Digimon Protector von Toyo-kun ================================================================================ Kapitel 12: Chris auf Streife (Filler) -------------------------------------- Trotz leichter, innerlicher Nervosität blieb er standhaft. Nun durfte nichts schief gehen. Schon mehrere Minuten hatte er neben dieser Schönheit verbracht. So perfekt war es noch nie gelaufen. Nebeneinander saßen er und sie auf der Sitzbank. Obwohl sie ihm scheinbar etwas erzählte, hatte er seine Ohren schon nach den ersten drei Minuten abgestellt und begnügte sich damit nur zu nicken, wenn sie scheinbar mit ihm sprach. Manchmal ließ er auch Sätze, die er allerdings nicht groß zusammendichtete und eh meistens aus höchstens fünf Wörtern bestanden hören. Die Zeit war gekommen für den letzten Schritt. Das Finale wurde eingeleitet. Als sie gerade für einen Moment die Augen schloss beugte er sich zu ihr hin, spitzte die Lippen und… „Was ging diesmal schief?“, fragte Bearmon mit verschränkten Armen und begutachtete den Handabdruck auf der linken Wange von Chris. Dieser hockte überlegend dem Digimon gegenüber und gab nur ein Grunzen von sich ehe er antwortete: „Offenbar wollte sie keinen Kuss. Hallo? Sie hat mich gut zehn Minuten zugelabert, für uns Männer ist das eine halbe Ewigkeit, da sich unser Gehirn automatisch abschaltet.“ Bearmon nickte mehrmals als würde es voll und ganz die Situation begreifen. „Du hast keine Ahnung wovon ich rede oder?“; fragte der Junge und sofort schüttelte das Digimon mit einem breitem Grinsen den Kopf. „Nein, nicht ein Wort. Ich verstehe sowieso nicht, wieso du es wieder und wieder versuchst. Was ist denn so wichtig daran ein Mädchen zu haben?“, fragte es und beugte sich leicht vor. Chris kratzte sich kurz überlegend am Kopf. „Du fragst was so wichtig daran ist eine feste Freundin zu haben? Ganz einfach, wenn du eine feste Freundin hast, bist du ein Mann. Mehr Vorteile hat es nicht. Es hat sogar eher Nachteile. Du musst immer für sie erreichbar sein, du darfst nur mit Mädchen reden die sie kennt oder die hässlich sind, du musst sie immer besuchen gehen auch wenn das Wetter mies ist und viel mehr. Aber ehe du fragst, ja, ich will das trotzdem, denn dann bin ich ein geachteter Mann.“ Die letzten sieben Worte sprach er mit verstellter und nicht sehr überzeugender, würdevoller Stimme. Das Digimon legte den Kopf erst verwirrt schief, dann schüttelte es diesen nur langsam und seufzte schwer. „Gut, aber bevor du weiter machst, gehe ich erst den Verbandskasten holen“, sagte Bearmon und stand auf. Chris schnaubte. „Das ist wirklich sehr lustig. Oh dahinten sieh mal. Ich sehe zwar nur ihren Rücken, aber das ist garantiert eine Hübsche. Sie dir die Hüften an.“ Das Digimon drückte die blätterigen Zweige des Gebüschs, in dem sie hockten, etwas runter und sah in die Richtung, die Chris ihm gedeutet hatte. Es hob beide Brauen hoch. „Aber das ist doch…“, begann es, doch Chris redete sofort dazwischen. „Mit Abstand der hübscheste Hintern aller Zeiten, ja da hast du Recht. Gutes Auge.“ „Nein…“, meinte Bearmon und wandte sich ihm zu. „Hör mal Chris, das ist doch nur…“ Doch wieder ging Chris dazwischen: „Ein kleiner Fisch? Ich weiß, aber jeder fängt wie gewohnt klein an. Wünsch mir Glück.