirklich verdient. Vorsichtig spähte ich hinüber zu dem schlafenden Mann, der meine Eltern so restlos begeistert hatte, dass Mum nicht lange fackeln und sofort den kleinen Kiosk in Woodbury leer kaufen würde, sodass alle erdenklichen Hochzeitsmagazine auf dem sonst so peniblen Couchtisch liegen würden und eine ihrer Freundinnen, die vorbeikämme, um neugierig zu erfahren, was Klein-Sakura aus ihrem Leben gemacht hatte, sie zweifellos sehen und ich wiederum das Klatsch Thema Numero Eins sein würde - doch diesmal aus einem Grund, der meine Mutter mehr als alles andere rührte. Und schon bald würde sie auch den Namen meines Verlobten durchsickern lassen - ganz zufällig natürlich - und mich und Sasuke einladen, während bei unserer Ankunft alle Nachbarn und Bekannte, sogar die Unbekannten, sich an ihre sauber polierten Fensterscheiben drücken würden, um einen Blick auf meinen Freund zu erhaschen. Mein Blick wanderte über seinen Rücken und ich war mir sicher: Sie würden sich in ihn verlieben, ebenso… O mein Gott, hatte ich das soeben wirklich gedacht? Dass ich ihn liebte? Ihn? Meine Augen weiteten sich entsetzt und ich versuchte sogleich ein Stück von ihm zu rutschen, doch dann wäre ich unweigerlich aus dem Bett gefallen, weswegen ich mich eines Besseren belehrte und mich entschloss, diese wirren Gedanken mit einem Schwall kalten Wassers direkt in mein Gesicht zu vertreiben. Langsam setzte ich mich auf, schwang die Beine aus dem Bett und war sorgsam darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, da ansonsten der peinliche Teil dieser Szenerie begonnen hätte und diesen wollte ich hinauszuzögern, solange es ging. Als ich die Tür meines Zimmer leise hinter mir schloss, erhaschte ich sofort den freien Blick auf meine Mitbewohnerin Tenten, die auf dem Teppichboden saß inmitten eines Sammelsuriums aus Zeitungsausschnitten und bunten Bildchen aus Katalogen und anderen Heftchen. Vor sich hatte sie ein großes, unbeflecktes Plakat ausgebreitet und schien so vollkommen in Gedanken zu sein, dass sie mich zuerst gar nicht im Türrahmen bemerkte, wonach es mir gelang, sorgsam darüber nachzudenken, was ich nun am besten tun sollte. Denn das Problem war, dass Tenten und ich bisher keine Gelegenheit gefunden hatten, über den Männerbesuch zu sprechen. Denn es hatte bislang nicht zur Debatte gestanden, weswegen ich auch nicht mehr groß darüber nachgedacht hatte. Unbehaglichkeit befiel mich und ich trat zögerlich einen Schritt aus dem Türrahmen. „Morgen“, murmelte ich unsicher und war mir schlagartig bewusst, dass ich diesem Gespräch einfach nicht entkommen konnte. Denn wenn ich Sasuke nicht einfach aus dem Fenster schmeißen wollte, was unweigerlich tödlich enden würde, dann würde sie ihm hundertprozentig begegnen. Es war immerhin ihre Wohnung. Und wenn ich einschätzen müsste, wie lange sie noch auf dem Boden verweilen würde, dann handelte es sich - den jetzigen Stand ihrer Arbeit betrachtend - noch um Stunden. Tenten blickte auf, strich sich eine der losen, braunen Strähnen zurück und flötete: „Einen Wunderschönen.“ Sie schien meine Unsicherheit zu spüren, weshalb ihr Blick noch einige Sekunden mehr auf mir haften blieb, bis sie mich ihren durchdringenden Augen endlich entkommen ließ. Ich unterdrückte das Seufzen, das mir die Kehle hinauf kroch und ließ mich auf dem Sofa nieder, von wo aus ich einen guten Ausblick auf sie und ihre Arbeit hatte, der sie sich nun wieder halb zuwandte. „Ähm, Ten“, begann ich nach kaum verstrichenen zwei Minuten und legte mir meine Worte akkurat zurecht, während ich erneut all ihre Aufmerksamkeit bekam. „Wir konnten noch nicht klären, wie das mit Bettbekanntschaften läuft.