Digimon Protector von Toyo-kun ================================================================================ Kapitel 14: Probleme über Probleme ---------------------------------- „May, warte! Wo willst du denn hin?“, rief Betamon und rannte so schnell es seine kurze Beine tragen konnten hinter dem Mädchen her. Dieses war früh morgens, noch kurz vor Sonnenaufgang aus ihrem Zimmer gegangen und hatte sich aus dem Haus geschlichen. Nun waren sie schon einiger Zeit unterwegs und befanden sich nun im selben Teil des Waldes, an dem sie noch gestern das Ziel eines Digimons gewesen war. Sie ballte die Fäuste und biss sich auf die Lippen. „Was hast du denn?“, fragte das Digimon und wirkte sehr betrübt. May sah zu ihm hinab. Betamon konnte ihren Gesichtsausdruck nicht genau zuordnen. Auf der einen Seite sah sie aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Aber auf der anderen Seite stand ihr Wut ins Gesicht geschrieben. Es nannte innerlich ihren Gesichtsausdruck: Traurige Wut. Es hob ein Vorderbein und tätschelte sacht ihre linke Wade. „Komm schon, rede mit mir. Ich höre dir gerne zu und ich sage auch nichts, versprochen“, sagte Betamon und lächelte leicht zu ihr hoch. Nach einiger Zeit ging sie vor ihm in die Hocke und stützte sich zusätzlich mit den Händen ab. “Sag mal… bin ich ein Feigling?“, fragte sie ohne lange zu zögern und machte ein etwas trauriges Gesicht. Das Digimon runzelte die Stirn. „Wie?“, fragte es verwirrt. Sie strich ihm über beide Wangen und sagte leise: „Sei ehrlich…“ Dann schüttelte es den Kopf. „Nein, wieso? Wegen gestern? Also wirklich, das war gefährlich, deshalb brauchst du dir nicht so den Kopf zu zerbrechen. Jeder hätte da Angst gehabt, dafür musst du dich nicht schämen.“ Mays Mundwinkel gingen runter. „Nein, Chris hatte keine Angst. Devimon auch nicht und Stella sowieso nicht. Und auch du bist stehen geblieben.“ Sie stand auf und ging weiter. Betamon ging ihr weiter nach. „Warte, May, nun sei doch nicht so! Was willst du überhaupt tun? Was wenn noch mal so ein Digimon auftaucht und kein anderer ist hier?“ Doch das Mädchen ging stur weiter, dicht gefolgt von ihrem grünen Anhängsel. „Was? Sie war heute Morgen einfach weg? Und Betamon ist auch verschwunden?“ Rose sprach etwas aufgeregt und das ließ Dustin, Kotemon und Calumon aufhorchen. Betamon, also musste es um May gehen. War May verschwunden? Rose legte den Hörer schon bald wieder zurück und wandte sich ihrem Sohn zu. „May ist weg. Ihr Zimmer war heute morgen leer und auch Betamon fehlt. Die anderen suchen schon nach ihr.“ Dustin und die zwei Digimon tauschten fragende Blicke, dann machten auch sie sich auf den Weg. Auf ihrem Weg begegneten sie Alvin, dem Freund von Dustins Vater, der ihnen freudig zuwinkte. „Hallo, Dustin. Wieder mal ein sehr heißer Tag nicht?“, sagte er lächelnd und Dustin nickte. „Ähm, ja. Sagen Sie, was machen Sie hier?“ Alvin machte eine schweifende Handbewegung. „Ich mag diese Stadt, außerdem war ich mir eben den Ort ansehen, an dem Harpymon aufgetaucht war. Chris war so nett mir den Weg zu zeigen, ehe er sich auf die Suchen nach Kurts Schwester gemacht hatte. Ich hörte, sie ist verschwunden?“ Als Dustin nickte machte er erneut eine Handbewegung, die wohl wegwerfend wirken sollte. „Keine Bange, Mädchen in ihrem Alter probieren gerne was aus und sind sehr selbstständig. Da muss man sich keine allzu großen Sorgen machen, sie taucht schon wieder auf.“ „Selbstständigkeit…“, murmelte Dustin leise. Dies war Mays Wappen. Sollte sie etwa auf der Suche nach seinem tieferen Sinn sein? Ein kleiner Ellenbogenstich von Alvin riss ihn aus seinen Gedanken. „Sag mal Junge, wer ist denn dieses Mädchen, was sich so an deinem Arm klammert?