Der Trank der wahren Gefühle von PinkLady18 ================================================================================ Kapitel 70: "Ein Loch in meinem Herzen..." ------------------------------------------ ... Ich weiß nicht so genau, wie ich anfangen soll, am besten mit einer riesengroßen ENTSCHULDIGUNG für mein laaaanges, langes Fortbleiben! Ich habe wahrscheinlich keine allzu guten Gründe, ich will sie euch trotzdem erklären. Erst einmal musste ich letzte Woche meine beste Freundin nach Amerika verabschieden. Für ein ganzes Jahr. Und davor haben wir jede Zeit genutzt, um noch etwas zusammen zu machen, ich hatte nicht die geringste Zeit übrig, um zu schreiben. Jetzt wo sie weg ist, habe ich natürlich jede Menge Zeit. Aber dann war ich noch ein paar tage im Urlaub, weshalb erst jetzt das nächste Kapitel fertig geworden ist. Ich habe mit diesem Chap eine Hürde genommen, die meiner Meinung nach ausschlaggebend für das Ende sein wird. Eigentlich war das an dieser Stelle nicht geplant aber es ist irgendwie doch so gekommen. Das bedeutet, ich bin wieder drin im Schreiben und jetzt wird es schneller gehen. Ich entschuldige mich noch einmal, dass ich mir eine so lange Auszeit genommen habe. Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass ihr noch da seid. Denn ohne eure Unterstützung wäre diese ff nicht das, was sie jetzt ist. Und sie würde mir vllt bei weitem nicht so viel bedeuten, wie es jetzt der Fall ist, weil ihr mir so lieb beisteht. Ich danke euch! Und bitte versucht, wieder in die Geschichte rein zu kommen, ich würde mich sehr freuen, wenn ihr doch noch da seid :-) Mit vielen lieben Grüßen an alle meine Leser, hiernach werden die Kapitel wieder spannender, hoffe ich zumindest, nehmt es als Übergang...viel Spaß und ein weiteres Mal herzlichen Dank für eure Wahnsinnskommentare!!! --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 70 „Ein Loch in meinem Herzen…“ „Sakura! Beeil dich!“ Meine Mutter rief das dritte Mal nach mir, dabei war ich schon längst fertig. Ich stand im Badezimmer, vor unserem Spiegel und hatte seit langer Zeit meine Trainingskleidung wieder an. Zuerst hatte sie sich fremd angefühlt, so unbenutzt, beinah eingestaubt, doch nach einer Weile, wahrscheinlich genau diese Weile die ich jetzt schon hier stand und in der ich meine Mutter in dem Glauben ließ, noch im Bett zu liegen, hatte sich das vertraute Adrenalin einstellen können und ich spürte das Kribbeln in meinen Händen. Endlich. Ein kompletter Monat Trainingsausfall war nicht so schlimm, wie es sich anhörte – für mich allerdings schon. Ich hatte eine Menge Zeit verschwendet und außerdem viel zu unregelmäßig Chakra eingesetzt. Es wurde höchste Zeit, etwas dagegen zu tun. Ich war ausgesprochen erleichtert, dass ich bereits so weit war. Seit ich von den fünf ANBU aus dem Krankenhaus nach Hause begleitet worden war, war nur ein Tag vergangen. Gestern hatte ich nichts weiter getan, als im Bett zu liegen, allein und in vollkommener Stille, eine Erfahrung die ich nie wieder machen wollte und die doch genau das richtige für mich gewesen war. Es war wie ein Kampf in meinem Kopf, ein Kampf zwischen der Angst, Verzweiflung und Resignation und meinem Überlebenswillen. Ganz einfach. Überlebenswille. Nicht Mut oder Zuversicht, auch nicht Wut oder Hass. Der Wille zu überleben, das war alles und doch so viel. Für mich. Das war ein Anfang, der Anfang, der alles andere beenden sollte, damit ich wieder leben konnte wie ein normaler Mensch oder zumindest wie ein normaler Shinobi. Dieses einfache Konzept hatte mich schlafen lassen, heute Morgen hatte es mich aufstehen lassen und dann war alles nur noch ein simpler Ablaufplan, dem ich folgen musste. Aufstehen, sich dem Spiegel stellen, trainieren. „Sakura! Lass deine Beschützer nicht warten!“ Meine Mutter wurde langsam ungeduldig. Ich war wohl nicht die einzige, die sich an fünf fremde und dann auch noch mit Tiermasken versehene Ninja im Haus gewöhnen musste… „Ich komme schon!“ Noch ein letzter Blick nach vorn. Gut. Es konnte los gehen. Mit einem Satz sprang ich die letzte Treppenstufe nach unten und erblickte eine kleine Ansammlung in unserem Flur. Ich hatte keine Ahnung, was sie alle gemacht hatten, als ich den ganzen Tag nicht aus meinem Zimmer gekommen war aber das war sowieso nicht weiter wichtig, ich hatte mich damit abgefunden bewacht zu werden und außerdem schien jeder von diesen Shinobi diese Aufgabe verdammt ernst zu nehmen, sie langweilten sich nicht, obwohl mich das ehrlich überraschte. Aber gut, das kam mir nur gelegen. „Entschuldige…“ Ich schlüpfte in meine Schuhe, zog den Gurt meiner Trainingstasche noch einmal fest und gab meiner Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Hör auf, dir Sorgen zu machen, es sind fünf ANBU, außerdem wird nichts passieren, ich gehe es langsam an.“, flüsterte ich ihr ins Ohr und sie schluckte hart. „Pass auf dich auf, Schatz…“ Wie sollte ich das nur wieder gerade biegen? Meine Eltern waren absolut mit den Nerven am Ende, dabei wussten sie nicht einmal alles…und das würde ich ihnen nun natürlich umso mehr verschweigen, ich hatte keine Vorstellung davon, wie viel sie noch ertragen würden, bevor sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. „Wir sind heute Abend zurück!