“ Verlegen haftete sich mein Blick gen Boden und noch während ich die Holzdielen dieses Abschnitts der Wohnung erfasste, spürte ich genau, wie mir die blanke und schonungslose Röte in die Wangen stieg. Eigentlich wäre es mir niemals so peinlich gewesen, insofern der Mann in meinem Bett irgendein Mann gewesen wäre. Doch es war einer ihrer Schulfreunde! Vielleicht sogar Kindergartenfreunde! Und sie wusste, dass ich bereits einmal mit Sasuke Uchiha im Bett gelandet war. Ich versank vor Scham in den gemütlichen Kissen des Sofas und wünschte mir sogleich, gänzlich darin zu verschwinden. Tenten sprang vom Boden auf und musterte mich mit einem breiten Grinsen, während sie in den Sessel glitt, der mir am nächsten stand. „Du hast einen Mann in deinem Bett?“, fragte sie und ich hörte das unterdrückte Lachen in ihrer Stimme genau, allerdings beruhigte mich die Tatsache, dass sie nicht sauer oder ärgerlich über mein Mitbringsel zu sein schien. Noch nicht. „Ja. Das war nicht geplant oder so, rein zufällig.“ Ich beließ es dabei und verkniff mir die lahmen Ausreden, die mir sofort in den Sinn kamen, geschickt. Widererwarten erhob sich Tenten und noch während ich ihr verwirrt nachsah, verschwand sie in der Küche und steckte einen Moment später auch schon wieder den Kopf durch den Türrahmen. „Was sitzt du da noch rum? Komm her, ich möchte alles bei einer Tasse Kaffee genießen!“ Ich entschied mich neben dem Kaffee für ein Glas Wasser, indem sich sprudelnd ein Aspirin auflöste. Wir setzten uns auf die klapprigen, bunten Stühle, die Tenten irgendwann einmal aus Langeweile heraus optisch mit Farben und Schnickschnack verschönert hatte und noch während ich unmotiviert nach einer herumliegenden Frauenzeitschrift griff, überraschte mich die Brünette, sodass es unweigerlich zu einem Massaker geworden wäre, hätte ich bereits einen Schluck von meinen Getränken genommen. Oder gar etwas Essbares im Mund gehabt. „Du hast also einen Uchiha in deinem Bett?“ Tenten grinste mich so wissend an, dass ich unweigerlich verstand, nicht zu versuchen zu brauchen, dem irgendetwas entgegenzuhalten. Ich kapitulierte und zuckte mit den Schultern, doch unabwendbar bildete sich ein schmales Lächeln auf meinem Gesicht. „Und Sasuke Uchiha schläft erneut länger als Sakura Haruno“, murrte ich und Tenten lächelte versonnen. „Das gibt’s doch nicht. Ich kenne kein Mädchen, mit dem er sich zweimal abgegeben hätte.“ Obgleich Tenten wohl die Person war, die den Uchiha besser als jede andere Frau kannte, konnte ich mir eine weitere Bemerkung, die wahrscheinlich nur so vor Skepsis und einem Funken Eifersucht tropfte, dennoch nicht verbeißen. „Und was für eine Rolle spielt Karin Prado in seinem Leben?“ Ich wurde augenblicklich Zeuge, wie sich das Gesicht meiner brünetten Freundin - kaum hatte ich den Namen über die Lippen gebracht - verdunkelte. Ich mochte ihr Lächeln auf jeden Fall lieber. „Was ist los?“, fragte ich sie zögerlich und ahnte doch, dass es nichts Gutes sein konnte. „Woher kennst du denn den Namen?“ „Ich habe sie gestern Abend getroffen und nachdem wir uns nett unterhalten hatten, fiel sie in meiner Gunst, als sich herausstellte, dass sie mit Sasuke per du ist. Er erwartete mich, also lief sie ihm genauso in die Arme wie ich und die Szene, die sich mir dann zeigte, ließ mich daran zweifeln, dass sie lediglich alte Freunde waren.“ Ich hielt es für nötig, mitsamt meiner Worte und der passenden Betonung derer zu unterstreichen, dass ich Karin Prado nicht mochte. Denn immerhin schien sie auch nicht gerade in Tentens Gunst zu stehen und meine Loyalität gebührte doch ohne Umschweife meiner Mitbewohnerin. Leichthin griff ich nach dem Glas und stürzte mir das Wasser - inklusive der Kopf klärenden Medizin - hinunter, während Tenten offenbar nach den richtigen Worten suchte und dabei die Tischplatte erforschen musste. „Ich meine,“, setzte ich schließlich an, nachdem sie keinerlei Anstalten getätigt hatte, die mich hätten inne halten lassen, „wir haben uns wirklich nett unterhalten und sie war mir sympathisch - sie hat sogar nach meinem Kleid gefragt und wo ich es her habe, aber als sie dann so Sasuke gegenüber stand ... Da muss etwas gewesen sein“, vermutete ich weiter und Tenten fiel mir wiedererwarten ins Wort. „Sie hat nach deinem Kleid gefragt? Wirklich?