“ „Oh, ach das ist Calumon, in Menschenform. Sehen Sie…“ Er drehte sich etwas, so dass Calumon besser sichtbar war und hob ihr Stirnband etwas an, damit Alvin das Zeichen erkennen konnte. „Hier, das Zeichen, was es ja auf der Stirn hat. So ist Calumon etwas weniger auffällig und wenn sie sich so an mich klammert, geht sie nicht verloren.“ Der Mann nickte und sagte leise: „Ich verstehe. Klever, ja wirklich. Sie fällt kaum auf. Du sag mal, es ist nur aus Neugierde, ist sie ganz… also ich meine… voll und ganz… äh… verwandelt?“ Dustin räusperte sich kurz verlegen und mit einer leichten Röte im Gesicht nickte er knapp. Alvin kicherte. „Und du teilst dir doch das Zimmer mit ihr, ja?“ „Worauf wollen Sie hinaus?“, fragte der Junge nun doch leicht gereizt und hob eine Braue bedrohlich an. „Gar nichts, Dustin, gar nichts. Aber ich mag es einfach, wenn Teenager auf meine alten Tricks noch reinfallen. Ich werde dann mal wieder gehen, ich habe übrigens Keramon gebeten, ebenfalls nach… May zu suchen. May war doch der Name oder?“ Dustin nickte und sagte: „Danke. Echt nett von Ihnen.“ „Ja, wir werden uns bei Gelegenheit wieder sehen, denke ich. Bis dahin noch, viel Glück bei der Suche und… viel Erfolg bei euren… kleinen Nachtspielchen.“ Und mit einem breiten Grinsen verließ Alvin die Straße durch eine Nebengasse. „Ich wette, der war mal in seiner Jungend wie Chris…“, murrte Dustin leicht sauer und machte sich wieder auf den Weg. Calumon schleppte er beinahe hinterher. „May, hier ist nichts mehr…“, jammerte Betamon. Es war müde, ihm war heiß und seine kurzen Beinchen schmerzten bei jedem Schritt. Nun waren das Mädchen und ihr Digimon schon mehrere Stunden unterwegs. Allerdings liefen sie nur im Kreis. May blieb aber tatsächlich nach Betamons letzten Satz stehen. Sie ging in die Hocke und sah auf das Gras vor ihr. Der leichte Wind ließ dieses sachte tanzen. Das Digimon sah sie wieder besorgt an. „May… du denkst doch nicht immer noch daran, dass du dich für feige hältst oder? Nun hör schon auf, immerhin war das gestern wirklich…“ „Erbärmlich…“, beendete sie leise den Satz. „Aber nein…“ „Doch. Schon immer war ich so feige. So weit ich denken kann habe ich mich an Kurts Hosenbund geheftet. Immer wollte ich, dass jemand anderes meine Probleme aus der Welt schafft.“ Betamon trat näher heran. Und sagte dabei leise, aber verständlich: „Okay, aber ich denke, dass es okay ist, wenn man wie du eben noch nicht so alt ist wie die anderen. Es ist wirklich alles in Ordnung, ganz sicher.“ „Nein es ist nicht in Ordnung!“, rief May plötzlich und stand wieder auf. „Ich kann rein gar nichts alleine… deshalb…“ „Deshalb, was?“, fragte jemand direkt hinter ihr. Sofort wandte sich das Mädchen um. Ihr Bruder Kurt stand genau vor ihr. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sein Gesicht hatte die Ausdrücke von Sorge und leichter Wut. „Du haust einfach ab ohne Nachricht, meldest dich nicht, reagierst nicht auf Anrufe… wir alle sind fast ausgeflippt vor Sorge. Was sollte denn das? Dir hätte sonst was passieren können. Und irgendwelche verrückten Digimon meine ich nicht.“ May sah zu Boden. Es war das erste Mal, dass sie von ihm so eine Standpauke zu hören bekam. Langsam kam ihr in den Sinn, dass sie vielleicht wirklich nicht sehr erwachsen gehandelt hatte. „T-Tut mir Leid…“, sagte sie schließlich leise und vermied es ihn anzusehen. „Das ist ja wohl das Mindeste… und jetzt sag mir, was du eigentlich hier wolltest.“ Seine Stimme klang wieder normal, sogar wie gewohnt neugierig. „Ich weiß selbst nicht so genau…“, meinte sie und sah weiterhin zu Boden. Kurt blieb vor ihr stehen, ging leicht in die Hocke, legte seine Hände auf ihre Schultern und sagte mit ruhiger Stimme: „Na komm schon… ich glaube, ich kann es mir denken. Ich… ich denke mal, du fühlst dich schwach. Nur weil du Angst hattest. Aber das ist nicht so, hörst du?