“ Chris warf sich einen imaginären Superheldenumhang in den Rücken und stürmte aus dem Busch. „Aber Chris, das Mädchen ist… ach, dann eben nicht“, endete Bearmon leise flüsternd und sah ihm nach. Chris musste nur wenige Schritte tun, schon stand er hinter dem Mädchen, welches gerade ihr Handy sinken ließ und es in die rechte Hosentasche gleiten ließ. Sehr dicht stellte er sich hinter sie. „Verzeihung, aber ich hätte da mal eine kleine Frage. Sag mal Süße, brauchst du für dieses Ding hier nicht einen Waffenschein?“, fragte er und griff sofort zu. Das Mädchen zuckte nicht zusammen, drehte sich aber langsam zu ihm um. „Nein…“, begann sie und grinste ihn breit an. „Aber du brauchst gleich einen Krankenwagen, Chrisiboy.“, sagte Cathy und verschränkte die Arme. Stille trat ein. In Chris´ Kopf begannen die Zahnräder sich wie wild zu drehen. Langsam rastete die Erkenntnis ein, dass Cathy das Mädchen war, dem er gerade an den Po gefasst hatte. Als er es nach etwa zwanzig Sekunden begriffen hatte, ging der Schock durch seinen Körper und er zuckte so hektisch zusammen, dass auch Cathy überrascht einen Schritt zurückging. “Was ist los?“, fragte sie sofort. „Das ist der helle Wahnsinn“, sagte Chris, ergriff ihre Schultern, drehte sie auf dem Absatz um und musterte die Stellen von der Gürtellinie abwärts. „Wieso habe ich nie bemerkt, dass du so einen tollen Po hast?“, fragte er verwundert. Sie drehte sich langsam wieder um. „Da gibt es zwei Antworten. Erstens, ist die Hose etwas zu eng, weswegen ich sie auch morgen wieder umtauschen werde und zweitens, hast du nie wirklich Interesse für mich gezeigt.“ Chris nickte sofort. „Oh, stimmt ja“, meinte er und klopfte ihr sanft auf die Schultern. „Zum Glück bleibt das ja unter uns.“ Cathy fing an zu grinsen. „Okay, das Grabschen behalte ich ausnahmsweise für mich, aber diesen lächerlichen Anmachversuch werde ich allen erzählen, das war echt ein Brüller.“ Die letzten Wörter waren kaum zu verstehen, da sie schon ab der Mitte des Satzes in lautes Gelächter ausgebrochen war und sich schon den Bauch halten musste, da er anfing zu schmerzen. „Wieso? Was war denn so falsch?“, fragte Chris interessiert. Cathy holte einige Male tief Luft und begann seine Stimme zu imitieren: „Hey Süße, brauchst du dafür nicht einen Waffenschein?“ Wieder fing sie an zu lachen. Wollte sie auf etwas Bestimmtes hinaus? Wenn ja, dann verstand er nicht worauf. Offenbar konnte sie es in seinen Augen lesen, denn prompt verging ihr das Lachen. „Du meine Güte, du hast das ernst gemeint. Hör mal, so spricht man doch kein fremdes Mädchen an. Das Wort, Süße, ist eh schon längst out und außerdem begrüßt man sich höflich und stellt sich vor.“ „Was? Machst du Witze? Ich muss ihr meinen Namen sofort sagen? Dann weißt die ja schon so viel über mich.“ Cathy verschränkte die Arme. „Das ist doch Sinn der Sache. Wie soll sie dir auch nur Ansatzweise vertrauen, wenn du ihr nichts von dir erzählst? Glaubst du mit einer Anmache ist alles erledigt und es kann ans knutschen gehen?“, fragte sie, als sei er total verrückt. „Ja klar. Wieso kompliziert wenn es einfach geht?“, meinte Chris als sei es das natürlichste der Welt, dass die Mädchen eigentlich sofort auf ihn fliegen müssten. Sie holte mehrmals tief Luft ehe sie wieder anfing zu sprechen: „Also… du… bist echt ein noch schlimmerer Fall als Kurt und Dustin und diese beiden sind schon schlimm. Aber weißt du was? Mir ist langweilig. Ich helfe dir. Mal sehen ob ich dich wenigstens zu einem Halbgentlemen erziehen kann.