“ Überrascht zog ich eine Augenbraue in die Höhe und erinnerte mich an meinen Vorsatz, Tenten von den vielen positiven Reaktionen bezüglich ihrer Mode zu berichten. „Alle fanden es toll und den ganzen Abend durfte ich den Leuten erklären, dass du es entworfen hast. Ich habe ständig mit deinem Namen um mich geworfen“, lächelte ich und freute mich sogleich, als sich ihre Miene wieder erhellte, „Ich habe auch dieser Karin deinen Namen gesagt, doch sie sagte lediglich, dass sie auch gerne eine Freundin hätte, die Modedesignerin ist.“ Tenten schnaubte ärgerlich und verdrehte die Augen, als wäre das Karins Standardantwort auf alle Problematiken. Auffordernd und neugierig blickte ich sie an, welches die Brünette wiederum seufzend dazu bewog, mich in ihre Geschichte samt Miss Prado einzuweihen. „Also pass auf, erstens kann sich dieses Weib so ziemlich alles leisten, das käuflich ist, weswegen ich auch nicht denke, dass ihr mein Kleid besser gefallen hat als eine extravagante Robe von Armani oder dergleichen.“ Ich nickte knapp, da ich doch auf die eigentliche von Intrigen und Missgunst geplagte Geschichte wartete und hoffte inständig, indem ich stumm meine Zustimmung betitelte, dass sie fortfahren würde. „Karin Prado ging auf dieselbe Schule wie Sasuke, Gaara, Naruto und ich“, erklärte Tenten schließlich achselzuckend und ich musste bei einem bestimmten Namen sofort unbehaglich an eine hysterische Ino denken, die wahrscheinlich immer noch auf meinen baldigen Rückruf wartete. Wenn man es so betrachtete, dann war die Welt wirklich klein. „Ich mochte sie nicht - also wirklich gar nicht -, doch irgendwie hat sie auch meine ganze Beziehung zu den Jungs zu verschulden, weshalb ich ihr das damalige Verhalten fast als positiv werte.“ „Was hat sie denn getan?“, fragte ich interessiert und erneut sah ich, wie Tentens Miene sich verdüsterte. „Sie hat mich aus der Mädchen Basketballmannschaft vertrieben. Angeblich war ich zu hart und nachdem ich einige Male Nachsitzen hinter mir hatte und immer noch zart besaitete Mädchen bei der Krankenschwester landeten, schob Karin mich zu den Jungs ab.“ Obgleich ich einen weitaus spannenderen Grund für ihre Abneigung gegen Karin Prado begrüßt hätte, schien diese ganze Feindschaft - obwohl diese Bezeichnung nun wieder unpassend erschien - lediglich auf einem Sport zu basieren. Tenten schien meine Gedanken hören zu können, weswegen sie schnell hinzufügte, dass sie aber auch so nicht mit Karin und den anderen Mädchen ausgekommen wäre und sich immer schon besser mit Jungen verstanden hätte. „Karin war während meiner Schulzeit wirklich ein rotes Tuch für mich. Wir schikanierten uns, wo wir nur konnten, und als sie im Abschlussjahr eine Beziehung mit Sasuke einging, da hätte ich sie wirklich ermorden können. Nicht, weil ich glaubte, das wäre nur, um mich zu stressen, nein, sie war schon jahrelang hinter ihm her gewesen und hatte letztendlich ihren Willen bekommen.“ Tenten verzog bei diesem Gedanken angewidert den Mund. „Und ständig hing sie uns an der Backe, wirklich, Gaara und Naruto waren von ihr ebenso genervt wie ich - sie war einfach zu anhänglich.“ Also doch! Am liebsten wäre ich triumphierend aufgesprungen, da mich meine Vermutung nicht getrübt hatte, doch zu schnell holte mich eine Woge der Missbilligung ein, sodass ich den Drang verspürte, in mein Zimmer zu rennen und Sasuke aus dem Bett zu prügeln. Beziehungsweise ihn raus zuwerfen. Oder alles beides. „Wie ging es aus?