“, rief ich über meine Schulter und zog die Tür hinter mir und meiner Eskorte zu. „Du hast doch noch nichts gegessen!“, hörte ich sie noch rufen, doch da war die Tür ins Schloss gefallen und wir bereits auf dem Weg zum Trainingsplatz. Ich seufzte leise und lief noch etwas schneller. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn meine Eltern gar nichts von allem gewusst hätten aber dann hätten sie mich auch nicht im Krankenhaus besuchen können, als ich sie wirklich gebraucht hatte, also musste ich mich wohl daran gewöhnen, dass sie nun immerzu besorgt und übervorsichtig waren… „Hey Sakura, du solltest mal dein Gesicht sehen, wahrscheinlich erkennst du dich selbst gar nicht wieder…“ Die Frau mit der Katzenmaske lief neben mir und blickte in meine Richtung. Obwohl wir uns erst seit kurzem kannten, verstanden wir beide uns bereits ganz gut und ich war wieder überrascht von ihrem lockeren Auftreten, wo die anderen vier bisher ziemlich schweigsam gewesen waren. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Ach ja? Also dazu muss ich wohl nichts weiter sagen, in Anbetracht dessen, dass deine wundervolle Maske auch nicht viel besser aussieht.“ Sie lachte leise und ich schaute wieder nach vorn. Bei unserem Tempo waren wir in der Hälfte der Zeit da, die ich sonst für diesen Weg gebraucht hätte. Als wir ankamen spürte ich sofort, dass noch jemand dort war und als wir den Trainingsplatz überblicken konnten, erkannte ich Ino mit ihrem Team 10 und ein paar Genin, die jedoch weit ab von den Älteren trainierten. Sie warfen immer wieder ängstliche und trotzdem neugierige Blicke zu den anderen hinüber und wurden gerade von ihrem Sensei dafür gerügt. „Sakura!“ Ino erkannte mich natürlich sofort, wich einem Angriff von Choji aus und rannte schnurstracks auf mich zu. Die ANBU musterten sie ein paar Sekunden, dann traten sie etwas weiter auseinander und ich konnte meine Freundin umarmen. „Hey Sonnenschein!“ Sie lachte und freute sich sichtlich, mich hier zu sehen. „Du hast es aber eilig, hm? Du bist doch gerade erst entlassen, da lässt Tsunade dich schon trainieren?“ Jetzt runzelte sie die Stirn und hielt mich ein Stück von sich weg. „Was ist?“, fragte ich nach ein paar Sekunden. Sie wand sich, bevor sie nach Worten suchte. „Naja…also wie soll ich es sagen? Du siehst gut aus, wirklich, es überrascht mich bloß…“ Ich lachte und sie schaute mich noch erstaunter an. Also zwang ich mich, etwas ernster zu sein. „Es geht mir gut. Ich fühle mich besser als in dem ganzen letzten Monat. Und außerdem hat Tsunade mich ohnehin länger als nötig da behalten, ich hätte schon eine Woche früher gehen können aber du kennst sie doch…“ „Wow. Es ist toll, dich hier zu sehen. Trainierst du mit uns?“ „Ich will erstmal nur für mich anfangen, leichtere Übungen, du weißt schon, ich muss mich langsam wieder an alles gewöhnen.“ „Oh na klar, wir sind dann da drüben, wenn du Lust hast, komm rüber, ich könnte Unterstützung gegen diese Faulpelze gebrauchen.“ Sie drückte mich nochmal kurz, zwinkerte mir zu und lief zurück zu Choji und Shikamaru, die gelangweilt in der Gegend rumstanden. Na dann. Ich wandte mich an meine Begleiter. „Ich gehe da drüben in die Ecke, wenn irgendetwas ist, ich weiß ja wo ihr seid.“ Sie nickten und dann verteilten sich alle fünf auf dem Platz. Ihre Unkompliziertheit hatte mich wirklich erstaunt, ich hatte mit so viel mehr Widerstand und Starrsinn gerechnet, doch sie schienen sich ganz gut mit meinen Vorschlägen zurechtzufinden, immerhin gab ich mir auch viel Mühe vernünftig zu sein. Einen Moment stand ich noch so da, dann ging ich an das andere Ende des Platzes, wo ich ein bisschen mehr für mich allein war. Der Himmel war bewölkt und die Wolken grau und dick. Ich hatte mit nichts anderem gerechnet, nur weil meine Einstellung sich seit gestern verändert hatte, spielte das Wetter dabei noch lange nicht mit. Sonnenschein wäre wohl ein wenig zu viel erwartet gewesen. Ich lächelte für mich selbst. So war alles schon viel leichter zu ertragen, sieh der Wahrheit ins Gesicht und dann…halte den Blickkontakt. Ich griff in meine Tasche und zog zwei Bälle daraus hervor. Ich hatte nicht vor gegen einen meiner Beschützer anzutreten und ich hatte auch nicht vor, jemand anderes um ein gemeinsames Training zu bitten, also hatte ich mir diese Strategie zurechtgelegt. Es war natürlich nicht perfekt aber es würde hoffentlich für den Anfang reichen. Mit einem letzten Blick auf alles um mich herum, die verbissen trainierenden Genin, die mehr oder weniger lustlosen Männer von Team 10, meine beste Freundin, motiviert wie immer und die fünf ANBU, die beinah mit ihrer Umgebung verschmolzen – dann rückten diese Eindrücke in den Hintergrund und ich sah nichts außer dem Ball in meiner Hand. Ich wog ihn leicht, versuchte ein Gefühl für sein Gewicht und seine Beschaffenheit zu bekommen, dann schloss ich für einen kurzen Moment die Augen und als ich sie wieder öffnete, verstärkte sich der Griff meiner Finger um die glatte Oberfläche und ich warf ihn hoch in die Luft, gleichzeitig stieß ich mich vom Boden ab und folgte dem Ball. Als er auf der Erde ankam, berührten auch meine Füße die glatte Oberfläche und ich beendete meine letzte Drehung, hob die Arme und ließ sie sinken, während ich ausatmete. Ich schaute herunter und versuchte, die Schnitte vorherzusagen. Ich tippte auf 8-10 Treffer und war erleichtert, als ich 14 zählte. Mit einem weiteren Lächeln hob ich den lädierten Ball auf und tauschte ihn mit dem anderen aus. Erneut kontrollierte ich meine Atmung und wiederholte die Übung danach. Der Sinn des Ganzen war denkbar einfach. Ich warf den Ball nach oben, sprang im selben Moment hinterher und drehte mich dabei mit dem Ball. Es ging darum, ihn nicht in seiner Flugbahn zu behindern, die Schnitte, die ich mit meinen mit Chakra versehenen Handkanten setzte, sollten so fein sein, dass der Ball nicht einmal ins Schleudern geraten konnte und wenn ich dann zeitgleich mit ihm landete, so zeigten sich meine Treffer auf dem zerfetzten Leder. Es wurden mehrere Dinge gleichzeitig trainiert. Meine Augen wurden gezwungen, sich scharf auf den Ball zu fixieren und trotzdem die Umgebung im Blick zu behalten, damit ich das Gleichgewicht halten konnte, mein Körper musste eine gewisse Spannung erzeugen, um dem Ball präzise zu folgen, die Notwendigkeit der Schnelligkeit erklärte sich von selbst und zu guter Letzt sollten natürlich ebenso meine Chakrakontrolle und meine Treffsicherheit trainiert werden. Ich hatte den Tag zuvor so viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken, dass es mir jetzt ziemlich einleuchtend vorkam, als ich jedoch die Blicke meiner Gesellschaft bemerkte, kamen mir erste Zweifel an dieser Methode. Wie hatte das eben für sie ausgesehen? So wie sie jetzt ausnahmslos alle herüber starrten, schien es ziemlich verrückt und ebenso lächerlich zu sein. Ich hatte nicht daran gedacht, dass jemand mich dabei möglicherweise beobachten würde können, abgesehen von den fünf ANBU natürlich und in diesem Moment bereute ich diese Idee sogar schon. Dennoch gab es doch keinen Grund dafür, mir so offensichtlich zu zeigen, dass ich verrückte Einfälle hatte, die alle um mich herum köstlich amüsieren konnten! Irritiert ließ ich den Blick über meine Beobachter schweifen und hob fragend eine Augenbraue. „Stimmt etwas nicht?“, durchbrach meine Stimme die Stille und schien dennoch niemanden zu einer Antwort bewegen zu können. „Leute, was ist los?“, fragte ich nun etwas ungeduldig. Immerhin konnten sie mir doch die Wahrheit sagen... „Saku-chan?“ Ino gesellte sich an meine Seite, genau wie die anderen sehr skeptisch. „Hm?“ „Du hast einen ganzen Monat ausgesetzt, richtig?“ „Ja.“, sagte ich achselzuckend. Prüfend betrachtete sie auf einmal den zerschnittenen Ball. Jetzt würde sie sicher gleich fragen, ob ich genau wie sie einen alten Ball sehen konnte und nicht ein nützliches Shuriken oder Kunai… „Wie oft hast du ihn getroffen?“, fragte sie nachdenklich. „14 Mal. Warum fragst du das?“ Ich runzelte die Stirn. „Das fragst du noch? Ich denke nicht, dass du dir Sorgen machen musst, dein Training hat sicherlich kaum unter deinem Aussetzen gelitten, ich habe eher das Gefühl, dass du dich sogar verbessert hast.“ „Wenn du meinst…“, sagte ich schlicht und wollte damit eigentlich gerade einer Diskussion aus dem Weg gehen aber ich hatte offensichtlich den falschen Weg gewählt. „Findest du, dass du dich verschlechtert hast?“, fragte sie mich entgeistert. „Nein…“ Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und seufzte leise. „Nein.“, sagte ich noch einmal. „Ich finde, dass diese Methode eben ganz gut funktioniert hat und ich finde, dass ich mich gar nicht so schlecht angestellt habe. Aber im Ganzen gesehen fange ich mit winzigen Schritten an. Und es wird noch so lange dauern, bis ich besser werden kann…“ Sie legte eine Hand auf meine Schulter und ich hob gerade den Kopf an, als sie mich mit genau dieser Hand umdrehen und auf den Boden werfen wollte. Ich handelte vollkommen instinktiv, wand mich aus ihrem Griff und startete reflexartig einen Gegenangriff, der sie über meine Schulter und auf die Erde stürzen ließ. Als ich sah wie sie dort lag, das Gesicht schmerzverzerrt und eine Hand auf ihrem Allerwertesten, schlug ich mir erschrocken die Hand vor den Mund. Und brach im nächsten Moment in lautes Gelächter aus. „Tut mir schrecklich leid, Ino! Das war keine Absicht…“ Sie saß immer noch ziemlich bedröppelt direkt vor mir und nahm nach einem kurzen skeptischen Blick dankend meine Hand an, die ich ihr ausgestreckt hatte. „Ich habe es dir doch gesagt. Du hast dich verbessert.“ Und ihr breites Grinsen kehrte zurück. Nach diesem Trainingstag fiel ich vollkommen erschöpft ins Bett und war letzten Endes trotzdem halbwegs zufrieden mit mir. Mein Rücken schmerzte hin und wieder noch etwas, doch das sollte sich nach ein paar weiteren Tagen mit diesem Pensum erledigt haben und meine Kondition war auch nur halb so schlecht, wie ich angenommen hatte. Alles in allem nur Gründe, um erleichtert zu sein. Was ich natürlich nicht war. Aber ich war so nah dran, wie es in meiner momentanen Verfassung eben möglich war und das reichte mir fürs Erste. Meine fünf Begleiter hatten sich nicht einmal in meine Übungen eingemischt, hatten die ganze Zeit an ihren Plätzen auf mich gewartet und mich dann schweigend nach Hause zurückgebracht. In diesem Moment, in dem ich in meinem Bett lag und die Decke noch etwas höher zog, wusste ich nicht