“ Betamon tippte ihm leicht gegen das Knie und sagte leise zu ihm: „Das sage ich auch schon die ganze Zeit, aber sie will nicht hören…“ May sah langsam auf. „Wenn du das sagst… dann muss ich es ja wohl glauben oder?“, sagte sie und ihre Stimme klang unüberhörbar ungläubig. Kurt nahm seine Hände wieder weg und stand auf. „Müssen, musst du gar nichts. Tatsache ist nur, dass Angst nichts ist wofür man sich schämen muss. Jeder Mensch hat vor mindestens einer Sache etwas Angst und viele andere hätten an deiner Stelle auch so gehandelt.“ May sah mit leicht zugekniffenen Augen zu ihm auf. „Vor was hast du denn zum Beispiel Angst?“, fragte sie als wolle sie es nun überprüfen. Kurt hob beide Brauen. „Ich? Nun ja…“, begann er, sah sich kurz um und beugte sich dann zu ihr hinunter. „Ich habe zum Beispiel Angst vor den Bratkartoffeln von Papa… der würzt die mit allem was er findet, sogar Muskat und Zucker…“ Betamon und Elecmon verzogen verwirrt ihre Gesichter, doch May fing herzhaft an zu lachen. „Schon gut… schon gut. Tut mir Leid… ich werde mich auch bei den anderen wohl entschuldigen müssen…“, sagte sie und rieb sich die Tränen weg, die von ihrem Lachanfall noch übrig geblieben waren. „Nicht nötig“, begann Kurt und fing an zu grinsen. „Es war nämlich ausgemacht, dass wir heute zum See gehen wollten, wenn wir dich gefunden haben. Und gerade eben habe ich allen eine SMS geschickt, dass ich dich habe. Das heißt, wir gehen jetzt nach Hause, holen unsere Badesachen und nehmen den nächsten Bus. Was sagst du?“ May fing an zu lächeln, doch es wirkte etwas gequält „Ja, hört sich gut an. Und was ist mit den Digimon?“, fragte sie und deutete auf die zwei Monster, die sich fragend zu Kurt umwandten. „Die? Ach die bleiben im Versteck bei den anderen auch“, meinte er fies grinsend. „Was?“, rief Elecmon aufgebracht. „Ich glaube, ich habe mich verhört!“ „Alle weg da, Arschbombe!“ Ein lautes Plätschern, gefolgt von einer wahren Flutwelle veranlassten Dustin und Nick unterzutauchen. Als ihre Köpfe wieder über der Wasseroberfläche waren fingen sie laut an zu fluchen. „Nun lass den Mist Chris! Du störst alle anderen damit!“ Doch dieser lachte nur. „Solange mein Hintern noch nicht taub ist, werde ich so weiter machen, klar?“ Die anderen zwei Jungs tauschten grinsend ein paar Blicke. „Na gut, dann… nimm das!“ Mit ihren Armen spritzten sie Chris wahre Wassermengen entgegen. Dieser macht einen Hechtsprung zur Seite und tauchte in Deckung. „Hach ja. Jungs sind doch solche Spielkinder, oder?“, fragte Cathy mit einem Seitenblick zu Holly und klang leicht genervt. Diese zuckte nur mit den Schultern. „Immerhin sind wir doch hier um Spaß zu haben oder?“, fragte sie leise und wandte leicht den Kopf zu May, die etwas Abseits unter einem Baum im Schatten saß und mit einem Stock Kreise in den Boden malte. Erst als ihr etwas auf einen Fuß tippte sah sie etwas auf. „Was ist denn Betamon?“, fragte sie und klang zwar nicht abweisend, aber ein gewisses Desinteresse was seine Antwort anging war heraus zu hören. Das Digimon sah sie traurig an. „Komm doch bitte und schwimm mit uns ein wenig. Du kannst doch nicht die ganze Zeit hier sitzen bleiben. Wir machen uns Sorgen um dich“, sagte Betamon, doch May rührte sich nicht. Sie murmelte nur ein: „Keine Lust… spiel doch lieber mit wem anderen.“ Und sah wieder zu Boden. Langsam ging das Digimon wieder zurück in die Büsche, in denen sich die anderen versteckt hielten. „Und? Geht es ihr besser?“, fragte Penguinmon sofort. Doch Betamon schüttelte nur den Kopf. „Also echt mal, das ist doch viel zu übertrieben. Jeder hat doch mal Angst, was ist so schlimm daran, ha?“, fragte Monmon altklug, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ging langsam im Kreis. Devimon und Lynxmon tauschten viel sagende Blicke. „Vielleicht ist ihr Stolz einfach nur verletzt. Das kann bei Menschen oft solche Reaktionen hervorrufen. Es hört meist dann auf, wenn man dieselbe oder eine ähnliche Situation noch einmal durchlebt und sie meistert.“, erklärte Lynxmon und Devimon nickte. Monmon nickte und schlug die Fäuste zusammen. „Schon verstanden. Lasst uns ein wildes Digimon suchen und May damit kämpfen lassen“, sagte es und fing laut an zu lachen. Kotemon schlug es kurz auf den Kopf. „Mach über so was keine Witze. Das ist gefährlich“, sagte es und Monmon fing leise an zu knurren. „Sagte das Digimon, was schon digitieren kann“, sagte es leise, sauer und zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Nun hört auf, ehe ihr euch noch streitet“, sagte Devimon und ergriff Kotemons Schwert, was das Digimon schon zum erneuten Schlag ausgeholt hielt. „In diesem Fall sollten wir einfach abwarten. May ist noch so jung, darüber kommt sie sicher schnell hinweg“, meinte Lynxmon, gähnte und legte sich hin um zu schlafen. Noch ehe jemand etwas sagen konnte, ließ ein Blätterrascheln alle leicht zusammenzucken. Freudig ertönte ein lautes: „Calu!“ Und Calumon in Digimonform sprang mit einem großen Satz auf Lynxmons Rücken. „Ist das wieder heiß heute, calu… Hey Freunde, lasst uns spielen gehen, calu!“, rief es und sprang aufgeregt auf und ab. „Ich will lieber May helfen“, meinte Betamon sah etwas traurig zu ihr hinüber. „Die ganze Zeit hat sie sich um mich gekümmert, jetzt will ich mich um sie kümmern…“, endete es. May spürte wie sich jemand zu ihr setzte. Langsam öffnete sie ihre Augen einen Spalt breit und schielte zur Seite. Holly saß neben ihr. Offenbar wollte sie nicht mehr ins Wasser, denn sie hatte sich ein langes T-Shirt übergeworfen und sah sie lächelnd an. „Na du? Wie geht es dir?“, fragte sie. May blinzelte kurz, dann schloss sie ihre Augen wieder und murmelte leise: „Geht schon.“ Holly schwieg kurz, dann sprach sie weiter: „Habe ich dir schon mal erzählt, was für ein Herzflattern ich vor meinem ersten Theaterauftritt hatte? Man ich hatte so eine Angst einen Fehler zu machen.“ Kaum hatte sie den Satz beendet fiel ihr May ins Wort. „Ich weiß worauf du hinaus willst. Und ich weiß auch selbst, dass ich mich total dämlich verhalte. Aber aus irgendeinem Grund wuchtet es mich ziemlich“, endete sie und machte ein leicht zorniges Gesicht. „Verstehe ich vollkommen, glaub mir. Bei meinem ersten Auftritt habe ich mich an der dramatischsten Stelle versprochen. Noch während dem Gekicher wäre ich am liebsten im Erdboden versunken“, meinte Holly und lief während ihrer Erzählung leicht rosa an als sei es ihr immer noch peinlich. „Was hast du gemacht?“, fragte May und klang nun doch leicht interessiert. Holly kratzte sich verlegen am Hinterkopf, dann sagte sie verlegen: „Also zuerst… hatte ich einen leichten Nervenzusammenbruch. Aber dann dachte ich mir, dass es nun mal eben passiert ist, es ist vorbei und ich sollte einfach weiter machen. Und das habe ich dann auch gemacht. Einfach weiter gesprochen und ab da ging es dann wieder aufwärts.“ „Willst du damit sagen, ich soll einfach weiter machen als sei nichts passiert?“, fragte May und sah Holly ernst an. Diese nickte einfach nur knapp. „Genau, einfach weiter gehen, nicht mehr dran denken, einfach in Zukunft besser aufpassen und endlich mit mir ins Wasser gehen. Alleine gehe ich nicht zu den Jungs, die machen nur dummes Zeugs.