“, fragte ich merklich angespannt und nahm einen Schluck aus meiner Tasse Kaffee. „Karin übernahm die Firma ihres Vaters, nachdem der urplötzlich gestorben war, und scheint ihre Sache ganz gut zu machen. Tja, die Welt steht auf junge, heißblütige Geschäftsfrauen, die über Leichen gehen, um ihren Willen zu bekommen.“ „Und mit Sasuke?“, hakte ich nach und spannte mich zusehends an, das Tenten jedoch verborgen blieb. „Die beiden trennten sich ziemlich bald nach der Beerdigung. Sasuke wollte wenigstens etwas sein Leben genießen, wenn er denn schon dasselbe studieren musste wie sein Bruder und Vater. Da passte eben keine Freundin rein - zudem seine Mutter schon die Hochzeit plante.“ Tenten verdrehte vielsagend die Augen, um mir zu verdeutlichen, wie wenig sie von einem solchen Verhalten hielt, doch dieses Thema rührte an etwas in meiner Erinnerung und glühend heiß fiel mir mein ganz persönliches Missgeschick ein. „O mein Gott, ich habe Karin erzählt, dass Sasuke mein Verlobter ist!“, schrie ich entsetzt auf und Tenten brach daraufhin in ausgelassen schallendes Gelächter aus. Offensichtlich hatte sie kein Mitgefühl, sondern schien ganz entzückt von meinem Fehltritt. „Umso besser“, kommentierte Tenten schließlich berauscht, „Weiß diese dumme Pute wenigstens, wie der Hase läuft.“ Ein schmales Lächeln legte sich auf mein Gesicht, bis ich schließlich in Tentens Kichern mit einfiel, obgleich es von böser und hinterlistiger Natur war. Es war schließlich ein Räuspern, das mein Lachen zum ersticken und das Grinsen auf meinem Gesicht zum erfrieren brachte. Tenten drehte sich auf ihrem Stuhl um und warf dem Uchiha, der lässig im Türrahmen lehnte und uns beide - noch sichtlich verschlafen - musterte, einen spöttischen Blick zu. „Na, hat der kleine Sasuke ausgeschlafen?“, grinste sie und mir wurde erneut unsagbar warm, als er sich oberkörperfrei neben mir auf einem Stuhl niederließ - doch nicht, ohne der schreienden Tenten den Arm zu verdrehen. Nach dieser Tat blieb die Brünette eine Weile schmollend und ruhig auf ihrem Platz sitzen, während mir die Situation immer unbehaglicher wurde und Sasuke zuweilen herzhaft gähnte. Er drehte seinen Kopf zu mir und, unterdessen ich versuchte, den Blick von seinem Oberkörper oder den Oberarmen zu nehmen, grinste mich an, was mich fast zum Dahinschmelzen reizte. Das war nicht gut. Keinesfalls war das gut. „Krieg ich noch Frühstück?“, fragte er dann und ich ignorierte das wütende Schnauben von Seiten Tentens, sondern sprang sogleich auf, sichtlich froh, etwas zutun zu haben. „Kein Thema, ich mach uns Eier.“, schlug ich vor und war ganz enthusiastisch, als er nickte. „Ja, die müssen eh weg.“, sagte Tenten leichthin und kicherte. „Nur das Beste für dich, mein Freund.“ Sasuke knurrte leise, doch ich konnte förmlich spüren, wie Tenten nur die Augen verdrehte. Offensichtlich gehörten Neckereien dieser Art zu ihrer Freundschaft dazu. „Kannst du dir eigentlich nichts anziehen?“, stänkerte die Brünette weiter und stillschweigend pflichtete ich ihr in diesem Punkt bei. „Gefällt dir der Anblick nicht?“, entgegnete Sasuke grinsend und fuhr sich gerade durch das schwarze Haar, als ich ihm einen kurzen Blick zu warf, den er sich ohne Umschweife packte. Und wieder wurde ich rot. „Ja“, meinte Tenten entschieden. Nein, dachte ich. Er macht lediglich verrückt. „Soll ich dir ein Shirt leihen?“, fragte sie zuckersüß, doch Sasuke schnaubte nur verächtlich. In diesem Moment unterbrach ein Klingeln die kurze Antwort und ich zog Tenten vom Stuhl und stellte sie auffordernd vor den Herd, bevor ich zur Wohnungstür stürzte. Hauptsache ich entfloh der seltsamen Atmosphäre, die in diesem Moment in der Küche herrschte. Und noch während ich an meinen knappen Shorts herum zupfte, bereute ich es, nicht Tenten an die Tür geschickt zu haben. Diese sah wenigstens nicht so aus, als wäre sie gerade aus dem Bett gefallen. Missmutig schloss sich meine Hand um die Türklinke und einen Moment später erstarb fühlbar jede weitere Emotion in meinem Gesicht. „Pein. Hi“, stieß ich überrascht hervor. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich versuchte meine Miene überrascht, doch erfreut wirken zu lassen, wusste jedoch nicht, wie erfolgreich dieses Vorhaben war. Er schien meine Bestürzung offenbar nicht zu bemerken, stellte ich erleichtert fest. Pein. Er war da. Und Sasuke saß in der Küche. Ohne recht zu überlegen, schubste ich Pein aus dem Türrahmen und trat ebenfalls einen Schritt vor, um die Haustür hinter mir zuziehen zu können. Fast erleichtert atmete ich aus. Nun war alles gut. „Pein“, wiederholte ich, ernsthaft überrascht und lächelte. „Was treibt dich so früh hierher?“ Er zog eine Augenbraue in die Höhe, was ihm überaus gut stand und mir wurde zusehends bewusst, wie groß er doch eigentlich war. „Es ist halb eins.“ Mein Lächeln entgleiste augenblicklich. Halb eins? O man, wieso hatte ich nicht einmal vorher auf die Uhr sehen können? „Fühlt sich früher an“, murmelte ich und meine Wangen verfärbten sich zartrosa - ich spürte es genau. „Lange Nacht gehabt?“ „Meine Eltern waren in der Stadt und das gemeinsame Abendessen war Pflicht. Wenn sie da sind, dann bin ich am nächsten Morgen wie gerädert“, erklärte ich leise und hoffte inständig, dass er meine sorgsam gewählten Worte nicht bemerkte. Ich wollte ihn nicht belügen, doch die Wahrheit war einfach zu hart. Und wie recht er doch eigentlich hatte, das musste er ja nicht unbedingt erfahren. Meine Mutter einen Abend lang zu ertragen, hatte in etwa dieselbe Wirkung wie eine Flasche Wodka am Morgen danach. Doch dass ich beides gemischt hatte, das musste Pein nun wirklich nicht wissen. Er nickte verständnisvoll und nachdem ich seine Piercings eine Weile betrachtet hatte, stellte ich mir vor, wie der Abend wohl geendet wäre, insofern ich Pein mit zu dem Dinner genommen hätte. Diese Vorstellung sah allerdings nicht rosig aus und ich vertrieb sie schnell aus meinen Gedanken. „Um ehrlich zu sein,“, begann ich zaghaft, „hätte ich nicht damit gerechnet, dass das noch mal etwas mit dem Wiedersehen wird.“ Er legte den Kopf schief und grinste. „Tut mir Leid, ich hatte eine Menge zutun. Aber ich habe dich nicht vergessen.“ Und mit diesen Worten zauberte er eine rosafarbene Rose hinter seinem Rücken hervor. Überrascht sah ich ihn an und griff nach der Blume, die er mir hinhielt. Sie war hübsch. Und ich mochte Rosa. „Ich fliege im Sommer mit ein paar Freunden nach Europa“, erklärte er und beugte sich leicht zu mir vor. „Doch ich kann keine zwei Monate auf unser Date warten.“ „Was machen wir denn da?“, überlegte ich spielerisch und musste lachen. „Hast du heute Abend Zeit?“, fragte Pein und ich nickte leicht. „Dann …“ Er beugte sich noch näher zu mir herunter und seine Lippen streiften ganz langsam über meine Wange, sodass mir heiß wurde und die Röte unweigerlich zunehmen musste. Bis plötzlich ein kalter Windstoß um meine nackten Beine fegte und ich zu spät realisierte, dass die Tür hinter mir aufgegangen sein musste. Pein verharrte in der Bewegung und ich wagte kaum zu atmen. Zwar konnte ich nicht nachvollziehen, was es genau war, jedoch spürte ich Sasukes Präsenz augenblicklich und wusste sofort, dass er hinter mir stand. Vielleicht wusste ich es, weil Tenten schon längst etwas gesagt hätte. Vielleicht aus ganz anderen Gründen. „Essen ist fertig“, knurrte Sasuke und seine Stimme zerriss so ungemein scharf die Stille, dass Pein sich leicht und kaum merklich straffte und ich hörbar Luft ausstieß. O nein. Das durfte doch nicht wahr sein. Ich beobachtete, wie Pein sich aufrichtete und halbgrinsend den Kopf schief legte. Der Blick, mit dem er Sasuke strafte, war alles andere als freundlich. Arroganz lag darin. Und selbst wenn er verwirrt war über das Auftauchen eines