einmal genau wo sie waren. Würde ein anderer Mensch in diesem Fall Angst haben, so war ich so entspannt wie selten zuvor. Es war, als wären sie überhaupt nicht da und trotzdem wusste ich gleichzeitig ganz genau, dass sie mich keine Sekunde aus den Augen ließen und dabei waren sie so diskret wie Schatten. An die hatte sich die Menschheit schließlich auch gewöhnt. Es war viel einfacher als sonst. Aber vielleicht war das auch nur ein Gedanke, der mich in der stillen, dunklen Nacht aufsuchte. Vielleicht dachte man über so einiges in der Nacht anders als am Tag. Ganz sicher war das so. Trotzdem war es ein tröstlicher Gedanke. Und ab morgen früh würde Tsunade mich beschützen. Wie sich das anhörte…selbst wenn ich es nur dachte. Beschützen…ich wollte mich selbst beschützen und eigentlich wollte ich gar nicht in einer Lage wie dieser sein. Nur wenn ich mich schützen musste, wenn ich in Gefahr war…dann wollte ich selbst dafür Sorge tragen. Dann wollte ich selbst meine Freiheit verteidigen. Aber ich war nicht in der Lage dazu…zu schwach. Was war das für eine Situation? Stark, übermenschlich stark und doch zu schwach um sich selbst zu schützen? Was in aller Welt lief hier falsch? Ich drehte mich seufzend auf die andere Seite. Wenn ich dieses Problem nur endlich lösen könnte… Langsam driftete ich ab in eine Welt, so viel leichter als diese, eine Welt ohne den ständigen Wunsch im Nacken, frei zu sein – und es trotzdem nicht sein zu können. Am nächsten Morgen wachte ich auf, bevor mein Wecker überhaupt klingeln konnte. Ich fuhr mit den Fingern durch meine Haare und unterdrückte ein Gähnen, während ich die Decke zurückschlug und schwerfällig aufstand. Als ich versuchte, mich aufzurichten ließ ich mich mit einem Keuchen augenblicklich wieder auf mein Bett fallen. Unwillig tastete ich an meinen Armen herum und stellte fest, dass ich schon eine ganze Weile keinen Muskelkater mehr gehabt hatte. Umso mehr schmerzte dieser. Ich setzte eine kleine Menge Chakra ein um den Heilungsprozess zu beschleunigen und machte dann einen zweiten Versuch, aus dem Bett zu kommen. Mit einiger Mühe sammelte ich mir ein paar Klamotten zusammen, zog mich an, ging ins Bad. Ich war mindestens zehn Minuten später unten, als ich es sonst gewesen wäre aber so langsam konnte ich mich etwas besser bewegen, meine Muskeln wurden etwas weicher und das Chakra hatte die starken Verkrampfungen etwas lösen können. Die fünf ANBU saßen allesamt in der Küche und ganz plötzlich war ich hellwach. Es war einfach nur verstörend diese emotionslosen Tiermasken ganz normal am Tisch sitzen zu sehen und dabei festzustellen, dass sie sich so gut wie gar nicht rührten. Aßen die überhaupt jemals etwas? Mussten die vielleicht auch mal schlafen? Es war mir einfach nur ein riesengroßes Rätsel…aber kein Grund zur Verzweiflung. Ich meine, hey, nach diesem relativ schweigsamen Frühstück würde ich endlich nicht mehr auf Schritt und Tritt verfolgt werden, es sei denn, ich bezog Tsunade und Shizune, sowie sämtliche verfügbare ANBU im Hokageturm mit ein und das war ja nun nicht zwingend notwendig. Zumindest war es das, was ich versuchte mir einzureden. So schlimm würde es schon nicht werden, ich war es gewohnt, die Hokage, ihre Wutanfälle und ihre nun mittlerweile sehr vertraute Übervorsicht um mich zu haben. Seufzend lehnte ich mich an unsere Küchentheke, nicht jedoch ohne nebenbei noch einen misstrauischen Blick auf diese Statuen zu werfen. Einfach nur gruselig. Und freie Plätze gab es in meinem eigenen Haus nun auch nicht mehr. Alles in allem, war ich also ziemlich erleichtert, als wir endlich aufbrachen um mich zu Tsunade-Hime zu bringen. Wie sie das immerzu aussprachen, es klang in meinen eigenen Ohren einfach nur fremd. Für mich war sie immer nur eine sehr laute, sehr eigenwillige, sturköpfige und aufbrausende Frau gewesen. Neben ihrem Mut, ihrer Kraft, ihrer Intelligenz, ihrer mentalen Stärke und ihrem warmherzigen Wesen, versteht sich. Aber eine Hime? Eine Prinzessin? Oder was auch immer sonst noch damit verbunden war? Selbst Shizune hatte sich diesen Titel mit der Zeit abgewöhnt. Ich hatte ohnehin nicht das Gefühl, dass Tsunade sich das alles gern anhörte… Mitten in meinen Gedanken unterbrochen erkannte ich plötzlich die große Tür des Hokageturms direkt vor uns und ich konnte mir ein erleichtertes Aufatmen gerade noch verkneifen. Sie waren nicht unfreundlich und sie waren nicht aufdringlich – dennoch wollte ich diese geradezu an mir haftenden Schatten so bald wie möglich loswerden. Zwar hatte ich mir gesagt, dass sie kaum zu bemerken waren aber wer konnte schon vergessen, dass fünf geschulte Attentäter einen jederzeit, jede Minute, jede Sekunde nicht aus den Augen ließen? Dass sie immerzu genau wussten, was ich tat, immer sahen wie und wohin ich mich bewegte, was ich vorhatte oder auch nicht. Es war nicht einmal mehr an Privatsphäre zu denken und wenn ich darauf genauer eingehen wollte, so hätte die Sakura, die ich noch vor ein paar Monaten gewesen war ganz sicher niemals so etwas mit sich machen lassen. Aber Zeiten ändern sich…immerzu. Und vor allem die meine. Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich aufsehen und mir wurde erneut bewusst, dass ich zu sehr meinen eigenen Gedanken nachhing. In einer Verfassung wie der meinen würde es vermutlich gar nicht so einfach werden, meine Aufmerksamkeit für meine Umgebung wieder herzustellen, Aufmerksamkeit die überlebenswichtig war, wenn ich keine schützende ANBU-Eskorte mehr um mich haben würde, sollte ich je wieder auf Missionen gehen können, gehen dürfen…ich schüttelte leicht den Kopf. Es war alles eine Frage des Ausdrucks… Man konnte es schön reden…oder eben nicht. Ich entschied mich lieber für nicht. Meine gesamte Umgebung war bereits eine Scheinwelt und dabei so dick wie eine schillernde Seifenblase, die einem vorgaukelt was nicht da ist. Diese prächtigen, glitzernden Farben gab es nicht im normalen Leben und ebenso gab es meinen absoluten Schutz nur in einer Welt, in der Seifenblasen nicht so leicht zu zerstören waren, wie in dieser. Ich mochte keine Seifenblasen. Wie so viele andere Kinder auch, hatte ich an einem schönen Sommertag vor vielen Jahren draußen auf der Straße gestanden, hatte durch den bunten Ring gepustet und den funkelnden Kugeln dabei zugesehen, wie sie vom Wind getragen wurden, wie sie schwebten wie meine persönliche Traumwelt, voller Farben, glänzend, frei. Ich hatte meinen Blick nicht davon losreißen können und als längst alles anderen Kinder nach Hause gegangen waren, hatte ich noch immer dort gestanden, erst den Ring zurück in das Seifenwasser getaucht, dann vorsichtig herausgezogen und gepustet, bis die großen und kleinen Blasen sich vollkommen um mich herum verteilt hatten. Sie waren so schön. Und diese Schönheit musste doch auf alles passen, ihren Glanz, ihre Farben, ihre Hülle… Warum nicht auf ihren Geschmack? Natürlich. Wie die anderen auch musste ich sie probieren. Und sie schmeckten bitter, abscheulich, so hässlich wie sie niemals aussehen würden können. Dachte ich. Doch noch während ich prustend und würgend das Seifenwasser ausspuckte, wanderte mein Blick auf die verbliebenen Blasen und ich hielt in der Bewegung inne. Sie waren nicht mehr schön. Sie waren farblos und hatte einen blassen Schimmer um sich herum, sie sahen aus, wie leere Hüllen, was sie letztlich ja auch waren. Leere Hüllen, die nicht frei waren, nicht einmal das. Sie wurden vom Wind in die Richtung gedrängt, in der er sie haben wollte. Das Verschwinden des Sonnenlichts hatte mir gezeigt was diese schillernden Blasen wirklich waren. Scheinwelten. Trügerische, heuchlerische Hohlräume, erzeugt durch ein bisschen Wasser mit Seife. Auf einmal waren sie einfach nur hässlich. Und seitdem konnte ich sie nicht mehr leiden. Seifenblasen… „Sakura Haruno, hiermit übergeben wir dich offiziell an Tsunade-Hime, Hokage von Konohagakure!“ Ich zuckte zusammen, als der Träger der Hand auf meiner Schulter plötzlich laut und deutlich seine Stimme erhob und mich damit aus meiner düsteren Erinnerung riss. Dann fiel mein Blick auf Tsunade, direkt vor mir, die das mürrischste Gesicht machte, das ich je an ihr gesehen hatte. Shizune war direkt hinter ihr und versuchte offensichtlich sehr angestrengt, nicht in lautes Gelächter auszubrechen. „Hokage-sama, ich berichte hiermit, dass alles vollkommen ruhig war, dass keine besonderen Vorkommnisse unsere Arbeit behindert haben und dass die Mission mit der Übergabe der zu schützenden Person, Sakura Haruno, an die Hokage, Tsunade-Hime,…“ Ihr Gesicht verzog sich langsam zu einer Grimasse. „…als absolut erfolgreich beendet werden kann.“ Einen Moment geschah überhaupt nichts, außer dass Tsunade offensichtlich stark mit sich selbst rang. Dann nickte sie sehr kurz und langsam und deutete mit einer kurzen Handbewegung zur Tür. Entweder sie tat das öfter, wenn gerade dieser ANBU ihr seinen Bericht erstattete oder aber er war erstaunlich gut im Umgang mit ihr, denn er verstand den Wink sofort und verließ nach einer kurzen Verbeugung mit den restlichen ANBU das Büro. Meine Katzenfreundin hob ihre Hand und lächelte vermutlich sogar, dann war sie ebenfalls verschwunden. Die Tür fiel ins Schloss und ich sackte sofort in mich zusammen, atmete tief aus und schloss die Augen, um mit den Fingern darüber zu reiben. Unglaublich wie anstrengend diese paar Tage für mich tatsächlich gewesen waren… Ein sehr seltsames Röcheln suchte meine Aufmerksamkeit und ich öffnete die Lider leicht, um in die Richtung zu sehen, aus der ich das Geräusch gehört hatte. Es war eindeutig Shizune, auch wenn sie versuchte, diese Tatsache mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck, sehr um Beherrschung bemüht, zu verstecken. Ich musste einen Moment darüber nachdenken, was genau sie verbergen wollte, doch dann brach sie in haltloses Kichern aus und meine Befürchtungen bestätigten sich. Ungläubig hob ich eine Augenbraue. Ich war wohl einfach zu erschöpft um über dieses Treffen gerade eben zu lachen… „Shizune…“, knurrte die Hokage plötzlich und schenkte ihr einen bösen Blick. „Raus hier, kümmer dich um die Akten in deinem Büro!“ Sie verbeugte sich eilig und verschwand sofort aus dem Raum, allerdings konnte sie im Flur einfach nicht mehr an sich halten und lachte nun ohne Zurückhaltung. Tsunade knallte die Tür zu. Sie stützte sich einen Moment mit dem Rücken zu mir daran ab und atmete tief durch, dann drehte sie sich um und ihr plötzliches strahlendes Lächeln ließ mich nun wirklich an meiner Wahrnehmungskraft zweifeln. „Sakura! Meine beste Schülerin von allen, mein kleines Genie, meine…“ Ich wedelte mit der Hand vor ihren Augen herum und legte den Kopf schief, sodass sie mitten im Satz inne hielt. „Sakura…was MACHST du da?!