Digimon Protector von Toyo-kun ================================================================================ Kapitel 6: Neue Freunde ----------------------- „Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass wir hier am Blue Spring gelandet sind?“, fragte Kurt interessiert und ließ nebenbei den Blick schweifen. Eigentlich hatte er die Antwort schon im Kopf, aber jeder Mensch kann sich ja mal irren. Chris klopfte ihm sachte auf die Schultern und grinste. „Ja natürlich. Ich denke mal Digimon mögen den Strand genauso gerne wie Menschen und außerdem… na ja…“ Er schien zu überlegen wie er den Satz wohl am besten beenden sollte, doch Kurt nahm ihm die Aufgabe ab und sagte trocken: „Und außerdem erhoffst du dir einige interessante Einblicke gewisser Hügellandschaften?“ Chris strahlte und lachte gleichzeitig. „Genau so und nicht anders.“ Tatsächlich waren am Strand einige kleinere Grüppchen verteilt. Einige sonnten sich, andere rannten ins Wasser oder kamen gerade heraus und wieder andere saßen unter Sonnenschirmen und beschäftigten sich anders. Kurt musste zugeben, dass er in diesem Moment auch gerne einfach nur dort im Wasser herum geschwommen wäre. „Lass uns morgen, nach der Schule, mit den anderen auch hier hin. Das wird sicher witzig“, meinte Kurt, wandte sich um, doch anstatt Chris zu sehen, standen dort nur Elecmon und Bearmon und blinzelte zu ihm auf. „Wo…“, begann er erneut, doch Elecmon nickte nur leicht nach rechts. Kurt sah hin und verzog das Gesicht. Chris hockte neben einem Mädchen und sprach auf dieses ein. Ganz sicher wollte er ihren Rücken mit Sonnencreme einreiben. „Das wird sicher nicht lange dauern“, sagte Kurt und sah zu den Digimon hinunter. „Solange sehen wir uns einfach mal etwas um. Wir bleiben aber besser im hinteren Teil des Strandes, dann sehen euch die anderen Leute nicht. Die Digimon nickten und trotteten ihm nach. Schon nach vier Schritten hätte Kurt schwören können, dass er es hatte knallen hören. Nur Sekunden später war Chris wieder bei ihnen. Ein rötlicher Abdruck zierte seine rechte Wange. „Kurt, ich gebe dir einen Rat. Sage einem Mädchen nie, dass sie schöne Hupen hätte.“ Kurt strich ihm mitleidig über den Kopf. „Das wusste ich schon vorher, mein kleiner Chrisiboy.“ Elecmon und Bearmon sahen sich fragend an. „Mädchen haben was? Hupen?“, fragte Bearmon. Elecmon machte eine Kopfbewegung, was bei ihm wohl eine Art Schulterzucken war. „Ich kenne Hupen nur bei Fahrzeugen“, sagte es. „Das ist nicht so wichtig, vergesst es einfach, okay?“, sagte Kurt sofort und Chris pfiff unschuldig ein Lied. Kurt gab ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf und sagte leise: „Sag so was doch nicht, wenn sie dabei sind.“ Chris rieb sich den Kopf und schmollte. „Als ob die Ohrfeige nicht schon gerecht hätte“, meinte er und fing sofort wieder an seine prüfenden Blicke schweifen zu lassen. Schon Sekunden später tippte er seinem Nebenmann auf die Schulter und deutete auf ein nicht sehr weit entferntes Mädchen. Kurt sah kurz hin, wandte den Blick aber sofort wieder ab. Sie hatte ihr Bikinioberteil geöffnet und obwohl sie auf dem Bauch lag, fühlte sich Kurt gar nicht wohl als er sie kurz betrachtet hatte. „Ja und?“, fragte er genervt. Chris ließ ein kurzes, prüfendes Geräusch vernehmen, dann sagte er trocken: „80, 50, 78.