“ Als hätte er es gehört machte Chris erneut eine Arschbombe ins Wasser, nur um den anderen Jungs anschließend abgefangen und unter die Oberfläche gedrückt zu werden. Als May das sah musste sie fast anfangen zu lachen. „Schau mal, du hast Besuch“, sagte Holly und deute nach vorne. May sah zu der Stelle auf die gezeigt wurde. Betamon stand genau vor ihr. In seinem Maul hatte es einen kleinen Blumenstrauß eingeklemmt, den es ihr vor die Füße legte. „Bist du immer noch traurig, May?“, fragte das Digimon mit weiterhin besorgtem Blick. May Augen wanderten zwischen wanderten zwischen den Blumen und Betamon mehrmals hin und her. „Sind die…“, begann sie langsam und das Digimon nickte nur. Nun konnte sie nicht mehr anders. Sie streckte ihre Arme aus, nahm ihr Partnerdigimon auf den Arm, drückte und streichelte es. „Danke sehr, du bist echt lieb. Und nein, ich bin nicht mehr traurig. Ich habe nur etwas überreagiert, alles ist wieder gut.“ Betamon fing an zu lächeln und sagte freudig: „Ich freue mich ja so! Dann können wir ja schwimmen gehen.“ „Genau“, sagte May nickte, stand auf, vergewisserte sich, dass keine anderen Besucher um den Strand zu sehen waren und rannte mit dem Digimon an sich gepresst zum Wasser. „Und jetzt Betamon, spielen wir ein kleines Spiel.“ „Was denn?“, fragte es und sah neugierig auf. Sie grinste und rief laut lachend: „Aufgepasst, jetzt setzen wir die Jungs unter Strom!“ Holly und die Digimon seufzten. Immerhin schien alles wieder in Ordnung zu sein. Der Tag begann sich langsam dem Ende zuzuwenden. Totenstille, nur Unterbrochen von dem Geräusch von Fingern, die Tastaturen bedienten, herrschte. Das Licht war recht gedämmte und Agent Anderson genehmigte sich seinen dritten Kaffee. „Hach Johnson, nur noch eine halbe Stunde trennen uns vom Feierabend“, sagte er und streckte sich ausgiebig, was seine Knochen knacken ließ. Der junge Mann namens Johnson fing leicht an zu grinsen und sah von seinem Monitor auf. „Sie werden langsam alt, Sir, haben sie schon das Öl ausprobiert, was ich Ihnen empfohlen habe?“ Anderson machte ein ernstes Gesicht und sagte: „Wie reden Sie bitte mit Ihrem Vorgesetzen?“ Als dann er und die sieben weiteren Männer im Raum anfingen zu lachen fügte er noch hinzu: „Aber ja, das habe ich. Diese Feuchtigkeitscreme tut meiner Haut wirklich gut.“ „Ja, sie hilft wirklich fast gegen alles, Sir. Ach was halten Sie eigentlich von der Idee diese Kinder gewisser Maßen als Mitarbeiter einzustellen? Ich meine immerhin… es sind Kinder…“, meinte Johnson und wandte sich während er sprach wieder seinem Monitor zu. Anderson nickte nur knapp. „Ich verstehe Ihre Sorgen. Das denke ich auch die ganze Zeit. Ganz ehrlich, davon halte ich nicht viel. Wie Sie schon richtig sagten, es sind immer noch Kinder. Wir können ihnen nicht das zutrauen was unsere Oberbosse von ihnen verlangen wollen. Aber was soll ich bescheidener Abteilungsleiter schon groß machen? Alvin?“ Alvin, der sich ebenfalls im Raum an einem Monitor befand sah zu dem Agent auf. „Nun ja… ich denke diese Kinder sind hart im Nehmen. Vor allem Dustin weißt ein sehr hohes Potenzial auf. Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, werde ich ihm eine Karriere als Polizist oder gar Agent vorschlagen.“ Als er endete schnaubte Anderson leicht. „Bloß nicht Agent, das kann nach hinten losgehen. Ich hatte mir den Job auch aufregender vorgestellt. Stattdessen hocken wir Tag für Tag im selbem Raum, starren auf langweilige Monitore und…“ Ein heftiges Beben, was nur etwa vier Sekunden anhielt, allerdings alle Personen mächtig durchschüttelte, ließ den Agent sofort verstummen. Noch während das Beben anhielt, fiel der gesamte Strom aus und die Männer hockten im Dunklen. „Was zum Teufel war das?! Ein Erdbeben?!