“, zischte sie plötzlich und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich ließ die Hand sinken und schlenderte zurück zu ihrem Schreibtisch, wo ich mich auf einen Stuhl davor fallen ließ. „Gar nichts. Schon gut.“ Ich schenkte ihr ein unschuldiges Lächeln und konzentrierte mich dann auf die Fingernägel meiner linken Hand. Tsunade stand noch einen Moment vor der Tür, dann hörte ich wie sie tief ein- und ausatmete und sich mir wieder näherte. Mit einem sehr beherrschten Gesichtsausdruck ließ sie sich in ihren Sessel sinken. „Ich freue mich unheimlich, dich hier bei mir zu haben, Kleine…“ Ich hob eine Augenbraue. „Kleine?“ Sie schmunzelte. „Es ist wahrhaftig eine Erleichterung, dass es dir so gut geht.“ „Ja ja…“ Ich schüttelte den Kopf. Stille legte sich über uns und nach einer Weile hob ich fragend den Kopf. Sie starrte mich einfach nur an, wenn ich mich nicht täuschte, ein seliges Lächeln auf dem Gesicht. Warum verhielten sich heute alle Menschen um mich herum so anders? So…unheimlich? „Also Tsunade…“, ich schlug ein Bein über und blickte geschäftsmäßig über ihren Tisch. „Was haben wir jetzt vor? Was für Arbeit hast du wieder wochen- und monatelang liegen gelassen?“ Das selige Lächeln verschwand augenblicklich und ich beglückwünschte mich selbst zu diesem Einfall. Wenn man die Hokage wieder in ihre normale mürrische Laune versetzen wollte, dann musste man nur das Zauberwort ‚Arbeit‘ in den Mund nehmen. Et voilà! „Dir geht es offensichtlich noch besser, als angenommen. Und du wirst immer frecher!“, grummelte sie sofort. „Von mir aus, kannst du gleich mit den Regalen da vorne anfangen, da hast du sicher lange genug zu tun. Dabei hatte ich nicht einmal vor, dich arbeiten zu lassen aber wenn du unbedingt willst…“ Ihre Worte bedeuteten so offensichtlich das Gegenteil, dass ich es nicht für nötig hielt, darauf zu antworten und gleich zu den Regalen, die bedenklich schief standen, trat und einen ersten Ordner von den wackeligen Stapeln nahm. „Tsunade?“ „Hm?“ „Hatte ich nicht gerade erst vor meinem letzten Krankenhausaufenthalt deine gesamten Akten mit Shizune geordnet?“ „Kann schon sein…wieso fragst du?“ „Nicht der Rede wert…“ Sie hatte es tatsächlich geschafft, noch mehr Unordnung zu machen, als sonst… Ich klatschte in die Hände und band meine Haare im Nacken zusammen. Na dann los… Ich las gerade zum dritten Mal einen schwierigen Absatz und suchte nach dem Fehler, der mich schon die ganze Zeit störte, vollkommen darin versunken, als auf einmal Tsunades Stimme den Raum erfüllte. „Sakura?“ Ich drehte mich zu ihr um und erwiderte ihren eindringlichen Blick fragend. „Kannst du das da drüben mal kurz unterbrechen?“ Ich runzelte die Stirn. ‚Das da drüben‘ war verdammt viel Arbeit und eigentlich hatte ich genau das in diesem Moment nicht vor aber…sie würde ja doch keine Ruhe geben. „Sicher Tsunade.“ Ich legte den Ordner auf den mittlerweile stabilen Stapel anderer Akten und setzte mich wieder auf meinen Platz vor ihr. Neugierig sah ich sie an und wartete ab. Sie betrachtete mich sehr genau, gleichzeitig wirkte sie jedoch etwas abwesend und ich fragte mich, an was sie dachte. „Du willst nicht über das Thema sprechen aber ich muss noch ein paar Dinge dazu klären…es geht um Itachi.“ Nein, ich wollte definitiv nicht über dieses Thema sprechen und ich ärgerte mich selbst, tatsächlich auch noch neugierig gewesen zu sein. Ich drehte den Kopf zur Seite. „Nein, jetzt weiche nicht schon wieder aus, so läuft das einfach nicht!“, sagte sie eilig und versuchte dabei, in mein Blickfeld zu rücken. „Ach ja?“ Ich wollte gar nicht sprechen aber es ließ sich nicht mehr aufhalten. „So läuft das einfach nicht?“ Ich wandte meinen Kopf wieder ihr zu und traf genau auf ihren besorgten aber ebenso hartnäckigen Blick. „Wie soll es dann laufen? Soll ich munter daher reden und über Dinge plaudern, die mir immer noch so schrecklich vorkommen, wie nichts anderes jemals zuvor?“ Ich wartete auf ihre Antwort, doch sie zögerte. „Ich kann das einfach nicht, Tsunade…ich will nicht darüber sprechen, weil ich ganz genau weiß, dass meine jetzige Verfassung, meine Trainingsfortschritte und meine Hoffnung dann wieder nichts mehr wert sind. Ich kann es nicht verhindern, dass ich ständig über all das nachdenken muss…aber ich kann es verhindern, dass ich diese Gedanken dann auch noch ausspreche! Ich kann dir nicht mehr Informationen geben, als ich es bereits getan habe, mehr weiß ich einfach nicht!“ Sie wartete geduldig, bis ich verstummte, dann erklang ihre ruhige Stimme erneut. „Ich verlange nicht eine weitere Information von dir, ich verlange nicht, dass du darüber sprichst. Das einzige, was ich verlange ist, dass du mir jetzt zuhörst. Mehr nicht.“ Das überraschte mich tatsächlich und ich bedeutete ihr nach einem kurzen Moment, dass ich ihre Forderung erfüllen würde. Nur zuhören. Mehr nicht. Konnte das so schlimm sein? „Gut.“ Sie nickte und schloss für ein paar Sekunden die Augen. Dann öffnete sie sie wieder. „Du erinnerst dich, wie lange es jetzt her ist, dass du ins Krankenhaus gebracht wurdest?