“ Chris fing an zu lachen. „Ich könnte wetten, bis heute Abend habe ich mit meiner Methode mindestens eine Handynummer ergattern können.“ Cathy wurde hellhörig und fing wieder an zu grinsen. „So? Interessant… okay, lass uns wetten. Wenn du es aber nicht schaffst mit deiner Methode eine Nummer zu bekommen, gibst du Bearmon, Monmon und mir eine Jumbopizza mit Getränken und Nachtisch in der Pizzeria aus.“ Chris deutete sofort mit einem Finger auf sie und sah sie siegessicher an. „Okay, aber wenn ich es schaffe, darf ich noch mal grabschen und diesmal so lange ich will.“ Ohne lange zu zögern hielt sie ihm ihre offene Hand hin und sagte: „In Ordnung, Hand drauf.“ Er schlug ein. Somit galt die Wette. Sofort rannte Chris los. Da Cathy gerade alleine stand kamen Bearmon und Monmon aus ihren Büschen zu ihr. „Ist das echt dein ernst?“, fragte Bearmon etwas verwirrt. Sie lächelte es an und sagte: „Na klar. Ich kenne ihn. Das schafft er nie. Kommt, das dürfen wir nicht verpassen.“ Nach etwa einer halben Stunde war Chris’ Gesicht von Faust und Handabdrücken übersäht. Leicht zittrig durch die vielen Kopftreffer hockte er neben Cathy auf der Bank, die genüsslich an einem Vanilleeis leckte. „Sieht bisher nicht gut aus. Gibst du etwa schon auf?“, fragte sie und sah grinsend zu ihm hinüber. Er schüttelte wild den Kopf. „Niemals! Das muss doch gehen… Komplimente über ihren Vorbau ziehen nicht, auf ihren Hintern auch nicht und meine coolen Sprüche ziehen nicht. Ich verstehe es nicht.“ Cathy fing an zu kichern, während das Eis immer weniger wurde. Er sah etwas wütend zu ihr hinüber und murmelte ein: „Was?“ Sie fing an mit den Fingern ihrer freien hand herum zu spielen. „Ach nichts weiter, ich könnte dir ja einen Tipp geben, aber damit würde ich dir ja einen Vorteil verschaffen. Du weißt ja, ich bin ein Mädchen und weiß was wir hören möchten und was nicht.“ Chris sah sie lange überlegend an. Dann stellte er die alles entscheidende Frage: „Was willst du?“ Sie grinste ihn wieder an. „Eine Fanta Limette.“ Er stand auf, betrat den nahe gelegenen Getränkemarkt und als er nur wenige Minuten später wieder zu ihr kam, hielt er ihr eine Flasche Fanta Limette entgegen. Lieb lächelnd nahm sie ihm die Flasche ab. „Oh danke sehr“, sagte sie zuckersüß, öffnete die Flasche und nahm einige tiefe Züge ehe sie sich ihm zuwandte. „Also, du willst Komplimente machen? Dann bezieh dich auf andere Dinge, nicht den Busen oder den Po. Sag ihr zum Beispiel, dass sie hübsche Augen hat, oder eine elegante Frisur, oder eine geschmackvolle Kleiderwahl. Verstanden?“ Chris nickte. „Aha verstehe. Auf so was reagiert ihr also? Ihr Frauen seid echt kompliziert. Aber gut. Augen.“ Er beugte sich leicht vor und sah in Cathys Augen. „Aha. Wie? Dann muss ich ihr ja sofort ins Gesicht sehen. Na ja okay. Was war noch? Ach ja, Haare.“ Dabei begutachtete er ihre Frisur. „Wie sollte ich denn auf so was kommen? Haare sind Haare oder nicht? Na gut und das letzte war Kleidung.“ Er begann sie von oben bis unten zu mustern. „Gut, gut, aber ich schätze ich soll nicht erwähnen dass, wow!!!“ Das letzte Wort stieß er so schrill und laut aus, dass Cathy fast einen Sprung gemacht hätte und sich panisch umsah. „Was? Was denn? Ein Anschlag? Ein Digimon? Was ist es?