Sayounara, kyou no hi von Ketsurui ((Leb wohl, heutiger Tag)) ================================================================================ Kapitel 7: Fukashi [(Invisibility)] ----------------------------------- Tief atme ich ein und nehme den leichten, vertrauten Duft Aois Parfums wahr. Ich weine stumm in sein schwarzes Shirt und versuche erfolglos, meine ruckartige Atmung wieder zu normalisieren. Seine gefühlvollen Finger folgen auf meinem bebenden Rücken einer gleichmäßigen Kreisbewegung, während er mir tröstlich zuflüstert. Unfähig in Worte zu fassen, wie ich mich fühle, wiederhole ich meine jämmerliche Entschuldigung abermals und nehme gar nicht wirklich wahr, was er da zu mir sagt. Ich weiß nicht, was über seine ansehnlichen Lippen kommt, aber ich weiß, dass es gut tut, seine angenehme Stimme zu hören und dass es gut tut, getröstet zu werden, dass es gut tut, ihn so nah und schützend bei mir zu haben, nicht allein zu sein, nicht alleine zu weinen. Suguru zieht mich noch näher an sich, ohne von mir auch nur die Spur von Abneigung fürchten zu brauchen. „Ich hab dich lieb, Kai.“, flüstert er so leise, dass wohl nur ich es verstehen kann. „Du bist ein toller Mensch. Lass dir... von keinem was anders einreden.“ Mein Herz rast. Zwischen zwei lang gezogenen Schluchzern formt meine Zunge ein „Danke.“, dann schiebt er mich - viel zu spät, wie ich noch erfahren sollte – vorsichtig von sich, wischt mir mit seinen weichen Fingern die strömenden Wasserperlen von der Wange und lächelt dabei sanft. „OK?“, fragt er grinsend. Ich nicke leicht, lächle leicht, lehne mich leicht gegen seine Hand, schließe die Augen. Es tut so gut, was er sagt. Ich merke, wie er mein feuchtes Gesicht mustert und als ich die rot angelaufenen Augen öffne, erkenne ich wie traurig sein hinreißendes Lächeln mittlerweile geworden ist. Seine dunklen Augen sehen direkt in meine. Ich spüre seinen Daumen flüchtig über meine trockenen Lippen streichen, ehe er die stützende Hand zurückzieht als hätte er sich selbst erwischt. „Ruh’ dich aus, ja?“, sagt er bevor ich auch nur eine Frage stellen kann und entfernt sich unter meinem überrumpelten Blick. Meine Hand fährt über die Haut in meinem Gesicht, die er gerade noch berührte. Was war das gerade…? Ich stehe auf, als er außer Reichweite ist, während ich ihm noch hinterher schaue und als mein Blick dann Uruha entdeckt, der schon sichtlich länger im Türrahmen zu stehen scheint, wird mir ganz anders. Er sieht mich an. So direkt, dass mir ein eisiger Schauer über den Rücken kommt und als er mich dann an der Hand packt, aus dem PSC-Gebäude und letztendlich zum Auto zerrt, beginnen die Tränen von neuem. Ich zittere so sehr wie schon lange nicht mehr. Für einen Moment glaube ich, ich hätte mir gestern wirklich etwas eingefangen, weil es mich eher an Schüttelfrost erinnert, doch als Kouyou sich neben mir im Auto niederlässt, wird mir klar, dass er Grund genug ist. „Morgen haben wir frei.“, sagt er plötzlich schneidend, „Das wurde vorhin beschlossen.“ Damit ist das Gespräch auch schon beendet und er tritt aufs Gas. Seinem Fahrstil merkt man an, dass er nicht bei der Sache ist und erst, als es mich bei einer Kurve hart gegen die Tür schmeißt, bemerke ich den Sicherheitsgurt, den ich aus lauter Aufregung vergessen hatte. Mir ist schlecht vor Kummer. Zum Ende hin fährt er immer rasanter. Er setzt das Auto in einem Tempo über die verkehrsberuhigten Straßen, das ich Besagtem gar nicht zugetraut hätte. Die Bremsgeräusche dringen nicht bis zu mir vor. Ich muss an dich denken. Mal wieder. Mir hängt das Gespräch von vorhin, deine Worte, dann Aois und letztendlich Uruhas Blick im Gedächtnis. ‚Ich helfe ihm doch schon, wo ich nur kann.’ Jemand packt mich am Arm und ich werde gewaltsam aus dem Wagen gezogen. ‚Er lässt mich nie wirklich an sich ran.’ Betreten laufe ich ihm nach und schließe die Tür wieder auf, die ich am liebsten für immer hinter mir lassen würde und deren Schlüssel ich so weit wegwerfen will, wie es meine geschwächten Kräfte erlauben. ‚Ich hab dich lieb.’ Seine Hand wandert über den dunklen Mahagonitisch und greift wahllos nach einem der leeren Bilderrahmen, nachdem er die Tür zugeschlagen und mich zu Boden geprügelt hat. Ich höre das Glas nah neben meinem Kopf zerbersten, werfe mein schmerzverzerrtes, von Splittern zerschnittenes Gesicht auf die andere Seite, spüre das Adrenalin in meinen Körper schießen. „Ich weiß es…!“, kreischt er und packt eine der kunstvollen, gläsernen Figuren, die ich aus einem meiner Urlaube mitgebracht habe, schleudert sie mir entgegen. „Ich hab’ genau gesehen, wie du ihn angemacht hast!