“ Kurt und die Digimon sahen ihn verwirrt an. Chris schwieg kurz, dann fügte er hinzu: „Das sind ihre Körpermaße. Wie bereits gesagt, ich erkenne so was sofort. Für ein Mädchen, dass etwa 16 Jahre alt ist, ausreichend.“ „Ausreichend? Was bist du? Ein Spanner oder so was?“, rief Kurt schon fast und war sowohl verblüfft, als auch überrascht. Chris grinste. „Nein, ich bin Experte meines Fachs. Aber gehen wir weiter, ich will mir nicht noch eine einfangen.“ Sie hatten schon mehr als die Hälfte des Strandes hinter sich gebracht, da fiel Kurt ein Junge auf, der nun schon zum dritten Mal eine Runde um den Strand gelaufen war und offenbar weiter machen wollte. „Ist das da nicht Steve aus der zehnten Klasse?“, fragte er und Chris nickte sofort. „Das ist er. Er ist Landesmeister im Juniorenhundertmeterlauf. Er schafft 100 Meter in 15 Sekunden.“ „15 Sekunden? Das sind ja nur fünf Sekunden bis zum Weltrekord. Für einen Jugendlichen echt super. Und da ist er nur Landesmeister?“, fragte Kurt interessiert. „Ja, der Juniorenweltmeister läuft 13 Sekunden. Das schaffte Steve nicht, aber er sagt selbst, dass ihm der Landesmeister reicht.“ Nachdem Chris geendet hatte, fiel ihm auf, dass fast alle Mädchen Steve zusahen, wie er den Strand entlang lief. „Was hat der, was ich nicht habe?“, fragte er mies gelaunt. „Besseres Aussehen und mehr Muskeln“, sagte Bearmon. „Ein freundlicheres Lächeln und mehr Ausdauer“, sagte Elecmon. „Und garantiert mehr Geld und trockene Laken.“ Mit diesem Satz beendete Kurt die Argumentaufzählung und Chris winkte ab. „Alles nur unwichtige Nebensächlichkeiten. Ich wette er ist wie alle anderen Sportler arrogant.“ Die Digimon und Kurt grinsten sich an. „Ist da jemand eifersüchtig?“, fragte Bearmon übertrieben laut geflüstert. „Mal abgesehen davon, dass es bei seiner Figur, den meisten Mädchen egal ist, wie sein Charakter ist. Solange das Äußere stimmt, kannste so ziemlich jede haben“, erklärte Kurt und sah erneut zu Steve hinüber. Als er ihn genauer musterte erstarrte er. „Scheiße.“ Chris wandte sich ihm zu. „Was ist?“ „Steve sieht zu uns rüber. Und… er hat Elecmon und Bearmon reden gesehen. Er kommt näher, was jetzt?!“ Elecmon und Bearmon fielen stumpf zu Boden und blieben liegen. Elecmon schloss die Augen und flüsterte: „Plüschtiertarnung.“ „Wenn er wie die meisten Sportler ist, fällt er locker darauf rein“, sagte Chris, hob Bearmon hoch und wartete ab. Steve musterte beide kurz, dann blieb er direkt vor ihnen stehen. „Hi“, sagte er und schien leicht aufgeregt. Noch bevor die beiden anderen etwas sagen konnten sprach er weiter: „Ich an eurer Stelle würde die Digimon nicht so einfach hier rumlaufen lassen.“ Kurt und Chris blieb die Spucke weg und die Digimon sahen auf. „D-Du kennst die Digimon?“, fragten die Jungs synchron. Steve lächelte leicht. „Klar und ich bin nicht der Einzige, kommt mal mit.“ Steve ging vor in Richtung Stadt zurück. Die Jungs und ihre Digimon folgten ihm dicht. Steve führte sie auf eine Art Gelände einer ehemaligen Fabrik. Das Betreten war verboten, doch er ging, ohne das Schild weiter zu beachten, zum Eingangstor und öffnete es. Das Quietschen war fast ohrenbetäubend. „Nun wissen sie bescheid, dass wir kommen“, sagte Steve und wartete bis Kurt, Chris und die Digimon drinnen waren. Dann schloss er das Tor wieder und das Quietschen hallte erneut über das Gelände. „Und nun wissen sie, dass Freunde kommen. Einbrecher würden ja das Tor nicht schließen. Logisch oder?