Pilgrimage   von <span style='color: gray;'>abgemeldet</span>
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                                  Kapitel 1: 
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Pilgrimage

<Was glaubst du, wie spät es ist? < Die wohlbekannte Stimme die dort, irgendwo
aus der Dunkelheit zu mir heraufdrang klang als würde sie in der nächsten
Sekunde brechen. Ich hatte Mühe diesen Ton zu ertragen, war dieser Mensch doch
der einzige, der mir noch geblieben war. Ich selbst hatte keine Hoffnung mehr.
Warum gab sie mir nicht wenigstens die Illusion, wir wären nicht verloren.
Alles würde sich irgendwie, mit Gottes Hilfe zum Guten wenden. Das war was ich
brauchte, Worte, wenigstens Worte.
Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gebracht, stieg in mir Ekel auf, es war
nicht die Umgebung die ihn hervorrief. Ich selbst widerte mich an, das einzige
lebende Wesen, nein nicht einfach nur ein Wesen, ein Mensch den ich liebte und
ich schwelgte in Selbstmitleid ohne die Tapferkeit des anderen überhaupt wahr
zu nehmen. 
Trotzdem fiel meine Antwort kühl aus. <verrate mir, was du mit dieser
Information anfangen willst? < Das einzige allerdings, das mir etwas verriet war
die Stille, ich tat ihr weh, ich wusste es, doch jetzt zählte das nicht mehr.
Meine Frage zählte nicht, keine Antwort genauso wenig wie eine Litanei.
Gefühlte Stunden vergingen und die Angst, mein ständiger Begleiter der letzten
Tage und Stunden verabschiedete sich, irgendwann war die Grenze erreicht und der
menschliche Verstand akzeptierte keine weiteren Schreckensgestalten und
Ereignisse die er nicht rational  erklären kann.
Ich sah sie vor meinem inneren Auge irgendwo am Fuße der Treppe in der
Finsternis liegend, die einst so lebendigen und lieblichen Züge erstarrt, Augen
weit offen und doch nutzlos in der Schwärze. Und immer wieder die Frage, was
mich so kalt hatte werden lassen. Wie war es möglich, dass ich nicht den Wunsch
verspürte in dieser finsteren Stunde eine warme Hand an meinem Gesicht zu
spüren, wie konnte ich sie dort unten, ganz allein im Dunkeln liegen lassen?
Ich wagte nicht daran zu denken, wie ihr zumute sein musste. 
So saß ich da und quälte mich, jedoch ohne den Versuch zu starten meine
fremdartige, Minute um Minute steigende Abneigung ihr gegenüber zu überwinden.

Seltsam wie lange und still sie dalag, ich hörte nicht einmal ihre noch vor
wenigen Stunden allgegenwärtigen schweren Atemgeräusche. Wieder fragte ich
mich warum ich mich nicht nach ihrem Befinden erkundigt hatte. Meine Güte, ich
war Arzt und so hört sich gewiss kein gesunder Mensch an.
Doch erleichtert auch nur irgendein Geräusch aus ihrer Richtung zu hören,
ignorierte ich den leisen Unterton des Wahnsinns in ihrer Stimme als sie mich
wieder, scheinbar ohne sich des vergangenen Zeitraums  bewusst zu sein, nach der
Uhrzeit fragte. Ich zögerte mit der Antwort, suchte nach den richtigen Worten
und fand keine, so schwieg ich weiter bis mich ein grauenhafter animalischer
Laut aus dem Dämmerzustand riss in den ich zu flüchten gelernt hatte. Er drang
durch die Barriere die ich mir so mühevoll um meinen Verstand errichtet hatte
und brachte mich abrupt in die Gegenwart zurück. Zuerst  dachte ich Sie hätten
ein Tier gerissen, irgendwo ganz in unserer Nähe. Doch dann erinnerte ich mich
an die Worte des jungen Mannes, dessen Namen ich vergessen habe und an meine
eigenen Erfahrungen mit Ihnen. Nein, Tiere waren es nicht bei denen sie ihre
stupiden Gesichtsausdrücke  zu einem diabolischen Grinsen verzogen, niemals
werde ich das Grauen  mit Worten beschreiben können. Das mich vollkommen in
Besitz nahm als mich eines dieser Wesen wie beiläufig fixierte. Die Augen so
leer wie die eines seit Wochen  erlegten Tieres und doch voller
unbeschreiblicher Bosheit und Gier. Ich wusste nicht was sie mit uns taten, ich
wusste nur dass dieser Stall einst voller Menschen gewesen war und sich nach und
nach geleert hatte, wir waren das Vieh das einzeln zum Schlachter gebracht
wurde, damit keine Panik ausbrach. Heute Nacht verschleppten Sie den letzten,
sodass nur Emily und ich in den baufälligen, rußgeschwärzten Mauern  unser
Dasein fristeten, ja, denn nichts anderes taten wir.
Sie waren nicht besonders schnell, ihre Bewegungen unkontrolliert und
ungelenkig, oft hatte ich sie auf allen Vieren kriechen sehen. Ihre Kraft
überstieg die eines gewöhnlichen Menschen nicht um ein vielfaches, doch sah
man Sie unter Anstrengungen eine Tür aus den Angeln reißen. Sicher, sie wären
zu ganz anderen Dingen fähig, doch schien es ihnen gottlob an Verstand  zu
mangeln.
Ich sah Menschen die ich gekannt hatte mit eben diesen Augen auf  mich blicken
und ich wusste, dass es nicht  mehr länger meine Vertrauten waren. Ich wage
nicht einmal an diese Begegnungen zurückzudenken, sie glichen nicht einmal
Tieren, diese Menschen die ich einst gekannt und geliebt hatte.

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