“ Ich liege halb auf dem dunkelfarbigen Teppich, während er schreit, versuche mich so gut es geht zu decken, als er auf mich zukommt und gegen mich tritt, wo ich doch schon am Boden bin. Ich fühle den Angstschweiß meine brennende Haut überziehen. Seine krankhafte Eifersucht nimmt überhand. So weit ist er noch nie gegangen. Ein Treffer in meine Magengegend und alles in mir zieht sich zusammen. Ich würge. Alles dreht sich. In meiner verschwommenen Sicht bilden sich schwarze, kleine, sich ausbreitende Punkte, die schließlich mein ganzes Blickfeld einnehmen. Ich erbreche, wo ich doch seit Tagen schon nichts gegessen habe. Der Geruch treibt die Übelkeit weiter an. Ich bin damit beschäftigt, mich nicht noch mal zu übergeben, sodass ich erst spät merke, wie die Schläge aufgehört haben und wie bedrohlich still es ist. Ich sehe mich perplex um, erkenne durch das fahle, abendlich rote Licht, dass durch die zugezogenen Vorhänge dringt, Uruha wenige Meter vor mir auf dem harten Boden zusammensacken. Er schluchzt leise und vergräbt sein Gesicht in den feinen, zitternden Händen. Ich krabbele mühsam von ihm weg, als mich die Furcht wieder packt und erstarre, als er zu sprechen beginnt. „Warum du…“, beschuldigt er, scheint aber keine Antwort zu erwarten. Keine Sinnvolle. „Warum du, verdammt!?“ Er schreit doch nur, um den Frust loszuwerden… „W-Wenn… er... Aoi…. deinen…“ Ehe er mit seiner wirren Wortkette fortfährt, schluckt er hart. Ich starre ihn an. Ich kann nicht sagen, ob ich ihm gerade wirklich zuhöre. Er stützt sich auf seine Arme, richtet den Kopf nieder. „… Aoi… deinen... Namen… stöhnt…Du…“ Er schlägt auf den Teppich und mir bleibt keine Zeit, mich aufzurichten oder gar zu fliehen. Ich klammere mich an den kühlen, schwarzen Ledersessel neben mir und verstecke mich förmlich dahinter. Dass das nichts bringt, ist mir nicht klar. In meinem Kopf herrscht nur noch Anarchie. „Du… Du hast keine Ahnung…!“ Er schleppt sich auf mich zu und hebt wieder die geballte Faust. „Du weißt doch gar nicht was du an ihm hast!“ Ich kneife meine Augen zusammen. Ich warte. Auf den Schmerz. Auf seine Wut. Auf seinen grenzenlosen Hass. Nichts kommt. Ein Klingeln und Schritte. Eine ganze Weile vergeht, bis er abnimmt. „Ja?“, meldet er sich kurz angebunden. Es gelingt ihm nicht zu verbergen, wie dringend er das Gespräch beenden will. Meine Muskeln sind weiterhin zum Zerreißen angespannt. Angst. Ich habe... solche Angst vor ihm... „Hi…“, setzt er leise fort. Seine Stimme klingt jetzt weicher, bebt aber unablässig. Ich verstehe ihn schlecht, weil meine Panik meine Ohren verschließt, er mit dem Rücken zu mir steht und das Mobiltelefon fest an sein bleiches Gesicht gepresst ist. „Wann du willst… Ja, ist in Ordnung…“ Er wirft mir einen kurzen, prüfenden Blick zu. „Dem geht’s gut…Nein… OK, bis gleich.“ Ich wische mir das Blut weg, das mir gerade von der Stirn läuft. Ich halte den Geruch kaum aus. Mein Brustkorb tut höllisch weh. Mein Arm schwillt an. Es schmeckt bitter. Bitter und nach Blut. Ich hasse diesen Geschmack. Der Blonde verschwindet nach kurzem Zögern im Bad, doch der Schock sitzt noch zu tief, als dass ich meine Gliedmaßen schon koordinieren könnte. Ich kralle mich panisch tiefer in das Leder, als er jetzt wieder den Raum betritt. Seine Haare sind kurz frisch gestylt und die Spuren der letzten Minuten von seinen Händen gewaschen. Kouyou blickt in meine verheulten Augen und ich sehe zurück. Ist er etwa unsicher? Das geht zu weit, versuche ich ihm verzweifelt zu übermitteln, doch er lächelt nur, lächelt über diese Überlegenheit, deren Besitz ich ihm zuweise. Er flüstert etwas, das ich nicht realisiere, und ich weiche reflexartig weiter zurück, als er einen Schritt auf mich zu macht, noch wenige Worte hinzusetzt und dann stumm die Wohnung verlässt. Das Schloss klackt, als die Tür verriegelt wird. Schritte, dann sind wir allein. Die Stille und ich und die ersten Regentropfen, die gegen die Fenster prasseln zusammen mit den nächsten Tränen auf meinen Wangen, dem nächsten Blut auf dem schwarzen Teppichboden und dem unerträglichen Wunsch, sich aufzulösen. „Morgen bin ich dann den ganzen Tag für dich da.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So...~ Viele Favos und Kommis... Ich kann gar nicht sagen, wie mich das freut! ^O^ Vielen Dank fürs Lesen und natürlich besonders fürs Kommentieren! ^__^~ Ohne euch wäre ich mit dieser Geschichte nie so weit gekommen. ^-^ Eure Keti.~ Hosted by Animexx e.V. 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