“ „Beinah genau vier Wochen.“, erwiderte ich schlicht. Sie nickte. „Deshalb kann ich auch nicht länger damit warten, auch wenn ich es dir zuliebe nur zu gern würde…“ Sie strich gedankenverloren mit einer Fingerspitze über ein paar Zettel vor sich. „Eine Woche nachdem du eingeliefert wurdest, genau diese Woche in der ich versucht habe, dich zum Reden zu bringen…“ Sie schenkte mir ein schuldbewusstes, wehmütiges Lächeln. „Nun, ich habe beschlossen, dich nicht mehr zu zwingen und schickte ein paar meiner ANBU los. Sie hatten die Aufgabe zu spionieren, Gerüchte aufzuschnappen und sie anschließend, wenn möglich sogar zu überprüfen. Das dauerte natürlich seine Zeit…doch als sie wiederkamen, hatten sie nichts in der Hand, es gab nichts, was sie hätten hören können, denn es war noch zu früh…“ Auf einmal wurde sie so rätselhaft, dass ich ihr nicht mehr folgen konnte… „Wovon sprichst du?“, fragte ich leise. Einen Augenblick sahen wir uns stumm an, dann sprach sie weiter. „Etwa zwei Wochen später, also in deiner dritten Woche im Krankenhaus, schickte ich wieder ein paar Teams aus.“ „Drei Wochen später? Warum gerade dann?“ Ich war verwirrt. „Sieh mal Sakura, du weißt doch, dass ich dir von meiner Vermutung erzählt habe, was seine…Verletzungen betrifft.“ Sie sah mich fragend an. Schwerfällig nickte ich und zwang mich, weiter zuzuhören und abzuwarten. „In der ersten Woche tat sich überhaupt nichts. Also wartete ich ab. In der dritten Woche dann, hatte ich endlich wieder Hoffnung, schickte besagte Teams los und erwartete dieses Mal Ergebnisse.“ Sie schaute mich ernst an und ich hob leicht den Kopf, langsam traf auch mich die Erkenntnis. „Es gab Ergebnisse…“ Sie nickte. „Ich habe aus allem, was mir berichtet wurde, nachdem du bewusstlos hier ankamst, die Schlüsse gezogen, dass du seine Hüfte gebrochen hast. Das weißt du. Und ich habe ebenfalls Grund zur sicheren Annahme, dass einer der vielen Holzsplitter eines seiner Augen getroffen hat.“ Das alles wusste ich in der Tat schon. „Solche Verletzungen brauchen Zeit…“, sagte sie langsam. Worauf wollte sie hinaus? „Demnach bin ich absolut sicher, unterstützt durch die Aussagen der Teams, dass Itachi Uchiha sich seit eurer letzten…Begegnung im Hauptquartier der Akatsuki verborgen hält, um wieder gesund zu werden. Oder aber…“ „…hier in der Nähe…“, beendete ich ihren Satz und wurde blass. „Nun…es wäre eine Möglichkeit, leider eine ziemlich wahrscheinliche, weil er mit diesem Grad an Verletzungen keine allzu große Reise auf sich nehmen kann und da wir mittlerweile erahnen können, in welcher relativ weit entfernten Gegend sich das Hauptquartier etwa befindet…“ Sie ließ den Satz offen. Aber natürlich wusste ich auch so, was das bedeutete. Er konnte gerade mal ein paar Dörfer weiter sein. So nah… „Wie dem auch sei. Jetzt eine bessere Nachricht.“ Ich horchte auf, immer noch in meinen eigenen Schlussfolgerungen versunken. „Ich denke, dass der Heilungsprozess noch immer nicht abgeschlossen ist. Seine Hüfte mag bereits wieder verheilt sein…seine Augen dagegen…wohl kaum. Ich glaube sogar, dass die Schäden an seinem Auge schwerwiegender als angenommen sein könnten.“ Meine Augen weiteten sich. „Das Sharingan ist eine sehr alte vererbte Fähigkeit, immer noch rätselhaft, nach so vielen Jahren…was mag damit passieren, wenn es verletzt wird? Wenn es schwer verletzt wird? An einer ungünstigen Stelle?“ Sie schien jetzt für sich selbst darüber nachzudenken… „Er wurde nirgends gesichtet, Sakura. Niemand hat auch nur das geringste Zeichen von ihm gesehen, geschweige denn gehört. Er muss große Probleme mit seinem Auge haben, wenn er sich nicht einmal mehr zu seinem Hauptquartier schleppt. Und das ist unsere Chance. Wenn er seine größte Waffe, seine gefährlichste Waffe nur teilweise einsetzen kann, umso besser. Wir werden keine größere Chance bekommen. Dies ist unsere Stunde.“ Ich war zu überwältigt von all diesen Vermutungen, als dass ich ihr darauf hätte antworten können. Doch dann fand ich meine Stimme, um eine Frage zu stellen. „Was hast du unternommen?“, flüsterte ich. Sie schwieg und sah mich bedeutungsschwer an. „Was hast du getan?“, kam es mir über die Lippen und ein leichter besorgter Unterton lag darin. Als sie immer noch nicht antwortete, wusste ich es. Eine furchtbare Erkenntnis. „Du hast ihn geschickt…“ Sie wartete, wartete, dass ich noch mehr erkennen würde. „Sasuke ist auch…und Naruto?“, fragte ich dann und verschluckte meine Stimme beinah völlig. „Wer noch?“ Ich hörte mich selbst kaum. „Ein paar andere. Aber du kennst nur diese drei.“, sagte sie ernst. Ernst und doch, als hätte es keine andere Möglichkeit gegeben. „Du hättest nicht sie schicken müssen…“, hauchte ich, wie zu mir selbst. „Sie sind die Besten. Und er ist im Moment schwächer als je zuvor.“ „Nur weil ich sein Auge getroffen habe?“, brach es plötzlich aus mir hervor und ich sprang von meinem Stuhl auf. „Weil ein kleiner Holzsplitter eines seiner mächtigen Augen getroffen hat?!“ Sie folgte mir mit ihrem Blick, ruhig. „Das kann doch nicht dein Ernst sein, Tsunade…“, wimmerte ich tonlos. „Du hast sie einfach so losgeschickt? Ohne Informationen? Ohne einen Plan?“ „…“ „Wie konntest du nur!