anderen Mannes aus meiner Wohnung, so zeigte er es dennoch nicht. Ich erwischte mich bei dem Gedanken, wie viel Verachtung wohl in Sasukes Blick lag, doch führte den Gedanken nicht zu ende. Ich wollte es besser gar nicht wissen. Noch immer konnte ich mich nicht bewegen, was unweigerlich zu einem Problem werden könnte. Die Erbin, die für immer vor ihrer Haustür erstarrte. „Ich hole dich etwa gegen acht ab“, sagte Pein ruhig und beobachtete Sasuke weiter, bevor er mich mit einem sanften Blick bedachte. Leicht zuckte ich zusammen, als er sich erneut zu mir beugte. Nicht vor Sasuke, flehten meine Augen, doch er schien sie nicht zu verstehen. Er war nur noch wenige Millimeter von mir entfernt, als sich ein eiserner Griff um meine Taille legte und mich in die Wohnung zog. „Das Essen wird kalt“, meinte Sasuke nonchalant und warf mit einem lauten Knallen die Tür ins Schloss. Ich erhaschte nur noch einen kurzen Blick auf den offensichtlich verärgerten Pein. Perplex starrte ich zu Sasuke hoch, während meine Hände sich auf seinen Unterarm legten. „Was sollte das?“, fragte ich merklich verwirrt, wenn auch seltsamerweise nicht wütend. Geschmeichelt. Irgendwo. Doch er schien mich gar nicht zu hören, sondern starrte verächtlich auf die rosafarbene Rose in meiner Hand, deren Blüte sanft seinen Arm streifte. „Von mir würdest du nicht nur eine bekommen“, schnurrte er mir ins Ohr, bevor er mich losließ und zurück in die Küche schlenderte. „Okay, gerade noch rechtzeitig, das Rührei ist fertig“, rief Tenten erfreut. Ich hingegen verstand die Welt nicht mehr. « Sakura Haruno, hier spricht Howard Temple, ein Kollege ihres Vaters. Ich hoffe, es ist Ihnen recht, dass er mir Ihre Privatnummer gab, um telefonisch alles weitere bezüglich Ihres Erbes der kürzlich verstorbenen Justine Brooke zu regeln. Ihre Tante hat Ihnen ein Grundstück in den Hamptons vererbt. Herzlichen Glückwunsch, meine Frau liegt mir seit Jahren mit einer solchen Immobilie in den Ohren. Rufen Sie mich schnellstmöglich zurück, denn es gibt einiges, das sich nicht mit Ihrer Mailbox besprechen lässt.» __ Zwei Wochen später Ich konnte das nicht glauben. Nein, das war doch nicht wahr. Ich träumte. Ganz bestimmt! Mein Blick wanderte hinüber zu Ino, die sich zu meiner Linken postiert hatte, und der beständig ein kleines Grinsen über die Lippen fegte, das sie jedoch - kaum übermahnte es sie - galant von ihrem Gesicht verbannte. Ihre blauen Augen waren hinter den dunklen Gläsern einer Sonnenbrille verborgen und dennoch sah ich sie stumm feixend. Umso ruhiger sie bei diesem Anblick von außen wirkte, umso heftiger wütete es in ihrem Inneren. Ihr Mundwinkel zuckte bedrohlich, doch sie beherrschte sich weiterhin und am liebsten hätte ich mich schmollend in die nächste Ecke verzogen. Sie war meine beste Freundin und sollte sich verdammt noch einmal richtig mit mir über meinen tollen Fang freuen. So unschön dieser auch im ersten Augenblick wirkte. Hilfesuchend wanderte mein Blick zu Hinata, die rechts von mir stand, und offensichtlich einmal mehr in ihrem Leben versuchte, das Positive an einem Sachverhalt zu erfassen. Doch irrte ich mich oder fiel es ihr wirklich schwer? Ich beobachtete, wie meine Freundin leicht den Kopf in die Schräglage drehte, um mein Erbe objektiv wie ein Gemälde zu betrachten. Dabei hatte sie die Augen leicht zusammengekniffen und die Stirn gekräuselt, welche Haltung sie wirklich professionell wirken ließ. Das war wohl der gravierendste Unterschied zwischen uns - Ino und mir - und Hinata. Denn was bei Ino und mir meist mehr Schein als alles andere war, das war bei Hinata Sein. Echt. Hinata hatte es noch nie über sich gebracht, etwas vorzugeben, zu sein, dass sie gar nicht war. Während Ino und ich uns so manches Mal mit dieser Taktik durchs Leben geschlagen hatten. Oder eben geschlafen hatten. Ich fühlte mich gedrängt, etwas zu sagen, nachdem Hinata immer noch eingehend das Objekt betrachtete und Inos Nerven offenbar zur Genüge damit strapaziert waren, ihre gleichgültige Miene aufrecht zu erhalten, hinter der ein Atomkrieg aus Lachanfällen wütete. „In dem Haus steckt ihr ganzes Geld.