Ambivalenz von Annatar ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Ambivalenz ~Prolog~ Verzerrt, fortgeschafft In der wimmelnden Masse von Dämonen Liebling mit geschlossen Augen Trete tief ein in diesen Platz... Pulsierende Stille beherrscht den Raum. Unterbrochen wird sie allein von schnellen, unregelmäßigen Atemzügen, ausgestoßen von dem Engel, der sich, im Begriff zu fallen, in einen tiefen Schlaf geflüchtet hat. Er ihm soeben zum Verhängnis wird. Der Engel reißt die Augen auf, das einst tiefe Blau ist matt geworden, seine Lippen öffnen sich um einen lautlosen Schrei loszulassen. Der Atem des Engels zittert, seine Brust hebt sich schnell auf und ab, saugt Luft in die Lunge hinein, als ersticke er jeden Moment. Die bleichen Hände krallt er in das makellos weiße Bettlacken. Das Bild seines Erwachens wird begleitet von den kühlen Strahlen des aufgegangen Vollmondes, der sein Licht wie kaltes, klares Wasser in das Zimmer ergießt. Die kalkweiße Haut scheint beinahe durchsichtig, Angst und Verwirrung spiegeln sich auf dem ebenmäßigen Gesicht wieder. Das feine, schwarze Haar ist unordentlich auf dem Kissen ausgebreitet, ganz so als wäre eine Spinne demselben Wahnsinn anheim gefallen, der sich auch in seinen Traum geschlichen hat. Ein Traum mit kalten Farben, erstickenden Farben, mit unmenschlichem Kreischen und mit einer höhnender Stille. Mit einem Ruck setzt er sich auf, die blassblauen Augen noch immer weit aufgerissen. Was tat er hier? Wo war er denn überhaupt? Sein Blick schnellt durch den Raum, huscht hastig über die kalten, weißen Wände, über die zwei kleinen Fenster. Es sind Gitter davor. Um ihn einzusperren. Er kann nicht entfliehen. Fliehen. Vor was? Doch diese Frage kommt ihm nicht in den Sinn, er schaut sich nur weiter um, sucht einen Hinweis darauf, wo er sich befindet, doch nichts sagt es ihm, die weißen Wände bleiben stumm, der Mond lächelt ihm herablassend zu und überschüttet ihn mit seinem eisigen Licht. Dann blickt er an sich herab und entdeckt ein Kabel... Es Kabel endet in einer langen Nadel, und diese steckt in seinem linken Unterarm. Sein Blick verfolgt das Kabel zurück, und erst jetzt entdeckt er den kleinen Ständer. Ein Beutel schaukelt an ihm, eine weiße Flüssigkeit schwappt darin hin und her, hin und her und ein schriller Aufschrei hallt in dem Raum wieder, ohne je nach draußen zu gelangen, während er sich panisch die Nadel herausreißt. Die weiße Flüssigkeit blubbert auf, der durchsichte Beutel beginnt Blasen zu werfen, er schreit, er schreit. Und er hört nicht auf. „Scht... Scht, Kaya“, flüstert eine sanfte Stimme in sein Ohr. Sie kommt ihm seltsam bekannt vor. Er hat angefangen zu schreien und sich hin und her zu werfen, aber er weiß nicht mehr, warum. Dann fühlt er feste Arme um seinen Körper und warmen Atem an seinem Nacken. „Du hast ihn umgebracht“, säuselt diese Stimme. „Ich- ich habe was?“ Er reißt ungläubig die Augen auf, will dem Besitzer der Stimme ins Gesicht sehen, doch er vermag nicht den Kopf zu drehen, das schwarze Haar verschleiert seine Sicht, nur das kalte Weiß schimmert hindurch. „Ganz richtig“, erneut diese Stimme, die ihm so sehr bekannt vorkommt, eine Stimme, die er… jeden Tag hört... „Du hast ihm eine Vase über dem Kopf zerbrochen, erinnerst du dich nicht daran? An das purpurfarbene Blut?“ Leises Lachen klingt an sein Ohr, die Arme schlingen sich fester um seinen Körper, drücken ihm langsam die Luft aus den Lungen. „Du bist ein Mörder. Du hast die kleine Minako zum Halbwaise gemacht und ihre Mutter zur Witwe. Du bist daran schuld, dass sie noch viel Schmerz erleiden müssen. Bis sie sich in ihren Qualen winden... Kannst du ihren Hass spüren? Jede Nacht beten sie zu Gott, dass er dieses Verbrechen rächt, indem er dich quält und dann tötet!“ Mit aller Macht versucht er sich aus diesen Armen zu winden, die sich wie Schlangenleiber um seine Brust gelegt haben, aber er schafft es nur den Kopf zu drehen. Langes, schwarzes Haar, blassblaue Augen sehen ihm entgegen. Es ist sein Gesicht. Es ist seine Stimme. ~Prolog~/Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)