“, rief sie panisch, doch Chris deutete auf ihre Beine. „Das sehe ich ja jetzt erst! Du trägst Hotpans!“ Sie sah an sich runter. „Ja und? Wir haben über 39 Grad heute, außerdem sagte ich doch, dass ich sie umtauschen werde, aber heute war es noch okay.“ Doch sein Finger blieb weiter auf ihre Beine gerichtet. „D-Du… hast… lange, schlanke Beine? Das sehe ich auch erst jetzt…“ Cathy überschlug ihre Beine und kicherte ihn belustigt an. „Jedes Mädchen hat lange Beine. Jedes. Außerdem gibt es noch viel an mir, was du noch nicht kennst. Und nun ab, Nummer suchen.“ Chris wandte sich ab und ging wieder auf Streifzüge. Kaum war er außer Sicht, steckte sich Cathy das letzte Stück ihrer Eiswaffel in den Mund und stand auf. „War das eine gute Idee ihm den Tipp zu geben?“, fragte Bearmon etwas besorgt. Cathy zwinkerte ihm zu. „Nur keine Bange. Dieser Tipp wird ihm nichts nützen. Es sind nicht allein seine Sprüche, sein ganzes Auftreten schreckt Mädchen ab. Weil er sich aus irgendeinem Grund negativ verstellt.“ Das Digimon machte große Augen. „Wow, du weißt ja viel.“ „Klar, meine Cat ist ja auch nicht so unsensibel wie Chris. Der Junge hat doch kein Plan, vielleicht hilft ein gezielter Schuss an den Hinterkopf“, meinte Monmon und zog seine Schleuder. „Nein!“, riefen Cathy und Bearmon synchron. „Och menno…“ Das neuste, laute Klatschen machte Cathy Sorgen. Leise begann sie zu murmeln: „Oha. Schon wieder eine Abfuhr. Nicht nur, dass die Zeit für ihn langsam knapp wird, er dürfte auch bald jedes Gefühl im Gesicht verloren haben.“ Monmon fing an zu lachen. „Ist doch super, nicht jeder kann behaupten in seiner Jugend eine Gratisgesichtskorrektur bekommen zu haben.“ Bearmon ließ sowohl seine Arme als auch Ohren hängen. „Der Arme… und das alles nur um ein Mann zu werden? Ist das nicht etwas grausam?“ Das Mädchen sah es verwirrt an und fragte neugierig: „Ein Mann werden? Wie meinst du das?“ Das Digimon sah zu ihr auf. „Chris meinte, dass er nur dann ein echter Mann werden würde, wenn er eine feste Freundin haben würde. Aber ist es das wirklich wert?“ Cathy streichelte es am Kopf. „Du Dummerchen. Glaube ihm doch nicht alles sofort. Er ist auch so ein Mann, sogar ohne Freundin. Gewisse Aktionen beweisen es…“, sagte sie leise und rieb sich dabei eher ungewollt den Po. Bearmon sah sie fragend an. „Und wieso macht er es dann?“ Cathy überlegte etwas lange, dann meinte sie: „Keine Ahnung. Ich schätze, dass er…“ „Einen totalen Sockenschuss hat?“, sagte Monmon und Cathy nickte sogar. „So etwas in der Art, ja.“ Chris hing wie ein nasser Sack über der Banklehne und atmete schwer. Der letzte Schlag musste ihm die Wange blutig gehauen haben, denn er hatte das Gefühl auszulaufen. „Wieso mache ich das eigentlich noch mal? Verdammt, ich habe es vergessen“, sagte er jammernd, setzte sich normal hin und sah in den wolkenlosen Himmel, dessen blau so aussah, als wolle es bald ins Abendrot ändern. Er rieb sich das Gesicht. Beide Wangen schmerzten, obwohl er sie kaum berührte. Ihm war die Lust gänzlich vergangen. Er musste sich nun doch eingestehen, dass es einen anderen Grund gab, wieso er nicht so konnte, wie er wollte. Eigentlich wusste er genau, wie man sich bei Mädchen verhält. Dass man ihr die Tür aufhält, dass man ihr hilft sich zu setzen, dass man immer höflich ist und niemals zu direkte Fragen stellt, all das und noch viel mehr wusste er ganz genau. Aber er