“ „Viel hatte sie wohl nicht“, kommentierte Ino und prustete los, während auch Hinata ein leises Kichern ausstieß und mich sogleich entschuldigend anblickte. Ich fühlte mich genötigt, passender weise zu schmollen, da meine Freundinnen sich nicht mit mir darüber freuten, dass ich ein Haus geerbt hatte. „Bekomm du erst mal ein Haus in East Hampton“, schnalzte ich missbilligend, worauf Ino nur mit den Schultern zuckte. „Du hast ausgerechnet die Bruchbude der Hamptons bekommen. Ich hätte niemals gedacht, dass so etwas“, und sie gestikulierte vielsagend in Richtung Haus, „hier überhaupt stehen darf. Also, dass es nicht mal irgendein Gesetz gibt, dass sowas Hässliches verbietet.“ „Hässlich ist es nicht“, fuhr Hinata geschickt dazwischen, bevor mich Inos Worte gänzlich zerstückeln konnten. Auffordernd sah ich die zierliche Gestalt an, doch nachdem Hinata begriff, dass ich darauf wartete, sie möge etwas Positives zu dem Haus finden, erstarben ihre lächelnden Züge. „Es ist schön groß“, sagte sie langsam und Ino kicherte erheitert. „Und zudem sehr grün. Natur ist wichtig und dieses Haus hat sehr viel davon.“ „Ich wette, man schläft nachts auch mit einigem Getier im selben Bett“, ließ Ino negativer weise verlauten und ich warf ihr einen tadelnden Blick zu. „Mach uns mit deiner miesen Laune die Ferien nicht zunichte!“ Ino seufzte entnervt und schob sich die Sonnenbrille in das blonde Haar. „So wie die Bruchbude aussieht, fängt der Urlaub erst an, wenn wir aufgeräumt haben.“ Mutig ging ich auf das Efeu bewachsene Ungeheurer zu, während mir das lange und offenbar noch nie zuvor gemähte Gras um die Knöchel fegte. Ich stellte mir am besten gar nicht erst vor, wie viele Krabbeltiere sich hier wohl befinden mochten. Und unweigerlich hatte Ino mit ihrer Aussage Recht - es war wirklich eine Bruchbude. Doch nicht mehr die meiner Tante Justine sondern nun meine. Ich sollte das Positive sehen. Genau. Ich hatte ein Haus! War doch egal, wie es aussah, ich würde ein bisschen putzen und Rasen mähen und schon wäre es ein Palast. Kaum hatten wir das Haus betreten, kam uns ein elender, gar verwesender Geruch entgegen, was Ino veranlasste, mich zu fragen, ob die Leiche meiner Tante vielleicht noch irgendwo herumlag. Tat sie selbstverständlich nicht. Doch es war der Moment, der auch mich zum Lachen brachte. Einer der Momente, die ich so unsagbar stark mit meinen beiden Mädchen vermisst hatte. Zusammen öffneten wir alle Fenster im Erdgeschoss, doch entschieden sogleich, uns die Überraschungen, die uns erwarten würden, wenn wir die alte, höchstwahrscheinlich knarrende Treppe hinaufstiegen, doch lieber solange aufsparen würden, bis uns die Müdigkeit übermannte. Um ehrlich zu sein, sehnte ich mich nicht einmal nach dem Obergeschoss. Obgleich ich positiv überrascht war, wie groß das Haus zu sein schien. Denn von außen hatte es keinesfalls so gewirkt. Allerdings war wirklich alles heruntergekommen, wonach Ino erneut Recht behalten hatte, und mottenzerfressen. Zudem waren alle Vorräte mehr oder weniger verfault, was den Gestand verursacht hatte. Offenbar hatte meine Tante nicht mit ihrem schnellen Ableben gerechnet. Nachdem die frische Luft unsere Sinne geklärt und Ino weiterhin bemängelt hatte, dass es keinen Pool gab, welches ich mit einem „Der Strand ist kaum zwanzig Meter entfernt“ parierte, warf sich die Blonde auch schon relaxend auf die riesige, wenn auch mit einem äußerst unmodernen Überwurf geschmückte Couch und klappte ihren Laptop auf. Ein weiterer kleiner Zeitvertreib, mit dem sie die Langeweile der