“, rief einer der Männer und man konnte hören, wie sich Stühle verrückten. „Ruhe Männer, versucht den Notstrom einzuschalten“, sagte Anderson und tastete bereits nach dem Schalter. Doch er hatte ihn gerade ertastet, da ging der Strom wieder an und die Rechner fuhren erneut hoch. „Hoffe wir haben keine Daten verloren“, murmelte Johnson und hämmerte mit seinen Fingern auf der Tastatur rum. „Johnson, Datenin- und Output auf Fehler und Mängel kontrollieren, Alvin checken Sie die Herkunft des Bebens in den nachrichten oder sonst wo, alle anderen zurück an die gewohnte Arbeit“, befahl Anderson und stand auf um den Raum zu verlassen, da erklang plötzlich eine Stimme aus allen Boxen der PCs im Raum: „Guten Abend, verehrte FBI-Mitarbeiter. Ich hoffe die kleine Erschütterung hat Sie nicht allzu sehr überrascht.“ Die war grässlich verstellt. „Wer ist das? Wo kommt die Stimme her?“, fragte Anderson. „Jemand hat sich in unser System gehackt und sendet von außerhalb!“, sagte Johnson laut. „Das muss während des Ausfalls passiert sein, zurückverfolgen und Einheiten hinschicken!“ „Unmöglich, Position ist nicht feststellbar, es scheint, als habe der Server überhaupt keine ID.“ „Das kann nicht sein, so was geht doch nicht!“, rief Anderson aufgebracht und die Stimme fuhr fort: „Bevor ihr euch alle die Finger wund tippt oder es Entlassungen regnen, nehmen Sie ihre Männer nicht zu hart ran, es ist unmöglich unseren Server ausfindig zu machen. Ich darf mich vielleicht erst einmal vorstellen. Mein Name ist Mr. Cogwheel und werde Sie nicht lange belästigen. Sie müssen wissen, ich bin leidenschaftlicher Spieler. Das ganze Leben ist ein Spiel, jeder Münz oder Würfelwurf, kann im Leben über das weiter existieren oder die Vernichtung entscheiden. Da habe ich mir gedacht, ich könnte mich auf ein Spiel mit Ihnen einlassen. Ich möchte, dass auf alle seltsamen Anrufe oder Mails in nächster Zeit entsprechende Maßnamen eingeleitet werden. Das Resultat dürfte interessant werden. Das weitere Vorgehen hängt von Ihrer Schnelligkeit ab, Agent Anderson. Das Spiel beginnt… jetzt. Viel Glück.“ Die Verbindung wurde getrennt. Anderson ging auf und ab. „Ein Spiel… lächerlich. Noch dazu der Name, Mr. Cogwheel. Will der uns verarschen? Wenn das wirklich jemand von Omega war, dann wird der…“ Doch ehe er anfangen konnte beleidigend zu werden, wandte sich Alvin zu ihm zu und sagte leicht panisch: „Anderson, ein seltsamer Anruf aus New York. Eine junge Frau behauptet, dass ein riesiger und rothäutiger Dinosaurier eben an ihrem Fenster vorbei gegangen wäre.“ Bevor der Agent Fragen stellen konnte meldeten sich die weiteren Männer. „Sir, Meldung aus Los Angeles. Dort ist ein großer, weißer Gorilla gesichtet worden.“ „Sir, noch eine Meldung, aus Miami. Dort soll am Himmel ein gewaltiger, blauer Käfer gesehen worden sein.“ „Sir, diesmal Springfield. Ein lebender Baum läuft dort angeblich Amok.“ „Genug!“, rief Anderson laut und haute auf den Tisch. Alle verstummten. „Geht allem nach. Schickt Leute hin, von mir aus bewaffnete Sturmtrupps, mir egal, aber hört auf mir alles laut vorzusagen.“ Nach einer kurzen Schweigepause meldete sich Alvin erneut zu Wort: „And… ähm, Sir. Diese Sichtungen… vielleicht sind das…“ Anderson hob genervt eine Hand und Alvin verstummte. „Ich weiß… Digimon… und das bedeutet leider, dass Omega offenbar es irgendwie geschafft hat. Schauen sie nicht so verwirrt, sie wissen was ich meine. Diese Erschütterung, der Stromausfall… alles was unsere Experten berechnet hatten. Sie können tatsächlich Tore öffnen. Und ich glaube, damit sind wir überfordert. Ich werde Dustin und seinen Freunden einen besuch abstatten… noch heute. Vertritt mich solange.“ Damit warf er sich eine Jacke über und verließ den Raum, sein Ziel war High Springs. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)