Kriegsspiele von chryssantes (Winterwichtelstory 2007 - für Strogg/Tentakel) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kriegsspiele -Wichtelgeschichte für Strogg- Der planetare Tag neigte sich seinem Ende entgegen. Das rötliche Licht der zwei langsam hinter dem Horizont versinkenden Sonnen wechselte in ein tiefes Purpur und tauchte den Dschungel in ein bizarres Spiel aus Licht und Schatten. Bald würden die Höhlen in dem weit verzweigten Karstgebirge in tiefe Dunkelheit getaucht sein. Der Mangel an Licht würde die Jäger der Nacht hervor locken und für die drei einzigen Menschen in dem Höhlensystem stand eine schwierige Zeit bevor. Es sah wirklich nicht gut für sie aus, befand Colonel Shella. Er hockte, dicht in die Nische eines schmalen Höhlenganges gepresst. Weiter in dem Gang hinter ihm kampierte der kläglichen Rest seiner Space Marines in Form von zwei Trooper: Black und Skinny. Er war vor einem terranischen Tag mit fünfzehn schwer bewaffneten Marines und zwei interplanetaren Space Shuttles zu diesem Planeten im äußersten bekannten Raumquadranten aufgebrochen. Die Mission war klar und denkbar einfach: Quelle des Funkspruchs ausfindig machen und Überlebende einer Forschungsmission bergen. Eine Routinemission, nichts was er nicht bereits schon mindestens hundert Mal durchgeführt hatte. Einige Weltraumforscher - ausgesandt von ihren Multikonzernen und auf möglichen Profit in den neuen Welten aus - wagten sich mitunter zu weit in unbekanntes Gebiet und strandeten. Dann war es Sache der Space Marines sie da wieder aus dem Schlammassel herauszuholen. Ein nicht unerheblich lukratives Geschäft für die Space Army Corporation, in deren Sold sich die Marines befanden. Das Desaster dieser Mission begann, als das erste Space Shuttle mitten im Landeanflug unter feindliches Feuer geriet und abstürzte. Dem Team des Colonels war es nach der eigenen Landung nicht möglich gewesen irgendeinen Funkkontakt mit der anderen Shuttlecrew herzustellen. Kurz darauf schlug auch der Kontakt mit ihrem Basisschiff, dem Raumschiffträger USST Kingston fehl. Shella ahnte daraufhin, dass dies alles nicht mit rechten Dingen zuging und dieser gottverdammte Planet eine einzige Falle war, in die sie ahnungslos hineingeschlittert waren. Der Feind hatte blitzschnell angegriffen und sich ebenso schnell wieder zurückgezogen, war aber bislang unerkannt geblieben. Wer hinter den Angriffen auf seine Space Marines, die Forscher und hinter dem Schweigen des Raumschiffträgers steckte – es blieb bei Spekulationen. Weder Angriffsmuster noch Waffeneinsatz ergaben spezifische Hinweise. Feinde hatte sich die Terra Union in der Vergangenheit zu Genüge gemacht. Shella schob das Nachtsichtgerät über seine Augen, angestrengt nach ungewöhnlichen Geräuschen in dem in die Höhle hinein brandenden Lärm des Dschungels lauschend. Immer noch nichts. Dabei müssten sie doch schon längst ihre Spur aufgenommen und bis hierher gefolgt sein. Allerdings konnte sich der Feind sicher sein, dass die drei restlichen Space Marines es nicht schaffen würden perfekt unterzutauchen. Unmöglich in diesem fremden Gebiet mit einer bei weitem unbekannten Flora und Fauna und auch nicht mit drei zu Tode erschöpften Soldaten, die bislang noch nie ihre Verfolger gesehen hatten. Colonel Shella hörte hinter sich ein plätscherndes Geräusch und unterdrücktes Fluchen und fuhr angriffsbereit mit seinem Sturmgewehr herum bevor er die Lage erfasste und sich wieder entspannte. Gefreiter Black gab gerade seinem auf dem Höhlenboden erschöpft liegenden Kumpel etwas Wasser von der eigenen Ration ab bevor er sich mit Utensilien aus dem MedKit um Skinnys blutende Beine kümmerte. Auf dem letzten Wegabschnitt zum Gebirge hatte ein lianeähnliches Geschöpf den jungen Space Marine sich zum Opfer auserkoren und ihm fast seine unteren Gliedmaßen abgequetscht bevor Black dieses verhackstücken konnte. Danach hatte er den bewusstlosen Skinny ohne mit der Wimper zu zucken auf seinem Rücken die ganze letzte Strecke bis zu den Höhlen getragen. Der hünenhafte Gefreite hatte seinen Kumpel noch nie im Stich gelassen, genauso wenig wie Skinny ihn in der Vergangenheit. Beide hatten sich während der wilden Flucht durch den Dschungel gegenseitig ihren Rücken gedeckt, so wie sie es all die letzten Dienstjahre getan hatten. Skinny hatte mitten im Fluchen aufgehört und regte sich nicht mehr als sein Freund Black weiterhin seine Wunden versorgte. Black spürte den Blick seines Vorgesetzten und sah für einen Moment von seinem Tun hoch und nickte ihm grimmig zu. Der Colonel verstand. Skinny würde aufgrund seiner