konnte es nicht umsetzen. Der Grund war einfach und dumm zugleich. Er wollte nicht so enden wie sein Dad. Sein Vater war in seiner Jugend ein Schürzenjäger gewesen. Tatsächlich hatte er Chris´ Mutter nie geheiratet. Seine Mutter hatte um das Sorgerecht gekämpft, aber da sie in der Zeit keine Arbeit hatte, hatte das Gericht entschieden, dass Chris zu seinem Vater gehen sollte. Nun fiel ihm auf, dass er seine Mum schon seid über zwei Wochen nicht mehr besucht hatte. Wahrscheinlich war es eben dieser Wille, nicht zu einem Schürzenjäger zu werden, der ihn davon abhielt ernsthafte Versuche zu starten. „Chris? Was ist denn mit dir passiert? Wurdest du verhauen?“ Er wandte den Kopf. May stand vor ihm. „May? Wo kommst du denn nun her?“ Sie hob ihre rechte Hand, in der sie eine volle Plastiktüte trug und sagte: „Ich war einkaufen und wollte eine kleine Runde im Park drehen, tja und dann hast du da gesessen und völlig fertig ausgesehen. Alles okay?“ Chris war verwundert. Er hatte ihr genau zugehört. So schwer war das eigentlich gar nicht. „Ja, alles okay. Ich wurde nur von einer Horde Mädchen verhauen“, sagte er locker und musste selbst etwas lachen. Es hörte sich einfach nur bescheuert an. May musste sich das Grinsen verkneifen. „Versteh schon. Hey ich gebe dir mal nen Tipp. Meist geht’s auf die Entfernung leichter. Rede nicht lange mit ihr, frag sie doch mal nach nem Chatnamen, ICQ Nummer oder E-Mail und mache doch erstmal so eine Art Schreibfreundschaft. Viele kommen so auf die Dauer besser zurecht und wer weiß, aus Freundschaft kann ja mehr werden.“ Chris blinzelte verwundert. Auf so eine Idee, konnte auch nur eine Sorte Mensch kommen. Ein Mädchen. „Danke. Soll ich dich nach Hause bringen?“ Sie winkte ab. „Ach nein, geht schon. Viel Glück dann noch, man sieht sich.“ Damit verschwand sie wieder. Chris holte tief Luft, stand auf und ging noch etwas weiter. Bald schon war Sonnenuntergang. Sein Zeitlimit wurde eng. Da fand er doch tatsächlich ein rothaariges Mädchen, welches gerade auf der Wiese saß und in einem Englischbuch las. Er holte tief Luft und ging zu ihr. Etwa drei Schritte von ihr entfernt blieb er stehen. „Entschuldigung? Weißt du zufällig wie spät es ist?“, fragte er höflich und sah sie an. Sie nickte, kramte aus ihrem Rucksack ihre Uhr hervor und sah drauf. „Ja, gleich 20 Uhr und 30 Minuten“, danach sah sie zu ihm und hob beide Brauen. „Oh weh, sag mal wie siehst du denn aus?“ Chris überlegte schnell. „Ach nicht so schlimm. Ich komme vom Babysitten. Tja, kleine Racker übertreiben es mal gerne. Kinder eben, aber was solls, man darf ihnen nicht böse sein.“ „Eine super Ausrede“, dachte er und wartete auf ihre Reaktion. Täuschte er sich oder fing sie an zu lächeln. Zumindest schlug sie ihr Buch zu. „Dann kannst du sicher gut mit Kindern umgehen. Oder sie mit dir. So jemanden trifft man nicht jeden Tag.“ War das eine Erfolgsaussicht? Er hatte einen neuen Plan. „Du hör mal, ich hoffe du verstehst das nicht falsch, aber ich finde dich echt nett. Leider habe ich keine Zeit mehr, hast du zufällig eine Mailadresse oder ICQ über das wir uns mal unterhalten könnten?“ Sie musterte ihn kurz, dann nickte sie. „Klar, Moment, ich schreibe es dir auf.“ Und tatsächlich. Sie kramte aus ihrer Tasche ein Blatt Papier hervor und schrieb sowohl E-Mail als auch ICQ Nummer auf. „Hier bitte, lass mal was von dir hören.