“ Damit führte er seinen Weg fort in Richtung Halle. Die Tür schien dicht, doch Steve öffnete sie ohne Probleme. „Kommt rein, aber seid vorsichtig. Bewegt euch besser nicht also zu hektisch. Folgt mir, wir sind gleich da.“ Kurt ging als Letzter hinein und schloss die Tür sofort. „Nun erklär doch mal was wir hier tun sollen und wer sind die von denen du sprichst?“ Doch Steve antwortete nicht, sondern ging einfach weiter. Kurt hatte nicht als Einziger ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, doch die Vierergruppe folgte ihm weiterhin. Die Halle voll gestopft mir Metallresten, die am Boden verstreut waren. Am Ende der Halle war eine weitere Tür. Steve legte seine Hand um die Klinke und sah noch mal zu ihnen. „Also ich warne euch vor, der Empfang dürfte jetzt etwas anders verlaufen, als ihr vielleicht denkt.“ Chris hatte plötzlich eine dringende Frage auf den Lippen, doch die Tür schwang in jenen Moment auf, als er den Mund öffnen wollte um diese zu stellen. Das nächste was er sah, war eine Art leuchten. Etwas sprang durch die Tür und landete nur Zentimeter vor ihnen. Erst dachten die Vier es wäre Feuer, doch dann sahen sie Beine die aus dem Feuer ragten. Vier an der Zahl mit Klauen an den Pfoten und ein raubkatzenähnlicher Kopf. Das Wesen knurrte sie an, doch Steve tätschelte ihm den Kopf. „Nur die Ruhe, das sind Freunde Lynxmon. Sie haben auch Digimon, siehst du?“ Lynxmon schnüffelte kurz, dann trat es zwei Schritte zurück. „Entschuldigt, die Vorsicht ging mit mir durch“, sagte es und neigte entschuldigend den Kopf leicht vor. „Sch-Schon gut…“, sagte Chris und mit Kurts Hilfe stand er auf. Lynxmon ging zurück in den Raum und Steve hielt ihnen die Tür auf. „Kommt, rein mit euch.“ Kaum hatte Steve den Mund geschlossen, gingen Bearmon und Elecmon auch schon rein. „Bearmon und Elecmon? Soll das heißen Kurt und Chris sind hier?“ Die Mädchenstimme kam den beiden Jungs sehr bekannt vor. Sofort betraten sie den Raum. Eine kleine Treppe führte sie etwas höher. Es war ein sehr großer Raum, wohl früher ein Versammlungszimmer. Es war mit Sitzgelegenheiten aller Art ausgestattet, Tische standen verteilt, auf denen sogar Getränke und Knabbersachen lagen und hübsche Bilder zierten die monotone Wand. Auf einer Couch direkt links saßen Bearmon und Elecmon zusammen mit Cathy und Holly, die wiederum ihre Digimon auf dem Schoß sitzen hatten. Cathy hob grüßend eine Hand. „Halli hallo. Also seid ihr auch über einen Digimon Tamer gestolpert und hier gelandet?“ Steve, der die Tür geschlossen hatte und jetzt zu ihnen trat, nahm den beiden Jungs die Antwort ab. „Ich habe sie tatsächlich am Strand gefunden. Das war ein guter Tipp von dir, Cathy.“ Cathy zwinkerte ihm zu. „Na ja, Chris ist leicht zu durchschauen.“ Kurt sah sich weiter um. Außer ihnen waren noch sechse weitere Personen im Raum. Ein kleiner Junge, etwa elf Jahre alt und mit kurzen, blonden Haaren, saß auf einem Sitzkissen und hatte neben sich ein Digimon sitzen, dass wie ein Frosch aussah, der eine Art Tröte um den Hals gebunden hatte und sichtlich am warmen Wetter zu leiden hatte. Ihm gegenüber saß ein Junge, der etwa 13 Jahre alt war und kurze, schwarze Haare hatte. Neben ihm stand ein großes Vogeldigimon, das allerdings keine Flügel zu haben schien, dafür lange, kräftige Beine und einen langen Schnabel hatte. „Du beobachtest gerne, wie?