Verletzungen und dem unbekanntem Gift, welches seine Beine bereits schwärzlich zu verfärben begann, diese Nacht nicht überleben. Die Lage fatalistisch akzeptierend dreht sich der Colonel wieder in Richtung Höhleneingang. Shella machte sich über seine eigenen geringen Überlebenschancen keine Illusionen. Nicht nur Skinny würde heute Nacht auf diesem gottverlassenen Planten mit einer übermäßig gefräßigen Fauna und Flora hier sein vorzeitiges Ende finden. Auf diesem Planeten zu stranden war schon lebensgefährlich, sich dazu noch mit einem fast unsichtbaren Feind herumzuschlagen war lethal. Wer oder was sie da draußen auch jagte - sie würden ihn, bei allem was ihm heilig als Soldat war, nicht lebendig bekommen! Shella war sich sicher, dass auch Black der selben Meinung war. Er hatte noch eine Mine übrig um wenigstens ein paar der Hurensöhne mit sich zu nehmen, falls diese sich beim nächsten Mal endlich zeigen würden. Skinny war kampfunfähig und lag im Sterben. Er und Black waren am Ende ihrer Kräfte und außer ein paar Schuss Munition und einer Mine war die Bewaffnung ziemlich dürftig. Worauf schienen diese Missgeburten bloß zu warten? Die letzten Sonnenstrahlen erloschen als das Doppelgestirn hinter dem Horizont versank und mit Eintritt der mondlosen Dunkelheit begannen die unheimlichen Schreie. Skinny starb ohne noch einmal das Bewusstsein erlangt zu haben knapp zwei Stunden nachdem die planetare Nacht mit den unheimlichen Schreien eingeläutet wurde. Black zog den Helm tiefer in die dunkle Stirn und hockte sich gegenüber seinem Boss, finster mit seinem Nachtsichtgerät aus dem Gang in den Dschungel spähend. Was draußen im Urwald abging würde keine Menschenseele ihnen glauben falls sie je die Chance hatten hier aus der Sache heil herauszukommen. Wer oder was gejagt wurde war anhand der unbekannten Geräusche nicht erkennbar. Eines war aber absolut sicher zu sagen: Der Tod hielt reiche Ernte in dieser Nacht. Ein leichtes Flirren schob sich kurz vor Shellas Nachtsichtgerät – war danach auch schon wieder verschwunden. Seine Nerven waren mit einem Mal bis zum Reißen gespannt. Eine Ahnung tief in seinem Inneren sagte ihm, dass auch er beobachtet und abgeschätzt wurde. Aber er konnte trotz Nachtsichtgerät niemanden oder sonst irgendetwas Ungewöhnliches in der Nähe entdecken. Das Gefühl unter Beobachtung zu stehen blieb. Etwas zischte laut. Gefreiter Black wurde heftig gegen die Höhlenwand geschleudert und sackte röchelnd zu Boden. Bevor Shella seinem Kameraden zu Hilfe eilen konnte, zerrte ihn etwas brutal aus der Nische und dann über Blacks stillen Körper hinweg aus der Höhle hinaus. Das Flirren der Nachtluft verformte sich zu mehreren Gestalten die um den Colonel herum ihren Platz einnahmen. Im fahlen Sternenlicht erkannte er die für die Layyfenn-Truppen typischen metallischen Kampfanzüge ohne Schutzhelme. Layyfenn? Hier?! Er begriff mit einem Schlag, als er die hünenhafte Gestalt eines Layyfenn-Kriegers über sich gebeugt sah, dass dies eines ihrer Kriegsspiele war und er ihr letztes Opfer. Seine Space Marines, die hier dahingemetzelten elf Forscher, hauptsächlich Exobiologen – alle waren sie die sprichwörtlichen Schachfiguren in einem makaberen Layyfenn-Spiel um Macht und Ehre und der Dschungelplanet war das dazu ausgesuchte Schlachtfeld. Bevor der ihm am nächsten befindliche Layyfenn irgendwie reagieren konnte hatte sich der Colonel mit einer Karatebewegung aus dessen Griff befreit und ihn mit dem Schwung seiner Füße am Oberkörper getroffen. Blitzschnell langte Shella an seine Schulter und holte aus dem Polster das Kampfmesser hervor und rammte es in einer fließenden Bewegung so tief er konnte in dessen Kehle. Der Layyfenn zog sich das Messer mit beiden Händen aus seiner Wunde und ein Bach von dunklem Blut stürzte zu Boden. Dann knickten seine Knie ein und der feindliche Soldat prallte mit voller Wucht zu Boden. Colonel Shella konnte sich nur kurz an seinem Sieg erfreuen. Der nächste Gegner zwang den Marine mit einem Schlag gegen seinen Schädel in die Knie. Sein Kopf wurde brutal zurückgerissen und bevor eine Layyfenn-Klinge quer über seine Kehle gezogen wurde hörte er noch: „Gut gespielt, Mensch!“ Der siegreiche Layyfenn knurrte zufrieden über seine neueste Trophäe. Jetzt war auch das letzte Wild zur Strecke gebracht und der Sieg erlangt. Das Wild war der Ehre des Kriegsspieles wert gewesen. Das 'Willkommensgeschenk' der Terra Union wurde von den unheimlichen wie unbesiegbaren Krieger des Layyfenn-Imperiums mit einem gewissen Wohlwollen angenommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)