Fern-seh-abend von weniger_suess (BxF) ================================================================================ Der Oneshot ----------- Das blaue Licht des Fernsehers flackert über ihre Züge. Wie sie da auf ihrer Couch sitzt, sieht sie aus wie eine Leinwandgöttin. Das weiches Haar schmiegt sich an ihren hellen Hals, es ist schwarz in der Dämmerung. Wärst du ein Vampir, jetzt wäre der perfekte Moment sie zu beißen. Sie streckt ihre Hand - eine Hand, wie aus einem Renaissance- Gemälde- aus, um dich zu berühren. Sie erreicht dich nicht. Noch vor ein Paar Wochen hättest du dich vorgebeugt und die sanften Innenflächen ihrer Hände geküsst. Jetzt wendest du deinen Blick scheinbar teilnahmslos wieder dem kalten, harten Lichterspiel des Fernsehers zu. Lautlos wackeln irgendwelche Frauenhintern zu ungehörter Musik. Sie schaltet den Fernseher aus. Draußen hängt die Sonne unbewegt zwischen Tag und Nacht fest. Du stehst auf, ziehst dich an, Schuhe, Jacke, Sonnenbrille. Sie lehnt barfüßig hinter dir im kalten Flur. Ein Kuss zum Abschied. Sie versucht ihn zu vertiefen, dich zu halten. Ihre Lippen sind tot geküsst. Du schmeckst nur noch deinen eigenen, abstoßenden Geschmack, wendest dich ab und gehst. Der Park ist leer. Bevor sie den Kiosk zumachen, kaufst du dir eine Zeitung und setzt dich auf die nächste Bank. Du kommst dir wie ein Penner vor, wie jemand ohne n Dach über 'm Kopf. Schon erstaunlich Millionen auf 'm Konto und trotzdem kein zu Hause haben. Es ist zu dunkel zum Zeitung lesen. Die Straßenlaternen gehen an, auf dem Papier schwimmt nur eine einheitlich graue Brühe. Du blickst auf deine Uhr. Wenn es wichtig ist, bist du immer zu spät dran - Jetzt bist du überpünktlich. In der nächtlichen Stille joggt er den Weg entlang ohne dich zu erkennen, denn du hast dich tief hinter deine Zeitung verzogen. Seine Schritte scheinen für den Bruchteil einer Sekunde langsamer zu werden, dann ist er an dir vorbei. Du lässt dich Zeitung sinken und starrst ihm hinterher. Du kommst dir vor wie ein Stalker, wie irgend so ein Perverser. Sein blondes Haar leuchtet im Lichtflecken der Straßenlaterne auf und verschwindet wieder. Seine Gestalt verschwimmt mit dem Grau der Nacht und dem Schatten der Bäume. Du sitzt ganz still und lauschst seinen immer leiser werdenden Schritten. Turnschuhe auf Kies. Mit einem Mal bist du aufgesprungen und sprintest ihm hinterher, bis zum nächsten Lichtkegel. Du lässt deine Hände sinken und bleibst abrupt stehen. Bis hier hin und nicht weiter. Du keuchst, dein Herz klopft wie blöd. Er ist zu schnell, du kommst nicht mit. Eine Weile bleibst du noch vor dem grellen Kreis stehen, dann drehst du dich um und gehst. Es war der erste Abend von vielen an denen du da sitzst, auf ihn wartest, nur um dich zu verstecken, wenn er kommt und ihm dann nachgaffst. Verdammt, er ist dein bester Freund, was ist bitte so schwer daran zu ihm zu gehen... und was? Manchmal hast du das Gefühl, dass du in die Klapse solltest. Gehört das nicht auch zu Star-Dasein dazu? Vielleicht findest du ja eine schöne, mit Strand, Alkohol, Mädels und blauem Meer. Es wird Herbst, es wird Winter und immer kälter. Du kommst immer früher, du willst, du darfst ihn nicht verpassen. Wenn du auf die Uhr schaust, rechnest du dir automatisch aus, wann er heute wohl joggen wird. Dein ganzer Tagesablauf ist auf diese halbe Minute ausgerichtet. Eine halbe Minute in der du jedes Mal ein bisschen Glück zu finden glaubst, bevor du wieder in ein riesiges Loch krachst. Die Dezemberkälte frisst sich in deine Jacke, während du auf ihn wartest. Irgendwann fängst du an dir Alkohol mit zu nehmen, er wärmt, er betäubt. Jeden Tag ein bisschen mehr. Du fällst, alles rast blitzschnell an dir vorbei und der Boden ist nicht in Sicht, wie Alice im Wunderland, ein Alptraum. Irgendwo zwischen all dem Gerümpel an dem du vorbei fällst, ist dein Geburtstag. Er interessiert dich nicht. Ist doch egal, dass du ein Jahr älter und noch ein bisschen faltiger und ein bisschen hässlicher wirst. Er interessiert sich ja eh nur für Frauen - Und du interessierst dich nun mal nur für ihn. Du willst es so schnell wie möglich hinter dich bringen. Sein Geschenk ist viereckig. Als du es schüttelst, stößt etwas festes gegen den Karton. Dein verwirrter Blick lässt ihn leicht lächeln. Du packst es vorsichtig aus. Es sind Laufschuhe. Hinten steht groß ein Markenname drauf, wie bei seinen. „Sag mal Bela, hast du zufällig Lust mal mit mir joggen zu gehen?“ So das war's. Ich bin am Ende. ^^ Kommis sind wie immer seeehr wilkommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)