“ Meine Tränen ließen sich kaum noch zurückhalten. „Wie konntest du nur…“ „Sakura.“ Ich schüttelte den Kopf. „Sie werden sich darum kümmern.“ In ihrer Stimme klang so viel Selbstbewusstsein mit, so viel Zuversicht. Hatte sie ihm überhaupt jemals gegenüber gestanden? Hatte sie überhaupt eine Ahnung davon, zu was er fähig war? „Du redest als ob du mir ihre Sicherheit, ihr Überleben garantieren könntest.“ „Das kann ich dir niemals garantieren, bei keiner einzigen Mission. Aber ich kann dir zusichern, dass sie alles tun werden um ihn zu besiegen und ihn dann hierher bringen werden, hierher, damit du ihn sehen kannst, wenn er dir nichts mehr antun kann.“ „Was denkst du eigentlich, was du da getan hast?! Tust du das alles nur, damit ich keine Angst mehr haben muss?“ Meine Stimme überschlug sich. „Es geht doch nicht um mich! Warum geht es dir hier immer nur um mich?! Du hast sie in ihr Verderben geschickt! Du hast nicht daran gedacht, was passiert, wenn sie ihn wirklich finden, nicht in Betracht gezogen, dass er immer noch Nuke-Nin ist, immer noch ein Uchiha und damit immer noch Sharinganträger! Er hat jeden von ihnen bereits beinah umgebracht, was denkst du, wird er tun, wenn er ihnen wieder begegnet?“ Ich drehte mich um und lief von einer Seite auf die andere, ruhelos. „Wo sind sie?“, fragte ich dann und fixierte sie mit purer Entschlossenheit in meinen Augen. „Du bleibst.“, war alles was sie darauf antwortete. Und sie schwieg auch die nächste halbe Stunde, in der ich ihr alles an den Kopf warf, was mir dazu einfiel. Sie sagte kein Wort und irgendwann riss ich ihre Tür auf und stürmte aus dem Büro. Ich rannte durch die Straßen und wusste im selben Augenblick, dass sie mich gehen ließ, ohne mir jemanden hinterher zu schicken, sie ließ mich laufen, ohne dass irgendjemand auch diesen Moment mit mir teilen konnte. Selbst wenn ich zu einem anderen Zeitpunkt dankbar dafür gewesen wäre, so konnte ich dieses Mal nicht einen Funken von Erleichterung spüren. Sie hatte sie einfach auf diese selbstmörderische Mission geschickt. Kakashi hatte direkt nach meiner Einlieferung ins Krankenhaus nach ihm suchen müssen, da war ich mir völlig sicher und wenn er zwischendurch zurückgekehrt war, so hatte ich nichts davon bemerkt. Naruto hatte neben seinen verdammten Schuldgefühlen von dieser geplanten Mission gewusst und sich deshalb noch schweigsamer als sowieso schon verhalten. Und Sasuke hatte sich eindeutig von mir verabschiedet, als er mich letzte Woche im Krankenhaus besucht hatte. Sie alle hatten es gewusst, sie alle hatten mit keinem Wort etwas davon erwähnt. Und das würde ich ihnen niemals verzeihen. Ebenso wie ich Tsunade nicht verzeihen würde, dass sie drei meiner liebsten Menschen in ihren sicheren Tod geschickt hatte. Und das alles nur, weil sie glaubte, dass ich die Situation nicht mehr ertragen konnte. Ihre Zuneigung zu mir trübte ihre Sinne, sie hatte nicht einmal daran gedacht, nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass sie noch hätte warten können, noch hätte warten müssen, bis sie mehr Informationen und mehr Vorbereitungen gehabt hätten. Sie hatte sie losgeschickt, in dem dringlichen Verlangen, meine Angst zu vernichten und meine Sicherheit zu gewährleisten. Was war sie für eine alte Frau geworden…wie konnte sie nur so naiv und dumm sein? Das war sie zuvor nie gewesen, sie hätte immer so gehandelt, wie ich es ihr eben gesagt hatte. Sie hätte sich nicht von Gefühlen dazu hinreißen lassen, eine folgenschwere Entscheidung wie diese zu treffen. Und diese drei verdammten Idioten hätten sonst auch nicht so gehandelt. Was war falsch mit ihnen? Warum verhielten sich alle so furchtbar selbstlos für eine Sache, die man auch anders hätte klären können? Seit wann musste Kakashi seine kranke Perfektion, seine Aufopferung und seine Heldenhaftigkeit für mich unter Beweis stellen, wo ich ihn so übel hintergangen und verraten hatte? Seit wann musste Sasuke, der mich so kalt ansah, der mich behandelte wie eine Fremde, der mich in diesen vier Wochen einmal besucht hatte, mit auf diesen Mission gehen? Nun. Er und Naruto hatten beide einen guten Grund. Er wollte Itachi umbringen. Naruto wollte mich schützen. Und so war ihr Schicksal besiegelt. Wütend wischte ich die Tränen von meinen Wangen und lief weiter nach Hause. Doch dann entschied ich, zum Trainingsplatz zu gehen und bog an der nächsten Straßenecke ab. Als ich die ersten Regentropfen spürte, überraschte mich das nicht im Geringsten. Wie konnte die Sonne scheinen, wenn meine Welt in sich zusammenfiel? Wie konnte es nicht regnen, wenn andere Menschen sich für mich aufopferten, auch wenn das bedeutete, dass sie das nicht überleben würden? Denn auch, wenn sie noch so gute Gründe für ihre Entscheidung hatten. Selbst wenn sie dabei nicht einmal an mich dachten. Sie würden mir damit das Leben retten. Sie würden mich befreien. Aber zu welchem Preis? ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- ...so, das war dieses Kapitel... Habe ich am Ende übertrieben? Langweile ich euch? Ich hoffe, ihr haltet noch ein bisschen durch, bis wir zum großen Finale kommen ;-) Und wie immer freue ich mich über jeden einzelnen Kommentar, ihr Lieben^^ Bis dann ;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)