“ Kurt sah zur Seite. Steve hatte ihm die Frage gestellt und sah die zwei Jungen ebenfalls an. „Na ja…“, begann Kurt, doch Steve lachte. „Ist doch okay. Der Kleine heißt Nick, neben ihm liegt Gekomon und der etwas Größere heißt Thomas und der große Vogel da heißt Kiwimon.“ Steve deutete quer durch den Saal und stellte die Leute vor. „Der Junge da mit den rötlichen Haaren heißt Kevin. Das Digimon hinter ihm heißt Kougamon. Das dunkel gekleidete Mädchen heißt Stella. Ihr Partner ist Devimon, aber dieses ruht sich tagsüber aus. Mein Tipp, lass sie lieber erstmal in Ruhe, zu Fremden ist sie eher unhöflich. Die Hübsche da drüben mit den blonden Haaren und mit dem engen Top heißt Vanessa, ihr Digimon ist Lunamon, das süße, rosafarbene da drüben. Die Beiden achten sehr auf ihr äußeres. Ja und dann gibt es noch Lynxmon und mich, ach und ein kleines Mädchen namens Marie und ihr Numemon, aber die beiden kommen wohl erst später.“ Alles im allem war das doch eine recht bunte Truppe. Steve und dieser Kevin schienen die Sportler zu sein, die zwei Jüngeren eben normale Kinder, die gerade Karten spielten und die zwei Mädchen waren das genaue Gegenteil voneinander. Vanessa, war schlank und hübsch. Besser konnte es Kurt nicht sagen. Lange, glatte Haare, enge Klamotten, bunte Kleider, eben einfach nur hübsch anzusehen. Stella hingegen hockte in der dunkelsten Ecke. Ihre Haare und Kleidung waren pechschwarz und ihre Haut so milchig wie die einer Leiche. „Du sag mal, diese Stella, ist die irgendwie… na ja… Gothic?“, fragte Kurt leise. Steve zuckte mit den Schultern. „Angeblich ist das ihr eigener Style. Sie ist nicht der Typ Mädchen der sich an etwas Vorgemachtes mit dran hängt. Aber selbst mir verrät sie dazu nichts Genaueres“, schloss er und sah zu ihr hinüber. Kurt stutzte. „Was meinst du mit nicht mal dir?“ Steve kratzte sich verlegen am Kopf. „Nichts Besonderes. Stella und ich sind nur seid der Grundschule immer in der selben Klasse gewesen und waren immer dicke Kumpel. Aber seid einiger Zeit entfernt sie sich mehr und mehr seid… ach lass gut sein. Nanu?“ Alle verstummten. Das Quietschen des Eingangstores war laut zu vernehmen. Sekunden später erklang es erneut. „Das muss Marie sein. Wir werden es ja gleich wissen“, sagte der Junge, den Steve als Kevin vorgestellt hatte und sah zu dem Lüftungsschacht zu seiner linken. Sekunden später hüpfte ein grünes Digimon mit Stielaugen heraus und ließ einen lauten Gruß hören. Steve nickte. „Ah Numemon, dann ist ja Marie auch jede Sekunde hier.“ Numemon sah zu ihm. „Das schon, aber…“ Lynxmon erhob sich so plötzlich, dass Holly und Cathy erschrocken zusammenzuckten. „Sie ist nicht alleine. Fremde. Es sind zwei.“ Ohne weiter zu reden sprang es vor. Genau in der Sekunde, in der sich dir Tür öffnete, sprang es mit einem kräftigen Satz hinaus. Ein langer und überraschter Aufschrei war zu hören, dann sprachen mehrere Stimmen wild durcheinander. „Calu! Was für ein Schock!“ „Das ist aber eine große Katze…“ „Nehmt das Biest von mir runter, tut was!“ „Lynxmon, lass ihn!“ Kurt und der Rest der Gruppe zogen die Brauen hoch. Das konnten nur Dustin, May und Digimonanhang sein. Steve trat hinaus. „Was ist denn hier los? Hey Lynxmon, geh runter. Sie haben auch Digimon, also sind es keine Feinde.