“ Er nahm ihr den Zettel ab und verstaute ihn sicher. „Klar, noch heute. Also, man sieht sich.“ Leicht winkend ging er erst rückwärts, dann drehte er sich um und ging bis um die nächste Ecke. Es war ein Anfang, dachte er sich. Die Wette war aber trotzdem verloren. Immerhin hatte er keine Handy- oder Telefonnummer. Etwas betrübt machte er sich auf den Rückweg. Seufzend blieb er vor Cathy stehen. „Und?“, fragte sie neugierig. Er schüttelte nur den Kopf und hielt ihr den Zettel hin, den er gerade von der Rothaarigen bekommen hatte. „Das ist alles. Eine ICQ Nummer, aber keine Telefonnummer. Damit habe ich wohl verloren.“ Sie sah sich den Zettel an und stellte fest, dass es nicht seine Sauklaue war. Jemand musste das doch tatsächlich geschrieben haben. „ICQ und E-Mail? Du gehst wohl jetzt auf der sehr langsamen Route wie? Ist sicher besser für dich. Weißt du was? Du hast zwar nicht die richtige Nummersorte, aber immerhin hast du eine Nummer. Nennen wir es unentschieden, was meinst du?“ Chris überlegte nicht lange. So konnte er sein letztes bisschen Geld immerhin noch verwahren. Nickend sagte er nur knapp: „Okay.“ Cathy streckte sich. „Gut, dann werd ich mal nach Hause gehen, ach eine Frage noch. Hättest du das wirklich gemacht wenn du gewonnen hättest?“ Er musste kurz überlegen was sie damit meinte, als es ihm einfiel zuckte er nur mit den Schultern. „Eher nicht. Immerhin bin ich nicht lebensmüde“, meinte er locker. Sie lachte. „Gute Entscheidung. Man sieht sich dann mal und schreib keinen Bockmist zu dem Mädchen.“ Dicht gefolgt von Monmon machte sie sich auf dem Heimweg. „Du?“, fragte Bearmon und zupfte an seiner Hose damit Chris runter sah. „Ist es immer noch so wichtig für dich eine Freundin zu haben?“ Der Junge schüttelte wild den Kopf. „Bloß nicht. Weiber, tze. Werden immer gleich handgreiflich und stinken nach Parfüm und das alles, ne du lass mal. Mann sein kann ich später genug. Komm, ich muss mein Gesicht kühlen gehen…“ Doch hatten nur wenige Meter hinter sich gebracht, als Chris auch schon wieder stehen blieb. „Wow sieh mal! Die hat ja Beine bis zum Mond. Warte kurz, ich bin gleich wieder da.“ Bearmon seufzte schwer. „Ich hab’s geahnt…“, murmelte es. „Meinst du, es könnte noch schlimmer kommen, als bisher?“, fragte Lynxmon. „Wie meinst du das?“, fragte Devimon und sah es neugierig an. Lynxmon erwiderte den Blick und nickte auf den Eingang ihres neuen Verstecks. „Na ich meine das da. Eine Höhle im nahe gelegenen Steinbruch, noch dazu ohne Licht und ähnliches? Geht es noch schlimmer?“ „Es ist unglaublich!“, rief Kiwimon und kam aus der Höhle zu den zwei anderen Digimon gerannt. „Was ist unglaublich?“, fragte Devimon sofort. Das Vogeldigimon gestikulierte wild zum Höhleneingang und schnatterte: „Das kleine Digimon von Dustins Mutter, es wohnt doch bei uns.“ „Ja?“, sagte Lynxmon. „Na ja und wir haben es mit frisch gefangen Fisch gefüttert“, fuhr Kiwkimon fort. „Weiter?“, meinte Devimon und machte eine Handbewegung, dass das Vogeldigimon weiter sprach. „Und es hat den größten und stinkigsten Haufen gemacht den ich je gesehen habe!“ Danach rannte es wieder zurück in die Höhle. Die beiden anderen schwiegen einige Minuten, dann begann Devimon: „Lynxmon?“ „Ja?“ „Es ist gerade schlimmer geworden.“ „Ja, ich weiß… ich weiß.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)