Ferien aus ihrem Gedächtnis vertrieb, war neuerdings das Internet. Ino hatte mir erzählt, schon während des ersten Telefonats, das wir bezüglich des geheimnisvollen Naruto Uzumakis geführt hatten, dass sie den Typen, der immerhin fähig war, Kakashi dazu zu bewegen, ihr das Geld für Florida zu streichen - weshalb sie ja wohl oder übel mit meiner Bruchbude vorlieb nehmen musste -, gegoogelt hatte. Dabei war sie auf eine Website des Kerls gestoßen, die offenbar für junge Mädchen bestimmt war, die Naruto Uzumaki vergötterten. Eine Art Fanclub, in dem man mit seinem Liebsten chatten konnte und die dieser offenbar dazu gebrauchte, um Frischfleisch anzulocken, das ihm dann hemmungslos verfiel. Das hatte mich dann wirklich überrascht. Und noch mehr die Tatsache, dass meine beste Freundin sich bei dieser Seite angemeldet hatte, nur um Naruto aufs Glatteis zu führen. Hinata blickte Ino interessiert über die Schulter, während diese schnell auf ihre Tastatur tippte und ihr währenddessen ein Bild ihres Chatpartners zeigte. „Der ist doch ganz süß“, befand Hinata und Ino schnaubte verächtlich. „Nein, er ist nicht süß, wenn er dich verarscht, Liebes.“ „Komm Hina, lassen wir Ino mit ihrem vermeintlichen Liebsten alleine und suchen etwas zu essen“, schlug ich vor und wir verschwanden in einem der Gänge, die zu der geräumigen Küche führten. „Übrigens hat mein vermeintlicher Liebster auch ein paar Photos in seiner Galerie, die deine Bettbekanntschaft zeigen“, rief Ino uns feixend hinterher und ich verdrehte die Augen. Es interessierte mich nämlich nicht. Okay, eigentlich schon, aber ich würde mir in einer ruhigen Minute Inos Laptop schnappen - wenn sie ihn denn mal aus der Hand legte - und mir die Photographien heimlich ansehen. „Davon musst du mir noch erzählen“, warf Hinata lächelnd ein und ich wusste, dass dies ein langes Gespräch werden würde. Eine Stunde später saßen wir auf dem harten und zugleich kalten Küchenboden und redeten. Über alles. Hauptsächlich über Sasuke. Und doch über alles. Zwischen uns stand eine Schüssel Jelly Beans, die Hinata abgöttisch liebte und der sie schon zu unserer Schulzeit verfallen gewesen war. Es war entspannend, auf dem Boden zu sitzen und einfach nur zu reden. Hinata erzählte mir von Harvard Männern und ein paar Dates, aus denen jedoch nicht mehr geworden war. Noch ein Punkt, den ich an Hinata schätzte und liebte, war, dass sie beständig und ohne Zweifel an die wahre und große Liebe glaubte. Genau da, wo mein Glauben aufhörte und Inos schon längst, da setzte Hinatas Glauben ein. Es war kostbarer als alles andere, sie zur Freundin zu haben. Bis uns plötzlich hektische Absätze auf dem Steinboden inne halten ließen und kaum eine Sekunde später Ino in die Küche stürzte, ihr Lieblingsaccessoire unter den Arm geklemmt. Sie sah unnatürlich blass aus und ich ahnte bereits, dass uns etwas Schreckliches erwarten würde. „Also, passt auf“, begann Ino zögerlich und sah kurz zwischen Hinata und mir hin und her, was mein Herz langsam in unbestimmte Regionen wandern ließ. Es war immer dasselbe - wenn wir drei zusammen waren, so war Ino jedes Mal diejenige, die das Unheil heranzog. „Er war im Chat und da er offensichtlich auf Mia steht,“, Mia war der Name, den Ino sich schnell überlegt hatte, als sie sich damals anmeldete, „wollte er wissen, was ich in den Ferien so mache, also habe ich geschrieben, dass ich momentan in den Hamptons bin.“ Hinatas Lächeln wurde schwach, während ich bereits stöhnte aufgrund Inos Dummheit. Ich musste gar nicht mehr hören - der Geruch des Unglücks war offensichtlich. „Und tada, er ist auch in den Hamptons“, seufzte ich tonlos. „Er will ein Treffen.“ „Aber Ino, verdammt, er kennt uns beide doch“, rief ich entnervt. „Aber Hinata kennt er noch nicht.“ * Hosted by Animexx e.V. 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