“ Danach redeten die Leute vor Tür noch einige Zeit miteinander, dann traten auch sie in den Raum ein. Tatsächlich, dicht gefolgt von Steve und einem kleinen Mädchen, betraten Dustin und May, samt Digimon den Raum. Calumon hatte es sich auf Lynxmons Rücken bequem gemacht. „Hottehü! Reiten wir in den Sonnenuntergang, calu!“ Vanessa, zeigt ohne irgendwelche Vorwarnungen, dass auch schöne Mädchen ziemlich schnell reagieren konnten. Blitzschnell war sie vorgetreten, hatte sich Calumon geschnappt und drückte es fest an sich. „Mein Gott, bist du niedlich!“ Ihr eigenes Digimon stand etwas unbeholfen daneben. Nick und Thomas sahen sich jetzt zum ersten Mal interessiert um. Dass Neulinge unter ihnen sind, hatten sie offenbar erst jetzt wirklich gemerkt. Der kleine Nick sah mit zusammengekniffenen Augen zu Vanessa hinüber. „Du findest doch alles süß, was kleiner ist als du und ein rundes Gesicht hat“, sagte er leicht genervt. Vanessa sah in finster an. „Stimmt nicht, sonst müsste ich dich ja auch niedlich finden, tue ich aber nicht.“ „Na die haben sich ja lieb“, nuschelte Chris. Thomas stellte sich neben ihn und sagte: „Die beiden sind über mehrere Ecken miteinander verwandt. Man kann auch Cousin und Cousine des x-ten Grades sagen.“ Die Digimon verhielten sich alle recht ruhig. Gekomon und Lunamon saßen nebeneinander, sahen sich an und schüttelten nur die Köpfe, Kiwimon war im stehen eingeschlafen, Lynxmon hatte sich an die Wand gelehnt und hingelegt und Kougamon saß noch immer an Ort und Stelle und meditierte. „Sagt mal…“, meldete sich Holly auf einmal und sah fragend in die Runde. „Was macht ihr hier eigentlich?“ Nick und Vanessa verstummten schlagartig. Alle sahen zu Holly hinüber, die wie sonst auch leicht rosa anlief. „Uns verstecken.“ Alle sahen in die dunkle Ecke hinüber. Stella, an der Wand gelehnt und mit verschränkten Armen, sah zu ihnen hinüber mit einem neutralen Gesichtsausdruck. „Uns und unsere Partner. Vor ihnen.“ Damit schloss sie und wandte sich wieder ab. „Vor wen?“, fragten Kurt und Dustin synchron. „Omega“, meinte Kevin knapp. „Die Terroristengruppe, die mit Digimon böse Geschäfte betreiben.“ „Also doch“, schoss es Dustin durch den Kopf. All die Zeit hatte er also nicht dummes Zeug geglaubt. „Erzählt mal mehr. Was genau wollen sie damit bezwecken?“, fragte Kurt, dessen natürliche Neugier wieder erwachte. „Ist das nicht klar?“, fragte Thomas ungläubig. „Sie bauen seltsame Geräte, mit denen sie harmlose Digimon wie eure in brutale Killermaschinen verwandeln.“ Steve nickte und übernahm weitere Erklärungen. „Es gibt diese Geräte in verschiedenen Ausgaben. Halsringe, Arm- und Fußreife, Gürtel. Auf jeden Fall sehen sie immer aus wie Ringe. Dunkelgraue Ringe, die seltsam summen. Wahrscheinlich mit seltsamen Zeugs gefüllt, womit die Digimon wild wie ein Stier in der Arena werden. Wir haben uns schon öfters mit solchen anlegen müssen. Das seltsame ist, wenn diese Digimon sterben, verpuffen sie einfach. Sie werden kein Ei, sie sterben endgültig.“ „Was?!“, riefen die Neuen alle gleichzeitig und Calumon weitete entsetzt die Augen. Steve sah traurig zu Boden. „Ja. Die einzige Möglichkeit ist es diese Ringe zu zerstören, aber auch dann hat man keinen Erfolg. Denn die Digimon bleiben dann wahnsinnig und man muss sie letztlich doch umbringen. Und wir wissen, dass Omega mit Hilfe der Digimon schon bald etwas sehr großes starten wird. Wir wissen nur nicht was genau.“ Die Mädchen waren entsetzt. Würden sie bald auch Digimon umbringen müssen? Den Jungs ging ähnliches durch den Kopf. Im Falle von Raremon waren sie immerhin sicher, dass es wiedergeboren werden würde, aber ein Digimon endgültig umzubringen? Keiner wusste, ob er es tun könnte. „Noch geben sie sich mit einfachen Kunst- und Geldraubzügen zufrieden. Nur die Frage ist, wie lange das noch so geht. Auch die DSE schafft keinen endgültigen Stich gegen sie.“ Steve hatte nach einer kurzen Pause den Rest schnell runter geredet. Für Kurt ergab nun dieses Versteck einen logischen Sinn. Wenn Omega ihre Digimon finden und mitnehmen würde, würden sie sicher auch umgepolt werden. „Leute…“, begann Dustin, schlug beide Hände zusammen und sah sie ernst an. „Wir sind die Digiritter, also ist es wohl oder übel unsere Aufgabe die Omega zu besiegen. Und wenn das getan ist, finden wir sicher einen Weg Calumon und die anderen Digimon wieder nach Hause zu schicken.“ Stella fing an zu lachen. Es war ein spöttisches und kaltes lachen. „Du bist so erfrischend naiv Junge. Ausgerechnet ihr wollt die Omega besiegen? Träum weiter, das schafft ihr nie.“ Dustin sah zu ihr hinüber. „Was willst du denn? Versteckst dich da drüben und spuckst große Töne? Schon mal was davon gehört, dass man alles schaffen kann, wenn man sich anstrengt?“ Stella lachte erneut auf, stieß sich von der Wand ab und trat langsam auf ihn zu. Sie war gut einen halben Kopf kleiner als er, doch ihre Erscheinung machte dies wett. Sie wirkte wie ein Vampir, der langsam auf sein Opfer zuschwebte. „Die Omegadigimon zerreißen eure kleinen Hosenscheißer in der Luft. Sie sind doch nur jämmerliche Rookielevel. Sie hätten keine Chance. Selbst mein Partner war fast machtlos gegen ein Omegadigimon, da werden eure nur ein Snack sein.“ Dustin knurrte. „Dann ist dein Partner eben ein Schlaffi.“ Stella grinste überlegen. „Mein Partner ist zufälliger Weise Devimon, ein Digimon auf dem Championlevel. Der Einzige in diesem Raum der Devimon in Ansatz gefährlich werden könnte wäre Lynxmon und er ist auf dem Armorlevel.“ „Armor?“, fragte Kurt. „Was für ein Level ist Armor?“ „Calu, so eine Art Zwischenstufe vom Rookie zum Champion. Aber von der Stärke her mit Champion gleichzusetzen. Calu, einige Armorlevel sind sogar stark genug um es mit Ultra aufzunehmen“, erklärte Calumon, das immer noch, wegen eben, geschockt war. Dustin ballte die Fäuste. „Ob Champion oder nicht, mit deinem Devimon würde Kotemon ohne Probleme fertig werden.“ Kotemon sprang vor und nickte. Stella sah zu ihm hinab und kicherte siegessicher. „Dieser kleine Minisoldat? Mir soll es recht sein. Nach meiner Uhr haben wir Sonnuntergang. Wir treffen uns draußen.“ Damit warf sie sich die Haare nach hinten und stolzierte aus dem Raum. Steve entglitt ein leiser Pfiff. „Respekt. Du hast es geschafft Stella wieder aus ihrer Ecke zu treiben. Scheinbar mag sie dich.“ Dustin rümpfte leicht angewidert die Nase. „Mir egal. Die kann was erleben. Fertig Kotemon?“ „Aber hallo“, sagte es und rannte zur Tür. „Wartet doch mal.“ Alle wandten den Kopf. Cathy ging zu Dustin, sah ihn erst eine Weile an und schlug ihm dann gegen die Stirn. „Hast du sie noch alle? Da finden wir endlich mal Leute wie uns und du musst dich wie sonst auch gleich mit allen anlegen?“ Er rieb sich die Stirn und sah sie an. „Sie hat nicht nur mich, sondern uns alle verspottet. Oder glaubst du etwa auch, dass wir es nicht schaffen?“ Cathy sah zur Seite. „Na ja… das… du… du stellst dir das viel zu leicht vor. Das sind erwachsene Profis. Glaubst du im ernst, dass wir auch nur die geringste Chance haben?“ Dustin nickte ohne zu zögern. „Na klar. So und nun entschuldigt mich. Komm Kotemon, wir müssen ein Digimon grillen.“ Die Sonne leuchtete in einem angenehmen Mix aus Rot und Orange und war nur noch halb am Horizont zu sehen. Eine leichte Brise strich über das Gelände. Dustin und Kotemon traten aus der Tür und gingen einige Schritte. Dann sahen sie endlich Stella, die sich zu ihnen mit einer eleganten Bewegung umdrehte. Ihr Lächeln ergab für Dustin keinen Sinn. Er konnte es nicht zuweisen. „In Ordnung Mister Ich-schaffe-alles. Das ist das Kampffeld. Nur die Digimon kämpfen, wir mischen uns nicht ein. Du kannst deinen Kleinen ruhig anfeuern, es bringt ja eh nichts. Aber keine Sorge, ich finde deinen Begleiter irgendwie niedlich. Ich werde Devimon sagen, dass er ihn schonen soll.“ „Genug Schwachsinn gelabert! Wo ist dein Digimon? Hah?“, fragte Dustin, der von ihrer arroganten Art total angepisst war. Stella strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Oh entschuldige. Er ist hier. Zeig dich Devimon. Jemand will eine Tracht Prügel einstecken.“ Kaum hatte sich ihr Mund geschlossen, begann es links neben ihr seltsam zu leuchten. Am Boden erschien eine Art Strudel aus Dunkelheit. Erst dachte Dustin, es wäre ein Loch, doch dann schob sich langsam eine Gestalt heraus und als sie gänzlich zu erkennen war, verschwand das Portal. Die Erscheinung des Digimon war unheimlich. Es hatte Fledermausähnliche Flügel aus dem Rücken, sah aus wie ein großer, schlanker Mann mit langen Beinen und Armen und aus seinem Kopf wuchsen zwei Hörner. Es war fast gänzlich in schwarz gekleidet und seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Devimon wandte sich Stella zu und verneigte sich, wie ein Diener vor seiner Herrin. „Du hast gerufen, hier bin ich.“ Stella sah es an. „Sehr schön, das geht ja immer schneller. Schau mal da drüben. Dieser Junge behauptet dich in einem fairen Kampf besiegen zu können. Sein Digimon sieht allerdings nicht danach aus, oder was denkst du?“ Devimon sah zu Dustin und Kotemon hinüber. Es musterte sie sehr lange und prüfend. „Also? Was sagst du?“, fragte sie erneut. Das Digimon sah Stella ernst an. „Noch sind sie keine Gegner, das stimmt. Allerdings…“ Stella sah es ernst an. „Was?“, fragte sie genervt, aber ein wenig Neugier lag doch in ihrer Stimme. „Es ist nichts weiter. Ich werde für dich kämpfen, wie gewohnt.“ Devimon trat vor. „Aber sei nicht allzu hart zu dem kleinem Echsensamurai, klar?“, rief sie ihrem Digimon hinterher und setzte sich auf den Boden. „Natürlich“, sagte Devimon ruhig. „Ganz wie du wünscht.“ Dustin war sauer. Wie die Beiden so über ihn und vor allem Kotemon redeten, als seien sie eigentlich gar nicht anwesend. „Zeig es ihm okay? Du hältst dich nicht zurück.“ Kotemon nickte und sprang vor. „Wann geht es los?“, rief er zu Stella hinüber, die eher gelangweilt aussah. „Der Kampf läuft schon, legt einfach los.“ Dustin grinste. „Werden wir nicht. Wer einen Kampf anfängt, verliert mit Sicherheit.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst, Devimon leg los.“ Devimon hob langsam seine Arme. „Okay Kotemon, mach dich bereit!“ Kotemon nickte und zog blitzschnell sein Schwert. Der Kampf konnte nun beginnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)